1943, III. Quartal

1943, Juli

Standkonzert in Kufstein
In: Tiroler Volksblatt vom 2. Juli 1943, Seite 4

Die Standschützenmusikkapelle gibt am Samstag, 3. Juli, von 20 bis 21 Uhr auf dem Adolf-Hitler-Platz in Kufstein ein Konzert mit nachstehender Spielfolge:
[Heinrich] Steinbeck: „In alter Frische“, Marsch.
[Johann] Strauß: „O schöner Mai“, Walzer;
Novack: Ouvertüre „Fest im Elysium“;
[Hanns] Löhr: „Murzel und Purzel“, Konzert-Polka für zwei Solo-Klarinetten (Gschwentner und Schmieder);
[Carl] Robrecht: III. Walzer-Melodienfolge;
[Anton] Rosenkranz: „76er-Regimentsmarsch“.
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Die Innsbrucker Laurin-Lichtspiele
Das modernste Lichtspieltheater unseres Gaues
In: Innsbrucker Nachrichten vom 3. Juli 1943, Seite 5
Signiert „E. Sp.“ [Erwin Spielmann]

Innsbruck, im Juli. Das „Kino“, das sich in seinen Anfängen über die platte und glatte Banalität eines sonntäglichen Rummelvergnügens kaum zu erheben vermochte, verschloß sich späterhin wohl nicht den Fortschritten der Technik, blieb aber, in der Masse, in der Gestaltung seiner Filmprodukte so lange einer niedrigen Tendenz verschrieben, bis es möglich war, das deutsche Filmschaffen von artfremden Einflüssen zu befreien und damit den Weg zu einer künstlerischen Entwicklung zu betreten, die den deutschen Film in den letzten Jahren in stets zunehmendem Maße zur Weltgeltung geführt hat. Sind die deutschen Spitzenfilme von heute als Kunstwerke ihrer Gattung anzusprechen, so bleibt auch der Durchschnitt über ein Niveau gestellt, das sich hoch über die serienmäßigen Kitschfilme einer vergangenen Epoche erhebt. Hand in Hand mit dieser Aufwärtsentwicklung geht in letzter Zeit naturgemäß das Bestreben, dieser Wertsteigerung auch im Aeußerlichen, durch eine würdige Gestaltung des äußeren Rahmens der Lichtspiele, gerecht zu werden. Auf diesem Gebiete spannt sich nun der Bogen der Entwicklung vom „Kino“ im Hintertreppenhaus bis zum modernen Lichtspieltheater. Mag auch das beste Filmschaffen die unmittelbare und blutvollere Darstellungskunst des Theaters nicht zu verdrängen, so neigt die neuzeitliche Filmtechnik doch im begrenzten Sinne dem Theatermäßigen zu. So weist auch im Film der Fingerzeig des Fortschrittes dem Begriff des Theaters entgegen, was der grundklaren Tendenz entspricht, dem künstlerisch Wertvollen auch den würdigen Rahmen zu schenken.

In unseren Laurin-Lichtspielen ist man in Planung und Ausführung dieser Forderung nach einem Theater des Lichtspiels immerhin in einem Maße entgegengekommen, die dieses Lichtspieltheater nicht etwa nur als das größte unseres Gaues, sondern als eines der modernsten im süddeutschen Raum ansprechen lassen. Schon der erste Blick in den einfach, doch in gediegener Formgebung gehaltenen Raum befreit gründlich von der hergebrachten Vorstellung eines Kinoraumes. Von gedämpfter Helle erfüllt, ist der Zuschauerraum schon in seiner flächenmäßigen Anlage, die den Eindruck einer schlauchartigen Sesselflucht nicht aufkommen läßt, durch ein günstiges Verhältnis zwischen Breite, Länge und Höhe dem Begriff des Theaters nahegerückt, welcher Eindruck noch durch den in klaren Linien gehaltenen Bühnenaufbau und die frischfarbigen Vorhänge erhöht wird. Auch von der Bühne aus rundet sich dem Blick ein harmonisch geschlossenes Bild durch eine bestmögliche Lösung des Balkonaufbaues und der seitlich ebenerdig eingefügten, durch gefällige Rundbögen abgeschlossenen Lauben.


Technisch ist vor allem die Tatsache bemerkenswert, daß der Bau ausschließlich aus heimischen Baumitteln, aus Holz und Mauerwerk, errichtet ist, man also völlig auf die Verwendung von künstlichen Baustoffen verzichtet hat und man trotzdem eine hundertprozentige Klangreinheit des Tones erzielte, während man bisher vielfach die klangreine Resonanz des Tones nur aus der Anwendung von Kunstbaustoffen holen zu können vermeinte. Die Forderungen der guten Akustik werden weiter durch verschiedene, dem Auge nicht wahrnehmbare Bauvorgänge berücksichtigt, wobei zum Beispiel erwähnt werden soll, daß die riesige Holzbalkendecke nicht stabil gefügt, sondern frei aufgehängt ist, womit eine wesentlich bessere Tonwiedergabe erreicht wird, wie überhaupt der Raum auch durch seitliche Holzverkleidungen eine bestimmte Wärme erhält, die zudem durch geschmackvolle, schmiedeiserne Beleuchtungskörper gefördert wird. Dem Ton kommt außerdem die Verwendung einer porösen, tondurchlässigen Leinwand zugute, die den dahinter aufgestellten großen, für ein Lichtspieltheater mit 2000 Sitzplätzen ausreichenden Lautsprecher so wenig wie möglich abschirmt.

Der Zuschauerraum erhält durch eine moderne Klimaanlage ständig Zufuhr frischer Luft, wobei die verbrauchte Luft ebenso stetig durch Saugwirkung abgezogen wird. Die in der Aetnaanlage gereinigte Luft kann außerdem beliebig erwärmt werden, so daß jede eigene Heizanlage überflüssig wird.

Nicht nur gediegen in der Wirkung, sondern vor allem von größtem praktischem Wert ist die geräumige, mit mosaikartig gefügtem Steinboden ausgelegte Vorhalle, die als angenehmer Warteraum 300 Personen bequem Platz bietet. Für diesen Vorraum ist noch die Ausschmückung mit Fresken sowie eine Glaswandscheidung zwischen Kassaraum und Wartehall vorgesehen. Daß man vom Warteraum nicht direkt in den Zuschauerraum, sondern vorerst in einen breiten Gang tritt, in dem eine übersichtliche Orientierung den Zuschauerstrom kanalisiert auf die einzelnen Platzkategorien verteilt (jede Platzgattung hat einen eigenen rückwärtigen oder seitlichen Eingang), ist rein „verkehrsmäßig“ von Vorteil und ermöglicht ein rasches An- und Abströmen des Publikums.

Es ist jedenfalls zu begrüßen, daß gerade die vielen Schaffenden, die im Stadtteil Pradl wohnen, nunmehr Gelegenheit haben, im schönsten und modernsten Lichtspieltheater unseres Gaues die gerade jetzt so notwendige Erholung und Entspannung zu finden.
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Tiroler Volksblatt vom 5. Juli 1943, Seite 4

Feierabend für die Mütter in Rattenberg

In der Werbewoche für das BDM.-Werk „Glaube und Schönheit“ gestalteten die Mädel in Rattenberg einen „Feierabend für die Mütter“. Die Festung Rattenberg mit ihren alten Gemäuern bildete den malerischen Rahmen zu den besinnlichen Stunden, die Jungmädel und BDM. aus Wörgl und die Singschar Söll-Leukenthal den zahlreich erschienenen Gästen bereiteten.

Schöne alte Volkslieder wechselten mit Abendgedichten großer deutscher Dichter und Tanzvorführungen der Mädel. So wurden die zwei Feierabendstunden allen zum Erlebnis, sie zeigten von dem Willen der Mädel, gerade im Krieg all die stillen Dinge zu hüten und zu wahren, die deutschem Wesen zu allen Zeiten Inhalt und Gepräge gegeben haben.

Abschied der Landdienst-Mädel in St. Johann

Ein Jahr lang haben die Mädel des Landdienstlagers St. Johann bei den Bauern gearbeitet und sich mit allen bäuerlichen Arbeiten vertraut gemacht. Kürzlich verabschiedeten sie sich mit einem bäuerlichen Abend von „ihren“ Bauern und von der Ortsbevölkerung. Volkslieder, Mundartgedichte und ein vorzüglich dargestelltes Stehgreifspiel brachten gute Stimmung, welche die nun einmal notwendige Trennung leichter überwinden half.

Die Führerin des Lagers, Mädelschaftsführerin Käthe Vogl, sprach für die Landdienstmädel den Dank für die Mühe aus, die den Mädeln die bäuerliche Arbeit nahebrachte. Zugleich bat sie, die neuen Mädel, die im Lager auf ihren Einsatz bei den Bauern warten, mit der gleichen Liebe aufzunehmen, wie die sich nun verabschiedenden. Der Abend war ein schöner Beweis für die kameradschaftliche Verbundenheit der Dorfgemeinschaft mit den Landdienstmädeln.
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Innsbrucker Nachrichten vom 3. Juli 1943, Seite 3


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Die Gau-Kunstausstellung und die Kulturschau
In: Innsbrucker Nachrichten vom 5. Juli 1943, Seite 4

Innsbruck, 4. Juli. Die Reihe der kulturellen Veranstaltungen, die sich um den Beginn des 6. Landesschießens gruppierten, begann am Samstag mit der Eröffnung der Ausstellung „Burgen und feste Plätze im Alpenraum“. Diese Ausstellung ist im Taxishof untergebracht. Die Eingangshalle dieses Gebäudes war der Schauplatz der feierlichen Eröffnung, bei welcher Gauleiter und Reichsstatthalter Hofer mit Gästen aus Partei, Wehrmacht und Staat zugegen war. Gau-Konservator Dr. Frodl wies in einleitenden Worten darauf hin, daß das Arbeitsgebiet, in welchem in Planzeichnungen und bildlichen Darstellungen eine geschlossene Bestandsaufnahme der vorhandenen Burgen und festen Plätzen durchgeführt wurde, im gesamten deutschen Raum das burgenreichste Land sei. Wenn auch in der Ausstellung nur ein kleiner Teil des vorhandenen Materials gezeigt werden kann, vermittelt sie doch einen aufschlußreichen Einblick in den seit alters her hierzulande lebendigen Wehrwillen, als dessen Ausdruck auch die hier gezeigten Bauten gewertet werden müssen.

Gauleiter Hofer vollzog sodann die Eröffnung der Ausstellung, nachdem er in seiner Ansprache den beteiligten Mitarbeitern seine Anerkennung für ihre monatelange Arbeit ausgesprochen hatte, die mit Erfolg darauf verwendet wurde, große Werte aus dem Schatz der deutschen Vergangenheit zu erhalten. Diese wehrhaften Bauten, so betonte der Gauleiter weiter, seien Vorbilder für die Schießstände, die im Laufe der Zeit als „Burgen des Wehrwillens und der Gemeinschaft“ im ganzen Gau Tirol-Vorarlberg entstehen.

Im Anschluß daran stattet der Gauleiter mit seinen Gästen und seiner Begleitung der im Landesmuseum zur Schau gestellten Ausstellung von Aquarellnachbildungen ältester Fresken einen Besuch ab.

Die Eröffnung der „Gau-Kunstausstellung 1943“ in den Räumen der alten Universitätsbibliothek verlief in der gewohnt sinnvoll feierlichen Weise inmitten des Raumes, der die Früchte der künstlerischen Arbeit des abgelaufenen Jahres aufgenommen hat. Nach einleitenden Worten des Gaupropagandaleiters und Landeskulturwalters, Pg. [Karl] Margreiter, würdigte Gauleiter Hofer auch hier die von den Künstlern des Gaues Tirol-Vorarlberg und Südtirols geleistete Arbeit und bezeichnete die Tatsache, daß die heurige Gau-Kunstausstellung die vorangegangenen in jeder Hinsicht übertrifft, als einen Beweis des ungebrochenen Leistungswillens und der Bereitschaft, durch diesen Leistungsbeweis dem Führer einen Teil unseres Dankes abzustatten. Der Gauleiter gedachte besonders der verdienstvollen Mithilfe des SS-Gruppenführers Greifelt und des Leiters der A[rbeitsgemeinschaft]d[er]0[ptanten für Deutschland] Peter Hofer, die in entscheidender Weise zum Gelingen dieser Kunstschau beigetragen haben. Auch den Künstlern, die trotz der Kriegserschwernisse und zum Teil während ihres Wehrdienstes zu Pinsel und Meißel gegriffen haben, sprach der Gauleiter seine Anerkennung aus und rief sie zu weiterer Mitarbeit auf, um die nächste Kunstausstellung noch größer und schöner zu gestalten und den Beweis zu führen, daß die Kräfte um so mehr wachsen, je länger der Krieg dauert.


Nachmittags erfolgte sodann die Eröffnung der großen Kulturschau des Gaues Tirol-Vorarlberg in der Ausstellungshalle, deren weiter, festlich geschmückter Innenraum dem Besucher schon auf den ersten Blick den Eindruck vermittelt, daß hier ein weitreichender Ueberblick über den Reichtum unseres Gaues an Schätzen des Volkstums geboten wird; daß die „Lehr- und Musterschau für bodenständiges Wohnen“ heuer an Nachhaltigkeit wesentlich gewonnen hat, zeigt sich dadurch, daß sie allein den ganzen mittleren Teil der großen Halle einnimmt.

Auf die Leistungssteigerung, die in dieser Schau zum Ausdruck kommt, wies Gaupropagandaleiter Pg. Margreiter zu Beginn der durch die Standschützenmusikkapelle Wilten musikalisch eingeleiteten Feierstunde hin und bezeichnete diese Kulturschau als einen neuerlichen Beweis dafür, daß das deutsche Volk auch im vierten Kriegsjahr nicht Amboß, sondern Schmied seines Schicksals sein will.

Gauleiter Hofer benützte sodann den Anlaß, um seinen Gästen Dank zu sagen für ihr Erscheinen bei der Eröffnung des 6. Landesschießens, dem wehrgeistigen und kulturellen Rechenschaftsbericht einer Jahresarbeit im Gau Tirol-Vorarlberg. Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen ging der Gauleiter auf grundsätzliche Fragen der Brauchtumspflege ein, verwies auf das Volkslied, in dem so starke Kräfte seelischer Aufrichtung ruhen, auf den Volkstanz, der in hohem Maße gemeinschaftsbildend wirkt, weil er die strenge Einordnung jedes einzelnen verlangt, auf die Baukultur, die von jedem, der in unserer Gemeinschaft leben will, auch die Anpassung der Bauformen an bodengebundene Voraussetzungen fordert, auf die Trachten, deren Gebrauch ein Bekenntnis der Zugehörigkeit zum Volkstum gleichkommt und auf ihre Erneuerung, die das Ueberkommene bewahrt und zugleich für heutige Verhältnisse brauchbar macht. Im Zusammenhang mit der Lehr- und Musterschau für bodenständiges Wohnen, den wesentlichen Teil der Kulturschau, erläuterte der Gauleiter die Notwendigkeit solcher Ausstellungen auch in der Kriegszeit. Wie in den Zeiten des Niederganges eines Volkes der größte Verlust die ungeborenen Kinder sind, so wäre auch der empfindlichste Schaden auf kulturellem Gebiet der Verlust des Formgefühls und des künstlerischen und handwerklichen Könnens. Jedem Handwerker ist es auch in Kriegszeiten möglich, in Arbeitspausen und in der Freizeit wenigstens eine Mustereinrichtung im Jahr fertigzustellen und damit die handwerkliche Leistungsfähigkeit und den Sinn für Formvollendung zu bewahren und weiterzubilden. Damit wird auch für die Besucher dieser Ausstellung eine Möglichkeit geboten, die mannigfaltigsten Vergleiche zu ziehen, ihr Urteilsvermögen zu vervollkommnen, und für viele wird diese Ausstellung ein Anreiz sein, ihre Ersparnisse zurückzulegen, um nach unserem Sieg mit dem während des Krieges ersparten, vollwertigen Geld sich vollwertige Einrichtungsgegenstände anzuschaffen.

Der Gauleiter verwies dann noch auf die Ausstellung „Der nordische Bauernhof im Alpenraum“, die er als wertvollstes Ergebnis wissenschaftlicher Forschung und als einen Nachweis des außergewöhnlichen Reichtums dieses Landes an kulturellen Werten bezeichnete. Abschließend stellte der Gauleiter fest, daß der Gau Tirol-Vorarlberg seine Volkstumsarbeit nicht ausschließlich für sich selbst zu leisten gewillt sei, sondern hoffe und wünsche, daß sie auch auf andere Gaue des Reiches ausstrahlen möge. Die kulturelle Bedeutung der Ausstellung „Der nordischen Bauernhof im Alpenraum“ erläuterte dann noch Pg. Dr. Rudolph in Darlegungen, in denen er von den in vielen Gebieten Deutschlands aufgetretenen Verfallserscheinungen ausging, die mancherorts zu einer vollkommenen Zerstörung jeder bodenständigen Baukultur geführt haben, und feststellte, daß in unserer Heimat mit Abstand die größten Schätze unverfälschter bäuerlicher Bauformen nordischen Ursprungs erhalten geblieben sind. Da die gesamte europäische Baukultur auf nordische und germanische Ursprünge zurückgeht, ist die wissenschaftliche Erforschung und Festhaltung dieser Bauformen eine Aufgabe von zukunftsentscheidender Bedeutung auf diesem Kulturgebiet.

An die Eröffnung der Ausstellung schloß sich ein Rundgang des Gauleiters und seiner Gäste.
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Eindrücke von der Gau-Kunstausstellung 1943
In: Innsbrucker Nachrichten vom 6. Juli 1943, Seite 3
Von Karl Paulin
I.
Daß in Zeiten höchster kämpferischer Bewährung die geistigen und künstlerischen Kräfte des deutschen Volkes sich konzentrieren und vertiefen, ist eine Erfahrung, die wir nun auch im vierten Kriegsjahr allenthalben machen und die uns ein erfreuliches Zeichen des unzerstörbaren schöpferischen Kulturwillens unserer Nation ist. Auch die vierte Gau-Kunstausstellung, die unter dem Schutz und der Förderung des Gauleiters und Reichsstatthalters Franz Hofer in den Sälen der alten Universitätsbibliothek aufgebaut und nun dem öffentlichen Besuch zugänglich ist, bestätigt und verstärkt diesen Eindruck. Es ist, als ob unsere Künstler die Verpflichtung ihrer inneren Berufung von Jahr zu Jahr tiefer fühlen, daher vermitteln die jährlich wiederkehrenden Ausstellungen nicht etwa ein unter dem Einfluß der steigenden, äußeren Schwierigkeiten und Einschränkungen stehendes Gesamtbild sinkender Leistungen, sondern im Gegenteil ein erfreuliches Wachsen und Reifen der künstlerischen Anlagen und Begabungen, mit denen unser Alpengau von jeher reich gesegnet ist.

Die Mehrzahl der diesjährigen kulturellen Veranstaltungen, die anläßlich des sechsten Landesschießens zugänglich sind, und die Raumbedürfnisse unseres Blattes legen uns heuer eine Einschränkung in der betrachtenden Berichterstattung auf, so daß wir nur von besonderen Eindrücken der Gau-Kunstausstellung 1943 kurz sprechen und dadurch unsere Leser zum Besuch und zur eingehenden Besichtigung der Kunstwerke, über die ja der schöne, bebilderte Katalog ausführlich unterrichtet, anregen wollen.

Von den 120 Künstlern, welche in diesem Jahr sich an der Ausstellung beteiligen, stehen eine Anzahl bei der Wehrmacht, bzw. an der Front. Es ist wohl am Platz, wenn wir in erster Linie uns jene Kunsterzeugnisse näher ansehen, die, aus Soldatenhänden kommen, zumal drei unserer Künstler inzwischen den Heldentod gefunden haben.

In dem Bildhauer Sepp Orgler kündigten wir im Vorjahr im Hinblick auf seine Plastik „Hirten“ eine hoffnungsstarke bildnerische Begabung an. Die heurige Ausstellung umschließt nun drei Schöpfungen Orglers, der am 2. März l. J. bei Orel gefallen ist. Ein großes Oelbild „Die Mutter“, herb und eigenartig, aber von starkem modernen Geist erfüllt, eine meisterhafte Zeichnung „Der Tod als Freund“ und eine im Ausdruck tiefergreifende Plastik „Sterbender Held“, aus der die schicksalahnende Hand des Künstlers spricht, zeigen, welch hohe Begabung als Maler, Graphiker und Bildhauer durch den Heldentod jäh abgerissen wurde.

Der Meraner Graphiker Robert Hell war ebenfalls schon im Vorjahr mit künstlerisch hochwertigen Holzschnitten vom Norden der Ostfront vertreten. Nun sehen wir eine Auswahl seiner außerordentlich flotten strich- und farbsicheren Zeichnungen aus dem Feld und aus der Südtiroler Heimat. Besonders über dem „Blick von Obermais“ liegt eine gewitterschwüle Stimmung, verwandt dem sinnenden Ernst des Bildnisses, das über dieser Landschaft hängt. Der Bozner Maler Hans Prünster hat diesen schmalen ernsten Kopf seines Freundes Robert Hell gezeichnet, der vor Jahresfrist als kriegsfreiwilliger Gebirgsjäger am Wolchow gefallen ist.

Nur ein kleines, in der Stimmung aber hauchzartes Aquarell „St. Justina bei Bozen“ mit dem Rosengarten erinnert an den Brixner Maler Anton Sebastian Fasal, der seiner schweren Verwundung als Panzerunteroffizier in Nordafrika erlegen ist.

In diesem Zusammenhang darf wohl auch der jüngst in Innsbruck als 78jähriger verstorbene Bozner Maler Josef Meir-Ragen genannt werden, dessen Porträtkunst ein in altmeisterlicher Farbengebung gehaltenes Oelbildnis „Bergbäuerin“ bekundet.

Besondere Beachtung verdienen jene Kunstwerke, die aus den Händen kriegsversehrter Künstler hervorgegangen sind, die, ungebeugt von ihrem schweren Schicksal, weiter ihrer künstlerischen Sendung dienen. Es gehört zu den heroischen Beispielen seelischer Haltung, mit welcher Energie Männer, die vom Feind schwer verwundet wurden, sich trotzdem ihrem Beruf widmen. Wer würde den kraftvollen, temperamentsprühenden Schwarz-Weiß-Zeichnungen des Innsbrucker Zeichners Fritz Berger ansehen, daß sie von einem Künstler stammen, der an der Front das rechte Auge und den rechten Arm verloren hat, der nun mit der linken Hand so sicher arbeitet, daß die Kraft des bildnerischen Ausdruckes nicht gelitten hat, sondern womöglich sich verstärkte. Der im weiten ostischen Raum fast gespensterhaft wirkende „Tanzende Kosak“, die phantastisch beschwingte Romanze „Knabe im Moor“ stammen von dem gleichen Künstler und verkünden eine geradezu dichterische Phantasie.

Der Bludenzer Hubert Fritz hat im Felde beide Beine verloren und malt trotzdem ein farbenfrohes dörfliches „Motiv aus Oetz“ und ein sehr charakteristisches „Männliches Bildnis“.

Vom Südtiroler Graphiker Heinz Gschwendt, Klausen, der im Kaukasus eine Kopfverletzung erlitten hat, enthält die Ausstellung eine Auswahl vorzüglicher Illustrationen zu Möricke „Mozart auf der Reise nach Prag“, zu Löns „Werwolf“ und zum Bozner Roman „Die Franzosenbraut“ eines jungen, vor kurzem erst in Afrika gefallenen hochbegabten Bozner Schriftstellers. Die malerische Qualität Gschwendts spricht aus seinem Aquarell „Gufidaun im Regen“ und der meisterlichen Innenstimmung „Beim Nußbaumer in Klausen“.

Jörg von An der Lan, ebenfalls im Felde verwundet, stellt eine „Winterschlacht im Osten“ aus, die im Großformat das Elementare der furchtbaren Winterstürme in der Steppe zu packendem Ausdruck bringt. Das Bildnis „Intendant Pf.“[Pflugmacher?] zeigt den jungen Künstler als treffsicheren Porträtisten.

Das sind nur ein paar Beispiele aus dem künstlerischen Schaffen unserer Frontsoldaten, deren Werke es verdienen, mit anderen Augen als mit denen des reinen Kunstliebhabers und ästhetisierenden Kenners betrachtet und gewertet zu werden.


Eindrücke von der Gau-Kunstausstellung 1943
In: Innsbrucker Nachrichten vom 10. Juli 1943, Seite 3
Von Karl Paulin

II.
Auf einen Rundgang durch die Ausstellungsräume heben sich aus der Fülle der Kunstwerke verschiedene neue Namen von Künstlern, die zum ersten Male im Rahmen der Gau-Kunstausstellung Tirol-Vorarlberg aufscheinen. Es sind nicht durchwegs junge unbekannte Namen, die nun unsere Aufmerksamkeit auf sich lenken, sondern zum Teil auch Maler, die schon vor Jahren im heimatlichen Kunstleben hervorgetreten sind oder bisher fern der Heimat gewirkt haben.

Da sind es vor allem die Gemälde des Malers Alfons Graber, eines gebürtigen Steinachers, der in Wien lebt, die eine eigene Anziehungskraft auf den Beschauer ausüben. Nicht nur das seltsam leuchtende Grün, welches seinen Bildern eigen ist, sondern die Komposition und der besondere seelische Ausdruck unterscheiden diese Werke von allen anderen. Das „Selbstbildnis“ zeugt vielleicht am besten vom inneren Leben des Künstlers, das sich auch in den noch ein wenig maskenhaften Köpfen im „Familienbild“ auswirkt. Eine verhaltene und doch jeden Stoff von innen heraus formende Kraft spricht aus diesen Werken.

In Johannes Hepperger, Marburg an der Drau, begrüßen wir nach Jahrzehnten einen heimatlichen Künstler wieder, der einst in Weimar einer der begabtesten Schüler von Albin Egger-Lienz war und von dem Meister den Zug ins Monumentale mitbekommen hat, der seine „Lesende Bäuerin“ auszeichnet. Wie stark und tief Hepperger auch als Zeichner mit Natur und Volkstum sich verbunden fühlt, zeigt das Bildnis seines „Großvaters“. Aus St. Ulrich in Gröden stammt Wolf Thaler, München, der im Vorjahr den Lehnbach-Preis erhielt und nun in unserer Kunstschau mit dem tiefgründigen Bildnis „Meine Frau“ vertreten ist.

Ein anderer aus früheren Jahren als Porträtist rühmlichst bekannter heimischer Künstler Leo Sebastian Humer, Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie, stellt mehrere Zeichnungen aus, u. a. Ausdrucksskizzen von Schauspielern und ein ganz aus der Tiefe kindlicher Natur geschöpftes Pastellbild „Ittchen“.

Zum erstenmal treten uns die Brüder Hermann und Gottfried Moroder aus St. Ulrich in Gröden entgegen. Hermann, der junge Bildhauer führt sich mit zwei plastischen Gruppen „Mutter und Kind“, „Bäuerin und Kind“ von ursprünglicher Lebensfrische ein, Gottfried weiß in seinen Aquarellen „Schneeschmelze“, „Aschgler Alm“, „Herbststimmung“ den herben Duft heimatlicher Landschaft vorzüglich zu treffen. Zum erstenmal sind auch die Innsbrucker Maler Heinrich Berann mit einer effektvollen Innenraumstudie „Herbstsonne“ und Franz Schwetz mit einem charakteristischen Oelbild „Föhnwetter“ in der Gau-Kunstausstellung vertreten.

Motive aus den besetzten Gebieten stellt K. L. Urban de Meijer, ein ehemaliger belgischer Kriegsgefangener, der nach der Freilassung Bludenz zum Aufenthalt gewählt hat, aus: „Mont St. Michel“ und „Dünen an der flandrischen Küste“ fallen durch die freie Behandlung der Luftstimmungen auf. Impressionistische Farben tragen die „Segelboote im Hafen“ des Bregenzerwälder Malers Heinrich Merkel. Otto Schmitz-Sons, Gries (Oetztal) fesselt durch ein stark persönliches „Selbstbild“ und den Stimmungsreiz seiner Studien „Am Brunnen“ und „Sonniger Wintertag“.

Ueberraschend reich, nicht nur an Zahl, sondern auch an Begabung, sind die weiblichen Kunstkräfte vertreten. Das figurale Oelbild „Melodie“ von Franzi Purgstaller, Bezau, zählt durch Kraft und Tiefe der persönlichen Charakteristik zu den besten Leistungen der Ausstellung, ebenso ihr „Osttiroler Bauernmädchen“. Hilde Nöbl, Innsbruck, steigert in mehreren „Bildnissen“ ihre künstlerische Reife. Ein neuer Name, Ilse Halhuber, Innsbruck, überrascht als Bildhauerin durch den künstlerischen Zug ihrer bronzierten „Porträtbüsten“. Die Blumenwelt ist ein besonders bevorzugtes Gebiet weiblicher Kunstübung und erscheint je nach Temperament und Darstellungsart in zahlreichen reizvollen Studien von Waltraud Adam-Mohr, Mia Arch, Helene von Biehler, Klara Brenner, Elly Cornaro-Gschließer, Hilde Gruber, Anni Egösi u. a. m. Auch die Kufsteiner Malerin Sieghilde Pirlo erscheint diesmal mit einem großzügigen Oelbild „Sommerblumen“. Daß das gleiche Stoffgebiet auch die männliche Gestaltungskraft reizt, zeigen Gemälde von Toni Knapp, Ernst Murk, Artur Pisek und Karl Schattanek.

Von der Vielfalt weiblichen künstlerischen Wirkens, das von zartester Empfindung bis zu plastischer Formkraft sich spannt, überzeugt eine eingehendere Besichtigung der Ausstellung. Da fesseln z. B. die märchenhaft feinen Aquarelle Gretl Karaseks, Maria Buceks entzückender Einfall „Reiche Ernte“, Martha Strehles frisches „Kinderbildnis“ oder Lieselotte Popps landschaftsverbundene Holz- und Linolschnitte.

In der folgenden abschließenden Besprechung wollen wir dann noch einen Blick auf die schon bekannten und auf früheren Gau-Kunstausstellungen bewährten künstlerischen Persönlichkeiten und ihre diesjährigen Leistungen werfen.


Eindrücke von der Gau-Kunstausstellung 1943
In: Innsbrucker Nachrichten vom 17. Juli 1943, Seite 5
Von Karl Paulin

III (Schluß)
Und nun wollen wir einen Blick auf jene Kunstwerke werfen, die von Künstlern stammen, welche bereits in früheren Gau-Kunstausstellungen vertreten waren und an denen wir am besten Rang und Niveau der diesjährigen Kunstschau erkennen.

Daß Wilhelm Nikolaus Prachensky ein Vollblutkünstler ersten Ranges ist, bezeugen alle seine ausgestellten Bilder. Nach mehrjährigem Wehrmachtdienst hat diese vielseitige Persönlichkeit im letzten Jahr Muße gefunden, sich mit ganzer Leidenschaft der geliebten Kunst zu widmen. Welchen Stoff Prachensky auch immer ergreift, er gestaltet jeden zur Einheit von Idee und Form. Ob wir den Atem der Berge aus dem „Hof in Kitzbühel“ spüren oder die architektonische Plastik der „Tür in Natters“, ob uns das weibliche „Bildnis in Tracht“ oder der persönliche Ausdruck im Porträt „Oberst J. G. M.“ fesselt, aus jedem spricht die gleiche künstlerische Vollendung.

Ein anderer Innsbrucker Maler, Ernst Nepo, überrascht durch die meisterliche Beherrschung einer in seinem Schaffen neuen Maltechnik. Das stilisierte Pastell-Blumenbild des früheren Nepo wandelt sich in „Frühlingsblumen“ und „Roter Mohn“ zu naturalistischen Gebilden von wundervoller Leuchtkraft. Der Porträtist Nepo erscheint in dem originell erfaßten Doppelbildnis „Vater und Sohn“.

Hubert Lanzinger stellt diesmal drei seiner charakteristischen Bildnisse aus: „Frau H. H.“, „Kriegsfreiwilliger A. R.“, „Stabsarzt Dr. St.“ Altmeister Hugo Grimm ist noch immer mit jugendlicher Schaffenskraft am Werk, wie seine Großbilder „Felsenlandschaft“ und „Nahender Sturm“ zeigen.

Die Landschaft ist überhaupt in der Ausstellung sehr zahlreich und mit durchwegs künstlerischer Qualität vertreten. Gustav Bechler schöpft seinen „Maimorgen“ und sein „Falzturntal“ aus dem Achenseegebiet, Bartle Kleber, Bregenz, seine duftigen Temperastudien „Morgenfrühe am hohen Ifen“, „Altenrhein“, „Versailjoch“ aus vertrauten heimatlichen Gefilden, ebenso Karl Eyth, Bregenz, die Studien „Beim Spullersee“, „Tschengla mit Klostertaler Bergen“, „Herbst im Bregenzerwald“. Martin Häusle, Feldkirch, bringt mit seiner „Allee am Bodensee“ und den „Gladiolen“ einen ganz neuen, kühnen Zug in die Kunstschau. Die Pastelle von Alfred Gärtner, Innsbruck, „Winter am Achensee“, „Blick über Innsbruck“ tragen besonders feine, farbige Stimmungen. Rudolf Arnold, Innsbruck, gibt seiner „Gewitterstimmung“ und dem Arzler Bild „Aus dem Inntal“ ein außergewöhnlich starkes Naturempfinden.

Toni Kirchmeyrs malerisches Gefühl löst sich in seinen Aquarellen „Alpe Rauris“ und „Hundsdorf“, Hans Zötsch bringt diesmal eine großzügig aufgefaßte Landschaft um einen „Erbhof“.

Walter Kühn zeigt außer dem Rötelakt „Sitzende“ die Landschaftsstudien „Bergwald“ und „Am Gardasee“. Sepp Ringel überrascht durch die Frische der Komposition im „Bäuerlichen Idyll“ und einen duftigen Akt „Der Abend“. Aus seiner Freskenarbeit stammt der Entwurf „Der besiegte Laurin“.

Peter Paul Morandell ist heuer durch ein Pastell „Blick ins Unterinntal“ und dem Aquarell „Buchen im Herbst“ vertreten. Hans Hilber-Hall bringt eine vorzügliche „Katzenstudie“. August Frech widmet der bäuerlichen Arbeit sein Großbild „Kartoffelernte“, Thomas Walch malt einen außerordentlich lebensfrischen lachenden „Bauernknecht“. Der nun 70jährige Graphiker Konrad Alois Schwärzler, Kramsach, stellt den „Kreis Kufstein“ im Holzschnitt nach alter Landkartenmanier dar.

Von starkem künstlerischen Temperament erfüllt sind zumeist die Werke von Künstlern, die neben ihrer soldatischen Pflicht ihre Berufung nicht vergessen. So die vielen impressionistisch flotten Skizzen von Leopold Fetz, Reuthe-Bezau, von Eugen Jussel, Feldkirch-Lewis, von Karl Adolf Krepcik, Innsbruck, und von Hans Stobl, Salzburg, der auch mit einem ausdruckstiefen „Selbstbildnis“ und einem Oelbild „Handgranatenwerfer“ vertreten ist. Josef Widmoser, Innsbruck, bringt frische, farbensatte Aquarelle aus französischer und italienischer Landschaft. Max Weiler vertieft und erweitert sein starkes Talent in mehreren Bildnissen, u. a. in dem kraftvoll charakterisierenden „Porträt General H.“, in der meisterlichen Bleistiftzeichnung „Ein Kind“ und in großangelegten Blumenbildern.

Die Schönheit des Kaisergebirges leuchtet aus dem „Bergfrühling“ von Josef Meng, Kufstein, die Idylle des Mittelgebirges aus Max Mosers „Natterer Boden“, Raimund Wörle besticht durch eine eigenartig plastisch gemalte „Triumphpforte“; er versucht sich auch in einem großformatigen, herben Gruppenbild „Jugend“ und bietet einige originelle Beispiele in Erwino-Graphik.

Daß unsere Südtiroler Künstler wieder mit gehaltvollen Werken einen wesentlichen Tei der Kunstausstellung bestreiten, ist schon erwähnt worden. Von den drei Bozner Brüdern Stolz trägt die Kunst des Aeltesten Ignaz noch eine wundervolle Spätfrucht wie das „Bildnis einer Bäuerin“; sein „Schloß Sigmundskron“ zeigt die Bozner Landschaft in charakteristischen Linien, denen gegenüber das „Weinland“ seines Bruders Albert eine ganz andere Behandlung zeigt. Seinem eigensten Gebiet entnimmt Albert Stolz das der bäuerlichen Arbeit gewidmete große Oelbild „Erdverbunden“. Das scharf profilierte Reiterbild „Speckbacher 1809“ von Rudolf Stolz läßt seine Abkunft vom Wandfresko sofort erkennen.

Ein im Südtiroler Volksleben tiefverwurzelter Künstler Oskar Wiedenhofer, Seis am Schlern, zeichnet in dem Bild „Die vier Lebensalter“ die Typen des bäuerlichen Weibes mit herzbewegender Naturtreue. Ein seelisches Abbild des kämpferischen, opferbereiten Tirolers schlechthin holt Wiedenhofer aus der heldischen Geschichte von 1809, seinen „Peter Mayr“ den Wirt an der Mahr, der sein Leben um keine Lüge verkauft. „Die Altweibermühle“ ist ein lustiger, mit viel volkstümlichem Humor durchgeführter Einfall Wiedenhofers, das „Luisele“ ein entzückend naturfrisches Kastelruther Gitschele.

Wie auf jeder Kunstausstellung erscheint auch heuer Rudolf Parsch, Bozen, mit mehreren seiner feinkultivierten Werke. Neben der wundervoll lebendigen „Kopfstudie für eine NSV.-Schwester“ und dem reizvollen Kinderbildnis „Marlene“ erinnert das Oelporträt „Dr. Julius Perathoner“ an den unvergessenen großen Bürgermeister der Talferstadt. Auch das die Stirnwand des großen Saales beherrschende Bildnis „Der Führer“ stammt von Parsch.

Die südtirolische Landschaft lockt immer wieder die Schaffensfreude ihrer Künstler. Tiefe Heimatliebe durchdringt Rudolf Complojers reizvolle Aquarelle „Berghöfe mit Schlern“, „Landschaft am Ritten“ ebenso Hubert Mumelters „Höfe in Corvara“, „Schneeschmelze“ u. a. m. Peter Demetz bringt wieder Ausschnitte aus der „Geislergruppe“, der alte, unermüdliche Josef Telfner „Skizzen aus Gufidaun“, H[ans] J[osef] Weber-Tyrol die Aquarelle „Altes Gehöft mit Schlern“, „Ruhende Rinder im Stall“. Edith Romani-Lutz eine feingetönte „Etschtal-Landschaft“ und „Sonnenblumen“, Franz Petek Aquarelle aus dem Burggrafenamt und dem Vintschau.

Auch die Bildhauerkunst erfüllt wieder ihren Zweck, den Gemälden und Zeichnungen ein dekoratives Gegengewicht zu geben. An Werken der Großplastik stellt Hans Plangger, Bozen, die Frauenstatue „Am Meer“, die im Vorjahr in der Großen deutschen Kunstausstellung in München zu sehen war, dann die Teilfigur eines Brunnens für die Stadt Innsbruck „Mädchen mit Storch“ und einen kraftvoll bewegten „Scheibenschläger“ aus. Albin Lanner, Innsbruck, zeigt eine kniende Aktfigur „Brunhilde“ und ein Märchenmotiv „Froschkönig“.

Vielfältiger und reicher ist die Kleinplastik vertreten. Außer den schon genannten bildhauerischen Arbeiten lenken die beiden Porträtbüsten Hans Pontillers durch ihre tief in den Kern der Persönlichkeit dringende künstlerische Durchführung den Blick auf sich, ebenso seine herb anmutende Gruppe „Mutter mit Kind“. Das gleiche Motiv gestaltet Franz Josef Kranewitter, Nassereith, mit schlichter Volkstümlichkeit in Holz. Der eifrige und fruchtbare Otto Moroder, Mayrhofen, begegnet uns mit einer größeren Holzgruppe „Feierabend“ mit einem „Zillertaler Kopf“ und einer, mit köstlichem Humor geschnitzten „Tuxer Bötin“.

Von Südtiroler Schnitzkunst zeugen die in bekannter meisterhafter Technik durchgeführten Kleinfiguren von Albin Pitscheider, Wolkenstein, und die lebensechte „Bauernfamilie“ seines Landsmannes Alois Insam.

Eine Rückschau auf die nun durchwanderte und besichtigte Gau-Kunstausstellung 1943 gibt uns die Gewißheit, daß das Bestreben der Veranstalter, vor allem unseres Gauleiters, den künstlerischen Wert der Einzelleistungen und das Niveau der gesamten Ausstellung von Jahr zu Jahr zu heben, von einem unverkennbaren Erfolg gekrönt worden ist.

Der Ausstellungsleitung, vor allem Prof. Max Esterle und seinen engsten Mitarbeitern, den Malern Rudolf Parsch, Bozen, Bartle Kleber, Bregenz und Dr. Karl Theodor Hoeniger, Bozen, gebührt für die mühevolle, aufopfernde Arbeit an Aufbau und Durchführung der Gau-Kunstausstellung der Dank der gesamten Künstlerschaft und aller Kunstfreunde.
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Der Brauchtumsabend im Stadtsaal
In: Innsbrucker Nachrichten vom 5. Juli 1943, Seite 4

Ein Brauchtumsabend im Großen Stadtsaal vereinte Samstag zahlreiche Gäste des 6. Landesschießens aus der Gauhauptstadt selbst wie aus allen Kreisen zu froher Gemeinschaft. Kopf an Kopf saßen die Zuschauer. Die Musikkapelle des Standschützenverbandes Bludenz spielte flotte Märsche, bis die Fanfaren der Hitler-Jugend den Einzug der Trachtengruppen ankündigten. Und da kamen sie schon die Frauen und Mädchen in blütenweißen Hemdärmeln mit feingetönten Halstüchern, farbenschönen Schürzen über weiten Röcken, die Männer in Lodenjoppe und Lederhose, Blumen und Federn auf den Hüten. Den ganzen Abend über konnte sich das Auge nicht satt sehen an dem schönen Bild, das die in weitem Rund um das Podium gruppierten Männer und Frauen, Mädel und Jungen in der Tracht der Heimat boten. Welch gepflegter Farbensinn, welch sicheres Gefühl für gar schöne Linien und gute Gesamtwirkung, welch reiche handwerkliche Geschicklichkeit verraten diese altüberkommenen und nun mit Liebe neu in unser Fest- wie Werkstagsleben übernommenen Gewänder der Heimat. Und hinter den feinen Handarbeitsspitzen und den sorgsam gefälteten Röcken der Frauen, den federkielgestickten Ledergürteln der Männer und dem Zopfmuster ihrer Strümpfe spürte man förmlich die Atmosphäre ihres Daseins, den ganzen Reichtum einer Kultur, die unser Leben bis in die letzten Alltäglichkeiten durchfluten, es reich und schön macht. Und erst wenn man in die Gesichter schaute, diese gesunden, guten, sauberen Gesichter, wie froh und frei wurde da das Herz! Die Augen der Jungen blitzten nur so, wenn sie im Schuhplattler Kraft und Geschicklichkeit in rhythmischem Spiele maßen oder den kunstvoll verschlungenen Schwerttanz durchführten oder die Landecker Jungschützen schneidig trommelbeherrschte Weisen. Neckisch drehten sich die Mädchen im Tanze und manch handfeste Bäuerin maß sich mit ihnen in taktfester Behendigkeit, und bei den Männern zeigte mancher noch rüstige Alte sprühenden Humor wie helle Freude am tänzelnden Schreiten im figurenreichen Gemeinschaftstanz. Eine schier unendliche Vielfalt alter Volkstänze wurde gezeigt, dazwischen erklangen Harfe und Hackbrett, alte Volksweisen kündigten von Freud und Leid und Jodler jubelten aus klingender Kehle durch den weiten Saal. Welcher Gruppe der Preis gebührt, ob den „Landecker Moasn“ oder den Alpbacher Mädeln, den Bregenzerwäldern oder den Kufsteinern oder gar dem humorvollen Sprecher, darüber hat niemand nachgedacht. Eine tiefe, schöne Freude erfüllte das Herz, all das reiche Brauchtum so wohl gepflegt, so urlebendig zu sehen auch jetzt in schwerer Kriegszeit, da uns nichts verloren gehen darf vom Kulturgut der Väter.
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Aus dem Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 5. Juli 1943, Seite 5

Am Dienstag, 6. Juli, 19.30 Uhr, findet im Hof des Volkskunstmuseums unter Leitung von Hans-Georg Ratjen ein Serenaden-Abend statt. Als Solist wirkt der Tenor Rudolf Christ vom Reichsgautheater Innsbruck mit, der Lieder von Beethoven, Brahms und Hugo Wolf singt und von Elisabeth Bayer auf der Harfe begleitet wird. In dem Konzert für Oboe und Orchester von Joseph Haydn spielt Herbert Berberich, der zur Zeit der Wehrmacht angehört, das Oboesolo. Außerdem gelangen zur Aufführung Werke von Joh[ann] Seb[astian] Bach, W. A. Mozart, L[udwig] van Beethoven und Clemens von Frankenstein, dem Komponisten der hier in der vorigen Spielzeit aufgeführten Oper „Li-Tai-Pe“.

Im Reichsgautheater findet am Dienstag, 6. Juli, 20 Uhr, die erste Aufführung der neuen Inszenierung der Komödie „Die schöne Welserin“ von Josef Wenter statt, dessen Schauspiel „Der Kanzler von Tirol“ hier einen nichtendenden Erfolg hat. Die Inszenierung liegt wieder in den Händen von Schauspieldirektor Siegfried Süßenguth, der auch den Erzherzog Ferdinand spielt. Die Titelrolle spielt Viola Wahlen. Die Bühnenbilder sind von Hans Siegert. Die Bühnenmusik machte Christian Graef.
Es wirken mit: Edith Boewer, Marie Holzhammer, Gisa Ott, Berthe Waeber, Hans-Ulrich Bach, Emil Bauer-Dorn, Othmar Fabro, Oskar Fritzler, Hermann Kellein, Erich Prohaska-Prell, Max Rüden, Paul Schmid.
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Zweites Schlußkonzert der Musikschule
In: Innsbrucker Nachrichten vom 5. Juli 1943, Seite 5
Von Karl Senn

Im Konzertsaal der Städtischen Musikschule fand am Freitag, den 2. Juli, das zweite Schlußkonzert mit der Spielfolge volkstümlicher und klassischer Gemeinschaftsmusik statt. In einer einleitenden kurzen Anrede sprach der Leiter der Musikschule über das Verhältnis von Volksmusik zur Kunstmusik. Früher war Musik überhaupt Volksmusik; im vorigen Jahrhundert hat sich eine Spaltung ergeben, die in einer Richtung zur artistischen Musik, in der anderen aber zum Absinken des Volkstümlichen führte, das kaum mehr, nur in den Alpenländern, gepflegt wurde. Heute gehe die Bewegung dahin, diese Unterschiede zu beseitigen und wieder zur echten Volksmusik zurückzuführen. Das sei der Gedanke, aus dem heraus die im Neuaufbau begriffene Musikschule ihr Ziel zu erfassen suche. Allerdings seien heute Proben für das Gemeinschaftsmusizieren mit allerlei Schwierigkeiten verbunden, was bei den Darbietungen berücksichtigt werden möge.

Mit Rücksicht darauf kann man die Leistungen der Schüler voll anerkennen. Jedenfalls ist ein einheitlicher Wille da, der den richtigen Weg zur Erreichung des Zieles zu finden trachtet.

Bemerkt sei, daß das Absinken des Volksliedes und die erwähnte Spaltung in der Musik zum Teil auch am Aufkommen der Salomusik lag, die im abfälligen Sinne wohl volkstümlich, durch ihre seichte, lediglich gefällig sein wollende Haltung aber mit wahrer gediegener Volkstümlichkeit nichts zu tun hat. Um solche Verfallserscheinungen auszuschalten, bedarf es wohl besonderer Sorgfalt in der Auswahl volkstümlichen Musikgutes. Die Trennungslinie rein zu halten, ist nicht immer ganz leicht, wie auch dieser Abend bewies.

Die Schülervorträge brachten im ersten Teil volkstümliche Musik für Chorgesang (Chorklasse Englmaier) und die Volksinstrumente: Zither, Gitarre, Blockflöte und Mandoline, teils als Soloinstrumente, teil in chorischer Besetzung in kleineren Kompositionen der beiden Musikschullehrer Peter Hornof und Roman Loacker sowie von Mozart und Ferdinand Spohr, ausgeführt von Schülern der Klassen Hornof, Loacker, Glück und Hauser. Vermißt hat man die wirklich bodenständige Tiroler Volksharfe, für die man gerne auf die deutschem Klangsinn fremde Mandoline und die dauernd distonierende, in ihrem hohlen Klang an die allerdings volkstümlichen Maienpfeifen erinnernde Blockflöte verzichtet hätte. Im zweiten Teil kam dann Gemeinschaftsmusik als Streichquartett, Trio, Sonate für Klavier und für Violine und Klavier von Haydn, Mozart, Händel und Beethoven von Schülern der Klassen Wisata, Haslwanter, Becke, Polland (guter Klarinettennachwuchs), Brixa, Haselsberger, Auer, Drevo und Morawetz, die in verschiedenen Graden ihrer Ausbildung stehend, musikalische Begabung und gesundes musikalisches Erfassen erkennen ließen. Bemerkenswert gut waren in dieser Abteilung auch die beiden Chöre der Chorklasse Englmaier.
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„Der Freischütz“ – Auftakt der Festwochen
Festliche Erstaufführung und Neuinszenierung am Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 7. Juli 1943, Seite 5
Von Heinz Cornel Pfeifer

Daß die Intendanz unseres Reichsgautheaters zu den Festwochen des 6. Landeschießens gerade Carl Maria von Webers romantische Oper „Der Freischütz“ in besonders sorgfältiger Vorbereitung und Ausstattung herausgebracht hat, ist natürlich kein Zufall – die Wahl dieses Werkes entsprang einer gewissen Verwandtschaft des Stoffes, indem das Schützenwesen seine musikalische und dichterische Verherrlichung erfährt. Diese deutscheste und volkstümlichste aller Opern Webers, die am 28. Juni 1921 Berlin ihre Uraufführung erlebte, hätte in ihrer Urform gewiß stellenweise antiquiert gewirkt; die Bearbeitung des Reichsgautheaters Innsbruck, die in aller Ehrfurcht vor dem Werk dort und da kaum merkbare Abänderungen traf, ist daher eine durchaus glückliche zu nennen – sie läßt nichts Wesentliches weg und erhält die volle Schönheit der Dichtung, die ganze Ueberfülle ihres Melodienreichtums […].

Die Aufführung war eine Glanzleistung, ein sichtbares Dokument intensivster und liebevollster Zusammenarbeit aller und es fällt schwer, was darin zuerst besonders hervorgehoben sein soll. Die Szenenbilder, die Hans Siegert wieder in meisterhaftem großem Wurf gestaltete und die in der „Wolfsschlucht“ – ein Bild von packender, grauendurchwebter Unheimlichkeit – ihre Krönung fanden, die bis ins Letzte ausgefeilte Regie Dr. Sigfrid Färbers, die musikalische Leitung durch Intendant M[ax] A[lexander] Pflugmacher, dessen ruhig-überlegene Stabführung die ganze Melodiosität Weberscher Musik zum Erblühen brachte und in subtilster Einfühlung und Anpassung an die Tragfähigkeit der Stimmen das starke Orchester leitete oder die Darsteller selbst, die wieder ihr Bestes gaben. Wie bunt und bewegt die Massenszenen, wie prächtig die vollen Chöre, in die sich außer den bekannten Solisten unserer Bühne die Sängerriege der Innsbrucker Schutzpolizei und Mitglieder des Deutschen Männergesangsvereines einreihten […].

Den Kaspar gab als Gast Odo Ruepp, in Spiel, Gesang und Maske gleich hervorragend […].

Das Gegenstück dieses Abenteurers und Unholden, den Max, sang Erhard Grosser, eine Partie und Rolle, in die sich der bewährte Tenor unserer Operette glänzend einfühlte […].

Wer hätte das Wesen der schlichten und keusch liebenden Försterstocher [Agathe] besser wiedergegeben als Charlotte Raab, deren reiner Gesang voll Süße und Schmelz bezauberte? Im Aennchen begrüßten wir nach längerer Pause wieder Claire Mohr; schelmisch und lieb, immer froh, heiter und herzwarm, war sie ihrer Verwandten treubesorgte Gefährtin und Freundin, deren frischer Sopran und lebendiges Spiel die hellen Lichter in die Handlung setzte. Als fürstlicher Erbförster Kuno war Adolf von Berenkamp gut am Platze, während den Fürsten selbst Björn Forsell sang. Etwas übertrieben Eugen Schürer als reicher Bauer Kilian, ein Eremit Bengt Lindeborg und die dämonische Erscheinung des Samiels Paul Schmid.

Die festliche, in jeder Hinsicht erfreuende und befriedigende Aufführung fand den ungeteilten Beifall des ausverkauften Hauses. Viele Hervorrufe, rauschender Beifall, der oft bei offener Bühne spontan ausbrach, und Blumen dankten Dirigenten, Darstellern und Mitarbeitern für die aus wochenlanger intensivster Arbeit erwachsene Oper, die jedem Besucher zu einem wirklichen Fest wurde.
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Die zweite Serenade
Liedervortrag von Opernsänger Rudolf Christl
In: Innsbrucker Nachrichten vom 8. Juli 1943, Seite 4
Von Karl Senn

Unter der bewährten Leitung des Opernkapellmeisters Hans-Georg Ratjen fand am Dienstag, den 6. Juli, im Rahmen der Festwochen unter Mitwirkung des beliebten Tenors unseres Reichsgautheaters Rudolf Christ im Hofe des Tiroler Volkskunstmuseums die zweite vom Reichsgau-Symphonieorchester ausgeführte Serenade statt. Ein bald nach Beginn der Serenade einfallender Regen legte sich wie ein leichter Schleier über die akustischen Vorgänge, konnte aber die Stimmung der Zuhörer nicht stören. Eröffnet wurde der Abend mit Johann Sebastian Bachs viersätziger „Suite in D-dur“. Dann spielte Herbert Berberich, Mitglied des Reichsgau-Symphonieorchesters, derzeit bei der Wehrmacht, den ersten Satz aus dem „Konzert für Oboe und Orchester“ von Josef Haydn […].

Fein ausgefeilt kam Mozarts Ouvertüre zur Oper „Titus“ zum Vortrag. Eine seltene Gabe war Beethovens „Oktett in Es-dur“, Werk 103, für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner und zwei Fagotte […].

Das inzwischen stärker gewordene Rauschen des abendlichen Regens wirkte für die Vorträge Rudolf Christs recht störend. Er sang mit seiner schönen lyrischen Stimme vier Lieder mit Harfenbegleitung: Beethovens „Ich liebe dich“, Schuberts „An den Mond“, Brahms’ „Wie Melodien zieht es mich“ und Hugo Wolfs „Gesang Weilas“, an der Harfe von Elisabeth Bayer ausgezeichnet begleitet.

Den Schluß des Abends bildete die „Serenade für Orchester“, Werk 48, von Clemens von Frankenstein, ein an klanglichen Wirkungen reiches, in der Erfindung eigenartiges Werk […].

Die die Arkaden voll besetzt haltenden Zuhörer spendeten allen Darbietungen reichen Beifall.
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„Der Vogelhändler“ im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 8. Juli 1943, Seite 4

Eine Neuinszenierung der so beliebten Operette „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller in der Münchner Fassung und der Sonderbearbeitung für das Reichsgautheater von M[ax] A[lexander] Pflugmacher wird am Sonntag, 11. Juli, 20 Uhr, zum ersten Male aufgeführt. Die musikalische Leitung hat Hans-Georg Ratjen. Die Inszenierung besorgte wieder Ottomar Mayer. Als Gast stellte Ballettmeister Willy Godlewsky, Berlin, die Tänze. Die Bühnenbilder schuf Hans Siegert. Als Gast singt Margarethe Ziha vom Deutschen Theater in Prag die Kurfürstin Antoinette. Den Vogelhändler Adam singt Rudolf Christ, die Postchristl Fini Fügner. Wie in der letzten Inszenierung spielen Fritzi Heinen die Komtesse Adelaide, Rudolf Tlusty den Baron Weps und Gustl Pretsch den Geheimkanzlist Wokovke.


Heimatliche Bühnendichtung im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 8. Juli 1943, Seite 4
Von Karl Paulin

Die Heimat leuchtet über den Veranstaltungen des 6. Landesschießens des Gaues Tirol-Vorarlberg, nicht nur über den wehrhaften, sondern auch über den kulturellen, die ein getreues Spiegelbild jener bodenverbundenen Kräfte geben, aus denen von altersher auch unser geistiges Leben sich nährt.

Im Reichsgautheater sind es zwei Schauspiele, die vom gleichen Dichter, dem gleichen geschichtlichen Boden entsprossen sind und nun in der Spielfolge der Wochen des größten Schützentreffens des Reiches aufscheinen. Josef Wenters „Der Kanzler von Tirol“ wird in diesen Tagen seine 25. Aufführung in der laufenden Spielzeit finden und damit den schönsten Kranz des Erfolges sich selbst und dem Dichter um die Stirne flechten. Und nun erschien am 6. d. M. „Die schöne Welserin“ auf unserer Bühne und ließ uns ihr Liebesschicksal in dichterischer Schau erleben […].

Noch sind die Eindrücke der Innsbrucker Erstaufführung im März 1940 unverblaßt, nun werden sie durch eine stilvolle von Siegfried Süßenguth ganz im Geist der Dichtung gehaltene Neuinszenierung verstärkt. Der Spielleiter selbst ist der gleiche lebensprühende Erzherzog Ferdinand, der allen Freuden des Daseins aufgeschlossene Mann, der das spanische Zeremoniell am väterlichen Hof haßt und am liebsten ein freier Gamsjäger in seinem Tirol wäre […].

Viola Wahlen entfaltet als überzarte Philippine eine mädchenhafte Blüte, in der sich die Reinheit des Herzens mit der inneren Sicherheit der ihres rechten Weges bewußten fraulichen Natur verbindet […].

Das Spiel wurde von den malerischen Bühnenbildern Hans Siegerts stimmungsvoll umrahmt und fand in dem vollbesetzten Haus einen so starken Widerhall, daß die Darsteller mit dem Dichter wiederholt für den immer wieder aufrauschenden Beifall danken konnten.
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Hitler-Jugend singt und spielt
Allgemein zugängliche Wettbewerbe und Vorführungen im Rahmen des 6. Landesschießens
In: Innsbrucker Nachrichten vom 8. Juli 1943, Seite 3

Innsbruck, 7. Juli. Unter den kulturellen Veranstaltungen, die mit dem 6. Landesschießen verbunden sind, nehmen die Schulungswoche des Musikschulwerkes und die Volkskulturtage der Hitler-Jugend einen breiten Raum ein. Während jedoch die Schulungswoche interne Arbeitstagungen der im Gau musikerzieherisch tätigen Kräfte umfaßt, die unter Leitung von Professor [Wilhelm] Ehmann und Musikdirektor Anton Grad für ihre Aufgaben unter besonderer Berücksichtigung der Volkskunst ausgerichtet werden, tritt die Hitler-Jugend im Verlauf der Volkskulturtage weitgehend an die Oeffentlichkeit. Es ist klar, daß im Rahmen der vom Standschützenverband getragenen Pflege der Volkskultur und des Brauchtums der Mitwirkung der Jugend besondere Bedeutung zukommt. Nur dadurch, daß ihre Begeisterungsfähigkeit, ihre Aufnahmebereitschaft und ihr Lerneifer geweckt und in den Dienst der Brauchtumspflege gestellt werden, kann der volle Erfolg dieser Bestrebungen und vor allem die Sicherung der Ergebnisse für die Zukunft erreicht werden. Jetzt schon zeigen sich die Erfolge der Heranführung der Jugend, zum Beispiel an die Blasmusik in der Mitwirkung Jugendlicher in den Standschützenkapellen, die vielfach nur dadurch spielfähig gemacht werden konnten, und in der Aufstellung ganzer Jungschützenmusikkapellen, die beim Vorbeimarsch am letzten Sonntag herzlichen Beifall gefunden haben.

Ebenso wie das Landesschießen im Ganzen sollen auch die Volkskulturtage der Hitler-Jugend ein umfassender Rechenschaftsbericht über die Arbeit des abgelaufenen Jahres sein. Aus dem ganzen Gau kommen daher die Jungen und Mädel zusammen, um der Oeffentlichkeit zu zeigen, was sie gelernt und erreicht haben.


Nach einem Eröffnungsappell auf dem Adolf-Hitler-Platz am Samstag, den 10. d. M., um 9 Uhr beginnen sofort die öffentlichen Wertungssingen der BDM.-Singscharen im Großen Stadtsaal in nachstehender Reihenfolge: Samstag, 10 bis 12 Uhr, Landeck, Grauenstein, Reutte, Solbad Hall; 15 bis 17 Uhr, Alpbach, Söll-Leukenthal, Kufstein, Bregenz 2; Montag, den 12. Juli, 10 bis 12 Uhr, Hohenems, Lustenau, Feldkirch, Dornbirn; 15 bis 17.30 Uhr, Innsbruck-Stadt, Schwaz, Bregenz 1, Junglehrerinnen, Südtirolerinnen. Jede Singschar gestaltet aus mehreren Pflichtliedern und Liedern nach freier Wahl eine mit verbindenden Worten bereicherte Folge von etwa halbstündiger Dauer. Bewertet wird nicht nur die musikalische Leistung, sondern auch die äußere Haltung und das Auftreten. Dies gilt übrigens für alle HJ.-Angehörigen, die an den Volkskulturtagen teilnehmen und nicht für die Veranstaltungen, sondern für die ganze Dauer des Aufenthaltes in Innsbruck.

Aus Jungen und Mädeln zusammengestellte gemischte Singscharen treten am Dienstag, den 13. d. M., 8.30 Uhr, im Großen Stadtsaal in den Wettbewerb.

Am Sonntag, den 11. d. M., 11 Uhr, geben die Musik- und Fanfarenzüge auf dem Adolf-Hitler-Platz ein Standkonzert; das Wertungsspiel der Fanfarenzüge findet ebenfalls auf dem Adolf-Hitler-Platz am Dientag um 17 Uhr statt. Die Volkstanzgruppen zeigen ihr Können am Mittwoch, den 14. d. M., 18.30 Uhr, auf dem Adolf-Hitler-Platz.


Das Großereignis für Kinder, die hierzu herzlichst eingeladen werden, ist das Kinderfest, beim frohen Nachmittag am Sonntag, den 11. d. M., ab 14 Uhr am Hauptschießstand.

Im Hofe des Volkskunstmuseums bietet die Hitler-Jugend am Mittwoch, den 14. d. M., 20 Uhr, eine Abendmusik. Den Abschluß der Volkskulturtage und der Schulungswoche des Musikschulwerkes bildet am 15. d. M., 19.30 Uhr, ein Volkstumsabend im Großen Stadtsaal, bei dem die besten Singscharen, Musik- und Fanfarenzüge sowie Volkstanzgruppen auftreten werden. Zu den beiden letztgenannten Veranstaltungen findet ein beschränkter Kartenverkauf in der KdF.-Dienststelle, Museumstraße 21, statt.


Die Volkskulturtage der Hitler-Jugend
Feierlicher Eröffnungsappell am Adolf-Hitler-Platz – Wertungssingen der BDM.-Singscharen
In: Innsbrucker Nachrichten vom 12. Juli 1943, Seite 3

Innsbruck, 11. Juli. Aus allen Kreisen unseres Berggaues waren im Laufe des Freitag mehrere hundert Jungen und Mädel, meist in der schmucken Tracht ihres Heimatortes gekleidet, in Innsbruck eingetroffen, um im Rahmen des Landesschießens an den Volkskulturtagen der Hitler-Jugend von Tirol-Vorarlberg teilzunehmen. Eingeleitet wurden die Volkskulturtage mit einem feierlichen Eröffnungsappell am Adolf-Hitler-Platz. Auf den Stufen des Reichsgautheaters hatten die Fanfarenzüge der Innsbrucker Hitler-Jugend Ausstellung genommen. Vor dem Reichsgautheater waren die Jungen und Mädel in einem großen Viereck angetreten. An der Feier nahmen außerdem zahlreiche Vertreter aus Partei, Wehrmacht und Staat teil. Nach Meldung der angetretenen Jungen und Mädel durch Oberstammführer [Hermann] Pepeunig an den Führer des Gebietes, Hauptbannführer Otto Weber, klang flotte Marschmusik auf, der sich ein Lied der Jugend anschloß, das alle anwesenden Jungen und Mädel mitsangen. Dann sprach der Gebietsführer. Er sagte u.a.:

So sehr unsere Arbeit Tag für Tag auf das gewaltige Kriegsgeschehen gerichtet ist, sosehr in unserer Erziehungsarbeit die Wehrertüchtigung im Vordergrund steht, so wissen wir doch, daß wir deutschen Menschen nie auf unsere Seele, auf unser Gemüt vergessen dürfen. Wir wollen daher auch jetzt mitten im Kriege unsere kulturellen Werte pflegen und entwickeln. Neben den vielen sonstigen Aufbaumaßnahmen hat Gauleiter Hofer die Wiedererweckung und Stärkung des heimatlichen Brauchtums als wichtige Aufgabe herausgestellt. Mit der Neugründung des Standschützenverbandes Tirol-Vorarlberg erstand die große Plattform nicht nur für die wehrhafte Ausrichtung, sondern auch für die Erneuerung und Pflege unserer heimatlichen Volkskultur. Im Rahmen dieser Aufgabenstellung will die Hitler-Jugend voranmarschieren und zur Hebung und Entfaltung der kulturellen Werte des Berggaues Tirol-Vorarlberg beitragen. So entstanden und entstehen überall im Gau Tirol-Vorarlberg unsere Singscharen und Volkstanzgruppen, unsere Musikzüge und Bläserkameradschaften, die Volksmusikgruppen und Laienspielscharen. Und zu vielen Hunderten sehen wir unsere Mädel in der selbstgefertigten Tracht ihres heimatlichen Tales. Gerade im Kriege, so schloß der Gebietsführer seine Ausführungen, soll es eine unserer liebsten Aufgaben sein, die Heimat schöner werden zu lassen bis zu dem Tag, an dem unsere siegreichen Soldaten heimkehren werden. Mit der Erweckung alter Werte, mit ihrer Weiterentwicklung und mit neuem, volksverbundenem Schaffen wollen wir mithelfen, unsere Bergheimat Tirol-Vorarlberg zu einem der schönsten und blühendsten Teile Großdeutschlands zu machen. Die Lieder und Weisen unserer Heimat sollen jedem zeugen von unserer Art. Auf dem starken Grund unserer Heimat werden dann auch um so stärker und froher die gemeinsamen Lieder vom großen Reich erklingen.

Mit dem Fahnenlied der Hitler-Jugend, das alle Jungen und Mädel sagen, wurde der Eröffnungsappell beendet. Ihm schloß sich sofort das Wertungssingen der BDM.-Singscharen im Großen Stadtsaal an. Als erste zeigten die Mädel des Bannes Landeck ihr Können, denen sich die Mädel der Banne Bregenz und Schwaz am Vormittag anschlossen. Das Wertungssingen wird am Montagnachmittag beendet. Die Veranstaltungen am Samstag wurden mit einer Volkstanzlehrstunde im Großen Stadtsaal abgeschlossen.
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Sitte und Brauchtum als Quelle seelischer Kraft
Morgenfeier im Stadtsaal – Es sprach Hauptbannführer Zander von der Reichsjugendführung
In: Innsbrucker Nachrichten vom 12. Juli 1943, Seite 3f.

Innsbruck, 11. Juli. Im festlich geschmückten Großen Stadtsaal in Innsbruck führte die Hitler-Jugend am Sonntagvormittag im Rahmen ihrer Volkskulturtage eine Morgenfeier durch, in deren Mittelpunkt eine grundlegende Rede des Hauptbannführers [Otto] Zander, Chef des Kulturamtes der Reichsjugendführung, über Kulturarbeit der Hitler-Jugend im Kriege stand. An dieser Morgenfeier nahmen außer den vielen Jungen und Mädeln aus allen Kreisen unseres Gaues, auch zahlreiche Vertreter von Partei, Wehrmacht und Staat mit Kreisleiter Dr. [Max] Primbs und Gaupropagandaleiter Pg. [Karl] Margreiter an der Spitze, teil. Eingeleitet wurde die Morgenfeier mit der Gebietsfanfare von Tirol-Vorarlberg, an die anschließend ein Hitler-Jugend-Führer den Spruch „Ruf in die Zeit“ von Willi Vesper vortrug. Das verstärkte Orchester des Bannes Innsbruck-Stadt spielte hierauf drei Instrumentalsätze aus dem 17. Jahrhundert, dem sich der Chorsatz „Wach auf, du deutsches Land“ von Johann Walther, gesungen von der gemischten Singschar des Bannes Innsbruck-Stadt, anschloß.

Dann sprach Hauptbannführer Zander. In seinen grundlegenden Ausführungen über die Kulturarbeit und die Aufgaben der Hitler-Jugend auf dem Gebiete der Kultur im Kriege, sagte er u. a.; „Trotz Krieg und Bombenterror lassen wir keine Sekunde von unserer Kultur, ja wir schöpfen aus unserer deutschen Kunst und Kultur immer wieder neue Kräfte, die uns auch kein heimtückischer Bombenterror stehlen kann, weil sie in unseren Herzen wohnen. Ja, erst der Krieg hat uns die Kraft ermessen lassen, die in unserer deutschen Kunst und Kultur wohnt. Diese Kraft macht unsere Herzen stark und gesellt sich mit zum unbändigen Willen am Durchstehen dieses Krieges bis zum siegreichen Ende. Es ist darum auch ganz selbstverständlich, daß wir gerade die Jugend zur Kultur und zur Kunst hinführen, damit sie mit ihnen vertraut und gewappnet werde.

Gerade das Wissen um unsere Kunst und Kultur, dieses Kennen ihrer Größe und Herrlichkeit macht den Soldaten draußen an der Front stark und noch mehr widerstandsfähig, denn er weiß nun ja, daß er neben der Heimat, neben dem deutschen Boden und dem deutschen Volk auch die Seele der Heimat, unsere Kultur und Kunst verteidigt. Wenn der deutsche Soldat draußen an den Fronten in der Lage ist, immer wieder fast unmenschliche Leistungen zu vollbringen, wenn er zäh und verbissen seine Aufgaben meistert, wenn er dem Gegner nicht nur durch sein soldatisches Können, seiner Tapferkeit und Beharrlichkeit, sondern auch in seiner geistigen und moralischen Haltung turmhoch überlegen ist, so tragen dazu wesentlich auch bei sein Wissen um die kulturellen und künstlerischen Werte seiner Heimat und der Kraft, die in ihnen wohnt. So besitzen für uns Deutsche im Kriege Kunst und Kultur auch eine politische Kraft, die der Sowjetsoldat nie kennen und besitzen kann, weil man ihm die Seele, das Herz genommen und Kunst und Kultur in den Kot gezerrt hat; die aber auch kein Brite und Amerikaner besitzt, weil sie in ihrem plutokratisch-demokratischen Denken und Handeln gar keinen Platz mehr für Kunst und Kultur haben.

Wir aber wollen der deutschen Jugend das Erlebnis Deutschland in die Herzen prägen, ihnen Augen und Ohren öffnen, die Schönheiten der Heimat, der Kunst und Kultur zugänglich machen und begreifen lernen, damit sie diese heiligsten Werte unseres Seins in ihre Seelen aufnehmen und einmal, wenn sie Soldaten sein werden, von diesem Erlebnis Deutschland ihre Kraft und Stärke in harter Stunde holen.“

„Wir wollen“ so führte Hauptbannführer Zander weiter aus, „unsere Jugend nicht einseitig spartanisch erziehen, sondern ihr neben der Wehrertüchtigung, neben der Stählung und Härtung des Leibes auch jene politische, geistige und seelische Erziehung zuteil werden lassen, die Körper und Seele harmonisch zusammenführen. Wir greifen darum hinein in die Werte der bodenständigen Kultur, lehren die Jugend Sitte und Brauchtum der Ahnen zu achten, zu hegen und zu pflegen, auf daß sie aus der unmittelbaren geistigen Quelle der Heimaterde ihre Kraft und Widerstandsfähigkeit gegen alles Fremde und Zersetzende schöpfen könne. Darum pflegen wir Lied und Musik, Spiel und Tanz.“
[…]

Die nationalsozialistische Bewegung hat dafür Sorge getragen, daß die deutsche Jugend in harmonischer Ertüchtigung von Körper und Seele heranwächst und die deutsche Jugend sieht nur ein Beispiel vor sich, leuchtend und verpflichtend: den Führer und seine herrlichen Soldaten.

Die Morgenfeier wurde mit dem Gemeinschaftslied: „Nichts kann uns rauben Liebe und Glauben zu unserem Land“ [Text: Karl Bröger, Melodie: Heinrich Splitta, 1935 oder Gustav Schulten] abgeschlossen.

    • Alpenheimat 1943. Familienkalender für Stadt und Land , Seite 35


Wertungssingen der Hitler-Jugend im Stadtsaal
22 Singscharen aus allen Kreisen unseres Berggaues nahmen daran teil
In: Innsbrucker Nachrichten vom 14. Juli 1943, Seite 3

Innsbruck, 13. Juli. Einst führte man sogenannte Sängerwettstreite durch, die den einzigen Zweck hatten, aus einer gewissen Anzahl von Gesangsgruppen die besten zu ermitteln und mit einem Preis auszuzeichnen. Wenn nun die Hitler-Jugend von Tirol-Vorarlberg im Großen Stadtsaal in Innsbruck ein Wertungssingen für die Mädel- und gemischte Singscharen der Banne durchführt, so geschah dies vor allem aus zwei Gründen: Erstens, um einmal diesen Gruppen Gelegenheit zu geben, sich gegenseitig kennenzulernen und um zu zeigen, was sie können, und zweitens, um ihnen durch ihre Darbietungen gegenseitige Anregungen für ihre weitere Arbeit zu geben. Jede Singschar hatte aus mehreren Pflichtliedern und Liedern nach freier Wahl eine mit verbindenden Worten bereicherte Folge von rund halbstündiger Dauer zu gestalten. Es zeigte sich dabei gerade in der freien Wahl der Lieder bei allen Gruppen [eine] besondere Liebe zum Heimatlied. Die schönsten Lieder unserer Bergheimat aus alter und neuer Zeit klangen auf und die Art des Vortrages kündete von der Liebe unserer Jugend zu Berg und Tal, Dorf und Heim. Dazu kommt noch, daß all diese Mädel und gemischten Singscharen in ihren Heimattrachten zum Wertungssingen antraten und damit nicht nur im Lied, sondern auch in der Kleidung sich zu Sitte und Brauchtum unserer Heimat bekannten. Besonders anerkannt seien die Leistungen der Singscharen aus Kitzbühel, Feldkirch, Söll-Leukental, Schwaz und Bregenz.

Aehnlich verlief auch das Wertungsspiel der Fanfarenzüge, das am Dienstag nachmittags am Adolf-Hitler-Platz durchgeführt wurde. Hier zeigte sich vor allem die Freude unserer Jugend an der Blasmusik, die ja in unseren Bergen besonders gepflegt wird und in den zahlreichen Musikkapellen des Standschützenverbandes Tirol-Vorarlberg sichtbar zum Ausdruck kommt. Gerade durch das freudige Mitwirken der Jugend unseres Gaues an der Blasmusik ist es nun im Kriege möglich, die vielen Musikkapellen des Standschützenverbandes spielfähig zu erhalten.


Volkskulturtage der Hitler-Jugend abgeschlossen
Zahlreiche Veranstaltungen unserer Jugend – Der Gauleiter sprach im Stadtsaal
In: Innsbrucker Nachrichten vom 16. Juli 1943, Seite 3

Innsbruck, 15. Juli. In einer Zeitspanne von sechs Tagen hat die Hitler-Jugend von Tirol-Vorarlberg im Rahmen des 6. Landesschießens ihre Volkskulturtage durchgeführt und in ihren zahlreichen Veranstaltungen einen Ausschnitt aus ihrer volkskulturellen Arbeit und ihrer Aufbauarbeit im vergangenen Jahr gegeben. Bei all diesen Veranstaltungen konnte die erfreuliche Feststellung gemacht werden, daß unsere Jugend unsere herrliche Volkskultur, unser Brauchtum und Ahnenerbe mit heller Begeisterung und herzlicher Freude pflegt. Aus allen Kreisen unseres Berggaues waren die Jungen und Mädel in ihren schönen Trachten in die Gauhauptstadt gekommen, um an den Arbeitsgemeinschaften für Musikzüge, Bläserkameradschaften, Volksmusik, Singen, Volkstanz, Laienspiel und Fanfarenzüge teilzunehmen.

Ein schönes Bild bot sich vor allem am Mittwochabend am Adolf-Hitler-Platz, als die vielen Volkstanzgruppen der Hitlerjugend in Trachten ihre Gemeinschaftstänze durchführten, die Singscharen die herrlichen Lieder unserer Bergheimat aufklingen ließen und Musikzüge flotte Märsche spielten. Die wunderbare Bergwelt der Innsbrucker Nordkette im Hintergrund gab dazu den trefflichsten Rahmen. Den meisten Beifall erntete die Landecker Jungschützen-Musikkapelle, die im Anschluß an ihre Darbietungen am Adolf-Hitler-Platz noch mit klingendem Spiel durch die Straßen der Gauhauptstadt zog.

Am Donnerstagvormittag versammelten sich in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste aus Partei, Wehrmacht und Staat alle Teilnehmer an den Volkskulturtagen der Hitler-Jugend und an der gleichzeitig durchgeführten Arbeitswoche des Musikschulwerkes zum Abschlußappell im Großen Stadtsaal. Hier trat eine besonders herrlich-bunte Fülle von Trachten aus allen Tälern unseres Gaues in Erscheinung. Nachdem Fanfaren die Ankunft des Gauleiters angekündigt hatten, der Musikzug des Bannes Innsbruck-Stadt einen flotten Marsch aufklingen ließ und ein Hitler-Jugend-Führer einen Spruch vorgetragen hatte, sangen mehrere gemischte Singscharen ein Bergbauernlied, das beim heurigen Brixentaler Flurritt erstmalig gesungen worden war. Die Worte des Liedes stammen von Oberstammführer Roland Wendlik des Gebietes Tirol-Vorarlberg.

Dann nahm Gauleiter Hofer das Wort zu grundsätzlichen Ausführungen über den Sinn und das Ziel der gesamten Brauchtumsarbeit. Er bezeichnete die nun zu Ende gehenden Volkskulturtage als Tage der Arbeit, der Freude und der Kameradschaft, vor allem aber der Wertung und Rückschau auf die Leistungen eines Jahres. Für das, was die Hitler-Jugend im Laufe dieses letzten Jahres erarbeitet hat, sprach ihr der Gauleiter seine Zufriedenheit und Anerkennung aus.

Eindringlich wies der Gauleiter darauf hin, daß Volkslied, Volkstanz, Volksmusik, Volkstracht, Laienspiel und alles, was sonst noch zur Brauchtumspflege gehört, keine Nervenreizmittel und keine oberflächlichen Vergnügungen sind, sondern wichtigste Arbeit an der Gemeinschaft und ein Zurückfinden zu unserer Urkraft. In diesem Zusammenhang ging der Gauleiter besonders auch auf die Fragen der Musikerziehung ein und betonte die feststehende und richtungsweisende Tatsache, daß alle hohe Kunst aus der Volkskunst hervorgegangen sei und ihr nur von dieser her immer wieder frische Kräfte zugeführt werden können. Alles höher Entwickelte ist der Gefahr des Verfalles und der Entartung ausgesetzt: Verfeinerte Obstsorten, hochgezüchtete Getreidearten sind anfälliger für Schädlinge und für ungünstige Witterungseinflüsse als die einfachen „groben“ Gewächse; genau dasselbe gilt für die Güter der Kultur und auch für Menschen. Modische Kleider entarten leicht, das Berufstheater und die Kunstmusik können verderblichen Kultureinflüssen nur zu leicht verfallen, was wir ja in der Systemzeit zur Genüge erlebt haben, der verstädterte Mensch ist immer in Gefahr, nachteiligen Umwelteinflüssen zu erliegen. Bleibend und unveränderlich sind dagegen die Kulturwerte des bäuerlichen Lebenskreises: die Tracht, das Laienspiel und die Volksmusik. Ewige Lebenskraft, Beharrlichkeit und Sicherung der Art ruht im bäuerlichen Menschen.

Aller Musikausbildung fehlt daher die sichere Grundlage, wenn sie nicht aus der Volksmusik und ihrer Pflege herauswächst. Diese muß daher in der Musikerziehung das Erste und Grundlegende sein. Es ist nichts dagegen zu sagen, wenn Theater, das Konzert und das Kunstlied gelehrt und gepflegt werden; vorausgehen muß aber diesem Beginnen die Wiedererweckung und Pflege des natürlichen, im bäuerlichen Menschen vorhandenen Formgefühls und Kulturempfindens. Daher muß die Pflege der Volksmusik durch eine umfassende Breitenarbeit bis in das letzte Dorf getragen werden, wobei nicht nur ihre gemeinschaftsbildende Wirkung zum Tragen gebracht wird, sondern auch in der großen Masse der Musikbeflissenen die großen Begabungen auf dem Wege der natürlichen Auslese herausgefunden werden, genau so, wie wir im Standschützenverband die Schießpflege auf die breite Grundlage stellen, um den späteren Spitzenkönnern, deren Ausbildung zu Höchstleistungen dann erst die zweite Aufgabe ist, Gelegenheit zur Entdeckung ihrer Fähigkeiten geben.
Nach einem kurzen Rückblick auf die seit der Machtübernahme durch die nationalsozialistische Bewegung in unserer Bergheimat geleistete Aufbauarbeit richtete der Gauleiter an die Jugend den Mahnruf, ihre Arbeit zur Verschönerung der Heimat fortzusetzen zur eigenen Freude und zum Segen der Gemeinschaft.

Anschließend versicherte der Führer des Gebietes, Hauptbannführer Otto Weber dem Gauleiter, daß die Hitler-Jugend von Tirol-Vorarlberg auch weiterhin alles daransetzen wird, um in der Brauchtumspflege im Gau nach dem Willen und den Richtlinien des Gauleiters voranzugehen. Die Feierstunde klang mit den Liedern der Nation aus.
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Ein Lehrgang für Musikerzieher
„Musikerziehung im Wandel der Geschichte“
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. Juli 1943, Seite 3

Innsbruck, 19. Juli. Die Musikerzieher des Gaues Tirol-Vorarlberg, die im Musikschulwerk zusammengeschlossen sind, waren während des Landesschießens zu einem achttägigen Lehrgang unter Leitung des Gaubeauftragten für Musikerziehung, Prof. Dr. W[ilhelm] Ehmann, in Innsbruck versammelt. In der feierlichen Eröffnung, die durch einen Streichquintettsatz von W. A. Mozart, gespielt von Musiklehrern der Innsbrucker und Kufsteiner Musikschulen, eingeleitet wurde, begrüßte Regierungsdirektor Schneider die Musikerzieher im Auftrag des Gauleiters und Reichsstatthalters und wies auf die Volksmusik als den Ausgang einer bodenständigen Musikerziehung hin. Darauf ergriff Prof. Ehmann das Wort zu längeren Ausführungen über das Thema „Musikerziehung im Wandel der Geschichte“, wobei er die verschiedenen musikalischen Erziehungsideale der Vergangenheit herausarbeitete und daraus die Folgerungen für unsere Gegenwart zog.

Im Laufe der Arbeitswoche wurden folgende Themen in Vorträgen und Arbeitsgemeinschaften behandelt: das gaueigene Volkslied (Schulrat N[orbert] Wallner), der Volkstanz (Dr. K[arl] Horak), Aufbau einer Musikschule (Musikdirektor T[oni] Grad), Musikalische Feiergestaltung, Musikgeschichte des Gaues, Chorische Stimmbildung (Prof. W. Ehmann). Darüber hinaus nahm der Lehrgang an mehreren Arbeitsgemeinschaften der Hitler-Jugend teil, um ein lebendiges Bild von der Arbeit der Jugend zu gewinnen. In den zahlreichen Aussprachen stand die Frage der Volksmusikarbeit an den Musikschulen und das Verhältnis der Musikschulen zur musikalischen Erziehungsarbeit der Hitler-Jugend im Vordergrund. Besuche des Landesschießens, der verschiedenen Ausstellungen und zahlreicher Veranstaltungen der Volkskulturtage vermittelten weitgehende Anschauungen. In einem Schlußappell entwickelte Gauleiter Hofer den Musikerziehern und den Führern der Hitler-Jugend sein Kulturprogramm. Mit einer Aussprache über organisatorische Fragen fand die Arbeitstagung in Gegenwart von Regierungsdirektor Schneider und Hauptkulturstellenleiter [Fritz] Engel ihren Abschluß. Musikdirektor Professor [Fritz] Bachler, Kufstein, brachte in lebhaft empfundenen Worten den Dank aller Tagungsteilnehmer an Veranstalter und Dozenten für die vielfältigen Arbeitsanregungen zum Ausdruck. Die Musikerzieher des Gaues haben mit dieser Tagung einen gemeinsamen Weg beschritten, der sie zu aktiven Trägern einer volksgebundenen Musikpflege machen wird, wodurch sie zugleich der hohen Kunst den notwendigen breiten Boden wieder bereiten helfen.

[Gleichlautender Bericht im Tiroler Volksblatt vom 21. Juli 1943, Seite 3].
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Erziehung zum Gemeinschaftsmenschen
In: Tiroler Volksblatt vom 21. Juli 1943, Seite 3

Innsbruck. In der ersten Julihälfte fand in Innsbruck ein Reichslehrgang für die Leiter und Mitarbeiter der schulpraktischen Ausbildung der Volksschullehrer an der Lehrerbildungsanstalt statt, zu dem das Reichserziehungsministerium über 70 Teilnehmer berufen hatte. Der Lehrgang diente u. a. der besonderen Methodik der Fächer, die durch die Einordnung der Schule in die Aufgaben der Erziehung zum Gemeinschaftsmenschen erforderlich ist.

Die Richtlinien für eine gegenwartsgemäße Unterrichtsgestaltung legte Ministerialdirigent Staatsrat Schmidt-Bodenstedt dar, außerdem sprachen Oberschulrat Dr. Houlabek und Professor Witt, Dezernent im Reichserziehungsministerium. Den Abschluß des Lehrganges bildete eine Ansprache des Gauleiters und Reichsstatthalters Hofer, der die Aufgaben einer sinnvollen Brauchtumspflege und die Bedeutung des Bergbauerntums behandelte und auf den verantwortlichen Auftrag des deutschen Erziehers von heute hinwies.
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Die Innsbrucker Heimatbühne eröffnet
Im Theatersaal in der Leopoldstraße – Gauleiter Hofer sprach vor der Eröffnungsvorstellung
In: Innsbrucker Nachrichten vom 13. Juli 1943, Seite 3
Von Karl Paulin

Innsbruck, 12. Juli. Im Rahmen der Veranstaltungen des 6. Landesschießens und der damit verbundenen Volkskulturtage der Hitler-Jugend fand am Sonntag abends die Eröffnung der neugeschaffenen Innsbrucker Heimatbühne des Standschützenverbandes Tirol-Vorarlberg statt. Der Theatersaal in der Leopoldstraße, der von den Mitgliedern der Laienspielschar in kürzester Zeit in einen repräsentationsfähigen Zustand versetzt worden war, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Zusammen mit Gauleiter Hofer und dem Stellvertretenden Gauleiter, Befehlsleiter Parteigenossen Parson, Kreisleiter Pg. Dr. Primbs und dem Führer des HJ.-Gebietes Tirol-Vorarlberg, Hauptbannführer Pg. Weber waren eine größere Anzahl von Vertretern aus Partei und Staat zur ersten Aufführung der Innsbrucker Heimatbühne erschienen. Auch der zu Besprechungen mit dem Gauleiter und Reichsstatthalter Hofer gerade in Innsbruck weilende Staatssekretär Pg. Dr. Ganzenmüller war als Gast anwesend.

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Kulturreferenten des Gaupropagandaamtes Pg. [Fritz] Engel, der dem Gauleiter für seine tatkräftige Hilfe bei der Erstellung der Heimatbühne dankte, ergriff der Gauleiter selbst das Wort und gab seiner Genugtuung darüber Ausdruck, daß nun die Gauhauptstadt Innsbruck, in der schon einmal aus einem Laienspieltheater eine weltbekannte Spielgemeinschaft hervorgegangen war, nunmehr wiederum eine Laienspielbühne besitze. Der Gauleiter dankte dann allen denen, die führend an der Aufbauarbeit der Bühne Anteil hatten, besonders aber der Gemeinschaft von Mädel und Jungen und voran dem Bannführer, die sich zusammengetan hatten, um hier in einer Arbeits- und Spielgemeinschaft ein Werk zu beginnen, von dem man in Zukunft noch schöne Leistungen erhoffen dürfe. Der Dank galt auch dem Reichsgautheater, das sich neben der Arbeit für die Festwochen auf der eigenen Bühne auch noch in kameradschaftlicher Weise der Neugründung angenommen hatte.

Mit besonderer Betonung stellte der Gauleiter die Tatsache heraus, daß auf dieser Bühne und besonders an ihrem Eröffnungstage die Jugend für die Jugend gestalte und spiele und erinnerte dabei daran, wie ja das in unserem Gau vielerorts alteingesessene Laienspiel auch eine der gemeinschaftsbildenden Kräfte sei, deren Förderung unsere Brauchtumsarbeit gelte. So wie hier in der Stadt, seien auch auf den Dörfern draußen die Laienspiele wieder in der Aufwärtsentwicklung, und wenn der Bub und das Mädel oben auf der Bühne die Gestalten unserer Volksdichter verkörpern, so sitzen unten im Zuschauerraum die Dorfgenossen und Freunde, die Mütter und Väter und hätten am Spiel der Darsteller den lebendigsten und persönlichsten Anteil.

Die Eröffnungsvorstellung
Die Wahl der Eröffnungsvorstellung fiel auf ein Stück, dessen starke Bindung mit dem heimatlichen Boden und mit volkstümlichen Elementen von vornherein die beste Anziehungskraft erwarten ließ. Die Sage von den Räubern am Glockenhof setzt sich ja schon seit Jahrhunderten durch die Überlieferung im Volksmund fort und hat in den letzten Jahrzehnten auch wiederholt bühnenmäßige Gestalt gewonnen, die den Kern der Sage in romantischer Verkleidung dem Volksbewußtsein nahebrachte. Den älteren Innsbruckern sind „Die Räuber am Glockenhof“ in der dramatischen Bearbeitung der Frau Josefine Weiß, der unvergessenen Leiterin des einstigen Pradler Bauerntheaters, noch in lebhafter Erinnerung.

Unser heimischer Dramatiker Rudolf Brix, sonst auf dem Gebiet des modernen Dramas erfolgreich wirkend, hat vor rund einem Jahrzehnt den gleichen Stoff aufgegriffen und in eine tirolische Historie gefaßt, die auf den Grundlinien der Volkserzählung eine selbständige Dichtung aufbaut Aus den bekannten Vorgängen entwickelt der Dichter die Charaktere des Glockengießers Johannes Gatterer und seiner Martha zu vertiefter Wirkung und fügt in der Gestalt des Kassian Kluibenschädl ein neues dramatisches Motiv, die Tragödie eines Freundes, den die Pflicht zum Verrat treibt, den er durch den eigenen Tod sühnt, in die Handlung ein. Im August 1934 hat diese Fassung der Glockenhofersage in der Darstellung der Exl-Bühne auf dem damaligen Innsbrucker Stadttheater einen langandauernden Erfolg errungen.

Daß die junge Innsbrucker Heimatbühne das Wagnis unternahm, die Brix’sche Historie trotz ihrer schwierigen und weitläufigen szenischen Gliederung – die drei Akte zerfallen in 23 Bilder, die einen ungewöhnlich häufigen Szenenwechsel bedingen – aufzuführen, zeugt von der unternehmenden Kraft der von ihrer Sendung begeisterten Spielschar. Daß es dem Spielleiter, Gefolgschaftsführer Thorby Wörndle, gelungen ist, alle Mitwirkenden zum restlosen Einsatz aller ihrer Kräfte zu befeuern, hat die Eröffnungsaufführung eindeutig erwiesen. Es wäre nicht am Platz im Hinblick auf diesen ersten Abend ein abschließendes Urteil über das Geleistete oder auch nur über die in Erscheinung getretenen Entwicklungsmöglichkeiten zu fällen. Aber soviel kann und darf festgestellt werden, daß unsere Jugend das uralte, blutmäßige Erbe der tirolischen Spielfreude und Theaterbegeisterung mit einem Feuer aufnimmt und in die Tat umsetzt, das für die Zukunft bleibende Werte erhoffen läßt. An der Reife des Glockengießers Löffler gemessen, haben sich besonders die Darsteller des Johannes Gatterer, des Langhans, des Triefaugs, des Kassian Kluibenschädel, besonders auch die Darstellerin der Martha, durch echtes Gefühl und naturhafte, ungekünstelte Verkörperung aus dem Gesamtspiel, in dem auch die untergeordneten Rollenträger ihr Bestes gaben [hervorgehoben].

Am lebendigsten wirkten naturgemäß jene Szenen, in denen das naive Volkstheater zum Durchbruch kommt, so der Ueberfall im Grafenschloß, die vom Räuberlied beschwingten Bilder im Glockenhof, der Tanz der Bärentreibertochter, ferner die Dialogszenen zwischen Gatterer und Löffler, bzw. Martha.

Die heimatliche Note des Stückes wurde durch die für eine Volksbühne ausgezeichneten Bühnenbilder Hans Siegerts vom Reichsgautheater Innsbruck verstärkt, die landschaftliche Ausschnitte aus Kufstein, der Weiherburg, vom Volderwald als Rahmen der Handlung zeigten.

J[osef] E[duard] Ploner schrieb eine die tragischen Elemente des Stoffes untermalende Musik, die vom Gebietsmusikzug der HJ. unter der Stabführung Sepp Thalers, von dem die musikalische Begleitung des Tanzes stammt, sehr wirkungsvoll zum Vortrag gebracht.

Die Eröffnungsvorstellung, der auch der Dichter Dr. Rudolf Brix und Oberspielleiter Eduard Köck der Exil-Bühne beiwohnten, wurde von dem vollbesetzten Haus mit einem Beifall aufgenommen und bedankt, aus dem das restlose Mitgehen und die hemmungslose Begeisterung der Jugend unverkennbar herauszuhören war.
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Brauchtumsarbeit durch Förderung des Laienspiels
Eröffnung der Innsbrucker Heimatbühne
In: Tiroler Volksblatt vom 14. Juli 1943, Seite 3

[…] Als Eröffnungsvorstellung gingen dann „Die Räuber am Glockenhof“, eine tirolische Historie in drei Akten von Rudolf Brix mit Musik von J. E. Ploner und Sepp Thaler, ausgeführt von einer Hitler-Jugend-Kapelle unter Leitung von Sepp Thaler, in Szene. Die Spielleitung hatte Gefolgschaftsführer Thorby Wörndle. Die Bühnenbilder für die rasch wechselnde und vielfache Szenenfolge hatte Hans Siegwart [Hans Siegert] geschaffen, der es verstanden hatte, den Anforderungen des Werkes auch auf dem beschränkten Raum voll und ganz gerecht zu werden. Das Stück wurde von Jungen und Mädel der Hitler-Jugend des Bannes Innsbruck-Stadt nicht nur mit einem anerkennenswerten und aufs Ganze gehenden Eifer, sondern auch mit einem bemerkenswerten Einfühlungsvermögen gespielt. Der Theaterzettel nennt keine Namen der Darsteller; damit sollte der Gemeinschaftswille unterstrichen werden. Die Darstellung wurde vom Publikum, das sich zum großen Teil aus Jungen und Mädel zusammensetzte, die selbst aktiv in der Hitler-Jugend stehen, nach jedem Niedergehen des Vorhanges, ja selbst auf offener Bühne, stürmisch beklatscht.
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Innsbrucker Nachrichten vom 13. Juli 1943, Seite 3

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Trachtenerneuerung in unserem Gau
Aus der großen Kulturschau im Rahmen des 6. Landesschießens
In: Tiroler Landbote vom 15. Juli 1943, Seite 6

Die Veranstaltungen zum 6. Landesschießen in Innsbruck sind in ihrem äußeren Bild bestimmt durch eine Fülle farbenbunter Trachten. Dadurch werden die erfolgreichen Bemühungen sichtbar, die in den letzten Jahren in der Brauchtumspflege im Gau Tirol Vorarlberg angestellt wurden. Die Oeffentlichkeit mit dem Trachtenwesen und seinen völkisch tiefliegenden Ursachen vertraut zu machen, ist der Zweck der Ausstellung „Trachtenerneuerung im Gau Tirol-Vorarlberg“, die im Rahmen der Kulturschau aufgebaut ist. Man findet hier in sorgsamer Zusammenstellung die bildliche Wiedergabe alter Trachten, die ein Vierteljahrtausend umfassen und nach einzelnen Talschaften geordnet, ein Entwicklungsbild der einzelnen Trachten geben. Farbige Zeichnungen und Wiedergaben alter Gedenkbilder lassen erkennen, wie die Vorfahren die Trachten getragen haben und wie diese im Laufe der Jahrhunderte von einem Gebiet ins andere wanderten. Zahlreiche lebensgroße Figuren zeigen als Gegenstück dazu die erneuerten, den heutigen Lebensbedingungen entsprechenden Trachten. In dieser Darstellung zeigt uns die Schau die Früchte der Arbeit, die im Volkskunstmuseum unter der Leitung von Pgn. Gertrud Pesendorfer seit Jahren geleistet und noch dauernd fortgesetzt wird, seither auch schon weit über die Grenzen des Gaues Tirol-Vorarlberg hinausgegriffen hat: einerseits die Trachtenforschung, die in die Vergangenheit gerichtet ist und die teilweise verschütteten überlieferten Grundlagen freilegt und sicherstellt, andererseits die Trachtenerneuerung, die, auf diesen Grundlagen aufbauen, in schöpferischer Leistung lebensnahe Formen gestaltet und damit die für den Erfolg der gesamten Trachtenarbeit entscheidende Voraussetzung schafft.


Es verlohnt sich wirklich, diesen mannigfaltigen Darstellungen, die nicht nur Gesamttrachtenbilder, sondern auch Skizzen und Zeichnungen zahlreicher Einzelteile und ihre Entwicklung umfassen, eingehende Aufmerksamkeit zuzuwenden. Man versteht dann, warum es durchaus nicht gleichgültig ist, wenn die Trachtenschneiderin oder das Mädel, das seine Kleiderkartenpunkte in ein Trachtengewand umsetzt und sich dieses selbst anfertigt, an ganz bestimmte Schnittmuster, Stoffe und Farben gebunden ist. Trotz der Erneuerung oder vielfach gerade deshalb, weil es sich um eine Erneuerung überlieferten Formengutes handelt, unterliegt die Anfertigung einer bestimmten Taltracht strengen Richtlinien, die schon deshalb notwendig sind, um eine Wiederholung von Verirrungen in Modetorheiten zu vermeiden von ähnlicher Art, wie solche während einer vergangenen, nun endgültig überwundenen Zeitspanne das ganze Trachtenwesen zu verderben drohten.

Es muß der Aufmerksamkeit des Beschauers überlassen bleiben, auf die zahllosen Einzelheiten dieser Schau einzugehen, die übrigens bewußt sich auf einen verhältnismäßig kleinen Ausschnitt der Trachtenarbeit durch das Herausgreifen einzelner charakteristischer Talschaftsentwicklungen beschränkt und dadurch ermüdende Wiederholungen gleichartiger Darstellungen vermeidet. Ein Umstand jedoch fällt durchgehend auf und muß daher auch hier Erwähnung finden: gerade die ältesten Trachtenbilder zeigen, daß die alten Trachten in Form- und Farbengebung bedeutend reicher und praktischen Anforderungen besser angepaßt waren, als die späteren, etwa im Laufe des 19. Jahrhunderts üblich gewordenen Ausführungen. Als Gipfelpunkt dieser Entwicklung sind Frauentrachten anzusehen, die den natürlichen Körperformen geradezu Gewalt angetan haben. Wir erinnern uns an ein altes Lichtbild, das walserische Frauentrachten zeigt, bei denen der Rockbund etwa eine Handbreit unter dem Adamsapfel liegt!

Auch die ausgesprochene Farbenfreudigkeit früherer Trachten weicht im Laufe der Zeit einer fortschreitenden Eintönigkeit. Die Ursachen für diese Entwicklung sind nicht ganz leicht zu erforschen. Einen Schlüssel dafür dürfte jedoch eine Reihendarstellung bieten, die nach einer alten Vorlage ebenfalls in der Ausstellung wiedergegeben ist und aus der hervorgeht, daß Einflüsse am Werk waren, welche z. B. die Volksmusik und den Volkstanz als einen Weg zur sittlichen Verderbnis und ewigen Verdammnis zu bezeichnen sich bemühten. Dieser Geistesrichtung war es selbstverständlich angemessen und ihren Trägern erwünscht, wenn sich die Trachten zu unförmigen Gebilden entwickelten, deren Alltagsgebrauch sich von selbst verbot; sie waren so geradezu auf dem Wege, zu Bußgewändern zu werden. Ueberlegungen über diese Zusammenhänge offenbaren uns weltanschauliche Hintergründe und bestätigen die Tatsache, daß wir die Vorliebe unserer heutigen Jugend für die Trachtenkleidung als ein Anzeichen für die Abkehr von muffiger Weltabgewandtheit und für die Zuwendung zu der diesseits gerichteten Lebens- und Arbeitsfreude betrachten dürfen, deren unser Volk für sein Bestehen im Schicksalskampf bedarf.

Die großen Erfolge im Gau Tirol-Vorarlberg in der Trachtenforschung und Trachtenerneuerung sind das Ergebnis innerer Haltung. Die Tracht ist Bekenntnis zur Gemeinschaft, zu den Ueberlieferungswerten der Heimat, zum Kulturgut der Vorfahren und zur Lebensbejahung.

[Der Artikel basiert auf den Informationen des Berichts „Trachtenerneuerung in unserem Gau“ in den Innsbrucker Nachrichten vom 9. Juli 1943, Seite 3f.]
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Warum Wohnkultur-Ausstellung“
Zur Schau gaugebundener Möbel des heimischen Tischlerhandwerks in der Ausstellungshalle
In: Innsbrucker Nachrichten vom 10. Juli 1943, Seite 3
Signiert „H. C. P.“ [Heinz Cornel Pfeifer]

Innsbruck, 9. Juli. Im Rahmen des 6. Tiroler Landesschießens wurde bekanntlich in der Ausstellungshalle eine „Lehr- und Musterschau für bodenständiges Wohnen“ eröffnet.

Wohnkultur-Ausstellung? Weshalb? Wozu? Gar mancher wird diese Frage aufwerfen und sie mit dem lapidaren Satz beantworten: Man kann sich ja doch nichts kaufen - also wozu das alles! Der Mann hat scheinbar gar nicht so unrecht – aber nur scheinbar -, wenn man dieses Problem einseitig betrachtet, vom an sich ja recht begreiflichen Wunsch, das oder jenes Stück anzuschaffen, ein vielleicht dringend benötigtes zweites oder drittes Zimmer einzurichten oder vielleicht auch einen Hausstand zu gründen. Gewiß, das sind durchaus berechtigte Wünsche – aber der Krieg in seiner Härte hindert wie manch andere Erfüllung auch diese.

Betrachten wir die Ausstellung aber einmal von einer anderen Seite, so werden wir uns der Einsicht nicht verschließen können, daß das, was hier gezeigt wird, doch einen tiefen Sinn hat und aus einer klaren und richtigen Erkenntnis entsprungen ist. Nur deshalb, weil wir augenblicklich nichts davon erwerben können, ist Sinn und Zweck dieser Arbeiten noch nicht verneint. Vor allem ist wichtig, daß die in unserem Gau gepflegte handwerkliche Kunst nicht stille steht, was gleichbedeutend mit einem Rückschritt wäre, da ja die Zeit fortschreitet. Weiter, daß diese Kunst nicht verflacht, also streng an der gaugebundenen ländlichen Form gehalten wird, und zum dritten ist noch ein kriegsbedingter Umstand zu bedenken, der Gefahren für den Nachwuchs im Tischlerhandwerk mit sich bringt:

Nehmen wir nur einmal an, ein Lehrling ist im Jahre 1939 im Tischlerhandwerk eingetreten – muß also 1942 freigesprochen worden sein, ohne etwas anderes getan zu haben, als Spinde, Tische und Bänke für den Wehrmachtsbedarf oder Einheitsmöbel für Fliegergeschädigte angefertigt zu haben. Der Materialmangel an bestimmten Hölzern, an Beschlägen, Beizen, Farben und dergleichen tat hiezu das übrige, daß der junge Mann als Geselle dann wohl die Fertigkeit haben wird, in kurzer Zeit einen bestimmten Möbeltyp sozusagen am laufenden Band herzustellen, die kunsthandwerklichen Eigenschaften aber, die in ihm vielleicht ruhen könnten, weder geweckt noch ausgebildet werden, ja, müßten geradezu verkümmert sein. Wenn natürlich auch die Fachschulen im theoretischen Unterricht ein besonderes Gewicht auf die Weckung des kunsthandwerklichen Sinnes legen werden, so ist die Praxis in der Ausbildung eines Tischlerlehrlings doch das stärkste und wichtigste Moment.

Würden schon diese Gründe allein die Ausstellung rechtfertigen, so gibt es noch andere, die das nicht weniger schlagkräftig tun. Hat eine solche Schau bodenständiger Handwerkskunst nicht ganz beträchtliche erzieherische Werte in sich? Jeder junge Mensch, der daran denkt, sich nach Kriegsende ein eigenes Heim zu gründen, hat Gelegenheit, bei einem Gang durch die Halle seinen Geschmack zu schulen und so sich schon heute einen Begriff zu machen, wie er sich etwa später einmal vielleicht einrichten möchte.


Ein an jeder Koje angebrachter Schild weist einen knappen, sachlich klar gehaltenen Schiedsspruch auf, der die Vorzüge aber auch die Mängel jedes zur Schau gestellten Einrichtungsstückes schonungslos aufzeigt. Außer dem Namen des Herstellers weist dieses Bewertungszeugnis auf, welcher Landschaft die Stilart zugehörig ist und welche Eigentümlichkeit der Formgebung bemerkenswert ist. An eine Feststellung, welches Holz, beziehungsweise welche Holzart verwendet wurde, schließt die Beurteilung der Form und die der Tischlerarbeit sowohl im guten wie im schlechten Sinn.

Da kann es zum Beispiel heißen: „Schmuckleiste nicht angebracht!“ oder „Malerei wirkt überladen“ oder „Profile unpassend, Leisten nur aufgeleimt“. Bemerkungen über die Behandlung des Holzes, die sinngemäße Verwendung passender Beschläge werden abgeschlossen mit der Angabe des genauen Preises, den die Einrichtung bei einer Bestellung nach Kriegsende kostet. Damit ist alles Wesentliche vermerkt und jeder Besucher erfährt, was an dem einzelnen Möbelstück gut oder schlecht ist und kann sich ein Bild davon machen, wie die Einrichtung aussehen müßte, um den strengen Richtlinien der Jury zu entsprechen. Schafft sich nun das junge Paar, das mit offenen Augen und aufmerksam durch die sich alljährlich wiederholten Ausstellungen wandert, einmal bei einem Tischler irgendwo am Land oder in der Stadt eine Bauernstube, eine Wohnküche oder eine gemütliche Sitzecke an, so wird es, blick- und geschmackgeschult, schon eine ganz bestimmte Vorstellung davon haben, überflüssigen Zierrat, störende oder spielerische Leistenaufsätze und dergleichen ablehnen und mit der Sicherheit des erworbenen Wissens seine Angaben über das Gewünschte niederlegen.

Es ist ungemein erfreulich, daß eine so große Zahl von Tischlermeistern aus nah und fern, darunter auch besonders viele Südtiroler und Umsiedler, sich an diesem Wettbewerb beteiligt haben und mit einer stattlichen Reihe von ersten, zweiten und dritten Preisen ausgezeichnet werden konnten. Die Kulturschau, die auch noch eine sehenswerte Ausstellung „Meisterschule des Deutschen Handwerks“ und als wertvolles Erlebnis wissenschaftlicher Forschung die Ausstellung „Der nordische Bauernhof an der Südgrenze des germanischen Raumes“, ferner „Das Bauernhaus im Gau Tirol-Vorarlberg und seine Neugestaltung“ und schließlich eine Schau über die Trachtenerneuerung (über die wir bereits ausführlich berichtet haben), umschließt, wird bestimmt jeder Besucher etwas zu sagen haben.

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„Das Bauernhaus im Gau Tirol-Vorarlberg und seine Neugestaltung“
Besuch in der Ausstellungshalle – Die sieben Grundformen unserer Bauhöfe – Bausünden der Vergangenheit – Erkenntnisse und Nutzanwendung
In: Tiroler Landbote vom 23. Juli 1943, Seite 6

Der Gau Tirol-Vorarlberg ist reich an vielfältiger Schönheit. Zum Schönsten aber gehören seine Bauernhäuser. Sie sind Ausdruck der altüberlieferten Volkskultur unserer freiheitsstolzen Bergheimat. Wehrburgen gleich stehen sie Wind und Wetter widerstehend, im Tal oder auf den Höhen. So, wie die Trachten in den einzelnen Gebieten verschieden sind, haben auch unsere Höfe jeweils ihr besonderes Gesicht. Ueberall aber sind sie die Heimstatt eines trutzigen kampfgewohnten Bauerngeschlechtes, das in Krieg und Frieden seine Pflicht erfüllt.

Die Zeit des Niederganges hat freilich auch an den Bauernhäusern unseres Gaues ihre Spuren hinterlassen. Die artfremde Baugesinnung des Liberalismus fand auch im Dorf ihren Niederschlag. Es ist bekannt, daß sich ferner der Fremdenverkehr auf diesem Gebiete nicht immer zum Besten ausgewirkt hat. In der Notzeit der Systemjahre drückte das Wirtschaftselend auch der Bautätigkeit ihren Stempel auf. In vielen Fällen konnte nicht so gebaut werden, wie es gut und zweckmäßig gewesen wäre, sondern man mußte mit dem vorliebnehmen, was am billigsten und für den mageren Geldbeutel gerade noch erschwinglich war. Durch alle diese Umstände ist das Ortsbild oft und oft mehr oder minder zu Schaden gekommen.

Mit der Heimkehr ins Reich begann sich auch bei uns eine neue Baugesinnung Bahn zu brechen. Wie in allem anderen steht nun auch im Bauwesen wieder das Artgemäße, Bodenständige, mit Land und Leuten Verhaftete obenan. Baumeister und Bauhandwerker dürfen nicht nach Willkür schalten und walten, sondern sie müssen sich einfügen in Ordnung und Gesetz der gewachsenen Gemeinschaft. Für die Städte gelten in vielem andere Baugrundsätze als für das Land. Insbesondere sehen wir die Rückkehr zum „echten“ Haus an den von der Landstelle im Einvernehmen mit dem Gauamt für das Landvolk seit 1938 erstellten Um- und Neubauten.

Jetzt, im totalen Krieg, sind der zivilen Bautätigkeit naturgemäß sehr enge Grenzen gesetzt. Nach dem Siege aber wird so wie auf allen anderen Sektoren im zivilen Bauwesen die Tätigkeit wieder einsetzen. Auch in den Dörfern wird viel zu bauen sein. Um alle, die sich mit der Ausführung von Bauten befassen, über die Erfordernisse neuzeitlichen Bauens auf dem Lande ins Bild zu setzen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich beizeiten über ihre künftigen Aufgaben klar zu werden, hat das Gauamt für das Landvolk in Zusammenarbeit mit anderen Stellen im Rahmen der großen Kulturschau in Innsbruck eine sehr sehenswerte Ausstellung veranstaltet. Sie trägt die Bezeichnung „Das Bauernhaus im Gau Tirol-Vorarlberg und seine Neugestaltung“ und ist nicht nur für unsere Baumeister und Bauhandwerker, sondern namentlich auch für unsere Bauern und Bäuerinnen sowie für jeden Bauern- und Heimatfreund aufschlußreich und interessant.

Die mannigfaltigen althergebrachten Hausformen in den Dörfern unseres Gaues bilden die Grundlage für die Neugestaltung des ländlichen Bauens. In der Schau wird der Versuch unternommen, sie in sieben Gruppen einzuteilen, u. zw. in das Unterländer Haus, das Mitteltiroler Haus, das Oberländer Haus, das Außerferner Haus, das Arlberg Haus, das Bregenzerwälder Haus und in das Rheintalhaus. Die einzelnen Haustypen sind durch das örtlich vorhandene Baumaterial bedingt. Durch die Einteilung in sieben Gruppen soll den Neubauten in den einzelnen Landschaften unseres Gaues eine gewisse Richtung gegeben werden. Es bleibt der Zukunft überlassen, Untergruppen dieser Hausformen für Gemeinden und Täler zu entwickeln.


Die sieben Grundformen werden auf einer großen Uebersichtskarte anschaulich vorgeführt. In besonderen Abteilungen wird im weiteren jede einzelne Type mit einigen Untergruppen an Hand von Zeichnungen, Modellen, Lichtbildern und Plänen gezeigt. Neben schönen alten Bauernhäusern sehen wir Höfe, die nach 1938 aufgeführt wurden und der neuzeitlichen, das gute Alte mit dem gesunden Neuen verbindenden Bauweise entsprechen.

Die Ausstellung macht es dem Besucher ferner klar, daß die einzelnen Hausformen unbeschadet ihrer sonstigen Verschiedenheit als Ausdruck einer einheitlichen kulturellen Haltung auch viel Gemeinsamens haben. So finden wir bei allen Grundformen, mit Ausnahme des Rheintalhauses, das Flachdach, die Verwendung von Holzzierformen verschiedenster Art, den reichlichen Gebrauch von Mauerwerk, die schmucke Ausführung von Türen, Fenstern, Söllern und Erkern sowie anderes mehr.


Nur wenn alle, die mit dem Bauschaffen zu tun haben, Architekten, Baumeister, Maurer, Zimmerleute usw., sich auf die dargelegte Linie einstellen, die entsprechenden Kenntnisse erwerben oder auffrischen und diese in die Tat umsetzen, sind die gesteckten Ziele zu erreichen. – Die Kulturschau in der Ausstellungshalle Innsbruck ist bis 1. August täglich vom 8 bis 20 Uhr geöffnet


[Dieser Bericht erschien wortgleich in den Innsbrucker Nachrichten vom 24. Juli 1943, Seite 3].
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Ueber 20.000 Besucher
In: Tiroler Landbote vom 23. Juli 1943, Seite 6

Die im Zusammenhang mit dem 6. Landesschießen in Innsbruck veranstalteten Kulturausstellungen, die bis 1. August täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet bleiben, sind ständig stark besucht. An der Spitze steht die große Kulturschau in der Ausstellungshalle (das Bauernhaus und seine Neugestaltung, die Lehr- und Musterschau bodenständiger Wohnungseinrichtungen usw.), die bereits über 20.000 Besucher zählt. Dieses erfreuliche Ergebnis ist aus der Mannigfaltigkeit, besonders aus der starken Heimatverbundenheit, die der Besucher überall fühlen muß, unschwer zu erklären. Seien es die Bauernhäuser, die Trachten oder die Wohnungseinrichtungen, überall tritt uns die Bergheimat in alten und in neuzeitlich abgewandelten Schöpfungen der Volkskunst und des Gewerbefleißes entgegen. Die Gaukunstausstellung zählte bisher über 12.000 Besucher. Auch die Ausstellung von Nachbildungen alter Fresken im Tiroler Landesmuseum mit bisher nahezu 7000 Besuchern und die Ausstellung „Burgen und feste Plätze vergangener Jahrhunderte“ im Taxishof haben starke Anziehungskraft erwiesen. Die Burgenschau gewährt einen aufschlußreichen, in dieser oder ähnlicher Form noch niemals gezeigten Ausschnitt aus der Wehrgeschichte unserer Bergheimat. Die Tage bis zum Schluß der Ausstellungen werden sicher noch vielen Volksgenossen den Besuch ermöglichen. Die Ausstellungen sind eingehender Aufmerksamkeit wert, denn sie vermitteln Kenntnisse der innersten, oft übersehenen Werte unserer Heimat und vielleicht noch mehr Anregungen, sich mit diesen Kulturwerten und ihren praktischen Anwendungen erst wieder so nachhaltig zu beschäftigen, wie sie es verdienen.
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Abendmusik im Hofgarten
in: Innsbrucker Nachrichten vom 10. Juli 1943, Seite 5

Die Veranstaltungen des Collegium musicum unserer Alpenuniversität haben sich in den Kreisen der Innsbrucker Bevölkerung rasch einen großen Freundeskreis erworben. Die Arbeit dieses Sommersemesters schließt mit einer volkstümlichen Veranstaltung, einer sommerlichen Abendmusik im Hofgarten, am Montag, den 12. d. M., 20.30 Uhr. Im Mittelpunkt stehen Werke unserer Klassiker und Vorklassiker. Die Studenten haben es sich jedoch zur Aufgabe gemacht, diese großen Gestalten der deutschen Musikgeschichte hier von ihrer volkstümlichen Seite zuzeigen. So werden u. a. Werke zu Gehör kommen, die wenig bekannt sind: unveröffentlichte Männerchöre von J. Haydn, gemischte Chöre des gleichen Meisters, Mondlieder von Chr[istoph] W[illibald] Gluck, Studentenmusiken von J[ohann] Rosenmüller und G[eorg] Ph[ilipp] Telemann, eine „Serenade im Walde zu singen“ von J[ohann] A[braham] P[eter] Schulz für Bariton, gemischten Chor und Orchester, dazu Sätze von W. A. Mozart und L. v. Beethoven. Die Veranstaltung findet anläßlich des Landesschießens im Rahmen der Volkskulturtage der Hitler-Jugend und der Tagung des Musikschulwerkes Tirol-Vorarlberg statt und wird vom Volksbildungswerk getragen. Es wirken mit: Gertraud Ebers, Sopran, Torsten Bernow, Bariton, vom hiesigen Reichsgautheater. Die Leitung hat Prof. Dr. W[ilhelm] Ehmann.


Abendmusik im Hofgarten
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. Juli 1943, Seite 4

Wie die Kampfspiele der Griechen und die Ritterspiele des Mittelalters zugleich die Künste zum friedlichen Wettstreit aufriefen, so ist auch unser Landesschießen weitgehend mit kulturellen Leistungsproben verbunden. Die Studenten unserer Alpenuniversität haben sich dabei eingeordnet und an einem wunderbaren Sommer- und Mondabend unter den Bäumen des Hofgartens, wie im Vorjahre, eine „Abendmusik“ veranstaltet. Sie stand innerhalb der Volkskulturtage der Hitler-Jugend und der Schulungswoche des Musikschulwerkes und wurde organisatorisch vom Volksbildungswerk getragen.

Das Collegium musicum, eine uralte Einrichtung der deutschen Universitäten, erfüllte stets eine doppelte Aufgabe: Es hat die Musik und das Musizieren nicht als eine Spezialsache, sondern als einen notwendigen Teil des Bildungsganzen angesehen und diese menschliche Formungsaufgabe in der Gemeinschaft erfüllt. So finden sich auf diesem Boden Musikliebhaber aller Fakultäten unter jeweiliger Führung der Fachkräfte zusammen. Dabei soll zugleich die historisch-wissenschaftliche Arbeit für die drängenden Aufgaben der Gegenwart fruchtbar gemacht werden. Die Möglichkeit der Gemeinschaftserziehung durch das Selbstmusizieren stellt den Studentenkreis mitten in das Anliegen unserer neuen Jugend. Hier bilden Volkslied und Volksmusik den Ausgang. Und so vermochte das Collegium musicum gerade innerhalb der Volkskulturtage verschiedentlich Anregung weiterzugeben.

Im Mittelpunkt dieser „Abendmusik“ standen zwar unsere großen Klassiker der Musik, jedoch wurden sie hier von einer im gewohnten Konzertleben weniger bekannten, volkstümlichen Seite gezeigt und rückten so auch den vielleicht Fernstehenden nahe. Der Gemeinschaftsboden der klassischen Musik wurde deutlich in heiteren und ernsten Kanons von Haydn, Mozart, Beethoven und ansprechenden gemischten und Männerchören Haydns, die zum Teil erst in der Arbeit des Innsbrucker musikwissenschaftlichen Instituts neu zugänglich gemacht worden sind, in Studentenmusiken der Vorklassiker, die uns heute vielfach als Feiermusiken dienen, in Klavierliedern von Gluck und Mozart, gesungen von Gertraud Ebers, die am historischen Spinett (Wilhelm Rinkens) lieblich-helle Begleitung fanden, in einer Abschlußkantate von J. A. P. Schulz, bei der sich Chor, Orchester und Vorsänger (Torsten Bernow) zusammenfanden.

Alle Werke drängen über den Konzertsaal hinaus und wollen wieder unmittelbar vom Leben übernommen werden; ihr Thema war Lobpreis der Natur und des natürlichen Lebens. So kam es in diesem gelösten, offenen Musizieren zu einem beglückenden Einklang von Musik, Landschaft und Musizierform, getragen von der Heiterkeit echter Klassik.

Die Studenten, an einzelnen Pulten durch Berufskräfte der Städtischen Musikschule und des Reichsgautheaters geführt, musizierten unter Prof. Dr. W. Ehmanns Leitung mit jugendlicher Begeisterung, die sich der außerordentlich zahlreichen Zuhörerschaft sichtlich mitteilte, so daß erst einige Chorzugaben den Reigen des fröhlich-dankbaren Gebens und Nehmens schließen konnte.
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„Der Vogelhändler“ – eine Glanzaufführung
Triumphaler Erfolg der klassischen Operette – Die letzte Aufführung der Festwoche
In: Innsbrucker Nachrichten vom 13. Juli 1943, Seite 4
Von Heinz Cornel Pfeifer

Mit einer Aufführung dieser hübschen alten Operette von Carl Zeller in einer gutgelungenen Sonderbearbeitung der Münchner Fassung durch Intendant M[ax] A[lexander] Pflugmacher für Innsbruck hat sich das Reichsgautheater wirklich selbst übertroffen. Mit einer Fülle origineller Einfälle erfuhr die Handlung eine reizvolle Auffrischung, ein tüchtiger Schuß Sekt, den sie gut vertrug, kam hinein, der dem beschwingten launigen Stück noch einen „Lupf“ ins Uebermütige, Ueberschäumende gab, daß es gerade nur so moussierte und sprudelte. Ueberall merkte man die große Mühe und liebevolle Sorgfalt, die man diesem unsterblichen und schönsten Werk Carl Zellers, das sich mit seinen Melodien und Liedern die Welt erobert hat, widmete: die Bühnenbilder, die Hans Siegert wieder in einzigartigem Ideenreichtum schuf, die flüssige und schmissige Inszenierung durch Ottomar Mayr, die temperamentvolle musikalische Leitung unter Hans-Georg Ratjen, die erstklassige Besetzung mit Margarete Ziha, Wien als Gast und Kräften unserer Oper, die Tänze, die wiederum ein Gast, Willy Godlewski aus Berlin, einstudierte, die stimmgewaltigen Chöre, die Kostüme und Masken – kurzum, es war eine Aufführung, wie sie auch eine Großstadtbühne nicht besser und reicher gestalten könnte. Damit ging die letzte festliche Ueberraschung zu den Festwochen des 6. Tiroler Landesschießens über die Bretter unserer Bühne, ein weiteres Schmuckstück heimatlicher Prägung, das sich würdig als lachendes Kind der leichten Muse an die anderen hervorragenden Aufführungen dieser gaubetonten Spielfolge reiht und den bunten Reigen mit dem hellen Jauchzer des Vogelhändlers Adam beschließt […].
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Volkskonzert „Beschwingte Musik“
In: Innsbrucker Nachrichten vom 13. Juli 1943, Seite 4
Von Sigfrid Färber

Es gibt heute noch Musikgeschichten, in denen merkwürdigerweise der Name Johann Strauß fehlt. Wenn besonders kluge Leute meinen, er sei ja nur der Walzerkönig gewesen, so hat doch kein Geringerer als Richard Wagner dem Meister Strauß bewundernde und herzliche Anerkennung gezollt. Es ist auch in der Tat etwas Großes, König im Reich der Heiterkeit und Fröhlichkeit zu sein, Klassiker der beschwingten Melodien. Daß die Weisen des Walzerkönigs des edlen Bemühens eines großen Symphonieorchesters wert sind, ja erst so ihren ganzen hinreißenden Schwung und ihre mannigfaltige Schönheit offenbaren, haben die Aufführungen durch die Wiener Philharmonie bewiesen. Auch das Volkskonzert „Beschwingte Musik“, welches das Reichsgau-Symphonieorchester unter Leitung von Intendant M[ax] A[lexander] Pflugmacher am 16. Juli, 20 Uhr, im Großen Stadtsaal spielt, stellt Johann Strauß in den Mittelpunkt des Programms. Seine „Fledermaus“-Ouvertüre ruft schon in den ersten Takten alle fröhlich-beschwingten Geister wach, seine Walzer „G’schichten aus dem Wiener Wald“ lassen die wundersame Fröhlichkeit des biedermeierischen Wien erleben, ein musikalisches Scherzstück ist die „Pizzikato-Polka“, und immer wieder ergötzt das witzige „Perpetuum mobile“. Neben diesen Werken des Walzerkönigs reihen sich Stücke seiner Zeitgenossen, der „Grubenlichterwalzer“ aus der Operette „Der Obersteiger“ von Karl Zeller und die Ouvertüre zur „Schönen Galathee“ von Franz von Suppé. Mit dem „Rosenkavalier“-Walzer erklingt das volkstümlichste Werk des bekannten Tondichters der Neuzeit, Richard Strauß. So spannt sich der buntschillernde Bogen vom Alten zum Neuen. Nicht von ungefähr wird dieses Volkskonzert „Beschwingte Musik“ als eine kulturelle Veranstaltung des 6. Landesschießens dargeboten, denn dort wie hier gilt es, edles Volksgut edel zu pflegen.


Beschwingtes Konzert
In: Innsbrucker Nachrichten vom 19. Juli 1943, Seite 4
Von Heinz Cornel Pfeifer

Das Reichsgau-Symphonieorchester, verstärkt durch Mitglieder des Bayrischen Staatsorchesters und unter Leitung M[ax] A[lexander] Pflugmachers, gab im Rahmen der Veranstaltungen der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ der Deutschen Arbeitsfront am Freitag, den 16. Juli, im Großen Stadtsaal ein Konzert, das eine kleine Auswahl schönster alter Wiener Melodien brachte. Aberhundertmal hat man sie schon gehört – und doch üben sie immer wieder ihren unfehlbaren bestrickenden Zauber aus, die tänzerisch beschwingten musikantischen Weisen aus der Donaustadt, die einem plötzlich die Hüften wiegen und die Beine heben. Und das Herz dreht sich wenigstens im Dreivierteltakt, die Sinne musizieren mit und manch schöne Erinnerung moussiert und prickelt im Blut, läßt dort ein jugendhaftes Lächeln um die Lippen spielen und legt da einen verklärten Schimmer in die Augen. Wird das dann noch von einem so fein abgestimmten und tonvollen Klangkörper, wie es das Reichsgau-Symphonieorchester ist, dargeboten –, wer hätte wohl an der begeisterten Aufnahme dieses Konzertes gezweifelt?

Franz von Suppé eröffnete den Reigen mit der Ouvertüre zur Operette „Die schöne Galathee“, dann übernahm Karl Millöcker das Szepter mit dem Walzer aus der Operette „Der Obersteiger“, Johann Strauß setzte mit seinem temperamentvollen „Perpetuum mobile“ fort und Richard Strauß beschloß den ersten Teil mit dem Walzer aus der Oper „Der Rosenkavalier“. Strauß Vater und Sohn beherrschten dann den ganzen zweiten. Die „Fledermaus“-Ouvertüre klang auf, die reizende, voll musikalischer Kobolde steckende „Pizzikato-Polka“ hüpfte aus großen und kleinen Geigen und irrlichterte auf den Flöten und Klarinetten, die dann die „G’schichten aus dem Wiener Wald“, originell mit einem Zithersolo aufgeputzt, in echt wienerischer verspielt-sentimentaler und doch dabei so koketten Art erzählen, bis Vater Strauß den Abend mit seinem ebenso berühmten wie beliebten „Radetzkymarsch“ beendete.

Natürlich gab es Zugaben – den „Kaiserjägermarsch“ von [Karl] Mühlberger und das „Wiegenlied“ eines Tiroler Komponisten [Weihnachtslied: „Es wird scho glei dumpa für Orchester bearbeitet von Karl Senn?], damit auch ein bißl was aus der engsten Heimat dabei war. M. A. Pflugmachers ganz dem Programm angepaßter, diesmal also beschwingter Stabführung und allen Mitwirkenden wurde reicher Beifall.
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Innsbrucker Nachrichten vom 14. Juli 1943, Seite 3

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Platzkonzert der Standschützenkapelle [Kufstein]
In: Tiroler Volksblatt vom 9. Juli 1943, Seite 3

Samstag, den 10. Juli, gibt die Standschützenkapelle unter der Leitung von Kapellmeister Cyrill Deutsch auf dem Adolf-Hitler-Platz in Kufstein von 20 bis 21 Uhr ein Platzkonzert mit nachstehender Spielfolge:
[Abraham] Holzmann: „Feuert los!“, Marsch.
Josef Strauß: „Auquarellen-Walzer“.
[Paul] Linke: Ouvertüre zur Oper „Im Reiche des Indra“.
[Franz] Lehar: Potpourri a[us] d[er] Operette „Die lustige Witwe“.
[Hans] Kliment: „Der Gaukler“, Intermezzo.
Herms Niel: „Erika“, Marschlied.
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Ein Abend für Mütter – Von der Musikschule [Schwaz]
In: Tiroler Landbote vom 9. Juli 1943, Seite 6

Kürzlich fand in Schwaz ein Abend des BDM.-Werkes Glaube und Schönheit statt, der bei den geladenen Müttern allgemein Beifall fand. In knapp zwei Stunden brachten die Mädel in bunter Folge Lieder, Tanz, Gymnastik und ein Laienspiel als Abschluß der gelungenen Veranstaltung, die von den flotten Weisen des HJ.-Bannorchesters umrahmt war. Die Leistungen der jungen Spiel-, Sing- und Tanzschar hat allgemein gefallen.

Beim letzten Vorspielabend der städtischen Musikschule, die unter der Leistung von Musikdirektor Pg. [Otto] Kleißner steht, konnte man wieder erfreuliche Leistungen hören, die für den guten Erfolg der Lehr- und Turntätigkeit sprechen. Die Jugend hat zur deutschen Musik und zum Verständnis der Großen im Reiche der Klänge zurückgefunden, ohne dabei das volkstümliche Instrument zu vernachlässigen.
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Innsbrucker Nachrichten vom 16. Juli 1943, Seite 4

Spielplanänderung im Reichsgautheater

Am Samstag, 17. Juli, 20 Uhr, findet eine Aufführung von Carl Zellers Operette „Der Vogelhändler“ statt, nicht wie ursprünglich angesetzt wurde, „Liebe in der Lerchengasse“.

Serenade und Schäferspiel

Im schönen Hof des Tiroler Volkskunstmuseums, der dem Innsbrucker Publikum bereits eine vertraute Stätte stimmungsvoller Abendmusiken geworden ist, bringt eine Veranstaltung des Reichsgautheaters in Verbindung mit der Musikschule der Gauhauptstadt Innsbruck kommenden Montag, den 19. Juli, um 19.30 Uhr Wiederholungen aus den beiden letzten Serenaden und dazu Johann Wolfgang Goethes Schäferspiel „Die Laune der Verliebten“, das von Schülerinnen der Opern- und Schauspielschule dargestellt wird.

Abendmusik der Hitler-Jugend
Von Hildegard Ostheimer

Ein seidig blauer Himmel spannte sich über den schönen alten Arkadenhof des Volkskunstmuseums und schuf mit seiner beliebten Heiterkeit schon die beschwingte Stimmung, die über Ausführenden und Zuhörern der kleinen Abendmusik lag, die die Hitler-Jugend – im Rahmen ihrer Kulturwoche – veranstaltete. Unter der Stabführung von Konzertmeister Gefolgschaftsführer J. Werner spielte das Orchester des Bannes Innsbruck-Stadt, das, verstärkt durch Spieler der übrigen Bannorchester des Gaues, eine wirklich bewundernswerte und erfreuliche Leistung bot. Sehr einheitlich und klar und dabei wirklich fein erfaßt klang jedes Stück des geschmackvoll gestalteten Programmes, von dem frischen und lebendigen Auftakt eines Händel’schen Festmarsches bis zur schelmischen Zierlichkeit der Ballettmusik aus Schuberts unvollendeter Oper „Rosamunde“ mit der der Abend ausklang. Gruppen des BDM. in stilvollen Gewändern lösten mit schönen, weich beschwingten Tänzen das Orchester ab und ließen für kurze Zeit den sonst so stillen, verträumten Hof zu märchenhaftem, fast unwirklichem Leben erwachen.
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Kommender Spielplan des Reichsgautheaters
Gastspiel der Exil-Bühne – Beginn der neuen Spielzeit am 16. September
In: Innsbrucker Nachrichten vom 17. Juli 1943, Seite 5

Mit der Aufführung „Der Freischütz“ am 18. Juli schließt die Reihe der Festaufführungen des Reichsgautheaters anläßlich des 6. Landesschießens. Zugleich endet an diesem Tage die Spielzeit 1942/43. Nach einer längeren Pause, die durch unumgänglich notwendige Arbeiten im Bühnenhause bedingt sind, findet vor Beginn der nächsten Spielzeit am 16. September in der Zeit von 1. bis 15. September ein Gastspiel der Exl-Bühne statt, für das die Aufführung folgender Stücke vorgesehen ist:
„Der Meineidbauer“ Volksstück von Ludwig Anzengruber, „Der kluge Mann“, Schauspiel von Paul Sarauw, weiters „Der Sprung aus dem Alltag“, Komödie von Heinrich Zerklauen, „Hahnbalz“, Komödie von Gustav Davis und „Der zerbrochene Kruge“ das klassische Lustspiel von Heinrich von Kleist.

Vom 20. August bis 15. September finden Gastspiele des Reichsgautheaters in mehreren Orten des Gaues Tirol-Vorarlberg statt und zwar „Die Räuber“ von Schiller, „Bezauberndes Fräulein“ von R[alf] Benatzky, ferner Symphoniekonzerte und Bunte Abende.

Für die neue Spielzeit des Reichsgautheaters, das auf eine erfolgreiche Arbeit in der abgelaufenen Spielzeit zurückblicken kann, gibt Intendant M[ax] A[lexander] Pflugmacher einen Spielplan bekannt, der außerordentlich reichhaltig ist und sowohl für die Oper und Operette, als auch für das Sprechstück interessante Aufführungen verspricht, die die Serie der Erfolge der vergangenen Monate würdig fortsetzen soll.

An Opern wird Webers „Freischütz“ in den Spielplan übernommen. Ferner sind vorgesehen Mozarts „Don Giovanni“, Wagners „Fliegender Holländer“, Lortzings „Der Wildschütz“, Bizets „Carmen“, Verdi „Rigoletto“, Puccini „Die Boheme“ und, aus der verflossenen Spielzeit übernommen, „Tosca“, ferner als zeitgenössische Oper die Kurzoper „Belcanto“ von [Ludwig] Kormann, die zusammen mit „Puppenfee“ [Musik von Josef Bayer] oder einem anderen klassischen Ballett gegeben wird.

Von Operetten werden im neuen Spielplan Zellers „Vogelhändler“, Vetterlings „Liebe in der Lerchengasse“ und Benatzkys „Bezauberndes Fräulein“ übernommen. Neu herauskommen sollen: Lehar „Land des Lächelns“, Millöcker „Der Feldprediger“ und „Der Bettelstudent“, Johann Strauß „Fledermaus“ oder „Zigeunerbaron“ und [Victor] Reinshagen „Prinzessin Grete“.

An Komödien, Lustspielen und Volkstücken weist der Spielplan folgende Stücke auf: Anzengruber „Die Trutzige“ oder „Der ledige Hof“, Nestroy „Lumpazivagabundus“, Calderon „Dame Kobold“, Shaw „Pygmalion“, Wenter „Die schöne Welserin“, Hötz „Dr. med. Hiob Prätorius“, Wagner-Petzl „Lorbeerkranz und Bügeleisen“. Ob „Protektion“ von Davis herauskommt, steht noch nicht endgültig fest.

Für das Schauspiel stellt der neue Spielplan die Stücke von einer Reihe von Autoren mit besonders gewichtigen Namen in Aussicht: Wenters „Kanzler von Tirol“ wird ebenso wie die schon genannte „Schöne Welserin“ weitergespielt. Auch Knittel ist wieder mit „Via Mala“ vertreten. Anläßlich des 100. Geburtstages Peter Roseggers wird „Am Tage des Gerichtes“ über die Bretter gehen. Lessings „Emilia Galotti“ ist schon aus der zu Ende gehenden Spielzeit bekannt. Neu im Spielplan sind dagegen Grillparzers „König Ottokars Glück und Ende“ oder „Die Ahnfrau“, „Hamlet“ von Shakespeare, Goethes „Iphigenie“, Schillers „Kalbale und Liebe“, Kleists „Prinz von Homburg“ und Hebbels „Agnes Bernauer“.

Dieser Spielplan kann sich wahrhaft sehen lassen. Das Vorhaben des Reichgautheaters für die nächste Spielzeit spricht dafür, daß unsere Bühne auch im Kriege ihre Kulturtaufgabe als Grenzlandtheater voll und ganz erfüllen kann.
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„Der Franzosensteig“
Schauspiel in 5 Aufzügen von Markus Rainer – Uraufführung an der Innsbrucker Heimatbühne
In: Innsbrucker Nachrichten vom 17. Juli 1943, Seite 5
Von Karl Paulin

Die Sorge unserer Volksbühnen, vor allem der Laienspielbühnen, ist der Mangel an guten brauchbaren Stücken, da neue Hervorbringungen äußerst selten den Anforderungen unserer Zeit und des Volkstheaters entsprechen.

Da hat nun Oberlehrer Markus Rainer, seit Jahrzehnten nicht nur mit der Jugend verbunden, sondern auch auf dem Gebiete des Volksstückes tätig, einen guten Griff in die heimatliche Geschichte getan und den „Franzosensteig“ geschrieben. Wehrhafter Geist, der Feldruf unserer Zeit, stand an der Wiege dieses Volksstückes, wehrhafter Geist beseelt den Grenzmoarbauern, sein Weib und seine sieben Söhne, die Idee der Wehrhaftigkeit zum Schutz der bedrohten Scholle, der heimatliche Schützengeist, wird zum bewegenden Element des ganzen Spieles.

Auf die geschichtliche Tatsache, daß im Feldzug des Jahres 1805 die Leutascher die feindliche Bedrohung vom Norden her solange tapfer abwehrten, bis ein Verräter die Franzosen über einen Grenzsteig in den Rücken der Landesverteidiger führte, baut Rainer sein Volksstück auf. Jörg, der Grenzmoarbauer, schärft seinen Buben ein, sich im Schießen zu üben, denn bald werden die Franzosen an die Tore der Leutasch pochen. Bei den Jungen brauchts freilich kein langes Mahnen, die wissen alle mit ihren Stutzen umzugehen, trifft doch schon der jüngste, der zwölfjährige Jörgl, vom Stubenfenster aus einen Habicht im Flug. Während die älteren Brüder in ihrer Kampfeslust wetteifern, darf der Jörgl noch nicht ausrücken, bis ihn des Vaters Bruder, der Vetter Friedl, ein körperlich und seelisch Verkrüppelter, der dem Grenzmoarbauern den Hof und das Weib neidet, in tückischer Absicht heimlich auf den Grenzsteig führt.

Inzwischen ist der Kampf entbrannt, an dem der Grenzmoarbauer an der Spitze seiner Landsleute teilnimmt. Während des Gefechtes gerät der Bauer mit seinen beiden jüngsten Söhnen, eben am Grenzsteig, in einen feindlichen Hinterhalt, wird gefangen und vor die furchtbare Wahl gestellt, entweder den Franzosen den Weg zu zeigen oder die Erschießung seiner beiden Kinder mitanzusehen. In der Seele des Grenzmoarbauern ringt die Heimattreue mit der Vaterliebe, im letzten Augenblick, als sich schon die feindlichen Gewehre gegen die beiden Söhne richten, siegt das Vaterherz, der Grenzmoarbauer wird zum Verräter. Einer der beiden um solchen Preis vom Tode geretteten Jungen, der 15jährige Martl, kann das Geschehnis nicht fassen, er will den Verrat des Vaters nicht überleben, reißt sich die Binde von einer schweren Kopfwunde, und sinkt verblutend nieder.

Nun ist der Feind ins Tal eingedrungen, der Widerstand erloschen, die Leutascher wissen vom Verrat, kennen aber den Verräter nicht. Der aber sitzt seelisch gebrochen vor seinem Haus und hört nun, daß drei seiner tapferen Buben im Kampf ihr Leben hingegeben. Tief erschüttert ihn die Klage der Mutter, noch mehr aber der anklagende Ruf des ganzen Dorfes nach dem Verräter, den man in des Bauern Bruder Friedel vermutet, der bei dem Zusammenstoß am Grenzsteig von den Franzosen erschossen wurde. Jörg läßt auf den Toten keinen falschen Verdacht, er bekennt sich nun offen zu seiner Tat und sühnt zugleich seine tragische Schuld. Denn ein Landstürmer wird jetzt zum Richter der Gemeinschaft an dem Verräter und erschießt den Grenzmoarbauern, der aus Vaterliebe sich selbst untreu geworden.

Die Schuld ist gebüßt, der Schandfleck vom Grenzmoarhof getilgt, aber der Same der wehrhaften Heimatliebe, den der Grenzmoarbauer in die Herzen seiner Söhne gesenkt, wird heldische Frucht tragen, wenn der Tag kommt, an dem geballte Bauernkraft die Feinde hinwegfegt aus dem Land. Dieser versöhnende Ausklang ist zwar im Stück nicht ausgesprochen, liegt aber im ursprünglichen Charakter des Grenzmoarbauern und seiner Söhne begründet.

„Der Franzosensteig“ ist so recht ein Stück nach dem Herzen unserer Jugend und paßt vortrefflich in die Tage des 6. Landesschießens. Bei der Aufführung loderte die Spielfreude der Laienspielschar des Bannes Innsbruck-Stadt hell auf und kündigte beachtenswerte Begabungen an. Alle Grenzmoarbuben, ganz besonders der jüngste, der Jörgl, spielten mit einem Feuer, das das ganze Stück durchglühte. Sprache und Charakteristik sind aber auch so echt und kernig, daß der Erfolg schon nach dem ersten Akt gesichert war. Daß die Kampfszene auf der neuen, nicht sehr geräumigen Bühne gut gelang, ist der sorgsamen Spielleitung Thorby Wörndles zu danken. Das schwierige Problem des Stückes lag bei den Darstellern des Grenzmoarbauern und seines Bruders Friedel, beide boten hervorragende Leistungen, ebenso die Trägerinnen der weiblichen Rollen, der Grenzmoarbäuerin und der Rosl.

So hat die junge Innsbrucker Heimatbühne mit ihrem zweiten Spielabend ein neues, heimatliches Volksstück mit einem Erfolg darstellerisch gestaltet, der eine fruchtbare Weiterentwicklung dieses bodenverbundenen Laienspiels erhoffen läßt.
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Die Gegenwartsaufgaben des Theaters
In: Neueste Zeitung vom 20. Juli 1943, Seite 4

Reichsdramaturg Ministerialdirigent Dr. Rainer Schlösser sprach vor westdeutschen Bühnenschaffenden über Aufgaben und Gegebenheiten des deutschen Theaters.

Der Reichsdramaturg erläuterte, daß nur eine nationalsozialistische Staatsführung in der Lage war, das Theater so zu mobilisieren. Ohne die Leitung des Reichsministers Dr. Goebbels als des Schirmherrs der Bühnen hätte die kriegswichtige Aufgabe der Theater nicht geleistet werden können. Die Truppenbetreuung, das theatralische Leben in den neuhinzugekommenen Gebieten, die Schaffung von 25 neuen Bühnen, das alles ergebe ein stolzes Bild dieser Kriegsarbeit. Es sei nicht unbekannt, daß der Personalbestand der Bühnen auf das äußerste eingeschränkt sei, doch stünden auch hier die Notwendigkeiten, die der entscheidende Schicksalskampf mit sich bringe, im Vordergrund. Deshalb könne auch nicht geduldet werden, daß der Bühnenschaffende über den Ort seines Einsatzes selbstherrlich entscheide. Die Zerstörung durch die englischen Terrorangriffe hätte auch manche theatralische Kulturstätte vernichtet; die Neuausgabe von Material zur Ausstattung des Fundus sei natürlich beschränkt. Gegenseitige Unterstützung der Bühnen durch Leihen aus ihren Beständen habe jedoch sehr erfreuliche Ergebnisse gezeitigt. Wo durch Terrorangriffe auch sämtliche Ausweichmöglichkeiten vernichtet worden seien, stehe man vor dem Problem, wie das betroffene Ensemble am besten im Interesse des Ganzen verwendet werden könne. Die Reichsdramaturgie habe hier einen glücklichen Ausgang darin gesehen, daß die jeweilige Stadt als Rechtsträger ihr Theater einer anderen nicht betroffenen Stadt auf Zeit zu treuen Händen übergebe, wodurch die künstlerische Weiterbeschäftigung des Ensembles gewährleistet sei.

Hinsichtlich der Hochkonjunktur im Theaterbesuch stellte Dr. Schlösser einen seelischen und einen volkswirtschaftlichen Faktor fest. Ohne Zweifel erwiesen gerade die anspruchvollsten Werke eine magische Anziehungskraft. Auf der anderen Seite zeige sich hier ein Verbrauch von Mitteln auf geistigem Gebiet, die sonst vielleicht in anderen Bereichen verwendet worden wären. Heute besuche eine Menge von Menschen die Bühne, die in früherer Zeit zu ihr noch kein richtiges Verhältnis gefunden hätten. Entscheidend für diese Konjunktur sei jedoch die Tatsache, daß kaum je so gut in Deutschland gespielt worden sei, wie jetzt während des Krieges.
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Zehn Jahre Reichsfilmkammer
In: Neueste Zeitung vom 21. Juli 1943, Seite 4

Als erste der Kulturkammern wurde Mitte Juli 1933, also vor zehn Jahren, eine vorläufige Filmkammer errichtet. Ihr Aufbau diente wenig später zum Vorbild für die mit dem Reichskammergesetz vom 22. September 1933 errichteten weiteren Kammern. Aus der vorläufigen Filmkammer wurde im Rahmen dieses Gesetzes die Reichsfilmkammer. Eine Reihe von wichtigen Anordnungen kennzeichnen die ersten Maßnahmen der Reichsfilmkammer, um das vor der Machtübernahme im Zerfall begriffene deutsche Filmschaffen auf eine neue und gesunde Basis zu stellen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Anordnungen und Bestimmungen auf dem Gebiete der Filmproduktion, des Verleihs, des Filmtheaters und der Filmtechnik. Nach der Schaffung einer gesunden wirtschaftlichen Grundlage konnte die künstlerische und kulturelle Weiterführung insbesondere in den folgenden Jahren nach den von Reichsminister Dr. Goebbels, dem Schirmherrn des deutschen Films, gegebenen Richtlinien und der von ihm bestimmten Neuorganisation jene Fortschritte machen, die heute den Führungsanspruch des deutschen Filmschaffens rechtfertigen.

Die Kriegsjahre stellten die Reichsfilmkammer vor neue und wichtige Aufgaben. So mußten u. a. vor allen Dingen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Filmproduktion, des Filmverleihs und des Theaterparks eingeleitet werden. Zur Sicherstellung des Rohfilms, der filmtechnischen Geräte und zur Bewirtschaftung der Ausstattungsgegenstände und der Rohstoffe wurde alles veranlaßt und Richtlinien für den reibungslosen und ungestörten Ablauf des Filmschaffens im Kriege gegeben. Hierzu kamen die Einrichtung von bestimmten Lehrgängen und Schnellkursen, um die Lücken der eingezogenen Filmschaffenden insbesondere an Vorführern für die Filmtheater auszufüllen, die soziale Betreuung, die zentrale Ueberwachung der Beiprogrammversorgung, der Filmtransportfrage, die Fragen des Filmim- und -exportes sowie die Pflege der Beziehungen zu den befreundeten ausländischen Filmschaffen. Besonderes Augenmerk wurde in Anbetracht der Wichtigkeit des Films für die politische und kulturelle Aufklärung der Vorführung der Wochenschau geschenkt.

Unter der autoritären Führung des nationalsozialistischen Staates blieben die Grundlinien des deutschen Filmschaffens in ständiger und steigender Entwicklung. Starke rationelle Maßnahmen bewirkten, daß die Produktion von Jahr zu Jahr stärkere Mittel investierte, ihre Filme mit größeren Ausstattungen versah und Filmwerke von internationaler Bedeutung schaffen konnte, die im In- und Auslande begeisterte Millionen besuchten. Unter dem sicheren Schutz der deutschen Wehrmacht wird das deutsche Filmschaffen den ihn gestellten großen Aufgaben Erfüllung zu geben wissen.
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„Wien-Film“ dreht im Oetztal
In: Neueste Zeitung vom 22. Juli 1943, Seite 4

Die Wien-Film stellt zur Zeit einen Kulturfilm „Heimat am Steilhang“ her, der die Liebe des Bergbauern zur Scholle veranschaulicht und dessen Buch von Kurt Mair verfaßt wurde. Der bekannte Kulturfilm-Regisseur Dr. Ulrich Kayser hat sich mit seinem Aufnahmestab, dem u. a. Carl Kurzmayer als Kameramann angehört, nach Sölden im Oetztal begeben, wo die Aufnahmen durchgeführt werden.
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Zwei Konzerte der Münchner Philharmoniker
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. Juli 1943, Seite 4

Die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ veranstaltet abermals zwei Konzerte der Münchner Philharmoniker, deren Winterkonzerte allen noch in bester Erinnerung sind, am 24. Juli um 20 Uhr und am 25. Juli um 10 Uhr vormittags im Großen Stadtsaal.

Das Programm der beiden Konzerte, die wiederum von Generalmusikdirektor Oswald Kabasta geleitet werden, ist dieses Mal in einem streng klassischen Rahmen gehalten. Der erste Abend wird eingeleitet durch Ludwig van Beethovens monumentale „Egmont“-Ouvertüre, ein Werk, hinter dessen tragischer Geballtheit sich des Meisters Kampf und Auflehnung gegen ein unerbittliches Schicksal merkbar abzeichnet. Die Entlastung nach diesem dramatischen Auftakt bringt Wolfgang Amadeus Mozarts Haffner-Serenade […].

Als Abschluß des ersten Abends hat Generalmusikdirektor Oswald Kabasta Johannes Brahms dramatisch aufgewühlte 1. Symphonie c-moll, op. 68, gewählt, ein Werk, das in seiner großen Bewegtheit einzigartig im Schaffen Brahms dasteht.

Das zweite Konzert ist als geschlossene Beethoven-Veranstaltung gestaltet. Mit der F-dur-Symphonie op. 93, der „kleinen, innigen, heitern“, der Symphonie, die man mit tiefer Berechtigung als „bezauberndes Spielwerk“ bezeichnet hat, nimmt die Veranstaltung ihren Anfang. Die mit ihm entfesselten guten Geister finden sich dann zu strahlender Lebens- und Liebesbejahung in der großen dritten „Leonoren“-Ouvertüre, um schließlich in der 5., in der Schicksalssymphonie, einen heroisch-eindringlichen Abschluß zu gewinnen.
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Starker Erfolg der Kulturausstellungen
20.000 Besucher in der Ausstellungshalle – Viele auswärtige Gäste in der Gaukunstausstellung
In: Innsbrucker Nachrichten vom 21. Juli 1943, Seite 3

Innsbruck, 20. Juli. Die im Zusammenhang mit dem 6. Landesschießen in Innsbruck veranstalteten Kulturausstellungen, die bekanntlich bis 1. August d. J. geöffnet bleiben und durch die Festsetzung der täglichen Besuchszeit von 8 bis 20 Uhr auch berufstätigen Volksgenossen in weitestem Maße zugänglich sind, haben schon jetzt einen starken Besuchererfolg zu verzeichnen.

An der Spitze steht die Große Kulturschau in der Ausstellungshalle (Möbelschau usw.) mit der Lehr- und Musterschau bodenständiger Wohnungseinrichtungen und den anderen Ausstellungen, die bereits über 20.000 Besucher zählt. Dieses erfreuliche Ergebnis ist aus der Mannigfaltigkeit der dort gebotenen Schaustellungen, besonders aber aus der starken Heimatverbundenheit, die der Besucher in dieser Ausstellung überall fühlen muß, unschwer zu erklären. Seien es die Bauernhäuser, die Trachten oder die Wohnungseinrichtungen, überall tritt uns die Bergheimat in jahrhundertealten und in neuzeitlich abgewandelten Schöpfungen der Volkskunst und des Gewerbefleißes entgegen.

Im Verhältnis zu den räumlichen Voraussetzungen kann der bisherige Besuch der Gaukunstausstellung mit über 12.000 Besuchern als gleich großer Erfolg gewertet werden. Besonders der Erwähnung wert ist der Besuch zahlreicher auswärtiger Kunstkenner und Kunstfreunde, die sich sehr anerkennend ausgesprochen und rückhaltlos anerkannt haben, daß diese Kunstausstellung neben den größten Veranstaltungen dieser Art im Reich mit Ehren bestehen kann.

Auch die Ausstellung von Aquarellnachbildungen alter Fresken im Tiroler Landesmuseum mit bisher nahezu 7000 Besuchern und die Ausstellung „Burgen und feste Plätze vergangener Jahrhunderte“ im Taxishof, deren Besucherzahl dagegen nur wenig zurückbleibt, haben starke Anziehungskraft erwiesen. Daß wir die Burgenschau an letzter Stelle genannt haben, darf nicht zur Annahme verleiten, als ob sie weniger Wertvolles und Sehenswertes zu bieten hätte als die anderen Ausstellungen. Sie gewährt vielmehr einen aufschlußreichen, in dieser oder ähnlicher Form noch niemals gezeigten Ausschnitt aus der Wehrgeschichte unserer Bergheimat, der aus dem Gesamtbild unserer wehrhaften Ueberlieferungen und des heimischen Brauchtums, das auf diese aufgebaut ist, nicht wegzudenken ist.

Die bis zum Schluß der Ausstellungen noch verbleibenden Tage werden sicher noch vielen Volksgenossen den Besuch der Ausstellungen ermöglichen. Sie sind nicht nur einer flüchtigen Besichtigung, sondern eingehender Aufmerksamkeit wert, denn sie vermitteln tiefgehende Kenntnisse der innersten, oft übersehenen Werte unserer Heimat und vielleicht noch mehr Anregungen, sich mit diesen Kulturwerten und ihren praktischen Anwendungen zu beschäftigen, wie sie es verdienen.
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Innsbrucker Nachrichten vom 24. Juli 1943, Seite 3

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1943, August


Stelldichein beim Standschützenkonzert
In: Tiroler Volksblatt vom 2. August 1943, Seite 3

Kufstein. Die samstägigen Platzkonzerte der Standschützen-Musikkapelle auf dem Adolf-Hitler-Platz erfreuen sich so großer Beliebtheit, daß sie zum Stelldichein von alt und jung wurden. Die wenigen Bänke auf dem Platz und auf dem Aufgang zur Festung sind schon lange vor Beginn der Konzerte besetzt, und eine bunte Menge schiebt sich aneinander vorbei, in ihr vorherrschend die Uniform der Soldaten unserer Garnison. Und wenn dann Kapellmeister [Cyrill] Deutsch auf der Terrasse des Hotels Egger seinen Dirigentenstab schwingt und die Standschützenmusiker beweisen, daß sie mit jugendlichem Schmiß zu spielen vermögen, obwohl ihre Haare das Eis des Alters zeigen, dann sind alle Sorgen des Tages vergessen. Mit den flotten Märschen, der vergnüglichen Musik aus alten Operetten oder wie am vergangenen Samstag der fröhlichen Wiener Musik werden auch die Menschen froher. Manches Liebespaar schmiegt sich enger aneinander, der Großvater drückt der Großmutter die Hand und meint; „solange wir unseren Humor nicht verlieren, kann uns nichts geschehen!“ Zwischendurch suchen viele Augenpaare einander, und manches glückliche Paar dürfte dieses samstägige Platzkonzert der Standschützen-Musikkapelle schon für’s ganze Leben zusammengeführt haben. Die stillen Zuschauer aber erkennen, daß um uns eine Fülle freudiger Begebenheiten ist, man muß sich nur richtig umzusehen und nicht immer mit verdrießlichem Gesicht auf die „schlechten Zeiten“ schimpfen, so wie es schon – unsere Väter getan haben.
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Ein Innsbrucker Künstler malt die „Tiger“
In: Innsbrucker Nachrichten vom 3. August 1943, Seite 5

Im Herbst vorigen Jahres sind die „Tiger“ zum erstenmal in Sowjetrußland erschienen. Diese gewaltige neue Waffe hat zahlreiche Gefechte entschieden. Und jetzt, zur Zeit des „Geburtstages“ der ersten Abteilung, da inzwischen zahlreiche „Tiger“-Abteilungen an den verschiedensten Frontstellen kämpfen, leisten die schweren deutschen Panzer wiederum Ungewöhnliches in den bisher einzigartigen Materialschlachten bei Bjelgorod und Orel. Die Zeit der ersten Bewährung ist vorüber. Die „Tiger“ sind kampfgewohnte Recken geworden.

Auf dem Truppenübungsplatz, der die Wiege aller „Tiger“-Abteilungen ist, wurde ein Gemälde des Tiroler Künstlers Jörg v. An der Lan dem Generaloberst [Heinz] Guderian überreicht. Das Kolossalgemälde bringt den „Tiger“ in seiner überwältigenden Wucht. Wie ein Symbol der Panzer-Truppen, die kriegsentscheidend alle Feldzüge gekennzeichnet haben, erscheint das Bild. Der junge Maler, ein geborener Innsbrucker, der in den Kämpfen an der Ostfront verwundet wurde, hatte in der Gau-Kunstausstellung 1943 in Innsbruck, die eben geschlossen wurde, u. a. sein Großbild „Winterlandschaft im Osten“ ausgestellt.

Die Ueberreichung des Gemäldes an den Generalinspekteur der Panzertruppen Guderian ist gleichzeitig der Dank der Männer seiner Waffe und darüber hinaus des Heeres und des ganzen Volkes an den Mann, der entscheidend an dem Ausbau und der theoretisch-taktischen Entwicklung des schärfsten Schwertes des deutschen Heeres, der Panzerwaffe, gearbeitet hat.


Innsbrucker Nachrichten vom 11. August 1943, Seite 3

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Künstler unserer Heimat auf der Großen Deutschen Kunstausstellung 1943
In: Innsbrucker Nachrichten vom 3. August 1943, Seite 3
Von Karl Paulin

Wer die Große Deutsche Kunstausstellung 1943 im Haus der Deutschen Kunst in München durchwandert, der staunt über die Fülle der 1141 Kunstwerke aller Techniken, in denen sich das schöpferische Wollen der deutschen Künstler aller Gaue im vierten Kriegsjahr imponierend ausprägt. Allen Hemmungen und Schwierigkeiten des totalen Kampfes zum Trotz treiben die geistigen und kulturellen Kräfte unseres Volkes neue Blüten, die im Haus der Deutschen Kunst in einem mächtigen farbenreichen Gebinde der Oeffentlichkeit dargeboten werden.

Fanden in den bisherigen Kunstausstellungen Künstler unseres Heimatgaues nur selten und vereinzelt Aufnahme und Beachtung, so finden wir in der diesjährigen Großen Deutschen Kunstschau zu unserer Freude zum ersten Male eine größere Anzahl künstlerischer Kräfte aus dem Gau Tirol-Vorarlberg und aus Südtirol. Wir dürfen wohl mit Recht annehmen, daß die jährlich wiederkehrenden Gau-Kunstausstellungen in Innsbruck, denen unser Gauleiter und Reichsstatthalter Franz Hofer seine besondere Förderung widmet, durch den Reichtum und die Qualität ihres Kunstgutes, die von Jahr zu Jahr unverkennbar steigen, dazu beigetragen haben, unseren heimatlichen Künstlern das Tor ins Haus der Deutschen Kunst zu öffnen.

Bei unserem Rundgang durch die Ausstellungsräume wollen wir nun bei den Gemälden und Zeichnungen unserer Heimatkünstler kurz verweilen und damit die Besucher der Großen Deutschen Kunstausstellung 1943 auf das unserem Alpengau entstammende Kunstgut hinweisen. Gleich im Saal 1 des Erdgeschosses fällt uns ein großes Oelbild „Verwundeter“ von Hans Strobl, Salzburg, durch die kraftvolle Plastik der Gestalten auf. Der Künstler, der aus Bezau im Bregenzer Wald stammt, formt in ähnlicher Technik wie im Vorjahr diesmal zwei Gebirgsjäger, die einen verwundeten Kameraden über einen Berghang zu Tal tragen. Die drei Soldaten heben sich als künstlerisch verbundene Gruppe von der in blendender Sonne liegenden schneeblinkenden Bergeshäuptern wirkungsvoll ab.

Im Saal 21 begegnen wir dem in Innsbruck lebenden Südtiroler Umsiedler Peter Paul Morandell mit seinem Oelgemälde „Dengler“. Ein Bauer sitzt gebeugt über dem Dengelstock und ist im Begriff, das Blatt seiner Sense zu dengeln, d. h. zu schärfen. Morandell gibt diesem Motiv, das einst auch Albin Egger-Lienz mehrfach behandelt hat, eine einfache kraftvolle, in den Farben zurückhaltende volkstümliche Prägung. Der Innsbrucker Maler Heinrich Berann erscheint im Saal 19 mit seinem Bild „Bergheuer“. Ein junger Bauer steigt gebeugt unter der Last eines mächtigen Heubündels von steiler Bergmahd zu Tal. Die den Vordergrund füllende Silhouette des Mannes mit dem Bündel, aus dem die Heufetzen quellen, zielt mit den Berggipfeln im Hintergrund auf bestimmte Wirkung. Eduard Thöny, Holzhausen am Ammersee, aus Brixen in Südtirol gebürtig, der nun schon bald den Achziger erreicht und noch immer mit jugendfrischer Kraft den Pinsel führt, ist im Saal 13 mit dem Gemälde „Waffen-SS im Einsatz“ vertreten. Was der geniale Zeichner Thöny, ebenso unübertrefflich in typischer Charakteristik wie in der politischen Karikatur, bedeutet, zeigt gleichzeitig ein eigener Raum der „Ausstellung Münchner Künstler 1943“ im Maximilianeum in einer reichhaltigen Kollektion von Zeichnungen und Aquarellen.

Die übrigen unserer Künstler finden wir in der graphischen Abteilung im Obergeschoß, die auch heuer, wie schon in früheren Jahren die großen, repräsentativen Säle an künstlerischem Feingehalt übertrifft. Unter den zahllosen, reizvollen Werken der Kleinkunst behaupten sich unsere Meister der Landschaft, des Bildnisses und der Graphik durchaus ehrenvoll. Welch unnachahmlicher, lebensvoller Reiz liegt nicht in Hubert Lanzingers Pastellporträt „Kriegsfreiwilliger D. Z.“ oder in Oskar Wiedenhofers entzückend gezeichneten „Kinderkopf“.


Rudolf Parsch, Bozen, bringt in dem „Südtiroler Ritterkreuzträger“, den Gefreiten Helmut Valtiner, seine im Soldatischen besonders treffsichere Kunst zur Geltung.

Südtiroler Stimmungen wissen Rudolf Complojer in seinem Aquarell „Rittenlandschaft mit Schlern“ und Peter Demetz in der Temperastudie „Vorfrühling auf der Seiser Alm“ bezaubernd festzuhalten. Franz Petek gibt einem „Ansitz in Eppan“ in seiner Graphitizeichnung typische Ueberetscher Umrisse.

Eine junge Künstlerin, die aus dem deutschen Norden nach Innsbruck kam und sich mit staunenswerter Einfühlung in die tirolische Bergwelt und ihre Siedlungsformen vertieft, Lieselotte Popp, erscheint mit dem für ihre Art kennzeichnenden Holzschnitt „Am Kurischen Haff“, Sepp Ringel mit dem volksmärchenhaft bewegten humorvollen Holzschnitt „Die goldene Gans“. Das in realistisch satten Farben gehaltene Stilleben „Früchte“ der Innsbruckerin Hilde Gruber und der aus Marmor geformte lebensfrische „Kinderkopf“ des Bozner Bildhauers Hans Plangger vervollständigen die Reihe unserer in diesem Jahr im Haus der Deutschen Kunst aufscheinenden heimatlichen Künstler.

Diese erste stärkere Beteiligung aus dem Gau Tirol-Vorarlberg und dem südtirolischen Kunstschaffen wird der weiten deutschen Welt einen Begriff von dem schöpferischen Kunstleben an der Alpengrenze des Reiches und gleichzeitig unserer Künstlerschaft neuen Auftrieb geben.

Innsbrucker Nachrichten vom 4. August 1943, Seite 3


Künstler unserer Heimat auf der Großen Deutschen Kunstausstellung 1943.
In: Innsbrucker Nachrichten vom 16. August 1943, Seite 5

In Ergänzung unseres Berichtes vom 3. d. M. teilen wir mit, daß zu den Künstlern unsers Gaues, die im Haus der Deutschen Kunst in München im Rahmen der Großen Deutschen Kunstausstellung 1943 aufscheinen, auch der junge Innsbrucker Maler Ernst Murr gehört, der mit einem Oelbild „Stilleben“ vertreten ist.
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Großer Erfolg der Kulturausstellungen
In: Innsbrucker Nachrichten vom 4. August 1943, Seite 3

Innsbruck, 3. Aug[ust]. Die Ausstellungen, die zugleich mit dem Beginn des 6. Landesschießens oder kurz vorher eröffnet worden waren, haben am 1. d. M. ihre Tore geschlossen. Ihr Erfolg, der sich in den Besucherziffern am augenfälligsten ausdrückt, war wesentlich größer, als in Anbetracht der kriegsbedingten Zeitverhältnisse erwartet worden war. Die Kulturschau in der Ausstellungshalle verzeichnete 28.496 Besucher, die Gaukunstausstellung 13.200, die Besucherzahlen der Ausstellung „Burgen und feste Plätze“ im Taxishof und der Schau alter Fresken im Landesmuseum reichen nahe an die 10.000 heran.

Daß die Kulturschau die größte Anziehungskraft ausübte, ist aus ihrer Aufgabe erklärlich, die in weiten Bevölkerungsschichten Interesse hervorrufen mußte. Es lag besonders der Lehr- und Musterschau bodenständiger Wohnkultur, aber auch anderen Teilen der Ausstellung der Gedanke der praktischen Anwendung alten Kultur- und Formengutes zugrunde; als geistige Verbindungsbrücke vom Vergangenen zur Gegenwart und zum kulturellen und handwerklichen Schaffen der Zukunft hat diese Ausstellung daher nicht nur geschichtliche Werte, sondern auch durchaus neuzeitliche, lebensnahe Erkenntnisse und Anregungen in reicher Fülle vermittelt und damit in vorbildlicher Art die ihm gestellte kulturelle Aufgabe erfüllt.
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Standmusik in Solbad Hall
In: Innsbrucker Nachrichten vom 7. August 1943, Seite 4

Die Standschützenkapelle Speckbacher spielt heute, Samstag, von 20.15 bis 21.15 im Kurpark. Die Stabführung hat Kapellmeister Alois Fintl.
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Kriegsdienstpflicht für Künstler.
In: Innsbrucker Nachrichten vom 16. August 1943, Seite 5

Nachdem die Reichskulturkammer vor kurzem ermächtigt worden war, frei schaffende Künstler, insbesondere Schauspieler und Musiker, zu „Kriegsdiensten“ zu verpflichten, ist jetzt bei der Reichskulturkammer eine besondere Dienststelle „Künstler-Einsatz“ geschaffen worden. Sie hat die Aufgabe, zunächst einmal alle für die künstlerischen Kriegsaufgaben geeigneten Kräfte zu erfassen und dann ihren Einsatz bei der Truppenbetreuung oder der Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ zu organisieren […].
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Innsbrucker Nachrichten vom 17. August 1943, Seite 5

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Tiroler Landboten vom 20. August 1943, Seite 6

Heldenehrung in Stams

Die Ortsgruppe Stams gedachte in einer würdig gestalteten Feier ihrer Gefallenen, der Obergefreiten Alois Reindl und Anton Schwimmbacher. Der Kreispropagandaleiter Pg. Wolf würdigte den Einsatz und das Opfer der toten Kameraden. Die Politischen Leiter, alle Parteigliederungen, die Standschützenmusikkapelle und ein großer Teil der Stamser Bevölkerung nahmen an der Feier teil. Nach der Kranzniederlegung nahm Ortsgruppenleiter Pg. Perschon mit ehrenden Worten von den Gefallenen Abschied.

Heldenehrung in Mötz

Vor dem Kriegerdenkmal führte die Ortsgruppe der NSDAP. eine Heldenehrung für die Gefallenen, Oberjäger Alois Auer, Feldwebel Josef Hörmann und Grenadier Hermann Pauritsch durch. An der Feier beteiligten sich die Partei mit allen Gliederungen, die Standschützenmusikkapelle und viele Volksgenossen. Die Gedenkrede hielt Kreisgeschäftsführer Obergemeinschaftsleiter Pg. Hoppichler.
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Tiroler Volksblatt vom 16. August 1943, Seite 3

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Prof. Edwin Fischer und sein Orchester
J. S. Bach-Abend in Innsbruck am 21. August
In: Innsbrucker Nachrichten vom 17. August 1943, Seite 5

Wir kennen kaum einen Pianisten, der innerlicher und geistiger an die Deutung der Werke unserer großen deutschen Meister herangeht, als Professor Edwin Fischer, der im Rahmen der Veranstaltungen der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ mit einem von ihm zusammengestellten und geleiteten Kammerorchester am 21. August im Großen Stadtsaal einen Abend ausschließlich Johann Sebastian Bach als Kammermusiker widmet […].

So entstanden in den Köthener Jahren nicht nur die berühmten sechs Brandenburgischen Konzerte, sondern auch eine Reihe weiterer Kammermusikwerke, von denen Professor Edwin Fischer drei, eine Ouverture im Suitenstil in C-dur für Streicher, zwei Oboen und Fagott, ein Konzert für Klavier (in der Erstschrift Violine) und Streicher in E-dur und ein seit mindestens 70 Jahren in Innsbruck nicht mehr gehörten Konzert für drei Klavieren und Streicher in d-moll für die Vortragsfolge seines Abends gewählt hat. Neben diesen drei in ihrem regelmäßigen Wechsel von beschwingten, ja tänzerischen und getragenen Rhythmen höchst reizvollen Musikstücken sieht die Abendfolge außerdem ein sechsstimmiges Ricercare aus dem „Musikalischen Opfer“ vor, ein Alterswerk J. S. Bachs, das dieser für Friedrich den Großen nach einem von dem König selbst gestellten Thema komponiert hat. Diese musikalische Seltenheit wird Prof. Edwin Fischer in einer Eigeninstrumentation für Streicher zu Gehör bringen.
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Schillers „Räuber“ als Gastspiel des Reichsgautheaters
In den Kreisen Kufstein und Kitzbühel vom 24. bis 28. August
In: Tiroler Volksblatt vom 23. August 1943, Seite 3
Von Sigfrid Färber

Einem schon lange gehegten und vielseitigen Wunsche folgend, führt das Reichsgautheater Innsbruck auf seinen Abstechergastspielen im August und September 1943 im Reichsgau Tirol-Vorarlberg ein klassisches Schauspiel, Schillers „Die Räuber“ auf.

„Die Räuber“, Schillers erstes Werk für die Bühne, das der Dichter in seiner Sturm- und Drangzeit als Achtzehnjähriger schrieb, ist erfüllt von dem jugendlichen Feuergeist des genialen Dramatikers und heute noch wie ehedem von hinreißender Wirkung. Dieses Schauspiel gehört zu jenen klassischen Werken, denen wahre Volkstümlichkeit eigen ist, jedermann wird von dem menschlich ergreifenden dramatischen Geschehen unmittelbar angesprochen.

Unter der Spielleitung von Schauspieldirektor Siegfried Süßenguth war die Aufführung im Herbst 1942 im Reichsgautheater Innsbruck einer der größten Schauspielerfolge dieser Bühne. Siegfried Süßenguth ist auch mit der Einrichtung des Werkes und mit der Spielleitung für die Gastspiele betraut. Der Künstler spielt selbst die großartige Rolle des Franz Moor, dieses unglücklichen, verbrecherischen Menschen, der seinen Bruder Karl, den Anton Straka darstellt, vom Vater und Vaterhaus vertreibt. Für die Darstellung der übrigen interessanten Gestalten des Vaters Moor, der Räuber Schweizer, Kasinski [Kosinsky], Spiegelberg, Roller u. a. m., ist das gesamte männliche Personal des Schauspiels eingesetzt. Mit der Rolle der liebenden Braut Amalia ist Viola Wahlen betraut. Die Bühnenbilder für die Gastspiele schuf Hans Siegert.


Schillers „Räuber“ als Freilichtaufführung
In: Tiroler Volksblatt vom 25. August 1943, Seite 4

Auf der für Freilichtaufführungen einzigartig geeigneten „Josefsburg“ der Festung Kufstein fand am 24. August durch Mitglieder des Reichsgautheaters Innsbruck eine Aufführung des Schauspiels „Die Räuber“ von Friedrich von Schiller statt.

Das Gastspiel stand unter der Leitung des Schauspieldirektors Siegfried Süßenguth, der auch die eindrucksvolle Rolle des Franz Moor, dieses unglücklichen, verbrecherischen Menschen, in blendender Weise verkörperte. Sein Bruder Karl, dargestellt von Anton Straka, ließ die Gegensätzlichkeit der beiden Charaktere hell aufleuchten. Viola Walchen [Wahlen] fand als Amalia warme Herzenstöne; ihr dezentes Spiel, gehoben durch ihre anmutige Erscheinung gab der liebenden Braut einen ganz besonderen Reiz. Alle übrigen Darsteller, darunter der Vater Moor, die Räuber Spiegelberg, Schweizer, Roller, Kosinsky und andere mehr, nicht zuletzt die einwandfreie Darstellung der Rolle des alten Dieners Hermann, rundeten das Schauspiel sowohl durch Sprache wie Spiel zu einem großen Erlebnis für alle Zuhörer.

Trotz aller bedingten Erschwerungen des Spiels als Freilichtaufführung ohne Szenenwechsel war der Gesamteindruck auf die vielen hundert Zuschauer ein tiefgründiger. Der rauschende Beifall bekundete, daß die Handlung und Darstellung gute Aufnahme gefunden. Die Deutsche Arbeitsfront, NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ hat sich durch die Ermöglichung der Aufführung dieses zeitgemäßen Schauspiels ganz besonderen Dank verdient.

Infolge der kurzen zur Vorbereitung der Aufführung zur Verfügung gestandenen Zeit war der eigentliche „Zuschauerraum“ durch die unzweckmäßige Aufstellung einer großen Anzahl von Sitzbänken, die auf dem gegen die Bühne ansteigenden Boden außerdem noch durch drei Ehrenplatzstuhlreihen verdeckt wurden, seiner eigentlichen Bestimmung fast ganz entzogen. Bei kommenden Aufführungen wird sicherlich auch für eine einwandfreie Anordnung der Sitzplätze gesorgt werden. Es ist nur zu wünschen, daß die Freilichtspiele auf der Josefsburg nach Kriegsende eine ständige Einrichtung werden.


Schillers „Räuber“ als Freilichtspiel
In: Innsbrucker Nachrichten vom 31. August 1943, Seite 3

[…] Ihre hinreißende Wirkung an der neuen Freilichtbühne auf Geroldseck, die nach Plänen von Intendant M[ax] A[lexander] Pflugmacher auch für Opern ausgebaut werden soll, hielt alle bis zum letzten Aktschluß in Bann, der sich in ungewöhnlichem Beifall für die Aufführung unseres Reichgautheaters und ihrer Darsteller löste.

Auch in Kitzbühel brachte das Reichsgautheater eine Gastaufführung der „Räuber“. Schauplatz der Aufführung war der mit Geschick zu einem Freilichttheater ausgestaltete Moorbadgarten. Kreisleiter Pg. Merath und Landrat Pg. Wersin wohnten der Aufführung bei. Unter den mehr als siebenhundert Besuchern befanden sich auch zahlreiche in Kitzbühel zur Erholung weilende Soldaten. Die künstlerisch hochstehende Aufführung fand verdienten starken Beifall.


Gastspiel des Reichsgautheaters in Kitzbühel
In: Tiroler Volksblatt vom 30. August 1943, Seite 4

Am Donnerstag, den 26. August, gestaltete ein Ensemble des Reichsgautheaters Innsbruck Schillers Werk „Die Räuber“ auf der Freilichtbühne Kitzbühels. Die Freilichtbühne in Kitzbühel zeigte sich für die Aufführung dieses Schauspiels als besonders geeignet.

Die Spielleitung lag in den bewährten Händen des Schauspieldirektors Siegfried Süßenguth. Die Hauptrollen wurden durch Süßenguth (Franz Moor), Anton Straka (Karl Moor), Viola Wahlen (Braut Amalia) in hervorragender künstlerischer Weise verkörpert. Gleichfalls vorzüglich wirkten die Gestalten des Vaters Moor, seines Dieners und der Räuber mit Spiegelberg, Roller und Schweizer an der Spitze.

Der große Zuschauerraum war voll besetzt, am Schlusse der Aufführung wurde den Darstellern in dankbarer Anerkennung langanhaltender Beifall gespendet.
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Zirkus Hoppe auf Besuch in Kitzbühel
In: Tiroler Volksblatt vom 25. August 1943, Seite 4

Samstag, den 21. August, traf in Kitzbühel der noch in bester Erinnerung stehende Zirkus Helene Hoppe zu einem dreitätigen Gastspiel ein. Die Zufuhr des Zirkusparks zum Ausstellungsplatz und der Aufbau der großen Zirkusarena lockte schon während des Tages zahlreiche Zuschauer an. Die Eröffnungsvorstellung fand bei ausverkauftem Hause statt. Sämtliche Vorführungen waren in Gewandtheit und Schönheit sowie Körperbeherrschung erstklassig, nur je nach Einstellung der einzelnen Zuschauer kann einer oder der anderen Nummer der Vorzug gegeben werden. Lebhafter und reicher Beifall lohnte alle Künstler. Der über 80 Tiere umfassende sehr lehrreiche Tierpark fand gleichfalls zahlreichen Zuspruch.
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Eröffnung des Gastspiels der Exil-Bühne
In: Innsbrucker Nachrichten vom 28. August 1943, Seite 4

Das diesjährige Gastspiel der Exl-Bühne im Reichsgautheater Innsbruck wird kommenden Mittwoch, 1. September, eröffnet. Zur Aufführung kommt das altbewährte Exl-Stück, Ludwig Anzengrubers „Der Meineidbauer“, mit dem die Exl-Bühne vor nunmehr über vierzig Jahren in Innsbruck ihr Wirken begann und das auch mit den Exl-Leuten verfilmt wurde. Die Hauptrolle des Kreuzweghofbauern spielt wie auch im Film Eduard Köck. Als Neuheiten folgen Donnerstag, 2. September, Paul Sarauws Schauspiel „Der kluge Mann“, das Eduard Köck für die Exil-Bühne bearbeitet und auch in Szene gesetzt hat, und Samstag, 4. September, Heinrich Zerkaulens meisterhafte Komödie „Der Sprung aus dem Alltag“, die von Franz Streicher ihre süddeutsche Fassung erhielt.
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Das gesungene Bauernleben in Itter
In: Tiroler Volksblatt vom 30. August 1943, Seite 4

Kürzlich gestaltete die Junglehrerinnen-Singschar in vielen Liedern und Jodlern das gesamte Bauernleben. Die Leitung des genußreichen Abends besorgte Kreisamtsleiter Pg. Norbert Wallner, der auch die verbindenden Worte sprach.
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1943, September


Meisterabend Ludwig Hoelscher
In: Innsbrucker Nachrichten vom 1. September 1943, Seite 4
Von Ehrentraud Straffner-Pickl

Der Reigen der Konzerte, für den auch in diesem Jahre die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ eine Reihe namhafter Solisten verpflichtet hat, nimmt seinen Anfang mit einem Soloabend des deutschen Meistercellisten Professor Ludwig Hoelscher am Dienstag, den 28. September, im Großen Stadtsaal.

Professor Hoelscher, der zu den markantesten Künstlerpersönlichkeiten Großdeutschlands zählt, hat sich auch in Innsbruck als Solist in mehreren Symphoniekonzerten viele begeisterte Freunde und Verehrer erspielt. Dementsprechend ist die Erwartung gesteigert, mit der die Innsbrucker Musikfreunde dem Soloabend dieses großen Künstlers entgegensehen.

Die Vortragsfolge des Abends, die, wie es der künstlerischen Persönlichkeit Hoelschers entspricht, jeden billigen Effekt vermeidet, sieht vor: Johannes Brahms, Sonate für Violoncello und Klavier F-dur, op. 99, ein in seiner leidenschaftlichen Bewegtheit interessantes und fesselndes Musikstück, dann ein Rondo von Anton Dvorak und eine Sizilienne mit Variationen von Carl Maria von Weber und im zweiten Teil alte Meister, von Johann Sebastian Bach, dessen Interpretationen durch Hoelscher besonders gerühmt wird, die Solosuite für Violoncello Nr. 3, C-dur, und von dem Schüler Corellis Pietro Locatelli eine Sonate im alten Stil D-dur. Die Begleitung hat Professor Martin Theopold übernommen.


Celloabend Ludwig Hölscher
In: Innsbrucker Nachrichten vom 30. September 1943, Seite 5
Von Hermann J. Spiehs

[…] Johannes Brahms (1833 bis 1897): „Sonate F-dur, op. 99“ zeigte die Vorzüge von Hölschers Interpretationskunst in einer formal-klaren Werkauffassung, die trotz der virtuosen Erfordernisse so recht den Spuren dieses Spätromantikers folgte und dessen Geistigkeit und kammermusikalische Stilform offenbarte: teils in jener herben Gedankenfülle, die Brahmssche Musik so schwer zugänglich macht, teils in jener blühenden, zuinnerst fühlbaren Melodik ( 2. Satz), die fast alle seine kammermusikalischen Tonschöpfungen kennzeichnet.

Anton Dvoraks (1841 bis 1904): „Rondo“, volkhaft in der Empfindung und Aufmachung, und K[arl] M[aria] von Webers (1786 bis 1826) „Sizilienne und Variationen“ vertieften so recht das Verhältnis zwischen den ideal nachschaffenden Künstlern und der Zuhörerschaft. Seine ganze Künstlerpersönlichkeit aber brachte Hölscher in seinem „Bachspiel“ zur Geltung, das ja für Virtuosen von wirklichem Rang immer wieder ein Prüfstein und oberste Bewährung bedeutet […].
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„Der kluge Mann“
Schauspiel in drei Akten von Paul Sarauw – Erstaufführung der Exil-Bühne im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 4. September 1943, Seite 5
Von Karl Paulin

Arzt oder Kurpfuscher, wissenschaftlicher Mediziner oder Naturheilpraktiker, diese Gegensätze, die im Leben oft aufscheinen, bilden den Stoff dieses Schauspieles, das in seinen Hauptgestalten zwei Männer einander gegenüberstellt, deren Schicksal von ihrem Beruf geformt wird.

Der Kreisarzt einer Landgemeinde muß unmutig zusehen, wie der Großteil der Gesundheitssuchenden einen sogenannten „Bauerndoktor“ aufsucht, der durch seine Heilerfolge, mehr noch durch seine menschenkundige und menschenfreundliche Behandlung sich einen weiten Ruf als „der kluge Mann“ errungen hat. Dieser Naturarzt hat einen Sohn, der sich der wirklichen wissenschaftlichen Heilkunde zuwenden will, Medizin studiert und nun knapp vor der Doktorpromotion den Kreisarzt zwecks einer medizinischen Diskussion aufsucht. Der aber will von dem Sohn seines „Konkurrenten“ nichts wissen und weist ihm schroff die Türe, kann es aber nicht verhindern, daß der junge Arzt, seine, des Kreisarztes einzige Tochter liebt und zur Frau gewinnt.

Erfolgreicher ist allerdings der Kampf des Kreisarztes gegen den Bauerndoktor, dem er in einer dramatischen Szene das Handwerk legt. Aber die Zeiten ändern sich, des Kreisarztes Tochter wird nach dem Tod ihres Kindes von schwerer Gemütskrankheit befallen, gegen die keine akademische ärztliche Kunst hilft. Nur einer könnte es vielleicht, Erasmus Burgstaller, der Kurpfuscher, zu dem die junge Frau schon als Kind ein besonderes Vertrauen hegte. In letzter Stunde entschließt sich der Kreisarzt, seinen einstigen Gegner zu bitten, doch seinem Kind zu helfen. Burgstaller will zunächst nichts davon wissen, denn er hat nicht nur seine Heiltätigkeit einstellen müssen, sondern durch die Einflüsse des Kreisarztes auch seinen Sohn verloren, der als Mediziner die Heilpraxis seines Vaters verachtet. Aber das Menschliche siegt schließlich in dem tief verbitterten Burgstaller, er findet den Schlüssel zum Herzen und damit zur Genesung seiner Schwiegertochter, die Gegensätze lösen sich zu einem harmonischen Familienleben auf.

Das Schauspiel erreicht seine Wirkung mehr durch scharfe, oft grelle Herausarbeitung der gegensätzlichen Rollen als durch den dramatischen Bau. Eduard Köck hat das Stück für die Exl-Bühne bearbeitet und in Szene gesetzt und das ernste Grundmotiv durch Verstärkung realistischer Episoden, besonders des Schusterehepaares, aufgelockert und damit überstarke drastisch-komische Wirkungen erzielt. Köck selbst spielte die Titelrolle, den Ersamus Burgstaller, und gab dieser Gestalt jene warmen, menschlichen Züge, die den Erfolg des Naturarztes begründen […].
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Der Tag der Wehrertüchtigung der Hitler-Jugend in Kufstein
Bekenntnis der Jugend zu rastlosem Einsatz für den Endsieg
In: Tiroler Volksblatt vom 8. September 1943, Seite 3

Kufstein. Schon am frühen Morgen zog die Hitler-Jugend mit frischem Gesang durch die Stadt. Ueberall sah man unsere Pimpfe, die zum Uebungsgelände nach Sparchen strömten, um dort den größeren Kameraden zuzusehen. Unterdessen fand in Sparchen die feierliche Flaggenhissung und Eröffnung des „Tages der Wehrertüchtigung der Hitler-Jugend“ statt. Hauptstammführer Kaack verlas eine Botschaft des Reichsjugendführers und einen Aufruf des Stellvertretenden Befehlshabers im Wehrkreis XVII, Generalleutnant [Hans] v. Hoeßlin.

Sodann ging es auf das Uebungsgelände, wo unsere Jungen ihr Können im Geländedienst unter Beweis stellten. Das Anlegen von getarnten Feuerstellen, der Gebrauch des Spaten, Entfernungsschätzungen, Meldungen und Zeltbau gehörten zu ihren Aufgaben. Ab 10 Uhr herrschte dann auf dem Sportplatz Hochbetrieb. Da war es besonders die Motor- und Nachrichten-HJ., die für ihre ausgezeichneten Leistungen die Anerkennung der Vertreter von Staat, Partei und Wehrmacht entgegennehmen konnten. Der Bau von Leitungen sowie die Nachrichtenübermittlung gehörte hier zu den Aufgaben der Nachrichten-HJ. Die Motor-HJ. bewies ihr Können besonders durch ausgezeichnete Geschicklichkeitsfahrten.

Auf dem Segelfluggelände in Niederndorf war die Flieger-HJ. angetreten. Nach der Meldung an den Führer des Bannes, Hauptgefolgschaftsführer [Anton] Katschthaler, konnte man den Dienstbetrieb unserer Segelflieger kennenlernen. Bereits am Morgen wurden die verschiedenen Prüfungen für den A- und B-Schein abgelegt, und auch am Nachmittag noch hatte man Gelegenheit, einige Uebungsflüge zu sehen. Auch unsere Modelbauer in den Modelbaugruppen des NSFK. [Nationalsozialistisches Fliegerkorps] führten ihre eigenen Modelle vor. Nur sehr ungern verließ man die tadellosen Vorführungen der Flieger-HJ., denen auch Kreisleiter Pg. [Hans] Ploner beiwohnte. Besonders anerkennend sind die Bemühungen des NSFK., einen guten fliegerischen Nachwuchs heranzubilden.

Tiroler Volksblatt vom 20. September 1943, Seite 3


Die Schlußkundgebung
„Wir kämpfen und schaffen bis zum Sieg!“

Fanfaren kündigten die Ankunft der Ehrengäste zur Schlußkundgebung des „Tages der Wehrertüchtigung“ auf dem Adolf-Hitler-Platz an. Die Hitler-Jugend und das Deutsche Jungvolk hatten vor dem Hotel Egger Aufstellung genommen. Nachdem Obersturmführer Winkler dem Kreisleiter gemeldet hatte, erklang das Lied „Nur der Freiheit gehört unser Leben“ [von Hans Baumann] als Auftakt dieser Feierstunde. Nach dem Gedicht „Heut und morgen“ sprach Hauptstammführer Kaack zu der angetretenen Jugend. Er betonte unter anderem: Der Tag der Wehrertüchtigung geht nunmehr seinem Ende entgegen. Ihr habt am heutigen Tage euer Können unter Beweis gestellt, zugleich aber auch euren Willen, dem besten Soldaten der Welt bester Nachwuchs zu sein. Genau wie zu Beginn des Krieges kommt heute unsere Einsatzfreudigkeit und unser unerschütterlicher Glaube an den Sieg aus begeisterten Herzen. Wir unterstellen uns restlos der Parole: Einsatz für den Sieg! Der Kriegseinsatz der Hitler-Jugend, unser Landdienst, Werkarbeit, Heilkräuteraktionen, Straßensammlungen – vor allem aber unsere Wehrertüchtigung –, nicht zuletzt aber der Berufseinsatz von 6 Millionen Jugendlichen, sind somit zu einem lebendigen Begriff geworden. So ist die heutige Jugend zu einem entscheidenden Faktor in der Heimat geworden.

Und die Arbeit und der Kampf werden gerade zu Beginn des 5. Kriegsjahres noch härter und entschlossener sein. Nicht zuletzt, weil die deutsche Jugend weiß, daß der Kampf unserer Feinde in erster Linie der Vernichtung der deutschen Jugend gilt. Aus diesem Grunde werden wir auch kämpfen und schaffen bis zum Sieg. Und für dieses Ziel tragen wir eine tiefe Begeisterung in unseren Herzen, die in unserer Haltung und unserer Leistung zum Ausdruck kommt. Die deutsche Jugend legt in dieser Stunde das Bekenntnis ab: Wir werden weitermarschieren, wenn alles in Scherben fällt, denn heute, da hört uns Deutschland und morgen die ganze Welt.

Nach der Rede braust das Lied „Es zittern die morschen Knochen“ [von Hans Baumann] über den Platz, als Bekenntnis der Jugend und als Zeichen, daß sie die Worte ihres Hauptstammführers verstanden hatten.


„Unsere Ehre heißt Treue!“
Ansprache des Kreisleiters
Sodann sprach Kreisleiter Pg. Ploner. Einleitend gab er seiner Freude Ausdruck, feststellen zu können, daß die Jugend in ihrer Wehrertüchtigung einen großen Schritt vorwärts gekommen ist. Er wies ferner darauf hin, daß gerade jetzt der Wehrertüchtigung besondere Bedeutung zukommt. Heute steht die Jugend am Arbeitsplatz, morgen aber schon kann sie den grauen Rock des Soldaten tragen. In dieser Zeit der Bewährung gilt wiederum der Ruf: Unsere Ehre heißt Treue! Und so wollen wir enger denn je zu unserem Führer stehen. Gerade die Jugend muß sich durch ihre vorbildliche Treue auszeichnen und stets daran denken, daß dieser Kampf nur für die Jugend geführt wird. Die vielen gefallenen Soldaten müssen der deutschen Jugend Vorbild sein. Und wenn ihr am heutigen „Tage der Wehrertüchtigung“ das Bekenntnis abgelegt habt, auf eurem Platz weiterhin eure Pflicht zu erfüllen, dann soll dieses Bekenntnis zur Verpflichtung werden im Geiste der gefallenen Helden dieses großen Ringens, die wir in dieser Stunde grüßen.

Nach der Heldenehrung unter den Klängen der Heldenorgel betonte der Kreisleiter, wir wissen in dieser Stunde, daß diese Helden nicht umsonst gefallen sind. Wir werden kämpfen und leben, wofür sie gefallen sind, und uns durch besondere Treue auszeichnen. Treu sein in guten Tagen kann jeder, treu sein in harten Kampfjahren, das ist der Stolz der Besten. Auch im künftigen Kriegsjahr wird die schärfste Waffe in der Hand des Führers die Treue der Nation sein, ihre Härte und ihr glühender Glaube. Mit diesem Bekenntnis grüßen wir unseren Führer.

Mit dem Gruß an den Führer und dem Lied der Jugend „Vorwärts, vorwärts!“ [von Baldur von Schirach] endete die Feierstunde und Schlußkundgebung auf dem Adolf-Hitler-Platz.
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Innsbrucker Nachrichten vom 9. September 1943, Seite 5

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Kreisarbeitstagung in Silz
In: Tiroler Landbote vom 10. September 1943, Seite 6

Der Beginn des 500-Jahr-Schießens in Silz war mit einer Kreisarbeitstagung verbunden, zu welcher der Kreisleiter Pg. Pesjak sämtliche Ortsgruppenleiter des Kreises Imst mit einem Teil ihrer Mitarbeiter und die Politischen Leiter des Kreisstabes einberufen hatte. Im Rahmen der Kreisarbeitstagung, in deren Verlauf der Gauinspekteur, Bereichsleiter Pg. Stengel, eintraf, standen Anweisungen des Kreisleiters über die Parteiarbeit und fachliche Berichte verschiedener Arbeitsgebiete, besonders über Fragen des Luftschutzes. In einem Schlußwort wies der Kreisleiter auf die wehrgeistige Erziehung durch die Pflege des Schießwesens im Standschützenverband hin und bezeichnete den in unserem Gau durch eine vielhundertjährige Tradition verankerten Wehrwillen als Grundlage der rücksichtslosen Einsatzbereitschaft, die für das siegreiche Bestehen des gegenwärtigen Schicksalskampfes auch in der Heimat erforderlich ist. Der Kreisleiter und die Tagungsteilnehmer beteiligten sich sodann am Schießen, das am ersten Tage außergewöhnlich viel Schützen an die Stände des Silzer Schießstandes brachte. Den Abschluß des ersten Tages dieser Schießveranstaltung bildete ein Dorfgemeinschaftsabend, der unter stärkster Teilnahme der Bevölkerung im Zeichen des heimischen Brauchtums und der Ortsgeschichte, die in einem umfassenden Ueberblick von Parteigenossen Gruber erläutert wurde, einen anregenden Verlauf nahm. Mehrfache Vorführungen von Tanz- und Singgruppen hatten auch nachmittags am Schießstand stattgefunden, auf dem besonders die Brauchtumsgruppe Haiming wohlverdienten Beifall fand.
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Tiroler Volksblatt vom 10. September 1943, Seite 7

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Eine Hölderlin-Feldausgabe
In: Neuste Zeitung vom 13. September 1943, Seite 4

Die am 100. Todestag Friedrich Hölderlins unter der Schirmherrschaft von Reichsminister Doktor Goebbels gegründete Hölderlin-Gesellschaft gibt als ersten großen Einsatz für das Werk Hölderlins gemeinsam mit dem Hauptkulturamt der NSDAP. eine Auswahl aus dem Gesamtschaffen Hölderlins als Feldausgabe in hoher Auflage heraus […].

Mit dieser Ausgabe soll einem Bedürfnis in der Heimat und an der Front abgeholfen und das Werk Hölderlins gerade im heutigen Existenzkampf der Nation für einen weiten Kreis von Volksgenossen als Kraftquell erschlossen werden.
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Innsbrucker Nachrichten vom 14. September 1943, Seite 3

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Aufruf in der Landeszeitung – Politisches Tagblatt –Erscheinungsort Bozen
vom 13. September 1943, Seite 1

Südtiroler!
Seit dem 29. Juli befinden sich Verbände der deutschen Wehrmacht in unserer Heimat. Es ist für uns Deutsche eine selbstverständliche Ehrenpflicht und Herzenssache, uns jener Männer liebevoll anzunehmen, die im Ehrenkleid der deutschen Wehrmacht den höchsten Dienst für Volk und Vaterland leisten. Es ist Ehrensache jedes Einzelnen, die Soldaten des Führers nach besten Kräften zu betreuen. Jedermann hat sich bewußt zu sein, daß wir im schweren Kampfe um Sein oder Nichtsein des deutschen Volkes und darüber hinaus Europas stehen. Erfülle darum jeder die Pflicht seines deutschen Gewissens und seines deutschen Herzens.

Die in diesen Tagen erlassenen und noch kommenden Verfügungen sind genauestens einzuhalten. Wer dagegen handelt, bringt nicht nur sich selbst in Gefahr, sondern schädigt unser deutsches Vaterland. Denke jeder in diesen Stunden daran, daß von seiner Haltung und seinem Einsatz das Schicksal unserer kommenden Geschlechter abhängt.

Vertrauen und Disziplin sei unser Dank an den Führer, getreu der geschichtlichen Vergangenheit unserer Heimat und der Größe seiner stolzen Helden.

Bozen, 13. September 1943 gez. Peter Hofer
Führer der deutschen Volksgruppe Südtirol

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Josef Leitgeb liest in Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. September 1943, Seite 4

Im Rahmen der Volksbildungsstätte Innsbruck bringt der Innsbrucker Dichter Josef Leitgeb, der sich durch sein im Vorjahr erschienenes Buch „Aufzeichnungen am Rande des Krieges in der Ukraine“ wieder in bester Erinnerung gebracht hat, einen Leseabend am Montag, den 20. September, im Musikvereinssaal. Er wird außer einer Novelle „Kammermusik“ eine Reihe von lyrischen Dichtungen vorlesen. Die Kammermusikvereinigung des Salzburger Mozarteums spielt dazu Werke von Beethoven und Mozart.


Musik der Sprache
Die Dichterlesung Josef Leitgebs in der Volksbildungsstätte Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 23. September 1943, Seite 4
Von Hildegard Ostheimer

Da in den letzten Wochen die sonntägliche Auslese des „Schatzkästleins“ uns mit der plötzlichen Ergriffenheit über die Schönheit solcher Dichtungen den Namen Josef Leitgeb wieder hell ins Gedächtnis rief, faßten wir fast beschämt nach den frühen „Gedichten“, der „Kinderlegende“, fanden – aufs neue im Bann dieser unvergleichlichen Sprache – nun auch Späteres und Jüngstes. Und die Reisebilder wie das Buch „Am Rande des Krieges“ schenkten in ihrer reifen Verhaltenheit nicht weniger Beglückung als der glühende Schwung der frühen Werke. So wuchs stetig der Wunsch, den Dichter doch in der Heimat einmal selbst wieder zu hören. Daß die Erfüllung – eine Eigenlesung jüngster Werke im Saale der Städtischen Musikschule – so überzeugend käme, erhofften wir kaum. Dank darum zuerst dafür!

Dank aber auch der Gestaltung des Abends, die mit der wunderbaren Klarheit des einleitenden Haydnschen Märchenquartetts – vornehm gespielt von der Kammermusikvereinigung Salzburg unter Leitung von Hermann Koholzer – jene Bereitschaft zur inneren Hingabe an die Welt der Töne schuf, durch die erst die Musik einer Sprache, wie sie in Leitgebs Lyrik klingt, sich schrankenlos dem Hörenden mitteilt. Sie schenkt, zum Vers geworden durch eine ans Letzte grenzende Aussagefähigkeit, den Werken des Dichters jene zeitlose Größe, die auch dem Zeitgebundenen bleibendes Dasein verleiht.

Ganz zugewandt dem inneren Erleben, löst sich so das Bild eines „Abschieds nach dem Urlaub“ aus dem schweren Rahmen des äußeren Geschehens, werden die jungen „Flieger“ zu innig Verklärten, uns näher und vertrauter, da nicht das drohende Grauen des Schicksals ihre Züge überschattet. – In dem Zyklus des „Ukrainischen Jahres“ jedoch ballt sich die sinnliche Gestaltungskraft des Dichters zur schwellenden Fülle der Bilder, denen das innere Auge des Zuhörenden oft kaum zu folgen vermag. Der gewaltige Klang seiner freien Rhythmen beschließt den Reigen der Lyrik, auf dessen klare Melodik hin das bewegte Beethovensche Streichquartett fast zu grell wirkt.

Um so voller und weicher setzen darauf die Klänge der „Kammermusik“ ein, mit der uns der Dichter eine Novelle geschenkt hat, wie sie seit Gottfried Keller kaum mehr Gestaltung fand. Beherrscht von der zarten Gewalt der Töne entsteht je eine Begebenheit aus dem Leben der vier Spieler eines Liebhaberquartetts vor uns, gespannt in anmutigem Bogen vom Ernst schweren Erlebens über die versöhnende Heiterkeit einer kleinen Liebesgeschichte zum beschwingten Ausklang eines romantischen Phantasiegeschehens, dessen schwebende Leichtigkeit mit seinem Lächeln dem tiefen Eindruck des Abends seine Schwere nimmt – eines Abends, der uns nach langer Zeit wieder einen wahrhaften Dichter brachte, den wir mit Stolz einen Sohn unserer Heimat nennen.
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Tiroler Volksblatt vom 24. September 1943, Seite 5

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Tiroler Volksblatt vom 24. September 1943, Seite 4

Kammersänger Maikl auf einer Buernhochzeit in Wildschönau

Wildschönau. Der von der Eismeerfront auf Urlaub gekommene Stabsgefreite Josef Mößmer, genannt Fill-Seppl, Ziehsohn beim Burger, und Luise Ponella aus Innsbruck feierten kürzlich Hochzeit, zu der auch Kammersänger Georg Maikl aus Wien erschienen war. Kammersänger Maikl erfreute das junge Paar und deren Gäste – vorwiegend Kameraden des Stabsgefreiten – mit Liedvorträgen und lustigen Einfällen. Sein sprühender Humor und sein Wille, dem aus schwerem Einsatz zur Hochzeit gekommenen Bräutigam eine schöne Erinnerung auf seinen weiteren Einsatz mitzugeben, schufen bald eine fröhliche Stimmung. Damit hat Kammersänger Maikl, dem wir viele schöne Stunden in Oper und Rundfunk verdanken, bewiesen, daß wirkliche Künstler auch einfache Volksgenossen verstehen und deren Leben und Brauchtum schätzen, denn sie fanden durch ihre Kunst den Weg zu menschlicher Innerlichkeit, die alles Eitle als volksfremd ablehnt.

Versammlung in Niederdorferberg

Auf einer Versammlung der NSDAP. im Saal Wildbichl sprach Sonntag, 19. September, Gauredner Pg. Herold aus Innsbruck über die gegenwärtige Lage. Er stellte besonders unseren Siegeswillen und unseren Siegesglauben heraus, die unbesiegbar sind. Pg. Herold wies insbesondere darauf hin, daß unsere dem Weltjudentum hörigen Feinde ganz Europa dem Bolschewismus ausliefern wollten; unser Führer hat aber diese große Gefahr rechtzeitig erkannt und ist mit dem deutschen Schwert entgegengetreten. Die Ausführungen des Gauredners machten auf die Versammlung tiefen Eindruck. Ortgruppenleiter Pg. Praschberger schloß die Versammlung mit dem Gruß an den Führer.

Veranstaltungen in Kufstein zugunsten des Kriegs-WHW.

Anläßlich der ersten Reichsstraßensammlung für das Kriegs-WHW. 1943/44 finden in Kufstein folgende Veranstaltungen statt:

Samstag, den 25. September: Um 8 Uhr Aufmarsch des Musikzuges der Hitler-Jugend. – Ferner Liedervorträge der BDM.-Singschar. – Als weitere Veranstaltung am Samstag ein Platzkonzert der Standschützenmusikkapelle unter Leitung des Kapellmeisters Cyrill Deutsch von 17 bis 18 Uhr auf dem Adolf-Hitler-Platz mit nachstehender Spielfolge: 1. Fr[anz] von Blon: „Mit Eichenlaub und Schwertern“, Marsch. 2. Franz Lehar: Walzer aus der Operette „Der Graf von Luxemburg“. 3. Franz Springer: Ouvertüre „Rautendelein“. 4. Max Rhode: „Vom Rhein zur Donau“, Potpourri. 5. Franz Schubert: Melodienfolge. 6. Josef Jurek: „Deutschmeister“, Marsch.

Sonntag, den 26. September: Ab 10 Uhr vormittags zieht ein Musikkorps der Gebirgsjäger mit klingendem Spiel durch die Straßen Kufsteins, und zwar von der Kaserne über die Kinkstraße – Adolf-Hitler-Platz – Platz der SA – Südtirolerplatz, von dort auf den Franz-Josef-Platz – Kreuzgasse – Maximilianstraße – Adolf-Hitler-Platz und zurück zur Kaserne. – Weiters gibt es ein Fußballwettspiel auf dem Sportplatz zwischen einer Mannschaft der Sportvereinigung Kufstein und einer Soldaten-Fußballmannschaft. Beginn 16 Uhr.
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Innsbrucker Nachrichten vom 15. September 1943, Seite 3

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Dorfgemeinschaftsabend in Kramsach
In: Tiroler Volksblatt vom 27. September 1943, Seite 4

Die Ortsgruppe Kramsach der NSDAP. veranstaltete Samstag, den 25. September, zu Ehren des Ritterkreuzträgers SS-Unterscharführer in einer Panzerkompanie der SS-Division „Das Reich“ Hans Thaler einen von etwa 400 Volksgenossen besuchten Dorfgemeinschaftsabend, an dem auch Kreisleiter Pg. Ploner und Landrat Dr. Walter erschienen.

Ortsgruppenleiter Pg. Gutmann eröffnete den Abend, begrüßte den Ritterkreuzträger und dessen Eltern sowie die anwesenden Fronturlauber und Gäste. Anschließend sprach Kreisleiter Pg. Ploner zu den Versammelten von den übermenschlichen Leistungen unserer Soldaten an der Front, die täglich und stündlich ihr Leben für die Heimat einsetzen. Diese Leistungen und Opfer verpflichten die Heimat, alle Kräfte für die Erringung des Endsieges einzusetzen. Nach dem Appell an alle, noch eifriger als bisher die uns in dieser großen Zeit auferlegten Arbeiten zu erfüllen, schloß Pg. Ploner mit dem Gruß an den Führer.

Der folgende gemütliche Teil des Dorfgemeinschaftsabends, den die Standschützen-Musikkapelle und die BDM.-Gruppe Kramsach, die Mädelgruppe Alpbach und die Radfelder Jodlergruppe durch Musikstücke, Volksgesänge und Volkstänze verschönten, verlief in heiterster, kameradschaftlicher Stimmung.
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Heeresmusikschulen stellen Nachwuchs ein.
In: Tiroler Volksblatt vom 27. September 1943, Seite 4

Die Heeresmusikschulen stellen im April 1944 Jungschützen ein, die körperlich, sittlich, geistig und musikalisch den besonderen Aufgaben dieses Berufes entsprechen. Voraussetzung für die Einstellung ist der Nachweis der arischen Abstammung, deutsche Staatsangehörigkeit, Erfüllung der Schulpflicht. Mindestgröße 1,50 Meter, Höchsteintrittsalter 14 Jahre. Bewerbungen sind bis spätestens 1. Dezember 1943 einzusenden: Heeresmusikschule Bückeburg oder an Heeresmusikschule Frankfurt (Main) in Frankfurt am Main, Niederwald, Schäfflestraße 24. Nähere Auskunft erteilen ausschließlich die Heeresmusikschulen.
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Neue Stimmen im „Freischütz“
In: Innsbrucker Nachrichten vom 25. September 1943, Seite 4
Von Hermann J. Spiehs

Webers „Freischütz“ hatte in der Aufführung am 23. d. M. am Reichsgautheater eine teilweise Neubesetzung erfahren. Es wirkten mit: Carola Pleschner erstmalig in Innsbruck als Aenchen; Erika Feichtinger als Agathe; Torsten Brenov als Ottokar […].

Die wiederum von Intendant M[ax] A[lexander] Pflugmacher geleitete Aufführung brachte den vorgenannten Künstlern und ihren Ensemblekameraden reichen Beifall.
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Spielbeginn der Heimatbühne
In: Innsbrucker Nachrichten vom 25. September 1943, Seite 4

Innsbruck, 25. Sept. Am Samstag, den 2. Oktober, beginnt unter der Leitung von Spielleiter Thorby Wörndle mit der tirolischen Historie von Rudolf Brix „Die Räuber am Glockenhof“ die Spielzeit 1943/44. Wiederholungen des Stückes finden am 3., 9. und 10. Oktober statt. Näheres ist aus dem Anzeigenteil zu ersehen.
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Bertl Obholzer singt die Tosca
In: Innsbrucker Nachrichten vom 27. September 1943, Seite 4

Am Mittwoch, 29. September, 19.30 Uhr, findet im Reichsgautheater Innsbruck eine Neuaufführung der Oper „Tosca“ von Giacomo Puccini statt. In dieser Aufführung singt als Gast Bertl Obholzer vom Opernhaus der Stadt Wien. Als gebürtige Innsbruckerin hat diese hochdramatische Sängerin bei Kammersängerin Berg-Brandmayer in Innsbruck ihr Studium begonnen und an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien abgeschlossen. Ihr erstes Engagement war die Staatsoper Dresden. Weitere Verpflichtungen riefen sie nach Berlin, München, Wien, Hamburg, Köln, Düsseldorf, Nürnberg und Wiesbaden. Bei den Münchner Festspielen 1937 war sie die einzige Vertreterin der Venus in „Tannhäuser“ und 1938 die einzige Senta in „Der fliegende Holländer“. In diesem Frühjahr sang sie als Gast an der Staatsoper in Helsinki mehrere Male die Ortrud in „Lohengrin“. Bertl Obholzer ist eine ausgesprochene Wagner-Sängerin, die große Erfolge als Brünhilde, Isolde und Kundry hatte, dann auch in Richard Strauß „Elektra“ in der Titelpartie.
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Neubesetzung im „Vogelhändler“
In: Innsbrucker Nachrichten vom 29. September 1943, Seite 4
Bericht von Albert Riester

In den beiden Aufführungen der Zellerschen Operette „Der Vogelhändler“ am 26. d. M. sahen wir den jungen Innsbrucker Pianisten und Dirigenten Otmar Suitner zum ersten Mal am Dirigentenpult. Suitner, den wir bereits als ausgezeichneten Nachwuchspianisten kennen lernten, hat heuer als Meisterschüler von Professor Klemens Kraus seine Studien am Mozarteum in Salzburg erfolgreich abgeschlossen und wirkt in dieser Spielzeit als Dirigent und Korrepetitor an unserem Reichsgautheater. Auffallend ist seine klare, sparsame Zeichengebung, die bei bewußtem Verzicht auf effektvolle Mätzchen, Bühnen und Orchester zu geschlossenem, einheitlichem Musizieren zwingt. Der junge Dirigent musiziert frisch, erstaunlich reif und beherrscht in den Tempi, vermeidet jede sentimentale Ueberschwänglichkeit, holt feine klangliche Abstufungen aus seinem Orchester und ist bewußt jedem zu langen und ermüdenden Verweilen auf stimmlichen Höhepunkten abhold. Wir erwarten mit Spannung weitere Beweise seines ursprünglichen Talentes, insbesondere auf dem Gebiet der Oper.

Erika Feichtinger sang zum ersten Male die Kurfürstin. In Stimme und Spiel gleich vornehm und gewinnend, gab sie dieser Rolle alle Vorzüge ihres reifen Könnens. Allgemeine Bewunderung fanden ihre prächtigen Kostüme. Ihr zur Seite stand wiederum der sympathische Adam unseres bewährten Operntenors Rudolf Christ. Das ausverkaufte Haus unterhielt sich ausgezeichnet, es gab zahlreiche Vorhänge.
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Innsbrucker Nachrichten vom 29. September 1943, Seite 4

Neuaufführung „Bezauberndes Fräulein“

Freitag, 1. Oktober, 19.30 Uhr, findet eine Neuaufführung des erfolgreichen musikalischen Lustspiels „Bezauberndes Fräulein“ am Reichsgautheater in Innsbruck statt. Die musikalische Leitung hat wieder Hans Georg Ratjen, Poldi Harlanns sorgt wieder für die Inszenierung. In der Titelpartie wird sich diesmal die neue Operettensoubrette Marta Wagner zeigen.

Spielbeginn der Heimatbühne verschoben

Der auf Samstag, 2. Oktober, angesetzte Spielbeginn der Heimatbühne in Innsbruck, Leopoldstraße 44a, ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Nach neuerlicher Festsetzung wird der Termin rechtzeitig bekanntgegeben werden.

Alpenflora im Farblichtbild
Vortrag von Major Lerch in der Volksbildungsstätte
Von Siegfried Laviat

[…] Da kam nun Major Lerch beim letzten Vortragsabend der Volksbildungsstätte und erweckte mit der Farbkamera diese unendlich vielgestaltige Leben der Alpenflora aus dem Bann von Fels und Eis zu einem so farbigen Dasein, daß es aus dem Schatten der Vergessenheit mit einem Mal in volles Licht vor uns trat […].

Herbert Alsen singt in Innsbruck

Mit Kammersänger Herbert Alsen, dem ersten Bassisten der Wiener Staatsoper, kommt am 4. Oktober einer der stimmgewaltigsten Künstler der deutschen Oper nach Innsbruck. Schon im Vorjahre fand er in Innsbruck besonders mit dem Vortrag von Loewe-Balladen und Opernarien großen Beifall. Das neue Programm bringt neben Schumann-Liedern – der frischen „Frühlingsfahrt“ und dem kecken „Hidalgo“ – wieder große Opernarien, darunter die berühmte „Hallenarie“ aus „Zauberflöte“ und die herrlichen Loewe-Balladen „Der Nöck“ und „Spirito santo“. Zum Schluß endlich auf vielfachen Wunsch eine Reihe von Volksliedern. – Generalmusikdirektor Prof. Leopold Reichwein (Wien) ist der musikalische Helfer am Steinwayflügel.
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Tiroler Volksblatt vom 29. September 1943, Seite 4

Dorfabend der Arbeitsmaiden in Kundl

Am 25. September veranstalteten die Arbeitsmaiden des RAD.-Lagers Kundl einen wohlgelungenen Dorfabend, bei dem sie die zahlreichen Besucher mit schönen Liedern und Märchenspielen erfreuten. Für den Abend, der so recht die Verbundenheit des Reichsarbeitsdienstes mit der Bevölkerung aufzeigte, dankten die Besucher mit reichem und aufrichtigem Beifall. Der Reinertrag, der sich aus der Veranstaltung ergab, wurde dem Kriegs-WHW. zugeführt.

Heldenehrung in Thiersee

Die Ortsgruppe Thiersee der NSDAP. gestaltete Sonntag, den 26. September, vor dem Kriegerdenkmal eine würdige Heldengedenkfeier für den im Kampf gegen den Bolschewismus gefallenen Gefreiten Alois Pirchmoser, SA.-Mann, und den Gefreiten Simon Mairhofer, Parteigenosse, beide mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet. An der Soldatenehrung nahmen außer dem Ortsgruppenleiter und den Politischen Leitern Abordnungen der Gliederungen der Partei, des Standschützenverbandes sowie die Standschützen-Musikkapelle, ferner der Bürgermeister und viele Volksgenossen aus Thiersee, Hinterthiersee, Landl und aus der weiteren Umgebung teil. Pg. Ottitsch aus Kufstein würdigte in einer Ansprache den vorbildlichen opfervollen Geist der Gefallenen und nahm mit zum Herzen gehenden Worten von ihnen im Namen der Partei Abschied. Unter den Klängen des Liedes vom guten Kameraden und dem letzten Fahnengruß wurden Kränze der Partei und der Gliederungen am Kriegerdenkmal niedergelegt. Die Heldenehrung klang mit den Liedern der Nation aus.

Theateraufführung in Wörgl.

Auf der Bühne des Astner-Saales wurde die dreiaktige Bauernposse „Der Weibertausch“ unter der Spielleitung von August Klingenschmid aufgeführt. Die Urwüchsigkeit aller Spieler löste wahre Lachsalven aus. Großen Anklang fanden auch die Zither- und Gesangeinlagen in den Pausen. Das vollbesetzte Haus dankte mit lebhaftem Beifall für zwei fröhliche Stunden.
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Tiroler Volksblatt vom 29. September 1943, Seite 4

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Innsbrucker Nachrichten vom 30. September 1943, Seite 5

Zum Ausfall der „Tosca“- Vorstellung

Durch plötzliche Erkrankung von Björn Forsell mußte gestern am 29. d. M., am Reichsgautheater Innsbruck die Vorstellung „Tosca“ mit Bertl Obholzer als Gast ausfallen, da es wegen der kurzen Zeit nicht mehr möglich war, für die Rolle des Scarpia einen Gast von außerhalb zu bekommen. Da Frau Obholzer jedoch heute wieder ihren Verpflichtungen an der Städtischen Oper in Wien nachkommen muß, kann das Gastspiel Obholzer erst am 9. Oktober erfolgen. Der Vorverkauf zu diesem Gastspiel beginnt am 3. Oktober.

Der Intendanz ist es gelungen, die heutige „Tosca“- Vorstellung mit Herrn Belev als Cavaradossi zu sichern, indem freundlicherweise Fred Becker vom Landestheater Salzburg die Rolle des Scarpia übernommen hat.

Eine Reise ins Märchenland

Liebe Kinder! Am Samstag, 2. Oktober, um 14 Uhr, fährt im Reichsgautheater Innsbruck ein Zug ins Märchenland. Das soll eine schöne Reise werden! Wir fahren zu „Schneeweißchen und Rosenrot“. Ihr kennt doch die schöne Geschichte aus eurem Märchenbuch […].

Wer aber am Samstag nicht mehr mit dem Zug mitkommt, der soll nicht traurig sein, schon am Sonntag fährt noch ein Zug und noch mehrere in nächster Zeit. Und nun: Frohe Reise ins Märchenland!


„Schneeweißchen und Rosenrot“
Zur Aufführung am Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 4. Oktober 1943, Seite 6
Von Hildegard Ostheimer

Ja, nun hat also das Märchenland wieder für einige Zeit sein Standquartier in unserem Reichsgautheater aufgeschlagen und damit einen heiß gehegten Wunsch aller kleinen – und, sagen wir’s nur, auch so mancher großen – Innsbrucker erfüllt. Es hatte sich dafür eigens eine großartige neue Betriebsausstattung angeschafft – so modern –, daß einem im ersten Augenblick fast angst und bang werden konnte um die liebe altmodische Wunderwelt Märchenheimlichkeit. Aber als das technische Wunderwerk Märchenautomat seine Klappe öffnete, da kam mit den altvertrauten Gestalten aus dem Märchenbuch auch gleich das zauberhafte Etwas in den großen Raum, das uns stets umfängt, wenn eine liebe Stimme beginnt zu erzählen: „Es war einmal…“.

Es war nun diesmal die Geschichte von den beiden kleinen Mädchen Schneeweißchen und Rosenrot, die den bösen Zwerg Karfunkel besiegen, damit den guten Bären und den armen Baum erlösen und zum Dank dafür zwei entzauberte Prinzen zum Mann bekommen, die Hermann Stelter zu einem Märchenspiel gestaltet hat. Sie mußte zu diesem Zwecke freilich manche Erweiterung und Dehnung erfahren; sie bekam aber auch eine Menge ganz wunderbar spannender Szenen und – was die Hauptsache ist – sie erntete in diesem Gewande tätigste Anteilnahme und jubelnden Beifall aller ihrer kleinen (und großen!) Zuschauer. Das freilich war nicht zuletzt der Darstellerschar zu danken, deren Freude am Spiel – und muß die nicht entstehen, wenn man so viele gläubig gespannte Kinderaugen auf sich gerichtet weiß – wie ein warmes, liebes Lächeln über der ganzen Aufführung lag und ihr eine seltene Geschlossenheit verlieh.

Es ist schwer, hier eine Leistung besonders hervorzuheben. Alle spielten sich in die Herzen der kleinen Gäste, voran natürlich das zierliche Schwesternpaar (Eva-Maria Meier und Eva Volkmer) und der strahlende Märchenprinz (Hermann Kellein), der solange in der plumpen Haut des Bären gefangen ist und darum doch die schönsten Kunststücke vollführt. Aber auch die besorgte Mutter Christine (Isa Roland) und der, ach, so wenig heldenhafte Nachbar Muffel (Virgil Breiner) sowie der gute, betrübte König Adolar (Bernard Springer) mit seinem schwerfälligen Hofmarschall Wumpel-Pumpel (Oskar Fritzer) und dem stelzbeinigen Minister Nat-Nat (Gustl Pretsch) erfreuten sich keiner kleineren Beliebtheit. Ja, sogar der ganz entsetzlich schlechte und schreckenerregende Zwerg Karfunkel (Emil Bauer-Dorn) fand bei manchen Mutigen Bewunderung ob seiner Scheußlichkeit, während die weniger Tapferen bei seinem Erscheinen der Vorsicht halber lieber den Kopf in Mutters Rockfalte verbargen.

Der Kritiker aber – er zählt sich natürlich auch stolz zu den Mutigen – freute sich hier außerdem noch, wie auch bei allen anderen Rollen, an der feinen Charakterzeichnung, die, herausgearbeitet von der guten Regie Bernard Springers, auch diesem kleinen Spiel die künstlerische Note gab.