Details zu Organisation, Funktion und Wirken der Hitler-Jugend
Nationalsozialistische Jugendbewegung seit 1923
Geschichte und Strukturen
Entstehung, Aufbau und Aufgabe der Hitlerjugend
In: Deutsche Volkszeitung vom 6. April 1938, Seite 7
(NSK) In diesen Tagen des Umbruchs, da überall in Oesterreich die weißen Hemden der Hitler-Jugend mit den rot-weiß-roten Hakenkreuzarmbinden im Straßenbild erscheinen, da plötzlich wie aus der Erde gestampft schon in den ersten Stunden nach der Machtergreifung eine Jugendarmee des Führers von über 40.000 diszipliniert und geschlossen dastand, lohnt es sich, einen Blick auf diese Gliederung der nationalsozialistischen Partei zu werfen, die als einzige vom Führer das Recht bekam, seinen Namen in ihrem Namen zu tragen.
Wie ist sie geworden?
Die Geschichte der nationalsozialistischen Jugendbewegung liegt in ihren Anfängen bereits sehr weit zurück. Bis zum 9. November 1923, dem Tag an der Feldherrnhalle in München, entstanden sowohl im Altreich wie auch in Oesterreich zahlreiche örtliche Jugendgruppen, die sich als nationalsozialistisch bezeichneten. Nach der Festungshaft des Führers und der Wiederzulassung der Partei im alten Reich entwickelte sich auch die nationalsozialistische Jugendbewegung anfänglich wieder wie früher in lokalen Gruppen, die dann aber sehr rasch gemäß dem totalitären, auf das ganze Volk und Reich gerichteten Zug der Bewegung zur reichseinheitlichen Zusammenfassung und Führung drängten. Dies geschah auf dem Reichsparteitag in Weimar 1926, auf dem die Jugend des Nationalsozialismus auf Vorschlag des Gauleiters von Franken, Julius Streicher, vom Führer den Namen "Hitler-Jugend" erhielt. Noch im selben Jahr entstand auch die "Reichsjugendführung". Zum ersten Reichsjugendführer der NSDAP ernannte der Führer einen seiner besten und vertrautesten Mitkämpfer, Baldur von Schirach.
Herbert Norkus, der Hitlerjunge Quex
Ihre Hauptaufgabe erblickte die Hitler-Jugend damals in der Erfassung der kämpferischen Jugend und in der propagandistischen Unterstützung der Partei im Kampf um die Macht. Höhepunkt dieser damaligen Entwicklung war der Reichsjugendtag von Potsdam am 1. und 2. Oktober 1932, an dem über 100.000 Jungen und Mädel zum erstenmal vor dem Führer aufmarschierten. An den Blutopfern der Bewegung hat die Hitler-Jugend mit 21 Toten und zahlreichen Verwundeten einen nicht geringen Anteil aufzuweisen. Zum Vorbild ihrer Haltung wurde der Berliner Hitler-Junge Herbert Norkus, dessen Kampf und Ermordung in Berlin den Stoff zu dem gegenwärtig in Oesterreich aufgeführten Film "Hilter-Junge Quex" abgab.
Die staatliche Jugendorganisation
Nach der Machtergreifung rang die Jugend Adolf Hitlers nicht mehr durch politischen Kampfeinsatz, sondern durch fachliche Arbeitsleistung auf dem Gebiet der Jugendführung und Ertüchtigung um Totalität in der deutschen Jugend. Dieses Ziel wurde im Jahre 1936 durch die Erfassung von über 90 Prozent der nachwachsenden Jahrganges der Zehnjährigen erstmalig erreicht und im Jahre darauf noch weiter ausgebaut. Mit dem Gesetz vom 1. Dezember 1936 wurde die Hitler-Jugend zur staatlichen Jugendorganisation des Deutschen Reiches und ihr somit die Möglichkeit gegeben, alle Jugendlichen des fraglichen Alters pflichtmäßig zu erfassen. Davon wurde allerdings noch kein Gebrauch gemacht, da die Hitler-Jugend auch weiterhin Jugend und Volk durch ihre Leistung überzeugen will.
Der organisatorische Aufbau
Aufbau und Arbeit der Hitler-Jugend haben nun, fünf Jahre nach der Machtergreifung im Altreich, dort eine gewisse feststehende und geschlossene Form gefunden. Der Aufbau in vertikaler Richtung verläuft von den kleinsten Einheiten mit etwa 15 Köpfen bis hinaus zur Reichsjugendführung mit dem Sitz in Berlin, die die gesamte bereits acht Millionen Jugendliche umfassende Organisation übersieht und leitet. Dazwischen befinden sich als wichtigste Führungseinheiten die je 26 Hitler-Jugend-Gebiete und Bund-deutscher-Mädel-Obergaue, die etwa 400 Hitler-Jugend-Banne und Bund-deutscher-Mädel-Untergaue, die je etwa 1200 Unterbanne und Mädel-Ringe usw. umfassen. Die horizontale Gliederung erfolgt nach Alter und Geschlecht in Hitler-Jugend (HJ.) und Bunde deutscher Mädel (BDM.), die wieder in die altersmäßigen Untergliederungen des Deutschen Jungvolks der 10- bis 14jährigen und der Hitler-Jugend im engeren Sinn, der 14- bis 18jährigen Jungen, sowie in den Jungmädel-Bund der 10- bis 14jährigen, den Bund deutscher Mädel im engeren Sinn der 14- bis 17jährigen und das BDM-Werk "Glaube und Schönheit" der 17- bis 21jährigen Mädel sich ausgliedern.
Die Aufgaben der Hitler-Jugend
Die Arbeit dieses riesigen Führungsapparates der Jugend liegt auf allen irgendwie in Betracht kommenden Gebieten der Jugendführung. Im Vordergrund stehen Leibeserziehung und weltanschaulich-politische Schulung, Kulturerziehung und Heranbildung des Nachwuchses für Motor-, Marine- und Flugwesen in den Sondereinheiten der Motor-, Marine- und Flieger-HJ. Nicht minder wichtig ist auch die Sozialarbeit der Hitler-Jugend, als deren sichtbarste Leistungen der HJ-Landdienst, das hauswirtschaftliche Jahr des BdM und der alljährlich stattfindende Reichsberufswettkampf der deutschen Jugend genannt seien, der in der ganzen Welt berühmt wurde und in diesem Jahr zum "Berufswettkampf aller Schaffenden" erweitert worden ist.
Ein neues Geschlecht soll erstehen
Die gesamte Arbeit aller Führungszweige steht unter den Gesichtspunkt der Ertüchtigung mit dem Ziel, das deutsche Volks zu immer besseren und größeren Leistungen auf allen Gebieten empor zu führen. Die größte Sorgfalt wird deshalb auch der Auslese und Ausbildung des Führer- und Führerinnen-Nachwuchses gewidmet, wofür in den letzten Jahren von der Wochenendschulung der unteren Führerschaft zur Ausbildungsordnung des höheren HJ-Führer-Korps ein wohlgewogenes und erfahrungsreiches System der Auslese, Bewährung und Schulung der für die hohe Aufgabe der Jugendführung geeigneten jungen Führer und Führerinnen geschaffen wurde.
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1938, 17. März - Kufstein
Der stellvertretende Reichsführer der HJ Lauterbacher zu Besuch in seiner Heimatstadt
"Deutschlandlied und Horst-Wessel-Lied von den Lippen der Tiroler Jugend"
Eine der auserwählten Führerpersönlichkeiten der HJ stammte aus Tirol und brachte es bis zum Stellvertreter des HJ-Reichsführers:
Die Jugend tritt an
Stabsführer Lauterbacher in Kufstein
In: Tiroler Grenzbote vom 18. März 1938, Seite 4
Am Donnerstag, 17. März [1938], mittags kann Herr Stabsführer Hartmann Lauterbacher, Stellvertreter des Reichsführers der Hitler-Jugend Baldur von Schirach, in seine Heimatstadt Kufstein, die er in den letzten Jahren nur unter Schwierigleiten betreten konnte. Umso schöner gestaltete sich das Wiedersehen mit unserer Stadt, in der seine Mutter lebt. Stabsführer Lauterbacher, welcher bekanntlich erst vor kurzer Zeit in Nationalspanien bei General Franco gewesen ist, machte mit den Herren seiner Begleitung auf dem Rückweg von Wien in Kufstein Halt. Im Hotel Egger begrüßte er seine Bekannten und hatte Besprechungen mit den Jungendführern.
Wie ein Lauffeuer hatte sich in der nationalsozialistischen Jugendbewegung die Kunde vom Eintreffen des Stabführers verbreitet. Am Abend wurde ihm eine Begrüßungskundgebung bereitet. Das war wieder eines der schönen Erlebnisse, an denen wir in den letzten Tagen so reich waren. Der Adolf-Hitler-Platz füllte sich mit Menschen hinter den Absperrungen. Jugendgruppen sammelten sich und marschierten dann mit vorangetragener Hakenkreuzfahne auf. Es waren die Gruppen der Hitlerjugend und des Bundes deutscher Mädel von Kufstein, Wörgl, Kitzbühel, Brixlegg. Einzelne Jungengruppen in weißen Hemden. Uniformen müssen ja erst gemacht werden. Aber sie selbst waren da, wie aus dem Boden gestampft, die bisher illegalen Gliederungen. Sie hatten in stattlicher Zahl auf dem Platz vor dem Hotel Egger Aufstellung genommen. Auf der Terrasse haben sich Bürgermeister Hans Reisch und mehrere Herren von der Kreisleitung, der SA.-Führung usw. eingefunden. Gegen 8 Uhr erschien Stabsleiter Lauterbacher, stürmisch begrüßt, und schritt mit seinen beiden Adjutanten die Front der Jugendgruppen ab. Ein deutsches Mädel überreichte ihm Blumen. Unterbann-Führer Hans Huber, Häring, meldet dem Stabsführer, daß 335 Hitlerjungen und 156 deutsche Mädel angetreten sind. Der Bannführer (Innsbruck) begrüßte den Stabsführer aufs herzlichste.
Stabsführer Lauterbacher hielt eine Ansprache an die versammelte Jugend. Er führte u. a. aus:
Der tausendjährige Traum aller Deutschen ist in Erfüllung gegangen. Die Wiedervereinigung Oesterreichs mit dem Reich erfüllt alle Herzen mit tiefster Dankbarkeit und Freude. Die Tat des Führers: der 13. März 1938. Im Jahre 1848 ist am 13. März in Wien der reaktionäre Kanzler Metternich gestürzt worden. Nun ist ein morsches System in Oesterreich verschwunden, das sich nur mit Gemeinheit, Lüge und Terror gegen den Willen des Volkes aufrecht erhalten konnte. Aus den Herzen des ganzen deutschen Volkes ist das nationalsozialistische Reich errichtet worden. Oesterreichs Jugend gliedert sich ein in die sieben Millionen deutschen Hitlerjungen und Mädel. Die Jugend muß am Werk des Führers mitarbeiten. Aus ihr sollen einsatzbereite Männer und echt deutsche Frauen und Mütter werden. "Wir sind stolz darauf, daß ihr zu uns gehört!" rief der Stabsführer. Er teilte mit, daß Hunderttausende von der deutschen Jugend darauf brennen, nach Tirol zu kommen. Kufstein wird schon heuer einen Ansturm der Jugend aus allen deutschen Gauen erleben, wie ihn die Stadt noch nie gesehen hat. Die Festung Kufstein wird im Innern als Jugendherberge ausgestaltet werden. Unsere Jugend wird bis zum deutschen Meer fahren können.
Noch nie hatte der Stabsführer den Führer so ergriffen gesehen wie in diesen Tagen in Wien. Oesterreich ist ein Bestandteil des großen Deutschen Reiches geworden. Deutschland will den Frieden, nur das Recht, ein Volk zu sein. Wer es anzugreifen versucht, wird die Antwort des geeinigten ganzen deutschen Volkes erfahren. Die Jugend muß ihre Antwort dem Führer durch die Tat beweisen.
Alles stimmte ein in das "Sieg-Heil!" auf den Führer. Den mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgten, den Kern der Dinge treffenden Worten des Stabsführers ward begeisterte Zustimmung zuteil. Mit besonderer Freude wurde es aufgenommen, daß wir so viele deutsche Jungen und Mädel heuer in Tirol begrüßen können. Die Hände heben sich zum deutschen Gruß und das Deutschlandlied und Horst-Wessel-Lied von den Lippen der Tiroler Jugend brausen empor zum sternübersäten Himmel. Wohldiszipliniert erfolgte der Abmarsch nach dieser Feierstunde, die unsere Jugend, die sich bisher verstecken musste, auf den Plan treten hat lassen unter dem Wall der Fahnen.
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1938, Oktober - Innsbruck
HJ-Oberbannführer Weber über die HJ
Der oben (im Tiroler Grenzboten vom 18. 3. 1938 Seite 4) erwähnte Bannführer aus Innsbruck war Otto Weber.
Die Deutsche Volkszeitung vom 26. Oktober 1938 bringt auf Seite 5 ein Interview mit ihm, wo er insbesondere die Zukunftspläne der Hitlerjugend in Tirol erläutert:
So weit sind wir und dahin wollen wir kommen!
Ein Gespräch mit dem Führer des Gebietes Tirol (33), Oberbannführer Otto Weber
NSG [Nationalsozialistischer Gauverlag]. In der Straße der Sudetendeutschen 19, dem Sitz des Gebietes Tirol der Hitlerjugend, läuft alles zusammen, was sich draußen in den Bergtälern Tirols und im Vorarlberger Rheintale bis zum Bodensee in der Hitlerjugend ereignet. Von da aus gehen die Befehle an die verschiedenen Banne; von hier aus wird die Arbeit geleitet, überprüft und für kommende Zeiten eingeteilt und weitergeplant.
Der Gebietsführer selbst hat eine riesengroße Verantwortung übernommen, denn ihm ist es anvertraut worden, aus der Jugend seines Gebietes eine disziplinierte und selbstlose, opferbereite Führerschaft für kommende Zeiten heranzuziehen. Das ist der Wunsch unseres Führers Adolf Hitler und darum auch das höchste Ziel seiner Jugend, der Hitlerjugend.
Wir sehen uns einmal den einfachen Arbeitsraum des Gebietsführers an und stellen, um die Hitlerjugend, die größte Jugendbewegung der Welt, recht verstehen zu können, an ihn einige Fragen.
Wie weit geht heute schon die Einflußnahme der HJ auf die Jugend?
Da das erste Halbjahr der Erfassung der Jungen und Mädel im ganzen Gebiete diente, ist nun schon die weitaus überwiegende Mehrheit in den Reihen der HJ. Wenn eine geringe Zahl von Jugendlichen noch nicht erfaßt ist, so ist die den übergroßen Verkehrsschwierigkeiten zuzuschreiben, denn das, was so ein Bannführer in weit entlegenen Tälern oft leisten muß, ist keine geringe Sache. Trotzdem die Hitlerjugend am Grundsatz der absoluten Freiwilligkeit festhält, ist die Erfassung der Jugendlichen in vielen Landgemeinden schon jetzt hundertprozentig. Im allgemeinen ist ja die Aufnahmeaktion noch nicht ganz zum Abschluß gebracht, weil in vielen Gegenden den Sommer über Almbetrieb war und die Bauernjungen erst jetzt wieder ins Tal zurückgekehrt sind. Besonders in solchen Orten wird der Ruf der Hitlerjugend willig aufgenommen [...].
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1938, 24. Juli - Kitzbühel
Vereidigung illegaler HJ - HJ-Lied "Der Himmel grau" und "Trommelschläge"
Kitzbüheler Bote
Vereidigung der illegalen Hitlerjugend
In: Tiroler Grenzbote vom 27. Juli 1938, Seite 4
Die für Sonntag, den 24. Juli, abends 18 Uhr anberaumt gewesene Vereidigungsfeierlichkeit der illegalen HJ. und BdM. des Bannes 577 Kreis Kitzbühel musste wegen des eine Stunde vorher eingetretenen Hochgewitters auf den Saalraum des Vereinshauses beschränkt werden. Genau programmäßig erfolgte der Einmarsch der HJ. und BdM. in den Vereinshaussaal und wurde die Feierlichkeit nach kurzer Begrüßung mit dem Lied "Der Himmel grau" eingeleitet ["Der Himmel grau und die Erde braun, da schritten die Männer zum Sturme", Text und Melodie von Werner Altendorf (1906-1945), u. a. HJ-Gebietsführer in Schlesien]. Hierauf wurde von einem Sprecher "Fallen müssen viele und die Nacht vergeht" vorgetragen, worauf eine Gedenkminute für die gefallenen und gemordeten Kameraden eingeschaltet war. Zwischen Trommelschlägen wurde von Sprechern "Wenn die Sonne leuchtet" vorgetragen, worauf Hitlerjugendführer Karl Weißbacher eine wohldurchdachte, die Kämpfe der Verbotszeit, die Treue zum Führer, den Glauben an die Wiedererstehung Deutschlands, sowie die Bedeutung des Eides beinhaltende Rede hielt und anschließend die Eidesformel vortrug, welche von der HJ. und BdM. in sichtlicher Ergriffenheit nachgesprochen wurde. Mit der Ernennung der Führer und Führerinnen, sowie der Scharführer usw. und der Ueberreichung der Eidesurkunden schloß die der Jugend in tiefem Gedenken bleibende erhebende Feierlichkeit. Im strammen Marsch ging es zur Turnhalle zurück, wo sodann die Auflösung der Reihen erfolgte.
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1938, 24. Juli - Kufstein
Vereidigung illegaler HJ - HJ-Lied "Der Himmel grau" und Trommelwirbel
Vereidigung der Hitlerjugend
In: Tiroler Grenzbote vom 27. Juli 1938, Seite 4
Vorabend des 25. Juli. Schweigend marschieren HJ. und BdM durch den Wald. Unser Ziel ist die Dickichtkapelle, ein Appellplatz der Verbotszeit.
Zwischen den Linden ist ein schwarzes, mit dem Hoheitszeichen geschmücktes Tuch gespannt. Scharf heben sich von ihm das Rot und Weiß der Fahne der Hitlerjugend ab. Davor stehen HJ., BdM. und die Vertreter der anderen Parteigliederungen im Viereck.
Lied und Spruch lenken die Gedanken an die Toten der Bewegung. Eine Trommel wirbelt Trauerminute. Wieder erklingen Spruch und Lied: "Eure Gräber und Kreuze, die mahnen, nun tragen wir eure Fahnen!" [Zitat aus der 4. Strophe von Werner Altendorfs "Der Himmel grau"]. Bannführer Huber umreißt in kernigen Worten die Verpflichtungen, die uns von den Toten und aus der illegalen Kampfzeit erwachsen sind. Dann nimmt er den Eid der Illegalen der Hitlerjugend auf Führer und Fahne ab. Mit dem Fahnenlied schließ die Feierstunde.
Schweigend marschieren wir ab. In der Stadt aber erklingen wieder unsere Lieder und zeigen, daß uns auch der strömende Regen keineswegs in unserer festlichen Stimmung beeinträchtigen kann.
Neueste Zeitung vom 4. 7. 1939, S. 1
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1938, 13. November - Innsbruck
Fahnenübergabe an die HJ Spielmanns- und Fanfarenzug mit "120 Mann"
Patriotische Hymnen
Für das rasche Anwachsen der Innsbrucker Hitlerjugend gibt eine weitere Fahnenübergabe im November 1938 Zeugnis.
Fahnenübergabe an die HJ. im Ambraser Schloßhof
Deutsches Jungvolk, BDM. und Jungmädel erhalten ihre Fahnen und Wimpel
In: Neueste Zeitung vom 14.November 1938, Seite 4
Innsbruck, 14. November.
Alte Burgen und die Jugend haben eines gemeinsam: das Trotzige, Himmelstürmende, Ewige. Keinen schöneren Rahmen kann man sich für Feierstunden der Jugend denken. Schloß Ambras hatte in seinen Mauern wohl seit langem nicht so viel Jugend gesehen, als am Abend des 13. November dort hinausgezogen war, um dort der Gefallenen von Langemarck zu gedenken und als die junge Generation das Vermächtnis dieser Helden zu übernehmen. An die Langemarck-Feier schloß sich die Uebergabe der Jungvolkfahnen und der Mädel- und Jungmädel-Gruppenwimpel.
In der Abenddämmerung stand am Adolf-Hitler-Platz ein mächtiger Block zum Abmarsch bereit: Voran der Spielmanns- und Fanfarenzug, 120 Mann stark, anschließend 1400 Jungen der HJ. und des DJ., 800 Mädel des BDM. und des JMB. An der Sillbrücke verstummen Trommelwirbel und Gesang: Schweigemarsch ist befohlen.
Als ein phantastisches Bild öffnet sich der Burghof. Ringsum auf den hohen Mauerzinnen brennt Fackel an Fackel, Fackeln säumen die Stiege, auf der die Fahnenträger und Sprecher Aufstellung nehmen.
Die Stunde ergreift und erfüllt uns. Aus der Lebensfreude der Jugend erwächst der Lebenskampf um das Gut unseres Volkes. Aus dem heldischen Sterben der Generation vor uns ergibt sich unsere Aufgabe! Hell klingen die Fanfaren, ein Sprecher spricht, die Feier beginnt.
Jungbannführer Brunner tritt vor. Er weist hin auf den unsichtbaren Sieg, der sich um den Namen Langemarck schlingt: Ein Sieg aus Schweigsamkeit, Größe und Heldentum, der uns durch Jahrzehnte das Vermächtnis und den Befehl jener jungen Soldaten bewahrt hat das Lied "Deutschland über alles", das von ihren Lippen kam, als sie in Flandern gegen die feindlichen Stellungen stürmten und verbluteten. Aus den Gräbern von Flandern stieg ein unbekannter Soldat und ging heim unter sein Volk, im Herzen und Glauben, der stärker war als der Tod. Die Stimme des Soldaten klirrt fordernd durch das Land und ruft das Volk aus seinem Schlaf. So steht unser Führer. Um ihn und seine Fahne ersteht ein neues Reich.
"Heilig Vaterland in Gefahren, Deine Söhne sich um Dich scharen"[Text: Rudolf Schröder 1914, Melodie: Heinrich Spitta 1933] klingt die Antwort im Lied über den Schloßhof.
Stabsleiter Bannführer Holzknecht wendet sich dann an jene Kameraden und Kameradinnen, die heute in dieser Gedenkstunde ihren Eid auf Fahne und Führer ablegen sollen. Opferbereitschaft, Glaube und Siegeswillen müssen von nun an die Grundpfeiler ihres Lebens sein.
Noch eines soll heute dem Jungvolk und den Mädeln gegeben werden: ihre Fahnen und Wimpel. Fahnen und Wimpel sind uns nicht ein äußeres Kennzeichen, sondern sie sind das verpflichtende Symbol einer Gruppe und eines Fähnleins. Die Ehre einer Einheit ist mit ihrem Wimpel auf das engste verknüpft. Diese Wimpel sollen die Einheit nun begleiten auf ihren Fahrten und Lagern, unter ihr sollen sie in Freud und Leid zusammenstehen. Ja, noch mehr: die nachher kommen, die Söhne und Töchter, sollen wieder unter der nämlichen Fahne ihr Leben im Dienste Deutschlands beginnen! Mit Handschlag werden die neuen Wimpel den Vertretern der betreffenden Einheiten übergeben. Noch ein Lied, Dank und Gruß an den Führer! Die Feier ist zu Ende.
Der Kies knirscht wieder von den Marschtritten. Der Zug marschiert in die Stadt zurück. Voran die Fahnen, die fünfzehn neuen Fähnleinfahnen des Deutschen Jungvolks und dreißig Wimpel des BDM. und der Jungmädel. Ganz vorne aber weht ein kleiner, unscheinbarer Wimpel: der älteste Jungvolkwimpel der Ostmark aus dem Jahre 1929. Aus Not und Verfolgung stammt dieses Symbol, das noch den Sieg erleben durfte.
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1938, 20. März Kitzbühel
Werbemarsch der Hitlerjugend
"Trommelschlag und Liederklang" - Deutschland- und Horst-Wessel-Lied
Notiz im Tiroler Grenzboten vom 25. März 1938, Seite 6
Sonntag, den 20. März, mittags 11 Uhr, marschierte die Hitlerjugend, 130 Knaben und über 30 Mädchen, unter Trommelschlag und Liederklang durch die Stadt und nahmen beim Kriegerdenkmal am Aufgang zum Grandhotel Aufstellung. Kreisjugendleiter Huber von Kirchbichl hielt an die Jugend eine zündende Ansprache, die mit einem dreimaligen "Sieg-Heil!" für den Führer ausklang. Vor dem Abmarsch wurde das Deutschland-Lied und das Horst-Wessel-Lied angestimmt und von den zahlreichen Anwesenden mitgesungen.
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1938, 20.-30. Juni Kitzbühel
"Werbewoche" der HJ
Werbewoche der HJ vom 20. bis 30. Juni 1938
Die Hitlerjugend marschiert
In: Kitzbüheler Nachrichten vom 25. Juni 1938, Seite 5
Wir Jungen und Mädel marschieren und singen, und tragen stolz das Symbol des neuen Reiches. In uns ist der Glaube, die brennende Liebe zum Führer und das große Erlebnis der Kameradschaft.
Millionen deutscher Eltern haben ihr Liebstes, ihre Jungen und Mädel dem Jugendführer und der Jugendführerin anvertraut. Diese Führer formen aus dieser deutschen Jugend ein stolzes Geschlecht, eine über alle Unzukömmlichkeiten der verflossenen Zeit erhabene Gemeinschaft.
Seht in die leuchtenden Augen, in die von Glück erfüllten Herzen der Jungen und Mädel, die schon in unseren Reihen stehen. In ihnen spiegelt sich die Freude, der Geist der neuen Zeit, die Tugend der jungen Nation, die das kommende Deutschland ist. Es muß euer Stolz sein, Väter und Mütter, zu sehen, wie Deutschlands Jugend in eine schöne, freiere Zukunft marschiert.
Wir wollen keine Schoßsöhnchen, wir wollen Kerle.
Gestählt für den Kampf des Lebens, offen und gerade, treu und mutig sind wir Hitlerjungen. Wer heute noch hinter dem Ofen sitzt und sich verkriecht, der ist ein deutscher Junge nicht.
Jeder deutsche Junge und jedes deutsche Mädel reihen sich daher ein, der Dienst in der Hitlerjugend ist ein Ehrendienst und wird für sie die schönste Zeit ihres Lebens sein.
Die ganze Jugend von 10 bis 18 Jahren marschiert mit.
Der Führer ruft euch.
Meldet euch in den HJ.-Dienststellen.
Der Führer des Bannes Karl Weißbacher
Die Führerin des Untergaues Hanni Cullek
Nach diesem persönlichen Werbeaufruf, der zeigt, wie sehr jugendlicher Enthusiasmus ideologisch infizierbar ist, folgt in den Kitzbüheler Nachrichten vom 25. Juni 1938 auf Seite 5 noch detaillierte Information zu Aufgaben und organisatorischem Aufbau der Hitlerjugend.
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1938, Anfang Juli Kitzbühel
HJ-Bann Kitzbühel: Führer und Stellenleiter bereits aktiv
Bereits im Juli 1938 bekam die Hitlerjugend des Gaues Tirol eine bis ins letzte Detail ausgefeilte Organisationsstruktur, wie es am Beispiel des Bannes der Hitlerjugend Kitzbühel ersichtlich ist.
Die Hitlerjugend
In: Kitzbüheler Nachrichten vom 9. Juli 1938, Seite 3
Mit der endgültigen Kreiseinteilung des Gaues Tirol der NSDAP. hat nun auch die Hitlerjugend genau umrissene Organisationsgebiete erhalten. Der Sitz der Kreisleitung des Kreises Kitzbühel der NSDAP. wurde zugleich Sitz des Bannes der Hitlerjugend.
Die Jugend des Bannes Kitzbühel beginnt mit der Einsetzung der hauptamtlichen Führer und Führerinnen ihre Arbeit. In allen Fragen, die die Jugend von 10 bis 18 Jahren betreffen, sind mithin einzig und allein die Führer des Bannes und die Führerinnen des Untergaues verantwortlich und zuständig. Damit ist die Gewähr für eine sorgfältige Betreuung der Jungen und Mädel und zugleich der Grundstock für eine planmäßige und straffe Erziehung der Jugend gegeben. Die gesetzten Führer, Führerinnen und Stellenleiter wissen um ihre große Aufgabe und kennen nur eine Pflicht: Dienst an der Jugend unseres Volkes.
Aufbau des Bannes 577 Kitzbühel
Der Führer des Bannes: Weißbacher Karl; der Führer des Jungbannes: Zwicknagl Josef.
Leiter der Organisationsstelle ist Widauer Hans; Leiter der Personalstelle: Weißbacher Karl; Leiter der Sozialstelle: Schmidl Fritz; Leiter der Stelle für Leibesertüchtigung: Geiger Georg; Leiter der WS-Stelle (WS weltanschauliche Schulung), der Kulturstelle und der Stelle für Presse und Propaganda: Insam Gottlieb; Leiter der Stelle für Fahrt und Wandern: Schlichterle Albrecht; Leiter der Gesundheitsstelle: Doktor Seng Helmut; Leiter der Verwaltungsstelle: Moser Werner. Führer des Bannstreifendienstes ist Pfurtscheller Josef, Führer der Motor-HJ: Rainer Karl.
Aufbau des Untergaues 577 Kitzbühel
Die Führerin des Untergaues: Cullek Hanni; die Führerin des JM-Untergaues: Sieberer Maria.
Die Leiterin der Stelle für Leibeserziehung ist Nußbaumer Hilde; Leiterin der Sozialstelle: Kaaserer Ada; Leiterin der WS-Stelle, der Kulturstelle und der Stelle für Presse und Propaganda ist Kaaserer Elfriede; die Leiterin der Stelle für Fahrt und Wandern ist Nußbaumer Hilde.
Mit der Einsetzung des Bannstabes und der unteren Gliederungsführer ist die Organisation des Bannes abgeschlossen.
Mit gläubigen Herzen wird die Jugend nun die ihr gestellte Aufgabe erfüllen und Rufer sein für die Idee des Führers. Die kommenden Monate werden zeigen, daß die Jugend unaufhaltsam weiterstürmt und daß sie ihres Namens würdig ist.
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1938, Oktober - Innsbruck
HJ-Oberbannführer Weber erklärt Ausbildung von HJ-Führern
Fortsetzung des Interviews mit dem Innsbrucker HJ-Bannführer Otto Weber aus der Deutschen Volkszeitung vom 26. Oktober 1938 auf Seite 5 (Artikel "So weit sind wir [...]"):
Ist denn auch genügend geschulte Führerschaft vorhanden?Ja; da ist einmal der große Kernstock der Illegalen. Schon in der Kampfzeit haben wir immer auf die Schulung der Leute großen Wert gelegt und ihnen immer und immer wieder gesagt: Ihr müsst die kommenden Führer werden! Das, was sie dort an Einfachheit, Opferfreude, selbstlosem Einsatz und Kameradschaft gelernt haben, wird ihr ständiges Besitztum bleiben. Außerdem sind jetzt im vergangenen Sommer viele Führerschulungen und Führerzeltlager durchgeführt worden. Ich erinnere da nur an das Tausendmannlager in Vomp [Bezirk Schwaz]. Außerdem sind viele Kameraden von der höheren Führerschaft durch die Obergebietsführerschule in Grödig [Land Salzburg] gegangen. Mit Anfang November ist auch die Eröffnung der ersten Nachwuchsführerschule der Ostmark im Gebiet Tirol, und zwar in Vorarlberg, geplant, in der in dreiwöchigen Lehrgängen monatlich jeweils 60 HJ-bzw.DJ-Führer ausgebildet werden.
Neueste Zeitung vom 19. 1. 1939, S. 3
Neueste Zeitung vom 19. 1. 1939, S. 3
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1940, 31. März Kufstein
Aula der Oberschule
HJ-Führer-Tagung: "ergreifende Weisen der Jungmädelbund-Flöten und des Bann-Orchesters" unter Musikschuldirektor Fritz Bachler
Führertagung der Hitlerjugend in Kufstein
In: Tiroler Volksblatt vom 1. April 1940, Seite 2
Für Sonntag, 31. März, waren die Gefolgschafts- und Fähnleinführer sowie Führerinnen der BDM.-und JM.-Gruppen nach Kufstein in die Aula der Oberschule einberufen. Um 8.30 Uhr begann die Tagung, zu der auch der Ortsgruppenleiter von Kufstein, Pg. Lang, erschienen war, mit einer schlichten, aber eindrucksvollen Morgenfeier. Diese war nach Sprüchen und Worten der JM.-Führerin Frl. Elfriede Wagner in vorbildlicher Weise gestaltet worden. Auffallend war der Zusammenlang der ernsten Sprüche und Sprechchöre mit den ergreifenden Weisen der JM.-Flöten und des Bann-Orchesters unter Leitung von Kamerad Fritz Bachler.
Im weiteren Verlauf des Vormittags trennten sich HJ.- und BDM.-Führerschaft. Bannführer Pepeunig sprach zu den Gefolgschafts- und Fähnleinführern über die Arbeit der vergangenen Monate, ihren gegenwärtigen Stand, und gab einen Ueberblick über die hauptsächlichsten Aufgaben der nächsten Zeit. Oberscharführer Sonntag sprach dann kurz über die Aufgaben des HJ.-Streifendienstes in Zusammenhang mit dem neuen Jugendgesetz, nachdem der Banngeldverwalter über das neue HJ.-Sparverfahren gesprochen hatte.
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1942, 31. März Kufstein
Oberschule
HJ-Führer-Tagung: "Musikdirektor" Fritz Bachler dirigiert das HJ-Bannorchester mit "Haydnscher Festmusik" Mit Lied und Tanz Appell von "Hauptgefolgschaftsführer" Fritz Engel
Führertagung der Hitler-Jugend
In: Tiroler Volksblatt vom 3. April 1942, Seite 3
Das letzte Wochenende brachte für die Führerschaft des Bannes 572 bedeutungsvolle Veranstaltungen. Eine umfangreiche Arbeitsbesprechung allein schon hätte den Erfolg der Führertagung sichergestellt. Dazu kam aber noch ein Lehrabend für die Gestaltung von Brauchtumsveranstaltungen in der Oberschule, bei dem nach der Haydnschen Festmusik vorgeführt vom HJ.-Bannorchester unter Leitung von Musikdirektor P[artei]g[enosse Fritz] Bachler der Kulturabteilungsleiter der Gebietsführung, Hauptgefolgschaftsführer Fritz Engel, zu den HJ.-Führern sprach. Anschließend an gemeinsame Tänze und Lieder ernsten und heiteren Inhalts erinnerte Pg. Engel die Jugend wieder an den Ernst unserer Zeit und ihrer Aufgaben.
Der Sonntagvormittag stand im Zeichen der Kreisarbeitstagung. Im Hof der Oberschule wurde diese Tagung im Beisein des Kreisleiters Bereichsleiter Pg. [Hans] Ploner, der Polit[ischen] Leiter und der Bürgermeister des Kreises durch eine Flaggenhissung eröffnet, die zu einem feierlichen Gelöbnis der Jugend an unsere Soldaten und zum Beweis engster Verbundenheit mit ihnen wurde. Am Nachmittag sprach Pg. Zettel über die neuen Fragen des Leistungsabzeichens. Außerdem erhielten die Führer durch den Hauptgefolgschaftsführer [Fritz] Engel wertvolle Anleitungen zur Ausgestaltung der Elternabende in ihren Einheiten. Zum Abschluß dieser Führertagung gab der K[reis-] Bannführer Gefolgschaftsführer Katschthaler einen Ueberblick über die geleistete Arbeit und wichtige Hinweise für die Aufgaben der nächsten Zeit.
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1938, Oktober - Innsbruck
HJ-Oberbannführer Weber über die gezielte Ertüchtigung der Jugend
Fortsetzung des Interviews mit dem Innsbrucker HJ-Bannführer Otto Weber aus der Deutschen Volkszeitung vom 26. Oktober 1938 auf Seite 5 (Artikel "So weit sind wir [...]"):
Im vergangenen Arbeitsabschnitt hat die HJ doch viel Bemerkenswertes mitgemacht?
Das Hauptaugenmerk lag natürlich auf der Erfassung der Jungen. Die Sommerlager waren für die meisten etwas ganz Neues und Schönes. In den Führer- und Mannschaftslagern wurden in diesem Sommer weit über 3000 Jugendliche zur Schulung und Erholung zusammengefaßt. Besonders eindrucksvoll war der erste Reichsparteitag, den wir alle mit beglückendem Gefühl miterleben durften. Besonders den Jungen aus Tirol und Vorarlberg war die Ehre zugedacht, in Weißhemden und Lederhosen zu beiden Seiten des Führers zu stehen und die 1000 strammen Kerle waren das Symbol der illegalen ostmärkischen Hitlerjugend.
Warum besteht das Bestreben, die Jugendlichen restlos zu erfassen?
Ganz abgesehen von den ideellen Gründen, sind wir heute anderer Auffassung, als eine vergangene Zeit es war. Früher wurde die sogenannte Politisierung der Jugend abgelehnt. Wir jedoch sind der Ansicht, daß ein Junge und ein Mädel heute dem Lebenskampf des deutschen Volkes nicht unwissend gegenüberstehen darf. Und je früher sie die allgemeinen Gefahren für ihr Volk, seine politischen und wirtschaftlichen Bedürfnisse verstehen, begreifen und darnach handeln, um so näher sind wir unserem Ziele gekommen. Hier kann die Nation nicht auf die besten Kräfte verzichten oder warten, bis sie der Zufall zur Entfaltung bringt. Die Zukunft wird nur noch dem Manne eine Führung im Volk anvertrauen, der seine weltanschauliche Festigkeit im normalen Werdegang des Deutschen bekommen hat und dieser Werdegang beginnt beim Pimpfen im deutschen Jungvolk. Außerdem soll jeder schaffende Junge in der HJ sein, denn hier wird auch auf seine Berufsausbildung allergrößter Wert gelegt. Heute schon verfolgen die Betriebe mit Spannung den Reichsberufswettkampf und ziehen aus seinen Ergebnissen die natürlichen Folgerungen beim Auffüllen ihres Arbeitsbedarfes. In Hinkunft nimmt jeder Junge an einer zusätzlichen Berufsausbildung teil und die Führer in der Hitlerjugend werden laufend über Fragen der Berufswahl und Berufserziehung unterrichtet, so daß sie wissen, welche Berufe überfüllt sind und in welchen Berufen Mangel an Nachwuchs herrscht.
Werden denn die Jungen beim Dienst nicht körperlich überanstrengt?
Eine Ueberanstrengung im Dienst kommt heute kaum mehr vor. In der Begeisterung der ersten Umbruchstage mag mancher Führer zu weit gegangen sein und von seinen Jungen zuviel verlangt haben. Aber die Tätigkeit der HJ im kommenden Winterhalbjahre regelt ein Dienstplan, der es jedem Führer ermöglicht, ja sogar zur Pflicht macht, die Jungen regelmäßig und ohne besondere körperliche Anstrengung Dienst machen zu lassen. Ein Gebietsarzt arbeitet zusammen mit den Bannärzten an der Schulung der Feldschere, die ausgerüstet mit den guten Sanitätstournistern und mit den nötigen Kenntnissen bei allen Veranstaltungen der Hitlerjugend dabei sind und jederzeit helfend einspringen. Sie achten auch darauf, daß körperliche Schäden schon von vorneherein durch vorbeugende Maßnahmen ausgeschaltet werden. In Hinkunft wird kein Junge mehr an einem Lager teilnehmen, der nicht von einem Arzt zuvor untersucht wurde.
Was haben sie nun, nachdem die Organisation steht, für Pläne?
Nach der Lagerarbeit, den Fahrten und der Leibeserziehung im Sommer, müssen wir für den Sinter mehr Wert auf die Schulung und Erziehung auf den Heimabenden legen. Bis zu den untersten Einheitsführern geht vom Gebiet aus eine Schulungs- und eine Heimabendmappe, damit die Schulung einheitlich erfolgt. In Wochenendschulungen, die allmonatlich die gesamte Führerschaft erfassen, bekommt diese jeweils die neuen Arbeitsanweisungen und auf diese Weise ist eine gute Bearbeitung der Jungen gesichert. In unserem Gebiet wird ja auch im Winter für die sportliche Betätigung gesorgt sein. Wir legen ein Hauptaugenmerk auf die Skilager und wollen unsren Jungen für die Reichsskiwettkämpfe dieses Winters leistungsmäßig so weit bringen, daß gleich bei diesem ersten Mal unsere Jungen als ernste Gegner der bayerischen HJ auftreten.
Auch die Schießausbildng wird in dieser Zeit weitergehen, denn wir wollen in der Jugend an die alte Ueberlieferung unseres Landes, die nun neuerdings wieder in unserem Gauleiter Hofer einen starken Schirmherrn gefunden hat, anknüpfen.
Eine Besonderheit unseres Gebietes werden die vielen groß angelegten Skilager und Wintermannschaftslager sein. Wir wollen vermeiden, daß nur die Schüler und Lehrlinge den Lagerbetrieb mitmachen. Auch unsere Bauernjungen, die den Sommer über keine Gelegenheit hatten, die Gemeinschaft eines Lagers mitzuerleben, sollen in diesem Winter erfaßt werden. Am Anfang des nächsten Jahres gedenken wir dann mit voller Kraft und gemeinsam mit der DAF [Deutschen Arbeitsfront] an die Durchführung des Reichsberufswettkampfes zu gehen. Dafür liegen heute schon zahlreiche Meldungen vor. Ich glaube, feststellen zu können, so fährt der Gebietsführer [Otto Weber] fort, daß wir das Ziel der gesamten Bewegung in der Ostmark erreichen werden. Wir werden am 1. Mai 1939 auch in unserem Gebiete die erstlose Angleichung an das große Reich auf allen Gebieten der Hitlerjugend erreicht haben.
Neueste Zeitung vom 10. 10. 1938, S. 3
Film 1
Film 2
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1939, Juni - Reutte
Sportfest der HJ: "Trommeln, frohe Lieder" und ein "Fanfarenstoß" zur Eröffnung
"HJ-Musikzug" begleitet HJ-Aufmarsch in Reutte - Musikalische Weckrufe
Bann- und Untergausportfest der Hitlerjugend im Bann Untergau-Reutte 575
In: Neuer Außerferner Bote vom 28. Juni 1939, Seite 3 f.
Am letzten Samstag und Sonntag fand in Reutte das Bann- und Untergausportfest des Bannes und Untergaues 575 statt. Plakate kündeten schon einige Tage vorher diese Veranstaltung an und Samstag mittags trafen bereits die ersten Wettkämpfer und Wettkämpferinnen der HJ, des BDM, JM und DJ in ihren schmucken Uniformen und mit schweren Rucksäcken bepackt in Reutte ein. Um 2 Uhr nachmittags hallten bereits die erstes Kommandos über den Schulplatz und bald standen etwa 300 Jungen und Mädel in Reih und Glied angetreten, um zur Eröffnungsfeier zu marschieren.
"Im Gleichschritt marsch!" ertönte das Kommando, und mit Trommeln, frohen Liedern und wehenden Fahnen ging es durch den mit Fahnen geschmückten Ort auf den Sportplatz. Bald trafen dann der Bannführer und die Untergauführerin mit den Ehrengästen zur Eröffnung ein. Nach der Meldung und einem Fanfarenstoß stiegen unter Trommelwirbel drei große HJ-Flaggen an den Masten hoch und kündeten an daß das Bannsportfest seinen Anfang genommen hatte. Kreisgeschäftsführer Pg. Nußbaumer übermittelte die Grüße des Kreisleiters, der dienstlich verhindert war, am Sportfest teilzunehmen, und feuerte die Jungen und Mädel an, ihre ganzen Kräfte im sportlichen Wettkampf einzusetzen, denn das Deutschland Adolf Hitlers brauche in erster Linie Kämpfer. Auch der Bannführer ergriff nun das Wort und erklärte in kurzer Ansprache das Sportfest als eröffnet.
Der Nachmittag stand im Zeichen der Ausscheidungswettkämpfe im Reichssportwettkampf, das heißt, hier kämpften die Besten aus den Gefolgschaften, Fähnlein und Gruppen um die ersten Plätze im Schlagballweitwurf, 100-Meter und 75-Meterlauf und im Weitspringen.
Schließlich wurde es Abend und die hungrigen Mägen knurrten verdächtig. Aber unsere zwei Feldküchen hatten auch dafür gesorgt und halfen diesem Uebel bald ab. Um 9 Uhr hallte wieder der Schritt unserer Jugend durch Reutte, diesmal begleitet von den Klängen des HJ-Musikzuges. Wieder ging es zum Sportplatz, aber diesmal nicht zum Wettkampf, sondern zur Feierstunde. Die Hitler-Jugend singt, spielt, wandert und ist fröhlich, aber sie vergisst ihre Toten nicht, die da starben, damit wir leben. Hellauf loderte die Flamme und beleuchtete die ernsten Gesichter von Jungen und Mädel, und unheimlich hallten die Stimmen der Sprecher über den weiten Platz. Unter dumpfen Trommelwirbel gingen schließlich die Flaggen nieder.
Am Sonntag weckten schon um 6 Uhr früh die Trommeln, Fanfaren und die Musik die Siebenschläfer, und aus allen Ecken kamen sie heraus, die Pimpfe und Jungmädel, HJ und BDM. Mancher rieb sich noch schnell den letzten Schlaf aus den Augen. Nach dem Frühstück stand nun wieder der gesamte Marschblock der HJ und des BDM im hellen Sonnenschein und in der frischen Morgenlust draußen am Sportplatz, um dem Führer ihren Gruß über die Berge zu schicken.
Kurze Zeit danach traten bereits die Besten zum Führerinnen-Dreikampf und die Jungen zum Fünfkampf an. Da ging es hart auf hart und jeder gab sein Letztes her. Während der Wettkämpfe trafen überraschend der Stabsführer des Gebietes Tirol-Vorarlberg Bannführer Willi Holzknecht in Begleitung von Abteilungsleitern ein. Auch die Jungmädel-Beauftragte im Obergau Tirol-Vorarlberg Nora Loidl besuchte mit einigen Abteilungsleiterinnen des Obergaues unser Sportfest; sie waren sichtlich erfreut über das gute Gelingen.
Den Nachmittag füllten verschiedene Vorführungen der HJ, des BDM, JM und DJ aus. Besonders die Bamberg-Gymnastik des BDM und Kugel-Gymnastik der HJ zeigten den großen Fortschritt auf sportlichem Gebiet in unserem Bann-Untergau.
Am Schluß folgte die Siegerehrung, bei der die Besten mit leuchtenden Augen ihre Urkunden entgegennahmen. Nach einer kurzen Ansprache des Stabsleiters unter feierlicher Flaggeneinholung marschierten die Wettkämpfer und -kämpferinnen zum letzten Mal durch Reutte, um schließlich wieder in ihre Heimatorte zurückzukehren. Diese zwei Tage zeigten, daß die Hitler-Jugend tatsächlich die Jugend ist, auf die unser Führer bauen kann und daß sie auch der Erziehungsfaktor ist, der aus diesen jungen Menschen Kämpfer, das heißt Nationalsozialisten, machen wird [es folgt die Aufzählung der Sieger in den Wettbewerbsdisziplinen].
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1938, Oktober
Deklaration eines Teil-Ziels der HJ: Kulturelle Bildung
Die Institution Hitlerjugend wollte im unfassenden Sinne auf die Erziehung der jungen Menschen Einfluss nehmen. In Konkurrenz dazu standen Schule und Eltern. Für die Schule gab es spezielle Richtlinien in der Aufgabenteilung und zur Beruhigung der Eltern wurden informativ programmierte "Elternabende" veranstaltet, um zu zeigen, dass die Kinder in der HJ am Besten aufgehoben sind.
Hitlerjugend und Erzieherschaft
Ein Block im Dienste der Jugenderziehung
In: Deutsche Volkszeitung vom 18. Oktober 1938, Seite 7
NSG [Nationalsozialistischer Gauverlag]. Um zu Beginn des heurigen Schuljahres in der gesamten Lehrerschaft Klarheit zu schaffen über Ziel und Wesen der Hitlerjugend, führte der HJ-Bann und Untergau Innsbruck zusammen mit dem Nationalsozialistischen Lehrerbund eine Kundgebung durch.
Veranstaltungen der Jugend haben immer einen farbenprächtigen und vom schwungvollen Geist der Jugend getragenen Rahmen, der gerade hier um so eindrucksvoller wirkte, als die beisammen waren, denen nichts mehr am Herzen liegt, als das Wohl der Jugend und damit der Zukunft unseres Volkes.
Als Geleitwort wurde an die Spitze des Abends die Rede des Reichsjugendführers vom Parteitag 1936 gestellt. Sie bereitete mit ihren aus tiefster Verpflichtung kommenden Worten die Stimmung vor für die eindeutigen, offenen Ausführungen des Führers des Bannes Innsbruck, Erwin Höllwarth, der Wesen und Ziel der HJ darlegte.
Er wies hin auf die Gemeinsamkeit der gestellten Aufgabe: Führer und Lenker der Jugend von heute zu sein und damit mitzubauen am Reich für morgen. Zur Erreichung diese Zieles gehen Erzieherschaft und Hitlerjugend nur verschiedene Wege, die einem Ziele zuführen. Die Formung der Jugend liegt heute in den Händen des Elternhauses, der Schule und der HJ. Es ist ohne weiteres klar, daß diese Stellen sich ergänzen müssen, niemals aber sich in ihrer Arbeit behindern dürfen.
Ein ausführlicher Bericht schloß sich daran, der Aufschluß gab über den vielfältigen Dienst, den jeder Junge und jedes Mädel in der HJ zu leisten hat: Heimabend, Singstunde, Sport, Kampfspiel, Fahrt und Lager umreißen nur das Wichtigste.
Besonders wies der Redner auf die kulturelle Tätigkeit der Hitlerjugend hin. Die Reichstheaterwoche in Hamburg, das Reichsmusikfest in Weimar, Rundfunksendungen usw., sind die lebendigen Zeugen dieser überaus wertvollen Tätigkeit. Auch hier wird der Kreis der Jugend erweitert, in Zukunft gibt es keine Schülervorstellungen oder ähnliches mehr, nur HJ-Veranstaltungen, denn auch der Lehrling und Jungarbeiter haben ein Recht darauf, solche Veranstaltungen zu besuchen.
Die Jugend ist der kraftvollste Teil des Volkes, sie baut immer neu, ist immer lebendig, sie kennt kein Rasten. HJ und Erzieherschaft haben die gemeinsame Aufgabe, diese Kräfte zusammenzufassen und der Zukunft des deutschen Volkes dienstbar zu machen. Lebhafte Zustimmungskundgebungen dankten dem Redner.
Für die Erzieherschaft gab Kreisamtsleiter Huber des NSLB [Nationalsozialistischen Lehrerbundes] eine knappe, aber gerade in ihrer Einfachheit besonders wirksame Erklärung ab.
Details
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1938, 21. Oktober Kitzbühel
Stadtsaal
Elternabend von HJ und BDM mit Musik
der Stadtmusikkapelle Kitzbühel, von jugendlichen Sängern, Bläsern und Trommlern
Die Lieder der Nation zum Beschluss
Eltern-Abend [der Hitler-Jugend in Kitzbühel]
In: Tiroler Grenzbote vom 26. Oktober 1938, Seite 3
Der Bann der Hitler-Jugend und BDM. veranstaltete am Freitag, 21. Oktober, im Stadtsaal einen Elternabend, bei dem auch die Stadtmusikkapelle Kitzbühel in hervorragender Weise mitwirkte. Der Saal war bis auf das letzte Plätzchen gefüllt. Mit einer Begrüßungsansprache des Bannführers Karl Weißbacher wurde der Elternabend eingeleitet. Die hierauf folgenden Darbietungen der Fanfarenbläser und Trommler, ein Heimabend des BDM. Einmarsch des Jungvolkes, Bekenntnis der Jugend, Erzählung eines Pimpfes, Tanz der Jungmädeln, Lieder des Jungvolkes der Hitler-Jugend und BDM. sowie ein Ausschnitt aus einer Turnstunde des BDM. fanden den reichlich und ehrlich verdienten Beifall des gesamten Publikums. Inzwischen erfolgten Ansprachen des Jugendbannführers Zwicknagel und des Bannführers Karl Weißbacher, welche gleichfalls, wie die exakt gespielten Musikstücke, mit großem Beifall bedacht wurden. Mit dem Fanfarenruf und dem Absingen der Lieder der Nation fand der schöne, den Eltern einen tiefen Einblick in die Erziehung der Hitlerjugend und BDM. gewährende Abend seinen vollauf gelungenen Abschluß.
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1938, 10. Dezember Innsbruck
Stadtsaal
Elternabend von HJ und BDM mit Musik
"Ein großes Streichorchester" und ein "gemischter Chor"
"Volkstanz" und "deutscher Reigen"
"Musik der alten Volksweisen" oder "Urwaldmusik"? Keine Frage
Jugend singt, tanzt und spielt
Der Gauleiter als Gast bei der HJ Der Elternabend im Stadtsaal
In: Deutsche Volkszeitung vom 12. Dezember 1938, Seite 7
Signiert "j. r."
Innsbruck, 12. Dezember.
Um der Elternschaft Gelegenheit zu geben, vom Leben und Treiben ihrer Kinder in den großen Organisationen der HJ und des BDM Einblick zu gewinnen, veranstaltete die HJ Samstag abends einen großen Elternabend im großen Stadtsaal. Begreiflicherweise hatte der Ruf der Jugend an die Eltern großen Widerhall gefunden, wollte doch die Mutter oder der Vater vom Organisationsleben, von der Jugendbewegung der HJ Näheres wissen, und bald war der große Saal überfüllt, alle verfügbaren Sitzplätze vergeben und die Galerien von der Jugend besetzt. Und nun erlebte die Elternschaft einen Ausschnitt aus der täglichen Arbeit der Hitlerjugend. Wer da gedacht hatte, es würde so einen Elternabend mit mehr oder weniger gut eingelernten Sprüchlein und langen Ansprachen geben, der wurde enttäuscht; hier zeigte sich die Jugend so, wie sie ist, wie sie bei den Heimabenden sich betätigt, und man kann von diesem Elternabend sagen: es war eine g[e]radlinige Fortsetzung eines Heimabends der HJ, ein Tätigkeitsbericht der Jugend, bei dem die Eltern als Zuschauer den Rahmen zu einem Fest gaben. Der Gauleiter [Franz Hofer] erwies sich wie immer als besonderer Freund der Jugend. Und die Jugend fühlt so etwas, sie bereitete dem Gauleiter bei seinem Erscheinen einen stürmischen Empfang.
Pünktlich wird begonnen. Um 8 Uhr abends ist der Fahneneinzug, dann betritt Stammführer Feßler das Podium und begrüßt den Gauleiter, die Eltern und die Jugend und eröffnet den bunten Reigen der Jugendveranstaltung. Tausende Elternaugen folgen mit Interesse und Spannung den Vorführungen. Zuerst kommen Turnübungen von Jungen an Bock und Barren.Unter Leitung ihres Sportwartes Angerer zeigen die Jungen erstaunliches turnerisches Können an beiden Geräten. Immer wieder braust rauschender Beifall auf; jetzt sieht die Elternschaft, daß die vielen Stunden emsigen Trainings ihre Früchte tragen, die körperliche Ertüchtigung und die sportliche Leistung ihrer Buben zeugen dafür. Nicht anders ist es bei den Mädels. 18 BdM-Mädeln erscheinen im schwingenden Gleichschritt, nehmen Aufstellung und beginnen mit rhythmischen Uebungen. Dazwischen gibt es Volkstänze und Reigen, eine eigene Musikschar besorgt die Musik der alten Volksweisen und munter drehen sich Buben und Mädels. Muß man da nicht unwillkürlich an die sogenannten modernen Tänze denken? Dort ein verrücktes Verrenken von Beinen und Körper zu einer uns immer fremd bleibenden Urwaldmusik, da Klänge der Heimat, die schon unsere Urahnen sangen, ein aus dem Herzen kommendes Gefühl der Freude am Tanz. Das ist der Volkstanz, der deutsche Reigen.
Eine lustige Scharade, die zum Nachdenken anreizen soll, wird in der Form von vier netten Szenen aufgeführt. Zuerst eine Schulszene, dann der Schatzgräber und zum Schluß der Gesangsunterricht und die Tante und die Maus. Aber ringsherum die Jugend weiß es schon: "Es ist die Mahnung an das Eintopfgericht!"
Nach Beendigung des Spieles kommt ein großes Streichorchester und ein gemischter Chor aufs Podium. Die Untergauführerin Paula Steiner spricht noch zu den Eltern und erklärt die Arbeit des BdM. Dann geht es in die Pause. Aber auch während der Pause haben die Eltern genug zu schauen. Da haben die Mädels eine Ausstellung "B[und] d[eutscher] M[ädel] arbeitet für das W[inter]H[ilfs-] W[erk]" im rechten Seitenzimmer des Stadtsaales eingerichtet. Da wird gezeigt, was an Heimabenden, neben Spiel und Vergnügen, auch Praktisches geleistet wird. Hier haben fleißige und geschickte Hände gewirkt für das große Werk des deutschen Volkes, für das Winterhilfswerk. Alle Arten Kinderspielzeuge, Puppenküchen und -zimmer, Wiegen und Wägelchen, Puppen und Tiere aus Stoff. Dann kommen die Wollsachen, Janker und Blusen, Höschen und Kleider, gestrickte Strümpfe usw. Es ist erstaunlich, wie vielseitig und mit welcher Liebe die Mädels all die vielen schönen Kindersachen verfertigten. Vier große Tische mit ausgestellten Arbeiten konnten die Mädels den Eltern zeigen. Nach der Pause kam das Märchenspiel von der Gänsemagd zur Aufführung. Zuvor hatte die Ringführerin zu einer kurzen Erklärung das Wort ergriffen. Sie sprach von dem tiefen Sinn des deutschen Märchens, von seinem Wesen und seiner Art, und daß das Märchenspiel nicht nur für Kinder sei, denn wer die Seele des deutschen Volkes verstehe, verstehe auch das deutsche Märchen. Es war ein schöner Ausklang diese Veranstaltung, und die Elternschaft konnte mit dem Bewußtsein den Heimweg antreten, daß die Jugend wirklich das Beste gab.
Tiroler Volksblatt vom 5. 5. 1939, S. 1
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1943, Juni Ländliche Regionen
Einblick in lebenspraktische HJ-Aktivitäten am Land
Aus einem einzigen Dorf: die "Singschar" mit 40 Jugendlichen und ein kleines "Orchester"
Die Arbeit der Hitler-Jugend auf dem Land
Dienst und Betreuung der Dorfjugend
In: Tiroler Volksblatt vom 7. Juni 1943, Seite 6
Die Hitler-Jugend ist keine Einrichtung der Großstadt. Die Jugend auf dem Lande steht der Jugendführung nicht ferner als die Jugend in der Stadt. Ale Leistungen, die die moderne Jugendführung kennt, betreffen auch sie. Die Landjugend stellt [richtig: steht], gleich berechtigt und gleich verpflichtet, im Ring der nationalsozialistischen Jugendführung.
Ein Beispiel:
Der Bannführer hat in einem größeren Bauerndorf einen Musikabend vorbereitet. Die beteiligten Jungen und Mädel sind so echt und ursprünglich, daß sich jeder Verdacht, es könnte eine Schaustellung werden, von vornherein selbst entkräftet. Das Dorf hat eine Singschar, an der zehn Jungen und etwa 30 Mädel mitwirken, das Orchester zählt sieben Kräfte, die sämtlich aus dem Ort stammen. Neben Volksmusik werden erstaunlich gelungene Leistungen anspruchsvoller Art geboten. Die ausübenden Jungen und Mädel kommen ebenso wie die aufmerksamen Hörer des Chors aus dem Dorf, in dem sich landwirtschaftliche Bevölkerung mit landgebundenen Handwerkern und Arbeitern mischt. Die Spielschar ist regelmäßig jede Woche beieinander. Jungen wie Mädel rechnen diese Zusammenkünfte nicht als Dienst, sondern als selbstverständliche, ihre Interessen ansprechende Freizeitgestaltung.
Die Eltern wissen ihre Kinder nirgends lieber als in der Spielschar. Der Elternabend, den der Standortführer gelegentlich veranstaltet, ist eine Probe darauf, daß die Abende nicht vertan sind, sondern daß die jugendlichen Interessen und Anlagen in bester Weise ausgebildet werden. Zu Liedgut und Musik tritt gelegentlich ein Laienspiel, bei dem hier auf dem Dorfe Spieler und Zuschauer wie nur selten ein Herz und eine Seele sind. Auch der Jugendfilm kommt ins Dorf.
Der Krieg nimmt gerade die Jugend schon früh in verantwortliche und pflichtenreiche Dienste. Viele sind in der elterlichen Landwirtschaft zum Teil als mithelfende Familienangehörige, zum anderen Teil in der neu geschaffenen und sehr beifällig aufgenommenen Landarbeitslehre. Ein guter Teil ist im Handwerk oder als Lehrling und Jungarbeiter in der Fabrik. Die Lehrwerkstätten atmen den Geist zeitgemäßer Jugenderziehung. Aus den Augen der Meister, Ausbilder und Gesellen leuchtet frischer, jugendlicher Eifer.
Vor dem wöchentlichen Arbeitbeginn steht ein Jugendappell, zu dem mit den Lehrlingen der Lehrwerkstatt auch die kaufmännischen Lehrlinge, die jugendlichen Hilfsarbeiter, die Volonteure und Angelernten mit antreten. Für die Betriebsführer ist die Jugend eine Einheit, was an Erziehung für den Lehrling gilt, gilt auch für den Hilfsarbeiter, der im Gegenteil noch verstärkter Erziehung bedarf. In den Leibesübungen während der Arbeitszeit, findet sich wiederum die gesamte Betriebsjugend zusammen.
Die Lehrzeit ist knapp bemessen, selbst wenn der Meister wollte, könnte er der lernenden Jugend nichts schenken. Die Ausbildung erfolgt in produktiver Arbeit, worauf die Lehrlinge besonders stolz sind. Die Arbeiter und Arbeiterinnen, denen die Jugend beigegeben wird, werden vom Betrieb drauf beobachtet, ob sie fachlich und menschlich Jugend ausbilden und erzieherisch mit Erfolg ansprechen können. Nach der Arbeit ruhen die jungen Hände noch nicht. Die Parole des Kriegseinsatzes, die der Reichsjugendführer für die HJ. ausgegeben hat, findet im Landbann ein vielseitiges und begeistertes Echo. Ein ländlicher Kriegseinsatz besonderer Art ist der Dienst in der Feuerwehrschar, dem auch eine ernste und wirkliche Bewährung zuteil wurde. Die Männer der Feuerwehr widmen sich in hingebender Sorgfalt der Ausbildung der Jungen, auf die sie sich bei ihrer knappen Zahl angewiesen sehen, wenn wertvolles Volksvermögen der Heimat durch Brandgefahr bedroht wird. Es bleibt der frische, anpackende und immer zuversichtliche Kriegseinsatz der Jugend nicht ohne Wirkung. Die Hitler-Jugend kann auch auf dem Lande vor Väter[n] und Müttern bestehen. Sie ist ihnen zu einem gern gesehenen und heute im Kriege besonders geschätzten Verbündeten geworden.
Neueste Zeitung vom 28. 6. 1939, S. 3
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1940, Juni Gau Tirol-Vorarlberg
Die HJ zur Kriegszeit im Dienst an der Allgemeinheit
Gesang und Flötenspiel der Mädel für Kranke, Verwundete und Kinder
H[itler-] J[ugend] im Kriege
In: Tiroler Volksblatt vom 14. Juni 1940. Seite 4
Die größte Einrichtung des Deutschen Reiches für die Gemeinschaftserziehung und die Bildung des Charakters der Jugend ist die Hitler-Jugend.
Die HJ. wird jahrgangsweise aufgebaut und zum Dienst herangezogen. Der Dienst der HJ. wird bewußt so durchgeführt, daß neben der reich charakterlichen die haltungsmäßige und wissensmäßige Erziehung steht, ohne daß der Schulunterricht in anderer Form durchgeführt wird. Es ist deshalb notwendig, daß der HJ.-Führer und der Hitler-Junge unbedingt Kameraden sind, miteinander den Dienst der HJ. nicht nur durchführen, weil es sein muß, sondern weil sie die Gemeinschaft erleben wollen und die Pflicht des Einsatzes.
Die HJ. hat jedes Jahr ein bestimmtes Erziehungsziel zu erreichen, so daß der Hitler-Junge von Jahr zu Jahr vor neue Aufgaben gestellt wird. Den größten Einsatz der HJ. erleben wir gerade jetzt, wo neben der vormilitärischen Erziehung der praktische Einsatz steht, der dahin zielt, überall dort, wo es an Arbeitskräften fehlt, den Jungen einzusetzen, um die Lücke, welche der heutige Existenzkampf des deutschen Volkes aufreißt, sofort zu schließen. Trotzdem der größte Teil der Führerschaft der HJ. an der Front ihren Dienst macht, gelingt es der HJ., den Kriegseinsatz voll und ganz zu leisten.
Große Mengen Altmaterial werden laufend der Wiederverwertung zugeführt. Ueberall sieht man HJ. im Kurzeinsatz den Bauern helfen. Der Kriegsernteeinsatz 1940 der HJ. wird um ein wesentliches verstärkt einsetzen.
Neben allem Sonderdienst läuft die normale Schulung der HJ. weiter. Das Ausbildungsziel muß erreicht werden. Die Motor-HJ. arbeitet in ihren Werkstätten und lernt so bis ins kleinste den Motor und Verkehrsdienst kennen. Die Flieger-HJ. baut ihre Modelle, übt sich im Segelflug unter Anleitung tüchtiger Lehrer. Der Feldscher besucht regelmäßig den Ausbildungsdienst des deutschen Roten Kreuzes. Nachrichter werden in die Geheimnisse des Morsens und Blinkens eingeweiht. Das Bergsteigen wird für die Alpengaue Pflicht.
Die Hitler-Jugend hat die Aufgabe, den jungen Kerl politisch auf die Ziele des Führers auszurichten und ihn für seien Einsatz als Soldat, soweit die HJ. die Möglichkeit hat, vorzubereiten.
Jungmädel im Kriege
Als der Führer am 1. Sept[ember] 1939 im feldgrauen Rock vor sein Volk trat und dann sagte: " Die deutsche Jugend aber wird strahlenden Herzens ohnehin erfüllen, was die Nation von ihr fordert ", da waren wir Jungmädel unbändig stolz auf das Vertrauen, das der Führer in seine Jugend setzte, und nahmen uns alle vor, es niemals zu enttäuschen.
So standen ein paar Tage später die Jungmädelführerinnen unseres Untergaues bereits in Alpbach und in der Wildschönau im Ernteeinsatz. Viele Jungmädel gingen Beeren sammeln und brachten die gefüllten Eimer zur NSV- [Nationalsozialistischen Volkswohlfahrts-]Eindosung. Im Herbst führten wir eine große Spielzeugsammlung durch. Massenhaft brachten wir das alte, zerbrochene Spielzeug in unsere Heime, wo wir es in fröhlicher Gemeinschaft wieder zurechtbastelten. War das dann eine Freude für uns alle, als wir vor Weihnachten die sauber hergerichteten Spielsachen in die vom WHW. [Winterhilfswerk-] betreuten Familien bringen konnten! Inzwischen hatten wir auch schon die ersten Feldpostpakete verschickt und die ersten Soldatenbriefe kamen an; wir erwiderten sie mit neuen Päckchen. Die Soldaten mögen anderswo vielleicht kostbarere Sendungen erhalten haben mit mehr Liebe, Freude und Dankbarkeit aber konnte wohl niemand die Sache verpacken, als wir Jungmädel in unseren Heimnachmittagen. Dann gingen wir für kinderreiche Mütter einkaufen, betreuten kleine Kinder, nähten für den Luftschutz und das Rote Kreuz und am allermeisten natürlich für die NSV. Wir gestalteten Feierstunden eine besinnliche Stunde für unsere Mütter, einen bunten Nachmittag für unsere rückgeführten Südtiroler , wir sangen und flöteten im Spital und bei den Weihnachtsfeiern in den NSV.-Kindergärten. Wir zeigten in vielen Elternabenden, daß unsere Jungmädelarbeit im Kriege erst recht einsetzt. Wir besuchten die Verwundeten im Lazarett, um ihnen ein paar frohe Stunden zu bereiten, wir beglückwünschten am Muttertag die Pflegemütter, wir sammeln nun Kräuter und Heilpflanzen, und wenn die Ferien beginnen, dann werden uns diese Wochen wieder im Ernteeinsatz finden, und darüber hinaus werden wir trotz der Kriegszeit unser Sommerlager in gleichem Maße durchführen und so die Gesundheit unserer Jungmädel fördern. Und wie bisher werden auch weiterhin die Jungmädelführerinnen in monatlichen Wochenendschulungen ihre Ausrichtung für Arbeit und Dienst in ihrem Tätigkeitsgebiet bekommen.
So wollen wir Jungmädel der Heimat im Kriege dienen, so wollen wir unseren Soldaten zeigen, wie sehr gerade die Jugend von Dank und Treue gegen sie erfüllt ist!
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1940, Oktober Innsbruck
Stadtsaal
Großkundgebung der HJ
HJ-Tätigkeitsbericht des Hauptbannführers Otto Weber
Der offizielle Tätigkeitsbericht der Hitler-Jugend in Tirol-Vorarlberg für das Jahr 1940 wurde im Rahmen einer Großkundgebung im Innsbrucker Stadtsaal präsentiert.
Die Arbeit der Hitler-Jugend in Tirol Vorarlberg
In: Tiroler Volksblatt vom 30. Oktober 1940, Seite 3
Signiert "tvs"
In einer Großkundgebung der Jugend im Innsbrucker Stadtsaal, an der auch zahlreiche Vertreter der Partei, des Staates, des Reichsarbeitsdienstes und Offiziere der Wehrmacht teilnahmen, forderte Gauleiter [Franz] Hofer die Jungen und Mädel zum Leistungswettstreit mit allen Gebieten Großdeutschlands auf. Mit dieser Forderung verband der Gauleiter die Mahnung, seinem eigenen Beispiel aus dem Jahre 1938 zu folgen und jenen Jungen und Mädeln die Hand zu reichen, die aus irgendwelchen Gründen den Weg zur Jugend des Führers bis heute noch nicht finden konnten.
Der Führer des Gebietes Tirol-Vorarlberg, Hauptbannführer Otto Weber, gab einen Tätigkeitsbericht über die Arbeit der Hitler-Jugend in Tirol-Vorarlberg während des Krieges. Obwohl auf der einen Seite zusätzliche Arbeit zu leiten sei, auf der anderen Seite aber die Führerschaft nahezu vollzählig Wehrdienst leiste, hätten dank verdoppelter Opferbereitschaft der Daheimgebliebenen sogar noch Fortschritte gegenüber dem Vorjahr erzielt werden können. Ueber 1000 Hitlerjungen und BDM.-Mädel waren in der Erntehilfe in den Sommermonaten tätig und leisteten dabei an die 300.000 Arbeitsstunden. Die hauptamtlichen BDM.-Führerinnen arbeiteten ausnahmslos mehrere Wochen auf Bauernhöfen. 160 Arbeitsgemeinschaften für bäuerliche Berufsertüchtigung kann der BDM. melden. Die Sommerlager umfaßten in diesem Jahre fast 5000 Jungen und Mädel gegen rund 3000 im Vorjahr. Der Reichssportwettkampf wies eine besonders starke Beteiligung de bäuerlichen Jugend auf. Mit besonderer Begeisterung setzte sich die männliche Jugend für die vormilitärische Ertüchtigung ein. Neben der wintersportlichen Ausbildung kam die bergsteigerische und fliegerische Tätigkeit der Hitler-Jugend nicht zu kurz. Insgesamt konnten die Jungen 1200 Schieß- und Scharfschützenauszeichnungen erringen. Der BDM. hat seine Jahrgänge 1923 und 1924 im Gesundheitsdienst ausgebildet, daneben wurden in allen Bannen Feldschere herangebildet. An die Soldaten der Wehrmacht wurden nicht weiniger als 25.000 Feldpostpäckchen von der Jugend verschickt, die sich auch selbstlos in den Dienst der Betreuung von Verwundeten und Kranken gestellt hat.
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1938, Januar - Gau Tirol-Vorarlberg
Gründung des BDM-Werks Glaube und Schönheit
Während die männlichen Mitglieder der Hitler-Jugend vor allem gezielt für den Kriegseinsatz vorbereitet und ausgebildet wurden, war die Zielrichtung der Erziehung der Mädchen im Bund deutscher Mädel auf Mutterschaft und Familie ausgelegt. Dazu wurde im Januar 1938 das BDM-Werk Glaube und Schönheit initiiert. Die Männer wurden nach ihrem Ausscheiden aus der Hitler-Jugend in den Militärdienst übergeführt, die Mädchen wurden nun in einer eigenen Organisation für ihre künftigen Aufgaben in der Familie geschult. Zur Einführung dieser neuen Institution erging für Tirol ein Aufruf des Gauleiters, der in allen Presseorganen des Gaues veröffentlicht wurde.
Kitzbüheler Nachrichten vom 5. 11. 1938, S. 4
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1938, 15. Oktober Gau Tirol-Vorarlberg
Start der Aktivitäten von 8 Arbeitsgemeinschaften Glaube und Schönheit
Fortbildung auf der Basis des erklärten BDM-Ziels,
die Mädel "zu Trägerinnen der nationalsozialistischen Weltanschauung zu formen"
Arbeitsgemeinschaft für Musik
Die offizielle Vorstellung dieser neuen Sektion des Bundes deutscher Mädel erfolgte schon vor dem Aufruf des Gauleiters vom 3. November 1938 in der Deutschen Volkszeitung über die Neuste Zeitung vom 11. Oktober 1938, Seite 5. Diese Erläuterungen wurden zum Beispiel auch vom Tiroler Grenzboten vom 16. November 1938, Seite 2, nahezu wörtlich übernommen.
Ein neues erzieherisches Ideal
Der Glaube Grundfeste der Jugenderziehung
Aufbau des BDM.-Werkes "Glaube und Schönheit" im Obergau Tirol
In: Neuste Zeitung vom 11. Oktober 1938, Seite 5
NSG [Nationalsozialistischer Gauverlag]. Durch elf Jahre, vom 10. bis zum 21 Lebensjahr, steht das deutsche Mädel heute in de Gemeinschaft des BDM., in jenem riesigen Erziehungswerk, das auf der ganzen Welt nicht seinesgleichen hat, das den neuen nationalsozialistischen Mädeltyp geschaffen hat, der wach, aufgeschlossen, gesund und schön inmitten seines Volkes steht.
In den vergangenen arbeitsreichen Jahren ist es im Altreich bereits gelungen, diese große Organisation zu schaffen, zu schulen und zu erziehen und so die Mädel, die seit der Machtergreifung im BDM. stehen, zu Trägerinnen der nationalsozialistischen Weltanschauung zu formen.
Nun hat am 19. Jänner 1938 der Reichsjugendführer dem bisher bestehenden Jungmädelbund und BDM. eine dritte Gliederung angeschlossen: das BDM.-Werk "Glaube und Schönheit", das von nun an die Jahrgänge der 17- bis 21jährigen Mädel umfaßt. Die 10- bis 14jährigen Jungmädel werden in Frohsinn und Kameradschaft zu einem tief innerlich gefühlsmäßigen Erfassen dessen, was für uns schön, gut und ehrenhaft ist, geführt. Weltanschaulich wird dies in den Heimabenden des BDM. ausgebaut und vertieft.
Durch sieben Jahre erhielten also die Mädel ihre klare weltanschauliche Ausrichtung, ihre körperliche Ertüchtigung und ordneten sich freiwillig ein in die große Kameradschaft. Nun wird dem erwachsenen Mädel in dem neuen BDM.-Werk auch die Möglichkeit zu einer stärkeren Persönlichkeitsentwicklung geboten. In den Arbeitsgemeinschaften von "Glaube und Schönheit" können sich die Mädel ihren Neigungen entsprechend weiterbilden, werden in ihre in Beruf und Familie liegenden Lebensaufgaben eingeführt und bleiben dabei doch in der großen Gemeinschaft des Bundes Deutscher Mädel gebunden.
Warum nun "Glaube und Schönheit"?
Dieser Name enthält ein neues erzieherisches Ideal, ja geradezu ein Programm. Der Glaube, der Inhalt unserer nationalsozialistischen Weltanschauung, bildete schon immer die Grundlage des gesamten Jugenderziehungswerkes und soll nun auch jene Tätigkeiten und Entwicklungen bestimmen, die zum Berufsleben des erwachsenen Menschen hinüberleiten.
Unter Schönheit verstehen wir nichts Verschwärmtes oder Weltabgewandtes, nicht äußeren Prunk, sondern das Streben des Menschen, seine ihm von der Natur gegebenen körperlichen, geistigen und seelischen Anlagen zu einer vollkommenen Harmonie zu entwickeln. Jeder wahrhaft gesunde deutsche Mensch trägt dieses Streben nach Schönheit in sich, in jedem Mädel ist es lebendig.
Vielgestaltig sind die Möglichkeiten, die im Rahmen des BDM.-Werkes diesem Ziele folgen. Unter der Leitung von Fachkräften (Junglehrerinnen, Aerztinnen, Volkspflegerinnen, Musikerinnen usw.) finden sich die Mädel zu Arbeitsgemeinschaften von größter Mannigfaltigkeit zusammen.
Im Gau Tirol wurden vorläufig 5 aufgebaut, nämlich Werkarbeit, Gesundheitsdienst, Musikarbeit, Volkstumsarbeit und Sport im besonderen (Leichtathletik und Gymnastik, Wintersport). In Innsbruck selbst kommen dazu noch Weltanschauung und Auslandskunde (Sprachen auf lebendige Art).
In einem Jahr das Ziel erreicht
Jede dieser Arbeitsgemeinschaften ist so aufgebaut, daß die Mädel in ihr in einem Jahr ein bestimmtes Ziel erreichen können. Denn da sich die Mädel durch die Arbeitsgemeinschaft möglichst vielseitig ausbilden sollen, verbleiben sie nur je ein Jahr in einer Gruppe. Die Arbeitsgemeinschaften Werkarbeit und Leistungssport wechseln zudem halbjährig ihren Arbeitsplan. So werden die Mädel überall zuerst begonnnen Arbeitsgemeinschaft Werkarbeit im Herbst und Winter sich vollständig in den Dienst des Winterhilfswerkes stellen. Auf dem Gebiet des Sportes wird im Winter in den dazu geeigneten Orten zusätzlich Skilauf betrieben.
Selbstverständlich ist es nicht möglich, auf dem Land und in kleineren Städten alle fünf Arbeitsgemeinschaften nebeneinander aufzurichten. Für diese Mädel werden zwei oder drei Gruppen ausgewählt und wenn auch das nicht möglich ist, eine gemischte Gruppe, die gemeinsam in irgend einem Fach arbeitet und je nach Jahreszeit und Bedürfnis auf andere Gebiete umschaltet.
Glückliche Lösung für die Landmädel
Eine glückliche Lösung ist in Uebereinkunft mit der Landesbauernschaft für die Landmädel getroffen worden. Wenn es in einem Dorf nicht möglich ist, eine eigene Arbeitsgemeinschaft aufzustellen, weil die Zahl der Mädel zu klein ist, dann bleiben auch die 17- bis 21jährigen Mädel weiter in ihrer Mädelschaft im BDM., werden aber in Zusammenarbeit mit der Landesbauernschaft zu 8- bis 14tägigen Haushaltungskursen zusammengeholt.
Es wird vielleicht verwundern, daß die Ostmark heuer schon das BDM.-Werk "Glaube und Schönheit" in Angriff nimmt, für das doch im Altreich erst nach fünfjähriger Arbeit die Zeit reif war. Aber die Ostmark will sich eben schon in diesem Aufbaujahr ganz in den Organisationsplan des Altreichs einordnen. Daß unsere Mädel natürlich weltanschaulich noch nicht so gefestigt sind, ist klar. Deshalb ist hier die Form des BDM.-Heimatabends, der unter der Leitung einer gleichaltrigen Führerin die Mädel zur Schulung und zu gemeinsamem Erleben zusammenholt, neben den Arbeitsgemeinschaften noch beibehalten worden, und zwar so, daß zweimal im Monat ein Heimabend stattfindet, an zwei anderen Abenden im Monat Arbeitsgemeinschaft und in jeder Woche des Monats wie bei den übrigen BDM.-Mädeln ein Sportabend.
So wurzeln die Mädel trotz der Aufteilung in die Arbeitsgemeinschaften noch fest im gesamten Bunde, dessen Abschluß und Krönung das BDM.-Werk "Glaube und Schönheit" bildet. Aus der Zeit der Jugenderziehung leitet es hinüber in die Zeit des Berufslebens und trägt so den Geist der neuen Jugend auch dorthin weiter.
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1938, 3. Juli - Innsbruck
Bereits ein halbes Jahr nach Einführung des BDM.-Werkes Glaube und Schönheit im Gau Tirol-Vorarlberg konnte sich der Reichsjugendführer Baldur von Schirach selbst vom Fortschritt bei einem Besuch in Innsbruck überzeugen.
Neueste Zeitung vom 4. 7. 1938, S. 3
Neueste Zeitung vom 4. 7. 1938, S. 3
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Beispiele für das kulturelle Engagement der Hitler-Jugend
1940, 19.-27. Oktober − Kufstein, Wörgl, Rattenberg
u. a. Festung Kufstein, Hauptschule Wörgl, Burg Rattenberg
Musik im Rahmen der HJ-Kulturwoche
Drei „Liederabende“ mit Singen „ganz alter Volks- und Soldatenlieder“
(19. 10. Rattenberg Brixlegger Hof, 23. 10. Kufstein Kaiserturm, 26. 10. Wörgl Astner-Saal)
Drei „Musikabende“
(19. 10. Wörgl KdF-Halle, 26. 10. Kufstein Oberschule, 27. 10. Rattenberg Brixlegger Hof)
Eine Kulturwoche der HJ. im Bann und Untergau Kufstein
Veranstaltungen in Kufstein, Wörgl, Kramsach und Rattenberg
In: Tiroler Volksblatt vom 18. Oktober 1940, Seite 3
Unter dem Ehrenschutz des Kreisleiters Hans Ploner (Kufstein) veranstaltet die HJ. im Bann und Untergau 572 Kufstein in der Zeit vom 19. bis 27. Oktober eine Kulturwoche, die sich in den Städten Kufstein und Rattenberg, sowie in dem Marktflecken Wörgl abspielen wird und in der Hauptsache die grundsätzlichen Aufgaben der Kulturarbeit der HJ. aufzeigen soll. Die Festfolge sieht u. a. in den drei genannten Stammsitzen die Aufführung eines Laienspieles „Anno 1627“ vor, das die tiefste Erniedrigung des deutschen Bauerntums veranschaulicht und beweist, daß gerade der Bauer es war, der sich in schwersten Zeiten immer wieder aufraffte und unter einem bewährten Führer – wie Michel Gaismair und Florian Geyer – für Freiheit und Leben kämpfte. In Kufstein finden diese Aufführungen im Freien auf der Josefsburg der Festung, in Rattenberg auf der Burg, der Todesstätte des tirolischen Kanzlers Wilhelm Biener, und in Wörgl in der Hauptschule statt; die Kufsteiner Freilichtaufführung ist für Samstag, 19. Oktober, angesetzt. Der Adolf-Hitler-Platz in Kufstein, der Andreas-Hofer-Platz in Wörgl und die Burg in Rattenberg werden der Schauplatz von Morgenfeiern sein, deren erste am Sonntag, 20. Oktober, vorm[ittags] 9 Uhr, angesetzt ist. Bei den drei Liederabenden im Kaiserturm der Festung Kufstein (23. Oktober), im Astner-Saal in Wörgl (am 26. Oktober) und im Brixlegger-Hof in Rattenberg (am 19. Oktober) werden ganz alte Volks- und Soldatenlieder gesungen. Auch drei Musikabende werden abgehalten, am 26. Oktober in der Aula der Kufsteiner Oberschule, am 19. Oktober in der K[raft] d[urch] F[reude]-Halle in Wörgl und am 27. Oktober im Brixlegger-Hof in Rattenberg. In einer Filmstunde, die am 23. Oktober in Kramsach beginnt und die am 27. Oktober in den Tonkinos zu Kufstein und Wörgl ihre Fortsetzung findet, wird „Der Hitlerjunge Quex“ vorgeführt. Endlich bringt diese HJ.-Kulturwoche noch eine Handarbeits-Ausstellung, die am 19. Oktober in der Hauptschule Kufstein eröffnet und vom 28. Oktober ab bis 3. November in der Hauptschule Wörgl, am 4. bis 7. November in der Volksschule Kramsach gezeigt wird; sie soll den Eltern bedeuten, was die HJ. und der BDM. auf diesem Gebiete im Dienst und auch außerhalb des Dienstes auf dem Gebiete der Werkarbeit leisten. Für das aus diesem Anlaß erscheinende Programmheft hat Kreisleiter [Hans] Ploner ein Vorwort geschrieben.
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1940, 23. Oktober − Kufstein
Festung, Kaiserturm
„Liederabend“ im Rahmen der HJ-Kulturwoche im Bann und Untergau Kufstein:
„Keine künstlerische Veranstaltung“, sondern Zeugnis vom „Leben und Wirken unserer deutschen Jugend“
Patriotische und militaristische Gesänge, idyllische Almlieder
Ein Liederabend der Kufsteiner Hitler-Jugend auf der Festung
In: Tiroler Volksblatt vom 25. Oktober 1940, Seite 2
Signiert „dt.“
Die Leistungsschau, die der Bann und Untergau 572 Kufstein der Hitler-Jugend gegenwärtig in Kufstein, Wörgl, Kramsach und Rattenberg durchführt, brachte am Mittwoch einen Liederabend auf der Festung. Man wird sich fragen, weshalb der Schauplatz dieser Veranstaltung gerade auf die Festung, in den Kaiserturm verlegt worden ist, der jetzt, im Zeichen der Verdunkelung, nicht gerade der günstigste Raum für eine öffentliche Kundgebung zu sein scheint. Das hat aber seinen besonderen Grund. Im Kaiserturm unserer Festung haben während der ostmärkischen Kampfzeit – vor dem Umbruch von 1938 – Nationalsozialisten als Opfer ihrer politischen Ueberzeugung und als Opfer ihrer Treue zum Führer, zu Volk und Vaterland, im Kerker gesessen, bei einer Behandlung, die schmählich und unmenschlich war. Dies soll auch unsere Kufsteiner Jugend immer im Gedächtnis behalten, und deshalb reift in den Kreisen des Bannes und Untergaues Kufstein der Plan, den Kaiserturm als zukünftige Feierstätte der HJ. und des BDM. verwenden zu können. Verhandlungen mit der Stadt als Besitzerin der Festung wegen Ueberlassung und Ausgestaltung dieses gewaltigen Raumes, des ehemaligen Hauptbombardiergewölbes, das auf einer gewaltigen runden Steinsäule ruht, sind im Gange.
Die Verdunkelungszeit mag schuld gewesen sein, daß sich von der Elternschaft nur ganz wenige zu diesem Liederabend eingefunden hatten. Dafür war die Anzahl der erschienenen Jungen und Mädel recht stattlich: 48 Hitlerjungen und Pimpfe und 75 BDM.-Mädel und Jungmädel, diese mit der neuen Untergauführerin Lisl Matthes, waren in dem mit Fahnen und Hoheitszeichen geschmückten Festraum angetreten. Der Bannführer des Bannes 572 Kufstein, Hauptgefolgschaftsführer Pepeunig, sprach die Begrüßungsworte und bemerkte, daß die Kufsteiner HJ. wisse und immer daran denken solle, was dieser Kaiserturm für die Kufsteiner Nationalsozialisten bedeute; darum eben habe man diesen Liederabend auf die Festung verlegt. Er will keine künstlerische Veranstaltung sein, wohl aber eine Probe, eine Vorschau auf die großen Veranstaltungen, die für den Kreistag Kufstein im Jahre 1941 geplant sind und bei dem die Kufsteiner HJ. und der BDM. an der Programmgestaltung mitwirken würden. Ein Hitlerjunge gab dann einen Vorspruch zum besten, aus dem herausklang, daß dieser Liederabend nicht mehr sein will, als das, was er sein kann: ein Ausschnitt aus dem fröhlichen Leben und Wirken unserer deutschen Jugend, wie es in den Bannen und Untergauen gezeigt werde.
Danach begann das Singen und Flötenspielen der Jungen und Mädels. Es kamen Volks- und Soldatenlieder aus der ältesten Zeit bis herauf in unsere Gegenwart zum Vortrag. Ernste Soldatenlieder aus dem Weltkrieg klangen auf, riefen zu Kampf und Sieg und Tod. Vaterländische Gesänge aus der Kampfzeit und aus dem Dritten Reich erklangen, und dazwischen hörte man aus den Reihen der Jungmädel fröhliches Flötenspiel und lustige Almg’sangeln aus unseren heimatlichen Bergen, in denen vom „Buam und Diandl“, von „Kuah und Kalma“ und vom „Fensterln“ die Rede war. Warum auch nicht? Unsere deutschen Jungen und Mädel sind keine Duckmäuser, Brauch und Sitte der Altvorderen finden im Lied auch bei ihnen verständnisvolle Aufnahme. Mit dem „Lied der Hitler-Jugend“ fand die Liederreihe ihren Abschluß. Lehrer Hugo Pahle, der die Vorträge leitete, hatte das ganze Programm in der verhältnismäßig kurzen Zeit von einer Woche mit seiner jungen Schar einstudiert. Im allgemeinen haben sich die Mädel vorteilhafter gehalten als die Jungen, was letztere sicher veranlassen wird, die Scharte sehr bald wieder auszuwetzen … Im allgemeinen aber darf der Versuch dieses einstündigen Liederabends als gelungen bezeichnet werden. Er fand mit aufmunternden Worten des Bannführers zu weiterer Betätigung und mit dem Ausdruck des Dankes an die Ausführenden seinen Abschluß.
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Ein Jahr zuvor marschierte die Hitler-Jugend mit einem Musikprogramm durch die größeren Gemeinden des Kreises Kufstein, um die besorgte Bevölkerung wegen des Kriegsausbruches zu trösten.
1939, Anfang Oktober − Kufstein, Wörgl, Rattenberg, Brixlegg
Musikalische Darbietungen der Hitler-Jugend
„Nichts Großartiges“, doch „Freude“ durch Musik für die Volksgenossen
Lieder, „flotte Soldatenweisen“ von einer „Ziehharmonika-Gruppe“ und die Fortschritte des „Fanfarenzugs der Pimpfe“
Die Hitler-Jugend sang und spielte
In: Tiroler Volksblatt vom 11. Oktober 1939, Seite 3
In allen größeren Orten unseres Kreises, also in Kufstein, Wörgl, Rattenberg und Brixlegg, waren letzten Sonntag alle Einheiten angetreten, um der Bevölkerung mit ihren frohen Liedern in dieser Zeit eine kleine Freude zu bereiten. Wie der Bericht aus Brixlegg meldet, nahmen dort die Einheiten aus Brixlegg, Rattenberg und Kramsach, die durch ihr entschlossenes Auftreten auffielen, um 10.30 Uhr am Platz des Maibaumes Aufstellung. Nach einem Marsch des Fanfarenzuges strömten jung und alt von allen Seiten daher. Ueberhaupt, dieser Fanfarenzug der Pimpfe hat in diesem Sommer allerhand dazugelernt. Dann sang die Hitler-Jugend ihre Lieder. Inzwischen spielte eine Ziehharmonika-Gruppe flotte Soldatenweisen. In diesem Sinne verlief auch alle weitere. Wenn auch nichts Großartiges dargeboten werden konnte, so erkannte man doch eines: jeder Junge und jedes Mädel war von einem einzigen Gedanken beseelt: Freud zu spenden. Und so glauben sie auch, durch ihr diszipliniertes Auftreten und ihr entschlossenes Singen der Bevölkerung gezeigt zu haben, daß auch im Inneren des Großdeutschen Reiches eine Front steht, die ihre Aufgabe darin sieht, ihren Volksgenossen alles Schwere dieser großen Zeit zu erleichtern. – In Kufstein fand das Singen in Verbindung mit dem Wehrmachtskonzert statt.
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1938, 14./15. Mai − Kitzbühel
HJ-Sammelaktion für Bau eines Jugendheims
Aufmarsch der HJ mit „Trommlern und Fanfarenbläsern“
Kundgebungsschluss mit „Deutschland- und Horst-Wessel-Lied“
Hitler-Jugend
In: Tiroler Grenzbote vom 13. Mai 1938, Seite 4
Am Samstag, den 14. Mai, abends veranstaltete die Hitler-Jugend einen von Trommlern und Fanfarenbläsern begleiteten Aufmarsch, wobei auch für den Bau eines Jugendheimes gesammelt wurde. Am Sonntag, 9 Uhr vormittags, fand ein Aufmarsch der gesamten Hitlerjugend mit dem BDM. statt, wobei vor der Handels- und Gewerbebank Aufstellung genommen wurde. Schulleiter Schober und Jugendführer Weißbacher hielten Ansprachen, in denen sie zur werktätigen Mithilfe am Aufbau des geeinigten großen Deutschen Reiches und der Unterstützung für die Heranbildung der Jugend aufriefen. Die Kundgebung wurde mit dem Deutschland- und Horst-Wessel-Lied und mit dem „Sieg Heil“ auf den Führer geschlossen.
HJ-Fanfarenzug beim Brixentaler Flurritt 1941
Wochenblatt der Landesbauernschaft Alpenland vom 21. 6. 1941 (4. Jg., Nr. 25), S. 476
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Die einzelnen Banne der Hitlerjugend hatten zum Teil auch beachtliche Musikzüge und Bannorchester von hoher künstlerischer Qualität. Im Gau Tirol-Vorarlberg gehörten jene vom Bann Innsbruck-Stadt und vom Bann Kufstein zu den besten, die von hervorragenden Musikpädagogen wie Fritz Engel (Innsbruck) und Fritz Bachler (Kufstein) aufgebaut wurden.
1941, 7. Dezember Innsbruck
Premierenauftritt des HJ-Musikzugs unter Leitung von Stadtkapellmeister Cyrill Deutsch
Auszeichnung durch Kulturabteilungsleiter und Hauptgefolgschaftsführer Fritz Engel
Der Musikzug der Kufsteiner Hitler-Jugend hat das Oeffentlichkeitsrecht
In: Tiroler Volksblatt vom 12. Dezember 1941, Seite 4
Am Sonntag, den 7. Dezember, stellte sich der vom Bannführer Hermann Pepeunig gegründete Musikzug der Hitler-Jugend nach einjähriger stiller, fleißiger Probe[n]arbeit unter Führung des [Kufsteiner] Stadtkapellmeisters Cyrill Deutsch [(1892 Reichenau/Mähren - Kufstein 1992)] vor.
Zur Beurteilung des musikalischen Könnens und des mannschaftlichen Standes waren erschienen: der Kreisleiter der NSDAP. P[artei]g[enosse Hans] Ploner, der Leiter der Kulturabteilung des Gebietes 33 der Hitler-Jugend Pg. [Fritz] Engel, der Leiter der Städtischen Musikschule Pg. [Fritz] Bachler und der K[reis]-Führer des Bannes 572 Kufstein mit einigen Führern. Nach Meldung an den Kreisleiter spielte der Musikzug, dessen jüngster Angehörige[r] 13 Jahre zählt, sehr schneidig und frisch den Marsch "Friederikus Rex", sodann den "Egerländer".
Nach kurzen Erläuterungen durch den Kapellmeister [Cyrill] Deutsch, der allen Erschienenen dankte, sprach Kreisleiter Pg. Ploner anerkennende Worte über Haltung und Spiel zu den jungen Musikern. Der Leiter der Kulturabteilung des Gebietes 33, Hauptgefolgschaftsführer [Fritz] Engel, beurteilte sodann das Spiel der Jungen und sagte wörtlich: "Nach dem Gaumusikzug seid ihr ohne Zweifel der beste des Gebietes Tirol-Vorarlberg. Ich erteile euch daher die Bewilligung, öffentlich als Musikzug der Hitler-Jugend aufzutreten und zu spielen."
Lachende Augen zeigten die Freude der Jungen über die Anerkennung, die ihnen gebracht wurde. Voll Stolz spielten sie nun noch die beschwingten Weisen des "Petersburgers" und einige andere Märsche.
Die im Zeitungsartikel erwähnten Märsche:
Friederikus Rex [Fridericus-Rex-Grenadiermarsch]:
Komposition des preußischen Militärmusikers Ferdinand Radeck (1828-1903), um 1865. Im Trio Verarbeitung der Melodie von Carl Loewes Ballade Fridericus Rex, 1837 (Text: Willibald Alexis). Fridericus Rex bezogen auf König Friedrich II. von Preußen.
Egerländer [Regimentsmarsch des k. u .k. Infanterie-Regiments Wilhelm Herzog von Württemberg Nr. 73 mit Text im Egerländer Dialekt]:
Komposition des k. u. k. MilitärkapellmeistersWendelin Kopetzky (1844-1899), Opus 172, 1890.
Vgl. die Notiz zum Egerländer-Marsch im Tiroler Grenzboten vom 3. Oktober 1938, Seite 4:
Der "Egerländer"-Marsch,
der derzeit im Rundfunk nach den Meldungen aus Sudetendeutschland gespielt wird, ist der Marsch des ehemaligen k. u. k. Infanterie-Regimentes Nr. 73, das in Eger seinen Ergänzungsbezirk hatte. Der Marsch wurde von dem Kapellmeister dieses Regimentes Wendelin Kopetzky 1890 komponiert und war einer der beliebtesten Armeemärsche. Nach dem Kriegsende wurde er das Kampflied der Egerländer. Während die erste Strophe im Dialekt ("Egerländer, halt"s z"samm!") gesungen wird, ist die zweite nur in hochdeutscher Fassung bekannt. Der Text der zweiten Strophe lautet: "Wenn einst uns ruft die heil"ge Pflicht, wir tapfern Krieger zagen nicht. Wir schwören es mit Herz und Hand, mein Egerland, mein Heimatland. Und wenn"s im Felde blitzt und kracht, und uns das Herz im Leibe lacht, wir stürmen vor auf blut"ger Bahn. Du, Fahne, leuchtest uns voran. Und wenn die Welt voll Teufel wär", wir führen dich zu Ruhm und Ehr."
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1938, Juni Kufstein, Wörgl
Das Bannorchester Kufstein der HJ, das "große Orchester" sowie die Chöre der Ober- und der Musikschule unter Leitung von Fritz Bachler bei einem "Serenadenabend"
Vierzehnjährige Solisten beeindrucken in Konzerten mit Orchester
Werke von Händel, Isaac, Pleyel u. a.
Die DAF unterstützt das Konzert
Das Bannorchester der Kufsteiner-HJ. spielte
In: Tiroler Volksblatt vom 24. Juni 1942, Seite 3
Unter der straffen, ausgezeichneten aufbauenden Leitung von Musikdirektor Fritz Bachler trat das Bannorchester Kufstein der Hitler-Jugend am vergangenen Samstag mit einem Serenadenabend vor die Oeffentlichkeit, dessen künstlerisch hohes Niveau selbst für die "Eingeweihten" eine Ueberraschung bedeutete. Die Jungen haben wirklich voll und ganz ihren Mann gestellt und schon bei der Wiedergabe der Händelschen Festmusik durch Disziplin der Bogenführung und der Tongebung geglänzt. Die folgende Komposition von Heinrich Isaak "Innsbruck, ich muß dich lassen" gelang in sattem Klang der Celli, überglänzt von der vorzüglich geblasenen Solotrompete (Seb. Exenberger) besonders schön [Sebastian Exenberger: Schüler der Musikschule Kufstein, später langjähriger Solo-Flügelhornist der Stadtmusikkapelle Kufstein, vielfach verdienter wie ausgezeichneter Musikant und Organisator im Tiroler Blasmusikwesen, 2005 "im 78. Lebensjahr"]. Im Duo für Violine und Orchester von Ignaz Pleyel, das in der glänzenden Bearbeitung von Musikdirektor Bachler zum Vortag kam, fiel das rhythmisch klare Zusammenspiel zwischen dem Solisten Karl Dittrich [vielleicht der spätere ÖVP-Nationalratsabgeordnete Karl Dittrich?, geboren 1928 in Kufstein, 1995 Tulbing/Niederösterreich] und dem begleitenden Orchester vorteilhaft auf, während die kleine Singschar später den "Vetter Jakob" [wohlauf Deutsch das französische Kinderlied "Frère Jacques"/"Bruder Jakob"] und anderes so recht von der Leber heruntersang und dadurch viel Beifall auslöste.
Eine bedeutende Steigerung erfuhr das Konzert in seinem zweiten Teil. Hier boten das große Orchester mit kompletten Bläsern, die Chöre der staatlichen Oberschule sowie der Musikschule mit den Sprechern Talbott, Vogl und Kirschberg eine erhebende Feierstunde von Karl Schäfer, in der so recht der nationalsozialistische Geist unserer frischen Jugend zum Ausdruck kam [vielleicht etwa bei der Kantate "Deutsches Land" op. 46 für gemischten Chor und "kleines Orchester" von Karl Schäfer (1899-1970), Druckausgabe Hamburg 1938, Text: Ferdinand Oppenberg]. Die überaus zahlreichen Hörer zeigten sich tief beeindruckt.
Am nächsten Montag sollen zwei Wiederholungen des Konzerts in Wörgl stattfinden. Es dürfte in diesem Umfange im Kreis Kufstein wohl das erstemal der Fall sein, daß die Deutsche Arbeitsfront der für das Zustandekommen des Serenadenabends besonderer Dank gebührt es wagen kann, mit einem Jugendkonzert vor die Oeffentlichkeit zu treten, dem tatsächlich keinerlei schülerhafte Unzulänglichkeit anhaftet. Daß diese musikalische Reife der Jugend Kufsteins möglich wurde, das ist freilich nur im Hinblick auf die unermüdliche Arbeit Musikdirektor Bachlers und seiner städt[ischen] Musikschule zu verstehen.
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Auch die Hitler-Jugend von Schwaz hatte im Kulturbereich enorme Aufbauarbeit vorzuweisen, so dass sie mit einem Bannorchester an die Öffentlichkeit treten konnte, erstmals bei einem Elternabend im Juni 1942.
1942, Juni Schwaz
1. "Sing- und Musikabend" des HJ-Bannorchesters Schwaz
Schwaz. Musikabend der HJ.
In: Tiroler Landbote vom 30. Juni 1942, Seite 3
Der erste Musik- und Singabend des HJ.-Bannorchesters Schwaz bot unter der Leitung des P[artei]g[enossen] Pokorny über Erwartung gute Leitungen. Ernste und heitere Musik, Volkslieder und Volkstänze wechselten in bunter Folge. Die Eltern konnten sich überzeugen, daß ihre Kinder bei de Hitler-Jugend in guten Händen sind und dort unter straffer Führung ihre Freizeit in volkseigener Art gestalten können. Bei der Veranstaltung, die guten Besuch aufzuweisen hatte, waren der Führer des Gebietes, Hauptbannführer Pg. [Otto] Weber sowie Vertreter der Partei, der Wehrmacht und des Staates zugegen.
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Zur Steigerung von Qualität und kulturellem Engagement wurden wie beim Sport auch in der Kultur Wettkämpfe organisiert.
1944, Juli Tirol
Verlautbarung der Wettbewerbssieger bei den "Volkskulturtagen der Jugend" im "Land im Gebirge"
Die Sieger im Kulturwettbewerb der Jugend
In: Tiroler Volksblatt vom 14. Juli 1944, Seite 3
Signiert "n"
Aus den Wettbewerben bei den Volkskulturtagen der Jugend im heimatlichen "Land im Gebirge" gingen folgende Sieger hervor:
Gemischte Singscharen:
1. Lehrerbildungsanstalt Innsbruck; 2. Gemischte Singschar Kitzbühel; 3. Gemischte Singschar Solbad Hall.
Mädelsingscharen:
Vier 1. Preise erhielten: Lehrerbildungsanstalt Feldkirch, Singschar Landeck, Singschar Bregenz, Singschar Meran.
Zwei 2. Preise erhielten: die Singschar Innsbruck-Stadt, die Singschar Söll-Leukental.
Zwei 3. Preise erhielten: Singschar Salurn und Singschar Schwaz.
Volksmusikgruppen:
1. Lehrerbildungsanstalt Innsbruck, 2. Bludenz, 3. Landeck.
Bläsereinheiten:
1. HJ.-Musikzug Landeck, 2. HJ.-Musikzug Feldkirch, 3. Bläserkameradschaft Kufstein.
Volkstanzgruppen:
1. Solbad Hall, 2. Bozen, 3. Brixen.
Plattlergruppen:
1. Welsberg (Kreis Bruneck), 2. Meran, 3. Angath (Kreis Kufstein).
Laienspielscharen:
1. Mädelspielschar Innsbruck-Stadt, 2. Mädelspielschar Bruneck, 3. Gemischte Spielschar Bregenz.
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Um die Jugend mit repräsentativen Musikaufführungen bekannt zu machen, wurden Gastkonzerte organisiert. Vermutlich hat Fritz Engel solche Veranstaltungen für die Jugend initiiert.
1943 Gau Tirol-Vorarlberg
Standschützenverband Tirol-Vorarlberg und HJ-Gebietsführung rufen Konzertreihe ins Leben
Collegium musicum der Deutschen Alpenuniversität
unter Wilhelm Ehmann auf Tournee in Tirol und Vorarlberg
Musikschuldirektor Toni Grad als Dirigent und Pianist
Im Programm: Klassiker aus Renaissance und Barock, Mozart, Schubert und immer wieder das Volkslied
Gastspiel des Collegium musicum
Für die Hitler-Jugend
In: Tiroler Volksblatt vom 16. April 1943, Seite 5
Von Fritz Engel
In der bestimmten Absicht, einen möglichst großen Kreis von Jungen und Mädeln der Hitler-Jugend regelmäßig an kulturelle Veranstaltungen, hauptsächlich bodenständiger Art, heranzubringen, hat der Standschützenverband Tirol-Vorarlberg in Verbindung mit der Gebietsführung der Hitler-Jugend in dieser Spielzeit einen Veranstaltungsring für die Banne des Gebietes Tirol-Vorarlberg gegründet. Die bisherigen Veranstaltungen brachten einen Abend der Innsbrucker Spielschar "Hitler-Jugend singt und spielt", einen zweiten mit Tiroler Dichtern und Volksliedern, ferner spielte das Kitzbüheler Kammerorchester und eine Laienspielgruppe des Standschützenverbandes.
Im Rahmen des Ringes hat nun auch der Fahrtenchor des Collegium musicum der Deutschen Alpenuniversität unter Leitung von Professor Dr. Wilhelm Ehmann eine Spielfahrt durch die Städte Kufstein, Kitzbühel, Innsbruck, Landeck, Feldkirch und Bregenz unternommen. Die aus Studenten und Studentinnen aller Fakultäten bestehende musizierende Gemeinschaft hatte sich zur Aufgabe gestellt, Chor- und Instrumentalmusik aus der großen Innsbrucker Zeit Kaiser Maximilians mit ihrer für die große deutsche Musikkultur so bedeutungsvollen Schule der hier wirkenden Meister lebendig zu machen und darüber hinaus ein Brücke zu unserer heimischen musikalischen Volkskunst zu schlagen.
So brachte der erste Teil zunächst zwei Einleitungschöre dieser Zeit: "Nun fanget an, ein guts Liedlein zu singen" von [Hans Leo] Hassler und ein Loblied auf die Musik "O Musica, du edle Kunst" von [Paul] Peuerl, die durch eine Einleitungsmusik von Telemann, gespielt von einem kleinen Streichorchester, ergänzt wurden. Von den folgenden Chorsätzen der Innsbrucker Meister [Ludwig] Senfl und dem in Südtirol geborenen Leonhard Lechner fiel neben Lechners klangvollem und ausdrucksstarken "Gott b"hüte dich" besonders das frisch bewegte, fröhliche "Ich soll und muß ein Buhlen han" durch seine sehr kunstvolle, vom Volkslied ausgehende Bearbeitung auf. Den Abschluß dieser Gruppe bildete das musikalisch wie textlich köstliche Ständchen eines Landsknechtes, der seine Liebste unter dem Fenster mit einer Gitarre ansingt und ihr alle möglichen Versprechungen macht. Die Strophen wurden von Orlando di Lasso, der ebenfalls in diesem Jahrhundert in Innsbruck weilte, durchkomponiert ["Matona mia cara"] und zu einer sehr wirkungsvollen, fünfsätzigen Chorvariation ausgebaut, in der die begleitenden Gitarrestimmen jeweils durch das immer wiederkehrende diri-diri-don-don angedeutet werden.
Daran schloß sich dann gleich der zweite Teil mit den Volksmusiken und Volksliedern unserer Zeit an, den der Direktor der Musikschule der Gauhauptstadt Innsbruck, Toni Grad, leitete. Eine Ländlervariation für Streicher von Karl Marx, Graz, über das Lied "Und jetzt gang i ans Petersbrünnele", gleichsam als Rätsel aufgegeben und dann von allen Anwesenden mitgesungen, bildete den beschwingten Auftakt. Im gemischten großen und kleinen Chor erlangen vertraute Weisen: "Auf tirolerischen Almen", "Und mit mein Dianei, da is a Kreuz", "Im Fruahjahr, wann"s grean werd" und andere mehr. Einen nie versagenden Erfolg brachte stets die mit gebührender Andacht von einem Vorsänger und dem psalmodierenden Chor gehaltene "Trauerfeier" für das "Alte Weiberl". Nach einer durch Holz- und Blechbläser belebten Volksmusik rundete sich der Abend mit dem berühmten Tonsatz des Innsbrucker Hofkapellmeisters Heinrich Isaac "Innsbruck, ich muß dich lassen" ab, wodurch die Veranstaltung eine besonders vertiefte Nachwirkung erhielt.
Das Collegium musicum hat schon wiederholt gezeigt, daß es sich nicht auf die trockene Wiedergabe alter Musikdenkmäler beschränkt, sondern in richtiger Erkenntnis der gestellten kulturpolitischen Aufgaben wertvolles, lang verschüttetes Kulturgut mit Leben zu erfüllen und für unsere Zeit brauchbar zu machen vermag. Prof. Dr. Ehmann hat sich mit seinem Chor und Orchester ein Instrument geschaffen, auf dem er in allen Schattierungen spielen kann. So vermochte er insbesondere Chöre in Sprache und Tongebung so eindrucksvoll zu gestalten, daß selbst die jugendlichsten Zuhörer in den bann dieser Kunst gezogen wurden.
Dazwischen sang Gertraud Ebers [später Cellistin in Innsbruck] zwei Liedkreise von Schubert und Mozart, die sie durch ihren gut gebildeten Sopran und ihre gesammelte Gestaltungskraft zu ansprechendster Darstellung gebracht. Die stets feinsinnige Begleitung führte Toni Grad am Flügel aus.
Nachmittag musizierten die Studenten und Studentinnen in den Lazaretten und brachten den Verwundeten auch mit Soldatenchören und einer besonders abgestimmten Spielfolge viel Freude.