1943, I. Quartal

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1943, Jänner

Kolorierter Holzschnitt von Liselotte Popp.

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Alpenheimat 1943. Familienkalender für Stadt und Land
Geleitwort von Karl Paulin

Je mehr der totale Krieg alle Kräfte der Nation wachruft und an der äußeren und inneren Front im gewaltigen Ringen um des Reiches Zukunft und Sicherheit einsetzt, desto sorgsamer müssen wir die wenigen Ruhestunden ausnützen, die uns bleiben. Gilt es doch in diesen Stunden unsere Kräfte zu sammeln und zu steigern, damit wir auch weiterhin unser ganzes Sein in das riesenhafte Räderwerk der deutschen Volksgemeinschaft nutzbringend eingliedern können.

In solcher Zeit kommt nun unserem Alpenheimat-Kalender eine besondere Aufgabe zu: er soll als nun schon seit Jahren eingeführter und erprobter Freund der Familien noch mehr als bisher für Erholung und Erheiterung sorgen, soll uns wieder Führer und Begleiter sein auf besinnlichen und anregenden Wanderungen, uns ablenken und erfrischen nach des Tages Arbeitslast und Mühsal.

Nach zwei Richtungen soll und will unser Volkskalender diese Aufgabe erfüllen: der Heimat ein Spiegel des großen Weltgeschehens zu sein, ihr die nermesslichen Leistungen unserer Wehrmacht im Kampf gegen feindlichen Vernichtungswillen aufzuzeigen und andererseits unseren Soldaten an der Front, besonders den Söhnen unserer Berge, ein willkommenes Erinnerungsbild der fernen Heimat in die Hand zu geben, an dem sie sich in Stunden der Rast erquicken.

Trotz kriegsbedingter Einschränkung ist der Alpenheimat-Kalender wieder bedacht gewesen, möglichst viele abwechlungsreiche Beiträge zu einem bunten Bergblumenstrauß zu binden, an dem jeder Leser seine Freude hat. Aus Geschichte und Kultur, aus Kunst und Wirtschaft, aus bäuerlichem Leben, aus Vergangenheit und Gegenwart, aus Krieg und Frieden sind die Aufsätze, Erzählungen, Geschichten und Gedichte geschöpft, die nicht nur über die kurze Spanne eines Jahres, sondern auf längere Zeit hinaus ein heimatliches Hausbuch bilden sollen, zu dem alt und jung immer wieder gerne greift.

Da gibt es allerlei zu lesen vom Tiroler Bauernführer Michel Gaismair, vom Schloß Runkelstein und seinen Wandgemälden, von der Pestzeit im Bregenzerwald, von der lustigen Schau beim Türmer zu Solbad Hall i. T., von Hausmarken, Meister- und Kaufmannszeichen, wie sie von altersher die Besitzverhältnisse unserer Gehöfte kennzeichnen, von dem großen steyrischen Waffenschmied Josef Werndl und vielem anderen.

Der Krieg erscheint uns in den heldischen Taten der Ritterkreuzträger unseres Gaues, wir spüren seinen Atem aus eindrucksvollen Fronterlebnissen und begleiten unsere Skijäger auf ihren kühnen Vorstößen während des ungeheuer harten Winters an der Ostfront, der mit all seinen Schrecken die Tapferkeit und den Angriffsgeist unserer Wehrmacht nicht zu brechen vermochte. In den Weltkrieg zurück führt uns ein Bericht über die großen Bergsprengungen an der Alpenfront.

Der ernste Teil des Kalenders ist mit heiteren Beiträgen durchsetzt, wird doch kein Gast im deutschen Haus heute so gern begrüßt wie der echte, volksverbundene Humor, wie er besonders in mundartlichen Liedern, Versen und Geschichten auf dem Boden unserer alpenländischen Volksdichtung gedeiht.

So hofft der Alpenheimat-Kalender 1943, auch mit Hilfe eines reichhaltigen Bildschmuckes, auf gastfreundliche Aufnahme in Dorf und Stadt, in der Heimat und an der Front. Er dankt dafür mit dem was er aus dem Volk für das Volks gibt, mit einem Kronstück deutscher Heimat, einem naturgesegneten Teil Großdeutschlands, für das wir alle mit unseren besten Kräften in unerschütterlicher Siegeszuversicht im gegenwärtigen Entscheidungskampf stehen.

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Dorfgemeinschaftsabend in Elmen
In: Tiroler Landbote vom 8. Jänner 1943, Seite 5

Im Rahmen eines Dorfgemeinschaftsabends, bei dem der Ortsgruppenleiter Pg. Wechner einen Rückblick auf das abgelaufene Jahr und eine Ueberschau über die Aufgaben des neues Jahres gab, trat die Brauchtumsgruppe des Standschützenverbandes, die durch einige Wehrmachturlauber verstärkt war, mit bemerkenswerten musikalischen Leistungen hervor. Besonderen Beifall fand die erstmalige Wiedergabe eines in Elmen selbst entstandenen Liedes, das eine wertvolle Bereicherung der Heimatlieder darstellt, die im Lechtal nicht besonders zahlreich sind. Der Abend zeigte einen schönen Erfolg der Pflege volkstümlicher Musik, für die das Interesse durch den Standschützenverband in den letzten Jahren auch dort wieder geweckt wurde, wo es in der Zeit des Niederganges der Systemzeit vollkommen verloren gegangen war.
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„Südbahn-Hotel"
Lustspiel in drei Akten von Georg Fraser
Erstaufführung am 9. Jänner im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. Jänner 1943, Seite 4
Von Karl Paulin

Die charakteristische Eitelkeit gewisser Typen des öffentlichen Lebens und ihre Wirkung auf die Umwelt erscheinen seit Wedekinds „Kammersänger“ und Bahrs „Konzert“ immer wieder im Bühnenlicht und werden zum Mittelpunkt mehr oder minder gelungener satirischer Durchleuchtung. Fraser hat diese Aufgabe in seinem Lustspiel „Südbahn-Hotel“ von der seichten Seite genommen, er bleibt auf der Oberfläche pikanter Situationskomik unter Zuhilfenahme ehelicher Verwicklungen, die sich nicht ohne bühnenwirksamen Humor entwirren.

Der Tenor Otto Ewald befindet sich mit seiner Gattin, einer geschiedenen Frau, im Südbahn-Hotel am Semmering auf der Hochzeitsreise, fühlt sich in seinem Glück aber ständig durch den Schatten seines „Vorgängers“, des ersten Gatten seiner Frau, bedroht und enthüllt in eifersüchtigen Szenen seine ganze Lächerlichkeit. Freilich ganz ohne Grund erbost sich der Herr Kammersänger nicht, denn der erste Gatte Mariettas wirkt als Arzt im gleichen Hotel und greift als solcher nicht ohne bestimmte Absicht und mit nicht ganz einwandfreien Mitteln in die Geschicke des Paares ein.

Wie das geschieht und wer dabei den Kürzeren zieht – natürlich der aufgeblasene Tenor, der sein eheliches Glück dem lockenden Reklameruf nach Südamerika opfert – das rollt in drei wechselvollen Akten ab, an deren Ausgang sich das geschiedene Paar wieder findet.

Anton Pointner als Gast, der auch die Spielleitung des Abends führte, brachte für den „Heldentenor“ dieses Lustspiels weniger die volltönende Stimme als die sehr vorteilhafte Bühnenerscheinung und jenen selbstgefällige Glätte des routinierten Spieles mit, die für Otto Ewald kennzeichnend ist. Dabei verstand er es als Gast, dem oberflächlichen Firnis dieser Gestalt einen nicht unsympathischen Grundton zu geben. Edith Boewer stattete die weibliche Hauptrolle der Mariella mit allem Scharm aus, der dieser vielseitigen Künstlerin zu eigen ist. Sie bewegte sich mit vollendeter Sicherheit zwischen ihren beiden Männern und folgte auf dem verschlungenen Pfad schließlich nur dem Wegweiser ihres Herzens. In handfester, zielsicherer Art gab Walter Jereb den Dr. Werner Alexis Müller, der sich nicht ohne skrupelloser List wieder an den Platz seines „Nachfolgers“ setzt. Eine feingetönte gegensätzliche Studie zu Marietta bot Viola Wahlen als Stella, die sich selbst mit lebenskluger Resignation zwischen den beiden Männern behauptet. Bleiben noch Emil Bauer-Dorn als männlich-rauher Dr. Nagel, Vigil Breiner als gewandter Zimmerkellner Hans, Marion Richter und Maria Holzhammer als Stubenmädchen zu erwähnen.

Das gutbesuchte Haus zollte dem Gast und seinen Mitspielern lebhaften Beifall
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Wiederaufnahme der „Dubarry“ im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. Jänner 1943, Seite 4

Um zahlreichen Nachfragen des Publikums zu entsprechen, wird die Operette „Die Dubarry“ von Millöcker-Mackeben, die vergangenen Dienstag, den 5. Jänner, ihre 25. Aufführung erlebte, Anfang Februar wieder in den Spielplan aufgenommen werden.
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Klavierabend Erik Then-Bergh
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. Jänner 1943, Seite 4
Von Karl Senn

Von seinem vorjährigen, erstmaligen erfolgreichen Auftreten in Innsbruck noch in bester Erinnerung, gab Erik Then-Bergh, der Nationalpreisträger von 1940, am Samstag, den 9. Jänner, im Großen Stadtsaal, veranstaltet von der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“, einen Klavierabend. Sein überaus sauberes, technisch in allen Belangen vollkommen ausgeglichenes Spiel ließen in dem Künstler wieder den feinen Gestalter von großer Musikalität erkennen.

Zu Beginn spielte er fünf einsätzige Sonaten von Domenico Scarlatti […].

Die fünf, von Then-Bergh gespielten Sonaten kamen in bravouröser Weise, auf ihre elegante Spielfreudigkeit hin angelegt, zu ausgezeichneter Wirkung.

Als interessantes Gegenstück hörte man Schuberts sechs Moments musicaux, Werk 94, romantische Charakterstücke vielfältiger Stimmungen, technisch und tonlich fein ausgewoben gespielt.

Johannes Brahms fis-moll-Sonate, Werk 2, noch vor der als Werk 1 erschienen C-dur-Sonate entstanden, ist trotz ihrer wild-phantastischen Anlage, die am wenigsten dankbare seiner Sonaten; sie verlangt vom Spieler besonderes Gestaltungsvermögen und übersichtliches Abwägen der vielfachen Bilder, die bald Riesen aus der nordischen Sage, bald Märchengestalten zu gleichen scheinen. In überzeugender Weise hat Then-Bergh den Charakter des Werkes zum Ausdruck gebracht.

Chopins 24 Preludes, Werk 28, bildeten in ihren schlackenreinen, alle Wirkungen herausholenden Wiedergabe den Schluß und zugleich den Höhepunkt des Abends. Seinen beifallsfreudigen Zuhörern dankte Then-Bergh dann noch mit Zugaben.
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Innsbrucker Nachrichten vom 11. Jänner 1943, Seite 4

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Zum Konzert Franz Bruckbauer
Am Donnerstag, 14. Jänner im Stadtsaal
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. Jänner 1943, Seite 4

Professor Franz Bruckbauer, der in ausgedehnten Konzertreisen durch das Reich, Ungarn und den Balkan erst kürzlich wieder seinen Ruf als einer der erfolgreichsten jungen Geiger neu bestätigen konnte, bringt in seinem Innsbrucker Konzert eine selten zu hörende Sonate des altitalienischen Meisters Tartini und eine der schönsten Sonaten Beethovens (op. 30/2 c-moll), auch Alexandersonate genannt. Von zeitgenössischen Werken stehen auf der Vortragsfolge die überaus schwungvolle Sonate Es-dur, ein Jugendwerk des deutschen Altmeisters Richard Strauß und eine Reihe kleinerer Virtuosenstücke von [Nandor] Zsolt (Ungarn), [Grigoras] Dinicu (Rumäne) und Manuel de Falla (Spanier). Am Flügel hören die Innsbrucker Musikfreunde erstmals den erfolgreichen jungen Salzburger Kurt Neumüller.


Violinabend Professor Bruckbauer
In: Innsbrucker Nachrichten vom 16. Jänner 1943, Seite 4
Von Walter Senn

Die Konzertunternehmung Johann Groß hatte am Donnerstag, den 14. d. M., im Großen Stadtsaal ihr drittes Meisterkonzert mit einem Violinabend von Professor Franz Bruckbauer, am Flügel begleitet von Kurt Neumüller, Salzburg, veranstaltet. Professor Bruckbauer gehört wohl mit zu den in Innsbruck am meisten geschätzten Künstlern. Er überrascht immer wieder durch seine große Meisterschaft, mit der er alle Probleme des Violinspiels spielend bewältigt und seine Höchstleistungen immer wieder zu steigern scheint; sei es sein energiegeladener Rhythmus, sein kraftvoll männlicher Ton, sein in samtener Weiche blühendes Piano oder sei es sein idealer, von künstlerischer Strenge getragener Ausdruck, immer wird man in ihm den begnadeten Künstler erkennen, der heute zu den ersten Größen unter den Geigern zählt […].

Nach der Pause spielte der junge Meister Stücke mehr virtuosen Charakters: „Satyr und Dyrade“ von Nandor Zsolt, „Rumänischer Tanz“ von Georg Dinicu, „Pantomime „ und „Spanischer Tanz“ von Manuel de Falla, denen er noch eine Reihe von Zugeben folgen lassen mußte. Kurt Neumüller war ein ausgezeichneter Mitarbeiter am Flügel, der das Bild künstlersicher Vollendung abrundete und damit den großen Erfolg des Abends mitbestimmte.
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Konzertabend in Schwaz
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. Jänner 1943, Seite 3

Unter dem Ehrenschutz des Kreisleiters Pg. Aichholzer, der mit dem Ortsgruppenleiter, Vertretern der Wehrmacht und dem Bürgermeister auch bei der Veranstaltung zugegen war, fand im Saale der Kreisbauernschaft in Schwaz ein Konzertabend des Reichsgauorchesters statt. Das vollbesetzte Haus dankte für die Darbietungen klassischer Musik von Wagner, Weber, Haydn und Mozart mit begeistertem Beifall.
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Volkstrachten und Volkslieder der Heimat
Gaueigene Straßensammlung am Samstag und Sonntag
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. Jänner 1943, Seite 3

Innsbruck, 14. Jänner. Am kommenden Samstag und Sonntag hat der Gau Tirol-Vorarlberg bei der gaueigenen Straßensammlung eine besondere, alljährlich wiederkehrende Gelegenheit, seine Bereitschaft zur Mitwirkung am Kriegs-Winterhilfswerk des deutschen Volkes eindrucksvoll unter Beweis zu stellen.

Auf den weltweiten Fronten dieses Krieges verfolgen unsere Soldaten die Ergebnisse der Sammlungen im Kriegs-Winterhilfswerk mit wacher Aufmerksamkeit, denn die Erfolge der Heimat bei diesen Sammlungen bilden einen untrüglichen Maßstab für ihre Haltung und ihre Bereitschaft, zum Siege beizutragen. Unsere Kämpfer an der Front kennen aber auch die Zweckbestimmung der Mittel, die bei den Sammlungen aufgebracht werden; jetzt im Kriege kann dieser Zweck in erster Linie nur der sein, unseren Soldaten einen Teil ihrer Sorgen abzunehmen. In den Kindergärten der NSV. [Nationalsozialistische Volkswohlfahrt] weiß der Soldat seine Kinder versorgt, während seine Frau ihrer Berufsarbeit nachgehen kann. Wenn eine Soldatenfrau Mutter werden soll, so findet sie in allen Nöten und Sorgen bei der Hilfsstelle „Mutter und Kind“ Rat und tatkräftige Hilfe. Alle die vielfältigen Einrichtungen, welche die NSV. aus den Ergebnissen der Sammlung schafft und unterhält, sind in irgendeiner Weise dazu bestimmt, dem Soldaten an der Front, der seine ganze seelische Kraft für den Kampferfolg einsetzt, die Gewißheit zu verschaffen, daß er um das Schicksal seiner Angehörigen in der Heimat unbesorgt sein kann.

Bei der bevorstehenden gaueigenen Straßensammlung bieten die Politischen Leiter und die Mitglieder des Standschützenverbandes Tirol-Vorarlberg den gebefreudigen Volksgenossen sechs verschiedene kleine Heftchen an. Diese Heftchen enthalten Trachtenbilder aus den verschiedensten Gegenden unseres heimatlichen Berggaues und eine Erläuterung über den Wert unserer Volkstrachten, ihrer Erhaltung und Erneuerung und Texte bekannter heimatlicher Volkslieder, die vorzugsweise in den Gegenden gesungen werden, wo die im gleichen Heft abgebildeten Trachten zu Hause sind. So stellen die einzelnen Heftchen – und noch vollkommener alle sechs in ihrer Gesamtheit – einen Querschnitt durch eines der wichtigsten volkskulturellen Arbeitsgebiete unseres Gaues dar und einen Ueberblick über die wertvollen Güter unserer heimatlichen Volkskultur, das Volkslied und die Volkstracht.



Innsbrucker Nachrichten vom 16. Jänner 1943, Seite 4

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Konzertnachmittag an der Lapplandfront
In einem Soldatenheim der Gebirgspioniere – Stunden der Freude und Erholung
In: Neueste Zeitung vom 15. Jänner 1943, Seite 2

[…] Das Licht im Saal verlöscht. Auf der Bühne hat das Musikkorps Aufstellung genommen. Manch einer von ihnen trägt das schwarz-weiß-rote Band im Knopfloch und das Sturmabzeichen. Auch sie waren im Kamp an unserer Seite, heute aber wollen die Kameraden des Musikkorps uns durch ihr flottes Spiel erfreuen. Frontkameraden im besten Sinne. Der Obermusikmeister tritt vor und gibt in kurzen Worten das bunte Programm bekannt; Sorgen sollen dabei alle vergessen sein.

Mit einer ungarischen Lustspiel-Ouvertüre beginnt das Konzert im karelischen Urwald. Melodien des unvergänglich schönen Strauß-Walzers „Geschichten aus dem Wienerwald“ klingen auf. Nachdem auch „Rumänische Volksmelodien“ verklungen sind, wird auf der Bühne ein rascher Instrumentenwechsel mit moderner Besetzung vorgenommen. Mit dem Czardas-Fox beginnt der zweite Teil des Konzerts. Weitere flotte Weisen folgen bunt durcheinander. Saxophon, Posaune und Schlagzeug beherrschen mit ihrer Rhythmik das Programm. Ein besonders großer Erfolg wird die Quecksilber-Polka, gespielt von einem Kameraden, der bis zu Beginn des Krieges im Berliner Wintergarten als Solist konzertierte. Auch das Matrosenlied Alo-Ahe, gespielt und gesungen nach Art eines Tanzorchesters wird begeistert aufgenommen. Heiter und beschwingt klingen die Melodien durch den Saal, wo das dankbarste Publikum, Soldaten der Front, mit freudigen Herzen zuhört und die Musik ihnen die Heimat nahe bringt. Dies bezeugt geradezu stürmischer Beifall nach den beiden Stücken „Rosmarie, vergiß mich nie“ und „Heimat deine Sterne“. Musik und Witz und Laune bringt uns ein Kamerad aus Innsbruck mit seiner Uebermut-Polka, vorgetragen auf Saxophon und Klarinette. Mit dem Tocker-Fox beendet das Musikkorps den heiteren Konzertnachmittag, das mit seinen klingenden Darbietungen die Herzen der Kameraden gewonnen hat […].
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Grillparzer-Preis für Josef Wenter
In: Innsbrucker Nachrichten vom 16. Jänner 1943, Seite 4

Der Grillparzer Preis der Stadt Wien, der alljährlich am 15. Jänner, dem Geburtstag Franz Grillparzers, zur Verleihung gelangt, wurde heuer dem in Baden bei Wien lebenden Dichter Dr. Josef Wenter zuerkannt. Die feierliche Ueberreichung des Preises fand gestern im Roten Saal des Wiener Rathauses statt, worüber wir noch berichten werden.

Josef Wenter, ein gebürtiger Südtiroler, hat sich ebenso als geistreicher Romancier wie als kraftvoller Dramatiker weithin einen Namen gemacht und ist durch den verdienten Erfolg seines fast über alle größeren deutschen Sprechbühnen gegangenen Schauspiels „Der Kanzler von Tirol“ mit einem Schlage in die erste Reihe der heutigen deutschen Dichtergeneration aufgerückt.

Wenter, am 11. August 1880 als Sohn eines Postmeisters zu Meran geboren, hat nach Absolvierung des Gymnasiums in seiner Vaterstadt zunächst philosophische und kunstgeschichtliche Studien an der Universität München betrieben und diese später in Tübingen fortgesetzt, wo er 1914 auch zum Doktor promovierte. Daneben widmete er sich – ursprünglich wollte er Komponist werden – schon in München und dann durch zwei Jahre am Leipziger Konservatorium musikalischen Studien. Den Weltkrieg machte Wenter als Tiroler Kaiserjäger an der Dolomitenfront mit. Nach dem Umsturz übersiedelte er nach Baden bei Wien, wo er seither als freier Schriftsteller tätig ist.

In seinen historischen Romanen und Novellen, in denen sich Ideenreichtum und plastische Darstellungskraft glücklich vereinen, versuchte Wenter ebenso wie in seinen großangelegten Dramen vom Geschichtlichen her zu einer Deutung des Ewigmenschlichen zu gelangen. Als Themen bevorzugt er dabei ähnlich wie Hebbel, dem Wenter in manchem verpflichtet ist, eine Zweigleisigkeit persönlicher und staatspolitischer Konflikte. Während z. B. Stücke wie „Die schöne Welserin“, „Die Landgräfin von Thüringen“ oder der Zyklus „Der deutsche Heinrich“, „Friedrich Barbarossa“, „Der sechste Heinrich“ die alte deutsche Kaiserzeit von modernen Gesichtspunkten aus anpacken, wandte sich Wenter in seinem Schauspiel „Traktor“ schon 1933 in unmißverständlicher Weise gegen die seelenlose Maschine im Sowjetstaat. Eine zutiefst deutsche Tragödie ist auch sein Volksschauspiel aus den Tagen Napoleons „Johann Philipp Palm“, dem ebenso ein nachhaltiger Erfolg beschieden war wie seinem „Spiel um den Staat“, einer vollendeten dichterischen Gestaltung des Führererlebnisses. Eine andere Seite seines Wesens, die liebevolle Versenkung in die Natur, spricht aus seinen Tiergeschichten, von denen besonders der Lachsroman „Laikan“ und der Pferderoman „Mannsräuschlin“ viele Leser und Freunde gefunden hat.

Innsbrucker Nachrichten vom 20. Jänner 1943, Seite 3

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„Amor im Paradies“
Vielbelachte Erstaufführung der Breinößl-Bühne
In: Innsbrucker Nachrichten vom 19. Jänner 1943, Seite 4
Von Heinz Cornel Pfeifer

Maximilian Vitus, einer der fruchtbarsten Dichter bäuerlicher Komödien, hat mit dieser dreiaktigen Humoreske, die sich um Liebe und Treu, noch vielmehr aber um Untreue dreht, wieder einmal ins Schwarze getroffen und damit jene Sorte scheinheiliger Dorfapostel an den Pranger gestellt, die so gerne auf Ehrbarkeit und Moral pocht, bei sich selbst aber eine Ausnahme macht, weil der Pfad der Tugend halt doch gar steinig und mühsam zu wandeln ist.

Der noch recht rüstige Bürgermeister Bernauer und sein Beigeordneter Eutermoser beabsichtigen wieder einmal einen tüchtigen Seitensprung zu machen, schwindeln ihren Ehehälften eine Reise zum Wohl der Gemeinde vor und dampfen quitschvergnügt ab. Der „Instinkt“ der teuren Gattin wittert aber Unrat, ein zu früh einlaufendes Telegramm deckt die ganze Funkelei auf, wohlbewaffnet reisen die beiden Frauen den dörflichen Don Juans nach und kriegen sie im Hotel „Paradies“ auch richtig beim Wickel. Sohn, Tochter, Schwiegertochter, Bruder und Zirkusleute geben dabei zu tollen Verwechslungen Anlaß, die sich im dritten Akt in donnernden Lachsalven der Besucher auswirken. Die Moral von der Geschicht – Lügen haben kurze Beine und schließlich bekommen sich die jungen Pärchen, während sich die Alten mit Humor versöhnen.

Albert Peychär, der das Stück inszenierte und mit viel Situationskomik und beißendem Witz versah, war das Muster eines bieder scheinenden, es aber faustdick hinter den Ohren habenden Bürgermeisters, Hedi Kienberger als dessen mit einem feinen Riecher versehene Gattin die vollendete Gegenspielerin; mit Ludwig Hupfauf als Beigeordneten Eutermoser und Midi Steiger als dessen Frau Sabine gab das vier so köstliche Typen, daß man wohl Tränen lachen konnte. Einen Sonderbeifall auf offener Szene holte sich Elly Thuille mit ihrem reizend gespielten Zahnwehschwindel, wie überhaupt ihr frisches natürliches Spiel sehr anspricht. Fein getönt und ausgezeichnet charakterisiert war Friedl Spörr als Schwiegertochter Elly, deren gediegenes Spiel besonders erfreute, und ein Paar seltsame Vögel, Sepp Fischer als Dompteur Rasso und Evi Volkmer als ebenso verführerische, als geschäftstüchtige Seiltänzerin Nelly, die ihre kleinen Rollen mit Bravour hinlegten. Sepp Schmid, ein fescher jugendlicher Liebhaber, Gustl Brugger, der berühmte Sportler, Leo Gasser als schlampiger Beisl-Portier und Lisl Hörmann als Briefträgrein ergänzten die anspruchsvolle Rollenliste auf das Beste. Die Aufführung sowie die hübschen neuen Dekorationen fanden wie immer stürmischen Beifall.
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Innsbrucker Nachrichten vom 18. Jänner 1943, Seite 3

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Wieder volkstümliche Vorträge an der Deutschen Alpenuniversität
In: Innsbrucker Nachrichten vom 21. Jänner 1943, Seite 3

Innsbruck, 20. Jänner. Trotz kriegsbedingter Erschwerungen nimmt in der kommenden Woche die deutsche Alpenuniversität Innsbruck nach vierjähriger Pause die volkstümlichen Vorträge, die sich seinerzeit großer Beliebtheit erfreuten, wieder auf. Sie finden im Rahmen des Deutschen Volksbildungswerkes an altgewohnter Stätte, im Hörsaal III der Alten Universitätsbibliothek, Universitätsstraße 6, 2. Stock, statt. Die erste Reihe 1943 umfaßt neun Vorträge, für die vorwiegend Professoren unserer Alpenuniversität, daneben aber auch bewährte Kräfte von auswärts gewonnen wurden. So eröffnet am Montag, 25. Jänner, der Direktor des Tiergartens Schönbrunn, Professor Dr. Otto Antonius, die Reihe mit einem Lichtbildervortrag über „Das Seelenleben höherer Tiere“. Mit dem folgenden Vorträgen begrüßen wir alte Bekannte; es sprechen: Am 1. und 8. Februar Professor Dr. Heinrich Hammer mit Lichtbildern über den „Meister von Naumburg“, am 15. Februar Professor Dr. Franz Miltner über „Germanische Politik im Mittelmeerraum“, am 22. Februar Professor Dr. Albin Lesky mit Lichtbildern „Vom Mythos der Hellenen“ und am 1. März Professor Dr. Burghard Breitner über den endemischen Kropf als Volksseuche. Am 8. März hält Professor Dr. Paul Gripp, Kiel, einen Lichtbildervortrag über „Bronzezeitliche Sargfunde und ihr Inhalt“. Es folgt am 15. März Professor Dr. Scheminzky unserer Alpenuniversität mit dem Thema „Musik aus elektrischen Schwingungen“, das durch Lichtbilder und Vorführungen erläutert wird. Die Reihe findet am 22. März ihren Abschluß mit einem Lichtbildervortrag des bekannten Innerasienforschers Dr. Ernst Schäfer, München: „Lhasa, die verbotene Stadt“.
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Innsbrucker Nachrichten vom 20. Jänner 1943, Seite 3

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Franz Krösbachers letzte Fahrt
In: Tiroler Landbote vom 22. Jänner 1943, Seite 5

In Fulpmes wurde der frühere Ortsgruppenleiter der NSDAP., Parteigenosse Franz Krösbacher, zur letzten Ruhe bestattet. Die Partei bereitete diesem vielfach bewährten Mitkämpfer, der nun wegen seines schweren Leidens, dem er nunmehr erlegen ist, vor etwa einem halben Jahr um seine Enthebung als Ortsgruppenleiter bitten mußte, bis zu seiner letzten Stunde aber die vorbildlich mannhafte Haltung eines überzeugungstreuen und weltanschaulich durch und durch gefestigten Nationalsozialisten bewahrte, eine würdige Totenfeier. Kreisleiter Pg. Dr. Primbs, der Gaupropagandaleiter Pg. Margreiter, sämtliche Politische Leiter, die Gliederungen und angeschlossenen Verbände der Partei in der Ortsgruppe Fulpmes, eine Anordnung der Waffen-SS mit Obersturmbannführer Parteigenossen Quirsfeld an der Spitze und eine unabsehbare Masse von Partei- und Volksgenossen gaben dem Verstorbenen das Geleit. Bis von den höchsten Höfen waren die Bergbauern gekommen, um dem Toten Ehre zu erweisen. Im Mittelpunkt der Trauerfeier stand eine Ansprache des Kreisleiters Pg. Doktor Primbs, die Standschützenkapelle Fulpmes, eine Sängerschar und ein Sprecher sorgten für eine würdige Umrahmung der Feier und unzählige Kränze bedeckten das Grab des toten Parteigenossen, mit dem die NSDAP. im Kreise Innsbruck einen ihrer besten und treuesten Gefolgsmänner und die Dorfgemeinschaft Fulpmes eines ihrer persönlich wertvollsten und angesehensten Mitglieder verloren hat.
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Heldenehrung in Hart
In: Tiroler Landbote vom 22. Jänner 1943, Seite 5

Die Ortsgruppe Hart der NSDAP. veranstaltete vor dem Kriegerdenkmal für den gefallenen Gefreiten Alois Steiner, der Politischer Leiter und Gemeindesekretär war, eine Heldenehrung. Pg. Rudolf Bädrich aus den Hüttenwerken in Jenbach brachte in innigen Worten den Dank für das Heldenopfer des Gefallenen zum Ausdruck und ermahnte überzeugend und begeisternd die Bevölkerung zu freudiger Einsatzbereitschaft für den künftigen Endsieg.
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„Vertrag um Karakat“
Schauspiel in sechs Bildern von Fritz Buch. Erstaufführung am 21. Jänner im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 23. Jänner 1943, Seite 6
Von Karl Paulin

Unmittelbare Zeitnähe umwittert dieses Schauspiel, das aus elementaren Kräften aufgebaut erscheint, wie sie in gewaltigem Zusammenprall heute den Erdball erschüttern. Zwei Welten begegnen sich, das nach Befreiung aus wirtschaftlicher Enge strebende Deutschland und das an Rohstoffen unermeßlich reiche Asien, verkörpert durch den deutschen Gesandten und den leitenden Ingenieur, bzw. den Minister eines kleinen mittelasiatischen Landes und den dunklen, feindlichen Strömungen gegen die auch sein guter Wille vergebens ankämpft.

Am Vorabend der Unterzeichnung eines Konzessionspaktes, durch den Deutschland das Recht erwirbt, am Karakat ein Stauwerk zu erbauen, das den Schlüssel zu großen Oelfeldern und deren Nutzung bildet, erfolgt ein verhängnisvoller Einbruch in das Kriegsministerium des Landes, bei dem wichtige Pläne und Dokumente entwendet werden. Der Verdacht richtet sich gegen den deutschen Ingenieur Kessler, der sich im Bewußtsein seiner Unschuld der Verhaftung widersetzt und beim deutschen Gesandten Doktor Eggerth Schutz sucht. Doch die Verdachtmomente gegen Kessler, der gleichzeitig in eine undurchsichtige Liebesaffäre verwickelt ist, die seine Verteidigung hemmt, verdichten sich, so daß der Gesandte im Interesse des gefährdeten, für Deutschland hochwichtigen Vertrages der Gerechtigkeit ihren Lauf lassen muß. In einer dramatisch durchpulsten Unterredung stoßen Kesslers begreiflicher Selbsterhaltungstrieb und die Verantwortung des Gesandten zusammen, dem es gelingt, den Ingenieur zur Unterordnung seines persönlichen Wohles unter das Schicksal seines die Nation unentbehrlichen Werkes zu überzeugen. Da führt ein glücklich scheinender Zufall zur Entdeckung des wirklichen Täters, des Bruders des Ministers, der in zynischer Offenheit sich zu seinem Komplott bekennt, das er aus Haß gegen die fremden Eindringlinge verübt hat. Er, der Bruder, lebt vorwiegend in Moskau und ist dort in seinem innersten seelischen Kern vergiftet worden, so daß er die Vorteile gemeinsamer wirtschaftlicher Arbeit der beiden Mächte nicht mehr zu erkennen vermag.

Nun beginnt erst der tragische Konflikt. Wird der wahre Sachverhalt durch den Gesandten vor Gericht aufgedeckt, so bedeutet dies den Sturz des Ministers, der allein in der Lage ist, den Vertrag zu ratifizieren. Siegt Kesslers Unschuld, so fällt sein Werk, die Gerechtigkeit triumphiert, aber Deutschland unterliegt im wirtschaftlichen Ringen um den Karakat. So ragt die Schicksalsfrage riesenhaft vor dem Gesandten auf, der sich zu einem heroischen Entschluß durchringt. Kessler muß um des höheren Zweckes willen Schuld und Todesurteil auf sich nehmen, Dr. Eggerth muß den Schuldlosen preisgeben, um das gemeinsame Werk zu retten. Aus dieser moralischen Situation, die eine sittliche Verpflichtung durch ein höheres Gebot aufhebt, befreit sich der Gesandte durch den selbstgewählten Tod. Ueber dem heldischen Tod der beiden deutschen Pioniere, steht das Vaterland, für dessen Freiheit und Sicherheit kein Opfer zu groß ist.

So gewagt die Problematik und die mit stärksten theatralischen Mitteln durchgeführte Handlung des Stückes ist, im Schlußakt flammt das Ethos so hoch auf, daß es die ganze Dichtung überstrahlt und weit über eine exotisch-kriminelle, spannende Begebenheit erhöht.

Mit welch künstlerischer Hingabe sich unser Schauspielpersonal jeder neuen dankbaren Aufgabe widmet, zeigte die von Schauspieldirektor Siegfried Süßenguth geleitete hervorragende Erstaufführung […].

Der „Vertrag um Karakat“ ladet die Zuschauer zu eigenem Denken und Miterleben ein; wir hoffen, daß unsere Theaterfreunde bei den Wiederholungen die Gelegenheit, ein bedeutsames zeitgemäßes Bühnenwerk kennen und schätzen zu lernen, recht zahlreich benützen.
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Innsbrucker Nachrichten vom 23. Jänner 1943, Seite 6

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4. Symphoniekonzert des Reichsgau-Symphonieorchesters
In: Innsbrucker Nachrichten vom 23. Jänner 1943, Seite 6
Von Karl Senn

Die Deutsche Arbeitsfront, NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“, veranstaltete am Donnerstag, den 21. Jänner, im Großen Stadtsaal ein Symphoniekonzert des Reichsgau-Symphonieorchesters unter Leitung von Kapellmeister Hans-Georg Ratjen mit Professor Rudolf Niedermayer, erster Soloflötist der Wiener Staatsoper, als Gast. Das Dreigestirn Weber-Mozart-Schubert beherrschte mit erlesenen Werken die Vortragsfolge. Den vielfältigen Reiz der „Oberon“- Ouvertüre wußte Kapellmeister Ratjen durch prägnantes Herausarbeiten rhythmischer und dynamischer Belange, wie durch belebende Melodieführung zu erhöhen.

Die Flöte als Soloinstrument ist selten im Konzertsaal zu hören. Professor Rudolf Niedermayer, ein ganz ausgezeichneter Beherrscher seines Instrumentes hat uns mit seinem flüssigen, silbernen Ton das Mozartsche Flötenkonzert in D-dur, Köchel-Verz. 314, sehr zu Dank gespielt […].

Schuberts 7. Symphonie in C-dur, überreich an Erfindung und Fülle der Tongedanken wie an Schönheit der Klangfarben, voll überströmender Phantasie, bildetet den Abschluß […].

Das Orchester hatte einen besonders glücklichen Tag und spielte mit vollster Hingebung. Die freudige Anteilnahme der Zuhörer war an dem reichen Beifall zu erkennen.
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Harfenkonzert Albert Riester in Kitzbühel
In: Innsbrucker Nachrichten vom 26. Jänner 1943, Seite 4
Von Viktor Jalowczarz

Das Harfenkonzert des Innsbrucker Komponisten Albert Riester brachte nicht nur dem Solisten des Abends vollen Erfolg, auch Professor [Erik] Digli mit seinem Kammerorchester war in diesen mit einbezogen.

Lullys Suite in altem Stile erfordert gewiß musikalisches Verständnis, das sich die Kitzbüheler in ihrem Konzertring geschaffen haben. Leichter erfaßt wird schon ein Streichquartett von Haydn, das mit seinem ungarischen Mittelsatz sehr anspricht und von diesem Vierspiel gewissenhaft, stellenweise sogar richtig künstlerisch aufgewertet wurde. Daß die fast überirdischen Töne einer Harfe auch den Laien zum Aufhorchen zwingen, bewies Dr. Riesters Spiel, ob es nun seine Solo-Suite für Harfe war oder die wunderbare Ballade, die sich anschloß. Die Steigerung des Programms brachte das Streichquintett für Harfe von E. T. A. Hoffmann in drei Sätzen und gleichsam als Apotheose verklingt in die Nacht das Concerto grosso von Geminiani.
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Unsere Berge und ihre Sagen
Karl Paulin in der Volksbildungsstätte
In: Innsbrucker Nachrichten vom 26. Jänner 1943, Seite 4
Von Siegfried Laviat

Undenkbar ist die Symphonie der Heimat ohne den raunenden Unterton der Sage, die wie ferner Urweltlaut aus dunklen Tiefen der Vorzeit heraufklingt, und mit ihr beginnen unsere Berge, die die Zeitgenossen längst bezwungen und bereits erstarrter Sportbegriff geworden, zu leben mit dem Menschen jener Tage, in seinem heidnisch-germanischen Naturglauben noch eins mit ihm und als Schreckensmacht sein unentrinnbares Schicksal. In altergrauen Mären haben die ersten Siedler ihrem ungleich harten Kampf mit dem Boden selbst ein unvergängliches Denkmal gesetzt, vor dessen Runen wir oft noch wie vor unlösbar großen Rätseln stehen. Auch in dieses unterirdisch zu nennende Reich der Heimatforschung war in einem Vortrag an der Volksbildungsstätte Innsbruck Karl Paulin der berufene Führer und richtige Wegweiser. In einer solchen fast zeit- und ganz namenlosen Substanz alpendeutschen Volkstums, noch dazu in ununterbrochenem Fluß begriffen, versagt seine Deutung ebenso wenig wie bei den historisch festumrissenen Gestalten und Geschehnissen unseres Gaues. Er löst den dunklen Bann der Jahrtausende, der über Entstehung und Entwicklung unserer sich so sehr verzweigenden Sagen liegt, und weist ihnen als bewußte Schöpfungswerdung der Poesie und Phantasie unseres Bergvolkes den zuerst von der deutschen Romantik erkannten hohen literarischen Rang zu […].
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Liederabende in Kitzbühel
In: Tiroler Landboten vom 26. Jänner 1943, Seite 4

Die Brauchtumsgruppe des Standschützenverbandes Tirol-Vorarlberg in Kitzbühel gab eine Reihe mit großem Beifall aufgenommener Liederabende in Westendorf und Kitzbühel. Das Kitzbüheler Kammerorchester unter der Leitung Direktor Diglis erntete mit seinen künstlerischen Darbietungen von klassischen Werken und Unterhaltungsmusik ebenfalls viel Anerkennung. Alle Abende brachten dem Winterhilfswerk einen schönen Erfolg
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Konzert Roman Wisata
In: Innsbrucker Nachrichten vom 27. Jänner 1943, Seite 4
Von Karl Senn

Der Konzertmeister des Innsbrucker Konservatoriums, Roman Wisata, gab am Montag, den 25. Jänner, im Großen Stadtsaal, veranstaltet von der Deutschen Arbeitsfront, NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“, einen Violinabend, den die Innsbrucker Pianistin Herta Reiß am Flügel beleitete. Wisata, der erst vor kurzem wieder bei seinen Konzertreisen sehr schöne Erfolge erzielt hatte, bewies an diesem Abend neuerdings großes Können und reife Künstlerschaft; seine brillante Technik, ein süßer Ton von eigenartigem Schmelz und Zauber, vor allem auch sein temperamentvolles Spiel zeigten ihn als Geigen von großem Format.

Von A[rcangelo] Corelli, dem Klassiker innerhalb des italienischen Barock, spielte er die berühmte Variationenfolge „La Folia“, groß im Ausdruck, beseelt im Ton und brachte sie damit zu eindrucksvoller Wirkung. Eine ganz ausgezeichnete, klanglich gesättigte, tief empfundene Wiedergabe erfuhr die dritte Violin-Klaviersonate in d-moll, Werk 108 von Johannes Brahms […].

Die dankbare „Romanze“ in G-dur von Beethoven wirkte nach dieser Sonate wie eine in zartesten Pastellfarben gehaltene wunderbare Idylle.

Eine Neuheit brachte Wisata mit der „Aria“ des Innsbrucker Komponisten Robert Nessler. Mit ihrer eigenartigen Thematik und ihren harmonisch wechselvollen Bildern, die oft geheimnisvoll Geigen- und Klavierton mischen, klingt sie wie aus mittelalterlicher Mystik geboren. Es folgten dann noch „Mazurka“ von Sibelius, „Romanza Andaluza“ von Sarasate, „Aus der Heimat“ von Semetana, wie eine Reihe von Zugaben, mit denen Wisata für den reichen Beifall seiner Zuhörer danken musste. Herta Reiß war ihm eine sorgsame, seine künstlerischen Absichten bestens unterstützende Begleiterin, die namentlich auch in der Brahms-Sonate ihren Klavierpart mit Virtuosität beherrschte. Besonders fiel ihr weicher, schmiegsamer Anschlag auf, der auch im Forte voll edlen Glanzes und sinnvoller Kraft war.
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Volkstümliche Vorträge eröffnet
Prof. Dr. Antonius über das Seelenleben der Tiere
In: Innsbrucker Nachrichten vom 27. Jänner 1943, Seite 4

Schon die erste Veranstaltung im Programm der „Volkstümlichen Vorträge“, die nach vierjähriger, kriegsbedingter Pause die Deutsche Alpenuniversität wieder verdienstvoll in den Rahmen des Deutschen Volksbildungswerkes eingebaut hat, wurde zu einem großen Erfolg. Namens unserer Hochschule konnte Prof. Steinböck eine den großen Hörsaal der Alten Universität bis zum letzten Platz füllende Hörergemeinde begrüßen, ein offenkundiges Zeugnis für den verständnisvollen Widerhall, den das Wort des Wissenschaftlers jetzt im Kriege so uneingeschränkt wie im Frieden in allen Laienkreisen unserer Stadt auslöst. Die Reihe der Fachleute begann Prof. Dr. Otto Antonius, Direktor des weltbekannten Tiergartens Schönbrunn, mit dem nicht gerade alltäglichen Thema „Aus dem Seelenleben höherer Tiere“, für uns jedoch durch den Umgang mit Hausfreunden wie Hund und Katze nahegerückt und so von nicht geringem Interesse. Während wir freilich nur gelegentlich einen Blick in die genug geheimnisvolle animalische Seele werfen, stehen einem Berufenen in der ständigen Sorge um seine Schützlinge eine Unmenge anregender Erfahrungen und Beobachtungen zu Gebote, mit denen er kaum zu Ende kommen kann. Auf die Fehlerquellen in der Tierpsychologie verweisend – unserer allzu großen Vermenschlichung der Tiere sowie Unkenntnis ihrer Sinneseinrichtungen – unterschied der gewiegte Kenner seine tägliche Umwelt an Hand besonderer auffälliger Beispiele in Standesklassen der Augen-, Nasen- und Ohrenwesen […].
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Innsbrucker Nachrichten vom 27. Jänner 1943, Seite 3

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Gastspiel des Münchener Volkstheaters
In: Innsbrucker Nachrichten vom 28. Jänner 1943, Seite 5
Von Sigfrid Färber

Wie bereits kurz bekanntgegeben, wird das Münchener Volkstheater in der Zeit vom 8. bis einschließlich 12. Februar 1943 im Reichsgautheater Innsbruck gastieren. Zur Aufführung gelangt die Komödie von Friedrich Schreyvogl „Die kluge Wienerin“, eine der erfolgreichsten Inszenierungen von Intendant Willem Holsboer, die in München bereits im Oktober 1942 ihre 50. Aufführung erleben konnte. Der Dramatiker Schreyvogl stellt in den Mittelpunkt seiner Komödie das oft besungene, herzige Wiener Mädl, führt uns aber nicht in das Wien der Biedermeierzeit oder in die Großstadt von heute, sondern in das unter römischer Herrschaft stehende alte Vindobona, etwa um das Jahr 175 nach der Zeitrechnung. Das Wiener Mädl Daswina entzückt die römischen Ritter jüngerer und älterer Jahrgänge, und um die vertrackte Gesetzes- und Erbschaftssache zu lösen, in die Daswina verwickelt ist, greift sogar der philosophische und gerechte Kaiser Marc Aurel selbst ein.

Die Titelrolle der klugen Wienerin wird von Lisl Macheiner verkörpert, die am Volkstheater, vom Publikum und Presse allgemein anerkannt, als Daswina bereits wahre Triumphe ihrer scharmanten Kunst feierte. Wie vielen hiesigen Theaterfreunden bekannt sein dürfte, hat die Künstlerin ihre Laufbahn in Innsbruck begonnen, wo sie vor Jahren an der ehemaligen Städtischen Bühne und an der damals bestehenden „Kleinen Komödie“ spielte […].


„Die kluge Wienerin“
Komödie in einem Vorspiel und fünf Akten von Friedrich Schreyvogl. – Gastspiel des Münchner Volkstheaters am 8. Februar im Reichsgautheater Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 10. Februar 1943, Seite 4
Von Karl Paulin

Den Reiz der schönen und klugen Wienerin, an keine Zeit gebunden, siegt heute wie einst über Männerherzen, die selbst auch zu allen Zeiten nach dem gleichen Takt der Liebe und ihrer eigensüchtigen Regungen schlagen. Diese Wahrheit kleidet Friedrich Schreyvogl in seine Komödie, die nach einem skizzierenden Vorspiel in einem Wiener Heurigengarten mit einem kühnen Sprung 1800 Jahre überfliegt und in die Zeit zurückgreift, als die Römer sich an der Donau häuslich einzurichten im Begriffe waren. Da verdreht die junge Markomannin Daswina, schon damals ein echtes Wiener Blut, den rauen Kriegern die Köpfe und gewinnt sogar das Herz des Legaten und Legionskommandanten Pallas, der sich fern seiner geschiedenen römischen Gattin und ihres prunkvollen Lebens am Donaustrand bei der holden Daswina so wohl fühlt, daß zwei Söhnchen ihren Liebesbund besiegeln. Daran wäre nichts auszusetzen, wenn nicht plötzlich eine Millionenerbschaft dem verliebten Legaten das römische Erbrecht in bedrohliche Nähe rückte, das nur dem in fruchtbarer Ehe verheirateten Römer die Erbberechtigung gewährt. Da fällt nun Mehltau in den Liebesgarten des Legaten, dem das viele Gold doch nicht ganz gleichgültig ist und der daher seiner verflossenen Frau Acilia Vera, die plötzlich wieder ihr Herz für den Geschiedenen entdeckt und ihm nachreist, nicht so widersteht, wie es seine Liebe zu Daswina erwarten ließe.

Aber da erscheint als Deus ex machina Marc Aurel, der Kaiser und Philosoph, höchstpersönlich, wird von Daswinas Wesen ebenfalls sympathisch berührt und löst den gordischen Knoten formalrechtlicher Hemmungen durch einen kaiserlichen Gnadenakt, der die beiden Söhne des Pallas und der Daswina legitimiert und dadurch das Erbrecht des Legaten in Kraft setzt.

Daswina müßte aber nicht die kluge Wienerin sein, die dem Stück den Titel gibt, wenn sie nicht, ebenso bescheiden wie gescheit, für sich nichts Weiteres verlangt als die Freiheit des Herzens. Sie braucht gar keine Legitimierung ihrer Verbindung mit Pallas, sondern bleibt dem Mann, den sie liebt, ohne daß er es verdient, weiter als Geliebte zur Seite. Denn der Legat hat nun, da ihm seine Millionen sicher sind, den Geschmack an der stolzen selbstsüchtigen Römerin wieder verloren und lebt vergnügt mit seinem Wiener Liebchen weiter. Ja, ja, es ist schon so, wie der weise Marc Aurel sagt: „Die Frau ist das Maß der Männer!“

Aus einer Diskussion um das römische Recht ist eine Komödie mehr der Worte als der Handlung entstanden, die ihr Thema mit starkem sarkastischen Einschlag löst. Dabei verschlingen sich überkommene und neuzeitliche Anschauungen über Liebe, Ehe, Nachkommenschaft, die Charaktere wandeln sich nach der Zweckmäßigkeit und die vielen ebenso klugen wie heiteren Worte sammeln sich in Marc Aurels geistiger Art wie in einem Brennpunkt.

Das Münchner Volkstheater baut die Komödie auf eine Auswahl vorzüglicher schauspielerischer Kräfte auf. Den satirischen Grundton, der die Schwerflüssigkeit der geschliffenen, im Stofflich-Juristischen oft ans Spitzfindige grenzenden Gespräche lockert, bestimmte Spielleiter Willem Holsboer. Sache der Darsteller war es, das Ganze aus motivischer Niederung auf die freie Höhe rein menschlicher Beziehungen zu heben. Das gelang vor allem Lisl Macheiner als Daswina am besten, die nach Jahren wieder auf der Bühne ihres künstlerischen Beginnens erschien und in der Titelrolle ein Meisterstück anmutiger geistvoller, im besten Sinne wienerischer Frauendarstellung gab. Das Erfrischende ihres Spieles verbreitete sich über das ganze Stück und sicherte ihm seinen Erfolg, der sich in dem immer wieder aufbrausenden Beifall ausdrückte […].
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Gastkonzert Professor Popoff
Der Cellovirtuose spielt am 5. Februar in Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 29. Jänner 1943, Seite 3
Von Ernst Dieffenbach

Der bekannte bulgarische Cellovirtuose Professor Slavko Popoff unternimmt dieser Tage auf Einladung der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ eine Konzertreise durch unseren Gau, der ihn nach Innsbruck, Bregenz, Feldkirch und Kitzbühel führt […].

Die Vortragsfolge bringt nach Bachs Adagio aus der C-dur-Toccata für Orgel die bekannten Beethovenschen Variationen über ein Thema von Händel. Eine kurze Sonate und ein Konzert von Luigi Boccherini – dem Zeitgenossen Haydns, der als Cellist und ungemein fruchtbarer Komponist bekannt geworden ist – schließen den ersten Teil. Der zweite stellt die virtuose Seite mit dankbaren Kompositionen von Chopin, Weber und Cassado heraus. – Begleiter am Flügel ist Musikdirektor Gerhard Bunk aus Dortmund.


Celloabend
In: Innsbrucker Nachrichten vom 10. Februar 1943, Seite 4
Von Hermann J. Spiehs

Der bulgarische Cellist Professor Slavko Popoff spielte am 7. Februar im Rahmen der KdF.-Veranstaltungen in Innsbruck. Seine Vortragsfolge enthielt Werke (zumeist Bearbeitungen für das Violon-Cello) fast aller musikalischer Stilgattungen von J. S. Bach bis Chopin und Cassado, war mithin virtuos und konzertant abgestimmt im guten wie im schlechten Sinne. Sehr zu begrüßen wäre es jedenfalls, wenn gerade Solisten von Rang diesen internationalen Habitus von gestern ablegen wollten, um im Sinne einer zeitgemäßeren Musikauffassung ihr Programm zu gestalten. Die Devise „Für jeden etwas“ mag ja in vielem gut und recht sein, es hieße aber den Zweck der KdF.-Konzerte verkennen, wollte man sie uneingeschränkt dominieren lassen.

Gespielt wurde brillant und sauber, unter Ausnutzung aller technischer Kenntnisse und Finessen; manchmal, insbesondere was die deutschen Komponisten anbelangte, mit etwas zuviel Tempo und Charm, auf bloße Wirkung berechnet […].

Eine Bearbeitung echter bulgarischer Volksweisen anstelle der nur auf Farbe bedachten, im übrigen belanglosen Chopin-Bearbeitungen wäre uns volkskulturell bedeutsamer erschienen.

Gerhard Bunk am Flügel hatte an dem reichlich gespendeten Beifall verdienten Anteil.
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Generalmusikdirektor Zwißler (Mainz) singt Schuberts „Winterreise“
In: Innsbrucker Nachrichten vom 29. Jänner 1943, Seite 3

Der vom Dezember nachzuholende Liederabend Generalmusikdirektor Zwißler findet nunmehr am 2. Februar im Großen Stadtsaal statt. Die Fachpresse vergleicht Zwißler mit dem Altmeister der Vortragskunst Ludwig Müllner in seinen besten Zeiten als Liedersänger und betont, daß die Darstellung des Liederinhalts durch Zwißler wahrhaft erschütternd sei und das Erlebnis eines einzigschönen tragischen Kunstwerks vermittle. – Statt des verhinderten Begleiters Prof. Reutter bringt Zwißler seinen ständigen Mainzer Helfer mit – Theo Mölich-, mit dem er diesem Liederkreis in vielen Städten des Reiches zu größtem Erfolg verhalf.


Die Winterreise!
Karl Maria Zwißler sang im Stadtsaal
In: Innsbrucker Nachrichten vom 5. Februar 1943, Seite 5
Bericht von Hermann J. Spiehs

Das dritte Meisterkonzert der Konzertunternehmung Johann Groß, das am 2. Februar im Großen Stadtsaal stattfand, brachte die erstmalige Bekanntschaft mit dem Mainzer Bariton, Generalmusikdirektor Karl Maria Zwißler, der als Gesangssolist einen bedeutenden Ruf besitzt. Es ist an sich eine Leistung, den Zyklus „Die Winterreise“ in geschlossener Folge darzubieten, den diese von Anbeginn in der Tragik festgelegte Liedfolge Franz Schuberts nach Texten Wilhelm Müllers erfordert vom Sänger weit mehr als Stimme; damit ist gerade diesem Liedwerk noch lange nicht Genüge getan[…].

Die Art und Weise, wie Zwißler hiebei Schubert interpretierte, hatte mit der allgemein üblichen Singweise von dessen Liedern nicht viel gemein. Zwißler ist allvoran Gestalter. Er stellte in der „Winterreise“ das „Menschlich-Tragische“ zur Schau und beeindruckte damit die Zuhörer mit geradezu visionärer Kraft […].

Karl Maria Zwißler erwies sich aber auch rein stimmlich als ein Phänomen. Sein fülliger, in Tiefe und Höhe leicht ansprechender Bariton zeigte zum Schluß denselben elastischen Ansatz und Schmelz, dieselbe Tragfähigkeit der Stimme wie eingangs. Nicht zu verwundern, daß der ausverkaufte Saal nach Zugaben verlangte und diese ebenso bedankte, wie den Gesamtzyklus selber. Theo Mölich, Mainz, am Flügel war mehr als ein Begleiter. All die in den Liedtexten teils ausgedrückten, teils angedeuteten Stimmungen und Spiegelungen naturhafter und seelischer Art klangen unter seinen Händen als echteste, von Schubertschem Geist erfüllt Romantik auf.
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1943, Februar


Innsbrucker Nachrichten vom 4. Februar 1943, Seite 3

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Spielplanumstellung im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 4. Februar 1943, Seite 5

Im Reichsgautheater Innsbruck entfallen die Vorstellungen vom Mittwoch, den 3., bis einschließlich Samstag, den 6. Februar. An den Tagen vom 13. bis einschließlich 17. Februar, an denen das Theater ursprünglich geschlossen sein sollte, werden jedoch Aufführungen stattfinden und damit auch die ausgefallenen Vorstellungen nachgeholt. Der Spielplan gestaltet sich demnach folgendermaßen: Samstag, 13., „Die kluge Wienerin“ (letzte Vorstellung); Sonntag, den 14., nachmittags und abends „Via mala“, volkstümliches Drama von John Knittel; Montag, den 15., „Die Schneider von Schönau“; Dienstag, den 16., „Die Dubarry“ (Die Karten vom 4. Februar haben hier Gültigkeit); Donnerstag, den 18., „Die Schneider von Schönau“; Freitag, den 19., „Der Kanzler von Tirol“ (die Karten vom 5. Februar haben hier Gültigkeit); Samstag, den 20., „Die Dubarry“ (die Karten vom 6. Februar haben hier Gültigkeit). Die Karten für die vom 3. bis 6. Februar ausfallenden Vorstellungen werden jedoch auf Wunsch auch zurückgenommen.
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Nordischer Musikbarock
In: Innsbrucker Nachrichten vom 4. Februar 1943, Seite 5
Von Hermann J. Spiehs

Unter der Zielsetzung: „Solokantaten des nordischen Barock“ veranstaltete das Musikwissenschaftliche Institut unserer Universität kürzlich einen musikalischen Studienabend, der den zahlreichen Hörern und Gästen hochwertiges Bildungsgut vermittelte. Professor Dr. [Wilhelm] Ehmann, der als Vortragender und Leiter des Collegium musicum Programmgestaltung und Durchführung inne hatte, erläuterte eingangs Sinn und Zweck solcher Studienabende als wissenschaftliche und praktische Bildungsarbeit der an der Gesundung und Weiterentwicklung der deutschen Musik interessierten Kunstkreise. Er betonte insbesondere die deutsche Wesenheit gerade des nordischen Barock und begründete dies an Beispielen in Text und Ton. Seine fachlichen Ausführungen über Barockmusik im allgemeinen gipfelten in der hochinteressanten Gegenüberstellung des nordischen und südlichen Barock: hier angeborene Musizierfreudigkeit als die treibende Kraft, dort aber darüber hinaus tiefe Innerlichkeit; hier häufiger Gefühlsüberschwang in den Tonfarben und Bewegungsformen, in der sogenannten Figurik spürbar gemacht, dort jedoch anstelle dessen Gedanklichkeit, bei Sparsamkeit der angewandten Mittel völlige Uebereinstimmung in Text und Ton; allgemein verständlich ausgedrückt: beim südlichen Barock die Musik oft lediglich eine Sache der Unterhaltung, beim nordischen hingegen stets als Haltung an sich zu werten und zu nehmen.

Diese fachlichen Ausführungen Dr. Ehmanns trugen sehr zum Verständnis der nachfolgenden Kantaten- und Instrumentalwerke aus dem 17. und 18. Jahrhundert bei, ja sie verliehen jenen leider längst historisch gewordenen Tonschöpfungen erst die richtige Tiefenwirkung. Heinrich Schütz, der Vater der deutschen Musik (1585 bis 1672), kam in der Vortragsfolge als erster zu Worte mit einem seiner „Deutschen Konzerte“ für Baß, zwei Violinen und Generalbaß (Cembalobegleitung). Dr. Olaf Hudemann, Berlin, erwies sich hiebei als ein Baß-Bariton, der über gute Stimmittel und eminent sicheres Stilgefühl verfügt, das ihn zur Charakterisierung dieser barocken Gesänge in besonderem Maße befähigte. Schon an dem ersten Beispiel wurde die Großtat Schützens sinnfällig: Deutsche Worte, deutsche Klang- und Formgebung in der bis dahin von niederländischen und italienischen Mustern abhängigen Musikgattung. Ihm ist als erstem die Ein- und Umdeutung der Allerweltsmusik, die Ueberführung der spielerisch gewordenen Renaissance in das ernste und darum echteste deutsche Barock gelungen.

Nicht ganz frei von niederländischen und italienischen Mustern und Einflüssen erschienen die pastorale Kantate für Sopran und fünfstimmiges Orchester mit Generalbaß von Franz Tunder (1614 bis 1667) und der Dialog für Sopran (Menschen-) und Baß (Gottesstimme) mit Generalbaß von Jul. J. Meiland (gest. 1663); an sich prächtig, in typischen Barockfarben schillernde Tonschöpfungen, die der Sopranistin Gertraud Ebers [1917-2013] und Dr. Hudmann als Baß nicht ganz leichte, dafür dankbare Aufgaben stellten. Deutsche Vollblütigkeit hingegen wiederum bei Dietr[ich] Buxtehude (1637 bis 1707), der mit seiner Solokantate für Baß und Streicher mit Generalbaß die überragendste Leistung dieses Musikabends bot. Seine Art der Textbehandlung, reich an Pathos und Sinnbildern, seine glänzende, an den Klang einer Barockorgel gemahnende Art der Instrumentierung, die wirklich konzertant im alten, besseren Sinne des Wortes genannt zu werden verdient, zeigen uns Buxtehude bereits als den deutschen Meister, würdig der Lehrmeister eines Johann Sebastian Bach zu werden.

Wilhelm Rinkens, Eisenach, spielte als Instrumentaleinlagen: Präludium in c-moll (Wohltemperiertes Klavier I, Nr. 2) und Fantasie in c-moll von Johann Sebastian Bach, beides allerbeste Cembalomusiken, dem intimen Charakter dieses Instrumentes der Barockzeit mit den feinen Klangnuancen und dem brillierenden Laufwerk der Figuren an den Leib geschrieben: für Rinkens eine gute Gelegenheit, sich als Bachspieler unter Beweis zu stellen.

Prof. Dr. Ehmann, der seine Sänger und Instrumentalisten auch ohne Stab zu beachtlichen, werkgetreuen Leistungen anzueifern verstand, konnte aus dem reichlichen Beifall des volles Saales das Bewußtsein ernten, daß er sich mit seiner Zielsetzung, Wesen und Kulturwerte der deutschen Musik auf geschichtlichen Grundlagen im Rahmen solcher Musikabende zu erschließen, den Dank und die Anerkennung aller kultur- und aufbauwilligen Kreise sichert.
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Tiroler Landbote vom 5. Februar 1943, Seite 4

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„Die Schneider von Schönau“
Erstaufführung am Innsbrucker Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 9. Februar 1943, Seite 5
Von Karl Senn

Eine interessante, künstlerisch sehr sorgfältig vorbereitete Erstaufführung für Innsbruck bot unser Reichsgautheater am Sonntag, den 7. Februar, mit der heiteren Volksoper in drei Akten „Die Schneider von Schönau“ von Jan Brandts-Buys. Dieser, einer holländischen Musikerfamilie entstammend, am 12. September 1868 zu Zutphen in der niederländischen Provinz Geldern geboren, studierte am Frankfurter Konservatorium, lebte seit 1929 in Wien, Salzburg, Bozen, dann wieder in Salzburg, wo er am 9. Dezember 1933 starb. Von seinen Opern erzielten „Die Schneider von Hanau“, am 1. April 1916 in Dresden uraufgeführt und neuerdings wieder öfters auf den Spielplänen deutscher Theater zu finden, den größten Erfolg. Diese sind auf dem Gebiete der komischen Oper sicher ein eigenartiges Werk. In dieser Art der dramatischen Kunst sind vollgültige Werke bei uns eine seltene Erscheinung. Leichtfüßige Grazie, schelmische Anmut finden im deutschen Musikschaffen kaum gleichgearteten Ausdruck.

Der Text der „Schneider von Schönau“ schildert das Werben dreier Meister von Schere und Nadel um die reiche, hübsche Witwe Veronika Schwäble; aber keiner von ihnen bekommt sie. Die begehrenswerte Frau holt sich der Handwerksbursche Florian, der die drei Schneider zum Narren hält. Das Buch bietet viele auf Situationskomik gestellte Szenen, die musikalischer Ausmalung reichlich Raum geben. Die Musik Brandts-Buys besticht vor allem durch ihre originelle und durchsichtige Instrumentation, die bei aller kunstvoller Kontrapunktik den Singstimmen wohl eine Stütze gibt, sie aber nirgends deckt und trotz Verwendung des modernen Orchesters jede Rassigkeit vermeidet; der Satz bleibt immer klar […].

Die Aufführung an unserem Theater verdient größte Anerkennung. Musikalisch hatte Kapellmeister Hans Moltkau alles in sorgfältiger Ausarbeitung bei den Solisten, dem Chor und dem Orchester auf den feinkomischen Ton, in dem das Werk gehalten ist, abgestimmt. Ebenso war die Spielleitung gehalten, die Intendant Hans E. Mutzenbecher, Berlin, als Gast besorgte; alles war auf der Bühne in leichter Bewegung ohne jede schärfere Nuance, voll Humor, dazu kamen die wundervollen Bühnenbilder Hans Siegerts, die lebhaft an Spitzwegs Meisterbilder erinnerten, und die farbenprächtigen, auf die Bühnenbilder abgestimmten Kostüme – alles in allem ein überaus reizendes Bild einer deutschen Kleinstadt aus der Zeit der Postkutsche […].

Die ausverkaufte Vorstellung fand besonders am Schlusse lebhaften Beifall.
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Innsbrucker Nachrichten vom 9. Februar 1943, Seite 5

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Willi Domgraf-Faßbaender kommt
In: Innsbrucker Nachrichten vom 9. Februar 1943, Seite 5
Von Ernst Dieffenbach

Kammersänger Willi Domgraf-Faßbaender, erster lyrischer Bariton der Berliner Staatsoper, gibt auf Einladung der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ am 10. d. M. in Innsbruck einen Liederabend. Die Vortragsfolge sieht eine Reihe der schönsten Lieder von Schubert, Schumann, Brahms, Yrjö Kilpinen, Richard Strauß und Hugo Wolf vor, sowie Arien aus Opern von Händel, Mozart, Verdi und Rossini […].


Konzert Domgraf-Faßbaender
In: Innsbrucker Nachrichten vom 12. Februar 1943, Seite 5
Von Karl Senn

Von der Deutschen Arbeitsfront, NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“, eingeladen, gab der Bariton der Berliner Staatsoper, Kammersänger Willi Domgraf-Faßbaender, am Mittwoch, den 10. Februar, im Großen Stadtsaal, am Flügel begleitet von Kapellmeister Rudolf Wille, einen Lieder- und Arienabend. Die meisten der zahlreichen Besucher kannten den Gast wohl schon von seinen Rundfunkvorträgen und bereiteten ihm deshalb einen warmen Empfang […].

Die Art seines Vortrages, sein Gestalten, sein dramatischer Ausdruck ließen in ihm vor allem den Bühnensänger großen Formats erkennen. Dies bewies schon einleitend Rezitativ und Arie „Atem der blauen See“ aus Händels Oper „Julius Cäsar“, dann aber auch in der ausgezeichnet gebrachten Arie „Ach, öffnet eure Augen!“ aus Mozarts „Figaros Hochzeit“, wie die Arie „Erhebe dich!“ aus Verdis „Maskenball“, ganz besonders aber die Kavatine des Figaro aus Rossinis „Der Barbier von Sevilla“: Ich bin das Faktotum der schönen Welt. In dieser zeigte sich der Meister in seinem Rollenfach im Gestalten, im überlegenen Formgefühl, in der Leichtigkeit und Flüssigkeit seiner Aussprache am vollendetsten. Dem gegenüber traten die kleinen Formen des Liedes mit einer Innerlichkeit, dem zarten Gefühlston mehr zurück. Zu den schönsten Gaben unter den Liedern zählte unter anderem „Juchhe!“ von Brahms, „Siehe, ach ich lebe“ von Yrjö Kilpinen „Biterolf und „Hermanns Abschied“ von Hugo Wolf, die an Größe und Kraft des Ausdrucks dem alles beherrschenden Können des Gastes entsprechend auf hoher Warte standen. Reichster Beifall erzielte schon in der ersten Abteilung, besonders aber am Schluß eine Reihe von immer wieder bejubelten Zugaben.

Kapellmeister Rudolf Wille war einausgezeichneter Begleiter am Flügel.
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Weitere Gastkonzerte Roman Wisatas
In: Innsbrucker Nachrichten vom 9. Februar 1943, Seite 5
Von Ernst Dieffenbach

Roman Wisata, der bekannte Geigenkünstler, wurde auf Grund seiner jüngsten Erfolge von der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ eingeladen, noch einige Konzerte in unserem Gau zu geben. Die Abende finden in Schwaz am 15. Februar, in Solbad Hall am 20. Februar, in Kufstein am 18. Februar und in Kitzbühel am 24. Februar statt. Das Programm bringt sowohl klassische wie auch virtuose Violinmusik. Die Klavierbegleitung wurde der geschätzten Pianistin Hertha Reiß anvertraut. – Ueber das jüngste Auftreten Wisatas im Sudetengau schreibt die „Mährisch-Schlesische Landeszeitung“: „Eine zahlreiche musikalisch interessierte Kunstgemeinde umjubelte hingerissen das herrliche Konzert und erzwang mit ihren Beifallsstürmen eine teilweise Wiederholung der Romanze Andaluza und Zugaben.“
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Symphoniekonzert in Landeck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 10. Februar 1943, Seite 4
Von Ernst Dieffenbach

Ein bedeutsames Ereignis im Landecker Musikleben steht bevor: Das Städtische Orchester von Bludenz gibt am Freutag, 12. d. M., abends 8 Uhr, im Saal der Kreisleitung im Rahmen der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ in Landeck ein Konzert. Das Orchester wird aus diesem Anlaß durch auswärtige Kräfte verstärkt. Es steht unter der bewährten Stabführung von Musikdirektor Josef Prantl, der hiebei als Schlußnummer eine eigene Komposition, das Vorspiel zur Oper „Yara“ zur Aufführung bringt. Eröffnet wird der Abend durch Beethovens Ouvertüre zu Goethes Schauspiel „Egmont“ und setzt sich mit Schuberts „Unvollendeter Symphonie“ fort. Als viertes Werk steht Max Bruchs Konzert in g-moll für Violine und Orchester auf der Vortragsfolge. Der Solopart wird betreut von Konzertmeister Josef Drevo.


Konzert in Landeck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 16. Februar 1943, Seite 5
Bericht von Werner Geisler

Auf Einladung des Kreisleiters Pg. [Hans] Bernard spielte das verstärkte städtische Orchester Bludenz in Landeck. Die Vortragsfolge bestand weiter aus der H-moll-Sinfonie von Schubert, zwei von dem Dirigenten bearbeiteten Walzern von Brahms, sowie einer eigenen Komposition des Musikdirektors J[osef] Prantl, dem Vorspiel zur Oper „Yara“. In dem Konzert für Violine und Orchester von Max Bruch zeigte sich Konzertmeister Drevo als Solist mit bestem Können, besonders fand der getragene Mittelsatz des Konzertes Anklang, den der Solist mit seelenvollem Ton musikalisch ausschöpfte. Die Leistungen des Orchesters hinterließen einen guten Gesamteindruck, wobei ein fein ausgewogenes Zusammenspiel festzustellen war.
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„Die Liebesbeichte“
In: Innsbrucker Nachrichten vom 12. Februar 1943, Seite 5
Von Heinz Cornel Pfeifer

Dieser Dreiakter von F. Ehrhardt und Max Vitus, der derzeit in der Breinößl-Bühne läuft, zählt nicht gerade zu den besten Lustspielen, weder in der etwas schleppenden Handlung noch dem Inhalt nach, dessen Unwahrscheinlichkeiten gar zu faustdick aufgetragen sind: denn weder kommt ein mit zwölf Jahren (!) ins „Ausland“ gewanderter Bauernbub mit 26 Jahren steinreich und dabei so dumm und schüchtern zurück, noch ist ein 18jähriges Mädchen – und wäre es selbst ein ländliches Dornröschen – sooo naiv (um nicht einen anderen Ausdruck zu gebrauchen) als die Moosrainersche Ziehtochter Traudl, und schließlich gibt es auch bestimmt keinen derartig robusten Trampel wie das Harteiser-Reserl. Zu einer herzhaften und gesunden Komik sagen wir immer unser „Ja!“ – wenn aus Komik und Humor aber banaler und unverdaulicher Krampf wird, dann sollte man die allerdings geringe Auswahl guter Stücke doch noch um das eine oder andere lieber schmälern, selbst wenn einige gute und dankbare Typen darin vorkommen.

Von diesen ist vor allem Sepp Schmid als der alte Aehnl Stiefenhofer zu nennen, denn in keiner Rolle ist er besser, als wenn er einen guten alten Großvater, der es oft auch faustdick hinter den Ohren haben kann, gibt eine Eigenart, die er mit dem Nestor der Exil-Bühne, Ludwig Auer, teilt. Der herzgute und pfiffige Alte war wirklich zum Gernhaben. Treffsicher gezeichnet war auch Hedi Kienbergers Mutter Moosrainer, gutmütig, schmalzig und kupplerisch, die typisch bigotte Dorfkrämerin. Sepp Fischers Drastik als lüsterner Vormund hatte wieder die Lacher auf seiner Seite und Ludwig Hupfauf skizzierte sauber den schlichten Bauern Harteiser. Leo Gasser als heimgekehrter Sohn Hermann schlug sich redlich mit der unglücklichen Rolle, die merkwürdigerweise und ohne ersichtlichen Grund in Hochdeutsch gesprochen wurde. Elli Thuille als Traudl wirkte diesmal wie Fried Spörr als Reserl der Rolle gemäß weder echt noch im Spiel überzeugend.
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Nochmals „Via Mala“ im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 12. Februar 1943, Seite 5

Auf vielseitigen Wunsch wird im Reichsgautheater Innsbruck das bereits in zwei Spielzeiten so erfolgreiche volkstümliche Drama von John Knittel „Via Mala“ nochmals gespielt, und zwar finden letztmalig Sonntag, 14. Februar, 14.30 und 20 Uhr, zwei Vorstellungen statt. Mit der Nachmittagsvorstellung wird auch der auswärtigen Besucherschaft Gelegenheit gegeben, diese Aufführung zu sehen. Unter der Spielleitung von Dr. Sigfrid Färber wirken Anny Fuchs, Leni Kolb, Eva Maria Meier, Gisa Ott und Bertha Waeber, ferner Emil Bauer-Dorn, Vigil Breiner, Erich Prohaska-Prell und Anton Straka mit. Vigil Breiner wird zum erstenmal die Rolle des Niclaus Laurentz spielen.


150mal „Via Mala in der Exil-Bühne, Wien
In: Innsbrucker Nachrichten vom 12. Februar 1943, Seite 5

In der Exil-Bühne ging jetzt die 150. Aufführung des volkstümlichen Dramas „Via Mala“ von Johann Knittel in Szene. Der Dichter hat dieses große Erfolgsstück nach seinem weltberühmt gewordenen gleichnamigen Roman selbst für die Bühne bearbeitet.


Neubesetzung in John Knittels „Via Mala“
In: Innsbrucker Nachrichten vom 16. Februar 1943, Seite 5
Von Karl Paulin

Unerschöpft ist noch immer die Zugkraft von John Knittels volkstümlichem Drama „Via Mala“, dessen herzbeklemmende Spannung durch die meisterhafte technische Beherrschung des Stückes reguliert wird. Das Reichsgautheater Innsbruck hat bekanntlich schon vor drei Jahren eine vorzügliche Erstaufführung von „Via Mala“ herausgebracht, die in der letzten Sommerspielzeit eine erfolgreiche Reprise erlebte. Nun hat in der Aufführung am 14. d. M. die Hauptrolle des Niclaus Lauretz zum erstenmal Vigil Breiner übernommen und zu starker Wirkung gebracht. Der junge Künstler, dessen ernstes Streben schon wiederholt die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hat, z. B. durch seinen leidenschaftlichen Koller in den „Räubern“, erfüllte die Gestalt des unglücklichen Niclaus mit einer Tragik, die ihre besondere Note durch die geschärfte geistige Haltung des gegen das schicksalhafte Unheil und den zermalmenden Gewissensdruck Ankämpfenden erhielt.
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Bachs „Wohltemperiertes Klavier“ in Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. Februar 1943, Seite 4
Von Ernst Dieffenbach

Eine Veranstaltung, die den Stempel des Außergewöhnlichen trägt, steht dank der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ den Innsbruckern bevor: Der rheinische Pianist Willy Hülser spielt im Musikvereinssaal am 13. Februar den ersten, am 14. den zweiten Teil von Bachs „Wohltemperierten Klavier“. Das ist natürlich keine musikalische Alltagkost. Da das Anhören eines solchen Riesenwerkes vollständiges Mitgehen verlangt, wurde die Veranstaltung auf Samstag und Sonntag verlegt […].


„Das Wohltemperierte Klavier“
Willy Hülser spielte Joh. Seb. Bach
In: Innsbrucker Nachrichten vom 16. Februar 1943, Seite 5
Von Hermann J. Spiehs

Der Düsseldorfer Pianist Willy Hülser hat es sich seit langem zur Aufgabe gestellt, aktiv für Johann Sebastian Bach zu werben. In bereits mehr als zwanzig KdF.-Konzerten spielte er Bachsche Klavierwerke. Die beiden Innsbrucker Abende am 13. und 14. Februar im Saal der Städtischen Musikschule galten der Gesamtdarstellung des „Wohltemperierten Klaviers“, dem bedeutendsten Präludien- und Fugenzyklus aus der Feder des Großmeisters der deutschen Musik. Hülser hielt sich in seiner Darbietung nicht an die gedruckte chromatische Werkfolge (C-dur, Cis-dur usw.), sondern stellte eine teils harmonische, teils werklich-formale Bindung der einzelnen Stücke durch Mischung der Tonartenfolge her. Er vermied so die gewissermaßen starre, rein akustisch gedachte und auf den Werktitel abgestellte Aneinanderreihung innerlich wesensfremder oder allzuverwandter Formen.

Hülser spielte seinen Bach, so wie er ihm durch jahrelanges Studium geläufig und vertraut geworden […].

All dessen wurde man sich beim Bachspiel Willy Hülsers beglückt bewußt, das seine Stärke in gründlicher Werkkenntnis und in einer scheinbar bereits angeborenen Musikalität erweist. Kleinere technische Mängel fielen bei der ehrlichen, gradlinigen Darstellungsweise weniger ins Gewicht, das Werk als solches stand für den ausübenden Künstler und für die mit viel Lerneifer und Verständnis ausharrende Zuhörerschaft weit im Vordergrund. Ob man die Vortragsfolge aber nicht doch besser auf drei Abende verteilt und durch andersartige Klaviermusik Bachs (Suiten, Fantasien, Tokkaten) bereichern hätte sollen, bleibt eine andere Frage – manchmal schien es des Guten fast zu viel!
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Tiroler Volksblatt vom 12. Februar 1943, Seite 8

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Schutz des Orts- und Landschaftsbildes gegen Verunstaltung
In: Innsbrucker Nachrichten vom 13. Februar 1943, Seite 5

Innsbruck, 12. Febr[uar]. Im Verordnungs- und Amtsblatt für den Reichsgau Tirol und Vorarlberg erschien eine vom Gauleiter und Reichsstatthalter genehmigte gemeinsame Verordnung sämtlicher Landräte im Gau Tirol-Vorarlberg und des Oberbürgermeisters der Gauhauptstadt Innsbruck über den Schutz des Orts-, Straßen- und Landschaftsbildes gegen Verunstaltung.

Der Zweck der Verordnung geht aus ihrem Einleitungssatz hervor: „Unsere Städte und Dörfer waren ursprünglich Ausdruck deutscher Baukultur und deutschen Gemeinsinnes. Durch nachträgliche bauliche Eingriffe ist oft das harmonische Orts- und Straßenbild zerstört worden. Auch die offene Landschaft wurde vielfach durch häßliche bauliche und werbetechnische Maßnahmen verunstaltet.“

Im allgemeinen besagt die Verordnung, es seien „bauliche Anlagen und Aenderungen so auszuführen, daß sie Ausdruck anständiger Baugesinnung und werkgerechter Durchbildung sind und sich der Umgebung einwandfrei einfügen“. Um dies zu verwirklichen, setzt die Verordnung grundsätzlich fest, daß alle, auch die bisher nicht bewilligungspflichtigen baulichen Anlagen und Aenderungen, soweit sie nach außen sichtbar werden, der baupolizeilichen Genehmigung bedürfen. Hierzu gehören alle Bauten ohne Rücksicht auf das Vorhandensein einer Fundamentierung und auf die verwendeten Baustoffe; also auch Scheunen, Silobauten, Gartenhäuser, Glashäuser, Garten- und Werkzeughütten, Baracken, Jauchegruben, Düngerstätten. Einfriedungen, Stütz- und Gartenmauern, Brunnen, Denkmale, Bildstöcke u. dgl., ferner auch Ausbesserungs- und Erneuerungsarbeiten am Aeußeren von Bauwerken, so z. B. Erneuerungen des Verputzes, der Verschalung, der Dacheindeckung, der Fenster, Türen, Balkone, Veranden und deren Farbgebung. Bauliche Aenderungen und Instandsetzungen an Bauwerken von geschichtlicher oder künstlerischer Bedeutung werden in der Verordnung besonders berücksichtigt.

Was Ausdruck anständiger Baugesinnung und werkgerechter Durchbildung ist, bestimmt im Einzelfall die Polizeibehörde. Die Verordnung zählt eine umfangreiche Liste von Bestimmungen auf, die bei der äußeren Gestaltung der Bauten sowie bei Vereinigungen des Orts-, Straßen- und Landschaftsbildes zu berücksichtigen sind und setzt ferner eingehend die Genehmigungspflicht für Ankündigungen und Werbeeinrichtungen fest.

Die Verordnung ist mit Beginn dieses Jahres in Kraft getreten; Uebertretungen stehen unter Strafdrohung nach den Bestimmungen der Bauordnung. Die sowohl in der Gauhauptstadt als auch in verschiedenen Kreisen des Gaues bereits seit längerer Zeit mit mehr oder minder durchschlagenden Erfolg durchgeführten Vereinigungen des Orts- und Landschaftsbildes haben durch diese Verordnung für ihre weitere Ausgestaltung eine gesetzliche Grundlage erhalten, die gleichzeitig eine Handhabe dafür schafft, daß in Hinkunft Bausünden und Verunzierungen des Landschaftsbildes nötigenfalls mit gesetzlichen Mitteln hintangehalten werden können, wenn die freiwillige Einsicht vereinzelter Bauträger hierfür nicht vorhanden sein sollte.
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Sophokles „König Oedibus“ in der Innsbrucker Urania
In: Innsbrucker Nachrichten vom 13. Februar 1943, Seite 5
Von Karl Paulin

Den Geist des antiken Hellenentums und seine künstlerisch formende schöpferische Kraft unserer Gegenwart auszudeuten und nahezubringen, ist das Ziel jener Lesungen hellenischer Tragödien, welche die Arbeitsgruppe der Freunde des Gymnasiums schon in den letzten Jahren mit Erfolg begonnen hat. In Weiterführung dieser kulturellen Aufgabe fand am 11 d. M. in der Aula der Deutschen-Alpen-Universität eines Lesung von Sophokles „König Oedipus“ statt, welche sich von den früheren Lesungen z. B. „Agamemnon“ dadurch unterschied, daß sie nicht nur Bruchstücke oder ausgewählte Szenen aneinanderreihte, sondern das klassische Meisterwerk als Ganzes zur Darstellung brachte.

Nach der Begrüßung der Ehrengäste, besonders des Bereichsleiters Pg. Margreiter, der in Vertretung des Gauleiters und Reichsstatthalters erschienen war, deutete Professor Dr. Albin Lesky in seinen einleitenden Worten das sophokleische Drama als großartiges Mittelstück der griechischen Dichtung zwischen Aischylos und Euripides und wies nach kurzer Inhaltsangabe auf den Charakter des „König Oedipus“ als Schicksalstragödie, in die der kämpfende Mensch eingreift und die daher dem germanischen Empfinden und unserer Auffassung vom Tragischen am nächsten steht.

Nun folgte die Lesung der Tragödie mit verteilten Rollen durch Künstler unseres Reichsgautheaters. Kaum je hat das dichterische Wort, losgelöst von Szene, Kleid und Gebärde, allein durch die ihm innewohnende schöpferische Sprachgewalt, einen solchen Triumph gefeiert wie in dieser Lesung. Von allen Hilfsmitteln des Theaters befreit, schritten die Verse der antiken Tragödie einher, wie sie vor Jahrtausenden der Dichter geformt, in makellos erhabener Schönheit, alle Gefühle der Menschenbrust ins Heroische steigernd.

Den großen Linien der griechischen Tragödie und des klassischen Theaters folgend, traten die Künstler auf und ab, das kostbare Gut der Dichtung wie in goldenen Schalen emporhebend.

Den Oedipus sprach Siegfried Süßenguth klar und tief zugleich solang der König von Theben, gegen die Beschuldigungen des blinden Sehers kämpft, in allen Tiefen aufgewühlt, zur letzen Sühne entschlossen nach der unentrinnbaren Erkenntnis. Paul Schmid formte den Seher Teiresias mit einer plastischen Meisterschaft, welche diese Gestalt aus tragischem Urgrund riesenhaft aufwachsen ließ. Die dunklen Farben seines Kreon aber waren durch tiefe Menschlichkeit gemildert. Berthe Waeber wußte die tragische Verhaltenheit der Königin Jokaste ergreifend zu gestalten. Die schwierige Aufgabe, den vielstimmigen Chor, ein wesentliches Element des griechischen Theaters, zu personifizieren, löste Anton Straka mit scharf meißelndem Wort, dessen Tonlage dem wechselreichen Echo der Geschehnisse entsprach.

Die übervolle Aula, in der begrüßenswerterweise auch die Jugend sehr stark vertreten war, stand vom ersten bis zum letzten Wort im Bann altgriechischer Dichtung, die das Ewigmenschliche bis in die tragischen Wurzeln alles Seins in zeitlos gültiger künstlerischer Form verkündet. Vielleicht ist gerade unsere Zeit mit ihren aufwühlenden Erlebnissen, die dem gigantischen Daseinskampf unsers Volkes entquellen, besonders aufgeschlossen für die gewaltige dichterische Sprache einer heroischen Zeit.
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Ein neuer deutscher Jugendfilm
Erstaufführung des HJ.- Films „Hände hoch“ in Innsbruck – Pimpfe im KLV.- Lager
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. Februar 1943, Seite 4
Von Hermann Fink

Innsbruck, 14. Febr[uar]. Seit einer Reihe von Jahren bemüht sich die deutsche Filmindustrie um den Jugendfilm, der wie kein anderer Pionierarbeit fordert und Neuland ist. Es hat darum auch langer Zeit bedurft, bis sich die einzelnen Versuche mehrten und zum Erfolg führten. Zu den Pionieren des deutschen Jugendfilms zählt auch der bekannte Jugendschriftsteller Alfred Weidenmann, dessen Jungenroman „Jakko“ im Vorjahr verfilmt wurde und der nun selbst das Drehbuch zum neuen Jugendfilm „Hände hoch“ schrieb und dessen Spielleitung übernahm. Während die bisherigen Versuche von der Welt der Erwachsenen her entwickelt waren und somit ihre Spannungsmomente auch von dort bezogen, kommt die schlichte Handlung des Filmes „Hände hoch“ ganz aus der Gemeinschaft der von ihr dargestellten Pimpfe selbst. Glaubte der Drehbuchautor des Jugendfilmes bisher zum Aufbau derartiger Filme auf irgendwelche kriminelle Spannungskonstruktionen nicht verzichten zu können, die ja immer dann in Anwendung kommen, wenn der „vorliegende Stoff zu farblos“ ist, so ist mit dem Film „Hände hoch“ zumindest vom Drehbuch her der Beweis erbracht, daß es dieses dramaturgischen Feuerwerks nicht bedarf.

Der Film schildert einen Erlebnisabschnitt unserer Pimpfe, die sich in einem Kinderlandverschickungslager in der Slowakei am Fuße der Hohen Tatra befinden. Inmitten dieser herrlichen Bergwelt erleben diese Pimpfe ihr eigenes ungestörtes Leben, bis sich eines Tages der Himmel bewölkt und ein langanhaltender Landregen folgt. In den ersten Tagen dieses Regens wissen sich die Pimpfe noch zu helfen. Aber wie das ständige Prasseln an die Fensterscheiben, wie all der Schmutz und die Nässe draußen gar kein Ende finden wollen, macht sich doch die Langeweile bemerkbar. Eine recht gereizte Stimmung kommt auf. Eine Schlägerei schließlich zeigt dem HJ.-Führer und dem jungen Lehrer, daß irgend etwas geschehen muß. Da platzt plötzlich und fast wie eine Rettung eines Morgens der Ortsgendarm in die gespannte Atmosphäre. In der Nacht sind lange gesuchte Verbrecher im Dorf gewesen. Das Lager wird sofort zu deren Verfolgung angesetzt. In drei Gruppen geht es hinter den Ausreißern her. Und wie nun sogar der Himmel sich wieder aufreißt, ist wieder die alte Frische und Fröhlichkeit unter den Jungen. Nach mancher Abwechslung und vielem Hin und Her faßt eine Gruppe mitten in der Nacht die beiden Halunken in einem dunklen Walde. Im Triumph geht es zum Lager zurück. Aufregung, Spannung und Erwartung bis der Ortsgendarm kommt, um die beiden Burschen ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Aber bevor es soweit kommt, geschieht plötzlich auch etwas, das sich die Pimpfe am allerwenigsten gedacht haben – die zwei Ausreißer sind nämlich gar nicht die beiden so lang gesuchten Verbrecher – sondern …, nein, das wollen wir unserer Jugend, die nun der Reihe nach im ganzen Gau Gelegenheit hat, diesen Film in den Jugendfilmstunden der Hitler-Jugend zu sehen, nicht verraten.

Dieser neue deutsche Jugendfilm unterhält weniger von der Handlung und seiner stofflichen Spannung her, als vielmehr von dem so natürlichen und echten Spiel der in ihm wirkenden Jungen. Diese frischen Pimpfe sind es, die mit ihrer Sprache und ihrer jugendhaften Selbstverständlichkeit die Anerkennung aller, sei es nun der erwachsenen oder auch jugendlichen Kritiker finden. Die Jungen dieses Filmes sind – und das ist ja das wichtigste und schönste – keine „Film-Kinder“, sondern waschechte Pimpfe. Sie stammen alle aus dem Ruhrgebiet und kehrten nach dem Abschluß der Aufnahmen wieder ebenso selbstverständlich in ihren Alltag zurück, wie sie zuvor ihre „Filmrollen“ gespielt hatten.
Dieser neue deutsche Jugendfilm wird derzeit in den kleinen Kammerspielen in Innsbruck aufgeführt und zwar an den Werktagen der Reihe nach für die gesamte Innsbrucker Hitler-Jugend und am Samstag und Sonntag für die Erwachsenen. Anschließend wird der Film im Rahmen der Jugendfilm-Stunden der Hitler-Jugend in allen Standorten der Hitler-Jugend, in denen sich Lichtspielhäuser befinden, gezeigt.
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Tiroler Volksblatt vom 15. Februar 1943, Seite 8

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Rektorsinauguration an der Alpenuniversität
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. Februar 1943, Seite 3

Innsbruck, 14. Febr[uar]. Am Samstag, den 13. d. M., fand an der Deutschen Alpenuniversität Innsbruck die Verabschiedung des bisherigen Rektors Professor Dr. [Harold] Steinacker und die Einführung des neuen Rektors Professor Dr.[Raimund von] Klebelsberg in feierlicher Weise statt. Zu dem Festakt waren auch Gauleiter Hofer mit dem Stellvertretenden Gauleiter, Befehlsleiter Pg. Parson und einer Anzahl Politischer Leiter, Generalleutnant Freiherr von Waldenfels mit Vertretern der Wehrmacht sowie führende Männer des Staates, der Stadt, der Wirtschaft, die Professoren- und Studentenschaft erschienen. Für die Gestaltung der Feier trug besonders das Collegium Musicum unserer Hohen Schule bei.

Der bisherige Rektor Prof. Dr. Steinacker begrüßte die Ehrengäste und unter ihnen besonders auch die anwesenden Wehrmachturlauber, und betonte, daß die Einführung des neuen Rektors zwar in der alten Form, aber im Gehalt beherrscht vom Ernst der Stunde stattfinde, in der die Wissenschaft sich bewußt sein müsse, daß ihre gesamte geistige und moralische Energie in allererster Linie wie alles andere auch Waffe des Volkes zu sein hat. Professor Dr. Steinacker, der seit dem Umbruch im Jahre 1938 als Rektor an der Spitze der Deutschen Alpenuniversität stand, erinnerte an den Anteil, den dieselbe am Kriege hatte und noch hat und betonte, daß insgesamt 40 Prozent der Lehrer zur Wehrmacht eingezogen wurden und heute noch ein beträchtlicher Anteil des Lehrkörpers unter den Fahnen steht. Nachdem der Redner der gefallenen Professoren, Dozenten und Studenten gedacht hatte, stellte er als vornehmste Kriegsaufgabe der Universität die Pflicht heraus, den Wehrmachturlaubern zu dienen, ihnen die geistige Entscheidung zu erleichtern und ihnen zu helfen, tüchtige Männer für den Dienst am Volksganzen zu werden. Darüber hinaus ließ sich die Universität aber auch die Betreuung der Truppe selbst angelegen sein. Die Wehrmachtbetreuer hielten in 19 je vierwöchigen Fahrten 241 Vorträge bei Einheiten der Wehrmacht, und das 30köpfige Collegium Musicum hat auf seinen Frontfahrten eine ähnliche Anzahl von Gesangs- und Orchestervorträgen geboten. Der scheidende Rektor dankte dann seinen Mitarbeitern und stellte fest, daß es gelungen sei, nach der notwendigen, jedoch zahlenmäßig geringfügigen Reinigung des Lehrkörpers nach dem Umbruch eine Gesinnungsgemeinschaft zu erstellen, die in Zusammenarbeit mit den Leitern des Gau-Dozentenbundes und des Gau-Studentenbundes fruchtbare Arbeit in nationalsozialistischem Sinne leisten konnte. Durch die stetige Hilfsbereitschaft des Gauleiters und Reichsstatthalters Franz Hofer und des Stellvertretenden Gauleiters sei die Aufbauarbeit an der Universität in günstigem Sinne beeinflußt gewesen.

Professor Dr. Steinacker wies dann weiter darauf hin, daß vor dem Umbruch die große Zahl der Hörer nur darauf zurückzuführen war, daß die jungen Leute, die sonst keine Arbeit bekamen, aus Verzweiflung studierten, und erinnerte daran, wie in jener Zeit, in der Freiheit mit Anarchie und Elend gleichzusetzen war und die Dinge dem bolschewistischen Chaos entgegenreiften, Forschung und Unterricht immer mehr einfroren. Erst die Befreiungstat des Führers gab auch unseren Hochschulen wieder neuen Sinn, die nun nicht mehr ein akademisches Proletariat erzeugen, sondern Fachleute und Männer mit einem neuen Berufsethos heranbilden. In den harten Jahren der Verbotszeit der NSDAP. stand der allergrößte Teil der Hörer und Lehrer auf Seite der Bewegung unseres Führers, und als die Freiheitsstunde schlug, war auch die Universität unserer Gauhauptstadt für sie gerüstet. Damals hat Professor Dr. Steinacker auf gemeinsamen Vorschlag von Professoren und Studenten das Amt des Rektors übernommen. Nach seinen weiteren Ausführungen hatte das großzügige Aufbauprogramm, das für unsere Universität erstellt wurde, unter den bekannten Zeitereignissen zu leiden, dennoch aber konnte viel geschaffen und begonnen werden. Es wurden neue Lehrkanzeln erstellt und mehr Dozenten berufen. Wenn die getroffenen baulichen Maßnahmen vielfach auch nur Notlösungen darstellen, so tragen sie doch schon jetzt zur Verbesserung des wissenschaftlichen und des Lehrbetriebes bei. Der Zeit nach dem Sieg muß die Ausführung größerer Projekte vorbehalten bleiben. Für die Heranbildung tüchtiger Kräfte wurde schon in den letzten Jahren durch die Einschaltung neuer nationalsozialistischer Methoden gesorgt. Professor Dr. Steinacker wies in diesem Zusammenhang auf die Begabtenförderung, auf das Langemarck-Studium und auf das Studentenwerk hin. Nie mehr werde man zur liberalen Wissenschaft der vergangenen Zeit, die nur einen Leistungsrückgang brachte, zurückkehren. In dem Bewußtsein unseres Menschenmangels werden wir trachten, durch Qualität die fehlende Quantität zu ersetzen und in dem Bestreben, dem Volke neben dem besten Facharbeiter auch den besten Akademiker zu geben, müsse die Universität in treuer Gefolgschaft ihre ganze Kraft für den gegenwärtigen Krieg und seine Belange einsetzen, für jenen Krieg, in dem der Führer uns vorangeht, der größten siegreichen Entscheidung der Geschichte unseres Volkes entgegen.

Nunmehr ergriff der neue Rektor der Deutschen Alpenuniversität, Professor Dr. Klebelsberg, das Wort und machte sich eingangs seiner Ausführungen zum Sprecher der gesamten Universität, als er dem scheidenden Rektor den tiefsten Dank aussprach. Länger als jemals ein Rektor habe Professor Dr. Steinacker die Universität in einer Zeit geleitet, in der schwerer als die Jahre noch die Umstände wiegen. Nach dem Umbruch mußte der Rektor ganz aus eigenem Richtlinien schaffen. Er sei auf den Schild gehoben worden von seinen Freunden und Kollegen und habe über persönlich schweres Geschick hinweg, getragen vom Vertrauen und gestützt auf die Hilfe des Gauleiters die Universität über den Berg geführt. Der Rektor gab bekannt, daß der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Professor Dr. Steinacker in einem feierlichen Schreiben den D
ank ausgesprochen habe, den der Gauleiter herzlichst und unmittelbar zum Ausdruck brachte. Unter lang anhaltendem Beifall aller Anwesenden bat der Rektor Professor Dr. Steinacker die Würde eines Ehrensenators der Deutschen Alpenuniversität anzunehmen und auch weiterhin als wirklicher Senator dem Institut seine Erfahrungen zugute kommen zu lassen.

Rektor Professor Dr. Klebelsberg gab dann die neue Zusammensetzung des Senates bekannt: Als Prorektor wurde an Stelle von Professor Sperlich Professor Dr. A. Lesky bestellt, zum Dekan der medizinischen Fakultät an Stelle von Professor Dr. Lang Professor Dr. Scharfetter und zum Dekan der philosophischen Fakultät an Stelle von Professor Dr. Miltner Professor Dr. H. Ammann. Die Dekane der rechts- und staatswissenschaftlichen sowie der naturwissenschaftlichen Fakultät, die Professoren Dr. H. Haemmerle und Dr. Otto Steinböck, die nach einem längeren Wehrdiensteinsatz wieder an ihre Lehrkanzel zurückgekehrt sind, bleiben weiterhin im Amte. Ebenso verbleiben der kommissarische Gaudozentenführer Professor Dr. Machek und der kommissarische Gaustudentenführer Dr. H. Umlauft. An Stelle der Professoren Dr. Klebelsberg und Professor Dr. Kofler wurden die Professoren Dr. H. Steinacker und Dr. B. Breitner zu Senatoren berufen.

Zuletzt erklärte Professor Dr. Klebelsberg, die deutsche Alpenuniversität Innsbruck als Rektor verantwortlich zu führen, und bat den Gauleiter, ihn so wie seinen Vorgänger zu unterstützen.

Im Wettstreit der deutschen Universitäten sei der Name „Deutsche Alpenuniversität“ eine Verpflichtung. Keine Universität der Welt liege so mitten in den hohen Bergen und keine sei so berufen, das Wissen um die Alpen und die Hochgebirgsforschung zu pflegen und zu fördern, wie die Innsbrucker Hohe Schule. Auch die Lage an der Südgrenze bringe eine besondere Aufgabe mit sich, und an der Grenze sein, heiße immer auf der Höhe sein. Dieses Grenzverhältnis muß dem Ansehen und den Erfordernissen des Reiches entsprechen. Im Rahmen der gesamtdeutschen Aufgabe sei die Deutsche Alpenuniversität unlösbar mit dem Begriff Gau Tirol-Vorarlberg verbunden.

Im Anschluß an die Einführungsfeier hielt Rektor Professor Dr. Klebelsberg altem Brauch entsprechend einen Vortrag, für den er sich das Thema „Grundsätzliches aus der Geschichte des Lebens“ stellte, dessen Erörterungen ihn vor zehn Jahren das damalige System verwehrt hatte.
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Der Volksdichter Carl v. Lutterotti
Zu seinem 150. Geburtstag
In: Innsbrucker Nachrichten vom 16. Februar 1943, Seite 3f.
Von Karl Paulin

Eine der stärksten Wurzeln des Volkstums ist die Mundart, herb und derb, ungeschminkt und lebenswahr, voll des Klanges längst verrauschter Jahrhunderte, unberührt von neuen sprachlichen Formen. In der Mundart dichtet das Volk selbst als namenloser Schöpfer seiner Gstanzeln und Schnaderhüpfeln, der Kampf-, Trutz-, Liebes-. Jäger- und Schützenlieder, die sich von einem Geschlecht zum anderen, von Mund zu Mund überlieferten. Die eigentliche Kunstdichtung, die sich der Mundart bedient, hat in unserem an unzähligen Spielarten des Dialektes so reichen Gau erst verhältnismäßig spät eingesetzt. Ihrem ersten und größten Meister, Carl von Lutterotti von Gazzolis und Langenthal, der vor 150 Jahren geboren wurde, gilt diese Erinnerung.

In Bozen am 16. Februar 1793 als Sohn des Kreishauptmannes Johann Maria von Lutterotti und seiner Gattin Barbara, geborene Prugger von Pruggheim, geboren, kam Lutterotti schon als Kind 1796 nach Innsbruck, wo er Student am denkwürdigen 12 April 1809 vom Fensterbrett seiner Wohnung am Innrain aus dem Sturm der Bauern auf die Innbrücke zusah und dabei durch eine verirrte Kugel am Fuß verwundet wurde […].

Seit 1824 lebte er in Imst, das damals zur Zeit des Fuhrwerkverkehrs einer der bedeutendsten Marktorte des Landes war. Die Gelegenheit, das Volks zu beobachten und zu studierten, benützte Lutterotti mit genial geschärften Sinnen; er sammelte nicht nur Pflanzen und besaß ein wertvolles Herbarium, sondern vor allem Volkstrachten und Volkslieder. Als geschickter Zeichner hielt er die Einzelheiten der heimischen Trachten in zahlreichen Aquarellen fest und fertigte auch viele Landschaftszeichnungen an, die mit seinen Trachtenbildern im Tiroler Landesmuseum verwahrt werden.

Lutterottis bedeutsamste Gabe war aber sein Ohr für die Tiroler Mundarten; er verstand und sprach nicht nur die meisten Dialekte, sondern wußte sie auch mit seltener Treffsicherheit und Anschaulichkeit dichterisch zu verwerten. Dabei schöpfte er aus dem reichen Sagen- und Volksliederschatz aus dem Volksleben und den Zeitverhältnissen, gab seinen Stoffen aber stets die ihm selbst eigentümliche dichterische und sprachliche Form […].

Aus Lutterottis Gedichten sprechen alle Gefühle, die das Volk bewegen, vor allem naive und doch bildkräftige Naturanschauungen, starkes Empfinden für Recht und Unrecht, klarer realistischer Blick für die Zeitereignisse, warme Heimat- und Vaterlandsliebe und ein kerniger, echt volkstümlicher Humor […].

Sei eigentliches unvergängliches Denkmal hat sich Carl von Lutterotti aber in seinen Mundartgedichten selbst gesetzt, die – ich kann es aus der Vortragserfahrung zweier Jahrzehnte bezeugen – bis in die jüngste Zeit nichts an ihrer ursprünglichen naturhaften Frische und unwiderstehlichen volkstümlichen Wirkung verloren haben. Was der Dichter einst aus dem Volk geschöpft, strömt immer wieder ins Volk zurück, in solchem Kreislauf liegt die dauernde Bedeutung dieser klassischen Volksdichtung.
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Beerdigung in Kramsach
In: Tiroler Landbote vom 19. Februar 1943, Seite 6

Der Obmann der Kramsacher Standschützenmusikkapelle, Parteigenosse Josef Widmann, wurde zur letzten Ruhe bestattet. Auf seiner letzten Fahrt gaben ihm außer den Angehörigen die Politischen Leiter, die von ihm geführte Standschützenkapelle und die Feuerwehr sowie zahlreiche Partei- und Volksgenossen das ehrende Geleit. Am Grabe legte Ortsgruppenleiter Pg. Gutmann den Kranz des Gauleiters nieder und sprach Abschiedsworte, wobei er den Dank der Heimat für sein Wirken für das heimische Brauchtum zum Ausdruck brachte.
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Mundart und Volkslied
In: Innsbrucker Nachrichten vom 22. Februar 1943, Seite 3

Im Rahmen der Veranstaltung des Kulturringes der Hitler-Jugend wurde in Imst ein Abend durchgeführt, bei dem Schriftleiter Karl Paulin Mundartgedichte von Carl von Lutterotti und anderen Verfassern zum Vortrag brachte und Robert Berchtold Volkslieder zur Gitarre sang. Die Buben und Mädel folgten mit Spannung und Begeisterung.

[Gleichlautend im Tiroler Landboten vom 23. Februar 1943, Seite 4].
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Tiroler Volksblatt vom 22. Februar 1943, Seite 8

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Dorfgemeinschaftsabend in Ellbögen
In: Tiroler Landbote vom 23. Februar 1943, Seite 4

In Ellbögen fand ein Dorfgemeinschaftsabend der NSDAP. statt, an welchem Gauhauptstellenleiter Pg. Buemberger teilnahm. Im Laufe des Abends, der durch musikalische Vorträge der Musikkapelle Bacher und Sängerinnen Lexel aus Innsbruck verschönt wurde, sprach Pg. Buemberger über den Einsatz im totalen Krieg. Der Abend bot ein Bild schönster Volksgemeinschaft.
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Schulungslager für Bauernmädel
In: Tiroler Landbote vom 23. Februar 1943, Seite 4

In Vomper Berg fand gestern ein zehntägiges Lager für Bauernmädel seinen Abschluß. Die Mädel, die aus den Standorten Westendorf und Umgebung hier zusammengekommen waren, erhielten in diesen zehn Tagen der Gemeinschaftsarbeit viel praktische Kenntnisse für den bäuerlichen Haushalt vermittelt und erlebten darüber hinaus bei Volks- und Brauchtumsarbeit, Singen und Werkarbeit schöne Stunden der Kameradschaft.
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Dorfgemeinschaftsabend in Hopfgarten
In: Tiroler Landbote vom 26. Februar 1943, Seite 6

Der am Sonntag in Hopfgarten von der Ortsgruppe der NSDAP. veranstaltete Dorfgemeinschaftsabend stand ganz im Zeichen des kürzlich zu Ende gegangenen Webkurses. Die Bauernmädel, die an diesem Kurs teilgenommen hatten, sangen schöne Volkslieder. Die Arbeitsmaiden des Lagers 8/203 zeigten Reigen und auch unsere Schule war am Gelingen des frohen Abends mit scherzhaften Gstanzeln beteiligt. Unsere Frauenschaft brachte Gedichte und Lieder zum Vortrag, dazwischen spielte die Standschützenkapelle ihre lustigen Weisen. Der Ortsbauerführer erläuterte in einer Ansprache den Zweck des Webkurses in dem Sinne: „Bauern vom Land, tragt auch das Gwand vom Land.“
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Das 5. Symphoniekonzert
In: Innsbrucker Nachrichten vom 27. Februar 1943, Seite 5
Von Hermann J. Spiehs

Im 5. Symphoniekonzert, das Opernkapellmeister Hans-Georg Ratjen leitete, kamen drei wesenhaft verschiedene Werke zur Aufführung, die von der Vielfalt deutschen Musikschaffens beredtes Zeugnis ablegten. Eingangs ein „Concertino im alten Stil“ von Robert Nessler, einem jungen hochbegabten Innsbrucker Komponisten, der zur Zeit den Soldatenrock trägt. Schade, daß der Große Stadtsaal nicht gerade der Rahmen war für das kammermusikalisch fundierte Werk, das in Inhalt und Formung an alte Vorbilder gemahnt […].

Die acht Variationen Johannes Brahms über den „Chorale St. Antoni“, einer Haydn’schen Feldpartie entnommen, zeigten den norddeutschen Meister bereits als den kommenden Symphoniker und gaben dem Orchester und seinen Dirigenten stellenweise heikle Aufgaben zu lösen. Kapellmeister Ratjen entfaltete denn auch den auf Farbe und Bewegung abgestellten Klangzauber der Partitur.

Noch mehr kann die Wiedergabe der „Fünften“ von Anton Bruckner nach der Originalfassung als ein für das Innsbrucker Musikleben bedeutsames Ereignis gebucht werden[…].

Unser Orchester verstärkt durch einzelne Mitglieder des Bayrischen Staatsorchesters, zeigte sich mit voller Hingabe am Werke. Man verdankte ihm diesmal einen von aller Tünche befreiten, echten Bruckner […].

Ein besonders Fazit dieser Brahms-Bruckner-Darbietung: Opernkapellmeister Ratjen zeigte sich auch symphonischen Aufgaben vollends gewachsen. Mit sicherem Formempfinden und seinem Ohr erschloß er uns das monumentale Meisterwerk. Das von sichtlicher Spielfreude getragene Orchester, das in all seinen Gruppen den Intentionen des Dirigenten Folge leistete, wurde zum Schlusse in die begeisterten Ovationen der Zuhörerschaft miteinbezogen und aufs herzlichste gefeiert.
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Georgine v. Milinkovic in Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 27. Februar 1943, Seite 5
Von Ernst Dieffenbach

Den zahlreichen Verehrern ihrer Kunst und Stimme wird es gewiß eine angenehme Nachricht sein, daß die gefeierte Altistin der Münchner Staatsoper Georgine v. Milinkovic, am Mittwoch, 3. März, 8 Uhr abends, im Stadtsaal in Innsbruck im Rahmen eines von der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ veranstalteten Abends auftritt. Die Künstlerin, den hiesigen Musikfreunden von ihrem letzten Konzert im vorigen Juni noch in bester Erinnerung, wird je eine Liedergruppe von Schubert, Brahms, Hugo Wolf und Richard Strauß vortragen und den Abend mit Arien von Wagner, Mascagni und Verdi beschließen. Am Flügel wird sie von Staatskapellmeister Heinrich Hollreiser, München, begleitet.


Liederabend Milinkovic
In: Innsbrucker Nachrichten vom 5. März 1943, Seite 5
Von Karl Senn

Von der Deutschen Arbeitsfront, NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ veranstaltet, gab die erste Altistin der Münchner Staatsoper Georgine von Milinkovic am Mittwoch, den 3. März, im Großen Stadtsaal einen Lieder- und Arienabend, am Flügel begleitet von Staatskapellmeister Heinrich Hollreiser. Die prachtvolle Stimme von makelloser Reinheit und ihre technisch vollendete Gesangskunst sind es vor allem, die die Vorträge der Künstlerin zu einem Ereignis werden lassen. Ihr großer Stimmumfang und besonders auch ihre glänzende Höhe veranlassen sie wohl, sich mehr dem Sopranfach zuzuwenden, das auch ihrem eminent dramatischen Gestalten mehr entgegenkommt, wenngleich der Wohllaut ihrer Stimme in den tiefen Lagen am schönsten ist. Eigenartig war ihr und ihres Begleiters Tempo rubato in den Schubert-Liedern, von denen sie „An die Musik“, „Auf den Wassern zu singen“, „Nacht und Träume“ und „Frühlingsglaube“ sang. Ganz auf Wohlklang und Tonschönheit eingestellt gelangen die vier vielgesungenen Brahms-Lieder „Feldeinsamkeit“, „Alte Liebe“, „Wie Melodien zieht es mir“ und „Der Schmied“. Besonders in der „Feldeinsamkeit“ und in dem als Zugabe gesungenen „Wiegenlied“ war ihr Pianissimo von zartestem Hauch. Sehr gut waren ihr auch die drei zu vornehmsten Ausdruck gebrachten Hugo-Wolf-Lieder gelegen: „Was soll der Zorn, mein Schatz?“, „Erstes Liebeslied eines Mädchens“ und „Ich hab’ in Penna einen Liebsten wohnen“. Zu großer Wirkung gesteigert, hörte man als letzte Liedvorträge Richard Strauß’ „Heimkehr“, „Morgen“ und „Befreit“. Das Bravouröse ihrer Gesangskunst zeigte sich vollends in ihren dramatischen Gesängen der Arie des Adriano aus Richard Wagner „Rienzi“, der Arien der Santuzza aus Mascagnis „Cavalleria rusticana“ und der Arie der Eleonore aus Verdis „Macht des Schicksals“.

Staatskapellmeister Heinrich Hollreiser war der Künstlerin ein technisch ausgezeichneter, in seinen breiten Zeitmaßen und seinem nuancenreichen Gestalten ganz auf Romantik eingestellter Begleiter.
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1943, März


„Margarethe“
Zur Faust-Aufführung am Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 2. März 1943, Seite 5
Von Karl Senn

[…] Nach längerer Zeit hat nun das Reichsgautheater dieses Werk Gounods am Sonntag, den 28. Februar, wieder herausgebracht. Die Titelpartie wußte Charlotte Raab mit warmen Empfinden, vielseitig und erschöpfend, den Schluß in großer, mit mächtigem Ausdruck geladener Steigerung zu gestalten. Unter wohlüberlegter Ausnützung aller Möglichkeiten kamen die melodischen und dramatischen Schönheiten zu vollster Auswirkung. Rudolf Gerlach sang als Gast den Faust, eine umfangreiche Partie, die vom Sänger hohe lyrische wie dramatische Gesangskunst verlangt. Vom poetischen bis zum dramatischen Ausdruck zeigte der Gast bühnesicheres Können. Ganz in seinem Element war Franz Schiffrer als Mephistopheles, in dessen diabolisches Wesen er sich in energischer Gestaltung eingefühlt hatte. Als Valentin bot Björn Forsell ganz Ausgezeichnetes. Besonders die Sterbeszene war mit überlegener Kunst in Gesang und Darstellung ausgearbeitet. Fritzi Heinen, stimmlich hervorragend, weiß für ihre Partie immer Neues, von jeder Schablone Abweichendes zu finden. So war auch ihre Marthe originell und eindrucksvoll belebt, wenn auch keine „böse Sieben“, wie Mephisto sie sieht. Nanna Egils Stimme ist wohl nicht ergiebig genug, um der Partie des Siebel voll zu genügen, wenn auch anerkannt sei, daß sie ihre Rolle gut beherrschte.

Kapellmeister Hans Georg Ratjen gab als musikalischer Leiter der Gounodschen Melodik die schöne Linie, ihrer Pathetik würdevollen und ihrer Dramatik einen ins große gesteigerten Ausdruck. Die vielen Verwandlungen und szenischen Vorgänge stellen den Spielleiter vor eine schwierige Aufgabe. Ottomar Mayr hat diese unter Ausnutzung aller vorhandenen Mittel bestmöglich gelöst. Unterstützt von den ausgezeichneten Bühnenbildern Hans Siegerts, den prächtigen Kostümen, der wirkungsvollen Beleuchtung und bester technischer Leistung gab es viel Interessantes in großer Abwechslung zu sehen. Die Blocksbergszene hatte eine eigenartige, phantastische Gestaltung erfahren, die durch die dämonischen, gebärdenhaft sehr abwechslungsreich ausgedeuteten Tänze des Balletts – geleitet von Grete von Heimburg – in ihrer Wirkung stark gesteigert wurde.
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Violinkonzert Roman Wisatas in Kitzbühel
In: Innsbrucker Nachrichten vom 2. März 1943, Seite 5
Von Viktor Jalowczarz

Die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ hat uns wieder einen schönen Abend geschenkt. Roman Wisata versteht seinen großen Ton meisterhaft zu verwerten und vereinigt technische Meisterleistung mit tiefstem seelischem Empfinden. Das Programm brachte Corelli, Brahms und Beethoven, dem sich der heimische Komponist Nessler anschloß: mit Sibelius und Sarasate fand die Vortragsfolge den erwarteten brillanten Abschluß. Smetanas „Aus der Heimat“ hätte das Programm beendet, wenn der Künstler nicht zu mehreren Zugaben herausgerufen worden wäre. Frau Herta Reiß paßte als Begleiterin am Flügel in den Rahmen und trug zu diesem Erfolg einen wesentlichen Teil bei.
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50. Geburtstag eines Tiroler Komponisten
In: Innsbrucker Nachrichten vom 2. März 1943, Seite 5
Von Otto Kunz

Der Komponist Prof. Josef Messner feierte kürzlich seinen 50. Geburtstag. In Schwaz geboren, Schüler von Klose und Becht in München, gehört er zu den bedeutenden süddeutschen Vertretern der Neuromantik, die alle Gebiete der modernen Formenwelt umfaßt und im Klangkolorit, harmonischer Gestaltung und melodischem Bau den gedanklichen Reichtum des süddeutschen Barocks wieder auferstehen läßt. 1922 als Domkapellmeister nach Salzburg berufen – auch als Orgelimprovisator entwickelte Messner eine vielseitige Tätigkeit – schrieb er Symphonien, Chorwerke (darunter „Das Leben“), Lieder und vieles andere. Als Leiter des Salzburger Domchores hat sich Messner auch Verdienste um die Ausgestaltung des Musiklebens Salzburgs erworben.
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Kammermusik in Kössen
In: Tiroler Landbote vom 2. März 1943, Seite 4

Erstmalig gastierte in unserer Gemeinde ein Kammerorchester. Das Kitzbüheler Kammerorchester unter der Leitung Musikdirektors Professor Digli brachte Musik von Mozart, Haydn und Strauß. Der Erfolg war groß. Die Kössener sind der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ für die Veranstaltung dieses Abends besonders dankbar und hoffen, daß sie das Kitzbüheler Kammerorchester bald wieder mit schöner Musik beschenken möge.
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Tanz kann auch Arbeit sein! Besuch beim Ballett unseres Reichsgautheaters – Plauderei mit der Ballettmeisterin
In: Innsbrucker Nachrichten vom 4. März 1943, Seite 4
Von Heinz Cornel Pfeifer

[…] Die Ballettmeisterin unseres Reichsgautheaters, Gretl von Heimburg hat einen täglichen Stundenplan, bei dessen Betrachtung man sich wohl tüchtig wundern kann, denn außer der täglichen Arbeit am Ballett selbst leitet sie auch noch die Ballettschule, an der derzeit vierzehn Erwachsene und zwölf Kinder teilnehmen. Täglich verbringt sie etwa neun Stunden nur im Theater, und ein Arbeitstag sieht etwa so aus: ½ 10 Uhr bis 11 Uhr Gymnastik, 11 bis ½ 1 Uhr Tanzprobe für die Stücke, die neu herauskommen, dann bis 3 Uhr Pause, von 3 bis 5 Uhr Tanzschule für den Nachwuchs und dann ist es meist gerade Zeit, sich für die Vorstellung umzukleiden. Natürlich ist das nicht jeden Tag so, weil die Abendvorstellungen ja zuweilen entfallen. Die spielfreien Abende sind aber noch lange nicht wirklich frei, sondern ausgefüllt mit Regiesitzungen, Kostümberatungen mit der Schneiderei, Besprechungen mit dem Chef und der Dramaturgie, Kostüm- und Tanzproben, Situationsstudium und dergleichen […].


In wochenlanger Vorarbeit legt sich die Ballettmeisterin für das neu herauskommende Stück die einzelnen Auftritte zurecht. Ein Sinnen und Planen, das oft schlafraubend bis in die frühen Morgenstunden dauert, füllt jede arbeitsfreie Stunde aus. Meist stehen weder choreographische Unterlagen noch sonst irgendwelche Studienbehelfe zur Verfügung, und da heißt es dann eben eigenschöpferisch die Tanzbilder zu gestalten […].

Es erfordert eine recht straffe, gesunde und ausgeglichene Lebensführung, die Laufbahn einer Ballettänzerin zu durchschreiten. Die tägliche physische Beanspruchung des Körpers setzt das voraus und duldet keine Ausschreitungen. Das Training ist hart, tägliche Gymnastik hält die Glieder in Form. Lockerungsübungen, gewissenhafte Körperpflege und leichter Sport erhalten die Beweglichkeit und Biegsamkeit des Körpers, und auch das Studium der zur Tanzkunst gehörenden bereits früher aufgezählten Wissensgebiete nimmt viel Zeit weg.

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Konzert Teschemacher-Wittrisch
In: Innsbrucker Nachrichten vom 8. März 1943, Seite 5
Von Ernst Dieffenbach

Auf Montag, 15. März, lädt die NSG. „Kraft durch Freude“ die Liebhaber schöner Stimmen zu einem besonderen Kunstgenuß: Kammersängerin Margarethe Teschemacher und Kammersänger Marcel Wittrisch von der Berliner Staatsoper singen nach einer Reihe beliebter Lieder von Schubert, Schumann, Wolf, Liszt und Richard Strauß Arien von Puccini und Leoncavallo und vereinigen sich am Schluß zum Liebesduett aus der Oper „Madame Butterfly“. Am Flügel begleitet Staatskapellmeister Dr. Franz Hallasch von der Münchner Staatsoper.
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Neubesetzung in „Margarethe“
In: Innsbrucker Nachrichten vom 8. März 1943, Seite 5
Von Heinz Cornell Pfeifer

Eine interessante Ensemble-Zusammenstellung bot die Wiederholung von Gounods Oper „Margarethe“ am Samstag, den 6. März. Den Faust sang diesmal Rudolf Christl, der sich mit seinem einschmeichelnden, wenn auch etwas zarten lyrischen Tenor müheloser Höhe längst in die Herzen der Innsbrucker gesungen hat - eine Rolle, die in ihren physischen und psychischen Gegensätzlichkeiten recht schwer zu meistern ist […].

Eine fesselnde Studie bot Erika Feichtinger, die ja eigentlich aus der Operette kommt, als Gretchen. War ihr erster Auftritt demgemäß etwas zu beschwingt, lebte sie sich zusehends in das sanfte, reine, gemütstiefe Wesen dieser deutschesten aller deutschen Mädchenrollen ein, das sich gerade ob seiner Reinheit und seines Edelsinns verschenkt, durch die engherzige „Moral“ seiner kleinbürgerlichen Umwelt sich in Schuld verstrickt und schließlich daran zerbricht. In der Kerkerszene erreichte sie einen Höhepunkt von geballter dramatischer Wirkung, den ihr voluminöses klares Organ noch unterstrich.

Den Mephisto – eine der dankbarsten Rollen im Schauspiel, in der Oper schon allein durch die Stimmlage schwierig – sang Adolf von Berenkamp, weniger als „Geist, der stets verneint“, als Spötter voll Ironie, beißendem Sarkasmus und fanatischer Bosheit, sondern mehr als ein hoheitsvoller, fast ernster Höllenfürst, dessen Dämonie nur einmal im „Lied vor Gretchens Tür“ ganz zum Durchbruch kam. Sein raumfüllender, prächtiger Baß bestand ausgezeichnet. Schließlich gab noch Berta Koopmann die Marthe Schwerdtlein, eine Partie, für die sie sozusagen alles mitbrachte, was der Dichter in dieses kostbare Stück Weib hineinlegte.

Die Aufführung fand beim ausverkauften Haus herzlichen Beifall.
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Innsbrucker Nachrichten vom 8. März 1943, Seite 3

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Gründungsfeier der Ortsgruppe Schwendt.
In: Tiroler Landbote vom 12. März 1943, Seite 6

Dieser Tage jährte sich zum zehnten Male der Gründungstag der Ortsgruppe Schwendt. Aus diesem Anlaß sprach der Kreisleiter Pg. Merath im Kreise der alten Parteimitglieder. Sonntag vormittags erklangen die Fanfaren der Hitler-Jugend zur Heldenehrung. Der Ortsgruppenleiter legte unter den Klängen des Liedes vom „Guten Kameraden“ einen Kranz am Ehrenmale für die Gefallenen nieder. Anschließend sprach Abschnittsleiter Pg. Dr. Dollinger in einer großen Kundgebung. Den Abschluß bildete ein Dorfgemeinschaftsabend, bei dem der Kreisgeschäftsführer Pg. Hoppichler über die Pflege heimischen Brauchtums sprach. Die Brauchtumsgruppe Schwendt des Standschützenverbandes bot in bunter Folge Lieder, Volkstänze, Einakter und einen „Spinnrockhoangert“. Die Teilnahme aller Volksgenossen zeigte die enge Verbundenheit in der Ortsgruppe.
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Rekorderfolg der Großen Deutschen Kunstausstellung
In: Neueste Zeitung vom 12. März 1943, Seite 4

Nach einer Dauer von 33 Wochen und einem Erfolg, der alle bisherigen übertrifft, hat die Große Deutsche Kunstausstellung 1942 nun geschlossen. Reichsminister Dr. Goebbels hatte sie am 4. Juli bei der Eröffnung als das repräsentativste Gesamtwerk bezeichnet, das das Haus der deutschen Kunst je zeigen konnte. 1850 Werke von 950 deutschen Künstlern waren ausgestellt, 846.674 Volksgenossen haben sie bewundert – 141.446 mehr als die Vorjahresausstellung und fast eine Viertelmillion mehr als die Schau von 1940. Konnte man damals schon von Rekordzahlen sprechen, so hat die letzte Reichskunstschau eine Besucherzahl aufzuweisen wie noch keine andere Kunstausstellung des Reiches.

Der Verkaufserlös von 3,398.321 Reichsmark für 1214 Arbeiten, das ist 66 v. H. der ausgestellten Werke, ist gegenüber dem Vorjahr nochmals um 800.000 Reichsmark gewachsen. Sehr rege war auch die Nachfrage nach Reproduktionen: 812.700 Postkarten, 1450 Kunstdrucke und 40.824 Kunstzeitschriften wurden abgegeben. Die Zahl der Ausstellungskataloge in Höhe von 325.000 Stück reichte nicht aus, so daß 46.300 davon als Leihkataloge Verwendung fanden.

Nach dem Erstaufbau der Ausstellung (mit 1258 Werken) wurden 385 Gemälde, 158 Graphiken und 49 Werke der Bildhauerei im Dezember ausgetauscht, so daß insgesamt 991 Werke der Malerei, 401 Werke der Graphik, 447 Werke der Bildhauerei, 9 Wandteppiche und 2 Gobelinkartons gezeigt wurden. Interessant ist noch die Verteilung der Künstler: sie stammten zu einem Drittel aus Süddeutschland, 214 entfallen auf Norddeutschland einschließlich Berlin, 186 auf Westdeutschland mit Rheinland, 103 auf Mitteldeutschland, 69 aus die Alpen- und Donaugaue und der Rest auf Sudetengau, Protektorat und Ausland.

Der Künstlerschaft gebührt der Dank, daß sie im dritten und vierten Kriegsjahr dazu beitrug, die künstlerische Kundgebung zu gestalten, die den Kulturträger Deutschland vor Europa und der Welt auch in einer Zeit demonstrierte, in der die Nation im höchsten Ringen um Sein oder Nichtsein steht. Erbauung, Entspannung, Freude und Stolz und Liebe zur deutschen Heimat und ihrer hohen Kultur hat die große Reichskunstschau in die Herzen gesenkt. Sie hat dazu beigetragen, den Kampf- und Siegeswillen des deutschen Volkes zu stärken. Die Große Deutsche Kunstausstellung 1943 ist in Vorbereitung.
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Die Terra filmt in Fulpmes
„Aufruhr der Herzen“ – ein Film über das alteingesessene Stubaier Schmiedehandwerk
In: Innsbrucker Nachrichten vom 13. März 1943, Seite 5
Von Heinz Cornell Pfeifer

Das nette, alte Bauerntheater in Fulpmes ist kaum wieder zu erkennen – nämlich innen. Aber noch ehe wir den Raum betreten, sieht man, daß hier etwas Besonderes los ist: vor der Türe im schönsten Sonnenschein sind auf kleinen Tischchen Schreibmaschinen aufgebaut, Gummikabel führen zu dem etwas abseits stehenden Tonaufnahmewagen und auf Bänken, Brettern und sonstigen provisorischen Sitz- und Lehngelegenheiten freuen sich etwa zwanzig schon geschminkte Burschen in Tuxer und Kniehose der wohlmeinenden Märzsonne. Da schrillt auch schon die Pfeife des Spielleiters und die Darsteller der „Szene 85“ begeben sich in das Theater zur Aufnahme[…].

Der Zuschauerraum selbst stellt eine bäuerliche Stube dar […].

Der Tisch im Erker, die Schränke und einige offenstehende Truhen sind übervoll mit Masken, bunten Joppen und Kitteln, geschnitzten Zeptern und buntgebänderten Kopfschutz, und gleich wird die erste Probe beginnen, in der sich die Burschen mit viel Gelächter, Ulk und Schabernack für den Schemenlauf zurecht machen […].

Zwei-, drei-, viermal wird die ganze Szene wiederholt, bis jede Bewegung jeder Dialog, jedes Stichwort sitzt und dann wird es ernst: der Regisseur pfeift ab, der Kameramann, Albert Benitz, schickt einen letzten Blick durch das Aufnahmegerät, der Tonoperator greift nach dem Schalter, die letzten Scheinwerfer flammen auf und sprühen ihr blaues Licht in die Stube, absolute Ruhe tritt ein und mit dem Ruf: „Achtung! Aufnahme! Szene 85 los! beginnt das bunte Treiben, das nun das surrende Filmband für immer festhält.

Der Film „Aufruhr der Herzen“ hat kurz folgenden Inhalt: Die Fulpmeser Schmiede sind ihrer Tradition treu geblieben und wie einst, stellen sie ihre Aexte her, nach guter altväterlicher Art. Es hat sie bisher wenig gekümmert, daß die billigere Fabrikware die Märkte beherrscht, denn der ortsansässige Raimund Brugger nimmt ihnen die Erzeugnisse ab und zahlt die Löhne. Aber dann kam der Tag, an dem Brugger vor einem großen, überfüllten Lager steht und nicht mehr weiter kann. Er macht einen letzten Versuch, die gediegene Qualitätsarbeit und ihre gerechte Entlöhnung zu sichern, doch von dieser Fahrt nach Innsbruck trägt man ihn als Strebenden heim. Brugger hinterläßt seiner Tochter Anna wenig mehr als den reinen Namen und das Vertrauen aller. „Das Dorf und die Schmiede müssen leben, dafür mußt du alle hergeben, Anna!“ Das sind seine letzten Worte.

Als Helfer in der Not kauft Thomas Volderauer, Besitzer einer Metallfabrik, das Lager auf und geht mit Atzinger, dem Führer der Altschmiede, daran, eine Fabrik zu errichten, in der alle Schmiede Arbeit finden sollen. Volderauer entschloß sich zu diesem Schritt, weil er Anna, die ihn schon einmal abgewiesen, zur Frau begehrt. Doch Franz, der Sohn des alten Atzinger, steht ihm im Wege. Seit vielen Jahren waren Franz und Anna miteinander verbunden. Da bekommt Thomas Volderauer einen unerwarteten Bundesgenossen: der alte Atzinger geht in seiner fanatischen Treue zu Bruggers Vermächtnis so weit, daß er Anna bewegen will, Volderauer zu heiraten. „Das Dorf soll leben, Anna!“ Als das Mädchen erschüttert von der Haltung des Vaters ihres Franz von der Not, die über das ganze Dorf hereingebrochen war, dem Geliebten sich entzieht, verläßt Franz das Dorf, bereit, das Opfer zu bringen.

Da rüttelte ihn ein großes Erlebnis auf. Er begleitet einige Alpinisten und sie geraten in Gefahr, weil ihre Eispickel nichts taugen. „So was, wo das Leben dranhängt, so was muß anders gearbeitet sein! Franz weiß jetzt, was er zu tun hat. Eispickel würden sie von nun an in den alten Schmieden daheim machen, Eispickel für die Bergsteiger.

In Fulpmes hat man inzwischen mit dem Einreißen der alten Schmieden begonnen. Franz organisiert den Widerstand – gegen Volderauer, gegen seinen eigenen Vater und hat einen Landfriedensbruch auf dem Halse, ehe er sich’s versieht. Volderauer besteht auf seinem Schein. Er tut es um so rücksichtsloser, seit er erkannt hat, daß er Anna nie gewinnen würde. Der Statthalter in Innsbruck läßt das Verfahren einstellen, als er die edlen Motive der Auflehnung erkennt und sorgt dafür, daß der neugegründete Alpenverein seinen Bedarf an Eispickeln zum großen Teil bei den Schmieden deckt, die ihren guten alten handwerklichen Methoden treu geblieben waren und nun weiterhin treu bleiben können. Umringt von den freudig erregten Schmieden, die nach Innsbruck gewandert waren, um sich als mitschuldig an die Seite des Angeklagten zu stellen, nimmt Franz seine Anna in die Arme […].

Daß der „Aufruhr der Herzen“, dessen Arbeitstitel einmal „Der Schmied von Fulpmes“ geheißen hat, das schöne, alte Brauchtum unseres Gaues und sein bodenständiges, alteingesessenes Handwerk in den Mittelpunkt der Handlung stellt, beweist, daß die kulturelle Tradition unseres Berggaues als ein unerschöpflicher Quell im Rahmen des gesamtdeutschen Kulturschaffens eingeschätzt und dem deutschen Volk auf dem Wege des Spielfilms nähergebracht wird.
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Musik aus der Zeit Kaiser Maximilians
Beim „Offenen Abend“ des Collegium musicum“
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. März 1943, Seite 5
Von Ehrentraud Straffner

Der diessemestrige „Offene Abend“ des Collegium musicum unserer Alpenuniversität wird Innsbrucker Musik aus der Zeit Kaiser Maximilians bringen. Der heimische Boden war damals Träger der ersten großen deutschen Musikkultur. Die Innsbrucker Komponisten genossen Weltruf und ihre Werke haben die Jahrhunderte überdauert. Mit ihrer Erweckung wird ehrwürdiger eigener Kulturgrund sichtbar, der in künstlerischer und volkserzieherischer Hinsicht für uns wieder große Bedeutung gewinnt. Eine umsichtig gewählte Auslese soll für diese reiche und ungemein reizvolle Überlieferung zeugen. Der gemischte Chor wird ernste und heitere Chorsätze bringen, die zu den berühmtesten der deutschen Musikgeschichte gehören und die große deutsche Chortradition begründet haben. Dazu tritt instrumentale Kammermusik: Streichtriosätze, Flötenduette, Klavierwerke, Sololieder, die für die prunkvolle Feste des kunstliebenden „letzten Ritters“ geschrieben wurden. Das Collegium musicum wird in seiner regsamen Arbeit für eine Vermittlung sorgen, die allen Hörern Freude und Erkenntnis bringt. Einführung und Leitung liegen in den Händen von Professor Dr. W[ilhelm] Ehmann; W[ilhelm] Ninkens und J[örg] Lutz wirken solistisch mit. Die Vorführung, die von der Volksbildungsstätte Innsbruck veranstaltet wird, findet im Hörsaal 3 der alten Universitätsbibliothek am Freitag, 19. März, 8 Uhr, statt.


Innsbrucker Musik aus der Zeit Kaiser Maximilians
In: Innsbrucker Nachrichten vom 22. März 1943, Seite 5
Von Karl Senn

[…]
In einem „Offenen Abend“ hatte das Collegium musicum unserer Alpenuniversität Proben solcher Musik aus der Zeit um 1500 am Freitag, den 19. März, im Hörsaal III der alten Universitätsbibliothek gegeben. Ein einleitender Vortrag des Leiters der Veranstaltung, Professor Wilhelm Ehmann, führte in das musikalische Leben dieser Zeit ein. Der Vortragende betonte insbesondere die musikgeschichtliche Bedeutung dieses Abschnittes. Eine geschickt zusammengestellte und das Charakteristische der Musikentwicklung dieser Zeit anzeigende Vortragsfolge von Chören und Einzelvorträgen ließ auch als besonders bedeutungsvoll die Stilwandlung von Spätgotik zur Renaissance sinnfällig werden.
Zum Vortrage kamen vier- und fünfstimmige Chorlieder von Paul Peuerl (aus Niederösterreich), von Paul Hofmaimer, von dem um 1553 im Eisack- oder Etschtal (daher wohl der Beiname Athesinus) geborenen Tiroler Leonhard Lechner, der vielfach als der genialste deutsche Tonsetzer in der Zeit vor Heinrich Schütz gilt, dann von Heinrich Isaak, Ludwig Senfl, anderen unbekannten Meistern und von Orlando di Lasso, dessen Anwesenheit in Innsbruck im Jahre 1585 nachgewiesen ist, weitere Liedbearbeitungen für Cembalo (gespielt von Wilhelm Rinkens) von Hofhaimer, solche für drei Streichinstrumente von Isaak, Sololieder (gesungen von Jörg Lutz) von Hofhaimer und ein Duo für Blockflöten eines unbekannten Meisters.

Professor Ehmann hatte sich eine möglichst wirklichkeitsnahe Ausführung dieser Musik sehr angelegen sein lassen und damit einen interessanten Einblick in die Musikausübung jener Zeit mit den eigenartig unsinnlichen, linienhaften Klängen der Spätgotik bis zu den ersten Erscheinungen textlich-poetisch angeregten Musikgutes gewährt. Eine zahlreich versammelte Zuhörerschaft zollte seinen anregenden Ausführungen wie auch den stilsicheren musikalischen Darbietungen lebhaften Beifall.
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Waldemar Bonsels liest
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. März 1943, Seite 5

Den Dichter als Künder seiner eigenen Werke zu erleben, bedeutet für jeden, der sich diese Werke lesend schon zu eigen machte, eine große Freude. Vor allem Waldemar Bonsels wird man gerne begegnen, denn seine Lesergemeinde ist selten groß und gebildet aus allen Altersstufen und Ständen. Der Dichter hat mit seinen Abenteuern der „Biene Maja“, mit seinem Naturmärchen „Himmelsvolk“, mit seiner Trilogie „Mario und die Tiere“ (um nur einige seiner bekanntesten Werke zu nennen) im besten Sinn volkstümliche Bücher geschaffen, denn wie das Kind die märchenhafte Heiterkeit dieser Bücher liebt, so der reife Mensch die tiefe Weisheit, die in ihnen ruht. Am Montag, den 15. März, 20 Uhr, wird im Konzertsaal der Städtischen Musikschule der Dichter Bonsels zum Innsbrucker Publikum sprechen und aus neuen Werken Besinnliches und Heiteres vorlesen. Da die Dichterlesung vom Reichsgautheater veranstaltet wird, findet der Kartenvorverkauf an der Theaterkasse statt.


Waldemar Bonsels liest in Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 17. März 1943, Seite 4
Von Karl Paulin

Schon seit der „Biene Maja“ ist der Name Waldemar Bonsels zum festumrissenenen Begriff einer dichterischen Persönlichkeit geworden, die den tiefsten Blick in die Urgründe der Natur mit der Romantik des modernen Märchenerzählers verbindet […].

Daher füllte die Dichterlesung Waldemar Bonsels am Montag, den 15. d. M., den Konzertsaal der Städtischen Musikschule mit einer Zuhörermenge, die nach den Erlebnissen des Dichters nun auch dem Menschen Bonsels mit Spannung entgegensah. Das Reichsgautheater Innsbruck hat an diesem Abend seine kulturelle Aufgabe, deutsche Dichter unserem Volk nahezubringen, über den Raum der Bühne erweitert, indem Intendant Pflugmacher Waldemar Bonsels zu einer Eigenlesung einlud. Die Lyrik, die den Goldgrund der Bonselschen Dichtung bildet, wurde durch eine musikalische Umrahmung des Abends gewissermaßen zum Klingen gebracht. Das Innsbrucker Streichquartett (die Konzertmeister Kollarz und Drevo, Solocellist Becke und Solobratscher Vrba) trat bei dieser Gelegenheit zum erstenmal gemeinsam auf und spielte unter der künstlerischen Initiative des Opernkapellmeisters Ratjen drei Sätze von Franz Schuberts nachgelassenem Streichquartett in D-Dur.

Waldemar Bonsel begann seine Lesung mit einer Erzählung, die tief ins Herz unserer Zeit greift. „Der letzte Brief“, den ein Freund seinen verwundeten Kameraden voll jubelnder Daseinsfreude über die zu erhoffende Genesung schreibt, wird zum Schicksal eines müden Kämpfers. Der hat, vom schweren Erleben aufatmend, auf der Fahrt von der Front ins Lazarett Schönheit und Glück der Heimat in sich aufgenommen, noch einmal ins Mutterauge geblickt und dann ahnungslos den letzten Herzschlag getan. Nun ruht der Freundesbrief als letzter Gruß des geliebten Lebens auf seiner stillen Brust.

Aus seiner „Indienfahrt“ las der Dichter einen Abschnitt „Die Herrschaft des Tieres“ […].

Der zweite Teil des Abends trug heitere Farben aus dem jüngsten Buch des Dichters „Tage der Kindheit“ […].
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Liederabende Rudolf Christ – Björn Forsell
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. März 1943, Seite 5

Die Erfolge, die die beiden beliebten ersten Kräfte des Reichsgautheaters, Rudolf Christ – Björn Forsell als Konzertsänger erzielten, haben die NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ veranlaßt, die Künstler zu weiteren derartigen Abenden in unserem Gau zu verpflichten. Die Veranstaltungen finden im Lauf des Monats März in Solbad Hall, Schwaz und Imst statt und bringen wieder beliebte Lieder und Arien deutscher, nordischer und italienischer Komponisten, um zum Abschluß beide Stimmen zu Duetten zu vereinen. Am Flügel begleitet der erste Kapellmeister des Reichsgautheaters, Hans Moltkau.
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Tiroler Landbote vom 16. März 1943, Seite 3

Heldenehrung in Kössen
In Kössen fand eine Heldenehrung für den in einem Heimatlazarett verstorbenen Gefreiten Sebastian Hochkogler statt. Zu dieser Feier waren die Politischen Leiter und die Gliederungen der Partei sowie die Standschützenmusikkapelle angetreten. Organisationsleiter Pg. Salzmann sprach ehrende Gedenkworte.

Theaterabend in Kramsach für das Kriegs-Winterhilfswerk

Die Partei veranstaltete jüngst im Rahmen des Deutschen Volksbildungswerkes einen Theaterabend, an dem die Laien-Spielgruppe Kramsach des Standschützenverbandes Tirol-Vorarlberg unter Schorsch Unterwaditzers Leitung das Volksstück „Der Stellvertreter“ aufführte. Das Spiel wurde von dem übervollen Hause immer wieder mit lebhaftem Beifall bedankt und brachte überdies einen ganz beträchtlichen Erfolg zu Gunsten des Kriegs-Winterhilfswerkes.
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Dörfliche Feierabendgestaltung
Ländliche Kulturpflege mit eigenen Mitteln
In: Neueste Zeitung vom 16. März 1943, Seite 4

Die Dorfgemeinschaft soll der Born sein, aus dem immer wieder neue Kraft für die schaffendenVolksgenossen auf dem Lande strömt. Die Dorfgemeinschaftsabende stellen deshalb den Mittelpunkt aller ländlichen Kulturpflege dar.

Eine solche dörfliche Feiergestaltung kann leicht aus eigenen Mitteln, unter Verwendung von Bild, Wort, Ton, Spiel und Tanz, zusammengestellt werden. Warum sollte nicht einmal eine Frau oder ein Mädchen eine Sage oder ein Märchen erzählen? Einem gutsprechenden Erzähler lauschen alle gern noch dazu, wenn er aus der Heimatgeschichte zu berichten weiß. In der Schule schon müssen der Leierton, die unnatürliche, verkünstelte Betonung und das überlaute Deklamieren ausgetilgt werden. Der Morgenspruch gibt vielen Buben und Mädel Gelegenheit, sich im freien, ausdrucksvollen Vortrag zu üben. So vorgebildet sollte mancher Jungbauer oder manche Jungbäuerin den Mut haben, in einem Dorfgemeinschaftsabend, etwas zu erzählen oder vorzutragen.

Auf instrumentalem Gebiet wird aufbauend auf den Instrumentalunterricht der Volksschulen, auch den Minderbemittelten ermöglicht, Geige, Klavier, Zither, Gitarre, Mandoline, Blockflöte und Handharmonika zu lernen. Die Musikgemeinschaften fassen alle geeigneten Kräfte zusammen, um einfache, gute Werke der deutschen Musik einzustudieren und sie den anderen darzubieten. Die HJ. mit ihren Musikzügen kann ebenfalls von Zeit zu Zeit bei den Dorfgemeinschaftsabenden eingesetzt werden. Zur Dorfkultur gehört ferner die Pflege des bodenständigen Volksliedes. In Chören kann es ohne Begleitung oder mit Zither, Gitarre, das Soldatenlied eventuell mit Harmonika, gesungen werden. Im Dorfgemeinschaftsabend selbst wird nicht nur vorgesungen. Der Stamm der Sänger und Sängerinnen wird die „Nichtsänger“ mitreißen, bis es keine Zuhörer und Zuschauer mehr gibt, sondern alle eine singende Gemeinschaft geworden sind.

Im geselligen, feierlichen Gemeinschaftsspiel sollte auf dem Lande vor allem die Scharade, das Stehgreifspiel, das „lebendige Dorfbuch“ gepflegt werden. Erzieherisch und unterhaltend wertvoll kann auch das Puppenspiel sein. Im Tanz ist das Ziel der Aufbauarbeit der Gemeinschaftstanz. Schon in der Schule werden kleine Volkstanzgruppen zusammengestellt, jahreszeitlich bedingte deutsche Reigentänze geübt, Tänze der Gemeinschaft und bodenständige Volkstänze gepflegt. Zur Begleitung eignen sich die Harmonika und Streicher oder eine kleine Blaskapelle.

So ist es auf einfachster und natürlichster Grundlage möglich, mit dorfeigenen Mitteln Feierabendgestaltung und ländliche Kulturpflege zu treiben und zu fördern.
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Karl Schönherr, der große Dichter unserer Heimat
Zum Tode des berühmten Dramatikers
In: Innsbrucker Nachrichten vom 17. März 1943, Seite 3
Von Karl Paulin

Wien, 16. März. In seinem Wiener Heim ist am Montag, den 15. d. M., Dr. Karl Schönherr, der große Dichter und Dramatiker, wenige Wochen nach Vollendung seines 76. Lebensjahres, nach langem Leiden, doch unerwartet rasch, verschieden.

Mit Karl Schönherr, den nun der Tod von schwerem Siechtum befreit hat, verliert die deutsche Kulturwelt einen alpenländischen Dichter, der dem neueren Volksdrama die unverkennbaren markigen Züge seiner Persönlichkeit eingeprägt hat. Was Raimund im Vormärz begonnen und Anzengrubers kämpferischer Geist fortgesetzt hat, das vollendete Karl Schönherr aus der Urkraft seiner wurzeltiefen aus Blut und Boden genährten Kunst. Das Bleibende seines dichterischen Schaffens, vor allem „Erde“, „Glaube und Heimat“, „Volk in Not“, „Weibsteufel“ zählt zum unvergänglichen Bestand deutscher Bühnenkunst, darüber hinaus haben sich seine aus bäuerlichem Grund in das Allmenschliche aufragenden Gestalten die Bühnen der Welt erobert.

Wenn heute dieses an schöpferischer Arbeit und Erfolg reiche Leben abgeschlossen ist, so trauert vor allem Tirol um seinen großen Sohn, dem zeitlebens die Liebe zur Heimat nicht nur Herzenssache, sondern unversiegbarer Quell seiner Dichtung war. Denn wir dürfen es heute abschließend sagen, was von Schönherrs dramatischem Werk vergänglich ist, entstammt nicht heimatlichen Bezirken, sondern den Problemen der Großstadt, was aber bleibt, das nährte sich aus Tiroler Herzblut.

So seltsam es erscheinen mag, aber seine Heimat erlebte Karl Schönherr erst im Gewühl der Großstadt Wien, die seit mehr als einem halben Jahrhundert seine Wohn- und Arbeitsstätte umschloß. Das Heimweh, das so manchen zermürbt, wurde diesem Starken zur Wiege seiner Dichtung […].

Es sind eigentlich nur wenige große Probleme und Motive, aus denen Karl Schönherrs Dichtung schöpft. Er faßt als echter Tragiker die Grundzüge des menschlichen Lebens in die einfachste naturverbundenste Form, in die des Bergmenschen, der mit den Gewalten der Natur und den widerstrebenden Kräften der eigenen Brust ringt. Heimat- und Schollenverbundenheit bewegen aus elementarer Tiefe seinen „Sonnwendtag“, seine „Erde“, seinen größten Erfolg „Glaube und Heimat“, die schicksalhaften Beziehungen zwischen Mann und Weib haben seinen „Weibsteufel“, seine „Frau Suitner“, seine „Kindertragödie“, seine „Bildschnitzer“, sein „Es“ geformt, der tiefe soziale Zug seines Wesens spricht aus dem Einakter „Karnerleut“, aus den Aerztedramen „Narrenspielzeug des Lebens“, dem „Kampf“, dem „Armendoktor“ und der aus dem Elend der Nachkriegszeit entstandenen anklagenden „Hungerblockade“.

Eine kämpferische Natur war und blieb Karl Schönherr von Jugend an. Er sprengte nicht nur in seiner eigenwilligen, ihm allein zugehörigen dramatischen Technik die Fesseln des starren Naturalismus, sondern trat in allen seinen Werken gegen die Unnatur und Vergewaltigung natürlicher Menschenrechte auf […].

Nicht nur der Dichter, auch der Mensch Karl Schönherr blieb zeitlebens mit seiner Heimat verbunden. Viele Jahre verbrachte er die Sommermonate in seinem Eigenheim in Telfs, später in Stams und hat zuletzt am 12. September 1937 in seinem Geburtsort Axams einen heimatlichen Ehrentag erlebt, als an seinem Geburtshaus eine Gedenktafel enthüllt wurde, die sein Bronzerelief mit den Worten zeigt; „Er trug Tirols Fahne in die Welt.“ Seit dem Jahre 1938, da Karl Schönherr während der Teilnahme an dem deutschen Dichtertreffen in Weimar die ersten Anzeichen schwerer Erkrankung spürte, lebte der Dichter zurückgezogen in seinem Wiener Heim, ans Zimmer gebunden, mit regem Geist an allem teilnehmend, was sein deutsches Volk in diesen schicksalhaften Jahren bewegte […].

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Ein Innsbrucker Streichquartett
Erstes öffentliches Auftreten in Bludenz
In: Innsbrucker Nachrichten vom 18. März 1943, Seite 5
Von Ernst Dieffenbach

Konzertmeister Josef Drevo als erster Geiger und die Mitglieder des Reichsgau-Symphonie-Orchesters Hans Kollarz (2. Geige), Emil Wrba (Viola) und Max Becke (Violoncello) haben sich zu einem Streichquartett zusammengetan. Die neue Vereinigung tritt zum ersten Male im Rahmen der ständigen Konzertreihe am 22. März in Bludenz auf. Es werden dabei zwei Streichquartette zum Vortrag kommen: ein frisch zupackendes Jugendwerk in D-dur von Franz Schubert und ein anderes Jugendwerk Opus 18/1 in F-dur von Ludwig van Beethoven mit dem angeblich durch die Grabesszene aus „Romeo und Julia“ inspirierten Adagio. Zur Bereicherung der Vortragsfolge singt Fritzi Heinen, die erste Altistin unseres Reichsgautheaters, eine Händelsche Arie und je zwei Lieder von Schubert und Brahms, denen der pastose Alt der Sängerin zustatten kommen wird. Die Begleitung am Flügel hat Hans-Georg Ratjen übernommen.


Das Innsbrucker Streichorchester in Bludenz
In: Innsbrucker Nachrichten vom 29. März 1943, Seite 4
Bericht von H. Kühnl

Im Rahmen der ständigen Konzertreihe gestalteten ein Innsbrucker Streichquartett mit Josef Drevo, 1. Geige, Hans Kollarz, 2. Geige, Emil Wrba, Bratsche, Max Becke, Cello und die erste Altistin des Reichsgautheaters in Innsbruck, Fritzi Heinen, einen mit herzlichem Beifall aufgenommenen Abend.
Das Quartett spielte Jungendwerke zweier großer Meister, das Streichquartett in D-dur von Franz Schubert und das in F-dur von Ludwig van Beethoven, froh beschwingt und mit sauberer, ausgeglichener Tongebung. Eine Bereicherung des Abends waren die Liedvorträge. Mit schöner und tragfähiger Altstimme sang Fritzi Heinen, ausgezeichnet vom Opernkapellmeister Hans-Georg Ratjen begleitet, eine Arie von Händel und Lieder von Schubert, Brahms und Schumann.
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Theater am Heldengedenktag
In: Innsbrucker Nachrichten vom 18. März 1943, Seite 5

Aus Anlaß des Heldengedenktages, der nunmehr auf Sonntag, 21. März, festgelegt wurde, bringt das Reichsgautheater Innsbruck um 14.30 Uhr und 20 Uhr nochmals das Schauspiel von Edgar Kahn „Die ewige Kette“, zur Aufführung. Das Stück wird in der gleichen Besetzung wie bei der erfolgreichen Aufführung im November vergangenen Jahres dargeboten. Wenn das Werk auch im besonderen von einem Panzersoldaten geschrieben und der deutschen Panzertruppe gewidmet ist, um ihren hohen Kampfgeist ein dichterisches Monument aufzurichten, so erleben wir hier doch ein Drama allgemein menschlichen Anspruches, wie es einem soldatischen Volk von Männern und Frauen feierabendliche Erhebung ist. (Die für die ursprünglich angesetzten Vorstellungen „Käthchen“ gelösten Karten behalten für „Ewige Kette“ Gültigkeit oder können zurückgegeben werden.)
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Spielplanänderung im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. März 1943, Seite 4

Wie schon mitgeteilt, findet zum Heldengedenktag am Sonntag, den 21. März, 20 Uhr, eine Aufführung von Edgar Kahn’s Schauspiel „Die ewige Kette“ statt. Die Nachmittagsvorstellung entfällt aus technischen Gründen. – Die für Sonntag, den 21. März, gelösten Karten der Abendvorstellung behalten Gültigkeit oder können - wie auch die Karten der Nachmittagsvorstellung – zurückgegeben werden.

Tirol-Vorarlberg. Natur Kunst Volk Leben 1943, Heft 1, Seite 17

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Violinabend Vasa Prihoda
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. März 1943, Seite 4
Von Hermann J. Spiehs

Der in Innsbruck stets gern gehörte Meistergeiger Vasa Prihoda spielte am Donnerstag, den 18. d. M., im Stadtsaal. Erwies er im ersten Teil seiner Vortragsfolge hohe Musikalität gegenüber den darzubietenden Werken, so entfaltete er im zweiten außerdem sein ganzes technisch-virtuoses Können und schlug damit wie immer das übervolle Haus in seinen Bann.

Anton Dvoraks vielgespielte viersätzige Sonatine in G-dur und Johannes Brahms Sonate in d-moll gaben dem Abend so recht das geigerisch bedeutsame Gepräge, zumal der Künstler darin vorbildliche Genauigkeit in Auffassung und Interpretation anstrebte […].

Geigerische Urkraft, volkshaft gebundenes Temperament und Musikempfinden offenbarte der gefeierte Künstler in den virtuosen Kleinwerken eines Friedrich Smetana (Aus der Heimat; zwei Duos für Violine und Klavier in A-dur und g-moll), Vasa Prihoda (Slawische Melodie), Pablo des Sarasate (Jata Raparra), unter denen das „Air“ von J. S. Bach aufleuchtete wie der Weihegesang eines Skalden. Eine werkgemäße Modellierung des Tones, ein Pizzikato von kristallklarer Prägung und ein blitzblankes Flageolett nebst der spielerisch gelungenen, vielgriffigen Akkordik übten auch diesmal wieder den bei Vasa Prihoda längst sprichwörtlich gewordenen und durch seine Künstlerpersönlichkeit noch verstärkten Spielzauber aus.

Unsere heimische Konzertpianistin Herta Reiß hatte an Stelle von Prof. Graef die Klavierbegleitung übernommen. Sie löste diese Aufgabe mit staunenswerter Gründlichkeit und Sicherheit, beide Künstler wurden für ihre Darbietungen reichlich bedankt und mußten sich zu mehreren Zugaben entschließen.
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Fini Pointner im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. März 1943, Seite 4

Am Montag, den 22. März, 20 Uhr, tanzt Fini Pointner ihre neuen Tänze im Reichsgautheater. Es wird damit der am 25. Februar 1943 wegen Erkrankung ausgefallene Abend nachgeholt. Diese gelösten Karten (braun) haben Gültigkeit.


Fini Pointners neue Tänze
Solotanzabend der Künstlerin im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 24. März 1943, Seite 4
Von Heinz Cornel Pfeifer

Alljährlich legt die heimische Künstlerin, der mittlerweise auch der große Sprung auf die Bühnen anderer Gauhauptstädte geglückt ist, sozusagen öffentlich Rechenschaft über ihre Weiterentwicklung, die Entfaltung und Vertiefung ihrer Kunst ab. So bot denn auch der Solotanzabend am Montag, 22. März, den Fini Pointner – obwohl eigentlich noch nicht gänzlich genesen und erholt – im Reichsgautheater Innsbruck abhielt, eine klare Uebersicht über das bisher Erreichte, von dem sich dort und da schon neue Konturen ihres tänzerischen Gestaltungswillens abzuzeichnen beginnen. Ist gegenüber dem Programm des Vorjahres auch keine ausgesprochene Steigerung festzustellen, so überraschte doch die Harmonie und Geschlossenheit ihrer Schöpfungen, deren Grundzug unbeirrt im Art- und Wesensgemäßen ihrer Persönlichkeit ruht und der sicherste Garant weiterer Entfaltung ist.

Mit einem Strauß-Walzer, „Festlicher Auftakt“ genannt, einleitend, zeigte Fini Pointner gleich ihre stärkste Seite mit einer vorwiegend mimischen Ausdrucksstudie von tiefer Innerlichkeit. „Gebet“, nach Musik von Puccini, dem in jähem Kontrast eine trefflich dem dörflichen Leben abgelauschte köstliche Lausbüberei, „Die Dorfmusik“, nach einer Volksweise, folgte, die stürmischen Beifall fand.

Eine weitere markante Ausdrucksstudie, faszinierend und von packender Charakteristik war „Geiz“ nach Puccini, die entfesselte Gier nach Gold und Angst um den Besitz in ätzender Schärfe spiegelt. An ein betont einfach und volkstümlich gehaltenes „Neapolitanisches Lied“ nach [Luigi] Denza reihte sich als ein weiterer Höhepunkt, meisterhaft im tänzerischen Ausdruck „Todesruf“ nach Chopin und eine zärtliche Pastellskizze vom blumenhaften Erwachen erster Liebe, das den Titel „Liebesträume“ nach Liszt trägt und das Erleben innerster Beglückung erfühlen ließ. Dann wartete die Künstlerin mit einer entzückenden Buschiade aus „Die fromme Helene“ auf, das sich „Du ziehst mir nicht das Grüne an …!“, Musik nach [Francis] Popy, nennt. Hier brach wieder die frisch-fröhliche Schelmerei, sprudelnder Uebermut und eine witzgesättigte Spottlust durch, die in aller herzhaften Gutmütigkeit sich doch zum eigenen und anderen Gaudium gestaltend äußern muß. Voll Innigkeit und intimer Süße gelang ihr die kleine Studie „Verklungene Zeiten“ nach Puccini, eine reizende Amour aus dem galanten Zeitalter. Zwei Typen „Der Schüchterne“ nach [Hans] Bund, in ihrer ironischen Skizzierung fein herausgearbeitet, leiteten zum Schluß über, den wieder Johann Strauß mit „Anuschka tanzt“ übernahm, ein Tanz, der elementare Lebensfreude und Daseinsglück auf den Schild hob.

Bewundernswert und verwirrend ist Fini Pointners Wandlungsfähigkeit, bestrickend die Vielfalt ihrer mimischen Ausdruckskraft und das Register feinster Anstimmungen der Geste. Die selbstentworfenen Kostüme, ausgeführt vom Modehaus Kassian Kortleitner, von erlesenem Geschmack. Am Flügel begleitete sie wieder Franz Tschernich, dessen restlose intuitive Einfühlung in die impulsive, oft überraschend aus dem Stehgreif gestaltete Art der Künstlerin maßgebend am Erfolg beteiligt ist. Der Abend, der im April wiederholt wird, fand die herzliche Anerkennung des ausverkauften Hauses
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Der Tanz – Erwecker der Lebensfreude
Die Innsbrucker Tanz- und Gymnastikschule Fini Pointner
In: Bergland 1943, Heft 1-3, Seite 6f.
Von Heinz Cornel Pfeifer

[…] Seit vier Jahren leitet im bergumragten Innsbruck Fini Pointner, selbst ein Kind dieser Stadt, ihre Schule für Gymnastik und Tanz, die erste und einzige dieser Art in den Alpengauen. Das Naturhafte, Ungekünstelte, die große und dabei schlichte Linie, die sie wahrt, das Elementare ihrer Gestaltungskraft und die staunenswert weitgespannte Skala ihrer mimischen Ausdrucksmöglichkeiten unterschieden sie wesentlich von anderen Tanzkünstlerinnen. Der kräftig durchgebildete Körper ist der Anmut und Grazie in ganz seltenem Maße fähig, das Spiel der Glieder von einer fließenden Harmonie und die Ausdruckssprache von Antlitz – Körper – Gebärde ungemein beredt. Im Kreise ihrer Schülerinnen tritt sie alljährlich einmal zu einer Art Erfolgsbericht an die Öffentlichkeit, und an den Bühnen, an denen sie seit Jahresfrist als Solotänzerin abendfüllende Programme tanzt, fand sie begeisterte Aufnahme.


Aber auch die Künstlerin als Lehrerin zu erleben, ist überraschend. Von den Vierjährigen bis zur Reifeklasse beherrscht ihre Lehrweise der Grundsatz, den Unterricht möglichst ferne der Schablone zu halten. Demnach ist die Wahl der darzustellenden tänzerischen Inspiration auch immer eine verschiedene. Die Stichworte, die sie gibt, sind bei den Kleinen etwa: „Eine Blume schläft – der Morgenwind umkost sie zärtlich – sanft wiegt sie sich auf dem feinen Stengel – da kommt der erste Sonnenstrahl über die Berge – langsam, ganz langsam öffnet sie die Blütenblatter . sie ist noch verträumt – immer mehr erschließt sie sich – breitet sich selig dem Licht entgegen – Sonne- Sonne –Jubel!“


Oder in umgekehrter Reihenfolge das Schlafengehen nach Sturm und Regen, oder Darstellungen aus dem Reich der Märchen und Sagen u. dgl. – also ganz der kindlichen Vorstellungswelt entnommen. Und da ist es rührend zu sehen, mit welcher Inbrunst, Verklärung und Tiefe die Kleinen und Kleinsten das Erlebnis dieser Blume aus sich heraus, also schon in absolut eigenschöpferischer Weise, gestalten. Vom fließenden Wechsel des Gesichtsausdruckes über das sinnvoll gelebte Spiel der Arme und Hände bis zur phantasievollen und plastischen Mitarbeit der kindlichen Körper entsteht ein lebendiges Bild der seelischen Eindrücke, deren Kraft und innere Geschlossenheit zu Bewunderung zwingt.

Bei den Fortgeschrittenen und Reifeklassen kommen dagegen mehr dramatische Elemente zur Darstellung, wie etwa: „Knechtschaft“, „Gefangenschaft“, „Das Meer“, „Die Welle“, „Der Geiz“, „Die Hexe“, „Eine schreckliche Vision“ u. a. m. Rasche Zurufe der Lehrerin verbessern die Haltung, die Führung der Arme, den Ausdruck der Züge, auf den sie besonderes Gewicht legt. Oft läßt sie nur die Hände „sprechen“ oder die Körperhaltung einen Begriff veranschaulichen.


Da ist ein kleines Dirnlein wie ein Meißner Figürchen, voll Hingabe, Beseeltheit und Ausdrucksfähigkeit, die rührt und ergreift. Das Knirpslein tanzt schon vor, frei, sicher und selbstschöpferisch nach eigener Phantasie. In der Reifeklasse ist es ein schlankes, wie eine Gerte gewachsenes Mädel, das in eigenwillig-prägnanter Form seine Impressionen tänzerisch gestaltet, impulsiv, phantasiereich, ausdrucksstark und von prachtvoller Gelöstheit und Beherrschung der Glieder.

In einer anderen Gruppe wieder ist ein Geschwisterpaar, dem mehr die lyrisch-romantische Note liegt und aus dessen Tanz starkes inneres Erleben und Konzentration sprechen. In jeder Klasse arbeiten sich so Talente in die Spitzengruppe, die der Nachwuchsfrage für die Bühnenlaufbahn eine fühlbare Entlastung bringen könnte.


Der Großteil der Schülerinnen ist natürlich berufstätig oder im Studium angestrengt und empfindet diese wenigen wöchentlichen Tanzstunden als willkommene Erholung und Entspannung, Auflockerung des inneren und äußeren Menschen, und manche, die müde und abgespannt den Saal betritt, verläßt ihn mit einem heiteren Lachen, beschwingten Schrittes und mit frohen Augen, denn Heiterkeit und Frohsinn sind bei Lehrerin und Schülern ein ungeschriebenes, aber tonangebendes Gesetz des Unterrichtes.

Die Weckung der Lebensfreude, des inneren Auftriebes und das Bewußtwerden des eigenen gesunden Körpers ist allein schon ein Erfolg, der nicht hoch genug eingeschätzt werden kann und das klassische Ideal: Mens sana in corpore sano zur Grundlage hat.

Eingeleitet und beschlossen werden diese Tanz- und Ausdrucksstudien stets mit Atemübungen, rhythmischer Gymnastik und Lockerungsübungen der Gliedmaßen, die eine wichtige Voraussetzung für die gewissenhafte und eingehende Durchbildung des Körpers sind.

„Aus eigener Kraft“ steht als Leitsatz über Fini Pointners Lebenswerk, dessen Leistungskurve steil nach oben strebt, und der Ruf, dessen sich ihre Schule schon heute weit über die Grenzen der engeren Heimat hinaus erfreut, ist ein Beitrag zur kulturellen Leistung unseres Gaues im Schaffen des Gesamtreiches.

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Klavierabend Prof. Elly Ney
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. März 1943, Seite 4

Auf Einladung des Reichsgautheaters Innsbruck wird Professor Elly Ney zu einem Konzertabend nach Innsbruck kommen. Das Konzert findet Dienstag, 30. März, 20 Uhr, im Großen Stadtsaal statt. Prof. Ney wird Werke von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven zum Vortrag bringen. Der Vorverkauf findet bereits ab Sonntag, 21. März, an der Kasse des Reichsgautheaters statt.
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Kuni Tremel-Eggert liest aus eigenen Werken
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. März 1943, Seite 4
Von Ehrentraud Straffner

Im Rahmen der Volksbildungsstätte Innsbruck liest eine der bekanntesten lebenden Dichterinnen, Kuni Tremel-Eggert, am 23. März aus eigenen Werken. Die aus Mainfranken stammende Dichterin hat vor allem durch ihren Roman „Die Barb“, der ein Frauenschicksal unserer Zeit gestaltet, eine starke Lesergemeinde gewonnen, der die frische, gerade Art der Dichterin, ihr inniges Eingehen auf Mensch und Landschaft, ihr im Innersten deutsches Wesen, Unvergeßliches geschenkt hat.
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Bach-Konzerte
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. März 1943, Seite 4
Von Ehrentraud Straffner

Am Dienstag, 23. März, haben wir das Collegium musicum aus Salzburg zu Gast. Es besteht aus Lehrern und Musikschülern der Meisterklassen des Mozarteums. Unter seinem Leiter Konrad Lechner hat es sich rasch einen großen künstlerischen Ruf für lebendiges, werkgerechtes Musizieren erworben. Die Künstler spielen in Innsbruck ein Programm, das in seiner Geschlossenheit und Vielfältigkeit gleich anziehend ist; lauter Konzerte von Joh[ann] Seb[astian] Bach in stetes neuer und reizvoller Besetzung: das 3. Brandenburgische Konzert für drei Streicherchöre, das Violinkonzert E-dur für Solovioline und Orchester, das Trippelkonzert in a-moll für Solovioline, Soloflöte, Solocembalo und Orchester, die H-moll-Suite für Soloflöte und Orchester. Das Konzert steht in der Reihe der Studienabende, die das Musikwissenschaftliche Institut der Deutschen Alpenuniversität und die Studentenführung veranstaltet und wird von der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“, Volksbildungsstätte Innsbruck, getragen. Die Einführung gibt Professor Dr. W[ilhelm] Ehmann.


Bach-Abend
In: Innsbrucker Nachrichten vom 25. März 1943, Seite 5
Von Hermann J. Spiehs

Das Musikwissenschaftliche Institut der Deutschen Alpenuniversität Innsbruck vermittelte gemeinsam mit der Studentenführung und der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ bereits zu wiederholten Malen wertvolles deutsches Musikgut. Die Veranstaltung am Dienstag, den 23. März, bei der sich der Hörsaal der alten Universität bis aufs letzte Plätzchen füllte, galt dem Großmeister der deutschen Musik: Johann Sebastian Bach.
Prof. Dr. Ehmann, der Leiter des vorgenannten Institutes, hatte zum Abschluß des Semesters und als Krönung des werktätigen Musikschaffens das Collegium musicum des Salzburger Mozarteums zu Gast geladen, das mit einer auserlesenen Werkfolge beglückte. In einleitenden Worten behandelte Prof. Ehmann Wesen und Wert der Bachschen Musik und deren einmalige Wirkung und Gestaltungskraft über Zeit und Raum. Die 14 Gäste aus Salzburg, durchwegs Mitglieder und Schüler der Musikhochschule eröffneten sodann die „Abendfolge“ mit dem Brandenburgischen Konzert Nr. 3 […].


Konrad Lechner als Leiter der wackeren Schar bewies seine Fähigkeiten als Dirigent und darüber hinaus als Gestalter und Künder der Bachschen Muse. Rauschender Beifall lohnte ihm und allen Mitwirkenden die Gründlichkeit und Gediegenheit dieses „Bach-Abends“, der mit der Wiederholung der Polonaise aus der h-moll-Suite ausklang.
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„Für jeden etwas“
Bunter Unterhaltungsabend im Großen Stadtsaal
In: Innsbrucker Nachrichten vom 22. März 1943, Seite 5
Von Heinz Cornel Pfeifer

Das Märzprogramm der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ brachte am Samstag, den 20. März, im Großen Stadtsaal eine abwechslungsreiche, vorwiegend musikalische und seriöse Darbietungsfolge, in der es einmal gleich wohltuend wirkte, daß ein ausgezeichnetes Streichorchester, geleitet von Boris Tscharikoff, mit einem Kranz der beliebtesten Opernmelodien den Reigen eröffnete, dem noch viele aus der Operette, aber auch bestrickende Geigensoli des Dirigenten. Friedrich Smetanas poesievolle symphonische Dichtung „Die Moldau“, vorgetragen an zwei Klavieren von Illa Bello und Franz Kubick, die „Ungarischen Tänze Nr. 5“ von Brahms, kroatische und spanische Musik und als Klaviersolo der virtuosen und ausdrucksstarken Pianistin Illa Bello die „Ungarische Rhapsodie Nr. 2“ von Franz Liszt folgten. Kammersänger Paolo Marion sang aus „Bajazzo“ und „Toska“ sowie einige deutsche Lieder mit dem italienischen Sängern eigenen Schmelz, worauf sich auch Kapellmeister Tscharikoff und die Pianistin Illa Bello am Mikrophon versuchten. Reichen Beifall erntete Gertrud Rothenburger, deren glockenklarer Sopran in scharmanten Liedvortrag entzückte. Tanzeinlagen Lucia Greys und Trude Floridas suchten der Devise „Für jeden etwas“ gerecht zu werden und so außer den Ohren auch den Augen etwas zu bieten. Schließlich sei noch die Ansage durch Yvonne Horsten erwähnt, die die Folge der Darbietungen bekanntgab.

Das volle Haus anerkannte Veranstaltern und Darstellern die frohen Stunden dankbar.
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Innsbrucker Nachrichten vom 20. März 1943, Seite 3

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Beispielloses Heldentum
Der Heldengedenktag in der Gauhauptstadt
In: Tiroler Landbote vom 23. März 1943, Seite 3

Der Adolf-Hitler-Platz in Innsbruck bot den würdigen Rahmen für die Feier, mit welcher die Gauhauptstadt am Heldengedenktag der Soldaten gedachte, die im ersten und im gegenwärtigen Weltkrieg für Großdeutschlands Werden und Freiheitskampf gefallen sind.

Vor dem Reichsgautheater hatten sich die Angehörigen der Gefallenen und vermißten Soldaten, Verwundete aus dem gegenwärtigen Feldzug und Kämpfer des ersten Weltkrieges, Vertreter der Partei, Staat und Gauhauptstadt als Ehrengäste sowie Offiziere des Wehrmachtsstandortes eingefunden; dem Theatergebäude gegenüber waren die Ehrenformationen von Partei und Wehrmacht angetreten. Die übrige Bevölkerung der Gauhauptstadt nahm in großer Zahl an der Feier teil. Nach der Kranzniederlegung am Ehrenmal auf dem Berg Isel und am Ostfriedhof in Pradl schritten Gauleiter und Reichsstatthalter Hofer und der Standortälteste Generalleutnant Freiherr von Waldesfels am Kundgebungsplatz die Fronten ab. Hernach marschierten die Fahnen und Standarten der Bewegung sowie die Fahnenkompanie mit den Feldzeichen der großdeutschen Wehrmacht und der Tiroler Kaiserjäger aus dem Weltkrieg ein.

Im Mittelpunkt der Gedenkfeier stand die Rede des Standortältesten Generalleutnant Freiherrn von Waldenfels, die ein eindrucksvolles Bekenntnis zum Tatenruhm der Toten und zur Pflichterfüllung der großdeutschen Schicksalsgemeinschaft darstellte. Seine einleitenden Worte galten dem Gedenken und dem Dank an alle Soldaten, die auf den Schlachtfeldern Europas, Afrikas und Asiens, auf dem Grunde des weiten Meeres oder in den Grabstätten der Heimat ruhen. Sie werden uns gegenwärtig auf dem Marsch, im Sturm, im Graben – alle die verwegenen Kämpfer ohne Namen, die Jungen mit dem Spaten, die Helden der Lüfte und des Meeres und die Männer der Polizei in ihrem Kampf gegen den heimtückischen Feind. Einzig und allein aus Liebe zum deutschen Vaterland haben sie gekämpft und sind gefallen. Die Geschichte beider Kriege offenbart ihre heldische Bereitschaft in einer nie dagewesenen Größe, die ihren Gipfelpunkt in Ereignissen findet, wie sie mit dem Namen Stalingrad verbunden sind. Während das Lied vom guten Kameraden aufklang, senkten sich die Fahnen, präsentierte die Truppe das Gewehr und unter dem Donner der Salutschüsse erwies die Kundgebungsgemeinschaft den toten Kämpfern die Ehrenbezeigung.

Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen ging Generalleutnant Freiherr von Waldenfels auf die gemeinsamen tieferen Ursachen der beiden Weltkriege ein, verwies auf einzelne Beispiele vorbildlicher Haltung und stellte das felsenfeste Vertrauen heraus, das die Heimat den Männern draußen entgegenbringt. Er schloß seine Rede mit dem Gelöbnis: „Der Führer mit uns, wir mit dem Führer!“ Mit dem Gruß an den Führer und den Liedern der Nation wurde die Kundgebung beschlossen.
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Innsbrucker Nachrichten vom 23. März 1943, Seite 3

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„Zwei frohe Stunden“ in Landeck
In: Tiroler Landboten vom 23. März 1943, Seite 4

„Zwei frohe Stunden“ bereitete auf Veranlassung der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ Karl Buchholz mit seiner Künstlerschar. Für gute Laune sorgten besonders Gisela Morgen als Vortragssängerin und Karl Buchholz mit selbstverfaßten Stimmungsschlagern, die er selbst am Flügel meisterlich begleitete. Bojanowski brachte Geigen- und Saxophonsoli. Der Opernsänger Biedermann sang sich mit seiner klangschönen, bestgeschulten Stimme in die Herzen der Hörer ein. Durch farbenfrohe Tänze wurde das Programm vervollständigt und fand große Begeisterung.
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Konzert unseres Symphonieorchesters
In: Innsbrucker Nachrichten vom 23. März 1943, Seite 4
Von Ernst Dieffenbach

Das 6. Symphoniekonzert, das die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ gemeinsam mit dem Reichsgautheater am Freitag, 26. März, unter der Leitung von Hans-Georg Ratjen, im Stadtsaal veranstaltet, ist ganz einem Komponisten gewidmet, dessen symbolisches [symphonisches] Schaffen unverdientermaßen etwas in den Hintergrund getreten ist: Robert Schumann. Seine „poetische Ganzheit“ – wie er selbst sagt – kommt schon in der einleitenden Manfred-Ouvertüre zum Ausdruck. Für den Solopart des Klavierkonzertes in a-moll wurde Hans Priegnitz verpflichtet, der uns als einer der meistversprechenden Nachwuchspianisten geschildert wird. Ueber seine 1. Symphonie in B-dur schrieb Schumann an einen befreundeten Dirigenten: „Könnten Sie Ihrem Orchester beim Spiel etwas Frühlingssehnsucht einweihen: die hatte sich hauptsächlich dabei, als ich sie im Februar 1842 schrieb“ […].


Robert-Schumann-Konzert
In: Innsbrucker Nachrichten vom 29. März 1943, Seite 4
Von Hermann J. Spiehs

Das 6. Symphoniekonzert unseres Reichsgau-Symphonieorchesters vermittelte in seiner Vortragsfolge vom 26. März ausschließlich Werke des Romantikers Robert Schumann. Wohl bewußt hatte der Leiter des Konzertes, Kapellmeister Hans-Georg Ratjen, die „Manfred-Ouvertüre“ an die Spitze gestellt, denn sie ist nicht dankbar im landläufigen Sinne und bedarf einer Auslösung Und wiederum bewußt ließ der Dirigent die Tonmassen seines Orchesters hart und unversöhnlich aneinanderprallen, er malte in düsterem Kolorit das an faustisches Sinnen und Grübeln gemahnende Seelendrama, das, nur von wenigen Lichtblicken überhellt, schon durch seinen unformellen Aufbau an Spieler und Hörer ungewohnte Anforderungen stellt und wohl nur im Bühnenrahmen ganz restlos zu befriedigen vermag.

Um so beglückender empfand man den Schumannschen Klangreichtum des „Klavierkonzertes a-moll“, das der junge Berliner Pianist Hans Priegnitz spielte. So recht auf den Spuren des Hochromantikers wandelnd, schöpfte er den Inhalt des wie ein buntes Mosaik wirkenden Tongedichtes aus: ritterlich, pathetisch, kampfgewillt in den Ecksätzen; frauenhaft-zärtlich in der Darstellung der poetischen Details des Mittelsatzes: mit einem Nuancenreichtum des Anschlages und einer dichterischen Erfülltheit, die aufhorchen ließen und das Orchester sowie einzelne Instrumente zu jenem entzückenden Frage- und Antwortspiel anzueifern vermochten.

Gipfelpunkt des Konzertes: die „Symphonie B-dur“, von Robert Schumann selbst zu wiederholtenmalen als „Frühlingssymphonie“ bezeichnet. Ein Musizieren unter Georg Ratjens Stabführung: naturhaft und unproblematisch; im Technischen und Thematischen völlig unbeschwert, dafür allenthalben beschwingt und wirklich frühlingshaft. Hier ein sieghaft schmetterndes Trompetenmotiv und klangschöne Waldhornsätzchen, dort ein flötender Lerchentriller oder schmelzender Oboengesang, den nur mehr die getragenen Weisen der Celli und Geigen zu übersteigern vermögen. Immer und überall das Hohe Lied auf den heimatlichen deutschen Frühling als ein klingendes Belegstück für die formale Wertigkeit der Schumannschen Musikauffassung.

Das Orchester fast durchwegs in vorbildlicher Disziplin und Uebereinstimmung mit dem Dirigenten, der sich das einem Richterschen Gemälde vergleichbare Frühwerk des damals in seinem Lebensfrühling stehenden Komponisten so sehr zu eigen gemacht, daß er es ohne Zuhilfenahme der Partitur dirigierte und darüber hinaus mit wohlabgestuftem Klangkolorit und mit den bei Schumann unerläßlichen dynamisch-agogischen Besonderheiten erfüllte. Anteilnahme und Beifall der Zuhörer waren von begeisterter Zustimmung getragen.
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Tiroler Volksblatt vom 26. März 1943, Seite 8

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Ein Leben im Dienste der Musik
Der Tiroler Komponist Josef Gasser
In: Innsbrucker Nachrichten vom 24. März 1943, Seite 4
Von Hermann J. Spiehs

Am 24. März 1943 wird der Senior der Tiroler Komponisten, Josef Gasser, 70 Jahre alt. So manche der Innsbrucker Konzertbesucher, aber auch der Orchestermitglieder werden sich noch seiner als Violaspieler erinnern. Nur wenige mochten damals ahnen, daß in dem begeisterten Kunstjünger eine hohe kompositorische Begabung steckte, die im Lauf der Jahre zu einer wahrhaft schöpferischen Reife gelangen würde […].

1873 zu Lienz im Pustertal geboren, wandte sich Josef Gasser vorerst dem Lehrerberuf zu und wirkte nach Absolvierung der Innsbrucker Lehrerbildungsanstalt durch vier Jahre als Volksschullehrer in Haringsee im Marchfeld […].

Nach einer gründlichen Fachausbildung in der Musikstadt Regensburg betätigte er sich als ausübender Musiker, Chormeister u. dgl. In Nord- und Südtirol bezog er musikalische Wirkungsstätten, um schließlich in Brixen am Eisack bleibenden Aufenthalt zu nehmen. Dort entstanden der Reihe nach seine Tonschöpfungen: allvoran die vier Streichquartette, des weiteren „Bühnenmusiken“ zu Raimunds Zauberspiel „Alpenkönig und Menschenfeind“ und zu „Die letzten Tage von Pompei“, endlich die Vertonung des Operntextes „Die Banditen“, die ihn neben dem Musiklehrerberuf als Gesangslehrer des Gymnasiums auf Jahre hinaus beschäftigte, leider ohne den erhofften und verdienten Erfolg zu bringen […].

Daß Josef Gasser sich auch um die Erforschung unseres heimischen Liedguts bemühte, insbesondere als Sammler heimatlicher Volksliedtexte und Weisen, verdient besondere Erwähnung, zumal er auf diesem Gebiete geradezu Pionierarbeit geleistet hat. Noch mehr aber gilt uns sein Vorbild als ausübender Musiker und Musikerzieher. In aber Dutzende junger Menschen hat er die Begeisterung für das deutsche Lied hineingetragen, landaus, landein weiß man vom Musikmeister Josef Gasser Rühmliches zu berichten, allvoran die Jugend ist über ihn als ihren Lehrer voll des Lobes. Als ein getreuer Eckart hat er somit im volksdeutschen Grenzraum seine Lebensaufgabe erfüllt. Frau Musica mag ihn getrost zu einem ihrer treuesten Vasallen zählen. In diesem Sinne beglückwünschen wir den jubilierenden Senior der Tiroler Komponisten!
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Sing- und Spielabende alpenländischer Musik
In: Innsbrucker Nachrichten vom 25. März 1943, Seite 5

Das Collegium musicum der Deutschen Alpenuniversität unternimmt auf Einladung der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ unter seinem Leiter Prof. Dr. W[ilhelm] Ehmann und unter Mitwirkung der Innsbrucker Sopranistin Gertraud Ebers eine Konzertreise durch unseren Gau – nach dem Auftreten in der Gauhauptstadt werden Kufstein, Kitzbühel, Feldkirch, Bregenz und Bludenz berührt –, wobei vor allem Musik der eigenen Landschaft zum Vortrag kommt. Der erste Teil des Programmes enthält Chor- und Kammermusik der weltberühmten Innsbrucker Hofkomponisten aus der Zeit Kaiser Maximilians, also aus der ersten Blüte der großen deutschen Chormusik. Der Mittelteil bringt Streichquartett- und Solomusik von Haydn und Mozart; den Abschluß bilden alpenländische Volkschöre und Volkstänze.
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„Hier bildet ein Talent sich in der Stille“
Der Weg zur Bühne – Besuch in der Schauspielschule der Musikschule der Gauhauptstadt
In: Innsbrucker Nachrichten vom 25. März 1943, Seite 3
Von Heinz Cornell Pfeifer

[…] Die erste Stufe, die der angehende Schauspieler zu beschreiten hat, ist die Eignungsprüfung, denn nur mit dieser wird er zur Ausbildung zugelassen. Man kann sich im nationalsozialistischen Staat diesen „Beruf“ nicht mehr erkaufen, sondern die Voraussetzung dafür ist in jedem Fall die einwandfrei festgestellte Begabung, die jeden weiteren Kosten- und Zeitaufwand rechtfertigen muß. Die Ausbildungszeit dauert zwei Jahre zu je zwei Semestern und wird mit einer Zulassungsprüfung beendet, die den sie bestehenden Schüler berechtigt, sich um ein Engagement als Sänger, Schauspieler oder Tänzer zu bewerben.

Es dürfte noch ziemlich wenig bekannt sein, daß wir im Gau Tirol-Vorarlberg ebenfalls eine solche Schule besitzen, die den erst kürzlich verstorbenen am ehemaligen Landestheater verpflichtet gewesenen Opernsänger Georg Wilhelm Rothhaar zum geistigen Vater hat und von diesem ursprünglich in der Form von regelmäßigen Kursen im November 1941 gegründet und jetzt in die feste Form einer Schule gefaßt wurde. Mit dieser Spielzeit wurde sie der Leitung des Dramaturgen und Spielleiters unseres Reichsgautheaters, Dr. Sigfrid Färber, anvertraut und heißt nunmehr „Opern- und Schauspielschule der Musikschule der Gauhauptstadt Innsbruck“.

Diese Abteilung der Städtischen Musikschule ist naturgemäß in engster Bindung mit dem Reichsgautheater das ausschließlich die Lehrkräfte stellt. Außer dem regelmäßigen Unterricht finden ständig Probenbesuche und technische Führungen statt, die Eleven wirken in der Statisterie mit oder bekommen auch ab und zu kleine Rollen zugewiesen, um sich so schon von den ersten Schritten ihrer Laufbahn an in innigster Verbindung mit der Bühne entwickeln zu können. Die Semester laufen gleich mit der Spielzeit, das erste vom Jänner bis Mai, das zweite vom August bis Dezember; für das Schauspiel sind zwei Jahre für die Oper drei Jahre Ausbildungszeit vorgesehen. Derzeit sind zwölf Schüler eingeschrieben von welcher die Mehrzahl derzeit noch anderweitig berufstätig ist, aber auch eine Universitätsstudentin und einen Gewerbeschüler findet man darunter, die der innere Zwang nur im Theater die Erfüllung ihrer Lebensaufgabe sehen läßt. Den Berufsbindungen der Schüler entsprechend wird auf die Unterrichtsstunden möglichst Rücksicht genommen – in diesen aber vollster Einsatz verlangt. Der Lehrplan beinhaltet Sprechtechnik, also die Sprachbeherrschung als wesentliches Element seiner Arbeit, Organbildung und Rollenstudium einzeln und im Zusammenspiel. Parallel laufen Stunden für Körperausbildung und Rhythmik. In der Opernschule kommt hiezu noch die Weiterbildung der vorhandenen Stimmittel, das musikalische Studium der Partien, Gehörbildung und der operndramatische Unterricht. Der Lehrplan beider Gruppen wird abgerundet mit dem Studium von Theaterliteratur, Musikgeschichte, Kunstwissenschaft, Stilkunde u. a. m. Der Leiter der Schule Dr. Sigfrid Färber, zeichnet verantwortlich für den operndramatischen Unterricht, die technischen und theoretischen Fächer, der musikalische Leiter der Opernschule ist Hajo Hinrichs, die Lehrkräfte der Schauspielschule Gisa Ott, Paul Schmid und Anton Straka, die Körperausbildung ist in den bewährten Händen Fräulein Foistls und die Korrepetition in denen Helmut Rüdigers.

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Aus dem Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichtenvom 27. März 1943, Seite 5
Am Dienstag, den 30. März, 20 Uhr, wird im Reichsgautheater die bekannte Volkskomödie „Krach im Hinterhaus“ von Maximilian Böttcher erstaufgeführt. Dieses Stück, das von allen großdeutschen Theatern immer wieder gespielt wird, auch verfilmt wurde, war vor einigen Jahren an unserem Theater mit großem Beifall aufgenommen worden. Oskar Hugelmann, der eine der komischen Typen aus dem Hinterhaus spielt, hat das Stück diesmal inszeniert. Die Bühnenbilder schuf Hans Siegert. Es wirken mit die Damen Fuchs, Fügner, Meinhardt, Ott, Richter, Spörr, Waeber; die Herren Bauer-Dorn, Birnstiel, Breiner, Jereb, Kellein, Küpferle, Prohaska, Tlusty, Straka.

Wie schon berichtet, wird am Dienstag, den 30. März, 20 Uhr, im großen Stadtsaal der Klavierabend Prof. Elly Ney stattfinden. Es kommen Werke von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven zur Aufführung.
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Neue Aufgaben des Männerchorgesanges
In: Innsbrucker Nachrichten vom 27. März 1943, Seite 5

Im alten moselländischen Grenzraum trat der Bundesbeirat des deutschen Sängerbundes unter dem Vorsitz seines neuen Bundesführers, Oberbürgermeister Theo Memmel, Würzburg, in Luxemburg zu seiner diesjährigen Arbeitstagung zusammen, um neben vielen wichtigen Fragen auch die der Aktivierung der deutschen Männerchöre für einen recht vielseitigen Einsatz zu besprechen.

Gerade den deutschen Männerchören ist durch die Gründung des nationalsozialistischen Kulturwerkes eine reiche Fülle von Aufgaben für die Feierabendgestaltung der NSDAP. zugefallen. Den Singgemeinschaften wird zur Förderung dieses Gedankens in Zukunft auch eine ausreichende und reichhaltige Literatur zur Verfügung stehen. Wesentlich ist ferner, daß die Männerchöre in noch weit größerem Maße, als das bisher der Fall gewesen ist im Rahmen ihres Kriegseinsatzes zur Betreuung der Verwundeten sowie für die Zwecke des Kriegs-Winterhilfswerkes und des Deutschen Roten Kreuzes herangezogen werden sollen. Als weitere wichtige Maßnahme wird die verstärkte Fürsorge für die deutschen Chöre im Ausland in die Tat umgesetzt werden.

Die Beiratssitzung ergab das erfreuliche Bild, daß der Deutsche Sängerbund und nicht zuletzt die deutschen Männerchöre willens und entschlossen sind, auch im Kriege ihre Arbeit nicht nur nicht ruhen zu lassen, sondern diese vielmehr noch zu verstärken, um auch weiterhin während des Krieges wertvolle kulturelle Arbeit zu leisten.
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Innsbrucker Nachrichten vom 27. März 1943, Seite 5

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Gebirgsjäger konzertierten für das Kriegs-Winterhilfswerk
In: Innsbrucker Nachrichten vom 29. März 1943, Seite 4
Von Marie Randolf

Im Rahmen der 7. Reichsstraßensammlung, die bunte Blütensträuße in jedes Haus und sicher prallvolle Büchsen in die Ablieferungsstellen brachte, gab das Musikkorps einer Gebirgsdivision im Großen Stadtsaal Samstag und Sonntag abends Konzerte. Das Musikkorps befindet sich, wie bereits in der Ankündigung mitgeteilt, zum Lohn für Frontbewährung auf einer Konzertreise durch Deutschland. In den letzten Monaten erfreute es unsere Gebirgsjäger in Nordfinnland und an der ostkarelischen Lapplandfront, um nun auch dem Alltag der Volksgenossen in der Heimat durch sein ausgezeichnetes Spiel schöne Feierstunden einzuflechten. Für die Besucher der Innsbrucker Konzerte bedeutete es einen reinen Genuß, dieses rhythmisch-straffe und doch so musikantisch beschwingte, wie aus dem unerschöpflichen Born starker Herzen quellende Spiel zu hören, das dem Musikmeister wie allen Mitwirkenden alle Ehre machte. Man staunte, wie diese Männer im feldgrauen Rock, im Kampfe bewährt, in tadelloser Beherrschung ihrer Instrumente die Ouvertüre zu Resniceks Oper „Donna Diana“ als Blasorchester in feiner Modulation herausarbeiteten oder den Amphitryon-Walzer so weich und wiegend erklingen ließen, daß man sich wie vom Dreivierteltakt davongetragen fühlte. Dann schmetterte wieder das Lied der „Jungen Soldaten“ durch den Raum, zukunftgläubig, sieghaft, getragen vom vollen strahlenden Glanz der Blasinstrumente. Dieselben Männer, die sich als Bläser vortrefflich eingeführt hatten, boten im zweiten Teil des Abends als Streichorchester vertraute Weisen aus alter und neuer Zeit, wobei Solisten auf der Geige, auf der Ziehharmonika und auf dem Saxophon – der Innsbrucker Gefreiter Sepp Traxl führte eine stürmisch belachte Uebermut-Polka an – hervortraten. Es gab Beifall über Beifall. Gaukulturhauptstellenleiter Pg. Fritz Engel begrüßte, gab dem Dank und der Anerkennung aller Zuhörer in herzlichen Worten Ausdruck. Nur zögernd nahm man Abschied von den Gästen, deren Spiel als Gruß unserer Gebirgsjäger an der Nordfront doppelt freudigen Widerhall in den Herzen aller fand.
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Tiroler Volksblatt vom 29. März 1943, Seite 8

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Ein neuer Billinger-Film entsteht in Tirol
Außenaufnahmen in Sellrain, Kühtai, am Hafelekar – Gespräch mit Hans Steinhoff
In: Innsbrucker Nachrichten vom 30. März 1943, Seite 4
Von Karl Paulin

[…] Diesmal ist es Richard Billingers Schauspiel „Am hohen Meer“, das bisher u. a. in München und Berlin aufgeführt wurde, das Hans Steinhoff die Anregung zu einem neuen Terra-Film gab, der unter dem Titel „Gabriele Dambrone“ gegenwärtig entsteht und dessen Außenaufnahmen vor kurzem in unseren heimatlichen Bergen gedreht wurden. Steinhoff kennt und liebt ja die Tiroler Hochgebirgslandschaft und hat sie wiederholt schon zum gewaltigen oder idyllischen Hintergrund und Rahmen seiner großen Filme gewählt, es sei nur an seine „Geierwally“ erinnert, die bekanntlich in den Oetztaler Alpen entstanden ist.

Dieser Vorliebe Steinhoffs für unsere heimatliche Bergwelt ist wohl auch die Verlegung jener Liebesidylle zuzuschreiben, welche einen Hauptabschnitt des neuen Filmes bildet. Während im Drama, wie es schon der Titel andeutet, die beiden Liebenden, die Wiener Näherin Gabi Berghofer und der Maler Paul Madina, glückliche Tage im Süden „am hohen Meer“ verleben, führt der Film das Paar in die alpine Hochwelt, die Zeuge berauschenden Glückes wird. Diese Szenen wurden nun z. T. in Gries im Sellrain, z. T. im Kühtai gedreht. Die letzten Partien, jene Szenen, in der Gabi verzweiflungsvoll den Bergtod sucht und im letzten Augenblick nicht nur dem Leben, sondern der eigenen großen, künstlerischen Laufbahn wiedergegeben wird, erhielten an einem leuchtenden Spätwintertag auf dem Hafelekar ihre endgültige Gestalt.

[…] Im Anschluß an diese Aufnahmen hatten wir Gelegenheit, in einem persönlichen Gespräch mit Hans Steinhoff eine Reihe von zeitgemäßen Fragen und Problemen des Films und des Theaters zu berühren […].

Wir sprachen auch von Tiroler Themen für die Filmgestaltung, die über dem landschaftlichen Hintergrund hinaus in Frage kämen. Hans Steinhoff sprach mit großem Interesse von den bäuerlichen und kämpferischen Motiven, welche die heimische Geschichte und der Roman zweifellos für den Film noch bereithalten. Aus der Heldengeschichte des Jahres 1809 würde ihn die Gestalt Josef Speckbachers, des kühnen Bauernstrategen, am meisten fesseln.

Andere historische Stoffe, wie z. B. Kanzler Biener, Philippine Welser, Michel Gaismair, bei denen auch die kostümliche Ausstattung eine große Rolle spielen würde, bleiben der kommenden Friedenszeit vorbehalten. In diesem Zusammenhang wurde auch auf die hervorragenden Freilichtstätten unseres Gaues hingewiesen, z. B. Berg Isel, Schloß Ambras, Höttinger Steinbruch, Festung Geroldseck.

Aus den Romanen von Rudolf Greinz, vielleicht auch aus seinen lustigen Tiroler Geschichten ließen sich gewiß auch dankbare Stoffe finden, die sich zur Verfilmung eignen, damit die reiche, bisher auf diesem Gebiet noch ungenützte Gestaltungskraft dieses vielgelesenen heimatlichen Dichters, etwa im Ausgleich zu Ganghofer-Filmen, auch ausgewertet werden kann.

Auch auf Karl Schönherr, den jüngst verstorbenen großen Dramatiker, kamen wir zu sprechen, dessen herbe, nur auf große Linien und Probleme begrenzte Kunst dem Film trotz der schon lange zurückliegenden Verwertung von „Glaube und Heimat“ zu widerstreben scheint. Hans Steinhoff äußerte sich in begeisterten Worten über das dramatische Meisterwerk Schönherrs, seine „Erde“. Den Schluß dieser Dichtung denkt sich Steinhoff allerdings anders, er gab mit dieser Anregung unserem Gespräch einen für den freien Gestaltungswillen dieses großen Filmschöpfers bezeichnenden Abschluß: „Sie kennen ja die berühmte Szene, in welcher der alte Grutz in seinem triumphierenden Kraftgefühl wortlos den eigenen Sarg in Trümmer schlägt. Da könnte bei einer Verfilmung nach meiner Ansicht eine Wendung eingefügt werden, die nicht nur den Sieg des Alten, sondern auch die Lebenshoffnung der Jugend zum dramatischen Ausdruck bringt. Wie wäre es, wenn der alte Grutz seinen Sarg zerschlägt, um aus den Brettern eine Wiege für seinen Enkel zu zimmern, den sein Sohn Hannes ja von der Mena bereits erwartet?“
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Innsbrucker Nachrichten vom 29. März 1943, Seite 3