1942, III. Quartal

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1942, Juli

Deutsche Kunst für unser Volk
Zur Eröffnung der 3. Gau-Kunstausstellung – Erhöhte Beteiligung, steigende Qualität
In: Innsbrucker Nachrichten vom 4. Juli 1942, Seite 5

P. Innsbruck, 4. Juli. Wenn es eines Beweises bedurfte für die unerschütterlichen geistigen Kräfte des deutschen Volkes, die durch die Schwierigkeiten des dritten Kriegsjahres nicht beeinträchtigt, sondern gesteigert werden, so wird er erbracht durch die unablässige Pflege aller kulturellen Werke. Zu ihnen gehört vor allem die deutsche Kunst, der unversiegbare Quell innerer Erneuerung, die gerade im Krieg immer wieder neue Blüten treibt als Zeugen der Fruchtbarkeit der Inneren Front, der Heimat, die sich ihrer Verpflichtung im Daseinskampf der Nation immer tiefer bewußt wird.

Heute treten die Künstler unseres Gaues zum drittenmal in geschlossener stattlicher Reihe mit ihren Werken vor die Oeffentlichkeit. In den nun schon wiederholt benützten und bewährten Räumen der alten Universitätsbibliothek in der Universitätsstraße wird heute, 11 Uhr vormittags, die 3. Gau-Kunstausstellung von Gauleiter und Reichsstatthalter Hofer eröffnet.

Wie sehr sich diese Jahresausstellungen heimatlicher Kunst auch in Künstlerkreisen eingelebt haben, zeigt die steigende Beteiligung. In der ersten Gau-Kunstausstellung im Winter 1940/41 konnte man rund 200 Kunstwerke besichtigen; die zweite Gau-Kunstausstellung im Sommer 1941 umfaßte 306 Werke und nun umschließt die 3. Gau-Kunstausstellung nicht weniger als 365 Werke, zeigt also gegenüber dem Vorjahr eine vermehrte Beteiligung von 20 v. H. Noch auffälliger ist, mit Rücksicht auf die kriegsbedingten Verhältnisse, die Zahl der ausstellenden Künstler; sie beträgt diesmal 151 Künstler gegen 116 im Vorjahr, so daß heuer um 35 Künstler mehr als im Jahre 1941 auf der Ausstellung mit Werken vertreten sind. Diese Zahl wird allerdings durch den Hinweis deutlicher, daß unter den heuer vertretenen Künstlern 24 derzeit in den Reihen der Wehrmacht stehen.

Wie im Vorjahr, so scheinen auch heuer unsere Südtiroler Volksgenossen wesentlich auf, 43 Künstler, die Südtirol ihre Heimat nennen, stellen insgesamt 136 Werke in den Rahmen der 3. Gau-Kunstausstellung und tragen damit im besonderen Maß zum Gesamtcharakter dieser Kunstschau bei. Auch die Beteiligung der Südtiroler zeigt gegenüber dem Vorjahr eine erfreuliche Steigerung.

Ueber den künstlerischen Rang dieser Gau-Kunstausstellung Näheres zu sagen, bietet sich bei der eingehenden Besprechung der Kunstwerke noch Gelegenheit. Aber schon ein flüchtiger Rundgang durch die neueröffnete Ausstellung wird jedem Besucher die Ueberzeugung vermitteln, daß, im ganzen gesehen, auch die künstlerische Qualität gegenüber den vergangenen Jahren unverkennbar gestiegen ist. Sowohl die Reife als auch die Güte der ausgestellten Werke rechtfertigen ein solches Urteil, wenn auch damit einer Einzelwertung und -abschätzung nicht vorgegriffen werden soll.

Lebendige Gegenwartskunst als schönste Frucht tief verwurzelter völkischer Kultur bietet die 3. Gau-Kunstausstellung ihren Besuchern gewiß nicht nur als flüchtiges Erlebnis, sondern als dauernden Eindruck, der sicherlich in vielen Fällen in beglückenden Besitz umgewandelt werden wird.
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Die Eröffnung der Gau-Kunstausstellung 1942
Beherzigenswerte Worte des Gauleiters über aktuelle Kunstfragen
In: Innsbrucker Nachrichten vom 6. Juli 1942, Seite 3

P. Innsbruck, 5. Juli. In den Räumen der Alten Universitätsbibliothek wurde Samstag um 11 Uhr mittags die 3. Gau-Kunstausstellung, die unter dem persönlichen Ehrenschutz des Gauleiters und Reichsstatthalters Franz Hofer steht, feierlich eröffnet. In dem festlich geschmückten großen Saal, hatten sich zahlreiche Ehrengäste aus Partei, Staat, Wehrmacht und Kulturleben, außerdem viele der ausstellenden Künstler aus dem Gau Tirol-Vorarlberg und aus Südtirol eingefunden.

Nach den einleitenden Klängen von Telemanns „Suite“, gespielt vom Collegium musicum der Universität, richtete Gaupropagandaleiter Pg. Margreiter begrüßende Worte an die Anwesenden und stellte mit Befriedigung fest, daß die Künstlerschaft auch im dritten Kriegsjahr dem Ruf des Gauleiters besonders zahlreich Folge geleistet habe, obwohl 80 v. H. der Künstler im Dienst der Wehrnacht stehen.

Gauleiter und Reichsstatthalter Franz Hofer begrüßte zunächst die Ehrengäste und sprach ihnen den Dank aus für ihr Interesse, das sie dem künstlerischen Schaffen unseres Gaues und der Südtiroler entgegenbringen und aus dem die Künstlerschaft immer wieder neuen schöpferischen Impuls gewinnt. Mit besonderer Herzlichkeit begrüßte der Gauleiter den anwesenden Reichspostminister Dr. Ohnesorge als alten Freund unseres Gaues, der an allen wirtschaftlichen und kulturellen Bestrebungen regsten persönlichen Anteil nimmt.

Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen begründete der Gauleiter die zeitliche Zusammenlegung der Kunstausstellung mit den Veranstaltungen zum 5. Landesschießen ungeachtet der Meinung, daß der Verkaufserfolg der Ausstellung zur Weihnachtszeit vielleicht besser sein könnte, mit der Verbundenheit der Kunst mit Volkskunst und Volksbrauchtum, deren Pflege im Standschützenverband zusammengefaßt und von der Pflege der Wehrhaftigkeit entsprechend den Ueberlieferungen unseres Gaues nicht zu trennen ist. Ein weiterer Grund ist der Umstand, daß der kleine Gau Tirol-Vorarlberg seine Veranstaltungen nicht zersplittern und spezialisieren will, um nicht eigene Möglichkeiten zu überschreiten. Was aber im Gau Tirol-Vorarlberg veranstaltet werde, müsse im Rahmen dieser Möglichkeiten bleiben und dürfe keine „Anleihen“ machen, sondern müsse echt und bodenverbunden sein.

Rückhaltlose Anerkennung zollte der Gauleiter den Leistungen der Künstler im Gau und in Südtirol für das Zustandekommen der Ausstellung trotz kriegsbedingter Schwierigkeiten, notgedrungen kurzer Termine und der gleichzeitigen Vorbereitung für den Reichswettkampf des Künstlerhilfswerkes der NSV. Zwei Südtiroler Maler, Oskar Wiedenhofer aus Seis am Schlern und Rudolf Parsch aus Bozen, wurden bei diesem Wettkampf preisgekrönt. Aber auch in anderer Hinsicht haben die Künstler den Anregungen des Gauleiters seit der letzten Kunstausstellung Folge geleistet: Mit geringen Ausnahmen haben sie die Aufgabe der Kunst erkannt, die darin besteht, möglichst vielen deutschen Volksgenossen die Werke der hohen Kunst zugänglich zu machen. Mit ganz geringen Ausnahmen ist die Preisbildung so gestaltet worden, daß die Kunstwerke alle deutschen Wohnungen schmücken können und nicht bloß besonders begüterte Käufer vorbehalten bleiben. Der Gauleiter stellte fest, daß die Südtiroler Künstler auf diesem Wege vorangehen.

Der Gauleiter wie noch eingehend auf die hohe Aufgabe der Kunst zur Fortbildung und Erziehung unserer Nation hin und eröffnete dann, nach einem Gedenken an den Führer, als dem höchsten Schirmherrn deutscher Kunst, die 3. Gau-Kunstausstellung.

Es folgte nun ein Rundgang durch die Ausstellungsräume, den die Ehrengäste unter Führung des um das Zustandekommen der Ausstellung hochverdienten Leiters der Künstlerschaft, Prof. Max v. Esterle, unternahmen.
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Theres, Farbstiftzeichnung von Oskar Wiedenhofer, Seis am Schlern

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Rundgang durch die 3. Gau-Kunstausstellung
In: Innsbrucker Nachrichten vom 7. Juli 1942, Seite 5
Von Karl Paulin

I.
Das Betrachten von Werken der bildenden Kunst kann zu einem wesentlichen Teil unseres inneren Erlebens werden, wenn die psychischen Voraussetzungen gegeben sind. Als Ausdruck künstlerischen Wollens und Gestaltens trägt jedes echte Kunstwerk sein eigenes Wesen in sich, das sich nicht immer auf den ersten Blick erschließt, sondern eindringlicher, einfühlender Begegnungen bedarf, ehe es sich ganz offenbart. Je tiefer und gehaltvoller ein Kunstwerk ist, um so mehr müssen wir es umwerben, müssen in nachschöpferischem Genießen in seinen Kern einzudringen suchen. Um, einem wirklichen Kunstwerk ins Herz zu schauen, genügt nicht nur eine flüchtige Bekanntschaft, wie sie das einmalige Schauen vermittelt, da muß eine dauernde Verbindung, gewissermaßen eine Freundschaft entstehen, um wertvolles Empfangen auszulösen.

Eine solche Freundschaft mit den Werken unserer Künstler, wie sie im Rahmen der eben erst von Gauleiter und Reichsstatthalter Franz Hofer eröffneten 3. Gau-Kunstausstellung aufscheinen, anzubahnen, ist der Zweck folgender Betrachtung, die nicht mehr sein will und soll, als einführender Hinweis auf einen Rundgang durch die Ausstellungsräume in der alten Universitätsbibliothek, der zum eigenen Erkennen und Erleben anregt.

Diesmal wollen wir die Kunstwerke nicht nach Motiven gliedern, sondern beim Durchschreiten der Räume da und dort kurz verweilen. Gleich rechts beim Eingang im Erdgeschoß sehen wir neben dem Treppenaufgang des Bozner Bildhauers Rudolf Nikolussis Marmorbildwerk „Der Abend“, einen ruhenden weiblichen Akt. Im Korridor des ersten Stockes steht die Monumentalgestalt einer Siegesgöttin mit Schwert und Eichenkranz, die für den Ehrenraum bestimmt ist und von Bildhauer Siegfried Moroder stammt. Der Zirler Bildhauer Vitus Schmid stellt die plastische Studie „Sitzende“ aus.

An der Wand des Stiegenaufganges in den zweiten Stock sind graphische Blätter von verschiedenartigem Reiz zu sehen. Des Bozners Hans Prünsters Rötelzeichnung „Kinderreigen“ zeigt die Landschaft des Etschtales als Hintergrund. Neben den naturalistisch getreuen Hochgebirgszeichnungen des Bozner Professors Wilhelm Sachs aus den Dolomiten fesseln die stimmungsschweren Skizzen des Meraners Franz Petek aus dem Burggrafenamt und dem Gardasee-Gebiet. Einen Blick in ihre märchenhafte romantische Art gewährt Gretl Karasek mit ihren reizvollen Trachtenaquarellen aus dem Bregenzerwald und dem Pustertal. Schönheit und Poesie unserer Bergblumen weiß Waltraud Adam-Mohr, Mösern, in farbenfeinen Aquarellen wiederzugeben. Die Kunst des Bozner Meisters Hugo Atzwanger fügt die bergumrahmte Südtiroler Landschaft in seine graphischen Bucheignerzeichen und Weinetiketten. Liselotte Popp, die vom deutschen Norden kommt und bei uns heimisch geworden ist, zeigt diesmal im Linol- und Holzschnitt „Kleine Bilder aus Tirol“ und künstlerische Früchte einer Italienfahrt.

An der Stirnseite des großen Saales, den wir nun betreten, grüßen wir die klassisch geformte Führerbüste des in München schaffenden Meraner Bilhauers Othmar Schrott-Vorst. Im ersten Raum schauen wir verschiedene künstlerische Ausschnitte aus tirolischer Landschaft. Toni Kirchmeyr hält in seinem Oelgemälde „Trüber Wintertag in der Wildschönau“ die atmosphärische Stimmung vorzüglich fest; herbe, dunkle Töne spiegeln sich in Luigi Vincentinis „Heiterwanger See“, während morgendlicher Almenduft über Josef Mengs Bild „Aus dem Kaisertal“ liegt. Die „Festung Kufstein“ ragt in Sieghilde Pirlos Gemälde in klare kühle Lüfte, die Reinheit wolkenheller klarer Tage liegt über den Bildern des Bregenzers Karl Eyth „Rheintal“ und „Frühsommen“, des Schlinser Malers Albert Rauch „Der Wilde Kaiser“ und über Fritz Antoniaccomis Pastelle „Blick ins Inntal“, „Morgensonne am Hintersteinersee“.

In seine von naturatmender romantischer Kunstanschauung erfüllte Frühzeit greift Altmeister Hugo Grimm zurück und gestaltet seine elfenbelebten Waldphantasien „Quellgrund“, „Die sieben Raben“, „Sterbende Bergfichte“.

Mehr im Hintergrund hängen einige unscheinbare und doch gehaltvolle Bilder, so des Schwazer Malers Karl Rieder bodenverbundene „Heuträger“, Wolfgang Oeggs Mädchenbildnis „Sieglinde“ und des Landecker Malers Josef Tscholls mit großer Naturtreue wiedergegebene „Kastanienigel“. Eine für das Blumenstilleben besonders aufgeschlossene Begabung sehen wir in der Innsbruckerin Hilde Gruber, deren „Kirschblüte“ einen starken Farbenreiz ausstrahlt.

Der Bregenzer Bartel Kleber erweist sich wieder als Meister der heimatlichen Landschaft, ob er im „Piz Buin“ die herbe Größe des Hochgebirges oder „Am Bodensee“ die freie Weite des bergumsäumten Flachlandes gestaltet.

Zwei bewährte Alttiroler Meister erscheinen mit Selbstbildnissen und anderen kennzeichnenden Werken. Thomas Walchs gediegene Art liegt in seinem „Stilleben“; die Vorzüge und die Grenzen der Kunst unseres Thomas Riß erscheinen in seinem „Selbstbildnis“, dem „Stamser Mädchen“ und dem effektvollen „Eisacktaler Bauer“. Welch feine Wirkungen Riß aber im Kleinbild zu erzielen weiß, sehen wir aus dem lebfrischen Bubenkopf seines „Hagmoar“ und der „Märchenerzählerin“.

Eine jüngere, aber im Südtiroler Volkstum tiefverwurzelte künstlerische Kraft, Oskar Wiedenhofer, der in Seis am Schlern lebt, Preisträger im Reichswettkampf des Künstlerhilfswerkes der NSV., erscheint mit einer Reihe besonders charakteristischer Farbstiftbildern. Herzerfrischend lachen uns seine „Theres“ und das Gitschele im „Kinderkopf“ an, Duft und Stimmung im Bannkreis eines Eisacktaler Gehöftes liegt über dem „Vorplatz eines Bauernhofes“ und „Bauern beim Essen“ konnte nur ein Künstler mit solch liebevoller Treue wiedergeben, der selbst diesem Volksstamm angehört. Daß Wiedenhofer auch im Oelporträt hohe künstlerische Ziele erreicht, beweist sein „Schwammerlsucher“.

Das Stilleben in verschiedener Ausprägung pflegen die Kitzbüheler Malerin Paula Nußbaumer in ihren temperamentvollen Blumenbild „Mohn und Rittersporn“, der Innsbrucker Rudolf Arnold in seinem in satte tiefe Farben getauchten „Bäuerlichen Stilleben“ und Martha Strele in ihren prächtigen „Magnolien“.

Das Tier als künstlerischer Vorwurf ist in dem „Almabend“ des Schwazer Hans Ebenbichler und in der fesselnden Oelskizze des Malers Leopold Fetz, Reuthe-Bezau, „Feldarbeit in Flandern“ behandelt. In dem kraftvoll durchpulsten kleinen Oelbild des Innsbrucker Hans Staffler ragt der „Pflerscher Tribulaun“ auf. Hans Strobl, Bezau, dem wir später noch als Graphiker begegnen, lockt das farbige Problem der „Schiffe im Piräus“, Aufmerksamkeit verdient Josef Mair-Ragens Studie „Lesende Mädchen“.

Das Bildnis in persönlicher Auffassung und delikatester malerischer Ausführung ist die wesentlichste künstlerische Aufgabe Hubert Lanzingers. Ob wir am Porträt des Bürgermeisters Christoph und des Gebirgsjägers Heinz H. die Abstimmung zwischen Kopf und Uniform und im Bildnis unseres Kunsthistorikers Prof. Heinrich Hammer die feinste individuelle Ausprägung bewundern oder den unnachahmlichen Reiz der beiden Damenbildnisse empfinden, stets bringt uns diese höchst kultivierte Kunst der Menschendarstellung das Wesentliche nahe. Dem ganz in Duft aufgelösten „Herbstmorgen in den Dolomiten“ gehört die besondere Liebe des Künstlers.

Neben den ausgereiften und abgeklärten Porträts Lanzingers wirken die Bilder des jungen Max Weiler wie ein Sturmwind, der über aufgelockerte Ackererde hinwegbraust. Da ist ein großes Talent, vielleicht die stärkste Begabung unter der künstlerischen Jugend des Gaues, in gährender Kraft daran, sich zu befreien und zu entfalten. Mit beispielloser Kühnheit wirft Weiler in dem Großbild „Bauernfamilie“ zahlreiche Köpfe auf die Leinwand, drängt sie, besonders Mutter und Mädchen, auf schmalem Raum zusammen und gibt doch jedem Kopf, wenn auch nur in knappen Zügen, das Charakteristische. Raumgestaltend und damit im Kern monumental sind alle seine Bilder, auch die Bubenszene „Beim Tattelen“ und was dem Künstler im Bildnis als Vollendung vorschwebt, das sehen wir aus seiner meisterlichen „Ruhenden Bäuerin“.

Von wuchtigem Realismus erfüllt tritt Andreas Einbergers „Schmied“ aus dem Rahmen. Tief in den Kern der Persönlichkeit dringen die Bildnisse „Ritterkreuzträger Oblt. Thurner“ und „Frau in Schwarz“ des Innsbrucker Malers Anton Winter, ebenso Hilde Nöbels „Stabsarzt Dr. W.“ und „Damenbildnis“. Von starker Eigenart zeugt auch das Selbstbildnis des Alpbacher Johann Behler. Ein Meisterstück großzügig gestalteter Landschaftsformen, in denen sich Almboden und Hochgebirge stimmungsvoll verbinden, stellt Gustav Bechler, Maurach, in seinem Oelgemälde „Es wird aper“ aus.

In diesem Raum erscheint auch der Akt in Karl Rieders von frischer Bergluft umspielter „Berglandvenus“ und in Walter Kühns technisch vollendeter Rötelstudie „Schreitende“. August Frech gibt in seinem „Holzbildhauer“ einen koloristisch sehr eindrucksvollen Blick in eine Künstlerwerkstätte. Karl Heine, Frastanz, verleiht seiner „Landschaft bei Hohenems“ eine eigenartige Frühlingsstimmung. Des Innsbrucker Malers Alfred Gärtner skizzenhafte Bilder verraten ein starkes malerisches Temperament, so seine „Wollsammlung“, „Kuh im Stall“, „Morgen im Stubai“ und das Stilleben „Früchte“. Raimund Wörle erreicht in dem Großbild „Ein Hirtenlied“ monumentale aus der Stille der Almwelt, durch welche die leise Melodie der Hirtenflöte klingt, quellende Wirkung. Sepp Ringel, der Vielseitige, bringt einen beschwingten volkhaft empfundenen „Kinderreigen“.

Die Plastik ist im großen Saal außer mit dem Führerkopf durch zwei kraftvolle Entwürfe des Bozner Bildhauers Hans Plannger „Bauer“ und „Grenzwacht“ vertreten, dann mit der schönen Holzfigur „Mutter mit Kind“ von Alois Insam, Sankt Ulrich, und Engelbert Perathoners noch skizzenhaften „Knabenakt“ in Holz. Eine hoffnungsstarke Begabung kündigt der Schwazer Sepp Orgler in seinem sehr sicher modellierten „Hirten“ an.
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Rundgang durch die 3. Gau-Kunstausstellung
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. Juli 1942, Seite 2
Von Karl Paulin

II.
Im Begriff, den zweiten großen Saal der Gau-Kunstausstellung zu besichtigen, fällt unser Blick oberhalb des Einganges über dem Türrahmen auf ein größeres Gemälde. Peter Paul Morandells Temperabild „Abschied“, das in eindrucksvoller Weise in den drei bäuerlichen Gestalten den Abschied von der Heimat symbolisiert.

In den ersten Raum eintretend, fesselt uns die überlebensgroße Plastik Hans Planggers „Grabfigur“ in der es dem Bozner Bildhauer gelungen ist, die Schwerkraft des Stoffes in das Schwebende aufzulösen. Von den Landschaften beanspruchen Ernst Nepos nordische Bilder besondere Aufmerksamkeit. Aus seinem Kriegsdienst im hohen Norden trägt der Maler die charakteristischen Züge der „Eismeerlandschaft“ in sich und weiß die besondere Stimmung dieses Himmelsstriches mit künstlerisch gesteigerter Naturtreue wiederzugeben. Wie ganz anders duften sein Pastell „Frühling“, die „Magnolien“ und die „Rode Rose“.

Vorzüglich trifft Traudl Watzl-Stockinger eine „Föhnige Herbstlandschaft“, Josef Arnold malt das „Inntal“ in der bewegten Buntheit spätsommerlicher Farben, Ernst Schrofenegger gibt seinem Gemälde „Im Oberland“ die herben Töne dieses Landstriches. Durch schlanke Lärchenstämme schimmern in lichtem Blau die „Villnöser Geisler“, wie sie Edith Romani-Lutz sieht. Der junge Innsbrucker Artur Bergmann zeigt ein liebevoll durchgeführtes Aquarell „Gefrorene Wand“, Lena Baurnfeind kennzeichnet einen „Herbstabend am Innsbrucker Mittelgebirge“ in sparsamen Farbabstufungen. Ueberraschend neu wirkt Raimund Wörles „Altstadt“, aus der sich der lichtumflossene Innsbrucker Stadtturm hebt.

Mit welch charakteristischer und technischer Sicherheit Altmeister Eduard Thöny, der berühmte „Simplizissimus“-Zeichner, moderne Porträtprobleme löst, zeigen die „Soldaten-Bildnisse“ seiner beiden Söhne. Zwischen ihnen erinnert der „Standschütze“ des Bozners Albert Stolz an den Weltkrieg, Hans Sontheimer, St. Ulrich (Gröden), gibt einem virtuos gemalten liegenden „Mädchenakt“ bezaubernde Naturfrische. Wie unverwelklich auch heute noch echte impressionistische Kunst blüht, das bewundern wir am „Freilicht-Akt 1908“ des in seiner Geburtsstadt Meran 1940 verstorbenen Meisters Leo Putz.

Naturalistische Landschaften aus den Dolomiten zeigen wieder die Aquarelle von Peter Demetz, St. Ulrich, architektonische Ausschnitte, die von Rudolf Complojer, Unterinn am Ritten. Eine weite Südlandschau eröffnet Albert Stolz in seinem „Blick gegen die Salurner Klause“, Max Moser taucht sein Temperabild „Herbst am Buchensee“ in leuchtende Farben, Alfons Kräutler, Feldkirch, gestaltet in großzügigen Formen „Bäume am Bodensee“, während unser Hans Zötsch einen frühlingshaften Ausschnitt aus dem Silltal „Der Lenz ist da“ benennt.

Der älteste der drei Bozner Malerbrüder Ignaz Stolz ist diesmal mit einer Auswahl von hervorragenden Werken vertreten, welche die erstaunliche schöpferische Frische des 74jährigen bezeugen. Schon das „Bildnis eines Fliegers“ verbindet lebendigste Charakteristik mit vollendeter Technik. Ein „Mädchenkopf“ und ein weiblicher „Studienkopf“ lassen die delikate Porträtkunst des Meisters von einer anderen Seite bewundern und sein „Rosengarten“ brennt in innerer Lohe wie ein Karfunkel; das vielverwendete Motiv erscheint in ganz neuem Licht. Geradezu jugendliches Temperament sprüht aus dem kühn hingeworfenen „Bacchanal“.

Mit welch behaglicher bildnerischer Laune sein Bruder Albert Stolz eine fröhliche Weinlegende aus dem Etschland erzählt, zeigen seine vier Aquarelle „St. Urbans Weinkost“ für die Schwanburg in Nals; schade, daß nicht auch Dr. Karl Theodor Hoenigers köstliche Verse dabeistehen! In das großformatige Oelgemälde „Drei Schnitter“, das die Mitte der Stirnwand des Saales schmückt, legt Stolz seine ganze volksverbundene farbenfrohe Kunst.

Rudolf Parsch, Bozen, dessen graphische Porträts wir später noch näher betrachten, gibt seinen Bildnissen „Gesandter Bene“ und „Volksgruppenführer Peter Hofer“ bei feinster technischer Durchführung eine nicht zu übertreffende Lebenstreue. Blumenstilleben von ganz verschiedenem malerischem Reiz zeigen Gerhild Diesner, Innsbruck in ihrem „Blumenstrauß“ und Josef Kienlechner, Rom, in seinen „Nelken“. Lois Alton, Innsbruck, erfaßt das Spiel der Lüfte und die wechselnden Stimmungen des Firmamentes in seinen Pastellen „Winter am Inn“, „Martinswand“, „Herzsee“ mit ungemein zartem Pinsel, seine „Spielenden Kinder“ stellen eine besonders anziehende figurale Studie dar. Hubert Hellwegers Bilder „Sommertag“, „Herbst auf der Seiser Alm“, „Bergsee“ tragen erdhaft kräftige Farben, Alfons Luger, Dornbirn, malt den „Götzner Berg mit Blick gegen Rheintal“ mit außerordentlichem koloristischen Temperament. Daß Sepp Orgler, Schwaz, von der Plastik kommt, ist auch seinem Oelbild „Kalksteinbruch“ anzumerken. Hans Sontheimer, St. Ulrich, weiß die Fläche eines Großbildes mit kraftvoll gestaltete „Dengler“ zu füllen. Ein eigenartig komponiertes, romantisch-ironisches Bild „Traum des Mineralogen“ stellt Bernhard Falkner, Innsbruck aus.

Ernst Degn, Innsbruck, versteht es, aus Holz und Stein warmes Leben zu wecken wie seine „Holzhäuser in Alpbach“, das großzügig gestaltete „Motiv aus Grins“ und vor allem das matt leuchtende Goldene Dachl im „Motiv aus der Altstadt“ neuerdings beweisen. Eine ganz absonderliche, an alte niederländische Volksszenen erinnernde Malart spricht aus den figurenreichen humorvoll bewegten Trachtenbildern „Familientage“ und „Verlobung“ von Julius Wehinger, Dornbirn. Zwei Köpfe von gegensätzlicher Wirkung zeigen Josef Meir-Ragen in seiner dunkelgetönten „Bergbäuerin“ und Hans Strobl, Bezau, in dem hellbeleuchteten „Alten Sarner“.

Die große Rückwand beherrscht Ferdinand Andri, Wien, mit seinen großzügig stilisierten Bildern „Alpinist“ und „Wimmerin aus Villanders“. Karl Heine, Frastans, spiegelt die heimatliche weiträumige Landschaft in seinen romantisch gestimmten Bildern „Bregenzer Bucht“, „Landschaft bei Götzis“.

Hans Weber-Tyrol sieht und gestaltet südtirolische Landschaften in ihrem besonderen auflockernden Farbenreiz in seinen Aquarellen „St. Konstantin am Schlern“, „Tiers mit Rosengarten“. Meisterhaft ist der Innenraum im „Gotischen Stall“ getroffen, mit aller Liebe malt der Künstler sein „Leoparden-Paar“, einen jungen „Sumatratiger“ und das „Stilleben“ in scharfer Draufsicht.

Der frühverstorbene Bozner Maler Erwin Merlet tritt uns in seinem „Selbstbildnis“ von verblüffender Lebenskraft und mit dem seine landschaftliche Eigenart trefflich charakterisierenden „Monte Pelmo“ entgegen.

Die Plastik dieses Saales umfaßt verschiedenartige Werke. Alois Insam, St. Ulrich, gestaltet eine größere Holzgruppe, eine Bauernfamilie in gespannt horchender Haltung, während „Der Führer spricht“, Siegfried Moroder gibt einer Gruppe „Flüchtlinge“ fortreisende Bewegung, seinem „Mädchenbildnis“ straffe Konzentration. Mit männlicher Kraft schnitzt Käthe Sinz, Bludenz, ihre „Ruhende Bäuerin“ aus Lindenholz, Vitus Schmid, Zirl, formt einen bausbäckigen „Jungmädelkopf“. Albin Pitscheider, Wolkenstein, bewährt seine kleinplastische Meisterschaft aufs neue in seinem „Bauer mit Kartoffelsack“ und „Bauer mit Korb“, Hans Plangger, Bozen, stellt einen weiblichen Akt als „Grenzwacht“ mit weitausschauender Gebärde hin.

Zwei verstorbene Südtiroler Künstler erkennen wir an ihren Werken, den Bozner Andreas Kompatscher an dem meisterlich modellierten „Ritter Georg“ und Franz Ehrenhöfer an seiner die persönliche Form im Antlitz des Meisters festhaltende „Maske von Egger-Lienz“. Hans Pontiller, Innsbruck und Käthe Sinz, Bludenz, zeigen lebensgroße Kinderköpfe. Seine originelle humorvoll beschwingte bildhauerische Art zeigt Heinz Bacher, Gais bei Bruneck, in der farbig getönten Holzplastik „Taufgang“.

Mit der noch folgenden Besprechung der Graphik beschließen wir unseren Rundgang durch die 3. Gau-Kunstausstellung.
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Rundgang durch die 3. Gau-Kunstausstellung
In: Innsbrucker Nachrichten vom 18. Juli 1942, Seite 5
Von Karl Paulin

III. (Schluß)
Die Graphik ist unter den Zweigen der bildenden Kunst der bescheidene, zugleich aber auch der für den künstlerisch geschulten Blick dankbarste. Wenn sich Oelbild, Aquarell und Plastik oft auf den ersten Blick erschließen, so erfordert die Graphik eindringliches Betrachten, schenkt aber dann, sofern sie meisterlich gehandhabt wird, einen immer wiederkehrenden, sich vertiefenden Genuß.

Im Rahmen der 3. Gau-Kunstausstellung sind der Graphik vorwiegend die zwischen den beiden großen Sälen gelegenen Räume gewidmet. Bevor wir den dritten und kleinsten Saal betreten, erfreuen wir uns an Hans Ebenbichlers ruheatmenden Oelgemälde „Sommerabend im Oberinntal“ und an dem machtvollen Eindruck des von Franz Hofmann in Steinmosaik entworfenen und ausgeführten „Speerwerfer“-Kopf.

Gleich am Eingang des kleinen Saales fesseln die Aquarelle Rudolf Leitgebs, die naturalistisch getreue Ausschnitte von Landschaft, Bauten und Menschen „Aus Russland“ wiedergeben. Anschließend tritt uns die den Kern des Persönlichen enthüllende Bildniskunst des Bozner Malers Rudolf Parsch entgegen. Sowohl im Porträt des Südtiroler Dichters und Malers Hubert Mumelter, wie in dem des Südtiroler Kriegsfreiwilligen Oberleutnant Dr. Hans v. T., der sich an der Ortlerfront im Weltkrieg die „Goldene“ holte und nun in Afrika kämpft, aber auch im reizvollen Mädchenkopf spricht sich die ebenso klare wie scharfe Charakteristik und die untrügliche technische Sicherheit des Künstlers aus. Als Preisträger im Reichswettkampf des Künstlerhilfswerkes der NSV. zeigt Parsch den Entwurf seines prämiierten Genrebildes „Freudige Ueberraschung“.

Von anderen Bildnissen, zum Teil in Oel, Pastell oder Mischtechnik, lenken Ernst Murrs ausdrucksvoller „Bauer“, Hans Hilbers „Vorstehbauer“ und Hans Prünsters kraftvolle Rötelstudie „Villnösser Bauer“ sowie Josef Prantls großzügig aufgefaßte Kreidebildnisse die Aufmerksamkeit auf sich. Bevor wir uns weiter in die graphischen Blätter vertiefen, hören wir aus den farbentiefen Oelbild des Feldkirchers Alfons Kräutler „Fels und Meer“ beinahe die Brandung rauschen, erkennen in Traudl Watzl-Stockingers Aquarelle „Herbst“ den großen Zug in der Erfassung der Sonnenblume, und bewundern die leuchtenden „Nelken“ der Bezauer Malerin Franziska Burgstaller.

Südtiroler Landschaften empfindet und malt Hubert Mumelter, der bekannte Dichter, mit einer Kunst der Stimmung, wie sie nur aus tiefstem Heimatgefühl quillt. Schlern und Rosengarten, Weingelände um Bozen und Ueberetsch erscheinen in diesen Aquarellen von frühlingshaftem Duft umwoben. Herbere und härtere Töne liegen auf den Landschaftsbildern der Innsbrucker Alfred Gärtner und Herbert Mahrholdt. Dazwischen hebt Oswald Haller den Farbenreiz von allerlei „Spielzeug“ in intimes künstlerisches Licht.

Ist dieses delikat gemalte Aquarell der Welt des Kindes entnommen, so finden wir das Kind in naturhafter Ursprünglichkeit in Martha Streles frischen Mädchenbildnis „Christel“ und in „Mariele“ des Bregenzers Bartle Kleber dargestellt, der das Porträt „Meine Tochter“ als Vater und Künstler mit der gleichen Liebe gestaltet. Temperamentvolle Baumstudien zeigt der Südtiroler Rudolf Complojer; Stephanie Hollenstein, Lustenau, läßt in der Bleistiftzeichnung „Zitterklapfen“ ihre graphische Sicherheit erkennen. Von einer ganz neuen Seite lernen wir Josef Widmoser, der bei früheren Ausstellungen durch den monumentalen Zug seiner figuralen Kompositionen auffiel, in seinen beschwingten Aquarellen „Aus der französischen Landschaft“ kennen. Franz Weihrauter, Afers, gibt seinem Oelbild „Erdeführen“ typisch südtirolisches Frühlicht.

Eine ganze Wandfläche nehmen die Kunstdruckblätter aus einem graphischen Werk ein, das W. R. Prachensky aus dem besetzten Frankreich schöpfte. In diesen großflächigen Zeichnungen enthüllt der Künstler mit dem ihm eigenen genialen Aufriß das Geheimnis architektonischer Formen auch dort, wo er nur einen Ausschnitt erfaßt, z. B. „Pont du Gard“ oder „Römische Arena in Arles“.

In dem offenen Gang, der die beiden großen Säle verbindet, sind graphische Blätter unter Glas aufgelegt. Da tritt vor allem Erwin Lutz, München, mit einer Auswahl kraftvoll erfaßter Soldatenköpfe und mehreren leidenschaftlich durchpulsten landschaftlichen Aquarellen von der Ostfront hervor. Sechs Bleistiftskizzen Max Weilers lassen in die Werkstätte des jungen Künstlers blicken, Leopold Fetz, Reuthe-Bezau, umreißt in seinen Frontzeichnungen mit skizzenhafter Sicherheit das Wesentliche. Zu den stärksten graphischen Eindrücken gehören die Radierungen von Hans Strobl, Bezau; wie da im Blatt „Russenvernehmung“ das volle Licht auf die Gestalt des Gefangenen fällt, während alles übrige in rembrandtisches Dunkel zurücktritt, und wie in der „Straße nach Murmansk“ und im „Leichenzug“ das Figurale in die öde Fläche gestellt ist, das kündigt seltene Meisterschaft an.

Siegfried Amerstorfer zeigt diesmal sicher durchgeführte Zeichnungen „Aus Serbien“, „Aus Belgrad“, Karl Schattanek beschränkt sich auf ein allerdings sehr ansprechendes Aquarell „Stilleben“. Robert Hell, Meran, formt in seinen ausgezeichneten Holzschnitten „Kriegsweihnachten 1941“ und „Von der Nordfront“ soldatische Eindrücke; der verstorbene Bozner Altmeister Carl Moser erscheint mit einigen seiner schönsten Farbholzschnitte „Pfau mit Kirschen“, „Flamingo“ und „Kopf einer Badenden“. Paul Hablitschek, Bozen, spiegelt heimatliche „Hochtalhäuser“ und „Matatzhöfe im Passeier“ in seinen klaren Zeichnungen. Hans Sontheimers prächtiger Holzschnitt „Hirtenidyll“ erinnert an Suitbert Lobissers graphische Art.

Einige Kunstwerke anderer Technik ergänzen die Schaustellung im Korridor, so Albert Regers stimmungsvolles Oelbild „Wintermorgen“, Karl Ihlers ergreifendes „Wildschicksal“, Friedrich Hells realistisch kühles „Stilleben mit Teekanne“, Ernst Dosenbergers „Frühling in Reith bei Seefeld“ und Emil Mayrs ganz in Duft getauchtes Pastell „Mutter mit Kind“. Auch Paul Rittingers phantastische Kunst treibt immer noch ihre sonderbaren Blüten, wie die Aquarelle „Das wunderbare Uhrwerk“ und „Altrussische Legende“ zeigen.
Zwei plastische Schnitzereien Raimund Moroders derbe „Sichlerin“ und Heinz Bachers stilisierter „Pustertaler Trommler“ vervollständigen unsere Eindrücke von der 3. Gau-Kunstausstellung, die allen ihren Besuchern als Beweis des unzerstörbaren künstlerischen Lebens unserer Heimat in dauernder Erinnerung bleiben wird.
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Der Vorbeimarsch [Bericht vom 5. Landesschießen in Innsbruck]
In: Innsbrucker Nachrichten vom 7. Juli 1942, Seite 6

Der begeisterte Gruß der Massen an den Führer und die Lieder das Nation beenden den gewaltigen Großappell. Die Formationen marschieren ab, um sich zum Vorbeimarsch zu sammeln. Die Musikkapellen rühren das Spiel, und durch das dichte Spalier der Zuschauermassen marschieren dann die endlosen Kolonnen an. Der Gauleiter mit seinen Ehrengästen nimmt dann auf der Tribüne den Vorbeimarsch ab. Von der Wehrmacht über die Formationen der Bewegung zu den Massen der Standschützen ist dieser Vorbeimarsch wieder eine eindrucksvolle und wohl unvergleichliche Heerschau des Wehrwillens unserer Heimat seit Jahrhunderten.

Die Marschsäulen nehmen kein Ende, immer wieder kommen neue Gruppen in ihren farbenschönen echten Trachten, und oft grüßen stürmisches Klatschen und Heilrufe die Anmarschierenden, vor allem die Südtiroler und die Osttiroler werden herzlich begrüßt. Besondere Beachtung fand auch die Standschützenkapelle Götzis in Rheintaler Tracht, weil diese Kapelle im Kreis Dornbirn seit Jahrhunderten die erste ist, die wieder ihre Tracht angezogen hat. Sie ist daher ein besonders eindrucksvoller Beweis der Verbreitung und Vertiefung des Brauchtumsgedankens durch den Standschützenverband.

Die vorjährige Zahl von rund 5000 Schützen wurde beträchtlich überschritten und nicht weniger als 62 Standschützenmusikkapellen mit ihren Kompanien waren gestern in Innsbruck aufmarschiert.

Während Innsbrucks Straßen noch erfüllt sind von dem Gewoge der Menschenmassen, knallen auf den 178 Scheibenständen des Landesschießstandes schon die Stutzen und Pistolen. Das 5. große Landesschießen hat seinen Anfang genommen. An seinem Beginn stand ein machtvolles Bekenntnis unserer Heimat zum großdeutschen Freiheitskampf, getragen von der unerschütterlichen Zuversicht und dem festen Glauben an den Sieg unserer Waffen.

Film 1/714
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Serenaden im Hof des Volkskunstmuseums
In: Innsbrucker Nachrichten vom 8. Juli 1942, Seite 5

Der große Erfolg der Mozart-Serenade, die vergangenes Jahr im August im Hof des Tiroler Volkskunstmuseum durchgeführt wurde und zweimal wiederholt werden mußte, veranlaßt das Tiroler Landestheater, auch in diesem Sommer wieder mehrere Freilichtserenaden am gleichen Ort zu veranstalten. Er werden drei verschiedene Serenaden dargeboten, eine „Klassische Serenade“, eine „Rokoko-Serenade“ und eine „Innsbrucker Serenade“, deren Programme in sorgfältiger Auswahl von Kapellmeister Hans-Georg Ratjen und Dr. Sigfrid Färber zusammengestellt wurden. Sommerliche Serenaden sind beschauliche Stunden musikalischer Erheiterung, bei denen aus der überaus reichen barocken, vorklassischen und klassischen Musik seltene Perlen zum Klingen gebracht werden können, die man sonst im Konzertsaal nicht hört, da sie eben einen besonderen Rahmen brauchen, um volle künstlerische Gültigkeit zu haben. Sie sieht das Programm der „Klassischen Serenade“ (Dienstag, 14. Juli) eine Symphonie in G-dur von Christoph Willibald Gluck vor, eine Ouvertüre in h-moll im alten Suitenstil von Johann Sebastian Bach, eine Trio-Serenade von L. van Beethoven in 13 kleinen Sätzen und ein Haydn-Divertimento. Die „Rokoko-Serenade“ (Dienstag, 28. Juli) bringt neben charakteristischen Werken kleinerer Meister dieser musikalisch überreichen Stilperiode das prächtige Notturno für vier Orchester von W. A., Mozart, dessen Echowirkung – eine entzückende musikalische Spielerei des Rokoko – im Hof des Volkskunstmuseums besonders gut zur Geltung kommen wird. In der „Innsbrucker Serenade“ (Donnerstag, 13. August) sollen verschiedene historische Stimmungsbilder der alten Stadt am Inn musikalischen Ausdruck finden.

Die Serenaden, die unter Leitung von Kapellmeister Hans-Georg Ratjen stehen, werden von Mitgliedern des Tiroler Landes-Symphonieorchesters durchgeführt. Die Abende, deren Beginn wie im vergangenen Jahr auf jeweils 19.30 Uhr festgesetzt ist, können auch bei ungünstiger Witterung stattfinden, da der Zuhörerraum gedeckt ist.
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Neuer Schwank der Breinößl-Bühne
„Die drei alten Schachteln“
In: Innsbrucker Nachrichten vom 9. Juli 1942, Seite 5
Von Hermann Fink

Wenn drei alte Schachteln zusammenkommen. gibt es in der Regel ausgiebigen Tratsch. Wenn aber gar drei alte Schachteln zusammenkommen, ohne daß sie es wollen, und jede von ihnen zudem noch in der seligen Hoffnung schwebt, Erbin eines schönen Hofes zu werden, dann muß es nicht mehr Tratsch, sondern regelrechten Krach mit saftigen Kraftausdrücken geben. Jede der drei alten Schachteln steift sich auf ein scheinbar festes Recht, denn alle drei haben sie den verstorbenen Jochenbauer, der im Lande der ewige Spitzbua genannt wurde, gar gut gekannt. Wenn er ihnen nun nach seinem Tode einen Brief zustellen läßt, ja, dann muß was zu haben sein. Und jede der drei alten Schachteln wäre bereit, den alten Bartl, den Wirtschafter am Jochenhof, mit in Kauf und Heirat zu nehmen. Selbst die süßlich-butterweiche „Jungfrau“ Anastasia Pfandlhuber wäre gewillt, ihrem scheinbar jungfräulichen Leben ein vernünftiges Ende zu bereiten.

Wer bekommt den Hof? Eine der drei alten Schachteln? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht, alles soll ja nicht verraten werden, denn den Schwank „Die drei alten Schachteln“ muß man sehen und hören. Dann hat man wieder einmal zwei Stunden bester und würzigster Unterhaltung. Allerdings darf man nicht gar zu feinen und sanften Gemütes sein, denn diese drei alten Schachteln sind gar kratzige Bürsten. Voran einmal die bissige Margarete Pfeiferböck, die von Midi Steiger in treffendster Art gespielt wird, dann die temperamentvolle und nicht ungern handgreifliche Katharina Moßberger, die Hedi Kinberger aus vollen Zügen darzustellen weiß und schließlich die süßlich-demütige Anastasia Pfandlhuber mit ihrem auch so gewinnenden Augenaufschlag. Emma Gstöttner spielt diese ehrsame „Jungfrau“ in derart gelungener Art, daß die Zuschauer ihrem guten Spiele immer wieder langanhaltenden Beifall zollen. Dann ist noch der alte Bartl, in dem A. Resch wohl eine seiner beten Rollen gefunden hat. Gustl Burger spielt mit junger Natürlichkeit den zu saftigen Streichen aufgelegten Jungknecht Flori, und Lisl Hörmann findet sich ausgezeichnet in die Rolle der felsenfest in ihren Flori verliebten Jungdirn Midei hinein. Alles in allem also: ein gepfefferter Schwank mit sechs Darstellern, die um die Würze dieses Schwankes wissen und ihn auch seiner Art entsprechend aufführen. An einem stets gefüllten Saale wird es bei den „Drei alten Schachteln“ nicht fehlen.
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Das Mädchen von Spinges
Zur Uraufführung des Schauspieles im Landestheater am 8. Juli
Vorbericht des Autors Max Tribus in den Innsbrucker Nachrichten vom 7. Juli 1942, Seite 7

[…] In allen bis zum Jahre 1862 erschienenen Schriften, die das Mädchen von Spinges erwähnen, wird es nur als solches, nicht aber mit seinem Namen genannt. Dieser taucht erst viel später in einem Zeitungsartikel auf. Darin erfahren wir u. a., daß jenes Bauernmädchen, das sich im Spingeser Treffen so tapfer hervortat, Katharina Lanz geheißen habe, am 20. (21.) September 1771 in Enneberg geboren sei…doch halt! Schon hier setzt der Widerspruch der Geschichtsforscher ein! Hofrat Karl Klaar hat in seiner historischen Untersuchung „Das Mädchen von Spinges“ die landläufige Enneberger Hypothese an Hand aufgefundener Dokumente (Museum Ferdinandeum, Innsbruck) als unwahrscheinlich und unhaltbar erklärt. Aus den neueren Forschungen ergibt sich vielmehr, daß unsere Katharina (Helena) Lanzin nicht in Enneberg, sondern in Naz bei Brixen das Licht der Welt erblickt hat und dann laut Ehevertrag aus dem Jahre 1797 ihren Dienstherrn, den verwitweten Bauern Andre Mayer am Wiednerhof zu Spinges, geheiratet hat.

Sei dem wie immer! Eines bleibt am „Mädchen von Spinges“ unzweifelhaft echt und wahr – seine tatkräftige Teilnahme am Kampf und der Charakter! Es heißt von ihr übereinstimmend: Katharina Lanz sei im Dienst sehr fleißig, treu und verläßlich gewesen, man habe sie allgemein gern gesehen und geachtet. Ihre Teilnahme am Spingeser Treffen hat sie in fraulicher Zurückhaltung und Scheu bis ins hohe Alter als ihr stilles Geheimnis zu hüten und zu wahren gesucht. – Hat sich dieses einfache Tiroler Bauernmädchen dadurch nicht selbst das schönste Denkmal gesetzt?
Ich habe in meinem Schauspiel „Das Mädchen von Spinges“ versucht, diese frauliche Tiroler Heldengestalt möglichst ihrem Charakter getreu, menschlich schlicht aus der bäuerlichen Umwelt heraus darzustellen.


„Das Mädchen von Spinges“
Schauspiel in drei Akten von Max Tribus – Uraufführung im Landestheater am 8. Juli
In: Innsbrucker Nachrichten vom 10. Juli 1942, Seite 4
Von Karl Paulin

Aus der Heldenreihe der Tiroler Befreiungskriege ragt die Gestalt des „Mädchen von Spinges“ auf, umrankt und umwoben von heroischem Mythos, geschichtlich kaum erkennbar, ist doch ihr Name und ihre Persönlichkeit bis in die neueste Zeit wissenschaftlich umstritten. Nur der Bericht eines allerdings maßgebenden Augenzeugen, des Landsturmoberkommandanten Dr. Philipp von Wörndle, der das Treffen bei Spinges am 2. April 1797 befehligte, beglaubigt die Tat dieser ungenannten bäuerlichen Kämpferin, die, „mit fliegenden Haaren auf der Friedhofsmauer stehend, die anstürmenden Feinde mit ihrer kräftig geführten Heugabel hinunterstieß“.

Diese freie allgemeine Fassung einer heldischen Erscheinung gab natürlich der Dichtung und dem Drama freien Spielraum, der denn auch vom patriotischen Volksstück ausgiebig benützt wurde; so hat u. a. die Geschichte vom „Mädchen von Spinges“ in der dramatischen Bearbeitung Josef Ernsts auf den Brettern des alten Pradler Bauerntheaters und ländlichen Laienbühne die Zuschauer begeistert.

Max Tribus, der nun innerhalb von vier Monaten zwei Uraufführungen am Tiroler Landestheater herausgebracht hat – gewiß ein schöner Erfolg für den jungen Dramatiker und ein Beweis für die Förderung heimatlicher dramatischer Bestrebungen – hat in seinem Schauspiel „Das Mädchen von Spinges“ nach seinen eigenen Worten versucht, „diese frauliche Tiroler Heldengestalt möglichst ihrem Charakter treu, menschlich schlicht aus der bäuerlichen Umwelt heraus darzustellen“ […].

Tribus hat im übrigen die bühnenwirksamen Elemente seines Schauspiels herausgearbeitet und gab besonders den Szenen, wo die Freiheitsliebe und der Kampfeswille der Spingeser zum Ausdruck kommen, einen starken inneren Impuls.

Die Exl-Bühne hat unter der Oberspielleitung Eduard Köcks dem neuen Schauspiel aus der heimatlichen Geschichte alle darstellerische und szenische Sorgfalt gewidmet. Im Mittelpunkt stand Ilse Exl als Katharina Lanz, echt und tiefempfunden, an den Wendepunkten der Handlung von tragischen Schauern durchschüttert. Die stärkste darstellerische Leistung lag bei Anna Zötsch, welche das Pichler-Barbele, Totenweibele und Intrigantin zugleich, wohl die gelungenste Gestalt des Schauspiels, mit nicht zu übertreffender Schärfe und Lebenswahrheit spielte […].

Die Uraufführung, der Gauleiter und Reichsstatthalter Hofer mit einer Anzahl seiner Mitarbeiter beiwohnte, fand einen außerordentlichen stürmischen Beifall, der den Verfasser und die Exl-Leute wiederholt vor die Rampe rief und besonders der Darstellungskunst der Exl-Bühne galt.
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Platzkonzert der Landecker Standschützenkapelle
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. Juli 1942, Seite 3

Unter der Leitung des Kreismusikreferenten Pg. Karl Muigg bringt die Kreis-Standschützenmusikkapelle Landeck am Samstag, den 11. d. M., zwischen 19 und 20 Uhr vor dem Goldenen Dachl ihr erstes Platzkonzert in Innsbruck mit folgender Vortragsreihe: Freundestreue, Marsch von [Hermann Ludwig] Blankenburg; Nabuchodonosor, Ouvertüre von Verdi; Mein schönes Innsbruck am grünen Inn, Lied von Denk; Landesschützen, Marsch von [Hans] Kummerer; Nachtschwärmer, Walzer von Ziehrer; Melodienkranz aus Suppés Werken; Fürs Vaterland, Marsch von Artur Ney; Amoriten-Parade, Charakterstück von Hans Schmid; Zum Städtle [Städtel] hinaus, Marsch von [Georg] Meißner; Tiroler Kaiserjäger, Marsch von Karl Mühlberger.
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„Singendes, klingendes, lachendes Wien“
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. Juli 1942, Seite 3

Heute und morgen bringt die NSG. Kraft durch Freude im Großen Stadtsaal einen Abend echten Wiener Frohsinns und Wiener Heiterkeit, betitelt: „Singendes, klingendes, lachendes Wien“, mit Musik, Gesang, Tanz und lustigen Kurzspielen.
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Sommerspielzeit des Landestheaters
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. Juli 1942, Seite 5

Nachdem das Gastspiel „40 Jahre Exil-Bühne“ vergangenen Montag abgeschlossen wurde, eröffnet das Tiroler Landestheater Innsbruck nach nur zweitägiger Spielpause am Donnerstag, 16. Juli, seine Sommerspielzeit, die bis 31. August angesetzt ist. Die Sommerspielzeit bringt Reprisen erfolgreicher musikalischer Werke der im Mai abgelaufenen Winterspielzeit, die teilweise in neuer Besetzung dargeboten werden, die Operette aus Alt-Insprugg „Liebe in der Lerchengasse“, „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauß und Verdis „Othello“, wozu Kammersänger Dr. Julius Pölzer als Gast in der Titelpartie gewonnen wurde.

Als Neuheiten im Schauspiel kommen im Monat Juli Carlo Goldonis Lustspiel „Der Diener zweier Herren (17. Juli) und Johann von Bolkays Komödie „Die Gattin“ (22. Juli) zur Erstaufführung, als Neuinszenierung der Oper Albert Lorzings „Zar und Zimmermann“ (30. Juli). Für Monat August sind weiterhin folgende Erstaufführungen vorgesehen: „“Stille Gäste“, Schauspiel von Richard Billinger, „Die Entführung aus dem Serail“, Singspiel von W. A. Mozart, und „Schäfchen zur Linken“, Operette von Karlheinz Gutheim.
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Das Tiroler Landestheater eröffnet seine Sommerspielzeit
In: Innsbrucker Nachrichten vom 18. Juli 1942, Seite 5
Von Karl Senn

Nach kurzen Ferien begann das Tiroler Landestheater am Donnerstag, den 16. Juli, seine Sommerspielzeit mit der bewährten, in der abgelaufenen Spielzeit schon so oft gegebenen Operette aus Alt-Insprugg, „Liebe in der Lerchengasse“.

Die Partie der Charlotte, der Tochter des Hofrates Zibelius, sang zum ersten Male die neu verpflichtete Sängerin Fini Fügner. Sie ist eine gute Bühnenerscheinung, voll Scharm, mit lebhaftem Spiel und beherrscht ihre Rolle vortrefflich. Ihre Stimme ist von angenehmem Timbre, schön durchgebildet, tragfähig; die Durchführung der Partie verriet große musikalische Sicherheit. Die Sängerin wurde von den Zuhörern sehr herzlich aufgenommen und mit viel Beifall ausgezeichnet.

Den Hofrat Zibelius gab Rudolf Tlusty, hier schon von einer früheren Verpflichtung bekannt. Seine Bühnenroutine, unterstützt von einem urwüchsigen Humor, wußte der Partie viel Gewinnendes in natürlicher Charakteristik zu geben.

Die übrigen, bereits gewürdigten Darsteller gaben unter der temperamentvollen musikalischen Leitung von Kapellmeister Hans Moltkau und der wohlgelungenen Inszenierung Ottomar Mayrs ihr Bestes.

Das ausverkaufte Haus verfolgte mit Spannung die abwechslungsreichen Vorgänge auf der Bühne und unterhielt sich durch drei Stunden glänzend.
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Ein heiterer musikalischer Abend in Kitzbühel
In: Tiroler Volksbote vom 17. Juli 1942, Seite 6

Die Deutsche Arbeitsfront NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ veranstaltete im DAF.-Saale in Kitzbühel einen heiteren musikalischen Abend, ausgeführt von den singenden Beleandos, den tanzenden Deline und Balaeda sowie dem geistreichen Plauderer Friedl Wille. Das Publikum des vollbesetzten Saales dankte mit großem Beifall für den schönen Abend.
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Standkonzert im Hofgarten
In: Innsbrucker Nachrichten vom 18. Juli 1942, Seite 4

Das Musikkorps einer Wehrmachtseinheit spielt am Sonntag, den 19. Juli, von 11 bis 12 Uhr im Hofgarten. Die Spielfolge lautet: 1. „Kaiser Friedrich“, Marsch von C[arl] Friedmann; 2. „Marinarella-Ouvertüre“ von Julius Fucik; 3. „Wiener Blut“, Walzer von Joh[ann] Stauß; 4. „Mit Eichenlaub und Schwertern“, Marsch von Fr[anz] v[on] Blon; 5. „Tanz der bösen Buben“, Fox-Intermezzo von Krüger-Hanschmann; 6. „Divertissement aus Suppés Werken“ von Wilhelm Wacek; 7. „Oesterreichische Marschperlen“. Potpourri von Bernhauer-Uhl; 8. „Auf rauhen Pfaden zu den Sternen“, Marsch von Ernst Urbach.
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Zehn Jahre Ortsgruppe Kirchberg
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. Juli 1942, Seite 3

Kirchberg, 19. Juli. Die zehjährige Gründungsfeier der Ortsgruppe Kirchberg der NSDAP. wurde am Samstag durch eine Mitgliederversammlung eingeleitet, an die sich ein Kameradschaftsabend anschloß. Kreisamtleiter Pg. Zirkl sprach in Vertretung des dienstlich anderweitig beanspruchten Kreisleiters und umriß in großen Zügen die Entstehung und Entwicklung der nationalsozialistischen Bewegung in Kirchberg. Pg. Zirkel forderte die alten Kämpfer auf, wie in der Kampfzeit auch heute und allezeit ihre Pflichten der Bewegung gegenüber restlos zu erfüllen. In einem kameradschaftlichen Beisammensein wurden Erlebnisse aus der Kampfzeit, namentlich durch den Ortsgruppenleiter Pg. Hermann Papp, in Erinnerung gerufen.

Der Sonntag begann mit einer Morgenfeier der Hitler-Jugend und des Reichsarbeitsdienstes für die weibliche Jugend. Nach der Heldenehrung vor dem Kriegerdenkmal versammelten sich die Partei- und Volksgenossen zu einer öffentlichen Kundgebung, bei welcher Gauamtsleiter Dr. Dollinger sprach. Außer den Parteigenossen von Kirchberg waren auch Kreisamtsleiter und Landrat Dr. Wersin und viele Ortsgruppenleiter des Kreises Kitzbühel als alte Kameraden und Mitkämpfer aus der Verbotszeit bei den Veranstaltungen anwesend. Die Feier schloß mit einem Dorfgemeinschaftsabend, bei dem heimatliches Brauchtum gezeigt wurde.
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Schülerwettbewerb 1942: Der Kampf im Osten
Unter dem Leitwort „Für Deutschlands Freiheit“ – Wehrgeistige Erziehung der Jugend
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. Juli 1942, Seite 3

Eine der vornehmsten Aufgaben der neuen deutschen Schule ist die wehrgeistige Erziehung unserer Jugend. Der Reichswalter des NS.-Lehrerbundes, Gauleiter Wächtler, hat daher in engster Zusammenarbeit mit den Oberkommandos der drei Wehrmachtsteile einschließlich der Waffen-SS einen Schülerwettbewerb für ganz Großdeutschland in die Wege geleitet unter dem Leitwort: „Für Deutschlands Freiheit!“

Der Wettbewerb des Jahres 1941 „Seefahrt ist not“ war das erste große Jahresthema und bildete zugleich den Auftakt für dieses großartige Unternehmen. Weil in diesem Jahre vor allem das heldische Geschehen im Osten im Vordergrund steht, wurde als Jahresaufgabe für 1942 das Thema gestellt: „Der Kampf im Osten.“ Der Kampf gegen die Sowjetunion wird daher in den kommenden Wochen und Monaten hineingerufen in unsere Schulstuben in Stadt und Land, und jedes Unterrichtsfach wird in Beziehung gesetzt werden zu dem Kampf im Osten. Rundfunk, Presse, Feldpostbriefe und Berichte von Fronturlaubern vermitteln die notwendigen Kenntnisse und geben reichlich Anregung zu schöpferischer Betätigung. Aufgabe unserer Jungen und Mädel ist es, das so gewonnene Wissen in Wort und Bild, Plastiken und Modellen lebendig zu gestalten und zu veranschaulichen. Zu alledem wird die illustrierte Schülerzeitschrift „Hilf mit“ laufend wertvolle Fingerzeige vermitteln.

Die Erzieherschaft wird der Jugend bei der Wahl und Ausführung der Arbeiten gerne beistehen. Die Arbeit an diesem Wettbewerb schärft den Geist, weitet den Blick, schult und stählt den Willen. Der Wettbewerb „Kampf im Osten“ stellt ein Stück Kriegseinsatz dar. Zudem werden dadurch unserer Jugend die grausamen Pläne und Methoden der Weltpest Bolschewismus klar vor Augen geführt. Es wird gezeigt, welche Bedeutung das Ostproblem gerade für das deutsche Volk besitzt. Die Taten unserer tapferen Soldaten aber werden dadurch lebendig und unsere Jugend wird befähigt, sie in ihrer richtigen Wertschätzung und Bedeutung zu erkennen.
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„Der Diener zweier Herren“
Lustspiel in zwei Akten von Carlo Goldoni. Nach der Uebertragung von Paul Prina eingerichtet und inszeniert von Dr. Sigfrid Färber. – Zum ersten Male im Tiroler Landestheater am 17. Juli.
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. Juli 1942, Seite 4
Von Karl Paulin

[…] Nun hob sich zu Beginn der heurigen Sommerspielzeit des Tiroler Landestheaters der Vorhang von einer der beliebtesten Goldoni-Komödien, seinem „Diener zweier Herren“ […].

Bei uns hat Dr. Sigfrid Färber diese Komödie mit der gleichen einfühlenden Liebe in Szene gesetzt, wie seinerzeit den Lügner“. Stimmung und Ton entsprachen dem leichtgeschürzten Spiel der Verwechslungen, das die Hauptwirkung, das eigentlich Komödiantische, in die Hände der Darsteller legt. Eine leichte Neigung zur Posse war in den einzelnen Szenen nicht zu verkennen […].
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Musikleben Kufstein
In: Tiroler Volksblatt vom 20. Juli 1942, Seite 3
Von Gustav Becker

Kaum waren am Samstag abend die heiteren Klänge des Standschützenkonzerts auf dem Adolf-Hitler-Platz verrauscht, als sich in machtvollen Akkorden die Stimme unserer Heldenorgel erhob. Ihre brausenden, flutenden Tonwogen kündeten den Beginn der 3. Serenade am Heldenorgel-Spieltisch. Max Greiderer hatte für diese Einleitung mit sicherem Griff eine Komposition von Volkmar ausgewählt, deren pastose Fülle den vollen Einsatz aller Register gestattete.

Im übrigen hob sich aus den Brandungen der Orgelklänge ein strahlendes kleines Fest. Vier Musiker von künstlersichem Format spielten Haydn. Spielten ihn unter dem stillen Ziehen abenddunkler Wolken umgeben von Wipfelrauschen, überhuscht von Vogelschwingen. Es war schön. Das unsterbliche Thema des Kaiserquartetts (jene Melodie, die wir ehrfürchtigen Herzens als unser „Deutschland-Lied“ erkennen) rankte sich in schwelgerischen Variationen um die Türme und Mauern unserer Burg. Symbol deutschen Geistes. – Die vier Künstler aber auf dem kleinen, lampenerhellten Podium (Josef Drevo, Max Greiderer, Oskar Menzel und Fritz Bachler) musizierten selbstvergessen, als wären sie allein. Ihre Hingabe erschloß dem andachtsvollen Zuhörerkreis in müheloser Schönheit den Wesenskern der interpretierten Tonstücke von Haydn und Käßmayer. Soll man angesichts solchen Stimmungszaubers von Einzelheiten, von solistischen Leistungen sprechen? Man soll nicht. Nur soviel noch: dieses Quartett hat uns einen wirklich unvergeßlichen Abend geschenkt – es sei dafür bedankt.

Sonntag mittag. Ueber der feiertagsstillen Stadt liegt die hohe Weihe des Andante aus der C-Moll-Symphonie von Beethoven. Die vielstimmige Verästelung des Werkes läßt unsere Heldenorgel unter den Händen von Musikdirektor Eduard Kissel, München, in neuen überraschenden Tönen erklingen. Nuancen, zart wie Farbtöne, schwingen im Aether. Klarinetten und Geigen jubilieren, ehe die schweren Instrumente majestoso einsetzen. Zuletzt vereinigen sich die Stimmen aller zu brausendem Sturm. Man spürt es: hier spielt ein Meister – einer, der seinen Beethoven zutiefst erlebt hat.

Eine kleine Pause – mehr eine ausschwingende Stille, dann rauscht die Orgel erneut auf. Wagners „Rienzi“, der mitreißende Schlachtgesang des Römerheeres, die heiße Inbrunst des „Gebetes“ und schließlich die triumphierende Hymne strömen herab. Eine Fülle von Tönen – eine Fülle von Geschichten.

Die heroische Fantasie von Eduard Kissl, packend – lebensprühend, beschließt mit den Klängen des Deutschland-Liedes das Gastkonzert des Sonntagmittag. Sie beendet eine Stunde des reinsten musikalischen Genusses.
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Abendmusik im Hofgarten
Aufgeführt vom Collegium musicum
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. Juli 1942, Seite 4
Von Karl Senn

Von der Deutschen Arbeitsfront, NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“, veranstaltet, gab das Collegium musicum unserer Alpenuniversität am Freitag, den 17. Juli, im Hofgarten unter der Leitung von Professor Dr. Wilhelm Ehmann eine Abendmusik, ausgeführt von einem Kammerorchester und einem gemischten Chor des Collegium musicum.

Das Collegium musicum dient wissenschaftlichen und pädagogischen Zwecken. Wenn es nun aus diesem Rahmen herausgetreten und die Ergebnisse der Studien einem größeren Kreis vorführt, geschah dies besonders deshalb, weil in dem eben abgelaufenen Semester über das Lied und im besonderen über das Volkslied und solche Werke, die mit dem Volkslied in Zusammenhang stehen, gearbeitet wurde, aber auch, um die Volksverbundenheit dieser Musik stützen zu helfen. Das Collegium musicum will keine konzertmäßigen Veranstaltungen; es dient studentischen Zwecken, unterstützt die politische Schulung, hilft bei der militärischen Betreuung, wirkt bei Veranstaltungen der Deutschen Arbeitsfront, NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“, mit. Der Endzweck ist: zum Selbstmusizieren anzuregen. Mitglieder aller Fakultäten, die aber auch, besonders im Kammerorchester, von außerstudentischen Kräften unterstützt werden.

Die Vortragsfolge brachte Fest- und Tanzmusiken, sowie vier- und fünfstimmige, aus dem Volkslied erwachsene gemischte Chöre des Barock und der Moderne. In einem einleitenden Vortrag sprach Professor Dr. Ehmann über den Zweck der Veranstaltung. Drei Volksliedbearbeitungen von Hans Leo Hassler (1564 bis 1612) für gemischten Chor: „Nun fanget an“, „Feinslieb, du hast mich g’fangen“ und „Tanzen und Springen“ waren auf Heiterkeit und Tänzerisches abgestimmt, ebenso die folgenden zwei Orchesterwerke: „Altdeutsche Festmusik“ von J. S. Bachs Zeitgenossen Johann Kaspar Fischer und „Altdeutsche Tanzmusik“ von Georg Philipp Telemann (1681 bis 1767). Drei Chöre aus dem 17. Jahrhundert: „Ich sag’ ade“ von einem unbekannten Meister, „Es steht ein’ Lind“ von C[aspar] Othmayr [1515-1553] und, feierlich und schwungvoll aufrauschend, „O Musika, du edle Kunst“ von P[aul] Peuerl bildeten den Uebergang zum modernen Teil, der einen Ländler aus einer „Alpenländischen Tanzmusik“ für Kammerorchester von Karl Marx und die Chöre „Höret, was ich euch sagen will von Hans Lang, „Mein Sinnen bringt zu ihr mich hin“ von Walter Rein, die interessante Chorvariation „Bauernliederkreis“ von Hugo Distler und zum Schluß die mehrsätzige „Jagdkantate“ für Chor und Kammerorchester von Cesar Bresgen brachte. Mit Ausnahme des Chores von Distler waren alle Chöre Volksliederbearbeitungen im modernen Sinne.

Gesungen und gespielt wurde mit großer Freude und Aufmerksamkeit. Professor Ehmann sah seine viele Mühe damit belohnt. Die zahlreich erschienenen Zuhörer fanden großen Gefallen an den durchweg gelungenen Vorträgen und spendeten viel Beifall, dem durch Wiederholung des letzten Satzes der „Jagdkantate“ und einem weiteren gemischten Chor entsprochen wurde.
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„Eine Nacht in Venedig“
In: Innsbrucker Nachrichten vom 21. Juli 1942, Seite 5
Von Karl Senn

Als zweite Operettenvorstellung der laufenden Sommerspielzeit am Tiroler Landestheater kam die Johann Straußsche Operette „Ein Nacht in Venedig“ am Sonntag, den 19. Juli, in teilweiser Neubesetzung zur Aufführung. Den Senator Bartolomeo Delaqua gab Rudolf Tlusty recht charakteristisch, voll Laune in lebendiger Darstellung. Neu war auch Nanna Egils als dessen Frau Barbara. Sie ließ viel Gutes erkennen, besitzt eine klare, geschmeidige, besonders in der Höhe ausgiebige, in der Mittellage noch nicht immer durchdringende Stimme. Sie singt sehr kultiviert, verfügt über schöne Schwelltöne und hat auch ein schönes, klingenden Piano. Das Fischermädchen Annina war bei Anneliese Hauck mit ihrem nie versagenden Humor in besten Händen. Auch gesanglich wußte sie diese dankbare Partie reizend und mit viel Ausdruck zu gestalten.
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Erstaufführung im Landestheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 21. Juli 1942, Seite 5

Am Mittwoch, den 22. Juli, findet im Landestheater die Erstaufführung von Johann von Bokays „Die Gattin“ statt, einer sehr charmanten, an Spannungen und Ueberraschungen reichen Komödie. Der Ungar Johann von Bokay, Autor mehrerer guter Komödien, führt hierin einen wundervoll gepflegten und doch frischen Dialog voll Geist und Witz. Es wechseln Momente von menschlich warmen Empfindungen mit solchen, in denen man über die Torheit der irrenden Männer nur lachen kann. Das Problem der Ehe ist mit so eindringlicher Ernsthaftigkeit diskutiert, daß man nachdenklich wird. Das Stück wurde mit dem Bojnitz-Preis von der ungarischen Akademie der Künste und Wissenschaften ausgezeichnet. – Die Spielleitung hat Paul Schmid. Mitwirkende sind: Margaretha Castana, Anny Fuchs, Stephanie Höflinger, Marion Richter, Sofia Schmitz, Walter Jereb, Paul Schmid. Die Bühnenbilder sind von Hans Siegert.


„Die Gattin“
Komödie in drei Akten von Johann von Bokay – Erstaufführung am 22. Juli im Tiroler Landestheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 24. Juli 1942, Seite 4
Von Karl Paulin

Wie verhält sich eine Frau nach entdeckter Untreue ihres Mannes? Die Antwort auf diese Frage wird je nach Temperament und Herzenstemperatur der betreffenden Frau sehr verschieden ausfallen. Der ungarische Dramatiker Johann von Bokay schrieb um dieses problematische Thema eine im Dialog sehr fein geschliffene Komödie „Die Gattin“, die aber durch die Vertiefung des Dichters in die eheliche Psyche beinahe zu einer Tragödie geworden wäre. Jedenfalls verschlingen sich die heiteren und ernsten Fäden des Stückes derart, daß die Grundlinien der Komödie, je mehr die Handlung dem Ende zuneigt, immer weniger klar zu erkennen sind. Die Ausstrahlungen des Grundmotives auf die einzelnen Charaktere sind aber so fein durchschaut und in so treffende Bühnenform gebracht, daß die vielerlei Wahrheiten, die aus den dramatisch gespannten Wechselreden aufblitzen, immer wieder den Kern des wirklichen Lebens treffen.

Verwandelte sich diese Komödie schon unter den Händen des Dichters in ein tiefdringendes Charakterschauspiel, so wurden begreiflicherweise auch die schauspielerischen Bestrebungen, unter der Spielleitung Paul Schmids, in eine ähnliche Richtung gelenkt. Sofia Schmitz stand in der Hauptrolle als Anna in Widerstreit zwischen Gefühl und Geist; so kämpferisch sie ihrer Rivalin gegenübertrat, so überlegen ihre Strategie zur Wiedergewinnung des Gatten ausgedacht schien, die Kraft des Herzens hielt, auch in dem gefährlichen Spiel mit dem Freund, nicht immer das für die Komödie erforderliche Gleichgewicht.

Die tragischen Akzente der gefühlsbetonten Darstellung wirkten so stark, daß der auflockernde ausgleichende Schluß zu unvermittelt kam […].

Interesse und Spannung des Publikums wuchsen von Akt zu Akt und lösten sich nach dem dritten Bild in anhaltendem Beifall.
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Innsbrucker Nachrichten vom 24. Juli 1942, Seite 3

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Von der Standschützenmusik Kramsach
In: Innsbrucker Nachrichten vom 24. Juli 1942, Seite 3

Die Zusammenlegung der beiden Musikkapellen zu einer Kapelle wurde in Beisein des Gaustandschützenkapellmeisters [Sepp] Tanzer durchgeführt. Die Kapellmeisterstelle dieser vereinigten Kapellen hat Altkapellmeister Josef Salzburger übernommen. Pg. Sepp Tanzer würdigte die Leistungen der beiden Musikkapellen, die auf 130jährigen Bestand zurückblicken können und in bezug auf Leistung immer an vorderster Stelle in Tirol gestanden sind. Durch die Zusammenlegung ist die Kapelle 36 Mann stark.
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Innsbrucker Nachrichten vom 23. Juli 1942, Seite 3

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Prämiierung in der Gau-Kunstausstellung
In: Innsbrucker Nachrichten vom 25. Juli 1942, Seite 3

Innsbruck, 24. Juli. Für die diesjährige Gau-Kunstausstellung stand eine Reihe wertvoller Preise zur Verfügung, deren Zuerkennung kürzlich vorgenommen wurde. Preisrichter waren: Gauleiter und Reichsstatthalter Franz Hofer, Professor Heinrich Hoffmann als Bevollmächtigter des Führers für die Ausstellung „Deutsche Kunst in München“, Professor Max v. Esterle als Leiter der Gau-Kunstausstellung, Gaupropagandaleiter Karl Margreiter als Gau-Kulturwalter und der Bürgermeister der Gauhauptstadt Innsbruck Edmund Christoph.

Die Preise wurden nicht für ein bestimmtes Werk, sondern für das Jahresschaffen der ausgezeichneten Künstler zuerkannt, wie dies in der Gau-Kunstausstellung 1942 zum Ausdruck kommt.

Folgende Künstler erhielten Preise: Auf dem Gebiet der Malerei: 1. Hubert Lanzinger, Innsbruck; 2. Oskar Wiedenhofer, Seis; 3. Albert Stolz, Bozen; 4. Max Weiler, Innsbruck.
Für Werke der Plastik: Hans Plangger, Bozen; 2. Rudolf Nikolussi, Bozen; 3. Alois Insam, St. Ulrich. Für Werke der Graphik: 1. Wilhelm Nikolaus Prachensky, Innsbruck; 2. Rudolf Parsch, Bozen; 3. Hans Strobl, Bezau; 4. Gretl Karasek, Innsbruck.
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Tiroler erhielt Sudetendeutschen Schrifttumspreis
In: Innsbrucker Nachrichten vom 25. Juli 1942, Seite 5

Gauleiter und Reichsstatthalter Konrad Henlein verkündete bei der großen schrifttumspolitischen Kundgebung in Karlsbad die Schaffung eines Schrifttumspreises des Sudentenlandes in Höhe von 10.000 Reichsmark, der alle zwei Jahre an junge Autoren vergeben werden soll. Ein Preisgericht, dem unter dem Vorsitz des Gauleiters der Dichter Erwin Guido Kolbenheyer, Erwin Wittstock, Robert Hohlbaum, Bruno Brehm, ferner Universitätsprofessor Dr. Herbert Czysarz [Cysarz], Gauhauptmann Dr. Kreißl, Gaupropagandaleiter Franz Höller und Dr. Kurt Oberdörffer angehörten, wird über den Preisträger entscheiden.

In diesem Jahr hat Gauleiter Henlein den Preis als Ehrung Bruno Brehm zur Weitervergebung zur Verfügung gestellt. Bruno Brehm erkannte ihn dem jungen, aus Tirol stammenden Dichter Franz Tumler, der einer der bedeutendsten Prosaschöpfer unserer Zeit ist, zu. Bruno Brehm hat ihn entdeckt und gefördert und seinem Schaffen, das im Zeichen soldatischer und kämpferischer Gesinnung steht, Weg und Richtung gewiesen. Mit dem Sudetenland verband Franz Tumler das Erlebnis der Heimkehr im Herbst 1938. Damals weilte er zusammen mit Bruno Brehm beim Sudetendeutschen Freikorps. Die bewegenden Ereignisse hat Tumler in einem kleinen Buch „Das Jahr 1938“ festgehalten.
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Spielplanänderung im Landestheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 25. Juli 1942, Seite 5

Am Sonntag, den 26. Juli, muß wegen Erkrankung eine Spielplanänderung stattfinden. Es gelangt nicht „Othello“ zur Aufführung, sondern die mit so großem Erfolg in der Winterspielzeit aufgenommene Operette von Franz Lehar „Friedericke“. In der Titelpartie stellt sich die neue erste Operettensängerin Erika Feichtinger vor […].
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Rokoko-Serenade
Die zweite Serenade im Hofe des Volkskunstmuseums
In: Innsbrucker Nachrichten vom 30. Juli 1942, Seite 4
Von Karl Senn

Vom Tiroler Landestheater veranstaltet, fand am Dienstag, den 28. Juli, im Hofe des Tiroler Volkskunstmuseums die zweite Serenade als Rokoko-Serenade, ausgeführt von Mitgliedern des Tiroler Landes-Symphonieorchesters unter Leitung von Opernkapellmeister Hans-Georg Ratjen und unter solistischer Mitwirkung der Opernsängerin Charlotte Raab vom Tiroler Landestheater statt.

Die galante Zeit des Rokoko wurde in Klangbildern des 18. Jahrhunderts in wesensgemäßer Art und vorbildlicher Ausführung und Ausdeutung durch Kapellmeister Ratjen lebendig. Zuerst wurde von Christoph Willibald Ritter von Gluck dessen Ouverture zu der noch aus seiner vorreformatorischen Zeit stammenden, 1740 in Wien uraufgeführten Oper „Semiramis“, eine dreisätzige, in kurzen Formen gebaute Symphonie gespielt. Interessante Ansätze von Programmusik zeigte das zweite Werk, ein Divertimento von Carl Ditters Ritter von Dittersdorf: „Der Kampf der menschlichen Leidenschaften“, ein achtsätziges Werk. Dittersdorf war ein Markstein in der Entwicklung der Symphonie auf dem Wege zur Programmsymphonie. Er war der erste, der den Versuch wagte, die mit dem Aufkommen der Symphonie gegebenen reicheren Formen zur Durchführung eines Programmes zu verwenden. Doch ist seine Tonmalerei sehr bescheiden und meist ist Tempo und Vortrag das einzige Charakterisierungsmittel. Es fehlte ihm die Kraft, den glücklichen Gedanken in die richtigen Bahnen zu lenken.

Eine warm begrüßte Abwechslung der Vortragsordnung brachten die Vorträge von Charlotte Raab, die mit hübscher Stimme und ausgezeichnetem Vortrag fünf kleine Lieder: „Sommernacht“ und „Der Jüngling“ von Gluck, „Ueber alles siegt die Liebe“ von Adalbert Gyrowetz, „An die Dämmerung“ und „Eine sehr gewöhnliche Geschichte“ von Joseph Haydn sang. Den Beschluß bildeten zwei Werke aus Mozarts Frühzeit, die viersätzige Symphonie in g-moll, deren weite Bogen schon auf den großen Meister hinweisen und das „Notturno“ in D-dur, eine Echo-Serenade für vier Orchester, die räumlich getrennt – im Hof und in den Nischen im Gange des ersten Stockes – aufgestellt, interessante und eigenartige Wirkungen erzielten.

Die wieder sehr zahlreich anwesenden Zuhörer nahmen alle Darbietungen mit großem Beifall auf. Die Veranstaltung zeigte wieder, wie glücklich der Gedanke war, den Hof des Volkskunstmuseums zu solchen Veranstaltungen zu verwenden.
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1942, August


„Zar und Zimmermann“
Neueinstudierung am Tiroler Landestheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 1. August 1942, Seite 5f.
Von Karl Senn

Albert Lortzings komische Oper in drei Aufzügen: „Zar und Zimmermann“ kam am Donnerstag, den 30. Juli am Tiroler Landestheater neu einstudiert und in ganz neuer Ausstattung zur Aufführung […].

Anerkennung verdienen auch die Tänze, einstudiert von Ballettmeister Helmut Eger und Hildegard Hoyer, doch erfuhr der sonst so schöne alt-holländische Holzschuhtanz leider eine zu groteske Fassung. Die musikalische Leitung besorgte Kapellmeister Hans Moltkau temperamentvoll und vor allem sehr sauber. Die neuen Bühnenbilder Hans Siegerts gaben einen schönen Rahmen für die Handlung. Bunt und lebendig wirkten die Kostüme, geschaffen von Eva Lentz und Ferdinand Mandl.
Die Vorstellung war sehr gut besucht und fand großen Beifall. Die alte Gewohnheit des Zuspätkommens vieler Zuhörer verzögerte den Beginn der Vorstellung um eine Viertelstunde.
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Konzert der Wiener Sängerknaben
In: Innsbrucker Nachrichten vom 1. August 1942, Seite 5
Von Albert Riester

Am Donnerstag vermittelte die Konzertdirektion K. Gensberger, München, nach mehrjähriger Pause einen Gastspielabend der Wiener Sängerknaben. Wiederum war der Auslandsgastspielchor in einer Stärke von elf Sopranen und sieben Alten zu uns gekommen. Sorgfältig ausgewähltes Stimmaterial darunter Solisten, die es mit mancher Primadonna aufnehmen können, ein Höchstmaß von Stimm- und Sprechkultur, verblüffende Intonationsreinheit, straffe Chordisziplin und die jahrhundertealte, im Wiener Boden verwurzelte Musikalität, die aus jedem Chorlied eine klingende Kostbarkeit entstehen läßt, sind die bekannten, weltweit gerühmten Vorzüge dieses einzigartigen Chores. Was Wunder, daß sich trotz hochsommerlicher Temperaturen der Große Stadtsaal bis auf den letzten Platz füllte und man aufgeschlossenen Herzens den Darbietungen der kleinen Künstler lauschte.

Die Vortragsfolge enthielt Werke, die ein Höchstmaß von chorischer Leistungsfähigkeit voraussetzen, so gleich eingangs die achtstimmige, polyphone Motette „Repleti sunt“ des in Krain geborenen Bach-Vorläufers Jacobus Gallus. Von W. A. Mozart hörten wir den lieblichen dreistimmigen Chor „Der Frühling“. Fr. Schubert war mit dem „Ständchen“ und „Der Gondelfahrer“ vertreten. Das Altsolo im „Ständchen“ sang ein Bub mit einer wunderschönen Altstimme. Der erste Teil des Abends schloß mit dem zärtlichen „Schlafe mein Prinzchen“, dessen Melodie von einer silberklaren Oberstimme umrankt wurde. Im Mittelpunkt stand W. A. Mozarts einaktige komische Oper „Die Gans des Kalifen“, Köch.-Verz. 422, die nach den vorhandenen Fragmenten aus dem Jahre 1783 von R. Roßmayer für die Sängerknaben gestaltet wurde […].

Volkslieder, das „Zigeunerleben“ von Robert Schumann und die Straußschen „Sphärenklänge“ steigerten die Beifallsstürme, so daß sich die Sängerknaben erst nach mehreren Zugaben verabschieden konnten. Hans Gillesberger betreute die kleinen Sänger zum Teil vom Flügel aus mit feiner Einfühlung und viel Temperament.
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Festkonzert auf der Heldenorgel
Professor Alois Forer, Graz, spielte in Kufstein
In: Innsbrucker Nachrichten vom 4. August 1942, Seite 4
Von Fritz Bachler

Wenn die täglichen Konzerte an dieser einzigartigen Heldengedenkstätte mit ihren vom ständigen Organisten bewußt schlicht und volkstümlich gehaltenen Klängen so recht geeignet sind, den einzelnen von uns in seinem Herzen anzusprechen, ihn auf die Dauer einer kurzen halben Stunde zur Selbstbesinnung und damit auch zum Gedenken an einen nahestehenden Gefallenen zu rufen und somit nach innen gerichtet erscheinen, so weitet sich dieses tägliche Herzlied des einzelnen bei den Festkonzerten der Berufsorganisten in den unvergänglichen Werken unserer großen Tonschöpfer zum gewaltigen Gemeinschaftschor eines ganzen Volkes, zum Hymnus der Nation. Und wenn das brausende Pleno die Quadern des alten Burggemäuers aus den Fugen zu heben droht, dann glauben wir, die aufrüttelnde Fanfare des unausbleiblichen, zukünftigen deutschen Sieges in diesem schicksalsschweren Kampfe zu vernehmen.

Diese Gedanken erfüllten uns am Sonntag, den 2. August, schon bei Professor Forers erstem Stück, „Festliches Vorspiel“ von dem Wiener Domorganisten Walter Pach, wenn auch dieses zur Zeit nur im Manuskript vorliegende, von zahlreichen chromatischen Durchgängen erfüllte und im übrigen sehr interessante Werk trotz der klaren dreiteiligen Form und der vollendeten Wiedergabe unmöglich auf das erste Anhören hin zur letzten Wirkung der ihm gewiß innewohnenden Werte kommen konnte.

Dafür aber waren die stürmischen Sechzehntelläufe in Dietrich Buxtehudes „Präludium und Fuge“ in g-moll von mitreißender Wirkung, stand die vierstimmige Fuge mit größter Eindringlichkeit vor uns und fand das Werk mit seinem rhythmisch komplizierten Allegro einen wundervollen Abschluß. Professor Forer überwand alle Schwierigkeiten dieser Komposition dank seiner fanatischen Hingabe an das Orgelspiel überhaupt und nicht zuletzt kraft seines Könnens, ebenso souverän, wie etwa die Oktaventriolen im Pedal der folgenden „Rhapsodie in cis-moll“ von Max Reger, in der er beim „un poco meno mosso“ durch die feinsinnige, die Flöte bevorzugende Registratur den stimmungsmäßigen Höhepunkt erreichte.

Mit Bachs „Toccata und Fuge“ in d-moll, in deren strenge, architektonische Formenwelt Professor Forer sich ebenfalls mit hohem künstlerischem Ernst einzuleben versteht und der er durch oft sehr rasch sich wiederholenden Manualwechsel eine wohldurchdachte Färbung verleiht und mit Regers „Toccata in d-moll“ beschloß Forer sein erfolgreiches Konzert, das die Zuhörer sichtlich beeindruckte und mit Recht als Festkonzert angesprochen werden konnte.
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„Schäfchen zur Linken“
Erstaufführung im Tiroler Landestheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 5. August 1942, Seite 4

„Unberufen …“, sagten sicherlich die Autoren, als sie, leicht abergläubisch, wie Leute vom Theater nun einmal sind, diese Worte zum Motto ihrer Operette wählten. Der Textdichter Peter Kraus schrieb eine von Humor durchpulste Handlung in einem Vorspiel und drei Akten. Temperamentvoll ist die Musik dieser Operette „Schäfchen zur Linken“ von Karlheinz Gutheim, die am Donnerstag, den 6. August ihre Erstaufführung im Tiroler Landestheater erlebt. Die musikalische Leitung hat Hans Moltkau. Ottomar Mayr besorgt die Spielleitung.

Die Tänze stellt Gretl von Heimburg. Hans Siegert schuf die Bühnenbilder. In der Titelrolle sieht man Anneliese Hauck, ihr Partner ist Poldi Harlanns. Das Sängerpaar ist Erika Feichtinger und Eduard Grosser. Mit ihnen vereinen sich im Spiel Edith Boewer, Berta Koopmann, Sophia Schmitz, Walter Jereb, Ottomar Mayr, Rudolf Tlusty und mit viel Ausgelassenheit die Tanzgruppe


„Schäfchen zur Linken“
Erstaufführung im Tiroler Landestheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 8. August 1942, Seite 5
Von Karl Senn

Als erste Operettenneuheit der laufenden Sommerspielzeit ging am Donnerstag, den 6. August, am Tiroler Landestheater „Schäfchen zur Linken“, Operette in einem Vorspiel und drei Akten, Text von Peter Klaus, Musik von Karlheinz Gutheim, in Szene […].

Die harmlose Handlung hat Situationskomik und gibt der Musik reichlich Gelegenheit, Tänzerisches und Liedhaftes zu bringen. Die Tänze klingen in ihrem zackigen Rhythmus flott und haben auch in der Instrumentierung viel Jazzmäßiges; Lieder sowie die wenigen Ensemblestellen sind mit melodischen Einfällen gestaltet […].

Kapellmeister Hans Moltkau hatte die musikalischen Belange der Aufführung bestens gewahrt und für eine flüssige, schmissige Ausarbeitung gesorgt. Die Spielleitung lag bei Ottomar Mayr in gewiegten Händen, die alle Bühnenvorgänge in steter Bewegung und flottem Fortgang hielten […].

Das ausverkaufte Haus spendete allen Darstellern und Mitwirkenden vielen wohlverdienten Beifall.
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„Quell neuer Kraft“
Staatsekretär Gutterer über das deutsche Kulturschaffen im Kriege
In: Innsbrucker Nachrichten vom 6. August 1942, Seite 4

Salzburg, 5. Aug. Im Rahmen einer von der Gauleitung Salzburg der NSDAP. veranstalteten öffentlichen Vortragsreihe gab vor dem Politischen Führerkorps des Reichsgaues Salzburg Staatsekretär Gutterer einen umfassenden Ueberblick über das deutsche Kulturleben im Kriege.

Gerade weil der Krieg von Front und Heimat außerordentliche Anstrengungen fordere, sei der innere Ausgleich unerläßlich. So seien gerade in dieser Zeit die Kunst und ihre Werke ständiger Quell neuer Kraft und Stärke, und alle Theater, alle Schauspieler, alle Musiker, die uns zur Verfügung ständen, reichten nicht aus, um die ganze kulturelle Sehnsucht unseres Volkes zu stillen. Gleichwohl sei es eine wahrhaft stolze Bilanz unseres kulturellen Lebens, die er der Oeffentlichkeit übergeben könne:

Auf dem Gebiet des Theaters sei die schöpferische Tätigkeit unserer Dramatiker trotz des Krieges durchaus stetig geblieben. Staatssekretär Gutterer gedachte der Festspielveranstaltungen und gab dann einen Ueberblick über die große Zahl neuer Theater, die zumal in den Grenzgauen und in den besetzten Gebieten vom deutschen Kulturwillen zeugen, vor allem aber auch unseren Soldaten Stunden der Entspannung bereiten. Der Theaterhunger des Publikums sei so gestiegen, daß es namentlich in den größeren Städten kaum möglich sei, die Nachfrage einigermaßen hinreichend zu befriedigen. Mit den verbündeten Ländern werde ein lebhafter Austausch gepflegt.

Die Entwicklung des Films sei nach der quantitativen und qualitativen Seite hin in dauerndem Aufstieg begriffen, und der Filmtheaterbesuch sei während des Krieges in vorher nie geahntem Ausmaß gestiegen. Die Anzahl der Filmtheater habe sich von 5446 im Jahre 1938 auf 7043 nach der letzten Zählung erhöht; während 1939 623,722.000 Volksgenossen die regulären Vorführungen der Lichtspieltheater besuchten, waren es 1941 892,263.000. Besondere Erwähnung verdiene die Leistung der Wochenschau. Habe vor dem Kriege ihre Länge 300 bis 400 Meter betragen, so betrage sie heute durchschnittlich 900 Meter. Jede Wochenschau habe nach vier Wochen selbst das kleinste Kino durchlaufen. Die Ausland-Wochenschau werde heute in 29 Sprachen besprochen. Weiter erwähnte Staatssekretär Gutterer die Neugründung der Internationalen Film-Kammer, in der sich bereits die europäische Zusammenarbeit anbahne. Er gedachte der Arbeit der Partei, die über das Hauptamt Film in kinolosen Orten im Jahre 1941 55,616.155 Besucher und außerdem bei Veranstaltungen für die Truppenbetreuung 31,511.360 Besucher erfassen konnte. Außerdem seinen im Spieljahr 1941/42 in Zusammenarbeit mit der Reichspropagandaleitung von der Reichsjugendführung 16.000 Veranstaltungen mit rund 5,5 Millionen Besuchern durchgeführt worden.

Der Rundfunk, der am 1. Februar 1933 insgesamt 4,427.600 Rundfunkhörer zählt, könne heute zu fast 16 Millionen eingetragener Rundfunkhörer sprechen. Den hohen kulturellen Stand, den er sich bereits vor dem Kriege errungen habe, habe er auch während des Krieges behaupten können. Davon legten zahlreiche kulturbetonte Sendungen auf allen Lebensgebieten Zeugnis ab. Ein besonderes Verdienst habe sich der Rundfunk dadurch erworben, daß er ein stetes Band zwischen Front und Heimat zu schmieden und zu erhalten wußte. Eine besondere Aufgabe falle den zahlreichen Kurzwellensendern zu, die heute in 39 fremden Sprachen deutsches Kulturgut in alle Welt hinein ausstrahlen.

Auf musikalischem Gebiet zeige die Ueberfüllung aller Konzertveranstaltungen das im Kriege besonders starke Bedürfnis des deutschen Volkes nach innerer Erhebung und Bereicherung. Durch die Aktion „Beschwingte Musik“ sei man den Wünschen breiter Volkskreise entgegengekommen. Ferner gedachte Gutterer des letzten „Tages der Hausmusik“ und seines großen Erfolges sowie des fördernden Eingreifens des Reiches durch eine Reihe von Staatsaufträgen, die Reichsminister Dr. Goebbels für neue Werke der Oper und Operette erteilte. Man habe auch den Typ einer „Volksgeige“ ausgearbeitet, die zu geringstem Preis Schüler an das Violinspiel heranführe. Um diese unermesslichen Ausstrahlungen deutscher Musik auf die Nachbarländer zusammenfassend nachzuweisen, werde die Musikgeschichte Europas jetzt neu geschrieben.

Das deutsche Schrifttum sei seit Beginn des Krieges in immer stärkerem Maße in den Dienst unseres kämpfenden Volkes getreten. Trotz fortschreitender Schwierigkeiten mancherlei Art habe die friedensmäßige Leistung sogar noch gesteigert werden können: Im Jahre 1941 seien in Deutschland nahezu hundert Millionen Bücher und Schriften mehr hergestellt worden als im Jahre 1940. Das seit Kriegsbeginn außerordentlich gestiegene Interesse am deutschen Buch zeige sich vor allem im Buchhunger des deutschen Soldaten. Im ganzen gesehen, bestätige das Interesse unserer Soldaten, daß die deutsche Literatur von heute eine wirkliche Volksliteratur genannt werden könne. Von der Heimat aus sei alles getan worden, um unsere Soldaten mit dem lebendigsten Schrifttum aller Schaffensgebiete zu versehen. Aus dem Weimarer Dichtertreffen sei die „Europäische Schriftstellervereinigung“ geboren worden, in der sich inzwischen weitere geistige Kräfte gesammelt hätten, die einer Erhaltung der germanisch-europäischen Kultur und einer Ausrottung der kulturzerstörenden Gewalten des Judentums, des Bolschewismus und der Plutokratie dienen wollen.

Mit gesundem Empfinden bewundere das deutsche Volk heute wieder Malerei und Plastik das Starke und Schöne, das Gesunde und Lebensfähige. Während des dritten Kriegsjahres lasse sich auch im Bereich der bildenden Künste eine starke Verlebendigung der kulturellen Tätigkeit feststellen. Diese Tatsache werde durch das starke Anwachsen der Ausstellungs-, Besucher- und Verkaufsziffern belegt. Niemand aber habe es mehr verdient durch die Hingabe deutscher Künstler ans Werk aufgerichtet, gestärkt oder entspannt zu werden als der deutsche Soldat. So habe der Krieg die kulturellen Kräfte unseres Volkes nicht gebrochen; er habe sie im Gegenteil verstärkt und es habe sich gezeigt, daß das deutsche Volk die Kunst gerade auch im Kriege als Lebensbedürfnis empfinde.
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Innsbrucker Nachrichten vom 6. August 1942, Seite 4

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Ausstellung Hansi Sikora
Schöner Erfolg der Innsbrucker Künstlerin in München
In: Innsbrucker Nachrichten vom 8. August 1942, Seite 5

Die bekannte Innsbrucker Künstlerin Hansi Sikora, die erst, wie wir seinerzeit berichteten, vor einigen Monaten in ihrer Heimatstadt mit einer Ausstellung ihrer eigenartigen, Seide auf Seide gestickten Gemälde erfolgreich vor die Oeffentlichkeit trat und deren Arbeiten wir in unserem Nächsten „Bergland“- Heft einen ausführlichen Bildartikel bringen, hat sich nun in der Kunststadt München neuen Erfolg und Anerkennung geholt. Der Bayrische Kunstgewerbeverein in München, Pfandhausgasse 7, zeigte durch drei Wochen eine Ausstellung der bisherigen Arbeiten der Künstlerin, die stärkstes Interesse und rege Nachfrage fanden. Unter anderen namhaften Persönlichkeiten fanden die nach eigenen Entwürfen geschaffenen stimmungsvollen Landschaftsbilder auch den besonderen Beifall des großen deutschen Bildhauers Professor Thorak, der sie als Gast in sein Heim am Chiemsee lud. Nun hat auch das Dürer-Haus in Dresden die Künstlerin zu einer Ausstellung ihrer Werke eingeladen, die noch im August stattfinden wird.
Der Schriftleitung der „Innsbrucker Nachrichten“ ist es eine besondere Freude, daß sie der jungen Künstlerin Wegbereiter sein konnte.
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Erstaufführung am Landestheater
Richard Billingers „Stille Gäste“
In: Innsbrucker Nachrichten vom 10. August 1942, Seite 5

Im Tiroler Landestheater Innsbruck findet Dienstag, 11. August, die Erstaufführung der Komödie „Stille Gäste“ von Richard Billinger statt. Einer Einladung des Theaters folgend, kommt Richard Billinger an diesem Tage nach Innsbruck, um der Erstaufführung beizuwohnen.

Richard Billinger, der zu den bedeutendsten Dramatikern der Gegenwart gehört, ist ein Bauernsohn aus dem Inntal, geboren 1893 in St Marienkirchen bei Schärding […].

Der süddeutsch-bäuerlichen Welt, der Richard Billinger entwachsen, blieb der Dichtre immer treu. Immer sind bäuerliche, erd- und naturverbundene Menschen Hauptgestalten seiner Dichtungen, die Schicksale dieser Gestalten verflechten sich mit dämonischen Kräften […].

Die Komödie „Stille Gäste“, die bereits 1933 uraufgeführt wurde, spielt in einem alten geheimnisvollen Schloß, in dem ein Wiener Brautpaar seltsame Erlebnisse mit den Ahnen des Hauses hat.

Das Tiroler Landestheater Innsbruck hat es sich zur Aufgabe gemacht, alljährlich ein Werk Richard Billingers zur Aufführung zu bringen. Nach „Gigant“ und „Melusine“ stellt die Komödie „Stille Gäste“ die dritte Billinger-Inszenierung dar, die wiederum in Händen von Schauspieldirektor Siegfried Süßenguth liegt. In den Hauptrollen sind beschäftigt: Edith Boewer, Gisa Ott, Marion Richter, Evi Volkmer, Viola Wahlen, Vigil Breiner, Gustl Pretsch, Anton Straka. Die Bühnenbilder schuf Hans Siegert.


„Stille Gäste“
Komödie in fünf Bildern von Richard Billinger. Erstaufführung am 11. August im Landestheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 13. August 1942, Seite 4
Von Karl Paulin

Richard Billinger, eine der stärksten Persönlichkeiten der alpendeutschen Gegenwartsdichtung, schöpft im Gegensatz zu manchen stoffarmen Dramatikern aus einer Ueberfülle, er gestaltet in seinen Bühnenstücken das bunte Wechselspiel des Lebens, das Auf und Ab der Dinge und Menschen, wie sie der Tag und das Schicksal an die Oberfläche spülen, dann wieder verschlingen und wieder auf kurze oder längere Zeit auftauchen lassen. Diese Fülle des Erlebens drängt den Gestaltenden zu skizzenhafter problematischer Charakterisierung, läßt da und dort ein Motiv aufklingen, eine Figur erscheinen und wieder erschwinden, so daß typische Billinger-Stücke mehr das Puppen- und Maskenspiel des Lebens, als ein einzelnes dramatisches Geschehen, wie es z. B. Karl Schönherr in strengster Konzentration der Bühne gibt, spiegelt […].

Nun lernen wir eine ältere Komödie Billingers kennen; „Stille Gäste“, entstanden und uraufgeführt 1933, zeigt die Ursprünglichkeit des Dichters, seine im Triebhaften, Dämonischen, Elementaren wurzelnde Eigenart noch deutlicher, gleichzeitig aber auch die merkwürdige unausgegorene Mischung seiner dramatischen Mittel. Märchenhaftes und Symbolisches, Realismus und Gespensterspuk, blutvolle Sinnlichkeit und romantische Verklärung, Bäuerliches und Städtisches sind in dieser Komödie derart verflochten, daß sich zwar kein klares Endergebnis, aber eine vielfarbige Fülle von Stoffen und Gestalten in den fünf Bildern über die Bühne bewegt […].

Das Personenverzeichnis erfordert nicht weniger als 19 Rollen […].

Unter der Spielleitung Siegfried Süßenguths kamen die „Stillen Gäste“ zu einer Erstaufführung, die alle vorhandenen Kräfte unseres Schauspielpersonals in den Dienst des Werkes stellte. Der wesentlichen Bedeutung des Szenischen, namentlich der wirklichkeitsgetreuen Milieuwiedergabe, hat Hans Siegert in seinen künstlerisch vollendeten Bühnenbildern, besonders im Schloßzimmer, dem Metzgerladen und der Prunkstube, Rechnung getragen […].

Richard Billinger, der persönlich der Innsbrucker Erstaufführung seiner Komödie beiwohnte, wurde nach dem fünften Bild mit dem Spielleiter und den Darstellern wiederholt vor die Rampe gerufen und mit lebhaftem Beifall bedankt.
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Die Werner-Kroll-Bühne
Ein Programm, wie es Innsbruck noch nie erlebte
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. August 1942, Seite 5
Von Heinz Cornel Pfeifer

„Also – ich hab Tränen gelacht!“ – war das einmütige Urteil aller Besucher, die am Sonntagabend im Stadtsaal das von der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ gebotene große Varietéprogramm mit Werner Kroll und einer Reihe allerbester Künstler sahen – und das war nicht übertrieben, denn dem Schreiber dieser Zeilen ging es selbst nicht besser. Jede einzelne Darbietung war eine Glanznummer, die Zusammenstellung (Gastspieldirektion Oskar Angerer, Stuttgart) und Gesamtleistung eine Folge, wie man sie hier noch nie gesehen hatte.

Die zwei Sarunskis, Ikarier und Equilibristen, eröffneten den Reigen hervorragender Akrobatik. Ganz reizend waren die Schattenspiele von Meister Tommsen, dessen kunstfertige Hände die entzückendsten Tierszenen und Köpfe großer Männer als Silhouetten auf die Leinwand zauberten, was die Zuschauer immer wieder in Rufe heller Freude ausbrechen ließ. Ihm folgte das Tricktänzerpaar Zolnay-Pleß mit virtuosen Tänzen. Fabelhaft und einmalig Lydia Wieser in ihrem berühmten birmesischen „Tempeltanz“ und dem „Tanz der sieben Schleier“. Die Hände dieser Frau sind wie atmende Wesen mit Eigenleben, die Arme wie züngelnde Schlagen, die Bewegungen voll klassischer Schönheit und lebendiger Ruhe. Ueber ihren wunderbaren Tanzschöpfungen konnte man sogar den mangelhaften Hintergrund vergessen.

Dann trat Werner Kroll, der Mann, der sein eigener Rundfunk ist, an das Mikrophon. Der oft kopierte, aber nie erreichte Parodist aller möglichen Stimmen bekannter Künstler ist zugleich ein Humorist in Großformat. Was diese zerknutschte, urkomische Figur als Rundfunkansager da oben von sich gab, war eine ununterbrochene Attacke auf Zwerchfell und Tränendrüsen, ein brausendes Gelächter löste das andere ab und es war schön, einmal wieder vor Lachen zu Weinen und erschöpft zu sein. Die täuschende Nachahmung der Stimmen von Hans Moser, Lingen, Rühmann, Caruso, Groh, Laale Andersen, Zarah Leander und vieler anderer ist eine Gabe, die Werner Kroll in höchster Vollendung besitzt. Tobender Beifall und nichtendenwollendes Gelächter riefen ihn immer wieder zu Zugaben an die Rampe.

Ein Zauberkünstler, Rolf Hansen, verblüffte mit erstklassigen und schwierigen Darbietungen, worauf, kaum daß man sich etwas erholt hatte, die beiden Kaskadeure Rul und Laux in ihren urkomischen Akrobatik- und Boxszenen aufs neue die Besucher zu tosendem Gelächter hinrissen. Auch das wieder eine Glanznummer, wie man sie in dieser Vollendung selten zu sehen bekommt. Eine prachtvolle Leistung zeigte dann noch die akrobatische Tänzerin Eveline Petersen, eine durchgebildete, klassisch modellierte Gestalt, mit ihren Tanzschöpfungen „Harmonie und Tempo“, worauf die zwei Battons, exzentrische Musikal-Humoristen mit übermütigen Szenen noch einmal die Lachmuskeln der Besucher stark in Anspruch nahmen.

Die reichhaltige Folge, umrankt von den flotten Weisen und musikalischen Untermalungen der vorzüglichen Kapelle Mario Rogani, schloß nach zweieinhalb Stunden unter dem brausenden Beifall der dankbaren Besucher des ausverkauften Hauses.
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Ausgestellte Radierungen
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. August 1942, Seite 5

In einem Schaufenster der Kunsthandlung Unterberger sind gegenwärtig ausgewählte Radierungen und Zeichnungen ausgestellt, die besonders im Bildnis, neben hervorragender technischer Sicherheit bedeutende charakteristische Werke enthalten. Die Blätter stammen von dem jungen, gegenwärtig bei der Wehrmacht dienenden Innsbrucker Chemigraphen Franz Helmer.
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Alpenländische Volksmusik [in Kufstein]
In: Tiroler Volksblatt vom 12. August 1942, Seite 3
Signiert „G. B.“ [Gustav Becker]

Wie es bei uns in den Alpengauen klingt und singt, das zeigte in herzerfrischender Weise der Musik- und Liederabend, den eine Sing- und Spielgemeinschaft unter Leitung von Schorsch Gottner gestern in der Aula der Oberschule veranstaltet hat. Da waren sie wieder, die Gesänge, Jodler und G’stanzeln, die unsere Ahnen am Feierabend auf der Bank vor dem Haus oder am Sonntag in lustiger Runde gesungen haben. Sorgsam ausgewählt von Schorsch Gottners kundiger Hand, getragen von reinen, kräftigen Naturstimmen, erklangen sie im ganzen Zauber ihrer herzentsprungenen, schlichten Schönheit. – Sie gaben viel in reichlich zwei Stunden, diese sauberen Madeln und feschen Buam (die, wenn wir recht gehört haben, zum großen Teil aus Aibling, Rosenheim und Kiefersfelden stammen), und sie waren dabei – fernab von allen berufsartistischen Allüren – so vielseitig in ihren Darbietungen, daß man seine helle Freude an ihnen haben mußte. Da wurde z. B. zwischen den Liedern Geige, Zither, Gitarre und Flöte gespielt, und diese Solo- oder Ensemble-Darbietungen konnten sich gut und gern neben manche laut gepriesene Virtuosenleistung stellen. – Ja, und dann hatte natürlich auch noch niemand das Amt des Sprechers übernommen. Dieser Jemand (oder, um mit Wilhelm Busch zu sprechen, diese Jemandin) aber war niemand anders als die bekannte und beliebte Heimatdichterin Afra Schulz in eigener Person. Man kann sich unschwer denken, wie unsere Afra ihr Amt anpackte. Das sprühte nur so aus ihren Randbemerkungen, Geschichten und Spässen, von Schalk und Laune. Man mußte mit hinein in den fröhlichen Strudel, ob man wollte oder nicht; daß unsere lieben Kufsteiner, soweit sie an diesem Abend anwesend waren, übrigens wollten, das bewiesen sie durch ihre fröhliche Stimmung nicht weniger, als durch die Beifallskundgebungen, mit denen sie sich zuletzt kaum genugtun konnten.
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Die Kufsteiner Malerin Sieghilde Pirlo
stellt gegenwärtig im Schaufenster der Kunsthandlung Czichna zwei Oelgemälde „Villanders“ und „November am Schlern“ aus, die landschaftliche Südtiroler Motive in der aus unseren Gau-Kunstausstellung bekannten künstlerischen Eigenart darstellen.
Notiz in den Innsbrucker Nachrichten vom 13. August 1942, Seite 4
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„Innsbrucker Serenade“ im Hof des Volkskunstmuseums
In: Innsbrucker Nachrichten vom 12. August 1942, Seite 3

Die dritte und letzte Freilichtserenade des Tiroler Landestheaters Innsbruck, die am Donnerstag, den 13. August, 19.30 Uhr, im Hof des Tiroler Volkskunstmuseums durchgeführt wird, trägt den Titel „Innsbrucker Serenade“. Das Programm dieser Serenade versucht, verschiedenen historischen Stimmungsbildern der alten Stadt am Inn musikalischen Ausdruck zu verleihen, ohne aber eigentliche Programmusik geben zu wollen. Mit einer Ambraser Turmmusik, einer Blasmusik nach Instrumentalsätzen des frühen 17. Jahrhunderts, setzt die Serenade ein. Unter dem Titel „Nachklänge aus dem Barocktheater“ folgen Orchestersätze und Arien aus Opern dieser Zeit. Ein Bläsersextett von Mozart vermittelt den Zauber eines „Ständchens unter dem goldenen Dachl“. Wiederum auf Mozartklänge folgt als Besonderheit dieser Abendmusik eine tanzpantomimische Darbietung. Mit einem Oktett Franz Schuberts klingt die Serenade aus.

Die musikalische Leitung liegt wiederum in Händen von Hans-Georg Ratjen. Als Gesangssolisten wirken Ilse Griesbach (Sopran) und Rudolf Christ (Tenor) mit, als Solotänzerin Gretl von Heimburg und Hildegard Hoyer.


Serenaden in Innsbruck
Musikalische Kostbarkeiten in stilvollem Rahmen – Dritte und letzte Aufführung dieses Jahres
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. August 1942, Seite 5
Von Heinz Cornel Pfeifer

Der Sommer dieses Jahres brachte für Innsbruck und alle Freunde edler Musik aus fern und nah eine Besonderheit: Serenaden im Hof des Tiroler Volkskunstmuseums, durchgeführt von Mitgliedern des Tiroler Landessymphonieorchesters und unter Mitwirkung von Gesangs- und Tanzsolisten des Tiroler Landestheaters.

Einzigartig ist der Raum, der diesen Aufführungen klassischer Musik als Rahmen dient. Der große, genau quadratische Innenhof des Volkskunstmuseums, den an allen vier Seiten der von Säulenbogen getragene hohe Kreuzgang umschließt, trägt eine üppige, durch Marmorfliesen viergeteilte Rasenfläche, in dessen Mitte ein schöner alter Marmorbrunnen seine weitausladende Schale zum Himmel hebt. Die ernste Geschlossenheit des Arkadenhofes trägt als einzigen Schmuck die stille Pracht niederer, um den Brunnen gruppierter Rosensträuche, die wie ein frohes Kinderlachen die strenge Würde der Umgebung aufhellen. In der Stirnfront des Wandelganges hat das Orchester seinen Platz gefunden, während die Gäste die dreifachen Sesselreihen rundum einnehmen. Vielfach gebrochen, ohne dadurch und den freien Himmel eine wesentliche Dämpfung zu erfahren, werden hier Klangwirkungen von einzigartiger Schönheit und Reinheit erzielt, während die Rasenfläche den denkbar stimmungsvollsten Plan für Tanzvorführungen alten Stils bietet.

Nachdem schon die erste und zweite Serenade, die Werke von Gluck, Dittersdorf, Haydn, Mozart und anderen Meistern brachten, die Güte dieses Einfalls unter Beweis stellten, ist die Anziehungskraft der Serenadenabende weiterhin angestiegen, wie der Besuch der am Abend des 13. August stattgefundenen dritten und letzten Aufführung zeigte. An die tausend Personen säumten den Innenhof, um die Köstlichkeiten des Dargebotenen in stiller Versenkung zu genießen. Die gewählte Musikfolge, geleitet von Hans-Georg Ratjen, brachte als erstes „Turmmusik auf Ambras“, drei von Dr. Siegfried Färber nach Instrumentalstücken des frühen 17. Jahrhunderts bearbeitete Bläsersätze: Intrada, Lied und Tanzstück, die durch ihre schlichten und klaren Linien entzückten.

Dieser folgten „Nachtklänge aus dem Barocktheater“ mit den Teilstücken „Ballettmusik“ aus „Piramo und Tisbe“ von Johann Adolf Hasse, der Arie des „Xerxes“ aus der gleichnamigen Oper von G. F. Händel, gesungen von Opernsänger Rudolf Christ, der Arie der Kleopatra aus G. F. Händels „Julius Cäsar“, gesungen von Opernsängerin Ilse Griesbach und dem Duett aus dem Händelschen „L’allegro“, gleichfalls von den Vorgenannten gesungen […].

“Ständchen unter dem Goldenen Dachl“ betitelte sich das Nächste, W. A. Mozarts Divertimento Nr. 8 für zwei Oboen, zwei Hörner und zwei Fagotte, bestehend aus vier Sätzen, das wieder die vielfach geschliffene, mit musikalischen Kostbarkeiten gefüllte Schale des Salzburger Meisters kredenzte.

Eine reizende Ueberraschung boten die beiden Ballettmitglieder des Landestheaters Gretl von Heimburg und Hildegard Hoyer, die fünf Stücke aus Mozarts Ballettmusik „Les petis riens“ unter dem Titel „Nächtlichen Spiel“ tanzten. Jedes Rasenviertel diente einem der vier Tanzszenen als Plan, das erste der höfisch-galanten Begrüßung, das zweite einem zärtlich-neckischen Umwerben, das dritte einem fröhlich-ausgelassenen Spiel mit einem goldenen Ball und das vierte dem, Abschiedsmenuett, während eine Szene voll entzückender Schelmerei am Brunnen ein Zwischenspiel ergab. Schimmernder Atlas, die weißen Perücken, die vollendete Harmonie und stilvolle Anmut des Tanzes gestalteten die Aufführung zu einem stimmungsvollen Erlebnis, das noch lange nachklingen wird.

Den Abschluß bildete das innige, von leiser Schwermut überhauchte „Adagio“ in B-dur aus dem Oktett von Franz Schubert, das den Titel „Mondnacht am Inn und Ausklang“ trug. Andächtig und ergriffen lauschten noch alle diesem mit spürbarer Vertiefung vorgetragenem Werk, um dann, wie schon bei den einzelnen Programmnummern, noch einmal mit herzlichem und reichem Beifall für den erlesenen Kunstgenuß zu danken.
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Rudolf Greinz zum Gedächtnis
In: Innsbrucker Nachrichten vom 17. August 1942. Seite 3
Von Karl Paulin

Innsbruck, 17. Aug. Gestern vormittag ist der Dichter und Romanschriftsteller Rudolf Greinz an seinem 76. Geburtstag nach längerem Leiden in seiner Innsbrucker Wohnung, Grillparzerstraße 8. verschieden.

Mit dem Hinscheiden des Dichters Rudolf Greinz verliert Tirol eine literarische Persönlichkeit, die durch ihr erfolgreiches Schaffen auf dem Gebiete des Romans und der heiteren Kurzgeschichten den Begriff Tirol Millionen deutscher Leser vertraut gemacht hat […].

In welchem Maße der Erzähler Rudolf Greinz den deutschen Büchermarkt erobert hat, zeigen einige Verbreitungsziffern seiner Werke, die im Leipziger Verlag L. Staackmann erschienen sind, der das alpenländische Schrifttum mit besonderem Erfolg pflegt. „Allerseelen“ hat eine Gesamtauflage von 162.000 erreicht, „Der Garten Gottes“ 95.000, „Die Stadt am Inn“ 62.000, „Vorfrühling der Liebe“ 60.000, „Königin Heimat“ 50.000. Insgesamt sind 1 ¼ Millionen Greinz-Bände in die weite Welt hinausgegangen und haben den Namen Tirol zu noch weit mehr Lesern getragen, so daß Rudolf Greinz mit Recht als der erfolgreichste und meistgelesenste Tiroler Erzähler galt […].

In früheren Jahren weilte und wirkte Rudolf Greinz in Meran, später in München. Seit 1925 lebt der Dichter in Innsbruck und wohnte in den Sommermonaten auf seinem Landsitz Rosenegg in Aldrans. Im Vorjahre konnte Greinz in voller Frische seinen 75. Geburtstag feiern, nun hat ihn, genau ein Jahr später, der Tod heimgeholt nach einem früchtereichen Leben im Dienst seiner Heimat, die den Namen Rudolf Greinz stets mit Stolz und Dankbarkeit nennen wird.


Rudolf Greinz in Ampaß bestattet
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. August 1942, Seite 3

Innsbruck, 19. Aug[ust]. Auf dem Ampaßer Friedhof, inmitten der Landschaft seiner engeren Heimat, wurde am Dienstag Rudolf Greinz bestattet. Die Partei erwies dem toten Heimatdichter eine würdige Ehrung. Vor starken Abordnungen der Politischen Leiter, der Hitler-Jugend und des Standschützenverbandes legte der Gaupropagandaleiter und Landeskulturwalter, Bereichsleiter Pg. [Karl] Margreiter, in Vertretung des Gauleiters und Reichsstatthalters einen Kranz am Grabe nieder. Weitere Kränze widmeten der Kreisleiter und der Oberbürgermeister der Gauhauptstadt dem Verstorbenen. Gauamtsleiter Pg. Doktor Dollinger sprach Abschiedsworte, in welchen er die Bodenverbundenheit des toten Dichters und seines Werkes und sein allzeit mannhaftes Eintreten für die Zusammengehörigkeit aller Deutschen würdigte. Der Gaumusikzug und die Standschützenkapelle Aldrans sorgten für die musikalische Umrahmung der Trauerfeier.
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Tiroler Volksbote vom 21. August 1942, Seite 8

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Tanzgastspiel Palucca im Landestheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 22. August 1942, Seite 6

Die berühmte Tänzerin Palucca gibt in diesem Jahr wieder ein einmaliges Gastspiel im Tiroler Landestheater. Ihr Programm enthält eine neue, ungewöhnlich reiche Tanzfolge, unter anderem: „Aufforderung zum Tanz“, „Slawische Tänze“, „Menuette“ von Mozart und Beethoven, „Im spanischen Rhythmus“. Die Palucca wurde auf ihrer letzten Deutschland-Gastspielreise überall mit ungewöhnlich großem Beifall aufgenommen und es steht somit auch Innsbruck ein große Erlebnis bevor.


Die Palucca tanzt
In: Innsbrucker Nachrichten vom 29. August 1942, Seite 5

Die Palucca gab am Tiroler Landestheater ein Tanzgastspiel. Die Besucher wurden Zeugen einer durch vollendete Körperbeherrschung und brillante Technik unterbauten Ausdruckskunst von betonter Eigenart. Zwei slawische Tänze von Dvorak bildeten den beschwingten Auftakt, dem Beethovenschen wundervolle, poesiedurchwehte Mondscheinsonate folgte. Brahms „Ungarischer Tanz“ gab der Tänzerin Gelegenheit zu ihrer einfallsreichen Darbietung. Drei Menuette und zwei spanische Tänze beschlossen die Tanzfolge, die von Helga Dohler verständnisvoll am Flügel begleitet wurde.
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Klavierkonzert in Kitzbühel
In: Innsbrucker Nachrichten vom 24. August 1942, Seite 5

Pianist Walter Rummel gab, von einer längeren Konzertreise durch Frankreich und Belgien zurückgekehrt, in Kitzbühel unter dem Titel „Romantischer Abend“ ein Konzert mit Schubert, Brahms, Liszt und Chopin. Rummel bestritt den ganzen Abend allein und gab den Zuhörern tiefstes Erleben. Nicht endenwollender Beifall brachte dem Künstler die verdiente Anerkennung seines großen Könnens.
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Tiroler Volksbote vom 25. August 1942, Seite 1

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„Via mala“
Zur Aufführung am Tiroler Landestheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 24. August 1942, Seite 5
Von Heinz Cornel Pfeifer

Da es sich bei der diesjährigen Aufführung von John Knittels volkstümlichen Drama in sechs Bildern nach dessen gleichnamigem Roman nicht um eine Erstaufführung handelt -wie erinnerlich wurde das Stück in nahezu gleicher Besetzung von den Kräften des Landestheaters im März 1940 aufgeführt und außerdem kürzlich im Rahmen der Jubiläumsgastspiele der Exlbühne von dieser, in der Darstellung volkstümlicher Stoffe wohl stärksten Spieltruppe herausgebracht, worüber wir in beiden Fällen ausführlich berichteten – wollen wir uns heute lediglich auf die Darstellung beschränken.

Unter der Spielleitung von Dr. Sigfrid Färber konnte sich dieses Werk, stofflich wie dramaturgisch wohl eines der packendsten der Gegenwartsdichtung, wiederum einen starken Erfolg erringen.

Die Mutter Lauretz gab wieder Gisa Ott in unheimlich tragischer Größe, bannend in Wort, Spiel und Ausdruck, wie auch Berta Waeber als Hanna – vielleicht nur eine zu königlich-klassische Erscheinung – ihre Rolle in kraftvoller Gestalt meisterte, wobei sie diesmal grelle Lichter mied, das Gewicht mehr auf gedämpfte Eindringlichkeit des Wortes legte und damit eine starke persönliche Note ins Spiel brachte. Der Untersuchungsrichter und spätere Gatte der Sylvia, Andreas von Richenau, fand in Anton Strakas Darstellung die Schroffheit des ehrbewußten Beamten von soldatischer Haltung. Sparsam in Geste und Mimik war Albert Peychärs Nikolaus Lauretz. Anny Fuchs als Sylvia Lauretz fand herzliche und innige Töne im zermürbenden Widerstreit ihrer Gefühle, die sie zwischen Gatten und Familie stellen, und fügte sich recht gut in die schlichte Grundhaltung, die alle Ausbrüche bewußt zu dämpfen schien. Anny Kolbs Frau von Richenau vornehm, klug und gütig, Emil Bauer-Dorn als Gerichtspräsident Dr. Gutknecht sowie der Aktuar Amman von Walter Gropp zwei ausgezeichnete charakterisierte Beamtentypen, jovial, gutmütig und gerecht der eine – von ergebener Bescheidenheit und Zurückhaltung der andere. Die Magd Anneli gab Maria Holzhammer.

Das ausverkaufte Haus rief Darsteller und Spielleiter mit starkem Beifall wiederholt vor den Vorhang.
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Innsbrucker Nachrichten vom 29. August 1942, Seite 3

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Reichsgautheater in Innsbruck
Vom Volksmaskenaufzug zur Klassikerbühne – Bedeutsame Kulturaufgabe
In: Innsbrucker Nachrichten vom 29. August 1942, Seite 2 f.

Innsbruck, 28. Aug[ust]. Gauleiter und Reichsstatthalter Hofer hat verfügt, daß das bisherige Landestheater Innsbruck vom Beginn der neuen Spielzeit an die Bezeichnung Reichsgautheater führt.

Die Eröffnung der neuen Spielzeit 1942/43 erfolgt am Samstag, 26. September d. J., mit einer Aufführung der musikalischen Komödie „Der Zerissene“ nach Nestroy von A. M. Cremer, Musik von Peter Kreider, unter der musikalischen Leitung von Intendant M. S. Pflugmacher.

Wir bringen im Nachstehenden einen Ueberblick über den geschichtlichen Werdegang des Reichsgautheaters in Innsbruck aus der Feder von Dr. Sigfrid Färber […].

Nach der Heimkehr ins Reich wurde auch die damalige Städtische Bühne Innsbruck im August 1939 in das Tiroler Landestheater Innsbruck umgewandelt, was im besonderen der Tatkraft des Gauleiters und Reichsstatthalters Hofer zu danken war. Diese Umwandlung der Bühne zu einem Landestheater – deren es übrigens in Großdeutschland nur etwa ein Dutzend, hauptsächlich in Mitteldeutschland, gibt – war nicht nur eine Aenderung der äußeren geschäftlichen und verwaltungsmäßigen Form, sondern sie stellte auch die Bühne in Innsbruck vor die erweiterte kulturpolitische Aufgabe, der Kulturmittelpunkt Innsbrucks und des Gaues Tirol-Vorarlberg zu werden.

Mit der nunmehr vollzogenen Neubezeichnung als Reichsgautheater hat diese Aufgabenstellung eine neuerliche, noch nachdrücklichere Heuausstellung erfahren. Das Reichsgautheater ist sich der damit verbundenen Verantwortung voll bewußt. Lebendiges Schaffen – das ist sein Wahlspruch, gleich, ob es der Pflege klassischer Werke oder zeitgenössischen Schaffensgutes gilt. Lebendiges Schaffen – Schaffen im Sinne der Zeit und für die Zeit, nur so können auch Ewigkeitswerte entstehen.
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Tirol-Vorarlberg. Natur Kunst Volk Leben 1943, Heft 1

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1942, September


Höhepunkte der Sommerspielzeit
Gastspiel Heinrich George im Tiroler Landestheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 1. September 1942, Seite 3

Als Höhepunkt der Sommerspielzeit 1942 des Tiroler Landestheaters Innsbruck findet ein Gastspiel von Intendant Staatsschauspieler Heinrich George mit Walter Süßenguth vom Schillertheater der Reichshauptstadt in Calderon de la Barcas Schauspiel „Der Richter von Zalamea“ statt. Schauspieldirektor Siegfried Süßenguth, der Bruder des gastierenden Walter Süßenguth, besorgt die Inszenierung des Stückes, das in der freien Nachdichtung von Wilhelm von Scholz zur Aufführung kommt.

Die Aufführungen sind für Sonntag, 6., Montag 14., Dienstag, 15., und Mittwoch, 16. September vorgesehen. Die ursprünglich für Sonntag, 12., vorgesehene Aufführung ist auf Mittwoch, den 16. September, verschoben, da Intendant Heinrich George zur Biennale nach Venedig berufen wurde. Die für Sonntag, den 12. September, bereits gelösten Karten behalten für Mittwoch, den 16. September Gültigkeit.
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„Die Dorf-Venus“
Gelungene Erstaufführung an der Breinößl-Bühne
In: Innsbrucker Nachrichten vom 1. September 1942, Seite 3
Von Heinz Cornel Pfeifer

Die Breinößl-Bühne brachte mit der dreiaktigen Posse „Die Dorf-Venus“ von Hanns Hunkele unter der Spielleitung Albert Peychärs wieder eine Erstaufführung heraus, die den immer vollen Saal in fröhlichste Stimmung versetzte und zu zahllosen Heiterkeitsausbrüchen Anlaß gab.

Die Dorfschönheit Monika, Tochter des Simandls Korbinian Flinserer und seiner „besseren“ bissigen Hälfte Cäcilia, hat eigentlich den Toni gern, weibliche Eitelkeit aber und das Hochhinauswollen der Mutter bringen es zuwege, daß sie sich eines Tages beinahe als Braut eines alten vermögenden Gecken wiederfindet, wenn nicht der Toni in letzter Minute eingegriffen und selbst dafür gesorgt hätte, „daß sie sich kriegen“. Ein daneben gelungener Festzug mit einer verpatzten Festrede und die urwüchsige Komik der dörflichen Typen, deren Rollen reichlich mit eigenem Witz und zeitgemäßen Extempores gespickt sind, fanden den stürmischen Beifall der Besucher […].

Eine Neuerscheinung, deren weitere Leistungen wir mit berechtigter Spannung entgegensehen, ist Elly Thuille, ein frisches, liebes und sich gut in den Rahmen fügendes Mädel, das schon jetzt temperamentvolles Spiel mit starker innerlicher Erlebniskraft zeigt. Der Liebreiz ihrer Erscheinung fand in der Titelrolle der Dorf-Venus Monika ihren treffenden Ausdruck […].
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Neueste Zeitung vom 1. September 1942, Seite 4

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Kreisarbeitstagung in Kufstein [unter Mitwirkung von Karl Horak]
In: Tiroler Volksblatt vom 2. September 1942, Seite 3

[Gleichlautender Bericht im Tiroler Volksboten vom 4. September 1942, Seite 6].
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Musik für dich [Kufstein]
In: Tiroler Volksblatt vom 4. September 1942, Seite 3

Wenn es richtig ist, daß Abwechslung allein schon ein Vergnügen bedeutet, dann war das Gastspiel des Hilden-Arnold-Orchesters am Mittwoch-Abend sicherlich ein Erfolg. Man hat nicht oft Gelegenheit, das Nocturno von Chopin und das Schlagerlied „Komm zurück“ im trauten Verein nebeneinander zu hören. (Uebrigens, Herr Hilden-Arnold, warum spielen Sie eigentlich an Stelle dieses abgedroschenen Schlagers nicht einmal die Zwischenaktmusik aus „Madame Butterfly“, aus der das Hauptthema von „Komm zurück“ doch nur entlehnt ist? Mit zehn Mann Besetzung geht das ausgezeichnet.) Nebenbei – Besetzung: auch hier gab es staunenswerte Abwechslung in Fülle. Kaum ein Orchestermitglied, das nicht – fast hätte ich gesagt gleichzeitig – zwei oder mehrere Instrumente handhabte. Selbst der Leiter des Ganzen, obgleich zunächst lediglich zwischen Klavierpart und Ansage hin- und herpendelnd, entpuppte sich zum Schluß als Tenor mit fulminanten Glanztönen.

Natürlich war innerhalb des bunten und vielgestaltigen Programms auch der Schaufreude ein Fest bereitet. Das heißt: das Auftreten der wirklich begabten graziösen Tänzerin und die pantomimischen Darbietungen der Sopranistin hätten ein optisches Vergnügen werden können, wenn, ja wenn nicht unbegreiflicherweise der Scheinwerfer durch gänzliche Abwesenheit geglänzt hätte. So mußten nun diese wirklich niedlichen Mädchen leider ein halbes Schattendasein führen, bei dem weder ihr Kostüm noch ihre kosmetischen Künste zur rechten Wirkung kamen. Aber sonst – wie gesagt – war es sehr schön. Das Publikum ging kräftig mit und genoß das Gebotene mit dankbarer Freude. Die Veranstaltung stand unter der Leitung der Deutschen Arbeitsfront, NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“.
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Der „Richter von Zalamea“ mit Heinrich George
In: Innsbrucker Nachrichten vom 4. September 1942, Seite 4

Wie schon berichtet, findet am Sonntag, 6. September, die Erstaufführung des Schauspiels „Der Richter von Zalamea“ von Calderon, in der freien Nachdichtung von Wilhelm von Scholz im Tiroler Landestheater statt. Die Titelrolle spielt Intendant Staatsschauspieler Heinrich George. Ebenfalls vom Schillertheater der Reichshauptstadt gastiert Walther Süßenguth als General Don Lope. Die Spielleitung hat Siegfried Süßenguth. Hans Siegert schuf die Bühnenbilder. Mitwirkende sind: Edith Boewer, Eva Volkmer, Viola Wahlen, Emil Bauer-Dorn, Walter Jereb, Hermann Kellein, Paul Schmid, Anton Straka, Siegfried Süßenguth.


Es sei auch hier nochmals darauf hingewiesen, daß die für Samstag, 12. September, vorgesehene Vorstellung auf Mittwoch, 16. September, verschoben werden mußte, die bereits gelösten Karten behalten ihre Gültigkeit. Weitere Vorstellungen finden Montag, 14., und Dienstag, 15. September, statt.

Tirol-Vorarlberg. Natur Kunst Volk Leben 1943, Heft 1, Seite 10

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Konzert auf der Heldenorgel in Kufstein
In: Tiroler Volksbote vom 4. September 1942, Seite 6

Am letzten Sonntag gab der bekannte Organist Eberhard Bonitz aus Naila bei Hof-Saale ein Gastkonzert auf der Kufsteiner Heldenorgel.
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Filmaufnahmen in Kitzbühel
In: Tiroler Volksblatt vom 4. September 1942, Seite 3

Von der Filmgesellschaft „Terra“ G. m. b. H. wurden am vergangenen Samstag und Sonntag [30./31. August] in Kitzbühel die Hauptszenen für den Großfilm „Der Geigenmacher“ gedreht. Es herrschte an beiden Tagen ein reger bunter und lebhafter Betrieb. An den Aufnahmen waren 480 Personen beteiligt, die sich zumeist aus trachtentragenden Mitgliedern der Brauchtumsgruppen des Standschützenverbandes von Kitzbühel, Kirchberg, Westendorf und Hopfgarten unter Teilnahme der Standschützenmusikkapellen von Kitzbühel und Kufstein rekrutierten. Außerdem konnte man Einzeltrachten der Südtiroler Umsiedler sowie Trachten aus dem Zillertal, dem Vintschgau und dem Bregenzerwald beobachten. Ein Festwagen mit Ochsengespann und mehrere andere Wagen waren ebenfalls am großen Zuge beteiligt. Die Aufnahmen dauerten an beiden Tagen von 9 Uhr vormittag bis 17 Uhr nachmittag.
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Grundlagen deutscher Volkskultur
Volkskundliche Durchdringung des Unterrichts
In: Neueste Zeitung vom 7. September 1942, Seite 4

Die deutsche Volkskunde hat lange vergeblich um die ihr zukommende Bewertung gekämpft. Jetzt behauptet sie ihren Platz neben der Rassenkunde und Geschichte, und aus der engen Verbindung mit diesen beiden Wissenschaften erhielten Forschungen und Erkenntnisse auf diesen Gebieten neue Grundlagen und Richtlinien, die im folgenden von Heeres-Studienrat R. Haß von der Inspektion des Erziehungs- und Bildungswesens angezeigt werden.

„Das nordisch-germanische Erbe in der deutschen Volkskultur“ – so lautet das Grundthema der deutschen Volkskunde. Die Volkskunde ist heute Unterrichtsgrundsatz für alle Schulen und für alle Schulfächer. Dabei stellt sie nicht etwa ein neues Fach dar, sondern sie bedingt eine besondere Einstellung, die über das rein Schulische hinausreicht.

Die Gedanken über Volkstum und Heimat gewinnen vor allem im Rahmen der Deutschkunde beachtlichen Wert. Der Versuch einer Erfassung des deutschen Geistes als einer Synthese alles dessen, was sich an geistigen Kräften in einem Volke in Wert, Wort und Idee gestaltet, kann nur glücken, wenn sein Unterbau gesichert, das volkhafte Denken und Fühlen und Handeln in seinen Kollektiv- und Sonderformen klar erkannt ist. Denn Volkskunde kann nie allein die Kunde vom Schaffen der deutschen Genien sein, sondern in erster Linie die jenes volkhaften Gemeingenius, der das deutsche Wesen in alle seinen Ausdrucksformen umfaßt. Die höchste Aufgabe ist es deshalb, die Gemeinschaftsseele und die Gemeinschaftsideale unseres Volkes erkennen und erfühlen zu lassen.

Weiter müssen aus der bunten Vielfalt der Erscheinungen der Reichtum und die Kraft und aus der Geschlossenheit die gemeinsamen Wurzeln des deutschen Volkstums erkannt werden. Dabei darf Volkskunde nicht etwa nur Bauernkunde sein, sondern es müssen auch die im städtischen Leben ruhenden starken Kräfte unseres Volkes aufgezeigt werden. Das Endziel der volkskundlichen Durchdringung des Unterrichts ist nicht die Kenntnis der Zustände und ihrer Veränderungen, sondern der Einblick in das Wesen des deutschen Menschen und die Erziehung zur Gemeinschaft im Geiste des deutschen Volkstums.
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Zirkus „Europa“
In: Tiroler Volksblatt vom 7. September 1942, Seite 3
Signiert „G. B.“
Wir haben sie lange in Kufstein vermißt, die bunte Welt des großen Zirkus. Und nun ist sie doch auf drei Tage zu uns gekommen. Begreiflich, daß sie ganz Kufstein sofort in ihren Bann zog. – Auf der Sternwiese waren sie aufgefahren, die Tierwagen, Requisitenfahrzeuge und all das andere rollende Material, das ein richtiger großer Zirkus mit sich führt. Ihr bunter Inhalt ergoß sich rasch über den ganzen zur Verfügung stehenden Raum, und schon nach wenigen Stunden war Ordnung in das zuerst unentwirrbar scheinende Durcheinander eingekehrt. In der Mitte der Wagenburg erhob sich stattlich die Zeltwölbung einer viermastigen Manege, während von der Stirnseite des Areals her der Name „Europa“ in großen Buchstaben leuchtete.

So imposant wie sein Aufmarsch, so überzeugend war dann auch die Eröffnungsvorstellung des Zirkus „Europa“. Das Programm, an sich genau jene Mischung von Abenteuer, Kunst und Artistik, in der sich so recht das Wesen des Circensischen widerspiegelt, hatte Tempo, Schwung, Vielseitigkeit und Qualität. Aus dem farbigen Wirbel der Geschehnisse hoben sich dann einige Nummern besonders wirkungsvoll ab. Zum Beispiel: Eveline de Kok mit ihren sieben Panthern. Schwer zu sagen, was diese Nummer anziehend erscheinen ließ, die beherrschte Grazie der schlanken Frau oder die unerhörte Geschmeidigkeit der buntgeflekten, grünäugigen Katzen. Auch die andere Raubtier-Nummer, die der Zirkus bot, trug den Stempel des Außergewöhnlichen. In einer engen Gitterkugel rasten ein Mann und ein Mädchen auf Fahr- und Motorrädern die steilen Wände hinan, während sich auf dem Boden des Kugelhohlraumes drei ausgewachsene Löwen befanden. Hier hat doch wohl jeder richtig aufgeatmet, als die wagemutigen Fahrer wieder aus dem Bereich der – übrigens recht manierlichen Wüstenkönige entronnen waren. Was sonst noch besonders frappierte, das waren neben den Darbietungen Pomis, des Mannes mit den eisernen Schulterblättern, die glänzenden Reiterkünste Don Carlos und die Drahtseilakrobatik des jungen Artisten Rösner. – Daneben aber gab es noch prächtige Freiheitsdressuren, atemberaubende Darbietungen am fliegenden Trapez, einen ausgezeichneten Fahrradakt, ein temperamentvolles Pußta-Ballett, einen prächtigen Joungleur und ein ganzes Arsenal lustiger Spaßmacher. Nicht zu vergessen die schneidig spielende Zirkuskapelle.

Der Erfolg der ersten (und aller weiteren) Vorstellungen des Zirkus „Europa“ war der Güte seines Programms angemessen. – Auch die Tierschau fand mit Recht das lebhafte Interesse des Kufsteiner Publikums. Hier waren es vor allem der Australische Strauß (Emu), das gefleckte Hyänenpaar aus Afrika, das Südamerikanische Stachelschwein und die Dromedare (Kamele) aus Arabien, die neben den Löwen und Panthern die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Für die Kinder bedeutete es eine besondere Belustigung, dem possierlichen Spiel der Affen zuzusehen oder sich am Anblick weißer Kaninchen und blitzender Edelfasanen zu erfreuen.
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Tiroler Volksbote vom 8. September 1942, Seite 4

Aus der Stadtchronik von Kitzbühel

Die Terra-Kunstfilmgesellschaft aus Berlin brachte in den vergangenen Tagen interessantes Leben und Treiben in unser Städtchen. Der Großfilm „Der Geiger“ wurde gedreht. Ueber 400 Männer und Frauen aus der Kitzbüheler Gegend wirkten in schöner heimatlicher Tracht bei den Aufnahmen mit. – Der Maler Heinz Heckendorf aus Berlin stellt im Saale der Deutschen Arbeitsfront 30 Aquarelle, Landschaftsbilder aus der Kitzbüheler Gegend, aus. – Die Standschützen-Musikkapelle spielte bei ihrem letzten Platzkonzert das von ihrem Kapellmeister Andreas Kraus vertonte Soldatenlied „Annelies“ und erntete damit reichen Beifall.


Sängerabend in Kössen

Die Sängergruppe Berchtold aus Innsbruck gab im Rahmen des Volksbildungswerkes der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ im Parteisaal einen Abend. Die schönen Lieder und Jodler gefielen ausgezeichnet. Der zahlreiche Besuch bewies erneut, welch guten Ruf die Sängergruppe im Gau genießt.
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Der deutsche Rundfunk
Großdeutschlands europäische Rundfunkaufgabe
56 Sender in 29 Sprachen
In: Neueste Zeitung vom 8. September 1942, Seite 4

Anläßlich der Rundfunk- und Fernsehausstellung in Bukarest 1942, auf der auch Großdeutschland vertreten ist, zeigt Dr. Herbert Schröder in einer Betrachtung, wie der deutsche Rundfunk schon seit langem bemüht ist, die Schranken zwischen sich und seinen europäischen Hörern niederzulegen. Ein deutscher Auslandsfunk im eigentlichen Sinne des Wortes, d. h. Sendungen, die sich bewußt an ausländische Hörer wenden, besteht seit 1933, als der deutsche Kurzwellensender sein Ueberseeprogramm eröffnete. 1939 wurden „Die deutschen Europasendungen“ geschaffen, als die Stimme des Reiches für jeden europäischen Rundfunkhörer. Seither hat jede Nation der europäischen Schicksalsgemeinschaft die Möglichkeit, täglich in ihrer eigenen Sprache das zu hören, was das Reich ihr persönlich zu sagen hat oder teilzunehmen an Zeitgeschehen, Kunst und Unterhaltung, wie sie von Berlin aus gestaltet werden. Den deutschen Europasendern steht die gewaltige Strahlungsapparatur von 56 Sendern, bzw. Wellen zur Verfügung.

Die Programmarbeit vollzieht sich hier in 29 Sprachen […].

Dazu kommen noch täglich 16 besondere Sendungen nach England, das sich außerhalb der europäischen Gemeinschaft gestellt hat. Tag für Tag werden rund hundert fremdsprachige Nachrichtendienste von den deutschen Europasendern ausgestrahlt, die die wichtigsten Tagesereignisse behandeln oder den deutschen Standpunkt dazu verbreiten. Diese Rundfunkarbeit ist zu einer wichtigen Kriegswaffe geworden. Ueber die deutsche Presse und den deutschen Rundfunk werden die Lügen- und Greuelnachrichten, die nach altbewährter Methode von der Feindseite auch diesmal wieder gegen Deutschland einzusetzen versucht werden, schon beim ersten Auftauchen zurückgewiesen und unschädlich gemacht.
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Künstler, auf zu neuen Taten!
Aufruf zur Beteiligung an der Reichskunstschau des Jahre 1943
In: Innsbrucker Nachrichten vom 8. September 1942, Seite 5

Vor wenigen Wochen hat Reichsminister Doktor Goebbels im Auftrag des Führers die „Große Deutsche Kunstausstellung 1942“ mit der bedeutsamen Feststellung eröffnet, daß diese dritte im Verlauf des Krieges gestaltete Reichskunstschau als die repräsentativste bisher im Hause der deutschen Kunst gezeigte Ausstellung gelten könne. Inzwischen haben weit mehr als eine Viertelmillion Männer und Frauen der Heimat, Fronturlauber, Verwundete und Angehörige des Heimatheeres die Ausstellung besucht. Die dargebotene Kunst findet freudige Bejahung, und überaus zahlreiche Ankäufe lassen in sinnfälliger Weise den tätigen Anteil erkennen, den das deutsche Volk an solcher Kunst nimmt. Weiteren Hunderttausenden von Volksgenossen wird die Schau in den kommenden Wochen und Monaten ein reicher Quell der Freude und eine Erhebung des Herzens sein.

Wenn es möglich war, im dritten Kriegsjahr, mitten im gigantischen Ringen unseres Reiches um sein Bestehen und um seine Zukunft, eine solche Ausstellung, die allein schon durch ihre Existenz für sich spricht, zu gestalten, so konnte es keinen beglückenderen Beweis für die gewaltige schöpferische Kraft des deutschen Volkes geben als diese Tatsache. Die deutsche Kunst hat mit dieser Ausstellung aufs neue bewiesen, daß sie unter allen Umständen, und gerade im Kriege, ihren Platz im Leben des Volkes hat.

Deshalb hat der Führer bereits Anweisungen zur Vorbereitung der „Großen Deutschen Kunstausstellung 1943“ gegeben, und so rufen wir die bildenden Künstler Großdeutschlands angesichts des glänzenden Erfolges der diesjährigen Schau schon jetzt auf, an die Planung und Schaffung neuer Werke zu gehen und Stift und Pinsel, Hammer und Meißel nicht ruhen zu lassen, auf daß auch im kommenden Jahre eine Schau entstehe, die wiederum zu einem Fest der deutschen Kunst und strahlenden Sieg deutschen Geistes werden und aufs neue ungezählte wehrhafte und schaffende deutsche Menschen beglücken und erfreuen möge.

Die Ausstellungsleitung wird allen kriegsbedingten Schwierigkeiten in den Weg treten und sie im Verein mit den zuständigen Stellen der Partei und des Staates weitestmöglich beseitigen. Die Reichskammer der bildenden Künste wird die Berufenen unter den Künstlern bei der Beschaffung des benötigten Arbeitsmaterials unterstützen. Maler, die sich an der nächstjährigen Schau beteiligen wollen, tun gut, sich jetzt schon über die Gestaltung ihres Werkes klar zu werden, aus dem Vorwurf das Format zu bestimmen und ungesäumt an die Beschaffung des erforderlichen Materials, insbesondere der Keil- und Bildrahmen, zu gehen. In erhöhtem Maße gilt es für die Bildhauer, sich mit dem Vorwurf zum neuen Werk auseinanderzusetzen und baldigst mit dem Gestalten zu beginnen, damit nach Erstehen des Werkes für die Arbeit der Former und Gießer, Steinmetze und Helfer noch Zeit bleibt.

Auf denn, Künstler, zu neuen Taten und Werken! Ihr habt auch für das kommende Jahr die schöne und stolze Aufgabe, das deutsche Volk mit euren Schöpfungen zu beglücken, seine Widerstandskraft zu stärken und seine Siegeszuversicht zu erhöhen. Nützt die Monate bis zum Frühjahr 1843 und gebt wiederum euer Bestes. Dankt mit euren Leistungen unserem Führer und seinen heldenhaften Soldaten. Haus der deutschen Kunst (Neuer Glaspalast), Anstalt des öffentlichen Rechts in München.

Innsbrucker Nachrichten vom 5. September 1942, Seite 3f.

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„Musik für dich“
Zum Bunten Abend im Stadtsaal
In: Innsbrucker Nachrichten vom 8. September 1942, Seite 5
Von Marie Randolf

Die Deutsche Arbeitsfront, NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ verpflichtete für Sonntag, den 6. d. M., das Orchester Hilden Arnold zu einem heiteren Abend unter der Devise „Musik für dich“, der im Stadtsaal eine große Zuhörerschaft erfreute. Gutes Zusammenspiel des Gastorchesters, verbunden mit einem stark ausgeprägten Gefühl für Rhythmik bei allen seinen Mitgliedern wie die feinausgewogenen Klangmischungen der verschiedenen Instrumente ließen die Lieblingsweisen unserer modernen Unterhaltungsmusik in ihren ganzen eingänglichen, mitreißenden Schwung erklingen. Unter den auch als Solisten erfolgreich hervortretenden Gästen überraschte vor allem Emmi Killian als Meisterin auf dem Violoncello, auf dem Saxophon und auf der Trompete. In vollen, weichen Akkorden zauberte sie Chopins Nocturno aus dem Streichinstrument mit derselben Sicherheit, die später die Zuhörer bei ihren Bläservorträgen verblüffte. In die musikalischen Vorträge eingestreut waren mit zwar großer, aber klarer, wohlklingender Stimme vorgetragene Lieder Elly Sättlers sowie mit jugendlicher Anmut durchgeführte Tanznummern Traute Bruckmanns. Einen Höhepunkt des reich bedachten Programms bildete das Auftreten Else Rambauseks vom Reichssender Wien, die mit scharmantem Geplauder und philosophisch angehauchten Versen die Zuhörer gleichermaßen mitriß und immer wieder Lachsalven auslöste. Alles in allem – der reiche Beifall des gut unterhaltenen Publikums war von den Gästen wohl verdient.
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Gastkonzert des Salzburger Mozarteum-Orchesters
Am Donnerstag, 10. September, im Stadtsaal
In: Innsbrucker Nachrichten vom 8. September 1942, Seite 5
Von Herbert Gschwenter

Mit dem Salzburger Mozarteum-Orchester kommt ein Klangkörper nach Innsbruck, der besonders seit der Uebernahme der Leitung durch seinen ständigen Dirigenten Dr. Willem van Hoogstraaten sich einen sehr bedeutsamen Namen im deutschen Konzertleben geschaffen hat.

Die Innsbrucker Vortragsfolge genügt verwöhntesten Ansprüchen: Die glanzvolle Fidelio-Ouvertüre von L. v. Beethoven, ein festlich aufrauschendes Vorspiel zur gleichen Oper, eröffnet den Abend. Ein phantasiereiches, machtvoll sich steigerndes Gemälde von aufrüttelnder Gewalt ist der folgende „Totentanz“ von Franz Liszt für Klaviersolo und Orchester, der sowohl an den Solisten als auch an das Orchester große Anforderungen stellt; das Werk ist von höchster Eindruckskraft. Die 1. Symphonie von Brahms (c-moll op. 68), die der Meister erst in seinem 44. Jahre schrieb, ist ein sprühendes, blutvolles Werk, mit größter Energie und dramatischer Spannungskraft geladen […].

Solist des Abends, der von Dr. Willem van Hoogstraaten geleitet wird, ist Othmar Suitner, ein junger Nachwuchspianist aus Innsbruck, der vor kurzem mit demselben Werk in Salzburg größten Beifall hatte.


Gastkonzert des Salzburger Mozarteum-Orchesters
Dr. Willem van Hoogstraaten dirigierte
In: Innsbrucker Nachrichten vom 12. September 1942, Seite 4
Von Heinz Cornel Pfeifer

Am Donnerstag, den 10. September, gab das Salzburger Mozarteum-Orchester im Großen Stadtsaal ein Gastkonzert unter Stabführung seines ständigen Dirigenten Dr. Willem van Hoogstraaten. Der in seiner Geschlossenheit sehr wirkungsvolle Klangkörper fand sich nach einer anfänglichen kleinen Unsicherheit in den Bläsereinsätzen der tongewaltigen, düsternis- und schicksalsschweren „Fidelio“-Ouvertüre von Ludwig van Beethoven rasch zu seiner Einheit und Verschmelzung zusammen, die in Liszt’ „Totentanz“ zu klarer Fülle gelangte, ihren Höhepunkt aber in der herrlichen 1. Symphonie c-moll, Werk 68, von Johannes Brahms erreichte, deren meisterhafte Wiedergabe ein Erlebnis von grandioser Eindruckskraft und nachhaltiger Wirkung war […].

Am Flügel gab der Innsbrucker Nachwuchspianist Othmar Suitner damit einen Beweis ausgezeichneten Könnens und starken Einfühlungsvermögens […].
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Tiroler Volksbote vom 11. September 1942, Seite 5


Heldengedenkfeier in Schlitters

Für die im gegenwärtigen Krieg gefallenen Helden aus Schlitters veranstaltete die Ortsgruppe der NSDAP. eine erhebende Feier. Neben den Angehörigen der Gefallenen erschienen die Politischen Leiter mit Fahne, die Gliederungen der Partei, eine Abordnung der NSKOV. [NS-Kriegsopferversorgung], die hier auf Urlaub weilenden Soldaten, die Standschützenkapelle, die Maiden des RAD.[Reichsarbeitsdienst]-Lagers Schlitters, Vertreter der Feuerwehr und der Großteil der Bevölkerung. Im sinnvoll geschmückten Raum hing für jeden Gefallenen ein Eichenkranz mit seinem Namen. Um die feierliche Ansprache und die Heldenehrung durch den Ortsgruppenleiter gruppierten sich Lieder und Gedichtvorträge, mit dem Lied vom „Guten Kameraden“ klang die Feier aus.


Heldengedenkfeier in Kramsach

Die Ortsgruppenleitung veranstaltete am Sonntag zu Ehren der für Führer und Vaterland gefallenen Kameraden aus der Gemeinde eine Heldengedenkfeier, an der außer den Politischen Leitern, Formationen und Gliederungen der Partei sämtliche Betriebsgefolgschaften der Gemeinde auch eine große Anzahl von Volksgenossen teilnahm. Nach dem Fahneneinmarsch und der unter den Klängen des Liedes vom „Guten Kameraden“ erfolgten Kranzniederlegung durch den Ortsgruppenleiter Pg. Gutmann sprach Bürgermeister Doktor Dillersberger aus Kufstein zu Herzen gehende Worte zu den Versammelten und insbesondere zu den Angehörigen der toten Helden, denen er die weitgehende Hilfe und Unterstützung der NSDAP. zusagte. Mit dem Gruß an den Führer und den Liedern der Nation fand die schöne Feier ihren erhebenden Abschluß.


Kindersommerfest in Angath

Der NSV. [Nationalsozialistische Volkswohlfahrt]-Kindergarten der Ortsgruppe Angath veranstaltete kürzlich unter der Leitung der Pgn. Maria Wernitsch ein Sommerfest, das in allen Teilen der Veranstaltung sehr gefiel. Die Kleinen führten Märchenspiele auf und gaben Reigen, Volkstänze und Lieder zum Besten. Den Kleinen wurde auch eine kleine Jause geboten, die der Kleinkinderschar besonders mundete. Die Wertschätzung dieser Einrichtung kam durch die starke Teilnahme der Bevölkerung zum Ausdruck.
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Umbesetzung in „Eine Nacht in Venedig“
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. September 1942, Seite 4
Von Heinz Cornel Pfeifer

Die in Ausstattung, Inszenierung und musikalischer Leistung gleich anziehende, schöne alte und doch ewig junge Strauß-Operette – sie erfreut sich dauernd eines ausverkauften Hauses – sah in der Aufführung vom Mittwoch, den 9. September, zwei Umbesetzungen. Opernsängerin Ilse Griesbach war für Nanna Egils in der Partie der Barbara, der Frau des Senators Delaqua eingesprungen, die sie mit ihrem klaren und hellen Koloratursopran trefflich meisterte, obwohl ihr die Umstellung auf die flott-beschwingten Melodien trotz ihres biegsamen Organes sicher nicht ganz leicht geworden sein dürfte, als es den Anschein hatte. Ilse Griesbachs eindrucksvolle Bühnenerscheinung fügte sich überdies ausgezeichnet in den prunkvollen Rahmen des Stückes. Barbaras Milchschwester, das Fischermädchen Annina, sang für Anneliese Hauck diesmal Fini Fügner, die eigentlich gar nicht Sängerin, sondern Schauspielerin ist, überraschenderweise aber über schön entwickelte Stimmittel verfügt und reizendes, temperamentvolles Spiel mit sicherem Einsatz und gediegener Musikalität verband – eine ebenso seltene als gerade jetzt schätzenswerte Eigenschaft.

Alle Darsteller, die sichtbaren und unsichtbaren Kräfte unseres Tiroler Landestheaters, gestalteten den Abend wieder mit Schwung und liebevoller Muse zu einem auflockernden Fest der heiteren Muse, für das die Besucher mit herzlichem und reichem Beifall dankten.
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Tanzabend mit dem Ballet Sabine Reß
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. September 1942, Seite 4
Von Marie Randolf

Ein an schönen Eindrücken reicher Abend wurde den Besuchern des Tanzabends mit dem Ballett Sabine Reß geboten, den die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ am 9. d. M. im Großen Stadtsaal vermittelte. Jugend und Schönheit, tüchtiges tänzerisches Können, musikalisches Grundgefühl, eine überraschende Fülle immer neuer Ausdrucks- und Gestaltungsformen, nicht zuletzt geschmackvolle Kostüme vereinten sich zu herzerfreuender Wirkung.

Aus dem umfangreichen Programm wehte ein Zug von Frische und Natürlichkeit. Carl Maria von Webers beliebte „Aufforderung zum Tanz“, von vier Paaren in Biedermeiertracht ausgeführt, bildete den verheißungsvollen Auftakt, dem im Laufe des Abends noch zahlreiche Gruppentänze folgen sollten, von denen Quartett und Trio von Gounod sowie das „Klassische Ballett“ von Ponchielli ob der tadellosen Fußspitzentechnik hervorgehoben sein mögen. „Im Grunewald …“ sahen wir nach Weisen alter Schlager eine Pensionatsvorsteherin von anno dazumal (Irmgard Kern) mit einer Schar junger Mädel beim Picknick und kamen aus dem Lachen über die urkomische alte Tante, aus dem Staunen über so viel beredte Mimik wie immer neue übermütige Einfälle der fröhlichen Schar nicht heraus. Wahre Lachstürme entfesselten auch „Drei Holzpuppen“ in Tiroler Gwandln mit zwingender Komik in den ruckartigen Bewegungen von den rollenden Kugelaugen bis in die Zehenspitzen, sowie zwei Clowns, die beste Artistik in ihren drolligen Tanz einbauten.

Von den Solotänzerinnen muß Irmgard Kern an der Spitze genannt werden, die in einem Nocturno von Liszt, einem orientalischen Tanz, einer Habanera und mit Gita Mehrmann in einem Zigeunertanz vollendete Tanzkunst zeigte und Temperament, Koketterie und Scharm in immer neuen Schattierungen schillern ließ. Als „Blauer Vogel“ entzückte Natascha Trofimoff, die kleine Holzpuppe, durch schelmische Anmut wie eine Weichheit der Bewegung und Lieblichkeit der Erscheinung, die den Vergleich mit einem spielenden Jungvogel völlig berechtigten. In einem Adagio von Poppy glitt Kriemhild Waischwillat auf hohen Zehenspitzen über die Bühne, als ob sie von den Tönen der Musik selbst getragen würde und Gita Mehrmann ließ in Chopins „Klassischen Variationen“ beste Ballett-Tradition lebendig werden. Köstliche Szenen um einen Kaffeeklatsch zu Musik von Strauß, Vater und Sohn, beschlossen den Tanzabend, der nach den Ideen von Sabine Reß gestaltet und unter ihrer Leitung einstudiert worden war. Der begeisterte Dank des ausverkauften Hauses galt der unsichtbaren Meisterin gleichermaßen wie den anmutigen Tänzerinnen.
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Brauchtumstagung in Landeck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 14. September 1942, Seite 4

Landeck. 13. Sept[ember]. Im Rahmen der Brauchtumsarbeit des Standschützenverbandes Tirol-Vorarlberg berief der Kreisleiter und Kreisschützenleiter, Oberbereichsleiter Pg. [Hans] Bernard, die Ortsgruppenleiter, die Standortführer und Mädelführerinnen der Hitler-Jugend sowie die Ortsfrauenschaftsleiterinnen mit den Leiterinnen der Jugend- und Kindergruppen seines Kreises zu einer Brauchtumstagung, die am Samstag in der Kreisstadt Landeck stattfand. In eingehenden Ausführungen behandelte der Kreisleiter die Grundsätze der Brauchtumspflege, die jetzt unter Führung der NSDAP. im Standschützenverband eine Förderung und Ausgestaltung erfährt, wie zu keiner Zeit vorher. Die Liebe zur Heimat und zum heimatlichen Brauchtum bildet die zuverlässigste Grundlage volksbewußter Haltung im gesamtdeutschen Schicksalskampf.

An die Ausführungen des Kreisleiters schloß sich ein aufschlußreicher Vortrag von Professor [Karl] Horak über das Sondergebiet der Pflege volkstümlicher Musik, besonders des Volksliedes. Am Nachmittag wurden Volkslieder und Volkstänze unter fachmännischer Anleitung praktisch geübt, um den Tagungsteilnehmern die Grundlagen für die Weiterarbeit in ihren örtlichen Bereichen zu vermitteln. In seinen Schlußworten wies der Kreisleiter auf die Ausgestaltung der praktischen Arbeit in den Ortsgruppen, insbesondere im Rahmen der Dorfgemeinschaftsabende, nochmals hin. Eine Sondertagung der Ortsgruppenleiter, Ortsfrauenschaftsleiterinnen und Standortführer der Hitler-Jugend schloß die Arbeitsfolge ab.
[Gleichlautend im Tiroler Volksboten vom 15. September 1942, Seite 4].
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Handwerk schafft für die Heimat
Lehr- und Musterschau bodenständiger Wohnungseinrichtungen in Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 14. September 1942, Seite 3

Innsbruck, 13. Sept. In den Räumen der Alten Universität, in denen jeweils auch die alljährliche Gauausstellung untergebracht ist, wurde durch Gauleiter und Reichsstatthalter Franz Hofer am 12. d. M. eine Ausstellung eröffnet, die ihr Zustandekommen in erster Linie seiner Anregung und tatkräftigen Förderung verdankt. Aber auch unsere heimischen Tischler, die in großer Zahl einsatzbereit der ergangenen Aufforderung des Gauleiters Folge leisteten, können stolz auf den sichtlichen Erfolg sein, den diese erste Lehr- und Musterschau bodenständiger Einrichtungen bereits darstellt.

Zu der feierlichen Eröffnung hatten sich neben den Vertretern des Gewerbes zahlreiche Gäste aus Partei, Staat und Wirtschaft eingefunden, unter ihnen der Stellvertretende Gauleiter; Befehlsleiter Pg. Parson, Kreisleiter Pg. Dr. Primbs, Landeshandwerksmeister Pg. Schatz, M[itglied]d[es]R[eichstags] und Bürgermeister Pg. Christoph. Nach einem Musikstück und einer kurzen Begrüßung durch Gaupropagandaleiter Pg. Margreiter führte der Gauleiter in seiner Eröffnungsrede aus:

„Als ich an die Tischler des Gaues Tirol-Vorarlberg den Appell richtete, durch die Beistellung von Arbeiten diese heute zu eröffnende Schau zu ermöglichen, da konnte sich mancher vielleicht fragen, warum man gerade mitten im Kriege eine solche Ausstellung beabsichtige, da doch die Zeitverhältnisse eine praktische Ausnutzung der Erfahrung dieser Schau augenblicklich ausschließen. Die Antwort auf eine solche Frage haben die Tischler durch ihre freudige Bereitschaft zur Mitwirkung am Werke gegeben. Diese Meister und ihre Gesellen, die eben durch die genannten Zeitverhältnisse gezwungen sind, seit Jahren meistenteils auf Gebieten zu arbeiten, die der Bautischlerei zuzuzählen sind, ergriffen freudig die Gelegenheit, ihr Können wieder einmal in der Herstellung von gediegenen Möbeln zu erweisen und trachteten eifrig, richtige handwerkliche Stücke hinzulegen. In dem berechtigten Stolz auf ihre Leistung sollen die Meister dieses Handwerks sich heute schon auf die nach dem Kriege ihrer harrenden Aufgaben besinnen und dieselben nicht mehr aus dem Auge verlieren. Wir werden nämlich nach dem Siege vor den vielen Notwendigkeiten, die arbeitsmäßig an und herantreten werden, nicht viel Muße zur Ueberlegung haben, und darum wollen wir auf allen Gebieten schon jetzt die Vorbereitungen unablässig betreiben, damit die Stunde des beginnenden großen Friedensaufbaues uns gerüstet finde. Dazu habe ich meinen Aufruf erlassen. Trotz aller Belastung muß es den Männern des Tischlerhandwerks doch möglich sein, im Laufe eines Jahres wenigstens eine Einrichtung, ein Stück zu schaffen, das für den ständig gedachten Wettbewerb heimischen Handwerks bestimmt sein mag. Später werden dann die erarbeiteten Erfahrungen den Handwerkern und der Volksgemeinschaft im Gau zugute kommen, wenn es gilt, all das Notwendige zu schaffen, Arbeiten auszuführen, die vor dem Kriege nicht mehr geleistet werden konnten, oder als an sich nötige Erhaltungsarbeitern jetzt zurückgestellt werden müssen. Auch die Unterbringung der Südtiroler Umsiedler wird noch viel Aufwand erheischen, denn für diese Umsiedler ist zweifellos schon viel, aber eben noch zu wenig geschaffen worden. Nicht zuletzt wird es eine gewaltige Anstrengung kosten, den vielen schon bisher im Gau heimischen Wohnungssuchenden Erfüllung ihrer berechtigten Wünsche zu schaffen.“

Der Gauleiter betonte dann fortfahrend, daß diese Ausstellung bei den Kaufinteressenten keine falschen Hoffnungen für den Augenblick erwecken soll, sondern daß sie als Lehrschau vor allem Meistern, Gesellen und Lehrlingen Erfahrungen vermitteln und Anreiz zu weiterem Schaffen geben soll. „Aus diesem Grunde“, sagte der Gauleiter, „ist auch bei jedem ausgestellten Stück der Befund des Schiedsgerichtes ersichtlich gemacht, in dem ehrlich die guten Seiten der Arbeiten ebenso wie deren Mängel und Fehler angeführt sind. Diese Kritik soll nicht wehtun, sondern fördern und helfen und sie wird öffentlich ausgesprochen, damit alle Tischler, voraus der handwerkliche Nachwuchs davon profitieren sollen. Es soll weiters durch eine solche Lenkung vermieden werden, daß gekünstelte Formen der Entwicklung kommen. Der Handwerker soll hingegen seine treuhänderische Aufgabe darin sehen, die alten Talformen für kommende Zieten lebendig zu erhalten. Unsere Möbel sollen zum Orte ihrer Aufstellung und ihres Gebrauches passen!

Auf solche Weise mag die Schau auch dem Kunden, dem künftigen Käufer einen Anschauungsunterricht bieten und seine geschmacklichen Wünsche lenken, ihn darüber hinaus auch zum Sparen zur rechten Zeit veranlassen, wenn er sich aus den angegebenen Preisen, die nicht für das Musterstück selbst, sondern für Nachbestellungen in gleicher Art und Güte gelten, einen Ueberschlag über die Kosten eines zukünftiges Heimes zu machen vermag.“

Der Gauleiter erklärte, daß in diesem Jahr die Bewertung noch nicht allzu streng geschah und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Arbeiten des kommenden Jahres schon strengerer Beurteilung standhalten würden. Er erinnerte dabei, daß ja in allen Dingen am Anfang die Forderungen niedriger waren und dann mit der Leistung stiegen. Als Beispiele führte er die Leitungssteigerung im Schießwesen und in der Zucht des Haflinger Pferdes an. Nach Bekanntgabe der Preisträger im Wettbewerb gab der Gauleiter seiner Zufriedenheit über das bisher Erreichte Ausdruck und dankte allen Meistern, die zum Gelingen dieses erstmaligen Versuches beigetragen, sowie ganz besonders dem Leiter der volkskundliche Förderungsstelle des Reichsgaues, Parteigenossen Bachmann, sowie dem Bezirksinnungsmeister Alpenland, Pg. Erwin Norer, deren Vorbereitung und Gestaltung des Wettbewerbes und der Schau oblegen war.

„Wir alle müssen das Beste schaffen!“ schloß der Gauleiter vor dem Gruß an den Führer und den Liedern der Nation seine Ausführungen. „Aufgabe des Gaues gegenüber der großdeutschen Gemeinschaft und den neuen Ostgebieten ist es, ein gesundes Bauerntum fortzupflanzen, das dem ganzen Volke tüchtige und allzeit kampfbereite Männer stellt, ein Kerngebiet alten Brauchtums fest zu gründen, in dem immer erneut kulturelle Werte geschaffen, jede Stillosigkeit bekämpft und die heimatgebundene Note gepflegt und weiterentwickelt wird.

Sie, meine Kameraden vom Tischlerhandwerk, beginnen Sie schon jetzt die Arbeiten für 1943 zu planen, treten Sie in ständigen kameradschaftlichen Wettstreit und haben Sie stets nur einen Stolz und einen Ehrgeiz, den, mit ihrer Arbeit unserer schönen Heimat zu dienen.“


Handwerk schafft für die Heimat
Die Preisträger im Wettbewerb für bodenständige Wohnungseinrichtungen
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. September 1942, Seite 4



Handwerk schafft für die Heimat
Zur ersten Lehr- und Musterschau bodenständiger Wohnungseinrichtungen in Innsbruck
In: Bergland 1942, Heft 10-12, Seite 17 ff.

Der Gau Tirol-Vorarlberg soll ein Kernland guten alten Brauchtums sein. Das ist der Wille unseres Gauleiters und aller, die um den inneren Wert blut- und bodengebundener Lebensformen wissen. Da aber in unserem Zeitalter der raschen Verbindungen das Unkraut Gleichmacherei üppig zu wuchern droht, bedarf es behutsamer, aber fester Hände, die den echten guten Trieben den Platz an der Sonne freihalten, sie pflegen und wenn nötig an festen Stützen aufbinden. Als solche pflegerische Maßnahme im reichbestellten Garten unseres Brauchtums mag die Lehr- und Musterschau bodenständiger Wohnungseinrichtungen in Innsbruck aufgefaßt werden, die auf Anregung und unter tatkräftiger Förderung Gauleiter Hofers durchgeführt wurde. Heimische Tischler aus allen Teilen des Gaues sind dem Ruf zur Schaffung schöner, handwerklicher Möbel aus heimischen Holz in gaugebundener Art gefolgt und haben Einrichtungen geschaffen, die dem Beschauer in ihren vertraulichen Formen und wohlabgewogenen Verhältnissen sofort das Gefühl geben: da muß gut wohnen sein.


Die Lehr- und Musterschau wollte nichts Vollendetes, endgültig Gewordenes zeigen, sie war ja nach langer Pause wieder ein Versuch, der Ausdruck ernsten Strebens, altbewährtes Handwerkertum auch an der Hobelbank des Tischlers getreulich weiterzuführen. Der Krieg hat es mit sich gebracht, daß Meister und Gesellen seit Jahren ihre volle Kraft aber für kriegsbedingte Arbeiten und daneben noch zur Fertigstellung von Bauten für die Südtiroler Umsiedler einsetzen müssen, damit diese erst einmal ein Dach über dem Kopf bekommen. Das ist das Wichtigste.

Der Frieden aber wird die Erfüllung aller jener Wünsche fordern, die heute zurückgestellt werden müssen, und er soll auch unser Tischlerhandwerk gerüstet finden für seine Aufgaben. Darum erging schon jetzt im Kriege an Meister und Gesellen der Ruf zur werkgerechten Neubelebung althergebrachter Möbelformen. Die Tischler verstanden worum es ging, und ergriffen freudig die Gelegenheit, völlig aus eigenem zweckmäßige handwerkliche Zeugnisse ihres Könnens anzufertigen. Es ist ihnen dabei viel Schönes gelungen, und wenn da und dort noch nicht alles so geraten ist, wie es der Meister sich wohl gedacht hatte – nun, so hat er eben für das nächste Mal aus den eigenen und den Fehlern anderer ebenso gelernt wie aus den fehlerlosen Meisterstücken.


Wer also durch die Lehr- und Musterschau schritt, mußte zu allererst den Eindruck gewinnen, daß von Tischlern fast durchwegs gediegene, handwerklich einwandfreie Arbeit geliefert worden war. Und er mußte staunen, wie vielfältige Möglichkeiten der Gestaltung sich innerhalb des scheinbar enggezogenen Rahmens ländlicher Stuben- und Kammereinrichtungen ergeben. Dabei sprechen gerade jene Stücke am meisten an, die auf jede gesuchte Besonderheit, auf jede kleinliche Geziertheit verzichten und in klaren Linien wohlgestaltete Zweckformen darstellen […].

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„Um Haus und Hof“
Franz –Kranewitter-Abend der Breinößl-Bühne
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. September 1942, Seite 5
Von Heinz Cornel Pfeifer

Es ist schon genugsam begründet worden, daß in dieser, mit Ernst und Mühen oft bis zum Rand gefüllten Zeit die leichte Muse ein besonders gewichtiges Wort mitzureden hat. Auflockerung, Entspannung, etwas Heiterkeit und Frohsinn tut allen not, und so haben die verschiedenen Veranstaltungen ihren Schwerpunkt vielfach der Forderung der Zeit entsprechend verlagert. Humor, der in sorglosen Jahren keiner besonderen Beschwörung bedarf, ist jetzt mehr denn je ein willkommener Gast, erträgt sich doch vieles leichter und manches wird durch ihn überhaupt erst erträglich. So hat also die Freude ihre Kräfte mobil gemacht, die Unterhaltungsmusik, die Operette, der Schwank, die Posse und Komödie erfüllen heute eine besondere Aufgabe, Rundfunk, Theater und Film stellen sich in ihren Dienst, ohne dabei jedoch die große Linie zu verlieren und die ernste Muse, als die größere und schönere Schwester, ganz in den Schatten zu stellen.

Der gewaltige Erfolg Heinrich Georges an unserem Landestheater und bei seiner Dichterlesung sowie das letzte Symphoniekonzert des Mozarteum-Orchesters haben erst kürzlich bewiesen, daß die Aufnahmefähigkeit für schwerere Kost durchaus nicht gelitten hat – und daß sich diese nicht nur an einen bestimmten Kreis wendet, bewies wiederum der Kranewitter-Abend, der am Samstag, den 12. September, die Breinößl-Bühne gab.

Um es vorweg zu nehmen – es war eine Aufführung, die auch an der Großbühne in Ehren bestehen könnte! Man muß seine helle Freude daran haben, zu sehen, welch prachtvolles Material in dieser, zu unrecht immer etwas über die Achsel angesehenen Gaubühne steckt, wie der heimische Nachwuchs hier an der Arbeit ist, wie das gärt und siedet, brodelt und zischt, nach Ausdruck ringt und um die Gestaltung, um echtes Künstlertum kämpft. Da ist eine Spielgemeinschaft am Werk, die in heißem Bemühen vorwärts drängt, unablässig schürft, am Werk und an sich arbeitet, Kameradschaft hält und sich nicht verkapselt, sondern bereitwillig, ermunternd und fördernd jungen Talenten in den Sattel hilft. Wohl ist in ihrem Spielplan der Schwank, die bäuerliche Posse dominierend – und das kann ja ganz gut so sein und bleiben – weil auch an dieser Kleinbühne das Große nicht vergessen wird, das von Zeit zu Zeit Aufführungen von Format erlebt. Freilich können jetzt durch mancherlei Einrückungen die Rollen nicht alle nach Wunsch besetzt werden – das ist ja überall so – , der durchschlagende Erfolg, den Kranewitters „Um Haus und Hof“ bei den begeistert mitgehenden Besuchern erzielte, ist jedoch nicht nur ein Zeugnis für den Wert des Stückes und die Gestaltungskraft der Darsteller, sondern bestätigt, daß auch den Besuchern, die hier oft doch nur das Gaudium suchen und herzhaft lachen wollen, ein gutes, kraftvolles Werk keine Zumutung bedeutet und sie sich willig von der Dramatik in Atem halten und bannen lassen.

Fast die gesamten Darsteller der Gaubühne traten an und gaben den Gestalten jene harte bedingungslose Realistik, die der dichterischen Vision Franz Kranewitters entsprach. Figuren wie aus Zirbenholz geschnitzt sind es, die die dramatisch bewegte Handlung tragen. Es ist nicht Kranewitters bestes Werk; mancher ihm sonst fremde Ueberschwang ist darin, viel Gewaltsames und Allzugrelles, das den starken Effekt sucht, Bühnenwirkung erzielen will, trotz kleiner Schwächen aber hoch über manchen Erzeugnissen zeitgenössischer Autoren steht, die sich am bäuerlichen Drama versuchen.

Eine überragend starke Leistung boten Friedl Spörr als Lotter-Lena und Spielleiter Albert Peychär als deren verkommener Bruder. Vollendete Charakteristik ließ die beiden in ihren schlechten Anlagen, dem überkommenen minderwertigen charakteristischen Erbgut, tatsächlich als Bruder und Schwester erscheinen. Verdorben, schurkisch, abgefeimt und tückisch der eine, hemmungslos, sinnlich, berechnend und triebhaft die andere – im Keim ihres Wesens vergiftet beide. Neben der absoluten Verworfenheit des Bruders brachte immerhin Lenas Schicksal, die nur heraus wollte aus dem Schmutz und der Erniedrigung, Saiten aus Teilnahme zum Schwingen. Ein starkes Spiel lieferte auch Gustl Burger als Hies, der saft- und kraftlose Sohn des Klotzenbauern, den Ludwig Hupfauf darstellte. Ein Meisterstück der Maske war Sepp Schmidts Zaggler und des jungen Leo Gassers Winkeladvokat Dr. Gramperle, auch im Spiel ein realistisches Spiegelbild dörflicher Typen um die Jahrhundertwende, zu denen sich Luise Steinwander trefflich als Armenhäuslerin Ursch gesellte. Fred Tschofen brachte als zweiter Sohn Franz dramatische Elemente ins Spiel, sowie auch Hedi Kinberger als Kathl, Midi Steiger als bösartige Schwiegertochter Anna, Elli Thuille als Ziehtochter Maria und Sepp Fischer als Vorsteher ihr Bestes zum Erfolg des Stückes beitrugen.

Anhaltender starker Beifall dankte den Darstellern für die so überaus gelungene Aufführung.
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Lieder der Heimat
Zum Liederabend unserer Tiroler und Vorarlberger Komponisten am Freitag
In: Innsbrucker Nachrichten vom 16. September 1942, Seite 4
Von Ehrentraud Straffner

Mit dieser Veranstaltung stellt sich die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ in den Dienst der schaffenden Künstler unserer Heimat. Die Vortragsfolge enthält ausschließlich Werke von Komponisten, die im Gau Tirol-Vorarlberg leben, zum überwiegenden Teil von solchen, denen das Alpenland Heimat und deren Schaffen mit den kulturellen Kräften dieser Landschaft auf das innigste verbunden ist. In Innsbruck von anderen Gelegenheiten bereits bekannt sind Karl Senn, Peter Marini, Josef Gasser, Arthur Kanetscheider und Josef Eduard Ploner. Alle diese tragen zum Vortragsabend bei. So hören wir Josef Eduard Ploners hochdramatisches „Verhängnis“ aus den Adolf-Pichler-Hymnen, das im Volksliedton gehaltene „Es wollt ein Mägdlein tanzen gehen“ von Peter Marini, eines der Wallpach-Lieder von Arthur Kanetscheider und von Albert Riester das auch bereits aufgeführte „Ein flüchtig Ding“. Von Karl Senn, dem Altmeister unserer zeitgenössischen Tiroler Komponistengeneration, sind außer zwei Liedern aus früheren Schaffensperioden vier Tiroler Volkslieder, die Senn für zwei Singstimmen und Klavier mit feiner Einfühlung in den Volkston in Satz gebracht hat in die Abendfolge aufgenommen.

Einen Namen hat sich in Innsbruck auch der junge Robert Nessler, ein Schüler der Innsbrucker Städtischen Musikschule (Direktor Fritz Weidlich) und der Akademie der Tonkunst in München, zu schaffen gewußt. Die Aufführung seiner „Suite im alten Stil“ in der Reihe der Symphoniekonzerte des vergangenen Winters hat ihn als einen Komponisten von versprechenden Anlagen gezeigt, so daß man auf die beiden Lieder, die die Vortragsfolge vom 18. September enthält, begierig sein kann. Ebenfalls nicht mehr unbekannt ist Josef Prantl, ein Tiroler, der jahrelang als Musikdirektor in Joinville (Brasilien) tätig war und der von seinem Auslandsaufenthalt eine Oper und verschiedne Orchesterkompositionen, von denen einige bereits in Innsbruck zu hören waren, mitgebracht hat. Von ihm, der nunmehr als Musikdirektor in Bludenz wirkt, bringt die Vortragsfolge ein gefällig geschriebenes Lied „Liebesfragen“.

Bisher unbekannt in der Gauhauptstadt geblieben sind die beiden Komponisten Ferdinand Andergassen und Franz Seidl. Andergassen, der in Feldkirch lebt und wirkt, schreibt einen tiefgründigen, doch lebensnahen Stil. Feines melodisches Empfinden und eine reiche Einfallsgabe stellen seine Werke mit an die Spitze des Schaffens der gegenwärtigen Komponistengeneration unseres Gaues. Franz Seidl, der als Musiklehrer in Dornbirn tätig ist, liebt die intime Wirkung, die gefällige, eingängliche Form. Die Texte der beiden Lieder „Am Bach“ und „Das Veilchen“, die in die Vortragsfolge aufgenommen sind, kommen dieser Veranlagung auf das glücklichste entgegen. Nicht im Gau geboren, aber nach langen Wanderungen durch den neuen Erdteil in Schwaz ansässig geworden, ist Fritz Koennecke, von dem die Vortragsfolge ein Lied „Halte mein Herz“ vorsieht.

In die Aufführungen des Abend teilen sich Spitzenkräfte unseres Landestheaters: Charlotte Raab, Hans Kerber, Eugen Schürer mit der wegen ihrer feinen musikalischen Gestaltungsgabe in der Heimat hochgeschätzten Ilse Eccher-Schürer. Am Flügel begleitet Kapellmeister Hans Moltkau, ebenfalls von unserem Landestheater.


Liederabend heimischer Komponisten
In: Innsbrucker Nachrichten vom 21. September 1942, Seite 5
Bericht von Heinz Cornel Pfeifer

Die Deutsche Arbeitsfront, NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“, veranstaltete am Freitag, den 18. d. M., im Konzerthaussaal der Städtischen Musikschule einen Liederabend heimischer Komponisten, die, begleitet von Kapellmeister Hans Moltkau, von Kräften unserer Oper, und zwar Charlotte Raab, Hans Kerber, Ilse Eccher-Schürer und Eugen Schürer, ausgezeichnet vorgetragen wurden.

Ferdinand Andergassen vertonte eindrucksvoll Josef Weinhebers Gedicht „Die Trommel“ und von Eugen Andergassen „Wenn meine Seele dunkel ist“, das in seiner Schwere an die Melancholie der Lieder in Schuberts „Winterreise“ erinnerte. Froh und beschwingt waren Robert Nesslers Lieder „Heimkehr“ und „Morgen im Park“ von Emil Rudolf Pescher, entzückend das heitere Liedchen „Liebesfragen“ von S[iegfried] Kapper, das Josef Prantl vertonte. Besonderen Beifall fand Franz Seidel mit seinem schelmischen Liedchen „Am Bach“ von Christian Schmitt und „Das Veilchen“ von Franz Karl Ginzkey. Sonnig und heiter wirkte das Volkslied „Es wollt ein Mägdlein tanzen gehen“ von Peter Marini, sowie Walther von der Vogelweides „Frühlingserinnerungen“, das Josef Gasser innig vertonte. Besondere Eigenart verriet Artur Kanetscheiders ansprechendes Lied „Das alte Land“, nach Worten von A[rthur] v[on] Wallpach, schön und klar wie ein Bergquelle Albert Riesters „Ein flüchtig Ding“, nach Heinrich v. Schullern, der auch Sepp Heimfelsens Gedicht „Heimat“ in schlichten, ernsten Klängen vertonte. Sehr eindrucksvoll muß auch Fritz Koenekes getragene Weise „Halte mein Herz“ von K[arl] E[ngelhard] Knodt genannt werden. Monumental im Aufbau, feierlich und tongewaltig war Josef Ploners „Verhängnis“ nach Worten von Adolf Pichler, das durch Fülle und Reichtum der Melodik hervorragte. Karl Senn, dessen Art wieder mehr an Hugo Wolf erinnert, beschloß nach den feinen und gemütstiefen Liedern „Begleitung“, von G[ottfried] Riccabona, und „Hinter der alten Stadtmauer“, von F[ranz] Rebizek, den Abend mit vier reizenden Tiroler Volksliedern für zwei Singstimmen und Klavier: „D’Nachtigall“, „Das Spinnradl“, „Eppaner Wiegenlied“ und „Und daß i kloan gwachsen bin“, die die heimatliche Note besonders gut zum Ausdruck brachten und lebhafte Zustimmung fanden.

Das Liedschaffen unserer heimischen Komponisten, das mit dieser kleinen Auslese diesen schönen Abend gestaltete, ließ die innige Verbindung der Tonschöpfer mit der Eigenart und dem landschaftlichen Reichtum des Gaues Tirol-Vorarlberg spürbar erkennen und die Ueberfülle an köstlichsten Melodieschätzen glückhaft ahnen.

Die Besucher dankten den Komponisten und Vortragskünstlern mit aufrichtigem und reichem Beifall.
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Tiroler Abend in Scheffau
In: Tiroler Volksblatt vom 22. September 1942, Seite 4

Die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ veranstaltete kürzlich im Weberbauernsaal einen volkstümlichen Tiroler Abend. Die Zillertaler Sängerin Stiegler mit ihrem Spielpartner brachte frische Tiroler Märsche, Landler, heitere Lieder, Jodler und urwüchsige Schnadahüpfl zum Vortrag. Die sehr zahlreiche Zuhörerschaft dankte den Vortragenden mit reichem Beifall.
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Tiroler Volksbote vom 25. September 1942, Seite 6


Soldatenbesuch in Mayrhofen

Am Dienstag kamen etwa hundert Verwundete eines Reservelazarettes auf einem Tagesausflug nach Mayrhofen. Am Bahnhof wurden sie von der Mayrhofener Jugend mit Gesang und Blumen begrüßt und hierauf vom Ortsgruppenleiter und vom Kameradschaftsführer der NSKOV. [NS-Kriegsopferversorgung] empfangen. Das anschließende Frühstück wurde durch mit sichtlicher Freude aufgenommene Volksliedervorträge heimischer Sänger verschönt. Nachher kamen die Hausfrauen, um sich je einen Verwundeten als Ehrengast zum Mittagessen zu holen. Manche mußten aber zu ihrem Leidwesen allein nach Hause gehen; die Mayrhofener Familien hatten mehr Tische gedeckt, als benötigt wurden. Für Nachmittag waren die Verwundeten zu kameradschaftlichen Zusammenkünften geladen. Als sie vom Bahnhof aus die Rückreise antraten, fanden sich wieder zahlreiche Volksgenossen ein, um sich herzlich zu verabschieden. Die gastliche Aufnahme und den schön verlaufenen Ausflug werden die verwundeten Kameraden in angenehmer Erinnerung behalten.


Versammlung in Mayrhofen

In Mayrhofen sprach bei einer öffentlichen Versammlung der NSDAP. Gauredner Pg. Pattiß über den unvergleichlichen Siegeszug, mit dem unsere tapfere Wehrmacht die Voraussetzungen für die erfolgreiche Beendigung des größten und lebenswichtigsten Kampfes des deutschen Volkes geschaffen hat. Die überzeugenden Ausführungen des Pg. Pattiß fanden lebhafte, von unverbrüchlicher Siegeszuversicht getragene Zustimmung.
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Wiedersehen durch die Deutsche Wochenschau
Der Kameradschaftsdienst der Ufa – Richtlinien für die Antragsteller
In: Innsbrucker Nachrichten vom 25. September 1942, Seite 3

An allen Fronten sind Kameramänner tätig und filmen für die Deutsche Wochenschau. Es sind unsere kämpfenden Soldaten, die gefilmt werden, Sohn oder Gatte einer deutschen Frau, und oft genug gibt es in irgendeinem Lichtspieltheater ein unerwartetes Wiedersehen, wenn auch nicht jeder Soldat, der gefilmt wurde, hernach in der Wochenschau zu sehen ist. Die Wochenschau zeigt Kampfszenen aus Ost und West. Manch einer der Tapferen, der mit seinen Kameraden zum Sturmangriff vorging oder weitermarschierte, zu jedem Einsatz bereit, hat inzwischen sein Schicksal vollendet. Diese Bildausschnitte, auf denen Soldaten zu sehen sind, die ihr Leben für Deutschland gaben, werden durch den Kameradschaftsdienst der Ufa (Berlin-Tempelhof) den Angehörigen zugänglich gemacht.

Täglich treffen Briefe bei der Ufa ein mit der Bitte, Bilder herauszusuchen und der Familie zu übersenden. Die Ufa betrachtet es als Ehrendienst, diese Wünsche zu erfüllen, aber jeder, der Bildausschnitte haben möchte, muß auch bestrebt sein, die schwierige Sucharbeit des Kameradschaftsdienstes durch genaue Angaben zu erleichtern. Wochenschau auf Wochenschau rollt über die Vorführtische; junge Frauen, deren Männer ebenfalls an der Front stehen, führen diese Arbeit mit liebevoller Gewissenhaftigkeit aus. Inmitten der vielen fast gleichgekleideten Soldaten sollen sie einen bestimmten, ihnen nicht bekannten Menschen herausfinden. Oft ist die Beschreibung, die die Angehörigen geben, ungenau und oberflächlich. Der Kameradschaftsdienst hat deshalb Richtlinien aufgestellt.

Vor allem sind stets Name des Lichtspieltheaters, die Nummer der Wochenschau und der Tag (oder die Kalenderwoche), an dem sie lief, anzugeben. Notfalls nenne man den Hauptfilm oder führe Einzelheiten aus der Wochenschau an. Leicht erkennbare Szenen, Soldaten, die sich rasieren, Essen fassen o. ä. Ebenso wichtig ist ein Hinweis auf die großen Begebenheiten der Wochenschau, Sturm auf Sewastopol, Kämpfe um Tobruk o. ä. Selbstverständlich muß die Szene, an der der Gesuchte beteiligt war, genau beschrieben werden. Dabei ist der Kriegsschauplatz anzugeben, ferner Einzelheiten, wie der Soldat bekleidet war, mit Mantel, mit Stahlhelm, ob er eine Brille trug, ob Waffen. Die Schilderung der Vor- und Nachszene begünstigt das Auffinden. Es empfiehlt sich, den Antrag, wenn möglich, mit der Schreibmaschine auszufertigen und, da die Briefumschläge nicht aufgehoben werden, die vollständige Adresse des Absenders auf dem Briefbogen anzugeben. Jedem Antragsteller wird eine Kameradschaftsnummer mitgeteilt, die auf weiteren Schreiben hinzuzufügen ist.

Häufig werden Photos des gesuchten Soldaten eingesandt, das ist sehr gut gemeint, aber zwecklos, da ein Vergleich der kleinformatigen Wochenschaukopien mit Photos ausgeschlossen ist. Sollte allerdings eine illustrierte Zeitung die gesuchte Szene veröffentlicht haben, so ist dieser Zeitungsausschnitt sehr wertvoll für die Sucharbeit. Daß Auskünfte über den Ort der Schlacht, Feldpostnummern und Namen der Kameraden nicht erteilt werden können, versteht sich von selbst. Eine unangebrachte Belastung ist darin zu erblicken, daß oft mehrere Familienangehörige aus verschiedenen Orten je einen besonderen Antrag stellen. Schon im Interesse des anderen Volksgenossen, die auf das Bild ihres Soldaten warten, ist dies zu vermeiden. Man einige sich zuvor, wird den Antrag stellen soll.

Der begreifliche Wunsch, einen letzten, lebensvollen Gruß von einem Gefallenen zu erhalten, führt leider zu zahlreichen Irrtümern; so ist es nicht selten vorgekommen, daß das Bild ein und denselben Soldaten von bis zu 15 Familien angefordert wurde, die, wie sich dann herausstellte, mit diesem Soldaten in Wirklichkeit nicht das geringste zu tun hatten. Im Zweifelsfall schaue man sich daher die Wochenschau lieber noch einmal an, bevor man sich an den Kameradschaftsdienst wendet.

Trotz der schwierigen Suche werden fast alle Anträge erfolgreich erledigt. Den Angehörigen werden Positivausschnitte zugeschickt, von denen der Fachhändler auf dem Wege über ein Double-Negativ Abzüge und Vergrößerungen herstellen kann. Aus Wochenschauen, die vor Juli 1941 liefen, können allerdings keine Ausschnitte geliefert werden. Bis in das entlegenste Dorf sendet der Kameradschaftsdienst der Ufa seine Bildausschnitte. Aus den vertrauten Zügen des Soldaten schöpfen die Angehörigen Trost und Mahnung, ebenso tapfer und gefaßt ihr Schicksal zu ertragen, des schlichten, selbstverständlichen Opferwillens würdig zu sein, den die Front täglich beweist.
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Eröffnungswoche des Reichsgautheaters Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 25. September 1942, Seite 5

Am Samstag, den 26. d. M., 19.30 Uhr, öffnet die Innsbrucker Bühne als Reichsgautheater Innsbruck ihre Pforten zur Winterspielzeit 1942/43. Den festlichen Auftakt bildet die großdeutsche Erstaufführung von Peter Kreuders musikalischer Komödie „Der Zerissene“, deren Text Hans Martin Cremer nach dem gleichnamigen Werk von Johann Nestroy gestaltet hat. Komponist und Textdichter werden der Aufführung beiwohnen, der Komponist wird das Intermezzo dirigieren, das den zweiten und dritten Akt verbindet. Die Aufführung wurde unter der musikalischen Leitung von Intendant M. A. Pflugmacher und unter der Spielleitung von Dr. Sigfrid Färber seit langem sorgfältig vorbereitet. Die Titelpartie des Herrn von Lips, des Mannes mit dem zerrissenen Gemüt, singt Björn Forsell. Die ersten Wiederholungen des Werkes am 1. und am 4. Oktober wird Peter Kreider selbst dirigieren.

Das Schauspiel beginnt am Sonntag, den 27. September, traditionsgemäß mit einem Klassiker. Schauspieldirektor Siegfried Süßenguth hat Friedrich von Schillers hinreißendes Schauspiel aus der Sturm- und Drangzeit „Die Räuber“ inszeniert. Die beiden ungleichen Brüder Moor werden von Siegfried Süßenguth (Franz) und Anton Straka (Karl) dargestellt. Montag, den 28. September, erfolgt die erste Wiederholung für die Hitler-Jugend, weitere Aufführungen finden am 30. September und am 2. Oktober statt.

Montag, den 28. September, setzt auch die Reihe der Symphoniekonzerte mit dem I. Symphoniekonzert im Großen Stadtsaal ein. Als Solist konnte Professor Ludwig Hoelscher (Violoncello) gewonnen werden, der das h-moll-Konzert von Dvorak zum Vortrag bringen wird. Die Leitung des Konzertes, dessen Programm ferner die II. Symphonie von Johannes Brahms, Stücke aus der Dornröschen-Suite von Humperdinck und die Mozart-Variationen von Emil Berlanda, Innsbruck, vorsieht, liegt in den Händen von Hans-Georg Ratjen.

Nach der Aufführung der Innsbrucker Operette „Liebe in der Lerchengasse“ am Dienstag, den 29. September, wird am Samstag, den 3. Oktober, die großangelegte Neuinszenierung der „Dubarry“ dargeboten, Musik nach Karl Millöcker von Theo Mackeben, Text von Hans Martin Cremer. Die Inszenierung besorgte Oberspielleiter Poldi Harlanns, mit der Stabführung ist Hans Moltkau betraut. Die Szenenbilder sämtlicher Aufführungen schuf Hans Siegert.
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Spielzeiteröffnung im Reichsgautheater
Gisela Ott zum ersten Ehrenmitglied unserer Bühne ernannt
In: Innsbrucker Nachrichten vom 28. September 1942, Seite 4
Von Karl Senn

Innsbruck, 27. Sept. Die Erhebung unseres Landestheaters zum Reichsgautheater war Anlaß, die Eröffnungsvorstellung der Winterspielzeit 1942/43 besonders festlich zu gestalten. So erwartete ein geschmücktes Haus die Zuhörer. In einer Ansprache vor der Vorstellung bat der Intendant M. A. Pflugmacher den anwesenden Stellvertretenden Gauleiter Pg. Parson, dem dienstlich verhinderten Gauleiter und Reichsstatthalter, auf dessen Veranlassung die Namensänderung vollzogen worden ist, den Dank des Intendanten und der Gefolgschaft zu übermitteln, mit dem Versprechen, mit noch größerem Eifer dem Theater zu dienen.

Die Gepflogenheit deutscher Bühnen, verdiente Mitglieder durch Ernennung zum Ehrenmitglied auszuzeichnen, hat nun auch das Reichsgautheater Innsbruck aufgenommen. Die durch ihre künstlerische Tätigkeit sehr geschätzte, überaus beliebte Gisela Ott wurde anläßlich ihrer 25jährigen Zugehörigkeit zur Innsbrucker Bühne vom Gauleiter und Reichsstatthalter zum Ehrenmitglied ernannt. Die Ueberreichung der Ehrenurkunde gab den Zuhörern Gelegenheit, der gefeierten Künstlerin durch stürmischen Beifall ihre Zustimmung zu dieser ehrenden Anerkennung auszusprechen.

Innsbrucker Nachrichten vom 1. Mai 1942, Seite 7


Dann öffnete sich der Vorhang zur großdeutschen Erstaufführung der dreiaktigen musikalischen Komödie „Der Zerrissene“ von Johann N[epomuk] Nestroy, bearbeitet von Hans Martin Cremer, Musik von Peter Kreuder. Nestroys Posse mit ihrem nüchternen Humor und ihren parodistischen Spässen wurde nur wenig verändert der musikalischen Komödie, wie sich das Stück nennt, zugrunde gelegt […].

Peter Kreuder, der Komponist dieses Stückes, ist hauptsächlich als Schöpfer von Tonfilmmusiken bekannt geworden. Filmmusikartig ist auch vieles in diesem Stück, so namentlich die blitzartigen Uebergänge von einer Stimmung in die andere, wie auch die rhythmisch ungemein starke Differenzierung seiner Musik. Auffallend ist der starke Gegensatz mit den dramatischen Effekten der großen Oper, was eine Stilungleichheit bedingt. Mag der Komponist auch die Absicht gehabt haben, damit parodistisch zu wirken, die stilistische Ungleichheit ist so groß, daß diese Wirkung bei dem Zuhörer nicht zutrifft, ja die einfache, possenhafte Handlung überladet, wenn Kreuders Musik auch an viele große Meister der Oper und Operette erinnert. Die Instrumentation ist mit allem Raffinement moderner Orchesterkunst ausgestattet. Wohltuend fällt die Behandlung der Singstimmen auf, die in allen Belangen gesangsmäßig ist, aber auch, trotz des großen Orchesters, immer deutlich bleibt.

Die Aufführung unter der zügigen Stabführung Pflugmachers war mit aller Gründlichkeit vorbereitet. Die Partien waren mit den besten Kräften unserer Bühne besetzt […].

Sie Spielleitung war bei Dr. Färber sehr gut aufgehoben. Es war schönes Wiener Biedermeier, was man zu sehen bekam. Zusammen mit den prachtvollen Bühnenbildern Hans Siegerts, den von Eva Lenitz und Ferdinand Madl sorgfältig ausgewählten Kostümen ergab das alles eine abgerundete Aufführung. Textdichter und Komponist waren bei der Vorstellung anwesend, Peter Kreuder dirigierte, beifällig aufgenommen, die Zwischenaktmusik nach dem zweiten Akt. Am Schluß gab es viel Beifall und sehr viele Blumen und Kränze.
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Lieder und Arienabend Julius Patzak
In: Innsbrucker Nachrichten vom 26. September 1942, Seite 6
Von Ehrentraut Straffner

Kammersänger Julius Patzak, den die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ für einen Lieder- und Arienabend am Donnerstag, den 1. Oktober verpflichtet hat, ist in Innsbruck längst nicht mehr unbekannt. In zwei unvergeßlichen Abenden hat man in unserer Gauhauptstadt den ersten lyrischen Tenor der Münchner Staatsoper kennengelernt. Er stellt seine künstlerische Gestaltungskraft im bevorstehenden Abend in den Dienst einer Vortragsfolge, die Gerngehörtes neben seltene musikalische Kostbarkeiten stellt und Arien und Lieder zu gleichen Teilen mischt. Wir hören Mozarts „Odem der Liebe“ aus „Cosi fan tutte“ zum Eingang und außerdem die berühmte Arie aus Smetanas „Verkaufter Braut“ sowie die Arie „Leb wohl du Blütenreich“ aus Puccinis „Madame Butterfly“, welche den Abschluß des Abends bilden wird. Aus dem deutschen Liederschatz bringt die Vortragsfolge ausgewählte Stücke von Franz Schubert „Frühlingsglaube“, „Im Abendrot“, „Wohin?“, „Ständchen“, von Hugo Wolf „Ob der Koran von Ewigkeit sei“, „Frech und froh“, „Nachtzauber“, „Storchenbotschaft“ und von Josef Marx den „Valse de Chopin“, das „Traumglück“, das „Venezianische Wiegenlied“ und das schöne „Hat dich die Liebe berührt“.

Damit wird diese Vortragsfolge sowohl dem Liebhaber großer Opernmusik wie dem des deutschen Liedschaffens in seiner breitesten und in seiner intimsten Wirkung gleichermaßen gerecht und gibt obendrein Kammersänger Julius Patzak Gelegenheit, alle Seiten seines Könnens, seiner stimmlichen und gestalterischen Möglichkeiten zu beweisen.
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Der erste Klassikerabend im Reichsgautheater
Die Neuinszenierung von Schillers Schauspiel „Die Räuber“ .- ein großer künstlerischer Erfolg
In: Innsbrucker Nachrichten vom 29. September 1942, Seite 5
Von Karl Paulin

Kein Werk unserer nationalen Bühnendichtung zeigt solch scharfe revolutionäre Züge wie Schillers feuersprühendes erstes Schauspiel „Die Räuber“ […].

Daß unserer Zeit in ihrer Aufgeschlossenheit ein besonderes Ohr für Schiller besitzt, zeigten schon in den letzten Jahren die Aufführungen von „Wilhelm Tell“, „Maria Stuart“, „Wallenstein“. Nun haben am 26. d. M. „Die Räuber“ ihr unzerstörbares Bühnenleben bewährt; des Dichters kraftgeniale Sätze, in diesem Frühwerk noch zugeschliffen vom klassischen Pathos, klingen wie Fanfarenstöße einer Zeit, die gar nicht so ferne ist und in der auch ein höherer Wille an den morschen Stützen des Bestehenden rüttelte. Das Zeitlosstehende dieser Dichtung immer wieder in das Licht der Gegenwart zu heben, ist das Problem jeder „Räuber“-Inszenierung, die den Spielleiter vor besondere dramaturgische und szenische Aufgaben stellt.

In beiden Richtungen hat Schauspieldirektor Siegfried Süßenguth Vorbildliches geleistet und eine Neuinszenierung herausgebracht, die als wahrhaft festlicher Auftakt des Schauspiels im Reichsgautheater zu werten ist […].

Was eine stilvolle einfühlende Szenenkunst als Rahmen einer Klassikervorstellung bedeuten kann, ersahen wir an den Bühnenbildern Hans Siegerts, der wieder, wie schon so oft, sich ebenbürtig neben Spielleiter und Hauptdarsteller in den Dienst der Dichtung stellte und daher auch seinen wesentlichen Anteil an dem vom Publikum durch begeisterten Beifall bestätigten Erfolg hat.

Nach diesem künstlerisch hochwertigen Beginn dürfen wir wohl mit berechtigten Erwartungen der Entfaltung des weiteren Spielplanes des Sprechstückes an unserem Reichsgautheater entgegensehen.
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Die Tradition der Musikpflege auf Schloss Itter [Elly Ney]
In: Tiroler Volksblatt vom 30. September 1942, Seite 4

Zur Feier ihres 60. Geburtstages hatte Prof. Elly Ney zahlreiche Freunde in das Bergschloß Itter bei Kitzbühel eingeladen. In der herrlichen Natur Tirols gestaltete sich bei Rede, Gesang und Musik ein harmonisches Beisammensein. Die sagenumwobene Geschichte des im Jahre 905 erbauten Schlosses, seine Musiktradition, gaben Anlaß zu Rückblick und Ausblick. Sophie Menter, die berühmte Pianistin und Freundin Franz Liszts, die Ende des vorigen Jahrhunderts Schloß Itter besaß, hatte hier Liszt, Tschaikowsky und andere Größen der Musikwelt zu geistigem Meinungsaustausch versammelt; manche bekannte Komposition ist hier entstanden. Im Laufe des Zusammenseins zeigte Oskar Fitz von den Wiener Philharmonikern mit einer Schar weiblichen Arbeitsdienstes neue Möglichkeiten der Stimmpflege.
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Erstes Symphoniekonzert
Professor Ludwig Hoelscher als Gast am Solo-Cello
In: Innsbrucker Nachrichten vom 30. September 1942, Seite 3
Von Karl Senn

Unter der Leitung von Hans-Georg Ratjen fand am Montag, den 28. September, im Großen Stadtsaal das erste Symphoniekonzert des Symphonieorchesters des Reichsgaues Tirol-Vorarlberg statt. Engelbert Humperdincks Vorspiel aus den Tonbildern zu „Dornröschen“, einem vor 40 Jahren uraufgeführten Ausstattungsstück mit Musik eröffnete den Abend […].

Als Solist für das Konzert war Professor Ludwig Hoelscher mit Anton Dvoraks H-moll-Konzert für Violoncello und Orchester gewonnen worden […].

Professor Hoelschers temperamentgesättigte Wiedergabe war durchdrungen von glanzvoller Virtuosität. Sein männlich kraftvoller Ton, seine prachtvolle Kantilene, wie sein technisch überlegenes Spiel überhaupt ließen ihn als ganz großen Künstler erkennen.

Den Schluß des Abends bildete die zweite Symphonie in D-dur von Johannes Brahms […].

Hans-Georg Ratjen ließ allen Werken eine überaus sorgsame Ausführung zuteil werden. Vor allem ist er sehr sauber im Rhythmischen, sorgfältig in allen Details und öffnet sich damit den Weg zur großen Linie. Mag ihm auch Brahms besonders gut liegen, seine Liebe und Sorgfalt wendet er allen Werken zu, die unter seiner Hand zum Blühen kommen. So wurde der Abend ein künstlerisch restlos befriedigendes Erlebnis.