Gauleiter Hofer als Förderer des Brauchtums
Anlässlich des Tiroler Landesschießens im September 1938 veröffentlichte Gauleiter Franz Hofer, der von Adolf Hitler am 24. Mai 1938 in diese Funktion bestellt worden war, einen grundsätzlichen Artikel in den Innsbrucker Nachrichten (15. September 1938, Seite 6). Darin brachte er seine Ansichten über die Bedeutung und Wertschätzung des Brauchtums und der Tiroler Trachten für den Nationalsozialismus sowie dessen Bestrebung zur Schaffung einer Volksgemeinschaft aller Deutschen zum Ausdruck.
Brauchtum und Trachten
Von Gauleiter Hofer
Das gegenwärtig ablaufende Tiroler Landeschießen gibt erwünschte Gelegenheit, der Pflege der alten Volkstrachten und des überlieferten Brauchtums im Gau Tirol neuen Auftrieb zu verleihen. Mit dem Gedanken des Schützenwesens, der ein altüberlieferter Gemeinschaftsgedanke ist, ist auch das Bestreben und die Erhaltung unserer heimischen Volkstrachten eng verknüpft. Die Zusammenfassung der wehrfähigen Männer in geschlossenen Kompanien und Gilden mußte notwendigerweise die Schaffung einer eigenen Kleidung erheischen, durch die die Zusammengehörigkeit und die Gemeinsamkeit des Willens der Schützen auch äußerlich Ausdruck erhielt. Selbstverständlich hat sich dabei das unmittelbar im Volke wurzelnde Schützenwesen der gebräuchlichen Volkstrachten bedient und wurde so im weiteren Verlauf zum hervorragendsten Träger des Trachtenwesens überhaupt.
Wenn am kommenden Sonntag im Anschluß an das Landesschießen ein Trachtenwettbewerb der Musikkapellen, die mit den Schützenkompanien ja im engsten Zusammenhang stehen, stattfindet, so unterstreicht dies das Bestreben der nationalsozialistischen Staatsführung, die überlieferten heimatlichen Trachten zu erhalten und zu pflegen. Diesem Bestreben dient auch die Trachtenausstellung im Rahmen der Schau "Tiroler Volkskunst und Handwerk", die das Ergebnis einer jahrelangen und emsigen Arbeit darstellt.
Es waren nicht nur Verirrungen wesensfremder Modeeinflüsse, die in den letzten Jahren das Trachtenwesen auf falsche Wege zu führen drohten. Auch das vergangene politische System hat das Brauchtum für seine Zwecke benutzt. Dies geschah allerdings in einer Art und Weise, die dem Wesen der alten Tradition widersprach. Die alten Ueberlieferungen wurden zur Stützung eigensüchtiger und volksfeindlicher Bestrebungen mißbraucht. Dafür sind unsere Trachten wahrhaftig nicht da. Nun ist die Zeit gekommen, daß das Trachtenwesen wieder voll und ganz in den Dienst der Gemeinschaft gestellt werde.
Um anderen Lesarten oder unglücklichen Formulierungen entgegenzutreten, stelle ich als verantwortlicher Hoheitsträger fest, daß ich in der Tracht den Ausdruck der Eigenart und der Gemeinschaft eines Volkes ersehe. Auch für das Trachtenwesen gilt nun, daß sich die ehrwürdigen Ueberlieferungen, von denen es getragen ist, befreit von jeder unnatürlichen Verbrämung oder Verzerrung, wieder in ihrem alten Sinn auswirken können.
Die Trachten in unserem Gau und die Uniformen der Tiroler Schützen sind wesensverwandt und nicht voneinander zu trennen. Sie sollen als Ausdruck reinen Volkstums und als äußerliche Zeichen der Wehrhaftigkeit, die Jahrhunderte überdauert haben und heute lebendiger sind als je, wieder voll zur Geltung kommen und die Ehre erhalten, die ihnen gebührt. Sie sollen Sinnbild eines Geistes sein, dessen Betätigung niemals gegen, sondern immer nur für das Volk, für die Gesamtheit der deutschen Nation erfolgt.
Die nationalsozialistische Bewegung hat die Aufgabe, das, was in der Vergangenheit aus dem Wesen unseres Volkes erwachsen ist, zu erhalten und zu pflegen. In diesem Sinne wird es mein Bestreben sein, das Brauchtum in unserem Gau nicht nur zu erhalten, sondern darüber hinaus neu zu beleben. Ist doch dieses Brauchtum und vor allem unser Schützenwesen mit ein Werkzeug, die große Volksgemeinschaft aller Deutschen immer enger und fester zu gestalten.
[Fettdruck:] Der Tiroler, der in den Schützenverbänden steht, der durch seine überlieferte Tracht die Verbundenheit mit der ewigen Geschlechterfolge seines Blutes bekundet, darf die Ueberzeugung haben, dem Werke des Führers und damit Großdeutschland in bester Weise zu dienen.
[Normaldruck:] Väterbrauch und -sitte sind uns erhabene Güter. Indem wir sie üben und pflegen, handeln wir im Geiste der Helden vergangener Jahrhunderte und nach dem Willen des Führers, der uns wieder das große, gemeinsame Reich schuf. In diesem Reiche kann die Eigenart der einzelnen Stämme niemals Trennendes sein. Darum sollen die Volksgenossen im Gau Tirol stolz ihr überliefertes Brauchtum üben, dem ich meinerseits stets die verdiente Achtung und Förderung sichern werde.
[Fettdruck:] Unsere Tradition ist so ehrwürdig und kerndeutsch, daß wir uns ihrer niemals zu schämen brauchen. Wir dürfen sie im Gegenteil als wertvollstes Gut schätzen, das wir ins Haus Großdeutschlands einbringen.
Details zur Trachtenerneuerung und -pflege
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1938, 18. September - Innsbruck
Wettbewerb der Tiroler Musikkapellen
Vorbericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 15. 9. 1938, S. 6
Signiert "NSG"
Trachtenwettbewerb der Musikkapellen
Namhafte Barpreise des Gauleiters winken den Siegern
[Fettdruck:] Am Sonntag, den 18. d[ieses] M[onats], findet in Innsbruck der Trachtenwettbewerb der Musikkapellen Tirols statt. Bei diesem werden nicht allein die Schönheit und Echtheit der Trachten ihre Bewertung finden, sondern auch das Können der einzelnen Kapellen, ihre Strammheit im Auftreten, die Exaktheit ihrer Vorführungen, Disziplin und Haltung.
[Normaldruck:] Die ganze Woche hindurch werden in den Kreisen des ganzen Gaues schon die Ausscheidungswettbewerbe durchgeführt. Von allen Ortschaften und Dörfern, die über eine eigene Trachtenkapelle verfügen, werden in jedem Kreise die vier besten erwählt, um am Sonntag in der Gauhauptstadt zum Wettstreit anzutreten. Der Gauleiter als eifriger Förderer und Betreuer tirolischen Brauchtums und heimatlicher Kunst hat für die Sieger namhafte Barpreise gestiftet. Neben diesen wird aber wohl den größten Anreiz zur Beteiligung die Aussicht auf die Ehre bilden, die beste Kapelle des Gaues genannt zu werden, bzw. zu den besten zu gehören.
Ein farbenfrohes, buntbewegtes Bild wird demnach Innsbruck am Sonntag bieten und die malerische Gewandung unserer Ahnen wird das schöne Stadtbild beherrschen. Der Nationalsozialismus, der wie keine andere Staatsform Tradition, Sitte und Brauchtum bewahrt und in Ehren hält, das völkische Bewußtsein pflegt und in der Brust jedes einzelnen Volksgenossen zu verankern sucht, setzt auch hier wieder an die Stelle hohler Phrasen die schlichte, aber um so eindruckvollere Tat.
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1938, September - Innsbruck
Wettbewerb der Tiroler Musikkapellen
Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 19. 9. 1938, S. 6
Signiert "Sch."
Wettbewerb der Trachtenkapellen in Innsbruck
Trachtenmusik und Schützen gehören zusammen
Gauhauptstadt erhält großen neuen Schießstand Beratungsstelle für Volkstrachten eingerichtet
Leuchtend künden seit einer Woche Adolf Hitlers Fahnen von Giebeln und Fenstern der Gauhauptstadt festliche Tage. Die Innsbrucker Herbstmesse und die damit verbundene Sonderausstellung "Volkskunst und Handwerk" wird von Tausenden besucht. Bei dem großen Tiroler Landesschießen 1938 übt die neueingeführte "Tiroler Volksscheibe" besondere Zugkraft aus. Diese Veranstaltungen wurden durch den am gestrigen Sonntag abgehaltenen Wettbewerb der Trachtenkapellen des Gaues gekrönt. Messesonderschau, Landesschießen und Trachtenwettbewerb stehen in engstem Zusammenhang. Hat doch die Trachtenpflege, die in "Volkskunst und Handwerk" einen bedeutenden Raum einnimmt, in den Musikkapellen wie in den Schützenkompanien ihre stärksten Stützen.
Unter klingendem Spiel sammelten sich die Musikkapellen gegen 10 Uhr vormittags auf dem Adolf-Hitler-Platz. Ein wunderschöner Spätsommertag, der kein Wölklein am Himmel ließ, lag über dem Land. Auch unter der Menge der Zuschauer waren viele Trachten zu sehen. Gegen halb 11 Uhr marschierten die Kapellen durch die Museumstraße, die Straße der Sudetendeutschen, die Kaiserjägerstraße über die Mühlauer Brücke zum Landeshauptschießstand. Überall war der Weg von einem dichten Menschenspalier umsäumt.
An der Stelle, wo der Weg zum Landeshauptschießstand von der Haller Straße abzweigt, wurden die Wettbewerbsteilnehmer von Gauleiter Hofer auf einer mit den Fahnen des Staates und der Bewegung geschmückten Bühne erwartet. In seiner Begleitung befanden sich Gauleiter [Alfred Eduard] Frauenfeld [Wien], Bezirkshauptmann Dr. Hirnigel, Oberbürgermeister Doktor Denz [Innsbruck], der Führer der SA.-Brigade, Oberführer Waidacher, ferner Landesoberschützenmeister Plattner und zahlreiche Vertreter der Partei. Neben dem Gauleiter, der als Landeshauptmann von Tirol und als Landesoberschützenmeister den Schützenrock trug, hatte sich das Preisgericht aufgestellt. Es bestand aus dem Gauamtsleiter für Agrarpolitik, Ing. Lantschner, der Leiterin des Tiroler Volkskunstmuseums Frau Gertrud Pesendorfer und dem Kulturreferenten des Reichspropagandaamtes P[artei]g[enossen] [Norbert] Wallner. Weit hinauf zogen sich zu beiden Seiten der Straße die Reihen der Zuschauer.
Kapellen aus allen Kreisen
Nun kamen in angemessenem Abstand die einzelnen Kapellen. Den Anfang machten die Wiltener, dann folgten die Vomper, hierauf Kundl, Bludenz, Brixlegg, Reutte, Weißenbach, Landeck, Steinach, St. Jakob a[m] Arlberg, Schwaz, Telfs, Arzl bei Imst, Kitzbühel, Mühlau, Roppen und Amras. Die St. Jakober hatte ihre Fahne, die Landecker ihr Banner mitgebracht. Alle Kapellen gaben in Haltung und musikalischer Leistung sichtlich ihr Bestes. Die Farben- und Formenschönheit tirolischer Trachten kam voll und ganz zur Geltung. Jede Kapelle stellte sich in Front vor dem Gauleiter auf und marschierte dann zum Landeshauptschießstand. Der lebhafte Beifall, mit dem die Zuschauer sämtliche Kapellen begrüßten, steigerte sich besonders, als die Kitzbüheler unter den Klängen des Egerländermarsches vor dem Gauleiter defilierten.
Am Platz vor dem Landeshauptschießstand hielt der Gauleiter vor den aufgestellten Musikkapellen eine Ansprache. Darin verwies er darauf, daß
[Fettdruck:] bei der Beurteilung der Kapellen nicht allein die Tracht, sondern ebenso Haltung und Auftreten bewerten werden. Erst dadurch, fuhr er fort, kann eine Trachtenkapelle als das erscheinen, was sie sein will und soll, nämlich als Teil jener bodenständigen Vereinigungen, die als Wahrer unseres angestammten Volkstums, unserer Vätersitten und Ahnenbräuche berufen sind. Denn ohne stramme Disziplin und ohne eine Haltung, die den Willen zu Tat und Einsatz bezeugen, wären diese Trachtenvereine ebenso wie die Schützen nicht anders als langsam zerfallende und vermodernde Museumsstücke.
[Normaldruck:] Der Gauleiter stellte ferner mit Genugtuung fest, daß die Volksgenossen des Gaues mit Freude, ja mit Begeisterung seinen Aufrufen gefolgt sind.
Das größte Schießen in deutschen Landen
[Fettdruck:] Das Tiroler Landesschießen, das am Montag zu Ende geht, wurde, was die Zahl der beteiligten Schützen betrifft, schon am Samstag das größte Schießen, das je in deutschen Landen stattgefunden hat. Nicht weniger als rund 5400 Schützen haben bisher die "Tiroler Volksscheibe" beschossen. 200 Schützen haben das goldene, 500 das silberne und 800 das bronzene Meisterzeichen errungen. Die übrigen 3900 Schützen werden das Erinnerungszeichen mit nach Hause nehmen.
[Normaldruck:] "Es hat sich allerdings gezeigt, daß der Tiroler Landeshauptschießstand diesem Andrang fast nicht mehr gewachsen war und der für das nächstemal zu gewärtigenden Beteiligung sicher nicht mehr gewachsen sein wird. Diese Erkenntnis ist uns aber keineswegs unlieb, und ich werde dafür Sorge tragen, daß in der Gauhauptstadt ein Schießstand mit mindestens doppelt so vielen Ständen errichtet wird, als der heutige Landeshauptschießstand hat."
"Ihr, meine Volksgenossen von den Trachtenkapellen", sagte dann Gauleiter Hofer, "seid auch mit dem Schützenwesen auf das engste verknüpft, wie ja schließlich alles, was einem Brauchtum dienen will, miteinander innigst verbunden ist, weil sein Dienst ja am Volkstum ist. Darum richte ich auch an euch die Bitte, in Zukunft eurer deutschen Art weiterhin so treu zu bleiben wie bisher. Diese Treue zur deutschen Art gilt nicht nur der engeren Heimat, sie muß in vollem Maß dem gesamten Deutschtum gelten, und die Einsatzbereitschaft für das Landl, die bei uns als heilige Ueberlieferung gilt, sie gilt auch allen Brüdern in der Welt."
Sieger im Wettbewerb
Darauf nahm der Gauleiter die Preisverteilung vor. Bekanntlich war dem Wettbewerb schon eine Auswahl in den einzelnen Kreisen des Gaues vorangegangen. Jeder Kreis hatte die zwei ihm am besten scheinenden Kapellen entsandt. Daß unter solchen Umständen den Preisrichtern das Amt nicht leicht fiel, liegt auf der Hand. So wurde denn auch beschlossen, die ersten drei Preise zweimal zu verleihen. Diese Preise bestanden aus einer künstlerisch ausgeführten Urkunde sowie aus namhaften Geldbeträgen, die den Kapellen für Trachten, Musikinstrumente oder Musikalien zugutekommen.
Es wurde zuerkannt [Fettdruck:]
Erster Preis: 1. Steinach, 2. Wilten.
Zweiter Preis: 1. Bludenz, 2. Mühlau.
Dritter Preis: 1. Vomp, 2. Schwaz.
Anerkennungspreise: Kitzbühel, Amras, St. Jakob am Arlberg, Brixegg, Kundl, Arzl bei Imst und Roppen.
[Normaldruck:] Nach der Preisverleihung gab der Gauleiter [Hofer] bekannt, daß er für die Pflege und Vervollkommnung der Volkstrachten eine Beratungsstelle eingerichtet habe, die von der Leiterin des Tiroler Volkskunstmuseums Frau Gertrud Pesendorfer betreut wird. In allen Trachtenangelegenheiten mögen die Musikkapellen sich an sie wenden. Für das nächste Jahr ist ein großes Trachtenfest vorgesehen.
Dank an den Führer
Das Schlußwort des Gauleiters galt dem Führer. "Uns sandte ein glückliches höheres Walten", führte Gauleiter Hofer aus, "den Führer, der uns wieder befreit hat. Unser Dank gilt daher stets ihm, und zwar will dieser Dank nicht bei Worten bleiben, sondern tätig sein. Wir wollen diesem Führer Adolf Hitler folgen, wohin immer er uns führt, in dem festen Glauben, daß alles, was immer er befehlen mag, nicht nur zum Besten der Nation gemeint ist, sondern auch zu ihrem Besten hinausläuft.
[Fettdruck:] Tirol hat sich zum Führer bekannt, Tirol hält ihm die Treue und Tirol wird ihm folgen, heute, immerdar, überallhin. Wäre es anders, müßten wir uns vor Deutschland und vor unseren Vätern schämen. Wir aber wollen gute und beste Brüder der anderen Stämme, getreueste Soldaten Adolf Hitlers sein, der nur eines will und kennt: Deutschlands Ehre und Deutschlands Freiheit!"
[Normaldruck:] Die Rede des Gauleiters war von Beifall oft unterbrochen worden. Mit den Liedern der Nation wurde die Veranstaltung, die für das Trachtenwesen Tirols neuen mächtigen Auftrieb bedeuten, beschlossen. Auf dem Landeshauptschießstand knallten fröhlich die Stutzen. Die NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude", die mit drei Gulaschkanonen aufgefahren war, ließ sich die Verpflegung der Schießstandbesucher angelegen sein. Ueber 2000 Personen darunter sämtliche Musikkapellen wurden verköstigt.
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1938, September - Innsbruck
Festakt zum Abschluss der Innsbrucker Messe (unter Mitwirkung von Norbert Wallner)
Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 19. 9. 1938, S. 6
Signiert "NSG."
Abschluß der Innsbrucker Herbstmesse
Kameradschaftsabend für sämtliche Mitarbeiter Dank des Gauleiters
Zum Abschluß der 16. Innsbrucker Messe fanden sich Sonntag abends sämtliche Mitarbeiter im Großen Stadtsaal zu einem Kameradschaftsabend zusammen. Gauleiter Hofer brachte seine Anerkennung für das geleistete Werk durch sein Erscheinen zum Ausdruck und richtete an die versammelten Arbeitskameraden eine Ansprache. Desgleichen sprach der Leiter der Innsbrucker Messe, P[artei]g[enosse] Dr. Thun, und der Kulturreferent im Reichspropagandaamt, Pg. [Norbert] Wallner.
An dem Kameradschaftsabend nahmen fast alle teil, die zum Gelingen der Messe und der Sonderausstellung "Volkskunst und Handwerk" beigetragen haben: Die geistigen und wirtschaftlichen Leiter des Unternehmens, die Architekten und Künstler, die die Räume geschaffen haben, zahlreiche Betriebsführer und Gefolgschaftsmitglieder von Firmen, die die Ausstellung beschickt haben, die Schmiede, Spitzenklöpplerinnen, Weber usw., die in den Schauwerkstätten arbeiteten, und viele andere mehr.
So war dieser Kameradschaftsabend ein freudiger Abschluß der vorangegangenen ernsten und verantwortungsvollen Gemeinschaftsarbeit, die dank der restlosen Hingabe aller Beteiligten zu einem vollen und unbestrittenen Erfolg geführt hat.
Zur Brauchtumsschulung, insbesondere auf dem Gebiet Trachtenpflege, Volkslied und Volkstanz, wurden im ganzen Gau Tirol-Vorarlberg so genannte "Brauchtumstagungen" abgehalten. Als Referenten waren führende Experten wie z. B. Fitz Engel, Gertrud Pesendorfer und Karl Horak tätig, die insbesondere die leitenden Organe der Kultur- und Gemeinschaftspflege des jeweiligen Kreises informierten und instruierten. Es folgen dazu einige Beispiele:
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1942, 13. September - Landeck
Brauchtumstagung(unter Mitwirkung von Karl Horak)
Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 14. 9. 1942, S. 4
Signiert "hf."
Brauchtumstagung in Landeck
Landeck, 13. Sept[ember]. Im Rahmen der Brauchtumsarbeit des Standschützenverbandes Tirol-Vorarlberg berief der Kreisleiter und Kreisschützenleiter, Oberbereichsleiter P[artei]g[enosse] Bernard, die Ortsgruppenleiter, die Standortführer und Mädelführerinnen der Hitler-Jugend sowie die Ortsfrauenschaftsleiterinnen mit den Leiterinnen der Jugend- und Kindergruppen seines Kreises zu einer Brauchtumstagung, die am Samstag in der Kreisstadt Landeck stattfand. In eingehenden Ausführungen behandelte der Kreisleiter die Grundsätze der Brauchtumspflege, die jetzt unter Führung der NSDAP., im Standschützenverband eine Förderung und Ausgestaltung erfährt, wie zu keiner Zeit vorher. Die Liebe zur Heimat und zum heimatlichen Brauchtum bildet die zuverlässigste Grundlage volksbewußter Haltung und Bewährung im gesamtdeutschen Schicksalskampf.
An die Ausführungen des Kreisleiters schloß sich ein aufschlußreicher Vortrag von Professor [Karl] Horak über das Sondergebiet der Pflege volkstümlicher Musik, besonders des Volksliedes. Am Nachmittag wurden Volkslieder und Volkstänze unter sachgemäßer Anleitung praktisch geübt, um den Tagungsteilnehmern die Grundlagen für die Weiterarbeit in ihren örtlichen Bereichen zu vermitteln. In seinen Schlußworten wies der Kreisleiter auf die Ausgestaltung der praktischen Arbeit in den Ortsgruppen, insbesondere im Rahmen der Dorfgemeinschaftsabende, nochmals hin. Eine Sondertagung der Ortsgruppenleiter, Ortsfrauenschaftsleiterinnen und Standortführer der Hitler-Jugend schloß die Arbeitsfolge ab.
Karl Horak war als anerkannter Volksmusikexperte und linientreuer engagierter Nationalsozialist er war bereits in der Verbotszeit aktiv für die Bewegung tätig und hatte bei der Hitler-Jugend den Rang eines HJ-Führers Leiter des Gauausschusses für Volksmusik im Gau Tirol-Vorarlberg. Dem Ausschuss gehörten weiters an der Salzburger Tobi Reiser als Vertreter der Landesbauernschaft Alpenland, Fritz Huber als Vertreter der Gauarbeitsgemeinschaft für Volkskunde, Hermann Josef Spiehs vom NS-Lehrerbund sowie Josef Eduard Ploner, Sepp Thaler und Fritz Engel.
Über die Tätigkeit des Tiroler Volksliedarchivs zur NS-Zeit vgl. Thomas Nußbaumer, "Volksmusik in Tirol", in: Musikgeschichte Tirols, hrsg. v. Kurt Drexel und Monika Fink, Band 3 (= Schlern-Schriften, Band 344), Innsbruck 2008, S. 83 ff.
Von 1940 bis 1942 beteiligte sich Karl Horak an den Dokumentationsarbeiten der Südtiroler Kulturkommission Gruppe Volksmusik, die im Auftrag des Ahnenerbes der SS durchgeführt wurden. Details siehe bei Thomas Nußbaumer, Alfred Quellmalz und seine Südtiroler Feldforschungen (1940-42). Eine Studie zur musikalischen Volkskunde unter dem Nationalsozialismus (= Bibliotheca Musicologica, Band VI), Innsbruck etc. 2001, S. 207 ff.
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1942, 19. Oktober - Umhausen
Brauchtumstagung(unter Mitwirkung von Fritz Engel)
Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 20. 10. 1942, S. 3
Unsigniert
Brauchtumstagung in Umhausen
Umhausen, 19. Okt[ober]. Am letzten Samstag wurde unter Leitung des Kreisleiters Pesjak eine Brauchtumstagung in Umhausen durchgeführt. Nach einer eindrucksvollen Morgenfeier, in der der tiefere Sinn des Brauchtums zum Ausdruck gebracht wurde, sprach der Kreisleiter über die Notwendigkeit, das Kulturgut unserer Ahnen zu pflegen und zu fördern. Er legte eindringlich die Ziele der gesamten Arbeit dar und beauftragte die Ortgruppenleiter, dieser Frage besonderes Augenmerk zuzuwenden. Es entspricht der nationalsozialistischen Weltanschauung, das Ererbte im Dienste der neuen Zeit fruchtbar zu machen.
P[artei]g[enossi]n [Gertrud] Pesendorfer zeigte dann in längeren Ausführungen die geschichtliche Entwicklung der bodenständigen Trachten auf. Ihre Ausführungen wurden noch dadurch unterstrichen, daß nicht nur Originaltrachten, sondern auch Trachten, die heute als zeitgemäß getragen werden sollen, vorgeführt wurden. Dem Volkslied und dem Volkstanz wurde dadurch besondere Aufmerksamkeit zuteil, daß Gaukulturhauptstellenleiter P[artei]g[enosse Fritz] Engel über diese Frage aufschlußreiche Ausführungen brachte. Mit großem Verständnis folgten sämtliche Teilnehmer den Vorführungen und beteiligten sich lebhaft am Singen alter und neuer Volkslieder und den sich anschließenden Volkstänzen. Zum Schluß gab der Kreisleiter noch Hinweise für die Auswertung dieser Tagung in den Ortsgruppen. Mit dieser Tagung wurde ein weiterer Schritt in der Brauchtumsfestigung im Kreis Imst getan.
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1942, Oktober - Dornbirn
Kreisarbeitstagung(unter Mitwirkung von Fritz Engel)
Notiz in den Innsbrucker Nachrichten vom 14. 10. 1942, S. 3
Signiert "hf."
Dornbirn. Kreisarbeitstagung. Die letzte, vom Kreisleiter P[artei[g[enossen] Mahnert einberufene Kreisarbeitstagung vereinigte sämtliche Hoheitsträger, einen großen Teil der Politischen Leiter und Gliederungsführer, sämtliche Ortsschützenleiter und die Architekten des Kreises Dornbirn. Im Mittelpunkt der Tagung stand eine richtungweisende Ansprache des Kreisleiters über politische Fragen. Großes Interesse fanden auch die Vorträge des Kreiskulturhauptstellenleiters Pg. Bachmann über das germanische Erbe in unserer Kultur und über Brauchtums- und Trachtenpflege im Standschützenverband, des Gausiedlungsplaners Pg. Erdle über den Ausdruck des Gemeinschaftsgedankens im Wohnungsbau und des Gaukulturhauptstellenleiters Pg. [Fritz]Engel über Volkslied und Volkstanz.
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1938, September - Nürnberg
Tiroler Sänger, Musikanten, Tänzer auf dem Reichsparteitag in Nürnberg
Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 5. 9. 1938, S. 4
Signiert "E. Sp."
Volkslieder und Bauernmusik im K[raft] d[urch] F[reude]-Omnibus
In der Tiroler Tracht nach Nürnberg
Die Tiroler Volkstumsgruppe nach der Stadt der Reichsparteitage abgereist
Die Tiroler Volkstumsgruppe, die wie schon berichtet, ab heute bis einschließlich 13. September täglich in den verschiedenen Tanz- und Musikhallen der zur Zeit des Reichsparteitages in Nürnberg errichteten KdF.-Stadt auftreten wird, so vor den Volksgenossen aus allen Gauen des großen deutschen Vaterlandes durch die Darbietungen echten Tiroler Volks- und Brauchtums für unsere Heimat werbend, ist gestern, gar zeitlich in der Früh schon, in den neuen KdF.-Omnibussen unseres Gaues von Innsbruck nach Nürnberg abgereist [...].
Beteiligt waren aus Innsbruck die Mitglieder des Trachtenvereines Alpinia und die Mühlauer Sänger. Aus Hall kamen die Speckbachermusikanten. Die Kitzbüheler Landstürmer komplettierten die Tiroler Volkstumsdelegation. Nach einem gemeinsamen Einmarsch der Volkstumsgruppen aus der Ostmark in die Nürnberger KdF.-Stadt erfolgte ihr erstes Auftreten in der Ostmarkhalle.
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1940, 1. Juni - Innsbruck
Tiroler Heimatabend der Südtiroler Rückwanderer
Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 3. 6. 1940, S. 5
Von Dr. Kurt Pichler
Ein Tiroler Heimatabend in Innsbruck
Gauleiter Hofer bei einer Veranstaltung der Südtiroler Rückwanderer
Vier Stunden, in denen die Stimme des Blutes sprach
Innsbruck, 2. Juni. Am Samstag, den 1. Juni, fand im Großen Stadtsaal zu Innsbruck ein "Tiroler Heimatabend" statt. Der festlich geschmückte Saal konnte kaum die Besucher fassen, die zu dieser Veranstaltung gekommen waren. Dieser Heimatabend, der seine besondere Bedeutung und Note dadurch erhielt, daß er von und für Südtiroler Umsiedler veranstaltet wurde, war mehr als der Ausdruck einer kameradschaftlichen Geselligkeit und schöpfte seinen Zweck nicht allein in der Pflege unseres Brauchtums aus. Er wurde zur Aeußerung und Besiegelung einer bluts- und stammungsmäßigen Verbundenheit, in der Brüder und Schwestern sich gegenseitig Kraft geben wollen, um der großen Gemeinschaft der Nation zu dienen.
Gauleiter [Franz] Hofer nahm selbst an diesem Abend teil und ehrte mit seinem Stab die Brüder aus dem Süden durch seine Anwesenheit. Gauleiter Hofer und Gauamtsleiter Bilgeri hießen die Südtiroler Volksgenossen herzlich willkommen. "Ihr kommt als Brüder zu Brüdern ", das war der Inhalt der Begrüßung, von hunderten im Herzen mitgesprochen. Nachdem der Leiter der "Dienststelle Umsiedlung Südtirol des Gauleiters und Reichsstatthalters", Gauamtsleiter P[arei]g[enosse] Dr. Bilgeri, die Ehrengäste aus Partei und Staat, die Südtiroler Volksgenossen und die Gäste aus der Gauhauptstadt begrüßt hatte, ergriff Gauleiter Hofer das Wort. Der Gauleiter betonte, daß an diesem Abend nach langer Trennung das blutbewußte Volkstum aus Nord und Süd sich wieder zu einer gemeinsamen kameradschaftlichen Feier zusammenfinden konnte und gab weiter dem Willen Ausdruck, unseren Brüdern, die zu uns ins Reich kommen, ihren gewiß schweren Schritt mit letzter Hilfsbereitschaft zu erleichtern. Insbesondere betonte der Gauleiter, daß alles daran gewendet werde, das Brauchtum der umsiedelnden Volksdeutschen aus Südtirol lebendig zu erhalten. Es soll vereint mit der Ueberlieferung unseres Gaues in Zukunft als das Brauchtum unserer herrlichen Heimat den Nachfahren übererbt werden. Wir alle aber, die wir stolz auf die Geschichte und die Haltung unserer Väter nun hier im Großdeutschen Reiche zu gemeinsamem Schaffen vereinigt sind, wollen nur eines sein und eines bleiben: ein Volk von Brüdern.
Wir wollen in diesen Zeilen versuchen, ein klein wenig in Sprache zu fassen, was uns vier Stunden vermittelten: Da waren junge Menschen, Mädel und Burschen, trotz ihrer Jugend vom Schicksal unserer Zeit ergriffen, von einer Wende, die Begriffe von Blut und Boden zu lebendigster Wirklichkeit werden ließ. Denn an diese junge Mannschaft trat der Entschluß, der in die Geschichte eingegangen ist und uns Nationalsozialisten ein herrlicher Beweis unserer Weltanschauung ist: Der Entschluß zu Blut und Reich. Er lebt in den jungen Herzen nicht weniger stark als in den alten. Das Bekenntnis zum eigenen Volk überwand alle persönlichen Gefühle und ward Ruf und Stimme.
Der Tiroler Abend am Samstag bewies die Haltung eines unserer wertvollsten Volksstämme. In Gesang, Wort und Tanz vermittelten die Südtiroler Volksgenossen eigene Art und eigenes Volkstum. Mit erhobenem Haupt, stolz und siegessicher sangen sie Lieder, tiefer kerngesunder Humor klang auch aus den heiteren Gesängen. Als am Ende des Abends das Deutschland-, Horst-Wessel- und Engellandlied aufklangen, hatte man das Gefühl, als hätten es kaum jemals stärkere Herzen gesungen. Ein Gaumusikzug der NSDAP. wirkte an der Veranstaltung mit.
Wie erwähnt, brachte der Abend Worte, Lieder und Tänze. Das ergreifendste war wohl ein Lied-Gedichtzyklus, der einen geschichtlichen Überblick von 1809 über die Weltschlacht 1914 bis 1918 bis zur Gegenwart bot: Die Zeit Andreas Hofers, die siegreichen und am Ende doch vergeblichen Kampfjahre des großen Krieges bis zum großen Volksentscheid der Gegenwart fanden ihren Widerhall in Lied und Wort. Nicht das Schwere und zu Überwindende klang aus ihnen, sondern Zukunftweisendes und Richtunggebendes. Von besonderer Klangschönheit und Tiefe waren die Lyrikproben eines jungen Südtiroler Dichters, der Gegenwart und Zukunft besang und daneben Stimmungsgedichte tiefster Innerlichkeit schuf.
Wie diese Gedichte, so vermitteln auch die anderen Darbietungen den Eindruck kerngesunder Art. Die Tänze, die Lieder waren so voll kräftiger Gewalt, einige so voll Humor, daß man sich über so viel Ursprünglichkeit nur immer wieder herzlich freuen konnte.
Wenn wir ein Schlußwort zu unserer unzureichenden Besprechung finden wollen, so sei es ein Dankeswort an die Mädeln und Burschen.
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Südtirol
1941, 22. Dezember Innsbruck
Pressebericht über kulturelles Engagement umgesiedelter Südtiroler
Aktive Südtiroler Ensembles in Innsbruck:
eine "Volkstanzgruppe" und "Musik mit Besetzung für volkstümliche Darbietungen",
das "Meraner Doppelquartett" (Leitung Willi Lösche),
ein Männer- und gemischter Chor (Leitung Sepp Thaler)
Die Lieder und Tänze der Südtiroler: "viel Neues, aber nichts Fremdes"
"Deutsches Lied, deutscher Tanz und deutsche Volksmusik [ ] in allen Alpentälern aus den gleichen Wurzeln"
Südtiroler bereichern unser Brauchtum
In steigendem Maße freudige Mitwirkung bei der Pflege unserer heimatlichen Kulturgüter
Gründung neuer Volkstumsgruppen
In: Innsbrucker Nachrichten vom 22. Dezember 1941, Seite 5
Signiert "G."
Seit dem Beginn und mit dem Fortschreiten der Umsiedlung unserer deutschen Volksgenossen aus Südtirol macht sich in steigendem Maße ihre Mitwirkung bei der Pflege unserer heimatlichen Kulturgüter geltend. Besonders die Dorfgemeinschaftsabende, die gegenwärtig wieder in zahlreichen Ortsgruppen des Gaues veranstaltet werden, geben den Südtirolern, die allenthalben im Gau ihre neue Heimat gefunden haben, Gelegenheit, an unseren Brauchtumsveranstaltungen einzeln und in Gruppen mitzuwirken. Aus Kameradschaftskreisen heraus haben sich Vereinigungen gebildet, die Musik, Lied und Tanz pflegen und bei Veranstaltungen der Partei, bei Besuchen auswärtiger Gäste im Gau und bei ähnlichen Anlässen schon wiederholt in Erscheinung getreten sind.
In Innsbruck besteht eine Kulturgruppe, der eine Volkstanzgruppe, eine Musik mit Besetzung für volkstümliche Darbietungen, das "Meraner Doppelquartett" unter Leitung von Willi Lösche und ein von Sepp Thaler geführter Männer- und gemischter Chor angehören. In vielen anderen Orten des Gaues bemüht sich der Standschützenverband Mitwirkende für Sing- und Tanzgruppen zu finden. Nicht zu übersehen sind in diesem Zusammenhang die vielen Südtiroler Volkstrachten, die bei Veranstaltungen im Straßenbild der Städte und in den Dörfern des Gaues immer häufiger zu sehen sind.
Die Stammeszugehörigkeit und jahrhundertelange Geschichtsüberlieferungen, die wir mit den Südtiroler Volksgenossen gemeinsam haben, begründen die enge Verbundenheit des Volksbrauchtums. Die Südtiroler bringen uns mit ihren Liedern und Tänzen, mit ihren Trachten, überhaupt mit ihrem Brauchtum viel Neues, aber nichts Fremdes und finden auch in unserem Bereich in den wesentlichen Grundzügen dasselbe vor, was ihnen von Vätern und Urvätern überliefert wurde. Deutsches Lied, deutscher Tanz und deutsche Volksmusik sind in allen Alpentälern aus den gleichen Wurzeln emporgewachsen. Wenn es örtliche Verschiedenheiten gibt, wie sie etwa in der Mannigfaltigkeit der Volkstrachten zum Ausdruck kommen, so können sich diese nur im Sinne gegenseitiger Befruchtung und Bereicherung auswirken. Die Mitwirkung der Südtiroler bei unseren Volkstumsveranstaltungen, der Einbau ihrer Kräfte in bereits bestehende und die mit ihrer Hilfe im Laufe der Zeit ermöglichte Gründung neuer Volkstumsgruppen im Rahmen des Standschützenverbandes wird daher ein wirksames Mittel sein, ihnen einzeln und in der Gesamtheit das Heimatgefühl und das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit zu vermitteln, das sie in der Gemeinschaft aller Deutschen gewinnen sollen, um über das schwere Opfer hinwegzukommen, das sie durch die Aufgabe ihrer engeren Heimat gebracht haben.
Details zu Gemeinschaftsabenden der Südtiroler Umsiedler, zur Option und zum Gemeinschaftshaus der NSDAP siehe bei Anmerkung 16.
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1943: 5 Jahre NS-Kulturarbeit im Gau Tirol-Vorarlberg
Stattliche Vervielfachung von Veranstaltungen, Publikumszulauf und Bildung
Obergemeinschaftsleiter Paul Kinz verfasste 1943 im Tiroler Volksblatt einen mehrteiligen Überblick über die Errungenschaften im politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Bereich im Gau Tirol-Vorarlberg während der Zeit des Nationalsozialismus bis 1943, insbesondere im Vergleich zur Zeit des Austrofaschismus.
Gau Tirol-Vorarlberg im großdeutschen Schicksalskampf
Fünf Jahre Systemchaos, fünf Jahre Aufbau und heute entschlossene Bereitschaft zum Sieg
In: Tiroler Volksblatt vom 5. Februar 1943, Seite 4
Von Obergemeinschaftsleiter Paul Kinz
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Kultur und Volksbrauchtum
Die kulturellen Leistungen des Nationalsozialismus, der 1938 nichts als ein verwüstetes Trümmerfeld vorfand, sind in ihrer Gesamtheit kaum zu übersehen. Als wenige von zahlreichen Beispielen seien der Aufbau von 120 neuen Gemeindebüchereien erwähnt, im besonderen die Bücherei der Gauhauptstadt Innsbruck, die erst 1941 begonnen wurde und doch heute schon über 10.000 Werke umfaßt, ferner die Steigerung der Besucherzahl des heutigen Reichsgautheaters von monatlich 15.770 im Jahre 1938 auf heute nahezu 28.000, des Tiroler Landesmuseums von 9681 im Jahre 1937 auf 25.030, des Tiroler Volkskunstmuseums von rund 13.000 in den Systemjahren auf 20.708 im Jahre 1942. Die NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" gestaltete 1938, als sie ihre hier bis dahin nur vom Hörensagen bekannte Tätigkeit begann, 231 Veranstaltungen mit 85.188 Besuchern; im Jahre 1942 war die Zahl der Veranstaltungen auf 2278 mit 618.373 Besuchern gestiegen; das Deutsche Volksbildungswerk begann 1938 mit 37 Veranstaltungen und 486 Besuchern und kam im Jahre 1942 auf 1363 Veranstaltungen mit 236.626 Besuchern. Aber auch in den Kreisen ist die Musikpflege zu beachtlicher Höhe emporgeführt worden; die Musikschule Kufstein zählte z. B. vor fünf Jahren 52 Schüler, gegenwärtig deren 292. In den Systemjahren gab es im Gau 31 ortsgebundene Lichtspielhäuser; die Gaufilmstelle der NSDAP. erreicht mit ihren Vorführungen sämtliche, auch die abgelegensten Ortsgruppen des Gaues und konnte im vergangenen Jahr 3643 Spieltage mit rund 1.050.000 Besuchern aufweisen, hat also täglich durchschnittlich an zehn verschiedenen Orten den Volksgenossen, die sonst nur schwer oder gar nicht zum Besuch eines Lichtspieltheaters kommen, Wochenschauen und Spielfilme zugänglich gemacht.
Im Mittelpunkt des kulturellen Aufbaues im Gau Tirol-Vorarlberg steht jedoch die einzigartige Wiedererweckung und kraftvolle Pflege des heimischen Volksbrauchtums. Schon das rein zahlenmäßige Uebergewicht der ländlichen Bevölkerung des Gaues weist darauf hin, worauf der Schwerpunkt der Kulturarbeit verlegt werden muß. Hierzu kommt aber noch die Erwägung, daß die Bindungen zwischen Stadt und Land in diesem Berggau viel stärker sind als in vielen anderen Gebieten des Reiches, und daß wie überall die Wurzeln der Volkskraft im Bauerntum ruhen, dieses aber auch durch die erschwerten Lebens- und Wirtschaftsbedingungen des Hochgebirgslandes stärker gefährdet ist als anderwärts. Wenn es aber den Schwierigkeiten seines Daseins standhalten kann, verbürgt es wie kaum ein anderer Volksteil die Widerstandskraft, Lebenstüchtigkeit und Härte, die dem deutschen Volk im Kampf um sein Bestehen in der Welt vonnöten ist. So unerläßlich aber auch die wirtschaftliche Sicherung der Bergbauern in ihrem Existenzkampf gegen die Gewalten der Natur sein mag, so unabweislich ist auch das Erfordernis, ihnen darüber hinaus die seelischen Kräfte zu vermitteln und zu erhalten, die aus der Bindung mit ihrem Boden und ihrer engeren Heimat, aus dem tiefen Sinn und artgebundenen Wesen ihres eigenen urdeutschen Brauchtums, aus dem festen Zusammenhalt in ihrer kleinen dörflichen Gemeinschaft und nicht zuletzt aus den Ueberlieferungen einer anderhalbtausendjährigen, an ruhmvollen, kämpferischen Erinnerungen überreichen Geschichte zufließen. Was es in dieser Hinsicht gutzumachen gilt, welche Unmengen geistiger Schlacken abgeräumt werden müssen, wie dankbar und freudvoll aber auch die Bergbauern mit allen Volksgenossen, nicht minder auch in den Städten, auf diesem Wege zu einem neuen Lebensgefühl folgen, sehen wir heute schon tagtäglich landaus und landein. Wir finden den Niederschlag dieser Kulturarbeit auf Schritt und Tritt in kleinen und großen Veranstaltungen, in der Gestaltung des Zusammenlebens, in der Ueberbrückung der heillosen Gegensätze, welche die Systemzeit bis in die Familien hinein aufgerissen hat, in der Bereitwilligkeit zu sozialer und kultureller Mitarbeit, im Verständnis für Gemeinschaftsarbeit jeder Art, in den kriegswirtschaftlichen Leistungen des Landvolkes und, alles zusammengenommen, in der geschlossenen Tat- und Opferbereitschaft unseres Gaues für jeden, auch den höchsten Einsatz im gegenwärtigen Schicksalskampf des Reiches, das fünf Jahre später zu uns gekommen ist, dem wir aber heute ebenso mit allen Fasern unseres Seins gehören, wie alle anderen deutschen Menschen auch.
Es ist bekannt, daß die Pflege der Volkskultur um das wehrhafte Brauchtum unseres Gaues herum aufgebaut wurde, wie Gauleiter Hofer zu diesem Zweck den Standschützenverband Tirol-Vorarlberg im Jahre 1938 neu gründete und ihm die gesamte Pflege der Volkskultur in enger organisatorischer Anlehnung an die Partei anvertraut hat.
Standschützenverband Landesschießen - Kreisschießen- Appelle
Wir brauchen hier nur mehr kurz darauf hinzuweisen, daß heute in allen Dörfern des Gaues auf den Schießständen jahraus, jahrein die Stutzen knallen, die Musikkapellen spielen, die Jugend ihre heimatlichen Tänze und den Gebrauch der heimischen Musikinstrumente, der Zither, des Hackbretts usw. wieder lernt, die alten schönen Volkslieder wieder zu hören sind, die unvergleichlichen Trachten, zeitgemäß erneuert, in Stadt und Land, bei der Arbeit, in der Freizeit und in festlichen Stunden von Tag zu Tag mehr in Erscheinung treten, die erbeingesessene Freude am Theaterspielen eine Laienbühne nach der anderen ins Leben ruft, die zahlreichen sinnvollen alten deutschen Volksbräuche überall wieder aufleben und mit tieferem Verständnis, größerer Freude und lebhafterer Anteilnahme als je zuvor gepflegt werden. Wenn wir diese wahrhafte Neuformung unserer höchsten Lebenswerte in Zahlen veranschaulichen wollen, so erinnern wir daran, daß der "Tiroler Landeschützenbund" im Jahre 1938 etwa 3000 Mitglieder, darunter kaum 300 aktive Schützen zählte eine Handvoll treue Unentwegte, die in schlimmster Zeit ein kostbares Erbe vor dem gänzlichen Untergang bewahrten , daß heute also schon jede größere Ortsgruppe des Standschützenverbandes bei einem Ortsschießen mehr Schützen aufbringt, als damals überhaupt noch Gewehre in die Hand genommen wurden. Die letzte Schießveranstaltung der Systemzeit, das "8. österreichische Bundesschießen" im Jahre 1937, brachte es mit einer über das ganze Gebiet des Bundesstaates und seiner Nachbarschaft ausgedehnten umständlichen Werbung auf ganze 1600 Schützen; im Jahre 1942 hatte das Kreisschießen in Kufstein 4616, in Bregenz 4489, in Dornbirn 4349 Teilnehmer aufzuweisen, also jede Veranstaltung eines einzigen Kreises fast dreimal soviel Schützen, als fünf Jahre früher bei einer Hauptveranstaltung des ganzen ehemaligen Oesterreichs am Schießstand in Innsbruck zusammenkamen. Die Mitgliederzahl des Standschützenverbandes Tirol-Vorarlberg ist unterdessen auf rund 60.000, die Teilnehmerzahl beim Landesschießen auf 21.914 hinaufgeklettert, und dies alles trotz der Abwesenheit gerade der stärksten und leistungsfähigsten Schützenjahrgänge, die im Soldatenrock ihre Pflicht vor dem Feinde tun.