1940, II. Quartal
1940, April
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Bei den Südtiroler Volksgenossen in unserem Gau
Eine Fülle von Arbeit der Dienststelle "Umsiedlung Südtirol" Dankbare Anerkennung für die Fürsorge
In: Innsbrucker Nachrichten vom 6. April 1940, Seite 3
In einer Reihe von Berichten haben wir sowohl die fürsorgliche Betreuung unserer Landsleute aus dem Süden durch die Dienststelle "Umsiedlung Südtirol" wie auch die zahlreichen Beweise herzlicher Kameradschaft geschildert, denen die Verbundenheit der Bevölkerung unseres Gaues mit den umsiedelnden Volksgenossen hervorging. Eine ausgezeichnet eingespielte Organisation bewältigt die viele und schwierige Arbeit, die die Umsiedlung mit sich bringt. Jeder Südtiroler weiß, daß er nicht allein steht und daß ihm der Weg in die neue Heimat nach besten Kräften erleichtert wird.
Täglich kommen Volksgenossen aus Südtirol ins Reich. Sie alle werden in der gleichen verantwortungsvollen Weise betreut und um jedes einzelne Schicksal kümmern sich die mit der Umsiedlung betrauten Stellen.
Nicht nur in der Gauhauptstadt selbst ist alles vorgesorgt, um die Umsiedler aus dem Süden würdig zu empfangen, sondern auch das Netz der Betreuung erstreckt sich über den ganzen Gau. Es ist klar, daß eine möglichst zweckmäßige Verteilung der Südtiroler Volksgenossen über den ganzen Gau angestrebt wird, um Schwierigkeiten in der Unterbringung, die eben doch mit den vorhandenen Möglichkeiten rechnen muß, weitgehend auszuschließen. Ueberall in den Städten und Dörfern unseres Gaues treffen wir heute die Volksgenossen aus Südtirol, Bauernfamilien, Handwerker, ehemalige Beamte, Arbeiter Volksgenossen aus dem Eisacktal wie aus dem Vintschgau, aus dem Passeier wie aus den Dolomitentälern, Bauern von der Hochebene des Ritten, vom Schlern, Volksgenossen aus dem Bozner Unterland, die sich im Reich eine neue Heimat suchen.
Eine Fahrt durch unseren Gau galt dem Zweck, sich von der vorsorglichen Unterbringung der Volksgenossen aus Südtirol zu überzeugen. Ein Eindruck herrscht überall vor: Die herzliche Aufnahme der Umsiedler durch die Bevölkerung in unseren Städten und Dörfern. Da haben sich überall Parteistellen, staatliche und kommunale Aemter in den Dienst der Umsiedlungsaktion gestellt. Die Bürgermeister erachten es als ihre erste Pflicht, für reibungslose Unterbringung der Südtiroler Sorge zu tragen. Die Volksgenossen aus Südtirol kommen ja zumeist als Gäste, sie brauchen alle Fürsorge, ehe sie endgültig neue Arbeit und neuen Lebenskreis an diesem oder jenem Ort gefunden haben.
Ueberall sind Südtiroler Familien untergebracht: im Zillertal, im Unterinntal, in Hopfgaren, Kirchdorf, St. Johann, Fieberbrunn und in anderen Orten. Man merkt es schon, wenn man ins Dorf kommt, daß Südtiroler Volksgenossen hier untergebracht sind. Die Kinder auf den Straßen grüßen uns mit freudigem Zuruf. Man sieht es ihnen an, daß sie gut aufgehoben sind. Immer wieder merkt man, wie sie sich schon eingewöhnt und mit der Jugend des Dorfes frohe Kameradschaft geschlossen haben.
Wenn wir mit den Männern und Frauen aus Südtirol sprechen, kommt die feste Zuversicht über ihre Zukunft zum Ausdruck. Von Innsbruck wurden sie nach ihrer Ankunft auf die verschiedenen Orte unseres Gaues aufgeteilt. Kürzere oder längere Zeit, bis ihnen Arbeit geschafft werden kann, die ihren Fähigkeiten, Eignungen und Wünschen entspricht, halten sie sich nun hier auf.
In der Zwischenzeit wird alles unternommen, um jeden einzelnen Volksgenossen aus Südtirol möglichst seinen Wünschen gemäß unterzubringen. Dann kommt der Leiter der Unterbringungsstelle einmal ins Dorf, bringt den "gelben Brief", in dem sich endgültige Zuweisung an Arbeitsamt und alle notwendigen Anweisungen befinden.
Mit welcher Umsicht und welchem Ernst die schwierige Arbeit der Unterbringung der Volksgenossen aus Südtirol bewältigt wird, versteht man erst dann voll und ganz, wenn man hört, wie viele, immer wieder verschiedene Umstände berücksichtigt werden müssen: Beruf, Familie, Kinderzahl, Möbeltransporte, Vermögensübertragungen, persönliche Wünsche, Wohnungsfragen, eine fast endlos scheinende Kette von Arbeit, die doch möglichst rasch bewältigt werden muß.
Aber aus den Augen der Landsleute aus dem Süden spricht Anerkennung und Dank für die Arbeit, die sie selbst am besten zu schätzen wissen.
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Als Brüder in der neuen Heimat aufgenommen
Gauleiter Hofer sprach zu den Südtiroler Umsiedlern Kameradschaftsabend im Gemeinschaftssaal des "Bierwastl"
In: Innsbrucker Nachrichten vom 8. April 1940, Seite 5
G. Innsbruck, 7. April. Im dichtbesetzten Bierwastlsaal fand sich in Anwesenheit von Gauleiter Hofer, des Leiters der Dienststelle Umsiedlung Südtirol. Gauamtsleiter P[artei]g[enosse] Dr. Bilgeri, des Gauinspekteurs Pg. Klaus Mahnert, mehrerer Gauamtsleiter und weiterer Vertreter der Partei und anderer Ehrengäste ein großer Teil der gegenwärtig in Innsbruck weilenden Südtiroler Umsiedler zusammen. Der Kameradschaftsabend bildete den Abschluß einer Besichtigungsfahrt, die der Gauleiter mit einer Anzahl von Südtirolern unternommen hatte und die ihn mit seinen Gästen zum Lager in Mühlau und zu Truppenteilen, in deren Verband jungen Südtiroler stehen, geführt hatte.
Der Kameradschaftsabend wurde mit Sprech- und Liedvorträgen der Hitler-Jugend und Fanfarenklängen des D[eutschen] J[ungvolks] eingeleitet. Hernach begrüßte Gauleiter Hofer seine Südtiroler Gäste in einer Ansprache, in der er einleitend auf die Verknüpfung der Geschichte des Raumes, der dieser Veranstaltung den Rahmen gab, mit der Entstehung und dem Wachsen der nationalsozialistischen Bewegung im Gau Tirol-Vorarlberg hinwies.
Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen würdigte der Gauleiter die vorbildliche Volkstreue der Südtiroler, erinnerte an die geschichtliche Gestalt Michael Gaismayrs, dieses Südtirolers, der vor Jahrhunderten für ein vorgeschautes Großdeutsches Reich wehrpolitische, wirtschaftliche und soziale Forderungen aufstellte, die erst in unseren Tagen Verwirklichung fanden, verwies weiterhin auf die Geschichte Tirols bis in die jüngsten Tage und leitete daraus die Feststellung ab, daß die Südtiroler nicht als ungebetene Gäste, sondern als Gleiche zu Gleiche kommen und uns als solche willkommen sind. Sie haben, um als Deutsche unter Deutschen leben zu können, das schwerste Opfer auf sich genommen und sogar die Bindung zum Boden aufgegeben, um die Bindung des Blutes zu erhalten.
Der Gauleiter ging dann auf den Aufstieg und die wiedergewonnene Stärke des Reiches ein und stellte fest, daß unsere Südtiroler vielleicht noch besser und klarer als wir selbst erkennen, daß es heute in der Welt wieder etwas gilt, ein Deutscher zu sein [ ].
Abschließend gab der Gauleiter dann noch einen Ueberblick über die neuen Aufgaben, die sich für die Südtiroler Umsiedler und für uns aus der Durchführung dieser Umsiedlung ergeben. Er räumte gründlich mit der Ansicht vereinzelter Kleingläubiger auf, die da meinen, die Aufnahme der Einwanderer ginge in Kriegszeiten über die Kräfte des Reiches.
Hierzu stellte Gauleiter Hofer fest, daß allein im Gau Tirol-Vorarlberg noch im Laufe des heurigen Jahres nicht nur die bekannten 5200 Wohnungen fertig, sondern sogar deren 10.000 unter Dach kommen werden.
Das Reich braucht Menschen, und zwar Menschen, die ihren Wert und ihre Einsatzfreudigkeit so unter Beweis gestellt haben wie unsere Südtiroler, um seine neuen Gebiete zu besiedeln. Im besonderen im Gau Tirol-Vorarlberg haben wir einen unabsehbaren Bedarf an Kräften in der Partei und in der Verwaltung ebenso wie zur Ausführung unserer großen Planungen auf dem Gebiet des Verkehrs und der Wirtschaft.
Immer aber sei unseren Landsleuten eines gegenwärtig: Wir im Gau Tirol-Vorarlberg sind bereit und entschlossen, zusammenzurücken und sie als Brüder aufzunehmen. Und wenn wir nicht alles schaffen können und viele von ihnen nicht in den Bergen Tirols und Vorarlbergs, sondern anderwärts im großdeutschen Raum, im geschlossenen Siedlungsgebiet oder sonstwo ihre Bleibe finden, immer wird der Gau Tirol-Vorarlberg als Rückhalt, als engere Heimat ihrer und unserer gemeinsamen Überlieferung mit dem Herzen bei ihnen bleiben.
Auf die mit größter Aufgeschlossenheit und wiederholter jubelnder Zustimmung aufgenommene Rede des Gauleiters erwiderte ein Südtiroler Volksgenosse mit dem Ausdruck des Willens seiner Gefährten, ins Reich zu kommen, nur deshalb, weil Deutschland es will. Die Südtiroler wollen dazu beitragen können, daß dieser Krieg so beendet wird, wie es sein muß: mit dem Sieg Großdeutschlands.
Die Südtiroler kommen ins Reich mit der Zuversicht, daß ihnen, sei es im Gau Tirol-Vorarlberg, sei es in einem anderen Siedlungsgebiet, Aufgaben zugewiesen werden, die nicht ein bequemes Leben umfassen, sondern Gelegenheit zur Bewährung als Kämpfer und tapfere Soldaten des Führers zu geben.
Die Ansprache klang in ein begeistert angenommenes Bekenntnis zum Nationalsozialismus und zur Kampf- und Schicksalsgemeinschaft aller Deutschen und mit dem Egellandlied aus [Liedtext (Hermann Löns, 1914): "Heute wollen wir ein Liedlein singen", Refrain: "Denn wir fahren gegen Engeland", gesungen auf verschiedene Melodien, s. Liederbuch "Hellau" (1942), Nr. 3 und 4] aus. Daran schloß sich, durch Musikvorführung und Darbietungen von Trachtengruppen umrahmt, noch eine Stunde herzlicher kameradschaftlicher Verbundenheit.
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Innsbrucker Nachrichten vom 6. April 1940, Seite 9
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Zeitgenössische Tiroler Komponisten
Zum 6. Symphoniekonzert der Innsbrucker Konzertgemeinde
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. April 1940, Seite 7
Von Dr. Sigfrid Färber
Wenn Musik als lebendiges Element der Kultur wirken soll, müssen Musikpflege und Musikschaffen, sich gegenseitig befruchtend, Hans in Hand gehen. Diesem Grundsatz folgend, gibt die Konzertgemeinde der Stadt Innsbruck einer Reihe von Tiroler Komponisten Gelegenheit, im Rahmen eines großen Orchesterkonzertes, des 6. Symphoniekonzertes am Freitag, 12. April, zu Worte zu kommen. Aus den Orchesterwerken von sieben zeitgenössischen Tiroler Komponisten wurde mit Sorgfalt für das reichhaltige Programm des Abends eine Auswahl getroffen, die einen fesselnden Ausschnitt aus dem heimatlichen Musikschaffen der Gegenwart zu bieten vermag.
Als Altmeister der lebenden Tiroler Komponisten gilt Karl Senn, dessen ganzes Schaffen und auch eine rege Tätigkeit als musikalischer Bearbeiter durchaus und entschieden heimatverbunden sind. Auch das zur Aufführung gelangende Werk trägt diese Prägung, das Orchesterwerk "1809", Werk 101, ist im Untertitel "Totentanz nach Bildern von Albin Egger-Lienz" bezeichnet. Ein Orchesterwerk programmatischer Tendenz gelangt auch von Josef Eduard Ploner zur Aufführung: "November 1918", Werk 81. Ploner hat sich als theoretischer und praktischer Mitarbeiter Karl Senns bewährt. Wie Karl Senn hat sich Peter Marini neben Chorkompositionen dem Bühnenschaffen zugewandt und die theatralischen Musikwerke "Die Hosen des Herrn von Bredow" und "Laurins-Klage" geschaffen. Aus letzterem Werk wird das Vorspiel zur Wiedergabe kommen. Mit Liedern mit Orchesterbegleitung sind Albert Riester und Hermann Spieß vertreten. Der als Chormeister bekannte Artur Kanetscheider reiht sich mit einer "Heiteren Spielmusik für Orchester", Werk 95, dem Programm des Abends ein, einem Werk, das auf dem Boden neuer absoluter Musik, von gut musikantischem Geist getragen, steht. Als Abschluß des Konzertes werden die "Variationen über ein Thema von Mozart", Opus 40, von Emil Berlanda zur Aufführung kommen. Berlandas Variationen gemahnen in ihrer harmonischen und kontrapunktischen Aufbau an eines der bedeutendsten Vorbilder moderner Musik, an Max Reger.
Die NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" hat sich für den Kartenverkauf zum 6. Symphoniekonzert zeitgenössischer Tiroler Komponisten zur Verfügung gestellt und gibt verbilligte Karten in ihrer Verkaufsstelle, Museumstraße 21, aus.
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Innsbrucker Nachrichten vom 10. April 1940, Seite 8
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Bei Franziska Kinz im "Sixta-Heim" in Gnadenwald
Warum Franziska Kinz zum Film ging Von den kommenden Arbeiten der bekanntesten Tiroler Filmschauspielerin
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. April 1940, Seite 6
Von Hermann Fink
Zwischen Wiese und Wald steht droben im Mittelgebirge von St. Martin im Gnadenwald ein einfaches, auf harten Stein gefügtes Holzhaus. Fern ist die breite Straße und fern sind die hastenden Menschen. Ruhe und Friede liegt um das Sixta-Heim, in dem Franziska Kinz, die bekannteste Tiroler Filmschauspielerin, wohnt, um sich nach Wochen und Monaten regster Filmarbeit auszurasten und gleichzeitig auch schon an neuen, kommenden Arbeiten zu schaffen.
Franziska Kinz kommt von der Bühne. Ihre Erfolge als "Iphigenie" sind in ganz Deutschland bekannt. Es gab viele Menschen, die sich wunderten, als sie Franziska Kinz im Filme sahen und sogar hörten, daß die Künstlerin die Absicht habe, nicht mehr auf die Bühne zurückzukehren. Und es war gewiß nicht leicht verständlich, daß diese Frau, die für die klassische Bühne doch wie geschaffen schien, sich gänzlich aus dieser Kunstwelt zurückzog. Ja, selbst Franziska Kinz stand als Theaterdarstellerin dem Film als Kunstrichtung anfangs ablehnend und skeptisch gegenüber [ ].
Franziska Kinz machte sich darum, als sie zum Film ging, zuerst gründlich mit seinen Gesetzen vertraut. Als ihr jedoch in ihrem ersten großen Film, "Standschütze Bruggler", die Möglichkeit geschaffen wurde, ihr ganzes schauspielerisches Können einzusetzen und es ihr darüber hinaus gelang, durch ihre voll und ganz den Arteigenheiten unseres Heimatlandes entsprechende Charakterisierung der Bauersfrau voll und ganz zu entsprechen, verließ sie das Theater und verschrieb sich gänzlich dem Film. Franziska Kinz hatte klar und deutlich erkannt, daß es in Hinkunft ihre Aufgabe sein sollte, durch ihre Darstellung der Tiroler Bergbauernfrau das wahre Gesicht und den wahren Charakter der Tiroler Bergbauernfrauen im Filme darzutun. Sie sagte damit gerade und sind wir froh all jenen Filmschaffenden den offenen Kampf an, die glaubten, es sei nicht so wichtig, wer die Rollen für die Frauengestaltung übernehme, es genüge vor allem, wenn sie den Trachten und Bräuchen und vielleicht auch typischen Merkmalen unserer Bergmenschen in irgendeiner Form entsprächen. Die Folge war dann, daß wir im Film Menschen sahen, die wohl Tiroler Trachten trugen, vielleicht auch einige Tiroler Brocken sprachen, ansonst aber der Arteigenheiten unserer Bergmenschen fremd und fern waren. Es war dies übrigens auch eine ganz selbstverständliche Folgerung, denn nur der kann die Menschen und Arteigenheiten eines Landes darstellen, der sie einmal kennt und dann vor allem mit ihnen ganz und gar verwachsen ist und in ihnen lebt. Selbst der Fremde, der unser Land nicht kennt, verspürt bald den großen Unterschied zwischen jenen "fremden" Tirolern und Franziska Kinz, der wirklichen Tirolerin.
Mit "Frau Sixta", ihrem sicherlich großen Filmerfolg, fand Franziska Kinz die Richtlinie für die Grundhaltung ihrer künstlerischen Filmarbeit. Die mit der darstellerischen Kunst ringende Frau hatte ihren Weg gefunden. Ihr künftiges Schaffen gilt, wie Franziska Kinz selbst sagt, ganz der echten und naturnahen Darstellung der Frauen unseres Tiroler Berglandes. Sie hat sich damit eine schwere, aber auch große und schöne Aufgabe auferlegt. Ihre Leistungen als "Frau Sixta" und "Brugglerin" sind Zeugnis dessen [ ].
Franziska Kinz leitet derzeit die Vorarbeiten für ihr nächstes Filmwerk, das sich ausschließlich mit dem harten, natur- und schollegebundenen Bergmenschen befassen wird. Ihre Rolle wird in diesem Film die Darstellung einer Frau eines Bergmenschen sein, der der Bergwacht angehört. Und "Bergwacht" wird auch der Film heißen [ ].
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Innsbrucker Nachrichten vom 15. April 1940, Seite 8
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Volksverbundene Dichter erleben Tirol
Auf Dichterfahrt in die ostmärkischen Gaue August Hinrichs, Walter Stanietz und Franz Tumler in Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 18. April 1940, Seite 5
P. Innsbruck, 17. April. Im Verlauf einer Dichterfahrt in die ostmärkischen Gaue weilten dieser Tage drei volksverbundene deutsche Schriftsteller von Rang und Ruf aus dem Altreich in unserem Gau, um Land und Leute aus eigener Anschauung kennenzulernen.
Unter der Führung des Vertreters der Abteilung Schrifttum des Reichspropagandaministeriums, Pg. Dr. Otto Henning, waren die Herren in Innsbruck angekommen und hatten in dreitägigem Aufenthalt durch einen Empfang bei Gauleiter und Reichsstatthalter Hofer und durch Fühlungnahme mit weiteren maßgebenden Stellen der Partei und des Staates genauen Einblick in die örtlichen Probleme des Gaues erhalten. Daß diese Dichterfahrt keine trockene, amtliche, schematische Besichtigung war, sondern ein lebensvolles Erfassen und Aufgreifen vieler Probleme, die nur mit voller Anteilnahme des Herzens ins seiner ganzen Tiefe erfaßt werden können, dafür bürgten schon die Persönlichkeiten der drei Dichter, die grundverschieden nach Abstammung und schriftstellerischem Werk doch die Wurzel stärkster boden- und volksverbundener Begabung und Kunst gemeinsam haben [ ].
Am nächsten steht unserem Land und Volk allerdings Franz Tumler, der erst jüngst durch Verleihung des Literaturpreises der Reichshauptstadt Berlin ausgezeichnet worden ist. Der junge, aus Gries bei Bozen gebürtige, in Oberdonau herangewachsene und gereifte Dichter ist schon früh durch seine meisterliche Novelle "Das Tal von Lausa und Duron" bekannt geworden; der Roman "Der Ausführende", zahlreiche feinsinnige Gedichte und Erzählungen, darunter "Der Soldateneid" und "Der erste Tag" haben Tumler rasch in die erste Reihe hoffnungsvoller junger Dichter gerückt. Unsere "Innsbrucker Nachrichten" haben erst vor kurzem Tumlers Skizzen "An einen Freund im Feld" und "Die abendliche Stunde" gebracht.
Das Erlebnis der drei Tage in Tirol, die, wie die Gäste versicherten, ihnen unvergeßliche Eindrücke über die vorbildliche Menschenführung und Organisation hinterlassen haben, wird sich, dessen sind wir gewiß, früher oder später in künstlerischen Werken der drei Dichter spiegeln.
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Innsbrucker Nachrichten vom 19. April 1940, Seite 5
Kammersänger Hüsch auch im Landestheater
Der Intendanz des Tiroler Landestheaters ist es gelungen, Kammersänger Gerhard Hüsch [(1901 Hannover-1984 München)] von der Berliner Staatsoper für die Festvorstellung anläßlich des Geburtstages des Führers am Samstag, den 20. April (Beginn halb 8 Uhr), "Tannhäuser"; als Wolfram von Eschenbach zu gewinnen.
Festlichkeiten zu Hitlers Geburtstag
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Gerhard Hauptmann gestaltet Frauenschicksal
Zur heutigen Erstaufführung des Schauspiels "Rose Bernd" am Tiroler Landestheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 19. April 1940, Seite 5
Signiert "R. E."
In den ganzen letzten Jahren ist Gerhart Hauptmann mit Ausnahme einer Aufführung seiner "Versunkenen Glocke" in Innsbruck nicht mehr zu Worte gekommen. Um so interessanter wird es für alle Theaterfreunde sein, die Aufführung von "Rose Bernd" zu erleben. Denn dieses Schauspiel zeigt uns Gerhart Hauptmann von einer ganz anderen Seite, als wir ihn etwa von der "Versunkenen Glocke" her kennen. Wenn wir in der "Versunkenen Glocke" als fein ziselierenden romantischen Schöpfer eines Märchenspiels erlebt haben, so werden wir in den Schauspiel "Rose Bernd" erfaßt und mitgerissen von der geradezu einzigartigen naturalistischen Gewalt des Dichters. Man hat Gerhart Hauptmann wiederholt als Meister des deutschen Naturalismus angesprochen; kein Zweifel, dass seine "Rose Bernd" viel zu diesem Ruhme beigetragen hat.
Das Schicksal der Frau, die den Tücken des Lebens nicht gewachsen ist und mehr durch fremde als durch eigene Schuld aus dem seelischen Gleichgewicht geworfen und hilflos, keinen Ausweg mehr vor sich sehend, zur Kindesmörderin wird, ist der Stoff, den der Dichter gestaltet. Oft haben Dramatiker sich an solchen oder ähnlichen Stoffen versucht, doch nie ist Gerhart Hauptmanns Gestaltung seiner "Rose Bernd" erreicht worden, wenn man von der Goetheschen Behandlung des Problems im "Faust" absieht. Eine der stärksten Wurzeln dieser Dramatik dankt der Dichter ohne Zweifel der Liebe zu seiner schlesischen Heimat, seiner Liebe, die ihn in jahrzehntelanger, nimmermüder Menschenbeobachtung eine Fülle lebensechter Gestalten von Fleisch und Blut schaffen ließ. Es steckt zugleich ein Stück Heimatkunst in diesem aus der schlesischen Volksseele heraus geschaffenen Drama.
Erwähnt sei noch, daß die Aufführung dieses Schauspiels ganz außergewöhnliche Anforderungen an die Darstellungskunst der Schauspieler stellt. Es ist erfreulich, daß das Tiroler Landestheater Innsbruck auch schwierige Aufgaben in Angriff nimmt und so die Forderung unserer Zeit an das deutsche Theater erfüllt, die lautet: "Wahrer und Vermittler deutschen Kulturgutes zu sein".
Vgl. die Besprechung der Aufführung von Karl Paulin in den Innsbrucker Nachrichten vom 22. April 1940, Seite 7:
[ ] Daß uns der Dichter Gerhart Hauptmann noch immer viel zu sagen hat, was nur ihm gegeben ist, bestätigte der starke, immer wieder aufrauschende Beifall des gutbesuchten Hauses. "Rosa Bernd" war ein voller Erfolg bester deutscher Bühnendichtung in hervorragender volkstümlicher Darstellung.
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Zeitgeborene Kunst
Ein Rundgang durch die Kunstausstellung im "Taxishof"
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. April 1940, Seite 9
Von Dr. Kurt Pichler
Seit einer Woche ist im "Taxishof" in Innsbruck eine Kunstausstellung zu sehen, die sich von anderen Ausstellungen dadurch unterscheidet, daß sie ein Thema gestaltet, vor eine Aufgabe gestellt wurde. Wir sprachen darüber bereits in einem Bericht zur Eröffnung. Um auf die Bilder im einzelnen eingehen zu können, sei auf die damals aufgezeigten Punkte noch einmal kurz hingewiesen. Die Maler und Graphiker des Kreises Innsbruck an sie erging der Ruf zur Gemeinschaftsausstellung wurden beauftragt, unsere Zeit in der Vielfalt ihrer Erscheinungen zu deuten und zu symbolisieren. Die übergeordnete Schau, der verbindende Gedanke, war also durch das Erlebnis unserer Tage gegeben. Denn dieses Ereignis reicht in alle Vielfalt der Erscheinungen unserer Gegenwart. Sie zeichnet die Haltung der Front wie der Heimat, des Soldaten wie des Arbeiters, des Mannes, der Frau, der Jugend, kurz alle Bezirke des Lebens. Es gibt heute keine aus der Zeit geborene Kunst, die, Unmittelbares gestaltend, dies eine Uebergeordnete nicht antreffen würde! Die Haltung ist männlicher geworden, Frauen tragen herbere Züge, Muttertum wird zur strengen Verpflichtung, die Jugend ist erwacht und bereitet sich vor, die Fahne zu übernehmen und weiterzutragen
Es war außerordentlich interessant unter diesen Gesichtspunkten zu hören, daß, entgegen anderen Ausstellungen, diesmal die Künstler vor die Aufgabe gestellt wurden, gerade das Aufgezeigte zu gestalten. "Heimat und Front" könnte man als Leitspruch über die Ausstellung setzen. Und doch scheint diese Trennung irgendwie zu scharf. Die Begriffe schneiden sich dort, wo die heroische Haltung ein ganzes Volk erfaßt hat [ ].
Beginnen wir, die aufgezeigten Punkte vor Augen haltend, unseren Rundgang. Wir wollen dabei nach dem Verzeichnis der Bilder und ihrem Aushang vorgehen: Eine Studie von Toni Winter zeigt einen vorstürmenden Krieger. Der im Sturm vorgestreckte Arm scheint uns ein klein wenig verzeichnet, seine Haltung verstärkt jedoch den Eindruck des Vorwärtsdrängens.
Leopold Fetz schuf einen Wandbildentwurf in drei Teilen: "Wehr, Scholle und Geist". Jeder dieser drei Entwürfe für sich genommen spricht vom Können. In ihrer Zusammenfassung unter einen Prospekt fallen sie auseinander. Die Einheit ist nicht durchwegs gewahrt. Aber wir wollen nicht vergessen, daß auch dieser Bildstreifen nur Entwurf ist. Wir sind überzeugt, daß Fetz in einer endgültigen Fassung diese Mängel zu beheben versteht. Martha Strele ist durch ein Oelgemälde und durch eine Zeichnung vertreten. Das Oelbild "Das goldene Ehrenkreuz" und die Zeichnung "Deutscher Spruch" sind ideenmäßig aus unserer Zeit gegriffen. Lutz zeigt drei Entwürfe von Wandbildern, die durch ihre Farbgebung auffallen. Am beten gefällt uns der Entwurf "Arbeitsdienst". Es gibt keine Farbe, die dieses Bild nicht in verhaltener Form aufweisen würde. Die anderen Entwürfe "Bereitschaft" und "Aufbruch" sind einfacher, der ursprünglichen Konzeption nähergeblieben. Wir können uns vorstellen, daß sich gerade diese drei Entwürfe zu echten Kunstwerken steigern lassen. Max Weiler ist durch ein Oelgemälde "Sie sölln nur kemmen" vertreten. Der soldatische Geist unserer Jugend soll durch zwei Gestalten verkörpert werden. Wir glauben, daß ihm dies auch gelungen wäre, wenn er nicht den einen der beiden Jungen das Messer hätte ziehen lassen
Lois Alton ist durch drei Werke vertreten: durch ein Oelgemälde "Südtiroler Rückwanderer" und durch zwei Farbzeichnungen "MG. im Kampf" und "Wachtposten". Altons Kunst muß unter anderen Gesichtspunkten gewertet werden, wie unter den anfangs skizzierten. Sie fällt aus dem Rahmen. Altons Werk ist so geartet, dass selbst unmittelbares Geschehen zu gültiger Form wird [ ].
Hainmüllers Entwurf für eine Saaldecke weist nichts durchaus Neues, ist aber eine feingestrichelte Arbeit. Marie Buceks Tuschzeichnung "Polen" zeigt ein bedrückendes Bild vom Blitzkrieg der achtzehn Tage. Die reale Darstellung ist einer impressionistischen Zusammenballung der Eindrücke gewichen. Ernst Degn zeigt ein Gemälde "Illegaler Fahnenträger" und einen Freskoentwurf "11. März 1938". Beide Werke bieten uns zu dem in der Einleitung Gesagten einen interessanten Vergleich. Der "Illegale Fahneträger" ist eine Gestalt aus dem Freskoentwurf, der eine Gruppe von vier Männern darstellt. Die Parallelen sind unbestreitbar. Degn versuchte es, aus dem Gruppenbild, das, aus innerem Erleben geschaffen, der Idee dient, eine Gestalt herauszugreifen und sie auch formal im Sinne eines Kunstwerkes durchzubilden. Beide Werke Degns sind zweifellos gute Leistungen. Dennoch fragen wir uns, ob das Gemälde an Wucht und Unmittelbarkeit gegenüber dem Freskoentwurf nicht eingebüßt hat. Der "11. März 1938" gehört zu den Werken, die aus unmittelbarer Eingebung gestaltet, am stärksten wirken.
Sepp Ringel zeigt einen Erntwurf für ein Fresko und eine Komposition "Die Illegalen". Wir finden besonders das zuletzt genannte Bild, frei von jeder Pose und jedem Hurrapatriotismus, ausgezeichnet; seine Güte liegt vor allem in seiner Wahrhaftigkeit. Franz Köberl bringt zwei Freskoentwürfe "Front und Heimat" und "Tiroler Schützen". Besonders das zweite Bild ist ganz Ergebnis und Erlebnis unserer Zeit: Der Wehrgedanke, von den Alten gewahrt, von der Jugend wieder aufgenommen und an die Kinder weitergereicht, vermittelt hier vor allem durch die Einfachheit der Darstellung stärksten Eindruck.
Ein Plakatentwurf von Hans Zötsch befriedigt nicht durchaus. Dagegen sind die Zeichnungen Ernst Nepos "Offiziere der Westfront" ausgezeichnete Porträts. Raimund Wörle ist durch vier Werke vertreten. Der Künstler spricht vor allem aus der "Heimkehr", die, auch schon im Entwurf, eine wundervolle Farbensymphonie darstellt. Ein großes Oelgemälde von Robert Saurwein "Tiroler Scheibenstand" bildet ein Gegenstück zum Entwurf Köberls. Aus der Gegenüberstellung beider Bilder geht klar hervor, wie verschiedenartig ein und dasselbe Thema gesehen und gestaltet werden kann. Genialität zeigen wieder die Skizzen Wilhelm Prachenskys aus dem Polenfeldzug. Besonders die "Zerschossene Brücke" ist in ihrer unmittelbaren Wirkfähigkeit eine ausgezeichnete Leistung. Die "Südtiroler", ein Aquarell von Gretl Karasek, zeigt deren malerische Art und Eigenart.
Hans Boresch hat seinem bekannten Führerbild eine Zeichnung in Kreide folgen lassen, die ganz ausgezeichnet ist. Ein Pastell von Josef Arnold, "Hinter der Front", ein Mutterbild von Grimm, ein Oelgemälde von August Frech lassen auch diese Künstler zu Wort kommen. "Gebirgsjäger", "Tod im Stacheldraht" und "Angriff", drei Holzschnitte von Karl Krepcik, vermitteln in ihrer kunstvollen Art tiefen Eindruck. Altmeister Thomas Riß zeigt ein Gemälde: "Der Standschütze". Ein Gipsentwurf Hans Pontillers, als Fassadenschmuck für eine Kaserne gedacht, bringt ein altes Motiv in neuer Gestaltung.
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Innsbrucker Nachrichten vom 20. April 1940, Seite 8
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Innsbrucker Nachrichten vom 20. April 1940, Seite 8
Theater + Musik + Kunst
Tiroler Landestheater Innsbruck
Samstag [20. 4. 1940] "Tannhäuser".
Sonntag [21. 4. 1940], nachmittags: "Rose Bernd", abends:"Paganini".
Breinößlbühne
Heute [20. 4. 1940]: "Der wundertätige Antonius".
Morgen [21. 4. 1940], nachmittags: "Alles in Ordnung"; abends: "Drei von der Front".
Georg Alexander als Gast am Landestheater
Der Künstler tritt am Montag, den 22. d[ieses] M[onats April 1940], abends, mit eigenem Ensemble in Slobodas Lustspiel "Am Teeetisch" in der Rolle des Hausfreundes auf. Das Gastspiel wird am Dienstag, 23. d. M., abends, wiederholt.
Der Violinkünstler Enrico Pierangeli gibt Dienstag, den 23. April, 20.45 Uhr, im Saale des Musikvereins, Museumstraße 17a, ein Konzert. Eintritt frei.
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Meisterkonzert Gerhard Hüsch
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. April 1940, Seite 8
Von Dr. Ehrentraut Straffner
Ein ganz selten tiefes und großes Erlebnis bereitete uns der Liederabend von Kammersänger Gerhard Hüsch, den die Konzertunternehmung Johann Groß am letzten Donnerstag [18. 4. 1940] im Großen Stadtsaal durchführte. Der Abend war so schön, daß jedes Zerlegen und Hervorheben die Gesamtheit einer Erinnerung stören würde, die man ganz und groß gewahrt haben will [ ].
Wir wollen aber, wenn wir die seltene Köstlichkeit dieses Abends feststellen, nicht Direktor [Fritz] Weidlich vergessen, der für den Klang und die Ausdruckskraft der Stimme mit zarten, aber charakteristischen Farben den Grund malte und damit eine Feinheit der Einfühlung bewies, die seinem stürmischen Musikantentemperament gar nicht zuzutrauen gewesen wäre [ ].
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Innsbrucker Nachrichten vom 20. April 1940, Seite 16
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Festliche "Tannhäuser"-Aufführung im Landestheater
Kammersänger Gerhard Hüsch (Staatsoper Berlin) als Gast
In: Innsbrucker Nachrichten vom 22. April 1940, Seite 7
Von Dr. Fritz Olbert
Ein besonders festliches Gepräge trug die "Tannhäuser"-Aufführung am Samstagabend [20. 4. 1940] anlässlich des Geburtstages des Führers. Die Intendanz des Landestheaters hatte für diese Aufführung Kammersänger Gerhard Hüsch von der Staatsoper Berlin gewonnen, der am Donnerstagabend [18. 4. 1940] bereits mit seinem Meisterkonzert in Innsbruck die Zuhörer begeistert und zu stürmischem Beifall hingerissen hatte. Im Rahmen der prächtigen "Tannhäuser"-Inszenierung unseres Landestheaters, die ihre Anziehungskraft noch lange nicht erschöpft hat, sang Gerhard Hüsch die Partie des Wolfram von Eschenbach. Der ungemein weiche, klangvolle und in allen Lagen gleich kräftige Bariton meisterte die Partie in einer Art, die an und für sich bereits genügt hätte, diese Aufführung zu einem erlesenen Genuß zu gestalten. Hinzu gesellte sich feinfühlige, sicheres und doch in seiner Zurückhaltung immer einprägsames Spiel und er stürmische Sonderbeifall, den der Berliner Gast nach jedem Akt und am Schluß der Aufführung entgegennehmen konnte, war der Dank für wirkliche Bereicherung. Es wäre dennoch ungerecht, wollte man darüber die übrigen Träger der Hauptrollen vergessen, vor allem Georg Wilhelm Rothaar vom Reußischen Theater Gera, dessen Inszenierung ebenso wie seine prächtige Stimme und sein sicheres Spiel jeder Aufführung eine besondere Note verleihen. Neben den beiden Gästen boten unsere eigenen Opernkräfte in einer schönen, flüssigen Aufführung, die unter Hans-Georg Ratjens vorzüglicher musikalischer Leitung stand, ausgezeichnete Leistungen.
Die "Tannhäuser"-Aufführung des Landestheaters war ein schöner Beitrag zum festlichen Abschluß des Führer-Geburtstages in der Hauptstadt unseres Reichsgaues.
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Innsbrucker Nachrichten vom 22. April 1940, Seite 7
Josef Georg Oberkofler liest in Innsbruck
Es ist eine Verpflichtung und ein selbstverständlicher Dank, den die Heimat Tirols größtem zeitgenössischen Dichter schuldet, die die Volksbildungsstätte Innsbruck mit der Veranstaltung einer Eigenlesung Josef Georg Oberkofler erfüllt. Wie bekannt, ist Josef Georg Oberkofler im Dezember des vergangenen Jahres für seinen Roman "Der Bannwald" mit dem Volkspreis für deutsche Dichtung ausgezeichnet worden. Josef Georg Oberkofler wird an diesem Abend aus seinen beiden Gedichtbänden "Nie stirbt das Land" und "Triumph der Heimat" und selbstverständlich aus dem preisgekrönten Roman "Der Bannwald" vorlesen.
Volksbildungsstätte Innsbruck
Heute [22. 4. 1940], 20 Uhr, Claudiasaal: Lichtbildervortrag Dr. Ehrentraut Straffner: Skandinavien.
Die Lichtspieltheater bringen
Kammerlichtspiele. "Verdacht auf Ursula".
Löwen-Lichtspiele. "Kongo-Expreß" (Letztmalig).
Triumph-Lichtspiele. "Feuertaufe".
Zentral-Lichtspiele. "Befreite Hände".
Filmbühne Solbad Hall. "Drei Väter um Anna" (Letztmalig).
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Innsbrucker Nachrichten vom 23. April 1940, Seite 7
Deutsches Volksbildungswerk sorgt für Südtiroler
Unterrichtskurse für Südtiroler Volksgenossen Weltanschauliche Schulung in der Gemeinschaft
In: Innsbrucker Nachrichten vom 23. April 1940, Seite 5
Von F[ritz] O[lbert]
Innsbruck, 22. April. Etwa vierzig Volksgenossen aus dem Süden werden derzeit in Unterrichtskursen des Deutschen Volksbildungswerkes geschult. Es handelt sich zumeist um junge Männer und Frauen, die nun von der Möglichkeit Gebrauch machen, ihre Schulkenntnisse zu vervollständigen und sich weiterzubilden. Unter weitgehender Förderung durch die Partei hat sich der "Berufsförderungsring" der Dienststelle Umsiedlung Südtirol an die Aufgabe gemacht, den Südtiroler Volksgenossen alle Mittel an die Hand zu geben, die es ihnen ermöglichen, Kenntnisse und Wissen so rasch wie möglich zu ergänzen und zu erweitern. Das Deutsche Volksbildungswerk und die Abteilung Berufserziehung Betriebsführung der Deutschen Arbeitsfront teilen sich die Aufgaben. Aber auch andere Stellen haben sich zur Verfügung gestellt. So vermittelt das Arbeitsamt den Volksgenossen aus dem Süden die Unterrichtsmöglichkeit und erfaßt die künftigen "Schüler", denen die Möglichkeit gegeben werden soll, im Beruf weiterzukommen und aus der Weiterbildung praktischen Nutzen zu ziehen. Zahlreiche Betriebsführer haben solchen Südtiroler Volksgenossen, die bereits in ihren Betrieben in Arbeit stehen, den Besuch der Unterrichtskurse durch Bezahlung des Unterrichtsgeldes ermöglicht und dadurch einen schönen Beweis sozialen Opfersinns erbracht. Beiträge zur Durchführung der Kurse leistet auch das Arbeitsamt selbst. Schließlich haben sich Lehrkräfte aus Innsbrucker Schulen zur Verfügung gestellt.
Die Volksgenossen, welche die ersten Kurse besuchen, kommen zum Teil auch von auswärts nach Innsbruck. Zweimal in der Woche treffen sich die Teilnehmer in den Abendstunden im Claudiasaal. Männer und Frauen sind beisammen. Es wurde dafür Sorge getragen, daß solche Volksgenossen mit möglichst gleicher Vorbildung in den Kursen zusammenkommen, damit der Fortgang keine Verzögerung erfährt. Da fehlt es freilich bei manchem noch in der Rechtschreibung, Grammatik und Kurrentschrift, aber das ist mit viel Eifer rasch nachgeholt. Auch in anderen Fächern, in Geschichte und Geographie, in der Literatur wird Umschau gehalten und den "Schülern" Wissen vermittelt. Sie kommen ja aus einem anderen Land und hatten nicht immer die Möglichkeit, sich so auszubilden, wie es den Berufsanforderungen im Reich entspricht. Kleine Vorträge aus den verschiedensten Fächern ergänzen den Unterricht. Darüber hinaus aber bilden die Unterrichtskurse für die Südtiroler Volksgenossen auch eine richtige Gemeinschaft, in der die Möglichkeit zur Aussprache über aktuelle Fragen, über das politische Geschehen, über weltanschauliche und sozialpolitische Fragen besteht, eine Aussprachengemeinschaft also, die weit über den Zweck eines bloßen Unterrichtskurses hinaus allen Teilnehmern Werte vermittelt.
Es mag für viele Teilnehmer nicht leicht sein, sich nach der Arbeit noch zu den Büchern zu setzen und nachzuholen, was in der Schulzeit zu erlernen nicht möglich war. Um so anerkennenswerter ist nun das Bestreben, sich rasch weiterzubilden und in jeder Hinsicht voll einsatzbereit zu sein in jedem Beruf und bei jeder Arbeit. Eigene Kurse für Maschinschreiben und Kurzschrift, zu denen sich später noch weitere Sonderkurse für Südtiroler Volksgenossen gesellen sollen, ergänzen die vorbildliche Betreuung, welche vor allem die Partei mit ihren Gliederungen und angeschlossenen Verbänden den Südtiroler Volksgenossen widmet. Eine besondere Schulung, die sich auch auf das weltanschauliche Gebiet erstreckt, erhalten die Kameradschaftsführer der Dienststelle Südtirol, die in eigenen Kursen des Deutschen Volksbildungswerkes zusammengefaßt sind.
Wenn man die Südtiroler Volksgenossen bei ihren Kursen, abends nach der Arbeit, besucht, erhält man den Eindruck, daß sie wirklich mit Fleiß und Eifer bei der Sache sind und rasch die Lücken auffüllen, die naturgemäß da und dort noch bestehen. In vorbildlicher Weise wird aber auch der Unterricht durchgeführt. Und daß bei Aussprachen und Meinungsaustausch über die Fragen, die uns heute alle bewegen, auch die Südtiroler Volksgenossen ganz bei der Sache sind, versteht sich von selbst.
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Mit Georg Alexander am Teetisch
In: Innsbrucker Nachrichten vom 24. April 1940, Seite 5
Von Ludwig Groß
Gastspielreisen bekannter Filmdarsteller dienen in erster Linie dazu, daß sich Schauspieler und Publikum einmal persönlich kennen lernen. Dabei dürfte oft der eine oder der andere Teil eine Enttäuschung erleben. Bei Georg Alexander, der am Montag und Dienstag im Tiroler Landestheater seinen Innsbrucker Verehrern, Verzeihung, Verehrerinnen, mit dem Bühnestück von Karl Sloboda "Am Teetisch" aufwartete, kam es nicht zu einer solchen Enttäuschung, weil uns Georg Alexander immer in der gleichen Fassung und Verfassung entgegentritt, sei es nun auf der Leinwand oder auf den Brettern. Wie immer war der Scheitel tadellos, die Krawatte ein Gedicht, der Frack saß wie angegossen, es hagelte Bonmots, über den Teetisch schossen die geschliffenen Pointen wie Florettstiche ins nur allzu aufnahmebereite Publikum, das jede ihm bekannte Geste des Filmschauspielers mit reichem Beifall quittierte.
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Bergland 1940, Heft 5/6, Cover vorne, innen
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Innsbrucker Nachrichten vom 22. April 1940, Seite 5
Tiroler Landestheater Innsbruck
Mittwoch [24. 4. 1940]: "Die verkaufte Braut" (KdF.-Vorstellung).
Donnerstag [25. 4. 1940]: "Paganini".
Breinößlbühne
Heute [22. 4. 1940]: "Die ansteckende Gesundheit".
Die Lichtspieltheater bringen
Kammerlichtspiele. "Verdacht auf Ursula". Ab 9.15 Uhr: "Die weiße Schwadron".
Löwen-Lichtspiele. "Fräulein".
Triumph-Lichtspiele. "Schneider Wibbel".
Zentral-Lichtspiele. "Befreite Hände".
Filmbühne Solbad Hall. "Ehe in Dosen".
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Erna Reiniger als "Verkaufte Braut"
In: Neueste Zeitung vom 30. April 1940, Seite 2
Von Dr. Rainer v. Hardt-Stremayr
Bei einer Wehrmacht-KdF.-Vorstellung im Tiroler Landestheater, der auch Gauleiter und Reichsstatthalter Hofer beiwohnte, am Montagabend [29. 4. 1940], sang Frau Erna Reiniger in Friedrich Smetanas an unserer Bühne bereits mit großem Erfolg mehrmals aufgeführter Spieloper "Die verkaufte Braut" erstmalig die Hauptpartie der Marie. Smetanas Musikantenblut kreist gerade bei dieser Oper über die geradezu von selbst mitgerissenen Darsteller bis hinein in die Sitzreihen. Es war nun ein wirkliche Freude, mitzuerleben, wie unsere Soldaten, aus denen sich die Theaterbesucher an diesem Abend zum Großteil "rekrutierten", mit Dankbarkeit und Verständnis die anerkennenswerten Leistungen unserer Opernkräfte aufnahmen und wie sich vor allem Frau Reiniger, die in jeglicher Hinsicht alle Voraussetzungen für die von ihr gesungene Partie mitbringt, in die Herzen der Zuschauer hineinmusizierte.
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Uraufführung des Oratoriums von Franz Schmidt "Deutsche Auferstehung"
In: Neueste Zeitung vom 30. April 1940, Seite 2
Das musikalische Wien erlebte ein Ereignis besonderer Art: Die Uraufführung des nachgelassenen festlichen Liedes für Soli, Chor, Orchester und Orgel "Deutsche Auferstehung" von Franz Schmidt. Die Vorgeschichte dieses Werkes ist eine der ergreifendsten, die es in der ganzen Musikgeschichte gibt. Franz Schmidt, am 22. Dezember 1874 in Preßburg geboren, durch vier Symphonien, besonders aber durch die zweite Es-dur-Symphonie, die Oper "Notre Dame", große Orgelwerke und Oratorien weit über die Gaue der Ostmark hinaus bekannt, schien mit dem Oratorium "Das Buch mit den sieben Siegeln" sein letztes Werk geschaffen zu haben. Denn bald nach Vollendung dieses Werkes erkrankte er schwer und lag, den nahen Tod vor Augen, in seinem Perchtoldsdorfer Heim bei Wien. Da kommen die großen Tage des März 1938. Am Rundfunk erlebt er die gewaltigen Tage der Heimkehr der Ostmark in das Reich, erlebt er den Triumphzug des Führers durch seine Heimat. Da packt ihn die unwiderstehliche Gewalt, dieses einzigartige Erlebnis in Töne umzusetzen. Er ließ sich von einem seiner Schüler einen Oratoriumstext schreiben und in einem tragisch anmutenden Wettlauf mit dem Tode begann er sein politisches Glaubensbekenntnis, die Kantate von der deutschen Auferstehung zu komponieren. 1939 starb Franz Schmidt. Unter der Stabführung von Oswald Kabasta, dem Dirigenten der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und der Münchner Philharmoniker, erlebte das Werk eine vollendete Wiedergabe.
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Innsbrucker Nachrichten vom 30. April 1940, Seite 14
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Mai 1940, Mai
Innsbrucker Nachrichten vom 4. Mai 1940. Seite 11
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Innsbrucker Nachrichten vom 4. Mai 1940, Seite 10
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Fronttheater im Innsbrucker Stadtsaal
Eine "Bunter Abend", wie er den Feldtruppenteilen des Gaues Tirol-Vorarlberg im Westen 60mal vorgeführt wurde
In: Innsbrucker Nachrichten vom 6. Mai 1940, Seite 6
Von [Franz] Pisecky
Als im Jänner d[ieses] J[ahres 1940] Gauleiter Hofer sich entschloß, die im Westen des Reiches stehenden Feldtruppenteile des Gaues Tirol-Vorarlberg zu besuchen, gab er der Gaudienststelle der NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" den Auftrag, eine Tiroler Künstlergruppe zusammenzustellen, die den Feldsoldaten als Gruß der Heimat mit ihren Darbietungen Abwechslung und Freude bereiten sollte. Das Programm sollte seiner Bestimmung entsprechend heiter sein und von heimatlicher Eigenart getragen werden. Es war daher naheliegend, die Mundartgruppe der Gaubühne als Grundstock einzusetzen. Die Gruppe wurde angewiesen, ihre Spielreise im Gaugebiet sofort abzubrechen und kam nach Innsbruck, um rasch zwei passende, "zünftige" Bauernpossen einzustudieren. Zur Vervollständigung der Truppe wurde noch Pg. Ing. Max Depolo [(1888 Stein in Krain-1971 Innsbruck), Lautensänger Berchtold [Robert Berktold?, *1890], dazu der allseits bekannte Vater Höpperger aus Thaur mit seiner Tochter Hanni eingeladen, und sie erklärten sich mit Freuden bereit, mit von der Partie zu sein. Auch eine richtige Tiroler Bauernmusik, "Die lustigen Felsenmander" aus Thaur, machten die Reise mit.
Es war tiefer und strenger Winter, als die Truppe gleichzeitig mit Gauleiter Hofer im Operationsgebiet des Westens eintraf und die Wegverhältnisse [waren] nicht die rosigsten. Trotzdem wurde das festgelegte Programm abgewickelt. Bis in die abseits gelegenen Ortsunterkünfte drangen die Künstler mit ihrem Omnibus, in dem sie auch Bühnendekoration, Garderobe und den sonstigen notwendigen Fundus verstaut hatten, vor. Wenn in einem Dorf trotz der geringen Ansprüche, die man von vornherein stellte, kein Raum von entsprechender Größe verfügbar war, so machten sich unsere Soldaten nichts draus, trotz Schnee und Kälte oft weite Strecken in ein anderes Dorf zu marschieren, wo die Verhältnisse günstiger lagen.
Gegen 60mal wickelte die Künstlerschar ihr Programm im Westen ab und immer fand sie nicht nur ein ehrlich begeistertes, sondern auch ein überaus dankbares Publikum. Anspruchslos genug war der äußere Rahmen freilich in den meisten Fällen. Oftmals war kein Podium für die Bühne vorhanden. Rasch waren einige Tische zusammengestellt und der Not war damit auch schon abgeholfen. Als Garderobe zum Umkleiden und Schminken mussten oft Räume herhalten, die für alles andere als für einen solchen Zweck bestimmt waren.
Innsbrucker Nachrichten vom 7. Mai 1940, S. 6
Kälte war dabei noch das alltäglichste, was in Kauf genommen werden musste. Als Bühneneingang mußte manchmal ein ebenerdiges Fenster herhalten, durch das die Schauspieler auf das Podium stiegen. Das alles aber konnte der Stimmung nicht den geringsten Abbruch tun. Mitgerissen von der Begeisterung der Zuseher und Zuhörer, waren Darsteller und Vortragende voll und ganz bei der Sache und es war oft schwer zu sagen, wer sich mehr freute, die Darsteller oder die Zuschauer. Ein Leuchten ging über die Gesichter unserer Feldgrauen, wenn der Vorhang aufging und die Thaurer in ihrer Tracht den ersten Marsch in den Raum schmetterten. Bei jedem kernigen Wort in der heimatlichen Mundart brach der Beifall tosend los. In des Dienstes gleichgestellter Uhr, in die winterliche Eintönigkeit und Härte der westdeutschen Landschaft hatte der Besuch der Spielschar ein Stück Heimat gebracht. Wohin unsere Künstler kamen, überall wurde ihnen derselbe freudige Empfang bereitet und überall sah man sie ungern scheiden. Am Standort unseres Hausregiments herrschte eine fast wehmütige Stimmung, als nach der letzten Vorstellung Gaustellenleiter Pg. Fritz, der Reiseleiter der Spielschar, einige Abschiedsworte sprach und das Lied vom Wiedersehen in der Heimat erklang. Nur allzu gerne hätten unsere Soldaten die Spielgruppe noch länger bei sich gehabt.
Innsbrucker Nachrichten vom 7. Mai 1940, Seite 6
Am Samstag, den 4. d[ieses] M[onats Mai 1940], fand auf Wunsch des Gauleiters und unter seinem Ehrenschutz im Großen Stadtsaal zu Innsbruck ein "Bunter Abend" statt, an welchem die an der Reise nach dem Westen beteiligten Künstler und Künstlerinnen ein Programm vorführten, das genau dem entsprach, das so oft bei den Feldtruppen zur Aufführung kam. Die Veranstaltung, deren Erträgnis der Betreuung unserer Feldsoldaten gewidmet ist, sollte den Innsbruckern Gelegenheit geben, durch ihren Besuch Darstellern und Vortragenden ihren Dank dafür abzustatten, daß sie ungescheut aller Mühen unseren Brüdern und Söhnen im Westen so viele frohe Stunden bereitet hatten, von denen diese noch lange, lange in schöner Erinnerung zehrten, wie aus vielen Feldpostbriefen, die heute noch in die Heimat gelangen, hervorgeht.
Allerdings kam das Publikum auch im Stadtsaal voll und ganz auf seine Rechnung. Die Darsteller waren auch dieses Mal in "Frontstimmung" möchte man fast sagen. Nach der Begrüßung des Gauleiters und der Gäste durch Kreisleiter Parteigenossen Dr. Primbs und einem einleitenden Musikstück der Thaurer erntete Hanni Höpperger mit ihren Jodelliedern, bei denen sie ihr Vater begleitete, reichen Beifall. Vater Höpperger hatte dann auch als Solist, der das "Hölzerne G"lachter" (gemeint ist das Instrument "Holz auf Stroh") bearbeitete, den Erfolg auf seiner Seite. Im Rahmen einer solchen Veranstaltung ist es eigentlich schon eine Selbstverständlichkeit, dass Pg. Max Depolo mit der "Filmschlacht am Lemmenhof" wieder einmal die Lachmuskeln anstrengte. Viel beklatscht sang dann Lautensänger Berchtold seine Lieder, darunter auch das Kabinettstück von der "alten Malerrechnung". Die gehobene Stimmung, in der sich das Publikum nach diesen Darbietungen befand, hielt in stets gesteigertem Maße während des darauffolgenden Schwankes "Alles in Ordnung" an. Die Darsteller Gustav Klingenschmid, Frau Mitzi und Grete Klingenschmid, Resi Lüftinger, Herbert Nigg und Gustav Burger fanden auch an dieser Stelle ein Publikum, das erfreut die saftig gebrachte Komik der Pose hinnahm. Ja, die Zuschauer im Stadtsaal waren fast so beifallsfreudig, wie es im Jänner die Jäger, Kanoniere und anderen Soldaten im Westen gewesen waren und das will, wie gesagt, schon allerhand besagen.
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Innsbrucker Nachrichten vom 6. Mai 1940, Seite 8
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Innsbrucker Nachrichten vom 6. Mai 1940, Seite 8
Theater + Musik + Kunst
Tiroler Landestheater Innsbruck
Dienstag [7. 5. 1940]: "Rose Bernd".
Mittwoch [8. 5. 1940]: Geschlossene HJ.-Vorstellung: "Die schöne Welserin".
Breinößlbühne
"Liebe, wie"s im Büchl steht".
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Innsbrucker Nachrichten vom 7. Mai 1940, Seite 7
Hans Heinz Bollmann kommt nach Innsbruck
Nach dem glanzvollen Gastspiel des Kammersängers Dr. [med.] Julius Poelzer [(1901 Admont-1972 München)] steht den Innsbrucker Theaterfreunden ein neuer Kunstgenuß bevor: Hans Heinz Bollmann [(1889 Hamburg-1974 ebd.)], der berühmteste Leharsänger Deutschlands, der nicht nur in den meisten Operetten Franz Lehars, sondern auch in dessen Filmen "Frasquita" und "Friederike" die Hauptrollen gespielt und gesungen hat, wird am Freitag, den 10. d[ieses] M[onats Mai 1940], und am Pfingstmontag, den 13. d. M., jeweils um 20 Uhr als Paganini im Tiroler Landestheater gastieren.
Die Bemühungen der Leitung unserer Bühne, das Interesse des Publikums auch im letzten Monat dieser Spielzeit durch abwechslungsreiche Programmgestaltung und Gastspiele hervorragende Künstler zu erregen, sind besonders anzuerkennen und dürften wohl durch eifrigen Besuch des Theaters ihren Lohn finden.
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Kammersänger Poelzer als Tannhäuser
In: Innsbrucker Nachrichten vom 7. Mai 1940, Seite 7
Von Dr. Josef Seidl
Wohl gehört Tannhäuser, der "kühne Säger", zu den schönsten Gestalten der deutschen Oper überhaupt, aber er ist auch vielleicht die schwierigste musikdramatische Partie, die Richard Wagner geschrieben hat, und nur selten findet sich dafür ein Vertreter, der den gewaltigen Anforderungen dieser Rolle vollkommen entspricht. Kammersänger Dr. Julius Poelzer von der Staatsoper München gehört zu diesen wenigen Erkorenen und sein Auftreten in der "Tannhäuser"-Aufführung des Tiroler Landestheaters am Sonntagabend gestaltete die Vorstellung zu einem künstlerischen Ereignis, dessen tiefem Eindruck sich wohl keiner der vielen Besucher zu entziehen vermochte [ ].
Stürme des Beifalls dankten dem gefeierten Gast, der ungezählte Male an der Rampe erscheinen musste. Von den übrigen Mitwirkenden hatten wieder Maria Nezadal als Elisabeth, Margot Koechlin als Venus, Max Bender als Landgraf, Adolf Berenkamp als Wolfram von Eschenbach und ganz besonders Hans Georg Ratjen als musikalischer Leiter hervorragenden Anteil an dem Gelingen der prächtigen Aufführung.
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Innsbrucker Nachrichten vom 7. Mai 1940, Seite 7
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Innsbrucker Nachrichten vom 9. Mai 1940, Seite 8
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Innsbrucker Nachrichten vom 10. Mai 1940, Seite 6
Theater + Musik + Kunst
Tiroler Landestheater Innsbruck
Freitag [10. 5. 1940]: "Paganini" mit Hans Heinz Bollmann (Berlin) als Gast.
Samstag [11. 5. 1940]: "Die schöne Welserin".
Die Lichtspieltheater bringen
Kammerlichtspiele. "Der Postmeister".
Zentral-Lichtspiele: "Der Fuchs von Glenarvon".
Löwen-Lichtspiele. "Mutterliebe".
Triumph-Lichtspiele. "Eine kleine Nachtmusik".
Filmbühne Solbad Hall. "Anton der Letzte".
Neue Sätze von Josef Eduard Ploner
Der Tiroler Komponist Ploner [(1894 Sterzing-1955 Innsbruck)] schrieb zu den Soldatenliedern "Weit laßt die Fahnen wehen", "Kein schönerer Tod" und "Es leben die Soldaten", die besonders auch durch ihre instrumentale Untermalung am letzten Liederabend der HJ. auffielen, die Sätze für das Orchester. Aus ihnen sprach die feinsinnige Art des Komponisten.
"Es leben die Soldaten": Text: Clemens von Brentano (1778-1842), Melodie: anonym, Anfang 19. Jhdt.
"Kein schönerer Tod": Text: nach Daniel Georg Morhof, 1682, Melodie: Friedrich Silcher (1789-1860).
"Weit laßt die Fahnen wehen": Text: Anonymus, Melodie: Gustav Schulten (1897-1944).
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Alte Meister in neuem Klang
In: Innsbrucker Nachrichten vom 10. Mai 1940, Seite 6
Von Dr. Kurt Pichler
Am Mittwoch fand im Rahmen der Kulturwoche der Hitler-Jugend ein Haus- und Kammermusikabend Alter Meister statt, dem auch der Gebietsführer und die Obergauführerin beiwohnten. Die Ausführenden waren Charlotte Poerschke (Cembalo), Martin Blau, eine Blockflöten- und eine Singgruppe des B[undes] D[eutscher] M[ädel] und Streicher des Bannorchesters. Die Leitung hatte Oberscharführer Fritz Engel [(1904 Berlin-2004 Reutte/Tirol)]. Dozent Doktor [Wilhelm] Ehmann von der Universität Innsbruck gab zwischen den einzelnen Darbietungen Erläuterungen[ ].
Es wurden Werke von Johann Sebastian Bach, Willem ("Wilhelm") de Fesch, Johann Pezel, Samuel Scheidt, Johann Hermann Schein und Georg Philipp Telemann gespielt.
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Innsbrucker Nachrichten vom 11. Mai 1940, Seite 11
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Philippine Welser auf der Bühne
Die Erstaufführung von Josef Wenters Komödie "Die schöne Welserin" am 9. Mai im Rahmen der Kulturwoche der HJ.
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. Mai 1940, Seite 9
Von Karl Paulin
[ ] Der Art des geschichtlichen Stoffes und des gestaltenden Dichters entspricht die Mischung von lyrischen und dramatischen Elementen dieses Schauspiels, das zu Unrecht die Bezeichnung Komödie trägt. Nicht das liebesverklärte spätere Leben der Welserin am Hof ihres fürstlichen Gemahls, des Tiroler Landesfürsten Ferdinand II. zu Innsbruck und auf Schloß Ambras bildet den Inhalt der Dichtung, sondern das Aufblühen jener Liebe, die sich nur durch ihre eigene innere Kraft den Weg durch das Dornengestrüpp erstritt.
Der glückliche Ausgang dieser Lebensliebe läßt keine Tragödie reifen. Das tiefe Leuchten dieser beiden Menschenherzen, das immer wieder aus den Szenen hervorbricht, überstrahlt aber auch trotz aller lockeren und derberen Beimischungen jede rein komödienhafte Wirkung, so daß eigentlich nur für die Folge von feingetönten lyrischen Bildern eines Schauspieles Raum bleibt, das an bestimmten Höhepunkten ein stärkerer dramatischer Pulsschlag belebt.
Unser Landsmann Josef Wenter, Träger des Grillparzer-Preises nach seinem "Kanzler von Tirol", trifft auch in diesem Werk den Ton des Burgtheaters, das schon manchen seiner Dramen zum vollendeten Instrument geworden, mit jener künstlerischen Sicherheit, die in klassischer Tradition wurzelt [ ].
Unser Tiroler Landestheater hatte schon seit längerem die Absicht, "Die schöne Welserin" herauszubringen und damit nicht nur eine Ehrenpflicht im Rahmen der Pflege tirolischer Dichtung zu erfüllen, sondern unserem Publikum auch ein Schauspiel zu vermitteln, das durch Stoffkreis und Dichter in engen Beziehungen zu unserer Heimat steht. Die Uebertragung einer Dichtung von besonderer Eigenart, deren poetische Schönheit aus dem Buch (Verlag Paul Zsolnay, Wien) noch reiner strahlt, auf die Bühne, war keine leichte Aufgabe, der sich Oberspielleiter Siegfried Süßengutrh mit großem Eifer widmete [ ].
Aus: Franz Pisecky, "Das Reichsgautheater in Innsbruck", in: Tirol-Vorarlberg. Natur Kunst Volk Leben 1943, H. 1, S. 5.
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[Theaterabend der HJ im Rahmen ihrer Kulturwoche]
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. Mai 1940, Seite 9
Von Dr. Kurt Pichler
Wenn die Hitler-Jugend im Rahmen ihrer Kulturwoche einen Theaterabend veranstaltete und hier Wenter zur Aufführung gebracht wurde, so schließt sich der Rahmen der Veranstaltungsfolge durch Betonung eines heimatlichen Kunstwerkes. Ist doch unser Josef Wenter durch geschichtliche Dramen und Tierromane einer von jenen, die vor allem auch die Bühnendichtung Tirols in den gesamten deutschen Raum hineintragen. Es ist in diesem Zusammenhang vielleicht interessant zu erwähnen, daß von Josef Wenter zwei vielgespielte und großangelegte Schauspiele stammen: das Volksschauspiel um den Buchhändler Johann Philipp Palm, den Napoleon hinrichten ließ, und die dichterische Gestaltung des Führererlebnisses (Mussolini) im Drama "Spiel um den Staat".
Die Kulturwoche der Hitler-Jugend hätte eine Lücke aufgewiesen, hätte der Standort Innsbruck nicht auch einen Tiroler Künstler zu Worte kommen lassen. Dies geschah nun am Theaterabend. Der Tiroler Dichter wurde von der Jugend freudigst aufgenommen, reicher Beifall war der Dank an ihn und die Darsteller. So gestaltete sich auch dieser Abend, dem der Führer des Gebietes Tirol-Vorarlberg, Hauptbannführer Otto Weber, beiwohnte, zu einem vollen Erfolg.
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Innsbrucker Nachrichten vom 11. Mai 1940, Seite 9
Berühmte Gäste in Lehar-Operetten
In der Freitag-Aufführung [10. 5. 1940] von Franz Lehars "Paganini" am Tiroler Landestheater spielte und sang Kammersänger Hans Heinz Bollmann die Titelrolle. Eine Besprechung des Gastspiels folgt in den "Innsbrucker Nachrichten" nach den Feiertagen. Bollmann tritt in der gleichen Rolle nochmals am Pfingstmontag [13. 5. 1940] auf. Am Pfingstsonntagabend und am Pfingstmontagnachmittag singt als Gast Rudolf Gerlach von der Staatsoper München in Lehars "Land des Lächelns" [ ].
Breinößlbühne
Samstag, 11. [5. 1940], Pfingstsonntag abends [12. 5. 1940], "Liebe, wie"s im Büchl steht." Pfingstsonntag nachmittags und abends. Abschiedsvorstellung der Breinößlbühne der Spielzeit 1939/40 "Die Probenacht".
Die Lichtspieltheater bringen
Kammerlichtspiele. "Der Postmeister".
Zentral-Lichtspiele: "Der Fuchs von Glenarvon".
Löwen-Lichtspiele. "Mutterliebe".
Triumph-Lichtspiele. "Eine kleine Nachtmusik".
Filmbühne Solbad Hall. "Anton der Letzte".
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Ein glänzender Operettenabend
Lehars "Das Land des Lächelns" am Tiroler Landestheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 14. Mai 1940, Seite 7
Von Dr. Fritz Olbert
Aus dem reichen Kranz klangreicher Operetten des heute siebzigjährigen Franz Lehar bringt das Tiroler Landestheater nun "Das Land des Lächelns in einer prächtigen Neuinszenierung. Die Erstaufführung gestaltete sich, um diese Feststellung vorwegzunehmen, zu einem der schönsten Operettenerfolge der diesjährigen Spielzeit [ ].
Zu dem großen Erfolg wirkten alle Kräfte mit hervorragendem Können zusammen. Eine besondere Prägung erhielt die Aufführung durch Kammersänger Rudolf Gerlach vom Staatstheater München als Gast in der Partie des Prinzen Sou Chong. Sein Tenor erzwang sich schon im Auftrittslied stürmischen Beifall, der sich im Lauf des Abends noch steigerte [ ].
War der Gast eine trotz aller Erwartungen freudige Ueberraschung des Abends, so in nicht geringerem Maße Margot Koechlin in der Partie der Lisa: auch sie immer wieder in Stimme und Spiel bezwingend, jedes Mal sich selbst übertreffend; selten war der Aufstieg der Sängerin, den wir in den zwei Spielzeiten mitverfolgen durften, so hervorstechend wie diesmal, und sie erwies sich dem Gast als ebenbürtige Partnerin [ ].
Das Ballett fand in den hübschen chinesischen Tanzeinlagen ein reiches, dankbares Betätigungsfeld, in denen sich Lisa Diederich und ihre Gruppe wie immer ausgezeichnet bewährten: besonders hübsch der Spitzentanz im zweiten Akt. Alle Sorgfalt war dem gediegenen Bühnebild gewidmet worden. Ottomar Mayr verdanken wir die bis ins Kleinste sorgfältig durchgearbeitete Inszenierung der Operette.
Zum Schluß, doch mit Unterstreichung, die zugleich besonders Lob sein will, sei diesmal die Leistung des Orchesters anerkannt, das sich, diszipliniert, sicher und in vollem Klang der Instrumente dem Spiel einordnete und seinen Teil zum vollen Gelingen des schönen Operettenabends beisteuerte: dies vor allem Verdienst der musikalischen Leitung M[ax] A[lexander] Pflugmachers, der immer wieder hervorgerufen den stürmischen Beifall mit den Trägern der Hauptpartien auf der Rampe entgegennehmen konnte: der Dank dafür, daß diese Aufführung sich zu einem der glänzendsten Operettenerfolge der Spielzeit gestaltete. Der Abend verflog fast zu rasch, der Beifall am Schluß wollte kein Ende nehmen. Er galt auch dem Meister Franz Lehar und seinen schönsten Melodien.
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Innsbrucker Nachrichten vom 14. Mai 1940, Seite 7
Theater+Musik+Kunst
Tiroler Landestheater Innsbruck
Dienstag [14. 5. 1940]: KdF.-Vorstellung "Die schöne Welserin".
Mittwoch [15. 5. 1940]: "Das Land des Lächelns".
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Neueste Zeitung vom 14. Mai 1940, Seite 4
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Heimatliches im 70. Alpenvereins-Jahrbuch
In: Neueste Zeitung vom 14. Mai 1940, Seite 4
Von Karl Paulin
Die unmeßbare kulturelle Leistung, die der heutige Deutsche Alpenverein in den 70 Jahren seines Bestandes für das deutsche Volk geleistet hat, findet in den alljährlichen Veröffentlichungen des Alpenvereins einen chronistischen, beziehungsweise literarischen Niederschlag, der für die Geschichte der deutschen Bergpflege grundlegend ist. Zu den bedeutsamsten Erscheinungen zählt die "Zeitschrift des Deutschen Alpenvereins", die als "Jahrbuch" herauskommt und deren 70. Band (Jahrgang 1939) nun vorliegt. Die Reichhaltigkeit dieses vom Verlag F. Bruckmann, München, vorbildlich ausgestatteten Jubiläumsjahrganges zeigt den Deutschen Alpenverein an der Schwelle seines 8. Jahrzehnts auf der Höhe nicht nur seiner bergsteigerischen, sondern auch landes- und volkskundlichen Erschließertätigkeit.
Was uns am Alpenvereinsjahrbuch stets besonders anspricht, das sind die Beiträge aus unserer engeren Heimat, die auch einen wesentlichen Inhaltsteil des 70. Bandes, den der bekannte alpine Schriftsteller Jos[ef] Jul[ius] Schätz leitet, bilden. Wieder sind tirolische Themen und tirolische Schriftsteller so hervorragend vertreten, wie es die Bedeutung unserer Heimat als Kernstück der deutschen Alpen rechtfertigt.
In dem zusammenfassenden Bericht "Unsere Bergführer" von Fritz Schmitt ist diesen aus der heimischen Bevölkerung erwachsenen Pionieren der Bergbezwingung im Wilden Kaiser, in den Mieminger Bergen, den Gletscherführern der Stubaier, Oetztaler und Zillertaler Alpen, der Dolomiten, des Ortlergebietes und der Osttiroler Alpen jener Ehrenplatz gewidmet, den sie verdienen. Ein heroisches Kapital der Verteidigung deutschen Landes schlägt Günther Langes in seinem Beitrag "Die Alpenfront im Weltkrieg" auf. Er würdigt die übermenschlichen Anstrengungen und Leistungen unserer Truppen im Gebirgskrieg, in der Befestigung und heldenhaften Behauptung der Alpenfront, vom Ortler über die Stützpunkte der Dolomiten bis zu den Karnischen und Julischen Alpen.
"Joseph Anton Koch, dem Maler des Hochgebirges" widmet Otto von Lutterotti einen fesselnden Aufsatz, der die künstlerische Gestaltung des Hochgebirges im Werk des "Vaters der heroischen Landschaft" aufhellt. Darin ist dieser große Tiroler, der in Rom europäischen Ruhm erwarb, als schöpferischer Meister und Bahnbrecher der Alpenmalerei im Rahmen der deutschen Kunst glänzend gekennzeichnet.
"Das Brot des Bergbauern", die Grundlage seiner Nahrung seit ältester Zeit, die Verarbeitung der Hirse und des Brotgetreides, die häuslichen Einrichtungen zum Brotbacken usw. bilden den Stoff einer außergewöhnlich gehaltvollen volkskundlichen Studie Hermann Wopfners, des Innsbrucker volkskundlichen Forschers, die sich zu einer kleinen bäuerlichen Kulturgeschichte weitet. Ernst Zinner plaudert anregend über "Tiroler Sonnenuhren"; er bringt vielerlei Interessantes über diese originellen Zeitmesser, ihre künstlerische Ausgestaltung und ihre Meister, besonders den Magister Martin aus Hall i[n] T[irol], einer bemerkenswerten Persönlichkeit des 15. Jahrhunderts.
Einen selten behandelten naturgeschichtlichen Stoff behandelt Otto Steinböck, Innsbruck, in seiner gründlichen Abhandlung über den "Gletscherfloh", sein Vorkommen und seine Lebensbedingungen. In seiner anregenden, wissenschaftliche Erkenntnisse mit landschaftlichen Eindrücken reizvoll verbindenden Art führt R[aimund] von Klebelsberg, Innsbruck, die Leser auf eine geologische Wanderung "Durchs Wipptal" und bereichert dabei unsere Kenntnisse auf den verschiedensten heimatlichen Gebieten.
Dem Andenken Hans Forcher-Mayrs, des verdienstvollen langjährigen Vorstandes des Alpenvereinszweiges Bozen, widmete Hans Kiene seine aufschlußreiche Schilderung "Inner-Ulten und seine Berge", die auf Grund eigener alpiner Wanderungen ein wenig bekanntes Gebiet näherrückt. Richard Heuberger, Innsbruck, führt in dem geschichtlichen Beitrag "Die Räter" in Wesen, Herkunft und Volkstum der Räter als ursprüngliche Bewohner unserer Alpengebiete ein. Franz Huter, Wien, ein gebürtiger Bozner, gibt in seinem Beitrag "Die Besiedlung des Landes im Gebirge" ein klassisches Beispiel alpiner Siedlungsgeschichte.
Unter Hinweis auf das Blatt "Sellrain" der prachtvollen Alpenvereinskarte der Oetztaler Alpen, die dem Jubiläumsband beigegeben ist, schreibt Otto Stolz, Innsbruck, dessen alpengeschichtlichen Abhandlungen seit Jahren in keinem der Jahrbücher fehlen, eine umfassende Monographie über "Sellrain, Landschaft und Geschichte", die besonders auch die alpine Erschließungsgeschichte dieses Gebietes durch den Akademischen Alpenklub Innsbruck und die Bergsteigerriege des Innsbrucker Turnvereins berücksichtigt.
So kommt dem Jubiläumsjahrbuch des Deutschen Alpenvereins, namentlich auch durch seinen ausgewählten vorzüglichen Bildschmuck, für alle Freunde unseres Landes und Volkes der Charakter eines Heimatbuches von dauerndem Wert zu.
Franz Schwetz, Der Habicht in den Stubaier Alpen
In: Bergland 22 (1940), Juli/August-Heft
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Innsbrucker Nachrichten vom 15. Mai 1940, Seite 8
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Ausklang des Konzertwinters
Das 7. Symphoniekonzert der Innsbrucker Konzertgemeinde
In: Innsbrucker Nachrichten vom 14. Mai 1940, Seite 7
Von Dr. Ehrentraut Straffner
Nun ist gerade ein Jahr unter dem Zeichen der Konzertgemeinde unserer Gauhauptstadt herumgegangen und wir können es frei heraussagen, daß wir der langen Reihe der in diesem Zeitabschnitt durchgeführten Konzerte viel schöne und erinnerungswerte Stunden verdanken. Nicht an letzter Stelle im Reigen dieser Konzertstunden steht das siebte Symphoniekonzert im Großen Stadtsaal, das mit einer ausgesuchten Vortragsfolge und tadellos in der Durchführung den würdigen Ausklang des ersten Abschnittes der Arbeit unserer Konzertgemeinde brachte.
Schuberts große C-dur-Symphonie ist eines der bejahendsten, klingenden Werke des Wiener Meisters. Sie bietet aber gerade mit ihrer unerschöpflichen Fülle immer neuer, kleiner Köstlichkeiten für den Dirigenten und das Orchester eine Aufgabe, die nur allzu oft mißverstanden wird. Unsere Innsbrucker Aufführung unter Direktor Fritz Weidlich wußte alle diese Klippen glücklich zu vermeiden [ ]. Die Voraussetzung für diese mustergültige Aufführung war freilich die Tatsache, daß unser verstärktes Städtisches Orchester derzeit in einer Form ist, die bisher kaum erreicht wurde und die die Auswirkungen der sorgsamen Probenarbeit eines ganzen verflossenen Jahres darstellt [ ].
Weniger klar, komplizierter in der seelischen und damit auch in der äußeren Struktur war das zweite Werk des Abends, das wertvolle Konzert für Violoncello und Orchester, Werk 42, G-dur, von Hans Pfitzner, für dessen Wiedergabe Professor Ludwig Hoelscher gewonnen worden war, mit dem man einen Musiker von hohem Rang und überragenden technischen Kenntnissen kennenlernte, der sich sofort auch den stürmischen Beifall des ganzen Sales errang [ ].
Den Abschluß des Abends machte die liebenswürdige symphonische Dichtung "Romeo und Julia" von Peter Tschaikowsky, ein weniger gespieltes Werk des großen russischen Meisters, ein echtes Kind seiner auf den Pomp großer Klangwirkungen angelegten Kompositionsweise. Es eroberte sich in der sachgerechten Wiedergabe, in der es gebracht wurde, natürlich allgemeinen begeisterten Beifall.
Das Haus war trotz der späten Jahreszeit bemerkenswert gut besucht und die Stimmung so herzlich und freudig, dass wir eines guten Beginnes im kommenden Herbst gewiß sein können.
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Neueste Zeitung vom 15. Mai 1940, Seite 4
Tiroler Landestheater Innsbruck
Mittwoch [15. 5. 1940]: "Land des Lächelns" von F. Lehar.
Donnerstag [16. 5. 1940]: Geschlossene Wehrmachtsvorstellung "Paganini".
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Ein "Roman" auf der Operettenbühne
"Zwei glückliche Menschen" in Innsbrucker Uraufführung
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. Mai 1940, Seite 7
Von Dr. Rainer v. Hardt-Stremayr
Gegen Ende seiner mit 31. Mai abschließenden Spielzeit brachte unser Tiroler Landestheater am Samstagabend die Uraufführung der Operette "Zwei glückliche Menschen" heraus, deren Buch von A[nne-] L[iese] Schmolz und deren Musik von Johannes Müller [(1893 Berlin-1969 ebd.)] stammt. Der Gauleiter und Reichsstatthalter wohnte[n] dieser Aufführung bei, die ein wohlgefülltes und aufnahmebereites Haus vorfand [ ].
Es ist ein moderner Märchenroman mit orientalischem Gepräge, der die Grundlage für eine jener Operetten liefert, die im Zusammenwirken von Text, Musik und Aufmachung ein Theatererfolg sein können [ ].
Unser am Erfolg der heurigen Spielzeit beteiligtes und mit Recht beliebtes Operetten-Ensemble hat für diese Aufführung, der das Publikum freundlich gegenüberstand, wohlverdienten Beifall geerntet. Zum Zeichen der vollen Würdigung der Mitarbeit aller an dieser Innsbrucker Aufführung Beteiligten wurden zum Schluß der Vorstellung der für die Inszenierung verantwortliche Poldi Harlanns, Kapellmeister Werner Gotsch, die Leiterin unseres Balletts Lisa Diederich und Bühnenbildner Hans Siegert neben die Hauptdarsteller auf die Bühnen gerufen. Textverfasser und Komponist waren der Uraufführung ferngeblieben [ ].
An Melodien bleiben, außer dem bereits erwähnten Hauptlied "Ist es nicht wie ein Roman?", ein Tango "Kleines Fräulein, was weißt du von Liebe?" und ein Walzer "Was macht so ein kleines Mädel ohne Mann?" noch über die Aufführung hinaus im Gehör haften eine Reihe von Fragezeichen also, weniger symptomatisch für die Uraufführung als für die ganze mit ausgiebigen Sprechszenen versehenen Operette.
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Innsbrucker Nachrichten vom 17. Mai 1940, Seite 9
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Großer Andrang zu den Wochenschauvorführungen
Verbilligte Vorstellungen in den Lichtspieltheatern Jeder soll das Zeitgeschehen auch sehen können
In: Innsbrucker Nachrichten vom 22. Mai 1940, Seite 4
Signiert: "R. H. S."
Innsbruck, 21. Mai. Was uns über das politische Tagesgeschehen aus Zeitung und Rundfunk bekannt wird, das findet in den wichtigsten Ereignissen kurz darauf seine bildmäßige Ergänzung durch die in den Lichtspieltheatern abrollenden Wochenschauen. Zu keiner Zeit war das Verlangen aller Bevölkerungskreise nach Bildberichten so groß, wie jetzt in dem uns aufgezwungenen Krieg, zumal in allerletzter Zeit nach der Besetzung Dänemarks und Norwegens und mit dem Beginn unseres überwältigenden Angriffs im Westen, der dem unter Ausnützung ihrer holländischen und belgischen Handlanger geplanten heimtückischen Ueberfall der Westmächte auf das deutsche Ruhrgebiet knapp zuvorkam.
Als Ende der vergangenen Woche der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Goebbels, anordnete, daß in allen Orten Deutschlands neben den regulären Abendprogrammen der Filmtheater Sonderveranstaltungen durchgeführt werden, um dem großen Interesse des Publikums an Wochenschauberichten entgegenzukommen und allen Volksgenossen die Möglichkeit zu geben, diese Wochenschauen anzusehen, fand dies derart begeisterten Widerhall, daß bereits bei den Sonntagvormittags-Veranstaltungen in den Lichtspieltheatern unserer Gauhauptstadt die Kinokassen regelrecht gestürmt wurden. Die Veranstaltung von verbilligten Wochenschau-Sondervorführungen an Sonntagvormittagen soll nun auch in den Lichtspieltheatern Innsbrucks zu einer vorläufig ständigen Einrichtung werden.
In den Kleinen Kammerlichtspielen hat gleichzeitig die Gaufilmstelle mit der täglich wiederholten Vorführung von Wochenschauen bei verbilligten Eintrittspreisen begonnen und auch diese Vorstellungen sind besonders in den Abendstunden immer sofort ausverkauft. Ein Kartenvorverkauf wäre gar nicht im Sinne der Anordnung, da die über mehr Freizeit verfügenden Wochenschaubesucher den damit weniger Begünstigten die Sitzplätze jeweils früher wegschnappen könnten.
Der Sinn dieser Wochenschauvorführungen liegt darin, auch dem minderbemittelten Volksgenossen die Möglichkeit zu geben, einen bildhaften Eindruck von den Leistungen unserer Soldaten zu erhalten. In der jetzigen Zeit steht ja für viele beim Kinobesuch die Wochenschau überhaupt über dem anderen Filmprogramm. Daraus erklärt sich auch u[nter] a[nderem] der starke Andrang zu den besagten Vorstellungen.
Es handelt sich hier aber nicht, wie so manche meinen, um eine Aneinanderreihung mehrerer Wochenschauen auch aus früheren Tagen oder um die Vorführung der Ufa-, Tobis- und Fox-Wochenschauen nebeneinander (denn die Wochenschauen entstehen ja jetzt bekanntlich in einer einzigen Arbeitsgemeinschaft), sondern um die Vorführung der jeweils letzten herausgekommenen Wochenschau, an die sich dann noch Kulturfilme soldatischen Inhalts schließen, die auf ihren Spezialgebieten das Allgemeinwissen um unsere deutsche Wehrmacht noch vermehren helfen. Bei der starken Nachfrage nach den Wochenschauen, von denen eigentlich nie genügend Kopien vorhanden sein können, wäre es auch technisch kaum durchführbar, gleich mehrere Wochenschauen in einer Vorführung hintereinander zu zeigen.
Begreiflicherweise "zieht" die jetzt laufende Wochenschau ganz besonders, zeigt sie doch bereits die ersten Laufbilder vom unaufhaltsamen Vormarsch unserer Soldaten in Luxemburg, Holland und Belgien. Sie ist ein überzeugender Beweis vom Wagemut unserer PK.-Filmberichter, die mit den Truppenteilen in vorderster Front mitgehen, um das geschichtliche Kampfgeschehen nicht nur für die Jetztzeit, sondern auch für die Nachwelt in Bilddokumenten festzuhalten. Es ist aber auch ein Beweis der Leistungsfähigkeit unserer Filmindustrie, daß bereits wenige Tage nach dem Beginn der eigentlichen Kampfhandlungen im Westen Filmberichte darüber in der Heimat gezeigt werden können.
Ob wir nun Truppenteile sehen, für die vorhandenen Straßensperren kein Hindernis bedeuten, die die schlechtesten Wald- und Feldwege für ihren Vormarsch benutzen, im Feuer des Feindes auf Floßsäcken über Flüsse und Kanäle setzen, ob uns die gesprengten Brücken, die zerstörten Bahnhöfe einen Eindruck von der Wucht der Kämpfe im Westen geben oder ob uns in Bildern der Angriffsgeist unserer Luftwaffe so recht zum Bewußtsein kommt, wenn die Verwüstungen gezeigt werden, die feindliche Flieger bei ihrem feigen Ueberfall auf die nichtbefestigte Stadt Freiburg verursachten, - die Gesamtwirkung dieser Wochenschau verdichtet sich, besonders zu ihrem Ende, zu einer gewaltigen Schlachtensymphonie, für die das aus den Zeiten des Weltkrieges her wieder aufklingende Lied von der "Wacht am Rhein" sinngemäße Untermalung ist.
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Innsbrucker Nachrichten vom 18. Mai 1940, Seite 5
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"Don Pasquale"
Zur Erstaufführung im Landestheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 23. Mai 1940, Seite 5
Von Dr. Sigfrid Färber
Mit einem heiteren Werk klingt die Oper des Tiroler Landestheaters in der Spielzeit 1939/40 aus. Gaetano Donizettis "Don Pasquale" gehört neben der "Regimentstochter" und neben "Liebestrank" zu den beliebtesten und bekanntesten Werken des Meisters, zu jenen, die auch im deutschen Opernspielplan immer wieder Aufnahme und freudige Zustimmung finden [ ].
Gerade in "Don Pasquale" spricht uns noch die bezaubernde Welt des Rokoko an, denn schon die Intrigenhandlung, die Donizetti selbst erdacht hat, ist echtes 18. Jahrhundert [ ]. So einfach, ja so naiv die Handlung ist, so genügt sie als Vorwurf für die Musizierkunst Donizettis, der eine Oper der unbeschwerten Heiterkeit und Fröhlichkeit schuf, die jeden, der sich unvoreingenommen echter Freude hinzugeben vermag, beglücken muß.
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Innsbrucker Nachrichten vom 23. Mai 1940, Seite 5
Theater+ Musik+Kunst
Tiroler Landestheater Innsbruck
Donnerstag [23. 5. 1940]: "Don Pasquale".
Freitag [24. 5. 1940]: "Trockenkurs".
Die Lichtspieltheater bringen
Kammerlichtspiele. "Krambambuli".
Zentral-Lichtspiele. "Seitensprünge".
Triumph-Lichtspiele. "Ehe in Dosen".
Löwen-Lichtspiele. "Menschen vom Varieté" mit La Jana.
Filmbühne Solbad Hall. "Die Geliebte".
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Innsbrucker Nachrichten vom 25. Mai 1940, Seite 8
Tiroler Landestheater Innsbruck
Samstag [25. 5. 1940]: "Das Land des Lächelns".
Sonntag [26. 5. 1940]: Nachmittags: "Zwei glückliche Menschen"; abends: "Don Pasquale".
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"Don Pasquale" am Tiroler Landestheater
Begeisterte Aufnahme der Buffo-Oper Donizettis Glänzende Leistung unserer Opernkräfte
In: Innsbrucker Nachtrichten vom 25. Mai 1940, Seite 8
Von F.-W. Weinroth
[ ] Eine seiner besten Leistungen ist die opera buffa "Don Pasquale" (Paris 1843, neubearbeitet von J[ulius] O[tto] Bierbaum und W[ilhelm] Kleefeld 1902), deren Erstaufführung wir als Veranstaltung der NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" am Donnerstag den 23. d[ieses] M[onats Mai], im Tiroler Landestheater erlebten. Für die musikalische Gestaltung zeichnete Hans Georg Ratjen, der, über ein eminentes Maß an Musikalität und eine überlegene Führungskraft verfügend, sich auch dieses Mal als ein "Meister des Dirigentenstabes" zeigte. In jeglicher disziplinierter Zurückhaltung verlieh er der sich durch echten Humor und reizende Anmut auszeichnenden Musik Donizettis ein geradezu "klassisches" Gepräge, wodurch er manche aufdringliche Wirkungen der Partitur milderte [ ].
Dr. Sigfrid Färber gab dem Werk Donizettis mit seiner fein durchdachten Inszenierung und den stimmungskräftigen Bühnenbildern Hans Siegerts eine höchst lebendige, in ihrer Klarheit mustergültige Spielführung.
Die überfließende Begeisterung am Schluß entlud sich zu einem Beifallssturm, der nicht nur immer wieder die Darsteller, sondern auch Hans Georg Ratjen, Dr. S. Färber und H. Siegert auf die Bühne rief, bis schließlich der eiserne Vorhang fiel.
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1940, Juni
Alpenheimat 1940. Familienkalender für Stadt und Land, S. 14 f.
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Innsbrucker Nachrichten vom 1. Juni 1940, Seite 8
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Tanzabend der Schule Dora Ohme-Fini Pointner
In: Innsbrucker Nachrichten vom 3. Juni 1940, Seite 7
Von Siegfried Laviat
Auch die diesjährige Schlußveranstaltung der Tanzschule Dora Ohme-Fini Pointner im Tiroler Landestheater gab einen Ueberblick über so gediegene, künstlerisch beschwingte Arbeit, daß eine nur allgemeine Stellungnahme der Bedeutung des Abends nicht voll gerecht würde. Erst wenn wir Satz für Satz dieser Symphonie der Jugend und Anmut wieder an uns vorbeiziehen lassen, ist das richtige Bild als Würdigung gewonnen. Das Verdienst am künstlerischen Gelingen des Tanzabends fällt wohl in erster Linie der starken tanzerzieherischen und -schöpferischen Begabung von Fini Pointner zu. Für eine einwandfreie rhythmische Klavierbegleitung sorgte Franz Tschernich.
Der Vorhand geht hoch und wir tun einen ergötzenden Blick in die Kinderstube der Tanzschule. Wunderlieb bringen die Allerkleinsten und Kleinen in naivem Spiel des Körpers ursprünglichste Herzlichkeit zum Ausdruck. Die größeren Mädchen von den drei Kindergruppen gestalten schon in wiegender Grazie einen frohen Straußwalzer. Diesem lieblichen Auftakt folgen Einzel- und Gruppentanz in wohlausgewogener Abwechslung. Der romantischen Darstellung rankender Blumen steht die drollig-freche Idylle italienischer Gassenjungen gegenüber. Eine choreographische Bestleistung war die "Totenklage", nach der Musik von Franz Liszt tiefempfunden ausgedeutet durch die dramatische Wechselwirkung zwischen Lehrerin und Schülerinnen. In der Vielfalt der Darbietungen wird auch im Solo die reiche Skala der Stimmungen und Gefühle fast lückenlos ausgeschöpft. Fini Pointner selbst hat im "Spanischen Walzer" und im "Liebeslied" einen Erfolg um den anderen. Dabei vermag sie auch den Stil des Derben und Grotesken geradezu unübertroffen zu meistern. Ihre "Monika", ein ländlicher Walzer von Dostal, rief mit Recht stärksten Beifall des ausverkauften Hauses hervor. Bei den Schülerinnen überraschte im "Tanz der Sklavin" die mimische Ausdruckskraft der jungen Tänzerin, wie überhaupt manch schöne Begabung aus den vorzüglich ausgefeilten Leistungen des Abends aufleuchtete. Somit hat die Tanzschule Dora Ohme-Fini Pointner auch heuer der Oeffentlichkeit Rechenschaft gegeben von tüchtigem, ernstem künstlerischen Wirken.
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Heiter-beschwingter Spielzeitabschluß an unserer Bühne
"Gruß und Kuß aus Innsbruck" Bunter Abend am Tiroler Landestheater Künstler und Bühnenarbeiter Hand in Hand
In: Innsbrucker Nachrichten vom 3. Juni 1940, Seite 7
Von Dr. Rainer v. Hardt-Stremayr
Länger als sonst allgemein üblich, dauerte dieses Jahr die Spielzeit unseres Tiroler Landestheaters, da sie auch noch den gesamten Monat Mai umfaßte. Der Abschied von der Spielzeit 1939/40 geschah im Rahmen eines Bunten Abends unter dem Motto "Gruß und Kuß aus Innsbruck", von dem sich Innsbrucks Theaterfreunde aller drei Gattungen der Bühnenkunst, des Schauspiels, der Operette und der Oper, viel versprachen; das Haus war jedenfalls bis aufs letzte Plätzchen ausverkauft. Das festliche Gepräge dieser Abschiedsvorstellung fand noch seinen besonderen Ausdruck durch die Anwesenheit des Gauleiters und Reichsstatthalters mit einer Reihe führender Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.
Die Programmfolge des Abends war auf heiter (großgeschrieben) abgestellt, mit Recht, wenn man auf die Erfolge zurückblickt, die unser Landestheater in der vergangenen Spielzeit aufzuweisen hat und die, im gesamten gesehen, auch alle Mitglieder der Bühne freudig stimmen mußten; froh gestimmt konnten sie auch sein, weil es jetzt in die Ferien ging. Und so hatten sich die Künstler eine große Zahl kleiner (kürzerer und längerer) Szenen erdacht, Gelegenheiten, sich selbst und ihre Kunst zu parodieren, sich einander und auch an ihrem Publikum auszutoben und ihm auch allerhand verdiente Wahrheiten von der Bühne herab ins Gesicht zu sagen. Mitwirkende waren das gesamte künstlerische Personal, viele Darsteller also, von denen jeder etwas zu bringen hatte ein Versuch mit "Kleinkunst" war daher naheliegend.
So ein einmaliger Abend ohne den Ansporn eines erwünschten Serienerfolges bedarf keiner großen Vorbereitungen, er kann vielleicht improvisiert am besten wirken. Ihn vom Gesichtspunkt der Bühnenkunst aus zu werten, wäre also auch etwas zu viel verlangt. Es ging darum, Beifall und Lachen zu erregen und das ist ja auch gelungen. (Das Beifallklatschen wurde auf "Befehl" gleich zu Beginn richtiggehend "geprobt"!) Ansager gab es genaugenommen drei, und zwar "Ottomärchen" Mayr, der gemeinsam mit dem bereits für die kommende Spielzeit angekündigten Walter Jereb die Gesamtleitung des Abends innehatte, und das jugendliche Ansagergenie Fritz Otto Krüger, den man sich zu diesem Zwecke eigens vom Odeon-Kasino herübergeholt hatte.
Auf die zahlreichen Szenen im einzelnen einzugehen, würde den hierfür angemessenen Rahmen sprengen. "Gruß und Kuß aus Innsbruck" lehnte sich bewußt, innsbruckerisch verfärbt, an den Operettenrevue-Erfolg "Gruß und Kuß aus der Wachau" [Musik, 1938, von Jara Bene (1897-1949)] an und wurde eingeleitet durch eine Tiroler Volksspielouvertüre (was sie an Melodien brachte, sagt ja ihr Namen) von Hugo Morawetz [(1883-1977)] mit dem Komponisten am Dirigentenpult. Dort zeigten sich auch im Laufe des Abends alle Stabführer der Spielzeit. Als Höhepunkt hervorgehoben seien eine an das "Wiener Werkl" erinnernde Opernparodie "Rigoletto" in der Fassung der Pradler Ritterspiele mit wiederholtem Köpfen ein "Rendezvous bei Lehar", das Margot Koechlin als Solistin in über das bereits gewohnt hohe Maß hinausragender, ausgezeichneter stimmlicher Verfassung zeigte, und der Straußsche "Frühlingsstimmenwalzer", getanzt von unserm Ballett mit der Ballettmeisterin Lisa Diederich als Fußspitzentänzerin im Mittelpunkt.
Die nicht endenwollenden Hervorrufe zu Schluß galten wohl, wie üblich am Spielzeitende, mehr der gesamten Spielzeit als dem Bunten Abend allein. Sie vereinigten tatsächlich alles auf der Bühne, das ganze künstlerische Personal, also auch das ganze Orchester, und dauerten so lange an, bis sich die Künstler und Bühnenarbeiter und alle verborgenen Kräfte, die man sonst nicht sieht und dennoch Voraussetzung für alle Aufführungen sind, bei offenem Vorhang die Hände reichten: Hoffentlich auch ein günstiges Vorzeichen für gemeinschaftliches Kulturschaffen am Tiroler Landestheater in der kommenden Spielzeit!
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Innsbrucker Nachrichten vom 7. Juni 1940, Seite 6
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Museum[s]besuch jetzt mehr denn je!
Tiroler Landesmuseum Querschnitt durch die traditionsreiche Vergangenheit und das künstlerische Schaffen unserer Heimat
In: Innsbrucker Nachrichten vom 8. Juni 1940, Seite 6
Von Theodor Mühlich
Das altrömische Sprichwort "Wenn die Waffen sprechen, schweigen die Musen" hat im nationalsozialistischen Deutschland längst seine Existenzberechtigung verloren. Es findet seine Anwendung nur noch in den plutokratischen Demokratien, den "Kulturnationen" Europas, in denen seit dem von ihnen entfesselten Krieg das Filmschaffen vollkommen erlahmt ist, die Theater ihre Tore geschlossen haben und auch die Museen der Allgemeinheit nicht mehr zugänglich sind. Die Herren über dem Kanal und an der Seine, die einen Krieg der Nerven inszenieren wollten, haben nun selbst die Nerven verloren. Das deutsche Volk geht im Vertrauen auf seine Wehrmacht und dessen geniale Führung ruhig an seine Arbeit und benutzt die freien Stunden zum Besuch kultureller Veranstaltungen, um neue Kraft zu schöpfen für die gesteigerten Anforderungen des Alltags. Es braucht in diesem Zusammenhang wohl nicht näher erwähnt zu werden, daß auch die Museen sich eines lebhaften Besuches erfreuen. Um nur ein Beispiel hervorzuheben: auch das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum hat in diesem Kriegswinter eine bedeutend höhere Besucherziffer aufzuweisen als im Vorjahre. Spricht diese Tatsache nicht eindeutig für die vorbildliche Haltung unserer arbeitenden Bevölkerung, die den Ausgleich zu ihrer anstrengenden Tätigkeit nicht in lärmenden billigen Vergnügungen sucht, sondern in einer Atmosphäre, die dem Geist der Front besser gerecht wird?
Gerade in den heutigen Tagen, da das deutsche Schwert Geschichte schreibt, sucht man gerne nach Parallelen geschichtlicher Größe in der Vergangenheit. Einen Querschnitt durch die traditionsreiche Geschichte und das kulturelle Schaffen unseres engen Heimatlandes vermitteln uns in einzigartiger Form die reichen Schätze des Tiroler Landesmuseums als Zeugen großer Tage und blühender Kultur. Es birgt vor allem Werke, die in Tiroler Werkstätten entstanden, oder wenigstens von aus Tirol stammenden Künstlern verfertigt wurden, daneben aber auch eine einzigartige Naturaliensammlung, die dem Besucher die Kenntnis vermittelt von den geologischen und zoologischen Eigenarten des Landes. In zahlreichen Glasschränken schillern die verschiedenen Minerale, die im wesentlichen in geographischer Anordnung zur Schau gestellt sind, in verwirrender Farbenpracht. Die zoologische Sammlung enthält vor allem Insektengruppen, Vögel und Säugetiere, die in Tirol ständig oder als gelegentliche Gäste vorkommen, sowie prähistorische und historische Tiere, die aber infolge Verfolgung durch den Menschen oder die kulturelle Erschließung des Landes ausgestorben sind.
Vom Erdgeschoß mit seinen Steindenkmälern aus der Römerzeit, dem Mittelalter und der neueren Zeit gelangt man in die große Fensterhalle des ersten Stockwerkes, in dem herrliche Bronzedenkmäler aus den berühmten Gußwerkstätten in Mühlau und Hötting, die teilweise bereits unter Sigmund dem Münzreichen gegründet wurden und besonders unter Maximilian I. emporgeblüht waren, zur Aufstellung gelangten. Von den Gedenktafeln erwähnen wir vor allem die zur Erinnerung an die Eröffnung neuer Stollen im Haller Salzbergwerk in den Jahren 1563 und 1648 von Alexander Colin sowie die Gedenktafel zur Erinnerung an die Erneuerung der Fernpaßstraße im Jahre 1543 mit den Bildnissen Kaiser Karls V. und Ferdinands I. Die Vitrinen bergen herrliche Gläser, kunstvoll getriebene Silber- und Goldarbeiten, reich verzierte Zinngegenstände von Tiroler Zinngießereien, eine Sammlung von Bronze- und Eisenplaketten sowie zartes, bemaltes Porzellan, Fayencen und Majoliken.
Am meisten Bewunderung erregen jedoch die plastischen Sammlungen. Die zahlreichen Räume des ersten Stockwerkes füllen Meisterwerke der gotischen und barocken Bildschnitzerei. Die teilweise erstklassigen Arbeiten einzeln zu erwähnen, verbietet uns die Fülle des ausgestellten Materials. In einem besonderen Raum finden wir eine Sammlung von Geigen und Celli tirolischer Herkunft, von denen besonders die Sammlung der Streichinstrumente des Kaisers Franz I. hervorzuheben ist, die u[nter] a[nderem] eine Violine von Nikolaus Amati aus dem Jahre 1655 sowie ein Violon von dem Absamer Geigenbauer Jakob Stainer aus dem Jahre 1653 und viele andere wertvolle alte Musikinstrumente umfaßt.
Am längsten wird sich der Besucher wohl im Andreas-Hofer-Saal aufhalten. Wenn man die auserlesenen Erinnerungsstücke aus den Tiroler Freiheitskämpfen 1809, die Bildnisse, Waffen und Gebrauchsgegenstände eines Andreas Hofer, Speckbacher oder Haspinger betrachtet, ziehen die heftigen Kämpfe eines heroischen Zeitalters an unserem geistigen Auge vorüber. Die Marmorplatte vom ersten Grabe Andreas Hofers in Mantua flankieren die alten, sturmzerfetzten Fahnen von Tiroler Schützenkompanien. Die Gemälde an den Wänden berichten von der Schlacht am Berg Isel und dem Kampf um die Innbrücke im Jahre 1809. Im Mittelpunkt steht eine Marmorbüste Andreas Hofers von dem Schöpfer des Berg-Isel-Denkmals, Heinrich Natter.
Zwei Säle sind besonders dem Schulbesuch zu empfehlen: der Saal der Stadt Innsbruck mit den schriftlichen und bildlichen Erinnerungen an die Geschichte der Landeshauptstadt und ein Raum mit alten Tiroler Landkarten. Im Waffensaal sind eine Fülle von Schutz-, Angriffs- und Jagdwaffen, wie Dolche, Schwerter, Hellebarden usw. des 16. bis 19. Jahrhunderts ausgestellt. Abschließend erwähnen wir noch die reichhaltigen ur- und frühgeschichtlichen Sammlungen von der jüngeren Steinzeit bis zur Völkerwanderung.
Die sehenswerte Gemäldegalerie, die im zweiten Stockwerk untergebracht ist, kann zur Zeit leider nicht besichtigt werden, da durch zahlreiche Neuerwerbungen eine Umstellung sich als notwendig erwies. Nach der geplanten Neuaufstellung und der Restaurierung verschiedener Bilder wird auch diese Abteilung des Museums so bald wie möglich wieder der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die reichhaltige Bücherei, die zur Zeit rund 40.000 Bände umfaßt und die gesamte belehrende und schöne Literatur über Tirol zu sammeln bestrebt ist, soll weiter ausgebaut werden.
Seit dem Umbruch konnte das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, dem durch die Partei und vor allem durch Gauleiter und Reichsstatthalter Hofer einen großzügige Förderung zuteil wurde, drei Großausstellungen veranstalten: eine Ausstellung der Tiroler Bildnismalerei vom 15. bis 19. Jahrhundert im Herbst 1938, die Robert-Koch-Ausstellung im Frühjahr 1939 und eine Ausstellung mit Neuerwerbungen im Sommer 1939. Die Sammlungen sind täglich vom 9 bis 17 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 9 bis 12 Uhr zu besichtigen. Die Bevölkerung der Gauhauptstadt zum Besuch besonders aufzufordern, dürfte sich bei den sich stets steigernden Besucherziffern erübrigen.
Aus der ruhmreichen, alten Tradition unseres Landes erwuchs das Heldentum unserer Gebirgsdivisionen, die durch ihren Einsatz im Polenfeldzug und im hohen Norden gezeigt haben, wessen Leistungen die Söhne der "geknechteten" Ostmark fähig sind.
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Feierstunde des Deutschen Roten Kreuzes
Die Mitglieder des Stabes, Helfer und Helferinnen leisteten den Eid auf den Führer Innsbruck gab die beste DRK.-Spende
In: Innsbrucker Nachrichten vom 7. Juni 1940, Seite 4
Signiert "f."
Innsbruck, 6. Juni. Im Rahmen einer ernsten, von Musik umrahmten Feierstunde wurden am Mittwochabend im Musikvereinssaal in Innsbruck der Stab und die Bereitschaften des Deutschen Roten Kreuzes auf ihre Aufgabe vereidigt. Nach der Meldung des Oberfeldführers Doktor Tschamler an den Kreisführer Oberbürgermeister Dr. Denz eröffnete dieser die Feierstunde mit dem Hinweis auf die Bedeutung des Tages und begrüßte den Kreisleiter P[artei]g[enossen] Dr. Primbs als Vertreter des dienstlich verhinderten Gauleiters.
DRK.-Oberfeldführer Doktor Viktor Tschamler erinnerte seine Kameraden und Kameradinnen an ihre Verpflichtung bei Aufnahme in das Deutsche Rote Kreuz, die sie heute durch feierlichen Eid bekräftigen werden. den Eid werden auch die von de ehemaligen Rettungsgesellschaft in das DRK. übernommenen Helfer leisten, soweit sie nicht im Dienste der Wehrmacht an den Fronten stehen. Dieser Treueid gewinne dadurch besondere und tiefere Bedeutung, daß er im Waffenlärm des Krieges geleistet werde. Bei diesem Anlaß spreche er den Helfern und Helferinnen und allen anderen Mitarbeitern mit Freude und Genugtuung den Dank des DRK. aus. Ganz besonders richten sich in dieser Feierstunde unsere Gedanken auf unsere Kameraden im Felde. Ihre Leistung erfüllt uns mit Stolz und Freude. Aber auch der Helferdienst daheim ist wertvoll und ehrenhaft, weil er dem Vaterland Gesundheit und Leben zu erhalten sich bemüht. Der DRK.-Dienst erfordere ein hohes Maß von Treue, die jetzt durch das feierlich gesprochene Eideswort Ausdruck erhalten solle.
Nach der Eidesablegung sprach Kreisleiter Pg. Doktor Primbs. Er gedachte der Größe des deutschen Sieges, den das deutsche Volk an diesem historischen Tage feiert, und fuhr fort: "Ihr habt euch als echte deutsche Männer und Frauen freiwillig in die Front des Deutschen Roten Kreuzes gemeldet. Glaubt uns, wir wissen diese freiwillige Meldung zu schätzen. Ich möchte diese Gelegenheit benützen, um das Ergebnis der Sammlung für das DRK. am 18. und 19. Mai im Kreise Innsbruck bekanntzugeben: Sie hat als beste im ganzen Reiche einen Haushaltdurchschnitt von R[eichs]M[ark] 4.06 ergeben."
Der Kreisleiter schloß seine Worte mit dem Danke an unsere Soldaten an der Front und dem Sieg Heil! auf den Führer. Die eindrucksvolle Feierstunde, deren Erinnerung alle, die sie miterlebt haben, tief im Herzen bewahren werden, schloß mit den Liedern der Nation.
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Bunter Abend für das Deutsche Rote Kreuz
Die Innsbrucker Liedertafel im Dienst des Kriegshilfswerks
In: Innsbrucker Nachrichten vom 10. Juni 1940, Seite 6
Von Dr. Rainer v. Hardt-Stremayr
Die Innsbrucker Liedertafel veranstaltete am Samstag im großen Saal des Großgasthofes "Maria Theresia" einen großen Bunten Abend, dessen Erträgnis zur Gänze dem Deutschen Roten Kreuz zur Verfügung gestellt wurde. Das ausgedehnte, an die vier Stunden währende Programm stand auf bemerkenswerter künstlerischer Höhe. Der erfreulich gute Besuch wirkte sich nicht nur auf die im Rahmen des Kriegshilfswerks für das Deutsche Rote Kreuz und des Deutschen Jugendherbergswerks herumgereichten Sammelbüchsen, sondern auch als begreiflicher Ansporn für die Vortragenden, ihr Bestes zu geben, aus.
Unter der Leitung von Musikdirektor Max Köhler zeigte vor allem der gemischte Chor der Liedertafel in einer Reihe verschiedenartiger Vorträge sein Können, als Höhe- und Schlußpunkt mit dem gesungenen Walzer "Rosen aus dem Süden" von Johann Strauß, begleitet von einer Streichkapelle, die sich aus Mitgliedern des Städtischen Orchesters zusammensetzte und die verschiedenen Gesangspausen durch Konzertstücke füllte. Als Solistin des Abends wirkte Frau Elfriede Ebster-Rieser (Sopran) mit, die ihre gänzlich auf Mozart abgestellten Lieder- und Arienvorträge in Duetten mit Hermann Strele (Bariton) fortsetzte; Zugaben sind in solchen Fällen bereits Überlieferung. Frau Ebster-Rieser war auch die Interpretin für die Uraufführung der feierlichen Weise "Der Ostmark Heimkehr" von Max Moser, Vereinsführer der Innsbrucker Liedertafel; auch die tiefempfundenen Worte, die aus der Zeit des Umbruchs herrühren, stammen von ihm selbst und sind den Lesern unserer "Innsbrucker Nachrichten" bereits bekannt, da das Gedicht schon im "Bergland" erschienen ist. Die feinfühlige Klavierbegleitung der Solovorträge besorgte Ehrenchormeister Direktor Lanser.
Als musikalische Einlage gab der blinde Ernst Stettner vom Städtischen Konservatorium ein Flötenkonzert aus "Traviata", als Zugabe noch eine Polka (Klavierbegeleitung Josefine Wagner). Einen musikalischen Ruhepunkt des Abends, aber zu dessen wertvollen Minuten zählend, bedeutete eine meisterhafte Lesung des Schriftleiters Karl Paulin aus Karl Schönherrs Novelle "Tiroler Bauern von 1809", die die Schlacht am Berg Isel zum Teil in heimischer Mundart erzählt. Es klang da nicht nur 130 Jahre zurückliegende Vergangenheit auf, man hörte und sah vor seinem geistigen Auge Gestalten, wie wir sie auch heute unter unseren Gebirgsjägern nicht anders wissen.
Der Bunte Abend fand dann noch einen heiteren Ausklang, in dessen Rahmen die Schuhplattlergruppe Steiner Tiroler Volkstänze zeigte. Die Festleitung hatte der akademische Maler Hans Zötsch inne.
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Innsbrucker Nachrichten vom 10. Juni 1940, Seite 8
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Neue Wege zum Laienspiel der Hitler-Jugend
In: Innsbrucker Nachrichten vom 14. Juni 1940, Seite 3 f.
Signiert "G."
Neben den wertvollen bestehenden Bühnen machte sich in Tirol und Vorarlberg zu allen Zeiten auch eine starke Spielfreude geltend, die auf den unzähligen kleinen Bühnen des Landes Gestaltung fand. So manche Naturbegabung, manches künstlerische Talent aus dem Volk trat dabei in Erscheinung.
Die Hitler-Jugend als Trägerin nicht nur der politischen, sondern auch der kulturellen Betreuung der Jugend wendet in ihren Spielscharen auch dem Laienspiel größte Aufmerksamkeit zu. Laienspiel der Jugend folgt anderen Gesetzen als die Berufsbühne. Junge Menschen sollen nur sich selbst spielen und Dinge, die ihren Erlebniskreis entspringen. Neben den unvergänglichen alten Spielen des Hans Sachs wird immer der Ruf nach dem politischen Spiel aus dem Geschehen der Gegenwart heraus ertönen. So suchte die Bannspielschar Innsbruck-Land nach neuen Stoffen und fand sie im Rundfunkvortrag des Schriftleiters [Karl] Paulin im Reichssender Wien, der das Deutschlandbekenntnis der Dichter Tirols vom Jahre 1809 bis zur Gegenwart in ihren Versen zusammenfaßte. Aus sich selbst heraus gestaltete die Spielschar mit den Liedern bekannter ununbekannter Dichter Einzelszenen aus der Vergangenheit Tirols, die in einfacher und schlichter Weise mit kurzen dramatischen Bildern Jungenschicksale aus dem Jahre 1809 und 1938 aufzeigten.
An verschiedenen Abenden, vor allem aber im Dorf, wurden diese Szenen, gespielt mit der Begeisterung der Jugend, überall zu einem starken Erlebnis. Der völkische Stoff der Tiroler Geschichte blieb seit Schönherr und Kranewitter ohne Gestaltung. Er ruft nach jungen Kräften, die sich daran wagen.
Details zu Organisation, Funktion und Wirken der Hitler-Jugend
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Bildhauerschüler zeigen ihr Können
Ausstellung von Arbeiten der Berufsfachschule für Bildhauerei Aufgaben und Zielsetzung
In: Innsbrucker Nachrichten vom 19. Juni 1940, Seite 6
Von Dr. Fritz Olbert
Innsbruck, 18. Juni. Die Berufsfachschule für Bildhauerei der Staatsgewerbeschule Innsbruck stellt gegenwärtig in zwei Auslag[e]fenstern der Kunsthandlung Unterberger eine Reihe von Schülerarbeiten aus, die von dem Schaffen der jungen Bildhauer Zeugnis ablegen sollen. Die unter Leitung von Professor Hans Pontiller stehende Schule, die der kunstgewerblichen Abteilung der Staatsgewerbeschule zugehört, hat in der letzten Zeit eine Erweiterung erfahren. Der Schule stehen nunmehr wesentlich mehr Werkstoffe zur Verfügung, und zu der früheren Schnitz- und Modellierklasse ist nun die Arbeit in Stein und das Auftragen in Stuck für Bau- und Grabmalkunst hinzugekommen. Die jungen Menschen, die mit 14 Jahren in die Schule eintreten, erhalten in vierjährigem Schulbesuch eine gründliche Ausbildung, die ihnen die Lehrzeit und eine zweijährige Gehilfenzeit ersetzt.
Mag auch der Rahmen der kleinen Ausstellung bescheiden sein, so verrät sie nicht nur die ausgezeichnete Ausbildung der jungen Bildhauer, sondern auch manches beachtliche Talent, das sicherlich seinen Weg finden wird. Gerade die Bildhauerkunst verlangt gründliche Vorbildung, wirkliches Können, und jeder Schnitt mit dem Schnitzmesser muß ebenso "sitzen" wie der Hammerschlag auf den Meißel im harten Granit. Es gibt kein Vertuschen und Beschönigen, sondern in dem Werk, das sich dem Urteil stellt, drückt sich das wahre Können in oft harter Klarheit aus.
Die Ausstellung (die übrigens wirklich nur ein kleiner Ausschnitt aus reichem, vielversprechendem Schaffen ist) bietet eine Reihe schöner Arbeiten. Die umfangreicheren Stücke sind allerdings nur in gutgelungenen Bildwiedergaben zu sehen. Aber wie sicher, formvollendet und ausdrucksstark sind doch die kleinen Holzplastiken geschaffen, etwa Gestalten aus dem Imster Schemenlaufen, die Gänseliesel oder die anderen Märchengestalten, der Schweinehirt, dessen Bewegung Beobachtung und gekonnten Ausdruck verrät. Auf ein anderes Gebiet führen Arbeiten wie die schönen Armleuchter aus Holz, die an echte Volkskunst in unseren Bergen anknüpfen. Eine besonders hübsche Arbeit steuert eine Schülerin der Bildhauerschule bei, BDM.-Mädel, eine Plastik voll Kraft und innerem Ausdruck.
Aus diesen Arbeiten der Berufsfachschule für Bildhauerei spricht die Zielsetzung, die für das Schaffen dieser jungen Menschen gilt: sie ist die Wiederherstellung der Einheit von Kunst und Handwerk. Dem Lehrer obliegt es, die schöpferischen Kräfte und die Mittel zu entwickeln, aus denen der neue Geist deutschen Kunstschaffens zu schönster Form finden soll. Daß gerade in der Richtung auf dieses Ziel bereits viel erreicht ist, zeigen schon die wenigen zur Schau gestellten Stücke der kleinen, aber sicherlich beachtenswerten Ausstellung. Es ist um so erfreulicher, als in ihr vom Schaffen junger Menschen berichtet wird, die in emsiger Arbeit und aus echtem künstlerischen Drang heraus die Grenze des "Schulhaften" bereits weit hinter sich gelassen haben.
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Tiroler Volksblatt vom 19. Juni 1940, Seite 3
Die Standschützenkapelle Kufstein (früher Stadtkapelle) gab am Sonntag, 10.30 Uhr, auf dem Adolf-Hitler-Platz ihr erstes Standkonzert unter ihrer neuen Leitung von Kapellmeister [Cyrill] Deutsch [(1892 Reichenau/Mähren-1992 Kufstein)], ehemals Kapellmeister der bekannten Musikkapelle Zwölfmalgreien bei Bozen, und spielte auch beim Festzug. Das Konzert bewies, daß die Kufsteiner Trachten-Standschützenmusik, zusammengesetzt aus bewährten Kräften, ihre Aufgabe ernst auffaßt und das Beste verspricht. Es finden ab jetzt, wie wir erfahren, wieder regelmäßig Abend-Platzkonzerte statt, und zwar jeden Samstag um 20 Uhr auf dem Adolf-Hitler-Platz. Das erste Abendkonzert ist am kommenden Samstag [22. 6. 1940].
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Innsbrucker Nachrichten vom 19. Juni 1940, Seite 8
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Unsere Jugend erlebt den Krieg
Der "Hilf-mit"-Schülerwettbewerb des NS.-Lehrerbundes im Gau Tirol-Vorarlberg im Kriegsjahr 1940
In: Bergland 1940, Heft 5/6, Seite 18 ff.
Von Ernst Degn
[ ] Das Zeitgeschehen macht nicht mehr vor der Schlafstube halt: Frisch und blank glänzen die Kinderaugen, wenn ihnen begeisterte und mitten im Leben stehende Lehrer das Schicksal unserer Ahnen und die großen Taten und Pläne des edelsten der Deutschen und seiner Kampfgenossen zum Erlebnis werden lassen.
Nur so war es möglich, daß unsere Jugend den Aufruf des Reichswalters des NS.-Lehrerbundes, Wächtler, zum Wettbewerb: "Schaffendes Deutschland" so gut verstanden und mit so vollzähliger Beteiligung durchgeführt hat.
Dieser Wettbewerb, dem zu Beginn des Blitzfeldzuges in Polen noch das Thema: "Wehrhaftes Deutschland" angeschlossen wurde, war im wesentlichen der Inhalt der Gauausstellung 1940 des NS.-Lehrerbundes in Innsbruck, die ihr Material wiederum den vorangehenden Kreis- und Schulausstellungen aller Kreise des Gaues entnommen hatte [ ].
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Innsbrucker Nachrichten vom 26. Juni 1940, Seite 5