Zusammenfassung 1939

 

Das Jahr 1939 begann nach ausgelassenen Silvesterpartys mit einem vielfältigen Faschingstreiben, das laut parteioffizieller Ankündigung jetzt nicht mehr wie früher vom Aschermittwoch begrenzt werden musste. Besonders aktiv dabei erwies sich die Vergnügungsorganisation der Deutschen Arbeitsfront Kraft durch Freude (DAF/KdF). Diese ließ auf eine bunte Silvesterveranstaltung und einen Varietéabend im Großen Stadtsaal Innsbruck, der vor allem artistische Attraktionen mit Akrobaten aus nchen, Hamburg und Wien bot, in ihrem Faschingsprogramm als hepunkt einen Ball auf der Alm“ folgen. Die Deutsche Volkszeitung berichtet darüber in einer Vorschau am 28. nner 1939 auf Seite 6, am Tag des Balls: Die gute Organisation dieser Veranstaltung sowie die lebhafte Teilnahme aller Bevölkerungsschichten daran bieten die Gewähr, daß auch die letzte Großveranstaltung von KdF im Fasching wieder eine ganze große Sache wird. Gleich nf Musikkapellen, drei r den Tanz und zwei ‚für Stimmung’, sorgen r die reiche Umrahmung des KdF-Balles. Auch die Devise: KdF-Ball auf der Alm sagt schon, daß es urgemütlich wird und daß heute im Stadtsaal der Treffpunkt aller Fröhlichen sein wird.“


Repräsentative Ballveranstaltungen

In „sämtlichen umen des Stadtsaalgebäudes“ fand am 11. Februar 1939 als „Repräsentationsfest unserer Gauhauptstadt“ der Ball der Stadt Innsbruck“ statt. Diese traditionelle Ballveranstaltung sollte in der nationalsozialistischen Ära eine neue glanzvolle Ausstrahlung vermitteln: Die optische Gestaltung der umlichkeiten wurde Mitgliedern der Innsbrucker nstlerschaft übertragen. Die Kleidervorschriften bestimmten Uniform, dunkler Anzug oder Abendkleidung, und zweifellos werden die zahlreichen Uniformen des Dritten Reiches das gesellschaftliche Bild beherrschen“. Des Weiteren wird in einem Vorbericht der Innsbrucker Nachrichten vom 28. nner 1939 auf Seite 5 das Programm mitgeteilt: Im Großen Saale wird das Städtische Orchester unter der Leitung von Musikdirektor Max hler konzertieren, als Einlagen r die Tanzpausen sind Ballett- und Solonummern vorgesehen. Einer der bekanntesten Sprecher Deutschlands wird die verbindenden Worte zur Unterhaltung der ste sprechen. Im Adlersaal und im Kasino werden kleinere Musikkapellen zum Tanz aufspielen, zwei verschiedene Bars und ein rkisches Café zum Sitzen einladen, und es werden auch jetzt schon Vorbereitungen dafür getroffen, Glücksspiele (wohlgemerkt aber nicht die berüchtigten Hasards), da und dort einzurichten.“

Einen ausführlichen Bericht über diese illustre Faschingsveranstaltung, die die Repräsentanten des nationalsozialistischen Regimes natürlich als hne ihrer politischen und gesellschaftlichen Relevanz inszenierten, bringen die Innsbrucker Nachrichten vom 13. Februar 1939 auf Seite 5: „[…] Der Anbruch einer neuen, glückhaften Zeit hat auch dem Zauber Karneval seinen Stempel aufgedrückt. Den augenfälligsten Beweis dafür gab wohl der am Samstag im Großen Stadtsaal durchgeführte Ball der Stadt Innsbruck, das große repräsentative Fest, das erstmals alle hrenden nner aus Partei, Wehrmacht, Staat und Gemeinde gesellschaftlich vereint sah. Die überaus stattliche Besucherschar, an ihrer Spitze Gauleiter Hofer und Korpsführer General der Flieger Christiansen mit zahlreichen Gruppenführern des Nationalsozialistischen Fliegerkorps, ließ erkennen, daß die Bereitschaft zur Freude in den Innsbruckern lebendig ist, daß die endliche Befreiung von dem Alpdruck einer nun überwundenen hoffnungslosen Zeit sie geradezu zur Freude zwingt.“

Ausführlich wird das Ambiente der Ballveranstaltung, realisiert von Innsbrucker nstlern, beschrieben. Vermutlich war dafür der Maler Ernst Nepo hauptverantwortlich, der schon den Innsbrucker Maibaum von 1938 und hnenbilder kunstvoll gestaltet hatte: Der Festsaal war in Wahrung der rechteckigen Geräumigkeit und des linearen Charakters stilvoll geschmückt. Die nde zeigten eine großangelegte Verkleidung in Weiß, von breiten Goldstreifen durchsetzt, und darüber lbten sich, gleich einem Baldachin, orangefarbene nder. Die Frontseite mit dem Podium des Orchesters trug rtnerischen Schmuck, und über dem Ganzen thronten zwei riesige rfel als Beleuchtungskörper. Auch in den übrigen umen, mit Ausnahme der rkischen Mokkastube, die von bunten Ampeln matt durchleuchtet war, bildeten Weiß und Gold die geschmackvollen Grundtöne. Launiges Beiwerk tat das übrige zur Belebung des Festschmuckes, bei dessen Gestaltung erprobte Kräfte mit Erfolg am Werke waren.“

Auf die offizielle und ritualisierte Eröffnungspolonaise folgten in bunter Reihe Musik, Frohsinn und heitere Muse“. Das verstärkte Städtische Orchester wurde laut diesem Bericht nicht wie in der Vorankündigung beschrieben (Innsbrucker Nachrichten vom 28. 1. 1939, S. 5) von Max hler, sondern von den Dirigenten Max Alexander Pflugmacher und Benno Schmalwieser geleitet. Gesangseinlagen steuerten Mitglieder des Innsbrucker Stadttheaters bei, die der Sprecher Karl Steinacker in launiger Weise vorstellte. r weitere Abwechslung sorgte das Ballett des Stadttheaters, und auch in der Bar wurde nach den schmissigen Klängen der Kapelle [Artur] Kanetscheider lebhaft dem Tanze gehuldigt“.

Diesem Großereignis war im Stadtsaalgebäude Innsbruck am 6. Februar 1939 der beliebte „Alpenvereinsball“ mit Beteiligung zahlreicher Persönlichkeiten von Partei und Staat“ vorangegangen sowie im Großgasthof Breinößl der Ball des Deutschen nnergesangvereins. Die Innsbrucker Liedertafel veranstaltete ihren traditionellen Ball am Faschingssamstag (18. Februar 1939) unter dem Motto Wein, Weib, Gesang“ im Großgasthof Maria Theresia. Das ausgelassene Treiben wird in den Innsbrucker Nachrichten vom 20. Februar 1939, Seite 6, geschildert: Als um 9 Uhr Seine ‚Tollität Prinz Tobby I. man sagt, er soll von nchen ausgetauscht worden sein in der Maske des bekannten deutschen Schalksnarren Till Eulenspiegel mit seinem bunten und teilweise erotischen Hofstaat, unter Begleitung einer flotten Marschmusik hoch zu Thron seinen feierlichen Einzug hielt, war die Stimmung bereits ausgezeichnet. Nach den üblichen Hofzeremonien’, die Tobby I. wissen ließen, daß er hier zu einer ganz fröhlichen Gesellschaft gekommen sei, begannen ihm zu Ehren die ‚Festvorführungen’, die in exotischen Gruppen- und Einzeltänzen bestanden. Der Chor der Innsbrucker Liedertafel wartete mit einigen Gesängen auf, und dann mischte sich Seine Hoheit unter das Volk, was soviel hieß, daß der Ball eröffnet war. Der Chor der Innsbrucker Liedertafel sang den schönen Walzer von [Johann] StraußWein, Weib und Gesang“, und leitete somit zum Tanz über.“

Am Faschingswochenende gab es eine Reihe weiterer Ballveranstaltungen. Bereits am Donnerstag (16. Februar 1939) war in mtlichen umen des Hotels Maria Theresia von der Deutschen Arbeitsfront, Gaufachgruppe Das deutsche Gaststättengewerbe in Zusammenwirken mit der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude und der Wirtschaftsgruppe Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe ein Maskenball in Szene gegangen. Darauf folgte am Freitag (17. Februar 1939) im Hotel Tyrol der große Ball der Garnison Innsbruck. Neben dem Kommandanten Generalmajor Feurstein und dem gesamten Offizierkorps waren als Festgäste auch Gauleiter Hofer und Oberbürgermeister Dr. Denz geladen, die mit zahlreichen Vertretern der Formationen und Gliederungen der Partei ihre Verbundenheit zur Wehrmacht kundtaten. Am Faschingssamstag (18. Februar 1939) veranstaltete das Unteroffizierkorps seinen Ball in den Innsbrucker Stadtsälen. Neben Generalmajor Feurstein und Vertreter ehemaliger Kaiserschützen waren auch hier Angehörige der NSDAP und Behörden als Ehrengäste anwesend. Über das Programm berichten die Innsbrucker Nachrichten vom 20. Februar 1939 auf Seite 5: Zu Beginn hrte eine Polonaise durch die geschmackvoll geschmückten ume des Stadtsaales. Eine Jazzkapelle [!] und eine Streichkapelle spielten unermüdlich zum Tanze. Um 11 Uhr trat eine Schuhplattlergruppe auf. Anschließend brachten Rheinländer frohe Karnevalstimmung in den Saal. Die verschiedenen Darbietungen ernteten reichen Beifall. Um 3 Uhr schloß die Veranstaltung, die als einer der größten lle des heurigen Faschings zu werten ist.“

Natürlich gab es auch außerhalb Innsbrucks im ganzen Gaugebiet Ballveranstaltungen. Weitum bekannt waren zum Beispiel der Ball des Haller Kübels“, ein Maskenball, bei dem sich auch die „KdF.-Gäste zahlreich einfanden“ (Innsbrucker Nachrichten vom 20. Februar 1939, Seite 5) sowie der Alttiroler Trachtenball“ in Kitzbühel, über den die Deutsche Volkszeitung vom 1. rz 1939 auf Seite 7 berichtet: Letzten Samstag fand in mtlichen umen des Grandhotels in Kitzbühel der bekannte Alttiroler Trachtenball, veranstaltet vom dortigen 1. Tiroler Trachtenverein, Landsturmgruppe 1809, unter außerordentlicher Beteiligung der Bevölkerung statt. Schon lange vor Beginn der Veranstaltung mußte jeder weitere Zutritt gesperrt werden, da die weiten ume bereits überfüllt waren. Besonders eindrucksvoll war der geschlossene Anmarsch der Mitglieder des Trachtenvereins, die sich in farbenbuntem Zug unter Vorantritt der Stadtmusikkapelle von ihrem Vereinsheim, dem Gasthof Harisch, zuerst zum Hotel Reisch und von dort wieder durch die Straßen der Stadt, überall lebhaft begrüßt, zum Grand-Hotel begaben. Die zahlreichen, echten Trachten wurden von den vielen Wintersportgästen, denen eine lebendige Musterkarte nahezu aller Tiroler Trachten geboten wurde, gebührend bewundert.“ Am 7. nner 1939 wurde im Hotel Reisch in Kitzbühel ein Trachtenball gegeben, dessen Erträgnis dem Winterhilfswerk des deutschen Volkes“ gewidmet war. Auch damals verliehen viele schöne und echte Trachten dem frohen Beisammensein eine malerische Note“ (Deutsche Volkszeitung vom 10. nner 1939, Seite 7).

Am 4. rz 1939 veranstaltete der Verein der rntner im Innsbrucker Stadtsaal seinen „Kärntner-Ball“, nachdem der Verein der Wiener und Niederösterreicher schon früher den schon bestens eingeführten „Wiener-Walzer-Abend“ wie alljährlich mit besonderem Erfolg durchgeführt hatte. In der stimmungsvollen Atmosphäre des „Schönbrunner Schlossparks“, in den man den Festsaal des Stadtsaals verwandelt hatte, spielte das Musikkorps der Gebirgsjäger. Das Ballett der Städtischen hne hrte stilgerecht ein Menuett vor. In anderen len konnte man zu moderner Musik“ tanzen oder sich bei Schrammelmusik in echte Wiener Heurigenstimmung versetzen lassen (Innsbrucker Nachrichten vom 20. Februar 1939, Seite 5).


Städtische Bühne Innsbruck – Tiroler Landestheater

Unter der Devise Auf großer Fahrt ins neue Jahr“ feierten auch die Intendanz und die Mitglieder der Städtischen hne mit einem vergnüglichen Durcheinander von beschwingter Musik und Tanz, von humoristischen Einlagen und dem zweiten Teil der Operette Maske in Blau von Fred Raymond unter der musikalischen Leitung von Benno Schmalwieser am Silvesterabend 1938 den Jahreswechsel. Laut der Deutschen Volkszeitung vom 2. nner 1939, Seite 5, bewundert das Publikum die rassige und einschmeichelnde Musik dieser Operette. Ganz besondere Anerkennung fand die großartige Ausstattung, ferner das Ballett, das sich wieder fabelhaft in den Rahmen der Handlung einfügte und mit Hingebung und Schwung bei der Sache war.“ Zum originellen, von stlichem, übersprudelnden Humor geprägten ersten Teil des Abends wird bemerkt: Gleich von Anbeginn hatten die nstler mit den Zuschauern Kontakt gefunden, und je weiter das Programm abgewickelt wurde, um so größer wurde der Freudentaumel, von Szene zu Szene steigerte sich die Stimmung, und es war ein wirklich prächtig gelungener Silvesterabend, an dem Frohsinn und Heiterkeit uneingeschränkt herrschten […]. Fritz Tannenberg stellte sich als amüsanter und recht flott plaudernder Ansager vor auf der hne sitzen die nner, die sonst hinter der Kulisse tig sind, die hnenarbeiter, die trinken und spielen Karten. Es soll laut Programm Faustaufgeführt werden, aber es ist ja Silvester, die hnenarbeiter feiern. Alle Schauspieler und Schauspielerinnen mit ihnen, bis endlich mit Hilfe eines Wachmannes und eines Magnets das ganze Ensemble herbeigezogen wird. Und dann ist die ganze erste Garnitur der Operette auf der hne […]. Dann spielt das Orchester die Ouvertüre zur Fledermaus“. Darauf folgte eine bunte Zusammenstellung von nzen, Sketchen, zwei Jodellieder der kropferten Liesl aus Obergurgl, die von einer Operettensängerin imitiert wurde, Wiener Lieder mit Schrammelmusik, Schlagerschnulzen sowie heiter ironische Kommentare und Gestikulationen, die in ihrer brillant schalkhaften Darbietung Lachsalven auslösten. Der riesige Beifallssturm, der nach Schluß der Aufführung einsetzte, bewies, daß das Publikum mit den Darbietungen zufrieden war.“

Der Berichterstatter in den Innsbrucker Nachrichten vom 2. nner 1939 bringt auf Seite 8 einen grundsätzlichen Kommentar zu einer neuen Form Deutscher Tanzmusik“, die er in Raymonds Operette Maske in Blau realisiert sieht. Der Begriff Moderne Tanzmusik“ galt seiner Meinung nach bislang „unlösbar verbunden mit den meistens mißtönenden Klängen von Negerinstrumenten verschiedenster Art“. Diese Musik sah ihren Selbstzweck im Rhythmus, hrend das Melodiöse auf ein Mindestmaßbeschränkt blieb […]. Uns Deutschen konnte das nicht recht gefallen“, so lautet seine rassisch fundierte Begründung. Zur Bestärkung seiner Ansicht hrt er weiter aus: Besonders nicht, als wir uns nach der nationalen Erhebung erst so richtig bewußt wurden, was es heißt, deutsch zu sein. Es re aber ein Armutszeugnis gewesen, einfach die moderne Tanzmusik fallen zu lassen und auf den vertrauten Spuren unserer ter im Walzer- oder Polkaschritt in die Vergangenheit zurück zu tanzen. So haben sich denn verschiedene deutsche Musiker der ngeren Generation daran gemacht, hier Wandel zu schaffen und sind zu wirklich schönen Ergebnissen gelangt […]. Auch unsere Städtische hne konnte und wollte nicht an dieser Kunstgattung vorbeigehen und hat Raymonds Maske in Blau zu Weihnachten in einer Aufführung herausgebracht, die jeder Großstadtbühne alle Ehre machen nnte. Es mag vielleicht auch Gegner solcher Operetten geben. Wir sind der Meinung, daß es verdienstlich um die deutsche Operette ist, eine Musik zu machen, die in ihrem Rhythmus der amerikanischen Tanzmusik um nichts nachsteht, die aber gleichzeitig Melodien hervorbringt, die wirklich ins Ohr gehen.“

Operettenvorstellungen bildeten auch das Hauptrepertoire in Fortsetzung der Spielzeit 1938/39 unter der Intendanz von Robert Hellwig 1939. Auf den Zarewitsch von Franz Lehár und der wiederholt aufgeführten Operette Die Maske in Blau von Fred Raymond folgte Polenblut von Oskar Nedbal. Zu einer besonderen Attraktion wurde die Erstaufführung der Operette rst ohne Land am 23. Februar 1939, komponiert vom stellvertretenden Intendanten Max Alexander Pflugmacher. In der Besprechung der nften Aufführung dieser Operette, die gleichzeitig die erstmalige KdF-Vorstellung war, äußert sich der Rezensent in der Deutschen Volkszeitung vom 21. rz 1939 auf Seite 10 zunächst grundsätzlich zum zeitgenössischen Operettenschaffen: Die Operettenkomposition war in den Nachkriegsjahren allmählich auf einem toten Punkt gelangt. Ungesunde Schlagerwirtschaft hat dem inhaltsvollen Operettenschaffen schweren Schaden zugefügt und einer weiteren Entwicklung auf diesem Wege Einhalt geboten.“ Als Abhilfe empfahl er die Bindung zu Volk und Heimat in der Wahl des Stoffes“. Seiner Ansicht nach rde auch in der neuen Operette eine neue Richtung gesucht, so, wie in der ganzen deutschen Kunst und im Kunstschaffen neue Wege gesucht und gegangen werden“. Er meinte damit die Konzentration auf „völkische“ Inhalte. Unter diesen Gesichtspunkten ist auch die Operette ‚Fürst ohne Land zu betrachten […]. Ist doch Tirol ausschlaggebend r dieses Werk, sind doch alle Voraussetzungen gegeben, um ein Werturteil abzugeben über ein Stück, das mit Fug und Recht als ein Tiroler Stück angesprochen werden darf. Stofflich ist die Operette rst ohne Land der Geschichte Tirols entnommen. Das Buch [Libretto: Max Alexander Pflugmacher und Josef Buresch, Liedertexte: Josef Buresch und Max Kammerlander] nimmt als Vorwurf die historische Gestalt des Herzog Friedrich, genannt Friedl mit der leeren Tasche, der im Kampfe gegen seinen Kaiser, vom Bannstrahl des Papstes getroffen, nur beim Tiroler Volk Halt und Stütze fand und dies dann durch eine segensreiche Regierung vergalt. Die Musik des Werkes ist ebenso melodiös reichhaltig wie allen gegebenen Handlungen angepasst […] überall verspürt man einen frischen Hauch leicht verständlicher Musik, die einem lange noch in den Ohren nachklingt.“

Franz Lehár, einer der Lieblingskomponisten des „Führers“, ist mit zwei weiteren seiner Erfolgsoperetten, Das Land des chelns und Die lustige Witwe, im Spielplan dominierend präsent.

Als Novität r das Osterprogramm 1939 war die Operette Die nzerin Fanny Elßler ausgewählt worden. Deren Musik galt als geschickte Kompilation von Musik Johann Strauß’ jun., das Arrangement hatten 1934 Bernhard Grun und Oskar Stalla vorgenommen. Über die Aufführung vom Ostersonntag teilen die Innsbrucker Nachrichten vom 11. April 1939 auf Seite 7 mit: „Für die Kräfte der Städtischen hne bedeutete es gewiß eine schöne Aufgabe, am Ostersonntag ihren sten das romantische Schicksal der Fanny Elßler zu vermitteln. Es kann gleich vorweg gesagt werden: Diese Erstaufführung an der Städtischen hne, die gleichzeitig die Premiere r die Ostmark darstellte, war ein voller Erfolg.“

Die Operetten Liebe in der Lerchengasse mit Musik von Arno Vetterling, dessen Dorothee“ bereits in einer Sonntagnachmittagsvorstellung Anfang nner 1939 gegeben worden war und Frau ohne Kuss von Walter Kollo ergänzten das Programm der bald zu Ende gehenden Spielzeit. Die Operette Die Frau ohne Kuß brachte in die nicht mehr sehr theaterfreudige Maienzeit noch einmal nftigen Wirbel und stürmische Heiterkeit“, ist in den Innsbrucker Nachrichten vom 19. Mai 1939 auf Seite 5 zu lesen. Die Musik unter Herbert Koflers Leitung hatte dank Walter Kollos reizendem Melodienkranz leichtes Spiel’. Der Zuschauerraum war auch beteiligt mit stürmischem Applaus, der sich eine Reihe von Wiederholungen erzwang“. Diese Operette wurde auch als Festvorstellung anlässlich der internationalen Chemiker-Tagung in Innsbruck am 31. Mai 1939 dargeboten.

Alle Operetten inszenierte Intendant Robert Hellwig. Die hnenbilder stammten durchwegs von Hans Siegert. Die musikalische Leitung teilten sich Max hler, Benno Schmalwieser und Max Alexander Pflugmacher. Zu Ende der Spielzeit kam Herbert Kofler als Dirigent hinzu.

Die Oper wurde durch Gastspiele in äußerst bescheidenem Rahmen berücksichtigt. Unter der musikalischen Leitung von Max Alexander Pflugmacher kam an einem Wochenende Mitte nner 1939 die Oper Die toten Augen von Eugen dAlbert zweimal zur Aufführung. Der Besprechung von Dr. Josef Seidl in den Innsbrucker Nachrichten vom 16. nner 1939 ist zu entnehmen, dass um die Aufführung zu ermöglichen“, r die Hauptrollen ste verpflichtet worden waren, darunter die Kammersängerin Liesel ning von der Augsburger Oper und Kammersänger Josef Degner von der Staatsoper Hamburg: Dieser betreute auch die Inszenierung. Einen reinen Genuß vermittelte wieder das Orchester, das unter der temperamentvollen Leitung M. A. Pflugmachers wirklich Hervorragendes leistete. Sein polyphones Spiel hatte Zug und Schwung, feste Haltung und tiefe Empfindung, süße Verträumtheit und hinreißende Leidenschaft. Vollstes Lob gebührte auch dem hnenbildner Hans Siegert r die wildzerklüftete Felsenlandschaft des Vorspiels und das hnenbild der Handlung, das in dlicher Farbenpracht leuchtete. Die Aufführung war gut besucht, und die Darsteller der Hauptrollen fanden begeisterten Beifall.“

Am 18. und 19. Februar 1939 gab die Augsburger Oper ein „Gesamtgastspiel“ mit Vincenzo Bellinis Norma unter der musikalischen Leitung von Dr. Heinz ttger, Kapellmeister am Stadttheater Augsburg.

Eine weitere nicht alltägliche Attraktion bildete der Tanzabend der Schule Dora Ohme-Fini Pointner, der Anfang Juni 1939 auf der Städtischen hne geboten wurde. Mit rhythmischen Spielen der Kinder sowie Bewegungsstudien und nzen der Erwachsenen wollte man die Ergebnisse der nstlerischen Arbeit der Tanzschule innerhalb eines Jahres vorstellen. In den Innsbrucker Nachrichten vom 9. Juni 1939 wird auf Seite 8 der Eindruck dieser charmanten Präsentation zusammengefasst: Der Abend schenkte allen Zuschauern Stunden, die ihnen noch lange in froher Erinnerung nachklingen werden. Es ist sehr zu begrüßen, daß die Schule Ohme-Pointner in so vorbildlicher Weise die schöpferische Tanzkunst pflegt. In den Jahren der Systemzeit wurde es ihr von moraltriefenden Schnüfflern verboten, öffentlich aufzutreten. Daß trotz dieser Schwierigkeiten die Leistungen der Schülerinnen zu einer beachtenswerten he entwickelt werden konnten, hat dieser Tanzabend vor aller Augen gezeigt.“

Ein besonderes Event der Tanzkunst vermittelte am 3. Dezember 1939 der Auftritt des Romantischen Balletts, das von der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude zu einem Gastspiel in Innsbruck verpflichtet wurde. Die Neueste Zeitung vom 1. Dezember 1939 veröffentlichte dazu Folgendes: Dieses Ballett, eines der ersten Großdeutschlands, nimmt seine Bedeutung vor allem aus der Persönlichkeit seines Schöpfers und nstlerischen Leiters Helge Peters Pawlinin. Von der berühmen russischen Ballettschule hat ihn sein Weg über Gastspielreisen durch die ganze Welt zur Stellung des Ballettmeisters an der Dresdner Staatsoper geführt. Im Jahre 1935 hat er dann in nchen sein eigenes Ballett gegründet, um damit seine nzerischen Ideen zu verwirklichen. In einer eigenen Schule zog er sich junge nstler nach sorgfältiger Auswahl heran und begann nach langer, unermüdlicher Vorbereitungsarbeit im Frühjahr 1937 mit seiner Schöpfung vor die Oeffentlichkeit zu treten […]. Das Ballett wurde eingeladen, am Tage der deutschen Kunst seine nze zu zeigen. Der große Erfolg bei dieser Gelegenheit brachte Angebote r Gastspielreisen. Noch im selben Jahr begann Helge Peters Pawlinin mit der Arbeit an einem neuen Programm, das im Frühjahr 1938 seine Premiere erlebte. Es umfaßt die nzerische Wiedergabe der Kompositionen unserer größten Meister […]. Bei seinem Innsbrucker Gastspiel wird das Romantische Ballett unter anderem nach Musik von Chopin, Beethoven, Brahms, Mozart und Haydn tanzen. Sein Gastspiel wird in der Gauhauptstadt zu einem einmaligen nstlerischen Ereignis werden.“

Anfang Mai 1939 gab die Staatsschauspielerin Lil Dagover mit eigenem Ensemble mit der Komödie Spiel im Ernst von Gerhard T. Buchholz in der Regie von Karl Heinz Martin und der Musik von Werner Bochmann ein einmaliges Gastspiel auf der Städtischen hne Innsbrucks.

Das Sprechtheater der Städtischen hne präsentierte sich vor allem mit gehobenen Unterhaltungsstücken, „Komödien“ und Lustspielen“, seinem Publikum. Die Aufführung des Trauerspiels Emilia Galotti von Gotthold Ephraim Lessing bildete eine Ausnahme in dem sonst meist lebensfroh heiteren Programmverlauf. Meisterwerke wie Stücke von Oskar Wilde Ein idealer Gatte oder Bunbury (oder: Ernst sein ist alles) wechselten sich ab mit eher mittelmäßiger Alltagskunst. Schwänke wie Der Hochtourist von Kurt Kraatz und Max Noel oder Komödien wie Aimée und Der gesunde Menschenverstand von Heinz Coubier, die Moral von Ludwig Thoma gehörten ebenso zum weitgehend akzeptierten Repertoirebestand an literarischen Neuheiten r das Innsbrucker Theaterpublikum wie die Lustspiele Eintritt frei von Just Scheu und Horst Lammer oder Flitterwochen von Paul Helwig. Unter „Schauspiel“ liefen die Stücke Uta von Naumburg von Felix Dhünen, Thomas Paine von Hanns Johst (Musik von Mark Lothar) und Der Thron zwischen Erdteilen von Hanns Gobsch wegen ihres ernsteren Charakters.

Die Inszenierungen besorgten die Darsteller Siegfried Süßenguth und Richard Henneberg. Die hnenbilder stammten durchwegs von Hans Siegert.

Eine einmalige Besonderheit bildete am 29. rz 1939 eine „große Kindervorstellung“ mit der Erstaufführung von bezahls lustige Streiche, einem heiteren rchenspiel von Sigfried rber, dem engagierten und talentierten Dramaturgen der Städtischen hne Innsbruck in der Regie von Siegfried Süßenguth.

Im September 1939 erfolgte die Umwandlung der Städtischen hne Innsbruck zum Tiroler Landestheater. Diese Namensänderung bedeutete nicht nur eine Äußerlichkeit, sondern auch einen ideologisch kulturpolitischen Auftrag. Dr. Sigfried rber, der Dramaturg des Hauses, erklärt diese Intention in seinem Artikel in den Innsbrucker Nachrichten vom 5. September 1939 auf Seite 5 folgendermaßen: Die neue Organisationsform sei nicht bloß eine Änderung der äußeren, geschäftlichen und verwaltungsmäßigen Form des Theaters, sondern sie unterstreicht auch, daß das Theater Innsbruck eine bedeutende kulturpolitische Sendung zu erfüllen hat. Die dichterischen und theatralischen nstlerischen Kräfte, die in Tirol in so reichem Maße sprießen, sollen gemeinsam in einem Brennpunkt zusammengefaßt auf der Innsbrucker hne wirken, dadurch, daß sich das Theater voll und ganz auf eine dem Boden des Gaues und der Stadt artgemäße Kunstpflege besinnt. Es soll nicht ein Theater unter Theatern sein, sondern das Theater Tirols“. Ziel sei es vor allem, eine klassische wie zeitgenössische großdeutsche Kunst hier zur vollwertigen Entfaltung“ zu bringen. r die Neuausrichtung des Innsbrucker Theaters hatte sich insbesondere Gauleiter Hofer eingesetzt. Die treibende Kraft dahinter war vermutlich Max Alexander Pflugmacher, der wahrscheinlich durch intrigante Hinterhältigkeit vom Stellvertretenden Intendanten zum Intendanten aufstieg. Die Bestellung des überaus begabten Furtwängler-Schülers Hans-Georg Ratjen als erstem Kapellmeister, der alle ihm anvertrauten Werke inklusive Opern auswendig dirigierte, durch Pflugmacher hatte ihren Grund glicherweise auch darin, dem ihm missliebigen Innsbrucker Konservatoriumsdirektor und beliebten Dirigenten Fritz Weidlich eine ernsthafte Konkurrenz entgegenzustellen. Später gelang es Pflugmacher zur im kulturpolitischen Bereich vielleicht einflussreichsten Persönlichkeit im Gau zu avancieren und Weidlich ganz zu verdngen.

Die neue Organisationsstruktur des Tiroler Landestheaters sah auch die llige Einbindung der seit einem Jahr bestehenden Gaubühne Tirol-Vorarlberg vor. Von besonderem Prestigewert war die Realisierung einer eigenen und ständigen Oper. Sigfrid rber fasste die aktuelle Strategie in seinem Bericht wie folgt zusammen: In gleicher Weise wie in Drama, Komödie und Operette wird ein sorgsam ausgewählter Spielplan geboten werden und eine ihrer kulturpolitischen Aufgabe bewußte Theaterführung wird es sich angelegen sein lassen, das Vertrauen der Volksgenossen neu zu erringen und zu lohnen, eine fruchtbringende Zusammenarbeit mit der NS.-Gemeinschaft Kraft durch Freude aufzunehmen und vor allem auch die Jugend in weitestem Maße an das Theater, die hervorragendste Kulturstätte der Nation, heranzuführen.“

Am 22. September 1939 wurde unter diesen Prämissen die Spielzeit 1939/40 in Anwesenheit der politischen Prominenz, an der Spitze Gauleiter Hofer und Innsbrucks Oberbürgermeister Dr. Denz, feierlich eröffnet. Eingeleitet wurde der Festabend mit der Aufführung von Beethovens dritter Leonoren-Ouvertüre, gespielt vom Städtischen Orchester. Darauf folgte als Erstaufführung Der Hochverräter, ein tragisches Schauspiel des jungen deutschen Dramatikers Curt Langenbeck. Das Stück spielt im Nordamerika des ausgehenden 17. Jahrhunderts und verarbeitet das tragische Schicksal eines Volksführers, der an der Gemeinheit und Niedertracht seiner Gegner zerbricht. Das im Drama zum Ausdruck gebrachte verhängnisvolle Eingreifen Englands in die amerikanische Kolonie verlieh der Aufführung angesichts des Kriegszustandes Deutschlands mit England eine besondere Aktualität.

Als erste Opernpremiere der Saison 1939/40 kam am 24. September 1939 Beethovens Fidelio unter der musikalischen Leitung von Hans-Georg Ratjen. Der Premiere war am 21. September ein prestigeträchtiges Gastspiel in der Olympia-Festhalle Garmisch-Partenkirchen vorausgegangen, das die NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude veranstaltete, vor ausverkauftem Haus. Dem Anlass entsprechend inszenierte sich auch die Partei. Der Innsbrucker Kreisleiter Dr. Primbs überbrachte in Garmisch-Partenkirchen Grüße des Gauleiters Franz Hofer. Als Vertreter des Gaues nchen-Oberbayern war Gaufeierabendreferent Parteigenosse Ten Kloot anwesend. Als weitere Opernaufführungen 1939 folgten mit Verdis Rigoletto, Humperdincks nsel undGretel,schließlich Leoncavallos Bajazzo und Mascagnis Cavalleria rusticana durchwegs populäre Werke. Humperdincks rchenoper ging das Ballett Wir tanzen durch die Welt voraus, das die neue Innsbrucker Ballettmeisterin Lisa Diederich entworfen und einstudiert hatte. Das Aufführungskonzept enthielt in fantasievoller Choreographie nze verschiedener lker, wie Menuett, einen indischen Opfertanz“, einen Laternentanz“ aus Japan, eine hmische Polka oder einen russischen „Tscherkessentanz“. Dr. Josef Seidl beschreibt in den Innsbrucker Nachrichten vom 27. November 1939 auf Seite 7 die besondere atmosphärische Note dieser Darbietung: Bei den italienischen und ungarischen Volkstänzen fiel besonders die bsche Siegrid Zander auf, Lisa Diederich tanzte mit spanischem Temperament einen Tango und ein exakt einstudierter Girltanz hrte nach Amerika. Von dort ging es aber gleich wieder zurück nach Wien, wo uns Johann Strauß die Gschichten aus dem Wiener Walderzählte. Oft schon haben wir diesen unsterblichen Walzer getanzt gesehen, aber wohl selten mit solcher Anmut, mit so wundervoller Beschwingtheit wie von Lisa Diederich, Karl Ball, Eddi Reicher und den Damen der Tanzgruppe.“

Die Folge der Operettenproduktionen 1939/40 begann mit einer bejubelten Aufführung von Wiener Blut von Johann Strauß am 23. September 1939. Daran schlossen sich die Operetten Salzburger Nockerln von Fred Raymond und Die Fledermaus von Johann Strauß, die besonders nachhaltigen Eindruck hinterließ. Die Premierenkritik in den Innsbrucker Nachrichten vom 6. November gibt davon Zeugnis: Auch wer danach gesucht tte, dem rde es schwer gefallen sein, an der vor ausverkauftem und beifallsfreudigem Haus am Samstagabend im Tiroler Landestheater aufgeführten Operette Die Fledermaus die dritte dieser Spielzeit und dabei nach Wiener Blut bereits die zweite von Johann Strauß irgend etwas auszusetzen. Die ganze Aufführung war aus einem Guß, in Besetzung und Inszenierung. Walter Jahnhuhn als Spielleiter hat mit dieser Aufführung die Voraussetzung r zahlreiche Wiederholungen geschaffen […]. Unter der Stabführung von Hans Georg Ratjen legten unser Orchester und die von Hermann Keis geleiteten Chöre die Strauß’sche Musik so wienerisch hin, wie es von ihr zumal in der Fledermaus verlangt wird […]. Diese Aufführung tte selbst als Sylvestervorstellung, die immer den hepunkt der Operettenspielzeit darzustellen pflegt, keinen Wunsch offen gelassen.“ Die beiden folgenden Operettenpremieren hatten besondere tirolische Akzente. Mit der Operette Schwabenstreiche wurde zwei jungen Innsbrucker nstlern die glichkeit der Präsentation ihres „Gemeinschaftswerkes“ auf der ersten hne des Landes eingeräumt. Willi Lanzelin schrieb eine in unbekümmerter Heiterkeit und ausgelassenem Übermut ablaufende Handlung, zu der Herbert Kofler eine leicht ins Ohr gehende volkstümliche Musik beisteuerte. Dem Bestreben der hnenleitung, junge heimische Talente zu rdern, wurde auch von Gauleiter Hofer Reverenz erwiesen, denn er erschien zusammen mit Innsbrucks Oberbürgermeister Dr. Denz zur Uraufführung am 10. Dezember 1939. Obwohl diese Operette bei ihrer ersten Präsentation mit großer Zustimmung bedacht wurde, indem das begeisterte Publikum den Dirigenten Max Alexander Pflugmacher sowie die beiden Autoren auf die hne rief, um den rauschenden Beifall sowie Blumen und Lorbeerkränze entgegenzunehmen, war dem Werk kein nachhaltiger Erfolg beschieden.
r die letzte Operettenpremiere des Jahres 1939, Hofball in Schönbrunn am 19. Dezember, hatte der bekannte Tiroler Dramatiker Josef Wenter das Textbuch verfasst. Die Musik stammte von August Pepöck, dessen frühere Werke wie del ade und Trompeterliebe ihre Erstaufführungen in Innsbruck erlebt hatten. Hofball in Schönbrunn war eine sehr erfolgreiche Operette. Die Uraufführung fand 1937 in Berlin im Theater des Volkes statt, das 4.000 Besuchern Platz bot. Einhundert Aufführungen allein in der Reichshauptstadt zeugen r die außergewöhnliche Beliebtheit dieser Operette. Von dort ging der Hofball in Schönbrunnüber viele deutsche hnen. Die Innsbrucker Premiere erfolgte in Anwesenheit des Gauleiters, damit trug sie den Charakter einer Festvorstellung. Der finanzielle Ertrag war dem Winterhilfswerk gewidmet. In den Innsbrucker Nachrichten vom 21. Dezember 1939, Seite 5, wurde diese Aufführung als die beste nstlerische Leistung der Spielzeit bezeichnet. Der Kritiker betont besonders das Engagement Max Alexander Pflugmachers, der nicht nur die musikalische Leitung des Abends, sondern auch die Inszenierung selbst übernommen hatte.

Im Sprechtheater wurden die heiter beschwingte Komödie und der Schwank gepflegt, abgesehen von Schillers Trauerspiel Maria Stuart. Noch mehr als in der vergangenen Spielzeit war dabei der Akzent auf ausgelassen Humor gesetzt, indem sogar mit Bravo Herr Oberkellner, einer „Dorfkomödie“ von Max Vitus und Der Frontgockel, ein „Lustspiel“ von Hans Fritz, Stücke in das Programm genommen wurden, die ansonsten auf der Innsbrucker Breinößl-Bühne zur Belustigung einem kulturell eher weniger interessierten Publikum vorbehalten waren. Mit der Leichtigkeit des Kulturangebots sollte vermutlich der seelischen Bedrängnis wegen des am 1. September 1939 ausgebrochenen Krieges ein emotionales Gegengewicht verschafft werden. Die Spielfolge ist durchwegs auf Optimismus und Lebensfreude angelegt: Der Engel mit dem SaitenspielKomödie von Alois Johannes Lippl, Kinder! Kinder! Lustspiel von Hans Fitz, Der Raub der Sabinerinnen Schwank von Franz und Paul von Schönthan, Der blaue Heinrich Schwank von Otto Schwarz und Georg Lengbach. Zu diesem Stück wird in einer Vorschau der Innsbrucker Nachrichten vom 24. November 1939, Seite 7, mitgeteilt: Wer gerne im Theater lacht, wird seine helle Freude haben an der ununterbrochenen Reihe von komischen Situationen, die in diesem bewährten Schwank vom Aufgehen bis zum Fallen des Vorhanges geboten werden.“

Wiederholt wurde das Innsbrucker Theater r Veranstaltungen der Partei verwendet. Anlässlich der Feierlichkeiten zum Jahrestag der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich entfiel die Vorstellung der Operette rst ohne Land von Max Alexander Pflugmacher. Zum „Heldengedenktag“ (Putschversuch der Nationalsozialisten in nchen 1923) am 9. November 1939 kam als „Festvorstellung“ die Österreichische Tragödie von Rudolf Oertel zur Aufführung. Die Stückwahl hatte freilich ideologischen Hintergrund, sie passte inhaltlich ideal zur Gedenkzeremonie. Sigfried rber schreibt in seinem Vorbericht zur Aufführung in den Innsbrucker Nachrichten vom 7. November 1939, Seite 7: Dieser Vorstellung kommt eine besondere Bedeutung zu, da es sich um die Erstaufführung r die Ostmark handelt. Das Werk, das in fesselnden Bildern und Gestalten einen Ausschnitt aus der Geschichte der deutschen Ostmark auf die hne stellt und dessen Grundgedanke die Einigung aller Deutschen ist, erzielte bei seiner Aufführung am Nationaltheater Mannheim einen großen Erfolg. Erhöhte Bedeutung gewinnt dieses Schauspiel an einem ostmärkischen Theater, und die Aufführung am Tiroler Landestheater bedeutet r Innsbruck eine kulturpolitische Tat.“

Auf die Besinnlichkeit des Karfreitags wurde durch Entfall jeglicher Vorstellung noch cksicht genommen.


Gaubühne Tirol-Vorarlberg

Die Gaubühne Tirol-Vorarlberg war als Wanderbühne eingerichtet mit dem Auftrag, im ganzen Gaugebiet durch vorbildliche Theaterveranstaltungen das im Land vielfach übliche Laienspiel im Niveau anzuheben, sowohl was die Stückauswahl als auch deren Darbietung betrifft. Mit dieser Initiative, die tatkräftig von der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freudeunterstützt und mitorganisiert wurde, war gedanklich verbunden unter anderem der Grundsatz des nationalsozialistischen Kulturwillens, daß Kunst, also auch hnenkunst, nicht mehr Vorrecht einzelner Kreise, Schichten und Stände sein soll und darf, sondern Gemeingut des ganzen Volkes werden muß“. Karl Paulin, der Schriftleiter der Innsbrucker Nachrichten, des offiziellen Presseorgans der NSDAP im Gau Tirol-Vorarlberg, berichtet weiters in deren Ausgabe vom 21. nner 1939, Seite 16 f.: Die kulturpolitische Intention der Gaubühne sei insbesondere, die entlegeneren Orte unseres Gaues, in die das Theatererlebnis der Stadt nicht dringen kann, mit dem wahren, echten, wertvollen Volkstheater vertraut zu machen“. Dieser volksbildnerische Auftrag lies sich allerdings nur schrittweise und mit Bedacht auf die Aufnahmefähigkeit des Publikums erfüllen. Daher wurden anfangs von der Gaubühne eher leicht zugängliche, humoristische Stücke gespielt, die den Boden bereiten sollten „für die Darbietungen herstehender dichterischer hnenwerke, unter denen dann auch die Klassiker nicht fehlen dürfen.“ Die Gauwanderbühne, die der Intendanz der Städtischen hne Innsbruck unterstand, war seit Oktober 1938 tig und auf zwei Spielgruppen mit vollkommen eigenem Personal aufgeteilt. Diese wechselten sich inhaltlich in ihrem Spielplan ab, Gruppe I pflegte das moderne und klassische Stück, Gruppe II das uerliche Volksstück. Im nner 1939 trat die Gauwanderbühne mit den Stücken Hilde unddie 4 PS, einem Lustspiel von Kurt Sellnich und mit Der Rosl ihr Strumpfband, einem ndlichen Lustspiel von Anton Maly und Toni Gerlach, abwechselnd in Tirol und Vorarlberg auf. Im Februar, rz und April 1939 folgten Aufführungen von Der Strom Schauspiel von Max Halbe und Der Hunderter im Westentaschluerlicher Schwank von Max Neal und Max Ferner. Mit Max Halbes Drama wurde erstmals auch ein Stück ernsten Charakters gezeigt, das nach einem Bericht in der Neuesten Zeitung vom 18. April 1939, Seite 5, bei seiner Darbietung in Landeck großen Beifall fand: Die monatlichen Vorstellungen der Gauwanderbühne, die ständig ausverkauft sind, sind heute aus dem Leben der Volksgenossen von Landeck nicht mehr wegzudenken.“ Bereits im Mai wurde mit dem Lustspiel Minna von Barnhelm von Gotthold Ephraim Lessing ein Klassiker präsentiert. Das Alternativprogramm bildete das Bergdrama Menschen im hn von Hanns Beck-Gaden. Hanns Beck-Gaden war der nstlerische Leiter beider Gruppen der Gauwanderbühne und selbst aktiver Schauspieler. Die Spielzeit 1938/39 der Gaubühne Tirol-Vorarlberg endete am 18. Juni 1939.

Ihrem kulturpolitischen Auftrag entsprechend steigerte die Gauwanderbühne ihre „volkserzieherische“ Mission in der neuen Spielzeit, beginnend am 20. Juli 1939: Karl Schönherrs Glaube und Heimat und Friedrich Hebbels Maria Magdalena fanden Aufnahme in das Veranstaltungsprogramm. Die vorwiegend ideologiebedingte Stückwahl, insbesondere mit Karl Schönherrs Heimatdrama, das das Schicksal der an ihrem protestantischen Glauben festhaltenden und darum des Landes verwiesenen Zillertaler Bauern zum Inhalt hat, kommt in der Besprechung einer Aufführung in „Solbad“ Hall von Dr. Kurt Pichler in den Innsbrucker Nachrichten vom 5. August 1939 auf Seite 22 zum Ausdruck: „[…] Die Gaubühne schafft durch die Aufführung der Werke von Schönherr kaum abzumessende Werte; wird doch dem Bauern im letzten Dorf Gelegenheit gegeben, das in eindringlich nstlerischer Form gestaltet zu sehen, worum seine Ahnen gerungen, was sich auf dem Grund und Boden abspielte, den er nun sein Eigentum nennt. Lebendiger kann Geschichte nicht ins Volk gebracht werden und lebendiger kann kein Ruf erschallen, an der Heimat festzuhalten, an die Scholle zu glauben, der man entwachsen […]. Sie hatten einst zu hlen, die Tiroler Bauern, zwischen ihrer Weltanschauung und dem Boden, dem Boden, auf dem sie aufgewachsen. Gewiß, eine harte Wahl: denn der Boden ist viel. Aber um des Bodens willen ihre Weltanschauung aufzugeben, das vermochten sie doch nicht. Sie blieben ihrem Herzen treu. Ja Boden ist viel, ist unglaublich viel; aber die Treu[e] zu dem, was man als richtig erkannt hat, ist mehr. Und deshalb zogen sie aus dem Land. Unsere Zeit, in der eine neue Weltanschauung, ein nationalsozialistisches Weltbild ungeheuren Ausmaßes Millionen Herzen ergriffen hat und ergreift unsere Zeit weiß diese Treue wohl zu werten. Auch hier waren uns die Ahnen Vorbild; gen grausame Geschicke alles zu zerbrechen drohen: der Stimme unseres Herzens, dem lauten Rufe unserer Weltanschauung werden wir die unerschütterliche Treue halten.“ Dieser Bericht erweist auch deutlich, wie der ideologiebegründete Wert des Mediums Theater durch das Medium Presse noch vervielfältigt weiterwirken konnte. Mit Kriegsbeginn und den damit verbundenen weit verbreiteten Ängsten erfüllte die Gaubühne wieder mit Stücken heiteren Charakters ihren parteikonformen Auftrag. Dargeboten wurde das Lustspiel Kinder! Kinder! von Hans Fitz und die Dorfkomödie Bravo, Herr Oberkellner von Max Vitus.

Der Reiseplan der Gaubühne, deren beide Spielgruppen abwechselnd in Tirol und Vorarlberg auftraten, wurde in Zusammenwirken mit der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude detailliert festgelegt. Die Organisation sah vor, dass rund alle vier Wochen eine Vorstellung an jedem der ausgewählten Orte stattfinden konnte. Das Netz der von der Gaubühne zu besuchenden Orte wurde immer weiter ausgedehnt. Anfangs kamen vor allem Orte in Betracht, in denen bereits eine brauchbare hne vorhanden war. Naturgemäß war dieses Unternehmen auch mit Problemen verbunden, da die Spieler sich besonders in kleineren entlegenen rfern vielfach im Ambiente unzureichend ausgestatteter Einrichtungen in Gast- oder Schulhäusern zurechtfinden mussten und daher oftmals gezwungen waren, zu improvisieren. Nach vielen Berichten, war die Gaubühne jedoch eine überaus beliebte Einrichtung, die bei ihrem Eintreffen und Auftreten allgemein freudig begrüßt wurde und deren Darbietungen durchwegs begeistert akklamiert wurden.

Mit dem Lustspiel Der Frontgockel trat die Gruppe I(„Dialektgruppe“) der Gaubühne im November 1939 auf der Breinößl-Bühne auf. Diese hne im Innsbrucker Großgasthof Breinößl war nahezu ausnahmslos dem ndlichen Unterhaltungstheater gewidmet. Gespielt wurden „bäuerliche Schwänke“, „Bauernpossen“, „Bauernlustspiele“, durchwegs „Lacherfolge“,r die auch niveauvolle Autoren wie Max Vitus und Julius Pohl die Texte lieferten. Mit Kriegsbeginn wurden von der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freuder Soldaten der Wehrmacht exklusiv Vorstellungen reserviert, um sie bei Laune zu halten.

Im Dezember 1939 gedachte die Breinößl-Bühne des 50. Todestags von Ludwig Anzengruber mit einer Aufführung seines Erfolgstückes Der Gwissenswurm.Die beißende Satire auf Duckmäusertum und falsche Frömmelei, Habsucht unter dem ntelchen der Scheinheiligkeit, die in dieser Komödie so meisterhaften Ausdruck findet, kam in der Aufführung zu starker Wirkung […]. Wir wissen dieser vortrefflichen Schar von Darstellern, die sich unter der Leitung Albert Peychärs seit Spielzeitbeginn ganz ausgezeichnet entwickelt hat und Abend r Abend nicht nur r Heiterkeit sorgt, sondern wie sich diesmal zeigte auch wertvolle Volksdichtung zu pflegen weiß, dafür Dank“ (Fritz Olbert in den Innsbrucker Nachrichten vom 15. Dezember 1939, Seite 7).

Im Reich selbst war der Reichstheaterzug unterwegs. In einer Notiz im Tiroler Volksblatt vom 7. April 1939 wird kurz darüber informiert, dass vom 15. bis 28. April der Reichstheaterzug der Deutschen Arbeitsfront in unserem Gau eine Anzahl von Vorstellungen“ gibt: Die Gastspielreise beginnt in Kufstein. Man hat den Zug Deutschlands größtes rollendes Varieté’ genannt. Sein erstklassiges Programm hat dazu geführt, daß er sich überall, wohin er kam, rasch Tausend und Abertausende von begeisterten Besuchern zu sichern wußte.“

Varietéveranstaltungen waren sehr beliebt. Am 21. nner 1939 brachte die NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude das erste Mal eine „Varieté-Truppe“ aus nchen nach Innsbruck. Solche Veranstaltungen enthielten neben Akrobatik auch humoristische Vorträge. Nach dem Ausbruch des Krieges wurde in den Innsbrucker Nachrichten vom 13. September 1939, Seite 7, unter anderem der Wandereinsatz von Varietétheatern wie folgt begründet: Wir werden auch in diesem Krieg keine großen Feste feiern und werden auch nicht tanzen, hrend unsere Soldaten im Feuer stehen, aber wir werden unseren schaffenden Volksgenossen in angemessenem, klar gezogenem Rahmen nach Wochen harter Arbeit auch Stunden des Frohsinns bringen. Das ist die Parole, die der NS.-Gemeinschaft Kraft durch Freude von der Partei r ihre jetzige Arbeit gegeben wurde. Zur Zeit spielt in unserem Gau r KdF. eine ausgezeichnete Varieté-Truppe, die bereits in verschiedenen Orten Vorarlbergs mit großem Erfolg aufgetreten ist. Am Freitag, den 15., und Samstag, den 16. d[ieses] M[onats September 1939], kommt diese Varieté-Truppe auch nach Innsbruck und wird in zwei Veranstaltungen im großen Stadtsaal den Innsbruckern Spitzenleistungen zeigen. Das Programm sieht artistische, nzerische und humoristische Beiträge vor.“


Volksschauspiel und Laienspiel

Die rderung des Laientheaters war r die kulturpolitischen Intentionen der Nationalsozialisten von besonderer Bedeutung. Über die hne konnten nicht nur ideologieträchtige Propaganda transportiert werden, sondern das Gemeinschaftswerk der Aufführung war per se sinnfälliger Ausdruck und Abbild der „Volksgemeinschaft“.

Bezeichnend dafür ist ein Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 8. Februar 1939 auf Seite 9 mit der Überschrift: Arbeitskameradschaft und Freizeitgestaltung. Laienspiel als Beispiel guter Betriebsgemeinschaft“. Der Beitrag informiert über einen „Kameradschaftsabend“, der von der „Betriebsführung“ und „Gefolgschaft“ der Städtischen der Innsbrucks veranstaltet wurde und in dessen Mittelpunkt eine Theateraufführung stand. Die Mitwirkenden betätigten sich nicht nur als Schauspieler, sondern waren auch als hnenbildner, Musiker, nger, Ausstatter und Handwerker eingesetzt. r die Probenarbeit und Regie wurde mit Hans Kratzer von der Exl-Bühne ein Fachmann beigezogen. Das Publikum bildeten weitere „Gefolgschaftsmitglieder“ und Familienangehörige. Als Ehrengäste fanden sich die Parteigenossen Baumeister Pallestrang, Regierungsdirektor Dr. Riebl und Ing. Kiniger, der Leiter des Stadtbauamtes, ein.

Der Artikel vermittelt eine Idealvorstellung in der Verwirklichung nationalsozialistischer Ideologie: Der Kameradschaftsabend ist in seiner Konzeption wie ein Gesamtkunstwerk im Kleinen als ein Abbild r die große real angestrebte Volksgemeinschaft. Alle Beteiligten tragen gemeinsam zur Realisierung des Werkes bei. Ein hnenbild, die Betriebsgemeinschaft darstellend, bildete die Einleitung des Abends, dann folgte die Aufführung eines lustigen Einakters, der den Spielern reichen Beifall und Blumenspenden brachte […]. Zwei hnenbilder, Aus der illegalen Zeit, den Treueeid auf die Fahne und unseren hrer darstellend, und Die Heimkehr des Legionärs, fanden reichen Beifall. Die Brüder Draxl ergänzten den Abend durch lustige Gesangsvorträge, die flotte Musik forderte zum Tanz auf. Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Familienmitglieder und ste, alle waren eine Familie, in der kein Mißton herrschte, die nur von dem Geiste echter Kameradschaft und unverbrüchlicher Zusammengehörigkeit beseelt war.“

Das Laienschauspiel hatte in Tirol einen fruchtbaren Boden. Voll Stolz konnte Gaupropagandaleiter Arthur Lezuo bei seiner Ansprache zur Eröffnung der Tiroler Volksschauspiele Thiersee im Sommer 1939 darauf hinweisen, dass es in Tirol allein 160 Laienspielbühnen gebe, von denen neben der Exl-Bühne und der Fulpmer Spielbühne die von Thiersee eine der ältesten und meistbekannten sei. Thiersee war neben Erl damals das einzige wirkliche Spieldorf, das im periodischen Abstand in einem eigens errichteten Spielhaus seit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert ein Passionsspiel unter aktiver Teilnahme der nahezu ganzen Ortsbevölkerung aufführte. „Für das Passionsspiel wurde im Jahre 1927 ein neues großes, den neuzeitlichen Anforderungen entsprechendes Spielhaus errichtet, dessen hne anläßlich der Erstaufführung der [damals] letzten Thierseer Passion 1935 einer gründlichen szenischen Erneuerung unter der nstlerischen Leitung Ernst Nepos unterzogen wurde“ (Innsbrucker Nachrichten vom 10. Juli 1939, Seite 6). In den Jahren zwischen den Passionsaufführungen wagten sich die Thierseer Bauern auch an Meisterwerke der klassischen hnendichtung, darunter Schillers Wilhelm Tell oder dessen Jungfrau von Orleans. Im Jahr 1937 schloss das Spielhaus Thiersee seine Pforten. Dieses kulturelle Erbe schien jedoch r die Propaganda der NS-Kulturstrategen wie geschaffen, um in zeitgemäßer Form wieder aktiviert zu werden. Die Intention zur Neugründung Tiroler Heimatspiele am Ufer des Thiersee“, wie die Schlagzeile in einem Vorbericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 10. Juli 1939 auf Seite 6 lautet, war dabei, die traditionelle Spielfreudigkeit der Thierseer Bevölkerung einer „volkstümlichen und volksbildenden Bestimmung“ zuzuführen. Die gre, alle Kulturgebiete umfassende NS.-Gemeinschaft Kraft durch Freude hat sich zur Aufgabe gestellt, das Thierseer Laienspiel neu zu beleben, vor allem, um die wertvollen nstlerischen Kräfte, die den Einwohnern von Thiersee angeboren sind, zu nutzen und zu steigern und dann, um den KdF.-Fahrern aus dem ganzen Reich ein unvergleichliches Erlebnis alpenländischer Volkskunst in einem wunderbaren landschaftlichen Rahmen zu bieten.“ Diese Indienstnahme der nun im nationalsozialistischen Geist geleiteten Thierseer Volksbühne“ r parteigemäßen Kulturkonsum, in marktschreierischem Gehabe als „Festspiele“ deklariert, wurde in Kufstein vom Gauwart Parteigenossen Ganzer und Kreisleiter Parteigenossen Hans Ploner Vertretern der tirolischen und bayrischen Presse detailreich erläutert, worauf eine Besichtigungsfahrt nach Thiersee folgte. r die Eröffnung am 30. Juli 1939 war das prestigeträchtige Stück Franz Kranewitters Andre Hofer ausersehen. Die Wahl auf dieses Drama von Heldenmut und Opfertreue“ des Tiroler Erfolgsautors fiel wahrscheinlich nicht nur wegen seines patriotischen Inhalts, sondern auch wegen seiner problematischen Rezeptionsgeschichte, verbunden mit Skandalen und Aufführungsverboten, bei denen sich neben der kaiserlichen Zensurbehörde vor allem freiheitliche und klerikale Kräfte“ ins Szene gesetzt hatten. 80 Mitwirkende aus Thiersee wurden zur Realisierung aufgeboten. Die Eröffnung der Tiroler Volksschauspiele Thiersee wurde zu einer Kundgebung der NSDAP. Außer Gauleiter Franz Hofer, Kreisleiter Hans Ploner und Gaupropagandaleiter sowie „Landeskulturwalter“ Arthur Lezuo hatten sich nach einem Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 7. August 1939, Seite 5, eine große Zahl von Gauamtsleitern und anderen Vertretern der Partei, neben Repräsentanten der Wehrmacht und des Staates eingefunden. In den zahlreichen Eröffnungsreden wurde vor allem Bezug genommen auf das Verdienst der NSDAP r die Entwicklung der Kulturpflege im Zuge der nationalsozialistischen Aufbauarbeit“r das Gesamtwohl des Volkes. Über die Erstaufführung des Andre Hofer berichtet Karl Paulin: […] Die Thierseer Laienspieler, vielfach erprobt in früheren Spieljahren, haben mit der Darstellung des Andre Hofer einen neuen Beweis ihrer naturverbundenen Kunst geliefert. Da schöpften freilich Thierseer Bauern aus eigener Art, aus eigenem Blut, aus der Heldengeschichte der eigenen Heimat. Darum entluden sich auch besonders die Volksszenen in solch elementarer Wucht, daß die hne zum wirklichen Leben wurde. Der erste Akt, der mit dem Spingeser Schlachtlied schließt, wurde zu einem einzigen Aufschrei eines von fremder Willkür geknebelten und entrechteten Volkes“ (Innsbrucker Nachrichten, 7. 8. 1939, S. 5).


Marionettentheater

Über Aktivitäten des Marionettentheaters
informiert ein Bericht in der Neuesten Zeitung vom 13. Mai 1939, Seite 5:

Die Gausachbearbeiterin r Musik und Feiergestaltung [Berta Steiger] rief die Frauen und Junggruppenmädel rzlich zum Spiel der Innsbrucker Marionettenbühne Grete Jenewein im Jugendgruppenheim zusammen. Eine kleine Schar von jungen Leuten, die sich schon seit ngerer Zeit um die Gestaltung einer heimischen Marionettenbühne bemühen, brachte Goethes überaus reizvolles Singspiel Scherz, List und Rache in der Vertonung Josef Eduard Ploners zur öffentlichen Erstaufführung. Dem Komponisten Ploner, den wir vor allem als Schöpfer strenger Vokalwerke kennen, ist es gelungen, zu diesem llig unbekannten, liebenswürdigen Werk Goethes den entsprechenden dramatisch bewegten und doch volksnahen Ton zu finden.

Die von der Leiterin des Theaters [Margarete Jenewein] selbst verfertigten Figuren stellten in ihrer ernsthaften Wichtigkeit kleine Schauspieler dar, denen es gelang, auch großen Leuten zwei Stunden lang beste Unterhaltung zu bereiten. Das Spiel der Figuren war umrahmt von lieblichen, zum Teil auch schaurigen Szenenbildern, die uns der akademische Maler Walter hn in uschender Weise vorzauberte.

Die vielen Zuschauer, die wohl teilweise die feine und wertvolle Kleinkunst des Marionettenspiels bis dahin gar nicht gekannt hatten, freuten sich sichtlich über das lebendige und frische Spiel dieser Figuren am Draht’. Es re zu nschen, daß diese Aufführungen allmählich auch weiteren Kreisen unserer Stadt zugänglich gemacht werden könnten.“

Dieser Wunsch wurde aber erst im Juni 1942 erfüllt, als es im Heim der NS-Frauenschaft, wiederum veranstaltet von Margarete Jenewein, zu einer weiteren Aufführung von Scherz, List und Rache kam.

Der Komponist Josef Eduard Ploner hatte ein enges Vertrauens- und Freundschaftsverhältnis zu Mitgliedern der NS-Frauenschaft, insbesondere zu Berta Steiger. Dadurch wurde ihm eine Reihe von Aufführungen seiner Werke ermöglicht. Eine weitere wiederholte Präsenz als Komponist in der Öffentlichkeit verschaffte Ploner sein Schüler Josef Tanzer als Leiter der Wiltener Musikkapelle, die bei offiziellen Anlässen und Festlichkeiten der NSDAP als sog. Gaumusikzug eingesetzt war.

Um den Soldatenkindern eine Weihnachtsfreude zu bereiten, hatte der NS.-Gauverlag und -Druckerei Tirol Ges. m. b. H.“, initiiert von Schriftleiter Karl Paulin, kurz vor dem Fest eine Aufführung des alten ttinger Peterlspiels im Großgasthof Maria Theresia veranstaltet. Fast 200 Buben und deln llten den Blauen Saal’, aber schon bis aufs allerletzte Plätzchen. Gleich vorn am Podium unter den flackernden Kerzen der Puppenbühne saßen die ganz Kleinen, die Zwei- und Dreihrigen, die sich oft erst nach langem Zureden zur Trennung von der Mutter entschlossen, die mehr im Hintergrunde Platz nahm. Die Schulkinder waren allein gekommen“ (Innsbrucker Nachrichten vom 23. 12. 1939, Seite 6).


Exl-Bühne

Die Exl-Bühne war das Aushängeschild der viel gerühmten Tradition des Tiroler Volksschauspiels auf chstem nstlerischem Niveau mit auch überregionaler Anerkennung.

Die Spielorte der Exl-Bühne waren das Wiener rgertheater,hrend der Sommermonate die Städtische hne in Innsbruck. Dazu kamen Gastspiele im deutschen Sprachraum, wiederholt vor allem im Volkstheater nchen. Berühmt wurden die Exl-Leute durch ihre Interpretationen von Stücken der Tiroler Dramatiker Karl Schönherr und Franz Kranewitter. Eine bedeutende Stellung in ihrem Repertoire nahmen auch Stücke Ludwig Anzengrubers ein. Eine weitere Attraktion ihrer Bühnenpräsenz war die gediegene ndliche Komödie, wobei der begabte Julius Pohl als bevorzugter Dichter mit seinen stets originellen Erfolgsstücken eine Sonderstellung einnahm; diese waren auch auf den Gastspielreisen stark gefragt, zum Beispiel bei der Kulturwoche im Zeichen der Ostmark in der Saarpfalz oder bei der Gastspielreise der Exl-Bühne ngs der „Westbefestigung“. Die „völkisch“ orientierte Programmgestaltung der Exl-Bühne fand die volle Zustimmung der nationalsozialistischen Machthaber. Im Zuge ihrer Wiener Gastspiele beehrte auch der Reichskommissar r die Ostmark, Gauleiter rckel, Vorstellungen der Exl-Bühne. Die Eröffnungsvorstellung der Innsbrucker Sommersaison der Exl-Bühne wurde regelmäßig von den lokalen Parteigrößen wie Gauleiter Hofer, Kreisleiter Dr. Primbs und Oberbürgermeister Dr. Denz zum Anlass genommen, ihre persönliche Anteilnahme am Wirken heimatlicher Volkskunst öffentlich zu demonstrieren. Doch auch die Mitglieder der Exl-Bühne waren durchaus dem Nationalsozialismus verbunden. Der Direktor der Exl-Bühne, Ferdinand Exl, hlte es zu den schönsten Erinnerungen seines Lebens, 1938 am Festtag der Deutschen Kunst in nchen mit seinen Mitspielern Ehrengast des „Führers“ gewesen zu sein, wobei er sogar an der Seite Adolf Hitlers Platz nehmen durfte (Interview r die Innsbrucker Nachrichten vom 1. Juli 1939, Beilage Lebendiges Tirol, Seite 1).

Das Programm der Exl-Bühne r die Sommerspielzeit 1939 in Innsbruck enthielt neben Werken der oben genannten Dramatiker unter anderem Franz Kranewitters Einakterfolge Die sieben Todsünden, die einaktigen Tragödien Der Naz (Geiz), Der Joch (Trunksucht) und Die Eav (Unkeuschheit), einige Neuheiten wie Findling Peter als heitere Komödie von Julius Pohl, das Schauspiel Via mala von John Knittel, das ndliche Singspiel Das Glück llt vom Himmel von Ridi Walfried und Ferry Klamert. Bei diesem Stück, das Anfang August 1939 seine Premiere hatte, wirkte das Städtische Orchester unter der Leitung von Bruno Schmalwieser mit. Die Innsbrucker Nachrichten vom 24. Juni 1939 berichten auf Seite 9, dass die Komödie Die reiche Ähnl von Ludwig Hawel nach einer ngeren Pause in einer Neuinszenierung wieder auf dem Spielplan erscheinen wird, ebenso in Neubesetzung Die Trutzige von Ludwig Anzengruber. r August war eine glanzvolle Aufführung des großen Volksschauspiels Michael Gaismair von Franz Kranewitter vorgesehen, die aber offensichtlich nicht zustande kam, weil sie in den Aufführungsankündigungen nicht erwähnt ist. Am 31. August 1939 beschloss die Exl-Bühne ihre Sommerspielzeit in Innsbruck mit einer Vorstellung von Erde, einer „Komödie des Lebens“ in drei Akten von Karl Schönherr.


Konzerte in Innsbruck

Der Auftritt des NS-Reichssymphonieorchesters am 20. nner 1939 bedeutete den ersten hepunkt im Innsbrucker Konzertleben des Jahres 1939. Das Propagandaorchester spielte nach einer Information in den Innsbrucker Nachrichten vom 4. nner 1939, Seite 5, auf besonderen Wunsch des hrers vor allem auf dem Lande, in der Provinz, in den kleinen Städten und rfern, in Industriewerken, deren Belegschaft sonst keine Gelegenheit hat, gute Musik zu hören“. Erstmals trat dieser Klangkörper, bestehend aus circa 70 Musikern, allesamt NSDAP-Mitglieder, unter seinem Gründer Franz Adam im nner 1932 in dem r die nationalsozialistische Bewegung so traditionsträchtigen Zirkus Krone in nchen auf. Diesem ersten erfolgreichen Konzert folgte laut einem Artikel in den Innsbrucker Nachrichten vom 10. nner 1939, Seite 7, das erste Konzert vor dem hrer in Berchtesgaden, der Rudolf Heß beauftragte, das Orchester r die Werbung auf dem flachen Lande einzusetzen. Seit diesem Tage trägt das Orchester voller Stolz den Namen Orchester des hrers“. Das Programm des Innsbrucker Konzerts unter der Leitung von Generalmusikdirektor Franz Adam brachte Ludwig van Beethovens 5. Symphonie, das Klavierkonzert in e-Moll von Fréderic Chopin und Max Regers cklin-Suite. Den Solopart in Chopins Klavierkonzert spielte die junge Innsbrucker Pianistin Ilse von Tschurtschenthaler.

Dem Anlass entsprechend, dem propagandistisch selbstverständlich herausragende Bedeutung beigemessen wurde, war die Parteielite repräsentativ vertreten. Gauleiter Hofers Absenz war dienstlich begründet. Die parteikonforme Atmosphäre des Abends beschreibt der Berichterstatter in den Innsbrucker Nachrichten vom 21. nner auf Seite 15: Der [Große Stadt-] Saal war geschmackvoll geziert, auf der Stirnseite prangte auf rotem Tuch ein chtiges Hoheitszeichen. Sobald das Orchester, das einheitlich gekleidet in braunem Smoking auftrat, Platz genommen hatte, trat der stellvertretende Intendant M[ax] A[lexander] Pflugmacher vor und brachte den Gruß und den Dank Innsbrucks an das Orchester des hrers zum Ausdruck […]. Generalmusikdirektor Adam wurde durch einen prächtigen Kranz geehrt. Am Schluß erzwang sich die begeisterte Zuhörerschaft sogar noch eine Zugabe aus dem Gebiet der leichteren Muse. Der Abend war das größte Konzertereignis des laufenden Veranstaltungsjahres.“

Das übliche Konzertprogramm der Gauhauptstadt bestand in den Symphonie- und Kammerkonzerten, seit der Spielzeit 1939/40 veranstaltet von der Innsbrucker Konzertgemeinde und einer Vielzahl von Gast- und Sonderkonzerten. Der reguläre Zyklus der Symphoniekonzerte, besteht aus 6 Aufführungen in einer Spielzeit, wurde von Musikdirektor Fritz Weidlich geleitet. Er war wohl ein exzellenter Dirigent, der das ihm anvertraute Innsbrucker Orchester zu einem hervorragenden Ensemble formte und anspruchsvolles Repertoire zur Aufführung brachte. Die Berichterstatter in den lokalen Medien rdigten inhaltlich nahezu übereinstimmend seine nstlerische Arbeit. Dr. Hermann Gerhardiger beispielsweise meint in den Innsbrucker Nachrichten vom 16. Februar 1939, Seite 8, Folgendes:

„[…] Der Abend bot als solcher wieder einmal Gelegenheit, sich darüber zu freuen, was r einen feinen und leistungsfähigen Klangkörper wir dermalen in unserem Städtischen Orchester besitzen. Der Streicherkörper sowohl wie die Bläser befinden sich im einzelnen wie in ihrer gegenseitigen Abstimmung in ganz vorzüglicher Verfassung. Die intensive Erziehungsarbeit, die Fritz Weidlich seit seiner hiesigen Wirksamkeit unausgesetzt geleistet hat, macht sich vom einen- zum anderen Mal mehr bezahlt. Auch zahlenmäßig ist das Orchester mit leistungsfähigen Instrumentalisten so ausreichend besetzt, daß keine cken bestehen. Und Direktor Fritz Weidlich ist seinerseits der Mann, der dieses Instrument handzuhaben versteht.“ Das Programm des Konzerts vom 14. Februar 1939 enthielt Mozarts Es-Dur Symphonie KV 543, Dvoráks Violinkonzert mit Konzertmeister Roman Wisata als Solisten und Franz Schmidts Variationen über ein Husarenlied. Wie bei diesem Konzert, bemühte sich Fritz Weidlich in seiner Programmgestaltung immer wieder darum, zeitgenössische Werke dem Innsbrucker Publikum vorzustellen. Natürlich mussten diese Novitäten mit den ästhetischen und ideologischen Grundsätzen der Nationalsozialisten im Einklang stehen. So brachte das folgende 5. Symphoniekonzert einleitend eine Partita von Wilhelm Jerger, dem Vorstand der Wiener Philharmoniker. Darauf folgte das Violinkonzert von Jean Sibelius mit dem Solisten Franz Bruckbauer, dem früheren Konzertmeister des Innsbrucker Orchesters, der damals aber als Erster Konzertmeister bei den Wiener Symphonikern engagiert war und erst nach dem Krieg wieder nach Innsbruck in seine alte Funktion zurückkehrte. Beschlossen wurde der Konzertabend mit Schumanns 4. Symphonie.
Das 6. Symphoniekonzert der Saison 1938/39 fiel auf den Karfreitag (7. April 1939). Dementsprechend erhielt das Programm eine weihevolle Note mit Wagners Ouvertüre zu Parsifal, dem Klavierkonzert in d-Moll von Johann Sebastian Bach und der 6. Symphonie von Anton Bruckner.

Das 1. Symphoniekonzert der neu gegründeten Innsbrucker Konzertgemeinde war programmatisch auf die unsterblichen Werke unserer großen deutschen Meister“ abgestimmt, wie Dr. Ehrentraut Straffner in ihrer Besprechung in den Innsbrucker Nachrichten vom 16. Oktober 1939, Seite 7, hervorhebt. Zudem verweist sie auf den Umstand, dass Fritz Weidlich, auf einem kleinen Grundstock von Musikern aufbauend, jede Saison gezwungen ist, ein neues Orchester zu bilden und er darum immer wieder eine Arbeit zu beginnen [habe], die bei dem Orchester größerer Städte einfach wegfällt und einen Gutteil ihrer immer bewunderten vollendeten Geschlossenheit ausmacht“. Umso mehr sei es zu bewundern, dass trotz dieser Schwierigkeiten die gewohnte nstlerische Hochwertigkeit erreicht, ja vielleicht übertroffen“ wurde und dies bei einem anspruchsvollem Programm mit Beethovens 8. Symphonie, Mozarts Violinkonzert in D-Dur (Solist: Konzertmeister Roman Wisata) und schließlich Bruckners 2. Symphonie.

Das 2. Symphoniekonzert der Innsbrucker Konzertgemeinde 1939/40 brachte am 10. November 1939 als Innsbrucker Erstaufführung die Partita r großes Orchester von Johann Nepomuk David, womit Fritz Weidlich seinen engagierten Einsatz r neue Musik fortsetzte. Das erste Klavierkonzert von Johannes Brahms spielte er selbst. Damit bekam der junge begabte Opernkapellmeister des Landestheaters Hans-Georg Ratjen erstmals Gelegenheit, sich auch als Konzertdirigent dem Innsbrucker Publikum präsentieren. Eingeleitet wurde der Abend mit Mozarts Symphonie in g-Moll KV 550.

Das letzte Symphoniekonzert im Jahr 1939, am 8. Dezember, wurde von der Innsbrucker Konzertgemeinde dem Kriegswinterhilfswerk 1939/40 gewidmet. Als Stargast trat der Heldenbariton der Berliner Staatsoper und der Bayreuther Festspiele Kammersänger Jaro Prohaska auf und bot Ausschnitte aus seinen Glanzrollen Wotan und Hans Sachs dar. Das Programm stand unter dem Motto Dreiklang der Nationen: Deutschland-Italien-Rußland. Es hatte damit aufgrund des am 24. August 1939 abgeschlossenen deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt auch eine politische Dimension. Deutschland war durch Richard Wagner bestmöglich repräsentiert, hrend Giuseppe Verdi mit der Ouvertüre zur Oper Die Macht des Schicksals Italien vertrat, die zu Beginn gespielt wurde. Die 4. Symphonie von Tschaikowsky bildete den fulminanten Abschluss des Konzerts, zu dessen Durchführung auch Ersatzkräfte aufgeboten werden mussten. Diese konnten sich aber mangels ausreichender Probenarbeit nicht organisch in den Gesamtklang einfügen, wie Dr. Ehrentraut Straffner in den Innsbrucker Nachrichten vom 11. Dezember, Seite 6, bedauert: Um so mehr wissen wir den mutigen und opferbereiten Einsatz unseres verstärkten Städtischen Orchesters und seines Dirigenten zu würdigen.“

hrend der Sommermonate spielte das Städtische Orchester abwechselnd mit Musikzügen verschiedener militärischer Verbände und Parteiformationen im Musikpavillon des Innsbrucker Hofgartens. Einen hepunkt der Sommersaison 1939 bildete sicherlich ein Richard-Wagner Festkonzert am 11. August 1939 unter der Leitung von Max Alexander Pflugmacher. Das Programm hatte folgenden Verlauf: 1. Vorspiel zu Die Meistersinger von rnberg, 2. Siegfried-Idyll, 3. Vorspiel zu Lohengrin, 4. Fantasie über die Oper Der Fliegende Holländer“, 5. Ouvertüre zu Tannhäuser.

Die Kammerkonzerte der Innsbrucker Konzertgemeinde fanden im Konzertsaal des Konservatoriums statt und standen ebenfalls unter der nstlerischen Obhut von Fritz Weidlich, der hier wiederholt als Pianist auftrat. Neben sten waren bei diesen Konzerten vorrangig nstlerisch herausragende Mitglieder des Innsbrucker Orchesters eingesetzt. Wie bei den Orchesterkonzerten gab es bei den Kammerkonzerten einen Zyklus von mehreren Konzerten im Rahmen einer Saison. Beim ersten Kammerkonzert im Jahr 1939, am 9. nner, spielte das nchner Horntrio das Trio in Es-Dur von Johannes Brahms. Fritz Weidlich am Klavier, Konzertmeister Roman Wisata, Violine und Max Becke, Violoncello brachten das Klaviertrio in a-Moll von Tschaikowsky zu Gehör. Anstelle der ursprünglich angekündigten Hornsonate von Beethoven wurde schließlich die Violinsonate von Richard Strauss aufgeführt.

Das folgende Kammerkonzert, geplant r 27. nner 1939, das dritte in der Reihe der Spielzeit 1938/39, stand ganz im Zeichnen barocker Musik mit Orchesterwerken von Bach (Brandenburgisches Konzert Nr. 5 in D-Dur) und ndel (Concerto grosso Nr. 21 in d-moll) sowie der Italienischen Kammersonate“ von Jean Marie Leclair. Dazu bildeten Arien von Carissimi und Giovannini sowie das Largo aus Xerxes von ndel das Programm. Die Solisten und die Mitglieder des Kammerorchesters waren durchwegs heimische Kräfte, mlich Eugen Schürer, Tenor, Josef Drevo, Violine, Eduard Heinz, Flöte und Fritz Weidlich am Cembalo. In der Ankündigung des Konzerts in den Innsbrucker Nachrichten vom 21. nner 1939, Seite 15, wird als Besonderheit der Einsatz des Cembalos hervorgehoben, dem typischen Instrument der Barockzeit, das in Innsbruck schon seit ngerer Zeit nicht mehr zu ren war“. Wegen Erkrankung mehrerer Mitwirkender wurde das Konzert um eine Woche auf 6. Februar 1939 verschoben.

Das 4. Kammerkonzert am 3. rz 1939 brachte Max Regers Serenade r Flöte, Geige und Viola, als hepunkt das Klavierquartett in c-Moll von Johannes Brahms. Ideologisch motiviert war vermutlich die Vorstellung einer Bratschensonate von Egon Kornauth, der nach der Ankündigung in der Deutschen Volkszeitung vom 25. Februar 1939, Seite 9, als der berühmteste sudetendeutsche Komponist gilt“.

Der Star des 5. Kammerkonzerts am 4. April 1939 war der Klarinettenvirtuose Professor Leopold Wlach von der Wiener Staatsoper, der zusammen mit dem Innsbrucker Streichquartett, mit Fritz Weidlich und August Piero den Abend bestritt. Das Programm umfasste Mozarts Kegelstatt-Trio KV 498, Brahms Klarinettensonate“, Faurés Violinsonate und Webers Klarinettenquartett.

Der letzte Kammermusikabend der Spielzeit 1938/39 brachte neben dem Oboenquartett von Mozart Friedrich Smetanas Streichquartett Aus meinem Leben und das A-Dur-Klavierquartett von Johannes Brahms. Der Rezensent in den Innsbrucker Nachrichten vom 13. Mai 1939, Seite 12, lobt besonders die Wiedergabe des Klavierquartetts von Brahms: „Schönstens gte sich hier der von Direktor Fritz Weidlich sorgfältig betreute Klavierpart in das Ensemble der vorzüglich ausgeglichen musizierenden Streicher ein, so daß eine Aufführung zustande kam, die den lebhaften Beifall der Zuhörerschaft am Schlusse llig rechtfertigte.“

Das 1. Kammerkonzert der Saison 1939/40 brachte wiederum eine Hinwendung zur Barockmusik mit Soli, Trios und Quartetten von Meistern der „Achsenmächte“ Italien und Deutschland: Antonio Lotti, Giuseppe Tartini, Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann, ferner Kompositionen des Rokoko und der Klassik von Johann Ludwig Krebs, Friedrich dem Großen und Joseph Haydn. Die Besonderheit des Abends bestand darin, dass mit den aus nchen angereisten Instrumentalisten Christian bereiner, Gambe und Baryton sowie Walter Theurer, Flöte, ausgewiesene Pioniere und Experten r die Aufführung alter Musik eingeladen waren. Mit ihnen musizierten Mitglieder des Innsbrucker Streichquartetts, mlich Josef Drevo, Violine, Friedl Hasslwanter, Viola, Max Becke, Violoncello und am Cembalo Musikdirektor Fritz Weidlich. Die Beschäftigung mit alter Musik auf Originalinstrumenten entsprach vollends der vielfach retrospektiven Kultursicht der Nationalsozialisten. Dies manifestierte sich auch in der Veranstaltung einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft r Hausmusik der Reichsmusikkammer in Wien Anfang Dezember 1939. Sie stand unter der Leitung von Professor Eta (Margarete) Harrich-Schneider (Musikhochschule Berlin), fand im historischen Palais Pallavicini statt und war der werkgetreuen Wiedergabe alter Musik auf alten Instrumenten gewidmet.



„Alte Musik“ im Konzert

In Tirol hat sich vor allem Fritz Engel, der unter anderem selbst ein hervorragender Gambist war, r die Wiedergabe alter Musik auf Originalinstrumenten schon in der Zeit des Nationalsozialismus eingesetzt. Ein Beispiel dafür ist ein Kammermusikabend der Hitler-Jugend“, der am 29. April 1939 im Konzertsaal des Innsbrucker Musikvereins stattfand. Initiator war Fritz Engel als Leiter der Gaumusikschule r Jugend und Volk. Beteiligt waren neben Lehrern dieser Schule die Musikreferentin des Obergaues, ebenso dchen der BDM.-Singschar. Das Programm enthielt ausschließlich eine Anzahl schöner Werke deutscher Meister des 17. und 18. Jahrhunderts auf damals üblichen und heute wieder zu neuen Leben erweckten Instrumenten“, wie in einem Vorbericht zur Veranstaltung in der Neuesten Zeitung vom 28. April 1939 auf Seite 5 vermerkt ist. Das Programm war speziell r die Hitler-Jugend konzipiert. Die Erziehung der jungen Menschen war ja nicht nur allein auf sportliche und paramilitärische Aktivitäten respektive die Vorbereitung auf sachgerechte hrung des Hauswesens und weltanschauliche Schulung ausgerichtet, sondern hatte vielfältige kulturelle Implikationen mit ideologischer Tragweite. Im genannten Artikel wird über die Intention der Veranstaltung weiter ausgeführt:

Mit der Hinwendung zu dieser klaren und wahrhaften Musik einer großen deutschen Epoche und ihrer reichhaltigen Spielformen will die Hitler-Jugend nicht nur der Bereicherung unseres musikalischen Lebens und des nstlerischen Traditionsbewußtseins unserer Jugend dienen, sondern darüber hinaus gerade in einer Zeit, in der sich aus ihren eigenen Reihen neue Formen gemeinschaftlichen Musizierens entfalten, an diese auch darin richtunggebende Vergangenheit anknüpfen.

Sie will dadurch aktiv der Entwicklung eines erlebnisstarken Musizierens in ihren eigenen Reihen dienen und damit mehr auf dem Wege eines kameradschaftlichen Zusammenseins, als auf dem eines steifen Konzertes, ihren Beitrag zum Neuaufbau unseres deutschen Kulturlebens geben.“

Diese ideologische Begründung in der Hinwendung von der Individualität zum Kollektiv im Musizieren und Musikerleben kommt im Aufführungsbericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 2. Mai 1939, Seite 11, zur Geltung: Im Innsbrucker Musikvereinssaal tten sich diejenigen Unbelehrbaren, die der heutigen Jugend das Verständnis r kulturelle und nstlerische Dinge abzusprechen geneigt sind, eine richtigere Ueberzeugung verschaffen nnen. Dicht nebeneinander saßen da Hitler-Jungen und dort del des BDM., auch der hrer des Gebietes, Oberbannführer Otto Weber, und die hrerin des Obergaues, Herta Mignon, waren anwesend. Nach der kurzen Begrüßung durch den hrer des Bannes, Oberstammführer llwarth, sangen alle zum Beginn ein gemeinsames Lied. Dann sprach der Gefolgschaftsführer Fritz Huber Grundsätzliches über die Stellung der HJ. zur Musik und ihrer Bedeutung. Die Innsbrucker Hitler-Jugend rte dann Musik aus alter Zeit, gespielt und gesungen von Kameraden und Kameradinnen: eine außerordentlich gut zusammengestellte Folge von Instrumentalstücken auf zwei Geigen, Bratsche, Blockflöte, Gitarre, Gambe und Cembalo, die mit den drei eingestreuten Liedern ein wirkungsvolles Bild der Barockmusik gegeben hat. Einfache, volksliedartige Weisen klangen überall durch die schlichten, klar gebauten Instrumentalsätze.“

Auch bei dieser ganz untypischen Charakterisierung von Barockmusik kommt die ideologische Befangenheit in der Bevorzugung des Kollektiven „einfach“, „volksliedartig“,„schlicht“ gegenüber der nstlerischen Individualität zum Ausdruck.

In den Innsbrucker Nachrichten vom 2. Mai 1939 wird fortgesetzt: Die Spielenden boten wirklich nstlerische Leistungen: Edith Borst (Geige), Martin Blau (Geige, Bratsche), Fritz Engel (Blockflöte, Gitarre, Gambe), Fritz Huber (Cembalo) und die BDM.-Singschar. Als dann die Buben und deln aus dem Saal strömten, da konnte man es leicht erkennen: Hier wuchs kein dankbares Konzertpublikum heran, sondern Jugend, die auf dem besten Weg ist, lebendiger Träger unseres Musikgutes zu werden.“

Im Schlussabsatz einer Besprechung der Vorstellung dieser Konzertunternehmung r Erwachsene im Claudiasaal, vermutlich im Rahmen der Veranstaltungen des Volksbildungswerkes, wird die bewusst ideologisch fundierte Ausrichtung solcher Kulturprojekte klar: „[…] So konnte man eben durch diesen Abend zur wertvollen Erkenntnis gelangen, daß die fast klassenmäßige Kluft zwischen Volks- und Hochkunst in der Musik durch die Jugend einmal überbrückt werden wird [im Kontext wohl euphemistisch r die real angestrebte „Volksgemeinschaft“]. Wir alle sind glückliche Zeugen davon, wie sie [die Hitler-Jugend als nftige Generation] auf diesem Wege das unvergängliche Musikerbe der ter zum Gemeingut aller Deutschen machen wird“ (Innsbrucker Nachrichten vom 19. Mai 1939, Seite 5).


„Nordische Komponisten“ – Kapazitäten als Interpreten

Das 2. Kammerkonzert der Innsbrucker Konzertgemeinde am 21. November 1939, zugleich das letzte Kammerkonzert im Jahr, stand unter dem Motto Nordische Musik“, womit auch eine kulturpolitisch adäquate wie erwünschte Programmgestaltung impliziert gewährleistet war. Kammermusik von Grieg, Sibelius, Atterberg, Kilpinen und Sinding wurde vom Innsbrucker Streichquartett (Konzertmeister Roman Wisata, Josef Dreo, Friedl Hasslwanter, Max Becke), Franz Schneider, Kontrabass sowie Fritz Weidlich, Klavier, interpretiert. Ilse von Eccher wirkte als Gesangssolistin mit.

Neben dem regulären Konzertprogramm gab es eine Reihe von Gastkonzerten mit teils außergewöhnlichen Künstlerpersönlichkeiten. Dabei ragt insbesondere der Liederabend von Franz lcker im Großen Stadtsaal heraus, mit einem abwechslungsreichen Programm, das neben Liedern von Franz Schubert und Hugo Wolf Arien aus Verdi- und Wagner-Opern enthielt. Am Klavier begleitete Fritz Weidlich. Die Behmtheit des ngers veranlasste auch Gauleiter Hofer, das Konzert mit Franz lcker Ende April 1939 persönlich zu besuchen. Ein weiterer hepunkt war das Auftreten von Kammersänger Julius Patzak am 18. November 1939 im Großen Stadtsaal mit Liedern von Schubert und Hugo Wolf, ferner Arien von Puccini, Smetana und Cornelius. Als Klavierbegleiter fungierte am Bechstein-Flügel Hans Altmann von der Staatsoper nchen.

Einen anderen Liederabend gestalte Maria Trunk aus nchen zusammen mit ihrem Gatten Richard Trunk als Pianisten mit Liedern von Schubert und Schumann am 5. Mai 1939 im Musikvereinssaal. Der bekannte Tenor der Wiener Staatsoper und niglichen Oper in Budapest, Kammersänger Koloman von Pataky, gab einen Liederabend im Innsbrucker Stadttheater am 11. Juni 1939. Die Klavierbegleitung übernahm Fritz Weidlich. Auf dem Programm standen Lieder von Caccini, Pergolesi, Schubert, Brahms und Richard Strauss sowie bekannte Opernarien, von Mozart, vor allem aber aus französischem und italienischem Repertoire.

Violinabende gaben Juan Manén und Franz Bruckbauer. Das Konzert mit dem spanischen Meistergeiger ging auf eine Initiative der NS-Organisation Kraft durch Freude zurück. Demzufolge waren unter dem Publikum auch viele Neulinge in Sachen Ernster Musik. Über die Bedeutung solcher Konzertaktivitäten r die Heranbildung der Volksgemeinschaft auch und besonders in kulturellen Belangen berichtet Dr. Ehrentraut Straffner in ihrer Konzertbesprechung vom 7. rz 1939 in den Innsbrucker Nachrichten (Seite 7): „[…] Das auch ist es, war wir hervorheben und in besonderem Maße betonen wollen, wenn wir von dem durchschlagenden Erfolg dieses schönen Abends, zu dem sich neben dem gewohnten Konzertpublikum eine große Anzahl schaffender Volksgenossen eingefunden hatte, berichten. Denn er beweist uns, daß die übererbten Schlagworte, daß das Volk mit der sogenannten hohen Kunst nichts anzufangen wisse, falsch sind. Diese sogenannte hohe Kunst muß nur in der richtigen Weise an den schaffenden Volksgenossen herangetragen werden, um Eingang zu finden.“

Franz Bruckbauer brachte bei seinem Violinabend am 14. rz 1939 im Musikvereinssaal Mozarts Violinkonzert in G-Dur, die Symphonie espagnole von Lalo und Corellis berühmte Variationen La Follia zum Vortrag. Den Beschluss seines Konzerts bildeten Werke des polnischen Komponisten Szymanowski. Begleitet wurde der Erste Konzertmeister der Wiener Symphoniker von Mimi Haselberger am Klavier.

Schließlich beehrte das Bläserquintett der Berliner Staatsoper Ende November 1939 das Innsbrucker Publikum mit einer Reverenz an Tirol, indem es das Sextett des in Bozen gebürtigen und in nchen zu Ruhm gelangten Komponisten Ludwig Thuille im Programm hatte. Weiters spielte das bekannte Ensemble, das von der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude nach Innsbruck eingeladen worden war und im Konzertsaal der Städtischen Musikschule auftrat, neben Ludwig Spohrs Bläserquintett op. 52 noch ein Standardwerk der Kammermusikliteratur, Beethovens Sextett in Es-Dur, op. 16.

Weitere Konzertaktivitäten betrafen unter anderem ein Solistenkonzert erblindeter Künstler“ am 22. Mai 1939 im Großen Stadtsaal. In dessen Programmfolge sang der Bariton Karl Seifert Lieder von Schubert und Brahms, der Cellist Herbert Franz brachte zusammen mit Pianist Otto Binder Werke von Brahms, Chopin, Schubert, Georg Goltermann, Boccherini und Liszt zum Vortrag.


Schülerkonzerte

Ende Mai 1939 veranstaltete die Gesangschule der Opernsängerin und Gesangspädagogin Rose Hagenauer einen Konzertabend. Dabei erhielten die Schüler Gelegenheit, ihre Fortschritte in der Gesangsausbildung öffentlich zu beweisen. Der Auftritt der Schüler war nach dem Ausbildungsgrad gestaffelt. Eine ähnliche Intention verfolgten die Vortragsabende der Schüler des Städtischen Konservatoriums.

Weitere Konzertauftritte gab es mit Helmut Kauth und dem von diesem ausgebildeten Harmonikaorchester. Beim Harmonikakonzert der Schule Anton Nogler Anfang Dezember 1939 im Großen Stadtsaal, wo auf dem Podium 70 Ziehharmonikaspieler im Alter von sechs bis elf Jahren zugunsten des Winterhilfswerks musizierten, die dchen zum Großteil im Dirndl, die Buben in Hemd und Lederhose.


Blasmusik – Konzerte außerhalb von Innsbruck

Musikzüge von Parteiformationen traten vor allem bei repräsentativen Anlässen in Erscheinung. So brachte etwa der Gaumusikzug des Arbeitsgaues XXXIII zum Eintreffen des Reichsarbeitsführers am 9. Februar 1939 in Innsbruck von 12 bis 13 Uhr vor dem Hotel Maria Theresia ein Ständchen. Am 19. April veranstaltete von 12 bis 13 Uhr das Orchester des Zirkus Sarrasani auf dem Adolf-Hitler-Platz vor dem Stadttheater in Innsbruck ein Werbekonzert, um mit dieser musikalischen Demonstration auf die Eröffnungsvorstellung des Zirkus am gleichen Tag effektvoll aufmerksam zu machen.

Natürlich gab es auch außerhalb Innsbrucks ein vielfältiges Konzertleben, das vor allem von den Musikkorps der militärischen Einheiten und den Musikkapellen des Standschützenverbandes in Szene gesetzt wurde. Daneben fanden zahlreiche musikalische Aktivitäten im Bereich der Volkskultur statt. Manche Kreisstädte hatten aber auch ein durchaus repräsentatives Angebot in Sachen musikalischer Hochkultur, darunter Kufstein mit Gastkonzerten, einer überaus aktiven Musikschule unter der Leitung des agilen Parteigenossen Fritz Bachler mit einem eigenen Schülerorchester und zwei „Singscharen“ sowie den regelmäßigen Konzerten der Stadtmusikkapelle, die sich im April 1939 mit der Reichsbahnkapelle vereinigte. Eine singuläre Besonderheit Kufsteins waren die Konzerte auf der berühmten Heldenorgel.

Ein für Zell am Ziller eher ungewöhnliches Musikereignis geschah Ende April 1939. Die Neueste Zeitung vom 27. April 1939 berichtet darüber auf Seite 5: „Am vergangenen Sonntag erlebten die Musikliebhaber von Zell am Ziller einen seltenen Kunstgenuß. Konzertmeister Fliege aus Heilbronn a[m] N[eckar] und der hervorragende Pianist Otto Ludwig von Schloß Elmau hatten sich über Anregung der Leitung der Musikkapelle Zell am Ziller bereit erklärt, dort ein Konzert zu geben.“ Vermutlich waren die beiden Künstler gerade Urlauber im beliebten Ferienort. Das Programm enthielt von Bach die Invention Nr. 3 für Violine und Klavier, dazu das Präludium mit Fuge in D-Dur, die Ballade in Es-Dur von Chopin, Franz Liszts 12. Ungarische Rhapsodie für Klavier, zuletzt schließlich Bruchs berühmtes Violinkonzert in g-Moll.

Konzerte mit volkstümlichem Charakter waren überall beliebt. Ein Beispiel dafür ist ein Konzert des Zithervereins Kufstein im Jänner 1939. Über den bunten vorwiegend deutsch- und heimatverbundenen Programmverlauf berichtet der Tiroler Grenzbote vom 20. Jänner 1939 auf Seite 4: „[…] Einleitend hörte man einen feschen Marsch von Hans Ludwig, Unter deutschen Eichen, und die Ouvertüre Ein Gruß an die Alpen von Hans Swoboda.“ Weitere Zitherstücke für Zither und Gitarre und für Zitherquartett folgten. „Eine reizvolle Abwechslung brachten die während der Zithervorträge von der Sängerrunde D’Lindlbuam gesungenen alten Volkslieder. Ein Ländler Echt bayrisch von Rich[ard] Grünwald und der Walküren-Marsch von Hans Ludwig beschlossen die in allen Teilen wohlgelungene und mit viel Beifall aufgenommene Veranstaltung.“


Chorwesen

Das Chorwesen hatte r die Propaganda der Nationalsozialisten einen wichtigen Stellenwert, da zum einen die Mitglieder der zahlreichen Chöre in ihrer politischen Einstellung traditionell dem deutschnationalen Gedanken eng verbunden waren, zum anderen ihr Wirken in der Öffentlichkeit durch seine semantische Präsenz sich zum idealen Partner der Ideologie im Kulturbereich herausstellte. Es war r die Machthaber ein Anliegen, dass die tigkeit der Chöre auch in Kriegszeiten in weitgehend unverminderter Form fortgeführt wurde. Kurz nach Kriegsbeginn im Herbst 1939 richtete der Präsident der Reichsmusikkammer Prof. Peter Raabe einen Appell an die Gesangvereine mit der Erwartung, „daß sie trotz der ihrer tigkeit jetzt erwachsenden Schwierigkeiten ihre Übungen weiter abhalten“ sollten (Neueste Zeitung vom 9. Oktober 1939, Seite 4).
Die Tiroler Chöre wurden 1939 in den Deutschen ngerbund übernommen. Im Rahmen des 1. Sängertages des ngerkreises Tirol wird dabei Artur Kanetscheider zum Kreischormeister ernannt. Der Vorsitzende des Tiroler ngerbundes Dr. Kurt Strele hob in seiner Rede hervor, dass seine Gesangvereine auch in der Vergangenheit schon treu und stark“ dem großdeutschen Gedanken“ gehuldigt tten. Der Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 2. Mai 1939, Seite 11, bringt auch Details über die Neuorganisation des Chorwesens und dessen umfassende Indienstnahme r Parteiinteressen:

Mit dem 15. Februar l[aufenden] J[ahres] wurde von der Stillhaltekommission den österreichischen Gesangvereinen und ihren Dachverbänden den Sängerbünden ihre volle Handlungsfreiheit wieder zurückgegeben. Gleichzeitig wurden sowohl die dem Deutschen ngerbund (DSB.) bereits angehörigen, als auch jene außerhalb des DSB. stehenden, politisch einwandfreien Gesangvereine amtlich dem DSB. eingegliedert. Es wurde ihnen eine alle Vereine einheitlich verpflichtende Regelsatzung vorgeschrieben, in der vor allem der reine hrergrundsatz festgelegt ist. Da in der Systemzeit der Verkehr der österreichischen Sängerbünde mit dem DSB. durch die Regierung stark eingeschränkt war es war sogar die Deutsche ngerbundzeitung in Oesterreich verboten und [da] vor allem die auf nationalsozialistischer Grundlage aufgebaute Organisation des DSB. von den österreichischen Sängerbünden nicht übernommen werden durfte, konnte diese erst nach der glücklichen Heimkehr der Ostmark auch auf die österreichischen Verbände ausgedehnt werden.

So konnte nun auch der Tiroler ngerbund nach seiner Freigabe seine letzte (79.) Hauptversammlung als Bund abhalten, um nicht nur die Rechenschaftsberichte seiner Leitung entgegenzunehmen, sondern auch seine Umbildung gemäß der neuen Satzung in den ngerkreis Tirol des 22.°Sängergaues Alpenland im DSB. vorzunehmen.

Zu dieser letzten Bundeshauptversammlung hatten von den 40 Vereinen 38 ihre Vereinsführer und Chorleiter entsandt. Vom ngergau Alpenland nahm der Gauchorleiter Dr. Wolfgang Nedwed teil. In seinen einleitenden Worten betonte der Vorsitzende, Rechtsanwalt Dr. Kurt Strele, daß die tirolischen Gesangvereine ihre innerliche Verbundenheit mit dem Reich stets gewahrt und treu und stark am großdeutschen Gedanken festgehalten haben. Auch der Rechenschaftsbericht gab ein Bild dieser Haltung: Er erinnerte an das große Deutsche ngerbundesfest in Breslau (1937), bei dem die österreichischen nger ohne cksicht auf die in der Heimat zu gewärtigenden Folgen vor aller Welt ein unerhört leidenschaftliches, erschütterndes Bekenntnis zu hrer und Reich ablegten. Er wies weiter darauf hin, daß die österreichischen Gesangvereine, mit verschwindend wenig Ausnahmen, Zufluchts- und Sammelstätten der Nationalsozialisten waren und an dem einzig verbliebenen großdeutschen Verband dem DSB. nur umso inniger festgehalten haben, je rter die Regierungsstellen gegen sie auftraten. Nach dem Umbruch haben sich alle Bundesvereine am Winterhilfswerk und am Hilfswerk r die Sudentendeutschen beteiligt und an Parteiveranstaltungen mitgewirkt.

Der Kassabericht wies trotz hoher Ausgaben noch einen kleinen Barbestand aus. Nach Annahme der neuen Satzung wurde die Hauptversammlung geschlossen und der 1. Sängertag des ngerkreises Tirol eröffnet. Zum Sängerkreisführer war vom Sängergauführer der bisherige tatkräftige Landesvorstand Dr. Kurt Strele, zum stellvertretenden Sängerkreisführer Leopold Eder ernannt worden. Der Sängerkreisführer ernannte nun folgende nger zu Mitgliedern des Kreisführerrates: Anton Handler (Kreisschatzmeister), Artur Kanetscheider (Kreischormeister), Max hler (stellvertretender Kreischormeister), Hans Trager (Kreisschriftwart), Dr. Martin Dengg, Kassian Greiderer, Doktor Rudolf Hofer, Max Moser und Franz Weiß (Beisitzer). Zu Rechnungsprüfern wurden auf Vorschlag des Kreistages bestellt: Jakob Gerber und R. Martini, als Ersatzmann A. Duftner.

Dem Ehrenmitglied der Innsbrucker Liedertafel, Sangesbruder Anton Lanser, wurde durch den Sängerkreisführer in feierlicher Weise und in herzlich gehaltener rdigung seiner 50-jährigen erfolgreichen Sängertätigkeit der Ehrenbrief des DSB. überreicht.

Nach einem eingehenden Vortrag des stellvertretenden Kreisführers über die wichtigsten, nun auch r die österreichischen Sängerverbände geltenden Gesetze, Verordnungen und Vertge, sprach der Gauchorleiter Dr. Nedwed in einem mehr als einstündigen Vortrag über die der neuen Zeit angemessene Gestaltung des Chorwesens.“

Welch propagandistischen Wert Konzerte von Chorvereinigungen erzielen konnten, erweist zum Beispiel die Vielzahl von 180 Aufführungen von Georg Boettchers Oratorium der Arbeit. Dieses preisgekrönte „Volksoratorium“ r Sopran- und Baritonsolo, nner-, Frauen-, gemischten- und Kinderchor sowie Orchester war eine Paradekomposition der nationalsozialistischen Ideologie, sowohl im Inhalt als auch in der die „Volksgemeinschaft“ repräsentierenden umfassenden Besetzung. Die Innsbrucker Erstaufführung am 4. Mai 1939 in der Form eines „Werkkonzerts“ wurde von der Innsbrucker Liedertafel angeregt und organisiert. Mitwirkende waren als Solisten Mimi Ullwer und Hermann Strehle, der nnerchor der Innsbrucker Liedertafel, eine ngergruppe des Reichsarbeitsdienstes Tarrenz, ein Frauenchor, ein Kinderchor des Jungvolkes und des Bundes Deutscher del sowie das Städtische Orchester unter der Leitung von Max hler. Das Konzert fand im Rahmen einer „Werkfeierstunde“ in der festlich geschmückten Halle der Retter-Werke in der lser Straße statt. Dem Anlass gemäß war ehrenhalber die Parteiprominenz geladen. Es erschienen der rgermeister Parteigenosse Edmund Christoph, der Gauführer des Arbeitsgaues XXXIII, Vertreter des Reichsarbeitsdienstes und der Deutschen Arbeitsfront. Das Publikum stellte die gesamte „Gefolgschaft“ der Retter-Werke. „Betriebsführer Ing. Josef Retter begrüßte alle erschienenen Volksgenossen, Prof. [Josef Wenzel] Meindl rdigte in kurzen Worten die Bedeutung des Werkes, und der Vereinsführer der Innsbrucker Liedertafel, Pg. Moser, sprach den von ihm verfaßten markigen Vorspruch’“ (Innsbrucker Nachrichten vom 5. Mai 1939, Seite 4). Der vorwiegend propagandistische Charakter der Veranstaltung mit ihrer parteigemäßen Zeremonie zeigt sich auch darin, dass die ideologisch aufgeladene Feier mit den Hymnen der Nation“ beschlossen wurde. Aufgrund des nachhaltigen Eindrucks, den diese Aufführung offenbar hinterließ, wurde das Oratorium der Arbeit im Großen Stadtsaal im Mai 1939 in gleicher Besetzung als KdF-Veranstaltung wiederholt.

Mit einer ähnlich aufwändigen und ideologisch fundierten Unternehmung präsentierte sich der Deutsche nnergesangverein Innsbruck am 26. Mai 1939 im Großen Stadtsaal seinem Publikum. Weiters wirkten mit der Bariton Rudolf Steiner, ein Kinderchor der Knabenhauptschule Müllerstraße und das Städtische Orchester. Die musikalische Gesamtleitung lag in den nden von Artur Kanetscheider. Vorgestellt wurde das nationalsozialistische Chorepos Hohelied von deutscher Arbeit (Text: Walther Stein, Musik: Norbert Carl). In einem Vorbericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 23. Mai 1939, Seite 10, wird der Inhalt des in vier Teile gegliederten Werkes erläutert. Seine Grundidee sei es, eine umfassende poetische Schau der deutschen Arbeit auf der Grundlage bejahenden Schöpfungswillens zu geben“. Auf diese Erklärung folgt ein kompakter Einblick in die Werkstatt nationalsozialistischer Gefolgschaftsdichtung und -musik: Gebunden durch ein immer eindringlicher werdendes Leitmotiv, treten die Gestalten des Bauern, Handwerkers, des Industrieschaffenden und des Denkers in Erscheinung. Der erste Teil ist vorherrschend in die weite Tonwelt der Romantik hineingestellt. Der ruhigen Linie der Chöre Der mann, Sonntag und dem Einzelgesang Wartezeit folgt die packende Wucht der Ballade Vor dem Sturm, deren hne Akkordgestaltung im wirbelnden Reigen des Erntefestes verebbt. Nun strafft sich der Rhythmus wieder. mmer, Spaten klopfen im Takte. Eingebettet in die Feierlichkeit der Chöre Wir Bauleute und Reichsbau sind die schnurrigen Weisen des Hobel- und Gesellenliedes und das von stiller Lebensbetrachtung erfüllte Solo Der Alte. Marschtritt und Trommelwirbel im Chor Reichsarbeitsdienst, aufpeitschende Impulse im folgenden Schwert und Spaten, die musikalisch glücklich gefaßte Frage des Baritons: Ist Arbeit Fron, ist Arbeit Last? und das froh bewegte Scharlied Deutsche Arbeitsfront sind die Grundelemente des dritten Teiles. Mit dem breit gelagerten Solo Deutscher Genius strebt das Werk allmählich der endgültigen Schlusssteigerung zu, die, unterbrochen von den Chören Frauenlob und Der erste Mai,chtig ausklingt in der vom Kinderchor unterstützten Schlussfuge: Ein Volk und ein hrer, ein ewiges Deutschland in Herrlichkeit!

Neben diesen die NS-Ideologie chtig in Szene setzenden Großveranstaltungen gab es im ganzen Gaugebiet eine Vielzahl öffentlicher Auftritte von Chorvereinigungen, die sich selbstverständlich in dem vom Nationalsozialismus geprägten Kulturleben nach den ideologischen Vorgaben ausrichten mussten. Beispiele dafür sind Veranstaltungen r das Kriegswinterhilfswerk auf dem ttinger Kirchplatz mit dem ngerbund tting oder vor dem Stadttheater Innsbruck mit dem Tiroler ngerbund (Innsbrucker Nachrichten vom 13. nner 1939, Seite 6). Ebenso organisierte die NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude, Ortsgruppe Zirl, im nner 1939 ein Konzert zugunsten des Winterhilfswerkes. Im Gasthof Post in Zirl trat dabei der nnergesangsverein Zirl gemeinsam mit der Musikkapelle auf (Deutsche Volkszeitung vom 20. nner 1939, Seite 7). Der nnergesangverein Eintracht gab sein Chorkonzert unter seinem neuen Vereinsführer, P[artei]g[enossen] Josef Haid“ im Mai im großen Saal des Hotels Maria Theresia in Innsbruck. In der Neuesten Zeitung vom 16. Mai 1939, Seite 5, wird dazu mitgeteilt: „[…] Wenn man in Betracht zieht, daß Werktätige nach des Tages Arbeitslast immer noch Zeit und Lust besitzen, sich dem deutschen Lied zu widmen, so verdient diese kulturelle Betätigung, mag ihr Rahmen auch bescheiden sein, eine besondere Würdigung.“ Wie selbstverständlich wird auch die Hitler-Jugend r die Propaganda mittels Musik öffentlich wirkungsvoll eingesetzt. In den Innsbrucker Nachrichten vom 6. Oktober steht auf Seite 5 folgende Vermeldung: Die Hitler-Jugend im ganzen Großdeutschen Reich hrt im Monat Oktober öffentliche Liedersingen vor. Im Gebiet Tirol-Vorarlberg finden diese Veranstaltungen am 2. und 4. Sonntag im Oktober, also am 8. und 22. d[ieses] M[onats], statt. Es beteiligen sich daran außer den Formationen der Hitlerjugend auch die Spielscharen der HJ.-Musikeinheiten der Standarte. Das Liedersingen wird überall im Laufe des Vormittags durchgeführt. Am Sonntag, den 8. d. M., werden vor allem Soldaten- und Erntelieder gesungen. Die Bevölkerung wird eingeladen, an diesen offenen Singveranstaltungen teilzunehmen.“

Als Gastchor traten im nner 1939 die Donkosaken Serge Jaroff im Gren Stadtsaal zum wiederholten Mal in Innsbruck auf. Wegen des weltweiten Bekanntheitsgrades des russischen Elitechores war das Konzert ausverkauft. In ihrer Besprechung in den Innsbrucker Nachrichten vom 20. nner 1939, Seite 8, sieht Dr. Ehrentraut Straffner im Konzertablauf eine politisch fundierte Demonstration: Bleibt eine Übersicht der Vortragsfolge zu geben, die wohl nicht ohne Absicht vom prunkenden, vom mystisch verhangenen Kirchenlied über die politische Kantate zum sprühenden mitreißenden Soldatenlied alles umfaßte, was das alte Russland bewegte. Es war ein Querschnitt durch eine zerschlagene Welt, der nicht nur musikalisch anregte, sondern der auch zu denken gab, der alle, die wach und aufmerksam hinhörten, bewegte, weil er das Schicksal eines in blinder Wut untergegangen Reiches und seiner letzten, treuesten Soldaten eindringlich ins Bewußtsein brachte.“

Im Oktober 1939 unternahm der berühmte Kuban-Kosaken-Chor Juskaeff“ auf Einladung der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude eine Konzertreise durch den Gau Tirol-Vorarlberg. Das Programm enthielt laut einer Vorschau in den Innsbrucker Nachrichten vom 10. Oktober 1939, Seite 7, ernste russische Gesänge, heitere Volks-, Soldaten- und Kosakenlieder und Balalaika-Orchester-Vorträge. Dazwischen gelangen Solistendarbietungen zum Vortrag und den Abschluß werden Kosakentänze bilden, die ja immer durch ihre Eigenart und ihr Temperament begeistern.“ Die Einladung der russischen Unterhaltungstruppe zur Tournee hatte nach der politischen Übereinkunft Deutschlands mit Russland anhand des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts“ vom 24. August 1939 und des Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrags“ vom 28. September 1939 aktuelle Relevanz. Seit vielen Jahren sind die Kuban-Kosaken nun schon ste der deutschen Konzertsäle. Unzähligen Deutschen haben sie in dieser Zeit den russischen Volkscharakter durch Gesang und Tanz hergebracht. Gerade in der heutigen Zeit, die durch die nun endlich erfolgte Verständigung zwischen den beiden stärksten Reichen Europas bestimmt ist, werden die Darbietungen der Kosaken das größte Interesse finden“ (Innsbrucker Nachrichten vom 10. Oktober, Seite 7).

Auf Einladung der Liedertafel Kufstein kam im Mai 1939 der Reutlinger Liederkranz nach Kufstein. Beide Chorvereinigungen verband eine langjährige Freundschaft, die darauf gründete, dass der berühmte deutsche Wirtschaftstheoretiker, Unternehmer, Diplomat und Eisenbahn-Pionier Friedrich List (1789-1846) in Reutlingen geboren und in Kufstein gestorben war. Bei seinem mehrtägigen Besuch in Kufstein zollte der über 100 Mitglieder starke nnerchor zuerst der Kufsteiner Heldenorgel seine Reverenz mit einem kleinen Konzert. Das Tiroler Volksblatt vom 15. Mai 1939, Seite 2, merkt an: Als wir den Reutlinger Liederkranz so rten, wußten wir, daß die Pflege des deutschen Liedes bei ihm auf chster Stufe steht.“ Der darauf folgende Begrüßungsabend gestaltete sich zu einem Fest im Sinn der NSDAP. Die Stirnwand des Saales war mit den Symbolen der Bewegung und den Wappen der beiden ngerschaften auf rotem Hintergrund schön geschmückt“ (Tiroler Volksblatt, 15. 5. 1939, S. 2). Der „Vereinsführer“ der Kufsteiner Liedertafel, Parteigenosse Karl Olbrich, hieß die Reutlinger ste offiziell willkommen, ebenso die anwesende Parteiprominenz Kufsteins als Ehrengäste. Darauf entbot die Liedertafel Kufstein ihren Sangesgruß in den von ihr zum besten gegebenen Liedern: Mein Heimattal von Nagel und Auf der Gartenbank von [Artur] Kanetscheider. Als gesangliche Gegengabe gab darauf der Reutlinger Liederkranz, in stattlicher Zahl das Podium llend, erlesene Beispiele seines fein ausgebildeten nnens unter Leitung seines Chormeisters Willi Stecker. Feierlich erklangen die Nachthelle von Schubert mit Tenorsolo und desselben Meisters stimmungsvolle Gondelfahrer“. Auf die offizielle Begrüßung durch den Kufsteiner rgermeister und der Entgegnung des „Vereinsführers“ der Reuttlinger nger folgte ein geselliger Abend mit Liedvorträgen, unterbrochen von humoristischen Einlagen. Am chsten Tag begaben sich beide Chöre vom Adolf-Hitler-Platz aus schweigend zum alten Friedhof. Beim Grabe [Friedrich] Lists, das eine schöne neue rtnerische Umfriedung erhalten hat, nahmen sie mit den beiden Fahnen Aufstellung. In stummer Ehrung verweilten die nger am Grabmal des großen Deutschen und sangen dann Schuberts Heilig, heilig und den Bardenchor von Silcher“ (Tiroler Volksblatt vom 17. Mai 1939, Seite 2). Darauf schloss sich der Besuch des „Denkmals“ von Friedrich List an, das man vor dem Eintreffen der Reuttlinger Delegation von den Witterungseinflüssen gesäubert“ hatte. Die „Weihestunde“ dort umfasste Gesangsvorträge und Ansprachen.

Im Zuge seiner „Sängerfahrt“ durch die „Ostmark“ traf am 15. Juni 1939 der 160 Mitglieder umfassende Stollwercksche nnerchor aus ln in Innsbruck ein. Dieser Chor war das propagandistische Aushängeschild eines Werkchors, der sich ausnahmslos aus „Gefolgschaftsmitgliedern“ der Firma Stollwerck (Schokoladenfabrik) zusammensetzte. Aufgrund des offiziellen parteipolitischen Charakters der ngerreise wurde der Chor am Bahnhofsvorplatz vom Gaumusikzug mit klingender Marschmusik“ empfangen. Zur Begrüßung der nger hatten sich Parteifunktionäre und der „Sängerkreisführer Pg. Dr. Strele und zahlreiche Volksgenossen eingefunden“. Unter der Leitung von Artur Kanetscheider brachten Mitglieder der Innsbrucker Gesangvereine den Wahlspruch des Tiroler Sängerbundes“ von [Josef] Pembaur d. Ä., der die lner nger mit dem Rheinischen Sängergruß“ erwiderten.

In Innsbruck gab der Werkchor aus ln, der im feierlichen Zug von der Gaukapelle in die Stadt geleitet wurde, zwei Konzerte, die von den hiesigen Parteiorganisationen entsprechend propagandistisch verwertet wurden. Die Veranstaltung des „Werkpausen-Konzerts“r die Gefolgschaftsmitglieder“ der Textilfabrik Franz Baurs hne wurde in Verbindung mit der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freudedurchgeführt. Zur Begrüßung hatten sich Kreisleiter Dr. Primbs und andere hohe Parteifunktionäre eingefunden: Als der stattliche Zug der nger, mit der ihrer Betriebsgemeinschaft vom hrer verliehenen goldenen Fahne an der Spitze die Werkhalle betrat, wurde er von den Gefolgschaftsmitgliedern stürmisch willkommen geheißen.“ Das Konzert begann mit dem Deutschen Sängergruß“ und dem Chor Deutschland, heiliger Name“. Über den Eindruck und die von der Parteiideologie erwünschte Wirkung des Konzerts liest man in der Neuesten Zeitung vom 16. Mai 1939 auf Seite 3: Bald war die kurze Stunde des Werkpausenkonzerts vorbei. Die nner und Frauen gingen wieder an ihre surrende und sausenden Maschinen, an ihre Werkbänke und ihren Schreibtisch zurück, aber alle waren um ein nachhaltiges Erlebnis reicher geworden, und der Dank, der aus ihren Augen sprach, mag auch r die nger der am stärksten empfundene und schönste Lohn gewesen sein.“ Am Abend folgte das Konzert im Großen Stadtsaal in Verbindung mit der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude. Der Gaubeauftragte r die Deutsche Arbeitsfront, Parteigenosse Vinzenz Giselbrecht, hielt eine kurze Einführung, in der er insbesondere darauf hinwies, dass der Stollwercksche nnerchor nicht ganz einfach eine Gemeinde sangesfreudiger nner, sondern eine verschworene Arbeitskameradschaft darstellt“ (Neueste Zeitung vom 19. Juni 1939, Seite 4).


Volksbildungsstätte: Vorträge – (Musik-) Kurse – Konzerte – Bildungsreisen

Die Volksbildungsstätte Innsbruck war im Herbst 1938 aus der Urania hervorgegangen und hatte ihr Wirken ganz in den Dienst der nationalsozialistischen Machthaber gestellt. Diese einflussreiche und r die Verwirklichung des ideologischen Kulturkonzepts der NSDAP so wichtige Institution stand unter der engagierten Leitung von Ehrentraut Straffner. Sie veröffentlichte in den Innsbrucker Nachrichten vom 21. nner 1939, Sonderausgabe Die DAF gibt Rechenschaft, auf Seite 10 grundsätzliche Gedanken zu Organisation und Zielsetzung der Volksbildungsstätte. Wesentlich sei eine verantwortliche, geradlinige Volksbildungsarbeit“ auf der Themengrundlage unser Volk, unser Staat, unsere deutsche Heimat“. Diese Strategie sei in der alten Organisationsform, wie sie in der Urania vorherrschte, nicht durchführbar gewesen. Wer sich jemals die he machte, den Jahresplan der Uranienveranstaltungen als Gesamtheit zu betrachten, wird unschwer bemerkt haben, wie verfahren, wie oberflächlich die ganze Arbeit bleiben mußte, wie es ab und zu sogar vorkam, Idee und Gesinnung eines Vortrages durch die eines nachfolgenden zu sabotieren. Wer andererseits jemals klaren Verstandes und als wirklicher Volksbildner einer der monatlichen Vollzugsausschußsitzungen der ehemaligen Innsbrucker Urania beizuwohnen Gelegenheit hatte, der wird einsehen, daß eine einheitliche Ausrichtung, eine abgerundete Gestaltung der Arbeit einfach nicht zu erreichen war, daß die Festlegung auf vorwiegend heimatkundliche Veranstaltungen einen schwachen, zaghaften Vorstoß zur Volkshaftigkeit, zur wirklichen Volksbildungsarbeit bedeutete, der aber in keiner Weise durchgehalten werden konnte.“

Darum wurde es notwendig, den Trennungsstrich zu ziehen, die Arbeit ohne irgendwelche Belastung neu zu beginnen auf der Grundlage der nationalsozialistischen Weltanschauung als Gemeinschafts-, als Austauschwerk aller schaffenden Volksgenossen ohne Unterschied, wie sie heute in der Volksbildungsstätte Innsbruck betrieben wird, durchzustoßen, nach eindeutigen, klaren Grundlinien jedem Volksgenossen das zu geben, dessen er bedarf, um sein Leben zu bereichern und dadurch zu verschönern.“

Seit Beginn des Jahres 1939 veranstaltete die Volksbildungsstätte Innsbruck regelmäßig hrungen durch das Tiroler Volkskunstmuseum mit der Direktorin des Hauses, Gertrud Pesendorfer. Im nner gab es Farblichtbildervorträge von Reiseerlebnissen im Rahmen der KdF-Fahrt nach Norwegen und eine Urlaubsfahrt an den Rhein und in das Moseltal. Über das Programm des Sommerhalbjahrs 1939 informierte die
Neueste Zeitung vom 15. April auf Seite 5:
Die Leitung der Volksbildungsstätte Innsbruck hat auch r das Sommerhalbjahr einen reichhaltigen und vielseitigen Arbeitsplan ausgearbeitet, in dem wir außer einer Reihe bemerkenswerter Vortragsveranstaltungen auch verschiedene anregende Kulturfahrten, Kurse, Arbeitskreise und Arbeitsgemeinschaften verzeichnet finden.

Die bereits im Winterhalbjahr begonnen Kurse r englische, italienische und französische Sprache, die jeweils in drei Abteilungen r Anfänger, Fortgeschrittene und Weitfortgeschrittene durchgeführt werden, werden fortgesetzt. Zu ihnen kommt außerdem ein Schnellkurs r Neuanfänger in Italienisch, der speziell r alle, die im Herbst eine Erholungsreise nach dem sonnigen den machen wollen, gedacht ist.

Von dem im Winter begonnenen Arbeitskreisen werden die r Ornamentales Zeichnen nach Tiroler Volksmotiven und die r Volkstanz fortgesetzt werden. Dazu kommen noch Arbeitskreise r Musik, und zwar r Klampfe [Gitarre] und r die Blockflöte und ein Arbeitskreis r Kunstbetrachtung.

In der Reihe der Arbeitsgemeinschaften finden wir die weltanschaulich-politische Arbeitsgemeinschaft Die Grundlehren des Nationalsozialismus, die im Wintersemester so besondere Anteilnahme gefunden hat, wieder angeführt. Außerdem wird im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft Stadtarchivar Dr. Karl Schadelbauer Fragen der praktischen Stammbauarbeit und der Sippenforschung erörtern.

In der Reihe der Kulturfahrten und Lehrwanderungen sind zwei größere Vorhaben, eine Pfingstfahrt ins Franken- und Schwabenland, nach rnberg, Rothenburg, Dinkelbühel, rdlingen und Ulm und eine elftägige Sommerfahrt zu den Städten deutscher Geschichte, nach Stuttgart, Heidelberg, Frankfurt a. M., Goslar, Braunschweig, Berlin, Dresden, Prag, rnberg und nchen besonders hervorzuheben.

Im Vortragsplan sind als Veranstaltungen größeren Stiles eine Eigenlesung Josef Magnus Wehners, ein Vortrag des Professors an der Lehrerhochschule in nchen, Pg. Suchenwirt, ein Lichtbildervortrag über die Bauten des dritten Reichen des Berliner Dipl.- Ing. Heinrich Gesell, ein kolonial-politischer Vortrag des dwestafrikaners Kurt tow und eine Lesung des großen österreichischen Dichters Karl Heinrich Waggerl neben einer Reihe anregender kleinerer Vortragsveranstaltungen hervorzuheben.“

Das Veranstaltungsprogramm der Volksbildungsstätte bereicherten auch Konzerte. Unter dem Motto „Fröhliche Musik im Mai“ im Claudiasaal, wurde, vermutlich unter der Ägide von Fritz Engel, ein Konzert veranstaltet mit der Intention wertvolles, leicht verständliches Musikgut an den unbefangenen rer heranzutragen und wirken zu lassen“. Ideologisches Ziel dieser Unternehmung war es, dass die Zuhörer durch aktives Mittun in die Gemeinschaft der Musizierenden“ einbezogen sein sollten und auf diese Weise das Konzertereignis zum lebendigen ren und Erleben“ rde (Innsbrucker Nachrichten vom 15. Mai 1939, Seite 8).

Speziell r den Musikunterricht der Volksbildungswerke wurde ein Kleinmodell einer Geige entwickelt, die im Rahmen der 2. Reichstagung des deutschen Volksbildungswerkes 1939 in sseldorf vom Fachamt Handwerk der Deutschen Arbeitsfront vorgestellt wurde. Das handwerklich einwandfreie und erschwingliche Instrument sollte als Lehrmittel nftig anstelle der früher üblichen Kinder- und Spielzeuggeigen im Unterricht Verwendung finden. Das Instrument ist leicht spielbar und klangschön und ebenso sehr r Zwecke des Musikliebhabers wie sogar auch r den Berufsmusiker geeignet“ (Neueste Zeitung vom 10. Mai 1939, Seite 5).

r die Woche der Hausmusik bereitete die Volksbildungsstätte im November 1939 einen Abend mit frühklassischer Musik vor, der beispielgebend r alle uslichen Musikgemeinschaften dadurch wirken soll, da er r Laien durchaus spielbare Musik in gefälliger und sinnvoller Anordnung zusammenstellt“ (Innsbrucker Nachrichten vom 14. November 1939, Seite 4). Ausführende dieses Projekts waren die Pianistin Herta Reiß, die beiden Musiklehrer der Lehrerakademie H. Raschowsky, Cello, und „T.“ [N.?/Norbert?] Gerhold, Violine sowie Hermann Spieß.

Auf aktuelle politische Ereignisse eingehend waren der Vortrag des Anglisten der Universität Innsbruck Professor Hoops über den Engländer und seine Politik, beziehungsweise über England als Machtfaktor“ sowie ein Anfängerlehrgang in russischer Sprache, vermutlich initiiert wegen der politischen Annäherung zwischen Deutschland und Russland im Jahr 1939. r Kulturinteressierte gab es im November 1939 noch einen Vortrag des Kunsthistorikers Heinrich Werner über Albrecht rer, den Deutschen“, an den sich ein Arbeitskreis r Kunstbetrachtung anschloss. Um die Publikumsnähe dieser Veranstaltung zu betonen, bringt der Vorbericht über die Veranstaltungen der Volksbildungsstätte in Innsbruck in den Innsbrucker Nachrichten vom 14. November 1939 folgende Klarstellung: Vortrag und Arbeitskreis sind in einer Weise abgestellt, die es jedermann glich macht, zu den großen Werken der bildenden Kunst in ein heres Verhältnis zu kommen, Freude und Entspannung in ihnen zu finden.“Außerdem gab es eine r den 16. November geplante Dichterlesung zweier junger Tiroler Autoren, Heinz Cornel Pfeifer und Max Kammerlander. Die Gedichte und Prosaproben, in denen vor allem das Bergerlebnis thematisiert wurde, ergänzte Musik von Hermann Spieß. Mitte Dezember folgte ein zweiter „Dichterabend“ mit Lyrik von Fritz Zelle sowie Proben aus dem Schaffen der Dichterin Josefine M. Urich. Wilhelm Lackinger stellte sich als Lyriker und Komponist mit Gedichten und drei Liedern vor. Den kulturpolitischen Zweck solcher Veranstaltungen erläutert Karl Paulin einleitend in seiner Besprechung in den Innsbrucker Nachrichten vom 18. Dezember 1939, Seite 6: Zu den wichtigsten und schönsten Aufgaben unseres Volksbildungswerkes gehört die Betreuung jener Begabungen, die aus dem Boden der Heimat die Kraft zu nstlerischer Hervorbringung schöpfen, die aber, gebunden an den engeren Kreis des Bodenständigen, noch nicht jene Reichweite und jenes Echo gefunden haben, ohne die eine rechte Entfaltung des Talents gehemmt ist. Unsere jungen Dichter, Schriftsteller und Musiker vor die Oeffentlichkeit zu bringen, vor einem größeren Zuhörerkreis die Wirkung ihres Schaffens und wohl auch die Anziehungskraft der Persönlichkeit zu erproben, hat sich die Leitung der Volksbildungsstätte Innsbruck zum dankenswerten Ziel gesetzt. Dabei kommt es durchaus nicht immer auf schlackenlose Vollendung an, auch beachtenswerte Versuche und ehrliche Schritte und Phasen auf dem Weg zu nstlerischer Reife verdienen solche Förderung.“


Volkslied – Volkstanz – Volksmusik

Im klingenden Volksgut sah sich die Ideologie des Nationalsozialismus im Kulturbereich am idealsten repräsentiert. Mit dem Volkslied, ohne subjektiven Charakter einer „Komposition“, sondern in seinem Wesen der Allgemeinheit verpflichtet, konnte durch den hohen Grad der Identifikationsbereitschaft, den diese Musik erreichte, das Gemeinschaftsgefühl kultiviert und gestärkt werden. Im Nationalsozialismus wurde das Volkslied ganz gezielt r diesen Zusammengehörigkeit stiftenden Zweck eingesetzt. Die äußere Form dieser Strategie von hoher ideologischer Brisanz waren die sog. offenen Singen“, die prinzipiell jedem „Volksgenossen“ bei freiem Eintritt zugänglich waren und auch effektiv beworben wurden.

Damit wurde das Volkslied, das in den Chorvereinigungen eine Heimstatt hatte, ganz bewusst mit ideologierelevanter Begründung aktionistisch der Allgemeinheit vermittelt als Ausdruck gelebter „Volksgemeinschaft“, die durch die gemeinsame Kleidung der Tracht noch eine Verstärkung fand. Aus diesem Zweck veranstaltete die NS-Gemeinschaft Kraft durch Freuderegelmäßig offene Singabende“, die entweder idealerweise im Freien oder im Claudiasaal Innsbruck von Fritz Engel durchgeführt wurden. Über den Ablauf solcher Veranstaltungen informiert ein Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 21. Februar 1939, Seite 6: Der offene Singabend der NS.-Gemeinschaft Kraft durch Freude, der am Montag im Claudiasaal um 20 Uhr abgehalten wurde, stand im Zeichen der Fasnacht. Bis auf den letzten Platz war der Saal gefüllt. Fritz Engel leitete die offene Singstunde. Nach einer heiteren Volksweise Wir fahren übern See“ wurden gemeinsam Kanons aus der Sammlung von Lahusen gesungen. Die heiter-primitiven Texte sten immer wieder Frohsinn aus […]. Das Lied vom Tridlejo mit den vielen Strophen brachte besonders frohe Stimmung […]. Das aus dem Volkstum Gewachsene zu vermitteln, ist ja der Sinn der offenen Singstunde, die schon in 14 Tagen wieder abgehalten wird und dann auch den tiefen Ernst, der in solchen Volksliedern liegen kann, zu Gehör bringen wird.“ Die ideologiebedingte Intention dieser Veranstaltungen erklärt der Vorbericht zur oben erwähnten offenen Singstunde“ in den Innsbrucker Nachrichten vom 18. Februar 1939, Seite 21: Wie auf allen Lebensbereichen, so muß sich auch auf dem Gebiete des Singens und Musizieren die nationalsozialistische Formung aus den Kräften des Volkes heraus vollziehen. Durch keine schöpferische Äußerung seines Brauchtums vermag unser Volk so stark zu sprechen, durch nichts wird es umgekehrt selbst wiederum so im Tiefsten angesprochen wie durch sein Volkslied. Wir haben es oft erfahren, wie eine Spannung, ein Erkennen, ein tiefes Erleben in Tausenden plötzlich beglückend und ergreifend Ausdruck gewann in einem Lied. In einem kleinen, einfachen Lied, das oft besser als viele Reden zu sagen vermochte, was alle im Herzen bewegte. Aber gerade, wenn wir uns der ungeheuren Macht des Liedes und der Musik überhaupt bewußt werden, dann haben wir uns umso mehr klar darüber zu sein, daß das echte, volkshafte Lied ngst nicht mehr oder besser: noch nicht wieder in dem Maße wirkliches Eigentum unseres ganzen Volkes ist, wie es eigentlich der Fall sein müßte.“

Dieses Bemühen, kulturelles Volksgut wieder breiten Schichten der Bevölkerung zugänglich und allgemein vertraut zu machen, fand seine Erweitung in der Einbeziehung des Volkstanzes. Mit 1. rz 1939 eröffnete die NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude den KdF-Tanzkreis Innsbruck, dessen Abende regelmäßig jeden Mittwoch durchgeführt wurden. Mit der Leitung der Tanz- und Singgestaltung“ betraute man einen Mitarbeiter, den Parteigenossen Gustav Ziegler. Als Tanzsaal hatte der NS-Studentenbund „freundlicherweise“ den Saal seines „Kameradschaftshauses“ zur Verfügung gestellt. Gelehrt wurden die verschiedenen nze unserer alpenländischen Überlieferung“.Deutsche Gemeinschaftstänze und Tanzspiele“ sollten zur Abwechslung beitragen. Hinsichtlich Kleidung war Tracht erwünscht (Innsbrucker Nachrichten vom 25. Februar 1939, Beilage Lebendiges Tirol, Seite 3).
Um diese Bestrebungen zu vereinheitlichen und wohl auch zu intensivieren, veranstaltete die NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude in der Zeit vom 5. bis 9. Juli 1939 in Haldersleben eine Reichsarbeitswoche r Volksmusik“, die vom Parteigenossen Karl Hannemann, einem ausgewiesenen Experten vom Reichsamt KdF, geleitet wurde. Als Ziel hatte man sich vorgenommen, die Teilnehmer in das weite Gebiet der instrumentalen und vokalen Volksmusik einzuführen“, wobei altes und neues Volksliedgut einen breiten Raum einnehmen sollte. Eingeladen wurden „außer den Musik- und Singeleitern der Betriebe und den städtischen Musikbeauftragten des Gaues Magdeburg-Anhalt auch Vertreter aus dem ganzen Reich, insbesondere aus der Ostmark“ (Neueste Zeitung vom 21. Juni 1939, Seite 4).
Die Aktivierung von Volkskultur und deren teilweise Umformung zu ideologischer Gebrauchsfähigkeit wirkte sich auch auf das Brauchtum aus: Das Thaurer Mullerlaufen“ wurde im Jahr 1939 erstmals wieder als Fasnachtsumzug veranstaltet. Ein Ausschuß, an dessen Spitze rgermeister Speckbacher steht, der als Bildhauer die Holzmasken verfertigte, hat sich in enger Zusammenarbeit mit dem heimatkundlich verdienstvoll tigen Pg. rg Bayr mit den Vorbereitungen beft und die Schulung der Mitwirkenden im Sinne der alten Überlieferung betrieben“ (Innsbrucker Nachrichten vom 6. Februar 1939, Seite 6).

Volksmusik war in vielen Veranstaltungen das identifikationsstiftende Element, das Zusammengehörigkeit, Heimatgefühl in seelischer Behaglichkeit vermittelte. Dies zeigt zum Beispiel ein Tiroler Heimatabend“ der Deutschen Arbeitsfront, Ortsgruppe Pradl, in seiner idealtypischen Abfolge, wie sie auch die Gestaltung zahlreicher „Kameradschaftsabende“ prägte. Die Abteilung „Feierabendgestaltung“ hatte unter der Leitung des Feierabendwartes Bildhauer Roilo, der sich auch als spaßiger Ansager bewährte, eine reichhaltige Vortragsfolge zusammengestellt“. Über den Verlauf und die Atmosphäre berichtet Dr. Josef Seidl in den Innsbrucker Nachrichten vom 3. April 1939, Seite 3:

„[…] Bald war der große Saal bis auf den letzten Platz gefüllt und die flotten Weisen und rsche des vom Obermusikzugführer Schmied geleiteten Musikzuges des Reichsarbeitsdienstes, der ebenso schneidig wie unermüdlich spielte, bereiteten die richtige Stimmung vor. Ortsgruppenleiter Hans Baldauf begrüßte die zahlreich erschienenen Volksgenossen, unter denen sich auch der Gaubeauftragte der Deutschen Arbeitsfront, Gauamtsleiter Gieselbrecht eingefunden hatte, mit herzlichen Worten, in denen er die Bedeutung solcher Veranstaltungen zur Pflege der Geselligkeit und Kameradschaft kurz umriß. Dann eröffneten die bekannten hlauer nger den bunten Reigen der Darbietungen.
A Liadl muaß frisch sein sangen sie und Droben auf der Alm und noch ein paar Gstanzeln, dann mußten sie eiligst zu einem anderen Kameradschaftsabend übersiedeln und kamen lange nicht zurück; kein Wunder, denn ihre Lieder und Jodler werden auch dem Reichsminister r Justiz Dr. rtner so gut gefallen haben, daß man sie nicht so rasch fortließ. Im Grauen ren kam man übrigens deshalb nicht in Verlegenheit. Zwei Kinder tanzten Tiroler Figuren; ein kleines derl drehte sich zierlich im Kreise und ein etwa zehnjähriger Bub plattelte, daß man um den Nachwuchs von schneidigen nzern keine Sorge zu haben braucht […]. Dann ging es in rascher Abwechslung weiter. Die beiden Komiker Theisl und Fritz Bader sorgten mit ulkigen Vorträgen in Tiroler Mundart r schallende Heiterkeit, Schuhplattler aus Reith im Winkel und andere hrten bsche Figurentänze vor, von denen einer ganz reizend vor Augen hrte, wie aus einer Eifersuchtsszene der Watscheler entstand. Heitere Erinnerungen weckte Haslauer Toni mit dem Vortrag der bekannten Film-„Schlacht am Lemmerhof“ von Max Depolo, aber den größten Beifall fand doch Truppführer Heinitz, der das Xylophon mit fabelhafter Geläufigkeit meisterte und auf zwei Pauken, begleitet von vier Fanfarenbläsern und dem Musikzug, den Fehrbelliner Reitermarsch [von Richard Henrion, 1893] prächtig zu Gehör brachte.

Nach der Pause kamen auch die hlauer nger mit ihrem wackeren Chormeister Donkreß und ihren famosen Jodler Kukla von ihrem Abstecher wieder zurück und erfreuten die dankbaren Zuhörer mit einigen herzfrischen Heimatliedern von Prof. Josef ll und anderen Tiroler Gsangeln. Ein lustiger Einakter Der verwechselte Brautwerberbeschloß den vergnügten Abend […].“

Eine auf den Anlass abgestimmte etwas vereinfachte Form eines „Festabends“, veranstaltete im nner 1939 der Deutsche Turn- und Sportverein Hall 1862 unter Beteiligung der politischen Funktionäre der Stadt. Im offiziellen Teil, der mit den Liedern der Nation schloss, wurde in den Ansprachen von rgermeister und Vereinsfunktionären insbesondere auf die Bedeutung des Sportes r den Fremdenverkehr hingewiesen: Da sse noch viel Aufbauarbeit geleistet und manches Vorurteil beseitigt werden. Denn auch in diesen Belangen gelte es, dem Wunsch des hrers, dessen Schutz und rderung auch die Leibesübungen obliegen, nachzukommen und ihm dankbar jede Aufgabe zu unterstützen [sic]“ (Innsbrucker Nachrichten vom 16. nner 1939, Seite 10).

Nach dem Verlesen mehrerer Begrüßungsworte, unter anderem des Kreissportführers Hermann Margreiter oder dem Oberbürgermeister der Gauhauptstadt Dr. Denz, vermittelten im unterhaltsamen Teil des Festabends Vorträge der Speckbachermusik und des nnergesangvereins sowie Volkstänze und Vorführungen der Turner am hohen Pferd eine bunte Vortragsfolge, die den stürmischen Beifall der Anwesenden fand“.

Die Buntheit der Programmfolge bei solchen „Kameradschaftsabenden“ fand ihre Umsetzung im Großen bei Volksfesten. Im August 1939 wurde ein Sommerfest in Imst vom dortigen Verkehrsverein abgehalten. Über den geplanten Verlauf informiert die Neueste Zeitung vom 19. August 1939, Seite 6: Eine Aufführung der wieder ins Leben gerufenen Imster Heimatbühne gibt mit der Vorstellung Die Probenacht“ von Julius Pohl am Samstag im Eggerbräu den Auftakt. Hotel Post und Eggerbräu haben nach dieser Vorstellung Tanz angesetzt. Das eigentliche Volksfest am Sonntag leiten Frühkonzerte beim Hotel Post und beim Gasthof Stern ein. Der Krone-Garten ist mit Tanzboden und Spielbuden aller Art ausgestattet. Vier Kapellen, die Silzer und die Haiminger Trachtenmusikkapelle, die Kapellen Stiegl, Sautens und Senn, Imst, werden mit Konzert- und Tanzmusik aufwarten. Den Schluß des Volksfestes bildet ein großes Feuerwerk, das gleichfalls im Krone-Garten stattfindet.“ Dieses Fest stand natürlich vor allem im Dienst des Fremdenverkehrs. Damit war nicht nur der Gedanke verbunden, den sten willkommene Abwechslung zu bieten, sondern auch bewusst das eigene Volkstum zu demonstrieren. Dies sst sich anhand vieler anderer Veranstaltungen belegen, wo ebenfalls den auswärtigen Besuchern tirolische Volkskultur als Spiegel der arteigenen Traditionspflege“ vorgestellt wurde. Beispiele dafür sind ein „Kameradschaftsabend“ in der KdF.-Halle Innsbruck anlässlich der Tagung des Fachamtes Textil der Deutschen Arbeitsfront und der Wirtschaftsgruppe Textilindustrie Anfang Juni 1939 oder ein geselliger Abend“ im Café Post Kufstein zu Ehren einer Delegation von Politikern und Beamten aus Konstanz. Die Innsbrucker Veranstaltung vereinte 3.800 Teilnehmer aus dem gesamten Reichsgebiet. r die heimische Note sorgten die Tiroler Trachten- und Volktanzgruppe und die hlauer ngervereinigung, während das sonstige bunte Abendprogramm zur nze von Gefolgschaftsmitgliedern und Spielscharen deutscher Textilbetriebe durchgeführt“ wurde (Neueste Zeitung vom 3. Juni 1939, Seite 3). In Kufstein stellte sich das traditionsverpflichtete Tirol mit Liedern der „Lindlbuam“ und einer Schuhplattlergruppe den Vertretern der Kreisleitung Konstanz am Bodensee mit Ortsgruppenleitern, Amtswaltern und rgermeistern vor (Tiroler Volksblatt vom 17. Mai 1939, Seite 2).


Die Neueste Zeitung vom 24. nner 1939 bringt auf Seite 6 einen kurzen Bericht über die "Musikschulung der Frauen", bei der die "alpenländische Volksmusik" aufgrund ihrer gemeinschaftsbildenden Funktion eine bevorzugte Stellung einnahm:

"In diesen Tagen fand in Innsbruck die erste Schulung der Kreissachbearbeiterinnen r Musik und Feiergestaltung statt. Das Sachgebiet r Musik und Feiergestaltung (innerhalb der Abteilung Kultur, Erziehung, Schulung der NS.-Frauenschaft) hat die Aufgabe, in unseren Frauen die Freude zu Lied und Musik wieder zu wecken. Die beiden Tage waren vollauf mit frischer, lebendiger Arbeit ausgefüllt. Es wurde gesungen und musiziert, ganz besonders wurde auch unser alpenländisches Volkslied gepflegt. Aber auch grundsätzliche Aussprachen wurden gehalten; Referate über das Sachgebiet im allgemeinen, über die alpenländische Volksmusik und über Hausmusik gaben reichlich Gelegenheit dazu. Eine besondere Anregung bot die Anleitung aller Teilnehmerinnen zur Arbeit mit den Frauen. Jede Kreissachbearbeiterin mußte allen Teilnehmerinnen ein Lied lehren, wobei an der Haltung und Sachkenntnis der Lehrerin besonders strenge Kritik geübt wurde. Den Abschluß der Schulung bildete eine heitere Schlußfeier.

Die Kreissachbearbeiterinnen werden nun die Arbeit hinaustragen und auch draußen wieder Menschen finden und schulen, die all das in die Ortsgruppen und damit in das Volk tragen."

Ein Beispiel, wie die Erfahrungen dieser Schulung ihre praktische Umsetzung fanden, vermittelt ein Bericht von einem "Ausflugstag der Jugendgruppenführerinnen" in den Innsbrucker Nachrichten vom 26. April 1939 auf Seite 3:

"Zu einem schönen Erlebnis der Jugendgruppenschulung gehört sicher das Dorfsingen, das die Gausachbearbeiterin r Musik und Feiergestaltung Bertl Steiger veranstaltet hat. Veranstaltet kann man nun wieder nicht so recht sagen, denn es geschah alles mit einer so unmittelbaren Selbstverständlichkeit und Fröhlichkeit, daß man glauben mußte, die del tten schon immer auf dem Dorfplatz gesungen und die Fröhlichkeit tte schon immer einen so weiten Kreis in sich gezwungen.

Sonntag mittags wurden die del auf der Hungerburg in zwei Omnibusse verfrachtet und los gings bei strahlendem Sonnenschein mit prächtigem Liedgut, meist altem Liederschatz, und den dazu gehörigen Musikinstrumenten. Die Fahrt durch die sonnenbeglänzte Stadt und darüber hinaus auf das dliche Mittelgebirge Innsbrucks war eine jener fröhlichen Fahrten, die allein schon viel Freude machen. Doch kam diese erst recht zur Geltung, als in Vill der erste Halt gemacht wurde. In einer Dorfgasse, die recht still in der Sonne lag, klang das erste Lied aus frischen Kehlen. Gleich öffnete sich eine Haustür und eine uerin erschien, dann kamen die Kinder um die Ecken gelaufen, aus der Gasse herauf kamen die alten Leute, da und dort steckte der Bauer den Kopf zum Fenster heraus und allmählich wurden es immer mehr und mehr, die die fröhlichen Weisen angelockt hatten. Und dann saßen die Dorfbewohner auf den Hausbänken und lehnten an den Gartenzäunen. Zuletzt kamen sie immer her und wurden dann Mann und Frau und Kind in den Singkreis eingerundet und sangen herzhaft mit.

Später ging es weiter nach Igls und nach kurzem Aufenthalt nach Patsch. Dort wurde erst das fröhliche Dorffest gefeiert. Hell und eindringlich schien die Sonne über der wundervollen Landschaft des Stubaitales, Berg an Berg, frisch überschneit, leuchteten majestätisch in das Dunkel der tiefer gelegenen lder herab, ganz nah im Tal blühten die Kirschbäume, und die Wiesen sproßten überall im ersten Grün. In dieser herrlichen Gegend versammelte sich alles zu fröhlicher Gemeinschaft. Lieder und Jodler leiteten das improvisierte Fest ein, und dann wurden unter der lebendigen Leitung rg Bayers alte Volkstänze gezeigt. Alles mußte mittun, die Bauern und uerinnen freuten sich mit und drehten einen lustigen ndler auf dem Dorfplatz. Die Spielgruppe der Jugendgruppe entwickelte mit Geigen und Flöten auf dem brummig-zufriedenen Schrumm-Schrumm der Baßgeige die richtige Stimmung zum Tanz.

Zuletzt kamen zur allgemeinen Freude und Ueberraschung Gauleiter Hofer und rgermeister Christoph und die Gaufrauenschaftsleiterin P[artei]g[enossi]n Nachtmann dazu, stellten sich mitten in den Kreis und sangen fröhliche Lieder mit. So wurde aus dem einfachen Dorfsingen ein fröhliches, kleines Fest, an dem alles teilhaben konnte. Allmählich wurde es r die Bauern Zeit zum Melken, und nur ungern verließen sie den fröhlichen Kreis [ ]."

Rundfunk und Zeitungen

In seiner Rede anlässlich der 16. Großen Deutschen Rundfunk- und Fernseh-Rundfunk-Ausstellung ging Reichpropagandaminister Dr. Goebbels auf die Bedeutung und Aufgaben des Rundfunks ein. In einem Bericht in der Neuesten Zeitung vom 29. Juli 1939, Seite 2, werden Auszüge dieser Ansprache teilweise rtlich, teilweise zusammengefasst wiedergegeben:

„[…] ren ssen den Rundfunk alle. Er ist da und kann gar nicht mehr umgangen werden […]. Das Wesen eines guten Rundfunkprogramms liege in der gesunden und zweckentsprechenden Mischung unter ständiger cksichtnahme auf die Tatsache, daß die breiten Millionenmassen seine Zuhörer sind. Besonders angesichts des Ernstes der Zeit, die wir augenblicklich durchleben, habe der Rundfunk ganz bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Es gehe nicht so sehr darum, ein schweres und ernstes Programm zu senden, sondern darum, den breiten Millionenmassen unseres Volkes in ihrem schweren Daseinskampf soviel wie glich Entspannung, Unterhaltung und Erbauung zu vermitteln.“

Mit dieser populistischen Programmgestaltung sollte sichergestellt sein, dass der Rundfunk als Propagandamedium Ersten Ranges entsprechend Akzeptanz finden sollte. Dementsprechend wurden auf der Jahrestagung des Deutschen Rundfunks Anfang August 1939 die nsche von chster Instanz auch umgesetzt und vom Reichsintendanten Glasmeier die geplanten organisatorischen Maßnahmen und Neuheiten im Sendeprogramm öffentlich vorgestellt. Die Innsbrucker Nachrichten vermelden dazu in ihrer Ausgabe vom 5. August 1939 auf Seite 21:
Mit dem Beginn des Winterzeitplanes ab 1. Oktober werde u. a. der Programmaustausch zwischen den einzelnen Sendern eine neue Ordnung erhalten. Die Sender werden in ihren Darbietungen mehr als bisher aufeinander abgestimmt, so daß die zuweilen in Erscheinung getretenen Überschneidungen hnlichkeiten der Programme) nicht mehr vorkommen können.“ Mit dieser Maßnahme wurde insbesondere dem Wunsch Goebbels nach Vereinheitlichung und zentraler Realisierung des Programms entsprochen. Zur Stärkung der „Volksgemeinschaft“ war einmal mehr vorgesehen, dass jeder Sender in jedem Jahr wenigstens einmal dem einer anderen Landschaft angeschlossen werden“ sollte, so daß die besonderen nstlerischen und kulturellen Eigenarten eines jeden Gaues den Bewohnern anderer Gaue vermittelt werden“.

Dem „Deutschlandsender“umte man besondere Aufgaben“ ein. Als politischer Repräsentant des Reiches wird auf ihm nur noch das Beste auf allen Gebieten gesendet werden.“ Hinter dieser Aufwertung stand natürlich der Gedanke, diesen propagandistisch besonders hochwertigen Sender so attraktiv wie nur glich auszugestalten. Zu diesem Zweck sollte auch eine Zeitgeschehens-Sendung gewissermaßen eine akustische Wochenschau neu eingeführt werden.

Über die herausragende mediale und wirtschaftliche Bedeutung des Rundfunks gab auf der Jahrestagung 1939 der Präsident der Reichsrundfunkkammer Hans Kriegler einen umfassenden Bericht: Im vergangenen Jahr seien neben 1, 6 Millionen Volksgeräten noch 1, 5 Millionen Markengeräte verkauft worden […]. Nachdem der deutsche Arbeitsfront-Empfänger restlos ausverkauft ist, werde jetzt die Schaffung eines Empfängers der Gemeinden und Betriebe erforderlich.“ Im Bereich der Rundfunkpropaganda wurde als vordringlich angesehen der baldige Einsatz von Rundfunk-Werbewagen in den Gebieten der Ostmark und des Sudetengaues“, weil dort eine Teilnehmerzahl am Rundfunkgeschehen noch weit unter dem Reichsdurchschnitt ermittelt worden war.

Das Medium Rundfunk und das Phänomen der Massenhysterie haben die NSDAP mit groß gemacht. Die Reden Adolf Hitlers, aber auch seiner wichtigsten Gefolgsleute waren ein Hit r ein millionenstarkes Publikum. Sie brachten die Begeisterung der suggestiv wirksam inszenierten Großveranstaltungen in die Menschenmasse der öffentlichen Kundgebung wie in die private Sphäre der Rundfunkhörer.

Innsbruck rte den hrer. Die gesamte Bevölkerung um die Lautsprecher versammelt“, so lautet die Schlagzeile in den Innsbrucker Nachrichten vom 20. September 1939, Seite 7. Angesichts des ausgebrochenen Krieges erreichten solche Manifestationen natürlich besonders großes Interesse und entsprechenden Zulauf. Das Bild in den Straßen der Stadt wiederholt sich immer, wenn der hrer spricht. Gestern war es wiederum so. Seit den Mittagstunden wußte es die ganze Stadt, daß der hrer das Wort ergreifen werde. Alle Betriebe setzten Gemeinschaftsempfang an. In den Gaststätten, Kaffeehäusern, in den Lichtspieltheatern und großen Gemeinschaftsräumen wurden Vorbereitungen r die Übertragung der hrerrede getroffen. Kurz vor nf Uhr nachmittags prägte sich das Ereignis wieder mit aller Deutlichkeit in den Straßen Innsbrucks aus. Alles eilte nach Hause, in die Betriebe. Überall versammelten sich die Volksgenossen. Um nf waren die Straßen wie mit einem Schlag menschenleer. Alles hatte sich um die Lautsprecher versammelt. Und dann war es wieder eine große Freude: der hrer im befreiten Danzig!“

Natürlich stand der Rundfunk r parteipolitische Werbemaßnahmen zur Verfügung. Als Beispiel dafür sei eine Werbesendung r den Beitritt zur Hitlerjugend erwähnt. In den Innsbrucker Nachrichten vom 8. Februar 1939, Seite 5, erschien folgender Hinweis:
Am Vorabend des 20. April, des Geburtstages unseres hrers, meldet alljährlich der Reichsjugendführer dem hrer den Eintritt der zehnjährigen Jungen und del in die nationalsozialistische Jungendorganisation, die Hitler-Jugend. Die Zeit bis zu diesem Tage dient dazu, mtliche Zehnjährige zu erfassen, die Eltern über die Ziele der Hitler-Jugend aufzuklären und die Jugend selbst r den Eintritt zu gewinnen.

Über diese Aktion der Erfassung aller Zehnjährigen in Tirol und Vorarlberg werden am Mittwoch, 8. d[ieses] M[onats April 1939], um 15 Uhr vom Sender Innsbruck der hrer des Gebietes Tirol-Vorarlberg der Hitlerjugend, Oberbannführer Otto Weber, und die hrerin des Obergaues Tirol-Vorarlberg, Untergauführerin Herta Mignon, in einem Gespräch berichten.“

Das Volksleben Tirols hatte r Rundfunksendungen eine besondere Anziehungskraft. Insbesondere der Reichssender nchen war davon angetan und hat in vielen Sendungen das traditionell mit Klischees verbundene romantische Flair der Tiroler Volkskultur zelebriert. Zu einem derartigen Projekt unter dem Motto In Tirol drin“ meint der Tiroler Grenzbote vom 20. nner 1939 auf Seite 4:

Unter diesem Titel [In Tirol drin] veranstaltet der Reichssender nchen eine Rundfunksendung, die sich mit Land und Leuten Tirols, Sitte und Brauchtum usw. befaßt und auch ein Stück Alt-Tirol zu Worte kommen läßt. Die Sendung hlte Kufstein zum Ausgangspunkt. Hier wurden am Mittwoch, 18. nner, im Auracher-Löchl verschiedene Aufnahmen mit dem Rundfunkwagen der Sendeleitung vom Sendeleiter Dr. [Wilfrid] Feldhüter gemacht. U. a. sangen die „Lindlbuam“ echte alte Tiroler Volkslieder. Die ringer Schrammeln musizierten. Einige alte Kufsteiner Originale erzählten aus ihren Erinnerungen aus vergangener Zeit. Gasthofbesitzer Karl Neuhauser gab Einblick in seine schon historisch gewordenen Gaststätte mit ihrem alten Felsenkeller, aus dem auch ein guter Tropfen stammt, der die Zunge st, wie man in ihn Tirol gewohnt ist. Und so gibt es noch allerlei Kurzweil in Wort und Ton. An den folgenden Tagen wurden noch Aufnahmen in Innsbruck und Oetztal gemacht. Die Sendung In Tirol drin ist am Samstag, 21. nner, 20.10 Uhr im Reichssender nchen zu hören.“

Eine weitere Produktion entstand im Zusammenwirken mit dem Bund Deutscher del, der nach einem Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 16. August 1939, Seite 5, im Gau Tirol-Vorarlberg sich die Aufgabe gestellt hat, in ganz besonderem Maße sich der Pflege des heimatlichen Kulturgutes anzunehmen, um wach zu erhalten, was an nzen, Liedern und Bräuchen bei uns den Jahreslauf verschönt, und das neu zu beleben, was der Vergessenheit anheimzufallen droht.“ Um diese Ziele erfüllen zu nnen veranstaltete der BDM so genannte „Volkstumslager“, etwa im August 1939 in Rotholz. Dort fanden sich 40 Kulturstellenleiterinnen des „Untergaus“ des BDM und die Leiterinnen der Arbeitsgemeinschaft Glaube und Schönheit zusammen, um unter sachkundiger Leitung von Experten wie vermutlich Karl Horak, rg Bayr oder Norbert Wallner, sich in allen Fragen des heimatlichen Brauchtums“ unterrichten zu lassen. Im Zuge dieses Lehrganges fand ein „Heimabend“ statt, den der Reichssender nchen auf Schallplatte aufzeichnete. Über das Programm informieren die Innsbrucker Nachrichten (16. 8. 1949, S. 5): Die del gaben in Wort und Lied einen Querschnitt durch die Bräuche von Tirol und Vorarlberg, die auch heute noch lebendig sind und die es zu ten und zu bewahren, zu pflegen und rdern gilt. Unmöglich ist es, an dieser Stelle aufzuzählen, was alles sie vorm Mikrophon sangen und erzählten. Lustige Fasnachtsbräuche, wie z. B. der Schemenlauf in Imst oder der Funkensonntag im ‚Ländle wurden in anschaulicher Weise geschildert. Es wechselten in rascher Folge fröhliche Jodler, heiteres Flöten- und Klampfenspiel und besinnliche Sagen einander ab. Der Ton der einzelnen dunklen und hellen delstimmen verschmolz vorm Mikrophon zu einem einzigen fröhlichen Singen und Klingen. Den nchner sten werden die nze, mundartlichen Gedichte und Lieder einen unvergesslichen Eindruck der Kultur und des Brauchtums unseres Gaues vermittelt haben. Mit großer Spannung rten die del nach Schluß der Schallplattenaufnahmen vorm Haus am großen grauen Rundfunkwagen ihre eigene Sendung ab. Alle waren glücklich und froh, daß ihr Bemühen einen so schönen Erfolg hatte und daß es ihnen gelungen ist, ein farbenfrohes Bild der Volkskultur des Gaues Tirol-Vorarlberg zu entwerfen. Es sei heute schon verraten, daß es sich lohnen wird, die über den Reichssender nchen gehende Übertragung dieses Heimatabends anzuhören, auf die wir zu gegebener Zeit aufmerksam machen werden, auf daß niemand es versäumt, unsere fröhlichen BDM.-Mädel zu hören.“


In gleicher Intention, mlich das allerorten so geschätzte Flair der Tiroler Volkskultur zu inszenieren, organisierte der Frankfurter Reichssender im Februar 1939 eine Veranstaltung mit dem Titel Volksfest im Kaunsertal“ (heute: Kaunertal, Bezirk Landeck), zusammen mit der dortigen Alpenvereinssektion. Der Abend war ein Erfolg ohne gleichen“ liest man in der Neuesten Zeitung vom 27. Februar 1939 auf Seite 3. Die Sektion, die seit Jahrzehnten in den Ötztaler Alpen ihr Arbeitsgebiet hat und dort neben bedeutenden Wegeanlagen mehrere Alpenvereinshäuser gebaut hat, zauberte r einige Stunden Tiroler Leben in die schöne Stadt am Main. Sie holte zu diesem Zweck sogar die Bürgermusikkapelle in ihrer historischen Tracht aus Kramsach [im Unterinntal] heran und vergaß auch nicht die treuen Schutzhüttenwirte einzuladen […].“

Im Dezember 1939 startete der Reichsrundfunk eine Sendereihe Komponisten, die im Felde stehen“. Zu diesem Zeitpunkt waren nahezu 200 namhafte deutsche Komponisten an der Front im Einsatz (Neueste Zeitung vom 4. Dezember 1939, Seite 4). Im Zuge dieser Sendereihe wurde auch der Tiroler Komponist Artur Kanetscheider berücksichtigt.

Neben dem Rundfunk erwiesen sich die Zeitungen als das effektivste Medium r die nationalsozialistische Propaganda. Darum wurde auch bei den Zeitungen eine einheitliche Strategie der Berichterstattung angestrebt und 1939 außer den parteioffiziellen Presseorganen wie den Innsbrucker Nachrichten und deren Abendausgabe, die Neueste Zeitung, fast alle anderen Zeitungen eingestellt. Dieses rigide Vorgehen betraf neben lokalen Blättern wie die Auß[er]ferner Nachrichten auch die ehemalige, vor allem in Arbeiterkreisen verbreitete Volkszeitung, die in der Zeit des Nationalsozialismus als Deutsche Volkszeitung firmierte, jedoch am 25. April 1939 ihr weiteres Erscheinen einstellte. Auf der Titelseite der letzten Ausgabe wird vom Gaupresseamt der NSDAP diese Maßnahme vor allem mit wirtschaftlichen Erwägungen begründet: Die Deutsche Volkszeitung, die am 12. rz 1938 aus der früher in Innsbruck bestehenden Volkszeitung hervorgegangen ist, hat sich vom Tage der Machtübernahme an in den Dienst der Partei und des Staates gestellt, hat, angefangen vom Wahlkampf zum 10. April 1938, die ganze Zeit hindurch anerkennungswerte journalistische Arbeit geleistet und im Rahmen ihrer glichkeiten die Aufgaben erfüllt, die der Presse im nationalsozialistischen Staate gestellt ist […]. Die mangelnde wirtschaftliche Grundlage und die vollkommen veraltete technische Ausrüstung des Unternehmens sind nun auch die Ursache r die Auflösung geworden […]. Den Beziehern der Deutschen Volkszeitung sei bei diesem Anlaß empfohlen, statt ihres bisherigen Blattes nunmehr die Innsbrucker Nachrichten zu beziehen. Der NS-Gauverlag hat fast die gesamte Gefolgschaft des aufgelösten Unternehmens in seine Dienste genommen und dadurch Arbeitsplätze gesichert. Es ist eine gerechtfertigte Gegenleistung r diesen Beweis sozialer Haltung und cksichtnahme, wenn die bisherigen Abnehmer der Deutschen Volkszeitung statt dieser nun das Blatt des NS-Gauverlages beziehen […]“, so wird der angesichts der wahren Hintergründe r die Einstellung doch zynische Vorschlag präsentiert.


Film

Tirol war als Filmland vor allem auf Grund seiner einzigartigen Landschaftskulisse und seines Renommees als Land urwüchsiger Volkstypen und dramatischer Wilderergeschichten geradezu prädestiniert. In Tirol wurden 1939 mehrere Filmprojekte zum Teil unter Mitwirkung Tiroler Darsteller realisiert, die in der Regel beliebte Alpenromanzen zum Inhalt hatten. Als erste Produktion fand Ludwig Ganghofers Roman Edelweißkönigin seine filmische Umsetzung; dessen Dreharbeiten waren in der Hauptsache bereits 1938 durchgeführt worden.

Ein neuer Tiroler Bergfilm“ überschreibt Karl Paulin seinen Bericht in der Neuesten Zeitung vom 11. rz 1939, Seite 4: Zum zweitenmal innerhalb weniger Monate beherrscht nun ein neuer Ufa-Film die nende Leinwand, dessen bestes mitwirkendes Element nichts Geringeres als die Tiroler Alpenwelt ist. Die tiefen und nachhaltigen landschaftlichen Eindrücke der Frau Sixta haben Peter Ostermayr, der sich immer inniger in die Tiroler Landschaft verliebt, veranlaßt, auch den Edelweißkönig, der ja schon als Dichtung in unseren Alpen spielt, aus der Tiroler Umwelt entstehen zu lassen. Wir haben schon im vergangenen Sommer von den Außenaufnahmen zum neuen Ganghofer-Film auf dem Patscherkofel, auf dem Hafelekar, dann im Bannkreis des Wilden Kaisers, im Bereich der Gaudeamushütte, des Ellmauer Tors und der Gegend von Ellmau, wo der Finkenhof steht, berichtet. Nun sehen wir aus der Erstaufführung das Ergebnis und erkennen mit stolzer Freude prachtvolle Ausschnitte aus unserer Bergwelt, die ebenso wie in Frau Sixta mit der unwiderstehlichen Anziehungskraft des Filmbildes r unsere Heimat werben.“

Film: Der Edelweißkönig

Im erwähnten Film Frau Sixta spielte die Tiroler „Staatsschauspielerin“ Franziska Kinz die Hauptrolle. Im Jahr 1939 wurde ihr die Hauptrolle im Film Kamerad Mutter“ anvertraut. Über die schauspielerischen Qualitäten der aus Kufstein stammenden Tiroler Filmdiva schreiben die Innsbrucker Nachrichten vom 22. September 1939, Seite 7: „[…] Sie und ihre reife Kunst, die wir schon oft auf der hne und im Film bewundern konnten, sind ngst schon auch außerhalb der Grenzen ihrer engeren Heimat, der sie mit aller Hingabe verschworen ist, zu Begriffen geworden; mit ihnen verbindet sich die Vorstellung realistisch gesehener Frauengestalten, die durch die bis ins Letzte ausgefeilte Gestaltung jene nstlerische Vollendung erfahren, die einem aus der Welt der Berge und ihrer stolzen, herben Landschaft herausgeborenen Menschen vielleicht nicht gerade vorbehalten ist, die er aber oft gerade durch Einsatz nur spärlicher, unaufdringlicher Ausdrucksmittel beinahe zwangsläufig durch die ausgeprägte higkeit, sich in Menschenschicksale hineinzufühlen, ja geradezu hineinzuleben, und dann allerdings auch durch ein von keinerlei Hemmungen beengte Aus-Sich-Herausgehen erreicht. Gerade dafür hat Franziska Kinz in zwei Filmen klassische Beispiele gebracht: In Standschütze Bruggler und in Frau Sixta.

Der neue Film der Tobis Filmkunst GmbH, Kamerad Mutter“, thematisierte die Problematik der späten Ehe zweier reifer Menschen und das angespannte Verhältnis zwischen Stiefmutter und Stiefkindern. Dass dieser Film mit dem berühmten Regisseur Paul Verhoeven (1901-1975), dessen Handlung an sich keinen Bezug zu Tirol aufweist, dennoch hier gedreht wurde, ist vor allem der Überzeugungskraft von Franziska Kinz zuzusprechen. Ein Privatbesitz in der he von „Solbad“ Hall und ein Strandbad im Innsbrucker Mittelgebirge, vermutlich der Lanser See, waren Schauplätze r die Außenaufnahmen. In Gnadenwald wurde beim Speckbacher (Gasthof) ein Tiroler Schützenfest gefilmt. Als Sachverständige r Trachtenfragen zog man dazu die Direktorin des Tiroler Volkskunstmuseums Gertrud Pesendorfer bei.

Über weitere Filmprojekte informieren Zeitungen gleichfalls: Tirols Freiheitskampf wird verfilmt. Luis Trenker als Speckbacher“ bringt die Schlagzeile auf Seite 5 in der Neuesten Zeitung vom 5. April 1939: Die Bavaria-Filmkunst hat mit den Vorbereitungen zu ihrem Luis-Trenker-Film Der Feuerteufel begonnen, dessen Außenaufnahmen in Tirol in kurzer Zeit beginnen. Luis Trenker behandelt, wie bereits früher einmal berichtet, in dem Film Der Feuerteufel das über sich hinauswachsende mpfertum und den heroischen Einsatz des Tiroler Freiheitshelden Josef Speckbacher. Gemeinsam mit seinem alten Mitarbeiter Hans Saßmann schreibt er das Drehbuch. Wie in all seinen Filmen wird Luis Trenker auch die Hauptrolle übernehmen und die Regie führen.“ In der Neuesten Zeitung vom 19. April 1939 findet sich auf Seite 5 unter der Überschrift Willi Forst dreht im Ötztal“ folgende Nachricht: Der bekannte Filmschauspieler und Spielleiter Willi Forst dreht derzeit r seinen neuen Film Ich bin Sebastian Ott in Obergurgl die Außenaufnahmen. Dieser Tage wurden die Aufnahmen r den Schmugglerfilm Grenzfeuer, in dem als Hauptdarsteller Attila rbiger, Georgia Holl und Gerda Maurus mitwirken, beendet.“

Film: Der Feuerteufel

Film: Ich bin Sebastian Ott

Den hepunkt des Jahres 1939 im Bereich der Filmarbeit in Tirol bildete der Start zur Verfilmung der Geierwally mit dem Regisseur Hans Steinhoff (1882-1945), der sich insbesondere mit seinem Film Hitlerjunge Quex bei den Nationalsozialisten als angepasster und engagierter Mitstreiter bereits 1933 eingeführt hatte. Auch der Stoff der Geierwally, mit einer starken Frau im Mittelpunkt der Handlung, entsprach den Vorstellungen staatlicher Propaganda. Die Novität dieses Films war insbesondere, dass er ohne Atelieraufnahmen komplett in Tirol entstehen sollte. Die Filmleute der Tobis Filmkunst GmbH unter dem eigenwilligen Regisseur hatten sich mlich vorgenommen, in lden im Ötztal nicht nur ein paar Einstellungen mit dem wuchtigen Gebirgspanorama einzufangen, sondern einen Film dort zu schaffen, wo seine Handlung wirklich spielt, mit den Menschen, deren Schicksal sich auch heute noch angesichts der ewigen Schnee- und Eisregion erfüllt“ (Innsbrucker Nachrichten vom 21. November 1939, Seite 4). Zur Umsetzung der Geschichte um das Schicksal eines selbstbewussten Bauernmädchens, das in den Wirrnissen eines dramatischen Lebens in der sie umgebenden sozial geschlossenen Gedanken- und Erlebniswelt deren Normen missachtend ihre Existenz nahezu zerbrechen sst, wurde ein glichst reales Ambiente angestrebt. Nicht nur die Wahl des Drehortes r den Kampf eines wilden dchens gegen seine Umwelt und sein eigenes unbändiges Ich, der sich in dem von der brausenden Ache durchzogenen Ötztal, umschlossen von der schweigenden Majestät vieler Dreitausender und der bläulich schimmernden Gletscherwelt der Ötztaler abspielt“, erfolgte bewusst, sondern auch bei der Auswahl der Schauspieler setzte man mit dem Einsatz von Mitgliedern der Exl-Bühne und ortsansässigen Mitwirkenden auf Originalität. Dieses Streben nach Authentizität enthielt sogar, dass man sich zu speziellen Gerätschaften wie Truhen, sten, bunt bemalten Bauernbetten und Trachten den Rat des Tiroler Volkskunstmuseums einholte. Zur Charakterisierung seiner Schauspieler schwebten Regisseur Hans Steinhoff die klobigen und urwüchsigen Tiroler Bauergestalten vor, wie sie in den Bildern von Albin Egger-Lienz so idealtypisch dargestellt sind. Wortkarg und ein wenig knapp und ungelenk in den Bewegungen“ sollten sie sein. Bei den Filmaufnahmen in lden war auch der bekannte Operetten- und Schlagerkomponist Nico Dostal anwesend, weil er mit der Filmmusik zur Geierwally beauftragt war. Seine Komposition besaßschließlich hauptsächlich untermalenden Charakter, mit vielen folkloristischen Elementen. Deshalb bezog man auch die ngenfelder Musikkapelle in die Tonaufnahmen mit ein.

Die neu eingerichtete Gaufilmstelle diente Zwecken der Parteipropaganda. Sie hatte einen effizienten Betrieb; die Innsbrucker Nachrichten vom 4. nner, Seite 7, bringen eine Aufstellung der Spielorte von nner 1939 im Kreis Innsbruck. Gezeigt wurde der Film Schweigen im Walde mit einem Beiprogramm Flieger, Funker, Kanoniere in Inzing, Neustift, Steinach am Brenner, Axams, ls, Igls, Telfs, Wattens, Seefeld, Rinn, Matrei am Brenner, Thaur, Fulpmes, Mutters, Zirl, Volders, Oberperfuß und Aldrans.
Von den auch im Gaugebiet Tirol-Vorarlberg eingeführten Jugendfilmstunden und ihrer Intention der ideologischen Beeinflussung und Festigung der jungen Menschen informieren die Innsbrucker Nachrichten vom 4. rz 1939 auf Seite 9:

Ueberall hrt die Hitler-Jugend ihre Jugendfilmstunden durch; in allen Orten mit Lichtspielhäusern sehen viele Tausende von Jungen und del gemeinsam die besten deutschen Filmwerke.

Der Besuch dieser Jungendfilmstunden wurde durch einen niedrigen Eintrittspreis jedem glich gemacht, und so kann jeder Junge und jedes del der Hitler-Jugend in jedem Monat einen guten Film sehen. Das starke Erlebnis, welches vor allem der junge Mensch in sich aufnimmt, ist zugleich Erziehung. Dies bedachte auch die Reichsjugendführung in ihrem Erziehungsprogramm, als sie r das ganze Reich die Jugendfilmstunden einrichtete. Von ihr werden jedes Jahr die Filme ausgewählt. Dadurch bekommt der junge Besucher nur die besten und wertvollsten Werke des deutschen Filmschaffens vorgeführt, er wird aus sich selbst heraus den schlechten Film verneinen; r schlechte Filme wird die junge Generation und somit später das Volk nichts mehr übrig haben.

Wir sehen bei unseren Filmstunden staatspolitisch und kulturell wertvolle Filme, die uns von der Geschichte unseres Volkes erzählen, uns Menschen zeigen, die im Kampf ums Vaterland ihr Leben einsetzen und durch heroischen Einsatz ihrer Persönlichkeit zu Rettern und Rufern der Gemeinschaft werden. Große und starke Vorbilder werden den jungen Menschen auch dann noch beeinflussen, wenn das Leben mit seinen vielen Fragen an ihn herantritt und von ihm selbständiges Handeln verlangt wird. Und nicht nur Filme solchen Inhaltes sollen diesen Gedanken mit verwirklichen helfen, sondern auch der lustige Film und der gute Abenteuerfilm soll in dieses Programm aufgenommen werden. Denn es wird den Jungen ein Bedürfnis sein, auch Filme ansehen zu nnen, die ihren jugendlichen Tatendrang mitschwingen lassen. Auch wird damit eine Einseitigkeit vermieden, die niemals zum Ziele hren nnte.

Die Jugendfilmstunden zeigten von Beginn an, daß man hier den richtigen Weg gegangen war. Die Jugend ist das vielleicht kritischeste, aber im bejahenden Falle bestimmt auch das dankbarste Publikum. Es ist immer etwas Frisches und Herzliches in diesen gemeinsamen Filmstunden der Jugend. Nicht umsonst haben so manche große nstler, deren Spiel die jungen Kameraden und Kameradinnen begeistert, den Weg in diese Jungendfilmstunden gefunden. Und sie, die mit begeisterten Augen bestaunten Helden der Leinwand, vergrößern mit ihren wahren und echten Persönlichkeit und ihren Worten dieses Erlebnis. Zu den Erstaufführungen in diesen Jugendfilmstunden kommen Hauptdarsteller und nstler immer wieder zu ihren jungen Kameraden.

Auch in der Ostmark gelangen nun diese Jugendfilmstunden zur Durchführung. In Innsbruck allein erlebten dabei bisher 3000 junge Besucher der Filmwerke Pourl le rite' und Der here Befehl'. In allen Orten mit Lichtspielhäusern werden die Jugendfilmstunden allmonatlich durchgeführt und machen tausenden von jungen Kameraden und Kameradinnen dieses gemeinsame Erlebnis zugänglich."


Literatur

Das Tiroler Literaturereignis des Jahres 1939 war die Verleihung des Volkspreises der deutschen Gemeinden und Gemeindeverbände r deutsche Dichtung“ am 3. Dezember 1939 in Berlin an Josef Georg Oberkofler. Er erhielt diese Auszeichnung in Anwesenheit von Reichsleiter Karl Fiehler und Alfred Rosenberg r seinen Roman Der Bannwald. Karl Paulin hielt dazu in den Innsbrucker Nachrichten vom 4. Dezember 1939, Seite 4, fest:
„[…] Mit Stolz rte Tirol aus dem Rundfunk die Kunde von der Auszeichnung seines Dichters durch die Verleihung des Volkspreises der deutschen Gemeinden und Gemeindeverbände r deutsche Dichtung’. Damit wird ein Tiroler, der wie kaum ein anderer seine schöpferische Kraft aus dem Boden der Heimat gewinnt und in seinem Werk die unlösbare Verbundenheit des uerlichen Lebens und Schicksals mit der Scholle nstlerisch gestaltet, vor der ganzen Nation anerkannt und gewürdigt, ebenso wie im Vorjahre unser Meister des neueren Tiroler Volksliedes und Wiedererwecker der Gesänge Oswalds von Wolkenstein, Dr. h. c. Josef ll, durch die Verleihung des Mozart-Preises 1938.“

Im September 1939 erschien der 2. Jahrgang der Alpenheimat 1940. Familienkalender r Stadt und Land, der in vielerlei Hinsicht dem vormals weit verbreiteten Reimmichls Volkskalender nachgebildet war. Er sollte wohl die von Pfarrer Sebastian Rieger (Reimmichl) initiierte wie gestaltete, überaus erfolgreiche Publikation durch eine im nationalsozialistischen Sinn geprägte Ausgabe eines „Familienkalenders“ ersetzten. Im seinem Geleitwort erklärt der Herausgeber Karl Paulin ausführlich die Intention dieser bewusst volksnahen Publikation und kommentiert ihren Inhalt folgendermaßen:

Die erste Ausfahrt unseres Alpenheimat-Kalenders [1939] in die deutschen Alpengaue und ihre benachbarten Gebiete war von schönem Erfolg begleitet. Überall in Stadt und Land, in der Bauernstube wie im städtischen Heim, im chsten Einödhof wie in den Volks- und Werkbüchereien, wurde der Alpenheimat-Kalender 1939 freudig begrüßt und fand als Heimatbuch, das weit über den Lauf des Kalenderjahres hinaus seinen Wert belt, in unzähligen Familien eine gastliche Heimatstatt […]. Getreu seiner Absicht, die besten alpenländischen Federn in den Dienst der Volksbildung und -unterhaltung zu stellen, kommen auch in dem neuen Kalender zahlreiche namhafte Dichter und Schriftsteller zu Wort, unter anderen Karl Schönherr, Franz Kranewitter, Rudolf Greinz, Karl Heinrich Waggerl, Georg Rendl, Hans Kloepfer, Oswald Menghin, Paula Grogger, Joseph Georg Oberkofler, Josef Leitgeb, Hubert Mumelter, Max Stock, Hans Matscher, Max Kammerlander, Fritz ller-Partenkirchen, Franz Resl, Hanns Kogler, Dr. rg Bayr, Josef Sauer. Außer den Gauen Tirol-Vorarlberg, Salzburg, Oberdonau, Steiermark ist auch Bayern inbegriffen, so daß unser deutsches Alpenland vom Bodensee bis zum Wienerwald im Kalender aufscheint.

Neben heimatkundlichen und volksbildenden Beiträgen ist vor allem der neudeutschen alpenländischen Erzählung und dem uerlichen Humor ein breiter Raum gewidmet, soll doch unser Kalender seinen Lesern nicht nur besinnliche, sondern auch frohe Stunden bringen und ihnen die Schönheit und die tiefe Gemütskraft unserer herrlichen Alpenheimat her bringen.

Daß der Alpenheimat-Kalender 1940 wieder mit besonderem Nachdruck unserem ganzen Volk dienen und das Gemeinsame von Land und Stadt pflegen will, das zeigen sicherlich die Auswahl und der Charakter seiner Beiträge, die neben der flüchtigen Unterhaltung unseren Lesern auch einen Begriff des Reichtums an volksverbundener Kunst und Dichtung geben soll, den wir aus der Tiefe unseres Volkstums Jahr r Jahr schöpfen.

Und nun beginnt der Alpenheimat-Kalender sein heimatliches Wirken mit einem herzhaften ‚Glückauf 1940!r jeden seiner Leser und r unser ganzes heißgeliebtes deutsches Volk und Reich.“

An das Kalendarium schlossen sich Worte des hrers, die die Haltung des Nationalsozialismus zum Bauerntum und zur Arbeiterschaft r alle Zeiten ltig prägten“ (Innsbrucker Nachrichten vom 9. September 1939, Seite 5).

Zwei „Dichterabende“ der Volksbildungsstätte im November und Dezember 1939 wurden bereits erwähnt (siehe oben im Kapitel „Volksbildungsstätte“).

Im Rahmen der Deutschen Buchwoche im Dezember 1939 veranstaltete die Hitler-Jugend Dichterlesungen, r die sich der in Gries bei Bozen geborene Parteigenosse Franz Tumler (1912-1998) und der Innsbrucker Volksschriftsteller Max Kammerlander (1906-1996) bereitwillig zur Verfügung stellten. Vor dem „Mädel-Untergau“ las Herta Weber-Stumfohl aus ihrem Buch Die Ostmarkmädel, das die illegale tigkeit des BDM in Österreich zum Inhalt hat. In allen übrigen Filmtheatern und Standorten des Gaues gestalten die Einheiten der Hitler-Jugend die Feierstunde [zur Eröffnung der Deutschen Buchwoche 1939] mit Lesungen aus den besten Dichterwerken“ (Innsbrucker Nachrichten vom 9. Dezember 1939, Seite 6).


Bildende Kunst – Ausstellungen

Tirols bildende nstler stellten sich ganz in den Dienst nationalsozialistischer Ideologie. Vom 4. bis 30. Dezember 1939 präsentierten sie im Taxishof in Form einer „Jahresausstellung“ das Ergebnis ihrer Anpassung, bei der Eröffnung in Anwesenheit von Innsbrucker Parteiprominenz. Im Namen der Tiroler nstlerschaft begrüßte Professor [Max von] Esterle die Ehrengäste und erinnerte daran, daß der Bund bildender nstler Tirols ungefähr vor Jahresfrist seine Ausstellung in diesem Raum veranstaltet hat“. Nun sei es, „gestützt auf das Wohlwollen und die tatkräftige rderung durch Gauleiter und Oberbürgermeister“ glich geworden, der Öffentlichkeit einen Überblick über die nstlerischen Leistungen des Jahres zu geben“. Damit wolle die Tiroler nstlerschaft insbesondere ihre kulturelle und nationale Aufgabe mit allen Kräften“ erfüllen. Der Sinn der nstlerischen tigkeit unter nationalsozialistischen Prämissen wird vom Eröffnungsredner im Bericht der Innsbrucker Nachrichten vom 5. Dezember 1939, Seite 4 wie folgt definiert: Die deutsche Kunst muß und soll gerade in unseren Tagen ein geistiger und seelischer Kraftspender sein, den Menschen Entspannung und Erhebung geben und in ihnen das stolze lkische Bewußtsein und den Glauben an den Sieg Deutschlands stärken.“

Auf diese öffentliche parteikonforme Demonstration der Tiroler nstlerschaft, die das Ideal nationalsozialistischer Interpretation von Funktion und Sinnhaftigkeit von Kunst enthält, dankte der Innsbrucker Kreisleiter Dr. Primbs in Vertretung des dienstlich verhinderten Gauleiters den Tiroler nstlern in seiner Rede besonders dafür, dass sie sich ihrer hohen nstlerischen Aufgabe“ in dieser geschichtlichen Zeit bewußt sind“. 84 Objekte waren in der Ausstellung zu sehen, als deren „Mittelpunkt“ Albin Lanners eindrucksvoller Führerkopf“ angesehen wurde. Albin Lanner (1900-1950) stammte aus Bozen.

In seiner Uebersicht über die Jahresausstellung des Bundes bildender nstler Tirols“ in den Innsbrucker Nachrichten vom 7. Dezember 1939, Seite 5 f. stellt Fritz Olbert fest: Mag auch die lle, wie schon bemerkt, im ersten Augenblick verwirren, so bildet die Ausstellung doch weitgehend ein organisches Ganzes, das viel Schönes und Beachtenswertes enthält. Neben bewährten und erfolgreichen nstlern, von denen man Ueberdurchschnittliches auch diesmal erwarten durfte, steht in dieser Jahresschau der bildenden nstler Tirols zum erstenmal eine Reihe von Namen jungen Nachwuchses. Vielleicht ist dies eines der erfreulichsten Merkmale der Ausstellung, daß sie so viele Nachwuchskräfte heranzuziehen vermochte.“ Unter diesen jungen nstlern war auch Max Weiler (*1910 Absam) mit einem „Blumenstück“ vertreten. Das organische Ganze“, das der Berichterstatter in Konzept und Inhalt der Ausstellung sah, verweist offensichtlich auf die Anpassung an das nationalsozialistische Kunstideal bei allen vertretenen nstlern. Es gab in der Ausstellung Werke, die offen zum Nationalsozialismus in Beziehung standen, zum Beispiel der hrerkopf, ein „Monumentalwerk“ von Albin Lanner oder der in hartem Granit gehauene Führerkopf“ von Franz Theiß. Fitz Olbert erklärt: Die schwierige Arbeit ist aus tiefem nstlerischen Empfinden heraus geschaffen und verrät die Meisterschaft.“ In diese Kategorie der Anbiederung gehört nicht zuletzt ein repräsentatives Ölgemälde von Herbert Mahrholdt, das Gauleiter Franz Hofer porträtiert. Aber auch die meisten anderen Motive standen im ideologischen Ein- und Selbstverständnis der damaligen Kunsterwartung: Plastiken wie Mutter und Ruhender Bauer von Walter Kuen, Ölgemälde wie das Bergbauerndörfl von Hans Josef Weber-Tyrol, ein Blumenbild von Ernst Nepo oder Landschaftsdarstellungen wie Morgen im Karwendel von Lois Alton, waren in der Ausstellung neben den Blumenstillleben stark vertreten. Thomas Rieß stellte sich mit dem „prächtigen“ Ölgemälde Tiroler Landesschütze ein.

Demonstrativ bekundeten die Tiroler Spitzenvertreter der NSDAP ihr Interesse r bildende Kunst. Gauleiter Franz Hofer besuchte in Begleitung seines chsten Propagandafunktionärs, des Gaupresseamtsleiters Franz Pisecky, im Gebäude der alten Universitätsbibliothek in der dort untergebrachten Werkstelle der bildenden Künstler“ einen „Freskokurs“, wo jungen nstlern unter Leitung des Parteigenossen Ernst Nepo diese spezielle Technik gelehrt wurde. Ebenfalls bei dieser Präsentation anwesend waren die beiden Innsbrucker rgermeister Dr. Egon Denz und Edmund Christoph. Die Innsbrucker Nachrichten bringen dazu in ihrer Ausgabe vom 12. August 1939 auf Seite 4 einen Bericht, um die Anteilnahme der Parteigrößen an der Kunst öffentlich kundzutun. Die bereits ausgeführten Arbeiten wurden der Parteiprominenz vom Landesleiter der bildenden nste Ernst Nepo und vom Leiter der Werkstelle, Professor Max von Esterle, vorgestellt. Neben dem Erlernen des Verfahrens der Freskomalerei war zudem ideologisch intendiert zu zeigen, „daß auch in gemeinsamer kameradschaftlicher Zusammenarbeit nstlerisch wertvolles geschaffen werden kann“.Typische Gestalten aus der Geschichte Tirols“ bildeten den Inhalt dieser Unternehmens, bei dem ein Hof im Gebäude der alten Universitätsbibliothek mit „Freskoausschmückung“ versehen wurde.

Im Sommer 1939 wurde in Schwaz eine Kunstausstellung eröffnet, die allen nstlern des Kreises Gelegenheit gab, ihre Werke vorzustellen. In den Reden der lokalen Parteigranden kam der ideologiebegründete Zweck des von der Kreisverwaltung Schwaz der Deutschen Arbeitsfront, Abteilung Deutsches Volksbildungswerk, initiierten Vorhabens zum Ausdruck. Die Kunstausstellung von Werken schaffender nstler aus dem Kreis“ sollte nicht nur ein Bild des nstlerischen Schaffens“ geben, sondern den Sinn erfüllen, die Kunst immer mehr ins Volk zu tragen und dem Volk nutzbar zu machen“ (Innsbrucker Nachrichten vom 21. Juli 1939, Seite 5). Es wurde zu einem Hauptanliegen erklärt, die Werke der nstler des Kreises allen Volksgenossen zur Besichtigung zugänglich zu machen und damit eine Verbindung zwischen nstlern und der Bevölkerung herzustellen.“ In der Verständlichkeit der Kunst liege ihr Beitrag an der Schaffung der Volkseinheit“. Die higkeit, sich so auszudrücken, dass die Inhalte allen Volksgenossen verständlich sind, diese große Gestaltungsaufgabe soll auch r die Kunst Geltung besitzen“. Dementsprechend war jede progressive Dynamik im Kunstverständnis ausgeschlossen und allein eine rückwärtsgewandte, dem breiten Massengeschmack adäquate Gestaltung erwünscht und erfolgreich: Kunst aus dem Boden des Volkstums“, wie es in der Überschrift des Berichts über die Ausstellungseröffnung treffend beschrieben ist. Die Themen, die die Maler bewegten, waren Alte Bauern, Mutterglück, weitere Motive kraftvoller, uerlich verwurzelter Kunst“ wie Grasträger, Senner, ferner Arbeiter, Bergfriedhof, Landschaft mit Schafen, Winter am Pillberg und andere Kompositionen, die heimatverbundenen Ausdruck“ vermittelten. Als Resümee seines Rundgangs durch die Ausstellung fasst Fritz Olbert in den Innsbrucker Nachrichten vom 1. August 1939, Seite 4, zusammen: Mehrere der ausgestellten Maler haben sich an die Aufgabe gewagt, hrerbildnisse zu schaffen. Wie sie die Aufgabe zu sen versuchten, zeugt allein von dem starken Streben, die größte Gestalt unserer Zeit irgendwie immer in dem Ausdruck zu erfassen, zu der die eigene Kunst die besten Mittel verleiht. Und die Bildnisse Adolf Hitlers in Auffassung des nstlers, Darstellung und Sinngebung zu begreifen und miteinander zu vergleichen, bleibt allein schon einer der schönsten Eindrücke aus dieser sehenswerten Ausstellung.“

Aufgrund ihrer ideologiegesättigten Ausstrahlung, die in den ca. zwei Wochen der Ausstellungsdauer immerhin 1.300 Einheimische, Sommergäste und vor allem unsere KdF.-Gäste“ anzog (Innsbrucker Nachrichten vom 17. August 1939, Seite 4), wurde der Schwazer Ausstellung die Ehre zuteil, auch in der Gauhauptstadt Innsbruck gezeigt zu werden. Diese Initiative ging vom Deutschen Volksbildungswerk in der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude aus und wurde im Haus der Handelskammer in der Meinhardstraße realisiert, um diese vorbildliche Gemeinschaftsarbeit“ auch den Innsbruckern und den Sommergästen“ vorzustellen.

Präsentationen von einzelnen nstlern gab es üblicherweise in den Schaufenstern der Kunsthandlung Unterberger Innsbruck, wo der junge Tiroler nstler Karl Sommer (1907-1986) im nner mehrere Temperaskizzen von seinen Wanderungen durch Tirols Landschaft zeigen konnte (Innsbrucker Nachrichten vom 23. nner 1939, Seite 9). Mit dieser Form von Ausstellung im Auslagenfenster wurde im April 1939 auch des im Jahr 1938 verstorbenen Malers und Graphikers Oswald Hengst (1870-1838) gedacht. Hengst stammte aus Sachsen, fand aber in Tirol seine zweite Heimat, die er in seinen Kunstwerken mit zahlreichen Landschaftsbildern verehrte (Neueste Zeitung vom 18. April 1939, Seite 5). Auch der junge Innsbrucker Maler Franz Schwetz (1910-1969) erhielt Gelegenheit, seine Kunst in dieser Weise vorzustellen. Die
Neueste Zeitung vom 17. November 1939, Seite 4, berichtet:

Der Innsbrucker Maler Franz Schwetz hat in den letzten Tagen im Schaufenster der Kunsthandlung Unterberger wiederholt Proben seiner Kunst zur Schau gestellt, welche die Vielseitigkeit seines Schaffens beweisen, zugleich aber auch das unermüdliche Streben des jungen nstlers erkennen lassen, sich im Technischen zu vervollkommnen. Oelgemälde, Aquarelle, Zeichnungen wechseln ebenso ab wie die stofflichen Elemente, Landschaft, Bergwelt, uerliche Siedlung, Studienköpfe, zumeist aus dem uerlichen Leben. Allen Werken Schwetz gemeinsam ist die tiefe heimatliche Verbundenheit und Vertrautheit mit Land und Menschen; mit besonderem Glück weiß Schwetz die landschaftliche Stimmung, sowohl in Oel wie im Aquarell nstlerisch festzuhalten, so z. B. in seinen Hochgebirgsbildern oder im meisterlichen Rattenberg, im Aquarell Blick ins Oberinntal und andere mehr. Nach diesen Bildern ist vom Talent und Fleiß des nstlers, der auch neben seinem Beruf im Atelier des NS.-Gauverlages und Druckerei Tirol, Innsbruck, rastlos tig ist, eine früchtereiche Zukunft zu erwarten.“


Das Tiroler Landestheater nahm sich ebenfalls der Bildenden Kunst an und initiierte Einzelausstellungen in seinen umlichkeiten, um Kunstmalern und Graphikern des Gaues Tirol-Vorarlberg Gelegenheit“ zu geben, sich auf diese Weise dem Publikum bekannt zu machen und die Bestrebungen der nstler zu fördern“ (Innsbrucker Nachrichten vom 12. Oktober 1939, Seite 7.) Als erster nstler bekam der in Berlin geborene und seit 1920 in Innsbruck wohnhafte Graphiker Hans Boresch (1890-1944) diese Gelegenheit einer Ausstellung im Landestheater. Dabei konnten die gezeigten Werke, bevorzugt Kupferstiche mit Tiroler Landschaftsmotiven, uflich erworben werden. Über die Reputation des nstlers ist in den Innsbrucker Nachrichten (12. 10. 1939, S. 7) zu lesen:

Von Hans Boresch stammt das als eine der besten graphischen Fassungen anerkannte hrerbild, das sehr weit verbreitet ist. Werke von Boresch hat ngst das Berliner Luftfahrtministerium zur Ausschmückung des neuen Hauses angekauft. Die nchner Pinakothek besitzt zwei Radierungen von Boresch, darunter Pengelstein bei Kitzbühel, der auch im Theater ausgestellt ist. Die Gaudienststelle Berlin der NS.-Gemeinschaft Kraft durch Freude hat eine Reihe der Werke Boreschs als wandernde Werkausstellung zusammengestellt.“

Ein weiteres Ausstellungsprojekt betraf das ideologisch aufgeladene Unternehmen Volksverbundene Kunst aus Schülerhänden“, wie es in den Innsbrucker Nachrichten vom 25. nner 1939, Seite 6, in der Schlagzeile des Berichts von der Eröffnung bezeichnet wird. Ideenträger war die NS-Lehrerschaft, die zu einen Wettbewerb in der Schülerzeitung Hilf mit, der heute mit rund 40.000 Abnehmern die verbreitetste und [meist] gelesenste Zeitschrift unseres Gaues“, aufrief. Gegenstand von Schülerarbeiten sollten sein das geschichtliche Erlebnis der Gegenwart, vor allem die Heimkehr der Ostmark ins Reich“ und besonders das uerlich Leben unserer Heimat, auf das unsere Lehrerschaft die Schüler mit bewußter Absicht hinlenkt“. Begründet wird diese autoritäre Einflussnahme mit folgender Zielsetzung: Unsere Kinder sollen den Wert des Heimatbodens, die Wichtigkeit der uerlichen Siedlungen, die Eigenart und Schönheit des Bauernhauses und der uerlichen Arbeit schätzen lernen.“ Im Mittelpunkt aller dieser dagogisch-ideologischen Bestrebungen stand wiederum, das Gefühl r die Volksgemeinschaft besonders“ zu stärken. Auch das urdeutsche Brauchtum unserer Heimat“ sollte so jedenfalls Gegenstand der nstlerischen Beschäftigung der Schüler sein.

In wenigen Monaten war von den meisten Volks-, Haupt und Mittelschulen des Gaues Tirol-Vorarlberg eine große Zahl von Schülerarbeiten eingelangt. Sie wurden am 25. nner 1939 in der Gauausstellung Volksgemeinschaft Schicksalsgemeinschaft des NS-Lehrerbundes in den Ausstellungsräumen des Gewerbeförderungsinstitutes der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Gauleiter selbst nahm die Eröffnung vor. In der Berichterstattung wird betont, die Ausstellung liefere den Beweis, daß die Schuljugend Tirols und Vorarlbergs nationalsozialistisches Gedankengut überzeugend zu gestalten weiß“.

Zur rderung der Qualität im Handwerk wurden Handwerkerwettkämpfe organisiert, an denen 1939 erstmals Teilnehmer aus der „Ostmark“ sich mit ihren Kollegen aus dem „Altreich“ messen konnten. Die Gaufachabteilung Das deutsche Handwerk in der Deutschen Arbeitsfrontveranstaltete im April 1939 eine Ausstellung von ausgezeichneten Arbeiten, die aus diesem Wettkampf hervorgegangen waren. Nach Grußworten des stellvertretenden Gauhandwerksmeisters Parteigenossen Wildenegger eröffnet Gauleiter Hofer die Ausstellung und nahm die Verteilung der Preise und Urkunden vor. Ausgestellt waren die Arbeiten der Gausieger im Handwerkerwettkampf 1939“ von Malern, Tischlern, Kunstschlossern, Spenglern, Schneider und Schuhmachern. Diese Präsentation des Handwerks im Innsbrucker Stadtsaal fand großes Interesse. Sie wurde innerhalb eines Wochenendes von 5.000 Besuchern besichtigt.

Unter dem Titel Tiroler Handwerk unterm Berliner Funkturm bringen die Innsbrucker Nachrichten vom 29. April 1939, Seite 12 eine Vorschau auf eine geplante Sommerausstellung Berge, Menschen und Wirtschaft der Ostmark in der Reichshauptstadt Berlin:

„[…] Tirol wird im Rahmen dieser Ausstellung rdig vertreten sein. Das Gewerbeförderungsinstitut in Innsbruck hat trotz der rze der zur Vorbereitung vorhandenen Zeit aus allen lern Erzeugnisse [des] Tiroler Handwerks zusammengestellt, eine Sammlung, die in Berlin dann ein Monat lang sich als Querschnitt des Schaffens der Tiroler Handwerker den Ausstellungsbesuchern bieten wird.

Die Vielfalt der Gegenstände, die bald die weite Reise antreten werden, macht eine vollständige Aufzählung unmöglich. Nur die wichtigsten sollen deshalb herausgegriffen werden. Um den uerlichen Charakter des Landes besonders zu betonen, wird eine nach altem Muster angefertigte Tiroler Bauernstube aufgestellt werden. Trachtengruppen aus dem Tiroler Volkskunstmuseum werden das farbenfrohe Bild der bekanntesten Volkstrachten zeigen. Auch die neuen, jetzt wieder auflebenden Trachtengewänder, zu denen die heimische Industrie die Stoffe liefert, werden dabei gebührend berücksichtigt werden. Wintersport- und Bergausrüstung, vom Bergschuh bis zum Kletterseil, Rucksack und Eispickel, ebenso auch te, gehören gleichfalls zu diesem Gebiet […]. Die Tiroler singen und tanzen gerne. Wenn sie einmal zusammensitzen, hat man schnell eine Zither oder eine Gitarre zur Hand und dann erklingen alte Tiroler Lieder, Jodler, Gstanzln. Gitarre, Zither und das alte Raffele sind auch noch die wichtigsten Erzeugnisse oder Tiroler Instrumentenmacher, deren Ruf weit über die Landesgrenzen hinaus gedrungen ist […].“
Zuvor schon hatte sich das Stubaital im Rahmen der „Grünen Woche“ in Berlin repräsentativ vorgestellt.

Ebenfalls überregional bekannt waren die Imster Malerkurse. Mit ihnen entwickelte sich die Stadt Imst zu einem kleinen Mittelpunkt in der Handwerklehre“, wie es stolz die Innsbrucker Nachrichten vom 18. rz 1939 in ihrer Beilage Lebendiges Tirol auf Seite 1 sehen. Auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft r Berufserziehung und Berufsförderung im Gau Tirol-Vorarlberg vereinten sich alljährlich hrend der Wintermonate etwa nfzig nftiger Meister, um zu lernen, wie der Maler zum Kunsthandwerker wird. Die Kurse vermittelten eine umfassende Fortbildung, darunter mit der farbigen Bau- und Raumgestaltung in Entwurf und Ausführung, mit Flächenbeleuchtungstechniken, mit Schriftzeichnen und -malen, Reklame, Hinterglasvergoldungen und Transparenten, mit Bauernmöbelmalerei, Holz- und Marmormalen, mit Freihandzeichnen und perspektivischer Darstellung. Der theoretische Unterricht ergänzte die praktischen Kenntnisse mit Werkstoff und Anstrichkunde und weitere cher, die dem Maler als Kaufmann im Besonderen angehen“.

Die Imster Malerkurse waren im Gebäude der Landwirtschaftlichen Lehranstalt untergebracht, als „Atelier“ diente ihnen wegen der angeblich nstigen Lichtverhältnisse der ehemalige Kapellenraum. Über die geleistete Arbeit informierte eine eigene Ausstellung. r die Qualität der Arbeit spricht, dass bereits im Jahr 1938 mehrere Arbeiten der Imster Malerkurse auf der Internationalen Handwerkerausstellung in Berlin gezeigt wurden, wo prinzipiell nur Elitebeispiele der Handwerkskunst Zugang fanden.


Museen

In den Innsbrucker Nachrichten vom 11. rz 1939, Seite 26, veröffentlichte Schriftleiter Karl Paulin eine ngere Abhandlung über die Intention und Funktion der Innsbrucker Museen im Ambiente der nationalsozialistischen Ideologie. Einleitend stellt er fest, dass der geistige Umbruch und Wiederaufbau der Nation zu den wichtigsten Aufgaben der nationalsozialistischen Staatsführung gehört“. In keiner früheren Epoche seien die „unerschöpflichen Kräfte, die im Mutterboden der Heimat liegen, aus denen sich das gesamte Leben unseres Volkes hrt […] so hoch eingeschätzt worden wie in der Gegenwart, die in der schicksalsgemäßen Verbindung des Menschen mit Blut und Boden die Grundlagen aller kulturellen Arbeit erkennt.“ Idealerweise spiegle sich in der Aufgabenstellung und tigkeit der Innsbrucker Museen dieses Kulturkonzept wider. So erscheine es zwingend notwendig, alle Bestrebungen zu unterstützen, die sich das Ziel setzen, die volkstümliche Kultur unserer Heimat zu pflegen, die Zeugnisse, Urkunden, Dokumente, Kunstwerke zu sammeln, zu verwahren und nach wissenschaftlichen Grundsätzen der Oeffentlichkeit zugänglich zu machen“.


Ferdinandeum

In der Vergangenheit sei durch mangelnde Finanzierung des Tiroler Landesmuseums kostbarer Kunstbesitz verloren gegangen. Nun hat schon das erste Jahr der nationalsozialistischen Regierung den Beweis erbracht, daß es auch auf diesem Gebiete gründlich anders werden wird.“ Karl Paulin erwähnt als Beispiele die Beseitigung der Raumnot durch den Erweiterungsbau, der insbesondere auch Raum r die naturkundlichen Sammlungen schaffen rde. Als dringende Aufgabe sieht er die Neuordnung der Museumsbestände. Die neue Zeit verlangt eine gelockerte und übersichtlichere Ausstellung der Sammlungsgegenstände.“ Als Musterbeispiel dafür nennt er die Präsentation der vorgeschichtlichen Sammlung. Prinzipiell gelte nftig der Grundsatz, weniger, aber ausgesuchtes wertvolles Kunstgut so aufzustellen, daß es zu voller Wirkung kommt“.

Aufgrund der Wegnahme vieler Objekte aus den Schausammlungen wurde die Depotfrage akut. Doch auch in diesem Bereich sei nicht nur eine Lagerung anzustreben, sondern darauf Bedacht zu nehmen, die Objekte in eigenen umen übersichtlich zu verwahren, konservatorisch zu betreuen und r Studienzwecke zugänglich zu halten. r dringlich erforderliche Restaurierungsarbeiten plante man eine kleine Werkstätte. Mit besonderem Stolz verweist Paulin auf die Vielzahl der Erwerbungen:

Das wichtigste Ereignis r das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum seit dem Umbruch, zugleich der beste Beweis für die großzügige rderung von maßgebender Stelle, ist eine große Anzahl bedeutender Neuerwerbungen. Dank dem wirklich großzügigen Verständnis unseres Gauleiters Hofer wurden mehrere hochwichtige heimische Kunstwerke aus hiesigem Kunsthandel und Privatbesitz, deren Abwanderung aus Tirol unmittelbar drohte, vom Land Tirol angekauft und dem Ferdinandeum übergeben. Es handelt sich dabei um erstrangige Kunstwerke, die nftig zu den Perlen des Ferdinandeums hlen und die demnächst in einer eigenen Ausstellung von Neuerwerbungen der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“
Anlässlich dieser Sonderausstellung veröffentliche Dr. Vinzenz Oberhammer, der Kustos der Kunstgeschichtlichen Sammlungen, in den Innsbrucker Nachrichten vom 12. August 1939 in der Beilage Lebendiges Tirol, Seite 1, grundsätzliche Gedanken über Sinn und Zweck musealer Einrichtungen. Deren Inhalt und Formulierung entsprachen llig den ideologischen Vorgaben der Partei. Dieses Statement drückt deutlich aus, wie sehr das Ferdinandeum jetzt ebenso der suggestiven Macht des Nationalsozialismus verfallen war:

„[…] Eine lebendige, gesunde Gegenwartskunst und Kultur überhaupt kann nur auf dem gesamten vorausgehenden und zum ureigenen Besitze der Nation gehörigen Erbkunst fußen. Und in diesem Sinne sind diese Sammlungen wirklich fruchtbare Vorbilder, Keimzellen, aus denen dauernd Lebensströme des Volkes vermittelt werden, Spiegel der Selbstbesinnung im übertragenen Sinne der Gemeinschaft, Maßstab r die Dimension unserer eigenen Volkshaftigkeit, Warner vor heimlichen Gift und eigenem Unkraut, kurz unser glichst ckenloser Stammbaum in kultureller Hinsicht […].“

Anlässlich des 100. Geburtstages von Josef Anton Koch zeigte die Nationalgalerie in Berlin eine repräsentative Gedächtnisausstellung, die über 70 Gemälde und über 200 Zeichnungen umfasste und somit nahezu das gesamte Schaffen repräsentierte. Die Werke des Romantikers Koch entsprachen in ihrer imposanten realistischen Präsenz und virtuosen Technik nicht nur dem Kunstideal der Nationalsozialisten. Der die meiste Zeit seines Lebens in Rom lebende und schaffende nstler war gewissermaßen auch Sinnbild des deutsch-italienischen Freundschaftsbündnisses. Da Koch aus Tirol stammte, war es r das Ferdinandeum, das r die Berliner Ausstellung sechs Gemälde und etwa 70 Graphiken zur Verfügung gestellt hatte, ein prinzipielles Anliegen, auch im eignen Haus eine rdige Koch-Ausstellung auszurichten. Mit Unterstützung des Reichsstatthalters r das Land Österreich ist es schließlich gelungen, dass das Tiroler Landesmuseum anschließend an die Berliner Ausstellung einen Teil etwa ein Drittel dieser imposanten Schau zeigen konnte.

Die Eröffnung dieser medial und propagandistisch sehr effektvoll verwertbaren Unternehmung wurde zu einem Fest der Ideologie, sie erfolgte am 22. April 1939. Der eben erst gebaute Rundsaal „umfaßt die schönsten und berühmtesten Werke Kochs, dessen Porträt und das seiner Gattin den Mittelpunkt der Schaustellung bilden. Ueber den Porträts prangen die bezeichneten Worte des Führers, die er anläßlich der Eröffnung des Hauses der deutschen Kunst in nchen über die Romantiker gesprochen hat: Es ist kein Zufall, daß gerade diese Meister dem deutschesten und damit natürlichsten Teil unseres Volkes am chsten stehen’“ (Neueste Zeitung vom 22. April 1939, Seite 4).

Überdies wird von der Ausstellungseröffnung im Ferdinandeum am 22. April 1939 berichtet (ebd.):

Der kommissarische Leiter des Ferdinandeums, Prof. Doktor [Richard] Heuberger, begrüßte die Ehrengäste, den Vertreter des Gauleiters, Gauschulungsleiter Mang [Gauleiter Hofer war anlässlich der Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag Hitlers noch in Berlin], die Vertreter der Bewegung und der Behörden, der Stadtgemeinde, der Universität, der Universitätsbibliothek, der heimatlich kulturellen Vereine u. a. m. […]. Nach einleitenden Worten Prof. Dr. Heubergers über Sinn und Zweck der Koch-Sonderausstellung nahm Univ.-Prof. Doktor Hammer das Wort, um in geistvoller Art Persönlichkeit, Wesen und Art Joseph Anton Kochs zu rdigen. Dabei betonte der Redner, daß die Kunst der Gegenwart heute wieder ähnliche Wege geht wie zur Zeit Kochs […]. Daher ist Kochs nstlerisches Werk heute chst zeitgemäß; wie er in einer heroischen Zeit lebte, die ihn zur Gestaltung der heroischen Landschaft befähigte, so sind auch wir Genossen einer heroischen Zeit, die in der Sprache ihrer Kunst den gemäßen Ausdruck findet.“


Volkskunstmuseum

Als eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart verstand man auch das Wirken des Tiroler Volkskunstmuseums. Die dort zur Schau aufgestellten historischen Objekte waren bleibendes Vorbild einer auch in der Gegenwart zeitlos aktuellen Volkskunst. Darum ist es verständlich, dass Gauleiter Hofer in seiner starken Heimatverbundenheit und seiner Vorliebe r tirolische Volkseigenart“ dem Volkskunstmuseum seine besondere Aufmerksamkeit und Fürsorge“ zuteil werden ließ. Im Volkskunstmuseum sah man vor allem auch eine Institution mit „volkserzieherischer“ Wirkung. So sollte das Haus als kulturelle Schatzkammer Tirols“ vor allem der uerlichen Bevölkerung offen stehen, die bei einem Besuch der Sammlungen den besten Anschauungsunterricht r den Wert ihrer eigenen volkskünstlerischen Erzeugnisse empfängt. Der Bauer soll sehen, daß sein Gerät und seine bel vom Städter nicht verächtlich beurteilt, sondern als Zeugnis uralter Volkskultur geschätzt und geachtet werden. Daraus soll Stolz und Freude am eigenen heimatlichen Besitztum erwachsen und unsere uerliche Volkskunst neue Anregungen empfangen.“ (Karl Paulin in seinem Artikel über die Innsbrucker Museen, vgl. oben, in: Innsbrucker Nachrichten vom 11. rz 1939, Seite 26).

Von der „Geschäftsführerin des Tiroler Volkskunstmuseums“, der Innsbrucker Kaufmannstochter Dr. Gertrud Pesendorfer (1895-1982), werden in ihrer Funktion als Reichsbeauftragte r das Trachtenwesen“ und Leiterin der Mittelstelle Deutsche Tracht (seit 1. rz 1939) die Erneuerungsarbeiten auf dem Gebiet der Volkstracht intensiv weitergeführt. Mit Hilfe ihrer Zeichnerinnen Erna Piffl aus Wien und besonders Gretl Karasek veröffentlichte sie Entwürfe r die erneuerten Trachten, sehr eindrücklich in einer Serie Wir schneidern unsere Tracht“ im Tiroler Landboten 1939.

Der Tiroler Landbote war vor allem in der uerlichen Bevölkerung verbreitet, daher erwies sich die wohl prinzipiell als Werbemaßnahme gedachte Unternehmung als propagandistisch überaus effizient. Laut Elsbeth Wallnöfer (Geraubte Tradition, Augsburg 2011) schuf Gertrud Pesendorfer Modelle, die durch eine Betonung der Taille durchaus einer gewissen Erotik Vorschub leisteten, wenn auch gezähmt. Eine weitere Einführung war das weiße Blüschen als generelle Bluse der Tracht und Dirndl […]. Neben der betonten Taille wurde eine zweite Freiheit erkämpft: die Armfreiheit, die Zurschaustellung nackter Haut“ (ebd., S. 156). Pesendorfers Bestrebungen zur Erneuerung und Verbreitung der Volkstracht wirken bis in die Gegenwart weiter. Bis auf den heutigen Tag wird erzählt, das österreichische oder bayrische Dirndl seien ndlicher Herkunft, stehe r regionale Vielfalt und eine emanzipierte Erotik so die Designerin Vivienne Westwood und dabei ist es in der heutigen Erscheinungsform eine Erfindung engagierter Nationalsozialistinnen“ (ebd., S. 157).

Trachtenmodelle mit Herstellungsanleitung im Tiroler Landboten 1939 (aus verschiedenen Ausgaben im ersten Halbjahr)


Fremdenführer

Im Jahr 1939 wurde r die Fremdenführer eine verbindliche systematische Berufserziehung“ vorgesehen. Der Verkehrsverein Innsbruck hrte Kurse durch, die Vorträge über Geschichte, Kunstgeschichte, Entwicklungsgeschichte der Stadt und Sprachunterricht umfassten. Das Gauschulungsamt der NSDAP wirkte an der Gestaltung des Kursprogrammes mit und sorgte r weltanschauliche Schulung und politische Ausrichtung“ (Innsbrucker Nachrichten vom 29. April 1939, Seite 15). Probeführungen waren Teil der Ausbildung. Am Schluss der Kurse standen Prüfungen, deren erfolgreiches Bestehen Voraussetzung r die Erteilung der Fremdenführerkonzession war. Innsbruck folgte mit dieser Maßnahme vielen Städten im „Altreich“, wo ebenfalls der Fremdenverkehr eine wichtige wirtschaftliche Grundlage bildete. Begründet wurde die Maßnahme mit der Aufwertung des beruflichen Status des Fremdenführers, weil er durch diese fachspezifische Ausbildung aus dem Bereich der Zufalls- und Verlegenheitsberufe herausgehoben“ wird, doch auch sehr mit ideologiebedingten Erwägungen: Der Fremdenführer komme mit dem ausländischen Gast meist zuerst und in weitergehendem Maße als andere Volksgenossen in persönliche hlung. Von seinem Auftreten ngt in hohem Maße der Eindruck ab, den der Ausländer von Land und Leuten, von den politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Verhältnissen in unserer Heimat und im Reich überhaupt gewinnt. Der Fremdenführer muß daher befähigt sein, ebenso taktvoll als entschieden das Ansehen des Reiches und seiner tragenden Weltanschauung zu vertreten“.


Komponistendenkmäler

In Wien wurden nach einem Bericht in der Neuesten Zeitung vom 20. November 1939, Seite 4, neue Denkmäler geplant: Als erster erhält Walther von der Vogelweide ein bereits entworfenes Denkmal auf halber he des Leopoldsberges. Weiterhin sollen Georg Ritter von Schönerer, dem großen Antisemiten der Donaumonarchie, und dem berühmten Walzerkomponisten Ziehrer Denkmäler gesetzt werden.“


Kulturverwaltung und -organisation

Im September 1939 wird Dr. Karl Lapper, ein Vertrauter von Reichsminister Dr. Joseph Goebbels, zum Leiter des Propagandaamtes Tirol-Vorarlberg und zum „Landeskulturwalter“ bestellt. Er war somit oberster Kulturrepräsentant im Gau Tirol-Vorarlberg. Ihm unterstand insbesondere die Abteilung II (Erziehung, Volksbildung, Kultur und Gemeinschaftspflege). Karl Lapper war bislang als Chef des Presse- und Propagandaamtes der Reichsjugendhrung, zuletzt im Reichspropagandaministerium tig gewesen. Das Ausscheiden des bisherigen Leiters des Reichs- und Gaupropagandaamtes Arthur Lezuo sei auf eigenen Wunsch“ erfolgt. Reichminister Dr. Goebbels hat [Lezuo] seinen Dank r die Mitarbeit zum Ausdruck gebracht“ (Innsbrucker Nachrichten vom 16. September 1939, Seite 5). Weiters wird über Dr. Karl Lapper in den Innsbrucker Nachrichten informiert, dass er aus Kufstein stamme und Träger des goldenen Ehrenzeichens der NSDAP sei, außerdem: Im Jahr 1930 war er Ortsgruppenleiter der NSDAP., 1932/33 Kreisleiter in Kufstein […]. Im Juni 1939 wurde er vom Reichsminister Dr. Goebbels in das Propagandaministerium zur Erfüllung eines Sonderauftrages auf dem Gebiete des Filmwesens berufen.“

Am 16. nner 1939 fand ein Gautreffen der Fachschaft der Komponisten“ statt. Die Einladung dazu wurde in den Innsbrucker Nachrichten vom 11. nner 1939 auf Seite 5 veröffentlicht: Der Fachschaftsleiter teilt mit: Im Auftrage des Landesleiters der Reichsmusikkammer r den Gau Tirol-Vorarlberg [Dr. Karl Senn] werden alle Komponisten unseres Gaues, gleichgültig, ob sie ihre Mitgliedschaft bei der Reichsmusikkammer angemeldet haben oder nicht, oder ob sich ihr Kunstschaffen auf ernste oder heitere Musik erstreckt, eingeladen, am Montag, den 16. d[ieses] M[onats nner 1939], 20 Uhr im Musikverein in Innsbruck sich zuverlässig einzufinden.“Über Sinn und Zweck wird keine Mitteilung gemacht. Vermutlich war das Treffen eine Maßnahme zur Koordinierung und Disziplinierung im Sinne parteikonformer Ausrichtung des nstlerischen Schaffens.

Zur Übernahme des Schulwesens in die nationalsozialistische „Aufbauarbeit“ gibt der ehemalige Lehrer, kurzzeitige Gauleiter und Gauleiter-Stellvertreter und zuletzt Innsbrucker rgermeister Edmund Christoph in den Innsbrucker Nachrichten vom 11. rz 1939, Seite 53, einen ausführlichen „Rechenschaftsbericht“. Mit Genugtuung stellt er zunächst fest, dass bereits alle Privatschulen beseitigt seien. In Tirol wurden allein 34 konfessionelle Privatanstalten“ geschlossen und die Jugend der öffentlichen Schule zugewiesen […]. Wer heute in diese neuen Erziehungsanstalten kommt, freut sich an den nunmehr dort herrschenden, vom nationalsozialistischen Geiste durchdrungenen Erziehungsbetriebe.“ Mit diesen Maßnahmen sei der nationalsozialistische Grundsatz in die Tat umgesetzt worden, wonach die Erziehung der Jugend Sache des Staates ist“. In den privaten Unterrichts- und Erziehungsstätten“ sei seit Jahren eine an und r sich gesunde Jugend vergiftet und zu Haß gegen deutsches Denken, hlen und Handeln erzogen worden“. Nun herrsche ein neuer Geist. Die Lehrerschaft wurde im Laufe eines Jahres zu nationalsozialistischem Denken und Handeln in zahlreichen Tagungen und Lagern erzogen und bildet heute neben der Hitler-Jugend nicht nur den Garanten r eine den Forderungen des hrers entsprechende Erziehung der Jugend, sondern sie ist selbst fast zur nze auf den zahlreichen Gebieten der Parteiarbeit mit begeistertem Einsatze tätig.“ Ein wesentliches Anliegen war die Verbesserung der Infrastruktur, womit auch mit einer gesteigerten Bau- und Restaurierungstätigkeit ein Beitrag zur Beschäftigungspolitik der NSDAP verbunden war. Zahlreiche neue Jugendheime wurden geschaffen, viele Schulgebäude neu errichtet oder zumindest innen wie außen saniert. Eminent wichtig war den Nationalsozialisten die Leibeserziehung. Aus diesem Grund erhielt jedes Schulhaus eine geräumige Turnhalle. Mehrere Turnhallen in größeren Orten Tirols wurden neu gebaut. Die Arbeitslosigkeit im Lehrerberuf war Vergangenheit. Ganz im Gegenteil, schon bald herrschte ein Mangel an Lehrern. Die Besoldung der Lehrerschaft erfolgte als „Reichsangelegenheit“ zentral und einheitlich. Dadurch war eine weitgehende Sicherstellung des Einkommens gegeben.

Die Lehrer hatten sich den bereits erwähnten ideologischen Schulungen zu stellen. Ein Einblick erfolgt im Tiroler Grenzboten vom 3. rz 1939, Seite 3:
Am Mittwoch, 1. rz, sprach vor der versammelten Lehrerschaft des Abschnitts Rattenberg die Gaurednerin P[artei]g[enossi]n Dr. Karin Kaas über das Thema Deutsche Ostkolonisation’. An Hand einer volkspolitischen Karte entwickelte sie in anschaulicher Rede die mpfe des deutschen Menschen in Vergangenheit und Gegenwart um den Ostraum. Die Kenntnis der Fehler vergangner Politik, die uns den Verlust großer Gebiete im Osten brachte, muß heute Gemeingut des gesamten deutschen Volkes werden […]. Vertrauensvoll und bewundernd blicken wir heute auf zu unserem hrer, der auch in dieser Frage sein Volk mit sicherem Blick und fester Hand leitet.

Nach dem Liede In den Ostwind hebt die Fahnen [Text und Melodie: Hans Baumann] schloß mit einem dreifachen Sieg-Heil! auf den hrer der Kreiswalter Pg. L. Sachsenmaier den Appell. Die Kameraden Oberlehrer Wex und Hermann Urbanner brachten bei einem anschließenden kameradschaftlichen Zusammensein in gediegener Weise musikalische Werke zum Vortrag.“

Die NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude sah sich aufgrund des eben ausgebrochenen Krieges veranlasst, die Fortführung ihrer Tätigkeit zu rechtfertigen. Ein Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 13. September 1939, Seite 7, vermittelt davon eine Vorstellung:

Als der hrer vor sechs Jahren dem Reichsorganisationsleiter Dr. Robert Ley den Auftrag gab, im Rahmen der Partei die NS.-Gemeinschaft Kraft durch Freude zu schaffen, da leitete ihn hie[r]bei der Gedanke, daß ein schaffendes Volk Freude braucht, wenn es seine Arbeit richtig tun soll. Nun, da unser Volk im Kampf um seine Lebensrechte steht, erwachsen der NS.-Gemeinschaft Kraft durch Freude ungeheure neue Aufgaben. Denn auch jetzt und gerade jetzt braucht unser Volk Kraft! Der Soldat an der Front ebenso wie der Arbeiter. Der viele Stunden r Deutschlands Wehrkraft an der Maschine steht, jeder Deutsche, gleichgültig, wo er arbeitet, sie alle brauchen r vervielfachte Arbeit ebenso vervielfachte Kraft und sie nnen diese Arbeit nur leisten, wenn sie auch Stunden der Erholung und Entspannung haben. Aus diesem Grunde spielen bei uns die Theater und Lichtspielhäuser, aus diesem Grunde geht auch die Arbeit der NS.-Gemeinschaft Kraft durch Freude und vor allem ihrer Abteilung Feierabendweiter.“

r die angelaufene Aktion der dtiroler Umsiedler, die sich nach dem Hitler-Mussolini-Abkommen, die Brennergrenze als endgültig zu betrachten, r die Auswanderung entschieden hatten, wurde neben zahlreichen anderen organisatorischen Notwendigkeiten ein Kultur- und Veranstaltungsprogramm vorgesehen. Damit sollten die dtiroler „Volksgenossen“, die erst in den letzten Tagen die Reichsgrenze überschritten haben und im Begriff stehen, sich bei uns eine neue Heimat zu schaffen, auch in dieser Zeit der Umstellung ihrer Persönlichkeit die Weihnachtsfeier nicht entbehren ssen. Nachdem am letzten Freitag [22. 12. 1939] im Großen Stadtsaal in Innsbruck eine alle Einwanderer zugängliche Feierstunde stattgefunden hatte, die vom Gauleiter Hofer zum Anlaß genommen wurde, um die Einwanderer in seinem Gau und auf dem Boden des Großdeutschen Reiches herzlich zu begrüßen und sie in unsere Gemeinschaft einzuführen, fanden am Sonntag in Innsbruck 18 Weihnachtsfeiern r dtiroler Umsiedler statt“ (Innsbrucker Nachrichten vom 28. Dezember 1939, Seite 4).

Über die Atmosphäre bei solchen Weihnachtsfeiern wird wie folgt geschildet: Mehr als 650 Teilnehmer versammelten sich im großen Stadtsaal. In Gegenwart des Gauleiters wurde diese von Kreisamtsleiter Pg. v[on] Oelhafen mit Begrüßungsworten eingeleitete Feier zu einer machtvollen Kundgebung der Volksverbundenheit und Kameradschaft und klang, durch eine reiche Vortragsfolge abwechslungsreich gestaltet, in Freude und Fröhlichkeit aus.“

Bei der Feier im Hotel Österreichischer Hof Innsbruck verteilte Gauleiter Hofer Spielzeug an die Kinder. Die Weihnachtsfeier der dtiroler Umsiedler, die sich bereits zur Wehrmacht gemeldet hatten, wurde in der Innsbrucker Klosterkaserne durch die heimatlichen Liedvorträge der Wolkensteiner, durch die flotten Klänge einer Musikkapelle und eigene Beiträge aus den Reihen der Soldaten zu einer Stunde fröhlichen und kameradschaftlichen Beisammenseins“.


NS-Hochzeitszeremonie

„Fünffache Hochzeit in der Hofburg“ lautet die Schlagzeile in der Neusten Zeitung vom 11. rz 1939, Seite 5. Beschrieben wird das außergewöhnliche Ereignis einer nationalsozialistischen Hochzeitsfeier von nf Paaren am Vorabend des Jahrestages der Heimkehr der Ostmark“. Die nf nner waren Mitglieder der NSKK-Staffel Innsbruck, daher nahm auch Gauleiter Hofer an der Trauung im festlich geschmückten „Schloßsaal“ der Hofburg teil. Nach dem Largo“ (aus der Oper „Xerxes“) von ndel nahm der Standesbeamte die Trauung vor. Danach hielt der hrer der Staffel eine kurze Ansprache. Hierauf gaben die NSKK.-Männer ihre Dolche ab, die [der Staffelführer] Pg. Hildebrand mit folgenden Worten den Frauen überreichte: Deutsche Frau, dir geb ich diese Waffe. Gib sie deinem Sohn weiter und bewahre sie, bis dieser mannbar ist. Lehre ihn, diese Waffe ebenso in Ehren zu tragen wie sie sein Vater trug. Ihr Kameraden, nehmt eine neue Waffe von mir zum Andenken. Ich habe das Datum des 11. rz darin einprägen lassen: 11. rz 1938: Das Werden Großdeutschlands, 11. rz 1939, das Werden eurer Familie’.“

Der Gauleiter beglückwünschte die Neuverwählten und ermahnte sie in seiner Ansprache an ihre nationale Pflicht: Frauen, euch ist kein leichtes Los r die Zukunft beschieden, den die NSKK.- nner gehören Deutschland. Ihr werdet in den kommenden Jahren noch viel ertragen lernen ssen. Aber ihr habt das Glück, unsere große Zeit euren Kindern weitergeben zu rfen. Was der hrer im Monat rz des Jahres 1938 getan hat, das war r uns ein großes Glück. So ge auch r euch der rz ein Glücksmonat sein und bleiben. Euch aber, ihr nner von NSKK., sage ich, r euch gilt nach wie vor die Parole: Deutschland nichts als Deutschland! Wenn ihr das immer bedenkt, dann habt ihr eine deutsche Ehe geschlossen.“


Glockengeläute jetzt ausschließlich „Luftschutz-Warnzeichen“

Im Zuge der Vorsorgemaßnahmen r den Schutz der Bevölkerung aufgrund des begonnenen Krieges, wahrscheinlich auch als Schikane der Kirche gegenüber, wurde das Glockenläuten ausschließlich in den Dienst der Fliegeralarmwarnung gestellt. Begründet wird diese Verfügung in den Kitzbüheler Nachrichten vom 21. Oktober 1939, Seite 3:

Wir haben aber in unserm Gau nur an wenigen Orten Einrichtungen wie Alarmsirenen, die r diesen Zweck in Frage kommen und ssen daher Kirchenglocken r die Sicherung von Leben und Eigentum der Volksgemeinschaft der Kirchen selbst bedienen.

Um die Glocken aber als Luftschutz-Warnzeichen wirksam zu machen, mußselbstverständlich jedes Glockengeläute aus anderen Anlässen unterbleiben. Die einzige Ausnahme war in letzter Zeit das Geläute anläßlich des Einmarsches in Warschau, das durch Rundfunk und Presse allgemein angekündigt war und daher keinen Anlaß zu Zweifeln geben konnte. Im allgemeinen aber muß es, weil die Regelung selbstverständlich gaueinheitlich geschehen muß und nicht jede Extrameinung und nicht jeder Sonderwunsch berücksichtigt werden kann, dabei bleiben, daß die Glocken r den Fliegeralarm vorbehalten bleiben und im übrigen zu schweigen haben. Die mancherorts herrschende Gewohnheit, gewisse gliche Verrichtungen in Haus und Hof nach dem Glockengeläute zu bestimmten Stunden einzuteilen, muß gegenüber den heren Erfordernissen der allgemeinen Sicherheit eben zurückgestellt werden. Diese einfache Forderung der Vernunft sollte jede Kritik an dieser Maßnahme ausschließen, denn niemand kann es als Annehmlichkeit empfinden, die Glocke uten zu ren und dabei im Ungewissen zu sein, ob er nun in den Luftschutzkeller oder in die Kirche gehen soll.“

Der Hinweis auf das uten von Glocken zur Arbeitseinteilung betraf die kleinen Geläute, die besonders im Tiroler Unterland auf den Giebeln vieler Bauernhöfe angebracht sind, früher zur Zeitorientierung, heute zur Zierde.


Autor: Manfred Schneider
Stand: 8. August 2013