1938, III. Quartal

1938, Juli



Deutsche Volkszeitung vom 1. Juli 1938, Seite 10

Theater Konzerte - Kunst
Tiroler Landes-Museum Ferdinandeum
Morgen, Samstag, 2. Juli, um halb 12 Uhr, findet die Eröffnung der 4. Sonderausstellung der graphischen Abteilung statt, die unter dem Titel "Handzeichnungen aus den Legaten Johann und Ludwig v. Wieser" zum Andenken an die vor 50 Jahren verstorbenen Stifter eine Auswahl von etwa 200 der schönsten und interessantesten Blätter dieser Sammlung zeigen wird. Bei der Eröffnung wird der kommissarische Leiter des Museums, Prof. Dr. R[ichard] Heuberger, und Prof. Hammer sprechen. Die Mitglieder und Freunde des Museums sind zu dieser Feier herzlichst eingeladen.



_____________________________________________________________________________
Deutsche Volkszeitung vom 2. Juli 1938, Seite 13

Exl-Bühne im Stadttheater
Heute, Samstag, ist die Erstaufführung der Neuheit "Sein allerletzter Wille", ein Schwank in 3 Aufzügen von R. Walfried. Spielleitung Ernst Auer. Der Spielplan der kommenden Tage ist folgender: Sonntag [3. Juli]: "Sein allerletzter Wille"; Montag [4. Juli]: "Die fünf Karnickel"; Dienstag [5. Juli]: "Sein allerletzter Wille"; Mittwoch [6. Juli]: "Der Dorftrottel" ("Der Narrenzettel"); Donnerstag [7. Juli]: "Die Toni der Bua"; Freitag [8. Juli]: "Die Probenacht".

Vereinsnachrichten
Männergesangsverein "Eintracht" und Kinderchor des Lebensmittelmagazins
Sonntag, 3. Juli, Familienausflug nach Judenstein. Treffpunkt halb 8 Uhr früh Endstation Pradl. Unterstützende Mitglieder samt Familien sind freundlichst eingeladen.

Konzerte Kunst
Tiroler bildende Künstlerschaft
Ausstellungen in Tiroler Fremdenorten (Mayrhofen, Kitzbühel, Kufstein, Seefeld, Reutte, Längenfeld und Landeck). Räume zumeist Schullokale. Zeit: Mitte Juli bis Mitte August [1938]. Einsendung: Vom 11. bis 14. Juli 1938 im Pavillon des Kleinen Hofgartens, täglich von 4 bis 6 Uhr nachmittags. Einzusenden gerahmte kleinere Bilder und Plastiken unter Beischluß der Bilderverzeichnisse mit Preisen und Bildtitel. Anzahl der einzusendenden Werke unbeschränkt. Motive möglichst aus den betreffenden Gegenden. Transportspesen trägt die Landesleitung.

Ausstellung "Berge und Menschen"
Die Einsendung der bereits angemeldeten bzw. ausgesuchten Werke für die Ausstellung "Berge und Menschen" möge gleichzeitig im Pavillon des Kleinen Hofgartens vorgenommen werden. Bilderverzeichnisse mit Preisen und Bildtiteln unbedingt beizubringen.

Ausstellung Taxishof
Der Stab des Reichsarbeitsdienstes besucht Montag, 4. Juli, 12 Uhr, die Ausstellung. Die Anwesenheit der Tiroler Künstler, insbesondere der Aussteller, wird erwartet.



Tonfilm
Joan Crawford im Zentral-Tonkino. Nach einer langen Pause ist es uns nun wieder einmal gegönnt, diese herrliche Frau und Künstlerin in dem Film "Das unbekannte Mädchen" nach Franz Molnars Bühnenerfolg "Das Mädchen aus Triest" zu bewundern. Die weiteren Rollen bestreiten in diesem Metrofilm, der in deutscher Sprache erscheint, Franchot Tone, Robert Joung, Willie Burke und Reginald Owen.



_____________________________________________________________________________
Deutsche Volkszeitung vom 2. Juli 1938, Seite 10

Die Woche im Rundfunk



_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Nachrichten vom 4. Juli 1938, Seite 10

Exl-Bühne im Innsbrucker Stadttheater
Montag [4. Juli] neuerliche Aufführung des lustigen Stückes "Die fünf Karnickel", ein Schwank aus der Kleinstadt in drei Aufzügen von Julius Pohl. Die bei der Erstaufführtung so beifällig aufgenommene Neuheit "Sein allerletzter Wille" von R. Walfried wird am Dienstag [5. Juli] wiederholt. Kartenvorverkauf an der Theaterkasse, ferner im Städtischen Fremdendienst, für Pradl in der Papierhandlung Rizza, Defreggerstraße, und in Hall in der Konditorei Kasenbacher.

Das Schlußkonzert der Städtischen Musikschule in Kufstein fand am 1. d[ieses] M[onats Juli 1938] im Turnsaale der Oberschule statt. Infolge der durch den Umbruch notwendig gewordenen Neubesetzung der Anstaltsleitung stand dieser nur eine kurze Zeit für einen erfolgreichen Abschluß des Schuljahres zur Verfügung. Trotzdem gelang es den beiden Lehrern Fritz Bachler und Max Greiderer, vieles nachzuholen und zu verbessern, so daß über das Ergebnis der öffentlichen Schüleraufführung nur eine Stimme des Lobens und der Anerkennung herrschte. Die Schule besuchten 89 Schüler. Gelehrt wurde[n] Gesang, Klavier, Violine und die meisten Blasinstrumente. In Vertretung des Bürgermeisters richtete Stadtverordneter Sachsenmeier einige Worte an die Schüler, und der Leiter Fritz Bachler hielt eine von nationalsozialistischem Geiste durchdrungene Ansprache.



_____________________________________________________________________________
Deutsche Volkszeitung vom 6. Juli 1938, Seite 7

Tonfilm
"Café Metropole"
Zur Erstaufführung im Triumph-Tonkino. Selten wird bei einem Film so herzlich gelacht, wie bei diesem reizenden, die tollsten Einfälle beinhaltenden Lustspiel [ ].



____________________________________________________________________________
Mit "Kraft durch Freude" ins Theater
Große Preisermäßigung für schaffende Volksgenossen
In: Deutsche Volkszeitung vom 8. Juli 1938, Seite 6

Theaterbesuch galt für weniger bemittelte Volksgenossen als etwas ganz Außergewöhnliches, da sie nicht in der Lage waren, die hohen Eintrittspreise zu bezahlen. Nur wer sich mit mühsam ersparten Groschen manches Notwendige versagte, konnte sich ab und zu einen Stehplatz leisten, während in den Logen und Polstersitzen sich diejenigen behäbig niederließen, die es sich eben "leisten konnten". So wurde das Theater zu einem Vorrecht für Menschen von einer bestimmten Einkommensstufe aufwärts.

Der nationalsozialistische Staat räumt auch diese Schranke weg; er stuft die Möglichkeit, von seinen kulturellen Einrichtungen Gebrauch zu machen, nicht nach Ständen und Klassen ab, betrachtet die Kunst nicht als Gegenstand eines Vorpachtrechtes begrenzter Volksgruppen, sondern stellt sie in den Dienst des ganzen Volkes. Dieses wiederum muß der Kunst dienen, um sie zu erhalten und zu fördern. Volk und Heimat sind die Quellen des Künstlers, aus denen er immer wieder neue Anregungen für sein Schaffen schöpft.

Diese nationalsozialistischen Grundsätze hat die NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude in die Tat umgesetzt. Sie ermöglicht es jedem schaffenden Volksgenossen, auch das Innsbrucker Stadttheater, wo derzeit die Exlbühne ihr Gastspiel gibt, zu besuchen. der Eintrittspreis beträgt für alle Mitglieder der Deutschen Arbeitsfront R[eichs]M[ark] -.65 und -.95. In diesem Eintrittspreis ist die Kleiderablage inbegriffen. Die Eintrittskarten werden zu diesen Preisen nur bei Vorlage eines Gutscheines an der Abendkasse ausgegeben; die Gutscheine sind bei den KdF-Betriebswarten und bei der Kartenvorverkaufsstelle Innsbruck, Museumstraße 21 (früher Geschäftsstelle des Touringklubs), erhältlich.

Betriebsführer werden besonders darauf aufmerksam gemacht, daß ihnen durch diese Einrichtung von KdF die Möglichkeit geboten ist, ihren Gefolgschaftsmitgliedern mit geringem Aufwand durch Beistellung von Eintrittskarten ein erwünschtes Geschenk und bestimmt jedem einzelnen eine große Freude zu machen. Wenn sie außerdem besondere Anlässe zu gemeinsamen Theaterbesuchen mit ihren Gefolgschaftsmitgliedern benützen, so geben sie öffentliches Zeugnis von dem Gedanken der Verbundenheit in Arbeit und Freude, von der Verbundenheit, die das große Ziel der Deutschen Arbeitsfront ist.



_____________________________________________________________________________
Deutsche Volkszeitung vom 11. Juli 1938, Seite 7

Exl-Bühne im Stadttheater
Am Montag [11. Juli] bringt die Exlbühne "Die fünf Karnikel", ein Schwank aus der Kleinstadt in drei Aufzügen von Julius Pohl, zur Aufführung.

Am Dienstag [12. Juli] ist eine Aufführung des Dramas "Der Weibsteufel" von Karl Schönherr mit Anna Exl, Ferdinand Exl und Josef Hauser.



_____________________________________________________________________________
Deutsche Volkszeitung vom 13. Juli 1938, Seite 7

Tonfilm
"Der Katzensteg"
Zur bevorstehenden Neuaufführung im Triumphkino. Sudermanns vielgelesener Roman "Katzensteg", der 1890 geschrieben wurde und in der Zeit der deutschen Freiheitskämpfe gegen Napoleon spielt, wurde verfilmt [ ].



_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Nachrichten vom 15. Juli 1938, Seite 7

Theater + Musik + Kunst
Anmeldepflicht für Theater- und Musikvereinigungen
NSG. Laut Anordnung der Reichsmusikkammer, Fachverband D III, Fachschaft Volksmusik, müssen alle öffentlich musizierenden Laienkapellen und Volksmusikvereinigungen (u. a. Liebhaberorchester, Blaskapellen, Musikabteilungen von Organisationen, Hand- und Mundharmonikaorchester, Mandolinen- und Guitarrenchöre, Zitherchöre, Betriebs- und Werkskapellen) die Mitgliedschaft der Fachschaft Volksmusik erwerben, da ohne eine solche Mitgliedschaft ein öffentliches Musizierten nicht erlaubt ist und die Auflösung der Kapelle oder des Chores zur Folge hätte. Alle öffentlich musizierenden Kapellen und Chöre haben daher im Wege der zuständigen Ortsgruppe der NSDAP. ihre genaue Anschrift, sofort an das Gaupropagandaamt Tirol, Hauptstelle Kultur, bekanntzugeben, damit ihnen die vorgeschrieben Fragebögen übermittelt werden können.

Ferner haben alle Laienbühnen (Volksbühnen, Theatervereinigungen, Freilichttheater usw.) umgehend an das Gaupropagandaamt, Hauptstelle Kultur, Maximilianstraße 9, die Namen des verantwortlichen Leiters, sowie die Namen der Mitglieder und einen Bericht über ihre Tätigkeit in den letzten zwei Jahren und den für heuer vorgesehenen Spielplan einzusenden.



Exl-Bühne im Innsbrucker Stadttheater
Wegen verschiedener Behinderungen mußte die Vorstellung für heute, Freitag [15. Juli 1938], abgeändert werden, und zwar gelangt "Der Weibsteufel" mit Anna Exl und Ferdinand Exl sowie Josef Hauser zur Aufführung. Am Samstag [16. Juli] ist eine neuerliche Aufführung von "Die Toni der Bua" lustiges Spiel in acht Bildern mit Musik, Gesang und Tanz von Karl Meise.

Tiroler Volksbühne
NSG. Die Tiroler Volksbühne spielt: Am Freitag, 15. d[iese] M[onats Juli 1938], im Eggerkino in Kufstein "Die drei Dorfheiligen". Am Samstag, 16. d. M., beim Pöltenwirt in Bruck am Ziller "Die drei Dorfheiligen". Am Sonntag, 17. d. M., im Café "Dengg" in Mayrhofen "Liebe macht blind". Montag, 18. d. M., und Dienstag, 19. d. M., ebenfalls im Café "Dengg" in Mayrhofen "Die ansteckende G"sundheit".

Neueste Zeitung vom 25. 6. 1938, Beilage Lebendiges Tirol, S. 2



_____________________________________________________________________________
Vom Wesen und den Aufgaben der Tiroler Volksbühne
In: Neueste Zeitung vom 16. Juli 1938, Beilage Lebendiges Tirol, Seite 1
Von Dr. E[hrentraut] St[raffner]

Die Tiroler Volksbühne, die vergangenen Sonntag mit einer Aufführung des lustigen Bauernschwankes "Die drei Dorfheiligen" von Max Neal und Max Ferner in Mayrhofen ihre Tätigkeit aufgenommen hat, ist eine Gründung der Innsbrucker Urania, die sich damit eine doppelte Aufgabe gestellt hat.

Einmal soll durch die Tiroler Volksbühne den vielen aus dem Altreich in Tirol weilenden Sommergästen die Möglichkeit gegeben werden, mit einer charakteristischen alpenländischen volkstümlich tirolischen Kunstform, mit dem Tiroler Volksspiel, bekannt zu werden.

Ich bin mir, während ich diese erste und wichtigste Aufgabe der Tiroler Volksbühne umreiße, wohl bewußt, daß die Alpenländer, besonders Tirol, mit ihrer volkstümlichen Theaterkultur nicht vereinzelt dastehen. Gewiß, in allen deutschen Gauen ist das Volkstheater noch mehr oder weniger lebendig. Nirgends aber nimmt es einen so breiten Raum in der von Geschlechtern überkommenen kulturellen Gestaltung des Lebens, insbesondere der Landbevölkerung, ein, wie in Tirol, nirgends sonst ist auch die volkstümliche Spielfreudigkeit zur Hochkunst entwickelt.

Tirol hat in Karl Schönherr und Franz Kranewitter dem deutschen Volke zwei Dichter geschenkt, die dem Volksspiel klassische Prägung gegeben haben. Tirol ist auch die Heimat jener einzigen Volksspielgruppe, der Exl-Bühne, die den Anspruch auf künstlerische Vollwertigkeit in jeder Hinsicht erheben darf. Von diesen Gesichtspunkten aus bestand die Verpflichtung allen jenen Gästen aus dem Altreich, die nicht Gelegenheit haben, die Exl-Bühne im Innsbrucker Stadttheater zu besuchen, das Tiroler Volksspiel, das für unsere schöne Heimat ebenso kennzeichnend ist, wie unsere himmelragenden Berge, wie unsere schönen Trachten, wie unsere
Volkstänze und Volkslieder, zu zeigen.

Dieser Verpflichtung nachzukommen, war natürlich nur im Rahmen einer Wanderbühne möglich, der jeder schlechte Beigeschmack von Schmiere von vorneherein genommen werden mußte. Es konnte und durfte sich bei einem solchen Beginnen nur um erstklassige volkstümliche Tiroler Theaterkunst handeln, sollte die Tiroler Volksbühne nicht von Anfang an und mit Recht zum Versagen verurteilt sein.

Das schreibt sich leicht hin. Aber wohl nur der Eingeweihte, der mit dem Volkstheater vertraute Fachmann, der weiß, daß die Exlbühne nun einmal nicht zu ersetzen oder nachzuahmen ist, ist sich der fast unübersteiglichen Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens bewußt. Daß es trotzdem gelang, ein Ensemble zu erstellen, das allen Anforderungen guten, echten und wertvollen Tiroler Volkstheaters gerecht wird, ist mittelbar auch wieder der Bühne Ferdinand Exls zu verdanken.

Den Grundstock der Tiroler Volksbühne bilden nämlich einzelne ausgewählte Schauspieler, die schon durch die Schule der Exl-Bühne gegangen sind. Ich spreche zunächst von Richard Pachler, dessen natürliche Anlagen sich am lebendigen Beispiel der Kunst eines Eduard Köck und Ludwig Auer schulen konnten, und der in dieser Schule zum volkstümlichen Charakterspieler von Format geworden ist.

Dann Leo Gasser, der sich die ersten Sporen auch auf der Exl-Bühne verdiente und der alle Anlagen zeigt, in die Spuren Josef Niggs, des der Exl-Bühne leider verlorengegangenen, heute allgemein anerkannten Charakterkomikers in München zu treten.

Emma Gstöttner, die Mütterspielerin der Tiroler Volksbühne, entstammt jener berühmten Tiroler-Volksspielerfamilie, die mit den Grundstock zur Truppe der Exl-Bühne gelegt hat.



Franz Werner, der Leiter der Tiroler Volksbühne, ist ebenfalls durch die Schule Ferdinand Exl gegangen und ist dort in vieljähriger praktischer Arbeit mit dem Wesen künstlerisch vollwertigen Volkstheaters vertraut geworden.

Freilich reichten diese von dem Tiroler Volkstheater kommenden Kräfte nicht hin, ein Ensemble zu erstellen, das einem notwendig vielgestaltigen Spielplan hätte genügen können. Die Tiroler Volksbühne mußte sich darum zur Ergänzung ihrer Truppe an das benachbarte spielfreudige Bayern wenden. Vom bayrischen Volksspiel kommen Anneliese Riesch und die temperamentvolle Liselotte Nachmann, die sich nach wenigen Proben schon in das Wesen des Tiroler Volksspieles einarbeiten konnten. Vom bayrischen Volkstheater kommt auch der junge Richard Voß, der jetzt in der Volksbühne die schwierigen Rollen des volkstümlichen Liebhabers mit viel Geschick vertritt.

Die Verpflichtung der Tiroler Volksbühne umfaßt aber mehr, sie fordert aber vor allem einen wohlüberlegten, mit Bedacht auf kulturelle Zielsetzung erstellten Spielplan. Sie verlangt, daß neben der gern gesehenen volkstümlichen Bauernposse auch das Schauspiel und die Tragödie gepflegt werden, daß vor allem jene Dichter zu Wort kommen, die das Tiroler Volksspiel aus den Niederungen des das Bauerntum verzeichnenden Schwankes erlöst haben.

Diese Verpflichtung hat sich die Tiroler Volksbühne nicht etwa aus Engherzigkeit und falscher Prüderie auferlegt, sondern aus dem Wissen, daß das Bild des Tiroler Bauerntums, das sie geben will, unrichtig und unvollständig wäre, wenn es sich im Aufzeigen nur der komischen oder lustigen Seite alpenländischen bäuerlichen Lebens erschöpfte. Aus diesem Grunde hat die Tiroler Volksbühne hinter eine Reihe von Lustspielen und Schwänken Franz Kranewitters Tragödie "Um Haus und Hof" gesetzt, die am 24. Juli in Mayrhofen zum erstenmal zur Aufführung gelangt und von da ihren Weg über die verschiedenen Bühnen des Zillertales und des Unterinntales gehen wird. Neben Franz Kranewitter soll nach Möglichkeit natürlich auch Karl Schönherr und der Altmeister volkstümlicher österreichischer Theaterkunst Ludwig Anzengruber mit je einer Aufführung zu Wort kommen.

Neben dieser Verpflichtung, den Sommergästen aus dem Altreich das Tiroler Volksspiel als einen wesentlichen Teil tirolischer Eigenart bekannt zu machen, verfolgt die Tiroler Volksbühne eine zweite, nicht geringer zu wertende Aufgabe. Sie will mit ihren Aufführungen in Tirol den ersten Versuch lebendiger Freizeitgestaltung auf dem Lande unternehmen.

Aus diesem Grunde spielt die Tiroler Volksbühne nicht nur in ausgeprochenen Fremdenorten wie Mayrhofen und Kramsach, sondern auch in jenen kleinen Tiroler Industrieorten wie Kirchbichl und Jenbach, in denen größere Betriebsgemeinschaften bestehen, die auch ein Anrecht auf Freude und Kultur haben. Daneben werden in enger Fühlung mit den örtlichen Leitern der NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" auch fallweise Orte besucht, die von KdF.-Fahrten aus dem Altreich besetzt sind und die sich alle Mühe geben, ihren Gästen den Aufenthalt so schön wie nur möglich zu gestalten.

Schließlich geht die Tiroler Volksbühne aber auch in eine Reihe spielfreudiger Bauerndörfer, in denen sie mit ihren Aufführungen durch das lebendige Beispiel schulen und anregen will, in denen sie bewußt und dankbar die Pflege jener Traditionen fördert, denen sie letzten Endes ihre Entstehung verdankt.

So ist der Aufgabenkreis der Tiroler Volksbühne ein denkbar vielgestaltiger und anspruchsvoller. Ihn zu erfüllen wird ihr gelingen, weil sie im Geiste und im Willen unserer neuen Zeit arbeitet und weil sie sich des volkskulturellen Erbes, das sie zu verwalten hat, verantwortungsvoll bewußt ist.



_____________________________________________________________________________
Neueste Zeitung vom 15. Juli 1938, Seite 5

Theater + Musik + Kunst
Tiroler Komponisten im Reichssender Saarbrücken
Die Konzert- und Rundfunksängerin Milli Engelmann-Gillrath aus Köln singt am 16. d[ieses] M[onats Juli 1938] um 16.30 Uhr im Reichssender Saarbrücken in einer Konzertstunde erneut Lieder der Tiroler Komponisten Peter Marini, Josef Eduard Ploner, Albert Riester und Karl Senn.

Egger-Lienz-Ausstellung in Bielefeld
In einer Feierstunde, der führende Vertreter von Partei, Staat und Wehrmacht beiwohnten, wurde im Bielefelder Kunsthaus eine Egger-Lienz-Ausstellung eröffnet, die das Amt des Beauftragten für die gesamte geistige und weltanschauliche Schulung in der NSDAP. gemeinsam mit der NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" zusammengestellt hat.



_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Nachrichten vom 19. Juli 1938, Seite 7 f.

Rinner Dorfbühne bietet Volkskunst
Ein Tiroler Volksstück um den Judenstein
Viel Lärm um das "Judenstein Anderle" Massenandrang zur Speckbacher-Bühne


[ ] Gestalt und Schicksal des unglücklichen "Anderle von Rinn" lebt seit Jahrhunderten in der Tiroler Volksseele. Ist auch das Geschehnis selbst geschichtlich nicht geklärt, so hält doch die volkstümliche Ueberlieferuing, die sich ja immer auf einen Wahrheitskern stützt, an der Legende fest und umrankt das Bauernkind mit den Blüten frommer Sage. [Demnach sollten am 12. Juli 1462 durchreisende jüdische Kaufleute das Bauernkind Anderle in der Nähe von Rinn in den Wald gelockt und rituell auf einem Stein getötet haben.] Auch die heimische Volksbühne hat schon seit dem 18. Jahrhundert sich mit dem dankbaren Stoff beschäftigt. Zuletzt schrieb vor einigen Jahren der Volksdramatiker Gottfried Schöpf, der damals in Rinn als Kooperator wirkte, "Das Judenstein-Anderle" und hat damit der Speckbacherbühne in Rinn ein Stück von tiefster Volks- und Bodenverbundenheit geschenkt.

Dem neuen Stück, das im November 1935 seine Uraufführung in Rinn erlebte, kam nun ein besonderer Umstand zugute. Einige Jüdinnen aus Innsbruck hatten sich die Aufführung angesehen, fühlten sich durch die Darstellung der vom Stoff untrennbaren Judenszenen verletzt und liefen bei der Tiroler Landesregierung gegen das "gefährliche" Stück Sturm. Und siehe da, während Jahrhunderte lang ungehindert das "Anderle von Rinn" über unzählige Tiroler Laienbühnen geschritten war, jetzt entdeckte auf einmal die Systemregierung in dem harmlosen Volksstück eine Gefährdung des konfessionellen Friedens, stellte sich schützend vor die jüdische Empfindlichkeit und verbot kurzerhand den Rinnern die weiteren Aufführungen.

Aber da hatte man die Rechnung denn doch ohne unsere kernhaften Tiroler Bauern gemacht. Die setzten sich energisch zur Wehr, so daß schließlich die Landesregierung zum Nachgeben gezwungen wurde. Die Rinner sollten halt in Gottes Namen ihren Willen haben, aber im ganzen Anderle-Spiel durfte das Wort Jude nicht vorkommen, die Hebräer durften nur als fremde oder böse Männer bezeichnet werden, und der ärgste "Stein des Anstoßes", die Szene mit dem siebenarmigen Leuchter, mußte gestrichen werden. Bei der nächsten Vorführung des gekürzten Stückes saß ein Abgesandter der Landesregierung mit dem Textbuch in der Hand, hinter der Bühne und kontrollierte Wort für Wort den Verlauf der Aufführung.

Die Rinner aber hatten durch überflüssigen Lärm der jüdischen Kreise eine unbezahlbare Reklame für ihr Stück, die auch durch einen besonderen Streich des klerikalen "Tiroler Anzeigers" verstärkt wurde. Ein übereifriger Sendbote dieses Blattes brach in einem langen Artikel für die "Unschuld" der des Ritualmordes beschuldigten Juden eine Lanze, deren Spitze sich aber gegen den tapferen Tintenritter und seine Auftraggeber richtete. Denn die Rinner wollten sich ihr altehrwürdiges Volksspiel nicht verunglimpfen lassen und bestellten man denke, das geschah inmitten des heiligen Landes Tirol! gemeinsam als Protest sofort sämtliche Abonnements des "Tiroler Anzeiger" ab.

Dafür pilgerten die nationalen Innsbrucker nun in Scharen hinauf nach Rinn und erfreuten sich am "Judenstein-Anderle" und seiner ausgezeichneten volkstümlichen Darstellung.

Heute feiert "Das Judenstein-Anderle" nunmehr in unverkürztem Wuchs, in der Urfassung das Jubiläum seiner fünfzigsten Aufführung. Ueber die neu asphaltierte Aldranser Straße bringen ein Dutzend Postkraftwagen eine Menge von Gästen aus der Stadt herauf. Aber auch aus der Umgebung kommt die bäuerliche Bevölkerung zum Spiel, sogar von Wattens und Weerberg herauf; die Ellbögener haben fünfzig Leute angekündigt und kommen mit einer Hundertschaft. Daher gibt es vor dem hölzernen Spielhaus der Speckbacherbühne ein heftiges Gedränge, 150 Menschen faßt das kleine Theater und die doppelte Anzahl wartet auf Einlaß.



Da muß sogar die Gendarmerie und Feuerwehr eingreifen, um die erregten Gemüter zu besänftigen und manches Dirndl, das man abweisen muß, hat Tränen in den Augen. Schon längst sitzen die Zuschauer Kopf an Kopf gedrängt und noch immer gelingt es dem unermüdlichen Spielleiter, da und dort ein Plätzchen zu ergattern, aber viele müssen auf die nächsten Aufführungen vertröstet werden [ ].



_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Nachrichten vom 22. Juli 1938, Seite 9

Theater + Musik + Kunst
"Glaube und Heimat" im Stadttheater
Am Sonntag, den 24. d[ieses] M[onats Juli 1938], findet im Stadttheater eine Festaufführung von [Karl] Schönherrs "Glaube und Heimat" statt. Das Stück wird von der Exl-Bühne zu diesem Anlaß [Gedenktag des Putsches der Nationalsozialisten in Österreich am 25. Juli 1934] in Neuinszenierung herausgebracht. Karten zu verbilligten Preisen bei den Ortgruppen der NSDAP., außerdem Vorbestellungen im Stadttheater unter Fernruf 50 [ ].

Ausstellung: Tiroler Kunsthandwerk und Trachten
Meinhardstr. 14, Freier Eintritt. Geöffnet: 9 bis 18.30 Uhr.

Exl-Bühne im Innsbrucker Stadttheater
Heute, Freitag [22. Juli 1938], die Komödie "Der G"wissenswurm" von Ludwig Anzengruber Am Samstag [23. Juli] Wiederholung der Komödie "Das Jungfernweh" von Rudolf Brix. Am Sonntag [24. Juli] ist eine festliche Aufführung für den Gau Tirol zum Vorabend des 25. Juli. Es gelangt "Glaube und Heimat" (Die Tragödie eines Volkes) von Karl Schönherr zur Aufführung.

Zeugnis für die Aufnahme in die Reichskulturkammer
NSG. Die Gauleitung Tirol, Propagandaamt, verlautbart: Alle schaffenden Künstler im Gau Tirol, die sich zur Aufnahme in die Reichskulturkammer angemeldet haben, wollen, zwecks Ausstellung eines Unbedenklichkeitszeugnisses beim Personalamt der Gauleitung Tirol, Landhaus, Zimmer Nr. 100, vorsprechen oder schriftlich um die Ausstellung ansuchen.

Musik eines Tirolers für Brasilien
Der deutsche Kurzwellensender veranstaltet am 25. d[ieses] M[onats Juli 1938] eine Sendung nach Brasilien, bei der Werke von Deutsch-Brasilianern und deutschen Musikern übertragen werden. Unter den zur Uebertragung gelangenden Werken befinden sich auch zwei Kompositionen "Yara" und "Urwaldlichtung" des Tirolers Pepi Prantl, der zehn Jahre in Brasilien lebte und erst kürzlich in einem Konzertabend in Innsbruck mit seinen Werken vor die Oeffentlichkeit trat.



____________________________________________________________________________
Neueste Zeitung vom 22. Juli 1938, Seite 5

Der Kleine Chor der Innsbrucker Liedertafel in Bad Tölz
Ueber das KdF.-Konzert, das der Kleine Chor der Innsbrucker Liedertafel kürzlich in Bad Tölz gab, schreibt der "Tölzer Kurier" u. a.: Der Chor der Innsbrucker Liedertafel brachte unter der ausgezeichneten Leitung seines Chormeisters Ferdinand Csaika eine bunte Reihe von Tiroler Liedern, von denen die meisten von Josef Pöll und Ferdinand Csaika komponiert waren. Mit prächtigen unverbildeten Naturstimmen sangen die Tiroler, die durch ihre sorgfältige chorische Disziplin und ihr sinnvoll ausdrucksreiches Singen gefielen. Ganz hervorragend waren die mit jedem Lied verbundenen Jodler Ferdinand Csaika war zugleich der Meisterjodler , die sich glockenrein auf dem Singen des Chors aufbauten, so daß es einen prächtigen Zusammenklang gab.

Der Mozart-Chor der Berliner HJ. in Kufstein
Auf seiner Ostmarkreise hab der Mozart-Chor der Berliner Hitlerjugend in Kufstein am 21. d[ieses] M[onats Juli 1938] auf der Josefsburg der Festung ein Konzert, das großen Erfolg hatte. Der Leiter des Chores, Lehrer Erich Steffen, gab eine Auslese der schönsten Singchöre, angefangen vom 16. Jahrhundert bis in unsere Zeit. In unerreichter Präzision und mustergültiger Vortragsweise brachte der 80 Sänger und Sängerinnen starke Chor ohne Notenunterlage 16 Lieder zum Vortrag, die bei allen Zuhörern hellste Begeisterung auslösten. In den Pausen eingelegte Instrumentalvorträge ein Streichquartett mit den Blockflöten und Glockenspiel und reizende Volkstänze belebten die Vortragsfolge.

Sonderkonzert auf der Kufsteiner Heldenorgel
Am Sonntag, den 24. d[ieses] M[onats Juli 1938] spielt der Domorganist Hermann Sybill aus Zwickau in Sachsen zeitgenössische deutsche Orgelmusik. Der Organist spielt Werke von Max Jobst, Regensburg, Hans Friedrich, Berlin und Johann Nepomuk David, Leipzig. Auch für die folgenden Sonntage sind bereits bedeutende Organisten vorgemerkt.



_____________________________________________________________________________
Deutsche Volkszeitung vom 23. Juli 1938, Seite 10

Exl-Bühne im Stadttheater
Montag [25. Juli] ist im Stadttheater eine Feierstunde der NSDAP und findet an diesem Abend keine Theateraufführung statt.

Der weitere Spielplan der kommenden Woche lautet: Dienstag [26. Juli] "Der Meineidbauer" (mit Eduard Köck); Mittwoch [27. Juli] "Das Jungfernweh"; Donnerstag [28. Juli] "Die Ledigensteuer"; Freitag [29. Juli] "Glaube und Heimat".



Konzerte Kunst
Die Thüringer Sängerknaben in Innsbruck
Einziges Konzert Donnerstag, 28. Juli, im Stadtsaal
(Kleine Preise)
Die Thüringer Sängerknaben, die neben den Regensburger Domspatzen den berühmtesten deutschen Chor dieser Art darstellen, geben auf ihrer Konzertreise durch die Ostmark erstmals in Innsbruck ein einziges Konzert mit ausgewählter Vortragsfolge, darunter einer großen
Reihe schönster deutscher Volkslieder. Die Leitung hat Herbert Weitemeyer.



_____________________________________________________________________________
Neubau der Kammerlichtspiele
Innsbrucks größtes Kino entsteht
Erstes Volkskino in der Gauhauptstadt
In: Innsbrucker Nachrichten vom 23. Juli 1938, Seite 9
Signiert "E. Sp."

Innsbruck, 22. Juli.
In der Wilhelm-Greil-Straße, im Hofraume des Gebäudes der Innsbrucker Freiwilligen Rettungsgesellschaft, unmittelbar neben den Kammerlichtspielen, ist derzeit das größte und modernste Lichtspieltheater Innsbrucks im Entstehen. Es handelt sich um einen Um-, besser gesagt Neubau der Innsbrucker Kammerlichtspiele, die bekanntlich ein gemeinnütziges Unternehmen sind, fließen doch die gesamten Erträgnisse des Lichtspieltheaters in den Säckel der Innsbrucker Freiwilligen Rettungsgesellschaft.

Das grundlegend Neue an diesem Bau ist der Grundriß. Der Kinosaal wird nämlich nicht rechteckig, wie es bisher allgemein üblich war, sondern wird gegen das Bild zur Breite nach enger und der Höhe nach kleiner, nachdem der Saal eine abgesenkte Decke erhält. Diese Grundrißform stellt das modernste dar, was es im Bau von Lichtspieltheatern gibt. Amerika und Holland sind hier beispielgebend vorangegangen, aber die wissenschaftlichen Grundlagen (Akustik) stammen aus Deutschland.

Diese Form gibt nämlich nicht nur eine bessere Optik, sondern vor allem und das ist beim Tonfilm ausschlaggebend auch eine bessere Akustik. Dies nach dem Grundsatze: was optisch gut ist, ist auch akustisch besser.

Der vom Innsbrucker Architekten Ing. Michel stammende Entwurf war in dieser Form hauptsächlich durch die beschränkten Platzverhältnisse bedingt. Ing. Michel, der auch die Bauleitung innehat, hat diesen Entwurf der Kinosaalanlage nach den letzten theoretischen Erkenntnissen der Akustik erstellt. Das gesamte Projekt wurde vor Inangriffnahme der Bauarbeiten maßgebenden Fachleuten zur Begutachtung vorgelegt, u. a. auch dem bekannten Fachwissenschaftler für Akustik, Professor Michel in Hannover, der den Entwurf nach eingehender Prüfung gutgeheißen hat.

Von 250 auf 500 Sitze
Die Sitzreihen im Saal werden, dem Grundriß entsprechend, nicht gerade, sondern bogenförmig angeordnet, und zwar so, daß die rückwärtigen Sitzreihen die nach hinten zunehmende Breite des Saales voll ausnützen. Der Saal schließt mit einer großen Loge ab.

Diese Raumgestaltung ermöglicht eine Erhöhung der Sitzzahl von bisher 250 auf 500. Damit werden die Kammerlichtspiele das größte Lichtspieltheater Innsbrucks. Der sogenannte 3. Platz wird dabei in Wegfall kommen, da bereits die ersten Sesselreihen, in ihrem Abstand von der Leinwand, dem bisherigen 2. Platz entsprechen. Durch eine entsprechende Preisgestaltung wird sich also hier auch der Minderbemittelte einen guten Sitzplatz erstehen können.

Durch einen weiteren Umstand erhalten die neuen Kammerlichtspiele den Charakter eines Volkskinos: alle Stühle werden nämlich in der gleichen modernen Ausführung mit gepolsterter Rückenlehne, hergestellt.

Bühne für Zusatzprogramme
Um die Lichtspielvorführungen bei gelegentlichen Anlässen durch ein kleines Zusatzprogramm bereichern zu können, entsteht vor der Leinwand eine kleine Bühnenplattform, wie sie zuweilen in den Lichtspieltheatern der Großstädte zu sehen ist, auf der mitunter varietéartige Vorführungen, Vorträge oder Ansprachen das eigentliche Programm einleiten.



[ ] Der finanzielle Erfolg der Kammerlichtspiele in den letzten Jahren war sicherlich in der Güte des durchschnittlich auf beachtlicher Höhe stehenden Programmes begründet, wobei die besondere Pflege des deutschen Filmes eine maßgebende Rolle gespielt hat. Es ist allen Innsbrucker Volksgenossen bekannt, daß man in diesem Theater in der Systemzeit viele Filme mit betont nationaler Tendenz oder von der Systemzensur arg verstümmelte deutsche Filme, aus denen die "staatsgefährlichen Stellen" in übertriebener Fürsorge um die Erhaltung der "öffentlichen Ruhe und Sicherheit" und letzten Endes der so mühsam und brutal verteidigten und dann doch flöten gegangenen "Selbstständigkeit" des Bundesstaates gestrichen worden waren, zu sehen bekam [ ].

Der damalige Sicherheitsdirektor ging in seiner "Fürsorge" so weit, daß er auch unter die Zuschauer 20 Kriminalbeamte verteilen ließ. Aehnlich war es, als die Kammerlichtspiele im Vorjahre als einziges Lichtspieltheater Innsbrucks die Berliner Maifeiern in das Programm einreihten.

Wie oft und oft ging doch in diesen Zeiten Propaganda von Mund zu Mund: dort ist im Vorprogramm der Führer zu sehen. Zuweilen hörte man Adolf Hitler auch, allerdings nur viel zuwenig lange, sprechen. Und viele Volksgenossen gab es damals, die alles eher als "Kinonarren" sind, die sich aber stets eilig sputeten, wenn es möglich war, den geliebten Führer, wenn auch nur für wenige Augenblicke, im Bilde zu sehen [ ].



_____________________________________________________________________________
Ehrung des Tondichters Josef Reiter
In: Innsbrucker Nachrichten vom 23. Juli 1938, Seite 19

Dieser Tage versammelte sich der Deutsche Männergesangverein Innsbruck im Großgasthofe "Gauer Bär", um mit seinem Ehrenmitgliede, Tondichter Professor Josef Reiter zum erstenmal nach seiner Rückkehr in die Heimat, die er als "Hochverräter" hatte verlassen müssen, einige Stunden frohen Zusammenseins zu feiern. Aus diesem Anlasse waren als Vertreter der Partei Kreisleiter Hanak und der Direktor der Ueberleitungsstelle Innsbruck der Deutschen Reichsbahn, Ing. Langenecker, erschienen, um auch ihrerseits dem vom Führer mit hohen Ehren bedachten und mit dem goldenen Parteiabzeichen ausgezeichneten Tonkünstler zu beglückwünschen. Außerdem hatten sich eingefunden die Ehrenmitglieder des Vereines Karl Tausch und Direktor Ferdinand Exl, Dr. Kurt Strele als Leiter des Sängerkreises Tirol und Schulrat Etzmansdorfer, der getreue Eckart des Künstlers.

Der zweite Vorstand des Vereines, Direktor Otto Walter, sprach in Vertretung des beruflich am Kommen verhinderten ersten Vorstandes Dr. Dengg herzliche Worte der Begrüßung und feierte Josef Reiter als den furchtlosen und opferfreudigen Kämpfer, der lieber die Verbannung aus seiner Heimat auf sich nahm, als sich unter das Joch der volksfremden Regierung zu beugen. Er gedachte des reichen und künstlerischen Schaffens des Gefeierten, das ganz im Dienste des deutschen Volkes stand und eine unerschöpfliche Quelle deutschen Liedgutes bildet. Er gab die Versicherung ab, daß der Deutsche Männergesangverein Innsbruck weiterhin bestrebt sein werde, das Lebenswerk Josef Reiters mit allen Kräften zu fördern.

Sangesbruder Priesner begrüßte den greisen Künstler mit einem sinnvollen Gedicht, das diesen sichtlich erfreute. Unter der
Leitung des Sangwartes [Artur] Kanetscheider sang der Verein die beiden Männerchöre "Die Welt" und "Daheim", die Josef Reiter dem Vereine, bzw. seinem Ehrensangwarte Toni Fischer gewidmet hatte. Hernach sprach Dr. Kurt Strele als Leiter des Sängerkreises Tirol und dankte dem großen Künstler für sein mannhaftes Eintreten für die große deutsche Sache, die er persönlich als Künstler und als Mensch mächtig vorwärts getrieben habe.

In schlichten Worten bedankte sich Josef Reiter für die ihm zu Teil gewordene Ehrung und widmete dem Verein seine jüngste Tonschöpfung, den
Männerchor mit Begleitung der Violine und des Klaviers: "Künstlers Sendung", Gedicht von Ludwig Etzmansdorfer zur Erinnerung an die Heimkehr des Tondichters nach fünfjähriger Verbannung. Direktor Walter nahm dieses Geschenk mit tiefer Freude in treue Obhut.

Im weiteren Verlauf des Abends trug Sangesbruder Priesner noch einige heitere, schalkhafte Gedichte vor, die Vorfälle aus dem Leben des Tonkünstlers aus der jüngsten Zeit zum Gegenstande hatten. Als der Abend sich zu Ende neigte, schilderte Schulrat Etzmansdorfer das Lebenswerk des Tonkünstlers Josef Reiter. Die Schlußworte des Ehrenabends sprach Direktor Walter.



_____________________________________________________________________________
Deutsche Volkszeitung vom 25. Juli 1938, Seite 7

Exl-Bühne im Stadttheater
Am Dienstag [26. Juli] gelangt "Der Meineidbauer" von Ludwig Anzengruber zur Aufführung. Eduard Köck, der nunmehr seine Filmtätigkeit im Kühtai beendet hat, spielt die Titelrolle.

Für die
Weihestunde am heutigen Abend im Stadttheater wird ein ganz kleiner Teil der Karten zu normalen Tagespreisen an der Kasse des Stadttheaters abgegeben. der Verkauf hat bereits begonnen. Vormerkungen für Karten für die Weihestunde sind nicht zulässig.

Gesangverein der Schneidermeister
Montag [25. Juli 1938] Ferialabend beim "Rößl in der Au".

Festaufführung "Glaube und Heimat" im Stadttheater
Am Vorabend des 25. Juli
Am Vorabend der Feier des 25. Juli spielte die Exl-Bühne im Innsbrucker Stadttheater Karl Schönherrs ergreifendes Drama "Glaube und Heimat", das in so herrlicher Weise Heldenmut und Ueberzeugungstreue versinnbildlicht und dadurch zu wahrhaft erhebendem Auftakt für die Erinnerungsstunde an die Kämpfe vom Juli 1934 wurde. Aus jeder Szene der prächtigen Aufführung am Sonntagabend [24. Juli 1938], der Landesstatthalter Doktor Knöpfler, Oberbürgermeister Dr. Denz und zahlreiche Vertreter von Partei und Behörden beiwohnten, sprach jener unerschütterlicher Glaube an den endlichen Sieg, der auch dem Nationalsozialismus der Ostmark in fünf schweren Jahren immer treu geblieben ist.

Diese "Tragödie eines Volkes" bewies neuerlich die ihr innewohnende überzeugende und tief aufwühlende Kraft. Gebannt folgten die Zuschauer, die das Theater bis auf den letzten Platz füllten, dem Ablauf des Spiels, und neuerlich zeigten die Exl-Leute in meisterlicher Darstellung alterprobtes Können in Rollen, die zu gutem Teil ihren Ruhm begründeten. Ferdinand Exl, Eduard Köck, Josef Hauser, Leonhard Auer, Hans Kraetz und die zahlreichen anderen Darsteller boten Meisterleistungen an diesem Abend. Es war unter Eduard Köcks Spielleitung eine wahrhaft festliche Aufführung, ein würdiger Auftakt für eine große Feier, die dem Heldenmut der Kämpfer vom Juli 1934 gilt. Inmitten des tragischen Geschehens erstehen die Bilder von Kampf und Not, von Aufopferung und Glauben.

Keinen schöneren und erhebenderen Auftakt zur großen Erinnerungsfeier der Ostmark könnte man sich denken als diese Festaufführung, die bei den Aktschlüssen die Zuschauer zu stürmischen Beifall hinriß.



Die Weihestunde im Stadttheater
Heute [25. Juli 1938] abends findet im Stadttheater eine Weihestunde statt, bei der u .a. P[artei]g[enosse] Glatz sprechen wird. Pg. Glatz war der politische und militärische Führer von Holzweber, Planetta und der übrigen Männer, die die Besetzung des Bundeskanzleramtes durchführten. Bei dieser Weihestunde wirkt auch das Orchester der städtischen Bühne mit. Für diese Weihestunde wird ein ganz kleiner Teil der Karten an der Tageskassa des Stadttheaters zu normalen Preisen abgegeben.



_____________________________________________________________________________
Deutsche Volkszeitung 26. Juli 1938, Seite 11

Stadttheater Innsbruck
Neue Bühnenkräfte an das Stadttheater Innsbruck verpflichtet
Walter Jahnkuhn
, bisher am Admiralspalast in Berlin tätig wurde als erster Operettentenor für die Spielzeit 1938/39 an die Städtische Bühne in Innsbruck verpflichtet, ferner für die gleiche Spielzeit als erste Operettensängerin Margot Köchlin vom Zentraltheater Magdeburg.

Vereinsnachrichten
Sängerrunde "Harmonie"
Dienstag, 26. Juli, Punkt 8 Uhr abends, Probe im Gasthaus "Engl", Innstraße 22.

Männergesangverein "Eintracht"
Heute 8 Uhr abends Probe im Vereinslokal Lebensmittelmagazin, Museumstraße, 1. Stock. Vollzähliges Erscheinen ist Pflicht.



_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Nachrichten vom 28. Juli 1938, Seite 7

Theater + Musik + Kunst
Zulassungsgenehmigung für Konzert- und Theaterunternehmungen
NSG. Mit dem Inkrafttreten des Reichskulturkammergesetzes in der Ostmark sind sämtliche bisher ausgestellten Konzessionen für Konzertunternehmungen, Theaterunternehmungen, Freilichtbühnen, sowie Spielgruppen jeder Art als erloschen zu betrachten. Alle diese Unternehmungen haben daher im eigenen Interesse sofort ein Gesuch um Zulassung einzureichen, und zwar alle Theaterunternehmungen an die Reichstheaterkammer, Berlin W 62, Keithstraße 11, alle Konzertunternehmungen an die Reichsmusikkammer, Berlin SW 11, Bernburgerstraße 19. In diesem Gesuche sind der Name des Leiters des Unternehmens, die Anzahl der mitwirkenden Kräfte, Spielort, der Spiel- oder Vortragsplan der letzten zwei Jahre sowie die für dieses Jahr geplanten Veranstaltungen anzuführen.

Eine Abschrift dieses Gesuches ist dem Reichspropagandaamt, Landeskulturkammer Innsbruck, Maximilianstraße 9, zu übermitteln. Bis zur Erledigung des Ansuchens ist jede geplante Veranstaltung dem Reichspropagandaamt, Landeskulturkammer, wenigstens acht Tage vorher zu melden. Es wird dann im einzelnen Falle über die Genehmigung der Veranstaltung von diesem Amte aus entschieden.



Exl-Bühne im Innsbrucker Stadttheater
Am Donnerstag [28. Juli 1938] gelangt die lustige Posse "Die Ledigensteuer" von Walter Kalkus mit Ludwig Auer, Eduard Köck und Hans Kratzer in den männlichen Hauptrollen zur Aufführung. Am Freitag [29. Juli] ist eine Wiederholung von "Glaube und Heimat" (Die Tragödie eines Volkes), drei Akte von Karl Schönherr.



_____________________________________________________________________________
Deutsche Volkszeitung vom 29. Juli 1938, Seite 7

SA-Musiker gesucht
Die SA-Gebirgs-Jäger-Standarte 1 sucht noch einige Musiker für den Standarten-Musikzug. Da dieser Musikzug bis zum Reichsparteitag spielfähig sein muß, wollen sich Musiker, die dem Musikzug beitreten wollen, sofort bei der Standarte GJ 1, Bürgerstraße Nr. 10 melden. Bisherige Zugehörigkeit zur SA ist nicht Bedingung, jedoch muß der Beitritt zur SA erfolgen.

Militärkonzert
Bei günstiger Witterung findet heute [29. Juli 1938] von 17 bis 18 Uhr auf dem Berg Isel unter Leitung des Vizeleutnants E. Werner ein Platzkonzert der Regimentsmusik des Tiroler Jägerregimentes statt.



_____________________________________________________________________________
Deutsche Volkszeitung vom 30. Juli 1938, Seite 10

Freilichttheater am kleinen Steinbruch in Wilten
Die wegen des schlechten Wetters am letzten Sonntag ausgefallene Vorstellung, der große Lachschlager "Der Witwentröster", findet am Sonntag, den 31. Juli, um 3 Uhr nachmittags statt.

Exl-Bühne im Stadttheater
Heute Samstag gelangt die Komödie "Das Jungfernweh" von Rudolf Brix zur Wiederholung.

Am Sonntag [31. Juli 1938] wird "
Die Toni der Bua", ein lustiges Spiel mit Musik, Gesang und Tanz in acht Bildern von Karl Meise, neuerdings gegeben.

Der Spielplan für die kommende Woche bringt folgende Aufführungen: Montag [1. August] "Die Kreuzelschreiber", Dienstag [2. August] "Erde", Mittwoch "Das Verlegenheitskind", Donnerstag "Die Toni Der Bua", Freitag: aus den sieben Todsünden "Der Naz", "Der Med", "Der Giggl". In Vorbereitung: "Das Ei des Korbinian" von Dornbeck und Marian.


_____________________________________________________________________________
1938, August



Deutsche Volkszeitung vom 1. August 1938, Seite 8

Neuordnung der kulturellen Verbände
(NSG) Gemäß Gesetz der Landesregierung vom 17. Mai 1938 zur Neuordnung der Vereine, Organisationen und Verbände im Lande Oesterreich hat der Stillhaltekommissar unter dem 15. Juli 1938 eine Anordnung betreffend Neuordnung der kulturellen Gemeinschaften erlassen.

Diese Anordnung ist von den Leitern der kulturellen Gemeinschaften, Vereine, Organisationen und Verbände bei dem zuständigen Kreisbeauftragten des Stillhaltekommissars anzufordern. Sofern Zustellung durch die Post gewünscht wird, ist ein großes Freikuvert (Frankierung -.04) einzusenden.

[ , Auflistung der "Kreisbeauftragten" in Tirol und Vorarlberg, jeweils Name und Anschrift.]

Für die Vereinigung der berufsmäßig Kunst- und Kulturschaffenden und -ausübenden gilt diese Abordnung nicht; für diese ergehen in jedem Einzelfalle Sonderanweisungen.

Kulturelle Gemeinschaften, Vereine, Organisationen und Verbände, die den Anordnungen des Stillhaltekommissars nicht bis zum 6. August 1938 nachkommen, verfallen der Auflösung unter Einziehung des gesamten Vermögens.



Exl-Bühne im Stadttheater
[ ] In Vorbereitung "Das Ei des Korbinian" (Uraufführung).

Schwazer Urania
Alle Mitglieder und sonstigen Volksbildungsfreunde seien auf den Film des spanischen Freiheitskampfes "Arvilba Espana!" besonders aufmerksam gemacht, der am Dienstag, 2. und Mittwoch, 3. August, jeweils ab 20 Uhr im Schwazer Stadtkino läuft.



_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Liedertafel in Oberbayern
Großer Konzerterfolg in Bichl
In: Neueste Zeitung vom 1. August 1938, Seite 6
Signiert "Sch."

Aus Bichl [Oberbayern, Landkreis Bad Tölz] wird uns geschrieben: Man hatte sich für den Samstagabend [30. 7. 1938], der für unsere Sangesbrüder aus Tirol reserviert war, viel erwartet. Das zeigte der überaus gute Besuch trotz der herausfordernd heißen Sommernacht. Aber alle Erwartungen wurden übertroffen. Worte, die der an Lob so sparsame Oberländer nur selten im Munde führt, wurden laut. "Es war herrlich!" Auch die zahlreich vertretenen Urlauber aus dem Schwabenlande fanden für ihre Begeisterung keine andere Formel.

Ein
uraltes Tiroler Volkslied leitete ein und gab dem neunzehnköpfigen, unter Leitung des Komponisten Ferdinand Csajka stehenden Chor, der sich vor sieben Jahren aus der etwa 90 Jahre alten Innsbrucker Liedertafel heraus entwickelt hatte, Gelegenheit, seine köstlichen Stimmen und deren ausgezeichnete Schulung auf letzte Einheit und fast wäre man versucht zu sagen "Einspielung" hören zu lassen. Von ihrer besten Seite zeigten sich die Sänger im munteren Gezwitscher des "Zeisele" mit den prachtvolen Jodlern (Csajka). Was sie dann sangen, ""s Hoamatliad", paßte auf diese quellfrischen Lieder und Stimmen so gut, als wäre es eigens für sie gedichtet:

"A Liadl muß frische sein, wia "s Bergbrünndl rinnt,
A Liadl muaß resch sein, wia der Bua, bal er g"winnt.
A Liadl muaß fein sein, wia dei Schatzerl, wenn"s lacht,
Und"s Liadl muß di streicheln, wia"s die Muatterl hat"s g"macht."

Diese vier Forderungen hat der Chor in rund 20 seiner besten Lieder erfüllt [ ].

Die meisten dieser Lieder welchem soll man den Vorzug geben? gefielen in einem Maß, daß der Beifall immer heftiger donnerte. Die Kameraden aus Tirol haben uns ein Stück ihrer, der unseren so wesensgleichen Heimat gebracht. Darin liegt die erhöhte Beglückung durch diesen Abend: Das Bewußtsein der Tat Adolf Hitlers in ihrer überwältigenden Nähe, Größe und empfundenen Tiefe. Spontan stimmte denn auch alles in das "Sieg Heil!" auf den "Schöpfer Großdeutschlands" ein, das der Ortswart der veranstaltenden NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" ausbrachte, nach seinem Dank an die Brüder aus Tirol.



_____________________________________________________________________________
Neueste Zeitung vom 2. August 1938, Seite 10

Theater + Musik + Kunst
Exl-Bühne im Innsbrucker Stadttheater
Am Dienstag [2. August] bringt die Exl-Bühne "Erde", eine Komödie des Lebens in drei Aufzügen von Karl Schönherr, zur Darstellung. Am Mittwoch [3. August] "Das Verlegenheitskind", ein heiteres Spiel mit Musik und Gesang von Franz Streicher.

Sonderkonzert auf der Kufsteiner Heldenorgel mit Werken Tiroler Komponisten
Beim Sonderkonzert des Leipziger Organisten Georg Winkler auf der Kufsteiner Heldenorgel am 31. v[origen] M[onats Juli 1938] waren auch die Komponisten [Artur] Kanetscheider. [Josef Eduard] Ploner und Dr. [Karl] Senn anwesend. Der Organist brachte Werke dieser Tiroler Komponisten meisterhaft zum Vortrag. Eine zahlreiche Zuhörerschaft wohnte dem Konzerte bei. Sämtliche Sonntage bis Mitte September sind bereits von namhaften Gastorganisten besetzt.



_____________________________________________________________________________
Die Thüringer Sängerknaben
In: Innsbrucker Nachrichten vom 2. August 1938, Seite 7
Von Dr. E[hrentraut] St[raffner]

Gelegentlich eines von den Innsbrucker Musikfreunden leider viel zu wenig beachteten Konzertes lernte man letzten Donnerstag in den Thüringer Sängerknaben einen ernst und gut arbeitenden Knabenchorkörper, der sich ohne Scheu auch neben den berühmtesten gleichartigen und ähnlichen Chören hören lassen kann, kennen. Nicht an so strenge Ueberlieferungen gebunden wie etwa die Wiener Sängerknaben, deren Aufgabenbereich einerseits durch das Gottesdienstliche, andererseits aber durch das charakteristisch Wienerisch-Musikantische angegeben ist, arbeitet dieser Chor mit Erfolg auf einem viel breiteren, in allgemeinere Gebiete der Chorliteratur vorgreifendem Gebiet. Man hörte neben Kompositionen von Johannes Brahms und Max Reger auch Chöre einer Reihe neuerer Komponisten, der beiden Steirer Hermann Grabner und Otto Siegl, des Pommern Eberhard Wenzel, Christian Lahusens und Erwin Zillingers, von denen der Chor "Arbeiten und werben" von Wenzel vor allem bemerkenswert ist.

An dieser ersten Abteilung durchaus schwieriger Chöre erschien vor allem der Ernst, mit dem sich die Buben und Burschen
unter der Leitung ihres jungen Dirigenten Herbert Weitemeyer an durchaus unkindliche, ja problematische Kompositionen verloren, schier verwunderlich [ ].

So war denn auch beim Konzert der Thüringer Sängerknaben der zweite Teil der Vortragsfolge
ausgewählten schönen deutschen Volksliedern vorbehalten, die [ ] frisch und frei gesungen wurden. So endete der Abend [ ] beschwingt und fröhlich, wenn auch nicht angerührt von jener prickelnden, musikantischen Leichtigkeit, von diesem nicht bis ins Letzte zu ergründenden Zauber, der nun einmal nur den Wiener Sängerknaben eignet.



_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Nachrichten vom 4. August 1938, Seite 8



_____________________________________________________________________________
Deutsche Volkszeitung vom 5. August 1938, Seite 7

NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude"
Erste große KdF-Feierabend-Veranstaltung
NSG. Die NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" bringt am Donnertag, 11., und Sonnabend, 13. August, 20 Uhr, im Großen Stadtsaal eine große Feierabend-Veranstaltung unter dem Titel "Tiroler Heimat" (Volkslied und Volkstanz).

Es wirken mit: Max Depolo, die Mühlauer Musikkapelle, die Mühlauer Sängervereinigung und der Tanzkreis Mils.

Es kommen heitere und ernste Volkslieder und Volkstänze mit verbindenden Worten des bekannten Lautensängers Max Depolo zum Vortrag.

Der Eintrittspreis beträgt RM -.60. Die Karten sind ab sofort in der Kartenvorverkaufsstelle, Museumstraße 21, erhältlich. Erscheinen in Tiroler Heimatkleidung erwünscht.



KdF-Fahrt zu den Salzburger Festspielen
Für die KdF-Fahrt zur Festaufführung "Falstaff" am Samstag, den 6. d[iese]s [Monats August 1938], sind noch einige Karten erhältlich. Anmeldungen sind sofort an die Kartenverkaufsstelle, Museumstraße 21, zu richten. Die Teilnehmer an der KdF-Fahrt zur Festaufführung "Falstaff" treffen sich am Samstag, den 6. ds., um 8.30 Uhr vor der Gauwaltung der Deutschen Arbeitsfront, Maximilianstraße 7. Erscheint rechtzeitig, denn es wird pünktlich abgefahren!

Vorzeitiger Schluß der Spielzeit der Exl-Bühne
Nachdem im Innsbrucker Stadttheater dringende Erneuerungsarbeiten notwendig geworden sind, die bis zum Beginn der Winterspielzeit durchgeführt werden müssen, so beendet die Exl-Bühne ihre diesjährige Sommerspielzeit am Montag, den 15. August, und begibt sich dann zu Gastspielen nach dem Altreich. In dieser Spielzeit bringt die Exlbühne noch eine weitere Premiere, und zwar das neueste Werk des bekannten Dichters Julius Pohl, eine Komödie, betitelt "Die Pepi schafft"s".



_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Nachrichten vom 5. August 1938, Seite 6



_____________________________________________________________________________
Deutschland führt mit 9,5 Millionen Hörern
Höchstleistungen der deutschen Sender Popularität steigt mit sinkenden Preisen
In: Neueste Zeitung vom 5. August 1938, Seite 2

Bericht von der Rede Dr. Goebbels" im Rahmen der Großen Deutschen Rundfunkausstellung:

Die Sender des Deutschen Rundfunks haben zur Zeit ihre Höchstleistung erreicht. Sie sind durchschnittliche 21 Stunden täglich in Betrieb, und zwar meistens von 5, bzw. 6 Uhr morgens bis 3 Uhr nachts [ ].

Deutschland steht heute mit 9, 5 Millionen Rundfunkteilnehmern allein im Altreich an der Spitze aller europäischen Rundfunkländer [ ].

An Opfer des Krieges, Opfer der Arbeit, alte Kämpfer und Kinderreiche wurden durch die nach mir benannte Rundfunkspende Rundfunkapparate leihweise ausgegeben. Nach dem Anschluß Oesterreichs an das Reich habe ich veranlasst, dass 17.500 Empfangsgeräte im Werte von 850.000 Reichsmark an bedürftige Volksgenossen in Oesterreich verteilt wurden [ ].

Nun sind wir darangegangen, durch Schaffung des "Deutschen Kleinempfängers 1938" dem Rundfunk die letzten Millionenzahlen neuer Teilnehmer zu gewinnen. Dieser deutsche Kleinempfänger ist ein Gleichstromgerät, das zum Preise von 35 Reichsmark verkauft wird. Die Gesamtjahresproduktion ist auf 700.000 "Deutsche Kleinempfänger 1938" festgelegt worden. Bis zum Ende dieses Monats werden allein 100.000 Geräte für die Auslieferung an den Handel bereitstehen [ ]. Dabei wird es unsere besondere Sorge sein, durch großzügige Ermäßigung der Rundfunkgebühren auf eine Reichsmark im Monat denjenigen Volksgenossen, die nicht unter die Gebührenbefreiung fallen, aber auch nicht in der Lage sind, zwei Reichsmark im Monat zu zahlen, die letzten Hindernisse zur Popularisierung des Rundfunks zu beseitigen.

Daneben stehen die vielfältigen Bemühungen um die Schaffung eines leistungsfähigen Autoempfängers zum Einbau in den neuen "Kraft-durch-Freude-Volkswagen". Alles das sind Maßnahmen, die darauf abzielen, dem Deutschen Rundfunk zu Lande auch den letzten Teilnehmer zu gewinnen [ ].

Sonderaufgaben in der Ostmark
Die Eingliederung Oesterreichs in das Reich hat den deutschen Rundfunk vor besondere Aufgaben gestellt. Vorerst muß versucht werden, im deutschen Oesterreich eine Erhöhung der Haushaltspitze zu erreichen, die bisher nur 35,2 Prozent gegenüber 54,62 Prozent im Altreich beträgt.

Die Ausmerzung aller destruktiven und jüdischen Elemente im österreichischen Rundfunk ist bereits vollzogen worden. Der Einbau der österreichischen Sender und die Durchführung landschaftlich bedingter Sendungen im Rahmen des gesamtdeutschen Rundfunkprogrammes ist eine Frage der nächsten Zeit [ ].

Das Programm des Deutschen Rundfunks hat nach meinen Richtlinien klar und konsequent eine mittlere Tendenz eingehalten. Wir haben uns peinlich bemüht, den Rundfunk von ästhetischen und intellektualistischen Spielereien fernzuhalten, andererseits aber auch jede starre Nivellierung des Deutschen Rundfunkprogramms zu vermeiden. Ich kann dabei entgegen vielfachen kritischen Ausstellungen darauf verweisen, daß der Deutsche Rundfunk im vergangenen Jahre
69,3 Prozent Musik, 9,9 Prozent Literatur und Vorträge, 5,6 Prozent Zeitfunk, 8,8 Prozent Nachrichten und 6,4 Prozent Verschiedenes gesandt hat. Wir haben dem deutschen Volke damit wahre Hausmannskost geboten. Ich habe die zuständigen Instanzen angewiesen, das deutsche Rundfunkprogramm insofern umzustellen, als es jetzt auch in größerem Umfange als bisher ernste und hochwertige Musik senden soll. Das soll vor allem zum Ausdruck kommen in der Uebertragung repräsentativer deutscher Symphoniekonzerte und Opernaufführungen.

Bisher pflegte der Rundfunk, vor allem bei politischen Großveranstaltungen, mit stärkstem Einsatz sich den nationalen Zielen unserer Zeit zur Verfügung zu halten. Wichtigste Voraussetzung für seine Durchschlagskraft ist, daß er sich mit keiner Sendung an einzelne Volks- und Standesgruppen wendet.

Der Rundfunk gehört dem Volke und muß deshalb auch immer das Volk in seiner Gesamtheit ansprechen [ ].

Unser Wunsch und Wille ist, daß das ganze deutsche Volk Rundfunkhörer werde [ ].



_____________________________________________________________________________
Tiroler Landbote vom 4. August 1938, Seite 12



_____________________________________________________________________________
Soldaten und Arbeiter
Erstes nationalsozialistisches Richtfest
In: Tiroler Grenzbote vom 5. August 1938, Seite 2

Am Donnerstag [4. August 1938], 4 Uhr nachm[ittags] fand in unmittelbarer Nähe der neuen Kasernen in Kufstein das Richtfest der in kurzer Zeit für die Unterbringung der neuen Truppenteile erbauten Neuanlagen statt. Es war dies das erste Richtfest in Tirol nach Art, wie es in Anknüpfung an alten deutschen Brauch im nationalsozialistischen Deutschland durchgeführt wird. Der Platz war mit den Fahnen der Bewegung festlich geschmückt. Die Gefolgschaft in stattlicher Zahl hatte sich zusammen mit den Betriebsführern gegenüber den neuen Unterkünften aufgestellt. Dort hatte auch eine Abteilung der Truppen Aufstellung genommen, sowie der Musikzug der Gebirgsjäger-Kompanien, der die Feier mit seinem flotten Spiel eröffnete.

Nun betrat der Vorsteher des Heeresbauamtes Innsbruck, Regierungsbaurat Petersen, das Rednerpult. Er begrüßte alle zum Richtfest erschienen Volksgenossen, darunter besonders die Ehrengäste Kreisleiter [Hans] Ploner, Bezirkshauptmann Dr. Plauder, SS.-Obersturmführer Metzner, Bürgermeister Hans Reisch. Redner dankte den bei der Erstellung der Bauten tätig gewesenen Unternehmern, Handwerkern und insbesonders den Arbeitern. Es sei in erstaunlich kurzer Zeit ganze Arbeit geleistet worden. Er dankte auch den Behörden und übrigen Dienststellen für ihre Unterstützung. In seiner Ansprache begrüßte er den Standortältesten und Kommandeur der Kufsteiner Garnison, Major Gerh. Oertel, und sprach die Erwartung aus, daß sich die Truppe in ihrem neuen Heim recht wohlfühlen möge. Er brachte ein dreimaliges militärisches Hurra auf den Kommandeur aus. Ein Polier sprach Dankesworte in Namen der Arbeiter.

Hierauf erwiderte der Kommandeur und dankte allen am Bau Beteiligten für ihren Einsatz, besonders dem Heeresbauamt und Regierungsbaurat Petersen für die schnelle Arbeit, dem örtlichen Bauleiter Liebal und allen Arbeitern. Er schloß mit einem begeistert aufgenommenen dreifachen "Sieg-Heil!" auf den größten Baumeister, der das Dritte Reich aufgebaut hat, den Führer Adolf Hitler.

Die Musik intonierte das Deutschland- und Horst-Wessel-Lied.

Nun ging es in einem feierlichen Marsch unter klingendem Spiel die Straße herein in die Stadt, gemeinsam die Soldaten, Ehrengäste und Arbeiter, auch die fünf Besitzer der goldenen Tapferkeitsmedaille in Kufstein nahmen daran teil. Alle waren zu einem Richtschmaus auf den Terrassen des Gasthofes Kienbergklamm geladen, wo sich auch die Bataillonsmusik unter Kapellmeister Steiner wieder hören ließ. Nach getanem Werk verbrachten die Arbeiter und Soldaten dort frohe Stunden zum Abschluß eines heißen und durstigen Tages.



_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Nachrichten vom 6. August 1938, Seite 24

Exl-Bühne im Innsbrucker Stadttheater
Am Samstag [6. August 1938] bringt die Exl-Bühne die Neuheit "Das Ei des Korbinian", eine Komödie in drei Aufzügen von Albert Dambeck und Ferdinand Marian, zur ersten Wiederholung. Am Sonntag [7. August] wird ebenfalls "Das Ei des Korbinian" gegeben. Wie bereits mitgeteilt, beendet die Exl-Bühne bereits am 15. August ihre diesjährige Sommerspielzeit, um notwendige Erneuerungsarbeiten im Stadttheater zu ermöglichen, und ist der Spielplan der restlichen Tage folgender: Montag [8. August 1938] "Föhn"; Dienstag [9. 8.] "Das Ei des Korbinian"; Mittwoch [10. 8.] "Die Toni - der Bua"; Donnerstag [11. 8.] "Glaube und Heimat"; Freitag [12. 8.] "Das Ei des Korbinian". In Vorbereitung zum 70. Geburtstag Julius Pohls dessen neueste Komödie "Die Peppi schafft"s".

75-Jahrfeier des Liederkranzes Imst
Samstag, den 13. d[ieses] M[onats August 1938], im "Eggerbräu" in Imst Festkonzert des Jubelvereines unter Mitwirkung von Frau Emma Hampl-Haupolter, Konzertsängerin, Innsbruck, Frau Dr. Mercedes Janetzky, Konzertpianistin, Graz, Dr. Walter Rister [richtig: Albert Riester], Innsbruck, Harfe. Zur Aufführung gelangen Werke klassischer, romantischer und moderner Richtung, darunter auch solche der Tiroler Komponistenvereinigung [Arbeitsgemeinschaft Tiroler Komponisten]. Sonntag, den 14. d. M., vormittags, Wertungssingen der Gauvereine, mittags Festzug und anschließend Gaukonzert unter Leitung des Gauchormeisters E. Fieber.



Besprechung dieses Konzert von Josef Eduard Ploner siehe unten, in:
Innsbrucker Nachrichten vom 18. August 1938, S. 7.



_____________________________________________________________________________
Deutsche Volkszeitung vom 6. August 1938, Seite 11

Freilicht-Theater am Kleinen Steinbruch, Wilten
Leitung: Emma Gstöttner. Sonntag, den 7. August, gelangt der große Lachschlager "Der Kampf mit dem Drachen", Posse in drei Akten zur Aufführung. Beginn 14.30 Uhr.



_____________________________________________________________________________
Deutsche Volkszeitung vom 11. August 1938, Seite 11

Heute Festvorstellung im Stadttheater
Es wird darauf aufmerksam gemacht, dass zur Festvorstellung von Schönherrs "Erde" anläßlich der Anwesenheit der Reichsfrauenführerin Scholtz-Klink am Donnerstag, 11. August, Eintrittskarten an der Kassa des Stadttheaters wie gewöhnlich und ohne Beschränkung zu haben sind.



_____________________________________________________________________________
Deutsche Volkszeitung vom 11. August 1938, Seite 10



_____________________________________________________________________________
"Tirol in Lied und Tanz"
Erste Feierabendgestaltung der NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude"
In: Deutsche Volkszeitung vom 12. August 1938, Seite 7

Die erste Feierabendgestaltung der NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" im Gau Tirol, die gestern abends den großen Stadtsaal von Anbeginn an mit einer frohen Menschenmenge bis auf das letzte Plätzchen füllte, vermittelte ein ganz neues Erlebnis. Zahlreiche Urlaubskameraden aus den Gauen Mecklenburg und Westfalen-Nord saßen mit unseren Volksgenossen beisammen und schufen den lebendigen Rahmen für einen durchaus freudigen Feierabend.

Die erste Veranstaltung dieser Art in unserem Gau war vor allem dadurch ausgezeichnet, daß sie sich weit von den herkömmlichen "Vorführungen" entfernte und
nur durchaus echtes, arteigenes und ungekünsteltes Volkstum in Musik, Lied und Tanz zu Worte kommen ließ. Nach den kurzen einleitenden Worten von Pg. [Norbert] Wallner verstand es die Kreismusikkapelle aus Mühlau, in Burggräfler Tracht, unter Leitung von Anton Pfeifhofer, sofort sich mit ihren feinen und munteren Weisen in die Herzen der Zuhörer zu spielen.

Ganz besonderen Beifall, der manche Zugabe forderte, fanden aber die Darbietungen der
Mühlauer Sängervereinigung. Kukla Viktor erntete als Jodler für seinen fein abgetönten Vortrag noch ganz besondere Anerkennung. Die herrlichen alten Volkslieder "Der Kleeplatz", "Die Hoazat", "Und wenn heiratscht Madl" und viele andere mehr zeigten den ganzen Klangreichtum, den bodenständigen Frohsinn und den munteren Schalk, der nur [dem] aus dem Boden gewachsenen Volksgut zu eigen ist. Immer und immer wieder rauschte der Beifall auf und zeigte, wie sehr echtes Volkstum von allen Volksgenossen verstanden und empfunden wird.

Max Depolo ist ja allen Innsbruckern kein Unbekannter mehr und seine urwüchsigen Lieder zur Laute lösten große Heiterkeit und Zustimmung aus, wenn auch die Tiroler Dialektausdrücke nicht immer von unseren norddeutschen Volksgenossen verstanden wurden und sich manche lustige Debatte an die Erklärungen und Erklärungsversuche anknüpfte, so haben ihn doch alle Zuhörer in seinem Wollen restlos verstanden, die knorrige, kernige Tiroler Sprache und ihre bildhafte Ausdrucksweise und Gestaltungskraft von der urwüchsigen Seite zu zeigen.

Die
Jugendgruppe aus Mils zeigte den alten Volkstanz in seinen verschiedenen Arten und Eigenheiten. Vor allem das "Spinnradl", das "Hiatamadl" und ganz besonders der "Hexenschmeißer", dann der "Achtertanz" und einige richtige und echte "Schuhplattler" fanden begeisterte Aufnahme bei den Gästen, von denen viele noch nie unsere alten Volkstänze zu sehen bekommen hatten und sie bisher nur dem Namen nach kannten.

Eine besondere Note erhielt die Feierabendgestaltung durch die Anwesenheit der Reichsfrauenführerin Scholtz-Kink, die in Begleitung des Gauleiters Hofer, des stellvertretenden Gauleiters Christoph und des Oberbürgermeisters Dr. Denz gegen Ende der Veranstaltung eintraf und von allen Anwesenden stürmisch bejubelt wurde.

Es war wirklich ein "Feierabend", der Gemüt und Herz erfreute und alle Anwesenden zu einer einzigen großen Familie verband.

Als die Reichsfrauenführerin den Saal verlassen hatte, sammelte sich auch gleich eine große Zahl von Frauen und Mädchen vor dem Tor und irgend jemand aus der Mitte stimmte auf einmal das
Lied an: "Nun kommen die lustigen Tage, Schätzel ade ", in das die Reichsfrauenführerin sofort einstimmte und es, vor ihrem Wagen stehend, bis zu Ende mitsang.

Dieses kleine Erlebnis zeigt mehr, als es Worte vermögen, welcher tiefe und echte Frohsinn in unseren schaffenden Volksgenossen zu leben und zu klingen vermag, wenn die rechte Hand ihn weckt und leitet.

Wer feiern muß, kennt keinen Feierabend. Nun, da auch bei uns wieder so viele Volksgenossen Arbeit und Brot, Erwerb und Zukunft haben, ist auch der Feierabend wieder in seine Rechte getreten und wird seinen Klang und seine Formkraft wieder lebenspendend in den Alltag ausstrahlen. Die rechte Form und der rechte Weg dazu wurde[n] uns gezeigt.


_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Nachrichten vom 13. August 1938, Seite 7

Theater + Musik + Kunst
Exlbühne im Innsbrucker Stadttheater
Heute, Samstag, begeht die Exl-Bühne den 70. Geburtstag ihres wohl erfolgreichsten Autors Julius Pohl. Aus diesem Anlaß gelangt sein neuestes, soeben vollendetes Werk "Die Pepi schafft"s", ein heiteres Dorfbegebnis in drei Aufzügen, zur Uraufführung. Das gesamte künstlerische Personal der Exl-Bühne ist darin beschäftigt. Die Inszenierung besorgt Oberspielleiter Eduard Köck. Wie bekanntgegeben, endet die diesjährige Sommerspielzeit bereits am Montag [15. August], damit die vom Reichsministerium vorgesehenen Erneuerungsarbeiten durchgeführt werden können. An den beiden letzten Tagen, Sonntag und Montag, bringt die Exl-Bühne die Neuheit "Die Pepi schafft"s" von Julius Pohl zur Aufführung. Auf Einladung der Bay[e]rischen Staatstheater wird die Exl-Bühne ab 1. September ein vierzehntätiges Gastspiel in München absolvieren.

Ausstellung: Tiroler Kunsthandwerk und Trachten
Meinhardstr. 14. Freier Eintritt. Geöffnet: 9 bis 18.30 Uhr.

Freilichttheater, kleiner Steinbruch, Wilten
Sonntag, nachmittags 3 Uhr, "Das Jägerbluat".

Servitenkirche Innsbruck
Sonntag, 14. d[ieses] M[onats August 1938], halb 7 Uhr früh: Deutsche Messe für gemischten Chor und Orgel von Karl Nußbaumer. Montag, 15. d. M. (Maria Himmelfahrt), halb 7 Uhr früh: Deutsche Messe, op. 3, von Otto Schmied; 10 Uhr vormittags Festgottesdienst: "Missasolemnis", op. 60 von Viktor Keldorfer, für Soli, Chor, Orchester und Orgel; Graduale und Offertorium von Robert Führer. Montag, 5 Uhr nachmittags: Litanei, op. 27, von Karl Nußbaumer; Lied von R. Führer.



_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Nachrichten vom 17. August 1938, Seite 7

Innsbrucker Komponisten im Rundfunk
Der Rundfunksender Beromünster [Schweiz] bringt Mittwoch, den 17. d[ieses] M[onats August 1938], zwischen 18 und 18.45 Uhr in einer Sendung "Zeitgenössische Komponisten" Werke für Klavier und Lieder von Karl Senn. Ausführende sind Henri Cavaleri (Bariton) und Toni Resch (Klavier). Im Reichssender Königsberg spielt der Funkorganist Werner Hartung am Donnerstag, den 18. d. M., um 18.10 Uhr von Artur Kanetscheider aus der Heldenorgelsuite [op. 65] und von Emil Berlanda das Präludium in D.



Deutsche Volkszeitung vom 18. August 1938, Seite 10

_____________________________________________________________________________
Die "Woche des deutschen Buches" in Innsbruck
Die erste große Schrifttumswerbung in der Ostmark
In: Innsbrucker Nachrichten vom 18. August 1938, Seite 5

In den Tagen vom 30. Oktober bis 6. November l[aufenden] J[ahres] wird in der Tiroler Gauhauptstadt zum erstenmal die "Woche des deutschen Buches" veranstaltet, die erste großdeutsche Schrifttumswerbung, die dem deutschen Buch als bestem Freund und Hausgenossen jedes Deutschen den Weg in jedes Heim und in jede Familie bahnen soll.

Die leitenden Gedanken dieser großen Buchwerbung sprach P[artei]g[enosse] Brugger von der Reichsschrifttumsstelle Berlin am 17. d[ieses] M[onats August 1938] nachmittags im Saal des Gewerbeförderungsinstituts vor einem Kreis geladener Gäste aus. Nach begrüßenden Worten des Pg. Waldner [richtig vermutlich: Norbert Wallner] nahm Pg. Brugger das Wort zu einem klar gegliederten Vortrag über das Wesen und die Grundlagen der "Woche des deutschen Buches". Schon seit Jahren wird diese großzügige Schrifttumswerbung im Altreich durchgeführt.

Ihr Erfolg zeigt sich in einer wesentlichen Umsatzsteigerung des deutschen Buchhandels. Der Gesamtumsatz beträgt heute rund 3/4 Milliarden Reichsmark, davon sind 1934 durch die Buchwerbung 20 bis 25 Prozent Steigerung erzielt worden, davon im Jahre 1937 allein 150 Millionen Reichsmark.

Die Schrifttumswerbung hat derart gewaltige Ausmaße erreicht, daß sie nun nicht mehr vom Berufsstand, dem Buchhandel, allein durchgeführt wird, sondern direkt vom Ministerium selbst organisiert wird. Seit 1. Jänner l[aufenden] J[ahres 1938] wird die Schrifttumswerbung in großzügigster Weise vom Ministerium betreut und verfügt nun über den gewaltigen Apparat der obersten Zentralstelle.

Der große Erfolg der Buchwoche, die in 120 Weltstädten in allen Kontinenten durchgeführt wird, ist, besonders auch vom Ausland, anerkannt worden und sollte auch nachgeahmt werden. Aber unsere Organisation ist derart einmalig und durch die rund 200.000 Schrifttumsreferenten so tief im Volk verankert, daß sie nicht kopiert werden kann.

Was die "Großdeutsche Buchwoche" bringt
Die erste "Großdeutsche Buchwoche", die heuer im Zeichen der Vereinigung der Ostmark mit dem Reich durchgeführt wird, besteht aus folgenden Veranstaltungen: Dem Eröffnungsstaatsakt in Weimar, dem ein "Deutsches Dichtertreffen" vorangeht, bei welchem 200 namhafte deutsche Dichter zuerst auf die Wartburg geladen und dann am 29.Oktober im Schloß Weimar feierlich empfangen werden.

Es folgt dann eine reichswichtige Veranstaltung in Wien, die dem gleichen Gedanken der Buchwerbung dient. Im Zusammenhang wird die "Jahresschau des deutschen Schrifttums" eröffnet, in welcher 400 ausgewählte Werke als Ergebnisse eines Leistungswettbewerbes des deutschen Verlagsbuchhandels zur Schau gestellt werden.

Die abschließende Kundgebung der Woche findet in München statt, wo insbesondere die Schrifttumsarbeit der deutschen Gemeinden aufscheinen wird.

Der Vortragende verwies auf die erforderliche enge Zusammenarbeit des Berufsstandes des Buchhandels mit allen politischen Stellen, damit der wichtige kulturpolitische Zweck der Schrifttumswebung im Interesse der geistigen Hebung und Förderung unserer deutschen Volksbildung erreicht wird.

Allein zuständig für die Durchführung der ersten "Großdeutschen Buchwoche" ist die Reichsschrifttumsstelle beim Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, bzw. sind es in den Gauen die Reichspropapandaämter.




_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Nachrichten vom 18. August 1938, Seite 7

75 Jahre "Liederkranz Imst"
Bericht von Josef Eduard Ploner



_____________________________________________________________________________
Tiroler Landbote vom 18. August 1938, Seite 12

Die Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink als Referentin in Innsbruck.

Tiroler Landbote vom 18. 8. 1938, S. 12



Die Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink (im rechten Bild) bei einer Feierstunde vor dem Landhaus-Erweiterungsbau in Innsbruck im Jahr 1941.

Neueste Zeitung vom 13. 5. 1941, S. 1




_____________________________________________________________________________
Neue Kräfte an der Städtischen Bühne
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. August 1938, Seite 6

In der Kassenhalle unseres altehrwürdigen Stadttheaters am Adolf-Hitler-Platz pochen Hämmer [ ]. Auch geistig wird ein neuer Boden gelegt werden [ ]. Intendant Hellwig, der neue Leiter unserer Bühne, ein Stab erprobter Mitarbeiter und sorgsam ausgewählte Kräfte werden diesem neuen Geiste dienen. Wir [ ] stellen vor:

Robert Hellwig
ist gebürtiger Wiener; vom Dezember 1914 bis zum Ende des Weltkrieges stand er als Offizier an der Front und wurde mehrfach ausgezeichnet. Seine künstlerische Laufbahn begann er als erster Tenorbuffo am Residenztheater in Dresden und war anschließend daran am Zentraltheater Dresden, später in Hannover und Leipzig tätig. Nach Kriegsende übernahm er die Schauburg und das Deutsche Theater in Hannover als Theaterleiter und zuletzt leitete er durch zwölf Jahre hindurch das Neue Schauspielhaus in Wilhelmshaven. Er ist nun durch das Vertrauen des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda dazu berufen, mitzuhelfen am Wiederaufbau der Innsbrucker Städtischen Bühne.



M[ax] A[lexander] Pflugmacher
[stellvertretender Intendant], stammt aus einer alten Innsbrucker Familie und zog nach dem Zusammenbruch im Jahre 1918 mit einem kleinen Koffer aus der Heimat ins Ungewisse. Als Schuhputzer am Stettiner Bahnhof in Berlin, als Versicherungsakquisiteur und als elektrotechnischer Lehrling verdiente er sich soviel, um nach eineinhalb Jahren den notwendigen Smoking zu erstehen, mit dem er als Kaffeehausharmoniumspieler seine Musikerlaufbahn begann. 1924 durch den damaligen Chefkapellmeister der Ufa entdeckt, kam er nach München als Kapellmeister zur Emelka und später zur Ufa nach Berlin. Als Operettenkomponist hatte er Erfolg, u. a. wurde sein Singspiel "Prinz Eugen" an allen großen Operettentheatern des Altreiches aufgeführt. Sein letztes Werk "Fürst ohne Land" (Uraufführung 1936 am Stadttheater Nürnberg) steht auch am diesjährigen Spielplan der Städtischen Bühne.



[ .] Als besonders ehrenvolle Aufgabe ist für jede Bühne des Dritten Reiches die Förderung des Nachwuchses zu bezeichnen. Deshalb hat Intendant Hellwig besonders aus dem in den letzten Jahren in der Ostmark vernachlässigten Bestand an jungen Schauspielern folgende Künstlerinnen und Künstler für die kommende Spielzeit nach Innsbruck engagiert: Wilma Burgdorf, Charlotte Jakoby, Margarethe Schoenfeld, Elisabeth Zeidler, Wolfgang Dörich, Hans v. Hoyos, Werner Heyking und Albert Peychär. Als Spielleiter des Lustspiels wurde Siegfried Süßenguth verpflichtet.

Mit besonderer Sorgfalt wird sich die neue Intendanz der Tanzgruppe annehmen [ ].

Die Oberspielleitung liegt in den Händen von Intendant Robert Hellwig, die musikalische Oberleitung hat der stellvertretende Intendant M[ax] A[lexander] Pflugmacher, der sich mit seinen Arbeitskameraden [Max]
Köhler und [Manfred] Fordan [sic] in der Arbeit teilt. Als technischer Direktor wurde Willi Ernst verpflichtet, den Bühnenbildnern wird Ernst Nepo seine den Innsbruckern bestbekannte Kunst zur Verfügung stellen.

Das Abonnement
Es gehört zu den vordringlichen Aufgaben einer Bühnenleitung, sich durch ein großaufgelegtes Abonnement (Stammsitzanrecht) den Kreis von Freunden zu schaffen, der sich durch die Verpflichtung des regelmäßigen Theaterbesuches mit zum Kulturträger macht. Das verschiedene Theaterabonnements oft zu Unzufriedenheiten führen, wird ein einheitliches Abonnement aufgelegt, durch das schon für 2.55 R[eichs]M[ark] im Monat drei Vorstellungen (eine Operette, ein Schauspiel und ein Lustspiel) geboten werden.



_____________________________________________________________________________
Deutsche Volkszeitung vom 20. August 1938, Seite 9



_____________________________________________________________________________
Deutsche Volkszeitung vom 20. August 1938, Seite 19

Die Woche im Rundfunk
Radioprogramm Sonntag, 21. August Samstag, 27. August 1938



_____________________________________________________________________________
Der Umbau des Innsbrucker Stadttheaters
Gründliche Erneuerung und Verschönerung
In: Deutsche Volkszeitung vom 23. August 1938, Seite 7

Innsbruck, 23. August.
Durch die großzügige Spende von Reichminister Doktor Goebbels ist der längst notwendige Umbau des Innsbrucker Stadttheaters ermöglicht worden. Seit einigen Tagen wird im Innern des Theaters schon fleißig gearbeitet. Im Vorraum sieht es gegenwärtig recht wüst aus. Da sind die Arbeiter damit beschäftigt, den alten Bodenbelag zu entfernen und durch einen neuen zu ersetzen. Auch die Beleuchtungskörper im Zuschauerraum, in den Gängen und im Vorraum, werden erneuert. Es war schon sehr traurig damit bestellt. Die Luster und die anderen Anlagen hätten ganz gut in ein Vorkriegstheater gepaßt, und es ist erfreulich zu vernehmen, daß binnen weniger Tage, schon bis zum 16. September, diese vorsintflutlichen Beleuchtungskörper einer zweckdienlichen Beleuchtungsanlage weichen müssen.

Aber auch die Eingänge zu den Garderoben werden sich gründlich verändern. Die unförmigen Löcher ober den Eingängen zu den Garderoben, die ehedem als schön galten, werden verschwinden und man sieht schon alles vermauert. In unserer Zeit hat man für solche Schnörkel nichts übrig.

Endlich werden auf den Gang zu den Garderoben ordentliche Teppiche gelegt; der armselige Charakter unseres verflossenen Musentempels soll auch äußerlich verschwinden. Schließlich sind bei dem Umbau auch die Zuschauerplätze berücksichtigst worden. Vor allem werden die Stehplätze verschwinden und dafür die Sitzreihen erweitert. Also Arbeit gibt es in Fülle in unserem Theater, und zwar ist diese Arbeit sehr eilig. Müssen doch die ganzen Umbauarbeiten bis Mitte September vollendet sein, da die Spielzeit schon am 16. September beginnt. Vorerst sieht man überall im Innern des Theaters nur Schutthalden, und der Vorraum ist gründlich bloßgelegt. Wenn dieser fertiggestellt ist, geht es ans Verschönern. Dann wird geputzt und gestrichen, von den Garderoben angefangen bis zu den Sitzgelegenheiten. Auch hoch oben, auf dem "Juchhe", auf der Galerie, wird einiges repariert und verbessert, und die Innsbrucker Theaterfreunde werden staunen, wenn sie wieder erstmalig ins blitz-blank geputzte Haus kommen werden. Ja, auch darüber wäre noch etwas zu sagen: Ist vom Theater aus dafür gesorgt worden, daß nun innen und außen eine vollständige Wandlung vor sich ging, so muß auch das Publikum, die breite Oeffentlichkeit, mitwirken, dem Theater jenen Schwung zu verleihen, den es benötigt, um als würdige Kunststätte ihre Aufgaben erfüllen zu können.

Durch verbilligte Abonnements ist es jetzt jedermann ermöglicht, das Theater zu besuchen. Ein auserwähltes Programm sorgt dafür, dass alle Geschmacksrichtungen berücksichtigt werden.


Deutsche Volkszeitung vom 23. August 1938, Seite 8

_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Nachrichten vom 25. August 1938, Seite 9

Beitrittspflicht für Gesangvereine zum Deutschen Sängerbund
NSG. Gesangvereine in Tirol behördlich genehmigte und nicht genehmigte die dem Deutschen Sängerbund noch nicht angehören, werden aufmerksam gemacht, daß das Reichsmusikkammergesetz auch in der Ostmark bereits in Geltung steht. Nach diesem Gesetz dürfen sich Gesangvereine, die außerhalb des Deutschen Sängerbundes stehen, weder öffentlich noch in privaten Kreisen irgendwie gesanglich betätigen. Wenn daher diese Vereine ihren Betreib aufrecht halten wollen, so müssen sie dem Deutschen Sängerbund beitreten.

Die Aufnahme erfolgt auf schriftliches Ansuchen beim
Führer des Tiroler Sängerbundes, P[artei]g[enossen] Dr. Kurt Strele, Rechtsanwalt in Innsbruck, Leopoldstraße Nr. 2, unter Beilage allfälliger Satzungen und des Mitgliederverzeichnisses.



Unter dieser Verlautbarung:



_____________________________________________________________________________
Neueste Zeitung vom 27. August 1938, Seite 5



_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Nachrichten vom 27. August 1938, Seite 9

Neue Kräfte an unserer Städtischen Bühne



_____________________________________________________________________________
Das alte Haus in neuem Kleid
In: Innsbrucker Nachrichten vom 27. August 1938, Seite 9

Die Erneuerungsarbeiten im alten Stadttheater, von denen schon wiederholt berichtet wurde, schreiten rüstig vorwärts. Im Vorraum und in der Kassenhalle, deren Estrich zerschlagen wurde, werden nun saubere, helle Solnhofer Steinfliesen gelegt. Ferner wird die Kassenhalle neu ausgemalt, ebenso sämtliche Ränge, deren Fußboden mit Teppichen belegt wird.

Auf der linken Seite der Kassenhalle ist das Sekretariat geblieben, aber aus dem ehemaligen Inspektionszimmer für Polizei und Arzt wurde eine neue Kanzlei für den stellvertretenden Intendanten gewonnen, während das erwähnte Inspektionszimmer nun weiter nach vorne verlegt wird und zwei kleine Räume erhält. Auf der rechten Seite sind die Kassen- und Kanzleiräume für die Buchhaltung und den Intendanten örtlich unverändert geblieben, aber auch einer gründlichen Erneuerung unterzogen worden.

Die beiderseitigen Garderobenräume werden ebenfalls neu ausgemalt und den modernen Anforderungen angepaßt werden. Selbstverständlich wird auch mit den schweren Mißständen der bisherigen sanitären Anlagen aufgeräumt werden. Die Toiletteräume, die sich früher oft in einem skandalösen Zustand befanden, erhalten in allen Rängen neuen Fliesenbelag, neue Muscheln und Waschtische.

Das Parkett ist zur Zeit ganz ausgeräumt, da das alte Gestühl entfernt wurde. Nun wird der Boden ausgebessert und bekommt dann einen neuen Linoleumbelag. Später erhält das Parkett ein vollkommen neues Gestühl, bequeme, gepolsterte Klappstühle, wie sie den behördlichen Vorschriften entsprechen. Da das Stehparterre, wie schon berichtet, vollkommen wegfällt und der dadurch entstandene freie Raum dem Parkett angegliedert wird, gewinnt man eine erhebliche Anzahl von Sitzplätzen, deren letzte Reihe durch einen Vorhang gegen den Eingang abgeschlossen werden, dessen Türen ausgebessert wurden. Die alten Eingangstüren in das Parkett mit ihren störenden Glasscheiben sind verschwunden und durch neuzeitliche glatte Volltüren aus Sperrholz ersetzt worden.

Der alte, schon recht unansehnlich gewordene Hauptvorhang wird gegen einen neuen ausgetauscht, dessen schwerer Samt in den Farben der Polsterungen des Gestühles und der Logen gehalten sein wird. Einen weiteren Schmuck des Hauses werden die neuen, geschmackvollen Beleuchtungskörper bilden, die sowohl in der Kassenhalle wie im Parkett und in allen Rängen angebracht werden. Die Malerei des Zuschauerraumes wird ausgebessert, die vergoldeten Ornamente werden aufgefrischt werden.

Der Orchesterraum, der früher zu tief gelegen war, wurde gehoben, um eine bessere Akustik zu erzielen. Seine Brüstung und die aller Ränge werden mit neuen Polsterungen versehen. Natürlich werden auch die Stiegen ordentlich instand gesetzt, alle Rohleitungen unter Verputz gelegt und die Feuerlöschapparate in Nischen versenkt. Ins Foyer kommen neue Möbelgarnituren und auf der Galerie werden die Sitzplätze erneuert.

Auf der Bühne wird der übermäßig große Souffleurkasten verkleinert, der Rundhorizont ausgebessert und neu gestrichen. Die Künstlergarderoben werden freundlich ausgemalt und nach Möglichkeit in besseren Zustand versetzt. Zwischen Theater und Stadtsaalgebäude wird als Notbehelf ein Malersaal errichtet, und in einem Keller des Stadtsaalgebäudes wurde ein Möbelmagazin angelegt.



_____________________________________________________________________________
Tiroler Volkskunst und Handwerk
Sonderausstellung anlässlich der 16. Innsbrucker Herbstmesse
In: Deutsche Volkszeitung vom 30. August 1938, Seite 9

Im Rahmen der diesjährigen Innsbrucker Herbstmesse wird in den Räumen der Stadtsäle eine Sonderausstellung "Tiroler Volkskunst und Handwerk" veranstaltet, die den Messebesuchern aus dem In- und Auslande die einzigartigen kulturellen Leistungen des ältesten deutschen Bauernstammes im Gau Tirol von einst und jetzt vor Augen führen und damit beitragen soll, dem durch den Nationalsozialismus wiedererweckten Schaffensdrang bodenverwurzelten Handwerkes auf neuen Wegen wieder den einstigen bedeutenden Platz in der Tiroler Wirtschaft zu sichern. Die nicht zu überschätzenden Werte der charakteristischen bäuerlichen Volkskunst sind es, die den Ruf Tirols in aller Welt begründeten. Ihre Förderung ist daher eine der wichtigsten Aufgaben des Wiederaufbaues.

Das Bauerntum
In Zusammenarbeit mit dem kommissarischen Leiter des Landesverkehrsamtes und der Innsbrucker Messe-Ges[ellschaft] m. b. H., P[artei]g[enossen] Dr. Graf Thun, und den bodenständigen Architekten [Franz] Baumann, Feßler, Matuella, Millbacher, Stanger, Stigler und Zani, schuf die Leiterin des Tiroler Volkskunstmuseums P[artei]g[enossin] Frau Gertrud Pesendorfer Planung und künstlerische Gestaltung der Sonderausstellung, die in dieser Art noch nie dagewesen ist. Die grundsätzliche Idee der Schau wird in der Eingangshalle der Stadtsäle, in einer Bilderfolge zusammengefaßt, zum Ausdruck kommen. In symbolischer Darstellung wird dargestellt, wie nach der Eroberung des Landes für den deutschen Volksraum, der älteste feie deutsche Bauernstamm den fast unzugänglichen Boden urbar macht. Nur die Besten ließ[en] die harte Arbeit und der dauernde Kampf mit den Naturgewalten bestehen. Die Landschaft wird durch Fluranlage und Bauweise zum deutschen Kulturland geprägt. Der Tiroler Bauernhof entsteht, er bildet die Grundlage für das wirtschaftliche und geistige Leben des Volkstums. Das Bauernhaus aus überliefertem germanischen Schönheitssinn als Kunstwerk gestaltet, wird zur Wiege der Volkskunst und des Handwerksfleißes. Aber die hart erarbeitete Heimat muß auch gegen feindliche Einfälle verteidigt werden. Die Wehr stellt das Waffenhandwerk her, das in Tirol zu hoher Blüte kam und weit über das Land hinaus berühmt wurde. Trotz Krieg und Not schafft bäuerliche Volkskunst weiter unvergängliche Werte in urtümlicher Arbeitsweise, die in einzelnen Teilen des Gaues bis heute erhalten geblieben ist. Das Leben im Bauerndorf mit seinem vielfältigen Brauchtum, wie
Schemenlauf, Grasausläuten oder Almabtrieb, Scheibenschlagen, Sommer-Sonnenwende gab der Volkskunst und dem Handwerk neue Impulse, bis dann der Materialismus der letzten Jahrzehnte, die Abwanderung der Bauernsöhne in die Städte und die Industrialisierung den Niedergang und die Verarmung des freien Bauerntums verursacht und das Handwerk sein Betätigungsfeld verliert. Erst der Nationalsozialismus macht diesen Entartungserscheinungen durch tatkräftige Stärkung des Bauerntums ein Ende. Schöpfend aus der alten Ueberlieferung befruchtet bäuerliche Volkskunst in neuen Formen wieder Handwerk und Gewerbe, die wieder erwachte Schaffensfreude bringt das verarmte Land zu neuem Aufblühen.

Tiroler Handwerk
Dieser grundsätzlichen Zusammenstellung in der Eingangshalle der Stadtsäle, die durch Photomontagen und Modelle ergänzt wird, schließt sich nun in den übrigen Räumen die Schaustellung der Erzeugnisse einzelner Zweige des Tiroler Handwerkes an. Der Vorraum zum Großen Stadtsaal soll als Ehrenraum dem Führer Großdeutschlands und der Bewegung gewidmet sein. Aus dem Ehrenraum wird der Besucher rechts in die Vorhalle des Kleinen Stadtsaales treten, die dem Kunstschlosser- und Schmiedehandwerk vorbehalten ist. Schmiedeeiserne Geräte, Leuchter, Schlösser-, Tür- und Torbeschläge, kunstvolle Gitter, Wirtshaus- und Werkstattschilder, Geländerteile, sowohl alte wie neue Arbeiten werden sich hier vorfinden. Eine eisengeschmiedete Tür wird zum Hof hinausleiten, in dem die einfachen Werkstätten des alten Tiroler Schmiedehandwerkes aufgebaut werden. Stubaier Nagelschmiede, Fulpmeser Pfannen- und
Stanzertaler Schellenschmiede werden bei der Arbeit zu sehen sein. Der Kleine Stadtsaal selbst wird in zwei Räume geteilt. Im ersten Raum wird das wehrhafte Tirol seinen Platz haben, Harnische aus den Mühlauer Werkstätten sollen das berühmte einstige Plattnerhandwerk in Tirol in Erinnerung rufen, alte, und neue Waffen. Stutzen, Jagdgewehre, Hirschfänger, Darstellungen des Tiroler Schützenlebens, alte Urkunden, besonders jene über das jahrhundertealte Sonderrecht der Waffenfreiheit in Tirol, füllen diese Abteilung aus. Der übrige Raum des Kleinen Stadtsaales wird den einstigen Reichtum des Landes aus dem Bergbau vorführen mit den Erzeugnissen der Blütezeit der Tiroler Silber-, Messing- und Kupferwerkstätten, sowie der Goldschmiedekunst. Das Keramik- und Majolikagewerbe wird im Künstlerzimmer untergebracht und zeigt altes und neues Glas edler Art aus den Glashütten in Kramsach, Majolikaarbeiten aus Bozen und Bruneck, ferner wertvolle Glasmalereistücke. Ein rühmlich bekannter Zweig Tiroler Volkskunst ist die Holzschnitzerei. Im Musikzimmer derStadtsäle werden heutige Arbeiten und alte Stücke einander gegenübergestellt. Dort sollen auch ein Bildschnitzer aus dem Lechtal, ein Zillertaler Schüsseldreher und ein Pfeifenschneider, so wie sie in ihrer Bauernstube arbeiten, zu sehen sein.

Die Holzbearbeitung
Den breitesten Raum im Tiroler Handwerk nimmt die Holzbearbeitung ein, ist doch Holz der Werkstoff des Landes, der in reicher Fülle vorhanden ist. Von altersher war daher das Tiroler Tischler- und Zimmerhandwerk in hoher Blüte. Der ganze Große Stadtsaal wird ausgefüllt mit alten und neuzeitlichen Bauernmöbeln aller Art, Betten, Kästen, Truhen, Tische und Stühle und andere Tischler- und Schreinerarbeiten. Die Zimmerei zeigt Holzverbindungen im Blockbau, Dach- und Sparrenköpfe, insbesondere Alpbacher Zimmermannswerke. Die verschiedenen heimischen Holzarten und ihre Bearbeitungsmöglichkeiten, aber auch Holzkrankheiten werden vorgeführt. Ein besonders kostbares Stück dieser Abteilung wird eine noch erhaltene, dem Kaiser Maximilian von den Tiroler Handwerkern gespendete, kunstvoll ausgeführte Drehbank darstellen, die aus der Burg Kreuzenstein stammt.

Im Kaffeehausraum wird eine vorbildliche schlichte Tiroler Bauernstube mit flächengeteilter Decke aus Zirbenholz aufgebaut. In dieser Stube werden Oberinntaler Stickerinnen handgesponnene Wolle zu Strümpfen, Handschuhen und anderem verstricken. Anschließend wird eine Wirtsstube, in landesüblicher Art mit einfacher Holzbalkendecke aus Fichtenholz ausgestattet, errichtet und schließlich noch eine weitere Stube aus Lärchenholz mit schon profiliertem Durchzug und Längsbalken. Osttiroler Klöpplerinnen werden in dieser Stube arbeiten.
In einem Nebenraum kommen die Musikinstrumentenmacher zur Geltung mit den berühmten Osttiroler Meistergeigen, alten und neuen Zithern, Harfen und Gitarren.

Ein Alttiroler Jahrmarkt
Die Kaffeehausterrasse soll dem Aufbau eines Alttiroler Jahrmarktes dienen, mit Verkaufsständen für Textilien, Handwebereien, Klöppelarbeiten, Spielwaren, Werkzeugen, Holzschnitzereien und Glas- und Majolikaarbeiten. Flachs- und Wollespinnerinnen, Oetztaler Loden- und Leinenweber werden im Kasinosaal des 1. Stockwerkes arbeiten und ihre Erzeugnisse zur Schau stellen, ferner sind dort noch die Leder- und Gürtel-, sowie Federkielsticker untergebracht.

Das Tiroler Trachtenwesen in seiner reichen Vielgestaltigkeit wird im Adlersaal durch 20 Figuren (10 Paare) mit stilechten Trachten dargestellt. Diesen echten Trachten sollen Modebilder gegenübergestellt werden, die das Wesen der Tiroler Trachten verzerren.

Die umfangreiche Ausstellung wird zweifellos durch die künstlerische Gestaltung und die einmalige Zurschaustellung des in mühevoller Arbeit aus dem ganzen Gau zusammengefaßten einzigartigen Materiales große Anziehungskraft ausüben und ihren Zweck erfüllen, alte Tiroler Volkskunst und das mit dieser eng verknüpfte Handwerk einer neuen Blütezeit zuzuführen.



Weitere ausführliche Vorberichte:
"Volkskunst und Handwerk im Gau Tirol. Zur Ausstellung vom 11. bis 18. September im Rahmen der Innsbrucker Herbstmesse", in: Innsbrucker Nachrichten vom 2. September 1938, Seite 5 f.
"Stadtsaalgebäude völlig verwandelt", in: Deutsche Volkszeitung vom 10. September 1938, Seite 7.

Neueste Zeitung vom 15. 9. 1938, S. 5



_____________________________________________________________________________
1938, September



Tiroler Landbote vom 1. September 1938, Seite 10



_____________________________________________________________________________
Kulturgemeinde Reutte gegründet
In: Neuer Auß[er]ferner Bote vom 3. September 1938, Seite 3 f.
Signiert "K. H."

Wir haben bereits in unserer Aufforderung vor acht Tagen, auf die hin nun wirklich eine Kulturgemeinde Reutte gegründet wurde, im Grundsätzlichen ausgeführt, warum wir eine Erweiterung unserer sowieso überaus bescheidenen Kulturarbeit dringend nötig haben. Wir fügen dem hinzu, daß die heutige Welt für uns eine bedeutende Verschiebung des kulturellen Horizonts notwendig gemacht hat. Einmal ist durch den Zusammenschluß der beiden deutschen Staaten eine ganz andere Welt- und Lebensanschauung notwendig geworden, auf die unser Volk erst geschult und erzogen werden muß. Die ganze Tiefe und der Reichtum des deutschen Geistes, aus dem die edelsten Grundstücke des nationalsozialistischen Gedankengutes geschöpft sind, muß unserm Volk Schritt für Schritt enthüllt und geoffenbart werden. Wo aber sollte sich dieses Gut reiner und unverfälschter, mit einem höheren Schwung und begeisternden Kraft finden, als in den unvergänglichen Werken deutscher Dichter und Denker, aus deren letzten Seelentiefen die Erkenntnisse ihres Blutes, Volkes und Landes gleich kostbaren Blüten aufgebrochen sind. So werden wir in der Kulturgemeinde vor allem die Pflege des deutschen Schrifttums als Verpflichtung im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung übernehmen. Es ist ganz selbstverständlich, daß für die große Masse hie[r]bei nur das Theater in Frage kommt. Mit diesem Moment schiebt sich also die Theatergemeinde in den Vordergrund und ihr soll in den ersten Jahren besondere Sorgfalt gewidmet sein. Wir haben bei der Gründung, die in ganz kleinem Rahmen erfolgte, gemeinsam gefunden, daß eine Zweiteilung der Theatergemeinde nötig ist. Die erste Gruppe verlegt sich auf das Salonstück und das klassische Drama, während die zweite Gruppe das volkstümliche und bäuerliche Stück übernimmt. Es ist dabei selbstverständlich, daß sich beide Gruppen im Verlauf der Spielzeit regelmäßig ablösen. Um das vorhandene Spielermaterial zu sichten und die Könner herauszugreifen, ersucht die neugegründete Kulturgemeinde alle Interessenten freundlichst, sich zu folgenden Terminen anzumelden zu wollen. Zugleich mit der Abmeldung muß eine kleine Leseprobe abgelegt werden.

Interessenten für das Salonstück treffen sich am Mittwoch, den 7. September im Gasthof "Krone" in Reutte.

Interessenten für das volkstümliche und bäuerliche Stück treffen sich am Donnerstag, 15. September, ebenfalls im Gasthof "Krone" in Reutte.

Wir wissen, daß Reutte theaterfreudige Leute und sehr talentierte Spieler hat. Wir bitten alle, die schauspielerische Kräfte in sich schlummern fühlen, sich an den gegebenen Terminen einzufinden.

Um jedoch die nötigen Probevorbereitungen reibungslos durchführen zu können, werden die Interessenten ersucht, sich vor den angegebenen Terminen entweder bei Herrn Kratky, Herrn Janacek oder bei unserer Schriftleitung mündlich oder schriftlich anzumelden.

Die
weitere Tätigkeit der Kulturgemeinde sieh für kleinere Kreise Literaturabende vor und hat auch die Gründung eines Streichorchesters in die Hand genommen, für das noch tüchtige Musiker gesucht werden. Anmeldungen diesbezüglich an Herrn Kratky.

So wollen wir mitarbeiten an der kulturellen und weltanschaulichen Schulung unseres Volkes. Der Horizont hat sich mit einem mächtigen Riß aufgetan und wenn der junge Mann heute von seiner Arbeitsdienst- oder Militärzeit zurückkommt, würde er sich sonst in einer kulturfremden Umgebung finden. Dem abzuhelfen, ist eine Arbeit an der Volksgemeinschaft, die alle leisten können und sollen, die Fähigkeit und Freude dazu haben. Und letzten Endes ist das gute Theater nicht eine seichte Unterhaltung, sondern nach einem Wort Schillers, eine moralische Anstalt, eine ernste Verpflichtung gegenüber Geist und Seele.


_____________________________________________________________________________
Deutsche Volkszeitung vom 3. September 1938, Seite 17

Die Woche im Rundfunk
Radioprogramm Sonntag, 4. September Donnerstag, 8. September 1938



_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Städtische Bühne reist aufs Land
Kunst im Volk NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" auch hier bahnbrechend
In: Innsbrucker Nachrichten vom 3. September 1938, Seite 12

Innsbruck, 3. Sept[ember]. Damit, daß die NSG. [Nationalsozialistische Gemeinschaft] "Kraft durch Freude" in der Gauhauptstadt die Möglichkeit geschaffen hat, das Theater durch außerordentliche Verbilligung des Besuches auch allen Volksgenossen mit bescheidenen Einkommensverhältnissen zugänglich zu machen, ist die kulturfördernde Wirksamkeit dieser einzigartigen Organisation noch keineswegs erschöpft. Ebenso wie im Altreich muß auch in unserem Gau der Bevölkerung auf dem Lande vollwertige Schauspielkunst in leicht erreichbarer Nähe und mit erschwinglichem Kostenaufwand zugänglich gemacht werden. Die Verwirklichung dieses Gedankens steht nun durch das Zusammenwirken der NSDAP., der Behörden des Landeshauptmannes von Tirol und Vorarlberg, der NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude", der Intendanz der städtischen Bühne Innsbruck und der Gemeindeverwaltungen des Gaues unmittelbar bevor.

Die städtische Bühne Innsbruck, die ihre Schauspielkräfte, ihr technisches Material, und deren Intendant P[artei]g[enossen Robert] Hellwig seinen umfangreichen Fundus zur Verfügung stellt, wird in der kommenden Spielzeit in einer großen Anzahl von Gemeinden des Gaues reihum Aufführungen veranstalten. Es ist besonders zu betonen, daß es sich dabei nicht um die Arbeit von Dilettanten oder Schauspielschülern handelt, sondern um Aufführungen, die auf der gleichen künstlerischen Höhe stehen wie diejenigen in der Gauhauptstadt selbst, da hier wie dort die gleichen Kräfte mitwirken.

Um 70 Reichspfennig ins Theater
Die Durchführung dieser Aktion wäre niemals möglich gewesen, wenn nicht die NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" in ganz großzügiger Weise den Grundstock zu ihrer Finanzierung gelegt hätte und zwar derart, daß sie die Abnahme der gesamten Eintrittskarten zu einem bestimmten Grundpreis sicherstellt. Dieser beträgt 70 Rpf. je Eintrittskarte und ist gleichzeitig der einheitliche normale Eintrittspreis zu allen Vorstellungen. Damit hat KdF. die Gewährleistung für einen Betrag übernommen, der im ganzen Gaugebiet 100.000 R[eichs]M[ark] weit überschreitet.

Die Kosten der Aufführungen können aber dadurch nicht voll gedeckt werden. Zur Aufbringung des Restbetrages ist es erforderlich, daß jene Gemeinden im Gau, in denen Aufführungen stattfinden, von sich aus einen Betrag leisten, der mit 31 Rpf. je Kopf der Einwohnerschaft bemessen wurde. Um die Aufbringung des Betrages einheitlich für das ganze Gaugebiet zu gewährleisten und auszurichten, wurde ein Zweckverband gegründet, über dessen Aufbau und Tätigkeit in einer unter dem Vorsitz des Gauleiters und Landeshauptmannes Hofer, in Anwesenheit des Oberbürgermeisters von Innsbruck. Pg. Dr. Denz, von Vertretern von KdF., des Reichspropagandaamtes und der Städtischen Bühne sowie fast aller Bürgermeister der für die Aufführungen vorgesehenen Gemeinden am 2. d[ieses] M[onats September 1938] abgehaltenen Tagung die grundsätzlichen Weisungen ausgegeben wurden.

Der Zweckverband, dessen Vorsitz Gauleiter Hofer innehat, hat, da er sowohl mit der KdF.-Gaudienststelle als auch mit der Intendanz der Städtischen Bühne in unmittelbarer Fühlung stehen muß, seinen Sitz in Innsbruck, Mitglieder des Zweckverbandes werden alle Gemeinden, wo Aufführungen vorgesehen sind. Außerdem können dem Zweckverband auch andere Gemeinden, z. B. örtliche Theatervereine als Mitglieder beitreten. Die Mitglieder bezahlen einen einmaligen Eintrittsbeitrag und verpflichten sich zur Leistung von jährlichen Zuschüssen, deren Höhe sich für die kommende Spielzeit aus der Volkszahl und dem Einheitsbetrag von 31 Rpf. errechnet. Gemeinden und sonstige Vereinigungen, die dem Zweckverbande erst später beitreten, haben eine wesentlich höhere Beitrittsgebühr zu entrichten, die nur bei Vorliegen berücksichtigungswürdiger Umstände auf das normale Ausmaß ermäßigt werden kann.

Die Beitragsziffern, die sich solcherart für die Gemeinden ergeben, bedingen für diese eine gewisse Belastung, die für manche Gemeindeverwaltung, die von dem vergangenen System ein mehr oder weniger zerrüttetes finanzwirtschaftliches Erbe übernehmen musste, schwer tragbar zu sein scheint.

KdF. auch für die Landbevölkerung
Hiezu machte Gauleiter Hofer in einer Arbeitsbesprechung grundsätzliche Bemerkungen. Es ist zunächst einmal daran festzuhalten, daß der Begriff der Unmöglichkeit im nationalsozialistisch geführten Gemeinwesen nicht zur Geltung kommen darf, wenn es sich um soziale und kulturelle Verpflichtungen gegenüber den Volksgenossen handelt. Um eine Verpflichtung handelt es sich aber und dies besonders deshalb, weil die Landbevölkerung, hauptsächlich die bäuerliche, von den übrigen KdF.-Einrichtungen, etwa den KdF.-Reisen, nicht erfaßt werden kann. In irgendeiner Weise muß ihnen [richtig: ihr] Ersatz geboten werden. Die Theateraufführungen auf dem Lande sind dafür bestimmt, diese Lücke in der KdF.-Arbeit zu schließen.

Uebrigens steht den Gemeinden, wie dies auch im Altreich gehandhabt wird, die Möglichkeit offen, einen Teil der Eintrittskarten über den Normalpreis an Volksgenossen mit höherem Einkommen zu verkaufen. Wer es sich leisten kann, wird in der Erkenntnis, damit ein soziales Werk erster Ordnung zu fördern, gerne mehr bezahlen als 70 Rpf., wird damit seiner Gemeindeverwaltung die Aufbringung der Zuschußbeiträge erleichtern und die Durchführung des ganzen Werkes ermöglichen helfen.

Endlich ist im Zusammenhang damit von entscheidender Wichtigkeit, daß der Gauleiter als Landeshauptmann von Tirol und Kreisleiter Pg. Plankensteiner als Landeshauptmann von Vorarlberg je 10.000 RM. aus Landesmitteln für den Zweckverband als Grundstock eines Reservefonds zur Verfügung gestellt haben. Gemeinden, die in außerordentlich bedrängten Finanzverhältnissen sind und deren Bevölkerung allgemein so wenig vermögend ist, daß erhöhte Eintrittspreise niemandem zugemutet werden können, können aus dieser Rücklage von 20.000 RM., die auch zur Deckung von allfälligen nicht vermeidbaren Verlusten dient, unterstützt werden.

Damit ist nun wieder ein nationalsozialistisches Gemeinschaftswerk geschaffen, dessen Bedeutung umso klarer wird, wenn man sich vergegenwärtigt, daß eines der bedeutendsten Ereignisse der Nürnberger Parteitage die Kulturtagung und die erste ganz große Rede des Führers seine Kulturrede ist. Schon dieser Umstand unterstreicht die außerordentlich große Bedeutung jeder Art von kultureller Tätigkeit; ganz besonders gilt dies aber von jedem Beginnen, das die Kunst in die breite Masse des Volkes trägt, den unendlichen Schatz von Frohsinn und Schönheit des deutschen Kulturschaffens auch dem letzten Volksgenossen vermittelt und ihn damit anerkennt als gleichwertiges Mitglied der großen Gemeinschaft aller Deutschen.



_____________________________________________________________________________
Die Kunst dem Volk!
Aufführungen der Städtischen Bühne Innsbruck im ganzen Gaugebiet
In: Deutsche Volkszeitung vom 3. September 1938, Seite 6
Signiert: "tvs."

Innsbruck, 2. September.
[ ] Die Städtische Bühne Innsbruck, die ihre Schauspielkräfte, ihren technischen Apparat und ihren Fundus dabei zur Verfügung stellt, wird in der kommenden Spielzeit in einer großen Anzahl von Gemeinden des Gaues "Reihum-Aufführungen" veranstalten. Die Aufführungen werden auf gleicher künstlerischer Höhe stehen wie die in der Gauhauptstadt selbst.

Bei der Gestaltung des Spielplanes wird das wertvolle Unterhaltungsstück im Vordergrund stehen [ ].



_____________________________________________________________________________
Das Innsbrucker Stadttheater öffnet seine Tore
Künstler bieten uns Gemeinschaft
In: Deutsche Volkszeitung vom 3. September 1938, Seite 6

Das deutsche Theater der Ostmark ist wieder jung geworden. Eine Erneuerungswelle durchflutet die Pflegestätten deutschen Geistes und hat im großzügigen Umbau unserer Städtischen Bühne schon sichtbaren Ausdruck gefunden.

Das Innsbrucker Stadttheater soll nicht nur, es kann auch zur Feierstätte für alle Volksgenossen werden, die nach der Arbeit ihren Feierabend wertvoll und anregend verbringen wollen. Die Leitung der Bühne will und wird beste künstlerische Arbeit bieten, aber um so ungestörter und freudiger wird sich die Entwicklung der künstlerischen Leistung vollziehen, je stärker und allgemeiner die Grundlage ist, die ihr von den Volksgenossen geschaffen wird. Nicht staatliche und städtische Zuschüsse, wohl aber der regelmäßige Theaterbesucher, der Platzmieter, schaffen diese Unterlage, ohne die auch höchstes künstlerisches Wollen nicht bestehen bleiben kann. Intendant [Robert] Hellwig hat einen Plan ausgearbeitet, der es schlechtweg jedem Volksgenossen ermöglicht, am kulturellen Schaffen der Bühne Anteil zu nehmen. Dieser
Abonnentenplan sieht 27 Aufführungen in neun Monaten, also drei (zwei Sprechstücke undeine Operette) in jedem Monat vor und auch bei Operngastspielen sollen die Abonnenten eine bevorzugte Behandlung genießen. Aber nicht so sehr die Uebernahme der Verpflichtung, eine festgesetzte Reihe von Vorstellungen zu bezahlen, macht das Abonnement zum wertvollen Mitgliede der Theatergemeinde, mehr noch als seine Eingliederung in den Wirtschaftskörper, ist der Widerhall, den das Schaffen der Künstler durch ihn findet, unerläßliche Vorbedingung zum Werden und Erstarken einer lebendigen Gemeinschaft aller Kulturschaffenden [ ].



_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Nachrichten vom 3. September 1938, Seite 11

Neue Kräfte an unserer Städtischen Bühne [für Schauspiel und Operette]



Die Städtische Bühne ruft Dich!
Ueberall an den Pflegestätten des deutschen Geistes wird die nationalsozialistische Erneuerung freudig und aus vollem Herzen bejahrt. Auch das deutsche Theater der Ostmark ist nach so langen Jahren des Niederbruches und der Dekadenz des letzten Systems wieder jung geworden. Weit öffnet es zur neuen, ersten Spielzeit nach der Heimkehr zum großen deutschen Muttertheater seine Tore und ladet alle Theaterfreunde ein, teilzuhaben an jener kulturellen Erneuerung, die die geistigen Momente der Nation widerspiegeln.

Die Städtische Bühne Innsbruck zählt es zu ihren vornehmsten Pflichten, ihnen den Feierabend zu bieten, nachdem sie sich sehnen und auf den alle nach getaner Arbeit Anspruch haben.

Das sicherste Fundament für die künstlerische Arbeit jeder Bühne ist bekanntlich die finanzielle Grundlage, die zu einem großen Teil neben den staatlichen und städtischen Zuschüssen der regelmäßige Theaterbesucher schafft. Der regelmäßige Theaterbesucher ist der Abonnent oder Platzmieter. Seine Teilnahme an den Geschehnissen des Theaters kann nicht nur auf Grund eines Verpflichtungsscheines zum Besuch oder richtiger zur Bezahlung einer festgelegten Reihe von Vorstellungen angesehen werden. Der Platzmieter ist vielmehr neben seiner Eigenschaft als wichtiges Mitglied am Wirtschaftskörper des Theaters sein tragendes und haltenden Rückgrat, ist der nötige Resonanzboden für all das, was von der Bühne an Wort, Ton und Geste auf den Theaterbesucher übergeht.

Darum hat Intendant [Robert] Hellwig einen Abonnementsplan ausgearbeitet, der es allen ermöglicht, lebendiges Mitglied der großen Gemeinschaft der Kulturschaffenden und Kulturträger zu werden.

Das
Abonnement umfaßt 27 Aufführungen und ist in neun Monatsraten eingeteilt. Jede Rate besteht aus drei Vorstellungen im Monat, und zwar aus zwei Sprechstücken (Schauspiel, Lustspiel oder Volksstück) und einer Operette. Zu den Operngastspielen erhalten alle Abonnenten bevorzugte Behandlung.

Abonnementsbestellungen an der Kasse der Städtischen Bühne täglich von 10 bis 13 Uhr und von 17 bis 20 Uhr. Auch steht die Leitung der Städtischen Bühne Innsbruck mit unverbindlichen Auskünften allen gern zur Verfügung.



_____________________________________________________________________________
Erste Spielzeit im Großdeutschen Reich
Eröffnung durch den Gauleiter
Grundlegende Rede des Gauleiters Frauenfeld
In: Innsbrucker Nachrichten vom 7. September 1938, Seite 8

Am Freitag, den 16. d[ieses] M[onats] eröffnet die Städtische Bühne die neue Spielzeit, die erste Spielzeit im Großdeutschen Reich, somit die erste Spielzeit nach den Forderungen unserer nationalsozialistischen Weltanschauung.

Mit dem "Meistersinger-Vorspiel" von Richard Wagner, der Festmusik so vieler großer deutscher Kulturveranstaltungen, beginnt die Weihe des Hauses. Es spielt das neue Städtische Orchester unter Leitung von M[ax] A[lexander] Pflugmacher. Gauleiter A[lfred] E[duard] Frauenfeld wird in einer grundlegenden Kulturrede uns alle, die Bevölkerung wie die neue Leitung der Städtischen Bühne, in die nach dem Willen des Führers ausgerichtete Bahn weisen.

Nach der Eröffnung der Spielzeit 1938/39 durch unseren Gauleiter [Franz Hofer] geht das Schauspiel "Alle gegen einen einer für alle" von Friedrich Forster unter der Spielleitung des Intendanten Robert Hellwig in Szene.

Mit dieser Dichtung macht uns die Intendanz mit einem der erfolgreichsten Stücke der Gegenwart bekannt. Es ist ein Drama unserer Zeit und geht uns alle an; es verkündet blutvollstes Leben und gibt uns eine historische Parallele zu den Geschehnissen unserer Tage, die in den aufrüttelnden Worten Gustav Wasas, des Helden der Handlung, an seine Schweden gipfelt:

"Für euch, für mein Volk, das zur Unfreiheit verkauft wurde, bitte ich zu Gott, daß es eure Herzen entzündet. Nicht für mich! Wer bin ich? Nichts! Was gilt der einzelne? Nichts! Alles für alle! Deshalb seid ihr geknechtet, geschlagen, beleidigt, erniedrigt, weil ihr zu feige wart, dieser Schmach das Urteil zu sprechen, das Urteil: "Tat!"

Für diese Festvorstellung, zu der nur eine beschränkte Anzahl Karten zur Verfügung steht, können Vormerkungen an der Tageskasse der Städtischen Bühnen von 10 bis 13 und von 17 bis 20 Uhr (auch fernmündlich unter Rufnummer 50) aufgegeben werden.

Zu denselben Kassenstunden können zu den bekannten günstigen Bedingungen auch Abonnements für die Spielzeit getätigt werden.


_____________________________________________________________________________
Schutz dem Innsbrucker Altstadtbild
Fort mit dem Reklamekitsch
Geschmackvolle Regelung der Geschäftswerbung
In: Innsbrucker Nachrichten vom 9. September 1938, Seite 5
Von "Dr. O[swald] T[rapp]"

Soll Innsbruck im kommenden Jahr seines Stadtjubiläums würdig aussehen, ist es an der Zeit, bald an eine gründliche Verschönerung des historischen Altstadtbildes zu schreiten. Unsere Altstadt ist ein derart wertvolles Besitztum, daß hier die Beseitigung alles dessen notwendig ist, was den Charakter und die Erscheinung irgendwie nachteilig beeinträchtigt. Oberbürgermeister Dr. Denz hat in voller Erkenntnis dieses Umstandes die Inangriffnahme dieser Vereinigung des Altstadtbildes angeordnet.

Das Programm dieser Aktion ist vielseitig. So ist man bereits darangegangen, die Baudenkmäler der Altstadt, soweit sei in öffentlichem Besitz sind, würdig instand zu setzen. In erster Linie wurde die Fassade des Goldenen-Dachl-Gebäudes neu gefärbelt; es bildet nun mit seinem Sockelgeschoß aus Nagelfluh und seiner anspruchslosen fensterdurchbrochenen Wand einen würdigen Rahmen für das Herzstück der Altstadt, den Erkerbau des Goldenen Dachls.

Die Reinigung, Instandsetzung und, soweit es sich als notwendig erweist, Sicherung des Goldenen Dachls selbst ist für Frühjahr des kommenden Jahres [1939] in Aussicht genommen.

Einige weitere Schauwände von Altstadthäusern sind auch bereits instand gesetzt.

Fast alle Hausbesitzer, die in jüngster Zeit solche Arbeiten durchführen ließen, so z. B. am Hölblinghaus, Palluahaus, Happhaus, Bederlungerhaus, Schöpferhaus, dem alten Rathaus, haben dabei ein nachahmenswertes Beispiel ihres guten Geschmackes gegeben und sind der Nachbarschaft richtunggebend vorangegangen. Aber noch harren andere Altstadthausfassaden einer Erneuerung.

Besonders dankenswert wäre eine Instandsetzung des Trautsonhauses und des nicht minder wertvollen Katzunghauses. Letzteres schreit geradezu nach einer würdigen Instandsetzung und Entfernung jener Stilwidrigkeiten an der Fassade gegen die Herzog-Friedrich-Straße, die ihm schweren Abbruch tun.

Ein weites Feld der Tätigkeit harrt der Denkmalpflege und dem Heimatschutz in der Verbesserung der Geschäftsauslagen und des Reklamewesens. Auf diesem Gebiete hat Innsbruck gegenüber anderen deutschen Städten noch viel nachzuholen. Die Innsbrucker Altstadt ist von einem derartigen künstlerischen Wert für die Allgemeinheit, daß Einzelinteressen, die dem entgegenstehen, sich unterordnen müssen. Was in einer modernen Geschäftsstraße, wie z. B. der Anichstraße, an Geschäftsreklame ohne weiteres gestattet werden kann, ist damit noch lange nicht für die Altstadt möglich.

Durchwandern wir einmal mit kritischem Blick die alten Gassen der Altstadt, so werden wir an allen Ecken und Enden auf Dinge stoßen, die höchst kitschig und störend wirken. Neben rücksichtslos in uralte Hausfassaden hineingesetzte monströse Geschäftsläden finden wir Erkerbrüstungen, die durch aufgesetzte große Reklameschilder völlig verdeckt sind. Einige Laubenpfeiler sind mit grell gestrichenen Schaukästen ummantelt und alte schöne Hausportale durch wahllos daneben angebrachte glänzende Blechreklamen verunstaltet. Eine besonders störende Unart ist es, wenn solche Schilder ausgerechnet auf die alten und behäbigen Hausteinpfeiler aufgesetzt sind. Viele dieser störenden Eingriffe werden sich ohne besondere Mühe und Kosten durch Besseres ersetzen lassen. Mancher Eingriff wird wohl schwer fallen, aber trotzdem im Interesse eines vorteilhaften Gesamtbildes unvermeidlich werden.

In welcher Weise die Vereinigung der Altstadt im einzelnen Falle durchzuführen sein wird, läßt sich in diesem Rahmen nicht erklären. Aber so viel ist sicher, daß jede Auslage, jeder Aushängekasten, jedes Reklameschild, jede Inschrift, jedes Steckschild sich so unterzuordnen haben wird, daß der Gesamtcharakter der Altstadt nicht mehr durch diese bestimmt und in seiner künstlerischen Wirkung beeinträchtigt wird. Die Aenderungen werden sich auf Form, Material und Fach beziehen müssen.

Die Tendenz der Reklame besteht darin, möglichst aufzufallen und sich gegenseitig in ihrer Wirkung zu überbieten. Sie läuft damit gerade den Wünschen des Heimatschutzes, der eine Unterordnung unter den alten historischen Charakter fordert, entgegen. Aber gerade durch ein allgemeines Herabmindern der schreienden Wirkung der Reklamen auf ein bescheidenes Maß soll der einzelne weniger empfindlich getroffen werden.

Freilich mögen die dabei notwendig werdenden Maßnahmen dem einzelnen Geschäftsmann manchmal hart erscheinen. Und doch kann dabei in diesem, von der Stadt schon lange als engeres Schutzgebiet erklärten Stadtteil keine Nachsicht geübt werden, die den Erfolg der Gesamtaktion in Frage stellen könnte.

Einige Geschäftsleute sind bereits mit gutem Beispiel vorangegangen und haben ihren Beitrag zur Verschönerung des Altstadtbildes geleistet. Man darf wohl erwarten, daß auch die anderen Geschäftsinhaber sich in den Dienst dieser Sache stellen und miteifern, ihre Geschäftsläden und Reklamen in eine Form zu bringen, die den Anforderungen des guten Geschmackes und dem historischen Werte der Innsbrucker Altstadt entspricht.


_____________________________________________________________________________
Für die bildende Kunst:
Innsbruck erhält modernen Ausstellungsraum
Erneuerung des Rundsaales im Ferdinandeum
Eröffnung der ersten Sonderschau
In: Neueste Zeitung vom 14. September 1938
, Seite 4
Innsbruck, 14. September.
Eine der wenigen Gelegenheiten zur Schaustellung von Kunstwerken, die wir in Innsbruck überhaupt besitzen, ist der Rundsaal des Landesmuseums Ferdinandeum, der bekanntlich von Zeit zu Zeit Sonderausstellungen aus den Museumsbeständen oder Kollektivausstellungen einzelner heimischer Künstler beherbergt hat.

Bisher waren nun die Beleuchtungsverhältnisse dieses Rundsaales nichts weniger als günstig. Die vier Fenster des Saales waren so tief eingesetzt, daß das notwendige Oberlicht fehlte. Es mußten daher meist Stellwände eingesetzt werden, die aber nur schlechtes Licht hatten, so daß die Wirkung der ausgestellten Kunstgegenstände sich nicht vollkommen entfalten konnte.

Erst jetzt wird Erneuerung möglich
Diesem Uebelstand abzuhelfen, war schon seit Jahren das Bestreben der Museumsleitung.

Doch erst jetzt, da die nationalsozialistische Staatsführung alle Bestrebungen heimischer Kunst- und Kulturpflege großzügig fördert, wurde es möglich, eine durchgreifende Erneuerung des Rundsaales durchzuführen.

Vor allem wurden die vier Fenster derart in die Höhe versetzt, daß das für die Besichtigung der ausgestellten Kunstwerke unentbehrliche Oberlicht jetzt in genügendem Maße vorhanden ist.

Zugleich wurde durch diese Fensterverlegung eine bedeutende Vergrößerung der Schaufläche erzielt, da nunmehr die ganze, dreißig Meter im Umkreis geschlossene Wand unterhalb der Fenster für die Anbringung von Kunstwerken benützt werden kann. Es ist daher in Hinkunft nicht mehr erforderlich, den Innenraum des Rundsaales durch Schauwände zu verstellen. Der geschlossene Eindruck einer Schaustellung kann erst jetzt durch die Benützung der Rückwand erzielt werden.

Eine weitere wesentliche Neuerung ist der Einbau einer modernen Heizanlage, die die erwärmte Luft hinter der äußeren Wand an den Fenstern vorbei in die Höhe steigen läßt und dadurch eine ständige Zirkulation des erwärmten Luftstromes ermöglicht. Durch einen neuen, geschmackvollen Linolbelag wird die Helligkeit und Sauberkeit des Raumes ebenfalls erhöht.

Der nun erneuerte Rundsaal wird auch in Hinkunft, vor allem zur Veranstaltung von Sonderausstellungen aus den reichen Museumsbeständen Verwendung finden, außerdem aber auch gelegentlich das Werk einzelner Künstler der Oeffentlichkeit vor Augen führen. In jedem Fall aber liegt die Veranstaltung in der Händen der Museumsleitung, welche die Auswahl der in Frage kommenden Ausstellung und der Kunstwerke nach den heute geltenden Gesichtspunkten der Kunstpflege treffen wird.

Sonderschau "Tiroler Bildnismalerei"
Als erste Ausstellung im erneuerten Rundsaal des Ferdinandeums wird morgen, Donnerstag [15. September 1938], um 11.30 Uhr die Sonderausstellung "Tiroler Bildnismalerei aus vier Jahrhunderten (1450- 1850) eröffnet werden.



Weiterer Bericht in: Deutsche Volkszeitung vom 15. September 1938, Seite 4.


_____________________________________________________________________________
Neues Leben an der Städtischen Bühne
Erneuerungsarbeiten vor der Vollendung
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. September 1938, Seite 7

Wer die Räume des Stadttheaters kannte, möge er nun seine Betrachtungen von seiten des Zuschauers her angestellt haben oder vom Standpunkt des im Theater Beschäftigten, er wird immer gesehen haben, daß sämtliche Räume in einem geradezu unwürdigen Zustand waren. Besonders die Künstlergarderoben spotteten jedem sozialen Empfinden. So war es oberste Pflicht der Städtischen Bühne, in der kurzen Zeit, die ihr zwischen dem 15. August und der Eröffnung der Spielzeit am 16. d[ieses] M[onats September] verblieb, nicht nur die dem Publikum zugänglichen Räume festlich und unserem Kulturempfinden entsprechend umzugestalten, sondern auch den Räumlichkeiten hinter der Bühne, die denen gehören, die uns Abend für Abend weit vom Alltag fortführen, eine Würde zu geben, die so weit es die beengten Raumverhältnisse überhaupt zulassen einen Teil der Verwirklichung unserer Wünsche in sozialer Hinsicht darstellt.

Die völlige Lösung dieser Frage wird wohl erst das kommende Jahr bringen, doch schon in diesem ersten Aufbaujahr hat sich die Städtische Bühne bemüht, wenigstens mit den Dingen aufzuräumen, die sich der Arbeitsfreude und der Begeisterung für das aufzubauende Werk, die in jedem von uns täglich stärker wächst. hemmend in den Weg gestellt hätten. Nur so ist es möglich, diese Höchstleistung, die in den letzten Tagen hier vollbracht wurde, zu erzielen. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend wetteiferten die Hammerschläge mit den bunten und so beliebten Melodien aus
Paul Linckes Meisteroperette "Frau Luna", abwechselnd mit den ehernen Sätzen aus dem Schauspiel "Alle gegen einen Einer für alle". Und immer ist es ernstes Ringen aller um ein Endziel: eine gute, kulturell wertvolle Aufführung in einem schönen Haus nicht nur am 16. September, sondern an jedem Abend.

Das sind die Dinge, über denen für das Publikum immer ein bleicher Schleier liegen wird, ein gewisser Zauber, den wir uns aus der Jugend bis ins Alter hineinretten und der dem Theater mangeln würde, griffe man mit kalter Sachlichkeit in all diese verträumten, jahrhundertealten Begriffe.

Wenn man heute am hellichten Tage durch das Haus geht, wo noch überall die Handwerker letzte Hand an das Verschönerungswerk legen, so ist es nicht der eigenartige Reiz: "Theater" der uns gefangen nimmt, sondern die kameradschaftliche Zusammenarbeit; nur diese konnte derartiges in so kurzer Zeit vollbringen, und diese Kameradschaft der Arbeit kann uns nicht unberührt lassen. Man kommt geradezu in frohe Stimmung, sieht man all die Pläne Form werden, von denen gesprochen und geschrieben wurde. In den Wandelgängen, in der Halle und im Zuschauerraum leuchten die Wände in frischen Farben dezentester Abschattierung, neue Beleuchtungskörper schmiegen sich dem alten Stil des Theaters an und sind dennoch in der Formgebung klarer und reiner.

Der Zuschauerraum beginnt sich langsam mit den neuen Stühlen zu füllen, die mit dem satten Rot der Bezüge erst so den richtig traulichen Ton bringen, fast gleichzeitig wird in nimmermüder Arbeit Szene auf Szene auf der Bühne probeweise aufgebaut. In Allem spürt man das Hindrängen zur festlichen Eröffnung.

Und diese Festvorstellung bringt nach dem "
Meistersingervorspiel" des vierzig Mann starkenOrchesters eine kulturpolitische Rede des Geschäftsführers der Reichstheaterkammer Gauleiter A[lfred] E[duard] Frauenfeld, Berlin, der seit Jahren am kulturellen Aufbau des Dritten Reiches mitarbeitet und schon so manchem Theater das Geleit in die Oeffentlichkeit gegeben hat. Dann wird Gauleiter [Franz] Hofer die diesjährige Spielzeit nach der Machtergreifung in der Ostmark eröffnen.

Und dann wollen wir uns alle gefangen nehmen lassen von dem Geschehen, das in dem Schauspiel "Alle gegen einen Einer für alle" vor uns abrollt. Wir sind heute in der Ostmark wieder so weit, daß wir das Recht haben, uns für Stunden von den Sorgen des Alltags freizumachen, und dieses Recht werden wir uns durch nichts schmälern lassen, auch nicht durch den Gedanken, wir stünden über jeder Situation. Wie viel schöner ist es zu genießen und zu empfangen mit der ganzen Begeisterungsfähigkeit eines unblasierten Menschen. Und diesen Weg wollen wir ab heute gehen, einen Weg zu einer innerlichen Verjüngung, der kein Zurück, sondern ein Aufwärts bedeutet.



_____________________________________________________________________________
Ein künstlerisches Erlebnis
Eröffnung der Städtischen Bühne
Ansprache durch Gauleiter Frauenfeld "Alle gegen einen einer für alle"
In: Innsbrucker Nachrichten vom 17. September 1938, Seite 5 f.

[ ] Alle Plätze und Ränge des Theaters waren mit einer festlich gestimmten und gekleideten Menge gefüllt, in der das Braun und Schwarz der Parteiuniformen vorherrschte.

Das Spiel beginnt
Kurz nach 7.30 Uhr hab sich der Vorhang. Vor dem blausamtenen Hintergrund der Bühnen ragte die Büste des Führers aus Lorbeerbüschen auf.
Unter der Stabführung des ersten Kapellmeisters und stellvertretenden Intendanten M[ax] A[lexander] Plugmacher leitete das städtische Orchester den Festabend mit dem Vorspiel aus Richard Wagner "Meistersinger von Nürnberg" ein.

Kaum waren die unsterblichen Weisen verklungen, so trat der Geschäftsführer der Reichstheaterkammer Gauleiter A[lfred] E[duard] Frauenfeld, Berlin, an das Rednerpult, um die Bedeutung der Kunst und Kunstpflege in festlicher Rede zu würdigen. Wohl noch nie sind so herrliche, tiefe Worte auf der Bühne unseres Stadttheaters über den Sinn der Kunst im Leben des deutschen Volkes gesprochen worden.

Vom Wesen der deutschen Kunst
Nachdem Gauleiter Frauenfeld einleitend seine Genugtuung darüber ausgesprochen hatte, daß es ihm nun vergönnt sei in Innsbruck, der Stadt, in der er vor acht Jahren die ersten großen Versammlungen der Partei mitgemacht hat, zur Eröffnung der ersten Kunststätte des Landes sprechen zu dürfen, entwarf er in glänzend rhetorischem Aufbau ein Bild des deutschen Kunstschaffens, besonders der Pflege des Theaters. Deutschland hat mit 220 ständigen Tagestheatern und über 300 Wanderbühnen, zu denen noch hundert Einzelensembles kommen, das dichteste und größte Theaternetz der Welt.

Kunst entsteht und besteht nicht aus dem Genie eines einzelnen, sondern ist immer der Ausdruck der geballten Kraft des Volkes, welcher eben der Künstler Ausdruck zu geben vermag. Aus der Kunst und ihren Schöpfungen quillt für uns der ewige Born seelischer Erneuerung und Kräftigung, daher gehört die Pflege der Kunst und Förderung ihrer Schöpfer zu den wichtigsten Kulturaufgaben der nationalsozialistischen Staatsführung.

[ ] Nachdem Gauleiter Frauenfeld seine mit stürmischem Beifall aufgenommene Rede beendet hatte, eröffnete Gauleiter Hofer mit kurzen, herzlichen Worten, die in eine Huldigung an den Führer ausklangen, die Spielzeit 1938/39.
Die Hymnen der Nation, von dem überfüllten Haus mit Begeisterung gesungen, beschlossen die festliche Einleitung der Eröffnungsvorstellung
[ ].


_____________________________________________________________________________
Die Spielzeit der Städtischen Bühne eröffnet
Ein vielversprechender Auftakt
In: Deutsche Volkszeitung vom 17. September 1938, Seite 9

Innsbruck, 17. September.
NSG. Gestern abends versammelten sich um Gauleiter Hofer in den Räumen des neu hergerichteten Innsbrucker Stadttheaters zahlreiche Vertreter der Partei, des Staates und der Wehrmacht und Führer der Parteigliederungen mit Volksgenossen aller Stände, die das Haus bis zum letzten Plätzchen füllten, um der feierlichen Eröffnung der diesjährigen Spielzeit der Innsbrucker Bühne beizuwohnen.

Die festliche Stunde wurde durch den Vortrag des Vorspiels zu Richard Wagners "Meistersinger" durch das neue Städtische Orchester unter der Stabführung des stellvertretenden Intendanten P[artei]g[enossen Max Alexander] Pflugmacher eingeleitet. Dann sprach der Geschäftsführer der Reichtheaterkammer Gauleiter A[lfred] E[duard] Frauenfeld.

Gauleiter Frauenfeld würdigte die Arbeit auf dem Gebiete der Kunst, die in wenigen Jahren im Dritten Reich geleistet wurde und die um so höher einzuschätzen ist, als die gänzliche Neuordnung des Kunstlebens nicht zum Stillstand der Kunstpflege führen durfte, sondern gleichzeitig zu deren Neubelebung.

Gauleiter Frauenfeld setzte weiterhin auseinander, daß es im Staate nicht nur Wirtschaft, Organisation, Heer und anderes gibt, daß uns ohne die Kunst etwas fehlen würde. Die Werte der Kunst und Kultur sind unwägbar und unwertbar, und doch sind sie das Kostbarste, was ein Volk besitzt. Wir dürfen stolz darauf sein, daß die Kunst gerade in der Ostmark von jeher ihre Heimat hatte.

Nach den Ausführungen des Gauleiter Frauenfeld, der häufig von lebhaftem Beifall unterbrochen und mit begeisterten Zustimmungskundgebungen bedankt wurde, trat Gauleiter Hofer an das Rednerpult. Er sprach zunächst seinem alten Mitkämpfer Pg. Frauenfeld für die Mithilfe am Neuaufbau des Innsbrucker Theaters seinen Dank aus. Der Gauleiter erinnerte dann daran, daß wir es letzten Endes einzig und allein dem Führer zu verdanken haben, wenn wir auch in der Kunst auf unserer heimischen Bühne aufwärts und vorwärts schreiten können. Adolf Hitler ist es, der uns wieder Arbeit, Brot und Freude gebracht hat, indem er die Ostmark wieder heimführte ins Reich.

Das Sieg-Heil auf den Führer und
die Lieder der Nation beschlossen die Feierstunde, der nun die Aufführung des Dramas "Alle gegen einen einer für alle" von F[riedrich] Forster unter Spielleitung des Intendanten Pg. Robert Hellwig unmittelbar folgte.

Die Aufführung, die sich mit ihrer geballten und wuchtigen Kraft in die Herzen der Zuschauer hämmerte und stärksten Widerhall fand, stand künstlerisch auf vollendeter Höhe. Erst angesichts dieser Leistungen wurde uns wieder klar, was man uns in den letzten Spielzeiten "geboten" und was man uns vorenthalten hat!

Die Künstler fanden reichen Beifall im nicht endenwollenden Beifall [!] und prächtigen Blumenspenden, für die sich auch Intendant Robert Hellwig bedanken konnte. Der so lange entbehrte festliche Rahmen einer Erstaufführung war auch in Innsbruck endlich wider Selbstverständlichkeit geworden.

Eine ausführliche Würdigung der Aufführung folgt in unserer nächsten Nummer.


_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Nachrichten vom 15. September 1938, Seite 6

Reichsarbeitsdienst sucht Musiker
Die Arbeitsgauleitung XXXIII, Alpenland, in Innsbruck, sucht für den Gaumusikzug umgehend Musiker aller Instrumente. Ia Bläser, möglichst mit N. 1. [sic, richtig: N. I.?Nebeninstrument?] Streicher oder Klavier; Probespiel ist unerläßlich und kann auch bei einem in nächster Nähe sich befindlichen Musikzugführer des RAD. abgelegt werden. Die Stellen sind planmäßig Trupp- und Obertruppführerstellen.

Es kommen
nurBerufsmusikeroder musikalisch vorgebildete Bewerber in Frage, welche die Stimme ihres Instrumentes sofort im Musikzug vertreten können. Die Bewerber müssen mindestens 16 1/2 Jahre alt sein, dürfen das 35. Lebensjahr nicht überschritten haben und müssen den allgemeinen Einstellungsbedingungen für die Führerlaufbahn des Reichsarbeitsdienstes entsprechen.

Auskunft über die allgemeinen Einstellungsbedingungen und die einzureichenden Bewerbungspapiere gibt das "Merkblatt für Bewerber", erhältlich bei allen Reichsarbeitsdienstmeldeämtern und allen Dienststellen des Reichsarbeitsdienstes. Bei Bewerbungen sind Zeugnisabschriften über die musikalische Berufsausbildung und Tätigkeit beizufügen.

Meldungen an: Arbeitsgauleitung XXXIII, Alpenland, Innsbruck, Schloß Mentlberg.


_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Nachrichten vom 19. September 1938, Seite 11

Städtische Bühne Innsbruck
Heute, 8.15 Uhr abends, Wiederholung der bei der Erstaufführung mit jubelndem Beifall aufgenommenen Operettenrevue in 13 Bildern "Frau Luna" von Paul Lincke. Inszenierung: Intendant Robert Hellwig. Musikalische Leitung: Musikdirektor [Max] Köhler. Diese Vorstellung ist gleichzeitig die erste Abonnementvorstellung für die Abonnenten der Serie 1.

[ ] Dienstag [20. 9. 1938], 8.15 Uhr, erste Wiederholung "Alle gegen einen Einer für alle", Schauspiel in vier Akten von Friedrich Forster, Stammsitze, Serie 2.


_____________________________________________________________________________
Ernste und heitere Muse an der Städtischen Bühne
Eröffnungsvorstellungen in Schauspiel und Operette
In: Deutsche Volkszeitung vom 22. September 1938, Seite 9

Die Spielzeit 1938/39 an der Städt[ischen] Bühne Innsbruck brachte als Eröffnungsvorstellung Friedrich Forsters "Alle gegen einen Einer für alle". Die erste Aufführung in der vergangenen Woche, über die wir bereits in dem Bericht über die Reden von Gauleiter Hofer und Gauleiter Frauenfeld hingewiesen haben, war ein wirkliches Erlebnis. Es ist die Kampfgeschichte Gustav Wasas, des Führers und Königs des schwedischen Volkes, um die Freiheit und Unabhängigkeit vom dänischen Joch. Ein Stück "aktuell" in des Wortes bester Bedeutung. Forster arbeitete mit dramatischem Griff die Handlung heraus und gestaltete ein Schicksal.

Die Aufführung des Dramas bedeutende erste Bekanntschaft mit einer auserlesenen Schar von Künstlern; eine wirklich große Ueberraschung nach trostlosen Theaterjahren in Innsbruck. Die Aufführung war wie aus einem Guß. Intendant Robert Hellwig stellte sich als Spielleiter großen Formates vor [ ].

In die Welt der schimmernden
Operette führte die phantastische Revue "Frau Luna", die mit dem schmissigen Rhythmus Paul Linckes zwar ein anderes, aber ebenso dankbares Publikum zu Beifallsstürmen hinriß. Auch hier gab es trotz manchem kleinen "Unfall" bei der Erstaufführung eine große Ueberraschung. Die Städt. Bühne kann sich mit ihren neuen reichen Mitteln, unter denen wie sich erwies der eigene Fundus des Intendanten Hellwig besonders auffällt, an jede Ausstattungsoperette heranwagen. Was fehlt, ist das gewisse "Drehbare" unter den Brettern, die Drehbühne, und so mag man auch manche nicht überbrückbare Schwierigkeit auf diesen Mangel setzen.

Die Inszenierung durch Intendant Robert Hellwig war eine Ueberraschung.
Kapellmeister MaxKöhler, der wieder sein altes, dankbares Betätigungsfeld gefunden hat, waltete am Dirigentenpult seines Amtes, er leitete Orchester und Sänger geschickt und unauffällig über manche arge Klippe hinweg, so daß der geschlossene Eindruck der Aufführung erhalten blieb. Die Wiederholungen mögen auch den letzten Schliff in die vorzügliche Operettenaufführung gebracht haben [ ].


_____________________________________________________________________________
Einsatz der Volksgeräte in der Ostmark
Die Rundfunkpropaganda hat begonnen
Auf dem Wege zum millionsten Ostmark-Empfänger
Technische Schwierigkeiten verschwinden
In: Innsbrucker Nachrichten vom 29. September 1938, Seite 9

NSG. Die politische Rundfunkführung hat die Wiener Messe zum Anlaß genommen, um die Rundfunkpropaganda in der Ostmark zu starten und die Maßnahmen einer intensiven und großzügigen Hörerwerbung im Altreich auf die Gaue der Ostmark auszudehnen. Vor der Presse leitete der Amtsleiter Rundfunk und Reichspropagandaleitung der NSDAP., Präsident der Reichsfunkkammer, Hans Kriegler, die Propagandaaktion der Rundfunkführung in den kommenden Monaten mit grundsätzlichen Ausführungen über die rundfunkpolitische Arbeit ein.

Als der Terror des Schuschnigg-Systems jedes Bekenntnis zum Deutschen unterdrückte, als es Zeitung, Film, Theater verboten war, mit ihren Gestaltungsmitteln dem deutschen Wollen Ausdruck zu geben, hat der nationalsozialistische Rundfunk die Stimme der alten und ewigen Heimat über die österreichischen Gaue schallen lassen und mit seinen Sendungen den Kämpfern im deutschen Oesterreich für das Großdeutsche Reich Kraft und Glauben zur Ueberwindung ihres Leidens- und Schicksalsweges gegeben.

Als Erster in die befreite Ostmark
Als die Stunde der Befreiung schlug, ist der deutsche Rundfunk der erste gewesen, der mit seinen Uebertragungen, mit seinen Sprechern und Technikern die Grenzen des Altreiches überschritten und mit den einrückenden Truppen die Etappen der Befreiung in seine Mikrophone eingefangen hat. Durch den Rundfunk haben sich die Völker gegen die internationalen Presselügen davon überzeugen können, daß die deutschen Truppen nicht als Eroberer, sondern als Freunde und Befreier ihrer österreichischen Brüder begrüßt wurden.

Die Uebertragung der ersten Rede des Führers aus der befreiten Ostmark nach Amerika ist drüben glänzend empfangen worden, hat bei den Deutschen in Amerika begeisterten Widerhall gefunden und hat den Amerikanern ein wirklichkeitsgetreues Bild aus dem befreiten Oesterreich vermittelt. Der deutsche Rundfunk hat in jenen Tagen der Wiedervereinigung des Reiches mit Oesterreich wieder einmal seine Feuerprobe als Vermittler des großen politischen Zeitgeschehens bestanden, genau so wie er diese Aufgabe kürzlich erst wieder bei der Uebertragung der festlichen Erlebnisse des Reichsparteitages Großdeutschlands erfüllt hat. Dadurch, daß er die Stimme des Führers in alle Welt trägt, ist er der berufene Künder der Wahrheit und damit ein Propagandaträger erster Ordnung.


Aufgaben des Reichsenders Wien
Aus den Grundsätzen der nationalsozialistischen Rundfunkgestaltung heraus, die abgeleitet werden aus der politischen Mission, die unser Rundfunk für Volk und Reich und Führer zu erfüllen hat, ist auch der Reichsender Wien im Chor der übrigen Reichssender in den letzten Monaten zum Klingen gebracht worden. Aus der politischen Verpflichtung der Rundfunkarbeit ergeben sich die übrigen Programmaufgaben des Rundfunks, auf der einen Seite die kulturelle Repräsentation des deutschen Volkstums wahrzunehmen, auf der anderen Seite aber die Hörer in der angenehmsten und beschwingtesten Weise zu unterhalten.

Um auch die Volksgenossen in der Ostmark nach dem Vorbild des Altreichs aufs engste mit dem Rundfunk zu verbinden, haben erst die organisatorischen Voraussetzungen geschaffen werden müssen. Deshalb hat die Amtsleitung Rundfunk der Reichspropagandaleitung der NSDAP. in den einzelnen Gauen Leiter der Hauptstelle Rundfunk ernannt und so die Rundfunkorganisation der Partei auch auf Oesterreich ausgedehnt. Die Leiter der Hauptstelle Rundfunk haben die Aufgabe, den Gedanken des Rundfunks in den Volksmassen zu fördern und wachzuhalten und alle Angelegenheiten politischer, wirtschaftlicher und kultureller Art, die mit dem Rundfunk zusammenhängen, zu überwachen. Die Leiter der Hauptstellen Rundfunk sind in Personalunion Landesleiter der Reichsrundfunkkammer und nehmen damit als Beauftragte des Präsidenten der Reichsrundfunkkammer die Interessen des deutschen Rundfunks auf propagandistischem, wirtschaftlichen und kulturellen Gebiet war.

Volksempfänger und deutscher Kleinempfänger
Nunmehr kann auch in den österreichischen Gauen der Einsatz der von der Rundfunkführung geschaffenen sogenannten politischen Gemeinschaftsgeräte erfolgen. Der Volksempfänger, der längst ein Standardgerät geworden ist und im Altreich bereits eine Auflage von 3 Millionen aufzuweisen hat, kann nun auch seinen Siegeszug durch die Ostmark antreten. Für 65.- R[eichs]M[ark] kann dieses qualitativ hochwertige Gerät, das auch von den neun Firmen der österreichischen Rundfunkindustrie in Gemeinschaftsarbeit hergestellt wird, überall in Oesterreich gekauft werden. Von den Volksempfängern mit der Typenbezeichnung "VE 301 Dyn" sollen in diesem Jahre 300.000 Stück hergestellt werden, von denen die österreichischen Firmen 11.000 Stück fabrizieren werden. Der Bedarf der Ostmark ist aber ohne Schwierigkeit in jeder Menge zu decken, da nach dem Abkommen zwischen der Rundfunkindustrie des Altreiches und der Ostmark Volksempfänger in jedem erforderlichen Umfange in die österreichischen Gaue geliefert werden dürfen.

Außer dem Volksempfänger steht für eine volkstümliche Versorgung mit Rundfunkgeräten auch der "Deutsche Kleinempfänger 1938" zur Verfügung. Von diesem Gerät werden die Firmen der deutschösterreichischen Rundfunkindustrie 21.000 Stück fabrizieren. Dieser Apparat, der ganz hervorragende Empfangsleistungen aufzuweisen hat, kostet nur 35,- RM.

Volksempfänger und "Deutschen Kleinempfänger 1938" kann man unter dem Sammelbegriff "Volksgeräte" zusammenfassen. Aber der Volksempfänger ist nur jener Apparat, der 65.-RM. kostet, während das Gerät mit dem Verkaufspreis von RM. 35.- die ausschließliche Bezeichnung "Deutscher Kleinempfänger 1938" trägt.

Gewaltiger Teilnehmerzuwachs
Der Rundfunkpropaganda wird es gelingen, auch die Volksgenossen in der Ostmark in umfassender Weise für den nationalsozialistischen Volksrundfunk zu gewinnen. Das beweist schon der Rundfunkteilnehmerzuwachs in der Ostmark in den Sommermonaten. Während im Altreich in den Monaten Juni und Juli ein saisonbedingter geringer Rundfunkteilnehmerrückgang zu verzeichnen gewesen ist, hält der Zustrom zum Rundfunk in der Ostmark unvermindert an. Wenn man die Rundfunkteilnehmerzugänge nach der Wiedervereinigung Oesterreichs mit dem Reich in Vergleich setzt zu denen des Jahres 1937, so ergeben sich phantastische Steigerungen. So sind z. B. folgende Teilnehmerzugänge festzustellen:

April 1938: 8.406 [gegenüber] 4.961 [im Jahr] 1937
Mai 1938: 7.692 [gegenüber] 3.140 [im Jahr] 1937
Juni 1938: 14.082 [gegenüber] 8.666 [im Jahr] 1937
Juli 1938: 4.742 [gegenüber] 1.879 [im Jahr] 1937

Im Altreich werden wir in etwa zwei Monaten den zehnmillionsten Rundfunkteilnehmer begrüßen können. In der Ostmark müssen in den nächsten Monaten höchste propagandistische Anstrengungen gemacht werden, um die Zahl auf eine Million zu steigern. Die politische Rundfunkführung zweifelt nicht daran, daß die Volksgenossen sich um den Rundfunk unseres nationalsozialistischen Gestaltungswillens gruppieren werden.

Gewisse technische Schwierigkeiten, die hinsichtlich der Rundfunkversorgung in den hörungünstigen Gegenden des österreichischen Alpenlandes vorhanden sind, werden im Rahmen der vorhandenen technischen Gegebenheiten so schnell wie möglich beseitigt werden. Dann aber ist auch in der Ostmark der Weg zu einer totalen Rundfunkversorgung der Bevölkerung frei und das Großdeutsche Reich wird, getreu der Parole, die Reichsminister Dr. Goebbels auf der diesjährigen "15. Großen Deutschen Rundfunkausstellung" ausgegeben hat, das stärkste Rundfunkland der Welt werden.


_____________________________________________________________________________
Innsbrucker Nachrichten vom 30. September 1938, Seite 11

Theater + Musik + Kunst
Erstes städtisches Symphoniekonzert
Eröffnung der Innsbrucker Konzertsaison am 7. Oktober
NSG. Durch die Neuregelung des Musikwesens im Gau Tirol führt der Musikverein nunmehr die Konzerte als städtische Symphoniekonzerte durch. Freitag, den 7. Oktober, um 8.15 Uhr abends wird im Großen Stadtsaal die diesjährige Konzertsaison eröffnet. Eine erlesene Auswahl aus dem symphonischen Schaffen von drei großen deutschen Meistern eröffnet den Reigen zu diesen großen Konzerten: Beethovens VI. Symphonie (Pastorale) und Richard Wagners Vorspiel zu "Tannhäuser" umrahmen die symphonische Dichtung "Don Juan" von Richard Strauß.

Das städtische Orchester wurde bekanntlich dank der Großzügigkeit unseres Oberbürgermeisters Dr. Denz auf einen bedeutend höheren Stand gebracht. Ueberdies wird es für die Symphoniekonzerte durch Lehrkräfte des Konservatoriums, durch eine Reihe tüchtiger und begeisterter Musikliebhaber und schließlich durch Gäste vom Salzburger Mozarteum und von der Münchner Staatskapelle verstärkt. Dieses 75 Mann starke Orchester spielt unter der Leitung Musikdirektors Fritz Weidlich.

Der Kartenvorverkauf beginnt am Dientag, den 4. Oktober, im Städtischen Verkehrsbüro, Ruf 2423 oder 2425, bei Fräulein Knoll. Die üblichen Ermäßigungen für Mitglieder bleiben bestehen.



Städtische Bühne Innsbruck
Heute [30. September 1938], 20.15 Uhr: "Frau Luna", Operettenrevue in 13 Bildern von Paul Lincke (Abonnementsvorstellung für die Freitag-Abonnenten).

Morgen: Neueinstudiert: "
Land des Lächelns", romantische Operette in 3 Akten von Franz Lehar (außer Abonnement).



Radierungen von Rudolf Katzung
Um den Altmeister der Tiroler Radierkunst, Rudolf Katzung, der auch als Maler Werke von feinstem Farbengeschmack geschaffen hat, zu seinem 75. Geburtstage zu ehren und der Gegenwart, die ihn kaum kennt, vorzustellen, hat das Kunsthaus Unterberger [in Innsbruck] ein ganzes Schaufenster mit ein- und mehrfarbigen Blättern besetzt. Es sind durchwegs Originalradierungen. Die Vorwürfe sind aus Innsbruck, Hötting, Hall und ringsum vom Lande geholt [ ].