1941, IV. Quartal

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1941, Oktober

Innsbrucker Nachrichten vom 3. Oktober 1941, Seite 5-6

Die Entschandelung der Stadt macht Fortschritte [ ]
Von Dipl.-Ing. Ernst Hortner

[ Seite 6:] "Aber man muß doch auffallen." Vielleicht; aber nicht so; und wenn viele zugleich schreien, so versteht und beachtet man keinen. Und so hat denn das Verkehrsamt der Gauhauptstadt im Verein mit dem Stadtbauamt mit Recht und mit Erfolg einmal hier den eisernen Besen angesetzt. Grundsatz ist: bauliche Schönheit darf nicht beeinträchtigt werden [ ].

Das betrifft aber auch die Pfeiler unter den Lauben! Es mag manchem hart erscheinen: aber die Schaukästen daran und, was sie sonst umkleidet, bis zu den aufgetürmten Waren all das muß einmal weg, es muß! Die halbe Schönheit der Lauben ist nämlich dahin, sobald der Pfeiler durch Glaskästen usw. seiner Wucht beraubt wird [ ]. Darum Schluß mit jenem Auslegen und gar Auftürmen von Waren, das im Süden und Osten üblich und angebracht sein mag, bei uns aber von Juden eingeführt worden war, wie überhaupt das marktschreierische Unwesen, wenn man es auch moderne Reklame hieß.

Aber nicht nur in der Altstadt wurde so Beachtenswertes geleistet, auch außerhalb, wo freilich der Gewinn nicht so auffällt: eine kahle Feuermauer z. B. ist gewiß nicht schön, aber mit Reklame bedeckt ist sie abscheulich also fort damit! Aehnliches gilt für Zäune, Einfriedungsmauern usw. Was ist das doch für ein übler Willkommgruß, wenn am Rande einer Stadt jede nur mögliche Fläche mit Reklame verpflastert ist oder, wenn solche Flächen fehlen, freistehende Holztafeln aufgestellt werden, die der Stadt kilometerweit voraneilen! Welche Wohltat, wenn eine gewisse Felswand, knapp vor Innsbruck an einer Krümmung der Brennerstraße gelegen, jetzt gereinigt erscheint [ ].

Ein anderer Fall, woran man freilich nicht ernstlich zu denken wagt, wäre die Entfernung der Vorbauten am Markt- und Burggraben: so wünschenswert dies vom Standpunkt städtebaulicher Schönheit und auch des Verkehres wäre, so unmöglich erscheint es heute wohl vom Standpunkt des Geschäftsmannes; aber manche Häßlichkeit könnte verschwinden, ohne ihm weh zu tun: z. B. Terrassen, die ohnehin nicht benützt werden; die besonders häßlichen hochgezogenen Schornsteine könnten bei elektrischer Heizung überflüssig werden; manche andere Häßlichkeit, die man einst für Zierrat hielt, allerlei Aufbauten usw. zu entfernen, wäre eine Wohltat, ohne viel zu kosten. Viel, sehr viel wäre da wünschenswert und auch zu machen; man sehe sich nur einmal aufmerksam die Häuser auf das hin an! Und sehr begrüßenswert und zu loben ist, daß einmal ein Anfang gemacht worden ist: es lebe die Nachfolge!



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Was zeigt die Kreisausstellung in Landeck?
Eindrücke einer Besichtigung Querschnitt durch Kultur, Geschichte und Wirtschaft in Vergangenheit und Gegenwart
In: Innsbrucker Nachrichten vom 4. Oktober 1941, Seite 6 f.
Signiert "E. Sp."

Am kommenden Sonntag wird in Landeck, zugleich mit dem Beginn des Kreisschießens und der Eröffnung der Musikschule, eine Kreisausstellung eröffnet werden. Wir hatten Gelegenheit, dieselbe unter Führung von Kreisleiter P[artei]g[enossen] Bernard bereits zu besichtigen. Es sei vorangestellt: Man ist überrascht über die geradezu verwirrende Fülle, die das hier mit viel Liebe und in aufopfernder Kleinarbeit zusammengetragene Material aus allen erdenkliche Verzweigungen des kulturellen, geschichtlichen, künstlerischen und wirtschaftlichen Lebens der von der Natur im Lebenskampfe durch das Fehlen mannigfacher Vorbedingungen sicherlich nicht überreich gesegneten Bevölkerung des Landkreises im Oberland zeigt. In ehrenamtlicher Mitarbeit haben hier zahlreiche Volksgenossen des Kreises dazu beigetragen, dieser Schau jenes Niveau zu geben, das sie als ein in sich völlig geschlossenes Gesamtbild über die Geschichte, das bodenverbundene, doch räumlich darüber hinausragende Kulturschaffen, das Volks- und Brauchtum und nicht zuletzt über das Gegenwartschaffen des Kreises bezeichnen läßt.

Mit sicherem Gefühl auf die Bedürfnisse der vorwiegend bäuerlichen Bevölkerung abgestimmt, ist das Gezeigte hinsichtlich Anschaulichkeit und plastische Eindringlichkeit nicht mehr zu übertreffen. Die klare Linie des Wollens wird gerade durch die schlichte und dennoch überzeugende Einfachheit der Darstellung z. B. geschichtlicher Vorgänge unterstrichen, des Wollens, vorwiegend auch dem besuchenden Bergbauern das Zurechtfinden und tiefere Verstehen um das hier Gezeigte zu erleichtern.

Das, was hier mit emsigem Fleiß zur Reichhaltigkeit der Ausstellung zusammengetragen wurde, erhält seinen bleibenden kulturellen Wert erst durch die Tatsche, daß es einmal Grundstock für das zu gründende Heimatmuseum in Landeck bilden wird. An diesem Werk Pionierarbeit geleistet zu haben, ist der schönste Lohn für jene Männer, die, mit Kreisleiter Hans Bernard an der Spitze, sich um das Zustandekommen des Heutigen hohe Anerkennung fordernde Verdienste erworben haben.

In Gemeinschaftsarbeit der Politischen Leiter mußte zunächst eine leerstehende Fabrik erst für die Zwecke der Ausstellung brauchbar gemacht werden. Die Hoheitsfahnen sämtlicher Ortsgruppen des Kreises bilden das farbenleuchtende Spalier des Eingangs, indem zunächst die Ehrenhalle für die in diesem Krieg gefallenen Soldaten liegt. Auf geschmückter Wandfläche sind die Namen aller jener Tapferen aus dem Kreis zu lesen, die ihr Leben gaben für Deutschlands Zukunft. In einem aufliegenden Ehrenbuche sind Bild, Lebensbeschreibung und Heldentod der Gefallenen der Nachwelt erhalten.

Die Ausstellung selbst zeigt zunächst in Bildern, Dokumenten, tabellarischen Aufzeichnungen und statistischem Material die Geschichte und Entwicklung der NSDAP. im Kreise Landeck. Mancher alte Kämpfer und Anhänger der Bewegung wird sinnend hier verweilen in der Erinnerung an die harte, entbehrungsreiche Zeit des Kampfes, in der dem einzelnen unerschütterlicher Glaube an den Führer und den Sieg der flammenden Idee Adolf Hitlers die einzigen Trostblicke in schwerer Zeit waren.

Ein Stück bester Tiroler Geschichte: Wehrhaftigkeit!
Mit brennendem Interesse vertieft man sich in die Fülle all dessen, was uns die Wehrgeschichte des Kreises zu sagen hat. Eine große, gemalte Wandkarte des Kreises z. B. fesselt den Blick durch die Uebersichtlichkeit der Festhaltung bedeutender geschichtlicher Ereignisse und Kämpfe gegen fremde Eroberer. Es ist nicht das schlechteste Stück Tiroler Geschichte, das uns hier plastisch vor Augen tritt. Die einzelnen Orte sind mit jenen Jahreszahlen und erläuternden Bezeichnungen versehen, die der Wehrhaftigkeit und dem Freiheitswillen unseres Bergvolkes durch tapferstes Kämpfertum unserer Bauern und Standschützen ehrendes Mahnmal und dem Lande zur stolzen Geschichte geworden sind. Deutlich tritt gerade in dieser Karte vor Augen, daß es die Grenzorte, wie Reschenscheideck, Galtür, Samnaun, Arlberg usw., waren, in denen in historisch bedeutsamer Zeit dem Einlaßbegehren fremder Heere ein derbes Halt in harter Bauernfaust entgegengebracht worden war. Diese Karte wird später, vervielfältigt, in jeder Volksschulklasse des Kreises der Jugend die Wehrgeschichte des Kreises in lebendigster Erinnerung wachhalten helfen.

Besonders reichhaltig [ist] das Material über das heimische Standschützenwesen. In zahlreichen Bildern sind die Köpfe namhafter Volksführer aus den Freiheitskämpfen Tirols aus dem Kreisgebiete festgehalten, aus wertvollen, alten, vergilbten Dokumenten spricht der ungebändigte Freiheitsdrang der Altvorderen zu uns, so z. B. aus Aufrufen an die Standschützen aus den denkwürdigen Jahren 1809 und 1848. Zahlen über die Schützenaufgebote in Notzeiten, wenn flammende Feuerstöße auf den Bergen zum Symbol wehrhafter Erhebung wurden, zwingen uns ehrfurchtgewinnend von der Opferbereitschaft unserer Ahnen für die Heimat, die auch die unsere ist. So scharten sich z. B. 1809 aus den damals 25.000 Köpfen des heutigen Kreisgebietes 5657 Standschützen um die Fahne. Sehr interessant ist auch eine gute Gefechtsskizze aus den denkwürdigen Kämpfen unserer Bauern gegen die eindringenden Bayern bei Prutz, Ladis und an der berühmten Pontlatzerbrücke.

Einen breiten Raum nimmt das Kulturgeschichtliche ein. Der Kreis Landeck ist ja besonders reich an stummen, ragenden Steinzeugen vergangene Blüte- und Notzeiten. Zwanzig alte Burgen und Festen, zahlreiches Bauerngewaffe, wie Morgenstern, Dreschflegel, Vorderlader u[nd] a[nderes] m[ehr] sprechen eine unvergängliche Sprache in unsere Zeit herein. In auserlesenen Bildern und knappen Erläuterungen treten die Burgen vor das Auge.

Die Wiegen berühmter Künstler standen in den Kreis-Dörfern
Zum erstenmal wird hier so manchem kundgetan sein, daß aus dem Bauerntum des Kreises auch so mancher bedeutende Maler, Bildhauer und Baumeister hervorgegangen ist. Heute und noch lange hin zeugen bedeutende Kunstdenkmäler in den weiten Gauen unseres deutschen Vaterlandes von der künstlerischen Gestaltungskraft alter Landecker Söhne, die besonders im 17. und 18. Jahrhundert, in der Heimat ohne Möglichkeit des Fortkommens, ausgewandert waren, um in deutschen Landen irgendwo ihrem Schaffensdrang freie Bahn geben zu können. So ist z. B. das berühmte Stift Melk das Werk eines Landecker Baumeisters, des Jakob Prandtauer, des Bahnbrechers der deutschen Rokokobaukunst, geboren 1660 in Stanz. Doch dies [ist] nur ein Beispiel.

Eine erst kürzlich in Fließ entdeckte frühgotische Bauernstube aus der Zeit um 1400, über die wir erst kürzlich im Zusammenhang mit dem Funde der ältesten Spielkarten Deutschlands berichtet haben, ist zur Gänze mit dem alten, die Jahreszahl 1360, und dem jüngeren jene von 1723 tragenden Getäfel, in den Ausstellungstraum gestellt worden.

Gediegene Handwerkskunst aus vielen Jahrhunderten
Und was spricht sonst noch alles seine beredte Sprache zu uns aus dem Wandel der Jahrhunderte? Gediegene Handwerkskunst aus uralten Schränken, Wiegen, Spinnrädern, Webstühlen, mit viel Sinn für das Schöne geschnitzten Haugeräten usw. Und alte Zunftzeichen, Wappen, Urkunden und Siegelbriefe zeugen von der schon damals hochstehenden Kunst bäuerlichen Handwerks, in dem die Glockengießerei und Schmiedekunst sehr bedeutsam entwickelt hervortritt.


Es ist im Rahmen dieser Arbeit unmöglich, alles namentlich anzuführen, was dem Besucher an Wertvollem aus dem politischen, kulturellen, geschichtlichen und wirtschaftlichen Lebensgebiet des Kreises aus Vergangenheit und Gegenwart anschaulich vor Augen tritt.

So bringt die Abteilung Wirtschaft ein übersichtliches Bild über die Entwicklung des Kreises auf diesem lebenswichtigen Zweiggebiet, in dem besonders dem wichtigen Fremdenverkehr breiter Raum gewidmet ist. Tabellen, Zahlen und schematische Darstellungen zeigen die Kurven der Aufwärtsentwicklung, auch der Industrie und dem Gebiete "Holz und Jagd" ist in gebührender Weise Platz gegeben. In anderen Kojen treten hervor das Schul- und Kindergartenwesen, wobei allerliebste Kleinmodelle von NSV. [NationalsozialistischeVolkswohlfahrt]-Kindergarteneinrichtungen, von Kinderhand geformt, unsere besondere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. "Seefahrt tut not!" auch hier haben die Schüler des Kreises Vorbildliches an Modell, Zeichnung und Malerei geleistet. Sehr aufschlußreich [ist] auch eine graphische Darstellung der Bevölkerungsbewegung des Kreises seit über hundert Jahren.

Es ist naturgegeben, daß der Landwirtschaft des Gebietes in der Ausstellung größte Bedeutung zukommt. Auch hier sprechen Zahlen die deutlichste Sprache. So lesen wir von 2933 Bauernhöfen, von denen 15 Erbhöfe, 516 durch das "Tiroler Höferecht" geschützt sind. Genaue Angaben über den Nutzviehbestand, die Stärke und Verteilung der einzelnen Viehrassen u[nd] v[ieles] a[ndere] werden besonders dem Bauern viel sagen können, wie andererseits Ratschläge und Erfahrungsergebnisse den Bauern auf die angestrebte Leistungssteigerung hinweisen.

Die Gesamtheit des in dieser Ausstellung Gebotenen vermittelt dem tiefer Blickenden wertvolle Erkenntnisse von der wahren Bedeutung solcher Zielstrebigkeit, wie sie diese Schau in gebundener Form dem Beschauer vermittelt.

Jedes Maß der kulturellen Leistung und eines zeitgenössischen Hochstandes in den zahlreichen Verästelungen all dessen, was wir in seiner Gesamtheit als Kultur bezeichnen, ist in hohem Maße abhängig von der Kraft des Strebens, Wirkens und Schaffens unserer Altvorderen zu suchen, zu erkennen und ihm jene Bedeutung beizumessen, die ihm in bezug auf die gesamtgeistige spätere Entwicklung des Volkes zukommen. Die hohen geistigen und sittlichen Werte unsers Volkes schlagen ihre starken Wurzeln tief zurück in die stolze Vergangenheit, die in der aufbauenden Entwicklung zahlloser Generationen das daraus entwachsene Fundament für alles neue Erkennen bildete und bildet. Je mehr wir uns heute dem zubekennen, was uns unsere Väter überliefert, desto machtvoller wird in unseren Herzen die Liebe zu unserem Volke, zu den Menschen arteigenen Blutes und zu unserer Heimat brennen, desto mehr sind wir dem verbunden, was aus althergebrachtem Brauchtum zu uns noch im lebendigen Zeugnis überkommener Leistung und Werte spricht.

Diese Erkenntnis möchten wir gerade heute, in dieser Zeit gewaltigster geschichtlicher Entscheidungen, niemals missen, ist sie doch Teil des ehernen Bandes der Gemeinschaft, das das deutsche Volk heute mit unlösbarer Kraft denn je zuvor umschlingt. Nicht umsonst war es ein Hochziel jüdischer Zersetzungsbestrebungen, dem deutschen Volke alles zu nehmen, was es an seine stolze Vergangenheit erinnert und kettet. Der jüdische Liberalismus konnte überhaupt nur dort Fuß fassen, wo es ihm gelang, dem deutschen Menschen, wenn auch nur vorübergehend, jede Bindung zu dem zu nehmen, was sich mit blutvoller Kraft aus der Frühgeschichte unseres Volkes den Weg gebahnt bis in unsere Generation hinein. Diese verbrecherischen Ziele jüdischen Intellekts waren vor gar nicht langer Zeit wieder einmal in bedenkliche Nähe gerückt, als Adolf Hitler durch die überzeugende Kraft seines Wortes und seiner Tat dem Mörderstahl die Spitze brach, um dem deutschen Volke wieder die Besinnung an seine hohe kulturelle Sendung zu geben.



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Bergland 1941, Heft 7/8, Seite 12-14

[Seite 15:] Die Jugend unseres Gaues denkt großdeutsch und weltweit. Dieses Geschenk aber wollen wir unserem Führer Adolf Hitler zu Füßen legen als bescheidenen Dank der Erzieherschaft Tirols [ ].



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Fremdenverkehrsarbeit auf weite Sicht
Das Verkehrsamt der Gauhauptstadt gibt Antwort auf die Frage: "Warum Fremdenverkehrswerbung jetzt im Kriege?"
In: Innsbrucker Nachrichten vom 4. Oktober 1941, Seite 5
Signiert "R. H. S." [Rainer von Hardt-Stremayr]

Innsbruck, 4. Okt[ober]. In den Tagen, in denen das Verkehrsamt der Stadt Innsbruck jetzt seine große Schalterhalle für die Personenstands- und Betriebsaufnahme zur Verfügung gestellt hat, kommt es einem größeren Personenkreis zum Bewußtsein, daß dieses Amt in der Gauhauptstadt Innsbruck einen eigenen Bau sein Heim nennt. Denn wer nicht an der im gleichen Hause untergebrachten Einwohnermeldestelle oder in der Stadtbücherei zu tun hat, der geht am Gebäude Burggraben 3 eben einfach vorüber, höchstens mit dem Gedanken, daß hier drinnen einmal das Innsbrucker Stadtpolizeiamt war. Er hat vielleicht auch zur Kenntnis genommen, daß das Gebäude inzwischen mit einer neuen Fassade versehen wurde, daß überhaupt darinnen Umbauarbeiten vorgenommen wurden, er mag ja auch gehört haben, daß das Verkehrsamt hineingezogen ist, aber viel weiter gehen die allgemeinen Vorstellungen nicht.

Für die meisten erschöpft sich die Arbeit des Verkehrsamtes der Gauhauptstadt mit der Zimmernachweis- und Auskunftsstelle des städtischen Fremdendienstes, die im Kiosk am Hauptbahnhof untergebracht ist und über deren Aufgaben wir vor kurzem durch eine Urlaubsvertretung unseres Schriftleiters bei dieser Stelle eingehend zu berichten in der Lage waren. Da diese Urlaubsvertretung an einer Zweigstelle des Verkehrsamtes der Stadt Innsbruck stattfand, bot sich aus diesem Anlaß auch Gelegenheit, das Getriebe des gesamten Verkehrsamtes kennenzulernen. Dabei stellte sich heraus, daß Zimmernachweis und Auskunftserteilung zwar die am meisten zu Tage tretende Arbeit des Verkehrsamtes ist, dieses selbst aber, im Stillen und von der Öffentlichkeit nicht eingesehen, ein Arbeitsprogramm zu bewältigen hat, das in seinen vollen Auswirkungen erst nach dem Kriege erkannt werden wird. Es ist also eine in die Zukunft weisende Arbeit, die hier vorgestellt wird, jedoch nicht ausschließlich, da der Gau Tirol-Vorarlberg jetzt im Kriege als Fremdenverkehrsgebiet bekanntlich seine besondere Aufgabe zu bewältigen hat.

Wir waren an Hand des erwähnten Berichtes über die Urlaubsvertretung bereits in der Lage, auf die Umschichtung im Fremdenverkehr hinzuweisen, deren Hauptmerkmal darin besteht, daß es nicht mehr bevorzugte Reisezeiten gibt, sondern das ganze Jahr eine einzige Reisezeit geworden ist. Innsbruck als Fremdenverkehrsstadt fühlt dies besonders, und dem Verkehrsamt der Gauhauptstadt obliegt es daher, die sich daraus ergebenden Gegenwartsaufgaben laufend zu lösen.

Während der Fremdendienst des Verkehrsamtes am Hauptbahnhof den durch die Züge bedingten Stoßverkehr auffängt und auf die bereitstehenden Quartiere des Stadtgebietes verteilt, sind die Aufgaben für die Angestellten in der Schalterhalle des Verkehrsamtes selbst in ähnlichem Rahmen jedoch etwas weiter gespannt. Das Verkehrsamt ist nicht eine reine Einrichtung für die Stadt allein, es hält die Verbindungen mit den anderen Verkehrsämtern und Fremdenverkehrsorganisationen derart aufrecht, daß jeder, der es will, von Innsbruck aus auch in irgendeinem beliebigen anderen Ort des Reiches bestens untergebracht werden kann. Vor allem aber wirkt sich das Verkehrsamt für den laufenden Fremdenstrom als Verteiler für das ganze Gaugebiet aus. Denn hier ist es bekannt, wie die Platzverhältnisse an sämtlichen Fremdenverkehrsplätzen unseres Gaues damit genau genommen an allen Orten beschaffen sind. Der nach Innsbruck kommende Gast kann also zu seinem eigenen Besten für den weiteren Aufenthalt im Gau beraten werden.

Der kommende Winter stellt das Verkehrsamt vor neue, sich im wesentlichen jedoch jedes Jahr wiederholende Aufgaben. Bekanntlich wird auch heuer wieder eine größere Anzahl von Wintersportveranstaltungen im Gau Tirol-Vorarlberg stattfinden, einige davon, wie es sich aus dem Ehrennamen Innsbrucks als "Stadt der Bergsteiger und Skiläufer" von selbst ergibt, innerhalb der Gemarkungen und der nächsten Umgebung der Gauhauptstadt. Die Vorbereitungen hiezu sind jeweils sehr umfangreich. Sie müssen im Einklang mit den Bedürfnissen und Wünschen der Veranstalter stehen, die ihren Sitz zum Teil nicht in Innsbruck haben. Daraus ergibt sich ein umfangreicher Schriftenwechsel und eine voraussehende Organisation. Das Verkehrsamt wird hier zum Exponenten der Stadt selbst, es ist verantwortlich dafür, daß alles klappt, und ist sich dieser Verantwortung auch bewußt. Denn wenn einmal etwas schief gehen sollte, dann fällt es nicht auf das Verkehrsamt zurück, sondern es wird dies Innsbruck schlechthin angekreidet. Daraus ergibt sich aber auch die Notwendigkeit für jeden Innsbrucker, so weit es in seinen Möglichkeiten liegt, und sei dies auch nur gesprächsweise, die Arbeit des Verkehrsamtes zu unterstützen. Nicht negative Kritik führ da weiter, sondern positive Mitarbeit.

Durch Bewährung konnte bereits bewiesen werden, daß der Gau Tirol-Vorarlberg auch jetzt im Kriege aufnahmefähig zur Beherbergung einer großen Zahl von erholungssuchenden Urlaubern ist. Dies gilt auch in versorgungswirtschaftlicher Hinsicht, wenngleich nicht geleugnet werden kann, daß gerade hierdurch Sonderaufgaben erwachsen sind, die nicht nur das Verständnis, sondern auch die Mitarbeit aller Volksgenossen im Gaugebiet erfordern.

Ein Teil der Wirtschaft des Gaues Tirol-Vorarlberg ist schon seit je auf Fremdenverkehr aufgebaut. Es ist dies sogar ein sehr wichtiger Wirtschaftszweig unseres Gaues, dessen Fortfall einen jeden von uns benachteiligen würde, da die in diesem Wirtschaftszweig hereinfließenden Summen ja doch nur wieder dem Allgemeinwohlstand zugute kommen. Es muß darauf hingearbeitet werden, die Fremdenverkehrswirtschaft unseres Gaues jetzt im Kriege nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern für die Zeit nach dem Kriege erst recht aufzubauen. Jetzt bleiben aus verschiedenerlei Gründen die erholungssuchenden Gäste aus dem ganzen Reichsgebiet sozusagen von selbst bei uns hängen. Wenn wir aber nicht durch ständige Werbung und Bewährung die Eignung unseres Gaues als Fremdenverkehrsgebiet herausstellen, dann könnten, wenn einmal wieder die Grenzen geöffnet sind und der Fremdenverkehr frei verströmen kann, wohin er will, für uns sehr fühlbare Ausfälle entstehen. Man braucht sich ja nur vor Augen zu halten, was für Anziehungspunkte im neugeordneten Europa für die deutsche Reiselust bestehen werden. Es ist keine Frage, daß zwar gerade auf Grund der Neuordnung im europäischen Raum die Anziehungskraft unserer Alpen sich auch wieder auf jene ausländischen und fremdsprachigen Kreise erstrecken wird, die jetzt, gleichfalls durch das Kriegsgeschehen bedingt, nicht zu uns kommen können. Nach einer alten Erfahrung steht aber die Reiselust des Ausländers in keinem Verhältnis zu der des Deutschen.

Die Frage: "Warum Fremdenverkehrswerbung jetzt im Kriege?" findet also aus dem Gesagten von selbst ihre einzig mögliche Antwort: "Fremdenverkehrswerbung jetzt erst recht!"

Diese Ausführungen galt es hier vorauszuschicken, um die stille Vorbereitungsarbeit des Verkehrsamtes der Gauhauptstadt Innsbruck für die Bedürfnisse der Zukunft auch würdigen zu können. Bei den gegebenen großen Aufgaben versteht man es, daß dieses Verkehrsamt auch einen repräsentativen Rahmen braucht. Der stellt sich, wie folgt, dar:

Die große Schalterhalle zur rechten Hand neben dem Eingang wurde in würdiger Formausgebaut. Das Haus selbst ist ehrwürdigen Alters, ein typischer Innsbrucker Altstadtbau. Die Schalterhalle, ein großes säulengetragenes Gewölbe, diente in ihrer ursprünglichen Aufgabe als Nobelstallung. Ihr Boden wurde ausgehoben und vertieft, dadurch die Halle von ihrer ursprünglich etwas drückend wirkenden Niedrigkeit befreit und die mächtigen Säulen zu schlankerer Wirkung erhöht. Das kommt dem ganzen Raume zugute, der auf diese Weise typische Innsbrucker Charakteristika in sich vereint: älteste Bautradition mit neuzeitlichsten Verbesserungen. Selbst im strengsten Winter ist es trotz des Steinfliesenbelages am Boden in der Schalterhalle immer angenehm warm, aber vergeblich wird man Oefen oder Heizkörper suchen; es wurde hier eine elektrische Beheizungsanlage unterhalb des Fußbodens eingebaut.

Während im ersten Stockwerk die Innsbrucker Stadtbücherei untergebracht ist, befinden sich im zweiten Stock die Kanzleiräume des Verkehrsamtes und des ihm angeschlossenen Innsbrucker Verschönerungsvereines. Sein Wirken beschränkt sich nicht, wie man vielleicht meinen möchte, auf Büroarbeit allein. Es ist in seiner Organisation so weit aufgebaut und selbständig gemacht, daß es von sich aus mit modernsten Mitteln für unseren Fremdenverkehr werben kann. In eigenen technischen Räumen können sämtliche Lichtbildarbeiten ausgeführt werden. Hier werden Werbeschallplatten besprochen, mehr noch als das, auch eigene Tonfilme hergestellt, zum Teil sogar mit Farbfilmaufnahmen. Durch Durchbrechen starker Mauern konnten mehrere kleine Räume zu einem eigenen Kinosaal vereint werden, in dem die Werbefilme an Ort und Stelle überprüft und den Interessenten vorgeführt werden können.

Fremdenverkehrswerbung muß, soll sie wirksam sein, mit modernen Mitteln geschehen. Sie kann sich nicht auf die Arbeit im engbegrenzten Fremdenverkehrsgebiet selbst beschränken, sie muß weit darüber hinaus greifen, in Friedenszeiten also auch über die Staatsgrenzen und selbst die des Kontinents. Wir können es uns gut vorstellen, daß bei den Lichtbildvorführungen auf deutschen Schiffen als Kulturfilm ein Werbefilm von Tirol-Vorarlberg läuft, mehrt noch, daß in deutschen und ausländischen Reisebüros Werbematerial von Innsbruck nicht bloß aufliegt, sondern auch im Laufbild vorgeführt werden kann. Die Direktoren dieser Büros kennen ihrerseits wieder die Bedürfnisse des Landes, in dem sie arbeiten, sie werden auch zu uns reisen, um von Werbematerial aus ganz Deutschland auch solches aus Innsbruck und unserem Gau mitnehmen zu können. In je ansprechenderem Rahmen ihnen dies hier gezeigt werden kann, umso beeindruckter werden sie sein und sich auch darauf entsprechend einstellen. Der intime Kinosaal weist hiefür technisch und innenarchitektonisch die besten Voraussetzungen auf, Er ist das Muster eines deutschen Kleinkinos. Seine offizielle Einweihung wird er erfahren, wenn im Laufe des kommenden Winters in ihm in festlichem Rahmen die Uraufführung des von Kräften des Verkehrsamtes der Stadt Innsbruck im vergangenen Winter hergestellten Tonfilms von den NSKK. [Nationalsozialistische Kraftfahrkorps]-Wintersportkämpfen 1941, die bekanntlich in Innsbruck abgehalten wurden, stattfinden wird.

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Innsbrucker Nachrichten vom 4. Oktober 1941, Seite 7

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Innsbrucker Nachrichten vom 7. Oktober 1941, Seite 4

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Zwei Gastspiele in "Martha"
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. Oktober 1941, Seite 4
Von Dr. Karl Senn

Bei der Vorstellung von Friedrich von Flotows romantischer Oper "Martha" am Donnerstag, den 9. Oktober, im Tiroler Landestheater sang Elfriede Draeger vom Staatstheater Wiesbaden als Gast die Titelrolle und August Grumann vom Stadttheater in Augsburg den Plumkett. Elfriede Draeger, eine hübsche Bühnenerscheinung, verfügt über eine gutgepflegte, zarte, sympathische Stimme, deren Koloraturen glatt und fließend dahinperlen; ihr Spiel ist vornehm und hat sich den übrigen Mitwirkenden gut eingefügt. August Grumann ist ein stimmgewaltiger Plumkett, heiter und beweglich im Spiel, und beherrscht seine Partie überlegen in künstlerischer Ausgeglichenheit. Die beiden großen, sich auch in der Klangfarbe so schön ergänzenden Stimmen von August Grumann und Ernst Schwarz zu hören, war ein Genuß. Die Vorstellung der heuer schon so oft gegebenen Oper fand wiederum vor ausverkauftem Hause statt.



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Innsbrucker Nachrichten vom 17. Oktober 1941, Seite 3

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Theater Musik Kunst
Zum Meisterabend Winfried Wolf (Berlin)
In: Innsbrucker Nachrichten vom 17. Oktober 1941, Seite 5


Nach Edwin Fischer kommt nun Winfried Wolf, ebenfalls einer der führenden Berliner Pianisten nach Innsbruck. In Wien geboren, trat er erstmals 1925 mit außergewöhnlichem Erfolg im Beethovensaal auf, konzertierte dann in fast allen Großstädten Europas und Amerikas und wurde 1934 zum Professor an der Staatlichen Musikhochschule in Berlin ernannt. Seit 1936 leitet Winfried Wolf gemeinsam mit Edwin Fischer, Walter Gieseking und Wilhelm Kempff im Marmorpalast zu Potsdam den sommerlichen Meisterkurs für Pianisten. Beim Brahmsfeste 1939 bestritt er gemeinsam mit Wilhelm Backhaus die großen Klavierabende. Ueber Auftrag des Reichspropagandaministeriums führte Wolf 1940/41 zwei große Spaniengastspiele durch, die ihm außerordentlichen Erfolg einbrachten. Die spanische Presse sagt, daß der Künstler vom ersten Augenblick an die Bewunderung der Hörerschaft durch die Sicherheit und den Schwung, durch einzigartigen Anschlag und ungewöhnliche Virtuosität, den funkelnden Schliff und die reiche musikalische Empfindung seines Spieles erzwang. Das Innsbrucker Konzert am 23. d[ieses] M[onats Oktober] bringt die berühmteste Klaviersonate von Johannes Brahms f-moll, op. 5, zwei Fantasien von Mozart (zur 150. Wiederkehr des Todestages) und eine große Gruppe Chopin (Scherzo, Ballade, Nocturno, Mazurka, Polonaise).



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Neueste Zeitung vom 21. Oktober 1941, Seite 4

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Zweites Symphoniekonzert im Landestheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 18. Oktober 1941, Seite 5
Von Dr. Karl Senn

Das unter Leitung von Professor August Schmid-Lindner (1870-1959) aus München stehende Kammerorchester war für das zweite Symphoniekonzert am Donnerstag, den 16. d. M., im Tiroler Landestheater verpflichtet worden. Professor Schmid-Lindner, der vielgerühmte Münchner Klavierpädagoge, auch als Herausgeber von Klavierwerken älterer Meister bekannt, leitet seit Jahren ein Kammerorchester, das unter seiner Leitung zu einem einheitlichen Klangkörper erstklassiger Prägung wurde und in feinster Einfühlung hauptsächlich Werke der Meister des Barock, der Renaissance und der Klassik bringt.

Die Vortragsfolge des zweiten Symphoniekonzertes war auf diese Linie eingestellt. Sie wurde von Georg Friedrich
Händels Concerto grosso in F-Dur eröffnet [ ].

Es folgten zwei
symphonische Sätze aus Kantaten von Johann Sebastian Bach, der erste für Oboe und Gamba als Soloinstrument mit begleitendem Orchester, der zweite für Oboe, Gamba und Klavier [ ].

Ein
Allegretto für Flöte und Kammerorchester, nach einer Flötensonate Friedrichs des Großen für Kammerorchester von Professor Schmid-Lindner bearbeitet, erwies sich als ein sehr beachtliches Werk [ ].

Den Beschluß des Abends bildete Wolfgang Amadeus
Mozarts Symphonie in A-Dur, Köchel-Verzeichnis 201, ein Frühwerk voll unbeschwerter, heiterer Musizierfreudigkeit, das in so kostbarer, geläuterter Wiedergabe zur Hochblüte edelsten Musiziergutes ward.



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Innsbrucker Nachrichten vom 27. Oktober 1941, Seite 4

Tiroler Landestheater Innsbruck
Mo[ntag], 27. [Oktober], 20-23 Uhr: "Martha" (Serie A.) Oper von Friedrich von Flotow. Letzte Vorstellung! Volkstümliche Preise! Elfriede Draeger, Wiesbaden, als Gast in der Titelrolle.
Die[nstag], 28. [Oktober], 20 bis 23 Uhr: "
Liebe in der Lerchengasse" [Operette von Arno Vetterling] (Serie B.) Therese Gschwandtner: Anneliese Hauck.

Die Lichtspieltheater bringen
Kammerlichtspiele. "Annelie".

Zweiter Kammermusikabend mit dem Weitzmann-Trio
Für den zweiten Kammermusikabend des Tiroler Landestheaters Innsbruck, der am Donnerstag, den 30. Oktober, im Konzertsaal der Städtischen Musikschule stattfindet, wurde das Weitzmann-Trio, Leipzig, gewonnen. Die Künstler Fritz Weitzmann (Klavier), Hans Mlynarczyk (Violine) und Fritz Schertel (Violoncello) haben sich seit Jahren die Pflege der gesamten klassischen und modernen Trio-Literatur zur ausschließlichen Aufgabe gemacht und sich den Ruf der besten deutschen Kammermusikvereinigung errungen. Das Programm für Innsbruck sieht das Trio C-dur, op. 87, von Johannes Brahms vor, ferner das Trio g-moll, op. 15, von Friedrich Smetana und das Nocturno in Es-dur von Franz Schubert.

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Innsbrucker Nachrichten vom 29. Oktober 1941, Seite 3

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Innsbrucker Nachrichten vom 29. Oktober 1941, Seite 5

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Innsbrucker Nachrichten vom 31. Oktober 1941, Seite 4

Theater Musik Kunst
Tiroler Landestheater Innsbruck
Fr[eitag, 31. Oktober]: 20 bis 22.45 Uhr: "X für ein U" (Serie B.) Lustspiel von Hans Gustl Krenmayr.
Sa[mstag], 1. [November]: 20 bis 23 Uhr: "Liebe in der Lerchengasse" (Serie B.) [Operette von Arno
Vetterling].



"Figaro"-Neuinszenierung im Landestheater
Im Rahmen der Mozart-Veranstaltungen des Tiroler Landestheaters Innsbruck, die anläßlich des Mozart-Jahres 1941 zum 150. Todestag des Meisters durchgeführt werden und bereits im August mit einer Freilichtserenade im Hof des Volkskunstmuseums eröffnet wurden, kommt am Sonntag, 2. November, im Tiroler Landestheater zum erstenmal "Die Hochzeit des Figaro" oder "Der tolle Tag" zur Aufführung.

Mit diesem Werk hat der deutsche Meister die ewig unvergängliche klassische Opera buffa geschaffen. Der Aufführung liegt in dem Urtext und der Ueberlieferug folgende textliche
Neubearbeitung von Georg Schünemann zugrunde. Die Neuinszenierung besorgte Dr. Sigfrid Färber, die musikalische
Leitung
liegt in den Händen von Musikdirektor Fritz Weidlich, die Bühnenausstattung schuf Hans Siegert.



Umbesetzung in "Herr Varnhusen liquidiert"
In dem Schauspiel "Herr Varnhusen liquidiert" von Hans Gobsch, dessen gute Ersttaufführung am Tiroler Landestheater an dieser Stelle bereits gewürdigt wurde, hat in der letzen Aufführung am Mittwochabend Frl. Krafft die Rolle der Birgit Glöckner übernommen. Sie ist damit zum ersten Male mit einer größeren Aufgabe vor die Oeffentlichkeit getreten, eine Aufgabe, die zumal nach der schauspielerischen Leistung ihrer Vorgängerin in dieser Rolle, Rita Kocurek, bestimmt nicht leicht zu meistern war. Der allgemeine Beifall, der der Gesamtdarstellung des Ensembles, mit Walter Jereb an der Spitze, galt, schloß auch die Anerkennung für die Leistung der jungen Schauspielerin ein, deren Stärke allerdings weniger in dämonischen Rollen wie sie von der Darstellung eine Birgit Glöckner verlangt wird, liegen dürfte. [Von] Dr. Rainer v. Hardt-Stremayr.



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1941, November

Heimatliche Kunst als Hausschmuck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 1. November 1941, Seite 7
Signiert "P."

Der altdeutsche Brauch, die Fronten der Wohnhäuser mit Werken der bildenden Kunst zu schmücken, dem wir in den deutschen Alpengauen zahlreiche freskengeschmückte Häuser aus früheren Jahrhunderten, namentlich aus der Zeit der Gotik und des Barock, verdanken, lebt in unserer Zeit wieder auf.

Es gibt ja nichts Schöneres, als wenn ein heimatverbundener Künstler, das, was er sieht gestaltet, in sinnvoller Weise auf die Wand einer Wohn- oder Gaststätte in dauerhafter Freskomalerei festhält.

Damit werden die persönliche Note des Hauses, bzw. seines Besitzers, seine innere Bindung, seine geistigen und künstlerischen Interessen, mit seinem Heim verbunden. Weiß der Künstler den Charakter der Landschaft, des Baustiles, mit der Art seiner Malerei harmonisch zu vereinen, dann entsteht ein Kunstwerk, das nicht nur den Besitzer, sondern auch alle Beschauer erfreut.

So etwas hat sich ein Südtiroler Umsiedler für sein neues Heim im Höttinger Gelände ausgedacht. Er beauftragte einen künstlerischen Landsmann, den Maler Peter Paul Morandell, mit dem Entwurf eines Wandgemäldes aus heimatlichen Motiven. Der Maler hat dies ganz im Sinne des Bestellers ausgeführt und läßt einen Weinbauern, der gerade vom Wimmen ausrastet, in die heimatliche Landschaft blicken. Die ganze Art der Darstellung ist so echt und warm, daß jedem, der es sieht, das Herz aufgeht.

Wäre es nicht schön, wenn auch andere Hausbesitzer und Siedler solchem Beispiele folgen und anstatt schlechter, kitschiger Klexereien, die man hie und da auch sieht, wirkliche, echte Kunst einladen würden, das eigene Heim mit heimatlichen Bildern von dauerndem Wert zu schmücken?



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Kultur und Bildung
Gastspiel und Umbesetzung in "Madame Butterfly"
In: Innsbrucker Nachrichten vom 3. November 1941, Seite 5
Von Dr. Karl Senn

In der letzten Aufführung von Puccinis "Madame Butterfly" im Tiroler Landestheater sang Helene Bader aus Salzburg als Gast die Titelpartie. Sie besitzt eine warme, sehr klangvolle, gutausgeglichene Stimme, die auch die hohen Lagen mühelos beherrscht. Im Spiel wußte sie die Partie interessant zu gestalten und bewies gute Bühnenerfahrung. Den Konsul Sharpleß hatte Hans Kerber übernommen, dessen sympathisches Organ in dieser Partie wiederum schön zur Geltung kam. Im Terzett des dritten Aktes, in dem der Bariton meist ungehört unterzugehen pflegt, konnte er sich neben dem Gast und dem stimmkräftigen Linkerton von Ernst Schwarz gut behaupten.

Die
musikalische Leitung der Aufführung hatte Kapellmeister Hans Moltkau, der überlegen die Partitur beherrschend, stimmungsvoll musizierte und, wie namentlich die Einleitung zum dritten Akt bewies, großzügige Entwicklungen herauszuarbeiten versteht, aber auch durch maßvolles Abdämpfen des Orchesters den Singstimmen entsprechende Geltung und Entfaltungsmöglichkeiten läßt. Die Vorstellung fand bei dem ausverkauften Haus reichen Beifall.



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"Die Hochzeit des Figaro"
Gedenkfeier zum 150. Todestag von Wolfgang Amadeus Mozart am Tiroler Landestheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 4. November 1941, Seite 5
Von Dr. Karl Senn

Das Jahr 1941 ist besonders reich an Gedenktagen, die an Mozarts Leben und Schaffen erinnern. Am 27. Jänner hatte sich zum 185. Male sein Geburtstag gejährt, am 29. April und am 1. Mai jährten sich zum 155. Male die Tage der Vollendung und der Uraufführung von "Figaros Hochzeit"; der 30. September war der 150. seit der Uraufführung der "Zauberflöte" und am 5. Dezember jährt sich zum 150. Male der Tag, an dem Mozart in die Unsterblichkeit einging [ ].

Die Festaufführung am Sonntag, den 2. November, am Tiroler Landestheater hatte eine sorgsame Vorbereitung erfahren. Der
musikalische Leiter, Musikdirektor Fritz Weidlich, und der Spielleiter Sigfrid Färber hatten sich zusammengefunden, das Werk in echt Mozartschem Geist in Musik wie in Darstellung herauszubringen. Es galt, statt der früher so betonten Rokokozierlichkeit der Dramatik zu ihrem Rechte zu verhelfen, in diesem Geiste nicht nur schön zu singen, sondern Affekt und Leidenschaft in den Grenzen der Musik zum Ausdruck zu bringen, wobei besonders im Rezitativ die melodramatische Vortragsweise lebendig herauszuarbeiten war und Mimik und Gestik mit der Musik in Einklang zu bringen. Auch der äußeren Inszenierung: Bühnenbildern, für die Hans Siegert trefflich gearbeitet hatte, Beleuchtung, Kostümen war sinnvolle Aufmerksamkeit gewidmet worden. Das Orchester spielte ausgezeichnet, so daß ein wirkliches Gesamtkunstwerk nachgeschaffen wurde.

Von den Darstellern muß vor allem Adolf von
Berenkamp als Figaro genannt werden, dem diese Partie besonders gut lag, die er aber auch mit allen Feinheiten der Gesangs- und Darstellungskunst durchführte. Hans Kerber war ein vortrefflicher Graf Almaviva, ein Kavalier und gesanglich vollbefriedigend. Die Gräfin Rosine Almaviva gab Erna Twele, eine vorzügliche Sängerin, in der Darstellung zurückhaltend, wie es ihrer Partie entsprach. Die umfangreiche Rolle der Susanne fand in Claire Mohr, die zum erstenmal eine große Partie sang, eine ausgezeichnete Darstellerin, die nicht nur im Musikalischen sich als geschulte Mozartsängerin bewährte, sondern auch durch die lebendige Art ihres Spieles entzückte. Den Pagen Cherubino gab Margarethe Castana, eine charmante Darstellerin, musikalisch sehr sicher und mit ihrer zierlichen Stimme ausgezeichnet für diese Rolle passend. Fritzi Heinen beherrschte als Beschließerin Marcellina wie gewohnt ihre Partie in leidenschaftlicher Hingabe. Der immer gut verwendbare Rolf Ankowitsch war auch als Arzt Bartolo ganz auf seinem Platze. Den Musikmeister Basilio hatte Eugen Schürer in Gesang, Darstellung und Maske ausgezeichnet gegeben. Immer wieder nötigt seine ungewöhnliche Charakterisierungskunst Bewunderung ab. Voll Witz und Laune war der Gärtner Antonio des Otto Gröwitz. Auch Ludwig Detzer war als Richter Don Curzio gut am Platze. Eine zierliche, auch gesanglich gute Barbarina war Gertrud Ebers. Ballettmeister Hellmuth Eger hatte mit seinem Ensemble einen stilgerechten Fandango im dritten Akt gestellt. Das ausverkaufte Haus zollte der festlichen Veranstaltung reichen Beifall.



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Innsbrucker Nachrichten vom 4. November 1941, Seite 5

Gastspiele des Salzburger Marionettentheaters
Das Salzburger Marionettentheater kommt auf einer großen Gastspielreise auch in unseren Gau. Im Monat November werden in Innsbruck, Bregenz, Dornbirn, Ehrwald, Feldkirch, Götzis, Hohenems, Kitzbühel, Schwaz und Telfs Vorstellungen gegeben. Nicht nur in ganz Deutschland, sondern auch im Ausland erfreut sich dieses Theater einer solchen Beliebtheit, daß es überall vor ausverkauften Häusern spielt.



Innsbrucker Nachrichten vom 8. November 1941, Seite 6

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Innsbrucker Nachrichten vom 4. November 1941, Seite 5

Elisabeth Biebl als Gast in "Liebe in der Lerchengasse."
In den Vorstellungen am 6. und 8. November der Alt-Innsbrugger Operette "Liebe in der Lerchengasse" [von Arno Vetterling], der großen Erfolgsoperette des Tiroler Landestheaters, gastiert in der Rolle der Therese Gschwandtner Elisabeth Biebl von der Bayrischen Staatsoperette am Gärtnerplatz München. Die Künstlerin ist dem Innsbrucker Publikum bereits durch ihr erfolgreiches Gastspiel als Mi in Lehars "Das Land des Lächelns" bekannt.



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Jahresschau des deutschen Schrifttums 1941
Buch- und Dokumentenschau in der Alten Universität Das Buch im Kampf gegen Plutokratie und Judentum
In: Innsbrucker Nachrichten vom 4. November 1941, Seite 3
Signiert "H. C. P." [Heinz Cornel Pfeifer?]

Innsbruck, 4. Nov[ember]. Im festlich mit den Symbolen der Bewegung geschmückten Saal der Alten Universität wird heute im Rahmen der Herbstveranstaltungen des deutschen Schrifttums von der "Oertlichen Werbegemeinschaft" eine Buch- und Dokumentenschau eröffnet, die einen umfassenden Ueberblick über die Neuerscheinungen des gesamten deutschen Buchschaffens gibt. Diese vom Gaupropagandaamt der NSDAP. veranstaltete Buchausstellung reiht sich würdig an die in den Großstädten des Reiches durchgeführten grundlegenden Ausstellungen, die die gesamte Produktion der deutschen Verlage nachweist und so wie jene unter der Devise "Buch und Schwert" steht.

Ueberblicken wir diese reichhaltige Bücherschau, so ist eine Gliederung in vier Sachgebiete zu erkennen. Gleich links vom Eingang empfängt uns in der ersten Abteilung in langer Reihe des Reiches Buchproduktion 1941, die unter folgenden Leitworten steht: "Geschichte und Weltpolitik" "Das neue Europa" "Führer und Volk" "Italien und der Mittelmeerraum" "Lyrik" "Deutsche Geschichte deutsche Heimat" "Die deutsche Bühne" "Der deutsche Roman" "Natur und Landschaft" und "Buch der Jugend".

Ueber der zweiten Abteilung steht das Leitwort "Geldanschauung und Weltanschauung"; sie setzt sich eindeutig und klar mit dem zersetzenden Gift des Judentums im Volkskörper, mit Freimaurerei und Bolschewismus auseinander, leitet über zur Kampfansage gegen die Kräfte der Zerstörung durch unseren Führer Adolf Hitler, zeigt, angefangen von "Mein Kampf" die wesentlichsten und grundlegendsten Kampfschriften gegen Plutokratie und Weltjudentum auf und weist bildhaft den Durchbruch der nationalsozialistischen Weltanschauung im Volk und seine Auswirkungen zum übrigen Europa. Das Ganze beschließt der Hinweis auf das Heroische im deutschen Volk, "Soldatentum und Wehrmacht" und seine Stellung und Bedeutung im heutigen Kriege.

Die dritte Abteilung führt das Leitwort "Der Innsbrucker Verlag stellt aus" und bringt eine Uebersicht über das beachtliche und reichhaltige Buchschaffen der engeren Heimat. Sie enthält die gesamte Produktion der Innsbrucker Verlage.

Die vierte Abteilung zeigt in einer sehr interessanten Dokumentenschau den Kampf gegen den Kapitalismus im alten Tirol und stellt historische Urkunden und Druckwerke aus dem Reichsgauarchiv aus, die unter Leitung des Universitätsprofessors Doktor Otto Stolz aus den reichen Beständen des Archives ausgewählt wurden [ ].



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Innsbrucker Nachrichten vom 12. November 1941, Seite 3

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Konzert Celestino Sarobe
In: Innsbrucker Nachrichten vom 5. November 1941, Seite 4
Von Dr. Karl Senn

Von der NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" veranstaltet, fand am 3. d[ieses] M[onats November] im Großen Stadtsaal ein Gesangsabend des spanischen Meisterbaritons Celestino Sarobe statt. Es war jedenfalls von Interesse, einen spanischen Sänger zu hören, der eine bunte Folge von Liedern und Gesängen deutscher, spanischer und italienischer Meister zum Vortrag brachte [ ].

Am besten lagen ihm natürlich die spanischen Lieder wie "
Seguidilla murciana", "Asturiana" und "Jota" von Manuel de Falla. Auch die italienischen Gesänge: "Quella flamma" von Benedetto Marcello, das bekannte "Caro mio ben" von Giordani, "Vittoria" von Carissmimi verrieten hervorragendes technisches Können. Bei den deutschen Liedern von Schubert ("Erlkönig", "Nacht und Träume", "Mein"), Brahms ("Mainacht", "Feldeinsamkeit"), Max Schillings ("Wie wundersam") und Georg Vollerthum ("Noch einmal") mußte man sich wohl erst an die etwas fremdartig anmutende Aussprache gewöhnen, die der Sänger aber mit Geschick meisterte. Zwei dankbare Gesänge: Leoncavallos Prolog aus "Bajazzo" und Rossinis Kavatine aus "Barbier von Sevilla" brachten einen effektvollen Abschluß des Konzertes.

Am Flügel saß der sudetendeutsche
Pianist Erhard Michel, dessen ausgezeichnetes technisches Können sich auch in der Begleitung bewährte. Michel ist vom Rundfunk und von zahlreichen Konzerten als feinfühliger Pianist bekannt.



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Innsbrucker Nachrichten vom 5. November 1941, Seite 4

Konzert Lea Piltti
Der dramatische Koloratursopran der ersten Koloratursängerin der Wiener Staatsoper: Lea Piltti vertritt eine Stimmgattung, die in der klassischen Zeit eine große Rolle spielte, heute aber in Vollkommenheit nur mehr selten zu hören ist. Leo Piltti verfügt nicht nur über eine virtuose Fertigkeit ihres besonders umfangreichen Organs, sondern stellte in zahlreichen Konzerten in Deutschland ihr Können unter Beweis. Ihr Konzert am Donnerstag, den 6. November, im Großen Stadtsaal, vom Tiroler Landestheater als erster Meisterabend veranstaltet, bringt zum Mozartgedenkjahr drei Koloraturgesänge von Mozart, Lieder von Schubert ("Nacht und Träume", "Die Schäferin", "Wiegenlied"), Schumann ("Stille Tränen", "Schneeglöckchen", "Mondnacht"), Hugo Wolf ("In dem Schatten meiner Locken", "Morgentau", "Elfenlied"), dann von dem neuerdings in Deutschland sehr geförderten, 1892 geborenen finnischen Komponisten Yrjö Kilpinen Werk 75: "Sommersegen", ein Zyklus nach Gedichten von Albert Gergel, endlich Lieder von Richard Strauß ("Schön sind, doch kalt die Himmelssterne, "Heimkehr", "Wie sollten wir geheim sie halten"). Am Flügel wird Lea Piltti von unserem heimischen Musikdirektor Fritz Weidlich begleitet werden.



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Innsbrucker Nachrichten vom 11. November 1941, Seite 4

Kultur und Bildung
Symphoniekonzert des Landestheaters
Das 3. Symphoniekonzert des Tiroler Landes-Symphonieorchesters, das am Donnerstag, 13. November, im Tiroler Landestheater stattfindet, steht unter Leitung von Hans-Georg Ratjen. Als Solist wurde Professor Walter Rehberg (Klavier) gewonnen, Lehrer an der Staatlichen Akademie der Tonkunst in Stuttgart, deren Tradition vor allem die Pflege einer berühmten Klavierschule ist. Professor Rehberg wird das Klavierkonzert in B-dur von Johannes Brahms spielen. Weiterhin sieht das Programm die G-dur Symphonie Nr. 100, die sogenannte "Militär-Symphonie", von Joseph Haydn vor und die symphonische Dichtung "Tod und Verklärung" von Richard Strauß.



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Drittes Symphoniekonzert
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. November 1941, Seite 8
Von Dr. Karl Senn

[ ] Professor Rehberg hat den im virtuosen Sinn nicht immer dankbaren Klaviersatz mit künstlerischer Gewissenhaftigkeit gemeistert und dem Werk im Einklang mit dem Orchester eine stilgerechte Ausdeutung gegeben. Seine ausgezeichnete Technik ließ die Schwierigkeiten nicht ahnen, die im Werke liegen. Auch das Orchester ist seiner Aufgabe in bester Weise gerecht geworden [ ].

Eine der beliebtesten, wenn auch nicht bedeutendsten
Straußschen Tondichtungen ist "Tod und Verklärung", 1891 entstanden, von Strauß im Alter von 27 Jahren geschrieben. Sie wirkte in der Neuartigkeit ihrer Tonsprache und ihres Klanges verblüffend, war auch vorerst nur ersten Orchestern zugänglich, bevor sie Gemeingut wurde. Ihr gedanklicher Inhalt mag wohl in Liszts symphonischer Dichtung "Tasso" ruhen, während die musikalische Ausdeutung durchaus selbständig und einmalig ist.

Opernkapellemeister Ratjen hat trotz der technischen Schwierigkeiten das Werk mit großer Hingebung vorbereitet und es in prachtvoller Weise, voll Temperament und hinreißendem Schwung geleitet und zu lebendiger Darstellung gebracht. Auch dem Orchester muß für die ausgezeichnete Art, wie es die Absichten des Dirigenten ausführte, gedankt werden.



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Eduardo Bianco Musik des Südens
Der Tangokönig mit seinem Orchester gastierte in Innsbruck Charlotte Dalys tanzte
In: Innsbrucker Nachrichten vom 12. November 1941, Seite 5
Von Heinz Cornel Pfeifer

Männer, als wären sie gerade von den Pferden gesprungen, schmalhüftig, geschmeidig, mit blauschwarzen Haaren und Nasen wie Raubvogelschnäbel Frauen wie fremdartige Blüten, voll Grazie und edler Haltung bezauberten das Innsbrucker Publikum am Abend des 10. November im ausverkauften Stadtsaal. Die NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" der Deutschen Arbeitsfront hatte nämlich das berühmte Tango-Orchester Eduardo Bianco, von dem jeder einzelne Musiker ein Meister auf seinem Instrument ist, mit den in diesem Ensemble mitwirkenden Tanz- und Gesangssolisten zu einem Gastspiel verpflichtet und damit einen Erfolg zu verbuchen, wie ihn der Stadtsaal im Rahmen ähnlicher Veranstaltungen kaum einmal erlebt haben dürfte. Nichtendenwollender Beifall rief die Künstler immer wieder an die Rampe, erzwang Zugabe um Zugabe, bis mit erheblicher Verspätung doch einmal das umfangreiche Programm beendet werden konnte.

Man kann zur modernen Musik stehen wie man will als Kind der heiteren Musik ist sie, besonders wenn Terpsychore, die Göttin des Tanzes den Taktstock schwingt, in ihrer Art nicht minder erfreulich, als andere leichte Musik. Es wäre müßig, Vergleiche zwischen ernster und heiterer Musik anzustellen, sie läßt keine Vergleiche zu, denn jede wendet sich an einen anderen Hörerkreis und hat andere Aufgaben zu erfüllen, die jede in ihrer Art schön und notwendig sind, so daß ein Werturteil immer nur ein relatives sein kann.

Was der Tangokönig an diesem Abend bot, war ein in Musik gesetzter Ausschnitt aus jener fremdländischen, und oft bizarr anmutenden Welt Spaniens und Südamerikas, die sich in den eigenartigen Rhythmen, verbunden mit einem klanglichen Wohllaut, offenbarten. Viele der Tangolieder ließen sogar den für die Heimat volksliedhaften Zug erkennen. Man fühlte aus ihnen die Volksseele, den Hang zu Romantik und Zärtlichkeit, über der ein Hauch Sentimentalität liegt, andere wieder sind feurig, wild, voll übersprudelndem Temperament und berauschen in ihrer Klangfülle, ihrem Wohllaut und weicher Modulation [ ].

Als Gast
tanzte die Filmschauspielerin Charlotte Dalys übrigens eine Hamburgerin eine Phantasie, Polka, Walzer und ein Stepp-Potpourri. Ein durchmodellierter Körper von klassisch zu nennendem Ebenmaß wirbelte über die Bühne und zeigte Tanzkunst modernster Richtung bei virtuoser Beherrschung der gertenbiegsamen Gestalt. Anmutig, vornehm und voll hoheitsvoller Grazie waren die spanischen Tänze der schönen Carmen de Iberia, die in der edlen Haltung und Würde einen ausdrucksvollen Begriff der Grandezza und südlich berauschenden Hingabe der Tänze ihrer Heimat gab. Die reizende Liliane Berti trat eine choreographische Meisterleistung als Mädchen aus Bali auf die Bühne, sang die anfangs melancholische Weise mit und tanzte den Rumba, jenen eigenwilligen, synkopendurchsetzten, fast nur aus Rhythmus bestehenden Tanz der märchenhaften Südseeinseln [ ].



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Kapellmeister Hinrichs dirigiert "Madame Butterfly"
In: Innsbrucker Nachrichten vom 12. November 1841, Seite 5
Von Dr. Karl Senn

Bei der für die Hitler-Jugend am 9. November im Landestheater gegebene Vorstellung von Puccinis "Madame Butterfly" dirigierte zum erstenmal Kapellmeister Hajo Hinrichs. Es war nun schon die neunte Aufführung dieser Oper, die, in allem gut vorbereitet, fest sitzt. Es bleibt aber trotzdem Sache des Dirigenten, den richtigen Schwung in die Aufführung zu bringen, die innere Dynamik herauszuarbeiten und die große Linie zu wahren, was Kapellmeister Hinrichs, dank seiner Beherrschung des Notenbildes sowie fein geregelter Abschattungen des Klangbildes in bester Weise gelang. Vielfacher Taktwechsel, der freie Stil der in Neuromantik schwelgenden Melodiefolgen fordern vom Dirigenten stets gespannteste Aufmerksamkeit. Die gut gelungene Vorstellung hat bewiesen, daß Kapellmeister Hinrichs eine wertvolle Kraft für unser Landestheater bedeutet.



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Innsbrucker Nachrichten vom 12. November 1841, Seite 5

Die Exl-Bühne in Wien eröffnet
Am Freitag, den 14. d[ieses] M[onats November], eröffnet die Exl-Bühne in ihrem gänzlich neu gestalteten Haus auf der Praterstraße mit einem Einakterzyklus "Die sieben Todsünden" von Franz Kranewitter ihre diesjährige Spielzeit.



Innsbrucker Nachrichten vom 14. November 1941, Seite 5
Zum Meisterabend Kammersänger Jul[ius] Patzak
An Stelle des dienstlich verhinderten Kammersängers H[ans] H[ermann] Nissen, der für den 3. Meisterabend der Konzertunternehmung Johann Groß vorgesehen war, konnte Kammersänger Julius Patzak, der allgemein beliebte Tenor der Münchner Staatsoper, verpflichtet werden. Die Presse nennt ihn einen allzeit siegreichen Künstler, der zu den größten zeitgenössischen Sängern zählt und eine Stimme von selten bestrickendem Reiz besitzt; mit seiner ganz außerordentlichen, von Geist und Temperament beherrschten künstlerischen Gestaltungskraft meister er Lieder und Arien aus allen Stil- und Stimmungsbezirken gleich überzeugend. Im Innsbrucker Konzert bringt der Künstler, von seinem ständig hervorragenden Helfer am Flügel Kapellmeister Hans Altmann begleitet, bekannte und unbekannte Lieder von Schubert, Schumann, Richard Strauß und Arien aus "Zauberflöte", "Toska", "Manon" und "Liebestrank".



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Julius Patzak
Lieder- und Arienabend im Stadtsaal
In: Innsbrucker Nachrichten vom 27. November 1941, Seite 7
Von Dr. Karl Senn

Als drittes Meisterkonzert der Konzertunternehmung Johann Groß gab am Samstag, den 22. November, im Großen Stadtsaal der erste lyrische Tenor der Münchner Staatsoper, Kammersänger Julius Patzak, einen Lieder- und Arienabend. Der auf der Höhe seines Ruhmes, sowohl als Lieder- wie als Opernsänger stehende Künstler ist in Innsbruck genugsam bekannt und der Kreis seiner Verehrer und Freunde weitet sich immer mehr [ ].

Mit am schönsten waren die beiden
Arien von W. A. Mozart aus der Oper "Die Zauberflöte" und die als Zugabe gegebene Arie aus "Cosi fan tutte". Sie waren Musterbeispiele gepflegter Gesangskunst im Geiste Mozarts. Glänzend in den Koloraturen und schwelgend im bel canto war die Arie aus Donizettis Oper "Der Liebestrank". Eine Reihe von Liedern Franz Schuberts: "An die Hoffnung", "Auf dem Wasser zu singen", "Lied im Grünen" und "Die Forelle" zeigten die hochentwickelte Gesangskultur des Gastes als Liedersänger, zumal auch sein schönes, schwebendes Piano in den hohen Kopftönen, wie auch seinen stilgemäßen Liedervortrag [ ].



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Innsbrucker Nachrichten vom 19. November 1941, Seite 3

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Hausmusikabend in Solbad Hall
In: Innsbrucker Nachrichten vom 27. November 1941, Seite 5
Von Dr. Albert Riester

Am 20. d[ieses] M[onats November] fand im bis aufs letzte Plätzchen vollbesetzten Stadtsaal in Solbad Hall eine Aufführung anläßlich des Tages der deutschen Hausmusik statt, bei der der Landesleiter für Musik, Parteigenosse [Max Alexander] Pflugmacher, über die kulturellen Aufgaben der Heimat im Kriege sprach. Sie verpflichten uns, die deutsche Musik und Musizierfreudigkeit wieder in die Familie hineinzutragen zur Verschönerung vieler Stunden und zur Erhebung über den Alltag. Unser an Naturschönheiten so reich gesegneter Gau ist ebenso reich an musikalischen Kräften. Diese in unserer Jugend zu heben und manchem Talent zum Aufstieg zu verhelfen, ist die verpflichtende Aufgabe der Musikschulen für Jugend und Volk. Auch die Haller Musikschule, die in die Obhut des Bürgermeisters genommen wurde, wird in Bälde in entsprechenden Räumen einer neuen Blüte entgegengehen können.

Die Vortragsfolge, an der der
Männergesangverein, der Orchesterverein "Harmonie", Solisten, ein Schülerorchester, Schüler und Lehrer der Musikschule mitwirkten, wurde mit einem Marsch des Spielmannszuges der Hitler-Jugend eröffnete. Dann folgten Solo-, Orchester- und Chorvorträge, bei denen Werke von Mozart im Vordergrund standen. Alle Mitwirkenden, jung und alt, waren mit jener inneren Begeisterung am Werke, die immer wieder herzlichen Beifall bei den dankbaren Zuhörern auslöste. Das Hauptverdienst am schönen Gelingen dieses Abends hatte der rührige Leiter der Musikschule, Hans Ebenbichler, der als Leiter der Orchester und des Spielmannszuges in unermüdlicher Probenarbeit ein tüchtiges Stück musikalischer Arbeit geleistet hat.



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Innsbrucker Nachrichten vom 17. November 1941, Seite 3

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Innsbrucker Nachrichten vom 17. November 1941, Seite 4

"Melusine"
Billinger-Erstaufführung im Landestheater
Am Dienstag, den 18. d[ieses] M[onats], bringt das Tiroler Landestheater Innsbruck Richard Billingers neuestes Schauspiel "Melusine" zur Erstaufführung. Dieses Werk wurde erst im Oktober in Leipzig uraufgeführt und anschließend vom Bayerischen Staatsschauspiel herausgebracht.

Die Wurzeln des dichterischen Schaffens Richard Billingers sind Naturmythus [!] und Naturdämonie. Die Schicksale seiner Gestalten verpflichten sich mit dämonischen Kräften. Immer sind auch bäuerliche, noch erd- und naturverbundene Menschen Hauptgestalten seiner Schauspiele [ ].

Auch in seinem neuesten Werk "Melusine" steht ein bäuerlicher Mensch, ein Fischer am Attersee, im Mittelpunkt der Handlung und wird das Fischweib Melusine, das vergessen und verkannt nur noch auf einem alten Hausschild aufgemalt ist, zum unsichtbar wirkenden Zauberwesen.



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Innsbrucker Nachrichten vom 17. November 1941, Seite 4

"Das sündige Dorf"
Bauernkomödie in drei Akten von Max Neal, im Spielplan der Breinößl-Bühne
Wohl kein anderes der Bauerstücke von Max Neal ist derart mit Situationskomik geladen, wie "Das sündige Dorf" [ ].



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Gastspiel Rudolf Winterri
In: Innsbrucker Nachrichten vom 25. November 1941, Seite 5
Von Dr. Rainer v. Hardt-Stremayr

Kein Plätzchen des Großen Stadtsaales war mehr freizuhalten. Zuerst zeigte sich Winterri als unübertrefflicher Zauberkünstler, der mit viel Geschicklichkeit und geist- und witzvoller Beredsamkeit bei einer Reihe undurchschaubarer Kunststücke mit Spielkarten, Seil u[nd] d[er]gl[eichen] die richtige Stimmung unter die Menge zu bringen vermochte. Verstand es Winterri schon da, durch Zuziehung von freiwilligen Hilfskräften die ohnedies kaum vorhanden gewesene Zurückhaltung der Zuschauer endgültig zu brechen, so wurde er beim zweiten Teil des Abends bereits stürmisch überrannt. Seine wahre Begabung zeigte er an einzig dastehenden Beispielen des Hellsehens und fühlens. Man muß dann noch Winterri, dem man die Angespanntheit nach der langen Reihe erfolgreicher und verblüffender Versuche deutlich anmerkte, auf die aufregendste Art durch den Saal irren gesehen haben, bis er plötzlich eine Dame hochriß, der er auf den Kopf zusagte, sie hätte auf ein Kärtchen das Wort "Dolomitenfahrt" geschrieben, um bei nächster Gelegenheit ganz bestimmt wiederzukommen!

Im letzten Satze statt des Wortes "Dame" "junges Mädel" und statt "Dolomitenfahrt" "Zukunft" eingesetzt und die Besprechung eines Abends mit Rudolf Winterri, die, an gleicher Stelle von gleicher Hand geschrieben, vor sieben Jahren in den "I[nnsbrucker] N[achrichten]" vom 3. November 1934 erschien, hat auch ihre volle Gültigkeit für die letzte Veranstaltung mit Rudolf Winterri im Großen Stadtsaal am Sonntag, den 23. d[ieses] M[onats], wo er, von der NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" nach Innsbruck geholt, sein Gastspiel gab. Winterri hat also in diesen sieben Jahren nichts von seinem Können und nichts von seiner Zugkraft eingebüßt, auch wenn man wie er es selbst einleitend feststellte es jetzt bemerkt, daß er schon lange nicht mehr zu den Jüngsten gehört. Er hat aber, obwohl er es bei seinem Können eigentlich gar nicht mehr nötig hätte, auch in den letzten Jahren noch weiter an sich gearbeitet, und wenn der eine oder der andere Besucher seiner diesmaligen Veranstaltung das Gefühl gehabt haben mag, er hätte dies oder jenes von Winterri schon erlebt, auf den letzten Programmpunkt trifft dies bestimmt nicht zu. Winterri verstand es da, neun verschiedene anscheinend willkürliche und vom Zufall abhängige Vorgänge, in Verbindung mit Ziehen von Spielkarten und Losnummern, Würfeln bestimmter Augenzahlen, Aufschreibenlassen vierstelliger Zahlen und deren Zusammenzählung, Wahl eines Buches aus vielen sowie einer bestimmten Seitenzahl oder Textstelle daraus, nachgewiesenermaßen bereits im vorhinein festgelegt zu haben. Wie er das macht, bleibt rätselhaft und eben nur durch einen Winterri-Ausspruch zu erklären: "Wenn ich so tue, als ob ich täte, dann tue ich nicht so; wenn ich aber nicht so getan habe, als ob ich getan hätte, dann habe ich bereits getan."

Bei Winterris Erfolg versteht es sich, daß vorwiegend die Besucherinnen mit dem Schluß der Vorstellung nicht gerne einverstanden waren, und so manche von ihnen es versuchte, an den Psychologen Winterri heranzukommen. In solch einem Falle hätte er es jedoch bestimmt nicht schwer, gleich einige Charaktereigenschaften der ihn Bestürmenden auf den Kopf hin zuzusagen.



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Innsbrucker Nachrichten vom 25. November 1941, Seite 5

Franziska Kinz und Hermann Brix als Gäste
Am 27. November läuft in Innsbruck der große Erfolgsfilm der Terra-Filmkunst "Die Kellnerin Anna", Regie Peter Paul Brauer mit Franziska Kinz, Hermann Brix und Otto Wernicke in den Hauptrollen an. Die beliebte heimische Schauspielerin Franziska Kinz, eine Kufsteinerin, und der Innsbrucker Hermann Brix werden bei den zwei letzten Vorstellungen anwesend sein.



Konzert Helge Roswaenge in Innsbruck am 1. Dezember
Der NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" ist es gelungen, den berühmten Kammersänger der Staatsoper Berlin und Wien, Helge Roswaenge, für ein Konzert in Innsbruck zu verpflichten.

Es ist nicht zuviel gesagt, wenn Helge Roswaenge heute als der beliebteste Tenor in Deutschland gilt.



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Umbesetzung in "Figaros Hochzeit"
In: Innsbrucker Zeitung vom 27. November 1941, Seite 5
Von Dr. Karl Senn

Bei der Vorstellung von Mozarts "Die Hochzeit des Figaro" am 19. d[ieses] M[onats] sang Charlotte Raab die Partie der Gräfin. Es war ihr erstes Auftreten in einer tragenden Partie, die ihr Können im besten Lichte zeigte. Ihre leichte, klare Stimme sitzt gut und ist voll Wohlklang; ihre gesanglichen und darstellerischen Fähigleiten stehen auf einer achtenswerten Höhe und werden sich bei öfterem Auftreten sicher noch steigern lassen. Auch psychologisch hat sie ihre Partie gut erfaßt.


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Kultur und Bildung
Dritter Kammermusikabend: Das Münchner Klaviertrio
In: Innsbrucker Nachrichten vom 27. November 1941, Seite 6
Von Dr. Karl Senn

Im dritten, vom Tiroler Landestheater veranstalteten Kammermusikabend am Dienstag, den 25. November, im Konzertsaal der Städtischen Musikschule spielte das Münchner Klaviertrio (Professor Franz Dorfmüller, Klavier, der erste Konzertmeister der Münchner Staatsoper, Hans König, Violine, der Solocellist der Münchner Staatsoper, Oswald Uhl, Violoncello) unter Mitwirkung von Kammervirtuose Georg Schmid (Bratsche) und unserem Musikdirektor Fritz Weidlich (Klavier). Zum 150. Todestag Mozarts kamen dessen Klaviertrio in B-dur, Köch.-Verz. 502, die Sonate in D-dur für zwei Klaviere, Köch.-Verz. 448, und das Klavierquartett in Es-dur, Köch.-Verz. 493, zur Aufführung [ ].

Auch in der ganz konzertmäßigen Sonate für zwei Klaviere, in der sich Musikdirektor
Weidlich wieder als ausgezeichneter Pianist bewährte, wurde dieser Charakter gewahrt. In wohltuendem Gegensatz dazu wurden die langsamen Sätze empfindungstief und voll träumerischer Innigkeit, wie namentlich das Larghetto des Es-dur-Klavierquartettes, einem der genialsten Eingebungen Mozarts, gebracht. Die zahlreichen Zuhörer zollten allen Darbietungen lebhaften Beifall.



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Innsbrucker Nachrichten von 27. November 1941, Seite 6

Tanzmorgenfeier
Am Sonntag, den 30. November, finden um 11 Uhr im Tiroler Landestheater Mozart-Tanzspiele statt, für deren Durchführung die Münchner Tänzerin Senta Maria mit ihrer Tanzgruppe unter Mitwirkung des Studeny-Streichquartettes gewonnen wurde. Die Tanzfolge lautet: "Der gefoppte Schäfer", "Das verrückte Tischel" und "Eine kleine Nachtmusik". In München hatten die Mozart-Tanzspiele nach den Presseberichten großen Erfolg.



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Tanz-Morgenfeier im Landestheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 2. Dezember 1941, Seite 4
Von Dr. Karl Senn

Senta Maria, die Münchner Tänzerin und Festspielregisseurin, war von der Intendanz des Tiroler Landestheaters eingeladen worden, am Sonntag, den 30. November, Mozart-Tanzspiele zur Feier des 150. Todestages des Meisters zu veranstalten. Senta Maria und ihre Mitwirkenden: Rose-Marie Bachofen, Senta Bruckbauer und Erna Wabersky zeigten erlesene Tanzkunst edelster Gestaltung in einem ebenso erlesen zusammengestellten Programm. "Der gefoppte Schäfer", nach ländlerischen Tänzen und Kontratänzen für Streichquartett, gefaßt von August Schmid-Lindner, war eine allerliebste Schäferszene im Geiste des Rokoko, voll Grazie und unbeschwerter Heiterkeit. "Das verrückte Tischel", ein köstlicher Mozartscher Laune entsprungenes Stegreifspiel, in dem Mozart selbst in Wien die Rolle des Harlekins gespielt hatte. Von der Musik war nur mehr die erste Geigenstimme erhalten geblieben, aus der heraus Schmid-Lindner mit großem Stilgefühl die instrumentale Fassung ergänzte. Als letztes Stück kam die tänzerische Ausdeutung der "Kleinen Nachtmusik", ein zartes, idyllisches Spiel zweier Tänzerpaare, mit ausdrucksvoller Mimik dargestellt.

Das den orchestralen Teil besorgende Müncher
Studeny-Quartett (Herma Studeny: 1. Geige, Margarete Keller-Burk, 2. Geige, Lili Jüptner: Bratsche und Eleanor Day: Violoncello) brachte all die entzückenden Mozartschen Stücke in bezaubernder Weise voll feinsten Stilgefühles und so beschwingt und lebendig, wie es dem innersten Wesen Mozartscher Musik entsprach. Außer der Musik zu den Tanzspielen hörte man noch Allegretto und Menuett sowie Allegro aus dem D-dur-
Streichquartett, Köch. Verz. 499.



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Tiroler Künstler im Film "Die Kellnerin Anna"
Erstaufführung des neuen Terra-Films mit Franziska Kinz und Hermann Brix in Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 28. November 1941, Seite 3
Von Karl Paulin

"Mutterliebe" könnte man diesen neuen Film auch nennen, denn er gestaltet ein Motiv, dessen tiefste Wurzel heroische, entsagende Mutterliebe ist. In seinen Szenen erfüllt sich das Schicksal einer Frau, die ihr Kind im frühesten Alter zur Adoption geben mußte, um sich ihr Brot als Kellnerin zu verdienen und die nun, nach zwanzig Jahren, den erwachsenen Sohn wiederfindet, der im Kampf um seinen eigenen Beruf als Musiker steht, die Mutter in der gütigen Frau aber nicht erkennt. Daher betreut ihn die Kellnerin Anna nur mütterlich mit verhaltenem Herzen, ebnet ihm die Wege und nimmt sogar schwere Schuld an seiner statt auf sich, verliert Stellung und Obdach, hält aber auf diesem Dornenweg ihre wirkliche Mutterschaft mit tapferer Hand geheim, um den Weg ihres Sohnes nicht zu beschatten. Erst am Ausgang dieses Frauenschicksals steht die Erfüllung, der Triumph des erfolgreichen anerkannten jungen Musikers und das Erkennen zwischen Sohn und Mutter.

Wer brächte für diese "Kellnerin Anna" und ihr Schicksal tiefer seelische Kräfte mit als Franziska Kinz, die große Darstellerin verhaltener herber Frauen, an denen das Glück vorüber geht oder die erst nach heldischem Kampf mit sich selbst gewinnen. Bisher hatte die Kinz in ihren Filmrollen meist ländliche, bäuerliche Charaktere geformt, diesmal gibt sie einen Typ aus kleinbürgerlicher städtischer Umwelt, füllt ihn aber mit menschlicher Substanz bis an den Rand [ ].

Das Verhaltene, Maßvolle der schauspielerischen Formung, das die Kinz kennzeichnet, ist wohl ein tirolisches künstlerisches Heimaterbteil, denn es zeichnet auch die Darstellung unseres Hermann Brix als Stefan Burgstaller aus. Was schon an dem jungen Schauspieler, der vom Innsbrucker Stadttheater aus, dem heutigen Landestheater, den Sprung zur Großstadtbühne und nun zum Film gewagt hat, so sympathisch berührte, das edle, durchaus künstlerische Maß in Wort und Geste, gibt nun auch seinem Stefan durch alle Wandlungen den inneren Halt und Kern, aus dem schließlich, trotz aller Verlockungen und Irrwegen, der Sieg des berufenen Künstlers naturnotwendig erwächst [ ].

Innsbruck begrüßt in den Hauptdarstellern mit stolzer Freude zwei Tiroler Künstler, deren Werden und Wachsen mit der Stadt am Inn verbunden bleibt. Denn Franziska Kinz wurde schon bei ihren ersten Gastspielen mit ihrem Lehrer und Förderer, dem unvergeßlichen Fritz Basil, an der Innsbrucker Bühne als bedeutsames, hoffnungsvolles Talent erkannt, und Hermann Brix hat sich in den ersten Jahren seiner schauspielerischen Tätigkeit in seiner Heimatstadt viele Herzen gewonnen.

Nun vertreten beide ihre Heimat Tirol im Reich der darstellenden deutschen Kunst, daher kam der Jubel, der nach der gestrigen festlichen Erstaufführung in Innsbruck Franziska Kinz und Hermann Brix vor dem Vorhang umbrandete, aus heimatlich gestimmten, begeisterten und dankbaren Herzen.



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Acht Jahre "Kraft durch Freude"
Reichsorganisationsleiter Dr. Ley bei einem Festakt in der Krolloper Ein stolzer Rechenschaftsbericht
In: Neueste Zeitung vom 28. November 1941, Seite 1 f.

Berlin, 28. Nov[ember]. Die NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" beging am Donnerstag mit einem Festakt in der Krolloper den 8. Jahrestag ihrer Gründung. Was dieses kulturelle Bedeutungswerk im abgelaufenen Jahr bei unseren Soldaten in den verschiedensten Teilen Europas sowie im Inland als Kraftquell und Freudenspender vollbracht hat, wird in der Gesamtgeschichte dieses Krieges einen bedeutenden Platz einnehmen.

Nachdem Oberdienstleiter Dr. Lafferentz den Leistungsbericht erstattet hatte, sprach Reichsorganisationsleiter Dr. Ley von den Problemen der Lebensbetrachtungen. "Kraft durch Freude" sei bereits ein Begriff für die neue Zeit geworden. In die höchsten Bereiche der Kunst werden die breitesten Massen unseres Volkes hereingeführt [ ].

Große Pläne wurden in kurzen Jahren verwirklicht. Die "Kraft durch Freude"-Flotte wurde geschaffen, Sport und Spiel, Reisen und Wandern, Schönheit der Arbeit dienten der Lebensfreude und der Erhöhung des Lebensstandards des deutschen schaffenden Menschen. Jetzt, im dritten Kriegsjahr, ist der Jahrestag der NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" den Kriegsleistungen dieser einmaligen Einrichtung in der Welt gewidmet [ ].

Im Mittelpunkt steht die Betreuung der Wehrmacht. Für die Soldaten außerhalb der Grenzen des Großdeutschen Reiches haben in zwei Kriegsjahren 325.000 Veranstaltungen mit 119 Millionen Besuchern stattgefunden. Hinzu kommen die Veranstaltungen in der Heimat. Hier nahm allein das Zelttheater in Jüterbog bisher 300.000 Besucher auf. Was "Kraft durch Freude" in den Kasernen, Unterkünften, Fliegerhorsten und in den Lazaretten für die Wehrmacht bot, ist nicht allein in Zahlen auszudrücken. An der Front und in der Heimat konnte in einer halben Million Veranstaltungen 158,719.569 Soldaten ein vielfältiges, aus
Oper, Operette und Kleinkunst zusammengesetztes Programm geboten werden.

Besondere Worte der Anerkennung verdienen in diesem Zusammenhang die Künstler und Künstlerinnen, die sich für diese Aufgabe bereitwilligst zu Verfügung stellten. Tagtäglich waren sie unterwegs; Arbeitszeiten von 14 bis 16 Stunden sind für sie selbstverständlich geworden. Eine einzige Gruppe legte innerhalb eines Jahres eine Strecke von 77.000 Kilometer[n] zurück. Das entspricht dem doppelten Erdumfang. der
Reichstheaterzug der deutschen Arbeitsfront, der heute in ganz Europa bekannt ist, hat im Dienste der Truppenbetreuung 130.000 Kilometer zurückgelegt [ ].

"Kraft durch Freude" hat über diese Kriegsaufgaben die Innere Front nicht vergessen. Jeder weiß, daß die Männer und Frauen in den Betrieben der Rüstungsindustrie und der lebenswichtigen Arbeitsgebiete Entspannung und Erholung mehr denn je notwendig haben. Es sind rund 40 Millionen Männer und Frauen in Theatervorstellungen,
Konzerten, Kunstausstellungen, Volkstumsabenden, Laienkunstdarbietungen, Filmvorführungen und Bunten Abenden erfreut und beglückt worden. Von insgesamt 151.643 Veranstaltungen entfallen 35.182 auf Theater, Oper und Operette und 13.179 auf Konzertveranstaltungen. Die Besucherringe für Theater und Konzerte sind voll besetzt, ihre Zahl ist noch weiter angestiegen. Die Zahl der Mitglieder ist bis zum Fünffachen des Standes von 1937 in vielen Orten angestiegen [ ].



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1941, Dezember

Der Rundfunk im Kriege
Neue Formen und neue Gestaltung Das Recht der heiteren Muse Und der beste Beweis
In: Innsbrucker Nachrichten vom 3. Dezember 1941, Seite 3

Millionen hören den deutschen Rundfunk. Und wieder Millionen ist ihre Zahl mit und in diesem Krieg gestiegen [ ].

Dementsprechend besteht die Aufgabe des Programms und der Programmgestaltung darin, all diesen Millionen zu dienen, zu ihrer Entspannung und Unterhaltung beizutragen. Am Feierabend nach des Tages Arbeit in den kriegswichtigen Betrieben der Heimat ebenso wie im Ruhequartier nach langen Tagen harter Kämpfe wird an den Rundfunk diese Forderung ganz besonders gestellt und ihre Erfüllung wird selbstverständlich erwartet.

So ist denn auch die Vortragsfolge gerade in den letzten Wochen diesen berechtigten und verständlichen Wünschen noch mehr als bisher angepaßt worden. Dabei ist wieder einmal, wie schon zu Beginn dieses Krieges, mit einem lauten "Ja" die Frage beantwortet worden, ob Frohsinn und Humor auch in "solchen Zeiten" am Platze seien [ ].

Es ist ja sonnenklar, daß der Rundfunk sich nicht ausrichten kann nach jenen 500 oder 1000
Musikfachleuten oder vermeintlichen Musikfachleuten, die noch vorgestern jene "Konservenmusik des Lautsprechers" ablehnten und die nun plötzlich vom frühen Morgen bis zum späten Abend vielleicht alle möglichen Sonaten, Etüden und was dergleichen Dinge mehr sind erwarten.

Hervorstechend bei der jüngsten Form der Programmgestaltung erscheint der flotte Gang. Wer einmal einen Abend lang mit Aufmerksamkeit vor seinem Lautsprecher saß, den muß die offensichtliche Bemühung aufgefallen sein, es in nichts zu ermüdenden Wiederholungen kommen zu lassen. Halbstunden-, ja Viertelstundensendungen verschiedensten Themas lösen einander ab. Der
Musik gebührt der Vorrang, aber dazwischen kommt auch das Wort zur Geltung. Und die Prägung der kurzen Wortsendungen erfordert sogar noch größere Hingabe und Aufmerksamkeit als die Gestaltung der Musiksendungen.

Aber zweifelsohne richtet sich die größere Aufmerksamkeit des breitesten Publikums gerade auf die
Musik, die aus dem Lautsprecher klingt. Und es ist hier und in diesem Zusammenhang der richtige Platz für eine Bemerkung zu dem Thema "Volk und Musik".

Es muß wieder einmal gesagt werden, daß wir eben auch im Hinblick auf das Rundfunkprogramm heute jenes Kunstwerk als das wertvollste ansehen müssen, das weitesten Kreisen unseres Volkes ein wirklich wertvolles Erlebnis ist. Je größer dabei die beeindruckte und angesprochene Hörerzahl, um so höher ist das Werk zu bewerten [ ].



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Innsbrucker Nachrichten vom 4. Dezember 1941, Seite 5

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Kultur und Bildung
Konzert Gaspar Cassado
In: Innsbrucker Nachrichten vom 5. Dezember 1941, Seite 4
Von Dr. Karl Senn

Das vierte, von der Konzertunternehmung Johann Groß veranstaltete Meisterkonzert am 3. d[ieses] M[onats Dezember] im Großen Stadtsaal brachte den berühmten spanischen Meistercellisten Gaspar Cassado aus Barcelona. Cassado ist ein ganz großer unter den Meistern, nicht nur des Cellospiels; er ist ein Musiker vornehmster Art mit einem feinen Fingerspitzengefühl, der weiß, wie er gestalten muß, um ein Kunstwerk vollendet zur Wiedergabe zu bringen. Eine solch tiefe Hingabe, ein solches Hineinleben in die Musik, eine so vornehme Ruhe, mit der Cassado die herrlichsten Klänge aus seinem Instrument zaubert, kann man nur bei einem Künstler von seiner Größe erleben.

Das
Concerto Werk drei, Nr. 9, in D-dur von Antonio Vivaldi war ein Musterbeispiel klassischer Ausgestaltung in tonlicher wie formaler Wiedergabe. Ganz großartig wußte der Künstler die Sonate in F-dur, Werk 6, von Richard Strauß aufzubauen und mit seinem Klangsinn zu gestalten. Neu war die Sonatine in D-dur von Joaquin Turina, ein gemäßigt modernes, stimmungsreiches Werk, dankbar für beide Instrumente geschrieben und in so vollendeter Wiedergabe von ausgezeichneter Wirkung. Drei deutsche Tänze von Max Reger, aus Werk 10 von Karl Willi Hammer bearbeitet, und eine Improvisation "Rosenkavalier" von Richard Strauß in der Bearbeitung von Cassado, waren wunderbar auf seine Klangwirkung abgestimmt.

Der
Begleiter am Bechsteinflügel Karl Willi Hammer ist ein Vollblutmusiker, manchmal kräftig zugreifend, aber gut mitgestaltend und vor allem auf die Absichten des Solisten bestens eingehend.

Für die vielen, den
Großen Stadtsaal füllenden Zuhörer war dieser Abend ein weihevoller Genuß. Mit einer ganzen Reihe von Zugaben dankten die Künstler für den nicht endenwollenden Beifall.



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Innsbrucker Nachrichten vom 5. Dezember 1941, Seite 4

Gerda Sommerschuh als Gast in "Figaros Hochzeit"
Im Tiroler Landestheater Innsbruck singt in der heutigen Vorstellung von "Figaros Hochzeit" Gerda Sommerschuh von der Staatsoper München als Gast die Partie des Pagen Cherubin. Die Künstlerin spielt diese Rolle in der diesjährigen Festinszenierung der Staatsoper München.



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"Figaros Hochzeit" als Jubiläumsvorstellung
In: Innsbrucker Nachrichten vom 6. Dezember 1941, Seite 6
Von Dr. Karl Senn

Am Vorabend des 150. Todestages W. A. Mozarts, Donnerstag, den 4. d[ieses] M[onats], gab das Tiroler Landestheater "Die Hochzeit des Figaro". Die musikalische Leitung hatte Kapellmeister Hajo Hinrichs, der in sicherer stilistischer Formung, in der Begleitung mit schöner Aufgelockertheit sowie unter guter Rücksichtnahme auf die Singstimmen mit Feinheit die Aufführung dirigierte. Den Pagen Cherubin sang Gerda Sommerschuh von der Staatsoper in München als Gast. Sie ist eine gewandte Schauspielerin, lebendig in der Darstellung, sieht entzückend aus und singt mit viel Charm, so daß man an ihrem Cherubin viel Freude haben konnte.



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Tiroler Volksblatt vom 12. Dezember 1941, Seite 5

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Schmucke Städte und saubere Dörfer
Rattenberg ohne Reklamekitsch Das "Silberne Schwaz" entrümpelt seine Straßen
In: Innsbrucker Nachrichten vom 12. Dezember 1941, Seite 8
Signiert "Dr. G."

Die Schönheit der Landschaft im Gau Tirol-Vorarlberg und die Eigenart ihrer Kultur haben seit je fremde Besucher angelockt und in ihren Bann gezogen. Nicht zuletzt tragen die schönen, alten Städte des Inntales dazu bei, die Buntheit und den Reichtum unseres kulturellen Lebens zu vermehren. Ob wir nun Innsbruck oder Rattenberg, Hall oder Schwaz in unser Blickfeld rücken, jede dieser Städte hat eine besondere Note, hat besondere Schönheiten und verlangt eine andere Betrachtung. Alle aber verlangen die gleiche Ehrfurcht und die gleiche liebevolle Behandlung und Schonung.

Wie ist aber am alten Bild unserer Städte in den letzten fünfzig Jahren gesündigt worden! Der Liberalismus hat die geschichtlichen Werte, die lebendige Verbindung mit der Vergangenheit durch billige Schlagworte verdrängt und den Gemeinschaftsgeist zerstört, der die Städte als gesunde Organismen geschaffen hatte. Denn die schönen, alten Straßenzüge, die heimeligen Plätze und Winkel sind nicht zufällig entstanden, sondern nur durch Unterordnen des einzelnen unter den Willen der Gemeinschaft; sie sind uns als Spiegelbilder der Geisteshaltung unserer Vorfahren überliefert. Die reiche Architektur früherer Zeiten ist durch das baukünstlerische Unvermögen und nicht zuletzt durch die Reklamewut der eben versunkenen Zeit in einem solchen Maße verzerrt worden, daß uns mit Schauder bewußt wird, wie armselig und entwurzelt diese Menschen waren.

In erschreckendem Maße hat sich in allen unseren Ortschaften, besonders seit dem Weltkrieg, die Reklame zu einer wahren Pest entwickelt. Der Geschäftsmann begnügte sich nicht mehr mit der einfachen Kennzeichnung seines Ladens, nein, Türen, Fenster, Mauern, Zäune und selbst Dächer mußten der Reklame dienstbar werden. Es spielte keine Rolle, daß dabei die architektonische Schönheit einzelner Häuser und ganzer Ortschaften vernichtet wurde. Ganze Straßenzüge sind so im Wust von Schildern und Plakaten versunken, die Fassaden der schönsten Häuser wurden dem niedrigsten Spekulationsgeist ausgeliefert und brutal ihres Charakters entkleidet. Es kam auch niemandem zum Bewußtsein, daß solch marktschreierisches Getue sich mit der Würde eines deutschen Kaufmanns und Handwerkers nicht vertrug. Man ahmte jüdisch-amerikanische Methoden nach und dünkte sich ungeheuer tüchtig.

Heute sind wir anderer Auffassung. Wir wissen, daß die Redlichkeit des deutschen Kaufmannes, die Güte der Handwerkserzeugnisse für sich selber sprechen und keiner geschmacklosen Reklame bedürfen. Es ist selbstverständlich, daß der moderne Geschäftsmann nicht auf jede Werbung verzichten kann und soll. Aber sie muß geschmackvoll sein und wird so viel mehr auf den Käufer wirken, als der bunte Tand, dem wohl niemand mehr ernsthafte Werbewirkung beimißt. Es gibt seit langem viele Beispiele guter Reklame. so daß es verwunderlich ist, daß sie nicht schon viel mehr Nachahmer gefunden haben. Wer kennt nicht die hübsche Laubenbeleuchtung in der Innsbrucker Altstadt, die sowohl den modernen Werbemethoden, als auch dem alten Stadtbild gut angepasst ist!

Wir, die wir uns auf die Bedingungen mit der Vergangenheit besonnen haben, wollen die reizvollen Städtebilder unsers Gaues wieder in alter Schönheit erstehen lassen. Die Gauhauptstadt hat mit der Säuberung der Altstadt ein Beispiel gegeben. Im Vorjahre hat die Stadt Rattenberg in vorbildlicher Weise das Straßenbild gesäubert. Nun geht das "Silberne Schwaz", die alte Knappenstadt, daran, seine Straßen zu entrümpeln: Alte, schöne Schilder sollen in neuem Glanz erstehen, schlechte und billige Fabriksware soll durch gute, moderne Handwerksarbeit ersetzt werden, die sich dem Charakter der alten Stadt anpaßt. So wird Schritt um Schritt unsere Heimat von dem Schutt befreit, den die letzten Jahrzehnte in stumpfer Gedankenlosigkeit anhäuften, die Städte und Dörfer werden wieder schön, sauber und klar, daß wir und unsere Kinder uns drin wohlfühlen.

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Mozart-Festkonzert des Tiroler Landes-Symphonie-Orchesters
In: Innsbrucker Nachrichten vom 13. Dezember 1941, Seite 7
Von Dr. Karl Senn

Die letzte Veranstaltung des Tiroler Landestheaters zum Mozart-Festjahr anläßlich des 150. Todestages, das vierte Symphoniekonzert am Donnerstag, den 11. d[ieses] M[onats Dezember], unter Leitung von Musikdirektor Fritz Weidlich, galt dem Orchesterschaffen des großen Meisters. Eröffnet wurde das Konzert mit der Ouvertüre zur Oper "Titus" ("La clemenza di Tito"). Mozart hatte diese Oper zur Krönung Leopolds II. zum böhmischen König in Prag am 6. September 1791 in Auftrag erhalten und das ganze Werk in 18 Tagen vollendet [ ].

Als zweites Werk wurde das
Notturno in D-dur (Serenade für vier Orchester) Köch. Verz. 286 etwa 1776 entstanden gebracht. Die vier Orchester, jedes aus Streichern und zwei Hörnern bestehend, wurden der Klangwirkung wegen räumlich getrennt aufgestellt. Das erste Orchester spielte auf der Bühne, die drei anderen waren an verschiedenen Stellen hinter der Bühne verteilt. Das Werk rechnet mit einer dreifachen Echowirkung. Das erste Orchester spielt eine Melodie vor, das zweite fällt echomäßig mit der zweiten Hälfte der Melodie ein, das dritte Orchester bringt wiederum ein um die Hälfte gekürztes Echo und für das vierte Orchester bleiben nur die letzten Takte der Melodie übrig. Die Anfangsmelodie scheint also in verschiedenen Himmelsrichtungen zu verklingen. Die Echowirkungen sind in der Anlage und im Bau des Werkes begründet und bilden ein eigenartiges Mittel formalen künstlerischen Baues.

Als Solistin für das
A-dur-Konzert für Violine und Orchester, Köch. Verz. 219, war Maria Neuß [Neuss] aus Berlin verpflichtet worden. Im Jahre 1775 hatte Mozart fünf Violinkonzerte komponiert [ ].

Maria Neuß spielte das Konzert mit sehr weichem, aber auch elegantem Ton, namentlich im Adagio voll süßer Mozartscher Melodik, das Werk im ganzen überaus sorgfältig und geistvoll behandelnd.

Den Abschluß des Abends bildete die
Symphonie Nr. 41 in C-dur, Köch. Verz. 551. Erst nach dem Ableben Mozarts tauchte für dieses Werk der Name "Jupiter-Symphonie" auf [ ].

Musikdirektor Weidlich hatte das Werk sehr sorgsam vorbereitet und es mit aller Feinheit und Geistigkeit, die diesem überragenden Werke innewohnt, mit einer edel klingenden Durchsichtigkeit und Leichflüssigkeit bei allem Glänzen und Strahlen gestaltet; so wurde es auch zu einer Glanzleistung des Orchesters.

Das voll besetzte Haus nahm alle Werke mit großem Beifall auf, damit auch den Manen Mozarts huldigend.



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Innsbrucker Nachrichten vom 13. Dezember 1941, Seite 7

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Innsbrucker Nachrichten vom 13. Dezember 1941, Seite 7

Verschiebung der Erstaufführung "Glückliche Reise" im Landestheater
Die ursprünglich für Sonntag, den 14. Dezember, angesetzte Erstaufführung der Operette "Glückliche Reise" [von Eduard Künneke (1885-1953), Libretto: Max Bertusch, Liedtexte: Kurt Schwabach, Erstaufführung: 1932 Berlin] zugunsten des Winterhilfswerkes muß wegen Erkrankung auf Mittwoch, den 7. Dezember, 19.30 Uhr verschoben werden. Die für Sonntag, den 14. d[ieses] M[onats Dezember], gelösten Karten behalten für Mittwoch ihre Gültigkeit.



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Wendling-Quartett
In: Innsbrucker Nachrichten vom 16. Dezember 1941, Seite 5
Von Dr. Karl Senn

Die Deutsche Arbeitsfront NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" veranstaltete am Sonntag, den 14. Dezember, im Saale des Städtischen Konservatoriums einen Kammermusikabend mit dem Wendling-Quartett aus Stuttgart (Professor Karl Wendling, 1. Violine, Andrea Steffen-Wendling, 2. Violine, Professor Willy Müller-Crailsheim, Bratsche, Professor Alfred Saal, Violoncello) und Else Marte als Gast am Flügel. Professor Wendling ist seit vielen Jahren Führer eines der ersten Streichquartette Deutschlands und hat sich als solcher eine berühmten Namen gemacht. Es war daher ein besonderer Genuß, diese ausgezeichnete Quartettvereinigung nach langer Zeit wieder bei uns zu hören.

Ludwig [van] Beethovens
Streichquartett, Werk 18, Nr. 4 in c-moll, bildete den Anfang des Abends. Als Werk 18 hatte Beethoven im Jahre 1801 sechs Streichquartette, dem Fürsten Lobkowitz gewidmet, herausgegeben [ ].

Interessant war es, als zweites Werk eines der letzten
Mozartschen Streichquartette, das in B-dur, Köch. Verz. 458, zu hören. Es ist 1784 entstanden und zeigt eine neue Form künstlerischen Erlebens [ ].

Die Ausführungen der beiden Quartette durch das
Wendling-Quartett kann man wohl als in jeder Beziehung vorbildlich bezeichnen. Zusammen mit der Pianistin Else Marte aus Bregenz, einer ehemaligen Schülerin der Stuttgarter Musikhochschule, hörte man als Abschluß Robert Schumanns Klavierquintett, Werk 44, in Es-dur. Es ist eine ganz andere Welt, die aus dem 1842 entstandenen Werke zu uns spricht [ ].

Auch das in seinen Stimmungen so vielfache, oft geheimnisvoll raunende, dann wieder in großer Linienführung phantastisch dahinstürmende Klavierquintett kam unter Mitwirkung Else Martes, die sich als vorzügliche Pianistin mit farbenreichem Anschlag bewährte, zu ausgezeichneter Wirkung.



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Innsbrucker Nachrichten vom 16. Dezember 1941, Seite 5

Märchenspiel im Landestheater
Am Mittwoch, den 17. Dezember, 14.30 Uhr, bringt das Tiroler Landestheater Innsbruck die erste Aufführung des heiteren Märchenspiels mit Musik und Tanz "Muzl, der gestiefelte Kater" frei nach Franz Graf Pocci [(1807-1876)] von Sigfrid [!] Färber. Dieses Spiel wurde eigens für das Landestheater geschrieben [ ].



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Kultur und Bildung
Konzert erblindeter Künstler
In: Innsbrucker Nachrichten vom 17. Dezember 1941, Seite 5
Von Dr. Karl Senn

Drei erblindete Künstler, von Wien aus betreut, gaben am Montag, den 15. d[ieses] M[onats Dezember], im Großen Stadtsaal ein Solistenkonzert. Cellist Josef Dohlus spielte, von Max Hohner begleitet, mit schönem Ton und guter Auffassdung das Larghetto aus dem Klarinettenquintett, für Cello und Klavier bearbeitet, von Mozart, ferner die Sonate für Violoncello und Klavier in B-dur, Werk 69, von Beethoven und schließlich mehrere Stücke von Muffat, Couperin und Frescobaldi in der Bearbeitung von G[aspar] Cassado.

Die
Sopranistin Viktoria Fischer verfügt über einen hellen sympathischen, gut gebildeten Sopran; sie sang Lieder von Brahms ("O wüßt ich doch den Weg zurück", "Feldeinsamkeit", "Von ewiger Liebe", "Da unten im Tale", "Die Sonne scheint nicht mehr"), dann von B. Claeser ("Drossel am Abend", "Agnes", "Jägerlied") und von V[inzenz] Goller ("Wiegenlied", "Du bist mein Lied"). Pianist Max Hohner hatte nicht nur die Begleitungen sorgsam und anschmiegsam durchgeführt; er spielte auch W. A. Mozarts c-moll-Fantasie recht temperamentvoll und in künstlerischer Auffassung. Es war überhaupt staunenswert, mit welcher Sicherheit die drei erblindeten Künstler ihre Aufgabe bewältigten.

Die Vorträge wurden von den Zuhörern mit viel Beifall und Anerkennung aufgenommen.



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Innsbrucker Nachrichten vom 17. Dezember 1941, Seite 5

"Die Müllerin und ihr Soldat"
Volksstück in drei Akten von Anton Maly und Toni Gerlin im Spielplan der Breinößl-Bühne.

Vor überfülltem Saale gab die Breinößl-Bühne am Montag, den 15. d[ieses] M[onats Dezember] zum ersten Male das Volksstück "Die Müllerin und ihr Soldat" von Anton Maly und Toni Gerlin. Mit diesem bestgelungenen Volksstück greift die Breinößl-Bühne in das Geschehen unserer Tage hinein [ ].



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Innsbrucker Nachrichten vom 18. Dezember 1941, Seite 4

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KdF. feiert Mozart
In: Innsbrucker Nachrichten vom 18. Dezember 1941, Seite 4
Von Dr. Karl Senn



Die deutsche Arbeitsfront, NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude", lud am Dienstag, den 16. d[ieses] M[onats Dezember], zu einer Gedenkstunde zum 150. Todestag Wolfgang Amadeus Mozarts in den Konzertsaal der Städtischen Musikschule. In einem kurzen, einleitenden Vortrag sprach Josef Ploner über Mozart, seine Abstammung und seine Bedeutung für die heutige Zeit.

Dann kam, zum erstenmal im heurigen Gedenkjahr, Mozart als Liederkomponist zu Worte. Von ihm stammen etwa 20 Lieder. Er selbst hat sich um das Schicksal seiner Lieder nicht viel gekümmert [ ].

Eugen
Schürer, der beliebte Tenor unserer Landesbühne, dessen klare, so ungemein kultivierte Stimme für so fein abzutönende musikalische Bilder besonders geeignet ist, war dafür gewonnen worden, diesen Bereich des Mozartischen Schaffens in ideeller Weise zu verlebendigen. Die erste Liedreihe enthielt weiter das zart-anmutige "An Chloe" [KV 524], das in seiner Harmonik interessante "Einsam ging ich jüngst im Haine" [KV 308] und das süß-schmerzliche Schäferlied "Die Verschweigung" [KV 518].

Das nun folgende "
a-moll-Rondo" für Klavier [KV 511], in seinem Bau, in der Thematik und seinem Stil eines der bedeutendsten Klavierrondos, die je geschrieben wurden, spielte Herta Reiß mit tiefer Versenkung in den Mozartschen Geist, lebendig und aufgeschlossen in der Darstellung und durchsichtig in der Gestaltung.

Wiederum kamen durch Eugen Schürer fünf Lieder zum Vortrag: "
Komm, liebe Zither" [KV 351], "Der Sylphe des Friedens" [KV 152], "Das Veilchen" [KV 476], "Männer pflegen gern zu naschen" [KV 433, Bearbeitung] und "Wiegenlied" [KV Anh. C 8.48, unterschobenes Werk]. Notwendigerweise wurde auch dem Dramatiker Mozart durch zwei seiner schönsten Arien: Der Bildnisarie aus der "Zauberflöte" und der Arie "Folge der Heißgeliebten" aus "Don Giovanni" gehuldigt, die Schürer mit prachtvoller Kantilene sang, wobei man insbesondere auch seinen langen Atem bewundern konnte.

Die
Klavierbegleitung der Lieder und Arien besorgte ebenfalls Herta Reiß in feinfühliger Weise. Das Klavier hätte vorher allerdings eines Klavierstimmers bedurft.

Zwischen den beiden Arien spielte ein
Streichquartett des Innsbrucker Kammerorchesters (Josef Drevo erste Violine, Martin Blau zweite Violine, Friedl Haßlwanter Bratsche und Heinrich Barthlmeß Violoncello) das Streichquartett in Es-dur, Köch. Verz. 428, das in all seinen Verästelungen und thematischen Durchführungen klar und gut durchgearbeitet zur Wiedergabe kam.



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"Glückliche Reise"
Erstaufführung der Künneckeschen Operette am Tiroler Landestheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 19. Dezember 1941, Seite 5
Von Dr. Karl Senn

Groß aufgemacht ging am Mittwoch, den 17. d[ieses] M[onats Dezember], Eduard Künneckes Operette "Glückliche Reise" am Tiroler Landestheater in Szene. Künecke [richtig: Künneke] war bisher hier kaum mehr als durch den Rundfunk bekannt. Er ist 1885 im Rheinland geboren und lebt seit 1911 in Berlin. Zuerst befaßte er sich mit ernster Musik, schrieb Konzertwerke und zwei Opern, die in Mannheim und Dresden über die Bretter gingen. Dann folgte eine Reihe von Operetten und Tonfilmen, die seinen Namen in ganz Deutschland bekannt machten. Unter seinen vielen erfolgreichen Operetten zählt die im Jahre 1932 in Berlin uraufgeführte "Glückliche Reise" zu seinen wertvollsten und erfolgreichsten.

Auf einer entlegenen Farm in Brasilien hatten sich zwei Münchner angesiedelt. Mit der Heimat stehen sie nur durch einen Briefwechsel in Verbindung, den sie durch eine Zeitungsanzeige mit zwei jungen Mädchen anbahnten. Ihre Sehnsucht nach der Heimat ist aber so stark, daß sie die Gelegenheit benützen, die ihnen ein ehemaliger Kamerad, nunmehr Offizier auf einem Passagierdampfer, bietet und sie als Stewards auf seinem Schiff in die Heimat mitnimmt [ ].

Die
Musik Künneckes ist Operettenmusik im besten Sinne, melodisch einfallreich, rhythmisch schlagkräftig und zündend, dabei mitreißend und all die verschiedenen Stimmungen ausgezeichnet treffend. Kapellmeister Hans Moltkau hatte reiche Gelegenheit, die nicht leichte, aber dankbare Aufgabe temperamentvoll zu gestalten und mit dem in allen Farben moderner Instrumentation schillernden Orchester alle Schönheiten herauszuholen. Als Spielleiter waltete Richard Nagy mit großem Geschick, viel Phantasie und überlegenem Können [ ].

Die beiden Auswanderer Robert Hartenau und Stephan Schwarzenberg waren bei dem im Spiel und Gesang ausgezeichneten Erhard
Grosser und bei dem in übermütigster Laune sich gebenden Poldi Harlanns in besten Händen. Margareta Castana gab die eine der Freundinnen, Lona Vonderhoff.. Die andere Freundin, Monika Brink, versah Anneliese Hauk mit einer sprudelnden Komik [ ]. Helmut Eger und Gerti Simpel brachten einen sehr schönen, figurenreichen Tanz im Kasino am Starnberger See. Auch die Tänze des Ballettkorps, insbesondere der Leuchtfarbentanz im brasilianischen Urwald waren von überraschend schöner Wirkung [ ].

Die Zuhörer des ausverkauften Hauses sparten nicht mit lebhaftem Beifall.



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Innsbrucker Nachrichten vom 19. Dezember 1941, Seite 5

Festaufführung des "Meineidbauern"
Die Exl-Leute zur Erstaufführung in Innsbruck anwesend
Heute läuft in Innsbruck der Euphono-Film der Tobis "Der Meineidbauer" nach dem gleichnamigen Volksstück von Ludwig Anzengruber an, der nach der gestrigen Uraufführung in München nunmehr in Innsbruck festlich erstaufgeführt wird. Zur zweiten Spielzeit um 17.45 Uhr werden folgende Darsteller der Exl-Bühne bei der Vorführung anwesend sein: Ilse und Anna Exl, Ernst Auer, Ludwig Auer und Mimi Auer-Gstöttner, Eduard Köck, Leopold Esterle und Hertha Agostini, außerdem Regisseur Leopold Heinisch und Professor Rudolf Kattnig [(1895 Töbring/Treffen-1955 Klagenfurt)], der die Musik geschrieben hat.



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Exl-Leute gestalten einen Anzengruber-Film
Volkhafte Tiroler Schauspielkunst triumphiert im neuen Tobis-Film "Der Meineidbauer" In Innsbruck bereits angelaufen

In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. Dezember 1941, Seite 6
Von Karl Paulin

Innsbruck, 20. Dez[ember]. In Anwesenheit des Gauleiters und Reichsstatthalters P[artei]g[enossen Franz] Hofer, des stellvertretenden Gauleiters, Befehlsleiter Pg. Parson, des Standortältsten, Generalleutnant Freiherr von Waldenfels und mehrer führender Männer aus Partei, Wehrmacht und Staat fand gestern die feierliche Erstaufführung des großen Tobis-Euphono-Films "Der Meineidbauer" statt, zu der sich auch die Hauptdarsteller unserer Exl-Bühne mit ihrem Regisseur Leopold Hainisch eingefunden hatten, die zu dem großartigen Erfolg in diesem Meisterwerk herzlichst beglückwünscht und von den Innsbruckern lebhaft gefeiert wurden.

Im Zeichen Ludwig Anzengrubers, unseres großen, alpenländischen Volksdramatikers, ist die Exl-Bühne vor 40 Jahren, am 31. März 1902 im "Oesterreichischen Hof" zu Wilten angetreten und hat damit Richtung und Ziel ihres künstlerischen Wollens, das nichts Geringeres als die Befreiung vom landläufigen Bauerntheater und die Eroberung des dichterischen Volksstückes bedeutete, klar betont. Im Zeichen Anzengrubers und seines dichterischen Vollenders Karl Schönherr ist dann der Siegeszug der Exl-Bühne von der tirolischen Heimat durch die deutschen Lande und durch halb Europa verlaufen und dieser künstlerischen Verpflichtung ist die Exl-Bühne bei aller Berücksichtigung leichterer, unterhaltender Kost durch vier Jahrzehnte treu geblieben.

Und nun ersteht Anzengrubers Volksstück "Der Meineidbauer", der zweite meisterliche Wurf des Dichters, auch im neuzeitlichen Tonfilm, betreut und gestaltet von den Exl-Leuten, die damit von der Höhe ihres Wirkens zu ihren Ursprung zurückkehren [ ].

In voller Erkenntnis, daß ein solcher Anzengruber nur aus stärksten schauspielerischen Impulsen zu vollem Leben zu erwecken ist, haben sich die Tobis und ihr Spielleiter Hainisch die stärksten Mittler des dichterischen Volksstückes im Alpenraum, welche die deutsche Gegenwartsbühne kennt, ausgewählt, die Exl-Leute. Schon oft sind berühmte Namen dieser Volksdarsteller im Mittelpunkt des deutschen Films gestanden, aber noch nie ist die Harmonie, das einzigartige Zusammenspiel der Exl-Leute, so fühlbar geworden, wie im "Meineidbauer". Man könnte meinen, daß Ferdinand Exl oder Eduard Köck selbst Regie geführt haben, so tadellos greifen die schauspielerischen Elemente und Verzahnungen ineinander, so stark pocht der Puls der Handlung, die ohne jede ablenkende Einzelheit sich um die bewegenden Motive der Dichtung kristallisiert. Das Grelle und Brutale der "Geierwally" wandelt sich im "Meineidbauer" in gedämpfte tragische Grundstimmung [ ].

Tiroler volksverbundene Kunst schuf das Gestaltende dieses Films, Tiroler Landschaft, sparsam und doch eindrucksvoll der Umgebung von Sölden im Oetztal entnommen, schenkt ihm den Naturrahmen. Das Schäumen und Brausen der Oetztaler Ache gibt den Schlußszenen des Films die dramatische Melodie. Die
Musik des Films stammt von Rudolf Kattnigg, der ja auch lang mit dem Tiroler bzw. Innsbrucker Musikleben verbunden war.

So wird der Euphono-Film der Tobis, der seit gestern in Innsbruck läuft, nicht nur das Meisterwerk Ludwig Anzengrubers, sondern auch die Kunst der Exl-Leute, als edle Frucht des tirolischen Heimatbodens und seiner schöpferischen Kräfte, der weiten deutschen Welt verkünden.



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Sonderkonzert Wilhelm Stroß
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. Dezember 1941, Seite 6
Von Dr. Karl Senn

Als letzte Feier des heurigen Gedenkjahres von Wolfgang Amadeus
Mozarts 150. Todestag veranstaltete die
Konzertunternehmung Johann Groß am 18. d[ieses] M[onats Dezember] im Großen Stadtsaal ein Sonderkonzert, für das sie Professor Wilhelm Stroß aus München und sein Kammerorchester verpflichtet hatte.

Professor Wilhelm Stroß ist ein Künstler von seltener Prägung, ein Geiger voll edelster Kultur, der sicher in der ersten Reihe aller Geigenkünstler steht. Seinem Kammerorchester ist er ein idealer Führer, der das höchste aus ihm herauszuholen versteht. So befreiend, so verklärt ist Mozart wohl noch nicht gespielt worden; es war edelste Kunst, die uns die Münchner Gäste geboten haben.

Die Vortragsfolge brachte eine Reihe interessanter Werke. Eröffnet wurde sie mit dem
Marsch in D-dur, Köch.-Verz. 445 [ ]. Dann spielte Prof. Stroß mit schlackenlosem Ton in prachtvoller Ausgeglichenheit das Violinkonzert in G-dur Köch.-Verz. 216 [ ]. Das nun folgende Divertimento Nr. 17 in D-dur Köch.-Verz. 334, war ein ausgesprochenes Glanzstück [ ]. Die Partie der ersten Geige hat stark virtuoses Gepräge und gab Prof. Stroß neuerdings Gelegenheit, in herrlich abgewogenem Spiel seine große Kunst zu zeigen [ ]. Die konzertante Symphonie in Es-dur für Violine und Violasolo mit Orchester, Köch.-Verz. 364,gehört zu Mozarts bedeutendsten Werken [ ]. Die Solobratsche spielte Valentin Haertl aus München, ein hervorragender Künstler auf seinem Instrument. Es war ein Hochgenuß, von beiden Solisten, unterstützt von dem ausgezeichneten Kammerorchester, das von Wohllaut überfließende Werk so vollendet dargeboten zu hören.
Den Abschluß des Konzertes bildete die
Serenade Nr. 6 (Paukenserenade) [KV 239, ]. Die vielen Veranstaltungen, die uns das Mozart-Gedenkjahr brachte, hätten keinen schöneren Abschluß finden können. Dementsprechend groß war auch die Begeisterung der zahlreichen Zuhörer.



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Innsbrucker Nachrichten vom 20. Dezember 1941, Seite 6

Die Kollektivausstellung Emmerich Seilern

im Rundsaal des Tiroler Landesmuseums wird über die Weihnachtsfeiertage bis 28. Dezember verlängert.



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Tirol-Vorarlberg. Natur Kunst Volk Leben 1941, Heft 4, Cover

Titelbild von Oswald Haller

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Weihnachtsfeier unserer Soldaten
Unter freudiger Mitwirkung der Bevölkerung Front und Heimat um den Lichterbaum
In: Innsbrucker Nachrichten vom 23. Dezember 1941, Seite 3
Signiert "H. Fk."

Innsbruck, 22. Dez[ember]. So wie der Soldat draußen an der Front Weihnachten im Kreise seiner Kameraden verbringt, führen auch die Soldaten in der Heimat, die entweder auf die Stunde des ersten Einsatzes harren oder Heilung der Wunden finden, die ihnen der Krieg geschlagen hat, in ihrem Kreise die Weihnachtsfeiern durch. In Innsbruck fanden die Weihnachtsfeiern unserer Soldaten in den letzten Tagen statt. Vertreter von Partei und Staat sowie die Angehörigen der Soldaten nahmen daran teil. Gerade das freudige Mitwirken der Bevölkerung an diesen kameradschaftlichen Treffen war wiederum Beweis dafür, wie sehr die Heimat mit unseren Soldaten verbunden ist.

Der Große Stadtsaal war aus diesem Anlasse geschmackvoll mit Tannengrün geschmückt. Die Ortsgruppe Pradl hatte die Betreuung der Kompanieangehörigen übernommen. Oberstleutnant Ritter von Denzel nahm inmitten seiner Soldaten an der Feier teil. Im Laufe des Abends traf auch noch Kreisleiter Pg. Doktor Primbs im Stadtsaal ein. Nach einer kurzen Ansprache von Hauptmann Wisiol, der vor allem der Kameraden draußen an der Front gedachte, die nun fern der Heimat die dritte Kriegsweihnacht verbringen, wurde von den Jägern der mächtige Lichterbaum entzündet. Der Ortsgruppenleiter von Pradl, Pg. Baldauf, wies auf die enge Verbundenheit von Partei und Wehrmacht hin und verteilte die Gaben. Den weiteren Verlauf des Abends würzten die Kompanieangehörigen mit heiteren Vorträgen und
musikalischen Darbietungen. Ein Musikkorps der Wehrmacht spielte zwischendurch flotte Weisen. Die Frauenschaft der Ortsgruppe Pradl sorgte für die Verteilung der von der Kompanie gestifteten leiblichen Genüsse.

Gleichzeitig führte im Großen Saal des Hotels "Maria Theresia" eine Nachrichten-Ersatzkompanie in würdigem Rahmen ihre Weihnachtsfeier durch. Hauptmann Sailer wie in seiner Ansprache besonders auf die Unterschiede zwischen der dritten Kriegsweihnacht im Weltkrieg und der dritten Kriegsweihnacht in unserem Schicksalskampfe hin. Während damals der Soldat draußen an der Front in verschworener Gemeinschaft in seinem Schützengraben das Fest beging und den unerschütterlichen Glauben an den Sieg im Herzen trug, bröckelte in der Heimat bereits das Vertrauen auf den Sieg ab. Die dritte Weihnacht dieses Krieges jedoch sieht anders aus. Gerade sie ist Zeugnis für das Einssein von Front und Heimat. Hauptmann Sailer gedachte sodann all jener, die in diesem Schicksalsjahr unseres Volkes ihr Leben gelassen haben. Auch sie weilen nun in der Weihnachtszeit in unserer Mitte und gehören immer und zu allen Zeiten zu uns. Den heiteren Teil des Abends bestritten Angehörige der Kompanie, die mit Schwung allerlei lustige Einfälle zum besten gaben. Der Hauptfeldwebel war in seiner Eigenschaft als Mutter der Kompanie um das leibliche Wohl seiner Kompanieangehörigen bedacht.

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Bergland 1941, Heft 11/12, Cover

Sepp Ringel, Weihnacht 1941





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Innsbrucker Nachrichten vom 23. Dezember 1941, Seite 5

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Mozartfeier in Kitzbühel
In: Innsbrucker Nachrichten vom 23. Dezember 1941, Seite 5
Signiert "W. H."

Zum Gedenken des 150. Todestages Mozarts fand in Kitzbühel ein großer Konzertabend statt, in dem sich Prof. [Erik] Digli, Musikdirektor von Kitzbühel, mit seinem Kammerorchester erstmals mit seinem Streichquartett vorstellte. Das Quartett berechtigt zu den schönsten Hoffungen. Nur mit größtem Fleiß war es wohl möglich, den Abend so vortrefflich zu gestalten. Die Herren Digli, Jalo, Schneider und Huschka bilden eine musikalische Gemeinschaft, der ausgeglichenes Spiel, schöne Tongebung und genauer Rhythmus eignen. Nach dem G-dur-Quartett sang Eugen Schürer, am Klavier begleitet von Herta Reiß, Mozart-Lieder. Den Abschluß des Konzertes bildete der Vortrag eines Adagios und Menuetts für Kammerorchester. Das Orchester hat seit seinem ersten Auftreten im Frühjahr bei der Mozartserenade große Fortschritte gemacht, die nicht zuletzt seinem rührigen Dirigenten Digli zu verdanken sind. Mit nicht endenwollendem Beifall dankte die zahlreiche Zuhörerschaft für den genußreichen Abend.

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Neueste Zeitung vom 30. Dezember 1941, Seite 4





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Tiroler Volksblatt vom 31. Dezember 1941, Seite 8