1943, IV. Quartal
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1943, Oktober
Tiroler Landboten vom 1. Oktober 1943, Seite 6
Abendsingen der Hitler-Jugend in Kitzbühel
Am vergangenen Samstag veranstaltete die Jungen- und Mädelsingschar von Kitzbühel unter der Leitung von Hauptgefolgschaftsführer Norbert Wallner im Landratshof in Kitzbühel für das Winterhilfswerk ein Abendsingen, bei dem der Kreisleiter, Bereichsleiter Merath zugegen war. Die Veranstaltung erntete den ungeteilten Beifall aller Zuhörer. Am Nachmittag desselben Tages war sie in einem Reservelazarett in Kitzbühel durchgeführt worden, wo sich die Verwundeten über die ausgezeichneten Darbietungen der Jungen und Mädel, die in ihrer schmucken Heimattracht erschienen waren, herzlich erfreuten.
Arbeitsmaiden singen und spielen [in Kundl]
Die Arbeitsmaiden des RAD.-Lagers Kundl veranstalteten einen wohlgelungenen und sehr abwechslungsreichen Abend zugunsten des Kriegs-Winterhilfswerkes, nachdem sie ihre Gebefreudigkeit bereits durch einen namhaften Beitrag zur Reichsstraßensammlung bewiesen hatten. Die Volksgenossen von Kundl und Umgebung besuchten den Abend in großer Zahl und bekundeten dadurch ihre Verbundenheit mit dem Reichsarbeitsdienst.
Theateraufführung [in Wörgl]
Auf der Bühne des Astnersaales wurde die dreiaktige Bauernposse „Der Weibertausch“ unter der Spielleitung von August Klingenschmid aufgeführt. Die Urwüchsigkeit aller Spieler löste wahre Lachsalven aus. Großen Anklang fanden auch die Zither- und Gesangeinlagen in den Pausen. Das vollbesetzte Haus dankte mit lebhaftem Beifall für zwei fröhliche Stunden.
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Hitler-Jugend im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 1. Oktober 1943, Seite 3
Mit der Komödie „Die schöne Welserin“ von Josef Wenter, die unter der Spielleitung des Schauspieldirektors Süßenguth einen verheißungsvollen Auftakt brachte, hat der Veranstaltungsring der Hitler-Jugend Innsbruck-Stadt die Spielzeit seiner Theaterringe eröffnet. Der Führer des Bannes, Oberstammführer [Hermann] Pepeunig, sprach in seinen einführenden Worten über Sinn und Zweck des Theaterbesuches durch die Jugend im Kriege. Durch Entgegenkommen der Theaterleitung war es möglich, in diesem Jahre die beiden Ringe auf je zehn Veranstaltungen zu erweitern. In der Spielplangestaltung nimmt das Schauspiel den beherrschenden Platz ein. Es wird mit sieben Aufführungen einen eindrucksvollen Einblick insbesondere in das Schaffen der deutschen Klassiker vermitteln, die in der Spielzeit 1943/44 erfreulicherweise zahlreich vertreten sein werden. Als musikalische Bühnenwerke bringt der Ring zwei Opern und eine Operette.
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Innsbrucker Nachrichten vom 2. Oktober 1943, Seite 4
Ausstellung Wolfgang Ögg
Der Innsbrucker Maler Wolfgang Ögg stellt gegenwärtig im Schaufenster der Buchhandlung des Deutschen Alpenverlages in der Maria-Theresien-Straße eine Auswahl von Aquarellen und Zeichnungen aus. Die meisten dieser Bilder gestalten Motive von der Ostfront, besonders Landschaften und charakteristische Volkstypen.
Konzertabend in Solbad Hall
Konzertmeister Roman Wisata spielt am 7. Oktober im Stadtsaal von Solbad Hall Violinsonaten von Mozart, Cesar Franck, Giaccona von [Tomaso Antonio] Vitali, Stücke von [Niccolò] Paganini und [Josef] Suk, [Manuel] de Falla. Besonderes Interesse wird die Erstaufführung eines Concertinos des jungen Innsbrucker Musikers Robert Neßler begegnen. Am Flügel begleitet Hertha Reiß.
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„Die zerrissene Venus“
Erstaufführung an der Breinößl-Bühne
In: Innsbrucker Nachrichten vom 4. Oktober 1943, Seite 6
Von Siegfried Laviat
Um die Breinößl-Bühne unserer Stadt weht echte Landluft. Man stellt zwar an sie nicht die höchsten künstlerischen Anforderungen, muß ihr aber immer wieder eines zugute halten: sie hat den ihr maßgerechten „Mimus“ heute schon, durch die Spielleitung Albert Peychärs, auf einen sehr beachtlichen Stand gebracht.
Ein Beweis hiefür war wiederum die letzte Erstaufführung. Das neue Stück gab den Breinößl-Leuten reichliche Gelegenheit, die drastischen Möglichkeiten einer Posse restlos auszuschöpfen. „Die Venus im Dorf“, ein Bild, das als fingiertes Kunstwerk absichtlich zum Streitobjekt zweier Familien gemacht wird, um „zerrissen“, als Korpus delicti, Friedenstifter zu werden, stellt das „erregende Moment“. Dieses setzt ein Bauernliebespaar, um seinen Eltern hinterlistig die Heiratserlaubnis abzutrotzen, in Szene, unter Meisterregie eines Gemeindesekretärs. Fred Tschofen ist dieser Pfiffikus, der Drahtzieher feingesponnener Fäden. Komödiantenblut hat Liesl Hörmann. Sie führt als resolut-resche Magret mit Sepp Schmid als schneidigem Liebhaber im Verein, ein Paradestück an Verstellungskunst auf. Die Situationskomik, die gerade sie temperamentvoll ausspielt, gehört zum Hausbestand jeder Posse, daher auch rustikale Raufhändel, geriebene Intrigen und – als Endeffekt – die „Ueberraschung“: die beiden Väter – von Albert Peychär und August Burger originell geprägt – ziehen zuletzt doch trotz altkluger Schlauheit, den kürzeren vor den Jungen.
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Bozner Tagblatt vom 9. Oktober 1943, Seite 4
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Erstes Symphoniekonzert
Uraufführung der Partita von Emil Berlanda
In: Innsbrucker Nachrichten vom 9. Oktober 1943, Seite 4f.
Von Hermann J. Spiehs
Den Auftakt zur kommenden Konzertsaison bildete das Konzert unseres Gau-Symphonieorchesters am 7. Oktober. Intendant M[ax] A[lexander] Pflugmacher hatte das Vorspiel zu R[ichard] Wagners Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ an die Spitze der Vortragsfolge gesetzt […].
Die Uraufführung einer dreisätzigen „Partita“ von Emil Berlanda begegnete besonderes Interesse. Der durch die „Mozart-Variationen“ und eine „Ballettmusik“ in weiteren Kreisen bekannt gewordene Innsbrucker Komponist hat mit diesem neuen Opus erneut Zeugnis abgelegt von der musikalischen Könnerschaft und Begabung […].
Prof. Bernhard Leßmann, Konzertmeister der Berliner Oper, meisterte den heiklen Solopart mit technischer und intuitiver Sicherheit und machte sich als Wegbereiter um das Werk in hohem Maße verdient. Desgleichen Intendant M. A. Pflugmacher, der sich ja die Förderung der heimischen Komponisten schon lange angelegen sein läßt. Anton Bruckners III. Symphonie beschloß das Programm […].
Das von Mitgliedern der Bayrischen Staatskapelle verstärkte Orchester, den Dirigenten und Solisten sowie den anwesenden Tonsetzer Emil Berlanda ehrte lauter Beifall.
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Spielplanänderung im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 9. Oktober 1943, Seite 4
Aus technischen Gründen finden im Reichsgautheater am Dienstag, 12. und Freitag 15. Oktober, jeweils um 19.30 Uhr, Aufführungen der Operette von Carl Zeller „Der Vogelhändler“ statt, nicht wie vorgesehen war „Bezauberndes Fräulein“.
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Neueste Zeitung vom 11. Oktober 1943, Seite 1
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Lob der deutschen Musik
In: Innsbrucker Nachrichten vom 13. Oktober 1943, Seite 4
Von Hermann J. Spiehs
Unter diesem Titel bot ein Leipziger Ensemble am Sonntag, den 10. d. M., im Musikvereinssaal in Innsbruck allerlei Hörens- und Sehenswertes. Man fühlte sich bei der zwanglosen Folge der Darbietungen in die intimen Zirkel eines Hausmusikbetriebes versetzt. Inge Rahm als Sprecherin wußte mit Scharm und Geschmack ihre verbindenden Worte zu sagen. Ihre Gedichtvorträge nach Goethe, Mörike, Ebner-Eschenbach, Seidl, Lilienkron und Weinheber, denen durchwegs musikalische Stoffe zugrunde lagen, zeigten von guter Sprechtechnik und starker Einfühlung.
Ihre beiden Kunstkameradinnen: Philine Fischer (Gesang) und Erika Weynert (Tanz) boten ebenfalls prächtige Leistungen. Philine Fischer sang unter anderem aus den „Schlichten Weisen“ von Max Reger und ein nachgelassenen, äußerst ansprechendes Lied („Die Kleine“) von Hugo Wolf; ferner die Mozart-Arie: „Il Ré Pastore“ und zwei Frühlingsweisen von H[ermann] Zilcher. Man freute sich dieser jugendlich-schönen Sopranstimme voller Schmelz und Wärme, die schon jetzt sehr expansionsfähig erscheint, und empfand beglückt die Unbeschwertheit und Hingabe der auch in Erscheinung und Wesen gar anmutvollen Künstlerin. Erika Weynert tanzte nach barocken und klassischen Stücken. Ein schönes Ebenmaß des Körpers und der Bewegung befähigt sie zu bereits persönlich ausgeprägten Leistungen. Insbesondere offenbarte sie bei den „Deutschen Tänzen“ von Schubert und im Volksliedhaften Können und Stilgefühl.
Den instrumentalen Teil besorgten: Dr. Hans Mlynarczyk (Violine), Fritz Schertel (Violoncello) und Klaus von Axelson (Klavier). Auch sie hatten sich in den Dienst gutdeutscher Musikgeister gestellt. Nebst Gluck, Beethoven, Schumann, Brahms, Liszt kamen auch weniger bekannte Meister, wie [Julius] Goldermann (Allegro für Violoncello und Klavier), Xaver Hammer (Klaviersonate) zu bedeutsamer Wiedergabe. So erhielt der Abend neben den beschwingten Leistungen der jugendlichen Partnerinnen auch eine mehr gewichtigere Note. Wieder einmal hatte man bei dem rasch gefundenen und anhaltenden Kontakt mit den Zuhörern das angenehme Gefühl: es geht auch ohne ausgesprochenes Virtuosentum!
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„Frech und fromm“
Heitere Dichtung in der Volksbildungsstätte
In: Innsbrucker Nachrichten vom 13. Oktober 1943, Seite 4
Von Hildegard Ostheimer
Wahrer Humor ist stets eines Sache des Herzens und es ist nicht das laute, derbe Lachen, das ihn ausmacht, sondern vielmehr das feine Lächeln, das von innen kommt. Dies aber ist nun etwas, was gerade uns Deutschen besonders eignet. – Vielleicht mochte es manchen Wunder nehmen, unter dem vieldeutigen Titel des Vortragsabends Hans Fuhrmann am Montag im Claudiasaal Namen wie Goethe, Schiller, Uhland und Liliencron auf dem Programm zu finden. Aber zeigten nicht gerade diese Namen neben denen eines Busch und Morgenstern, daß der Vortragende, diesmal eben dieses Lächeln erwecken wollte, das – man muß es nur zu finden verstehen – aus dem Werk eines jeden unserer wirklich Großen vergnüglich hervorblinzelt. Es sei vorweggenommen, daß das Gewünschte vollkommen gelang: ein äußerst geschickter Könner, der jedoch über der glänzenden Beherrschung der Materie stets noch Inneres mitgab, führte seine Zuhörer auf dem Weg eines – wie schon erwähnt – feinsinnig und geschmackvoll gewählten Programmes zu jener besinnlichen Heiterkeit, die wahre Freude schenkt. Fröhliche Gesichter und lebhafter Beifall eines leider nur kleinen Kreises lohnten ihn dafür. Man verließ den Abend mit dem Wunsch, bald wieder Aehnliches, vielleicht auch in weiterem Rahmen, zu hören.
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Tag der Hausmusik
In: Bozner Tagblatt vom 14. Oktober 1943, Seite 4
Der gewaltige Aufschwung, den die Hausmusik in der Kriegszeit genommen hat, bestätigt, daß sie einem innersten Naturbedürfnis des deutschen Volkes entspricht. Heimat und Front sind auch in der Hausmusik miteinander verbunden. Der „Tag der deutschen Hausmusik 1943“ wird wiederum ein Mittelpunkt der kulturellen Jahresarbeit auf diesem Gebiete sein. Er wird am 13. November durchgeführt. Unter den musikalischen Gedenktagen des Jahres 1943 hebt sich Max Regers 70. Geburtstag hervor, durch dessen Schaffen die Kammermusik wertvollste Anregungen empfangen hat. Aber auch die junge Komponistengeneration hat die Formen der Hausmusik als festes Arbeitsgebiet in ihr Schaffen einbezogen. Daher soll das Thema der diesjährigen Hausmusik lauten „Max Reger und Schaffende der Gegenwart“. Im Mittelpunkt des Hausmusiktages 1943 wird die Stadt Straßburg i. E. stehen. Der gemeinsam von der Stadt Straßburg und der Reichsmusikkammer durchzuführende „Straßburger Hausmusiktag 1943“ soll nämlich wie der Wiener, Salzburger und Leipziger Hausmusiktag der letzten Jahre die Formen des häuslichen Musizierens in beispielhafter Weise herausstellen. Eine der Grundformen des häuslichen Musizierens ist das vierhändige Klavierspiel. Dieser Spielgattung soll sich der Hausmusiktag 1943 besonders annehmen.
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Die Planungen des deutschen Films für 1943/44
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. Oktober 1943, Seite 4
Wir alle wissen, daß der deutsche Film im Kriege nicht schwächer sondern stärker geworden ist, und wenn wir heute unsere Leser mit dem großen Programm bekannt machen, das die sieben deutschen Produktionsfirmen für das Jahr 1943/44 vorlegen, so können wir uns dabei auf die Würdigung dieses schon in großen Teilen in Arbeit umgesetzten Planes beschränken.
Die großen zeitgemäßen Themen lassen sich durch eine Reihe von Filmen ausdrücken, die das Gesicht des europäischen Films in den nächsten Jahren bestimmen werden. An erster Stelle steht der Ufa-Film „Kolberg“, der unter der Regie von Professor Veit Harlan mit den Hauptdarstellern Kristina Söderbaum, Heinrich George und Horst Caspar gedreht wird. Dieser Film schildert als eine Lehre für unsere Zeit die Belagerung des friedlichen kleinen Städtchens Kolberg in Pommern an der Ostsee, das trotz Bombardement und Brand den Kampf nicht aufgibt, sondern standhält bis zum Tage des Waffenstillstandes und des Friedes. Ein zweiter großer Film ist der Tobis-Film „Der Vater“, der unter der Spielleitung von Erich Engels mit Emil Jannings nach einem Buch von Walter Wassermann entstehen soll. Er wird darin dargelegt, daß die Familie nach einem Wort des Philosophen Lichtenberg einem menschlichen Körper gleiche, in dem man der Mutter die Seele, dem Vater das Herz, das den Pulsschlag, den Lebensrhythmus der ganzen Familie bestimmt, zuschreiben muß. „Der Verteidiger hat das Wort“ heißt ein Tobis-Film, in dem Heinrich George als Hauptdarsteller unter der Regie von Werner Klingler einen berühmten Strafverteidiger zu verkörpern hat. Carla Rust und Rudolf Fernau werden seine Partner sein. Das Buch hat H. G. Peterson geschrieben.
Zu den Filmen mit großen Themen gehört auch der Tobis-Film „Ein Rudel Wölfe“, in dem das U-Boot eine große Rolle spielt. Der bekannte Regisseur Gustav Ucicky inszeniert den Film nach einem Buch von Willy Clever, Ellen Fechner und Wolfgang Frank.
Gerhard Menzel, bisher als Drehbuchautor hochkünstlerischer Filme bekannt, wird seine erste Regiearbeit mit einem Film vorlegen, den er nach seinem eigenen Buch „Am Vorabend“ nennt.
Rudolf Forster und Hilde Meißner sind die Hauptdarsteller einer Handlung, die sich am 31. August 1939 abspielt.
Filme, die gute Unterhaltung bringen werden, sind der Tobis-Film „Der Senator“, in einer norddeutschen Hafenstadt spielend, der Ufa-Film „Via Mala“, den der Regisseur des Jubiläums-Films „Münchhausen“, Josef von Baky mit Karin Hardt, Viktor Staal und Hilde Koerber nach dem bekannten Roman von John Knittel, den Thea von Harbou ins Filmische übersetzt hat, dreht. Die Musik zu diesem Film schreibt der durch den Rundfunk bekannte Georg Haentschel. Auch Otto Ludwigs Tragödie „Der Erbförster“ wird in diesem Jahr auf der Leinwand erscheinen.
Interessant zu werden verspricht der Albers-Farbfilm „Große Freiheit Nr. 7“, der das Leben in einer großen deutschen Hafenstadt schildert, und der nach einem Schauspiel von Richard Billinger von Hans Steinhoff gedrehte Film „Gabriele Dambrone“, der den Weg einer kleinen Näherin zur großen Schauspielerin erzählt. Er ist mit Gusti Huber, Siegfried Brauer, Christl Mardayn, Ewald Basler und Eugen Klöpfer besetzt.
Unter den heiteren Filmen verspricht der Tobis-Film „Peter Voß der Millionendieb“ von Karl Anton gedreht, mit Viktor de Kowa und Harald Paulsen beste Unterhaltung. Den großen Erfolg ihres Rühmann-Films „Quax, der Bruchpilot“ will die Terra fortsetzen in ihrem Film „Quax in Fahrt“, in dem wir Rühmann mit Herta Feiler und Karin Himboldt sehen werden. Die Spielleitung hat der durch seinen ersten Film „Sophienlund“ als Autor bekanntgewordene Helmut Weiß. Einen Hauptspaß wird der Terra-Film „Die Feuerzangenbowle“ bringen, der nach dem bekannten Roman von Heinrich Spoerl ebenfalls mit Heinz Rühmann und Karin Himboldt von Helmut Weiß inszeniert wird.
Die beliebte Spielart des Kriminalfilms ist diesmal auch reichlich vertreten. Wir nennen den Tobis-Film „Herr Sanders lebt gefährlich“ mit Paul Verhoeven und Harald Paulsen, den ebenfalls von der Tobis gedrehten Film „Um 9 Uhr kommt Harald“ mit Irene von Meyendorff, Anneliese Uhlig und Hans Nielsen und den Tobis-Film „Die Hochstaplerin“ mit Sybille Schmitz, Karl Ludwig Diehl und Fritz Wagner. „Der Täter ist unter uns“ heißt ein Bavaria-Film, in dem Paul Dahlke und Margot Hielscher die Hauptrollen spielen werden. Große Spannungsmomente enthält der Bavaria-Kriminalfilm „Die unheimliche Wandlung des Alex Roscher“, in dem Rudolf Prack die tragende Rolle verkörpert.
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„Kabale und Liebe“
Ein bürgerliches Trauerspiel in 5 Akten (8 Bildern) von Friedrich Schiller – Neuinszenierung am 13. Oktober im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. Oktober 1943, Seite 4
Von Karl Paulin
Was uns heute am mächtigsten in den Jugenddramen Schillers bewegt, ist der revolutionäre Zug, der diese Erstlinge eines Dichters, der einer morschen Welt den Kampf ansagt, durchglüht. Wie müssen diese vulkanischen Ergüsse eines Dramatikers, der – ein Jahrzehnt vor dem Ausbruch der französischen Revolution – mit einer Kühnheit ohnegleichen für die von Fürsten- und Adelstyrannei geknechteten Menschenrechte in die Schranken trat, bei ihrem ersten Erscheinen auf der Mannheimer Bühne gewirkt haben! Denn damals herrschte ja noch das kleindeutsche Fürstentum unumschränkt und hatte alle Mittel der Gewalt in Händen, um jede Empörung niederzuhalten. Daß trotzdem der Aufschrei Schillers nicht mehr verhallte, ist der bündigste Beweis für die Unsterblichkeit des Genies.
Das Zeitlose in „Kabale und Liebe“ prägt sich ebenso wie in den „Räubern“ in der kämpferischen Haltung aus, die hier naturgeborene Liebe und bürgerlicher Vaterstolz gegen die sitten- und skrupellose Herrschaft des Hofes und des Beamtentums einnimmt. Endet auch dieses „bürgerliche Trauerspiel“ mit dem Tode des Liebespaares, so triumphiert doch die sittlich gebundene Liebe über die Kabalen einer selbstsüchtigen, verbrecherischen, herrschenden Schichte. Nicht die zeitgebundenen äußeren Umstände der Handlung und das theatralische Intrigenspiel, sondern die bewegenden ethischen Grundkräfte spiegeln den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, bilden das eigentliche Moralische der Dichtung.
Dieses Unvergängliche in Schillers Dramen so herauszustellen, daß es die Herzen unserer Zeit rührt, ist die Aufgabe der deutschen Gegenwartsbühne. Daß unser Reichsgautheater die Klassiker mit ungewöhnlichem Erfolg der neuzeitlichen Bühne eingliedert, haben schon zahlreiche mustergültige Aufführungen der letzten Jahre bewiesen. Noch wirkt der Schwung und Glanz der „Räuber“-Neuinszenierung besonders in den empfänglichen Herzen unserer Jugend nach, und schon gewinnt das dichterisch verwandte Trauerspiel „Kabale und Liebe“ bühnenmäßige Form. Paul Schmid hat das Drama mit jener in den dichterischen Kern eindringenden gediegenen Sorgfalt geleitet, die seiner Regie wie seinem Spiel eigen ist. Traf der Spielleiter damit den Stil des Ganzen, so prägte er als Darsteller den Präsidenten von Walter mit männlich harter Kraft. Ihm zur Seite stand ein Sekretär Wurm, dem Siegfried Süßenguth das Diabolische eines geborenen eiskalten Schurken gab. Ein anderer Franz Moor übte dieser Sekretarius sein schuftiges Handwerk wie eine erlesene Kunst und wurde so fast zu einem unpersönlichen Sinnbild des Bösen an sich. Eva Maria Meier war eine Luise von zarter mädchenhafter Natürlichkeit, in der sich eine reine Seele spiegelte. Diese Luise stand ebenso im Schimmer eines schuldlos erlittenen Schicksals wie Kleists Käthchen. Hermann Kellein gab dem Ferdinand das innere Feuer einer idealistischen Natur, die ihre tragische Berufung, Schicksal und Opfer zugleich zu sein, im Kampf gegen den Vater und gegen die Milford erfüllt. Breit und fest auf bürgerlicher Erde stand der Musikus Miller, den Emil Bauer-Dorn rau und herb, aber mit dem echten Herzschlag eines aufrechten deutschen Mannes spielte, der in der großen Szene mit dem Präsidenten über sich selbst hinauswuchs. Gisa Ott war eine ausgezeichnete Frau Miller, Ottomar Mayr gab dem Hofmarschall von Kalb einen fein humoristischen, fast graziösen Umriß, Hans Ulrich Bach ließ in der Erzählung des Kammerdieners den Jammer des unterdrückten Volkes erzittern.
Die von Hans Siegerts kunstvollen Bühnenbildern umrahmte Neuinszenierung fand bei dem vollbesetzten Haus ein so lebhaftes Echo, daß die Darsteller immer wieder für den begeisterten Beifall danken konnten.
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Innsbrucker Nachrichten vom 15. Oktober 1943, Seite 4
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Unsere Gebirgsjäger stellen aus
Die große Schau „Bergvolk-Soldatenvolk, die nach Innsbruck kommt
In: Innsbrucker Nachrichten vom 16. Oktober 1943, Seite 3
Wir berichteten kürzlich über die Eröffnung der großen Werbeausstellung unserer Gebirgstruppe „Bergvolk-Soldatenvolk“ in der Residenz zu Salzburg, und bringen heute einen ausführlichen Ueberblick über diese wirklich sehenswerte Schau, die schon nach wenigen Tagen über 15.000 Besucher aufzuweisen hat und demnächst auch in Innsbruck gezeigt werden wird.
Man könnte diese Schau die viertausend Kilometer lange Brücke nennen. Sie rückt uns die fernen Fronten unserer Gebirgsjäger nahe und gibt uns einen anschaulichen Einblick in ihr Leben und ihren Kampf. Was Worten und Bildern nur zum bescheidenen Teile gelingt, lebt hier in uns ungleich eindringlicher und wahrer wieder auf. Da steht man in einem richtigen grob gefügten Bunker, der von Ladogasee her geholt worden ist, sitzt im engen Wohnraum, dem kunstfertige Soldatenhände ein heimatlich gewohntes Gesicht gaben, dort sieht man ein lebenswahres, kunstvoll gebautes Relief, das auch die kleinsten Kleinigkeiten nicht vergaß und uns einen jener vielen Kampfstützpunkte zeigt, die hoch droben an der Eismeerfront von unseren Gebirgsjägern gehalten werden. Alles ist hier echt, nichts ist gekünstelt oder verschönert. Und weil diese eigenartige und unendlich vielseitige Ausstellung nicht nur den Kampf, sondern auch das Leben und Wohnen unserer Soldaten zeigt, drängt sich nicht nur die Jugend, der diese Schau vor allem gilt, in den weiten Sälen. Täglich schauen und bestaunen tausende Mütter und Frauen die vielen Dinge, die ihren Söhnen und Männern nun zur täglichen Umwelt geworden sind. So überbrückt diese Schau wirklich die unendliche Weite und knüpft ein lebendiges Band zwischen Bergheimat und ferner Front.
Ein Teil der reichhaltigen Ausstellung wird von den an den Fronten stehenden Gebirgsdivisionen gestellt, während der andere von den Ersatztruppenteilen der Heimat beschickt wird.
In den stillen Stunden der Kampfpausen haben unzählige fleißige Hände in Bunkern und Gräben an den Ausstellungsstücken gearbeitet. Da ist, um nur wenige Beispiele herauszugreifen, ein sauber gearbeitetes Schachspiel zu sehen, das ein Soldat kunstvoll geschnitzt hat. Auf dem Spielbrett liegt das ganze Handwerkzeug: ein altes Taschenmesser und eine Rasierklinge! Oder eine Wanduhr, die als Kuriosum von der Eismeerfront gekommen ist. Sie besteht ausschließlich aus Holz. Alle Räder und Rädchen des Uhrwerkes sind mühselig mit primitivsten Mitteln aus Holz geschnitzt worden. Und diese Uhr geht sogar. Unsere Tiroler Gebirgsjäger haben aus der Tundra und aus den sowjetischen Weiten prächtige Holzschnitzarbeiten geschickt, die dort die Bunker zierten.
Ein Glanzstück der Ausstellung ist zweifellos das naturgetreue Modell der „Edelweißhütte. Ein großes Bauwerk mit vielen Räumen, die der Erholung unserer Jäger dienen. Diese „Hütte“ steht dicht hinter der Eismeer-Front. Sie ist nun im Modell auch in der Heimat zu sehen, und da das Dachwerk abgenommen werden kann, ist auch jeder der sauber eingerichteten Räume zu betrachten, in denen unsere Soldaten Entspannung von den schweren Kämpfen finden.
Ein Riesenrelief zeigt den Siegesweg einer Gebirgsdivision durch Europa, daneben viele Reliefs von Stützpunkten im Osten und in der Tundra, dann ein kunstvoll gezimmertes Modell einer Brücke über die Liza, Rentierfell-Säcke, auf Schiern montiert, zum Transport von Verwundeten, Lappenkleider, farbenfrohe Mützen und Hauben, Pelzschuhe, Gürtel und viele andere Stücke aus dem höchsten Norden. Eine graphische Darstellung zeigt den weiten Weg eines Verwundeten von der Front in die Heimat
Das sind nur wenige und wahllos herausgegriffene Beispiele dieses Ausstellungsteiles. Nicht minder interessant sind die Säle und Kojen mit den Ausstellungsstücken, die das Ergänzungsheer zusammengetragen hat. Da zeigen unsere Haller Artilleristen ein naturgetreues Modell eines Artilleriekampfstandes, auch ein richtiges Geschütz ist da zu sehen. Die Gebirgspioniere zeigen Brücken, die Feldschmiede haben eine richtiggehende Feldschmiede eingerichtet; in einer anderen weiten Koje ist in geschmackvoller Aufmachung die gesamte Ausrüstung der Gebirgsjäger, auch die Winterausrüstung zu sehen. Die Nachrichtentruppe bringt alle Geräte der modernen Meldetechnik, wie Funkstelle, Sprechvermittlung und Fernschreiber (die Geräte können sogar von Besuchern benützt werden), und die Veterinärdienste zeigen eine komplette Behandlungsstelle für Pferde, sogar eine Pferdezahlbehandlungsstelle mit den modernsten wissenschaftlichen Geräten, wie Röntgenapparaten und dergleichen. Die Sanitätstruppe schließlich ist mit einem vollkommen eingerichteten Operationszelt vertreten, sie zeigt weiter die modernsten Stahlabseilgeräte für den Verwundetentransport. Und daneben gibt es noch tausend andere sehenswerte Dinge, eigene und Beutewaffen, Minen und geballte Sprengladungen, pulverisierte Nahrungsmittel, sogar Obst in Pulverform für Stoßtrupps, um nur noch einiges zu nennen.
Ein eigener Saal ist dem stolzen Kapitel „Tradition“ vorbehalten. Hier wird die ruhmvolle soldatische Geschichte unserer Berggaue lebendig. Von vergangenen Jahrhunderten bis in die Gegenwart zeugen hier die ausgestellten Stücke vom Heldentum der Söhne unserer Heimat.
Der Ausstellung ist auch eine reichhaltige Gemäldeschau angegliedert, die rund siebzig Werke von Angehörigen der Gebirgstruppe darunter auch vielen Tirolern, zeigt. Ueber diesen Teil werden wir noch gesondert berichten.
Der Geist aber und der hohe Grad der Bewährung der Gebirgstruppe im gegenwärtigen deutschen Schicksalskampf spiegelt sich für den Besucher am eindringlichsten im Ehrenraum wider, der neben den altehrwürdigen Tiroler Kaiserjägerfahnen die Namen aller Ritterkreuzträger der Gebirgstruppen trägt.
So bietet diese Ausstellung, die erste in ihrer Art, in ihrer ebenso geschickten, wie geschmackvollen und würdigen Aufmachung ein wirklich eindringliches Bild, wie es lebendiger für die Heimat gar nicht denkbar ist.
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Gastspiel des Reichsgautheaters
Am Samstag, den 23. und Sonntag, den 24. Oktober 1943
In: Bozner Tagblatt vom 21. Oktober 1943, Seite 3
Im Auftrage des Obersten Kommissars für die Operationszone Alpenvorland, Gauleiter und Reichsstatthalter Franz Hofer, gastiert das Reichsgautheater Innsbruck am Samstag, den 23. und Sonntag, den 24. Oktober 1943 im Stadttheater Meran.
Zur Aufführung gelangt das der deutschen Panzerwaffe gewidmete Schauspiel „Die ewige Kette“ von Edgar Kahn.
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Bozner Tagblatt vom 23. Oktober 1943, Seite 4
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Meraner Gastspiel des Reichsgautheaters Innsbruck
Grosser Erfolg des Schauspiels „Die ewige Kette“
In: Bozner Tagblatt vom 25. Oktober 1943, Seite 3
Von Franz Pisecky
Über Auftrag des Obersten Kommissars der Operationszone Alpenvorland Franz Hofer, kam eine Spielgruppe des Reichsgautheaters Innsbrucker unter Leitung von Intendant M[ax] A[lexander] Pflugmacher nach Meran, um im dortigen Theater in einem zweitägigen Gastspiel den deutschen Soldaten das Bühnenspiel eines Dichters zu vermitteln, dem das Kampferleben in den Reihen der deutschen Panzerwaffe den Anstoß zur Gestaltung eines Dramas gegeben hatte, das in seiner Handlung u[nd] in seinem Aufbau nicht nur zeitnahe ist, sondern in jeder Szene und in allen Handelnden Personen eine Haltung offenbart, die kurz und mit einem Worte, als soldatisch zu bezeichnen ist.
Das Innere des Meraner Theaters ist an sich schon dazu geschaffen, die Gäste dieser Bühne irgendwie zu einer Gemeinschaft zu verbinden. Bei der Eröffnung des Gastspieles am 23. Oktober wurde eine solche Gemeinschaft besonders augenfällig. Mit den Soldaten, denen ja mit dem Gastspiel eine erwünschte Betreuung geboten werden sollte, war auch die einheimische Bevölkerung gekommen. In dem vollbesetzten Hause fielen besonders die vielen Trachten der Burggräfler auf, deren Träger, damit, daß sie das Ehrenkleid ihrer Väter trugen, so recht ihre Verbundenheit mit einer größeren Gemeinschaft und mit unseren Soldaten zur Schau brachten. Für diese Kameradschaft der Gäste war für das Gastspiel eben das rechte Stück gewählt worden […].
Es ist kein geringes Unternehmen, mitten im Kampf und im Wandel unserer Zeitwende Geist und Gestalten unserer Tage auf die Bühne zu bringen. Im Falle des Schauspieles „Die ewige Kette“ ist seinem Dichter der große Wurf gelungen. Des Werkes würdig war aber auch die Darstellung bei dem Meraner Gastspiel des Reichsgautheaters Innsbruck. Die Besetzung war im allgemeinen die der Innsbrucker Aufführung im vorigen Jahre […].
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Innsbrucker Nachrichten vom 5. Oktober 1943, Seite 3
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Neumarkt feierte Erntedankfest
Der Oberste Kommissar bei der Tagung der Führungsbeauftragten des Kreises
In: Bozner Tagblatt vom 26. Oktober 1942, Seite 1
Bozen, 25. Okt[ober] – Am vergangenen Sonntag besuchte der Oberste Kommissar, Gauleiter und Reichsstatthalter Franz Hofer den Kreis Unterland und nahm bei diesem Anlaß auch an einer Tagung der Führungsbeauftragten des Kreises in Neumarkt teil. Der Oberste Kommissar, der bei seinem Eintreffen in Neumarkt von der Bevölkerung herzlich begrüßt wurde, gab den Kameraden der Volksgruppe in seinen Ausführungen eine Darstellung der allgemeinen Lage sowie der Aufgaben, vor die er sich in seinem Amte gestellt sieht.
Besonders betonte er, daß es hauptsächlich darauf ankomme, den Weg, der sicher oft nicht leicht sein wird, im gemeinsamen Glauben und Vertrauen zueinander zu gehen. Über allem müsse die Sicherung der militärischen Notwendigkeiten im Bereich der Provinz Bozen und der ganzen Operationszone Alpenvorland stehen. Der Kampf, der uns aufgezwungen wurde und in dem auch die Menschen dieser Provinz auf ihren bestimmten Platz gestellt sind, geht um Sein oder Nichtsein. Wir können nicht daran denken, etwa den Krieg gegen Frieden einzutauschen, sondern einzig und allein den Sieg gegen die Vernichtung zu gewinnen, die uns vom Weltjudentum im Falle unserer Niederlag zugedacht wäre.
Es könne für uns doch wohl keinen größeren Ansporn geben, für den Sieg alles einzusetzen, und die höchsten Opfer zu bringen, wenn die Gegenseite aus ihren Absichten kein Hehl macht und uns ganz offen zu wissen gibt, daß die Absicht bestehe, jeden deutschen Mann zu 25jähriger Zwangsarbeit fern der Heimat zu verurteilen. Das würde nichts anderen als den Volkstod bedeuten.
Der Oberste Kommissar wies darauf hin, daß nach einer Reihe beispielloser Erfolge unserer Waffen in unserem Schicksalskampf da und dort einmal ein Rückschlag eintreten könne, daß aber gerade solche Rückschläge erst recht die ungeminderte Kraft der Nation zeigten, deren heutige Generation das Glück hat, mit dem Führer zu leben und arbeiten zu können. Einen solchen Beweis unserer Kraft konnte das Reich auch in den Wochen und Tagen erbringen, da in Italien ein Verrat von fast unvorstellbarem Ausmaße das Haupt erhob. Wir haben diesen Verrat überwunden, mit einer Schnelligkeit und einer Wucht, die die gegnerische Welt in Bestürzung versetzte und wir werden der Welt weiterhin zeigen, daß uns alles, was uns nicht umwirft, nur stärker machen kann. Der Oberste Kommissar schloß seine Rede mit der Aufforderung zu weiterer Leistungssteigerung. Unsere Generation hat unser und unserer Nachfahren Schicksal in ihren Händen.
Am Nachmittag fand dann in Neumarkt ebenfalls im Beisein des Obersten Kommissars sowie des Volksgruppenführers das Erntedankfest statt. Auf dem Festplatze war die Gemeinschaft des Ortes versammelt. Zwei Musikkapellen spielten zum Empfang der Gäste u[nd] während der Feier selbst. Mit den Standschützen waren Brauchtumsgruppen gekommen, die schon allein durch die leuchtenden Farben ihrer heimatlichen Trachten einen festlich bunten Rahmen für die Veranstaltung schufen. Zur Einleitung der Feier sprach der Landesbauernführer, der die Leistungen des Landvolkes hervorhob und dann dem Obersten Kommissar den Erntekranz übergab.
Anschließend sprach der Oberste Kommissar zu den vielen Hunderten auf der Festwiese Versammelten u[nd] betonte, daß die Erzeugungsschlacht zugleich eine Entscheidungsschlacht in unserem Ringen um Raum und Freiheit sei. Die Bauern der Provinz dürfen stolz darauf sein in dieser Erzeugungsschlacht ihren Mann gestellt zu haben, ihnen gelte daher der Dank und dieser Dank müsse wiederum in ganz besonderer Weise unseren Bäuerinnen und ihren weiblichen Mitarbeiterinnen gelten, die in Abwesenheit so vieler Männer, die unter Waffen stehen, in restloser Pflichterfüllung ganz gewaltige Leistungen aufweisen können.
Der Oberste Kommissar, dessen Rede oftmals von stürmischen Beifall unterbrochen wurde, entrollte dann vor seinen Zuhörern ein Bild des Kampfes den Deutschland seit 1914 zu führen hat, und erinnerte dabei an die furchtbare Zeit des Bruderkampfes nach der Revolte des Jahres 1918. Fortfahrend schilderte er dann, das gewaltige Einigungswerk des Führers, der als ein unbekannter Soldat des Weltkrieges sich für das Schicksal der Nation verantwortlich fühlte und dieses Schicksal nun mit genialer Kraft gestaltet. Die Einigkeit, die uns der Führer gegeben hat, ist die Quelle unserer Kraft und diese Kraft wächst gerade in Stunden der Krisen. Darum konnte uns auch der Verrat Viktor Emanuels[Viktor Emanuel III. (1869-1947) war von 1900 bis 1946 König von Italien] und [Ministerpräsident Pietro] Badoglios nicht zu Fall bringen. Im Gegenteil! Was als unser Verderben gedacht war, haben wir zu einer Kraftprobe gemacht, deren Ausgang einem Siege gleichkommt. Was auch die kommenden Zeiten immer bringen mögen, wir werden immer das Bewußtsein in uns tragen, daß wir zuletzt doch stärker sind als unsere Gegner. Den Sieg, der uns gewiß nicht unverdient in den Schoß fällt, werden wir durch Mut und Einsatz gewinnen.
Der Volksgruppenführer dankte dem Obersten Kommissar für seine anfeuernden Worte. Die Erntedankfeier fand mit mannigfachen Brauchtumsvorführungen ihren Abschluß. Tänze und Lieder der Heimat, von Jugendgruppen und Kindern wesensecht getanzt und vorgetragen, waren ein würdiger Ausklang der Veranstaltung, die vom Anfang bis zum Ende in ihrem stimmungsvollen Verlauf ein Bild echten heimischen Volkstums gab.
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„Don Juan“ im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 21. Oktober 1943, Seite 5
Am Freitag, 22. Oktober, 19.30 Uhr, kommt die Oper „Don Juan“ von Wolfgang Amadeus Mozart in der Bearbeitung von Schünemann zur Erstaufführung am Reichsgautheater Innsbruck. Die musikalische Leitung hat Hans-Georg Ratjen. Für die Inszenierung zeichnet Eugen Schürer. Die Chöre studierte Christian Graef ein, die Tänze stellte Gretl von Heimburg, die Bühnenbilder schuf Hans Siegert. Die Titelpartie singt Björn Forsell. Es wirken mit: Erika Feichtinger, Margot Winkler, Claire Mohr, Rolf Ankowitsch, Adolf von Berenkamp, Rudolf Christ, Bengt Lindeborg.
Mozarts „Don Juan“
Zu den Aufführungen im Reichgautheater Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 28. Oktober 1943, Seite 4
Von Hermann J. Spiehs
Die beiden „Don-Juan“-Aufführungen im Reichsgautheater Innsbruck am 22. und 26. d. M. zeigten von redlichem und erfolgreichem Bemühen, dieses größte Tondrama Mozarts echt und wirkungsvoll zu gestalten […].
Kapellmeister Hans Georg Ratjen nützte denn auch die reiche Fülle an musikalischen Ideen und Stimmungen aus, um die Personen und Vorgänge auf der Bühne zu charakterisieren. So spiegelte sich schon im Orchester der Vorgang des Fechtens, das tragische Ende des Komturs, das Entsetzen Donna Annas, die Art des Werbens des Don Juans und dergleichen; alle Einzelheiten und Verwicklungen der Handlung mit den vielen Gedankenstrichen und Höhepunkten gewannen durch die musikalische Untermalung sehr, denn diese war dichterisch nachempfunden. Die Begleitung der Secco-Rezitative durch den Dirigenten am Cembalo wirkte, wie überhaupt die ganze Handhabung des Instrumentalkörpers, echt „mozartisch“, das heißt nicht überladen oder von jenem späteren Theaterpathos überwuchert.
Dasselbe werkgetreue Bemühen zeigten auch die Gesangssolisten, was vielleicht manche der Zuhörer, weil auf große Stimmen eingestellt, befremdet haben mochte […].
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„Dürer als schöpferische Persönlichkeit“
Ein Lichtbildervortrag in der Volksbildungsstätte
In: Innsbrucker Nachrichten vom 21. Oktober 1943, Seite 5
Von Hildegard Ostheimer
Unter dem Titel „Dürer als schöpferische Persönlichkeit“ vermittelte am 16. d. M. im Claudiasaal Professor Kehrer von der Universität München einer zahlreichen Zuhörerschaft eine Betrachtungsweise des Dürerschen Schaffens, die hinausgehend über frühere rein biographische oder künstlerische Aspekte, vor allem den schöpferischen Deutschen in dem großen Nürnberger Meister sieht. Der Vortragende gab an Hand einer Reihe sehr schöner Lichtbilder einen Querschnitt durch das Werk des Künstlers, beginnend mit dem Suchen nach Erkenntnis des eigenen Wesens in den Selbstbildnissen, über die Innigkeit der Gestaltung, die sich in allen Werken Dürers dartut und doch nie die große Schau beeinträchtigt, bis zu wunderbaren Klarheit der Apostelbilder.
In besonderer Weise ging Professor Kehrer dabei vor allem auf die Verschiedenheit gegenüber früheren Werken, die im Schaffen Dürers schon äußerlich das Wesen eines neuen schöpferischen Gestalters erkennen lassen ein, und deckte auch die Unterschiede der formgebundenen italienischen und der beseelten deutschen Malerei auf. Freundlicher Beifall lohnte die interessanten Ausführungen des Vortragenden.
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Spielzeug der Hitler-Jugend für den Weihnachtstisch
Diesmal auch Verkauf auf dem Dorf
In: Tiroler Volksblatt vom 22. Oktober 1943, Seite 4
Für Weihnachten 1943 wurde die Spielzeug-Werkarbeit der Hitler-Jugend als Kriegseinsatz erneut aufgenommen. Sie ist gegenwärtig in vollem Gange. Der Reichsjugendführer hat bestimmt, daß jeder Junge und jedes Mädel mindestens drei sorgfältig ausgearbeitete Spielzeuge für die „Weihnachtsmärkte der Hitler-Jugend“ abzuliefern haben. Das Ziel ist, jedem deutschen Kinde ein Spielzeug als Weihnachtsgeschenk auch im Kriege zu sichern.
Bei der Herstellung des Spielzeuges, der sich die Jungen und Mädel der Hitler-Jugend während der HJ.-Dienststunden oder in ihrer Freizeit widmen, wird nicht nur auf die Menge, sondern auch auf die Gestaltung der Arbeiten geachtet. Auch die Jugend in den Betrieben, in den KLV.-Lagern [Kinderlandverschickungs-Lagern] und im Landdienst ist an diesem weihnachtlichen Kriegseinsatz beteiligt. Für das Jahr 1943 wurden die Preise der Spielzeuge beträchtlich gesenkt und Versteigerungen überhaupt verboten. Die Verkaufsregelung durch Abstempelung der Kleiderkarte hat sich allgemein gut bewährt.
Während im Vorjahre das Schwergewicht der Weihnachtsmärkte an zentralen Orten lag, werden in diesem Jahre auch die Randgebiete berücksichtigt werden. Für die Dorfbevölkerung wird der Spielzeugverkauf im Anschluß an die Dorfabende erfolgen. In die von der Umquartierung betroffenen Luftnotstandsgebiete fallen die Weihnachtsmärkte schon im November. Die Eltern erhalten so Gelegenheit, die eingekauften Spielzeuge rechtzeitig mit den Weihnachtspaketen an ihre Kinder zu schicken. Für ausreichende Belieferung ist Sorge getragen. Um auch denjenigen Gebieten und Städten zu helfen, die wegen der Luftgefährdung nicht in der Lage sind, ihren Bedarf zu decken, werden Patengebiete in verschiedenen Reichsteilen Spielzeug an dieses Bezirke abgeben.
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Meisterkonzert Walter Gieseking
In: Innsbrucker Nachrichten vom 26. Oktober 1943, Seite 5
Von Hermann J. Spiehs
Professor Walter Gieseking, der Meisterpianist, bildet für die Musikbetrachtung schon lange kein Problem mehr. Man anerkennt allgemein solche Könnerschaft und freut sich allein schon über die ideale Programmgestaltung. Diesmal war der „Kreisleriana“ des Romantikers Robert Schumann der Platz zwischen zwei Spätwerken der Wiener Großmeister Beethoven und Schubert eingeräumt worden; Tonschöpfungen, die entwicklungsgeschichtlich bereits der Romantik zuzuzählen wären. Oder war es nicht wie eine Offenbarung der nachfolgenden Romantik, erklangen nicht Schumannsche Harmonien aus dem ersten Satz der A-dur-Sonate von Beethoven, die ja den „fünf Letzten“ angehört, die alle bereits einen Uebergang bedeuten? [...].
Mannhafte Impulse und fraulich-weiche Stimmungen kennzeichneten den Vortrag der „Kreisleriana“, op. 16, von Robert Schumann […].
Franz Schuberts Sonate B-dur bedarf keiner Deutung. Ein Frühvollendeter hat sie uns als „Opus posthumus“ hinterlassen. Walter Gieseking hat ihr den künstlerischen Odem eingehaucht, der entflammte, aber auch wehmutsvoll stimmte: bei dem blühenden Reichtum an Melodien, dank der Fülle an poetischen Stimmungen, die der Meisterpianist aus dem Instrument hervorzauberte.
Die begeisterten Konzertbesucher erzwangen eine Reihe wertvoller Beigaben.
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Violinabend Gerhard Taschner
In: Innsbrucker Nachrichten vom 26. Oktober 1943, Seite 5
Von Hermann J. Spiehs
Mit einem Programm absoluter Musik stellte sich der noch sehr junge Konzertmeister der Berliner Philharmoniker Gerhard Taschner am 23. d. M. zum erstenmal in Innsbruck vor. Ein nicht genug einzuschätzendes Verdienst: Cäsar Francks klassisch-schöne, frühlingshaft-beschwingte A-dur-Sonate stand an der Spitze des Programms. Ist es doch so, daß Jahrzehnte vergehen mußten, ehe man diesen Flämen (er war weder Belgier noch Franzose!) niederdeutscher Herkunft zu würdigen verstand. Und erst heute steht es unumstößlich fest, daß Cäsar Franck in seiner Wesensveranlagung und in seinem Schaffen zeitlebens ein Deutscher gewesen und geblieben ist, der Bach und Beethoven als seine Leitsterne hoch verehrte. Gerhard Taschner bot uns mit dieser Violinsonate eines der besten Werke des zu Lebzeiten sehr verkannten Meisters […].
Im Spiel der Chaconne für Violinsolo von J. S. Bach offenbarte er jenen an die Besessenheit eines Paganini gemahnenden künstlerischen Drang und Gestaltungswillen, der bei all dem technischen Blendwerk (die Bogentechnik verdient ein besonders Lob) wie Begnadung anmutete. Mit Mozarts Violinkonzert A-dur entpuppte er sich als in der besten Tradition der Wiener Geigenkunst verwurzelt, als der der Künstler vermutlich hervorgegangen. Die nach der Pause folgenden Virtuosenstücke, Tänze und Zigeunerweisen von [Pablo de] Sarasate, Sonaten Nr. 12 und 13 von [Niccolò] Paganini und eine Reihe gleichgerichteter Zugaben bestätigten nur die Vollendung der „Hohen Schule“.
Otto A. Graef, Frankfurt, am Steinway-Flügel zeigte die Vorzüge eines fermen Begleiters, darüber hinaus Plastik und Nuancenreichtum des Anschlags, wie sie dem Adel der Geige und dem Charakter der Werkfolge idealerweise entsprachen. Ein Künstlertum auf beiden Seiten, das reichlich bedankt wurde.
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Klavierkonzert Georg Elias (Prag)
In: Innsbrucker Nachrichten vom 27. Oktober 1943, Seite 4
Mit Georg Elias, der am 1. November, 19.30 Uhr, im Konzertsaal der Musikschule in Innsbruck ein Klavierkonzert gibt, kommt einer der führenden Pianisten des Protektorates erstmals nach Innsbruck. Das Programm stellt an das Können des Künstlers hohe Anforderungen: nach der einleitenden Sonate, op. 26, von Beethoven spielt der Künstler als Hauptgruppe Chopins Präludien, op. 28, und die Etuden, op. 10 und op. 25; Schuberts Impromptu G und die virtuose Tokkata, op. 7, von Robert Schumann beschließen den ersten Teil. Den zweiten Teil füllen kleinere Stücke von Smetana, Johann Strauß und eigene Werke des Pianisten. Im ganzen ein sehr fesselndes und abwechslungsreiches Programm, wie man es selten zu hören bekommt.
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Standkonzert eines Musikzuges der Waffen-SS.
In: Bozner Tagblatt vom 27. Oktober 1943, Seite 3
Brixen, 25. Okt[ober]. – Von Stadt und Land waren gestern Menschen zusammengeeilt, um dem am Domplatz bei herrlichem Wetter gegebenen Standkonzert eines Musikzuges der Waffen-SS beizuwohnen. Es brachte dies eine willkommene Abwechslung in unser Kleinstadtgetriebe. Von einer Abordnung der Kreisleitung, sowie einer Gruppe der Mädelschaft in der Brixner Tracht wurde der Musikzug mit einem Blumenstrauß empfangen und die strammen Männer mit Nelken besteckt.
Im Dirigenten lernte man einen fachkundigen und umsichtigen Kapellmeister kennen. Seine Dirigierkunst gibt sich gedämpft, stets durch ein gewisses Maß beherrscht. So nahm er auch – sicherlich bewußt, also mit Absicht – die Tempi und Tempowechsel in den beiden Werken von Johann Strauß: Ouvertüre zur Operette „Fledermaus“ und Walzer „An der schönen, blauen Donau“ etwas weniger elastisch-schwungvoll, mit einem Wort nicht so „unwienerisch“, wie wir sie meistens von anderen Dirigenten interpretiert hören. Der Gesamteindruck der wunderbaren Leistungen des Musikzuges war unbestritten groß […].
Von den eingestreuten kleinen Kompositionen gefiel namentlich ein „Spanischer Zigeunertanz“ durch rassige, temperamentvolle Wiedergabe. Das ganze Programm umfaßte ausschließlich Werke der leichtgeschürzten Muse. (Darunter auch eine Fantasie nach Motiven aus der Operette „ Die lustige Witwe“ von Franz Lehár). Wir nahmen diese dankenswerten Stücke als Vorgeschmack zu einem hoffentlich recht bald folgenden zweiten Standkonzert, in welchem sich der Dirigent, sicher entschließen wird, uns auch das eine oder andere Werk ernsterer Kunst zu bieten, wofür wir Brixner ihm und seinem wackeren Musikzug erst recht Dank wissen werden.
Als kleiner Entgelt wurde nach beendetem Konzert dem Musikzug neuerdings ein Blumenstrauß überreicht und wartete seiner im Gasthof „Kreuz“ ein Mittagsmahl. Die Singgruppe der Mädelschaft verschönte dasselbe, indem sie mehrere Heimatlieder und Jodler zum Besten gab. Die Männer des Musikzuges dankten ihrerseits mit einigen prächtigen Liedern. Das Mittagsmahl bot ein Bild echt kameradschaftlichen Zusammenseins. Nach einem kurzen, herzlichen Abschied setzten die SS-Männer ihre Fahrt nach Bruneck fort.
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Spielplan der Heimat-Bühne Meran
In: Bozner Tagblatt vom 28. Oktober 1943, Seite 3
Im Anschluß an die Vorstellung des Reichs-Gautheaters aus Innsbruck leitet die „Heimatbühne Meran“ ihre Vorstellungen mit dem Volksstück „Die Wildkatz vom Hohlergrund“ ein.
Die spannende abwechslungsreiche Handlung in 4 Akten stammt aus dem Burggrafenamt und besitzt somit heimischen Charakter. Musik, Volkstanz und Volkslieder füllen die freie Spielzeit aus.
Die reiche Bühnenausstattung bietet ein lebendiges Bild im Rahmen der Darstellung.
Die Spielleitung liegt in bewährten Händen und setzt alles daran, diese Aufführung gut zu gestalten und erwartet daher den Besuch der Volksgenossen aus Stadt und Land.
Die Erstaufführung obgenannten Stückes erfolgt am Samstag, den 30. Oktober, um 20 Uhr. Die Wiederholungen finden am Sonntag, den 31. Oktober, um 15 Uhr und 20 Uhr, sowie am Mittwoch, den 3. November, um 20 Uhr statt.
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Erstaufführung im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 28. Oktober 1943, Seite 4
Heute, Donnerstag, 28. d. M., um 19.30 Uhr, findet im Reichsgautheater die Erstaufführung von Curt Götz’s „Dr. med. Hiob Prätorius“ statt. Curt Götz, bekannt durch seinen feinsinnigen pointierten Humor, bringt hier ein Stück spannendster Episoden auf die Bühne. Für die Inszenierung zeichnet Siegfried Süßenguth, der auch die Titelrolle spielt. Es wirken mit die Damen: Boewer, Lampert, Meier, Ott, Rauch, Richter und die Herren: Bach, Bauer-Dorn, Fabro, Fritzler, Kellein, Schmid, Schröder. Die Bühnenbilder sind von Hans Siegert.
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Spielbeginn der Heimatbühne Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 28. Oktober 1943, Seite 4
Am Samstag, den 30. Oktober, beginnt die Heimatbühne Innsbruck des Standschützenverbandes Tirol-Vorarlberg, Leopoldstraße 44 a, ihre Spielzeit mit dem Stück „Der Franzosenkrieg“ von J. M. Rainer. Die Aufführung wird am Sonntag, den 31. Oktober, wiederholt und ist allgemein zugänglich. Für die Kleinen spielt die Heimatbühne am Sonntagnachmittag um 15 Uhr das Märchenspiel „Der Ziegenpeter auf der Zauberalm“. Näheres ist aus dem Anzeigenteil zu ersehen.
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Sinnbild und Brauchtum
Lichtbildervortrag der Volksbildungsstätte Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 28. Oktober 1943, Seite 4 f.
Von Hildegard Ostheimer
SS-Obersturmbannführer K[arl] Th[eodor] Weigel ist ein glänzender Kenner seines Faches und ein ausgezeichneter Vortragender. So gestaltete sich der Dienstagabend in der Volksbildungsstätte, dem man allerdings einen größeren Besucherkreis gewünscht hätte, zu einem äußerst interessanten Erlebnis, das manch neues Wissen vermittelte.
In einer kurzen Einleitung über Sinn und Art der Sinnbildforschung überhaupt wies der Vortragende auf die Wichtigkeit dieser Arbeit hin, die lange unterschätzt worden war. An uns liege es nun, mit der Erforschung des alten Sinnbildgutes, das uns im deutschen Vaterland – und gerade in unserem volksverbundenen Heimatgau – allerorts begegne, auch an seine Neuerweckung und -beseelung zu gehen. Nicht mehr Unwissen um ihre Bedeutung, sondern bewußt und in Erkenntnis ihres tiefen Sinnes sollen die alten Zeichen, die unseren germanischen Vorfahren Symbol und gläubiges Bedürfnis waren, wieder gebraucht werden: Sonne und Baum, Odals- und Malzeichen als Ausdruck der menschlichen Sehnsucht nach Licht, Leben und Fruchtbarkeit, tausendfältig finden wir sie auf alten Hausgeräten und am Hause selbst, flüchtig hingeritzt oder liebevoll eingeschnitzt und gemalt, vom schichten Lebensbaum oder Sonnenrad auf der vorgeschichtlichen Knochenaxt oder Totenschale bis zum gotischen Schnitzwerk an Kunstdenkmälern und Häuserfronten. Diese Sinnbilder leben ebenso im Osterkuchen und in der Osterstange aller Gaue des Reiches und anderer germanischer Länder, wie in den Mustern der Brautdecken ostpreußischer und der Brautkronen baltischer Mädchen, im Fachwerk mitteldeutscher Häuser genau so wie in den Schnitzereien an Decken und Geräten in unserem Volkskunstmuseum.
In erschöpfender Fülle zeigten schöne Lichtbilder Beispiel um Beispiel, vom Vortragenden eingehend erläutert und erklärt, und gaben einen umfassenden Einblick in die Vielfalt der alten germanischen Sinnbildformen.
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Ein Abend heller Freude in Kufstein
In: Tiroler Volksblatt vom 29. Oktober 1943, Seite 4
Einen gut zusammengestellten bunten Abend, bei dem jedem Volksgenossen etwas ihm besonders Zusagendes geboten wurde, veranstaltete die Deutsche Arbeitsfront NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ Mittwoch, den 27. Oktober, in der Aula der Oberschule in Kufstein.
Als vorzüglichste Leistung verdienen die Gesangsvorträge des Opernsängers Michele Tomacko (Tenor) hervorgehoben zu werden […].
Sein großes Können paarte sich zeitweise mit dem der Sängerin Felizitas Salm (Sopran), die uns außerdem in Solovorträgen mit ihrer anheimelnden Stimme und der charmanten Darbietung bestens erfreute.
Als Vortragskünstlerin und launige Ansagerin lernten wir Dita Frank kennen. Mit liebenswürdigem Schalk und vornehmer Anmut plauderte sie Gereimtes und Ungereimtes, durch ihre berückende Herzlichkeit die Herzen der Kufsteiner im Sturm erringend. Ihre Kunst war für uns der besinnlich-heitere Pol der Entspannung im wogenden Getriebe der vorwärtsdrängenden Darstellungen. Als Gegenstück zu ihr war der launige Ansager Bob Bolander, ein humorsprühender und wie ein Wasserfall dauernd plätschender Humorist.
Besonderes „Leben in die Bude“ brachten zwei Laurens, Gesang- und Tanzparodisten, von denen der männliche Partner als vorzüglicher Grotesk-Komiker schallende Heiterkeit zu erwecken verstand. Einen tollen Wirbel und rhythmisches Gleichmaß führte die Schwedenplatte vor, das Thora-Malmström-Ballett. Ihre Darbietungen erweckten den Eindruck, als hätten diese Künstler die Schwerkraft durch Training und Bewegungsanmut überwinden können. Auf einer Balalaika erwies sich Valerian Schumakoff als virtuoser Vortragender. Eine gute Musikkapelle gab dem bunten Abend den notwendigen musikalischen Schmiß, so daß diese Veranstaltung ein Abend der Freude wurde.
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Zwanzig Jahre deutscher Rundfunk
In: Innsbrucker Nachrichten vom 29. Oktober 1943, Seite 5
Heute, am 29. Oktober 1943, kann der deutsche Rundfunk auf zwei Jahrzehnte seines Bestehens zurückblicken. An diesem Tage wurde der deutsche Unterhaltungsrundfunk im Vox-Haus in der Potsdamer Straße in Berlin eröffnet. Die außerordentliche Entwicklung, die der Rundfunk in den zwanzig Jahren genommen hat, kann und muß als ein Zeichen des deutschen wissenschaftlichen und technischen Pioniergeistes angesehen werden. Gerade angesichts dieses Geburtstages des deutschen Rundfunks muß daran erinnert werden, daß es Deutsche waren, die die Elektronenstrahlen erforschten, die Voraussetzung für die Vakuum-Technik schufen und die Elektronenstrahlröhre erfanden.
Den Rundfunkschaffenden galt in den Anfangsjahren des Rundfunks die Verbesserung von Sendung und Empfang als wichtigste Aufgabe, stand ja zunächst weniger das „was“ als das „daß“ im Vordergrund der Arbeit, die dann in kurzer Zeit bereits erreichte, daß schon auf der ersten „Großen deutschen Funkausstellung 1924“ die ersten Ein- bis Dreiröhrengeräte und der Trichterlautsprecher herauskamen. In den folgenden Jahren wurden die technischen Anlagen und Einrichtrungen mehr und mehr vervollkommnet und auf eine breite Hörermasse eingestellt.
Mit dem Jahre 1933 begann eine grundlegende Wandlung in der Bedeutung des deutschen Rundfunks. Die nationalsozialistische Regierung erkannte, daß dem Rundfunk außer seinen der Unterhaltung dienenden Aufgaben auch eine besondere politische und kulturelle Bedeutung zukommt. Die über Zeit und Raum hinausgehende Bindung durch das Gemeinschaftserlebnis, das der Rundfunk allen Teilen des deutschen Volkes vermittelt, ist eine der der bedeutendsten Leistungen des „Großdeutschen Rundfunks“ geworden. Damit stellte er sich auch in die Reihe der hervorragendsten politischen und kulturellen Führungsmittel des Staates. Erst durch den Rundfunk ist es möglich geworden, alle Volksgenossen, auch die in den kleinsten Dörfern, zu gemeinsamen Hören und Erleben zu verbinden.
Mit Ausbruch des Krieges wurde dem deutschen Rundfunk seine größte Bewährungsprobe auferlegt. Die großen Reden des Führers, die ersten Berichte von den Fronten, der Widerhall aus der Heimat, wurden und werden vom Rundfunk aufgegriffen und in ihrer historischen Bedeutung allen Volksgenossen nahegebracht. Zu den politischen und kulturellen Sendungen traten die militärischen. Durch Zusammenschaltung der Reichssender zu einem Reichsprogramm wurden erfahrene Rundfunkkräfte und technische Geräte frei für den Einsatz in den neu zu übernehmenden Sendebetrieben der besetzten Gebiete. Die besten Rundfunkberichter gingen als Kriegsberichter zu den Propagandakompanien. Der OKW.-Bericht [Oberkommando der Wehrmacht], Kampfberichte von der Front, politische und militärische Kommentare und Zeitberichte aus der Heimat haben von Jahr zu Jahr steigenden Einfluß auf das gesamte Rundfunkprogramm genommen und geben damit dem deutschen Volk und den Völkern Europas die beste Gelegenheit, sich ein Bild zu machen von der Kriegslage und dem gewaltigen Kampf, den das deutsche Volk und seine Verbündeten um Freiheit und Existenz führen.
Der bereits seit 1933 bestehende deutsche Auslandsrundfunk, der sich über den deutschen Kurzwellensender zunächst ausschließlich an die Auslandsdeutschen in Übersee wandte, hat durch Schaffung der deutschen Europasender und Ueberseesender eine wesentliche Erweiterung erfahren. Das englische Nachrichtenmonopol hat durch diese Ausdehnung des deutschen Sendenetzes einen schweren Schlag erlitten. Nicht weniger als 279 Nachrichtendienste in 47 verschiedenen Sprachen werden täglich von Deutschland in die Welt gesendet und treten damit aktiv der feindlichen Propaganda entgegen, der Europa nicht mehr wie im ersten Weltkrieg wehrlos ausgesetzt ist.
Die nationale Kraft des Rundfunks, die sich, beginnend bei der historischen Nachtsendung vom 30. Jänner 1933, in allen geschichtlichen bedeutsamen Stunden der vergangenen Jahre erwiesen hat, findet ihren stärksten Ausdruck jetzt im Kriege. Der Rundfunk hat seine größte und lohnendste Aufgabe zu erfüllen. Er ist zu einem Bindeglied zwischen Front und Heimat geworden und bringt durch seine Sendungen dem deutschen Soldaten an allen Fronten Erholung, Entspannung und Freude und dient damit in besonderer Weise der deutschen Kriegsführung und der deutschen Nation.
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„Jedem Kind ein gutes Spielzeug“
Wieder Weihnachtsmärkte der Hitler-Jugend – Stadt und Land gleichmäßig beteiligt
In: Innsbrucker Nachrichten vom 29. Oktober 1943, Seite 3
Innsbruck, 28. Okt[ober]. Für Weihnachten 1943 wurde die Spielzeugwerkstatt der Hitler-Jugend – die im Vorjahr mit rund 8,5 Millionen Spielzeugen bereits ein ausgezeichnetes Ergebnis erzielte – als Kriegseinsatz erneut aufgenommen […].
Besondere „Merkblätter der Hitler-Jugend“ dienen als Arbeitsrichtlinien für erzieherisch geeignete Spielzeuge […].
Für die Durchführung der diesjährigen Aktion sind dabei schon die Erfahrungen von Bedeutung, die während des vorjährigen Einsatzes gesammelt wurden. Damals war die Offentlichkeit mit dem HJ.-Spielzeugwerk durch 7000 Weihnachtsmärkte und 15.000 Ausstellungen bekannt geworden. Aus vorliegenden Meldungen kann eine geschätzte Summe von 11 Millionen Reichsmark als Verkaufserlös genannt werden. Mit der Reichs-Straßensammlung zusammen sind rund 33 Millionen Reichsmark aus diesem Jugendeinsatz dem Kriegs-Winterhilfswerk zugeflossen […].
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Bozner Tagblatt vom 30. Oktober 1943, Seite 4
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1943, November
Celloabende Chrystija Kolessa
In Innsbruck und Solbad Hall am 6. und 7. Nov[ember].
In: Innsbrucker Nachrichten vom 2. November 1943, Seite 5
Signiert „H. G.“
Die Künstlerin Chrystija Kolessa ist die jüngste Schwester der auch hier in vortrefflicher Erinnerung stehenden berühmten Pianistin Lubka Kolessa. Auch bei Chrystija zeigte sich früh ungewöhnliche Begabung für Musik; schon im Kindesalter lernte sie bei Prof. Paul Krümmer in Wien und Köln und hatte mit 14 Jahren in Berlin mit einem eigenen Konzert aufsehenerregenden Erfolg […].
Das Programm für ihre Gastkonzerte in Innsbruck und Solbad Hall am 6. und 7. November ist sorgfältig zusammengestellt und bringt eingangs eine der klangedlen altitalienischen Sonaten von [Giovanni Battista] Samartini, um eine der schwierigen Solosonaten von J. S. Bach (d-moll) anzureihen, die an den Künstler große Anforderungen in jeder Hinsicht stellen und darum nur selten zu hören sind; Beethovens schwungvolle und helle A-dur-Sonate beschließt den ersten Teil. Der zweite Teil bringt die beliebten kurzen Stücke virtuoser Haltung, darunter solche von Dvorak, [Enrique] Granados, [Wassyl] Barwinskyi und [Egon] Kornauth, dem feinsinnigen Wiener Komponisten und Pianisten, der die Künstlerin selbst am Flügel begleitet.
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Abschied vom Parteigenossen Kurt Braunsdorff
In: Innsbrucker Nachrichten vom 2. November 1943, Seite 3
Innsbruck, 1. Nov[ember]. Am Montagnachmittag verabschiedete sich die NSDAP. des Gaues Tirol-Vorarlberg von ihren Gauorganisationsleiter Pg. Kurt Braunsdorff, der am vergangenen Freitag einer schweren Krankheit erlegen war.
Der Sarg mit der Leiche wurde vom Westfriedhof eingeholt und vom Stellvertretenden Gauleiter, Befehlsleiter Pg. [Herbert] Parson, dem Standortältesten der Wehrmacht, Generalleutnant Fabre du Faur, vom Beauftragten des Reichsorganisationsleiters, Oberbereichsleiter Pg. Zimmermann, von den Kreisleitern des Gaues, den Gauhauptamts- und Gauamtsleitern, einem Fahnenblock der Bewegung und Marschkolonnen der Politischen Leiter und sämtlicher Gliederungen der Partei zum Landhaus geleitet. Während der Aufbahrung des Sarges in der Eingangshalle des Landhauses-Erweiterungsbaues nahmen die Formationen und der Gaumusikzug im Viereck am Vorplatz Aufstellung. Zwischen flammenden Pylonen, flankiert von Politischen Leitern und bedeckt mit der Hakenkreuzfahne, stand dann der Sarg im Angesicht der Arbeitsstätte, in der der Verstorbene viele Jahre lang im Dienste der Bewegung gewirkt hatte, als sich der Stellvertretende Gauleiter und die Angehörigen des Toten zur Abschiedsfeier einfanden.
Nach einer musikalischen Einleitung durch den Gaumusikzug nahm Befehlsleiter Parteigenosse Parson das Wort und übermittelte dem toten Parteigenossen die Abschiedsgrüße des Gauleiters, der durch unvorhergesehene und unaufschiebbare Dienstgeschäfte, die er als Oberster Kommissar im Rahmen der Militärverwaltung der Provinzen Bozen, Trient und Belluno wahrzunehmen hatte, im letzten Augenblick verhindert wurde, zur Verabschiedung selbst zu erscheinen […].
Nun sei er, so führte der Stellvertretende Gauleiter weiter aus, mitten aus einem Leben der Pflichterfüllung und der Schaffensfreude aus unseren Reihen gerissen worden, bleibe aber in unserem Gedächtnis und in der Geschichte der nationalsozialistischen Bewegung im Gau Tirol-Vorarlberg als aufrechter und kompromißloser Nationalsozialist lebendig und unvergessen.
Weiters übermittelte Pg. Parson dem toten Gauorganisationsleiter auch die Grüße und den Dank des Reichsorganisationsleiters der NSDAP., des Reichsleiters Pg. Dr. [Robert] Ley, in dessen Aufgabenbereich Pg. Braunsdorff für unsere Bewegung tätig gewesen ist. – Abschließend bezeichnete der Stellvertretende Gauleiter die Abschiedsgrüße der Kameraden und Mitarbeiter als ein Gelöbnis, so weiter zu arbeiten und weiter zu kämpfen, wie der tote Kamerad es in einem Leben voll Pflichterfüllung getan hat, bis das Ziel erreicht ist: Das ewige Deutschland!
Die letzten Worte des Stellvertretenden Gauleiters leiteten zum Lied vom Guten Kameraden über, währenddem gesenkte Fahnen und erhobene Hände den Toten grüßten. Nach dem Spruch eines HJ.-Führers klang die Feierstunde mit den Liedern der Nation aus. Unter Trommelwirbel wurde sodann der Sarg, wiederum geleitet von den Angehörigen des Toten, dem Stellvertretenden Gauleiter und dem Standortältesten, vom Platz getragen.
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Gross-Konzert eines Musik-Korps der Waffen-SS
Am Samstag, den 6. November, um 20 Uhr im großen Kurhaussaale
In: Bozner Tagblatt vom 5. November 1943, Seite 3
Die prachtvollen Promenadenkonzerte des berühmten Orchesterkomplexes, die sich seit Wochen in unserer Stadt in allen Bevölkerungsschichten einer stets steigenden Beliebtheit erfreuen, blühen in der durch den großen Krieg bedingten vollständig musiklosen Zeit des Kurortes Meran, wie eine wunderschöne Oase auf; das erste Großkonzert mit symphonischem Charakter im Kurhaussaale, in welchem nach soviel Jahren wiederum die Harmonien unsterblicher Meister erklingen werden, dürfte durch sein so reichhaltiges u[nd] mit auserlesenem Geschmack zusammengestelltes Programm wohl einen Höhepunkt aller bisherigen musikalischen Darbietungen bilden.
Der hervorragende Dirigent eröffnet der ersten Teil des Programmes mit der Aufführung des spritzigen, von pricklendem Humor erfüllten Vorspiels zur Oper „Donna Diana“ von E[mil] N[ikolaus] [von] Reznicek […].
Zu einem duftigen Märchenstrauß gebunden folgt eine Suite in 5 Sätzen aus E[ngelbert] Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“ […].
Mit den zaubervollen Klängen des großen Walzers aus dem „Rosenkavalier“ von R[ichard] Strauß und mit der von herrlichster, mittelalterlicher Sagenromantik erfüllten Ouvertüre zu „Tannhäuser“ von R[ichard] Wagner findet der erste Teil des Programmes seinen Abschluß.
Der zweite Teil des Programmes bringt in schönster Abwechslung 6 Chorgesänge, vorgetragen von einem Soldatenchor, und zwar: „Die Himmel rühmen“ von L. v. Beethoven, „Schwertlied“ von C. M. von Weber, „Lieder der Soldaten“ aus Faust von W. Roos, Jägerchor aus der Oper der „Freischütz“ von C. M. von Weber, Lied des Steuermanns aus der Oper „Der fliegende Holländer“ von R. Wagner und Matrosenchor aus der gleichnamigen Oper.
Als krönenden Abschluß bringt der dritte Teil des Programmes eine der schönsten symphonischen Dichtungen des Großmeisters Franz Liszt „Les Preludes“[…].
So bietet uns das Programm des Samstagkonzertes eine wahre Fülle schönster Musik von den Klassikern bis zu den Modernen und jeder Besucher dürfte daher voll auf seine Rechnung kommen.
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Innsbrucker Nachrichten vom 5. November 1943, Seite 3
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Wir glauben an den Sieg der deutschen Waffen!
Feierstunde der NSDAP. zum 9. November im Großen Stadtsaal in Innsbruck / Rede des Gauleiters Franz Hofer
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. November 1943, Seite 3
Innsbruck, 10. Nov[ember]. Im Großen Stadtsaal in Innsbruck versammelten sich am Dienstagabend Männer und Frauen, Jungen und Mädel der Gauhauptstadt zu einer Feierstunde, die den abschließenden Höhepunkt der Feiern bildete, mit welchen im Gau Tirol-Vorarlberg die Erinnerung an den schwersten und größten Tag der nationalsozialistischen Bewegung und das Gedenken an die für Großdeutschland gefallenen Kämpfer begangen worden waren.
Der festlich geschmückte Saal war bis zur äußersten Grenze seines Fassungsvermögens gefüllt, als der Kreisleiter Dr. Primbs Gauleiter Hofer die Meldung erstattete. Unter den Klängen der „Novemberfanfare“ von Fritz Engel, die vom Fanfarenzug der Hitler-Jugend ausgeführt wurde, marschierten dann die Fahnen ein. Der Gaumusikzug gab mit der „Feierlichen Blasmusik“ unter der Stabführung des Komponisten Sepp Tanzer der Feierstunde einen würdigen Auftakt. Worte von Kurt Eggers, von Sprechern der Hitler-Jugend vorgetragen, umrahmten das Gemeinschaftslied „Der Himmel grau und die Erde braun“ [Text und Melodie von Werner Altendorf, 1934]. Nach einer von Pg. Rüdiger vorgetragenen Orgelimprovisation des Liedes „Heilig Vaterland“ ehrte der Kreisleiter Dr. Primbs die Gefallenen, während sich die Fahnen senkten und die Orgel gedämpften Klanges das Lied vom guten Kameraden spielte. Die Bläsermusik von J[osef] E[duard] Ploner „Den Helden“ leitete dann über zur Rede, mit welcher Gauleiter Hofer der Feierstunde den Höhepunkt gab.
[…] „So wollen gerade wir im Gau Tirol-Vorarlberg zu jedem, auch zum letzten Einsatz bereit sein und unseren ganzen Glauben an den Sieg in die Worten des Liedes aller Deutschen legen, das unser Treuschwur ist an den Führer und sein Deutschland: Deutschland, Deutschland über alles in der Welt!“
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Innsbrucker Nachrichten vom 9. November 1943, Seite 6
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Das Standkonzert des Musikkorps der Waffen-SS in Schlanders
In: Bozner Tagblatt vom 11. November 1943, Seite 3
Am Sonntag nachmittags traf hier ein Musikkorps der Waffen-SS ein, um ein Standkonzert zu geben. Der Musikzug wurde von der Abordnung der Kreisleitung und dem Vertreter der Gemeinde empfangen und drei fesche Vertreterinnen der Mädelschaft in Volkstracht empfingen den Dirigenten mit einem schönen Blumenstrauß und einem Willkommengruß.
Obwohl der Nachmittag herbstlich kalt war, strömte die Bevölkerung von hier und Umgebung, viele von Berg und Tal und manche aus den Nachbargemeinden Latsch und Laas herbei, um dem großen Konzert beizuwohnen und ein weiter Kreis von aufmerksamen Zuhörern umsäumte den neuen großen Hauptplatz des Marktes. Das Konzert bot für Schlanders ein seltenes musikalisches Ereignis, das sich kaum jemand entgehen lassen wollte. Das abwechslungsreiche Programm brachte uns u. a. die Fantasie aus der Oper „Freischütz“ von C. M. v. Weber, den prächtig gespielten Straußwalzer „An der schönen blauen Donau“, ein Marschpotpourri, bei dem besonders der alte Radetzkymarsch zur Geltung kam und andere Werke leichterer Musik. Das Spiel war durchwegs exakt, klangschön und rein und gestaltete sich zu einer mächtigen, wundervollen Harmonie von gewaltigem Eindruck. Allgemeine Beifallsbezeugungen folgten jedem Stück.
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Heimatliche Wandgemälde
Bilder Sepp Ringels in einem Innsbrucker Lichtspielhaus
In: Innsbrucker Nachrichten vom 13. November 1943, Seite 5
Von Hildegard Ostheimer
Vor kurzem war von den Innsbrucker Laurin-Lichtspielen an den bekannten heimischen Maler Sepp Ringel der Auftrag ergangen, in einem Wandgemälde an der Rückfront des inneren Kinovorsaales Szenen aus der südtirolischen Laurinsage zu gestalten, nach der das Lichtspieltheater ja seinen Namen trägt.
Der Künstler hat diese durchaus nicht leichte Aufgabe nun, insbesondere kompositorisch, glücklich gelöst: Der Dreiteilung des Raumes gemäß, die durch die beiden wuchtigen Stützbalken gegeben ist, gliederte er den Stoff in drei Einzelgruppen, die, jede insich geschlossen, doch in enger Beziehung zueinander stehen. Vordringlich fesselt die bewegte und großzügige Mittelgruppe das Auge des Betrachters: der Kampf Laurins mit Dietrich von Bern. Bewundernswert ist hier vor allem, wie es dem Maler gelang, trotz der Verschiedenheit beider Gestalten ihre Schwerpunkte gegeneinander abzuwägen, so daß der königliche Zwerg in seiner Art dem Berner durchaus ebenbürtig gegenübertritt, der jedoch dabei von seiner durch den weiten, hellen Mantel und die breite Rückansicht besonders betonten kraftvollen Wucht nichts verliert.
Die linke Seitengruppe, zu der außer einer im Hintergrund zart angedeuteten Landschaft auch die kämpferisch ausladende Gebärde des schwertziehenden Dietrich überleitet, scheint die am besten gelungene des ganzen Werkes zu sein. Sie behandelt die Werbung des Zwergenkönigs um die schöne Simild von Steiermark und zeigt besonders in der Gestalt der Frauenfigur neben dem Malerischen auch feine psychologische Elemente. Auch hier ist die Lauringestalt königlich aufgefaßt. Eine zweite, köstlich gezeichnete Zwergenfigur rundet auf sehr glückliche Weise das Gesamtbild dieser Gruppe ab, in der die Erhabenheit der Frauengestalt sonst beinahe überwiegen würde.
Die rechte Seitengruppe endlich, die in enger Beziehung zum Geschehen des Mittelstücks die Kampfgefährten Dietrichs von Bern zeigt, bringt besonders mit der Gestalt des vorderen Ritters, der voll männlicher Entschlossenheit bereitsteht, in den Kampf einzugreifen, gegenüber der verhaltenen und in sich selbst ruhenden Bewegung der Frauenfigur, von rechts drängendes Leben in die Gesamtkomposition. Die Gestalt des zweiten Ritters dagegen, in Ausdruck und Haltung mehr dem Waffengefährten als dem Kampfgefährten links zugewandt, schafft gewissermaßen das retardierende Element dieser Gruppe, die damit trotz ihrer stark vorwärtsdrängenden Tendenz ebenfalls eine vollkommene Geschlossenheit erlangt.
In der Farbgebung hat sich der Künstler trotz der Temperatechnik, die er aus verschiedenen Gründen anwenden mußte, eng an eine freskoartige Tönung gehalten und damit zum Teil sehr feine Wirkungen erzielt. So bliebe als Wunsch des Beschauers einzig eine hie und da stärkere plastische Durchdringung der Gestalten offen.
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Der „Tag der Hausmusik“ in Kufstein
In: Tiroler Volksbote vom 15. November 1943, Seite 3
Die städt[ische] Musikschule in Kufstein veranstaltete am 13. November in der Aula der Oberschule ihren „Tag der deutschen Hausmusik“. Die Reichsmusikkammer hatte diesen Tag vor allem dem Gedenken eines unseres bedeutendsten und fruchtbarsten Komponisten, Max Reger, aber auch unseren anderen großen Komponisten, gewidmet. Der 1873 geborene Lehrersohn Max Reger hinterließ bei seinem Tode (1916) eine reiche Fülle von Kompositionen der verschiedensten Art. Der städt[ische] Musikdirektor Pg. Fritz Bachler umriß in einem am Beginn der Veranstaltung gehaltenen Vortrag die Bedeutung des genialen Musikers für die deutsche Jugend.
Dem Gedanken „Hausmusik“ war sowohl durch die Auswahl der Vortragsstücke wie auch durch die Verwendung der für Hausmusik hauptsächlich in Betracht kommenden Instrumente Rechnung getragen. In bunter Reihe wechselten nun die Darbietungen der fast ausnahmslos in Tracht erschienen Musikschüler. Unter den vortragenden Schülern ließ sich manch vorhandenes Talent und Begabung schon heute erkennen.
Der zweite Teil der Veranstaltung galt der Tiroler Volksmusik. Direktor [Fritz] Bachler wies auf die hohe soziale Bedeutung der Hausmusik in der Familie, sowohl wie auch im öffentlichen Leben hin. Gerade unsere gegenwärtige Zeit ist berufen, altes Erbgut wieder aufleben zu lassen und aufzuräumen mit jener entarteten Musik, die sich seit Jahrzehnten unter dem Namen „Jazz“ auch in unser deutsches Leben eingeschlichen hatte. Amerikanische „Kultur“ war es, die mit ihren Negertänzen und Rhythmen fast zu einer Gefahr werden sollte, wenn nicht das nationalsozialistische Deutschland mit diesem Spuck aufgeräumt hätte.
War nun der erste Teil der Veranstaltung mehr ernsteren Charakters, so kam im zweiten Teil die heitere Muse zu Wort. Eine gemischte Spielschar, zusammengestellt aus Geigen, Klavier, Harmonika, Blockflöten und Kniegeige, eröffnete den bunten Reigen, an dem sich Vorträge auf der Zither, und als für die hiesige Schule neues Instrument die Harfe anschlossen. Gauleiter Hofer hatte in Würdigung der Bedeutung der Hausmusik der Musikschule eine herrliche Harfe zum Geschenk gemacht.
Den Abschluß der gelungenen Veranstaltung bildeten mehrere von den zahlreichen Jungen und Maiden mit Begeisterung und in größter Disziplin gesungene Tiroler Lieder, die allgemeines Entzücken hervorriefen. Wenn man berücksichtigt, daß der Lehrkörper der Musikschule durch die Kriegsverhältnisse Lücken aufweist, muß dem Gelingen der Veranstaltung größte Anerkennung gezollt werden.
Der „Tag der Hausmusik“ soll aber nicht allein ein Tag im Laufe des Jahres sein. Wo immer es möglich ist, sei es in der Familie vor allem, sei es in der Gemeinschaft mit Nachbarn oder in der Schule, überall möge dieser herrliche Gedanke Fuß fassen und damit unser so sanges- und musizierfreudiges Volk zurückfinden in eine Zeit, in der es neben Tanz, Film sowie modernen Auswüchsen auch bleibende Kulturwerte gab.
Das zahlreich erschienen Publikum – größtenteils in heimischer Tracht – zollte den beiden Aufführungen aufrichtigen, wohlverdienten Beifall.
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Paul Hörbiger im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. November 1943, Seite 4
Vom Dienstag, den 16., bis einschließlich Montag, den 29. d. M., täglich 19.30 Uhr: gastiert im Reichsgautheater Innsbruck Staatschauspieler Paul Hörbiger in Goldonis „Zwillinge“, einer überaus komischen Verwechslungskomödie, die für die deutsche Bühne von Philipp von Zeska neu bearbeitet wurde. Paul Hörbiger spielt die Doppelrolle der Zwillinge, mit der er schon viele Erfolge errang. Die Inszenierung hat Schauspieldirektor Siegfried Süßenguth. Es wirken mit die Damen: Richter, Volkmer, Wahlen und die Herren: Bach, Bauer-Dorn, Breiner, Detzer, Fabro, Fritzer, Jereb, Kellein, von Korbe, Lindenborg, Prohaska-Prell, Rehkopf, Schmid. Die Bühnenbilder gestaltete Hans Siegert.
„Die Zwillinge“
Paul Hörbiger als Gast am Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 18. November 1943, Seite 3 f.
Von Karl Paulin
Der Zauber des Films, der Millionen Menschen in den Bann der lichtbewegten, tönenden Leinwand zieht, gibt seinen Darstellern eine Volkstümlichkeit ohne Grenzen, welche die Sprechbühne auch nicht annähernd vermitteln könnte. Tritt nun ein Held des Films einmal in Person auf die weltbedeutenden Bretter, dann kennt auch die Begierde, ihn im wirklichen, unmittelbaren Spiel zu sehen, keine Grenzen.
Den Innsbruckern bietet sich nun die erste Gelegenheit, Paul Hörbiger, den aus zahllosen Filmen bekannten und geschätzten Darsteller gemütvoller Menschen, die das goldene Wiener Herz auf dem rechten Fleck haben, als Schauspieler im Rahmen eines Gastspieles an unserem Reichsgautheater kennenzulernen. Kein Wunder, wenn schon die Ankündigung des durch 14 Tage andauernden Gastspieles einen Sturm, ja einen Orkan auf die Theaterkassen entfesselt hat, der wohl erst nach dem Ausverkauf der letzten Vorstellung abflauen wird.
Nun, das Paul-Hörbiger-Gastspiel ist jedenfalls für alle jene eine Ueberraschung, die den Staatsschauspieler vom Film her als herzerfrischenden lieben Augustin, als Raimund, als Girardi oder als einen jener grundgütigen, gescheiten und liebenswürdigen Herren mittlerer Jahre kennen, die ihrer Lebensweisheit stets eine Dosis feinen, wienerisch gefärbten Humor beimischen. Diesen für ihn typischen Gestalten eine neue ähnliche hinzuzufügen, ist nicht die Absicht Hörbigers. Diesmal kommt er uns ganz anders, er wirft sich, auf der Oberfläche der Situation verweisend, mit entfesseltem komödiantischem Temperament wie ein kecker Schwimmer in die Doppelrolle der „Zwillinge“, die der Burgschauspieler Philipp Zeska nach einem der 200 Lustspiele Goldonis deutsch bearbeitet hat.
Die leichtbeschwingte, dem ursprünglichen Volkstheater so nahe verwandte Art Goldonis kennen wir schon aus seinem „Lügner“ und dem „Diener zweier Herren“; die „Zwillinge“ sind noch unbeschwerter und flüchtiger gebaut und fordern daher geradezu jenen übermütigen possenhaften Stil heraus, der die Erstaufführung des Reichsgautheaters am Dienstag, den 16. d. M., unter Siegfried Süßenguths Spielleitung beherrschte.
Der Kern der Komödie liegt in der Doppelrolle der beiden Zwillingsbrüder, deren wechselndes Auftreten unzählige Möglichkeiten zu Liebesirrungen, Täuschungen und Verkennungen bieten, der rechte Rohstoff für den fabelhaft geschickten dramatischen Taschenspieler Goldoni. Wie nun Paul Hörbiger den plumpen bäuerlichen Zanetto aus Bergamo und zugleich den galanten städtischen Tonino aus Verona aus gleicher natürlicher Anlage und doch verschieden in Ton, Geste und Kostüm mimte, das war der Hauptreiz des Abends, der in der drastischen Schlußszene, da Hörbiger-Zanetto sich vergiftet – so zwerchfellerschütternd stirbt man sonst selten auf dem Theater! – seinen lustigen Höhepunkt erreichte. Da war es dann für Hörbiger-Tonino ein leichtes, alles zu einem guten Ende zu bringen.
Einen künstlerischen Genuß für sich bot Paul Schmid in seinem Pancrazio, der in Kostüm, Maske und Bewegung wie eine E. T. A. Hoffmann-Figur wirkte und in der eigenartigen Mischung von gespensterhaften und grotesken Elementen fast den Rahmen der leichten Komödie sprengte. Seine Sterbeszene neben die Hörbiger-Zanettos gehalten, ergab die beiden Pole des Lustspieles.
Alle übrigen Mitwirkenden gehorchten dem inneren Gesetz des Goldonischen Puppenspieles. Da war Walter Jereb ein mächtig auftrumpfender, hohler Lelio, Hermann Kellein ein schmachtender Florindo, Emil Bauer-Dorn ein humorvoll charakterisierender Brigella, Vigil Breiner ein echter Arlechino, Oskar Fritzer ein grotesk skizzierter Gerichtsdiener. Othmar Fabro suchte als Doktor Ballanzoni das Liebesspiel um Rosaura behutsam zu entwirren.
Sehr wirkungsvoll waren die weiblichen Rollen auf die Charaktere abgestimmt: Eva Volkmer als graziöse, schlagfertige Rosaura, Marion Richter als schalkhaft prickelnde Colombina, Viola Wahlen als zartgetönte, gefühlvolle Beatrice.
Daß das anspruchslose Spiel um seines Mittelpunktes willen, Paul Hörbiger – der übrigens zur Zeit auch noch in einer dritten Rolle, als Urbild des Canio im Tobis-Film „Lache Bajazzo!“ in Innsbruck gastiert – einen ungewöhnlichen Heiterkeitserfolg erzielte, ist selbstverständlich. Der immer wieder aufrauschende Beifall galt aber auch unserem jede darstellerische Aufgabe mit restlosem Einsatz bewältigendem Schauspielerpersonal, den leitenden technischen Kräften sowie dem künstlersichen Gestalter der Bühnenbilder.
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Innsbrucker Nachrichten vom 18. November 1943, Seite 3
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Zweites Symphoniekonzert
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. November 1943, Seite 4
Von Herrmann J. Spiehs
Das Programm zu dem am 13. November im Stadtsaal in Innsbruck veranstalteten Konzert unseres Reichsgau-Symphonieorchesters (verstärkt durch Mitglieder der Bayrischen Staatskapelle) enthielt die „Leonoren-Ouvertüre Nr. 3, op. 72a“ von Ludwig van Beethoven, die „Wesendonk-Lieder“, den Schlußgesang „Liebestod“ aus „Tristan und Isolde“ von Richard Wagner und als Drittes und Letztes die „Eroika-Symphonie“ (Nr. 3, op. 55) von Beethoven. Das Kämpferische, Menschlich-Große und Wahrhaft-Heldische bildete somit den Grundton.
Kapellmeister Hans-Georg Ratjen ließ sich gleich eingangs die Wiedergabe der dramatisch geladenen Bühnenmusik Beethovens nicht nur vom Standpunkt des sachlich eingestellten Musikers aus angelegen sein, er gab darüber hinaus den einzelnen Details des Werkes vertiefte Bedeutung, zumal er das Orchester vom Stofflichen her, also unter Zugrundelegung der Vorgänge in der Oper, der seelischen und szenischen Handlungsmomente zu beeindrucken vermochte […].
Kammersängerin Anna Konetzny von der Wiener Staatsoper sang anschließend mit vorbildlich schlichter Einfühlung drei Lieder aus dem Zyklus der „Mathilde-Wesendonk-Lieder“: „Der Engel“, „Schmerzen“, „Träume“. Feinste ätherische Stimmungen und eine völlige Verklärtheit des Ausdrucks, aber auch wahrhaft-heldische Größe offenbarte sie darin, noch mehr in „Liebestod“ aus „Tristan und Isolde“ […].
Die Wiedergabe der in der symphonischen Schaffenslinie Ludwig van Beethovens einen Höhepunkt bedeutenden „Eroica“, dieses Heldengedichtes gemeinhin, erschloß in noch erhöhterem Maße jene heldischen Bezirke. Weil zeitnahe, kamen das Typische und Ewige der “Erscheinung Beethoven“ insbesondere im „Trauermarsch“ und „Finale“ zum Ausdruck: als das Eigentlich-Schöpferische, Willengewaltige und Metaphysische seiner Lebens- und Musikauffassung […].
Man spürte förmlich die orchestrale Entflammung von der Partitur her (obschon erstaunlicher- und erfreulicherweise ohne Partitur dirigiert wurde); man erkannte die bis zum Dogma erhärtete Ueberzeugung von der heroischen Erhabenheit dieser Musik, die Kapellmeister Ratjen auf all seine Helfer übertrug: vom ersten Konzertmeister angefangen bis zu dem in diesem Falle durchaus nicht unwichtigen Pauker. Und das in jener vornehmen, Geist und Gemüt ansprechenden Dirigierweise, die sich auf beiderlei versteht: auf das Dienen am Werk und die Beherrschung und Anwendung der Mittel fachlicher Art, die man auch bei einem Orchester als „Führertugenden“ bezeichnet und die gerade diesmal bei der spielenden Gefolgschaft Anerkennung und Leistungswillen auszulösen vermochten.
Der Erfolg des Abends: wirklich groß, dem künstlerischen Niveau entsprechend.
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Das Ideal und das Leben
Ein Abend mit Fritz Dieter Boebel und Hans Leygraf
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. November 1943, Seite 4
Von Hildegard Ostheimer
Der Titel der einleitenden Schillerschen Dichtung „Das Ideal und das Leben“, die durchpulst von dem feurigen Schwung genialer Formkraft eine Verherrlichung des menschlichen Strebens nach den höchsten ideellen Gütern darstellt, bildete zugleich das Leitwort, unter dem Fritz Dieter Boebel von den Kammerspielen München – den Innsbruckern seit seiner Lesung bei der heurigen Hölderlin-Feier kein Unbekannter mehr – für seinen Abend an der Volksbildungsstätte Innsbruck schönste Werke deutscher Gedankenlyrik zusammengefaßt hatte.
Geformt aus dem tiefen Empfinden des Vortragenden und der Plastik seiner kraftvoll getragenen Sprache erwachte so Nietzsches Gesang „An den Mistral“ zu glühenden Leben, fand die lastende Verlorenheit und Trauer, der in „Herbst“ und „Vereinsamt“ klang, im Herzen des Hörenden dunklen Widerklang. Auch die zuchtvoll-feurige Sprache der Bindingschen Kriegslyrik, wie der großzügige Schwung und die tiefe Innerlichkeit, die in der Dichtung Josef Weinhebers leben, fanden in Fritz Dieter Boebel einen ihr Wesen ganz erfassenden Gestalter.
Musik von Beethoven, Bach und Schubert vertiefte das Erlebnis des Abends. Hans Leygraf von der Musikschule Innsbruck spielte voll wunderbar feiner und klarer Innigkeit und erwarb sich viel warmen und herzlichen Beifall des vollbesetzten Saales, der am Ende beiden Künstlern von Herzen für die schöne Gabe dieses Abends dankte.
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„Faust“ und „Schneewittchen“
Die Salzburger Marionetten wieder bei uns zu Gast
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. November 1943, Seite 4
Von Hildegard Ostheimer
Das Salzburger Marionettentheater ein altbekannter und gern gesehener Gast in Innsbruck, bringt mit seinem heurigen Gastspiel das alte Puppentheater vom Doktor Johannes Faustus, das in dieser Form, wie bekannt, ja einst auch Goethe erste Anregung zur Gestaltung des Fauststoffes gegeben hat. In possierlicher Heiterkeit treibt hier noch der Scherz in Gestalt Hanswursts sein Spiel neben dem tragischen Ernst der Haupthandlung, die für den Teufelspakt nur ewige Verdammnis kennt. Stets aufs neue entzückt den Zuschauer die einzigartige und wahrhaft künstlerische Ausgestaltung diese kleinen Theaters; die von Bildhauerhand geschaffenen und so lebendig geführten Puppen, die eigenartig schönen Bühnenbilder. Ja, er ertappt sich immer wieder über dem Empfinden, nicht das unbeseelte Spiel der Puppen, sondern vielmehr lebendes Theater vor sich zu sehen, so sehr stimmt die Bewegung der Figuren mit den Worten der Sprecher überein.
Kein Wunder darum, daß, wo schon der Erwachsene so sehr dieser lieblichen Verzauberung unterliegt, sie dem Kind zum ganz großen Erleben wird. Die Leitung des Puppenspiels hat darum auch auf ihre kleinen Gäste durchaus nicht vergessen. Nachmittag um Nachmittag können sie Schneewittchen und seine Zwerglein, Stiefmutter und Königssohn bewundern, für zwei glückliche Stunden in das Reich des Märchens entrückt.
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„Der Vogelhändler“
Zum Gastspiel des Reichsgautheaters Innsbruck im Stadttheater Meran
In: Bozner Tagblatt vom 15. November 1943, Seite 3
[…] „Der Vogelhändler“ war die letzte Neuaufführung des Reichsgautheaters in den Festwochen anläßlich des 6. Landeschießens. Er steht mit unvermindertem Erfolg bis heute am Spielplan […].
Nun kommt das Reichsgautheater mit dieser Inszenierung in Originalbesetzung nach Meran ins Stadttheater und will mit diesem Schmuckstück heimatlicher Prägung den im Operationsgebiet Voralpenland eingesetzten Soldaten, Schaffenden und den Meraner Volksgenossen einen frohen Feierabend bringen.
Meraner Operettengastspiel des Reichsgautheaters Innsbruck
Glanzvolle Aufführung der Operette „Der Vogelhändler“
In: Bozner Tagblatt vom 20. November 1943, Seite 5
Signiert „Dr. G. L.“
Wir erinnern uns, daß bereits die Aufführung des Dramas „Die ewige Kette“ am 23. Oktober ds. J. durch eine Spielgruppe des Reichsgautheaters Innsbruck in Meran mehr als ein verheißungsvoller Auftakt war, sondern eine umrissene, geprägte Künstlertat darstellte. Was Wunder, daß man auf das zweite Gastspiel, diesmal von der Operettenspielgruppe des Reichsgautheaters Innsbruck vom 18. bis 21. November besonders gespannt war. Es sei vorweg genommen: Alle, auch die größten Erwartungen wurden übertroffen.
Es war ein durchaus glücklicher Gedanke für die künstlerische Betreuung der deutschen Soldaten und vor allem der Verwundeten, wie sie im Auftrag des Obersten Kommissars für die Operationszone Alpenvorland, Franz Hofer, durch das Reichsgautheater Innsbruck durchgeführt wird, diesmal eine Operette zu wählen. Dies umsomehr, als in den letzten Jahren gerade diese Kunstgattung eine Aufwärtsentwicklung durchgemacht hat, die ihr den Ruf des Allzuleichten und Allzubilligen, den sie einmal tragen mußte, ganz genommen hat.
Wie die unverwüstliche Operette „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller vorgestern über die Bühne des Meraner Stadttheaters rauschte, hatte sie nicht mehr das hölzern gezimmerte Libretto von ehedem mit den unverklebbaren Fugen einer oft kraß aufgetragenen, vielfach unlogischen Handlung mit teilweise marionettenhaften und aufeinander nicht abgestimmten Figuren, war also nicht mehr das Werk, dem einst nur der glänzende Melodienreichtum eines Carl Zeller Wert und Unvergänglichkeit verschaffen konnte. In der neuen Bearbeitung dieser Operette durch den Intendanten M[ax] A[lexander] Pflugmacher tritt uns ein Werk entgegen, das nicht bearbeitet sondern neu geformt erscheint. Mit meisterhaftem Geschick hat der erfahrene Theaterfachmann ein voll durchblutetes, musikalisches Werk geschaffen. Besonders einfallsreich erscheint die Lösung, mit der er die früher eckig abgesonderten Bilder zu fließendem Schwung umgegossen hat. Und so mußte es kommen, daß die Musik Zellers in diesem Rahmen noch glänzender und inniger wirkt, nicht mehr angeklebt erscheint, sondern wesensecht aus Handlung und Rollen ertönt. Die Neubearbeitung erscheint uns als ausgezeichnetes Beispiel, wie man aus der gerippehaften Form und Formulierung, der die alten Operetten in ihrem Aufbau leider nie entgingen, fast eine volltönende, kleine Spieloper machen kann, ohne in die wesenlose Oberflächlichkeit und Schau einer Revue auszuarten.
Wenn man von einer Operettenaufführung sagen kann, daß sie alles aus dem Werk herausholt, daß sie es ausschöpft bis zum Grund und es bis zum letzten Funken, den es zu vergeben hat aufleuchten läßt, dann ist dies höchstes Lob. Dieses Lob gebührt der ersten Aufführung des „Vogelhändler“ am Donnerstag ohne Abstrich und Einschränkung […].
Besonders bemerkenswert erscheint, daß die kleinen Ausmaße der Bühne die Tanzgruppen in der flüssigen und exakten Abwicklung der zahlreichen Tänze nie hemmten. Die musikalische Leitung hatte Hans-Georg Ratjen inne, der nicht nur sicher und geschickt Orchester, Sänger und Chöre durch die Partitur führte, sondern auch die Musik Zellers in wesensechter Betonung ihrer Schönheit erklingen ließ.
Alles geschriebene Lob verblaßt gegen die Herzlichkeit und die Fülle des Beifalls, mit dem die Besucher und vor allem die deutschen Soldaten immer wieder ihren Dank für diesen glänzenden Theaterabend ausdrückten.
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Bozner Tagblatt vom 15. November 1943, Seite 3
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Aus dem Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 16. November 1943, Seite 4
Um den Kartenbestellern für Betriebe und von auswärts die Möglichkeit zu geben, rechtzeitig ihre Bestellungen aufzugeben, erscheint von nun an der Wochenspielplan jeden Dienstag in den „Innsbrucker Nachrichten“ für die darauffolgende Woche. Die Bestellungen müssen jeweils bis Freitag, 12 Uhr, bei der Intendanz eingegangen sein. Für jede Vorstellung können nur zehn Karten an einen Betrieb ausgegeben werden. Bestellung auf eine bestimmte Platzgattung ist nicht möglich. Während des Gastspiels des Staatsschauspielers Paul Hörbier in „Die Zwillinge“ sind alle Ermäßigungen aufgehoben mit Ausnahme jener für Schwerkriegsbeschädigte. – Der Vorverkauf findet an Sonntagen und Montagen von 10 bis 12.30 Uhr und von 17 bis 19 Uhr, an den übrigen Tagen von 11 bis 13 Uhr und von 17 bis 19 Uhr statt. Ab 19 Uhr Abendkasse.
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Liederabend Julius Patzak
Am 19. d. M. im Großen Stadtsaal in Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 16. November 1943, Seite 4
Der berühmte lyrische Tenor der Staatsoper München, Julius Patzak, eröffnet seinen Liederabend mit dem selten zu hörenden Liederkreis von Beethoven „An die ferne Geliebte“. Es ist dies wohl Beethovens persönlichste Liedschöpfung, in der die Sehnsucht nach der Geliebten bald ergreifend, blad stürmisch zum Ausdruck kommt […].
Die weitere Folge enthält eine prächtige Auswahl bekannter und unbekannter Lieder von Schubert („Sehnsucht“, „Die Liebe hat gelogen“ u. a.), Hugo Wolf (die trinkfrohen, „west-östlichen Divanlieder“ von Goethe und den übermütigen „Abschied“), Josef Marx und Richard Strauß. Den Klavierpart hat der bekannte Pianist Hubert Gießen übernommen.
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Solistenkonzert erblindeter Künstler
In: Innsbrucker Nachrichten vom 16. November 1943, Seite 4
Von Toni Kratz
Im Innsbrucker Stadtsaal fand am 14. d. M. ein Solistenkonzert erblindeter Künstler statt. Man hörte Lotte Swoboda, Violine, und Siegfried Schmalzl, Klavier. Die Vortragsfolge brachte als Auftakt Robert Schumanns „Kinderszenen“, op. 15, dem Werkcharakter entsprechend in anmutiger Weise vorgetragen; den Höhepunkt von Siegfried Schmalzls Können bildete zweifellos Beethovens Klaviersonate cis-moll, op. 27, besonders im dritten Satz presto agitato war die dramatische Schlagkraft meisterlich herausgearbeitet.
Lotte Swoboda spielte die Violinsonate c-moll, op. 45, des nordischen Meisters Edvard Grieg, ein Werk, das hohe technische Anforderungen und Probleme stellt, welche die Künstlerin zur Zufriedenheit der Zuhörer löste. Die Begleitung am Flügel hatte Margarete Rückert mit Geschick übernommen, so daß die Darbietung in schönem Zusammenspiel ein reifes Ergebnis zeitigte. Nicht minder eindrucksvoll wirkten Beethovens F-dur-Romanze, der bekannte Brahms-Walzer A-dur und die Zigeunerweisen von Sarasate. Wohlverdienter Beifall war der Lohn für alle Mühen. Den Abschluß bildete die effektvolle Rigoletto-Paraphrase von Verdi-Liszt, worin der Pianist seine bravouröse Technik voll entfalten konnte.
Daß wir wieder einmal unsere erblindeten Künstler belauschen durften und dabei ihr hervorragendes musikalisches Können und Streben feststellen konnten, machte den ungewöhnlichen Reiz dieses Solistenkonzertes aus.
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Hundertjahrfeier des Wiener Männergesangvereines
In: Innsbrucker Nachrichten vom 16. November 1943, Seite 4
Wien, 15. Nov[ember]. Der hundertjährige Bestand des Wiener Männergesangvereines wurde im Rahmen einer eindrucksvollen Kundgebung in der Wiener Staatsoper am Sonntag, den 14. d. M., würdig gefeiert […].
Den Begrüßungsworten des Vereinsführers Friedrich Franz folgte eine Ansprache des Vereinsführers des Männergesangvereines Köln, Dr. Josef Klefisch, der die herzlichen Glückwünsche entbot und die unerschütterliche Entschlossenheit der Kölner Sänger betonte, die, obwohl sie bereits dreimal durch feindlichen Bombenterror ihr Heim verloren haben, sich in der Pflege des deutschen Liedes nicht beirren lassen. Oberbürgermeister Theo Memmel, Würzburg, überbrachte die Glückwünsche des Deutschen Sängerbundes und sprach von der politischen Sendung des deutschen Liedes. Deutsche Sänger prägten zu Breslau das Wort „Ein Reich, ein Volk, ein Führer“. Das deutsche Lied war ein guter Bundesgenosse des Führers in seinem Kampf um die deutsche Seele.
Reichsleiter [Baldur] von Schirach würdigte in seiner Festrede die Bedeutung des deutschen Liedes und die einzigartige Leistung des Wiener Männergesangvereines […].
Je mehr Bomben auf unsere Kulturstätten niederfallen, um so größere Anstrengungen müssen wir machen, die Kultur unserer Heimat zu behaupten. Als ein Ewiges lebt in uns allen unser deutsches Lied, dessen Pflege sich der Jubelverein zur Hauptaufgabe gemacht hat […].
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Zehn Jahre Reichskulturkammer
In: Innsbrucker Nachrichten vom 16. November 1943, Seite 4
In diesen Tagen jährt sich die Gründung der Reichskulturkammer als organisatorische und berufsständische Gemeinschaft aller deutschen Künstler und Kulturschaffenden zum zehnten Male. Es sind jetzt zehn Jahre, daß Reichsminister Dr. Goebbels vom Führer mit der Gründung und Führung dieser alleinigen berufsständischen Organisation aller deutschen Künstler beauftragt wurde. Nach dem Erlaß des Reichskulturkammergesetzes vom 15. November 1933 erfolgten seinerzeit Gründung und Ausbau der Einzelkammern für Musik, bildende Künste, Theater, Schrifttum, Presse und Film. Die vergangenen zehn Jahre Tätigkeit dieser Gesamtorganisation hatten die Säuberung aller Kulturstände den nationalsozialistischen Grundsätzen entsprechend zur Folge. Durch Erlaß von Gesetzen und Anordnungen auf allen Gebieten des künstlerischen Schaffens wurden jeweils die berufsständischen Voraussetzungen für die heutigen großen Erfolge an allen Bereichen unseres deutschen Kunstlebens geschaffen und vor allem Zuverlässigkeit und Eignung jedes Mitgliedes der Reichskulturkammer garantiert.
Der energischen Initiative des Präsidenten der Reichskulturkammer, Reichsminister Dr. Goebbels, ist es zu verdanken, daß heute große Sozialwerke, wie die Spende „Künstlerdank“ und die „Goebbels-Stiftung für Kulturschaffende“, das Los alternder oder invalider Künstler wie nirgends in der Welt lindern helfen. Im nationalsozialistischen Reich gibt es keinen notleidenden Angehörigen künstlerischer Berufsstände mehr. Mit Beginn des jetzigen Weltkrieges nahmen sich die Organisationen der Reichskulturkammer durch die Bildung des Amtes Truppenbetreuung, des „Künstlerdienstes“ und der „Künstler-Einsatzstelle“ in engster Zusammenarbeit mit OKW. und KdF. der kulturellen Betreuung unserer Soldaten und der Schaffenden in der Heimat, besonders in den Luftnotgebieten, an. Reichsminister Dr. Goebbels gab als Treuhänder des Führers für das deutsche Kunstleben dieser von ihm gegründeten und geförderten größten Gemeinschaft aller Kunstschaffenden in der Welt alljährlich im Rahmen eines Festaktes in Anwesenheit des Führers Richtung und Weisung für die kommende Arbeit. Den Erfordernissen des fünften Kriegsjahres entsprechend fand am vergangenen Sonntag eine solche festliche Veranstaltung für unsere Soldaten und Schaffenden über alle deutschen Sender statt.
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Lieder- und Arienabend Wilhelm Strienz
In: Innsbrucker Nachrichten vom 18. November 1943, Seite 4
Von Hermann J. Spiehs
Der durch seine Mitwirkung im Berliner Rundfunk Millionen Volksgenossen bekannte, man kann wohl sagen vertraute Sänger Wilhelm Strienz gab am 15. und 16. d. M. in Innsbruck Gesangskonzerte. Beide Veranstaltungen waren ausverkauft, ein Zeichen der volkstümlichen Beliebtheit dieses Künstlers.
Wilhelm Strienz verfügt über einen respektvollen Bassbariton im Umfange von gut zwei Oktaven, der in allen Lagen und Tonstärken anspricht und ohne weiteres einen Abend lang durchhält […].
Strienz sang im ersten Innsbrucker Konzert Lieder von Franz Schubert, Robert Schumann, Balladen von Karl Loewe und Arien der italienischen Opernkomponisten A[milcare] Ponchielli (Arie aus der Oper „J Promessi Sposi“) und G. Verdi (Arie aus der Oper „Simone Boccanegra“). Von besonderem Interesse waren des weiteren die als „Erstaufführung“ gebrachten Lieder von Otto Nikolai, dem bekannten Komponisten der „Lustigen Weiber von Windsor“, betitelt: „Stürm, stürm, du Winterwind“, „Des Trinkers Wunsch“ und „Der Flohjammer“ […].
Diese nachgelassenen Werke, durch Zufall vom Aktenstaub eines alten Notenarchivs befreit, wurden nun durch Wilhelm Strienz wieder zu klingendem Leben geweckt […].
Der zweite Abend war mehr leicht verständlicher Musik gewidmet und gab einen Querschnitt durch das volkstümlich gewordene Liedgut von gestern und heute. Aeltere und neuste Soldaten-, Heimat- und Liebeslider, alle gern gehört und mit viel Gemüt vorgetragen, schufen jene Publikumsstimmung, wie sie an Hörfreudigkeit und Herzlichkeit kaum mehr zu überbieten ist.
Hans Günter Andersch am Flügel war dem Sänger ein wirklich idealer Helfer. Er zeigte pianistisches Können und Stilgefühl von solchem Ausmaß, daß man sich ihn auch als Solist zu hören wünschte.
Blumen, reichliche Zugaben und nimmer endenwollender Beifall bestätigten den Erfolg dieser beiden KdF.-Veranstaltungen.
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Violinkonzert Roman Wisata
Am 23. November im Stadtsaal in Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 19. November 1943, Seite 5
Konzertmeister Roman Wisata, in Innsbruck aber auch in vielen großen Musikzentren, wie Wien, Prag, München, längst als Geiger von hoher Klasse geschätzt, gibt auch in dieser Saison einen Konzertabend. Das Programm ist besonders sorgfältig und abwechslungsreich gewählt. Den Beginn macht eines der schönsten altitalienischen Geigenstücke – die Ciaccona von [Tomaso Antonio] Vitali; die edle A-dur-Sonate von Mozart (K. V. 305) führt in schöner Gegenwirkung ins Land der deutschen Musikseele; auch die vielgespielte, melodiöse, Herz und Ohr erfreuende A-dur-Sonate des (Deutsch-) Vlamen Cäsar Franck gehört in diese Bezirke. Besonders verdienstvolle ist das Eintreten für heimische Begabungen: als Neuheit spielt der Künstler ein dreisätziges Concertino des schon öfter bedeutsam hervorgetretenen Innsbruckers Robert Nessler. Den Abschluß bilden virtuose Stücke von [Niccolò] Paganini, [Josef] Suk und [Manuel] de Falla (Spanier). Als oft bewährte Helferin von hohem Rang steht dem Künstler wie im Vorjahre die heimische Pianistin Herta Reiß zur Seite.
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Alte Tiroler Musik
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. November 1943, Seite 5
Von Albert Riester
Unter dem Motto „Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen“ fand am 16. d. M. im Claudiasaal eine Hausmusikstunde zum Tag der Deutschen Hausmusik statt. J[osef] E[duard] Ploner stellte in einleitenden Worten die dreiklanggebundene, verhältnismäßig junge Aelplermusik der älteren, harmonisch reicheren, tonleitergebundenen und inhaltlich tief schürfenden Kunstmusik unserer Heimat gegenüber.
Der Abend war ausschließlich der letzteren gewidmet und brachte Beispiele zu Gehör, die aus einem Zeitraum von sechs Jahrhunderten herausgegriffen waren. Umrahmt waren die Darbietungen vom Kehrreim aus der Plonerschen Kantate „Walther von der Vogelweide“ mit den Trimburgschen Worten „Herr Walther von der Vogelweide, wer des vergäß, der tät mir leide“. Vom Minnesänger selbst wurden das Gedicht „Deutschland über alles“ und die „Hofweise“ vorgetragen. Sie gehört zu den drei heute noch erhaltenen Weisen Walthers und zeigt deutlich Verbundenheit mit gregorianischen Stilelementen.
Breiter Raum war dem Schaffen Oswalds von Wolkenstein gegeben. Im Satz von Josef Pöll, dem verdienten Wiedererwecker dieser prachtvollen Weisen hörten wird den „Reigen“. J. E. Ploner hatte vier Lieder des Tiroler Minnesängers für Tenor und Klavier gesetzt. Ploners Klaviersätze lassen erstaunt aufhorchen. Fast ist es, als ob sie als Ankündigung eines neuen Schaffensstils des Komponisten zu werten wären. Archaismen ziemlich aus dem Wege gehend, untermalen sie pastos, reich an dramatischen Impulsen und tonmalerisch das Wort voll auskostend, ja vor Dissonanzen nicht zurückscheuend, die in reichen Melismen ausschwingende Singstimme.
Toni Schiechtl, noch immer an die Glanzzeiten seiner vorbildlichen Hugo-Wolf-Abende erinnernd, war den schönen Liedern mit stark ausgeprägter Einfühlung ein ausgezeichneter Gestalter. Die anspruchsvollen Begleitungen lagen bei Prof. H. J. Spiehs in guten und verständnisvollen Händen.
Drei weitere Meister waren mit Proben aus ihrem Schaffen vertreten: Heinrich Isaak mit seinem berühmten „Innsbruck ich muß dich lassen“, zweistimmig vorgetragen, der Hofkomponist Paul Hofhaimer mit zwei Orgelstücken, auf Altflöte, Geige und Bratsche, bzw. Bratsche und Klavier übertragen, und der Sterzinger Leonhard Lechner mit seinem polyphon gehaltenen Chorwerk „Lob der Musik“.
Die Südtiroler Hochzeitsmusik, in kleiner Instrumentalbesetzung gespielt, beschloß den anregenden Abend, an dessen Gelingen die Sing- und Spielschar der NS.-Frauenschaft wesentlichen Anteil hatte.
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Noch einmal deutscher Hausmusikabend
In: Innsbrucker Nachrichten vom 19. November 1943, Seite 5
Das große Interesse, das der Veranstaltung zum Tag der deutschen Hausmusik entgegengebracht wurde, ließ auf mehrfache Anregung den Gedanken einer Wiederholung des Abends aufkommen, die nun am Montag, den 22. d. M., im Claudiasaal stattfindet. Das Programm umfaßt alte Tiroler Chor- und Instrumentalmusik aus sechs Jahrhunderten, angefangen bei Walther von der Vogelweide über Oswald von Wolkenstein, Heinrich Isaak, Paul Hofhaimer bis herauf zu Leonhard Lechner. Josef Eduard Ploner spricht die erklärende Einführung, so daß jeder Besucher des Abends zu dieser nicht ganz leichten, aber absolut reinen Musik in rechte Beziehung treten kann.
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Märchenvorstellung im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. November 1943, Seite 5
Vielen Wünschen folgend, führt das Reichsgautheater am Sonntag, den 28. November, 14 Uhr, nochmals das lustige Märchenspiel „Schneeweißchen und Rosenrot“ von Hermann Stelter für die Kinder auf. Der Vorverkauf beginnt am Sonntag, 21. November.
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Trachtenarbeit – eine völkische und politische Aufgabe
Arbeitstagung der Mittelstelle „Deutsche Tracht“ der Reichsfrauenführung in Innsbruck
In: Bozner Tagblatt vom 23. November 1943, Seite 3
Signiert „Dr. M. S.“
Die Reichsfrauenführung rief kürzlich die Abteilungsleiterinnen Kultur-Erziehung-Schule und die Abteilungsleiterinnen Landfrau nach Innsbruck, um ihnen durch Gertrud Pesendorfer, der Leiterin der Mittelstelle „Deutsche Tracht“ am Tiroler Volkskunstmuseum, eine grundsätzliche Einführung in die Trachtenarbeit zu geben.
Es war wohl das fruchtbarste Ergebnis des Beisammenseins, daß auch den Teilnehmerinnen aus fernen Gauen die völkische und politische Bedeutung und der erzieherische Wert der Trachten richtig klar wurde. Im Gau Tirol-Vorarlberg ist diese Überzeugung dank der Arbeit Frau Pesendorfers, vor allem aber des fördernden Verständnisses des Gauleiters schon seit langer Zeit selbstverständlich.
In richtungsweisenden Vorträgen gab Frau Pesendorfer zunächst einen Überblick über die Entwicklung der Trachtenarbeit und der „Mittelstelle“. Es wurde ersichtlich, daß eine Lenkung in dieser Richtung in Anbetracht der vielen sich mit der Erhaltung der Tracht befassenden Bestrebungen – angefangen bei Trachtenvereinen, heimatkundlichen oder sonstigen kulturellen Verbänden bis zu den Moderichtungen – unbedingt erforderlich geworden war. Notwendigkeit und lebendiger Wille wirkten zusammen, daß es (1939) zur Errichtung der Mittelstelle kam. Die Erneuerungsbewegung hatte gerade im Gau Tirol-Vorarlberg besonders günstigen Boden gefunden. Hier sind ja die Fäden der Überlieferung noch lange nicht in dem Maße abgebrochen wie in so vielen anderen deutschen Landschaften. Der Auftrag der Mittelstelle war zunächst auf die Bearbeitung der Alpen- und Donaugaue gerichtet, – wie rasch aber stellten sich Wünsche und Anforderungen aus allen Teilen des Reiches ein, die genau dasselbe Verlangen nach einer organischen Erneuerung der Trachten zum Ausdruck brachten. Die zu leistende Arbeit wurde immer umfassender und forderte immer mehr ein planmäßiges System, das auf einer sehr sorgsamen Bestandsaufnahme ruht. Sie schafft die Anknüpfungspunkte für die Erneuerung. Keine Standestrachten sollen neu aufleben, sondern allgemein getragene Arbeits- und Festtrachten. Wie stark eine ernsthafte Arbeit in dieser Richtung gebunden ist an das Wiederaufleben gediegenen Handwerks und vieler Handfertigkeiten, stellte sich dabei immer mehr heraus. Wenn der Rückhalt am Altüberlieferten auch entscheidend ist, so darf doch niemals alles, was je getragen wurde, als trachtig gut und richtig angesehen werden. Verschiedenen Einflüssen und modischen Wandlungen ist ja auch die Tracht stets ausgesetzt gewesen. Hier in der Übernahme mit Fingerspitzengefühl das richtige Maß zu finden, das niemanden, der am Alten noch hängt, verletzt, gehört mit zu den schwierigen Aufgaben der Mittelstelle.
Vor allem aber stellte Frau Pesendorfer stets heraus, daß die Erneuerung und das Tragen der Tracht niemals Selbstzweck sein dürfe, sondern nur ein Mittel und ein glücklicher Weg, um den deutschen Menschen zu Selbstbesinnung und Selbstbewußtsein zu bringen. Was er, besonders der deutsche Bauer, verloren hatte, als er die Tracht gegen billiges städtisches und modisches Gewand eintauschte, das muß wieder wettgemacht werden. Eine unumgängliche Forderung und Notwendigkeit müsse die Tracht aber in völkisch umkämpften Gebieten allen als Kennzeichen der Volkszugehörigkeit werden.
Auch über den inneren Zusammenhang der deutschen Trachten sprach Frau Pesendorfer. Sie wußte überzeugend darzulegen, daß, so reichhaltig und vielfältig die Formen auch sein mögen, ihnen allen doch eine gemeinsame Haltung eigen ist, die sie klar vom Nichtdeutschen scheidet. Bis in Einzelformen geht diese Gemeinsamkeit, sie wird aber schlagend bei der Beachtung der Farbenzusammenstellungen. Sorgfältig in mühsamer wissenschaftlicher Kleinarbeit aus Jahrhunderten zusammengetragenes Quellenmaterial vergegenwärtigte im Bild die Entwicklung der Trachten, den gegenwärtigen Stand, wies Einzelzüge und auch Abirrungen auf, zeigte aber doch im Ganzen, wie viel Klarheit und Sicherheit des Gefühls und Geschmackes aus diesen Gewändern spricht.
Im weiteren Verlauf der Tagung sprach dann aus dem Hauptkulturamt der NSDAP. Pg. Rehm über die „kulturelle Aufrüstung des deutschen Dorfes.“ In der Darlegung der Fragen der Kulturarbeit auf dem Lande betonte er die Tatsache, daß der Nationalsozialismus erstmalig das Bauerntum nicht nur als wirtschaftliche und auch nicht nur als biologischen Hauptfaktor im völkischen Dasein erkannt, sondern vor allem in seiner kulturellen Bedeutung ermessen hat und damit den richtigen Weg begeht, um es aus der Gefährdung der vergangenen Jahrzehnte herauszuführen. Im Zusammenhang damit sah Pg. Rehm in der Trachtenarbeit in besonders hohem Maße eine Kraft zur Aktivierung des bäuerlichen Menschen.
Eine Reihe von Aussprachen mit lebhaftem Gedanken- und Erfahrungsaustausch und Einzelbesprechungen mit Frau Pesendorfer gaben den Teilnehmerinnen eine Fülle von Anregungen mit für ihren eigenen Arbeitskreis.
Wie durch das Volkslied und durch die Pflege des Brauchtums – so sprach Frau Pesendorfer wohl am treffendsten das Ziel der Trachtenerneuerung aus – werde auch durch das Tragen der Tracht die innere Wehr des deutschen Volkes gestärkt, deren jeder einzelne heute besonders bedarf und daher könne in keiner besseren Zeit als in dieser, in der wir wissen, was wir zu verteidigen haben, der Grund zu dieser volkspolitisch wichtigen Arbeit gelegt werden.
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Musikabend in Landeck
In: Tiroler Landbote vom 23. November 1943, Seite 4
Zum Tag der „Deutschen Hausmusik“ veranstaltete die städtische Musikschule Landeck in Zusammenarbeit mit der Hitler-Jugend einen Hausmusikabend. Wie sehr die Musikschule im kulturellen Leben der Stadt Bedeutung hat, beweist die Verdoppelung ihres Schülerstandes innerhalb eines Jahres. In ständiger Entwicklung befindet sich auch das städtische Orchester. Kreisleiter Parteigenosse Bernard sprach Musikdirektor Pg. Geisler seine Anerkennung aus für die Belebung und Förderung des heimischen Musiklebens.
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Gedanken über „Hausmusik“
In: Innsbrucker Nachrichten vom 23. November 1943, Seite 5
Von Hermann J. Spiehs
Hausmusik verträgt keine konzertante Aufmachung, sie wendet sich vielmehr an jenen kleinen, intimen Kreis, wie er in der Familie, im Heimgarten, in der gleichgesinnten und gleichgestimmten Kameradschaft der HJ., des BDM. usw. gegeben erscheint. Der Begriff „Hausmusik“ ist erst im 19. Jahrhundert als Gegensatz zur Konzertmusik und zu der mehr oder weniger verflachten Salonmusik geprägt worden. In den früheren Zeiten gab es überhaupt nur ein häusliches Musizieren, das teils Uebung war, teils Unterhaltung. Der Konzertbetrieb im heutigen Sinne entwickelte sich erst vom 19. Jahrhundert an […].
Hausmusik ist vielmehr einfache, gute Musik gemeinhin, die jedermann versteht, und die zu Herzen geht. Aelteste und neuste Musik können diesen Innenwert besitzen. Der kürzlich vom heimischen Musikfachmann J. E. Ploner mit der Sing- und Spielschar der Kreisfrauenschaft veranstaltete Hausmusikabend bot Musikproben aus der Minnesänger- und Renaissancezeit, die trotz der zeitlichen Entfernung und Geschmacksveränderung gar wohl interessierten. Noch besser eignet sich die sogenannte Barockmusik, als deren Großmeister wir einen Bach, Händel, Telemann, Gluck usw. verehren, für häusliches Musizieren, denn das Wesen dieser Musik liegt so recht in ihrer Einfachheit, Klarheit, Ungekünsteltheit. Einfachste Akkordgrundlagen, ein sogenannter Generalbaß, bilden das Gerüst, darüber in idealem Zusammenklang die einzelnen Stimmen schwingen.
Auch die Vertreter der Klassik, voran Haydn, Mozart und Beethoven, haben uns wertvolle Kleinwerke, die jedermann zugänglich sind, hinterlassen: Märsche, Ländler, Walzer und andere volksgebundene Tänze. Die Romantik wiederum wird gerade verwöhnten Kreisen mit ihrem einmalig schönen Liedgut, es sei nur an Schubert, Schumann, Brahms, Hugo Wolf erinnert, und ihrer Tonmalerei auf instrumentalem Gebiete Hörfreude bereiten. Aber auch viele der zeitgenössischen Komponisten, von Max Reger (1873-1916), dem Erneuerer der Hausmusik angefangen, bieten reiche Auswahl. Regers Instrumentalwerk, op. 103, und seine „Schlichten Weisen“ haben ja das Wort Hausmusik zur Kompositionsgattung erhoben.
Volksmusik aller Zeiten und Gaue aber bildet die reichste Fundgrube für Hausmusikanten. Gerade diese Musikgattung bleibt ja der ewig tönende Quell, aus dem alle wahre und echte Kunst immer wieder hervorströmt. Wird sie richtig, ohne Aufdringlichkeit vorgetragen, so kann sie uns zutiefst beglücken.
Es hat eine Zeit gegeben, sie liegt gar nicht so weit zurück, da zeigte sich an den Musikschulen ein Schülerrückgang von 49 auf 7 Prozent, und dieser Prozentsatz gehörte nur mehr den oberen Zehntausend an. Die damalige Staatsführung hatte weder Mittel noch das Verständnis, solch kulturellem Niedergang zu begegnen.
Heute liegt das hinter uns, das deutsche Volk, voran die deutsche Jugend, musiziert wieder auf breiter Grundlage. Das Reich gibt trotz der Schwere der Zeit enorme Summen aus, um die Schulen und Jugendverbände mit Instrumenten, Lehr- und Lernmitteln auszustatten; in der Erkenntnis, daß die Musik wie im alten Hellas eines unserer wertvollsten Erziehungsmittel ist, einer der allerwichtigsten Bestandteile unserer Volkskultur.
Diesen Wandel zum Besseren wollen wir dankbar anerkennen und mit Spiel und Sang, mit erhöhter Musizierlust beantworten: uns selbst und anderen zur Freude!
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Innsbrucker Nachrichten vom 23. November 1943, Seite 5
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Junges Volk musiziert
Der Tag der Deutschen Hausmusik in der Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 30. November 1943, Seite 4
Von Josef Eduard Ploner
Am Samstag, den 27. November, feierte die Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt Innsbruck im Laurin-Kinosaal den Tag der Deutschen Hausmusik.
Die klar gegliederte Vortragsfolge brachte als erste Gruppe Werke von G[eorg] Ph[ilipp] Telemann. Josef Haydn, W. A. Mozart und L. v. Beethoven. Das Anstaltsorchester unter Leitung von Hermann J. Spiehs spielte alle diese Stücke mit sichtlicher Liebe in anerkennenswerter Sauberkeit, worauf Professor Spiehs einen Vortrag über „Wesen und Zweck der Hausmusik“ hielt, der ähnliche Gedankengänge und Folgerungen wie sein an dieser Stelle kürzlich veröffentlichter Aufsatz enthielt. Ein „Concertino im alten Stil“ des Anstaltslehrers Toni Kratz für zwei Klaviere, das die unbelastete und musikantische Schreibweise des Autors in das beste Licht rückte, beschloß diese Werkgruppe. Ein Sonderlob gebührt den vier Spielern dieser Klaviersuite.
Nun folgte eine dem Andenken Max Regers gewidmete Mittelfolge. Reger wäre heuer 70 Jahre alt geworden. Die Reichsmusikkammer ehrte diesen deutschen Tonsetzer dadurch, daß sie den heurigen Tag der Hausmusik dem Schaffen Regers zudachte. Lehrer und Schüler brachten Klavierstücke und Vokalstücke aus der Feder dieses Meisters zu Gehör, und zwar: Burletta, Moment musical und Capriccio sowie „Versöhnung“ aus den „Klavierstücken für die Jugend“, den Frauenchor „Waldesstille“ aus op. 111 und zwei Sololieder. Den Beschluß machten zwei Walzer aus dem op. 22 für Klavier zu vier Händen. Noch mehr entsprach die Schlußfolge der Veranstaltung „Junges Volk musiziert“ dem gesunden Empfinden der vielen jugendlichen Zuhörer. Die Schüler der 3a spielten sauber und schmissig „Aufzug“, „Menuett“ und „Schützenmarsch“ in heimatlicher Spielbesetzung. Der kleine gemischte Chor der Anstalt errang dann mit drei Liedern alpenländischer Art einen Höhepunkt, worauf der instrumentale „Abzug der Stände“ folgte. Der Musici-Kanon, von allen gesungen, setzte den Schlußpunkt zu dieser Hausmusikstunde, die von der erfolgreichen Musikerziehung der Anstalt auf heimatlicher und volksverbundener Grundlage zeugte.
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„KdF.“-Festkonzert im Stadtsaal
Zum zehjährigen Bestand der NS.-Gemeinschaft
In: Innsbrucker Nachrichten vom 29. November 1943, Seite 5
Von Hermann J. Spiehs
Die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ veranstaltete anläßlich ihres zehnjährigen Bestandes am Samstag, den 27. November, im Großen Stadtsaal ein Festkonzert. Das Musikkorps der Leibstandarte SS „Adolf Hitler“ spielte anspruchsvolle Werke von E[mil] N[ikolaus] [von] Reznicek, E[ngelbert] Humperdinck, Richard Strauß, Richard Wagner und Franz Liszt. Erstaunliche Leistungsfähigkeit bewiesen die wackeren Musikanten in der Ouvertüre zum “Tannhäuser“ und in der sinfonischen Dichtung „Les Préludes“ von Franz Liszt. Romantische und dramatische geballte Klangeffekte rauschten aus dem gewaltigen Klangkörper auf und ließen einem nur bedauern, daß dieses Konzert nicht im Freien stattfinden konnte, denn dann wäre diese instrumentale Leistung erst so recht zur Geltung gekommen. Desungeachtet nahm der volle Saal diese künstlerischen Darbietungen mit Begeisterung entgegen.
Der „Soldatenchor“, aus Mitgliedern des Musikkorps gebildet, sang „Die Himmel rühmen“ von Beethoven, „Du Schwert an meiner Linken“ von Karl Maria von Weber; ferner den „Jägerchor“ aus der Oper „Freischütz“, von einem Hornquartett begleitet, „Lied des Steuermanns“ und den „Matrosenchor“ aus der Oper der „Fliegende Holländer“. Der Chorklang, noch mehr die Chordisziplin, ließen aufhorchen; wohlverdienter Beifall folgte auch diesen vokalen Darbietungen. Mit dem alten Scheidelied von Heinrich Isaac, „Innsbruck ich muß dich lassen“, verabschiedete sich der bei der Innsbrucker Bevölkerung längst beliebt gewordene Soldatenchor […].
Es war und blieb die Glanznummer des vokalen Teils.
Das Musikkorps spielte zum Schluß, dem Beifall und Verlangen der Konzertbesucher Rechnung tragend, in gewohnt meisterhafter Weise den „Badenweilermarsch“ und „Unsere Garde“. Die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ hat ihr Jubiläum durch diese Veranstaltung sinnvoll begangen und damit die Bande zwischen Front und Heimat nur noch enger geknüpft.
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„Wiener Streichquartett“
Erstaufführung des H-dur-Streichquartetts von Eduard Lucerna
In: Innsbrucker Nachrichten vom 29. November 1943, Seite 5
Von Hermann J. Spiehs
Das Wiener Streichquartett (Wilhelm Hübner, Armin Kaufmann, Günter Breitenbach, Nikolaus Hübner) musizierte am 26. November im Konzertsaal der Innsbrucker Musikschule. Eingangs erklang das Streichquartett D-dur, op. 20, Nr. 4, ein echter „Haydn“, völlig unbeschwert und unproblematisch, nur stellenweise etwas rauh und unausgeglichen in der Ensemblewirkung. Doch spielten sich die Quartettisten bald daran zusammen und überboten ich bei Werk 2 der Vortragsfolge (Streichquartett H-dur von Eduard Lucerna) an besinnlicher Sammlung und Hingabe, was jenen runden, satten, auf einander abgestimmten Streicherklang zur Folge hatte, für den das Wort „Spielkultur“ wohl am Platze ist.
Diese Arbeit des greisen Tondichters, der seit über vierzig Jahren in Gries bei Bozen in aller Stille schafft, verbindet Originalität des Einfalls mit geradezu vitalem Klangsinn und polyphonem Könnertum, was sich in der Vielfalt und Farbigkeit der musikalischen Gedanken und in der motivisch aufgelockerten Akkordik ausspricht […].
Bei so viel musikalischer Substanz, bei solcher Könnerschaft in der Führung der Stimmung kann der Werkcharakter nur dahin beurteilt werden: kühn, persönlich, überzeugend, gesund modern!
Bedauerlich, daß der Komponist, dessen Werke (mehr als hundert an der Zahl) nun endlich Würdigung erfahren, dieser Innsbrucker Erstaufführung nicht beiwohnen konnte. Er hätte an der vorbildlich guten Wiedergabe durch das Wiener Streichquartett seine helle Freude gehabt. Der allerbeste Gradmesser für das Werk: es fiel auch nicht ab trotz des nachfolgenden, klassisch schön geformten „Beethoven“ (Streichquartett f-moll, op. 95), der einem nur die Vielfalt im deutschen Musikschaffen, den Reichtum an Genie und persönlichen Schaffensstilen beglückend einhämmerte.
Die Wiener Gäste erspielten sich gerade mit diesen beiden Werken rauschenden Beifall. Daß sie den Dank und die Begeisterung des Publikums mit dem letzten Satz aus dem Es-dur-Quartett von Franz Schubert quittierten (welch sinnvolle Geste!), bedeutete zugleich einen Triumph jener alten Tradition des Streichquartetts, die auch hier in Innsbruck einstmals beheimatet gewesen und hoffentlich wieder auflebt: vielleicht an Stelle der allzu vielen, sich stofflich oft wiederholenden Solistenkonzerte, die den Mangel an kammermusikalischem Ensemblespiel nur doppelt fühlbar werden lassen. Das verdiente, erfreulich-große Interesse, das die Innsbrucker Musikfreunde diesen beiden Aufführungen des Wiener Streichquartetts (Hölderlin-Feier, eigener Abend) entgegenbrachten, erfordert jedenfalls diese Feststellung.
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Zwei Stunden artistische Spitzenleistung
In: Innsbrucker Nachrichten vom 30. November 1943, Seite 4
Von Karl Paulin
Die von der Deutschen Arbeitsfront, NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“, von Zeit zu Zeit veranstalteten Groß-Varietés erfreuen sich in der Bevölkerung steigender Beliebtheit, bieten sie doch im Rahmen eines Abends meist vorzügliche Leistungen auf den verschiedensten Gebieten der Artistik.
Das gegenwärtig im Großen Stadtsaal stattfindende „Groß-Varieté“ verdient besondere Hervorhebung, denn es umschließt fast ausnahmslos wirkliche Spitzenleistungen, wie man sie nur selten zu sehen Gelegenheit hat. Ob die drei Fionettas ihren akrobatischen Hebeakt, die zwei Rawellas ihren Parallel-Gymnastikakt, die vier Douglas den originellen Schleuderbrettakt vorführen oder ob wir die equilibristischen Kunststücke der drei Viviaris, die fabelhaften Leistungen des kleinen und des großen Kunstschützen aus der Familie der Blekwens bewundern, die gleichzeitig das Zwei- und Einrad fabelhaft meistern, immer wieder überrascht die vollendete Beherrschung der betreffenden Geräte, mehr noch des männlichen und des weiblichen Körpers. Das Höchste des Abends nicht nur im wörtlichen, sondern im Leistungssinn boten wohl die zwei Jakubovsky in dem wirbelnden Zahnhang-Kraftakt am Trapez. Dazwischen erregten die Geschwister Schwirkott, wirkliche Virtuosen am Akkordeon, musikalisch vibrierend vom Scheitel bis zur Zehe, entsprechende Bewunderung. Hugo Voigt verstand es als Ansager, die einzelnen Darbietungen sehr humorvoll zu verknüpfen.
Nach dem augenblicklichen Eindruck dieses Groß-Varietés bleibt eine in unserer ernsten Zeit beachtenswerte ethische Wirkung im Zuschauer haften. Der Abend zeigte, welch Unglaubliches aus dem menschlichen Körper unter dem Antrieb eines stahlharten Willens, einer unerbittlichen Selbstzucht und einer Disziplin im höchsten Ausmaß, der restlosen Einordnung der einzelnen Kraft im Rahmen des Ganzen, Gemeinsamen herauszuholen ist. Darin scheint uns der bleibende Wert auch solcher, der Entspannung und Unterhaltung dienender volkstümlicher Veranstaltungen zu liegen.
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1943, Dezember
Alpenheimat 1943. Familienkalender für Stadt und Land, Seite 26 f.
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Rasse und Kultur
Professor Eugen Fischer, Berlin, sprach in der Volksbildungsstätte
In: Innsbrucker Nachrichten vom 1. Dezember 1943, Seite 4
Von Hildegard Ostheimer
Mit diesem Vortrag von Professor Eugen Fischer, dem Direktor des Kaiser-Wilhelm-Institutes für Anthropologie in der Reichshauptstadt, verhieß die Volksbildungsstätte Innsbruck für den Montagabend ein besonderes Erlebnis. Allein schon der vollbesetzte Saal der schönen alten Universitätsbibliothek zeigte das große Interesse des Innsbrucker Publikums, dessen Erwartungen – dies sei vorweggenommen – durchaus erfüllt wurden.
Nach kurzen, herzlichen Einführungsworten Professor Steinböcks von der Deutschen Alpenuniversität umriß Prof. Fischer im ersten Teil seiner Ausführungen in strenger Trennung die beiden Begriffe, unter die er seine Darlegungen gestellt hatte. Er ging dabei insbesondere auf den Rassebegriff ein, den man nicht mehr, wie lange Zeit üblich, schablonenhaft und mit Vorurteilen betrachten darf. Rasse ist nicht willkürliche Begriffsbestimmung, sondern sie ist Erbe, denn Wesen und Aussehen eines Menschen werden von seinen geistig-seelischen Erbanlagen gestaltet. Erst eine Gruppe von Menschen mit gemeinschaftlich bestimmten Erbanlagen dieser Art kann man als Rasse bezeichnen. In eindringlicher und leicht verständlicher Weise – wie überhaupt die bestechende Klarheit und der logische Aufbau seiner Ausführungen die Zuhörer nie vor Unfaßlichkeiten stellte – gab Prof. Fischer dabei einen kurz gefaßten Ueberblick über die wichtigsten Probleme und Erkenntnisse der Erblehre selbst.
Der Vortragende erläuterte darauf mit wenigen Worten den Begriff Kultur an sich – der die Gesamtheit der geistigen und materiellen Werte ausmache, die ein Volk geschaffen habe –, um dann auf das eigentliche Thema des Abends überzugehen: die enge Beziehung, die zwischen den beiden Begriffen Rasse und Kultur aufscheint. Er zeigte dabei an Hand mehrerer geschichtlicher Beispiele, daß die Kultur eines Volkes einzig gestaltet wird von seiner Rasse, also auch mit ihr lebt oder untergeht. Dies aber kann nur der Fall sein, wenn die Rasse ausgerottet oder verbastardisiert wird, denn von sich aus ist jede Rasse unsterblich, da sie sich unter gesunden Verhältnissen stets in sich selbst erneuert. Wie verderblich sich gerade Bastardisierung und Rassenmischung auswirken, das zeigen die Schicksale aller großen Völker und ihrer Kulturen, die das Gesetz der Rasse nicht kannten oder nicht achteten. Selbst wir Deutschen konnten am eigenen Leibe schon die zersetzende Wirkung artfremden Blutes spüren. Uns von ihr vollkommen frei zu machen und – heute mehr denn je – in klarer Erkenntnis der Wichtigkeit dieser Aufgabe, unsere Rasse rein und fruchtbar zu erhalten, ist unsere vornehmste und vordringlichste Pflicht.
Begeisterter Beifall dankte den mitreißenden Ausführungen des Vortragenden, der den Abend für alle Anwesenden zu einem wirklichen Erlebnis gestaltete.
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Innsbrucker Nachrichten vom 1. Dezember 1943, Seite 4
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Beerdigung einer deutschen Frau
In: Tiroler Volksblatt vom 3. Dezember 1943, Seite 3
Mittwoch wurde auf dem Kleinholzfriedhof in Kufstein-Zell die am 29. November im Alter von 58 Jahren verstorbene Volksgenossin Josefine Kieblinger beerdigt. Mit Ortgruppenleiter Pg. Linderl hatten sich die Ortsfrauenschaftsleiterinnen, Abordnungen der SA., der SS., der Hitler-Jugend sowie die Standschützenkapelle und viele Volksgenossen eingefunden, um in einer Totenfeier der NSDAP. von der Verstorbenen Abschied zu nehmen.
Volksgenossin Kieblinger war Mitglied der NS.-Frauenschaft. Als deutsche Frau lehnte sie artfremden Geist ab und erzog ihre Kinder zu tüchtigen Gliedern der Volksgemeinschaft. Ihre beiden Söhne stehen an den Fronten im Kampf um Deutschlands Zukunft. Einer davon war bereits in der Zeit vor dem Umbruch Angehöriger der Hitler-Jugend, später meldete er sich zur SS. Ihre Tochter leistet ihren Einsatz in einer Wehrmacht-Dienststelle.
Die Totenfeier leitete ein Mädel des BDM. mit einem Spruch ein, der die Härte der deutschen Mutter im Kriege und deren Opferbereitschaft pries. Nach der Trauermusik nahm Pgn. Meng im Namen aller deutschen Frauen von der Verstorbenen Abschied und schilderte das Leben unserer Volksgenossin Kieblinger, das uns Vorbild sein kann. Noch einmal entbot die Trauergemeinschaft der Toten den Deutschen Gruß, dann klang die Totenfeier mit den Liedern der Nation aus.
Der deutsche Geist, den die Volksgenossin Kieblinger in die Herzen ihrer Kinder pflanzte, lebt in diesen fort, erfüllend die Aufgabe eines jeden Deutschen.
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Tiroler Landboten vom 3. Dezember 1943, Seite 6
Versammlung in Sautens
In einer von der Ortsgruppe Sautens veranstalteten Versammlung der NSDAP. sprach Pg. Hafner über die wichtigsten Fragen der Gegenwart und der Zukunft. Mit überzeugenden Worten legte er die kriegsentscheidende Bedeutung der Haltung dar, welche die Heimat bewahren und betätigen muß, um den Endsieg zu sichern. Lebhafte Zustimmung bezeugte, daß die Ausführungen des Redners auf guten und aufnahmebereiten Boden fielen.
Verschiedene Veranstaltungen in Landeck
Die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ zeigte in der letzten Woche in drei verschiedenen Veranstaltungen ihre Vielseitigkeit. Unmittelbar auf ihre Jubiläumsveranstaltung – ein Konzert des Musikkorps der Leibstandarte „Adolf Hitler“ – folgte nämlich ein Kammermusikabend des Wiener Streichquartetts. Endlich brachte noch die Klingenschmied-Bühne Anzengrubers Schauspiel „Der ledige Hof“. Alle in ihrer Art so unterschiedlichen Veranstaltungen erweckten bei den Zuhörern reges Interesse und brachten ihnen Freude und Entspannung.
Arbeitsmaiden in Prutz
Im Maidenlager des Reichsarbeitsdienstes in Prutz ist die neue Belegschaft eingetroffen. Nachdem die Maiden am Sonntag vereidigt worden waren, begrüßte sie der Kreisleiter Pg. Bernard und machte sie auf ihre allgemeinen und örtlich besonders gearteten Aufgaben aufmerksam. Sie sollen Trägerinnen des Nationalsozialismus sein, Künder des Glaubens an unseren Führer und unseren Sieg und treue Helferinnen der schwerarbeitenden Bergbäuerinnen.
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Heute großer Zapfenstreich
In: Innsbrucker Nachrichten vom 3. Dezember 1943, Seite 3
Innsbruck erlebt heute abends einen seltengewordenen Soldatenbrauch. Unsere Gebirgsjäger, die morgen ihre große Ausstellung im Landesmuseum eröffnen, marschieren heute zum Fackelzug und zum Großen Zapfenstreich auf. Dieser schöne und alte Soldatenbrauch, der schon in Friedenszeiten stets das große Ereignis in allen deutschen Garnisonen war, wird heute sicherlich tausende Schaulustige anlocken und in seinen Bann schlagen. Es ist ein eigenartiges, faszinierendes Bild militärischer Ausdruckskraft, wenn die fackelumsäumte Kolonne zum Zapfenstreich aufzieht, wenn das ganze halt macht und der Trompeter im Fackellicht des großen Karrees die Retraite in die anbrechende Nacht schmettert. Die feierlichen ernsten Choräle der Musik, das Pfeifen und Trommeln der Spielleute und die militärischen Kommandos wecken in uns Erinnerungen an längst vergangene Tage, da Fackelzüge und Zapfenstreich oft militärischen Festen des Friedens ihr Gepräge gaben. Wenn heute, in ernster Zeit die gleichen Klänge erschallen, soll uns dies ein froher Gruß unserer tapferen Gebirgsjäger sein, die uns zu keinem unbeschwerten Fest, sondern zu ihrer Ausstellung laden, in der sie ihre weiten und fernen Fronten an den Grenzen Europas der Heimat durch eine Schau echtester und lebenswahrster Art näher bringen wollen. Daß die Heimat dem Rufe ihrer Edelweißtruppe gerne folgt, das hat der gewaltige Erfolg dieser Schau im Nachbargau bewiesen. Die Innsbrucker Bevölkerung wird auch heute schon beim Auftakt zu dieser seltenen Veranstaltung zugegen sein.
Der Fackelzug geht punkt 18 Uhr von der Klosterkaserne aus durch die Straße der Sudetendeutschen–Museumstraße–Südtiroler-Platz–Salurner-Straße–Maximilianstraße–Andreas-Hofer-Straße–Bürgerstraße–Anichstraße–Maria-Theresien-Straße–Herzog-Friedrich-Straße–Innrain–Marktgraben–Burggraben zum Adolf-Hitler-Platz, wo um 18.40 Uhr der Zapfenstreich beginnt.
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„Millionenhochzeit“ im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 3. Dezember 1943, Seite 4
Von Hermann J. Spiehs
Die Erstaufführung der Operette „Millionenhochzeit“ von Walter Hautmann und Erik Jaksch stand leistungsmäßig auf beachtlicher Höhe. Intendant M[ax] A[lexander] Pflugmacher, ganz in seinem Element, hatte die musikalische Leitung inne.
Elly Krasser, Nürnberg, spielte als Gast die Rolle der Ingeborg. Ihr natürliches, auf Posen bewußt verzichtendes Spiel, ihre schön und mit Gemüt gesungenen Lieder und Duette („Du bist für mich der schönste Traum“, „Ich bin verliebt in zwei Augen“, „Rosen blühen, Lippen erglühen“) fanden wiederholt rauschenden Beifall auf offener Bühne. Aus dem bunten Wirbel an Geschehnissen und Ulk hob sich ihre jugendlich-hübsche Erscheinung, ihr Wesen und Spiel gemäß der Rolle wirksam ab. Ihr Partner Erhard Grosser (Erik Norissen) ersang sich mit seiner prächtigen, lyrisch gefärbten Operettenstimme ebenfalls die Herzen der Zuhörer. Isa Roland als Frau Präsidentin und spätere Frau Herzogin wirkte durch die herbe Komik ihrer Rollen ausgezeichnet. Rudolf Tlusty stellte das Prachtexemplar eines senilen, auf galante Abenteuer erpichten „alten Herrn“. Edith Boewer zeigte als Romanschriftstellerin stimmlich und tänzerisch beschwingtes Können. Sie gab im Zusammenspiel mit Poldi Harlanns (Sekretär), der übrigens eine durchaus flotte Spielleitung besorgte, mit Lachsalven bedankte Proben von schmissigem Humor. Auch die übrigen Mitwirkenden trugen viel zu dem Publikumserfolg der Operette bei […].
Die Musik, nur so dahinflitzend, rissig und schmissig, erwies sich von Jazz, Kabarett und Film her stark beeindruckt. Besseres gab der Komponist in den Liedeinlagen. Barklänge, Milieu und sonstige Aufmachung der Operette einschließlich der Girls gemahnten allzu sehr an jenen „Amerikanismus“, der nun auch in der heiteren Muse artgebundenen Formen Platz zu machen beginnt.
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Klavierkonzert Hans Leygraf
In: Innsbrucker Nachrichten vom 3. Dezember 1943, Seite 4
Hans Leygraf, der junge schwedische Konzertpianist, seit kurzem Leiter der Klavierausbildungsklasse des Konservatoriums Innsbruck, gibt am 9. Dezember im Großen Stadtsaal einen eigenen Klavierabend, der klassische, romantische und moderne Werke in schöner Auswahl zeigt. Den Eingang bildet eine der prächtigen, vielsätzigen Suiten von J. S. Bach, dem als kurzes Zwischenstück Josef Haydns selten gehörtes Andante con variazioni f-moll folgt. Beethovens ausgedehnte, jugendliche Sonate A-dur, op. 2/2. beschließt den ersten Teil. Als willkommene Neuheit steuert der Künstler eine viersätzige Sonatine seines schwedischen Landsmannes Lars-Erik Larsson bei. Den Schluß bildet die selten gespielte dritte Sonate in h-moll, op. 58, von Chopin, die vom Künstler den vollen Einsatz seines pianistischen Könnens verlangt. Hans Leygraf ist im Reich und auch im Ausland durch viele Konzerte als einer der begabtesten jungen Pianisten bekannt geworden.
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„Bergvolk – Soldatenvolk“
Die große Schau der Gebirgstruppe im Tiroler Landesmuseum
In: Innsbrucker Nachrichten vom 4. Dezember 1943, Seite 3f.
Innsbruck, 4. Dez[ember]. Die Gauhauptstadt Innsbruck steht heute im Zeichen einer Veranstaltung, der man künstlerischen und wehrpolitischen Rang zuerkennen darf. Um 11 Uhr Vormittag wird mit einem militärischen Festakt in der Wilhelm-Greil-Straße die große Schau „Bergvolk – Soldatenvolk“ im Tiroler Landesmuseum der Oeffentlichkeit übergeben. Von allen Plakatwänden wirbt der Anschlag der Ausstellung (eine wirksame Arbeit des heimischen Graphikers Raimund Belcic); den Südtiroler Platz beherrscht ein wuchtiger Gebirgsjäger, den einer unser begabtesten jungen Maler, Max Weiler, mit kühnen Pinselstrichen auf die Anschlagwand der NSDAP geworfen hat.
Und die fahnengeschmückte Freitreppe des Landesmuseum lädt selbst zum Besuch einer wahrlich sehenswerten Schau. Sie füllt den ganzen ersten Stock des Museumsgebäudes und enthält in mehreren Sälen des zweiten Geschoßes noch eine umfangreiche Gemäldegalerie, in der besonders auch Künstler unseres Heimatgaues, die, wie die beiden schon genannten, gegenwärtig den feldgrauen Rock tragen, vertreten sind.
Ueber die eigentliche Ausstellung der Gebirgstruppe und ihren hauptsächlichen Inhalt ist in diesen Blättern schon bei früherer Gelegenheit, nämlich aus Salzburg, in Wort und Bild sehr ausführlich berichtet worden. In Innsbruck wurde sie neu gegliedert, mit teilweise neuem Material versehen noch straffer zusammengefaßt, wie dies die gegebenen Platzverhältnisse ermöglichten. Ein kleiner Vorbericht wird unseren Lesern willkommen sein. Er kann nicht anders beginnen als mit einer Anerkennung des Geleisteten und seiner künstlerisch-technischen Gestaltung.
In dieser Schau spricht wirklich der deutsche Bergsoldat, der Jäger, der Pionier, der Gebirgsartillerist – und wie sie alle heißen – von seinem heldenhaften Einsatz und von der Ausbildung, durch die er zu solchen Leistungen befähigt wird. Der Betrachter steht in stolzer Bewunderung vor einem Kriegserleben, das an den schwierigsten Frontabschnitten gewonnen worden ist; er wird mit tiefer Anteilnahme sehen, welchen künstlerischen Niederschlag dieses Kriegserleben zu finden vermochte. Es wird sich im Verlaufe der Ausstellungsdauer noch Gelegenheit ergeben, auf diese oder jene Einzelheit näher einzugehen, z. B. auf die gleichsam in unserem tirolischen Boden wurzelnde Abteilung „Tradition“ oder die schon erwähnte Bilderschau, die 170 Gemälde, Graphiken usw. umfaßt. Der nachfolgende kleine Ueberblick möge den schon in unserer Ausgabe vom 16. Oktober veröffentlichten Bericht ergänzen und als ein Wegweiser durch die Innsbrucker Ausstellung dienen.
An Beutegeschützen vorbei führt die Treppe zum Ehrenraum empor, der vor den Schauräumen liegt und u. a. die künstlerisch geschriebenen, pergamentartigen Wandtafeln mit den Namen der Ritterkreuz- und Eichenlaubträgern unserer Gebirgsdivisionen enthält.
In der linken Richtung gehend, betritt man als ersten Ausstellungsraum jenen der Veterinärtruppe, dessen Hauptobjekt eine „echte“ Beschlagschmiede aus dem Osten ist. Den benachbarten großen Saal haben die Divisionen und Regimenter besetzt, die an der Front im hohen Norden kämpfen. Hier gibt es bereits einen Reichtum an Modellen, Bastelarbeiten, künstlerischen und kunsthandwerklichen Erzeugnissen, volkskundlich Interessantem und bildnishaft Eindrucksvollem, der ein längeres Verweilen im Saale nötig macht.
Ein sehr schön gestalteter Raum schließt sich an; hier stellt die Gebirgsdivision aus, die (nach Balkan und Kreta) einen langen und schweren Einsatz im Sumpf- und Urwaldgebiet südlich des Ladogasees hinter sich hat. Der Originalbunker für sechs Mann – er hat nur vier schmale Liegestätten, die übrigen zwei Mann stehen immer auf der Wachen draußen – ist in Salzburg ein Hauptanziehungspunkt der ganzen Schau gewesen und wird es, jetzt im winterlichen Kleid, auch hier zweifellos sein.
In die gleiche Landschaft, darüber hinaus aber noch zu den Kampfplätzen des Westens, Norwegens und der östlichen Mittel- und Südfront führten die vieltausend Kilometer langen Marsch- und Einsatzwege der Divisionen, die im nächsten Raum untergebracht worden sind. Sie haben Narvik und Leningrad erlebt, die Steppe der Kirgisen und der Kubankosaken, sie standen in den Gletscherfeldern und auf den einsamen Hochgipfeln des Kaukasus …Man wird sich da einmal klar ,was das bedeutet, 22.000 Kilometer in Feindesland zurückzulegen, an unzählbaren Städten, Dörfern, Völkerschaften vorbei, in Fjorden oder an den Riesenströmen der Ostfront, in Hitze und klirrender Kälte – und immer kämpfend, jeden Tag und jede Nacht einsatzbereit!
Mit welchen Mitteln dieser Einsatz bewerkstelligt wird und wie hart, vielseitig und zweckvoll die kämpferische Schulung für ihn erfolgt, lehren die anschließenden Kojen und Räume der Ersatztruppenteile in der Heimat: da sind die Gebirgspioniere mit ihren Minen, Sprengladungen, Brücken- und Seilbahngeräten, kämpferisches Symbol des ewigen Einreißens und Wiederaufbauens, wie es der Krieg gerade von diesem wichtigen Truppenteil verlangt. Da ist der Gebirgssanitätsdienst mit neuzeitlichstem, heilkundigem Hilfs-, Rettungs- und Bergungsgerät (u. a. einem kompletten Verbandszelt mit Einrichtung), da folgen Gebirgsartillerie und – in Innsbruck neu –auch Sturmartillerie des Heeres, die mit ihren motorisierten Geschützen (eines ist in einem Großmodell zu sehen) den Einsatz der Infanterie begleitet und in seiner Durchschlagskraft ungeahnt gesteigert hat. Da sind schließlich unsere braven Nachrichtenmänner mit ihren neuzeitlichen Errungenschaften, dem Feldfunksprecher, dem Fernschreiber und der telephonischen Vermittlungsstelle im Gebirgszelt – alle diese Geräte können vom Ausstellungsbesucher probiert und bedient werden.
Zwei kleinere, aber nicht weniger sehenswerte Schaustellungen sind in diese größeren noch eingebaut. Die eine ist die der ursprünglichen „Edelweiß-Division“ (heute trägt ja eine ganze, starke Gebirgstruppe dies Zeichen an Mütze und Aermel), die vor einer heraldisch gestalteten Ehrenwand mit ihren Einsatzorten an praktisch allen Fronten dieses Krieges ein ganz aktuelles Relief des Insel- und Festlandraumes von Korfu geliefert hat. Der zweite Raum ist einer Darstellung des Aufgabengebietes der soldatischen Nachwuchswerbung gewidmet. Hier grüßt unser Dietl [Generaloberst der Gebirgstruppe Eduard Dietl (1890-1944)], das Vorbild der Gebirgsjäger, vom Bilde. In dieser Koje ist ebenfalls als willkommene Neuerung eine Vorführungsgelegenheit für militärische Ausbildungsfilme eingerichtet worden, die bei der Jugend bestimmt den größten Anklang finden wird.
Und in allen Räumen, bei Artillerie, Pionieren oder anderen, immer wieder neue Modelle von Kampf- und Beobachtungsanlagen, Skizzen, Bilder, Photos die Menge – so daß man, wenn man alles genauer sehen will, einige Male den Weg ins Landesmuseum machen muß.
Auf einen Schauraum sei zum Schluß noch besonders verwiesen: Er enthält das im Bergsteiger- und Schiläufergau Tirol-Vorarlberg ganz besonders anziehungskräftige Ausstellungs- und Unterrichtsmaterial unserer Gebirgsjägerschule, vermittelt einen Einblick in das Rüstzeug des Hochgebirgskämpfers und zeigt ihn in seiner schweren, aber militärisch wie sportlich einzigartigen Ausbildung. Vor diesen Nagelschuhen, Pickeln, Schiern und Bindungen wird sich die zünftige Schifahrer- und Bergsteigerjugend drängen.
Soweit ein kurzer Ueberblick, dem noch Einzeldarstellungen folgen sollen. Aber schon heute kann gesagt werden: Niemand, ob Bub oder Mädel, ob Soldateneltern, Geschwister oder Braut, ob Bauer oder Schaffender in Fabrik und Kontor, keiner wird den Besuch dieser großartigen Schau unserer Gebirgstruppen bereuen. Da wir Tiroler und Vorarlberger ein Bergvolk und ein Soldatenvolk sind, fühlen wir uns so recht von ihr angesprochen. Wir werden unseren Männern mit dem Edelweiß die Ehre geben, die sie sich verdient haben.
Die Gebirgstruppen-Ausstellung „Bergvolk-Soldatenvolk“ ist nach dem feierlichen Eröffnungsakt, zu dem die Spitzen von Partei, Wehrmacht und Staat erscheinen werden und bei dem als Vertreter der kämpfenden Truppe Eichenlaubträger Oberst [Ernst] Nobis sprechen wird, von heute Samstag Mittag ab bis zum 12. Jänner 1944 täglich von 8.30 bis 16 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen sein. Die Besucher sind gebeten, das teilweise kostbare Ausstellungsgut zu schonen. Die Räume sind temperiert, soweit es die Verhältnisse zulassen.
Sonntag 9 Uhr Vormittag findet im Stadtsaal aus Anlaß der Ausstellungseröffnung ein Gauappell der Erzieherschaft von Tirol und Vorarlberg statt, auf welchem Eichenlaubträger Oberst Nobis zu den Männern sprechen wird, denen die geistige und körperliche Heranbildung der jungen kämpferischen Generation anvertraut ist. Schülerführungen durch die Gebirgstruppen-Schau schließen sich an den folgenden Tagen bis zu den Weihnachtsferien an.
Ausstellung „Bergvolk-Soldatenvolk“ eröffnet
Eindrucksvolle militärische Kundgebung vor dem Landesmuseum in Innsbruck - Im Geiste der Verbindung zwischen Front und Heimat
In: Innsbrucker Nachrichten vom 6. Dezember 1943, Seite 3
Innsbruck, 5. Dez[ember]. In Anwesenheit des Stellvertretenden Gauleiters, Befehlsleiter Parteigenossen [Herbert] Parson als Vertreter des Gauleiters und Reichsstatthalters, eröffnete der Stellvertretende Befehlshaber im Wehrkreis XVIII und Standortälteste der Wehrmacht, Generalleutnant [Moritz] von Faber du Faur, die in Innsbruck aufgebaute Ausstellung „Bergvolk – Soldatenvolk“ im Rahmen einer eindrucksvollen militärischen Kundgebung. In der Wilhelm-Greil-Straße, gegenüber dem Landesmuseum, wo die Ausstellung untergebracht ist, fanden sich am Samstag Vormittag zahlreiche Ehrengäste aus Partei, Wehrmacht, Reichsarbeitsdienst, Staat und Gauhauptstadt ein. Eine Ehrenkompanie der Gebirgsjäger mit Fahnen und ein Musikkorps der Wehrmacht waren angetreten.
Als Vertreter der kämpfenden Front sprach zur Eröffnung der Ausstellung Eichenlaubträger Oberst [Ernst] Nobis. Er erinnerte an die Kaiserjägerausstellung auf dem Berg Isel und verwies auf deren geschichtlichen Charakter, wogegen die Ausstellung „Bergvolk-Soldatenvolk“, nach gegenwartsnahen Gesichtspunkten gestaltet, unmittelbar in das Zeitgeschehen an den Kampffronten des gegenwärtigen Krieges einführe. Die Ausstellung zeige den Volksgenossen in der Heimat, wie ihre Männer und Väter, Brüder und Söhne kämpfen und sich ihr Dasein an der Front einrichten. Hinter diesen Darstellungen aber stehen, überall spürbar, nicht nur das Kampfgeschehen, sondern auch Tapferkeit, Entschlußkraft, Kameradschaft und die Gedanken an die Heimat. Als Beispiele dieser geistig-seelischen Kräfte unserer Soldaten gab Oberst Nobis kurze Darstellungen aus Ereignissen des Ostkrieges: Er schilderte, wie einmal ein schwerverwundeter Stabsfeldwebel von seinen Kameraden, die der Reihe nach selbst verwundet wurden, aus scheinbar aussichtsloser Lage herausgeholt und vor dem Schicksal, in sowjetische Gefangenschaft zu fallen, bewahrt wurde, und ein andermal ein entschlossener Oberjäger mit 25 Mann durch schneidigen Zugriff eine schwerbewaffnete sowjetische Schlüsselstellung zerschlug und damit eine ganze sowjetische Gebirgsbrigade, etwa 4000 Mann stark, zersprengte.
Die geistig-seelische Verbindung mit der Front verstärkt und vertieft zu wissen, stellt Oberst Nobis abschließend fest, sei der Wunsch, den die Front mit dieser Ausstellung verbinde.
Generalleutnant von Faber du Faur brachte in seiner Ansprache zum Ausdruck, daß gerade jetzt, in der Zeit eines Heldenkampfes sondergleichen, die Gedanken der Heimat, ihr ganzes Herz und ihre ganze Begeisterung unablässig bei der Kampffront sind. So werde diese Ausstellung ihren Zweck, Front und Heimat einander näherzubringen, voll erfüllen können.
Mit Nachdruck verwies der Stellvertretende Befehlshaber auf die besonderen Voraussetzungen für die Sinnerfüllung der Ausstellung im Gau Tirol-Vorarlberg, denn hierzulande, wo seit Jahrhunderten gekämpft wurde, ist ausgesprochener Frontgeist von jeher zu Hause und die engste Verbindung zwischen Truppe und Volk ist altüberlieferte Tradition.
General von Faber du Faur wies besonders auf den Wert der Ausstellung für die Jugend hin und fand Worte des Dankes für die Förderung der Ausstellung durch den Gauleiter und Reichsstatthalter sowie für die Leistungen der Gestalter dieser Schau und erklärte sie sodann für eröffnet.
Ein Rundgang gab den Teilnehmern an der Eröffnungsfeier Gelegenheit zu einem Ueberblick über das außerordentlich reichhaltige Ausstellungsgut, das eine kaum vorstellbare Fülle aufschlußreicher Einblicke in das Kriegsgeschehen bietet. Zum Abschluß nahm der Stellvertretende Befehlshaber im Beisein des Stellvertretenden Gauleiters und der Ehrengäste den Vorbeimarsch der Ehrenkompanie ab. Die Bevölkerung der Gauhauptstadt, die an der Eröffnungsfeier bereits lebhaften Anteil genommen hatte, verfolgte besonders dieses militärische Ereignis mit großem Interesse und hatte ihre helle Freude an dem tadellosen Auftreten und der vorbildlichen Haltung, die unsere Gebirgsjäger dabei an den Tag legten.
In Zwölf Stunden über 6000 Besucher!
Großartiger Anfangserfolg der Gebirgstruppenschau „Bergvolk-Soldatenvolk“
In: Innsbrucker Nachrichten vom 6. Dezember 1943, Seite 3
Innsbruck, 5. Dez[ember]. Als am heutigen Sonntagnachmittag, kurz vor 16 Uhr, der Eintritt zur Ausstellung unserer Gebirgstruppen im Landesmuseum gesperrt wurde, hatten 6020 Besucher die Zählkontrolle im Halbstock passiert. Die Samstag, 11 Uhr, eröffnete Schau war seither insgesamt etwa zwölf Stunden zu besichtigen gewesen. In diesem großartigen Anfangserfolg – durchschnittlich betraten also jede Stunde 500 Gäste das Landesmuseum – dürfte die Gewähr dafür zu erblicken sein, daß man sich auch vom Zustrom der Innsbrucker nicht zu viel versprochen hat.
Mit stolzen Augen blickten die Männer, denen an den beiden ersten Tagen der Führungs- und Ueberwachungsdienst anvertraut war, in die sich drängenden und staunenden Besuchermassen, die die Räume des Landesmuseums kaum zu fassen vermochten. Die Jäger fühlten, daß ihnen und ihrer Erlebnisschau nicht nur das ganze Interesse, sondern das Herz der Bevölkerung gehörte. Sie durften nicht müde werden, auf alle ihre Schätze hinzuweisen, Einzelheiten zu erklären, Auskünfte zu geben, - und sie hatten daneben manche humorvoll getragene Plage mit unserer lieben Jugend, die mitunter allzu wißbegierig war, alles anfassen, ausprobieren mußte…Dabei ist einiges Ausstellungsmaterial mehr oder weniger übel weggekommen – aber das Kostbare wird ja von geübten Augen bewacht oder steht „griffsicher“ in verschlossenen Vitrinen, bei denen es auf einpaar nicht ganz saubere Fingerabdrücke im spiegelnden Glas nicht weiter ankommt […].
Erinnerungsgeschenk für den Fünftausendsten
Als fünftausendster Besucher erhielt Sonntag Nachmittag ein schwerverwundeter Frontkamerad, der am 3. Dezember v[origen] J[ahres] bei Tuapfe an der Kaukasusküste ein Bein verloren hat, ein schönes Erinnerungsgeschenk. Es ist der Innsbrucker Ludwig Freinecker, früher Hilfsarbeiter, der jetzt von der Wehrmacht zum Kanzleidienst umgeschult wird. Im Namen des Stellv. Generalkommandos XVIII A. K. überreichte ihm ein Offizier ein Bildwerk mit entsprechender Widmung. Jeder weitere Fünftausendste, der die Ausstellung betritt, wird eine ähnliche Ehrengabe erhalten.
Heldisches Erbe alpenländischen Kämpfertums
Der Traditions-Raum der Gebirgsjägerschau
In: Innsbrucker Nachrichten vom 9. Dezember 1943, Seite 3
Von Karl Paulin
Die starken Wurzeln der unvergleichlichen kämpferischen Leistungen unserer Gebirgstruppen im gegenwärtigen gigantischen Ringen um Großdeutschlands Freiheit und Zukunft liegen in der heldischen Überlieferung eines alpenländischen Kämpfertums, das sich seit Jahrhunderten selbst treu blieb in opfervollem Einsatz für Volk und Heimat.
Der Alpenbewohner ist schon von der Urzeit her gestählt im Kampf gegen die Elemente, die sein Leben und seine Arbeit ständig bedrohen und denen nur ein felsenharter Wille und ein wetterfester Körper gewachsen sind. Diese Grundbedingungen eines arbeitsschweren Daseins legen in dem älplerischen Menschen das Fundament eines vorbildlichen Kämpfers, der überall dort, wo es um härtesten Einsatz geht, seinen Mann stellt. Beweise hiefür zeigen ja die einmaligen Taten unserer Gebirgstruppen in Narvik, auf Kreta. an der Ost- und Südfront, im Kaukasus u. a. m.
Daß daher der kämpferischen Überlieferung, der heldischen Tradition unserer Gebirgstruppen im Rahmen der Schau „Bergvolk-Soldatenvolk“ ein eigener Raum gewidmet wurde, ist selbstverständlich. In dem bekannten Rundsaal der vaterländischen Erinnerungen aus dem Tiroler Freiheitskampf von 1809 ist der Traditions-Raum eingerichtet, den akad[emischer] Maler Hauptmann Ulf Seidl gestaltet hat.
Die Schau reicht zurück bis in die Zeit der Bauernkriege, in denen sich zum erstenmal der Freiheitswille unserer Bauern gegen die Knechtung aufreckte. Ein großes, von Maler Uffz. Schmiedbauer angefertigtes Bild zeigt einen Bauernrebellen mit Morgenstern, wie er 1525 zur Waffe gegriffen hat. Eine Auswahl von primitiven bäuerlichen Waffen, Spießen, Morgensternen, Streitkolben, ist ebenso zu sehen, wie die Waffen der Landsknechte, welche den bäuerlichen Freiheitskämpfern entgegentraten. Da sieht man z. B. einen mächtigen Zweihänder mit geflammter Klinge, ferner eine Armbrust und die ersten Feuerbüchsen.
Weiters sind Waffen aus den späteren Jahrhunderten zur Schau gestellt, u. a. Steinschloß-, Ratschloß- und Luntengewehre, Steinschloßpistolen, sogenannte Fäustlinge, ein selbstverfertigter Wildererstutzen, wie er von den Bauern in den Befreiungskriegen auch als Waffe verwendet worden ist. Besonders sehenswert ist ein „Knappenrößl“ aus Rauris, ein ganz einfaches hölzernes Brett, das zur winterlichen Talfahrt über schneeige Hänge diente, ein Vorläufer für unsere heutigen Schi. Weiters gebührt einer Schießkraxe besondere Beachtung, eine Art Hackenbüchse, die vom Schützen auf einem Traggestell transportiert wurde und die 1809 vielfach zum Kampfeinsatz kam.
Die Entwicklung der Feuerwaffen im 19. Jahrhundert ist an Hand verschiedener Modelle und Originalgewehre, ferner an Beutestücken aus den Feldzügen und Kriegen im Alpenraum, in Italien, in Bosnien-Herzegowina und im ersten Weltkrieg zu verfolgen. Eine eigene Bildtabelle ist dem Deutschen Alpenkorps gewidmet, das 1915 an der Dolomiten-Front an der Verteidigung unserer Heimat ruhmvollen Anteil genommen hat. In dem Bild eines Oberleutnants des Deutschen Alpenkorps, der mit dem Pour le Mérite geschmückt ist, erkennen wir zu unserem Erstaunen den heutigen Generalfeldmarschall Rommel.
In mehreren Vitrinen sind Druckwerke und graphische Darstellungen, Handschriften, Holzschnitte, Stahlstiche usw. aus den verschiedenen Kampfepochen im Alpenraum verwahrt. Eine besondere Sehenswürdigkeit ist das älteste deutsche Kriegsreglement aus dem Jahre 1555, verfaßt von Linhart Fronsberg, einem Vorfahren Georg von Frundsberg, das die Grundlage aller späteren militärischen Reglements bildet. Alte Zeichnungen und Stiche von tirolischen Befestigungsanlagen sind mit Bildern hervorragender Freiheitskämpfer, z. B. des kühnen Bauers Hans Panzl aus Matrei in Osttirol, vereint und geben einen anschaulichen Begriff längsvergangener kriegerischer Zeiten.
Wohl die meiste Beachtung werden drei vom Maler Jung-Ilsenheim optisch und plastisch hervorragend ausgeführte Dioramen finden, denn sie zeigen historische Kampfhandlungen mit greifbarer Deutlichkeit. Das erste dieser Dioramen bringt den Kampf unserer Landesverteidiger am Paß Lueg im Freiheitsjahr 1809, das zweite führt in das gleiche Heldenjahr zurück und stellt den heroischen Kampf an Oesterreichs Thermopylen dar, das Ringen um das Blockhaus Malborghet bei Tarvis, wo Ingenieur-Hauptmann Friedrich Hensel am 17. Mai 1809 dem von Süden her anrückenden Feind in selbstaufopfernder Tapferkeit standhielt. Das dritte Diorama erinnert an das Jahr 1866 und zeigt die Erstürmung des Zypressenhügels von Oliosi in der Schlacht von Custozza am 24. Juni 1866 durch das fünfte Kaiserjägerbataillon.
Damit ist unsere Aufmerksamkeit auf die Kaiserjäger als heimatliche Elitetruppe gelenkt, die als einer der Hauptträger kämpferischer Tradition über ein Jahrhundert lang sich auf allen Kriegsschauplätzen ruhmvoll bewährt hat. Eine Reihe von Uniformierungsbildern der vier Hauptregimenter des jetzigen Wehrkreises XVIII (59er Salzburg, 27er Graz, 47er Marburg und 7er Kärnten) illustriert die Entwicklung des Soldatenkleides und der Bewaffnung unserer alpenländischen Truppen.
Der wichtigste Teil des Traditionsraumes ist die Ehrenwand, die im Zeichen Andreas Hofers, des Sandwirts vom Passeier und Oberkommandanten der Tiroler Freiheitskämpfer von 1809 steht. Unter einem Oelgemälde Hofers von Köck ist die marmorne Grabplatte angebracht, die einst das Grab Hofers in Mantua deckte und neben den Anfangsbuchstaben seines Namens, A. H., 13 kugelförmige Vertiefungen trägt, die an die dreizehn Schüsse erinnern, welche dem Leben des Helden ein Ende bereitet haben.
Drei Lorbeerkränze umschließen die in goldenen Lettern prangenden Namen ruhmgekrönter Kampfesstätten: Berg Isel, Pasubio, Ortigara. Zwei große Photo-Panoramen stellen die bedeutendsten Kampfgebiete der Südfront 1915-18 dar, das Gelände um den heißumstrittenen Col di Lana und um das Dreizinnen-Plateau in den Dolomiten, ferner Stellungen am Tonalepaß.
In der Höhe der Ehernwand zeigen mehrere Großbilder die Entwicklung der Jägertruppe von 1795 bis 1918. Man sieht einen Kaiserjäger, einen Kaiserschützen, einen Standschützen in typischer Uniformierung, im Bild monumental erfaßt und gestaltet von dem jungen Innsbrucker Maler Max Weiler. Uffz. Schmiedbauer fügte dieser Bilderreihe die Gestalt eines Tiroler Bauernkämpfers von 1809 bei.
So bildet der Traditionsraum einen Kristallisationspunkt der gesamten Ausstellung, von dem die Darstellungen der kämpferischen Taten und Leistungen unserer Gebirgstruppen im gegenwärtigen Ringen ausstrahlen.
Soldatische Kunst im Spiegel der Front
Heimische Künstler in der Gemäldegalerie der Gebirgstruppenschau „Bergvolk-Soldatenvolk“ im Landesmuseum
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. Dezember 1943, Seite 3
Von Karl Paulin
Innsbruck, 10. Dez[ember]. Der Hauptanziehungspunkt der großen Gebirgstruppenschau „Bergvolk-Soldatenvolk“, die gegenwärtig im Tiroler Landesmuseum im wahrsten Sinne des Wortes ihre Zelte aufgeschlagen hat, liegt in den Sälen des ersten Stockwerkes, wo das soldatische Leben und die Leistungen unserer Bergsöhne im Waffenkleid in den verschiedensten Ausstellungsobjekten sinnfällig, ja greifbar dargestellt sind.
Im zweiten Stock ist eine andere Schau ausgebreitet, die von der Warte des Künstlers aus das Fronterleben spiegelt. Wie der Künstler im Soldaten die Landschaft sieht, welche Eindrücke ihm Luft, Licht, Farben und Stimmung des fremden Landes vermitteln, wie er den Kampf, seine Formen und Auswirkungen empfindet, das spricht sich in den rund 170 Kunstwerken der Gemäldegalerie aus, an der eine große Zahl künstlerisch begabter Angehöriger der Gebirgstruppen mit Werken beteiligt sind.
Vor allem ist es der Reiz der Landschaft, der unter fernen Himmelsstrichen den Sohn der Berge zur künstlerischen Gestaltung lockt. Daher überwiegen Landschaftsskizzen aus dem hohen Norden, von der Kanalküste, aus Sizilien, Griechenland und den verschiedenen Abschnitten der Ostfront. Zu unserer Freude begegnen wir einer Anzahl von Künstlern aus dem Gau Tirol-Vorarlberg, die auch aus dem Felddienst künstlerische Früchte ernten. Wir verweisen nur kurz, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, auf einige dieser Künstler, und hoffen, unsere Leser dadurch zu eingehender Besichtigung anzuregen.
Da erscheint zunächst Karl Sommer, übrigens Angehöriger unseres NS.-Gauverlages, mit einer Auswahl temperamentvoller Studien aus Frankreich und der Krim, die in seiner Farbengebung das Märchenhafte, besonders der orientalischen Stimmung festhält. Sein Kamerad Franz Schwetz ist mit einer impressionistisch flotten „Griechischen Landschaft“ vertreten. Eugen Jussel zeigt farbenfrische Aquarelle, z. B. „Wolchow“, „Biwack“, Walter Honeder eine Skizze aus Sizilien und zwei eigenartig aufgefaßte größere Bilder aus Mühlau, so daß der Blick des Künstlers auf Heimat und Front zu malerisch verschiedenem Ausdruck kommt. Josef Widmosers kleine Aquarelle aus Frankreich trugen starke Farbenwirkungen, während Josef Arnolds großzügig einfache Spezialzeichnungen nur das wesentlichste der Erscheinung festhalten. Russische Landschaften in ihren gedämpften Farben scheinen in den stimmungsreichen Bildern von E. Lutz auf. Leutnant Karl Franz Fürst, der diesen Teil der Ausstellung leitet und sehr charakteristische asiatische Köpfe, z. B. den „Usbek“, skizziert hat, zeigt in den Aquarellen „Brandjoch“ und „Bettelwurf“, wie stark ihn auch unsere heimische Landschaft künstlerisch anregt.
Max Weiler, von dem die Ausstellung eine Anzahl Soldaten-Typen in Großformat enthält, erscheint in der Gemäldegalerie mit rasch hingeworfenen Zeichnungen, deren kraftvoller Strich Stimmungen wie „Morgendämmerung“ oder „Residenzplatz in Salzburg“ trefflich wiedergibt. Von Fritz Berger, dem schwerverwundeten Künstler, den wir aus der letzten Gau-Kunstausstellung kennen, bewundern wir wieder eindrucksvolle Federzeichnungen aus dem Norden.
Nach der Landschaft sind es die Menschen der fernen Länder, denen der künstlerische Sinn unserer Soldaten je nach Blick und Temperament sich zuwendet. Am schärfsten und sichersten prägt wohl Josef Prantl in seinen meisterhaften Federzeichnungen galizianische Typen; Blätter wie „Im Ghetto“, „Händler“, „Packträger“ sind in ihrer charakteristischen Lebenstreue kaum zu übertreffen.
Wie zart und duftig, echt menschlich, wirkt dagegen Wolfgang Oeggs Aquarell „Mutter und Kind“. In seiner bekannten schweren, erdgebundenen Art malt Fetz einen „Bauer mit Wagen“.
Mit zahlreichen Skizzen und Zeichnungen ist Max Spielmann vertreten; seine künstlerische Art bewährt sich in den kraftsprühenden „Selbstbildnis“ wie in den Situationsskizzen „Bei Trommelfeuer im Bunker“, den „Verwundeten Gebirgsjäger“ oder in seinen jedes Motiv mit gleicher Sicherheit gestaltenden Zeichnungen.
Bei Durchsicht der vielen Skizzen fällt der Blick auf den in der Stimmung meisterhaften „Schneesturm“ von Edi Tenschert, auf Alois Schmiedhubers tiefgründiges „Selbstbildnis“ und auf Trenks ein starkes Temperament verkündende farbige Skizzen „Tor in Rouen“, „Narvik“ u. a. m. Das Unmittelbare der Zeichnung spricht sich auch in den Blättern Heinrich Beranns im Gegensatz zu seinem großen, auf den Effekt berechneten Oelbild „Bergsee“ aus.
Zwei Namen, die von der Gau-Kunstausstellung her besonderen Klang haben, erscheinen auch im Rahmen dieser Front-Kunstschau: Ernst Nepo mit seinen in leuchtenden Farben gehaltenen norwegischen Landschaften, die jene dem Künstler eigene Verbindung zwischen Naturalismus und Stilisierung zeigen, und W[ilhelm] N[icolaus] Prachensky mit Zeichnungen aus dem Westen, deren großzügige monumentale Linien ebenso tief wirken, wie seine den heimatlichen Bergen entnommenen „Bauernhäuser“, die „Winterliche Kleinstadt“ oder die in ihrem Innenlicht unvergleichliche „Bauernstube“.
Aus ähnlicher Unwelt holt Ernst Degn seine mit liebevoller Wärme gemalten Bauernhäuser, Hans Andre, der Bildhauer, zeigt einen zeichnerischen „Entwurf zum Kahlenberg-Denkmal“.
So bietet ein Rundgang durch die drei Säle der Gemäldegalerie auch den Freunden der Kunst einen genußreichen Einblick in die Welt unserer Soldaten, die aus dem Sturm kämpferischen Geschehens das Schöne und Charakteristische lösen und in die Sprache der Kunst übersetzen.
Platzkonzert einer heimischen Wehrmachtskapelle
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. Dezember 1943, Seite 3
Ein aus Anlaß der Eröffnung der Ausstellung „Bergvolk-Soldatenvolk“ vom hohen Norden nach Innsbruck gekommenes Musikkorps eines heimischen Regiments konzertiert heut von 12 bis 13 Uhr vor dem „Goldenen Dachl“ in der Herzog-Friedrich-Straße. Es ist dadurch der Bevölkerung Gelegenheit gegeben, wieder einmal eine heimische Wehrkapelle zu hören.
Der 25.000. Besucher
Unverminderter Andrang im Landesmuseum
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. Dezember 1943, Seite 3
Innsbruck, 14. Dez[ember]. Auch in der zweiten Ausstellungswoche hält der Zustrom von Besuchern zu unserer Gebirgstruppenschau „Bergvolk-Soldatenvolk“ im Landesmuseum unvermindert an. Die Ausstellungsleitung war an besonders starken Besuchstagen gezwungen, den Eintritt vorübergehend für kurze Zeit zu sperren, um eine Ueberfüllung der Räume und vor allem eine Ueberbelastung der Bodenfläche zu vermeiden, da das Gebäude des Landesmuseums nicht auf Gewichtsbelastung der Stockwerke durch Menschengedränge berechnet ist. Die Besucher werden für eine solche Vorsichtsmaßnahme ebenso Verständnis haben, wie für die Notwendigkeit, den Zutritt zur Ausstellung jeweils eine viertel bis halbe Stunde vor Schluß zu sperren, um eine rechtzeitige Räumung am Abend zu erzielen. Der 25.000ste Gast war die Reichsbahn-Zugführersgattin Frau Hedwig Aschaber aus Innsbruck-Pradl, Mutter von sechs Kindern. Sie passierte am Montagabend die Zählkontrolle, und war nicht wenig überrascht, als man ihr das für den 25.000sten Besucher bestimmte Erinnerungsgeschenk überreichte. Das schöne Bildwerk „Wehrraum Alpenland“ wird für ihre Buben, die ja auch einmal Gebirgsjäger werden sollen, ein anregender Lesestoff sein. Besonderem Interesse begegnet neuerdings ein im Parterre aufgestellter Werfer, jenes in der neuzeitlichen deutschen Kriegsführung schon viel bewährte neue artilleristische Gerät, das – wie der Wehrmachtbericht wiederholt meldete – in den Brennpunkten der heutigen Kämpfe mit stärkster Wirkung eingesetzt wird, um feindliche Bereitstellungen und Massenangriffe zu zerschlagen. In der Innsbrucker Ausstellung ist ein sechsrohriger Werfer von 15 Zentimeter Kaliber zu sehen.
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Karl Schmitt-Walter singt in Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 4. Dezember 1943, Seite 5
Von Ehrentraut Straffner-Pickl
In einer Veranstaltung der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ singt der an der Staatsoper Berlin wirkende und uns vor allem aus dem Rundfunk als Liedgestalter hervorragenden Formates bekannte Kammersänger Karl Schmitt-Walter Lieder und Arien am kommenden Montag im Großen Stadtsaal. Der Sänger hat für diesen Abend ein besonders feinsinnig abgestimmtes Programm zusammengestellt, das neben wenig gesungenen und zum Teil in der Innsbrucker Oeffentlichkeit fast völlig unbekannten Liedern von Franz Schubert fünf ebenfalls selten gehörte Lieder von Johannes Brahms neben vier Liedern des zeitgenössischen Tonsetzers Armin Knab stellt. Armin Knab, der 1881 in Neu-Schleichach, Unterfranken, geboren ist und in Rothenburg ob der Tauber lebt, hat sich vor allem als Schöpfer einer Reihe von Liedern im Volkston bekannt gemacht. Er gehört zu jenen Komponisten, die bewußt an die Überlieferung guter Volksmusik anknüpfend, ein neues deutsches Kunstlied geschaffen haben, das, ohne die Forderung der Allgemeinverständlichkeit zu verletzen, auf die Ebene klassisch musikalischen Schaffens erhoben scheint. Zum Abschluß des Abends gibt der Sänger zwei Arien von Händel und Giordano.
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„Tolle Geschichten“
Hans-Fuhrmann-Abend in der Volksbildungsstätte
In: Innsbrucker Nachrichten vom 4. Dezember 1943, Seite 5
Von Hildegard Ostheimer
Daß der nach dem fröhlichen Erleben des ersten heiteren Hans-Fuhrmann-Abends lautgewordene Wunsch, ähnliches bald wieder zu hören, so rasch Erfüllung fände, hatte man sich nicht zu hoffen gewagt. Um so mehr freute man sich, daß der Vortragende erneut mit einem vielversprechenden Programm so bald wieder den Weg zu seinen begeisterten Innsbrucker Hörern gefunden hatte.
„Tolle Geschichten“, humorvolle Kinder fröhlicher deutscher Dichtung über Bürger und Kleist bis zur heutigen Zeit, waren es diesmal, die, lebendig geworden durch die Kunst des geschickten und feinsinnigen Gestalters, diesem Abend sein heiteres Gesicht gab. Neben dem vortragenden Fuhrmann trat dabei u. a. auch der Autor Fuhrmann mit zwei köstlichen Erzählungen hervor, die einen herzlichen Lacherfolg erzielten. Sie beschlossen den gelungenen Abend, dem die dankbaren Zuhörer noch manche Zugabe erzwangen.
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Kranz des Führers für Peter Hofer – Die Verabschiedung in Bozen
Beisetzung in Kastelruth – Abschiedsworte des Obersten Kommissars
In: Bozner Tagblatt vom 6. Dezember 1943, Seite 1
Bozen, am 5. Dezember 1943. Heute wurde der Volksgruppenführer und Komm[issarischer] Präfekt von Bozen, Peter Hofer, sowie seine 3 Begleiter am Rathausplatz zu Bozen vom Obersten Kommissar, Gauleiter Franz Hofer, im Beisein der Vertreter der Wehrmacht, der Waffen-SS und der Polizei, sowie einer großen Volksmenge feierlich verabschiedet.
Der Volksgruppenführer und Komm[issarische] Präfekt von Bozen, Peter Hofer, und die an seiner Seite dem feindlichen Fliegerangriff am 2. d[e]s M[onats Dezember] zum Opfer gefallenen Kameraden und Mitarbeiter der Volksgruppenführung Josef Vieider, Luis Bernard und Josef Alfreider wurden noch am Abend des tragischen Tages im Marmorsaal des Bozner Rathauses aufgebahrt.
Flaggenschmuck deckte die vier Särge, auf denen die Kriegsverdienstkreuze lagen, die den in treuester Pflichterfüllung in Ausübung ihres Dienstes Gefallenen noch im Tode verliehen worden sind. Vor den Särgen hielten Männer des Sicherheits- und Ordnungsdienstes, Frontkämpfer und Jungmänner, die letzte Ehrenwache. Wie schmerzlich der tragische Verlust des Volksgruppenführers und der drei Kameraden von der ganzen Bevölkerung empfunden wird, davon gaben die Tausende und Tausende Männer und Frauen beredtes Zeugnis, die in diesen zwei Tagen sich in das Rathaus begaben und sich in die Listen einzutragen.
Die Verabschiedung am Rathausplatz
Am Sonntag morgens fand vor dem Rathause die Verabschiedung für den Volksgruppenführer und seine mit ihm gefallenen Kameraden statt. Lange vor der angesetzten Stunde füllte sich der weite Platz mit Trauergästen, die aus Bozen und allen Teilen der Provinz und von auswärts gekommen waren, um dem auf so tragische Weise der Volksgruppe entrissenen Führer die letzte Ehre zu erweisen.
Zur Feier waren der Oberste Kommissar, Gauleiter und Reichsstatthalter Franz Hofer, mit den Amtsleitern seiner Dienststelle, der Höchste SS- und Polizeiführer Italien SS-Obergruppenführer [Karl] Wolff, Landesleiter der AO. Dr. Ehrich im Auftrag des Reichsaußenministers, Major Dr. Lüdecke im Auftrag des Generalfeldmarschalls Keitel, Gauamtsleiter Maier-Kaibisch im Auftrag des Obersten Kommissars für das Adriatische Küstenland Gauleiter Rainer, Sturmbannführer Winkler in Vertretung des Reichskommissars f. d. Festigung deutschen Volkstums, Major Müller in Vertretung der Militärkommandatur, zahlreiche Vertretungen der Wehrmacht, der Waffen-SS und der Polizeitruppe; die Vertretung der Gauleitung Tirol-Vorarlberg, die Kreisleiter der Provinz Bozen und des Gaues Tirol-Vorarlberg, die Ortsgruppenleiter und Bürgermeister der Provinz, Vice-Präfekt Dr. Mazzante in Vertretung des verhinderten Präfekten von Trient u. a. weiters starke Vertretungen des Frontkämpferverbandes des Sicherheits- und Ordnungsdienstes, der Frauenschaft, der Jugend und eine zahlreiche Volksmenge.
Nach dem Eintreffen des Obersten Kommissars wurden die Särge unter Trommelwirbel von Volksgenossen in heimatlicher Tracht aus dem Rathaus herausgetragen und auf den Stufen der Vorhalle aufgestellt. Weihevolle Trauermusik klang auf, gespielt vom Musikzug einer SS-Standarte, und dann trug ein Männerchor der Volksgruppe das Lied „Deutschland muß leben“ vor. Der Oberste Kommissar, Franz Hofer, stieg nun die Stufen hinauf zur Vorhalle und nahm mit ergreifender Gedenkrede Abschied vom Volksgruppenführer Peter Hofer und seinen mit ihm gefallenen Kameraden.
Die Gedenkrede des Obersten Kommissars
„Wir sind heute hier“, begann der Oberste Kommissar seine Ansprache, „um Abschied zu nehmen von unserem guten Freund und Kameraden Komm. Präfekten Peter Hofer und Abschied zu nehmen von seinen Kameraden Josef Vieider und Luis Bernard und Josef Alfreider, und um Abschied zu nehmen im Geiste von all den Männern und Frauen, die anglo-amerikanische Terroristen aus unseren Reihen gerissen haben“ [...].
Peter Hofer habe es verstanden, so fuhr der Oberste Kommissar fort, durch seine Natürlichkeit und seine Haltung sich die Achtung seiner Landsleute zu erringen, in einem Ausmaße, das befähigte, die schwersten Proben von Disziplin seinen Kameraden aufzuerlegen. Er habe noch die für ihn schönsten Zeiten erlebt; die Zeit der Option sei wohl die stolzeste gewesen, als das einzigartige Bekenntnis zum deutschen Blut und zum deutschen Vaterland wie ein Sturm über das ganze Land brauste. Nur wer die damals in kurzer Zeit zu schaffende Arbeit gekannt habe und nur wer wisse, wie viel Autorität für die Führungsaufgabe notwendig war, könne die Leistung Peter Hofers ermessen. In emsiger Kleinarbeit mußten dann die täglichen Sorgen gemildert und eine gewaltige Arbeit bewältigt werden, wenn man bedenke, daß 85.000 Südtirolern mitten im Kriege der Weg ins Reich bereitet wurde.
Als nach dem 25. Juli 1943 mit der Errichtung der Badoglio-Regierung eine einmalige Welle des Hasses gegen alles Deutsche und ebenso aber auch gegen alle achsenfreundlichen italienischen Mitbewohner dieser Provinz losbrach und die Stimmung bis zur Siedehitze gestiegen sei, wurden dennoch alle Sorgen und Opfer jener Zeit von einem Glücksgefühl überstrahlt, von dem Gefühle, nicht mehr ganz wehrlos zu sein, als die deutschen Truppen über den Brenner rückten.
Unserer Wehrmacht und der Waffen-SS werde die überströmende Herzlichkeit des von Peter Hofer durch seine Kameraden und Kameradinnen südlich des Brenners bereiteten Empfanges unvergessen bleiben. Wieder seien dann Tage größter Nervenanspannung gekommen, als sich, vor den Augen der Volksgruppe, der schändlichste Verrat der Weltgeschichte vorbereitete. Peter Hofer aber hatte die Nerven und vor allem das Vertrauen bei seinen Kameraden, diese den Weg zu führen, der im Interesse des Reiches und der Achse der einzig mögliche war. In der Stunde des erklärten Badoglio-Verrates schlug dann der Führer mit seinen Truppen zu, kurz, aber stahlhart […].
Mit ganz besonderer Freude und Stolz dürfe er am Sarge Peter Hofers als Zeichen der Einschätzung seiner und seiner Kameraden Arbeit den Kranz unseres heißgeliebten Führers Adolf Hitler niederlegen […]
Die Kranzniederlegung
In tiefer Ergriffenheit hörte die Trauergemeinde die zu Herzen gehende Gedenkrede des Obersten Kommissars an. Während dann das Lied vom „Guten Kameraden“ erklang, rollten drei Ehrensalven des Polizei-Ehrenzuges über den Platz und folgte die Kranzniederlegung. Zu Füßen des Sarges des Volksgruppenführers legte der Oberste Kommissar den Kranz des Führers; weiter waren Kränze eingelangt vom Reichsführer-SS Heinrich Himmler, vom Reichsaußenminister von Ribbentrop, von Gerenalfeldmarschall Keitel, vom Reichsbevollmächtigten bei der fasch. rep. Reg. von Italien Botschafter Rahn, vom höchsten SS u. Polizeiführer Italien SS-Obergruppenführer Wolff, vom Obersten Kommissar für das Adriatische Küstenland, Gauleiter Dr. Rainer, vom Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums, vom Gauleiter Bohle Auslandorganisation der NSDAP, vom Reichsjugendführer Axmann, vom Kommandierenden General der Sicherungszone und von verschiedenen Wehrmachts-, SS-, und Polizeiformationen, sowie von den Kreis- und Ortgruppenleitungen und Gliederungen der Volksgruppe, vom Präfekten von Trient, in den Trentiner Farben weiß-violett, den Mitarbeitern deutscher und italienischer Zunge, der Präfektur Bozen und viele andere.
Dann begab sich der Oberste Kommissar, SS-Obergruppenführer Wolff und Vertreter der Wehrmacht zu den Familienangehörigen der Toten, welche der Feier auf den für sie bereit gestellten Ehrenplätzen beiwohnten, und sprachen ihnen das Beileid zu ihrem bitteren Verluste aus und richteten Worte des Trostes und der Aufrichtung an sie.
Anschließend klang über den Platze der Spruch: „Wir trauern nicht an kalten Sarkophagen“ der mit seinem Ausklang „Die Pflicht ist größer als die Welt“ so recht der ernsten Lebensauffassung Peter Hofers Ausdruck verlieh. Feierlich erklangen die Lieder der Nation. Die Totenfeier für Peter Hofer und die mit ihm gefallenen Kameraden war beendet. Als nun die Särge durch das dichte Spalier der Trauergäste zu dem außerhalb des Straßenbogens für die Ueberführung nach Kastelruth bereitstehenden Kraftwagen getragen wurden, hoben sich nochmals die Hände der Tausende von Trauergästen zum letzten Gruß.
Nach Beendigung der Verabschiedung auf dem Rathausplatz wurden der Volksgruppenführer und seine drei Kameraden nach Kastelruth überführt. Vielerorts standen an der Straße, die die lange Wagenkolonne passierte, Scharen der deutschen Bevölkerung, die stumm und erschüttert mit erhobener Hand den toten Volksgruppenführer auf seiner letzten Fahrt grüßten. In Atzwang, Kolmann und Waidbruck hatten Musikkapellen und die Jugend Aufstellung genommen.
Am Ortseingang von Kastelruth, wo die gesamte Bevölkerung von Kastelruth und Seis ihrem Volksgruppenführer und Sohn ihrer Gemeinde erwartete, übernahmen Kastelruther-Männer in Tracht die Särge und schier unübersehbare Zahl von Blumengebinden. Der letzte Gang des Volksgruppenführers und seiner Kameraden begann. Unter den Trauerklängen der Kastelrutherkapelle und dem Geläute der Glocken bewegte sich der Zug durch den Ort zum Friedhof.
Anschließend an das Begräbnis erschien der Oberste Kommissar, Franz Hofer mit seinem Stab und Vertretern von Wehrmacht, Polizei, Aderst [Amtliche deutsche Ein- und Rückwanderungsstelle] und Volksgruppe, um seinem gefallenen Kameraden den letzten Gruß zu entbieten.
Am offenen Grabe erinnerte der Oberste Kommissar daran, wie aus der Liebe Peter Hofers zu seinem Kastelruth seine alles umfassende Liebe zu Land und Leuten der Südtiroler Heimat und dem großen Vaterlande entsprungen sind. Mit ergreifenden Worten kennzeichnete der Gauleiter dann den politischen Weg und Werdegang des großen Sohnes der Gemeinde Kastelruth, der mit zäher Willenskraft und in unbeugsamer Zuversicht an der Spitze der Volksgruppe dem gesteckten Ziele zusteuerte, das deutsche Blut und die deutsche Art zu erhalten. In dem gewaltigen Bekenntnis der Südtiroler zum Reich, wie es das Ergebnis der Option gebracht hat, sei einer der größten Erfolge Peter Hofers zu erblicken. Und so danke der Führer des Großdeutschen Reiches, Adolf Hitler, heute durch ein herrliches Blumengebinde dem Gefallenen für seinen Einsatz.
Mit dem Lied des „Guten Kameraden“ und den Liedern der Nation endete die erhebende Feier. Nun ruht Peter Hofer in der Erde seiner Heimatgemeinde, Seite an Seite mit seinen braven Kameraden, die mit ihm gekämpft und mit ihm gefallen, und neben den Gräbern seines Vaters und seiner heißgeliebten Mutter.
Im Namen des japanischen Botschafters legte der japanische Marine-Attachee Kapitän zur See Toyo Mitunoba, am Grabe des Volksgruppenführers einen Kranz nieder.
[Ein stark gekürzter auf diesen Bericht fußender Artikel erschien im Tiroler Landboten vom 10. Dezember 1943, Seite 5].
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3. Symphoniekonzert
In: Innsbrucker Nachrichten vom 6. Dezember 1943, Seite 5
Von Hermann J. Spiehs
Im Mittelpunkt des 3. Symphoniekonzertes, das am Freitag, den 3. d. M., unter Leitung von Kapellmeister H[ans] G[eorg] Ratjen im Großen Stadtsaal in Innsbruck stattfand, stand Franz Liszt, der Vertreter der „Neudeutschen Richtung“, die gerade im Revolutionsjahr 1848 (Entstehungsjahr des gespielten A-dur-Klavierkonzertes) von Weimar aus den musikalischen Fortschritt propagierte. Den Niederschlag dieser Richtung, zu der ja auch die großen Klavierwerke Franz Liszts zählen, bildet die sogenannte Programmusik.
Professor Josef Pembaur spielte, vom Reichsgau-Symphonieorchester begleitet, das vorzitierte Klavierkonzert A-Dur, das im Gegensatz zu den anderen Klavierkonzerten mehr die lyrische und hymnische Art Lisztscher Musik betont. Der legendäre Ruf, den unser Landsmann gerade als „Liszt-Spieler“ genießt, bewahrheitete sich wieder hervorragend. Man empfand das Konzert wirklich als „Tonpoesie“ [ ].
Der Beifall des Publikums war demgemäß auch Ausdruck größter Herzlichkeit und Verehrung.
Umrahmt wurde dieses Klavierkonzert von zwei Werken bekenntnisverwandter Komponisten: Friedrich Semetana und Anton Dvorak. Aus dem sinfonischen Zyklus „Mein Vaterland“ von Smetana hörten wir Werk 2, betitelt „Die Moldau“[…].
Anton Dvoraks „Symphonie in e-moll, op. 95“, ebenfalls ein Beispiel für jene Einheit von Kunst- und Volksmusik, und darüber hinaus gesunde Programmusik, gab mit ihren solistischen Details und den ungewohnten synkopierten Rhythmen den Spielern und Zuhörern erhöhten Anreiz. Die beschwingte, von Musizierlust getragene Wiedergabe der Symphonie wurde ebenfalls reichlich bedankt.
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Harald Kreutzberg im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 6. Dezember 1943, Seite 5
Am Freitag, 10. Dezember, 19.30 Uhr, wird Harald Kreutzberg, wie in jeder Spielzeit, so auch in dieser, seine Tänze und Gestalten im Reichsgautheater zeigen. Dieser Künstler, der aus unerschöpflicher Phantasie, aus Willen zu neuen Formen und großen Ideen und aus ungewöhnlicher Begabung heraus gestaltet, ist von einer tänzerischen Vitalität und Erfindungsgabe, wie kaum ein zweiter Tänzer unserer Zeit. Auch diesmal wird der Komponist Friedrich Wilckens, der sein ständiger Mitarbeiter ist, Harald Kreutzberg musikalisch begleiten.
Tänze und Gestalten
Gastspiel Harald Kreutzberg im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 13. Dezember 1943, Seite 5
Von Hermann J. Spiehs
Wie sehr Tanz und Schauspielkunst sich gegenseitig zu ergänzen und durchdringen vermögen, zeigte Harald Kreutzberg, der weltberühmte Solotänzer, am 10. d. M. in seinen Darbietungen im Reichsgautheater in Innsbruck. Das Programm enthielt epische, lyrische und dramatische Stoffe, denen der Künstler in einer von Musik und Dichtung erfüllten Weise gerecht wurde. Diese, seine persönlichste Art zu tanzen und zu gestalten mag wohl am besten als Ausdruckstanz bezeichnet werden.
Seelisch-körperliche Harmonie zeigte sich bereits in den skizzenhaften „vier kleinen Etüden“ nach Karl Czerny, die wie ein Einspielen der Glieder und Gelenke, wie ein Einstimmen innerer seelischer Kräfte wirkten. Reifste, klassische Schauspielkunst bot Harald Kreutzberg in den von Phantasie und Leidenschaft erfüllten Tanzbildern: „Engel des Jüngsten Gerichts“ und „Orpheus klagt um Euridike“; ferner in der „Sindhaft Tanznarretey“, darin er einen Tanzbesessenen charakterisierte. Lyrische Stimmungsgehalte in Reinkultur offenbarte er im „Verliebten Gärtner“, im „Vagabundenlied“, in „Gute Laune“ und „Mit einem Buch“. Dieses Schreiten und Reigen, Hüpfen und Springen, Drehen und Wenden, dieses ganz von Klang und Daseinsfreude Erfülltsein nach der Musik eines Brahms, Mozart, Schubert, zeigte in völliger Schwerelosigkeit eines ideal durchgeformten Körpers nebst seelischer Gleichgestimmtheit. Man bewunderte die unerschöpfliche Fülle an phantastischen Einfällen und Formen, die bis zur Improvisation beschwingt, wie ein Erlebnis auf die Zuschauer wirkten. Balladeske Stoffe, von E. Th. A. Hoffmann (Phantastischer Walzer nach Chopin), Granados (Nocturno), Wilkens (Pan) inspiriert, gestaltete der Künstler mit wahrhaft schauspielerischen Mitteln. Kostümierung und fabelhaft abgestimmte Leuchtfarben erhöhten hiebei den Effekt […].
Wohl ein gut Teil des künstlerischen Erfolges gebührt dem musikalischen Mitgestalter Friedrich Wilkens [Wilckens], der überdies als Komponist für die choreographische Ausgestaltung mehrerer Tanzszenen im Programm mitverantwortlich zeichnet. So wurde der Tanzabend zu einem künstlerischen Erlebnis, das im vollbesetzten Theater lebhaften Widerhall auslöste. Mit der entzückenden Tanzpantomime „Die Jahreszeiten“ (nach der A-dur-Sonate von W. A. Mozart) fand die Veranstaltung einen stimmungsvollen Ausklang.
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Tiroler Volksblatt vom 8. Dezember 1943, Seite 3
Spielzeugmarkt der Hitler-Jugend
Am 11., 12., 13. und 14 Dezember findet in der Aula der Oberschule in Kufstein eine Ausstellung der Spielsachen statt, die von der Hitler-Jugend in monatelangem Einsatz gebastelt wurden. Anläßlich der Straßensammlung wird ein Teil des gebastelten Spielzeuges in verschiedenen Ortsgruppen zugunsten des Kriegs-Winterhilfswerkes verkauft.
Die Mädel verkaufen in Kufstein an Marktständen auf dem Adolf-Hitler-Platz Samstag, den 16. Dezember, von 12 bis 16 Uhr, und Sonntag, den 17. Dezember, ab 9 Uhr.
Damit jedem Volksgenossen die Möglichkeit gegeben ist, einem Kinde eine Weihnachtsfreude zu bereiten, wird auf die Haushaltskarte am Samstag je Person 1 Spielzeug abgegeben. Wenn der Vorrat ausreicht, wird am Sonntag auch ohne Haushaltskarte noch Spielzeug verkauft.
Am 18. und 19. Dezember wird ferner in folgenden Ortsgruppen ein Spielzeugmarkt abgehalten: Brixlegg, Ellmau, Kirchbichl, Kundl, Niederndorf, Rattenberg, Wörgl.
Gastspiel des Salzburger Marionetten-Theaters [in Kufstein]
Signiert „H“ [Josef Heitzinger]
Donnerstag, den 9., und Freitag, den 10. Dezember, wird in der Aula der Oberschule in Kufstein das künstlerisch hervorragende Salzburger Marionetten-Theater gastieren. Nachmittags wird für die Jugend das Märchen von Gebrüder Grimm „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ aufgeführt, das von Ludwig Baumstraß zu einem Spiel in sechs Bildern zusammengefaßt wurde. Abends wird an beiden Tagen „Das lastervolle und erschröckliche Ende des weltberühmten, jedermänniglich bekannten Erzzauberers Doktor Johannes Faust“ aufgeführt, wie es im Spielzettel heißt. Es ist dies das älteste deutsche Faustspiel nach Texten des 16. Jahrhunderts in der Bearbeitung des Salzburger Marionetten-Theaters. Die Figuren schufen Professor Anton Aicher und Sepp Eichberger. Die künstlerische Gesamtleitung liegt in den Händen von Hermann Aicher.
Das Salzburger Marionetten-Theater hat in 300 Gastspielfahrten die ganze Welt bereist und überall deutsch gespielt. 27 Nationen mußten anerkennen, daß dieses Marionetten-Theater bisher von keiner anderen Puppenbühne auch nur annähernd in seinen Leistungen erreicht werden konnte. Die wie natürlich-lebendig anmutenden Puppen bewegen sich in märchenhaften Dekorationen, die von ersten Bühnenbildnern geschaffen wurden.
Seit dem Jahre 1937 führte das Salzburger Marionetten-Theater rund 1000 Gastspiele im Auftrag der Deutschen Arbeitsfront – NS.- Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ – im Heimatgebiet und auch als Fronttheater durch. Das kommende Gastspiel in Kufstein zählt zu einem bedeutenden künstlerischen Ereignis.
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Meraner Heimatbühne: „Im Austragstüberl“
In: Bozner Tagblatt vom 9. Dezember 1943, Seite 3
Es ist für die Meraner und Burggräfler ein gutes Zeugnis, das sie sich durch ihre reges Interesse und ihre Freude an echter Volkskunst selbst ausstellen, und die Leitung der Heimatbühne tut ihr Möglichstes, um ihnen etwas Rechtes und Schönes zu bieten. Nach der erfolgreichen Aufführung des schönen Schwankes „Der Hunderter im Westentaschl“ bringt sie nun am kommenden Sonntag eines der schönsten Volksstücke: „Im Austragstüberl“.
Das Stück ist vielen bekannt und hat bei seinen früheren Aufführungen vor mehr als 20 Jahren einen durchschlagenden Erfolg erzielt. Dieses Volksstück mit Gesang in 4 Akten stammt von den bekannten Verfassern Hans Neuert und Max Schmidt, die ihm einen tiefen Inhalt zu geben verstanden. Die Handlung stellt uns einen alten, wohlhabenden Bauern vor, der den Hof seinem Sohn übergibt, welcher sich jedoch habsüchtig in gefährliche Spekulationen einläßt, worauf er in Schulden gerät. Die natürliche Folge davon ist, daß das schöne, einträchtige Familienleben zerstört wird und den Verstoß der Eltern aus dem Austragstüberl zeitigt. Der gänzliche Ruin bringt den Verblendeten erst wieder zur Besinnung. Aber es ist zu spät geworden und die Versteigerung des gesamten Anwesens steht bevor. Die Reue des pflichtvergessenen Sohnes bewog den alten Vater, die Schuld zu tilgen, worauf er ihn neuerlich zum Herrn des Hauses einsetzt.
Die ausverkauften Häuser bei den letzten Vorstellungen haben den besten Aufschluß darüber gegeben, wie beliebt die Heimatbühne ist und der reiche Beifall war der beste Beweis für das schauspielerische Können ihrer Darsteller. Bei obengenannten Stück bieten die Verfasser ihnen reichlich Gelegenheit, es neuerdings zu zeigen. Aufführungen finden statt am Sonntag, dem 12. Dezember, um 3 Uhr Nachmittag und um 8 Uhr abends. Sonntag, den 19. Dezember, und Sonntag, den 26. Dezember, beide Mal um 8 Uhr abends. Kartenvorverkauf am Freitag von 11 bis ½ 1 Uhr.
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Konzert Fritz Bachler – Linde Vill
Am 11. Dezember in der Aula der Oberschule in Kufstein
In: Tiroler Volksbote vom 10. Dezember 1943, Seite 3
Von Josef Heitzinger
In den letzten zwei Jahrzehnten vor der Machtübernahme durch den Nationalsozialismus verflachte unser Musikleben immer mehr und wurde schließlich von einer abwegigen Ueberkultur durchsetzt, die dem deutschen Volk die klaren Quellen der Musik mit seltsamen Sensationen, fremdartigen Ueberreizungen atonaler Lautanhäufungen und jüdischer „Kultur“ trübte. Erst der Nationalsozialismus schuf die Voraussetzung für die innere Neugestaltung des Musiklebens durch dessen liebevolle, fürsorgliche Betreuung und Pflege im Rahmen der deutschen Kulturpolitik. Mit der Ausrichtung der Musikpflege im neuen Geist wurden in allen deutschen Gauen die Musikschulen beauftragt.
Auch in Kufstein wurde die städtische Musikschule auf die neue Aufgabe ausgerichtet, mit deren künstlerischer Leitung seit dem Jahre 1938 Musikdirektor Fritz Bachler beauftragt ist. Die Arbeit der Musikerziehung mußte in mancher Hinsicht von den bisherigen Formen der öffentlichen und privaten Gestaltung abweichen, weil nunmehr das gesamte deutsche Musikgut – einschließlich des Volksliedschatzes und der Musik mit volkstümlichen Instrumenten – zu erfassen ist. Man ist aber auch darauf bedacht, beachtliche Einzelleistungen zu fördern und der Gemeinschaft dienstbar zu machen. Die große Aufgabe, das wahre Wesen der Musik in die Herzen des deutschen Volkes zu pflanzen und das Volk mit musikalischer Kultur vertraut zu machen, erfüllt die städtische Musikschule in Kufstein in weitem Maße.
Es ist daher besonders begrüßenswert, daß der Leiter der hiesigen Musikschule, Musikdirektor Fritz Bachler, und eine seiner Lehrkräfte, Linde Vill, in einem selbständigen gemeinsamen Konzert ihre künstlerischen Begabungen der Oeffentlichkeit nahebringen. Das Konzert wird im Rahmen der „Ständigen Konzertreihe der gemeinsamen Einrichtung der Deutschen Arbeitsfront – NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ – und der Stadt Kufstein als 5. Anrechtskonzert veranstaltet.
Eingeleitet wird dieses Konzert durch die bekannte Air aus der D-Dur-Suite von J. S. Bach; es führt dann über eine aus vier kurzen, aber eindrucksvollen Sätzen bestehende Cello-Sonate in F-Dur von Marcello, einem Zeitgenossen J. S. Bachs, und über eine ebenfalls viersätzige Partita (Suite) für Klavier allein von G. F. Händel zu der ebenso virtuosen wie musikalischen Sonate in A-dur für Cello und Klavier von L[uigi] Boccherini (1743). Im zweiten Teil folgt ein Impromptu von Franz Schubert für Klavier, in dem ein zartempfundenes Thema in mehreren Variationen abgewandelt wird. Schließlich wird als das bedeutendste Werk des Abends die von Spannung, Temperament und Humor erfüllte Sonate in g-moll für Cello und Klavier von Ludwig van Beethoven vorgetragen […].
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Alpenschriften
In: Tirol-Vorarlberg. Natur Kunst Volk Leben 1943, Heft 2/3, Seite 47 f.
Von Franz Pisecky
Im Gau Tirol-Vorarlberg, dem Kernstück des Alpenraumes, waren zu jeder Zeit eine große Anzahl geistiger Kräfte am Werk, deren Arbeiten wertvolle Beiträge zur Erkenntnis von Wesen und Aufgaben dieses Raumes, seiner Menschen und seiner Geschichte beizutragen wie geschaffen schienen. Tatsächlich sind auch verschiedentlich Werke, die auf diesen Raum Bezug nahmen, erschienen. Bisher hat lediglich die Zusammenfassung dieser Kräfte gemangelt, um die Früchte solcher Arbeiten zu summieren und das Wirken der einzelnen Forscher und Autoren durch einheitliche Ausrichtung und Betreuung der Gesamtheit in höchst möglichem Maße dienstbar zu machen. Gauleiter Hofer, der auf allen Gebieten stets auf Sammlung und Zusammenfassung hinarbeitet, um dadurch die Einzelkräfte zu vervielfachter Wirkung gelangen zu lassen, ist nun auch auf dem Gebiete des Buchschaffens, soweit es den eingangs angeführten Zwecken dient, mit persönlicher Initiative vorgegangen und hat sich an die Spitze eines Werkes gestellt, das nutzbringend und beispielgebend werden soll. Unter seiner eigenen Zeichnung als Herausgeber wird im NS.-Gauverlag Tirol-Vorarlberg eine Schriftenreihe erscheinen, in der die Verfasser volkstümlicher Darstellungen von Fragen des Alpenraumes mit Einzelwerken zu Worte kommen sollen. Mit der Bezeichnung „Alpenschriften“ ist der Themenkreis dieser Erscheinungen weitestgehend umrissen. Für kommende Zeiten, in denen die verschiedenen kriegsbedingten Beschränkungen nicht mehr in Erscheinung treten werden, ist daran gedacht, in dieser Schriftenreihe jährlich bis zu zwölf Bände herauszubringen. Vorderhand wird die Zahl der Erscheinungen natürlich niedriger sein. Auch die Auflagen werden sich derzeit in bescheidenen Grenzen halten müssen, doch wird es selbstverständlich möglich sein, von jetzt erscheinenden Werken geringer Auflage später einmal Neuauflagen höherer Zahl herauszubringen.
Bereits in diesen Tagen liegt der fertige erste Band der Alpenschriften vor, und zwar ein Buch des Reichslandschaftsanwaltes Professor Alwin Seifert, der einem größeren Personenkreis unseres Gaues schon persönlich durch verschiedene Vorträge bekannt ist. Prof. Seiferts Buch führt den Titel „Das echte Haus im Gau Tirol-Vorarlberg“. Ein Kapitel dieses Buches ist an anderer Stelle des vorliegenden Heftes der Zeitschrift „Tirol-Vorarlberg“ abgedruckt. Demnächst erscheinen in den Alpenschriften zwei Bände von Reichsgauarchivar Professor Dr. Otto Stolz, von denen der eine die Wehrverfassung und der andere die Bauernfreiheit in Tirol-Vorarlberg behandelt. Weiters sind bereits zwei Bände in Vorbereitung, in denen die Frühgeschichte unseres Gaues erörtert wird, nämlich „Vill, ein Grabungsbericht“, von Frau Dr. [Helene] Miltner und „Frühdeutsche Altertümer im Tiroler Landesmuseum zu Innsbruck“ von Professor [Leonhard] Franz.
Im Rahmen der „Alpenschriften“ soll für rein wissenschaftliche Zwecke auch eine Reihe von Quellenschriften und Quellennachweisen erscheinen, für die die Auflagenhöhe, da diese Bände ja nur für einen kleinen Kreis von Forschern bestimmt sind, entsprechend niedrig gehalten werden soll.
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Zweites Großkonzert eines Musikkorps der Waffen-SS
In: Bozner Tagblatt vom 10. Dezember 1943, Seite 3
Signiert „A. Z.“
Mit einem zweiten Großkonzert erfreute am letzten Samstag das hervorragende Musikkorps der Waffen-SS, über dessen einzigartige Leistungen wir bereits eingehend berichtet haben, im gedrängt vollen Kurhaussaale die Meraner Musikfreude. Auch in diesem Konzert konnten wir wiederum die Feinheit und Exaktheit der einzelnen Vorträge bewundern, die in erster Linie natürlich der vollendeten Technik jedes einzelnen Musikers zuzuschreiben ist. Nochmals seien besonders die glanzvollen Klangfarben dieses Orchesterkomplexes hervorgehoben, die einmal dramatischen, schmetternden, dann wieder weichen, lyrischen Charakter haben.
Der meisterliche Dirigent hatte sein Konzert durchaus auf volkstümlicher Grundlage aufgebaut und brachte im schönen reichhaltigen Programm u. a. zwei interessante Erstaufführungen für Meran, die humorvollen „Kleinigkeiten“ von E[rnst] Fischer und die zündende, auf Volksmelodien aufgebaute Rhapsodie Nr. 1 von H. A. Heumann.
Ganz besonderen Beifall erzielten in diesem zweiten Großkonzert die Vorträge des Soldatenchores. Die jugendlichen Stimmen der Sänger erblühten einmal in aller Behaglichkeit und Sinnigkeit, dann wieder in goldener Wärme. Wer die Grausamkeit atonaler Musik und die Geschmacklosigkeit des modernen „Jazz“ mit eigenen leidenden Ohren kennen gelernt hat, wird sich mit umso größerem Genusse dieser idealen Musikform hingeben, welche Männergesang heißt. Und wenn diese wackeren Sänger auch bei diesem Konzert mit allen ihren so stimmungsvollen und gereiften Vorträgen so begeisterte Wirkungen erzielen konnten, so ist dies ein schöner und erfreulicher Beweis, daß im ewigen Menschengefühl das Schöne und Edle noch immer über das Häßliche und Groteske des Sieg davon trägt.
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Ein Bunter Abend der Freude in Kufstein
In: Tiroler Volksblatt vom 10. Dezember 1943, Seite 3
Von Josef Heitzinger
Der Deutschen Arbeitsfront – NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ – war mit ihrem Bunten Abend am 8. Dezember in der Aula der Oberschule in Kufstein ein voller Erfolg beschieden. Es zeigte sich, daß wahrhafte Erheiterung suchende Volksgenossen den Kontakt zu gestaltenden Künstlern rasch finden, wenn der Vortrag dem Wesen und den kulturellen Forderungen der Zeit entspricht.
Max Graf schuf als begabter Humorist und Ansager von Anbeginn jene herzliche Stimmung, die Publikum und Künstler innerlich nahebringen. Sein Humor ist von gepflegter Art, auch im Spritzigen Anstand bewahrend. Mit seiner Partnerin Susi Kauer gestaltete er ein „geheimnisvolles“ Wunschkonzert, bei dem Susi Kauer nicht nur als tüchtige Artistin, sondern auch als Meisterin auf dem Klavier brillierte. Mit wohllautender und klangreicher Stimme sang Nora Volkmar einige Lieder, deren künstlerischer Gehalt sich durch scharmante Art des Vortrages erhöhte. Das musikalische Fundament des bunten Abends stellte der Kölner Carl Eskens als gewiegter und anpassungsfähiger Pianist, der sich als virtuoser Solist auch auf dem Akkordeon bewährte.
Zwei Vortragskünstlerinnen besonderer Ausdrucksfähigkeit waren Elisabeth Schmiedt und Marianne Möller. Elisabeth Schmiedt gefiel durch ihre schelmische Herzlichkeit, die auch etwas vereiste Herzen auftauen läßt. Marianne Möller hingegen gewann die Zuneigung des Publikums durch sympathische Dreistigkeit. Fröhliches Vogelgezwitscher erfüllte den Saal beim Vortrag des Kunstpfeifers Medrano, dessen Pfeifkünste als beachtliche Leistung angesprochen werden müssen. Ein Künstler auf der Mundharmonika ist Rudi Gabriel mit flott und auch stimmungsvoll vorgetragenen Liedern. Voll köstlicher Tolpatschigkeit und musikalischem Schalk ist der Musikclown Josef Löffler, über den sich die Zuschauer herzlich freuten.
Ein bunter Abend ohne Tanz ist nur eine halbe Sache, und weil diesmal „Kraft durch Freude“ in der Wahl des Programms glückhaft war, so schenkte sie uns als besondere Freude auch ein Fortuna-Tanz-Trio, das uns mit zierlichem Schweben im Walzertakt und dem stürmischen Rhythmus des Csardas und eines spanischen Tanzes exaktes Gleichmaß reifer Tanzkunst und weibliche Anmut schauen ließ. Zum Abschluß wirbelten Drei Brixtons, ein Blitzakrobaten-Trio, über die Bretter, in Sekunden zeigend, was sie in Jahren einübten; man könnte diese Truppe mit federnden Bällen vergleichen, auch diese Vorführung wurde mit Heiterkeit ausstrahlender Frische lebendig gestaltet. Zweieinhalb Stunden wahrer Freude verlebten wir bei dieser Veranstaltung, von deren Art wir uns noch weitere wünschen.
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Tiroler Landbote vom 10. Dezember 1943, Seite 6
Kundgebung der NSDAP. in Reutte
Hier fand eine Kundgebung der NSDAP. statt. Nach der Eröffnung durch Ortsgruppenleiter Pg. Seitz sprach Reichsredner Pg. Walter Gattermayer. Er gab einen Rückblick über die Politik Deutschlands und der Feindmächte während der letzten drei Jahrzehnte und erläuterte die heutige Kriegslage. Besonderen Nachdruck legte Pg. Gattermayer auf die Feststellung, daß in diesem gigantischen Kampf des deutschen Volkes um Sein oder Nichtsein jeder Volksgenosse seine besten Kräfte zum Endsieg beisteuern müsse. Die Kundgebung schloß mit den Liedern der Nation.
Konzert für das WHW in Reutte
Zu Gunsten des Winterhilfswerkes fand in Reutte ein Konzert statt. Einheimische Künstler sowie Kräfte vom badischen Staatsorchester in Karlsruhe wirkten mit, so Ilse v. Tschurtschenthaler-Hindelang (Klavier), Dr. Franz Lechleitner (Tenor) und Walter Hindelang (Kapellmeister). Den Darbietungen der Künstler wurde reicher Beifall zuteil.
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Klavierkonzert Hans Leygraf
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. Dezember 1943, Seite 5
Von Hermann J. Spiehs
Der Leiter der Klavierausbildungsklasse des Innsbrucker Konservatoriums Hans Leygraf veranstaltete am 9. Dezember im Stadtsaal ein Klavierkonzert, das sehr gut besucht war […].
Der Pianist erntete für sein aus dem Gedächtnis gespieltes Programm reichen Beifall, der ihn zu mehreren Zugaben veranlaßte. Auch solch mehr modernen Piecen eines Debussy, de Falla usw. scheint der Pianist sein Interesse zuzuwenden, hoffentlich in nicht allzu starkem Ausmaß, denn sein Können und seine evident wirksame Musikbegabung verdienen Besseres!
Verschiedene Eigenkompositionen, bereits erfolgreich uraufgeführt, und Kompositionsaufträge durch die Münchner Philharmoniker, bestätigen einem die durch dieses Klavierkonzert gezeigte allgemeine musikalische Könnerschaft Hans Leygrafs und berechtigen zu ganz großen künstlerischen Hoffnungen.
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Innsbrucker Nachrichten vom 11. Dezember 1943, Seite 5
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Grillparzers „Medea“ im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 13. Dezember 1943, Seite 5
Am Dienstag, den 14. Dezember, um 19.30 Uhr wird im Reichsgautheater das Trauerspiel „Medea“ von Franz Grillparzer erstaufgeführt […].
Die Inszenierung der nunmehrigen Aufführung in Innsbruck besorgt Schauspieldirektor Siegfried Süßenguth. Die Medea spielt Berthe Waeber, die Kreusa Viola Wahlen, Medeens Amme Gisa Ott. Der König von Korinth, Kreon, ist Paul Schmid, Jason Anton Straka, der Herold der Amphiktyonen Oskar Fritzler, der Landmann Vigil Breiner. Die Bühnenbilder schuf Hans Siegert.
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600 neue Werke im Haus der Deutschen Kunst
In: Innsbrucker Nachrichten vom 13. Dezember 1943, Seite 5
Durch Auswechslung von fast 600 Arbeiten wandelte sich das äußere Bild der großen Ausstellung im Haus der Deutschen Kunst in München wesentlich […].
Den bedeutendsten Anteil am Austausch hat naturgemäß die Malerei, die mit 243 neuen Arbeiten auftritt. Auch das Bild der graphischen Kabinette hat sich mit 190 neuen Arbeiten verändert, während die 60 Kleinplastiken nicht eben ins Gewicht fallen. Die neuen Arbeiten stammen von 408 Künstlern aus allen Gauen des Reiches, mehr als die Hälfte von ihnen war beim Erstaufbau der Ausstellung gar nicht vertreten. Unter den neuaufgenommenen Werken befindet sich auch ein Gemälde unseres heimischen Künstlers Peter Paul Morandell: „Feierabend in Südtirol“, das, nach den Worten des Münchner Kunstbesprechers, durch die „Klarheit der Komposition und die spürbare Leichte der Luft besticht“.
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Neueste Zeitung vom 13. Dezember 1943, Seite 4
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Hitler-Jugend und Verwundete schufen Spielzeug für unsere Kinder
Eröffnung der Spielzeug-Ausstellung in Kufstein
In: Tiroler Volksblatt vom 13. Dezember 1943, Seite 3
Die deutsche Spielzeugindustrie mußte sich zum größten Teil auf kriegswichtige Fertigungen umstellen; dadurch ergab sich für die Eltern das schwierige Problem: was schenke ich meinen Kindern zu Weihnachten? Für größere Kinder und für Jugendliche war es immerhin möglich, ein schönes Buch oder ein sonst wie nützliches Geschenk bereitzustellen, für die Kleinen aber sorgten wie in den Vorjahren die Hitler-Jugend und zum Teil verwundete Soldaten, die beide in vielwöchigen Basteleien das erforderliche Spielzeug schufen.
Am gestrigen Sonntag wurde in der Aula der Oberschule in Kufstein die Spielzeug-Ausstellung der Hitler-Jugend und die einer Genesenden-Kompanie der Wehrmacht in Kufstein und Wörgl im Beisein des in Vertretung des dienstlich auswärts weilenden Kreisleiters erschienenen Kreisstabsamtsleiters und k.-Ortsgruppenleiters Pg. Schwarz feierlich eröffnet. Der Führer des Bannes Kufstein der Hitler-Jugend Hauptgefolgschaftsführer Insam und Bannmädelführerin Liesl Matthes sowie ein Offizier der ausstellenden Genesenden Kompanie begrüßten den Kreisstabsamtsleiter sowie die übrigen Vertreter der NSDAP. und der ihr angeschlossenen NS.-Volkswohlfahrt, den stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Kufstein Pg. Reisch und die zur Eröffnung erschienenen Volksgenossen. Mit Liedern und Sprüchen schuf die Singschar der Hitler-Jugend richtige Vorweihnachtsstimmung. Ein HJ.-Führer erklärte in einer kurzen Ansprache den Zweck der Spielzeugbasteleien und die Freude, mit der Pimpfe und Jungmädel, Hitlerjunge und BDM.-Mädel am Werk waren, als dessen Ergebnis der Bann über 6500 Spielzeuge aufweisen kann, die für alle deutschen Kinder bestimmt sind. Er betonte, berücksichtigt werden vor allem Kinder eines vom feindlichen Bombenterror heimgesuchten und jetzt von Kufstein betreuten westdeutschen Gaues, ferner die Kinder von der NS.-Volkswohlfahrt betreuten Familien sowie alle anderen Kinder des Kreises Kufstein. Außerdem wird jedem am 24. Dezember nach Kufstein kommenden Urlauber der Wehrmacht ein Spielzeug überreicht, das er seinem Kinde als Weihnachtsgeschenk mitbringen kann. Der Kreisstabsamtsleiter dankte hierauf der Hitler-Jugend und den Verwundeten für ihren vorbildlichen Arbeitseinsatz, wies unter anderem auf die Schwierigkeiten hin, die sich sicherlich bei der Herstellung der Spielzeuge ergeben haben, und nahm diese in die Obhut der NSDAP. Anschließend besichtigten der Kreisstabsamtsleiter und die Gäste die Ausstellungen.
Ein Rundgang durch die HJ.-Ausstellung zeigte, daß es sich ausnahmslos um hochwertiges Spielzeug handelt, das in mühevoller Handarbeit formschön, zweckentsprechend und wunschgemäß hergestellt wurde. Es ist ja klar, daß die Jugend Spielzeug-Wünsche am besten kennt, und so schuf sie eben das Spielzeug, das sie sich selbst noch vor wenigen Jahren sehnsüchtig gewünscht hatte. Alle Kinderwünsche, die sich nur irgendwie erfüllen ließen, wurden berücksichtigt, und so entstanden wahre kleine Kunstwerke, aus denen der gesunde Geist der Jugend und deren innerer Drang zur Volksgemeinschaft und zur engeren Heimat spricht. – Inmitten des Saales bastelte eine kleine Gruppe von Jungmädeln, es war dies gut so, denn man kann bei der Besichtigung des Spielzeugs kaum glauben, daß diese kleinen Herrlichkeiten von Kindern geschaffen wurden nach Anleitung und Beratung ihrer Führer und Führerinnen.
In einem anderen Raum ist das von einer Genesenden-Kompanie aus Kufstein und Wörgl gebastelte Spielzeug ausgestellt. Auch hier ist vor allem an jedem einzelnen Stück die große Freude zu erkennen, mit der die Verwundeten bei der Anfertigung gearbeitet haben. Die Dankbarkeit der Heimat, mit der sie die Verwundeten umgibt, wird in den Herzen unserer Soldaten zu einer tiefen Liebe zur Heimat, die sie mit ihrem Blute verteidigt haben. Und diese Liebe läßt unsere verwundeten Soldaten zum Weihnachtsmann unserer Kinder werden, während ihre Kameraden an der Font die Heimat schützen, damit es ihr möglich ist, Weihnachten zu feiern.
So haben die Jugend der Heimat und Soldaten der Front im gleichen Sinne gearbeitet, um den deutschen Kindern und damit auch den Eltern das Siegesfest des Lichtes über die Mächte der Finsternis, das Fest der ewigen Wiedergeburt, das deutsche Weihnachtsfest, schön und glückhaft zu gestalten.
Die Ausstellung bleibt zur freien Besichtigung von Montag bis Mittwoch in der Zeit von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Der freie Verkauf des Spielzeugs findet in Kufstein am kommenden Samstag von 13 bis 16 Uhr und nach Maßgabe noch vorhandener Stücke am Sonntag ab 9 Uhr an Ständen auf dem Adolf-Hitler-Platz gegen Vorweis der Haushaltskarte statt. Der Erlös des Verkaufs fließt zur Gänze dem Kriegs-Winterhilfswerk zu.
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Raimonda-Ballett
In: Innsbrucker Nachrichten vom 14. Dezember 1943, Seite 4
Von Albert Riester
Am 12. d. M. tanzte das Ballett Raimonda aus Mainz im Rahmen eines Abends, den die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ im Großen Stadtsaal durchführte. Die unter der Leistung von Ballettmeister Hans Raimonda stehende Tanzgruppe (zwölf Damen) bringt Vorzüge mit, die einem ausverkauften Saal zwei anregende Stunden vermitteln können: Schönheit und Anmut der tänzerisch voll durchgebildeten Körper, Ideenreichtum der fast pausenlos abrollenden Tanzbilder und Farbenpracht der Kostüme. Zu klassischen und romantischen Musiken wechselten Gruppen- und Einzeldarbietungen. Von besonderem Eindruck waren die Solotänze „Vier Frauen um Peer Gynt“ (Musik von E[dvard] Grieg), in denen die Solotänzerinnen des Ensembles Ruth Detlefs und Salome Schneider Proben ausgeprägter, reifer Charakterisierungskunst gaben. Lieblich und beschwingt waren zwei weitere Solonummern das „Ständchen“ (R. Detlefs) und „Schön Rosmarin“ (M. Weitzel) nach Musik von Schubert und Mozart. Einen wirkungsvollen Abschluß bildete das urkomische „Gerücht“ (J. Strauß), an dessen Verbreitung und Ahndung der Schuldigen die ganze Gruppe lebhaft beklatschten Anteil nahm.
Am Flügel hörten wir Else Kemlein, die auch in zwei Solostücken von Weber und Beethoven sichere pianistische Kenntnisse verriet. Es gab sehr viel verdienten Beifall und zahlreiche Zugaben.
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Neueste Zeitung vom 17. Dezember 1943, Seite 4
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Prihoda-Grümmer-Riebensahm
Triokonzert im Großen Stadtsaal
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. Dezember 1943, Seite 4
Von Hermann J. Spiehs
Bei der Seltenheit kammermusikalischen Ensemblespiels ist man für Veranstaltungen auf diesem Gebiet besonders interessiert und dankbar. Das Trio Prihoda (Violine), Grümmer (Cello), Riebensahm (Klavier) hat mit seinem Trioabend am 13. Dezember im Stadtsaal gute Geister der Kammermusik beschworen: den jungen und doch schon völlig echten und eigenwilligen Johannes Brahms (Klaviertrio H-dur, op. 8) A. Dvorak mit seinem unverwüstlichen „Dumky-Trio“, op. 90 (Dumky = Name für slawische Volkslieder) und Franz Schubert mit dem nur selten gespielten und doch zu seinen glücklichen Inspirationen zählenden B-dur-Werk op. 99 – ein Programm, das an die Spieler immerhin keine geringe Anforderungen stellte. Alle drei Trios waren sauber einstudiert und wurden tonlich und rhythmisch exakt zum Vortrag gebracht. Leider fehlte dabei jedoch jenes ausgeglichene Zusammenspiel, das neben den technischen Erfordernissen auf Gleichgerichtetsein in Ausdruck und Form beruht, was oft jahrelangen Spielkontakt erfordert. Die genial zupackende Virtuosität Prihodas, oft sehr temperamentvoll, die abgeklärte, akademisch genaue Spielweise Grümmers und die noch allzu selbstherrliche Handhabung des Klavierparts durch Riebensahm waren jedenfalls nicht immer unter einen Nenner zu bringen. Sehr viel Typisches und gedanklich Zusammengehöriges zerflatterte darob in solistische Details oder ging im harten Klavierklang unter. Dabei kann Riebensahm eminente Technik und zeitweise guter Pianissimo-Anschlag nicht abgesprochen werden, ein Beweis, daß es ihm nur an Ensemble-Spielerfahrung mangelt, wie ja das ganze Trio als solches noch im Aufstieg begriffen ist. Der volle Saal erwiderte die Darbietungen der Künstler mit starkem Beifall.
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Verdis „Rigoletto“ im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. Dezember 1943, Seite 4
Am Sonntag, 19. Dezember, 19.30 Uhr, findet im Reichsgautheater die Erstaufführung der Oper „Rigoletto“ von Giuseppe Verdi statt […].
In der jetzigen Aufführung in Innsbruck hat Hans-Georg Ratjen die musikalische Leitung. Die Inszenierung besorgte Ottomar Mayr. Die Tänze stellte Gretl von Heimburg. Hans Siegert schuf die Bühnenbilder. Die Titelpartie singt Björn Forsell, die Tochter des Rigoletto Gilda Carola Pleschner, die Maddalena Fritzi Heinen, den Herzog Rudolf Gerlach a[ls] G[ast]. Die weiteren Partien singen: Fini Fügner, Georgine Heß, Claire Mohr, Rolf Ankowitsch, Adolf von Berenkamp, Torsten Bernow, Alois Kleinz, Bengt Lindeborg, Eugen Schürer.
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Von Goethe bis Miegel [Lesung in der Volksbildungsstätte Innsbruck]
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. Dezember 1943, Seite 4
Von Ehrentraut Straffner-Pickl
Wie Musik, vermag auch die Dichtung, insbesondere das klingende, gesprochene Wort jene Vertiefung und Verinnerlichung zu geben, aus der heraus wir immer wieder die Kraft schöpfen, auch den gesteigerten Anforderungen unseres jetzigen Lebens gerecht zu werden. Die Volksbildungsstätte Innsbruck hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, regelmäßig monatlich einmal Veranstaltungen durchzuführen, die diesem Bedürfnis, dieser Notwendigkeit entgegenkommen. Im Dezember soll nun mit einem Abend „Wir singen und sagen…“ Balladen von Goethe bis Miegel, am Donnerstag, 16. d. M., im Konzertsaal der Städtischen Musikschule, die Reihe dieser bereits im November vielversprechend begonnenen Veranstaltungen fortgesetzt werden. Dabei ist die Auswahl der Dichtungen, die die Innsbrucker Sprecherin und Schauspielerin Ines Buschek zum Vortrag bringen wird so getroffen, daß neben Altbekanntem (J. W. Goethe: „Hochzeitslied“, „Der Zauberlehrling“, „Der getreue Eckart“ und „Der Erlkönig“) selten Gehörtes oder sogar Unbekanntes (Th[eodor] Fontane: „Gorm Grymme“, „Herr von Ribbek auf Ribbek im Havelland“; L[udwig] Uhland: „Der blinde König“; E[duard] Mörikke: „Schön Rothraut“; C[onrad] F[erdinand] Meyer: „Kaiser Sigmunds Ende“; A[gnes] Miegel: „Die Frauen von Nidden“, „Nibelungen“ und „Ueber die Weichsel drüben“) zu hören sein wird. Zur Ergänzung dieser lebendigen und in der Darstellung dramatischen Auswahl wird die bekannte Innsbrucker Pianistin Herta Reiß Beethovens wuchtige c-moll-Variationen spielen und zwei Episoden sowie eine Silhouette von Max Reger.
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Weihnachtsmarkt der Hitler-Jugend
In: Innsbrucker Nachrichten vom 17. Dezember 1943, Seite 3
Die Innsbrucker Hitler-Jugend hat den Verkauf der Spielwaren, die von den Jungen und Mädeln hergestellt worden sind, in Verkaufsräumen aufgenommen, die im Gebäude des Verkehrsamtes, Burggraben Nr. 3, untergebracht sind und durch den stolzen Firmentitel „Pimpf & Co.“ die Herkunft der Waren bezeichnen, die von dort hinausgehen sollen, um Tausenden von Kinderherzen in ernster Zeit zu erfreuen. In diesen Verkaufsräumen werden die Spielwaren gegen Haushaltsausweis abgegeben.
Auch der Weihnachtsmarkt der Hitler-Jugend findet wie vorgesehen statt, und zwar am Sonntag ab 9 Uhr vormittags am Innrain. Hier erfolgt der Verkauf ohne Einschränkung. An beiden Verkaufsstellen sind ausreichende Vorräte von Spielwaren vorhanden, um auch starken Bedarf decken zu können. Es ist daher durchaus möglich, die Einkäufe auf den ganzen Tag zu verteilen, damit keine „Käuferschlangen“ entstehen.
Die Hitler-Jugend hat sich in den letzten Tagen so hervorragend bewährt, daß sie einen vollen Erfolg ihres Spielwarenverkaufes, dessen Ertrag zur Gänze dem Kriegs-Winterhilfswerk zufließt, sowie ihrer Reichsstraßensammlung am Samstag und Sonntag erwarten darf.
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82 Gefallene
Die bisher geborgenen Opfer des Terrorangriffs
In: Innsbrucker Nachrichten vom 17. Dezember 1943, Seite 3
Innsbruck, 16. Dez[ember]. Als Opfer des gestrigen Terrorangriffs auf die Gauhauptstadt sind bisher 82 Gefallene, 70 Schwerverwundete und 1209 Leichtverwundete geborgen worden.
Es ist dafür Sorge getragen, daß die Bevölkerung jederzeit durch ortsfeste und fahrbare Sirenen von einem Alarm unterrichtet wird.
Innsbrucker Nachrichten vom 18. Dezember 1943, Seite 6
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Unsere Musikschule im Dienste der Hausmusik
In: Innsbrucker Nachrichten vom 18. Dezember 1943, Seite 4
Die Musikschule der Gauhauptstadt brachte in ihrer „Stunde der Hausmusik“ einen Ueberblick über ihre musikerzieherische Arbeit an der Gemeinschaft. Als Einleitung erklärte Direktor [Anton] Grad, warum wir uns nach einem Zeitalter des Verfalls der Hausmusik und der daraus folgenden Epidemie schlechter Unterhaltungsmusik wieder auf die Schönheit des eigenen Musizierens im häuslichen Kreise besinnen sollen. Der Wert ist vielfach: Wir gewinnen durch das eigene Musizieren immer von neuem das Erbe der Meister unseres Volkes, helfen mit, es zu erhalten, wir pflegen durch das vereinte Spiel die Kameradschaft und stärken sie durch den gleichen gemeinsam bekundeten Glauben an das Gute und Schöne. Dann gab eine bunte Reihe von Beispielen, von den Schülern in sauberem Zusammenspiel vorgeführt, Anregungen für die verschiedenen Formen und Arten der Hausmusik. Jung und alt, der früheste Nachwuchs und die fortgeschrittenen reiferen Schüler schlossen sich zum froh musizierenden Kreis zusammen und verbanden den Wohlklang der Zither, Gitarren, Flöten, Volksharfe, Trompeten, Glockenspiel und Streichbässe in stetem angenehmen Wechsel der Klangkombinationen, bald Tänze spielend, bald Volkslieder begleitend. Nach dieser Volksmusikgruppe zeigten Beispiele aus dem Bereich der Kunstmusik vom gleichen soliden Arbeitsgeist: Sonaten für Cello und Klavier aus der Barockzeit, eine Serenade für Gitarre und Violine und ein Trio der Wiener Klassik, Lieder und Duette aus der Romantik, alte und moderne Stücke für Klavier zu vier Händen, bis schließlich mit einem unbekannten, in Innsbruck wohl noch nie gehörten Meisterwerk Beethovens, den Variationen über „I bin an Tiroler Bua“ Kunst- und Volksmusik ihre edle Freundschaft bestätigten. Der schöne Verlauf des Abends möge die Schüler zur fleißigen Weiterarbeit anspornen darüber hinaus aber als seine eigentliche Erfüllung dazu beitragen, immer mehr in Haus und Heim durch gute Musik die Gemeinschaft zu pflegen.
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Reichsgautheater Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. Dezember 1943, Seite 4
Montag „Don Juan“, Veranstaltungsring der HJ.; Dienstag „Medea“; Mittwoch „Rigoletto“. Der weitere Spielplan wird durch die Presse und durch Anschlag in der Vorhalle des Reichsgautheaters bekanntgegeben.
Bozner Tagblatt vom 24. Dezember 1943, Seite 3
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Weihnacht der Verwundeten in Kufstein
Feierstunde im Gemeinschaftsraum des Reservelazaretts „Zellerburg“
In: Tiroler Volksblatt vom 27. Dezember 1943, Seite 3
Signiert „H.“ [Josef Heitzinger]
Die Kriegsweihnacht 1943 ließ alle Deutschen stärker den je die innige Verbundenheit und Schicksalsgemeinschaft von Front und Heimat spüren: Millionen deutscher Männer stehen an den Fronten auf Wacht für Deutschland, aber auch weite Teile der Heimat wurden zum Kriegsgebiet durch den Bombenterror der entmenschten Feinde. So haben Front und Heimat gemeinsam an der erbarmungslosen Härte des schweren Kampfes um unseres Volkes Bestand zu tragen. Dieses beiderseitige Opfer bestärkt uns in dem Glauben, daß wir durch Kampf und Leid zu neuem Leben, zu lichtvoller Zukunft und ewiger Freiheit schreiten. Das war der Sinn der Kriegsweihnacht 1943; wir empfinden ihn besonders stark dort, wo Front und Heimat das Weihnachtsfest gemeinsam beging, so auch bei der Weihnachtsfeier im Reservelazarett Kufstein.
Mit Liebe und Sorgfalt war der große Gemeinschaftsraum im Reservelazarett „Zellerburg“ geschmückt, an den Tischen saßen jene deutschen Männer, die für Deutschland ihr Leben wagten und dabei verwundet wurden, Soldaten von allen Fronten. Musik leitete die Feierstunde ein. Chefarzt Stabsarzt Dr. Finke begrüßte die Ehrengäste aus Wehrmacht, Partei und Staat, an deren Spitze sich der Standortälteste der Wehrmacht, Oberstleutnant Faukal, und in Vertretung des Kreisleiters Kreisstabsleiter Pg. Schwarz befanden. Chefarzt Dr. Finke dankte der NSDAP. für die im Laufe des Jahres durchgeführten zahlreichen Betreuungen und gedachte mit warmen Worten der liebevollen Aufnahme, die den Verwundeten bei Fahrten ins Zillertal und auf das Hafelekar zuteil wurde. Er betonte insbesonders die große Verbundenheit von Front und Heimat, die das deutsche Volk zu einer einzigen großen Schicksalsgemeinschaft zusammenschweißte, so daß es trotz der Schwere des gegenwärtigen Ringens dennoch möglich ist, die deutsche Weihnacht zu feiern.
Als dann die Lichter im Saal verlöschten und im flackernden Kerzenschein des Weihnachtsbaumes das schöne Lied vom ewig grünen Tannenbaum aufklang, da wurde jedem Soldaten warm ums Herz, noch mehr aber durchströmte sie heimatliches Glücksgefühl, als die Kindergruppe der NS.-Frauenschaft Kufstein-Süd Weihnachtssprüche, Lieder und aufrichtige Glückwünsche der Heimat vortrug. Wohl mancher Verwundete dachte an seine eigenen Kinder, die vielleicht zur selben Stunde einem anderen Verwundeten das gleiche Glücksgefühl der deutschen Familie schenkten. Es war in diesem Augenblick eine einzige Familie, die Weihnacht feierte.
Anschließend trugen Schwestern in großen Körben die vielen Gaben für die Verwundeten in den Saal. Kreisamtsleiter der NS.-Volkswohlfahrt und der NS.-Kriegsopferversorgung Pg. Widmann, überreichte hierauf den Verwundeten mit herzlichen Worten die Weihnachtspakete, die Näschereien, Gebrauchsgegenstände, Zigaretten und viele andere gute Sachen enthielten, sowie Wein und Sekt. Zwischendurch klangen fröhliche Lieder von der Musikkapelle auf. Inzwischen war auch unter Führung von Frau Kainzner eine Brauchtumsgruppe aus Wörgl eingetroffen, die mit schönen Heimatgesängen, lustigen Vorträgen und mit wahrhaftigen Wiener Liedern die Verwundeten erfreuten, besonders mit ihren richtigen Tiroler Jodlern. Als kleine, aber sehr nette und begabte Mundartsprecherin erwies sich die Junggenossin Else Dalpez, deren launige Vorträge mit viel Heiterkeit und Freude aufgenommen wurden. Lange saßen die Festteilnehmer gemütlich beisammen, bis endlich einer nach dem andern sein Krankenzimmer aufsuchte, beglückt, auch fern seiner Lieben eine frohe Weihnacht erlebt zu haben, im Herzen die Gewißheit, daß die deutsche Volksgemeinschaft nicht zu erschüttern ist, stark durch ihren Glauben an den Führer und damit auch an den Sieg.
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Innsbrucker Nachrichten vom 23. Dezember 1943, Seite 6
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„Gabriele Dambrone“
Unsere Heimat im neuen Hans-Steinhoff-Film
In: Innsbrucker Nachrichten vom 28. Dezember 1943, Seite 4
Von Karl Paulin
Im letztvergangenen Frühling wurden in den Tiroler Bergen die Außenaufnahmen des neuen Hans-Steinhoff-Films „Gabriele Dambrone“ gedreht, der nun auch in Innsbruck läuft und uns durch das Einbeziehen vertrauter heimatlicher Landschaft und einer heimatlichen Kunststätte näher berührt.
Richard Billingers kraftvolle dramatische Dichtung hat nach der Verfilmung des „Gigant“ in der „Goldenen Stadt“ nun auch durch einen anderen seiner Stoffe den Film gelockt. Des Dichters Schauspiel „Am hohen Meer“ wurde, der Umwelt nach, vom Meer in die Alpen verlegt und fand nun unter dem Titel „Gabriele Dambrone“ seine endgültige filmische Gestalt. Die Grundidee der Dichtung, die Erweckung eines großen schauspielerischen Talentes durch tiefstes leidvolles Erleben ist nun von zwei Männern geformt worden, die beide aus der Fülle schöpfen und in der Anwendung ihrer dramatischen, bzw. filmischen Mittel auch das Gewaltsame, Grelle nicht scheuen, denen allerdings die Mitteltöne, der feinere künstlerische Uebergang, weniger liegen. Richard Billinger und Hans Steinhoff haben sich in „Gabriele Dambrone“ wirklich gefunden und einen Film geschaffen, der den seelischen Urgrund mit stärkstem szenischen Zugriff aufdeckt.
Nähstube, Maleratelier, Theaterbüro, Bühne, winterliche Hochgebirgslandschaft tun sich auf, um den Weg der kleinen Gabi Berghofer zu deuten, der durch Irrungen und Enttäuschungen auf die Höhe der Kunst führt. Das war recht eine Rolle für Gusti Huber, die uns alle Wandlungen dieses Mädchenherzens miterleben läßt. Neben ihr hatte Siegfried Breuer als Maler Paul Madina, der Mann, der mit Frauenherzen spielt, keinen leichten Stand, denn Siegerin über den selbstsüchtigen Künstler blieb das Mädchen, das nur seine Kunst liebte. Christl Mardayn stand als feinsinnige, kluge Inge Madina ebenso wie Ewald Balser als Schauspieler Georg Hollberg beim Werden dieses Schicksals gewissermaßen Pate. Zu ihnen gesellte sich Fritz Kampers prächtiger Professor Muhry. Einen eigenartig getönten feineren Graf Bobby-Typ stellte Egon von Jordan als Baron Stephan von Hamsa dar.
Was uns besonders berührte, das waren die prächtigen Aufnahmen aus der heimatlichen Gebirgswelt: Kühtai tritt nun schon zum wiederholten Male als beliebter, vorzüglich geeigneter alpiner Filmschauplatz in Szene, Gries im Sellrain blickt uns als Postwagenstation vertraut an und Gabis verzweifelter Weg zur Höhe, der zuletzt die schicksalshafte Wandlung bringt, führt sie in den Bannkreis des Hafelekars. Am unmittelbarsten aber stellte sich unser Reichsgautheater Innsbruck in den Blickpunkt des Geschehens, denn von ihm aus führt der Künstlerpfad der Gabriele Dambrone, wie sich Gabi Berghofer als Schauspielerin nannte, bis an die Pforten des Burgtheaters. Und keinem Geringeren als Eugen Ridhofer erleben wir in diesem Film als Intendanten unseres Reichsgautheaters […].
Und noch was. Zum erstenmal ertönt in einem Film ein Pöll-Lied, des unvergeßlichen Meisters des heimatlichen Volksliedes herzfrisches „Zeisele“.
So wird „Garbiele Dambrone“ durch den tiefschürfenden, menschlich fesselnden Stoff und die wechselvollen szenischen Umrahmungen, ebenso wie durch das erstklassige Spiel seine Wirkung in die Breite und Tiefe nicht verfehlen.
Gastspiel des Reichsgautheaters Innsbruck in Meran
Prachtvolle Aufführung von Schillers „Kabale und Liebe“
In: Bozner Tagblatt vom 29. Dezember 1943, Seite 3
Von Johann Egarter
Meran, 28. Dez[ember]. – Nach den beiden ersten Gastspielen des Reichsgautheaters Innsbruck im Oktober und November d. J. beschenkte dieses nun die Meraner mit der Wiedergabe eines der herrlichsten und wirkungsvollsten Dramen von Friedrich Schiller „Kabale und Liebe“. Bürgerliches Trauerspiel in 5 Akten. Die ausverkauften Häuser zeigen, welch reges Interesse das Publikum den musterhaft durchgeführten Vorstellungen entgegenbringt. Was diesmal geboten wurde, stellte wieder eine wertvolle künstlerische Tat dar, die nicht nur für jeden Besucher zu einem tiefen inneren Erlebnis wurde, sondern auch in dessen deutschen Herzen dem Dichter jenen Platz verschaffte, der ihm an erster Stelle gebührt[…].
Das Reichsgautheater Innsbruck, Intendant M[ax] A[lexander] Pflugmacher, hat bereits bei der Aufführung des Schiller’schen Dramas in der Gauhauptstadt einen großen Erfolg erzielt, der durch das Meraner Gastspiel nur neuerdings bestätigt wird. Mit welchem Eifer, welcher Sorgfalt, welch freudiger Hingabe da gearbeitet wurde, erregte nur Bewunderung […].
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Der Rundfunk im neuen Jahr
Aufgelockerter Sendeplan für Reichs- und Deutschlandsender
In: Innsbrucker Nachrichten vom 29. Dezember 1943, Seite 4
Ab 2. Jänner 1944 wird der Sendeplan des Großdeutschen Rundfunks noch beweglicher als bisher gehalten werden. Wer z. B. nur den Deutschlandsender einschalten kann, wird in Zukunft auch hier Sendungen wechselnden Stils und Inhalts empfangen können. Für die Aufeinanderfolge der verschiedenen Sendungstypen sind zwei Wochenpläne aufgestellt worden, die einander ablösen. Sie sind in sich schon unterschiedlich und farbig für die einzelnen Abende gehalten und lassen nie zwei anspruchsvolle, starke Aufnahmebereitschaft fordernde Sendungen aufeinander folgen. So werden also die Hauptsendungen in der ersten Woche im Reichsprogramm, in der zweiten im Doppelprogramm des Deutschlandsenders erscheinen. Auf diese Weise begegnen jedem Hörer im Laufe von zwei Wochen Sendungen mit leichter Unterhaltungs-, Opern- und Operettendarbietungen, kammermusikalische und symphonische Konzerte, volkstümliche Weisen und beschwingte Rhythmen, auch wenn sein Empfangsgerät nicht umgeschaltet wird.
Am Sonntag erwartet der Hörer eine besonders bunte Sendefolge. Für diesen Tag wird deshalb das Programm fast durchgehend als Doppelprogramm gestaltet. Die Reihenfolge der beiden nebeneinander laufenden Sendungen wechseln auch hier achttägig. Will man z. B. an jedem Sonntag sein “Schatzkästlein“ hören, so schaltet man jeweils einen Reichssender und am nächsten Sonntag den Deutschlandsender ein. Bleibt man aber immer auf gleicher Welle, so wird es einem wenigstens an jedem zweiten Sonntag geboten.
Mehr noch als bisher wird der Rundfunk geschlossene Aufführungen ganzer Bühnenwerke bringen. An jedem Sonntagnachmittag wird eine Oper gesendet, und zwar wechselnd im Reichsprogramm oder im Deutschlandsender. Ein Abend der Woche bleibt der Operette vorbehalten; in der ersten Woche ist es der Dienstag für die Hörer des Deutschlandsenders, in der zweiten erklingt sie am Freitag über die Reichssender.
Die „Musik zur Dämmerstunde“, die bisher täglich über den Deutschlandsender ausgestrahlt wurde, wechselt an jedem zweiten Tag ins Reichsprogramm hinüber. Zur gleichen Zeit wird in der parallel laufenden Sendung Unterhaltungsmusik dargeboten. Diese Umgruppierung erfüllt den Wunsch zahlreicher Verwundeter, die nun auch am Nachmittag über den Deutschlandsender des öfteren leichte Sendungen hören können.
Dem festen Kreis der Freunde philharmonischer Konzerte sei noch mitgeteilt, daß diese Sendereihe keine Verlagerung im Programm erfahren hat und weiterhin die Zeit von 18 bis 19 Uhr am Sonntag behält. Eine Wiederholung dieser Konzerte wird nun auch vierzehntägig am Montag im Deutschlandsender durchgeführt.
Zur gewohnten Stunde kehrt am Montagabend in jeder Woche im Reichsprogramm die beliebte Folge „Für jeden etwas“ wieder. Und mehr noch als bisher versucht der Rundfunk mit seinen Sendungen für jeden Hörer etwas zu bringen, ganz gleich auf welcher Welle er sendet.
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Innsbrucker Nachrichten vom 29. Dezember 1943, Seite 4
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Neujahrsaufführung im Reichgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 29. Dezember 1943, Seite 4
Am 31. Dezember um 19.30 Uhr wird die Operette „Prinzessin Grete“ von Hermann Hermecke mit der Musik von Viktor Reinshagen im Reichsgautheater erstaufgeführt. Diese Operette hat an vielen Bühnen lange Aufführungsreihen erlebt. Die Erstaufführung in Innsbruck findet zugunsten des Kriegs-Winterhilfswerkes zu Opernpreisen statt; alle Vergünstigungen sind aufgehoben. – Die musikalische Leitung hat M[ax] A[lexander] Pflugmacher, die Inszenierung besorgt Poldi Harlanns, die Tänze stellt Gretl von Heimburg, die Bühnenbilder schuf Hans Siegert.
Die Titelrolle singt Fini Fügner. Weiter wirken u. a. mit: Edith Boewer, Margit Winkler, Erhard Grosser, Poldi Harlanns, Ottomar Mayr, Gustl Pretsch, Rudolf Tlusty.
„Prinzessin Grete“
Operette in einem Vorspiel und fünf Bildern von Hermann Hermecke und Viktor Reinshagen.
Musik von Victor Reinshagen – Erstaufführung am 31. Dezember v[origen] J[ahres] im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 3. Jänner 1944, Seite 3
Von Karl Paulin
Da war einmal ein kleines Wäschermädel, das große Rosinen im dunkelgelockten Köpfchen trug und vom ganz großen Glück träumte. Daher schätze sie den bescheidenen Oberkellner Franz, dessen Zukunftstraum in einem eigenen kleinen Wirtshäusl gipfelte, trotz aller Liebe gering. Nun, das Glück ist bekanntlich rund und hat seine Launen, besonders wenn Frau Fortuna zwei ihrer Sendboten ausschickt, um die kleine Grete glücklich zu machen. Diese beiden Glücksboten sind sehr verschiedene Herren, der eine verkörpert das kleine Glück eines eigenen Heims, der andere, den man das große Glück nennt, zaubert Gold und Reichtum, Königsglanz und Starkarriere, um die kleine Grete in seinen Bann zu locken. Wem wird’s gelingen?
[…] Ein artiges, sauberes Operettchen ist da von den beiden Verfassern aufgebaut worden, auf das ein Schimmer von Ferdinand Raimunds vormärzlichen Zaubermärchen fällt, die ja bei aller fantastischer Romantik den Kern einer sittlichen Läuterung bergen. Auch „Prinzessin Grete“ ist von einer Romantik umsponnen, die dem Theater gibt, was des Theaters ist und doch unaufdringlich eine moralische Wahrheit verkündet.
Unser Reichsgautheater hat sich mit aller Liebe dieser neuen Schöpfung angenommen und sie am Altjahrsabend als Erstaufführung herausgebracht. Vielleicht darf man zuerst von der einfallsreichen szenischen Umrahmung sprechen, die Hans Siegerts bewährte Hand der Operette gab und die einschließlich des überirdischen Vorspiels eine Anzahl entzückender Bühnenbilder schuf. Unter Poldi Harlanns’ flotter Spielleitung standen die Darstellung ihr Tempo und ihre Stimmung auf beachtlicher Höhe. Vor allem ist die junge Carola Pleschner zu nennen, die die Titelrolle mit staunenswerter Sicherheit verkörperte. Eine anmutige Erscheinung, ein nicht sehr umfangreiches aber schönes Organ, sowie eine besonders in den volkstümlichen, wienerischen Szenen herzerfrischenden Charme vereinten sich zu einer Leistung, die den Mittelpunkt des künstlerischen Erfolges bildete und für die Zukunft schöne Erwartungen zuläßt.
Ihr zur Seite stand Poldi Harlanns als Oberkellner Franz, der mit Kräften eines redlichen Herzens um sein Glück kämpfte. Erhard Grosser spielte den Kronprinzen Felix rollengemäß mehr als lyrischen Tenor. Edith Boewer war eine kapriziöse Yvonne Valliere.
Dem König von Felizien gab Rudolf Tlusty mit seinem drastischen Humor das richtige Operettenformat. Die beiden Glücksboten wurden von Ottomar Mayr und Gustl Pretsch ausgezeichnet getönt. Dem Vorspiel gab Margot Winkler als märchenschöne Frau Fortuna den künstlerischen Mittelpunkt, ihr sekundierte Eugen Schürer als vielgeplagter Sekretär.
Die von Gretl von Heimburg einstudierten Balletteinlagen gefielen sehr, besonders der weibliche Rekrutentanz. Die echt volkstümliche, dem romantischen Stoff angepaßte Musik Victor Reinhagens kam unter der Stabführung des Intendanten M. A. Pflugmacher zu voller Wirkung. Reicher Beifall des gut gesuchten Hauses bedankte alle Mitwirkenden.
Bei dieser Gelegenheit verdient die unablässige künstlerische Arbeit unseres Reichsgautheaters eine Hervorhebung. Ohne sich von den zeitbedingten Schwierigkeiten der letzten Wochen behindern zu lassen, führte unsere Bühne unter M. A. Pflugmachers Leitung ihre kulturelle Aufgabe unbeirrt fort. Am Abend des zweiten Bombenangriffes ging Verdis „Rigoletto“ als Erstaufführung in Szene. Weiters wurden u. a. Grillparzers Drama „Medea“ und der andere vorgesehene Spielplan vollkommen programmgemäß durchgeführt und nun zeigte sich das Reichsgautheater in der Durchführung einer neuen Operette auf der Höhe seiner darstellerischen und szenischen Leistung.
Damit gab das Personal unserer Bühne der ganzen Bevölkerung ein vorbildliches Beispiel beruflicher und in diesem besonderen Fall künstlerischer Pflichttreue, die gerade in dieser Zeit nicht hoch genug einzuschätzen ist.
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Großer Ballettabend „Getanzte Spielereien“
In: Innsbrucker Nachrichtenvom 29. Dezember 1943, Seite 4
Von Ehrentraud Straffner
Die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ führt am 29. und 30. Dezember, 19.30 Uhr, im Reichsgautheater einen Ballettabend „Getanzte Spielereien“ durch, in dem das unter der Regie von Nücky Godlewski stehende Ballett des Deutschen Veranstaltungsdienstes eine abwechslungsreiche, bunte Reihe von Szenen tanzen wird. Der Abend ist so gestaltet, daß eine Szene, ein getanztes Schaubild das andere ablöst, so daß wir hintereinander erleben „Unter südlichem Himmel“, eine Tanzphantasie im Zeichen des Tamburins, in der sich spanische Grazilität und spanisches Temperament bis zu einer Szene mit der Solotänzerin Hilde Krämer „Heißes Blut“ steigern. Weitere Szenen folgen u. a. ein „Traum des Geigers“, die eine Folge von Bildern, wie wir sie hinter wertvoller ernster und heiterer Musik sehen und empfinden können, bringt. Die groteske Note ist durch eine Steptanzpantomime gegeben. Ihr schließen sich kapriziös einfallsreiche Tanzphantasien, wie „Kontrapunkt“, oder die von Hilde Krämer getanzte Solostudie „Im Dunkel“ oder der Gruppentanz „Im Licht“ an. Damit ist nur eine kleine Anzahl der bunten Szenen aufgezählt, die uns heute und morgen abend im Reichsgautheater erfreuen werden.
„Getanzte Spielerei“
Gastspiel des Münchner Balletts im Reichsgautheater
In: Innsbrucker Nachrichten vom 31. Dezember 1943, Seite 4
Von Hildegard Ostheimer
Tanz als natürlichste und reinste Ausdrucksform des menschlichen Empfindens, der Hingabe des Körpers an die Gewalt der Töne, zählt zu den ursprünglichsten Kulturschöpfungen fast jeden Volkes und entwickelt sich parallel mit dessen kulturellem Aufstieg weiter. Damit wird er jedoch stets Gefahr laufen, sich seiner eigentlichen Bestimmung zu entziehen und endlich nur mehr im bloßen Können oder der reinen gedanklichen Erstarrung zu gipfeln. Das erste wirkte sich in der immer mehr erstarrenden Form des alten klassischen Balletts aus, das zweite erlebt man etwa bei Harald Kreutzberg, dessen virtuose Leistung eine gewisse Kälte der Empfindung doch nie ganz überbrücken kann. In den letzten Jahrzehnten jedoch hat sich insbesondere die deutsche Tanzkunst stetig vom starren Bann des klassischen Balletts befreit und über den Weg der modernen rhythmischen Gymnastik, die freilich allzu frei nur der Schönheit der Bewegung hingegeben, Ausdruck und technisches Können in den Hintergrund stellte, zum neuen Ausdruckstanz gefunden. Sein Gestalter ist der Tänzer und Schauspieler zugleich, ein Schauspieler, dessen Sprachmittel in seinem ganzen Körper liegt, den er dazu natürlich in allen Feinheiten beherrschen muß.
Dieser Forderung vollkommen entsprechend, zeigte das Ballett des Deutschen Veranstaltungsdienstes München bei seinem Gastspiel an unserem Reichsgautheater unter Leitung von Nücky Godlewski ungemein interessante, einfallsreiche und künstlerisch wertvolle Darbietungen. Besonders erfreulich war, daß neben den ausgezeichneten Solistinnen vor allem auch die gesamte Tanzgruppe eigenschöpferische und bis ins kleinste durchgearbeitete Leistungen bot und so dem ganzen Abend eine nie erschöpfende Lebendigkeit, aber auch schöne Geschlossenheit verlieh. Sie zeigte sich dabei in allen Sätteln gerecht, traf ebenso das jagende Tempo spanischer und ungarischer Szenen, die nach der feurigen Musik Rossinis und Strauß’ die Bühne mit mitreißendem Leben füllten, wie die graziöse Zierlichkeit Lortzingscher Klänge, die im heiter-unbeschwerten Spiel eines „Festlichen Tages“ ihre Gestaltung fanden. Höhepunkt solistischer und Gruppenleistung bildete das Tanzspiel „Im Karneval“, das sehr schöne ausdruckstänzerische Möglichkeiten bot.
In ihm zeigte sich vor allem auch das große Können der beiden Solotänzerinnen Hilde Krämer und Hermine Becker und des jungen Günther Vieth, der als einziges männliches Mitglied der Gruppe bereits mit erstaunlich reifen und durchgebildeten Einzelleistungen hervortrat; wie ja überhaupt Einzelleistungen aus der Gruppe heraus, insbesondere Ursel Knobel in dem kapriziösen Spiel des „Kontrapunktes“, alle Anforderungen erfüllten. Als Meisterleistungen des Abends muteten jedoch die beiden Solotänze „Im Dunkel“ (Hilde Krämer) und „Im Licht“ (Hermine Becker) an, die durch die beherrschte, innerliche und bis ins letzte ausgefeilte Kunst beider Tänzerinnen zum starken Erlebnis wurden.
Es gab reichen Beifall eines durchweg begeisterten Hauses, das allen Beteiligten herzlich für den Abend dankte.
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