1939, II. Quartal

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1939, April
Innsbrucker Nachrichten vom 1. April 1939, Seite 16

Theater + Musik + Kunst
Städtische Bühne Innsbruck
Heute, nachmittags: Große Kindervorstellung: "Rübezahls lustige Streiche", Märchenspiel von Siegfried Färber. Spielleitung: Siegfried Süßenguth. Abends: "Die lustige Witwe", Operette von Franz Lehar: Inszenierung: Intendant Robert Hellwig. Musikalische Leitung: Max Köhler. Graf Danilo Walter Jankuhn.

Sonntag [2. 4. 1939], nachmittags: Volkstümliche Vorstellung: "
Fürst ohne Land", Singspiel von M[ax] A[lexander] Pflugmacher. Inszenierung: Intendant Robert Hellwig. Musikalische Leitung: Benno Schmalwieser. Abends: "Die lustige Witwe", Operette von Franz Lehar. Graf Danilo Walter Jankuhn.

Montag [3. 4. 1939]: Teilvorstellung der NSG. [nationalsozialistischen Gemeinschaft] "Kraft durch Freude": "
Fürst ohne Land", Singspiel von M[ax] A[lexander] Pflugmacher. Außerdem freier Kartenverkauf.

Dienstag [4. 4. 1939]: "Eintritt frei", Lustspiel von Just Scheu und Horst Lommer. Spielleitung: Siegried Süßenguth.

Mittwoch [5. 4. 1939] nachmittags: Große Kindervorstellung: "Rübezahls lustige Streiche". Abends: "Eintritt frei".



Gaubühne Tirol-Vorarlberg
Samstag [1. 4. 1939] in Kirchbichl "Der Strom", Schauspiel in drei Akten von Max Halbe; in Egg "Der Hunderter im Westentaschl", bäuerlicher Schwank in drei Akten von Max Neal und Max Ferner.

Sonntag [2. 4. 1939] in Wörgl "Der Strom"; in Bezau "Der Hunderter im Westentaschl".

Montag [3. 4. 1939] in Jenbach "Der Strom"; in Götzis "Der Hunderter im Westentaschl".



KdF. Volksliedersingen
Am Montag, den 3. April, werden im Claudiasaal, Herzog-Otto-Straße 4, die regelmäßigen Singabende der NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" fortgesetzt. Der Abend beginnt um 20 Uhr, der Zutritt ist frei. Das Singen wird von unserem bewährten Musikleiter P[artei]g[enossen] Fritz Engel durchgeführt. Alle Volksgenossen und Volksgenossinnen sind eingeladen, zu kommen und mit uns fröhlich zu singen.



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Eine Leistungsschau des heimischen Handwerks
Gauleiter Hofer eröffnete die Ausstellung
In: Innsbrucker Nachrichten vom 3. April 1939, Seite 6
Von "Dr. J[osef] S[eidl]"

Zum Abschluß des diesjährigen Handwerkerwettkampfes, an dem die Handwerker der deutschen Ostmark zum ersten Male gemeinsam mit ihren Berufskameraden im ganzen Reich teilnahmen, veranstaltete die Gaufachabteilung "Das deutsche Handwerk in der Deutschen Arbeitsfront" im Großen Stadtsaal in Innsbruck eine Ausstellung, die bis 5. April 1939 allen Volksgenossen die wertvollsten Arbeiten, die aus diesem Wettkampf hervorgegangen sind, vor Augen führt.

Im Rahmen einer Feier nahm am Samstag vormittags Gauleiter Hofer die Eröffnung der Ausstellung vor. Nach Grußworten des stellvertretenden Gauhandwerksmeisters P[artei]g[enossen] Wildenegger, nahm der Gauleiter das Wort, um sein schon so oft bewiesenes Interesse für die Arbeit des Handwerks aufs neue zu bekunden und den Handwerkern, die an diesem Wettkampf teilgenommen haben, den verdienten Dank auszusprechen. Sodann nahm er die Verteilung der Preise und deren Urkunden vor und übergab bei einem Rundgang durch die Ausstellung, dem sich die anwesenden Vertreter der Partei, der Regierung und der Behörden anschlossen, diese ihrer Bestimmung.

Im Handwerkerwettkampf 1939 wurden Gausieger: In der Fachschaft Malerhandwerk, Leistungsklasse Gesellen, Hans Grainer, Imst; in der Fachschaft Schildermaler, Leistungsklasse Gesellen, Rudolf Hirschmanner, derzeit Kapfenberg; in der Fachschaft Tischlerhandwerk, Leistungsklasse Gesellen, Max Mitterer, Innsbruck und Leistungsklasse Meister Josef Rewitsch, Brixlegg; in der Fachschaft Kunstschlosserhandwerk, Leistungsklasse Meister, Franz Sieberer, Bregenz; in der Fachschaft Spenglerhandwerk, Leistungsklasse Gesellen, Josef Powicin, Imst; in der Fachschaft Herrenschneider, Leistungsklasse Meister, Josef Veider, Bregenz; in der Fachschaft Maßschuhmacher, Leistungsklasse Meister, Josef Enzenhofer, Giesingen, und Leistungsklasse Gesellen Hermann Mürk, Innsbruck; in der Fachschaft Sportschuhmacher, Leistungsklasse Meister, Ernst Schmeck, Wörgl [ ].

Innsbrucker Nachrichten vom 3. 4. 1939, S. 5


Die erste Gauaustellung der Handwerker im Stadtsaal fand außerordentliches Interesse. Am Samstag besuchten 2500 Personen die Ausstellung, am Sonntag nicht weniger als 5000. Wenn man hie[r]zu bedenkt, daß das herrliche Frühjahrswetter die meisten Innsbrucker in das Freie gezogen hat, so ist die Zahl der Besucher des gestrigen Tages um so erstaunlicher [ ].



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Geselligkeit und Kameradschaft
"Tiroler Heimatabend" der Deutschen Arbeitsfront, Ortsgruppe Pradl
In: Innsbrucker Nachrichten vom 3. April 1939, Seite 6
Von "Dr. J[osef] S[eidl]"

Als erste gesellige Zusammenkunft dieser Art fand am Samstag [1. 4. 1939] im großen Saal des Großgasthofes "Grauer Bär" ein lustiger "Tiroler Heimatabend" statt, der von der KdF.-Ortsdienststelle Pradl-Nord der Deutschen Arbeitsfront veranstaltet wurde. Die Abteilung "Feierabendgestaltung" hatte unter der Leitung des Feierabendwartes Bildhauer [Franz] Roilo, der sich auch als spaßiger Ansager bewährte, eine reichhaltige Vortragsfolge zusammengestellt und das gegebene Versprechen, einige frohe und gemütliche Stunden zu bereiten, wurde restlos gehalten.

Bald war der große Saal bis auf den letzten Platz gefüllt und die flotten Weisen und Märsche des vom
Obermusikzugführers Schmied geleiteten Musikzuges des Reichsarbeitsdienstes, der ebenso schneidig wie unermüdlich spielte, bereiteten die richtige Stimmung vor. Ortsgruppenleiter Hans Baldauf begrüßte die zahlreich erschienen Volksgenossen, unter denen sich auch der Gaubeauftragte der Deutschen Arbeitsfront, Gauamtsleiter Gieselbrecht eingefunden hatte, mit herzlichen Worten, in denen er die Bedeutung solcher Veranstaltungen zur Pflege der Geselligkeit und Kameradschaft kurz umriß. Dann eröffneten die bekannten Mühlauer Sänger den bunten Reigen der Darbietungen. "A Liadl muaß frisch sein" sangen sie und "Droben auf der Alm" und noch ein paar G"stanzeln, dann mußten sie eiligst zu einem anderen Kameradschaftsabend übersiedeln und kamen lange nicht zurück; kein Wunder, denn ihre Liedeln und Jodler werden auch dem Reichsminister für Justiz Dr. Gürtner so gut gefallen haben, daß man sie nicht so rasch fortließ.

Im "Grauen Bären" kam man übrigens deshalb nicht in Verlegenheit. Zwei
Kinder tanzten "Tiroler Figuren"; ein kleines Mäderl drehte sich zierlich im Kreise und ein etwa zehnjähriger Bub plattelte, daß man um den Nachwuchs von schneidigen Tänzern keine Sorge zu haben braucht. Wirklich allerliebst waren diese "Tiroler Figuren"! Dann ging es in rascher Abwechslung weiter. Die beiden Komiker Theisl und Fritz Bader sorgten mit ulkigen Vorträgen in Tiroler Mundart für schallende Heiterkeit, Schuhplattler aus Reith im Winkel und andere führten hübsche Figurentänze vor, von denen einer ganz reizend vor Augen führte, wie aus einer Eifersuchtsszene der "Watscheler" entstand. Heitere Erinnerungen weckte Haslauer Toni mit dem Vortrag der bekannten Film-"Schlacht am Lemmenhof" von Max Depolo, aber den größten Beifall fand doch Truppführer Heinitz, der das Xylophon mit fabelhafter Geläufigkeit meisterte und auf zwei Pauken, begleitet von vier Fanfarenbläsern und dem Musikzug, den Fehrbelliner Reitermarsch [von Militärkapellmeister Richard Henrion, komponiert 1875] prächtig zu Gehör brachte.

Nach der Pause kamen auch die
Mühlauer Sänger mit ihrem wackeren Chormeister Donkreß [richtig: Karl Tonkres] und ihren famosen Jodler [Viktor] Kukla von ihrem Abstecher wieder zurück und erfreuten die dankbaren Zuhörer noch mit einigen herzfrischen Heimatliedern von Prof. Josef Pöll und anderen Tiroler G"sangeln. Ein lustiger Einakter "Der verwechselte Brautwerber" beschloß den vergnügten Abend, mit dem seine Veranstalter, aber auch die Teilnehmer vollauf zufrieden sein konnten.



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Vortagsabend der Gesangschule Zallinger
In: Neueste Zeitung vom 4. April 1939, Seite 5
Von "E. R."

Die Schule der Opernsängerin Charlotte v. Zallinger trat auch dieses Jahr mit einer Anzahl reiferer Schüler im Blauen Saale des Großgasthofes "Maria Theresia" vor die Oeffentlichkeit. Die im großen und ganzen geschmackvoll zusammengestellte Vortragsordnung bezog sich vorwiegend auf die Wiedergabe von Opernarien und ausgewählten Liedern von Schubert und Brahms. Wenn auch die stimmlichen Qualitäten der vorgestellten Kräfte in ihren Ausdrucksmöglichkeiten auf verschiedene Gestaltungsbezirke verweisen, so erkennt man doch überall eine einheitliche und organisch gefügte Schulung, die vom Grundsatze einer disziplinierten Atemführung ausgehend, auf konsonantenbetonte und deshalb gut verständliche Aussprache Wert zu legen scheint.



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Innsbrucker Nachrichten vom 5. April 1939, Seite 6

Städtische Bühne Innsbruck
Freitag (Karfreitag) [7. 4. 1939]: Geschlossen.

Samstag [8. 4. 1939] : Osterpremiere! Erstaufführung! "
Die Tänzerin Fanny Elßler", Operette von Johann Strauß [(1825-1899)]. Inszenierung Intendant Robert Hellwig. Musikalische Leitung Max Köhler. Tänze Gertrud Wismer. Bühnenbilder Hans Siegert. Mitwirkende: Damen: Koechlin, Wachter, Zedler, Herren: Essel, Hoyos, Jankuhn, Kalmann, Niemar, Tannenberger, Wagner.



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"Draußen in Sievering blüht schon der Flieder"
Zur Erstaufführung der Strauß-Operette "Die Tänzerin Fanny Elßler" an der Städtischen Bühne
In: Innsbrucker Nachrichten vom 8. April 1939, Seite 10

[ ] Drei Jahrzehnte nach dem Tode des Großmeisters der Wiener Musik, Johann Strauß [(1825-1899)], wurde dessen umfangreiche musikalische Hinterlassenschaft freigegeben, und aus der Fülle des so lange brachgelegenen Schaffensgutes "unseres" Strauß entstand die Operette "Die Tänzerin Fanny Elßler" [ ].

Schon die Proben ließen erkennen, dass die Städtische Bühne [Innsbruck] in der glücklichen Lage ist, mit dieser Aufführung der Innsbrucker Bevölkerung ein Osterprogramm von seltener Auslese und Feinheit bieten zu können.



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Theater + Musik + Kunst
"Die Tänzerin Fanny Elßler"
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. April 1939, Seite 7
Von Ludwig Groß

Für die Kräfte der Städtischen Bühne bedeutete es gewiß eine schöne Aufgabe, am Ostersonntag [9. 4. 1939] ihren Gästen das romantische Schicksal der Fanny Elßler zu vermitteln. Es kann gleich vorweg gesagt werden: Diese Erstaufführung an der Städtischen Bühne, die gleichzeitig die Premiere für die Ostmark darstellte, war ein voller Erfolg. Die aus dem musikalischen Nachlaß des Meisters der Wiener Musik, Johann Strauß [(1825-1899)], geschaffene blutvolle Operette steht dem künstlerischen Empfinden der Ostmärker ja besonders nahe, darauf ließ auch der gute Besuch des Hauses schließen. Leider verzögerte sich der Beginn der Aufführung durch die Erkrankung Gerd Niemars und das Einspringen Erich von Poremskis vom Metropol-Theater in Berlin, der mit dem Flugzeug nach Innsbruck geholt werden mußte, um fast zwei Stunden. Das war eine harte Geduldsprobe! Dafür überraschte der Berliner mit einem glänzenden "Baron Fournier". Trotz der langen Flugreise waren Gesang und Spiel Poremskis sehr sicher, klangvoll und von hohem Niveau; kaum ist er uns, sind wir ihm schon verpflichtet [ ].

Das flüssige Spiel der Darsteller verriet die straffe Inszenierung des Intendanten, die die durchweg[s] überdurchschnittlichen Leistungen zu einer Gemeinschaftsleistung zusammenfügte, die oft den Beifall der Gäste bei offener Szene hervorrief. Unter M[ax] A[lexander]
Pflugmacher erfuhr das Orchester, daß die Straußschen Melodien auch in unserer politisch so bewegten, soldatischen Zeit immer wieder gern gehört werden. Besonders erwähnt werden müssen noch die Tänze des Balletts. Man kann Gertrud Wismer zu der großartigen Ausstattung und der exakten Einstudierung wirklich beglückwünschen, sie hat ihr reifes Können erneut bewiesen.



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Innsbrucker Nachrichten vom 5. April 1939, Seite 6

Die Lichtspieltheater bringen:
Kammerlichtspiele. 2 Uhr: Kindervorstellung "Shirley Temple",
3, 5, 7 und 9 Uhr: "Eine Nacht im Mai".
Löwenkino. "Die vier Gesellen", Lustspiel.
Triumph-Ton-Kino. "Entführt".
Zentral-Ton-Kino. "Männer müssen so sein".
Filmbühne Solbad Hall [ ].



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Tirols Freiheitskampf wird verfilmt
Luis Trenker als Josef Speckbacher
In: Neueste Zeitung vom 5. April 1939, Seite 5

Die Bavaria-Filmkunst hat mit den Vorbereitungen zu ihrem Luis-Trenker-Film "Der Feuerteufel" begonnen, dessen Außenaufnahmen in Tirol in kurzer Zeit beginnen.

Luis Trenker behandelt, wie bereits früher einmal berichtet, in dem Film "Der Feuerteufel" das über sich hinauswachsende Kämpfertum und den heroischen Einsatz des Tiroler Freiheitshelden Josef Speckbacher. Gemeinsam mit seinem alten Mitarbeiter Hans Saßmann schreibt er das Drehbuch. Wie in all seinen Filmen wird Luis Trenker auch die Hauptrolle übernehmen und die Regie führen.



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Wagner-Bach-Bruckner
Zum Symphoniekonzert am Karfreitag
In: Innsbrucker Nachrichten vom 6. April 1939, Seite 7
Signiert "G."

Das zufolge außerordentlicher Umstände auf den Karfreitag [7. 4. 1939] dieses Jahres festgelegte 6. Symphoniekonzert in Innsbruck trägt dem Tage durch den Charakter der zur Wiedergabe gelangenden Werke Rechnung. Da Innsbruck der Gepflogenheit größerer Bühnen nicht folgen kann, Wagners "Parsifal" zur Osterzeit aufzuführen, wird der Abend wenigstens das Vorspiel bringen, dessen Musik größtenteils der Abendmahlsszene des Bühnenweihefestspiels entstammt. Es folgt das großartigste von [Johann Sebastian] Bachs Klavierkonzerten [in d-Moll, .].

Feierliche Stimmung umfängt uns immer beim Anhören einer Bruckner-Symphonie [...]. Doch zeigt gerade die den Abend beschließende Sechste [in A-Dur] manche eigenartige Züge [ ]



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Innsbrucker Nachrichten vom 6. April 1939, Seite 7

Städtische Bühne Innsbruck
[Oster-] Sonntag [9. 4. 1939], nachmittags: "Die lustige Witwe", Operette von Franz Lehar. Abends: "Die Tänzerin Fanny Elßler", Operette von Johann Strauß [(1825-1899)].



Gaubühne Tirol-Vorarlberg
[Kar-] Samstag [8. 4. 1939], in Telfs: "Der Strom", Schauspiel in drei Akten von Max Halbe; in Thüringen: "Der Hunderter im Westentaschl", bäuerlicher Schwank in drein Akten von Max Neal und Max Ferner.
[Oster-] Sonntag [9. 4. 1939], in Wattens: "Der Strom"; in Parthennen: "Der Hunderter im Westentaschl".



Stadttheater Konstanz für die KdF. in Vorarlberg
G. Das Stadttheater Konstanz bringt in drei Vorstellungen Verdis große Oper "La Traviata" in Vorarlberg am 13. April in Feldkirch, am 14. April in Bregenz und am 16. April in Dornbirn zur Aufführung.



Breinößlbühne
"Das Deixelmädel" ist ein äußerst gelungenes Volksstück, dessen bühnensichere, von Humor durchzogene Handlung das Publikum bis zum Schluß in Spannung und Lachen hält. Personen des Stückes sind die Kellnerin Mierl, die in Killian, den Sohn des Berghofbauern verliebt ist; ihrem Mut und ihrer Schlauheit gelingt es, alle Intriguen [!] und Gaunereien des Bürgermeisters, des Bruders des Berghofbauern, aufzudecken, die darauf abzielen, die Witwe des Berghofers von Grund und Boden zu vertreiben [ ].



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Neueste Zeitung vom 6. April 1939, Seite 5

Kirchenmusik in Bregenz
In der Stadtpfarrkirche Bregenz werden am Karfreitag [7. 4. 1939] um 8 Uhr vormittags gemischte Chöre von Odo Polzer, am Karsamstag um 6 Uhr nachmittags "Alleluja" von Händel und am Ostersonntag um 9 Uhr vormittags eine "Große Messe" von Haydn und andere Werke aufgeführt.



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Tiroler Landbote vom 6. April 1939, Seite 12


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Tiroler Volksblatt vom 7. April 1939, Seite 4

Violinkonzert Prof. Erik Digli [Kufstein]
Die NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" veranstaltet im Einvernehmen mit dem städt. Musikbeauftragten am Donnerstag, 13. April, um 20 Uhr in der Aula der Oberschule ein Konzert. Der ausführende Künstler ist der in Großdeutschland bekannte Violinvirtuose Prof. Erik Digli. Er befindet sich zur Zeit auf einer Konzertreise durch Süddeutschland und wurde für den Sommer nach London und für den Herbst in die Schweiz verpflichtet. Die Begleitung übernimmt in Kufstein Dr. Albert Ri[e]ster, der uns als Komponist durch die Heldenorgel [Kufstein] bereits bestens bekannt ist. Eine besondere Note erhält die Veranstaltung durch die Wahl des Programms. Neben einer Suite von [Henri] Vieuxtemps [(1820-1881)] und einer Sonate von [Emil] Sjögren [(1853-1918)] wird namentlich der durch seine halsbrecherischen Passagen berühmet Hexentanz von [Niccol ] Paganini [(1782-1840)] von besonderem Interesse sein.



Konzertbesprechung in: Tiroler Volksblatt vom 21. April 1939, Seite 2, siehe unten.



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Tiroler Volksblatt vom 7. April 1939, Seite 4

Der Reichstheaterzug kommt!
(NSG.) Vom 15. bis 28. April gibt der Reichstheaterzug der Deutschen Arbeitsfront in unserem Gau eine Anzahl von Vorstellungen. Die Gastspielreise beginnt in Kufstein. Man hat den Zug "Deutschlands größtes rollendes Varieté" genannt. Sein erstklassiges Programm hat dazu geführt, daß er sich überall, wohin er kam, rasch Tausende und Abertausende von begeisterten Besuchern zu sichern wußte.



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Reichsbahnkapelle mit Stadtmusikkapelle vereinigt
In: Kitzbüheler Nachrichten vom 8. April 1939, Seite 3

Es ist bekannt, dass in der Reichsbahn-Musikkapelle Kitzbühel stets auch Musiker wirkten, die nicht Angehörige der Reichsbahn waren. Da jedoch nach Reichsauffassung nur solche Kapellen als "Werksscharkapellen" anerkannt werden, die sich ausschließlich aus einer Betriebsgemeinschaft rekrutieren, waren schon seit geraumer Zeit Bestrebungen im Gange, die Reichsbahn-Musikkapelle in die Stadtmusikkapelle einzugliedern.

In einer entscheidenden Sitzung am Mittwoch, 27. März 1939, bei der die Ausschüsse beider Musikkapellen, sodann Kreisleiter Hanak, Kreispresseamtsleiter Landrat Dr. Wersin, Bürgermeister Müller, Obmann Peter Sieberer und
Kapellmeister [Andreas] Kraus anwesend waren, wurde nach eingehender Erörterung aller zu bereinigenden Fragen die Eingliederung der Reichsbahnkapelle in die Stadtmusikkapelle Kitzbühel beschlossen.

Am Samstag darauf, 1. April, fand die gemeinsame Generalversammlung beider Kapellen im Gasthof Harisch statt, die außerordentlich gut besucht war, und damit Zeugnis von dem großen Interesse gab, das dem Zusammenschluß entgegengebracht wird [ ].

Obmann [Ernst] Schawill [ ] bat die ehemaligen Reichsbahnkapelle-Kameraden, diesen Idealismus auch in der Stadtkapelle beizubehalten, so daß es gelingen möge, der Stadtmusikkapelle Kitzbühel unter der Leitung des bewährten Kapellmeisters [Andreas] Kraus zur
Kreismusikkapelle und zu einer führenden Kapelle im Gau Tirol-Vorarlberg emporzuheben [ ].

Obmann Schawill gab dann Aufklärung über die Frage der Neuuniformierung der Stadtmusikkapelle, wobei nur eine stilechte Brixentalertracht in Frage kommen würde [ ].

Der Obmann schloß die einmütig verlaufene Generalversammlung mit dem "Sieg Heil" an den Führer.

Dienstag, 11. April, wird die nunmehr verstärkte Stadtmusikkapelle ihre erste Probe abhalten, die Zeugnis geben wird von der Leistungssteigerung, die durch den Zusammenschluß eintreten wird, und der auch von der Bevölkerung, nicht zuletzt im Interesse eines gesteigerten Fremdenverkehrs, begrüßt wird.



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Deutsche Volkszeitung vom 8. April 1939, Seite 8


Durch Rundfunk immer im Bilde
Großer Photowettbewerb der Reichsrundfunkkammer Alle Amateurphotographen sind eingeladen
In: Innsbrucker Nachrichten vom 11. April 1939, Seite 5

Die Reichsrundfunkkammer veranstaltet einen großen Photowettbewerb, der sich unter dem Leitspruch "Durch Rundfunk immer im Bilde" an sämtliche Hörer Deutschlands wendet. Es handelt sich dabei darum, möglichst lebendige Motive aus dem Gebiet des Rundfunks einzufangen. Der Wettbewerb ist jedoch nur für Photoamateure offen, Berufslichtbildner sind ausgeschlossen.

Es gibt natürlich eine Unmenge von Themen, die mit dem Rundfunk zusammenhängen und sich bildlich darstellen lassen. Ein Blick in jede beliebige Programmzeitschrift gibt eine Fülle von Anregungen. Um jedoch gewisse Richtlinien zu geben, hat die Reichsrundfunkkammer sieben verschiedene Aufgaben gestellt, unter denen jeder Wettbewerber frei wählen kann. Um eine Ueberflutung mit Einsendungen zu vermeiden und die Gewinnaussichten gerecht zu verteilen, ist die Zahl der Einsendungen für jeden Wettbewerbteilnehmer auf drei Bilder beschränkt. Die Bilder müssen im Format 9 x 12, schwarz-weiß, hochglänzend, reproduktionsfähig und bisher unveröffentlicht sein.

Nachstehend die sieben Aufgaben: 1. "Rundfunk im Heim", 2. "Politischer Gemeinschaftsempfang", 3. "Rundfunk und Jugend", 4. "Rundfunk auf dem Lande", 5. "Rundfunkempfang im Betrieb", 6. "Mit dem Rundfunk-Kofferempfänger in die Ferien und ins Wochenende", 7. "Der Auto-Rundfunkempfänger ein unentbehrlicher Reisebegleiter".

Von den eingesandten drei Bildfern kann jedes eine andere der gestellten Aufgaben behandeln. Die Einsendung muß zwischen dem 15. April und 15. Juni erfolgen [ ].

Alle weiteren Aufklärungen über den Wettbewerb können vom Landesleiter Tirol-Vorarlberg der Reichsrundfunkkammer, P[artei]g[enossen] Naderer, Innsbruck, Maximilianstraße 9/III, in Erfahrung gebracht werden.



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Innsbrucker Nachrichten vom 11. April 1939, Seite 7

Theater + Musik + Kunst
Städtische Bühne Innsbruck
Heute: Teilvorstellung für die NSG. "Kraft durch Freude": "Flitterwochen" von Paul Helwig. Spielleitung: Siegfried Süßenguth. Außerdem freier Kartenverkauf.

Mittwoch [12. 4. 1939]: "
Die Tänzerin Fanny Elßler", Operette von Johann Strauß [(1825-1899)]. Inszenierung: Intendant Robert Hellwig. Musikalische Leitung: M[ax] A[lexander] Pflugmacher.

Donnerstag [13. 4. 1939]: Erstaufführung: "Der Thron zwischen Erdteilen", Schauspiel in fünf Akten (9 Bildern) von Hanns Gobsch. Spielleitung: Siegfried Süßenguth. Bühnenbilder: Hans Siegert. Mitwirkende: Damen: Burgdorf, Fischer, Habranke, Link, Ott, Zeidler. Herren: Birnstiel, Dörich, Essel, Henneberg, Heyking, Hoyos, Kalmann, Kampert, Peychär, Süßenguth u. a.

Freitag [14. 4. 1939]: Teilvorstellung für die NSG. "Kraft durch Freude": "
Fürst ohne Land", Operette von M[ax] A[lexander] Pflugmacher. Außerdem freier Kartenverkauf.



Gaubühne Tirol-Vorarlberg
Dienstag [11. 4. 1939], in Hall, Mittwoch [12. 4. 1939], in Landeck, Donnerstag [13. 4. 1939], in Imst: "Der Strom"; Schauspiel in drei Akten von Max Halbe.

Dienstag, in Schruns, Mittwoch, in Feldkirch, Donnerstag, in Bludenz: "Der Hunderter im Westentaschl", bäuerlicher Schwank in drei Akten von Max Neal und Max Ferner.



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Deutsche Volkszeitung vom 11. April 1939, Seite 8


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Die Zauberwelt des Zirkus Sarrasani
Das weltbekannte Unternehmen kommt nach 32 Jahren erstmals wieder nach Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 13. April 1939, Seite 3

Innsbruck 13. April. Anfang nächster Woche kommt Zirkus Sarrasani zu einem mehrtägigen Gastspiel nach Innsbruck. Sarrasani war seit 32 Jahren nicht mehr in unserer Stadt, und so ist der Besuch des weltbekannten Unternehmens ein umso größeres Ereignis. Zirkus Sarrasai, nicht zuletzt bekannt als aufrechter Repräsentant des Deutschtums im Ausland, wird in Innsbruck sicher den Zuspruch finden, den er verdient. Die Bevölkerung unserer Stadt ist in gespannter Erwartung der überragenden zirzensischen Kunst, auf der Sarrasanis Weltruhm gegründet ist [ ].



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Innsbrucker Nachrichten vom 18. April 1939, Seite 3


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Innsbrucker Nachrichten vom 19. April 1939, Seite 3


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Innsbrucker Nachrichten vom 19. April 1939, Seite 4

Sarrasani-Platzkonzert am Adolf-Hitler-Platz
Heute findet von 12 bis 1 Uhr auf dem Adolf-Hitler-Platz vor dem Stadttheater ein Platzkonzert des gesamten Orchesters des Zirkus Sarrasani statt. Den Dirigentenstab wird Chefkapellmeister Alfonso Jeffa vom ersten königlichen italienischen Bersaglieri-Regiment führen.

Am gleichen Tage, um 15 Uhr, findet die gewaltige Eröffnungsvorstellung statt. Die Vorstellungen werden sich um 20 Uhr und an allen folgenden Tagen nachmittags und abends bis zum 23. April wiederholen. Trotz der enormen Reise- und Transportkosten sind die Preise volkstümlich gehalten worden.



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Neueste Zeitung vom 15. April 1939, Seite 5

Städtische Bühne Innsbruck
Heute: "Die Tänzerin Fanny Elßler", Operette in drei Akten von Johann Strauß [(1825-1899)].

Sonntag [16. 4. 1939], nachmittags: "
Die lustige Witwe", Operette von Franz Lehar. Abends: "Die Tänzerin Fanny Elßler", Operette von Johann Strauß.

Montag [17. 4. 1939]: "Der Thron zwischen Erdteilen"; Schauspiel in fünf Akten von Hanns Gobsch.

Dienstag [18. 4. 1939]: "
Die Tänzerin Fanny Elßler", Operette von Johann Strauß.



Volksbildungsstätte Innsbruck im Sommerhalbjahr
NSG. Die Leitung der Volksbildungsstätte Innsbruck hat auch für das Sommerhalbjahr einen reichhaltigen und vielseitigen Arbeitsplan ausgearbeitet, in dem wir außer einer Reihe bemerkenswerter Vortragsveranstaltungen auch verschiedene anregende Kulturfahrten, Kurse, Arbeitskreise und Arbeitsgemeinschaften verzeichnet finden.

Die bereits im Winterhalbjahr begonnenen Kurse für englische, italienische und französische Sprache, die jeweils in drei Abteilungen für Anfänger, Fortgeschrittene und Weiterfortgeschrittene durchgeführt werden, werden fortgesetzt. Zu ihnen kommt außerdem ein Schnellkurs für Neuanfänger in Italienisch, der speziell für alle, die im Herbst eine Erholungsreise nach dem sonnigen Süden machen wollen, gedacht ist.

Von den im Winter begonnenen Arbeitskreisen werden die für "Ornamentales Zeichnen nach Tiroler Volksmotiven" und die für "
Volkstanz" fortgesetzt werden. Dazu kommen noch Arbeitskreise für Musik, und zwar für Klampfe [Gitarre] und für die Blockflöte und ein Arbeitskreis für Kunstbetrachtung.

In der Reihe der Arbeitsgemeinschaft finden wir die weltanschaulich-politische Arbeitsgemeinschaft "Die Grundlehren des Nationalsozialismus", die im Wintersemester so besondere Anteilnahme gefunden hat, wieder angeführt. Außerdem wird im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft Stadtarchivar Dr. Karl Schadelbauer Fragen der praktischen Stammbaumarbeit und der Sippenforschung erörtern.

In der Reihe der Kulturfahrten und Lehrwanderungen sind zwei größere Vorhaben, eine Pfingstfahrt ins Franken- und Schwabenland, nach Nürnberg, Rothenburg, Dinkelbühel, Nördlingen und Ulm und eine elftägige Sommerfahrt zu den Städten deutscher Geschichte, nach Stuttgart, Heidelberg, Frankfurt a. M., Goslar, Braunschweig, Berlin, Dresden, Prag , Nürnberg und München besonders hervorzuheben.

Im Vortragsplan sind als Veranstaltungen größeren Stiles eine Eigenlesung Josef Magnus Wehners, ein Vortrag des Professors an der Lehrerhochschule in München, P[artei]g[enossen] Suchenwirt, ein Lichtbildervortrag über die Bauten des Dritten Reiches des Berliner Dipl.- Ing. Heinrich Gesell, ein kolonial-politischer Vortrag des Südwestafrikaners Kurt Bütow und eine Lesung des großen österreichischen Dichters Karl Heinrich Waggerl neben einer Reihe anregender kleinerer Vortragsveranstaltungen hervorzuheben.



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Joseph Georg Oberkofler der Dichter des Mythischen
Zu seinem 50. Geburtstag
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. April 1939, Beilage Lebendiges Tirol, Seite 1
Von "Dr. Edmund Starkloff, Stuttgart"

Zum 50. Geburtstag unseres heimischen Dichters, über dessen Schaffen wir auch an dieser Stelle wiederholt eingehend berichtet haben, veröffentlichen wir heute eine tiefdringende Würdigung als Beweis für die Wertschätzung, welche Oberkoflers aufs tiefste mit dem Heimatboden verbundene Dichtung auch im Altreich findet.

Wenn es nach der Heimkehr Oesterreichs ins Reich gegenwärtig eine der schönsten Aufgaben ist, an die Erschließung jenes reichen, geistigen und kulturellen Erbes heranzugehen, dessen Träger die deutsche Ostmark seit Jahrhunderten innerhalb des Gesamtdeutschtums in so reichem und fruchtbarem Maße gewesen ist, so gilt es vor allem auch der österreichischen Dichtung zu gedenken, in der das Wesen des Gesamtdeutschtums vielleicht seinen klarsten Ausdruck findet.

Tirol insbesondere darf den Provinzen zugerechnet werden, die gerade in den letzten Jahrzehnten ein reicher Nährboden der Dichtung waren. Dieses Land schenkte uns den größten lebenden Dramatiker der Gegenwart aus dem deutschösterreichischen Raum, Karl Schönherr, und in kurzer Abfolge tauchten gerade in jüngster Zeit neue Namen auf, die zu besonderen Hoffnungen berechtigen, allen voran Joseph Georg Oberkofler.

Als erste Werke erschienen aus der Feder des jetzt 50jährigen Dichters, der sich als Sohn bäuerlicher Eltern aus Sankt Johann im Ahrntal zu Vorfahren und Heimat, zu Sippe und Landschaft bekennt, ein Roman "Sebastian und Leidlieb" und ein Novellenband und mehrere Gedichtbände. Und dann erwuchs aus dem Boden der geliebten Heimat im Umgang mit Pflughorn und Säeschaff, Sichel und Sense, Heuwagen und Holzschlitten, Roß und Rind, Tenne und Schuppen, Weide und Alm und dem Werden und Vergehen von Mensch und Tier als reife Frucht der Gedichtband "Nie stirbt das Land". An seinem Anfang steht das Wort:

Ein Schelm ist, wer die Sippe schmäht.
Denn er zerstört, was Gott gesät,

und der Ausgang gipfelt in dem Bekenntnis:

Nie stirbt das Land, dem Land geweiht,
Der Bauer lebt in Ewigkeit.
Nie stirbt das Land.

Die Verse dieses Buches kann man nicht zergliedern, man muß sie lesen. Ihre Wirkung beruht in ihrer Schlichtheit, in der Strenge und Formkraft der Sprache, zugleich aber in einer Sinnenfreudigkeit und Anschaulichkeit des Wortes, die die Dinge aus sich selbst lebendig werden läßt.

Diese Lyrik hat die verborgene Tiefe des Sinngedichts und den schlichten Volkston des Liedes; dabei gewinnt sie aus der sprachschöpferischen und bildnerischen Kraft Oberkoflers ihr ganz eigenes und unverwechselbares Gesicht. In drei Zyklen die Sippe, der Hof, das Land erklingt in diesen Gedichten das Gesetz der Ahnen, erwächst das geheime und unantastbare Leben des Hofs und ruft die ewige Stimme der Scholle. Darum sind diese Gedichte mehr als ein persönliches Bekenntnis zu Ahn und Sippe, Haus und Hof, Väterscholle und Heimatland; in ihnen werden die Dinge selbst lebendig, Wiege und Bauernbett, Windmühle und Kornkasten, Hofbrunnen und Roggenschnitt, Liebe und Tod, Urahn und Kind.

Oberkoflers Lyrik erinnert in ihrer blutmäßigen Verbundenheit mit Bauerntum und Bauernart und in der werkgerechten Kenntnis von Hausrat, dörflichem Tagewerk und Tun an einen anderen Dichter, der aus gleichem Antrieb, wenn auch aus anderem Raum und unter einem anderen künstlerischen Gesetz schafft: Johannes Linke. Was er von der Lebensgemeinschaft der bayrisch-böhmischen Walddörfler und Holzbauern erzählt und wie er im Kreislauf des Jahres Gesetz und Einheit bäuerlichen Lebens erkennt, dem begegnen wir hier in der artverwandten Dichtung des Tirolers Oberkofler.

Ließen die Gedichte des Bändchens "Nie stirbt das Land" Bedeutendes erwarten, so wurde diese Erwartung inzwischen durch ein großes episches Werk in schönster Weise bestätigt und erfüllt.

Es ist bekannt, daß Werke aus dem bäuerlichen Lebensbereich durch den Schwarm gutmeinender, aber durchschnittlicher Erzähler billig geworden sind und daß man ihnen mit gemindertem Interesse begegnet.

Oberkofler läßt mit seinem großen Bauern- und Sippenroman "Das Stierhorn" den breiten Troß der landläufigen Bauernromane weit hinter sich, denn er sucht den Kampf der großen Lebensmächte selbst zu gestalten, er sucht in die Tiefen des Daseins einzudringen und das Unergründliche und Geheimnisvolle des Lebens zu enträtseln und seinen Sinn für den Menschen in der ihm zugewiesenen irdischen und ewigen Lebenserfüllung zu begreifen.

Wollte man eine getreue und erschöpfende Inhaltscharakteristik geben und von den Schicksalen der Holmer Wessen auf Arnstein erzählen, von der Tradition dieses stolzesten und mächtigsten Geschlechts aus der großen Sippe der Tiroler Berg-, Wald- und Almbauern, wollte man ein Bild ihrer Arbeit und ihrer Feste, ihrer Schuld und Schicksale, ihrer Haltung und ihres Tuns in glücklichen wie in unheilschweren Tagen zeichnen, man müßte weit ausholen. Man müßte den Kreislauf des bäuerlichen Jahres ausschreiten, der sich hier in seinem natürlichen Ablauf gesetzmäßig und groß vollendet, und man müßte all die Menschen dieses breitausladenden und weiträumigen Schicksalsromans zu schildern suchen, die herrischen und stolzen, wie die schwachen und bedürftigen; aber man müßte auch der Tiere gedenken in Haus und Hof, der mächtigen Herden und der Wälder und Weiten, der Almen und Höhen. Und doch wäre damit noch immer nicht umschrieben, was in dieser Romandichtung gewollt, geschaut und gestaltet wird. Denn dies geht über Ziel und Aufgabe des sogenannten Bauernromans, der sich zumeist mit bloßen Zustandsschilderung begnügt, weit hinaus.

Wenn je das Wort vom Mythischen am Platze ist, dann hier! Für die Vergegenwärtigung dieses höheren, unsichtbaren und durchaus zeitlosen Geschehens, für die Sichtbarmachung des Mythischen findet Oberkofler einen angemessenen, hochgemuten, wuchtigen und gedrungenen Stil, der sich des Kunstmittels der Namenssymbolisierung in souveräner Weise bedient und gelegentlich an den Ton der Heldensage erinnert, in der große Menschen vergangener Zeiten mächtig über die Erde schreiten und sich dem Schicksal stellen. Man muß obwohl die Epik Oberkoflers in ihrer dynamischen Bewegtheit grundverschieden ist von der strengen und wortkargen Klarheit Schönherrs doch an den Tiroler Dramatiker denken, und zwar um des Mutes zum Tragischen willen, mit dem hier wie dort die Dinge bis zur letzten Entscheidung vorwärtsgetrieben werden.


Der Mut zum Tragischen und das Wissen um die geheimen und verborgenen Mächte des Lebens, die unvermutet aus unbekannten Tiefen strömen, das Handeln der Menschen bestimmen und ihr Schicksal führen und leiten, hebt auch die neue Erzählung Oberkoflers, "Das rauhe Gesetz", über das rein zufällige und einmalige Geschehen hinaus. So wird die Geschichte von dem Unwetter, das mit Hagelschlag, Ueberschwemmug und zu Tal gehenden Muren um die Sonnwende über die Bauern von Gföllberg kommt, zu einer Prüfung für die Menschen, zu einer Probe der Bewährung und inneren Kraft. Die Gewalten der Natur, sie führen die liebende Priska und den stolzen Bauernsohn Martin in einen geheimen Aufruhr der Herzen und eine tiefgreifende Verwandlung der Sinne und damit zu einer schicksalhaften Entscheidung ihres Lebens.

Wir erkennen auch hier, was charakteristisch ist für Oberkoflers Werk: die Bedingungslosigkeit, mit der hier die Frage an das Schicksal gestellt und Bewährung von dem einzelnen Menschen gefordert wird, der nichts ist vor der Fruchtbarkeit der Erde, vor der Größe der Heimat und Väterscholle und in der Reihe unabsehbarer Geschlechter.


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Neueste Zeitung vom 17. April 1939, Seite 6

Theater + Musik + Kunst
Städtische Bühne Innsbruck
Mittwoch [19. 4. 1939]: "Flitterwochen" von Paul Helwig.
Donnerstag [20. 4. 1939]: "
Die Tänzerin Fanny Elßler", Operette von Johann Strauß [(1825-1899)].

Die Lichtspieltheater bringen:
Löwenkino. "Verklungene Melodie" mit Willy Birgel.



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Neueste Zeitung vom 18. April 1939, Seite 5

Oswald-Hengst-Gedächtnisausstellung
Signiert "J. A."
In einem Auslagenfenster der Kunsthandlung Czichna sind gegenwärtig Werke des im Vorjahr dahingeschiedenen Malers und Graphikers Oswald Hengst [(1870 Chemnitz 1938 Innsbruck)] zu sehen. Die Auslese der Werke des rastlosen Künstlers bringen uns seine nie versagende Liebe für die schöne Natur in Erinnerung. Die Farben sind keck auf den Bildgrund gesetzt, die Tonskala kenn kein Wiederholen, immer neue Farbakkorde überraschen. Auch war der Maler Hengst eigen, immer die besten Ausschnitte einer Landschaft zu finden. Diese Gabe befähigte ihn, bis ins späte Alter einen hohen Rang als Plakatkünstler zu behaupten. Oswald Hengst lebt heute noch in ungezählten Werken des künstlerischen Fremdenprospektes.

Liebevolle Miniaturkunst bringen die Notgeldentwürfe aus der Inflationszeit, diese Notgeldscheine haben Sammelwert und sind Kulturdokumente, die historisches Geschehen im Tiroler Land festhalten.

Oswald Hengst, dessen Wiege in Sachsen stand, liebte Tirol wie seine Heimat. Aus dieser Liebe kam, auch sein reiches künstlerisches Schaffen.



Die Gauwanderbühne
[Tirol-Vorarlberg] trat mit dem Drama "Der Strom" von Max Halbe das erste Mal mit einem ernsten Stück in Landeck auf. Die einzelnen Darsteller, die ja bereits bei den verschiedenen früheren Aufführungen mitwirkten und sich großer Beliebtheit erfreuen, gaben auch in diesem Stück ihr Bestes und ernteten großen Beifall. Besonders Helmut Greiner als Jakob Doorn hat mit seinem hervorragenden Spiel großen Eindruck hinterlassen. Die monatlichen Vorstellungen der Gauwanderbühne, die ständig ausverkauft sind, sind heute aus dem Leben der Volksgenossen von Landeck nicht mehr wegzudenken.



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Neueste Zeitung vom 19. April 1939, Seite 5

Theater + Musik + Kunst
Tiroler Kunstwerke in München
Die dritte Großschau deutscher bildender Kunst, die Große Deutsche Kunstausstellung 1939, ist in Vorbereitung und wird im Juli dieses Jahres im "Haus der Deutschen Kunst" in München eröffnet. Auf Wunsch der Ausstellungsleitung und zur Verbilligung der Einzelspesen wird die "Werkstelle" eine Sammelladung für die Tiroler Werke zusammenstellen. Anmeldung der Werke zu diesem Sammeltransport müssen bis 29. April, die Werke selbst bis 5. Mai in der Werkstelle, Universitätsstraße 6, eingetroffen sein.



Willi Forst dreht im Oetztal
Der bekannte Filmschauspieler und Spielleiter Willi Forst dreht derzeit für seinen neuen Film "Ich bin Sebastian Ott" in Obergurgl die Außenaufnahmen. Dieser Tage wurden die Aufnahmen für den Schmugglerfilm "Grenzfeuer", in dem als Hauptdarsteller Attila Hörbiger, Georgia Holl und Gerda Maurus mitwirken, beendet.



Städtische Bühne Innsbruck
Donnerstag [20.], Freitag [21.], Samstag [22. 4. 1939]: "Die Tänzerin Fanny Elßler", Operette von Johann Strauß [(1825-1899)]. Inszenierung Intendant Robert Hellwig.

Sonntag [23. 4. 1939], nachmittags: nur bei ungünstiger Witterung. Volkstümliche Vorstellung "
Das Land des Lächelns", Operette von Franz Lehar. Inszenierung Intendant Robert Hellwig. Abends: "Die Tänzerin Fanny Elßler", Operette von Johann Strauß.



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Neueste Zeitung vom 21. April 1939, Seite 5

Städtische Bühne Innsbruck
Heute und Samstag [22. 4. 1939]: "Die Tänzerin Fanny Elßler" [Operette von Johann Strauß ].
Montag [24. 4. 1939]: "Flitterwochen".



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Der Violin-Abend Prof. Erik Digli
In: Tiroler Volksblatt vom 21. April 1939, Seite 2
Von "F. B."

Ueber dem auf Vorschlag des städt. Musikbeauftragten von der NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude am 13. d[iese]s [Monats April 1939 in Kufstein] veranstalteten Konzert stand ein glücklicher Stern. Die Aula der Oberschule, deren unbequeme Betstühle endlich dank der Initiative des Herrn Bürgermeisters und des Herrn Dierktors der Oberschule ein für allemal durch Sessel ersetzt wurden, entpuppte sich plötzlich als gut geeigneter und stimmungsvoller Saal für intime musikalische Veranstaltungen, und schließlich fand auch die für jeden Konzertveranstalter immer wieder sehr bange Frage bezüglich des Besuches durch das zahlreich erschienene Publikum eine höchst erfreuliche Lösung [ ].

Die Zuhörerschaft erzwang sich durch stürmischen Beifall zwei Zugaben: Eine Invention des bewährten Begleiters
am Flügel, Dr. [Albert] Ri[e]ster, über ein Kinderlied, die uns neuerdings den schwärmerischen Tiroler Komponisten liebenswert machte, und das onomatopoetische Stück "Die Quelle" von Henry Marteau, dem großen Lehrer Prof. Diglis [ ].



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Innsbrucker Nachrichten vom 21. April 1939, Seite 14


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Die Eröffnung der Joseph-Anton-Koch-Sonderausstellung
Das künstlerische Lebenswerk eines großen Meisters der deutschen Nation
In: Neueste Zeitung vom 22. April 1939, Seite 4

P. Innsbruck, 22. April.
Wie tief die Sehnsucht des deutschen Volkes nach den Urquellen naturverbundener Kunst ist, beweist der mächtige Widerhall, den der 100. Todestag eines der bedeutendsten Künstler unserer Nation, des Tirolers Joseph Anton Koch, der in Rom lebte und wirkte, im ganzen Reich gefunden hat. An der Spitze jener kunstpflegenden Stätten, die es als Ehrenpflicht betrachten, der Gegenwart ein umfassendes Bild des Künstlers und seines Werkes zu bieten, stellte sich die Nationalgalerie in Berlin, die im Jänner d[ieses] J[ahres] die erste große J.-A.-Koch-Gedächtnisausstellung eröffnete, in der überhaupt zum erstenmal das gesamte künstlerische Lebenswerk des Meisters zu einer Gesamtschau vereinigt ward.

Die Heimat ehrt ihren großen Sohn
Nun folgt unser Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum diesem Beispiel, um auch in der Heimat des Künstlers nicht nur ihm eine würdige Ehrung zu bereiten, sondern uns einen Einblick in das zu geben, was Joseph Anton Koch, der sich vom einfachen Lechtaler Bauernbübl zu einem der größten Künstler seiner Zeit aufgeschwungen hat, uns und unserem Volk bedeutet. Um für die Sonderausstellung, die nach Anzahl der Aquarelle, Zeichnungen und Oelgemälde ein gutes Drittel, der Qualität nach überhaupt das Beste der Berliner Gedächtnisausstellung umfaßt, Raum zu schaffen, wurden im zweiten Stock des Ferdinandeums in der Gemäldesammlung drei Säle vorübergehend freigemacht, darunter der große Defregger-Rundsaal.

Der Führer über die romantische Kunst
Heute, 11.30 Uhr vormittags, versammelten sich zahlreiche Ehrengäste im Defreggersaale, um der Eröffnung der J.-A.-Koch-Sonderausstellung beizuwohnen. Der Rundsaal umfaßt die schönsten und berühmtesten Werke Kochs, dessen Porträt und das seiner Gattin den Mittelpunkt der Schaustellung bilden. Ueber den Porträts prangen die bezeichneten Worte des Führers, die er anläßlich der Eröffnung des Hauses der Deutschen Kunst in München über die Romantiker gesprochen hat:

"Es ist kein Zufall, daß gerade diese Meister dem deutschesten und damit natürlichsten Teil unseres Volkes am nächsten stehen."

Der kommissarische Leiter des Ferdinandeums, Prof. Doktor [Richard] Heuberger, begrüßte die Ehrengäste, den Vertreter des Gauleiters, Gauschulungsleiter Mang, die Vertreter der Bewegung und der Behörden, der Stadtgemeinde, der Universität, der Universitätsbibliothek, der heimatlich kulturellen Vereine u. a. m., ferner besonders den Generaldirektor der Alten Pinakothek in München, Dr. [Ernst] Buchner, sowie eine Urenkelin Kochs, Freifrau von Haller, und deren Nichte.

Nach einleitenden Worten Prof. Dr. Heubergers über Sinn und Zweck der Koch-Sonderausstellung nahm Univ.-Prof. Doktor Hammer das Wort, um in geistvoller Art Persönlichkeit, Wesen und Art Joseph Anton Kochs zu würdigen. Dabei betonte der Redner, daß die Kunst der Gegenwart heute wieder ähnliche Wege geht wie zur Zeit Kochs, daß sie vom rein Malerischen auf das Wesentliche und Persönliche übergeht. Daher ist Kochs künstlerisches Werk heute höchst zeitgemäß; wie er in einer heroischen Zeit lebte, die ihn zur Gestaltung der heroischen Landschaft befähigte, so sind auch wir Genossen einer heroischen Zeit, die in der Sprache der Kunst den gemäßen Ausdruck findet.

J. A. Kochs Kunst sehr zeitgemäß
In Vertretung des Gauleiters hob Gauschulungsleiter Mang in tiefdringenden Worten die Bedeutung J. A. Kochs als eines Künstlers, der nicht nur unserer engeren Heimat Tirol, sondern der ganzen deutschen Nation angehört, hervor. Es ist ein Ziel unserer Bewegung, das bedeutende Schaffen großer Männer der deutschen Vergangenheit dem Erlebnis der Gegenwart zu erschließen, damit wir uns an dem Beispiel der Großen unseres Volkes in eigener Leistung begeistern Koch hat in seinem großartigen künstlerischen Werk die Schöpferkraft des deutschen Herzens bewährt [!], daher gebührt ihm ein hoher Rang im Tempel deutscher Kunst, aber auch die Liebe und Verehrung seiner Landsleute.

Wie sehr Koch, der seine ganze Reifezeit in Rom verbrachte, an seiner Heimat und an Deutschland hing, beweist sein Abschiedsbrief aus Wien: "Wien verlasse ich mit Freuden, aber der Abzug aus Deutschland verursacht mir Schmerz".

Die Innsbrucker Ausstellung möge vor allem den Tirolern zum dauernden Erlebnis werden. Dann erklärte der Gauschulungsleiter die J.-A.-Koch-Sonderausstellung für eröffnet.

Nun übernahm Museumskustos Dozent Dr. Vinzenz Oberhammer, dem das Hauptverdienst um das Zustandekommen der Koch-Ausstellung zu danken ist, nach einleitenden Worten die Führung durch die Ausstellung. Die Ehrengäste folgten mit lebhaftem Interesse den Ausführungen Dr. Oberhammers, der es meisterlich verstand, in die Kunst des großen Tirolers einzuführen.

Die Joseph-Anton-Koch-Sonderausstellung des Ferdinandeums bleibt einen Monat lang dem allgemeinen Besuch geöffnet.



Eine ausführliche Beschreibung der Koch-Ausstellung von Dr. Vinzenz Oberhammer ist gedruckt auf Seite 2 der Beilage Lebendiges Tirol zu den Innsbrucker Nachrichten vom 13. Mai 1939. Darin wird zu Beginn angeführt, dass bereits ca. 3.000 Besucher die Ausstellung gesehen haben.



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Innsbrucker Nachrichten vom 25. April 1939, Seite 4


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Die "Deutsche Volkszeitung" stellt ihr Erscheinen ein
In: Deutsche Volkszeitung vom 25. April 1939, Seite 1

Mit der heutigen Folge erscheint die "Deutsche Volkszeitung" zum letzten Male und stellt damit ihr weiteres Erscheinen ein. Hiezu schreibt das Gaupresseamt der NSDAP:

Die "Deutsche Volkszeitung", die am 12. März 1938 aus der früher in Innsbruck bestandenen "Volkszeitung" hervorgegangen ist, hat sich vom Tage der Machtübernahme an in den Dienst der Partei und des Staates gestellt, hat, angefangen vom Wahlkampf zum 10. April 1938, die ganze Zeit hindurch anerkennungswerte journalistische Arbeit geleistet und im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Aufgaben erfüllt, die der Presse im nationalsozialistischen Staate gestellt sind.

Es muß festgestellt werden, daß diese Aufgaben trotz der denkbar ungünstigsten wirtschaftlichen und technischen Voraussetzungen gelöst wurden. Der Verlagsleiter P[artei]g[enosse] Schachenmann, der sofort nach der Machtübernahme von der damaligen Führung der Partei den Auftrag erhielt, das Verlags- und Druckereiunternehmen samt der Zeitung kommissarisch zu übernehmen, fand einen finanziell zerrütteten und technisch vollkommen heruntergewirtschafteten Betrieb vor.

Es ist anzuerkennen, daß es ihm im Verein mit seinen Arbeitskameraden im Verlag, in der Schriftleitung und in der Druckerei gelungen ist, trotz aller Schwierigkeiten den Betrieb und das Blatt über Wasser zu halten, seinen Gefolgschaftsmitgliedern Arbeit und Brot zu sichern und das stets rechtzeitige Erscheinen des Blattes in einwandfreier Ausgestaltung sicherzustellen.

Die mangelnde wirtschaftliche Grundlage und die vollkommen veraltete technische Ausrüstung des Unternehmens sind nun auch die Ursache für die Auflösung geworden, da eine zeitgemäße Ausgestaltung und Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit einen Aufwand erfordern würde, der mit dem erreichbaren Erfolg nicht in einem tragbaren Verhältnis stehen könnte.

Den Beziehern der "Deutschen Volkszeitung" sei bei diesem Anlaß empfohlen, statt ihres bisherigen Blattes nunmehr die "Innsbrucker Nachrichten" zu beziehen.

Der NS-Gauverlag hat fast die gesamte Gefolgschaft des aufgelösten Unternehmens in seine Dienste genommen und ihr dadurch Arbeitsplätze gesichert. Es ist eine gerechtfertigte Gegenleistung für diesen Beweis sozialer Haltung und Rücksichtnahme, wenn die bisherigen Abnehmer der "Deutschen Volkszeitung" statt dieser nun das Blatt des NS-Gauverlages beziehen. Der geringe Unterschied im Bezugspreis sollte kein Hindernis dafür sein, denn es ist selbstverständlich, daß ein Blatt von der hohen Auflage der "Innsbrucker Nachrichten" in der Schnelligkeit und Zuverlässigkeit des Nachrichtendienstes und in der Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit des Inhaltes ihren Lesern wesentlich mehr bieten kann, als die nunmehr eingestellte Zeitung bieten konnte.

An unsere Leser!
Die "Deutsche Volkszeitung" stellt mit dem heutigen Tage das Erscheinen ein. Es obliegt uns, allen unseren Lesern für das Vertrauen zu danken, das sie uns entgegengebracht haben.

Das wechselvolle, durch die politischen Strömungen der Systemjahre beeinflußte Geschick unseres Blattes findet heute einen Abschluß, der schon vor längerer Zeit erwogen, durch verschiedene Umstände aber verzögert worden war. Die wirtschaftlichen Grundlagen für eine gesicherte Existenz waren in den Jahren der zerrütteten politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse völlig vernichtet worden. Als wir am, 12. März 1938 dieses Erbe antraten, sahen wir die Aufgabe vor uns, unseren Lesern Wegweiser zu sein in die Zukunft des nationalsozialistischen Staates und sie mit dem Wesen und Wollen des Nationalsozialismus vertraut zu machen. Wir sehen diese Aufgabe heute als erfüllt an.



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Vom Bankbeamten zum Heldentenor
Franz Völker sang in Innsbruck Lieder und Arien
In: Neueste Zeitung vom 25. April 1939, Seite 5
Von Dr. Ehrentraud Straffner

[ ] Bei Sängern vom Formate und von der Berühmtheit Franz Völkers ist es müßig, sich bei der Besprechung eines Abendes ins einzelne zu verlieren. Wir haben deshalb an die Spitze unserer Besprechung eine Charakteristik gestellt, mit der wir alles gesagt zu haben glauben, was über diesen Sänger gesagt werden muß. Wir berichten anschließend, daß Franz Völker vergangenen Sonntag [23. 4. 1939] im Großen Stadtsaal in Innsbruck gesungen hat und dass dieses Konzert, dem auch Gauleiter Hofer beiwohnte, dem Künstler stürmischen Erfolg brachte.

Franz Völker hatte seine Vortragsfolge für diesen Abend so gewählt, daß sie nicht unnötig beschwerte und doch jeden Liebhaber wertvoller Musik mit einer besonderen Köstlichkeit erfreute. Er sang drei
Schubert-Lieder (An die Musik, Nacht und Träume, Die Post), Hugo Wolfs "Weylas Gesang", das schöne "Sonett" und die zart bewegte "Botschaft" von Johannes Brahms und schließlich je ein schönes Lied von Richard Trunk, Richard Strauß und Hugo Kaun. Im zweiten Teil des Abends brachte er drei Opernarien (Othellos Tod aus Verdis "Othello", "Und es blitzten die Sterne" aus Puccinis "Toska" und Lohengrins Abschied aus Richard Wagners "Lohengrin"), mit denen er natürlich bei allen Zuhörern einen Sturm von Begeisterung entfesselte. In Musikdirektor [Fritz] Weidlich hatte Franz Völker einen Partner zur Seite, der sich mit wunderbarer Feinheit jedem leisen Wunsch des Sängers anzupassen wußte, und so jedem Liede und jeder Arie eine künstlerisch vollendete Untermalung angedeihen ließ.

Wir hätten diesen schönen Abend nur eine noch umfassendere Anteilnahme, vor allem aber eine würdigere und festlichere äußere Aufmachung gewünscht.



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Neueste Zeitung vom 25. April 1939, Seite 5

Städtische Bühne Innsbruck
Dienstag [25. 4. 1939]: Erstaufführung "Liebe in der Lerchengasse", Operette in drei Akten (vier Bildern) von Hermann Hermecke. Musik von Arno Vetterling. Inszenierung: Intendant Robert Hellwig. Musikalische Leitung: Max Köhler. Bühnenbilder: Hans Siegert. Tänze: Getrud Wismer-Lu Ehrlich. Mitwirkende: Damen: Boewer a. G., Burgdorf, Koechlin, Orban, Wismer; Herren: Birnstiel, Essel, Niemar, Peychär, Tannenberger, Süßenguth u. a.

Mittwoch [26. 4. 1939]: "Der Thron zwischen Erdteilen", Schauspiel in fünf Akten von Hanns Gobsch. Spielleitung: Siegfried Süßenguth.
Donnerstag [27. 4. 1939]: "
Liebe in der Lerchengasse", Operette in drei Akten von Arno Vetterling.

Innsbrucker Nachrichten v. 29. 4. 1939, S. 21


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"Liebe in der Lerchengasse"
Ein Bombenerfolg an der Städtischen Bühne
In: Innsbrucker Nachrichten vom 27. April 1939, Seite 6
Von Ernst Kainrath

[ ] Die endlosen und stürmischen Beifallssalven, die am Dienstag [25. 4. 1939] das Stadttheater durchbrandeten, sind der beste Beweis für den durchschlagenden Erfolg, den die "Liebe in der Lerchengasse" auch in Innsbruck gefunden hat. Und das mit vollstem Recht! Denn Arno Vetterling gibt dem ausgezeichneten Textbuch eine ansprechende Musik, die nicht berauscht, aber wohltuend erwärmt. Viele Lieder sind ihm vortrefflich gelungen und manche der schmissigen Melodien werden nicht so bald in der Vergessenheit versinken. Text und Musik verhalfen also der beschwingten Münchener Operette zu einem ehrlichen und durchschlagenden Bombenerfolg.

Intendant Robert Hellwig schuf eine Inszenierung, die in jeder Beziehung einwandfrei war. Hans Siegert stellte prächtige Szenenbilder auf die Bühne, und unter
Max Köhlers sicherer Stabführung lief unser Orchester wieder zu einer besonderen Leistung auf. Zu diesen drei Komponenten des Erfolges gesellte sich das ausgezeichnete Spiel aller Darsteller, die, angefeuert durch die dauernden Beifallsstürme, eine hervorragende, abgerundete Gesamtleistung darboten [ ].

In allen drei Akten gab es zahllose Vorhänge und zwischen durch immer wieder mit Beifall erzwungene Wiederholungen. Ein großer, rauschender und lange entbehrter Erfolg! Das Ballett mit Lu Ehrlich stellte sich im zweiten Akt mit prächtigen Tanzeinlagen ein, die daran ehrlichen Anteil hatten.

Die "Liebe in der Lerchengasse" gehört unbestritten zu den erfreulichsten Produkten der heiteren Muse der letzten Zeit. Ihr Erfolg ist verständlich und verdient.



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Innsbrucker Nachrichten vom 27. April 1939, Seite 6

Städtische Bühne Innsbruck
Heute: "Liebe in der Lerchengasse" [ ] von Arno Vetterling [ ]. Musikalische Leitung: Max Köhler.
Freitag [28. 4. 1939]: "Der Thron zwischen Erdteilen", Schauspiel in fünf Akten von Hans Gobsch. Spielleitung: Siegfried Süßenguth.
Samstag [29. 4. 1939]: "
Liebe in der Lerchengasse".
Sonntag [30. 4. 1939], nachmittags: Nur bei ungünstiger Witterung: Volkstümliche Vorstellung: "
Die Tänzerin Fanny Elßler", Operette von Johann Strauß [(1825-1899)]. Inszenierung: Intendant Robert Hellwig. Musikalische Leitung: M[ax] A[lexander] Pflugmacher. Abends: "Liebe in der Lerchengasse".



Gaubühne Tirol-Vorarlberg
Samstag [29. 4. 1939] in Dornbirn "Minna von Barnhelm", Lustspiel von G. E. Lessing; in Hopfgarten: "Menschen in Föhn", Bergdrama in drei Akten von Hanns Beck-Gaden.

Die Lichtspieltheater bringen:
Kammerlichtspiele. "Frauen für Golden Hill".
Löwenkino. "Versprich mir nichts" mit Luise Ullrich.
Triumph-Ton-Kino. "Frauenehre" [ ]. Heute letzter Tag.
Zentral-Ton-Kino. "Der Florentinerhut" mit Heinz Rühmann.
Filmbühne Solbad Hall. "Ich liebe dich". Letzter Tag.



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Tiroler Landbote vom 27. April 1939, Seite 14


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Konzertabend in Zell am Ziller
In: Neueste Zeitung vom 27. April 1939, Seite 5
Signiert "K. F."

Am vergangenen Sonntag [23. 4. 1939] erlebten die Musikliebhaber von Zell am Ziller einen seltenen Kunstgenuß. Konzertmeister Fliege aus Heilbronn a. N. und der hervorragende Pianist Otto Ludwig von Schloß Elmau hatten sich über Anregung der Leitung der Musikkapelle Zell am Ziller bereit erklärt, dort ein Konzert zu geben. Die Invention Nr. 3 für Violine und Klavier von J. S. Bach führte gleich die richtige Stimmung herbei, Otto Ludwig zeigte im Präludium und Fuge in D-dur von J. S. Bach sein großes Können. In der Ballade in Es-dur von Chopin hob der Künstler die Melodien mit so viel Seele heraus, daß man seine helle Freude hatte. Seine bezaubernde Technik bewunderten die Zuhörer in Franz Liszts 12. Rhapsodie. Mit Max Bruchs "Konzert in g-moll" für Violine und Klavier fand der schöne Abend seinen Abschluß.



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Kammermusikabend der Hitler-Jugend
In: Neueste Zeitung vom 28. April 1939, Seite 5
Signiert "G."

Am Samstag, den 29. April, 20 Uhr, führt die Hitler-Jugend im Rahmen des Veranstaltungsringes des Bannes Innsbruck-Stadt im Musikvereinssaal einen Kammermusikabend durch.

Der Abend, den Kameraden des Lehrkörpers der Gaumusikschule für Jugend und Volk, die Musikreferentin des Obergaues und Mädel der BDM. [Bund Deutscher Mädel]-
Singschar gestalten, wird den Kameraden und Kameradinnen durch vielfältige Formen gemeinsamen Musizierens und durch abwechslungsreiches Programm eine Anzahl schöner Werke deutscher Meister des 17. und 18. Jahrhunderts auf damals üblichen und heute wieder zum neuen Leben erweckten Instrumenten vorführen. Mit der Hinwendung zu dieser klaren und wahrhaften Musik einer großen deutschen Epoche und ihrer reichhaltigen Spielformen will die Hitler-Jugend nicht nur der Bereicherung unseres musikalischen Lebens und des künstlerischen Traditionsbewußtseins unserer Jugend dienen, sondern darüber hinaus gerade in einer Zeit, in der sich aus ihren eigenen Reihen neue Formen gemeinschaftlichen Musizierens entfalten, an diese auch darin richtunggebende Vergangenheit anknüpfen.

Sie will dadurch aktiv der Entwicklung einen erlebnisstarken Musizieren in ihren eigenen Reihen dienen und damit mehr auf dem Wege eines kameradschaftliche Zusammenseins, als auf dem eines steifen Konzertes, ihren Beitrag zum Neuaufbau unseres deutschen Kulturlebens geben.



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Werkkantine am Westbahnhof
In: Neueste Zeitung vom 29. April 1939, Seite 4

Im Rahmen einer schlichten Feier fand am Westbahnhof anlässlich des nationalen Feiertages des deutschen Volkes die Eröffnung einer vorbildlich sauberen Werkkantine statt. Nach kurzen Worten des Betriebswerkvorstandes der Deutschen Reichsbahn, Oberbaurat Ing. Riedl, und des Betriebsobmannes Eggenhofer zum 1. Mai, die in einfachen, klaren Sätzen des Werkes des Führers gedachten, betrat die Belegschaft die neue Werkkantine, die hiermit der Benützung übergeben wurde. Der neue Gemeinschaftsraum zeigt in seiner schlichten, zweckmäßigen Art ein Bild, das reinste Freude auslöst: eine moderne hygienische Küche, einen hellen freundlichen Kantinenraum; überall Blumen, schwere Tische und als Erfreulichstes in diesem Raum: an der Rückwand das Fresko eines Gefolgschaftsmitgliedes, das stilvoll künstlerisch in drei Männergestalten die Arbeit symbolisiert. Schroffenegger, der Schöpfer dieses Werkes ist Lokomotivführer, der in seiner freien Zeit das Fresko schuf und der Belegschaft zum Geschenk machte.

Auch an der Raumgestaltung war in Abendarbeit die Belegschaft beteiligt. Nach der Eröffnung durch P[artei]g[enossen] Ing. Riedl und Kreisredner Pg. Hauser fand ein gemeinsames Mittagessen und gemütliches Beisammensein statt, das durch
flotte Weisen einer kleinen Betriebskapelle verschönert wurde.


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Das schaffende Tirol stellt aus
Tiroler Handwerk unterm Berliner Funkturm
Auf der großen Sommerausstellung "Berge, Menschen und Wirtschaft der Ostmark" in Berlin
In: Innsbrucker Nachrichten vom 29. April 1939, Seite 12

wgr. Innsbruck, 29. April. Mehr als einmal hatte Tirol seit den geschichtlichen Märztagen des Vorjahres Gelegenheit, im Rahmen von Ausstellungen oder Sonderschauen im Altreich ein geschlossenes Bild seines Schaffens, seiner alten Kultur, seiner Bräuche, seiner Menschen und seiner Landschaft zu zeigen. Der tiefere Sinn solcher Ausstellungen ist nicht, mit den Erzeugnissen unseres Landes vielleicht gute Geschäfte zu machen, nein, es geht darum, ein Stück uralten deutschen Bauernlandes, dessen Geschichte seit jeher aufs engste mit dem deutschen Raum und Volk verbunden ist, den Menschen in anderen deutschen Gauen näher zu bringen, ihnen seinen harten Kampf um Leben und Freiheit so zu veranschaulichen, daß auch ihnen Tirol zu einem Begriff wird, der nichts mehr mit den oft allzu naiven Vorstellungen gemein hat, denen man noch immer ab und zu begegnen kann.

Die Berge allein sind es nicht, was für unsere Heimat so kennzeichnend ist, auch nicht die Menschen, wenn man sie aus ihrer Umwelt herausnehmen würde. Beide gehören untrennbar zusammen, die Menschen, tief verwurzelt mit der Heimaterde, und unsere stolzen Berge. Daraus ergibt sich auch die Eigenart der Wirtschaft Tirols, ganz besonders da, wo es sich um altes, überliefertes Handwerk handelt. Gerade die den Erzeugnissen des Tiroler Handwerks eigene Note ist es, die mitgeholfen hat, den Namen Tirols in alle Welt hinauszutragen, und die wohl in vielen auch den Wunsch geweckt hat, dieses Land einmal selbst kennenzulernen [ ].

Tirol wird im Rahmen dieser Ausstellung würdig vertreten sein. Das Gewerbeförderungsinstitut in Innsbruck hat trotz der Kürze der zur Vorbereitung vorhandenen Zeit aus allen Tälern Erzeugnisse Tiroler Handwerks zusammengestellt, eine Sammlung, die in Berlin dann ein Monat lang sich als Querschnitt des Schaffens der Tiroler Handwerker den Ausstellungsbesuchern bieten wird.

Die Vielfalt der Gegenstände, die bald die weite Reise antreten werden, macht eine vollständige Aufzählung unmöglich. Nur die wichtigsten sollen deshalb herausgegriffen werden. Um den bäuerlichen Charakter des Landes besonders zu betonen, wird eine nach altem Muster angefertigte Tiroler Bauernstube aufgestellt werden. Trachtenpuppen aus dem Tiroler Volkskunstmuseum werden das farbenfrohe Bild der bekanntesten Volkstrachten zeigen. Auch die neuen, jetzt wieder auflebenden Trachtengewänder, zu denen die heimische Industrie die Stoffe liefert, werden dabei gebührend berücksichtigt werden. Wintersport- und Bergausrüstung, vom Bergschuh bis zum Kletterseil, Rucksack und Eispickel, ebenso auch Hüte, gehören gleichfalls zu diesem Gebiet [ ].

Die Tiroler singen und tanzen gerne. Wenn sein einmal zusammensitzen, hat man schnell eine Zither oder eine Gitarre zur Hand und dann erklingen alte Tiroler Lieder, Jodler, G"stanzln. Gitarre, Zither und das alte Raffele sind auch noch die wichtigsten Erzeugnisse der Tiroler Instrumentenmacher, deren Ruf weit über die Landesgrenzen hinaus gedrungen ist [ ].


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Berufserziehung der Innsbrucker Fremdenführer
In: Innsbrucker Nachrichten vom 29. April 1939, Seite 15

NSG. Die außerordentliche Wichtigkeit des Fremdenverkehrs für unseren Gau und im besonderen auch für die Gauhauptstadt macht es zur unabweislichen Notwendigkeit, der Ausbildung der Fremdenführer erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Es ist dabei zunächst darauf zu sehen, daß der Fremdenführer mit dem ausländischen Gast meist zuerst und in weitergehendem Maße als andere Volksgenossen in persönliche Fühlung kommt. Von seinem Auftreten hängt in hohem Maße der Eindruck ab, den der Ausländer von Land und Leuten, von den politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Verhältnissen in unserer Heimat und im Reich überhaupt gewinnt. Der Fremdenführer muß daher befähigt sein, ebenso taktvoll als entschieden das Ansehen des Reiches und seiner tragenden Weltanschauung zu vertreten. Darüber hinaus muß er sein Fachgebiet beherrschen, muß überall Bescheid wissen, den vielseitigen Fragen gewachsen sein und über gewandtes und sicheres Auftreten verfügen.

Dem Beispiel vieler Städte im Altreich folgend, geht nun auch Innsbruck an eine systematische Berufserziehung der Fremdenführer heran. Der Verkehrsverein führt Kurse durch, die eine fachliche Ausbildung, Vorträge über Geschichte, Kunstgeschichte, Entwicklungsgeschichte der Stadt und Sprachunterricht umfassen. Das Gauschulungsamt der NSDAP. wirkt an der Gestaltung des Kursprogrammes mit und sorgt für weltanschauliche Schulung und politische Ausrichtung. Bei Probeführungen wird den Fremdenführern Gelegenheit gegeben, sich praktisch darüber zu unterrichten, wie eine Führung richtig abgewickelt werden soll.

Als Abschluß der Kurse finden Prüfungen statt, deren Bestehen die Voraussetzung für die Erteilung der Fremdenführerkonzession durch die Stadt ist. Die Fremdenführer werden sodann beim Verkehrsverein in einer Stammrolle, nach Fachgebieten geordnet, geführt.

Durch diese gründliche Ausbildung wird der Beruf des Fremdenführers aus dem Bereich der Zufalls- und Verlegenheitsberufe herausgehoben, und es wird ihm das Ansehen und die berufliche Ehre verliehen, wie sie jedem berufstätigen Volksgenossen zukommt, der auf anständige Weise und gestützt auf gediegene Fachkenntnisse seinen Lebensunterhalt verdient.

Für alle bereits angemeldeten Fremdenführer ist die Teilnahme an dem ersten Kurs, der am Dienstag, den 2. Mai, 17.30 Uhr, im Hotel "Maria Theresia", Blauer Saal, beginnt, Verpflichtung. Auch andere Bewerber, die Fremdenführer werden wollen, können sich bis zum gleichen Tage, 17 Uhr, beim Städtischen Verkehrsamt melden.



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1939, Mai

Alpenheimat. Familienkalender für Stadt und Land 1939, Seite 12 f.


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Neueste Zeitung vom 2. Mai 1939, Seite 5

Theater + Musik + Kunst
Städtische Bühne Innsbruck
Dienstag [2. 5. 1939]: "Moral", Komödie in drei Akten von Ludwig Thoma. Spielleitung: Richard Henneberg. Bühnenbilder: Hans Siegert, Mitwirkende: Damen: Boewer a[ls] G[ast], Burgdorf, Kolb, Orban, Ott, Richter, Zeidler. Herren: Ankowitsch, Birnstiel, Dreden, Eckert, Essel, Henneberg, Heyking, Hoyos, Peychär.
Mittwoch [3. 5. 1939]: "
Liebe in der Lerchengasse", Operette in drei Akten von Arno Vetterling. Inszenierung: Intendant Robert Hellwig. Musikalische Leitung: Max Köhler.
Donnerstag [4. 5. 1939]: Gastspiel der Staatsschauspielerin Lil Dagover mit eigenem Ensemble in "Spiel im Ernst", Komödie in vier Akten von Gerhard T. Buchholz. Regie: Karl Heinz Martin.
Musik von Werner Bochmann [(1900 Meerane Schliersee 1993)].



Liederabend Maria Trunk Richard Trunk
Freitag, den 5. Mai, findet im Musikvereinssaal ein Liederabend der Sängerin Maria Trunk statt. Maria Trunk gilt als eine der hervorragendsten Gestalterinnen des Liedes. Sie wird am Flügel von ihrem Gatten, Professor Richard Trunk, dem Direktor der Akademie der Tonkunst in München, begleitet werden. Richard Trunk, der wohl mit Strauß und Pfitzner zu den bedeutendsten Lyrikern der Jetztzeit zu zählen ist, wurde erst kürzlich, anläßlich seines 60. Geburtstages, in Anerkennung seines künstlerischen Schaffens vom Führer mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet.

Die beiden Künstler werden eine wundervolle Auslese aus dem Schaffen unserer großen Liederfürsten
Schubert und Schumann zu Gehör bringen. Außerdem wird Professor Trunk die Innsbrucker Musikfreunde auch mit einer Anzahl eigener Werke bekanntmachen, so daß dieser Abend ein besonderes künstlerisches Ereignis zu werden verspricht.



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Abendmusikstunde der Hitler-Jugend
In: Innsbrucker Nachrichten vom 2. Mai 1939, Seite 11

Im Innsbrucker Musikvereinssaal hätten sich diejenigen Unbelehrbaren, die der heutigen Jugend das Verständnis für kulturelle und künstlerische Dinge abzusprechen geneigt sind, eine richtigere Ueberzeugung verschaffen können. Dicht nebeneinander saßen da Hitler-Jungen und dort Mädel vom B[und] D[eutscher] M[ädel], auch der Führer des Gebietes, Oberbannführer Otto Weber, und die Führerin des Obergaues, Herta Mignon, waren anwesend. Nach der kurzen Begrüßung durch den Führer des Bannes, Oberstammführer Höllwarth, sangen alle zum Beginn ein gemeinsames Lied. Dann sprach der Gefolgschaftsführer Fritz Huber Grundsätzliches über die Stellung der HJ. zur Musik und ihrer Bedeutung. Die Innsbrucker Hitler-Jugend hörte dann Musik aus alter Zeit, gespielt und gesungen von Kameraden und Kameradinnen: eine außerordentlich gut zusammengestellte Folge von Instrumentalstücken auf zwei Geigen, Bratsche, Blockflöte, Gitarre, Gambe und Cembalo, die mit den drei eingestreuten Liedern ein wirkungsvolles Bild der Barockmusik gegeben hat. Einfache, volksliedartige Weisen klangen überall durch die schlichten, klar gebauten Instrumentalsätze. Die Spielenden boten wirklich künstlerische Leistungen: Edith Borst (Geige), Martin Blau (Geige, Bratsche), Fritz Engel (Blockflöte, Gitarre, Gambe), Fritz Huber (Cembalo) und die BDM.-Singschar. Als dann die Buben und Mädeln aus dem Saal strömten, da konnte man es leicht erkennen: Hier wuchs kein "dankbares Konzertpublikum" heran, sondern Jungend, die auf dem besten Weg ist, lebendiger Träger unseres Musikgutes zu werden.



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Nach altem Brauch
Das Zillertal rüstet zum Gauderfest
Zahlreiche Besucher zum Zillertaler Fühlingsfest erwartet
In: Neuste Zeitung vom 4. Mai 1939, Seite 4
Signiert "E. v. D."

Am kommenden Sonntag, den 7. Mai, findet in Zell am Ziller in althergebrachter Weise das Gauderfest statt, zu dem wieder zahlreiche Besucher erwartet werden. Dieses Volksfest stammt nachweislich aus dem 15. Jahrhundert. Es wurde in seinen Anfängen von der "Zellerbrauerei" als "Frühlingsfest" veranstaltet. Vielleicht aus dem mehr selbstsüchtigen Grunde zur Belebung und Hebung des Bierausstoßes, vielleicht aus dem idealeren Grunde, um allen Bauern des Tales Gelegenheit zu einem Stelldichein zu geben, bei einem extra gutmundenden "Stozn" Bockbier Wohl und Wehe des Bauernstandes zu besprechen, Meinungen auszutauschen und neue Bekanntschaften zu machen. Jedenfalls wurde durch die billigste Verabfolgung der berühmten "Gauderwürste" und des nicht weniger berühmten "Gselchtn" erreicht, daß buchstäblich das ganze Tal zum "Gauder" pilgerte.

Ein Uebriges taten natürlich verschiedene Volksbelustigungen: "Moarkuahstechen", "Widderstoßn", Hahnenkämpfe usw. Vor allem aber das "Ranggln" der verschiedenen "Hogmoar" aus allen Dörfern des Tales und auch aus vielen Orten des Inntales war es, das immer wieder die Massen anzog.

Der Brauch hat sich bis zum heutigen Tage erhalten. Eine Pause trat nur während des Weltkrieges ein. Nach dem Kriege wurde die Abhaltung des Festes von der Brauerei dem Verschönerungs- bzw. Verkehrsverein überlassen. So ist es seither geblieben. In den Systemjahren wurde dem Fest allerdings ein bitterer Beigeschmack gegeben durch die gespannten Verhältnisse. Heuer aber, nach Anbruch der neuen Zeit, soll dieses uralte Fest nicht nur wieder in alter Gemütlichkeit begangen, sondern zu einem wahren Freudenfest werden. "Ranggler" von weit und breit sind gemeldet.
Unter den Klängen zweier Musikkapellen (Rettenberger) kommen alle Volksbelustigungen wieder zur Vorführung wie ehemals.

Nicht nur das ganze Tal wird sich am 7. Mai, dem alten Brauche folgend, zum größten Feste des Jahres einfinden, sondern die verbilligten Züge aus Innsbruck werden zahlreiche Gäste ins Zillertal bringen.



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Innsbrucker Nachrichten vom 8. Mai 1939, Seite 7


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Innsbrucker Nachrichten vom 13. Mai 1939, Beilage Lebendiges Tirol, Seite 1


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Neuste Zeitung vom 5. Mai 1939, Seite 5

Theater + Musik + Kunst
Städtische Bühne Innsbruck
Freitag [5. 5. 1939]: "Liebe in der Lerchengasse", Operette von Arno Vetterling. Inszenierung Intendant Robert Hellwig. Musikalische Leitung Max Köhler.
Samstag [6. 5. 1939]: "
Liebe in der Lerchengasse".
Sonntag [7. 5. 1939], nachmittags: Nur bei ungünstiger Witterung! Große Kindervorstellung "Rübezahls lustige Streiche", Märchenspiel von Siegfried Färber. Spielleitung Siegfried Süßengut. Abends: "
Liebe in der Lerchengasse".



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Oratorium der Arbeit
Werkkonzert in der großen Halle der Retter-Werke
In: Innsbrucker Nachrichten vom 5. Mai 1939, Seite 4
Von Dr. J. Seidl

Seit der glückhaften Heimkehr der Ostmark ins Reich hat unsere Gauhauptstadt schon manches Werkkonzert gehört, aber einen so nachhaltigen Edindruck dürfte kaum ein anderes erzielt haben, als die Werkfeierstunde, die gestern abends in der festlich geschmückten Halle der Retter-Werke in der Völserstraße stattfand. Schon die stattliche Anzahl von 220 Mitwirkenden hob dieses Konzert hoch über den Durchschnitt empor und die Aufführung von Georg Boettchers [(1889-1963)] "Oratorium der Arbeit" verlieh ihm eine ganz besondere künstlerische Bedeutung. Dieses von der DAF. [Deutschen Arbeitsfront] preisgekrönte "Volksoratorium" für Sopran- und Baritonsolo, Männer-, Frauen-, gemischten- und Kinderchor und Orchester erlebte im Altreich schon 180 Aufführungen, und in Brünn wurde die Festwoche des Deutschen Theaters am 1. d[ieses] M[onats Mai] mit ihr eröffnet. Die Aufnahme in das gestrige Innsbrucker Werkkonzert bedeutete die Erstaufführung in der Ostmark.

Nach Feierabend versammelten sich in der großen Werkhalle zahlreiche Ehrengäste, unter ihnen Bürgermeister P[artei]g[enosse] Christoph, der Gauführer des Arbeitsgaues XXXIII, von Galom, sowie andere Vertreter des RAD. [Reichsarbeitsdienstes] und der DAF. [Deutschen Arbeitsfront], und die gesamte Gefolgschaft der Retter-Werke. Betriebsführer Ing. Josef Retter begrüßte alle erschienen Volksgenossen, Prof. [Josef Wenzel] Meindl würdigte in kurzen Worten die Bedeutung des Werkes, und der Vereinsführer der
Innsbrucker Liedertafel, Pg. Moser, sprach den von ihm verfaßten markigen "Vorspruch". Dann begann die Aufführung, an der als Solistin Frau Mimi Ullwer und Hermann Strehle, ferner der Männerchor der Innsbrucker Liedertafel, eine Sängergruppe des Reichsarbeitsdienstes Tarrenz, ein Frauenchor, ein Kinderchor des Jungvolkes und des BDM. sowie das Städtische Orchester mitwirkten. Der vielerprobte und stets treubewährte Chorleiter der Liedertafel, Musikdirektor Max Köhler, hatte Chor und Orchester sicher in der Hand und brachte die Schönheiten des Werkes, das gerade durch seine volkstümliche Schlichtheit tiefen Eindruck hervorruft, zu machtvoller Wirkung.

Wie Orgelbrausen rauschte der Männerchor dahin, frisch und hell jubelten die Frauen- und Kinderstimmen und Mimi Ullwers samtigweicher Sopran schwang sich leicht und leuchtend empor, gefolgt von Hermann Strehles klangschönem Bariton. Alle gaben ihr Bestes und errangen dem Werk auch in Innsbruck jenen durchschlagenden Erfolg, den es noch überall gefunden hatte. Mit den Hymnen der Nation wurde diese schöne Feier beschlossen.



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Neueste Zeitung vom 8. Mai 1939, Seite 5

Städtische Bühne Innsbruck
Montag [8. 5. 1939]: "Moral", Komödie in drei Akten von Ludwig Thoma. Spielleitung: Richard Henneberg.
Dienstag [9. 5. 1939]: "Der Thron zwischen Erdteilen", Schauspiel in fünf Akten von Hanns Gobsch. Spielleitung: Siegfried Süßenguth.
Mittwoch [10. 5. 1939]: Erstaufführung: "Bunbury" ("Ernst sein ist alles"), eine triviale Komödie für ernste Leute von Oskar Wilde. Spielleitung: Siegfried Süßenguth. Bühnenbilder: Hans Siegert. Mitwirkende: Boewer a[ls] G[ast], Fischer, Orban, Ott, Ankowitsch, Ball, Dreden, Eckert, Essel, Peychär, Süßenguth.
Donnerstag [11.] und Freitag [12. 5. 1939]: "Burnbury".



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Eine Komödie für ernste Leute
"Bunbury" von Oskar Wilde An der Städtischen Bühne Innsbruck am 10. Mai
In: Innsbrucker Nachrichten vom 12. Mai 1939, Seite 9
Von Karl Paulin

Oscar Wilde erscheint nun schon zum zweitenmal in dieser Spielzeit auf der Innsbrucker Bühne. Zeigte sein "Idealer Gatte" die Gesellschaftskritik des Dramatikers im Rahmen eines ausgeprägten Schauspieles, so ist sein "Bunbury" so leicht und locker gefügt, daß die Linien der Komödie sich unmerklich zum Schwank weiten. Motiv und Handlung verflüchtigen sich vor der Schärfe des Satirikers, der in keinem seiner Werke Shaw so nahe kommt wie in "Bunbury" [ ].

Spielerische Lust stand an der Wiege von "Bunbury", spielerische Lust beflügelte auch die Schauspieler, die sich unter Siegfried Süßenguths Spielleitung der Aufführung widmeten [ ].

Wieder hat Hans Siegert durch seine geschmackvollen Bühnenbilder der Aufführung, die vom gutbesuchten Haus mit großer Heiterkeit aufgenommen wurde, den Stimmungsrahmen gegeben.


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Eine Volksgeige für 35 Reichsmark
Anfängerinstrument des Deutschen Volksbildungswerkes
In: Neueste Zeitung vom 10. Mai 1939, Seite 5

Im Rahmen der 2. Reichstagung des Deutschen Volksbildungswerkes in Düsseldorf wird das Fachamt Handwerk der DAF. [Deutschen Arbeitsfront] zum erstenmal das Modell einer Geige zeigen, die für den Musikunterricht des Deutschen Volksbildungswerkes entwickelt wurde. Es handelt sich um ein handwerklich einwandfreies, dabei aber billiges und von breiten Volkskreisen erschwingliches Wertinstrument, das als Lehrmittel an die Stelle der früher üblichen, manchmal minderwertigen Kinder- und Spielzeuggeige treten soll. Das Instrument ist leicht spielbar und klangschön und ebenso sehr für Zwecke des Musikliebhabers wie sogar auch für den Berufsmusiker geeignet. Der Preis wird 35 bis 40 RM. [Reichsmark] betragen.



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Neueste Zeitung vom 11. 5. 1939, Seite 5

Städtische Bühne Innsbruck
Samstag [13.] und Sonntag [14. 5. 1939], abends: "Liebe in der Lerchengasse", Operette von Arno Vetterling. Inszenierung: Intendant Robert Hellwig, Musikalische Leitung: Max Köhler.



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Neueste Zeitung vom 13. 5. 1939, Seite 5

Städtische Bühne Innsbruck
Montag [15. 5. 1939]: "Bunbury" ("Ernst sein ist alles"), eine triviale Komödie für ernste Leute von Oscar Wilde.
Dienstag [16. 5. 1939]: Erstaufführung: "
Frau ohne Kuß", Operette in drei Akten von Walter Kollo [(1878 Neidenburg/Ostpreußen Berlin 1940)].



Aufführungsbericht in: Innsbrucker Nachrichten vom 19. Mai 1939, Seite 5, siehe unten.



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Besuch im Marionettentheater
In: Neueste Zeitung vom 13. Mai 1939, Seite 5
Signiert "gd."

Die Gausachbearbeiterin für Musik und Feiergestaltung rief die Frauen und Jugendgruppenmädel kürzlich zum Spiel der Innsbrucker Marionettenbühne Grete Jenewein im Jugendgruppenheim zusammen. Eine kleine Schar von jungen Leuten, die sich schon seit längerer Zeit um die Gestaltung einer heimischen Marionettenbühne bemühten, brachte Goethes überaus reizvolles Singspiel "Scherz, List und Rache" in der Vertonung Josef Eduard Ploners zur öffentlichen Erstaufführung. Dem Komponisten Ploner, den wir vor allem als Schöpfer strenger Vokalwerke kennen, ist es gelungen, zu diesem völlig unbekannten, liebenswürdigen Werk Goethes den entsprechenden dramatisch bewegten und doch volksnahen Ton zu finden.

Die von der Leiterin des Theaters selbst verfertigten Figuren stellten in ihrer ernsthaften Wichtigkeit kleine Schauspieler dar, denen es gelang, auch großen Leuten zwei Stunden lang beste Unterhaltung zu bereiten. Das Spiel der Figuren war umrahmt von lieblichen, zum Teil auch schaurigen Szenenbildern, die uns der akademische Maler Walther Kühn in täuschender Weise vorzauberte.

Die vielen Zuschauer, die wohl teilweise die feine und wertvolle Kleinkunst des Marionettenspiels bis dahin gar nicht gekannt hatten, freuten sich sichtlich über das lebendige und frische Spiel dieser "Figuren am Draht". Es wäre zu wünschen, daß diese Aufführungen allmählich auch weiteren Kreisen unserer Stadt zugänglich gemacht werden könnten.



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Mozart-Smetana-Brahms
Letzter Kammermusikabend im Musikvereinssaal
In: Innsbrucker Nachrichten vom 13. Mai 1939, Seite 12
Von Dr. Hermann Gerhardinger

Am Beginn der kammermusikalischen Veranstaltung am Donnerstag [11. 5. 1939] stand eine Seltenheit: das Oboenquartett von W. A. Mozart [ zu "Friedrich" Smetanas Streichquartett "Aus meinem Leben" und dem A-Dur-Klavierquartett von Johannes Brahms].

In Aufführungsfragen konnte man auch an diesem Abend wieder die Beobachtung machen, daß an sich musikalisch stärkere Werke auch einen erhöhten Einsatz der an der Aufführung Beteiligten bedingen. Klangen die einleitenden Mozartschen Sätze trotz der schönen Leistung des Oboers Ludwig Reiter immerhin etwas dürftig, so machte sich dafür im Werk Smetanas ein fast zu ungestümes Draufgängertum der Spieler geltend, bis endlich im abschließenden Klavierquartett der rechte Ausgleich gefunden schien. Schönstens fügte sich hier der von Direktor
Fritz Weidlich sorgfältig betreute Klavierpart in das Ensemble der vorzüglich ausgeglichen musizierenden Streicher ein, so daß eine Aufführung zustande kam, die den lebhaften Beifall der Zuhörerschaft am Schlusse völlig rechtfertigte.



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Neueste Zeitung vom 15. Mai 1939, Seite 3


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Neueste Zeitung vom 15. Mai 1939, Seite 5

Städtische Bühne Innsbruck
Dienstag [16. 5. 1939]: Erstaufführung "Die Frau ohne Kuß", Operette von Walter Kollo.
Mittwoch [17. 5. 1939]: "Moral", Komödie von Ludwig Thoma. Spielleitung Richard Henneberg.



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Vom Maurerklavier zum Orchesterinstrument
Gedanken zu einem Harmonika-Konzert
In: Neueste Zeitung vom 15. Mai 1939, Seite 5
Von Maria Kaesen

Fischerkneipen, Seebärenflüche, Matrosenwitze, lose Mädel, verqualmte Gastlokale, verpatzte Volksweisen, allem Liedhaften fremd, etwas Schmutz, sehr viel Lärm und wenig Musik das gehört einmal zum Maurerklavier. Ein winziger Rest von all dem hängt ihm heute noch an in der Vorstellung des Laien und Hand aufs Herz! wer nicht selbst Harmonikaspieler ist, fühlt sich noch immer allzu gern zu einem überlegenen Lächeln verpflichtet, wenn irgendwie ein Akkordeon zu singen anfängt; er befiehlt den wattierten Schultern, möglichst geringschätzig zu zucken und sieht sich dabei als anerkannter Hüter wahrer Musik. Gründlicher lauschen, gerechter prüfen Gott bewahre, wozu denn das, es geht ja nur um die berüchtigte Quetsche, Kunst fängt erst bei der Geige an!

Ich habe weder die Aufgabe noch das Recht, zu entscheiden, ob die Handharmonika ausschließlich das Werkzeug volkstümlicher Musik zu bleiben hat oder ob ihr mit Erfolg die Betreuung klassischer Tonthemen anvertraut werden kann.

Unbestritten aber ist der Versuch
Helmut Kauths, mit dem ihm zur Verfügung stehenden, von ihm ausgebildeten Harmonikaorchester den Weg des Gebräuchlichen und Langgeübten zu verlassen und sich an ernste musikalische Probleme zu wagen, ein ebenso mutiger, wie verheißungsvoller und kulturell beachtlicher Versuch!

Wie dieser junge Mensch, von künstlerischer Leidenschaftlichkeit drängend durchpulst, das eigene Instrument meistert und sich den Willen seiner Mitspieler dienstbar macht, das ist erhebend und beweiskräftig zugleich. Man muß seine Programme kennen, man muß das bestechende technische Können und das freudige Mitgehen seiner Spielschar erlebt, man muß sich an der sicheren Frische seiner wohlgeschulten Jugendgruppe erquickt haben, um überzeugt zu sein, daß an ihrer Spitze ein warmherziger Mensch und ein verschworener Künstler voll musikalischen Feingefühls steht, der fähig ist, dem Akkordeon die volle Schönheit seiner Klangfülle abzugewinnen und seine Beherrschung allmählich jenen Platz zu sichern, den ihm gewissenhafte Kunstprüfung einmal zugestehen müssen wird.



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Fröhliche Musik im Mai
In: Innsbrucker Nachrichten vom 15. Mai 1939, Seite 9
Signiert "Gd."

Wir sollen nicht glauben, daß Musik nur dann fröhlich sein und fröhlich machen kann, wenn sie im Dreivierteltakt geschrieben ist. Gewiß, der Dreivierteltakt hat in dieser Hinsicht seine besonderen, nicht anzuzweifelnden Vorzüge. Aber er hat auch auf dem Gebiete der fröhlichen Musik durchaus keine Monopolstellung. Das soll ein Abend zeigen, der am kommenden Dienstag [16. 5. 1939] von der Volksbildungsstätte Innsbruck im Claudiasaal durchgeführt wird. Er bringt in buntem Wechsel älteres Musikgut, Lieder, Tänze, aber auch Sonaten, die in ihrer Haltung eine Beschwingtheit und Fröhlichkeit zeigen, die anregt, die fröhlich macht, auch wenn für sie nicht der Dreivierteltakt bestimmend ist.

Damit unternimmt dieser Abend den Versuch, wertvolles, leicht verständliches Musikgut an den unbefangenen Hörer heranzutragen und wirken zu lassen. Denn die Musik, auch die sogenannte wertvolle Musik, soll kein Vorrecht Weniger bleiben. Sie soll jedermann Freude bringen, und das kann nur geschehen, wenn sie, wie an dem bevorstehenden Abend, in einer Form gebracht wird, die nicht mit der "Würde" einer großen Aufmachung belastet, sondern die die Gemeinschaft der Hörer miteinschließt in die Gemeinschaft der Musizierenden und so zum lebendigen Hören und Erleben wird.



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Deutsches Lied ehrt Friedrich List
Der Reutlinger Liederkranz in Kufstein
In: Tiroler Volksblatt vom 15. Mai 1939, Seite 2 f.

Der Samstag und Sonntag, 13. und 14. Mai, standen in Kufstein im Zeichen des deutschen Liedes. Unsere Stadt erhielt lieben, seit längerem erwarteten Besuch aus der schwäbischen Stadt Reutlingen, der Geburtsstadt Friedrich Lists, dessen Grab und Denkmal unsere Heimatstadt Kufstein hütet. Die engen Beziehungen zwischen den beiden Städten, mit denen der Name des großen deutschen Volkswirtschaftlers für immer verknüpft sind, rühren somit von länger her. Hauptträger dieses freundschaftlichen Verhältnisses sind die beiden Sängerbünde, der Reutlinger Liederkranz und die Kufsteiner Liedertafel. Schon in der vergangenen Woche konnten wir ausführen, wie gut sich das Freundschaftsverhältnis der beiden Vereinigungen in der Vergangenheit ausgewirkt hat. Nun ist ein neues frohes Ereignis in der Chronik unserer Liedertafel und unserer Stadt zu verzeichnen. Ein Lied ist erklungen. Die Tage des Besuches des Reutlinger Liederkranzes sind verrauscht. Geblieben ist eine glückliche Erinnerung für die Kufsteiner, die liebe Freunde kennengelernt haben, und wir dürfen wohl auch sagen, für die Reutlinger, die uns versicherten, daß sie schöne Stunden in Kufstein verlebten.

Die Gäste aus Reutlingen sind am Samstag [13. 5. 1939] von Prien am Chiemsee aus, wo sie genächtigt haben, nach Salzburg gefahren und von dort über Lofer St. Johann i[n] T[irol] nach Kufstein gekommen, wo sie, 104 Mann stark, in drei Omnibussen gegen 17 Uhr eintrafen, auf dem Adolf-Hitler-Platz herzlich begrüßt vom Vereinsführer Karl Olbrich. Die Herren wurden nun in ihre Unterkünfte (Hotel Egger und Hotel Post) geleitet.

Um 19.30 Uhr machten die Sänger einen gemeinsamen Gang zur Weihestätte der
Heldenorgel. Zum erstenmal erklangen die Lieder, gesungen von den Reutlingern. Mächtig brauste "Forschen nach Gott" von Konradin Kreutzer, dann das alte deutsche Volkslied "Innsbruck, ich muß dich lassen", Lieder von [Friedrich] Silcher ("Rosmarin") und Glück, zum Schluß "Das deutsche Lied" von [Carl] Attenhofer [(1837-1914)]. Als wir den Reutlinger Liederkranz so hörten, wußten wir, daß die Pflege des deutschen Liedes bei ihm auf der höchsten Stufe steht. Diesen Eindruck bestätigte sodann der Begrüßungsabend abgehalten im Saal des Auracher-Garten. Die Stirnwand des Saales war mit den Symbolen der Bewegung und den Wappen der beiden Sängerschaften auf rotem Hintergrund schön geschmückt. Außer den Mitgliedern der Sängervereinigungen hatten sich noch viele Freunde des deutschen Liedes eingefunden, soweit der Saal sie eben fassen konnte, Einleitend erschollen die Klänge des Kamberger-Quartetts Kiefersfelden. Dann ergriff Vereinsführer P[artei]g[enosse] Karl Olbrich das Wort zur Begrüßung. Er konnte u. a. namentlich begrüßen: Vom Reutlinger Liederkranz den Ehrenvorsitzenden Brucklachner, der schon 1884 beim Reutlinger Besuch in Kufstein gewesen ist, Vereinsführer Dr. Leutze usw., ferner den Vertreter des Kreisleiters Pg. Hofbauer, Bürgermeister Pg. [Max] Schierl, Ehrenvorsitzenden Wanka usw. Olbrich führte aus, wie lange die Freundschaft zwischen Reutlingen und Kufstein schon besteht und wie sie in der Vergangenheit bei wiederholten Anlässen gekräftigt wurde. Wie im Jahre 1933 eine neue Sängerfahrt des Reutlinger Liederkranzes nach Kufstein vorgesehen gewesen sei, zu der es dann infolge der 1000-Mark-Sperre nicht mehr gekommen ist. Nur in gegenseitigen einzelnen Besuchen wurde die Verbindung aufrecht erhalten. Aber nun, nachdem keine Grenze mehr sich trennend dazwischen stellt, im heurigen Jahre, war umso freudigerer Anlaß gegeben, die Tirolfahrt auszuführen. Das deutsche Lied, das sich stärker erwiesen hat als alles Trennende, erweist aufs neue seine volksverbindende Macht. Mit herzlichen Worten hieß Vereinsführer Olbrich die Gäste willkommen.

Nun entbot die Liedertafel Kufstein ihren Sangesgruß in den von ihr zum besten gegebenen Liedern: "
Mein Heimattal" [Gedicht] von [Hans] Nagel und "Auf der Gartenbank" von [Artur] Kanetscheider. Als gesangliche Gegengabe gab darauf der Reutlinger Liederkranz, in stattlicher Zahl das Podium füllend, erlesene Beweise seines fein ausgebildeten Könnens unter Leistung seines Chormeisters Willi Stecker. Feierlich erklang die "Nachthelle" von Schubert mit Tenorsolo und desselben Meisters stimmungsvolle "Gondelfahrer".

Als diese Lieder verklungen waren, begrüßte Bürgermeister Schierl die Gäste im Namen der Stadt Kufstein aufs herzlichste. Die Worte, so führte der Bürgermeister unter dem Beifall der Anwesenden aus, kommen und gehen in diesem Kreis von Herzen zu Herzen. Zwischen den deutschen Städten Kufstein und Reutlingen hat das Schicksal eine besondere bedeutungsvolle Verbindung geknüpft, verkörpert in Friedr[ich] List. Es mußte erst das Jahr 1938 kommen, bis dieses großen deutschen Mannes bahnbrechende Ideen von unserem Führer verwirklicht werden konnten. Der Bürgermeister schloß mit dem Wunsch, dass die Freundschaft zwischen Reutlingen und Kufstein ewig bestehen bleibe!

Nun sprach der Lenker der Geschicke des Reutlinger Liederkranzes Dr. Leutze. Er dankte dem Bürgermeister für seine herzlichen Worte und dem Vertreter des Kreisleiters für seine Teilnahme an dem Abend. In Reutlingen, so führte er des weiteren aus, wollten die Gespräche von Kufstein, mit dem sie so viele Erinnerungen verknüpften, nie verstummen. Es war allen klar, daß die Sängerfahrt nun nicht länger aufgeschoben werden konnte, um das Band der alten Freundschaft neu zu festigen. Eine Freundschaft, die im Zeichen Friedrich Lists steht, den die beiden Städte auf besondere Weise ihr eigen nennen. Die Reutlinger sind hocherfreut über das Wiedersehen, bez[iehungs]w[eise] die warmherzige Aufnahme, die sie in Kufstein gefunden haben. Als Dank übereichte [der] Redner der Liedertafel Kufstein ein Chorwerk "
Deutsche Tänze" aus dem Jahre 1824, prächtig gebunden, mit aufgeprägter Widmung: "Der Liedertafel Kufstein zum Zeichen der Freundschaft". An Vereinsführer Karl Olbrich überreichte er das Vereinsabzeichen des Liederkranzes in goldenem Kranz, wofür dieser wärmstens dankte.

Auch der weitere Verlauf des Abends gestaltete sich sehr angeregt und vergnügt. Sowohl der Reutlinger Liederkranz als auch die Liedertafel Kufstein erfreuten noch mit so manchen prächtig vorgetragenen Liedern. Es seien nur die "
Deutschen Märsche" (Reutlingen), "Lob der deutschen Lande" (Kufstein) erwähnt. Es fehlte nicht die "Harmonie". Herr Fichtner feierte in längeren Versen die Kufsteiner Damen, die zur Freude der Gäste an diesem Abend erschienen sind, und Herr Plank gab schwäbischen Humor zum besten. Beide erzielten damit allgemeinen Beifall, der auch der unermüdlichen Musik gespendet wurde. Und es ist leicht verständlich, dass sich die einzelnen Teilnehmer an dieser Wiedersehensfreude vom geselligen Kreis nicht so leicht trennen konnten.



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Die Sängerfahrt aus Reutlingen
Friedrich-List-Weihestunde
In: Tiroler Volksblatt vom 17. Mai 1939, Seite 2

Wie wir bereits in der Montag-Nummer berichtet haben, wurde dem Reutlinger Liederkranz, der am Samstag, 13. Mai, in Stärke von 104 Teilnehmen nach Kufstein gekommen ist, eine herzliche Aufnahme bereitet.

Hatte sich am Samstag schweres Gewölk in den Bergen verhängt, so strahlte der Morgen des Sonntags [14. 5. 1939] zur Freude der Gäste und ihrer Kufsteiner Freunde im schönsten Sonnenschein, von dem die Friedrich List gewidmete Feier verklärt war. Nachdem die Herren die Festung besichtigt hatten, zogen sie gemeinsam, zusammen mit den Mitgliedern der Liedertafel Kufstein vom Adolf-Hitler-Platz aus schweigend zum alten Friedhof. Beim Grabe Lists, das eine schöne neue gärtnerische Umfriedung erhalten hat, nahmen sie mit den beiden Fahnen Aufstellung. In stummer Ehrung verweilten sie Sänger am Grabmal des großen Deutschen und sangen dann
Schuberts "Heilig, heilig" und den [Schottischen] Bardenchor ["Stumm schläft der Sänger"] von [Friedrich] Silcher.

Anschließend ging der Zug zum List-Denkmal. An der Stelle im Walde, wo der schlichte Gedenkstein "Lists Ende" bezeichnet, wurde kurz verweilt. Dann folgte die Weihestunde vor dem nahen Denkmal des "Deutschen ohne Deutschland". (Das Denkmal war übrigens von den Witterungseinflüssen gesäubert worden.) [ ].

Der Chor "
An das Vaterland" von [Conradin] Kreutzer, gesungen vom Reutlinger Liederkranz, drang weihevoll durch die Stille der Bäume zum blauen Himmel empor. Dann sprach von den Stufen des Denkmals der Sänger Alfred Plank das folgende, von ihm zeitgemäße und eindrucksvolle Gedicht [zu Ehren von Friedrich List]:

Hier schläfst du nun, ob Sturm und Wetter wütet,
vom deutschen Wald beschützt, von treuer Hand behütet,
umschmeichelt von der
Heldenorgel Ton [ ].

Nachdem das Lied "
Die Linden rauschen, die Wolken zieh"n" erklungen war, ergriff Vereinsführer Dr. Leutze das Wort zur Festansprache [ ].

Das Lied "
Wie"s daheim war" von [Gustav] Wohlgemut[h] bildete den Abschluß der erhebenden Feier [ ].



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Konstanz besucht Kufstein
In: Tiroler Volksblatt vom 17. Mai 1939, Seite 2

Am Montag, 15. Mai, 19 Uhr, traf, von München kommend, in Kufstein eine Kolonne von 25 Wagen ein, deren Insassen in Kufstein, Adolf-Hitler-Platz, ausstiegen: die Kreisleitung Konstanz am Bodensee mit den Ortsgruppenleitern, Amtswaltern und Bürgermeistern, empfange vom Bürgermeister und dem Leiter des Verkehrsbüros. Die Gäste suchten ihre Quartiere auf und nahmen dann das Abendessen im Auracher-Löchl ein. Es folgte ein geselliger Abend im Café Post, zu dem die Männer der Kreisleitung Kufstein, Landrat, Stadt usw. erschienen. Bürgermeister P[artei]g[enosse] Max Schierl begrüßte die Gäste aus der Bodenseestadt. Der Kreisleiter von Konstanz Pg. Emil Rakow dankte für die freundliche Aufnahme im schönen Kufstein. Die Lindlbuam von Zell und eine Schuhplattlergruppe trugen zur fröhlichen Gestaltung des Abends bei. Am Dienstag besichtigten die Konstanzer die Festung und die Heldenorgel unter Führung von Schuldirektor Wagner. Zu Mittag aßen sie im Hotel Post. Um 14 Uhr verabschiedeten sich die Besucher unserer Stadt [ ].



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Neueste Zeitung vom 16. Mai 1939, Seite 5

Städtische Bühne Innsbruck
Donnerstag [18. 5. 1939]: Teilvorstellung für die K[raft] d[urch] F[reude:] "Die Frau ohne Kuß", Operette von Walter Kollo.
Freitag [19. 5. 1939]: "Moral", Komödie von Ludwig Thoma. Spielleitung Richard Henneberg.



"Oratorium der Arbeit" wiederholt
Nach dem großen Erfolg seiner Erstaufführung in den Retterwerken wurde das "Oratorium der Arbeit" von Georg Boettcher kürzlich im Großen Stadtsaal als KdF.-Veranstaltung wiederholt. Die Liedertafel, ein Chor des RAD., der HJ., des BDM. [des Reichsarbeitsdienstes, der Hitler-Jugend, des Bundes Deutscher Mädel] und ein Frauenchor, begleitet vom Städtischen Orchester, brachten unter Leitung von Musikdirektor Max Köhler die einzigartige Symphonie deutschen Schaffens zu mächtiger Wirkung. An dem neuerlichen Erfolg der Aufführung hatten auch diesmal wieder die Sopranistin Mimi Ul[l]wer, der Bariton der Liedertafel Hermann Strehle und Vereinsführer Max Moser, der mit sinnvollen Vorsprüchen zu den drei Teilen des großen Werkes überleitete, verdienstvollen Anteil. [Signiert:] Lt.



Liederabend der "Eintracht"
Am vergangenen Sonntagabend [14. 5. 1939] veranstaltete der Männergesangverein "Eintracht" unter seinem neuen Vereinsführer, P[artei]g[enossen] Josef Haid, im großen Saal des Hotels "Maria Theresia" einen gutbesuchten Liederabend. Wenn man in Betracht zieht, daß Werktätige nach des Tages Arbeitslast immer noch Zeit und Lust besitzen, sich dem deutschen Lied zu widmen, so verdient diese kulturelle Betätigung, mag ihr Rahmen auch bescheiden sein, eine besondere Würdigung. Es ist selbstverständlich, daß die Veranstaltungsfolge eine beschauliche, volkstümliche Note auswies. In den Vortrag der vielen Idyllen und zarten Liebesmelodien fügte sich ein Kinderchor mit silberhellen Stimmchen trefflich ein. Unter der tüchtigen Chorleitung von Hans Kropsch und der frischen Klavierbegleitung von Frau Josefine Wagner lösten besonders die von Buben und Mädeln mit jugendlicher Keckheit gesungenen Rüpellieder herzhaften Beifall aus. [Signiert:] Lt.



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Tiroler Landbote vom 18. Mai 1939, Seite 5


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Tiroler Landbote vom 18. Mai 1939, Seite 12


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Musikabend der Hitler-Jugend
Volksinstrumente spielen klassische Musik
In: Innsbrucker Nachrichten vom 19. Mai 1939, Seite 5
Von Siegfried Laviat

Der köstliche Kammermusikabend der Hitler-Jugend wurde im anheimelnden Claudiasaal vor Erwachsenen wiederholt. Gerade die schlichte, ungezwungene Art der Darbietung fiel auf fruchtbaren Boden. Derartige Veranstaltungen sind, wie aus Aeßerungen der Hörer selbst hervorging, geeignet, Volksgenossen, die heute noch abseits stehen, zu neuen Schätzen des Kulturlebens zu führen eine schöne Erziehungsaufgabe der Jugend, wie sie auch so recht diesmal zum Ausdruck kam.

Eine Sonate e-Moll für Geige, Gambe und Cembalo als Vorläufer des Klaviers noch wie ein Streichinstrument klingend schlug den besinnlichen Ton des Abends an. Dann schwangen sich die Stimmen der BDM. [Bund Deutscher Mädel]-Singschar zu einem lebensvollen und doch wieder innigen Lenzlied auf. Beim Vortrag der etwas schwermütigen
Händel-Sonate kam der Klageton der Blockflöte wirkungsvoll zur Geltung. Es war überhaupt ein wundervoller Genuß, den Blockflöte und Gitarre von der klassischen Musik eines Bach und Mozart vermittelten, wohl deswegen, weil Volksinstrumente zur Musik der großen Meister, da diese letzten Endes aus schlummernden Tiefen der Volksmusik kam. innerlich verwandt sind.

So konnte man eben durch diesen Abend zur wertvollen Erkenntnis gelangen, daß die fast klassenmäßige
Kluft zwischen Volks- und Hochkunst in der Musik durch die Jugend einmal überbrückt werden wird. Wir alle sind glückliche Zeugen davon, wie sie auf diesem Wege das unvergängliche Musikerbe der Väter zum Gemeingut aller Deutschen machen wird.



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Zwischen Operette und Kabarett
"Die Frau ohne Kuß" An der Städtischen Bühne Innsbruck
In: Innsbrucker Nachrichten vom 19. Mai 1939, Seite 5
Von Fritz Olbert

Wenn es wahr ist, dass ein paar flüssige, klangreiche Melodien die Operette ausmachen, dann liefert Walter Kollo hier den Beweis. Die Operette "Die Frau ohne Kuß" brachte in die nicht mehr sehr theaterfreudige Maienzeit noch einmal zünftigen Wirbel und stürmische Heiterkeit. Es war ein hübscher, unterhaltsamer Theaterabend [am 16. 5. 1939]: keine "Wiederholung" im landläufigen Sinn (die Operette ist in Innsbruck noch in Erinnerung), aber eine vorzügliche Neuinszenierung, bei der sich Spielleitung und Darsteller trotz ausklingender Theaterspielzeit alle Mühe gaben. Das verdient anerkannt zu werden [ ].

Die Musik unter
Herbert Koflers sicherer Leitung hatte dank Walter Kollos reizendem Melodienkranz "leichtes Spiel". Der Zuschauerraum war auch beteiligt mit stürmischem Applaus, der sich eine Reihe von Wiederholungen erzwang [ ].



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"Das Hohelied von deutscher Arbeit"
Zum Konzert des Deutschen Männergesangvereines am 26. Mai
In: Neueste Zeitung vom 20. Mai 1939, Seite 4

Robert Carls [(1902 Saarbrücken Ormesheim/Saarland 1987)] abendfüllendes "Hohelied von deutscher Arbeit", das wohl zum größten und eindrucksvollsten seiner Art gehört, wurde kurz nach seinem Erscheinen in mehr als 20 Städten des Altreiches mit durchschlagendem Erfolge aufgeführt, während es in der Ostmark bisher nur der Grazer Männergesangverein sang, der sich infolge der begeisterten Aufnahme zu einer Wiederholung entschließen musste. Das auf breite Grundlage gestellte Werk wendet sich in klarer und doch eindringlicher Sprache an das schaffende Volk in der Gesamtheit und an seine vier Teile: Der Bauer, der Werker, der Schaffer, der Denker werden durch je einen analogen Vorspruch in sinnvoller Beziehung zum Ganzen gebracht. Im Wechsel zwischen Lyrischem und Balladeskem, zwischen Ernst und Frohsinn, zwischen Marschtritt der neuen Zeit und dem aufjubelnden Bekenntnis zu ihr, ist dem dichterischen Vorwurf von Walther Stein eine volksnahe Musik beigestellt, die in den verschiedensten Abwandlungen die Aufmerksamkeit des Hörers wachhält. Ein- und mehrstimmige Gesänge, strophische und durchkomponierte Lieder, Kanon und Fuge wechseln in bunter Folge, und die gewaltige Schlußsteigerung "Ein Volk und ein Führer, ein ewiges Deutschland!", in die der vom Kinderchor gesungene Choral "Wach auf, wach auf du deutsches Land" kunstvoll verwoben ist, lässt das Ganze sieghaft ausklingen.

Nach der Uraufführung in Saarbrücken, woher auch Dichter und Komponist stammen, fand die Presse u. a. folgende Worte ausnahmsloser Anerkennung: " Musikalischer Höhepunkt der Westmark-Sängertage dem deutschen Männerchor wurde ein Werk geschenkt, auf das man bereits lange wartete glutvolle, erdnahe und dabei durchaus volkstümliche Musik, fern von gekünstelter oder sentimentaler Art, männlich kernige Tonsprache, die bisweilen von einem leisen Zug deutscher Romantik und befreienden Humors durchklungen ist die Hörer im historischen Wartburgsaale waren sich nach der Aufführung bewußt, Zeuge einer denkwürdigen musikalischen Tat gewesen zu sein wahre Beifallstürme durchbrausten das gutbesetzte Haus die zahlreich erschienenen Zuhörer standen spürbar unter einem großen Eindruck. Sie spendeten begeisterten Beifall und hörten mit der größten Andacht und wenn möglich noch gesteigertem Applaus die Wiederholung des Schlußchores ".

Bei der Innsbrucker Aufführung im Großen Stadtsaal [am 26. 5. 1939] wirken mit: der
Deutsche Männergesangverein, das Städtische Orchester, Vereinsmitglied und Chormeister Rudolf Steiner (Bariton) und die 2 A-Klasse der Knabenhauptschule in der Müllerstraße (Fachlehrer Maran). Die Gesamtleitung hat Artur Kanetscheider.



Das "Textbuch mit Einf[ührung]" zu Das Hohelied von deutscher Arbeit. Oratorium für Männerchor, Kinderchor, Baritonsolo und Orchester von Robert Carl [Musik] und Walther Stein [Dichtung] erschien 1938 im Musikverlag Hochstein, Heidelberg.



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"Das Hohelied von deutscher Arbeit"
Zur Aufführung durch den Deutschen Männergesangverein Innsbruck am 26. Mai im Großen Stadtsaal
In: Innsbrucker Nachrichten vom 23. Mai 1939, Seite 10

Robert Carls für Männer- und Kinderchor, Baritonsolo und Orchester geschriebenes "Hohelied von deutscher Arbeit", Worte von Walther Stein, das am Freitag, 26. d[ieses] M[onats Mai], um 20 Uhr vom Deutschen Männergesangverein Innsbruck im Großen Stadtsaal aufgeführt wird, versucht, in vier Teilen eine umfassende poetische Schau der deutschen Arbeit auf der Grundlage bejahenden Schöpfungswillens zu geben.

Gebunden durch ein immer eindringlicher werdendes Leitmotiv, treten die Gestalten des Bauern, des Handwerkers, des Industrieschaffenden und des Denkers in Erscheinung. Der erste Teil ist vorherrschend in die weite Tonwelt der Romantik hineingestellt. Der ruhigen Linie der Chöre "Der Sämann", "Sonntag" und dem Einzelgesang "Wartezeit" folgt die packende Wucht der Ballade "Vor dem Sturm", deren kühne Akkordgestaltung im wirbelnden Reigen des "Erntefestes" verebbt. Nun strafft sich der Rhythmus wieder. Hämmer, Spaten klopfen im Takte. Eingebettet in die Feierlichkeit der Chöre "Wir Bauleute" und "Reichsbau" sind die schnurrigen Weisen des "Hobel- und Gesellenliedes" und das von stiller Lebensbetrachtung erfüllte Solo "Der Alte". Marschtritt und Trommelwirbel im Chor "Reichsarbeitsdienst", aufpeitschende Impulse im folgenden "Schwert und Spaten", die musikalisch glücklich gefaßte Frage des Baritons: "Ist Arbeit Fron, ist Arbeit Last?" und das froh bewegte Scharlied "Deutsche Arbeitsfront" sind die Grundelemente des dritten Teiles. Mit dem breit gelagerten Solo "Deutscher Genius" strebt das Werk allmählich der endgültigen Schlußsteigerung zu, die, unterbrochen von den Chören "Frauenlob" und "Der erste Mai", mächtig ausklingt in der vom Kinderchor unterstützten Schlußfuge: "Ein Volk und ein Führer, ein ewiges Deutschland in Herrlichkeit!".

Die musikalische
Gesamtleitung des Werkes hat Artur Kanetscheider; Mitwirkende sind Rudolf Steiner (Bariton), ein Kinderchor der Knabenhauptschule Müllerstraße und das Städtische Orchester.



Einen Bericht von Dr. Hermann Gerhardinger über die Aufführung siehe in:
Neueste Zeitung vom 31. Mai 1939, Seite 6.



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Neueste Zeitung vom 20. Mai 1939, Seite 4

Städtische Bühne Innsbruck
Samstag [20.], Sonntag [21.] und Montag [22. 5. 1939]: "Frau ohne Kuß", Operette von Walter Kollo. Spielleitung Intendant Robert Hellwig. Musikalische Leitung Herbert Kofler.
Dienstag [23. 5. 1939]: "Bunbury" (Ernst sein ist alles). Eine triviale Komödie für ernste Leute von Oskar Wilde. Spielleitung Siegfried Süßenguth.

Die Lichtspieltheater bringen
Löwenkino. "Kautschuk", Ufa-Großfilm.



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Schutz dem Tiroler Siedlungs- und Landschaftsbild
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. Mai 1939, Seite 6

Bei der gestrigen Jahreshauptversammlung des Deutschen Heimatbundes, Gruppe Tirol (früher Verein für Heimatschutz in Tirol), wurde ein umfangreicher Tätigkeitsbericht über die Jahre 1927 und 1938 erstattet, dem wir im Auszug folgendes entnehmen:

Sowohl im Jahre 1937 als auch 1938 hatte sich der Verein mit einer Reihe wichtiger und grundsätzlicher Fragen städtebaulicher Natur zu befassen. Da ist zunächst einmal die Frage der Schaffung einer geeigneten Einfahrt nach Innsbruck von Norden für den infolge des Umbaues der Mühlauer Brücke zu erwartenden gesteigerten Kraftwagenverkehr aus dem Unterinntal zu erwähnen.

Der Verein hat in zwei Eingaben gegen das Projekt des Stadtbauamtes, das eine weitgehende Verbreiterung des Rennweges unter Opferung von über 60 der schönsten, alten Bäume der Allee und des Löwenhauses vorsah, Einspruch erhoben. Auch der Gemeindetag hatte gegen dieses Projekt Bedenken und beschloß die Veranstaltung eines Wettbewerbes, der jedoch nicht zustande kam. Wohl aber fand Ende Februar 1938 eine behördliche Begehung des Rennweges statt, zu welcher auch Vertreter des Vereines zugezogen wurden.

Die neue Innsbrucker Einzugsstraße
Das Ergebnis dieser Besichtigung war, daß dem Stadtrate vorgeschlagen wurde, die neue Einzugsstraße in gerader Linie östlich des Pötschanwesens vorbeizuführen, das Löwenhaus somit bestehen zu lassen und die neue Straße an Stelle des heutigen Exltheaters durchzulegen. So erfreulich die Erhaltung des Löwenhauses und die Beseitigung des häßlichen und baufälligen Theaters ist, so bedauerlich ist es doch, daß auch die neue Trasse eine sehr weitgehende Beseitigung des alten Baumbestandes zur Folge haben wird. Denn es fallen nicht nur die Bäume auf der einen Seite der Allee unterhalb des Pöschanwesens, sonder auch die schöne Pappelallee beim Löwenhaus dem Bau zum Opfer. Um nichts zur Rettung der Ferdinandsallee in ihrem heutigen Bestande unversucht zu lassen, beschloß der Verein nach einen besonders bekannten Fachmann auf dem Gebiete des Straßenbaues, Gartenarchitekt Alwin Seifert aus München, den künstlerischen Berater des Erbauers der Reichsautobahnen, Ingenieur Todt, zu Rate zu ziehen. Im Sommer fand daher eine neuerliche Begehung mit Vertretern der Stadtgemeinde und Ingenieur Seifert statt, deren Ergebnis war, daß nach Ansicht dieses Fachmannes die zuletzt vorgeschlagene Trasse die einzig mögliche Lösung darstellt. Das Schicksal einen großen Teiles der alten Bäume des Rennweges erscheint damit leider unabwendbar.

An der Kommission wegen Abänderung des Bebauungsplanes für die erweiterte Siedlung bei den Allerheiligenhöfen, hat der Verein über Einladung der Landeshauptmannschaft durch sein Ausschußmitglied Architekt Matuella teilgenommen und auch ein ausführliches, schriftliches Gutachten erstattet. Einige der Abänderungsvorschläge wurden von der Landeshauptmannschaft berücksichtigt.

Der Verein hat ferner an die Landeshauptmannschaft Vorschläge wegen Ergänzung der Bauvorschriften für das neuerschlossene Egerdachfeld in Schwaz und für Neu-Arzl durch Aufnahme von Vorschriften über Dachform und Giebelrichtung erstattet, welchen Vorschlägen auch durch Ergänzung der Bauvorschriften Rechnung getragen wurde, so daß zu hoffen ist, daß diese Siedlungen ein schöneres und vor allem einheitlicheres Bild zeigen werden. Sehr erfreulich ist es auch, daß die Gemeinde Amras in dem an Innsbruck unmittelbar anstoßenden Gelände Vorschriften wegen einheitlicher Gestaltung der Dächer beschlossen hat.

Einsprüche gegen Bauplanänderungen
Von der Stadtgemeinde Kufstein wurde die Abänderung des Bebauungsplanes durch Auflassung eines Bauverbotes beantragt, wogegen sich jedoch der Verein in einem Gutachten ganz entschieden aussprach. Auch in Schwaz beabsichtigte die Stadtgemeinde einen Aenderung des Bebauungsplanes für das Gebiet am linken Stadtufer und stellte einen dementsprechenden Antrag an die Landeshauptmannschaft. Der Verein sprach sich in einem schriftlichen Gutachten gegen diese Aenderung aus, die teilweise eine bedeutende Verschlechterung des Bebauungsplanes bedeutet hätte; von der Regierung wurde eine vollkommene Umarbeitung des Planes unter Berücksichtigung der vom Vereine geäußerten Bedenken angeordnet.

In der Berichtszeit sind bei den Bauberatungsstellen des Vereines insgesamt 282 Projekte eingelaufen (162 im Jahre 1937 und 120 im Jahre 1938), wovon 139 auf Nordtirol und 143 auf Osttirol entfallen. Von diesen Entwürfen wurden 184 lediglich begutachtet, während in 64 Fällen die Ausarbeitung von skizzenhaften Verbesserungsvorschlägen (Tekturen) notwendig war.

In Kolsaß sollte in unmittelbarer Nähe der Kirche, an die Friedhofmauer anschließend, eine Viehverladerampe errichtet werden, wodurch das Dorfbild sehr ungünstig beeinflusst worden wäre. Durch rechtzeitigen Einspruch konnte dieser unpassende Zubau verhindert werden.

Schutz der Baudenkmäler
Der Verein hat auch in dem Berichtsjahre für die Instandsetzung alter Baudenkmäler Beiträge ausgegeben, die für seine bescheidenen finanziellen Verhältnisse immerhin ganz beachtlich sind. So wurde, wie an anderer Stelle berichtet, für die Wiederinstandsetzung der Sennkapelle im Oetztal dem Landesdenkmalamte ein Beitrag des Vereines zur Verfügung gestellt.

Innsbrucker Nachrichten v. 20. Mai 1939, S. 20


Für die Instandsetzung der arg vernachlässigten Huebenkapelle in Steinach wurde der "Wipptaler Heimat" ein Beitrag gewährt und die äußere Herstellung auch im Verlaufe des Herbstes 1937 einwandfrei durchgeführt. Das Dach der malerischen "Nagglburg" in Hall i[n] T[irol] war im Verlaufe derzeit schon sehr schadhaft geworden, so daß sogar Gefahr für die Sicherheit der Straßenpassanten bestand. Da der Besitzer allein nicht imstande war, die Erneuerung durchzuführen, wurde ihm ein Vereinsbeitrag unter der Bedingung gewährt, daß die Erneuerung des Daches wieder mit Schindeln erfolgt.

Innsbrucker Nachrichten v. 20. Mai 1939, S. 20


Zur Ausbesserung des Schadhaft gewordenen Geländers der für das Landschaftsbild und den Turm so wichtigen Brücke in Finstermünz sowie für die bauliche Instandsetzung des Außer[e]n der Kapelle in Aigenhofen zwischen Zirl und Telfs wurden Beiträge gegeben.

Innsbrucker Nachrichten v. 20. Mai 1939, S. 20


Weiters wurde dem Besitzer des Köldererhofes in Volderwald als Anerkennung für die mustergültige Erneuerung seines Bauernhause ein Betrag von 100 Reichsmark ausgezahlt. Endlich wurde ein Bildstock auf dem Wege nach St. Georgenberg über Auftrag des Vereines vom Schwazer Bildhauer Harb wieder instandgesetzt. Der Verein hat durch sein Ausschußmitglied Architekt Schatz ein Gutachten für die künstlerische Ausgestaltung und Verbesserung der Friedhofsanlage in Zirl erstattet. Ferner hat Architekt Schatz auch für die Ausgestaltung eines Grabes im Friedhof in Auffach Vorschläge gemacht.

Natur und Landschaft werden betreut
Auf dem Gebiete des Natur- und Landschaftsschutzes wurde ebenfalls eine rege und zum Teil auch erfolgreiche Tätigkeit einfaltet. Es wurde u. a. einer Eingabe an die Landesregierung um Erlassung einer Verordnung zum Schutze der für die Bienenzucht so wichtigen Weidekätzchen ersucht.

Die Erklärung der Kranebitterau als Naturschutzgebiet, die vom Verein angeregt und beantragt worden war, ist im Jahre 1937 auch tatsächlich erfolgt. Die Schritte, die wegen Erklärung der Telferau als Banngebiet unternommen wurde, haben leider bisher keinen Erfolg gehabt.

Zur Rettung der für das Ortsbild so wichtigen, uralten und unter Denkmalschutz stehenden Linde am Marktplatz in Reutte, die durch die Straßenerneuerungsarbeiten gefährdet war, wurden unter Anregung des Obmannes des Außerferner Heimatschutzvereines bei der Landeshauptmannschaft die nötigen Schritte unternommen.

Der Verein beteiligte sich an der Kommission bestreffend die Errichtung einer neuen elektrischen Freileitung vom Elektrizitätswerk Kematen nach Unterperfuß und sprach sich für eine Verlegung der Leitung auf das rechte Ufer der Melach aus, wodurch die Beseitigung einiger schöner Eichen vermieden und die Leitung auch weniger sichtbar geführt werden könnte.

Schöne Erfolge erzielte der Verein bei den Kommissionen betreffend die Erbauung von Autogaragen in Haller am Haldensee und in Pertisau. In beiden Fällen gelang es, durch eine geringfügige Verschiebung der Bauplätze eine grobe Verschandelung des besonders am Haldensee schönen Landschaftsbildes zu verhindern.

Gegen die Errichtung zweier Maste und die Ueberquerung des Reintalersees mit einer Starstromleitung im Zuge der Tiwagleitung Jenbach Töging (Bayern) wurde leider erfolglos Einsprache erhoben. In einer Eingabe an die Landeshauptmannschaft ersuchte der Verein, die häßlichen, leuchtenden Aluminiumstützen der Telephonleitung am Patscherkofel durch Holzstützen zu ersetzen.

Gegen die Bewilligung von Ankündigungstafeln für den Gasthof Hechenberger in Kitzbühel, für das Hotel "Fluchthorn" in Pians und für den Gasthof Huber in St. Johann i[n] T[irol] hat der Verein Stellung genommen, leider in allen Fällen ohne Erfolg. Hingegen hatten die Einsprüche des Vereines gegen die Reklametafel des Gasthauses "Rose" und eine solche des Gasthauses "Alpenraute" in Lienz vollen Erfolg.

Innsbrucker Altstadt und Reklame
Einen erfreulichen Erfolg der Heimatschutzidee stellt die Aktion des Tiroler Landesverkehrsamtes zur Reinigung der Innsbrucker Altstadt von störender Reklame dar, die im Einvernehmen mit dem Denkmalamte und dem Heimatschutzvereine eingeleitet wurde. Es war bereits möglich, einige besonders hässliche Reklameauswüchse zu beseitigen, weitere Maßnahmen sollen folgen. Diese Aktion soll übrigens auf eine Reihe von weiteren Städten und Dörfern ausgedehnt und den Reklameauswüchsen, insbesondere in der freien Landschaft, nach dem Vorbild des Altreiches energisch an den Leib gegangen werden.

Zu Naturdenkmalen wurden über Anregung des Vereines unter anderem erklärt eine Linde in Terfens und die prachtvolle Linde in der Nähe der Kirche von Georgenberg.

Um unter der Jugend für die Ideen des Heimatschutzes zu werben, wurde mit geldlicher Beihilfe der Tiroler Landesregierung eine kleine Schrift "Unser schönes Tirol" herausgegeben und an die Abgänger der Mittelschulen verteilt. Der "Tiroler Vogelwarte" wurden zum Bau der Beobachtungsstation am Ahrenberg und der "Akademischen Tiroler Heimatgruppe" zur Veranstaltung von Heimatabenden am Lande Beiträge ausbezahlt.



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2000 Maiglöckchen gestohlen
In: Innsbrucker Nachrichten vom 20. Mai 1939, Seite 6

Die Schönheiten der Natur im ganzen und im einzelnen, also auch all die duftenden und bunten Blumen sind nicht für einzelne, sondern für alle da. Auf diesem Gedanken gemeinschaftlichen Anrechts an den Wundern der Schöpfung beruht das Naturschutzgesetz. Wer sich dagegen vergeht und korbweise schöne und seltene Blumen zusammenrafft, um sie dann in gewinnbringender Weise zu verhandeln, begeht nicht nur eine einfache Uebertretung irgendeiner gesetzlichen Verfügung, sondern vielmehr: er bestiehlt die Volksgemeinschaft! Dies ist schon so oft ausgesprochen worden, daß es längst jedem klar sein könnte. Wer sich dennoch nicht daran hält, wird an Hand empfindlicher Strafen belehrt werden. Die Bergwacht, die in aufopfernder Weise für den Schutz unserer Natur sorgt, ist stets auf dem Posten: nicht nur an Sonn- und Feiertagen, um Wildlinge anzuhalten, die in hemmungsloser Pflücksucht jedes Blümchen ausrupfen müssen, das ihnen vor die Augen kommt. Auch an Wochentagen rückt die Bergwacht aus in gefährdete Gebiete. um hier die wehrlosen Blumenkinder vor den "geschäftstüchtigen" Händlern zu schützen, die mit großen Körben beladen Blumen für den Weiterverkauf sammeln [ ].



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Innsbrucker Nachrichten vom 20. Mai 1939, Seite 23

Theater + Musik + Kunst
Städtische Bühne Innsbruck
Samstag [20.], Sonntag [21.] und Montag [22. 5. 1939]: "Frau ohne Kuß", Operette von Walter Kollo. Spielleitung Robert Hellwig. Musikalische Leitung Herbert Kofler.
Dienstag [23. 5. 1939] . "Bunbury" (Ernst sein ist alles). Eine triviale Komödie für ernste Leute von Oskar Wilde. Spielleitung Siegfried Süßenguth.



Gaubühnen Tirol-Vorarlberg
Sonntag [21. 5. 1939], in Matrei: "Minna von Barnhelm", Lustspiel von G[otthold] E[phraim] Lessing; in Zirl: "Menschen im Föhn", Bergdrama von Hans Beck-Gaden.



KdF.-Volksliedersingen
Am nächsten Montag, den 22. d[ieses] M[onats Mai], findet wieder das regelmäßige KdF.-Volksliedersingen im Claudiasaal, Herzog-Otto-Straße 4, statt. Alle Volksgenossen sind zu diesem schönen, bei freiem Eintritt allgemein zugänglichen Abend eingeladen.



Solistenkonzert erblindeter Künstler
Am Montag, den 22. d[ieses] M[onats Mai], findet um 20 Uhr im Großen Stadtsaal in Innsbruck ein Konzert erblindeter Künstler statt. der Bariton Karl Seifert wird Lieder von Schubert und Wolf singen, der Cellist Herbert Franz und der Pianist Otto Binder werden Werke von Brahms, Chopin, Schubert, [Georg] Goltermann [(1824 Hannover Frankfurt am Main 1898)], Boccherini und Liszt zum Vortrag bringen.



Eine Innsbruckerin wird Opernsängerin
Bei der kürzlich von der Reichstheaterkammer abgehaltenen Prüfung für Bühnenanwärter hat Fräulein Martha Reinisch, Innsbruck, aus der Gesangschule [Rose] Hagenauer hervorgegangen, nach ihrem erfolgreichen Probesingen das Abschlußzeugnis für Oper erlangt.



Die J[oseph]-A[nton]-Koch-Ausstellung
im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, die bereits 3700 Besucher aufzuweisen hat, ist letztmalig am Sonntag, den 21. d[ieses] M[onats Mai], von 9 bis 12 Uhr vormittags zu sehen. Am Montag gehen die Bilder wieder an die verschiedenen Heimatgalerien zurück. Im Anschluß an die J.-A.-Koch-Ausstellung wird im Tiroler Landesmuseum eine neue große Sonderschau "Neuerwerbungen aus den Jahren 1938/39" vorbereitet. Die Eröffnung dieser Ausstellung, in der eine ganze Reihe von ersten Meisterwerken heimischer Kunst erstmalig in der Oeffentlichkeit gezeigt werden, findet voraussichtlich Anfang Juni statt.



Die Lichtspieltheater bringen
Kammerlichtspiele. "Heimat" mit Zarah Leander.
Löwenkino. "der Edelweißkönig".
Triumph-Ton-Kino. "Ein hoffnungsloser Fall". Beginn 3, 5, 7 und 9 Uhr.
Zentral-Ton-Kino. "Spaßvögel".
Filmbühne Solbad Hall. "Der Edelweißkönig". 7 und 9 Uhr.



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Innsbrucker Nachrichten vom 20. Mai 1939, Seite 23

Zum Solistenkonzert blinder Künstler,
das heute [Samstag, 20. 5. 1939], 20 Uhr, im Großen Stadtsaal stattfindet, wird uns noch berichtet, daß die
Klavierbegleitung Musikdirektor [Fritz] Weidlich übernommen hat.



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Neueste Zeitung vom 23. Mai 1939, Seite 4

Städtische Bühne Innsbruck
Mittwoch [24.] und Donnerstag [25. 5. 1939]: "Frau ohne Kuß", Operette von Walter Kollo. Spielleitung: Intendant Robert Hellwig. Musikalische Leitung: Herbert Kofler.



Konzert der Gesangschule Rose Hagenauer
Im Musikvereinssaal veranstaltet am Montag [22. 5. 1939] abends die Gesangschule der Opernsängerin und Gesangspädagogin Rose Hagenauer einen Konzertabend. Ein reichhaltiges Programm mit ziemlich schweren Werken bekannter Komponisten gab den Schülern und Schülerinnen Gelegenheit, ihre fortschrittlichen Leistungen auf dem Gebiete der Sangeskunst der Oeffentlichkeit zu unterbreiten. Während der erste Teil des Programms ausschließlich dem Nachwuchs gewidmet war, kamen im zweiten Teil ausgebildete Kräfte zu Gehör. [Signiert:] F. Th.



Die bekannte Tiroler Schauspielerin Franziska Kinz
wurde für die Hauptrolle des neuen Films "Kamerad Mutter" verpflichtet. Das Manuskript zu diesem Film schrieben Wolf Neumeister und Günther Rossol nach dem gleichnamigen Roman von Christel Broehl-Delfaes.



Gastspiel der Exl-Bühne in München
Ab 5. Juni gibt die Exl-Bühne am Münchner Volkstheater ein Gastspiel, das mit der Komödie "Der reiche Aehnl" von Rudolf Hawel eröffnet wird.



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Volkstheater als Lebens- und Kunstspiegel
Erfolgreiche Kulturarbeit der Gaubühne Tirol-Vorarlberg
In: Innsbrucker Nachrichten vom 24. Mai 1939, Seite 5
Von Karl Paulin

Unsterbliches Theater! Wie oft schon ist in unserer Zeit der Sprechbühne jede weitere Zukunftsmöglichkeit von Schwarzmachern abgesprochen worden, die an dem Sieg des dichterischen Wortes im Kampf gegen Rundfunk und Film verzweifeln. Und doch bewährt sich immer wieder die unverwüstliche Lebenskraft des Theaters als solchem, das, wenn im Geist der Kunst geführt, auch heute für die breitesten Volksschichten eine unschätzbare erzieherische Aufgabe hat.

Das zeigt sich vor allem im Wirken unserer Gaubühne, die in engster Verbindung mit der NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" nun schon seit Monaten die Hauptorte unseres Gaues bis in die Tiefen der Täler mit nahrhafter dramatischer Volkskost versorgt. In den Städten und Märkten unseres Gaues erfüllt das Volkstheater im wahrsten Sinn des Wortes seine kulturelle Aufgabe, da wird es zum Mittelpunkt künstlerischer Erlebnisse, die viel tiefer und eindringlicher wirken als in der großen Stadt mit ihren vielen zerstreuten Veranstaltungen.

Daher gibt es auch nirgend[s] ein dankbareres Publikum als in den einfachen, stets überfüllten Gasthofsälen, in denen für einen Abend die Gaubühne sich häuslich einrichtet. Die Gaubühne spielt sich immer mehr in die Herzen ihrer Zuhörer, die Stimmung wird wärmer, der Kontakt zwischen Bühne und Zuschauerraum unmittelbarer, und jetzt ist es schon so, dass sich der ganze Ort auf das nächste Gastspiel der Gaubühne im voraus freut. Das sind erfreuliche Erscheinungen, um die jede Stadtbühne unsere wackeren Künstler beneiden kann, die in ihrem autobereiften "Thespiskarren" unermüdlich den ganzen Gau durchstreifen. Dazu trägt aber auch die Spielbegeisterung und Berufsfreude bei, mit der die Schauspieler bei der Sache sind. Sie fühlen es eben genau, was ihre Kunst für die Menschen auf dem Lande, denen weniger geistige Anregung geboten wird, bedeutet, sie wissen, daß sie ein Stück Erlebnis bringen und vermitteln, das von jenem Zauber verklärt ist, der nun einmal der Bühne eigen ist und bleibt. Unsterbliches Theater!

Zuerst ging"s ja langsam, Schritt für Schritt mußte sich die Gaubühne ihren Boden und ihre Freunde erobern, aber heute gehört sie schon zur festverwurzelten kulturellen Einrichtung im ganzen Gau, sie verwirklicht ein Stück Tiroler Volksgemeinschaft.

Bekanntlich ist die Gaubühne in zwei Spielgruppen geteilt, von denen Gruppe I das moderne und klassische Stück, Gruppe II das bäuerliche Volksstück pflegt. Beide Gruppen haben eigenes, wohlgeschultes Personal und werden von ihrem Leiter Hanns Beck-Gaden künstlerisch einheitlich organisiert und in Bezug auf Spielplan und Darstellung ganz auf die Besonderheit ihrer Aufgaben ausgerichtet.

In der ersten Spielzeit 1938/39 hat jede der beiden Gruppen vier Stücke herausgebracht, Gruppe I die zugkräftige Komödie "Der goldene Kranz", dann "Hilde und die 4 PS", Halbes "Der Strom", und nun als letztes Lessings "Minna von Barnhelm", also eine ausgezeichnete Mischung von neuzeitlicher Komödie, modernem und klassischem Lustspiel und dichterischem Schauspiel. Der Erfolg zeigte, daß nicht etwa das leichte Schauspiel mit Begeisterung aufgenommen wird, sondern daß gerade Halbes "Der Strom", die Dramatisierung einer das Menschenleben bestimmenden Naturkraft, und Lessings "Minna von Barnhelm", das klassische Lustspiel, die stärkste Anziehungskraft und die tiefste Wirkung auslösten. Wieder ein Beweis für die Aufnahmefähigkeit und Dankbarkeit unserer Gaubevölkerung.


Gruppe II war mit leichterem Gepäck ausgerüstet und hat mit dem "Etappenhof" und "Der Rosl ihr Strumpfband" sowie dem "Hunderter in der Westentasche" viel Heiterkeit geweckt. Daß aber gerade auch in dieser Gruppe ein tüchtiger Kern steckt, beweist der große Erfolg eines neues Volksstückes, "Menschen im Föhn", aus der Feder des Leiters der Gaubühne Hanns Beck-Gaden. Bei dem Mangel an guten neueren Bühnenstücken ist es doppelt erfreulich, dieses Schauspiel kennenzulernen. Beck-Gaden versteht es als bewährter Bühnenpraktiker, die Elemente eines Volksstückes so zu regulieren, daß sie zu voller Wirkung kommen [ ].

Am Abend lauschten dann gut 400 Menschen aus Reutte und Umgebung gespannt der ausgezeichneten Darstellung [dieses Stücks im großen Saal des Gasthofes "Zum Hirschen" in Reutte]. Es wurde aber auch wirklich aus dem Vollen gespielt. Gustl Klingenschmied war ein herber, verhaltener Zulehner, der sich mit allen Wurzeln an Hof und Erde klammert. Neben ihm flammte Mitzi Hartmann als Lona in temperamentvollem Spiel auf, eine Frau, der die Einsamkeit des Berghofes das Herz bedrückt und die erst nach leidenschaftlichem Ausbruch sich und ihr Glück wieder findet. Hanns Beck-Gaden selbst gab den Chefingenieur Dunker, jene kernige Männlichkeit, die im Kampf zwischen Pflicht und Herz das Rechte trifft. Von urwüchsiger Kraft sprühte Max Nigg als Sprengmeister Kampfel, während Louis Triendl als Sprengmeister Kyrill der Rolle entsprechend mehr im Schatten stand. Gretl Burgthaler gab der Christine, die aus schwerer Krankheit, vom Hauch der Liebe berührt, mädchenhaft aufblüht, rührende Züge.


Der schöne Erfolg des Abends beschwingte auch noch die Stimmung beim gemütlichen Beisammensein der Darsteller nach der Vorstellung. Da kam so recht der herzliche kameradschaftliche Ton zur Geltung, der diese Künstler im Dienst des deutschen Volksstückes zusammenhält. Zuschauer mischten sich in die frohgesinnte Gesellschaft, aus der köstliche Pöll-Lieder, helle Jodler und meisterliche Zitherklänge heimatlichen tirolischen Geist verkündeten.

Für diese Spielzeit endet die Gaubühne Tirol-Vorarlberg am 18. Juni ihre Fahrten. Nach einem Ferienmonat beginnt aber schon wieder am 20. Juli die neue Spielzeit, die mit Karl Schönherrs "Glaube und Heimat" und Friedrich Hebbels "Maria Magdalena" eingeleitet werden wird.

Schon diese Stückwahl zweigt das hohe Ziel, daß sich unsere Gaubühne steckt; zu seiner Erreichung entbieten wir allen, die bei diesem bedeutungsvollen volkserzieherischen Werk mittun, ein herzliches Glückauf!



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Neueste Zeitung vom 25. Mai 1939, Seite 4

Städtische Bühne Innsbruck
Heute: Festvorstellung anläßlich der internationalen Chemikertagung in Innsbruck "Die Frau ohne Kuß", Operette in drei Akten von Walter Kollo. Inszenierung: Intendant Robert Hellwig. Musikalische Leitung: Herbert Kofler.
Freitag [26. 5. 1939] : Teilvorstellung für KdF.: "Moral", Komödie in drei Akten von Ludwig Thomas. Spielleitung: Richard Henneberg.
Samstag [27.] und Sonntag [28. 5. 1939]: "
Die Frau ohne Kuß", Operette von Walter Kollo.



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Holzpuppen beleben sich
Hinter den Kulissen des Marionettenspiels
Alles freut sich auf den Salzburger Kasper Innsbrucker Kinder weinen ihm Tränen nach
In: Innsbrucker Nachrichten vom 26. Mai 1939, Seite 3

Eben hat im Musikvereinssaal das Kasperle vor Hunderten von jubelnden Kindern im Märchenspiel vom "Rumpelstilzchen" seinen Abschiedspurzelbaum geschlagen, und langsam beginnt sich der Raum zu leeren. Nun ist Gelegenheit, die Spieler hinter den Kulissen zu besuchen. Einer von ihnen, der seiner Stimme nach zu schließen soeben das "Rumpelstilzchen" gespielt haben mag, beginnt in anschaulicher Weise zu erzählen.

"Die Aufführung in Innsbruck ist der Abschluß der 25. Winterspielzeit von Direktor Aichers Marionettenbühne. Wir kommen hierher direkt von Santa Cruz auf Teneriffa, wohin einst General Franco vor seinem Befreiungskampf um Spanien von den Republikanern strafweise versetzt wurde. Wir unternahmen diese Auslandsreise an Bord des KdF.-Dampfers Robert Ley", in dessen zweistöckigem Theatersaal wir vor den Urlaubern spielen durften. Als Pioniere deutschen Kulturwillens waren wir in den skandinavischen Ländern und an der Südküste von Grönland ebenso wie in den Balkanländern und an den Grenzen Asiens. In Griechenland gab der Generalgouverneur von Mazedonien vor unserem Kommen einen Erlaß an alle Schulen heraus, in dem das Salzburger Marionettentheater lobend erwähnt wurde. Und die griechischen Buben und Mädel erlebten dann, wenngleich sie auch kein Wort Deutsch verstanden, das Spiel des Kasperle genau mit der gleichen Freude und Begeisterung, wie heute unsere Kinder in Innsbruck [ ]" [ ]. [Signiert:] Se.


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Neueste Zeitung vom 31. Mai 1939, Seite 6

Mittwoch [31. 5. 1939]: Teilvorstellung für die NSG. "Kraft durch Freude" "Die Frau ohne Kuß", Operette in drei Akten von Walter Kollo. Inszenierung Intendant Robert Hellwig. Musikalische Leitung Herbert Kofler. Außerdem freier Kartenverkauf.



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1939, Juni

Neueste Zeitung vom 3. Juni 1939, Seite 6

Koloman von Pataky singt im Stadttheater
Der bekannte Tenor der Wiener Staatsoper und der Königlichen Oper in Budapest, Kammersänger Koloman von Pataky [(1896-1964)], konnte auf der Rückkehr von den Londoner Festspielen, wo er zwei große Konzerte gesungen hatte, für einen einmaligen Lieder- und Arienabend im Innsbrucker Stadttheater gewonnen werden, der am Sonntag, den 11. Juni, stattfindet. Pataky, der Anfang Juli wieder eine Tournee durch Südamerika antritt, bringt in dem Programm neben Liedern von Caccini, Pergolese, Schubert, Brahms, Strauß [Richard Strauss] glanzvolle Arien von Mozart, Donizetti, Massenet (Manon), Verdi (Aida und Rigoletto) und Puccini (Boheme und Toska). Für die Klavierbegleitung konnte Musikdirektor Fritz Weidlich gewonnen werden.



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Froher Abend bei den Textilfachleuten
In: Neueste Zeitung vom 3. Juni 1939, Seite 3

Ein großer Kameradschaftsabend in der KdF.-Halle anläßlich der Tagung des Fachamtes Textil der Deutschen Arbeitsfront und der Wirtschaftsgruppe Textilindustrie vereinigte am Freitag abends die in Innsbruck weilenden 3800 Teilnehmer zu ein paar Stunden froher Geselligkeit. Durch die Teilnahme Gauleiter [Franz] Hofers und einer Reihe in Innsbruck anwesender führender Persönlichkeiten der Textilwirtschaft erfuhr der Abend eine besondere Auszeichnung.


Das reichhaltige, mit Sorgfalt ausgewählte Programm des Kameradschaftsabends löste Beifallsstürme aus. Heiterkeit und Kunst wetteiferten, den Gästen vergnügte Stunden zu bereiten. Die drei "Hamburger Jungens", die "Eulesänger" und der "Berliner Don-Kosaken-Chor" fanden mit ihren Leistungen ebenso uneingeschränkte Anerkennung wie die Erzgebirgische Spielschar und die Lehrlinge aus der Textilindustrie, deren kleiner Ansager eine "Nummer für sich" war.

Foto-"Aufnahmen": "NS.-Gauverlag" (Neueste Zeitung v. 3. Juni 1939, S. 3)



Schließlich war auch für die heimische Note gesorgt. Die Tiroler Trachten- und Volkstanzgruppe und die Mühlauer Sängervereinigung fanden den stürmischen Beifall der Gäste. Die heitere Ansage Karl Harterts verband die einzelnen Programmpunkte zu heiterem Gelingen des Abends. Besonders vermerkt sei, daß alle Darbietungen, mit Ausnahme der der Tiroler Trachten- und Volkstanzgruppe und der Mühlauer Sängervereinigung, von Gefolgschaftsmitgliedern und Spielscharen deutscher Textilbetriebe durchgeführt wurden. Es war also "eigene" Kunst, die auch auf dem Boden der Fabriken und Betriebe dank der vorbildlichen Freizeitgestaltung im nationalsozialistischen Sinn in so schöner Weise Fuß gefasst hat.



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Getanzte Freude
Die Tanzschule Ohme-Pointner auf der Städtischen Bühne
In: Innsbrucker Nachrichten vom 9. Juni 1939, Seite 8
Von Helmut Seldmann

Am Mittwoch trat die Schule Dora Ohme-Fini Pointner auf der Städtischen Bühne erstmals wieder mit einem Tanzabend an die Oeffentlichkleit, um mit rhythmischen Spielen der Kinder sowie Bewegungsstudien und Tänzen der Erwachsenen die Ergebnisse der künstlerischen Arbeit eines Jahres zu zeigen. Nach den begrüßenden Worten von Frau Ohme, die kurz über Wesen und Ziel der Tanzschule sprach, entfaltete sich auf der Bühne ein buntes Leben und Treiben: zu den Klängen Strauß"scher Musik gestalteten die Kinder in drollig-lebendiger Art Szenen aus der Welt des Märchens. Als Figuren aus der Spielzeugschachtel marschierten Zinnsoldaten und Hampelmänner auf. Puppen und der Struwelpeter, Schneewitchen und die sieben Zwerge erfreuten die Zuschauer in anmutig-heiterer Weise.

In einer Vielfalt von Darbietungen zeigten die Erwachsenen Studien und Tänze, die von Musik von Beethoven, Schumann, Strauß u. a. untermalt, alle Regungen der Freude und auch der Trauer in mannigfachen Abstufungen zum Ausdruck brachten. Es ist nicht möglich, an dieser Stelle sämtliche tänzerischen Darbietungen im einzelnen zu würdigen. Besonders eindrucksvoll waren die Tänze, die Fini Pointner in meisterhafter Weise zeigte. Als "Der Unwiderstehliche" steppte sie schließlich als blasierter "Gentleman" in derart urkomischer Weise, daß das Publikum begeistert ein "da capo" verlangte. der Strauß"sche "Donauwalzer" vereinte abschließend alle Tänzerinnen in gelöster Beschwingtheit, in der sich ihr ganzes Können entfaltete.


Der Abend schenkte allen Zuschauern Stunden, die ihnen noch lange in froher Erinnerung nachklingen werden. Es ist sehr zu begrüßen, daß die Schule Ohme-Pointner in so vorbildlicher Weise die schöpferische Tanzkunst pflegt. In den Jahren der Systemzeit wurde es ihr von moraltriefenden Schnüfflern verboten, öffentlich aufzutreten. Daß trotz dieser Schwierigkeiten die Leistungen der Schülerinnen zu einer beachtenswerten Höhe entwickelt werden konnten, hat dieser Tanzabend vor aller Augen gezeigt.



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Neueste Zeitung vom 9. Juni 1939, Seite 6

Theater + Musik + Kunst
Städtisches Konservatorium Innsbruck
Heute erster Vortragsabend
Elementarschüler, Fortgeschrittene und Ausbildungsschüler bringen kleine und größere Werke deutscher Meister aller Stile von Bach bis Reger zum Vortrage. Nebst Schülern der Klavier-, Violine- und Celloklassen werden auch Bläser (Flöte, Klarinette, Horn) sowie Sologesangsschüler und -schülerinnen zu hören sein.



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160 Kölner Sänger in Innsbruck zu Gast
Der Werkchor eines nationalsozialistischen Musterbetriebes zeigt sein hohes Können
In: Innsbrucker Nachrichten vom 16. Juni 1939, Seite 3

bd. Innsbruck, 16. Juni.
Gestern um 18 Uhr 35 trafen unter Führung von Dr. Heinrich Clausdeinken 160 Sänger des Stollwerckschen Männerchores aus Köln am Rhein, die sich derzeit auf einer Sängerfahrt durch die Ostmark befinden, auf dem Innsbrucker Hauptbahnhof ein.

Als die stattliche Sängerschar, die sich restlos aus Gefolgschaftsmitgliedern der Firma Stollwerck zusammensetzt, den Bahnhofvorplatz betrat, wurde sie vom
Gaumusikzug mit klingender Marschmusik empfangen. Zur Begrüßung der Sänger hatten sich der Gaustellenleiter der Deutschen Arbeitsfront, P[artei]g[enosse] Gustav Fritz, der KdF.-Kreiswart Pg. Stahl, der Sängerkreisführer Pg. Dr. Strele und zahlreiche Volksgenossen eingefunden. Nach kurzen, aber herzlichen Begrüßungsworten des Sängerkreisführers stimmten die zahlreich zum Empfange der Gäste erschienen Mitglieder der Innsbrucker Gesangvereine unter Leitung von Chormeister [Artur] Kanetscheider den "Wahlspruch des Tiroler Sängerbundes" von [Josef] Pembaur [(1848-1923)] an, den die Kölner Sänger mit dem "Rheinischen Sängergruß" klangvoll erwiderten.

Unter Vorantritt des Gaumusikzuges zogen die Gäste hinter ihrer Werksfahne, der goldenen Fahne, die der Betriebsgemeinschaft der Stollwerck A.G., als dem ersten "Nationalsozialistischen Musterbetrieb" des Gaues Köln-Aachen, vom Führer am 1. Mai 1937 verliehen wurde, in geschlossenem Zuge durch die Stadt, wobei sie von der Bevölkerung überall herzlich begrüßt wurden.

Die Kölner Sänger gaben auf ihrer Ostmarkreise, die sie zuerst nach Wien führte, bereits im dortigen Großen Musikvereinssaal ein außerordentlich gut besuchtes Konzert und haben auch in Linz, Steyr, Graz und Klagenfurt, wo sie teils Werkskonzerte, teils allgemein zugängliche Abende veranstalteten, ihre Zuhörer durch ihre prächtigen Leistungen begeistert. Auch die deutsche Kolonie in Preßburg, die sie gelegentlich ihres Wiener Aufenthaltes besuchten, haben sie mit ihren klingenden Grüßen aus der Heimat erfreut.

In Verbindung mit der NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" werden die Kölner Sänger heute vormittags für die Gefolgschaftsmitglieder der Textilfabrik Franz Baur"s Söhne in Innsbruck ein Werkpausen-Konzert veranstalten und abends im Großen Stadtsaal unter der Stabführung von Kreischormeister Dr. Willi Czwoydzinski der Innsbrucker Bevölkerung und ihren hiesigen Sangesbrüdern einen Beweis ihres Könnens liefern.



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Die Werkhalle wurde zum Konzertsaal
Ein Werkpausenkonzert der Kölner Sängergäste Kreisleiter Dr. Primbs begrüßte die Gäste
In: Neueste Zeitung vom 16. Mai 1939, Seite 3

bd. Innsbruck, 16. Juni.
Die 160 Sänger-Kameraden des Stollwerckschen Männerchores aus Köln a[m] Rh[ein] erfreuten heute vormittags die Gefolgschaftsmitglieder der Textilfabrik Franz Baurs Söhne in der Reichenau durch die Veranstaltung eines Werkpausenkonzertes.


Eine große Werkshalle, die mit dem Bilde des Führers und den Fahnen der Bewegung geschmückt war, nahm einige hundert der Gefolgschaftsmitglieder auf. Zur Begrüßung der Sänger hatten sich der Kreisleiter P[artei]g[enosse] Dr. Primbs, der damit seine starke Verbundenheit mit den Arbeitskameraden zum Ausdruck brachte, der Gaubeauftragte für die Deutsche Arbeitsfront Pg. Giselbrecht, der KdF.-Kreiswart Pg. Stahl und die Betriebsführung eingefunden. Als der stattliche Zug der Sänger, mit der ihrer Betriebsgemeinschaft vom Führer verliehenen goldenen Fahne an der Spitze, die Werkshalle betrat, wurde er von den Gefolgschaftsmitgliedern stürmisch willkommen geheißen. Nach kurzen, aber herzlichen Begrüßungsworten durch den Kreisleiter und den Betriebsführer, Ing. Wunsch, wurde das Konzert mit dem klangvollen "Deutschen Sängergruß" und dem wirkungsvollen Chor "Deutschland, heiliger Name"[Text: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Melodie: Waldemar von Baußnern (1866-1931)] eingeleitet.


Schon mit den ersten Tönen hatten die rheinischen Sänger, deren Chor über eine ausdrucksstarke Klangfülle verfügt, die Zuhörer in ihren Bann gezogen. Wie eine mächtige Orgel brausten die Gesänge dahin, das zarteste Pianissimo drang rein und klar in die fernste Ecke des großen Raumes. Muntere Weisen, wie das "Oberschwäbische Tanzliedchen" und mächtige Chöre, wie "Wo gen Himmel Eichen ragen" [Text: Otto Schairer, Melodie: Hans Heinrichs (1873-1964), 1918] wechselten in bunter Folge und lösten immer neue Begeisterungsstürme der dankbaren und verständnisvollen Zuhörer aus. Als dem Stabführer des Chores, dem Kreischormeister Dr. Willi Czwoydzinski durch ein Gefolgschaftsmitglied ein herrlicher Strauß Alpenrosen überreicht wurde, sprengte der laute Jubel die räumliche Abgrenzung und brachte die kurze, aber erlebnisstarke Verbundenheit der Arbeitskameraden vom Rhein und vom Inn wirkungsvoll zum Ausdruck.

Bald war die kurze Stunde des Werkpausenkonzertes vorbei. Die Männer und Frauen gingen wieder an ihre surrende und sausenden Maschinen, an ihre Werkbänke und ihren Schreibtisch zurück, aber alle waren um ein nachhaltiges Erlebnis reicher geworden, und der Dank, der aus ihren Augen sprach, mag auch für die Sänger der am stärksten empfundene und schönste Lohn gewesen sein.



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Konzert des Stollwerckschen Männerchores in Innsbruck
In: Neueste Zeitung vom 19. Juni 1939, Seite 4
Von Dr. Ehrentraut Straffner

Der unter den Männerchorvereinigungen Großdeutschlands mit Recht wegen seiner Disziplin und ausgeglichenen Zusammensetzung bekannte Stollwercksche Männerchor, der letzten Freitag [16. 6. 1939] im Großen Stadtsaal einen Konzertabend gab, will von einem ganz besonderen Standpunkt schon deshalb betrachtet sein, weil er nicht ganz einfach eine Gemeinde sangesfreudiger Männer, sondern eine verschworene Arbeitskameradschaft darstellt. Diese einzig dastehende Tatsache, daß sich die Menschen eines großen Fabrikbetriebes, der Stollwerck-Werke in Köln a[m] Rh[ein], zu einer der Kunstübung geweihten Gemeinschaft zusammengeschlossen haben, war es auch, auf die der Gaubeauftragte für die Deutsche Arbeitsfront, P[artei]g[enosse] Vinzenz Giselbrecht der Abend wurde natürlich in Verbindung mit der NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" durchgeführt in einer kurzen einleitenden Ansprache hinwies.

Der Abend hielt auch, was man von ihm erwartete. In nicht weniger als vierzehn Chornummern wir haben aus dieser reichen Reihe namentlich nur
Bruckners "Trösterin Musik", [Kurt] Lißmanns [(1902-1983)] gedrängt herausgearbeiteten "Psalm der Arbeit" und die abschließenden Volkslieder, die besonderen Erfolg brachten, hervor zeigten sich die von Dr. Willi Czwoydzinski auf das gewissenhafteste betreute Sänger aus dem Rheinland ein allen Anforderungen einer in Deutschland besonders scharf geprägten Chorkunst gewachsen. Es gab, was bei einem schon auf längerer Kunstreise befindlichen Chore besonders viel sagen will, kaum tonale Schwankungen. Und auch was all die anderen Imponderabilien, die die Feinheiten in der Gestaltung, im Aufbau und in der Dynamik, die stimmliche Abgewogenheit usw. betrifft, entsprach alles durchaus dem großen Rufe, der dem Chor vorausgegangen war.

Eine besonders erfreuliche Ueberraschung bereitete die Bekanntschaft mit dem jungen Pianisten Karlrobert Kreiten, der mit souveränem, technischen Können, mit Geschmack und Gestaltungsgabe zwei Konzertstücke von
Chopin die E-dur-Etude und das cis-moll-Scherzo , die Brahms g-moll-Ballade und abschließend die 11. Lisztsche Rhapsodie zum Vortrag brachte und damit stürmischen Beifall auslöste.



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Jugend musiziert
Zweiter Schülervortragsabend des Konservatoriums Innsbruck
In: Neuste Zeitung vom 19. Juni 1939, Seite 4
Von Dr. Hermann Gerhardinger

Am Freitag fanden die Schülervortragsabende des Städtischen Konservatoriums mit einer wohlgelungenen Veranstaltung ihre Fortsetzung, in deren Rahmen auch bereits vorgeschrittene Schüler und Schülerinnen mit ihrem Können zum Worte kommen. Im ganzen war es eine sehr bunte Vortragsfolge, die sich da abwickelte bunt nicht nur in bezug auf die beteiligten Lehrklassen, sondern auch und beinahe noch mehr in bezug auf die Ausmaße der gespielten Vortragsstücke und ihrer Komponisten. Aber gerade in dieser zweifachen Buntheit offenbarte sich die weitausgreifende und vielumfassende musikalische Erziehertätigkeit, deren Bewältigung sich die Lehranstalt zum Ziele gesetzt hat.

Hervorgehoben zu werden verdient insbesondere, dass in der Vortragsfolge keinesfalls bloß die herkömmlichen Vortragsstücke klassischer und romantischer Herkunft vertreten waren, sondern daß man darüber hinaus auch altklassische und moderne Meister berücksichtigt fand ein beweis für den fortschrittlichen Geist, der die Schule und ihre Lehr- und Lernziele beherrscht. Solches Hinausgreifen über Einseitigkeiten erzieht sicher zu wünschenswerter Selbständigkeit der Lernenden. Dass im einzelnen nicht alles auf gleicher Höhe stand, ist eine Selbstverständlichkeit; der Sinn einer solchen Veranstaltung ist ja kein konzertanter. Jedenfalls aber war der Gesamteindruck des Abends ungemein günstig.



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Neuste Zeitung vom 21. Juni 1939, Seite 4

Theater + Musik + Kunst
Findling Peter
Eine Uraufführung der Exl-Bühne in München
Die Exlbühne brachte im Rahmen ihrer Münchner Gastspiele im Volkstheater ein neues Werk von Julius Pohl zur Uraufführung, die ländliche Komödie "Findling Peter", welche sich wieder durch straffen Bau und echten Humor auszeichnet. Vom Autor selbst inszeniert, fand das Stück eine ganz vorzügliche Darstellung. Den Schalk von Förster, der den Schwindel von einer reichen Erbschaft für einen armen Findling aussinnt, verkörpert Ferdinand Exl als knorrige Charaktergestalt, seinen protzigen Widersacher gab Hans Kratzer mit überzeugender Natürlichkeit; den Findling stellte Walter Gaster sympathisch-bescheiden dar, und Ilse Exl war ihm ein herziges, trutzig-treues Dirndl. Anna Exl als schöne Försterin, Ludwig Auer als Notar, August Burger als Bader und alle anderen waren ganz famose, bodenständige Figuren. Das sehr gut besuchte Haus zollte begeisterten Beifall. Pohl musste nach dem zweiten und letzten Akt auf die Rampe. [Signiert:] Johannes.



Reichsarbeitswoche für Volksmusik
Die NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" veranstaltet in der Zeit vom 5. bis zum 9. Juli im Hauptmann-Loeper-Lager zu Haldensleben eine Reichsarbeitswoche für Volksmusik unter der Leitung des bekannten Volksmusikers Parteigenossen Karl Hannemann vom Reichsamt KdF. Hieran werden außer den Musik- und Singeleitern der Betriebe und den städtischen Musikbeauftragten des Gaues Magdeburg-Anhalt auch Vertreter aus dem ganzen Reich, insbesondere aus der Ostmark, teilnehmen. Das Ziel der Arbeitswoche ist, die Teilnehmer in das weite Gebiet der instrumentalen und vokalen Volksmusik einzuführen, wobei altes und neues Volksliedgut einen breiten Raum einnehmen wird.



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Innsbrucker Nachrichten vom 24. Juni 1939, Seite 9

Theater + Musik + Kunst
Die Exl-Bühne kommt!
Eine Reihe von Erstaufführungen am Spielplan
Die diesjährige Sommerspielzeit der Exl-Bühne an der Städtischen Bühne Innsbruck wird nur von kurzer Dauer sein und beginnt am Samstag, den 1. Juli. Außer Werken Ludwig Anzengrubers, Karl Schönherrs und Franz Kranewitters sind Aufführungen verschiedener Neuheiten in Aussicht genommen, und zwar "Findling Peter", eine heitere Komödie von Julius Pohl, dann das Schauspiel "Via mala" von John Knittel, ferner wird das ländliche Singspiel "Das Glück fällt vom Himmel" von R[idi] Walfried [Text] und F[erry] Klamert [Musik] vorbereitet. Die Komödie "Der reiche Aehnl" von Rudolf Hawel wird nach einer längeren Pause in einer Neueinstudierung am Spielplan erscheinen, ebenso in Neubesetzung "Die Trutzige" von Ludwig Anzengruber, worin Ilse Exl die Titelrolle spielen wird. Für August plant die Exl-Bühne eine glanzvolle Aufführung des großen Volksschauspiels "Michael Gaismair" von Franz Kranewitter.

Neben den volkstümlichen Eintrittspreisen werden auch in diesem Jahre an das Stammpublikum bedeutend verbilligte Blockkarten ausgegeben.



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Was gibt es hier zu sehen?
Mit dem Fremdenführer durch Innsbruck
Drei Stunden "Stadtrundfahrt" durch die Geschichte unserer Hauhauptstadt
In: Innsbrucker Nachrichten vom 24. Juni 1939, Seite 3

bd. Innsbruck, 24. Juni.
Was macht man, wenn man fremd in eine Stadt kommt und während eine karg bemessenen Aufenthaltes möglichst viel sehen und kennenlernen will? Man schließt sich einer Führung an.

Gewiß, es gibt viele Menschen, die es vorziehen, eine neue Stadt, eine neue Landschaft ohne erläuternde Vermittlung eines Führers auf sich einwirken zu lassen. Aber eines schickt sich nicht für alle, und mich bewegte vor allem die eine Frage, was doch dem Fremden in knappen drei Stunden von unserer Gauhauptstadt gezeigt werden kann und welchen Eindruck Innsbruck auf alle jene macht, die es zum erstenmal sehen und erleben. Also schloß auch ich mich einer "Stadtrundfahrt" an.

Schnell füllt sich der Wagen, der vor dem Reisebüro am Boznerplatz den Ausgangspunkt seiner Fahrt nimmt. Gäste aus allen Gauen des Reiches, zwei englische und ein französisches Ehepaar teilen sich die Plätze. Nun geht es los.

Wir biegen in die Maria-Theresien-Straße ein. Die erste Ueberraschung. Haben Sie gewußt, daß an der Stirnseite des Hauses Nummer 22 in der Höhe des zweiten Stockwerkes ein Bild von Kaiserin Maria Theresia angebracht ist? Ich nicht, und bin doch schon so oft durch diese Straße gelaufen.

Annasäule, Spitalskirche, die ersten Häuser der Altstadt gleiten vorüber. Eifrig folgen die Köpfe der Fahrgäste, bald rechts, bald links sich wendend, der weisenden Hand des Fremdenführers. Nun wird die Geschichte lebendig. Die spätgotischen Lauben, das alte Rathaus, das Trauthsonhaus werden bezeichnet, die ganze Baugeschichte der Altstadt wird aufgerollt. Wir halten vor dem "Goldenen Dachl". Viele, die noch nie in Innsbruck waren, haben doch vom "Goldenen Dachl" gehört, und nun regnet es Fragen, die knapp, aber erschöpfend in drei Sprachen beantwortet werden. Fein versteht es der Führer, Legende von geschichtlich belegter Wahrheit zu trennen. Ein Fünfminuten-Kolleg über Stilkunde, ausgehende Gotik und beginnende Renaissance schließt sich an.


Weiter rollt der Wagen. Wir kommen an der Dogana vorbei, die das erste Opernhaus auf deutschem Boden gewesen ist, Hofburg und Hofkirche nehmen den ihnen gebührenden Platz in den Erklärungen ein. Weiter geht die Fahrt durch den Saggen zur Talstation der Hungerburgbahn. Hier erlebte ich zur Abwechslung eine Enttäuschung. Auch der sonst so kundige und beschlagene Fremdenführer wußte nicht zu sagen, woher die "Hungerburg" ihren Namen nimmt, er wußte nur, daß er geschichtlich nicht erweisbar ist. Schade!

Zehn Minuten lang nimmt das Panorama die Fahrgäste des Wagens auf, dann geht es in rascher Fahrt, nochmals am Hofgarten vorbei, hinaus nach Pradl und Amras. Die neue Baugeschichte der Stadt, ihre Erweiterungen und Vergrößerungen werden aufgezeigt. Flott zieht der Wagen die Kehren zum Schloß Am[b]ras hinauf. Der weite Burghof verfehlt nicht, auf alle Teilnehmer der Besichtigung nachhaltigen Eindruck zu machen. Während ein ansehnlicher Teil der Gäste sich den Besuch des Schlosses nicht entgehen lassen will, zieht es ein anderer Teil, dem die Hitze des frühen Nachmittags zugesetzt hat, doch vor, einen kurzen Aufenthalt im nahen Gasthaus zu nehmen. Der Weg führ über einen schmalen, steilen, von duftenden Blumen und Gräsern umsäumten Wiesensteig. Eben kreuzten wir noch die Straßen der Stadt und nun nimmt uns schon herrlicher Wald mit seinem erfrischenden, Kühlung spendenden Schatten auf.

Noch stehen die Besucher des Schlosses, denen allerdings nur ein rascher Ueberblick über die reichen Schätze geboten werden konnte, ganz im Banne des Geschauten, da geht die Fahrt schon wieder dem Berg Isel zu.

Tief ergriffen lauschen die Zuhörer den sachlichen, aber warm empfundenen Schilderungen, die der Fremdenführer über Andreas Hofer, die Schlachten am Berg Isel und vor allem über das Heldentum und den Opfertod der Kaiserjäger zu geben weiß. Ich komme nun mit einem der Engländer ins Gespräch. "20.000 Tote von vier Regimentern?" Das scheint ihm unfaßbar. Erschüttert kehrt er nochmals allein zum Kaiserjäger-Ehrenmal zurück. In stummer Andacht steht er davor. Stellt ein Mann sein Wissen um das Leben und Streben deutscher Soldaten richtig?

Bald nimmt uns die Stadt wieder auf. Die Führung nähert sich ihrem Ende. Kein wichtiges Gebäude, keine Begebenheit unserer an wichtigen Ereignissen so reichen Stadt, keine Einzelheit des gewaltigen Hintergrundes, den unsere Berge bilden, wurde vergessen. Die Fahrgäste steigen aus, und ihre Worte und Mienen sagen es, daß Innsbruck eine Reihe neuer Freunde gewonnen hat.

Was mir nun die Fahrt geboten hat? Sie hat mir ein geschlossenes Bild unserer Stadt gegeben, doch mehr noch freute mich die Tatsache, daß unsere Fremdenführer nicht auswendig gelernte, unverstandene Zahlenreihen, sondern richtige und lebendige Geschichte unserer Gauhauptstadt zu vermitteln vermögen.



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Innsbrucker Nachrichten vom 24. Juni 1939, Seite 27


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Musizierende Jugend
Dritter Schulungsvortrag des Konservatoriums Innsbruck
In: Neueste Zeitung vom 27. Juni 1939, Seite 3
Von Dr. Hermann Gerhardinger

Waren in den beiden ersten gleichartigen Veranstaltungen der Hauptsache nach bei den Vorträgen Schüler und Schülerinnen zum Worte gelangt, die den unteren und den mittleren Ausbildungsjahrgängen angehörten, so verschob beim dritten Abend das Bild sich insoferne, als diesmal vornehmlich Lernenden der Oberstufen Gelegenheit geboten war, sich im öffentlichen Vortrage zu bewähren. Auch programmatisch trat dies deutlich in Erscheinung: von unwesentlichen Ausnahmen abgesehen, beherrschten die großen Klassiker des Feld. Zufolge dieses Umstandes war daher gerade diese Veranstaltung in mehr als einer Beziehung lehr- und aufschlußreich. Handelte es sich doch hier nicht so sehr darum, wie weit der Grad der erreichten technischen Fertigkeiten diesen oder jenen Schüler befähigt, der gestellten Aufgabe äußerlich gerecht zu werden, sondern weit mehr darum, ob und inwieweit die geistig-musikalische Reife für die Bewältigung so großer und anspruchsvoller Schwierigkeiten ausreicht. Ist das bei der Einzelleistung im Durchschnitt der Fall, so ist die Probe aufs Exempel auch dann gelungen, wenn in technischen Dingen nicht alles auf voller Höhe sein kann.

Daß man am Freitag [23. 6. 1939] im großen Durchschnitt solches Gelingen feststellen konnte, wobei Einzelnes sogar stark über normale Schülerleistungen hinausragte, war maßgebend für den schönen, nachhaltigen Eindruck der Veranstaltung im Ganzen, zu dem sich außerdem die Erkenntnis gesellte, dass man es ausnahmslos mit Schülern und Schülerinnen zu tun hatte, die, von ihren Lehrern mit Verständnis geführt, mit Liebe und Fleiß ihrer Ausbildung obliegen.



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Die Gaubühne als Freudenbringer
Lachstürme am Achensee
Schauspieler bei den Männern vom Bau Froher Feierabend für die Arbeiter an der Achenseestraße
In: Innsbrucker Nachrichten vom 30. Juni 1939, Seite 5

Dort, wo vom Grün der Wälder und vom Grau der Berge eingefaßt einer Perle gleich die Fluten des Achensees blau im Lichte der Sonne schimmern, arbeiten die Männer vom Straßenbau, um ihrerseits zur Festigung der stählernen Achse Berlin-Rom beizutragen und in harter, mühevoller Arbeit das Teilstück einer Autostraße München-Venedig zu schaffen. Sechs Lager sind es, in denen die Männer der Organisation Todt untergebracht, verpflegt und betreut werden und von wo aus sie jeden Morgen, wenn noch der Nebel grau über den Bergen hängt oder die Tautropfen im Frühlicht an den Blumen und Gräsern funkeln, an ihre Arbeitsstätten marschieren.

Wenn sie dann abends wieder zurückkehren in die Wohnlager, die ihnen für die Dauer der Bauzeit zur Heimstätte geworden sind, steht schon ihr Koch mit der weißen Haube schmunzelnd vor seiner Tür; aus drei mächtigen, blitzsauberen Kesseln durchziehen gar angenehme Düfte das ganze Lager. Schnell eilen die Männer vom Bau in den Waschraum oder unter die Brause, um sich zu reinigen und zu erfrischen. Und dann versammelt sich alles im schmucken Gemeinschaftsraum zum Abendessen.

Wie wir bei Einbruch der Dämmerung das Lager Fischl betreten, ist alles schon von erwartungsvoller Vorfreude und Spannung erfüllt. Die Männer stehen plaudernd und rauchend beisammen. Schon kommen ihre Kameraden aus dem Nachbarlager Eben hinzu und Frauen und Kinder aus dem Dorf. Die letzten Strahlen der Sonne huschen noch über die fernen Bergspitzen des Zillertals, während der Inn schon im grauen Abendschatten liegt. Bald ist der große Gemeinschaftsraum von einem freudig bewegten Publikum erfüllt, das gespannt darauf wartet, daß vorn an der Bühne der rote Vorhang zur Seite weicht und den Blick freigibt auf die Szene. "Liebe macht blind" ist der Titel des Stückes, das Schauspieler der Gaubühne Tirol-Vorarlberg heute abends zeigen werden.


Nun ist es so weit. Die Männer, die den ganzen Tag im Schweiße ihres Angesichtes geschafft haben, freuen sich jetzt wie die Kinder. Vergessen sind alle Sorgen und Mühen. Die Arbeiter wenden keinen Blick von den Begebenheiten der Bühne. Sie leben gleichsam mit und nehmen für Stunden das Schicksal der Gestalten auf jenen Brettern, die die Welt bedeuten, als ihr eigenes hin. Es ist schon eine kuriose Welt, die sich da auftut vor ihnen. Ein heiratslustiger Bauer und eine ebensolche Müllerin, ein täppischer, alter Trottel, eine geschwätzige Base, ein fescher Bub und ein schmuckes Dirndl treten vor ihnen auf und spielen, daß es eine Freude ist. Mal wird dieser auf dem einen, und dann wieder jener auf dem anderen Auge "vor Liebe" blind. Zuweilen sehen sie alle nichts. Zuletzt aber gehen jedem einzelnen gar die Augen über.


Es ist durchaus keine sentimentale Geschichte, die sich da vor den Männern abspielt. Im Gegenteil. Hier verlangt man nach derber, materieller und geistiger Kost und will nichts in Samthandschuhen serviert bekommen. Wenn die Wände des Gemeinschaftsraumes nicht so stabil und fest errichtet worden wären. würde sie der Sturm des Lachens, der immer und immer wieder zwischen ihnen zum Ausbruch kommt, gar bald hinwegfegen. Die Schauspieler und Schauspielerinnen der Gaubühne ernteten für ihre Leistungen reichen Beifall. Noch lange werden die Männer vom Bau an die von der Bühne denken, die in dieser Woche in den sechs Reichsstraßen-Baulagern am Achensee frohe Feierabende gestalten.