Gauhaus (Landhaus)
1938, 24. Dezember Innsbruck
Gauhaus- (Landhaus-) Neubau: Das fertige Modell wird gezeigt
Innsbrucker Nachrichten vom 24. 12. 1938, S. 10
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1938, 13. August Innsbruck
Gauhaus- (Landhaus-) Neubau: Präsentation der Ergebnisse des Architektenwettbewerbs
Ein Erweiterungsbau zum Tiroler Landhaus
In: Innsbrucker Nachrichten vom 13. August 1938, Seite 6
Der organisatorische Aufbau der NSDAP. in Tirol nach der Machtübernahme hat den Mangel an geeigneten Diensträumen derart fühlbar werden lassen, daß die bisher vorhandenen Räume im Tiroler Landhaus in keiner Weise mehr den Bedürfnissen der Gegenwart genügen. Schon die Tatsache, dass 21 Dienstellen der Gauleitung und Gliederungen der NSDAP. in Privathäusern untergebracht sind, zeigt die unbedingte Notwendigkeit, so rasch wie möglich neue Räume zu schaffen, einerseits, um die einheitliche Arbeitsführung zu ermöglichen, bzw. zu vereinfachen, andererseits, um den Innsbrucker Wohnungsmarkt zu entlasten.
Um diesem dringenden Bedürfnis rasch und gründliche abzuhelfen, hat Gauleiter Hofer die Ausschreibung eines beschränkten Ideenwettbewerbes für die Errichtung eines Erweiterungsbaues verfügt, der sich an das bestehende Tiroler Landhaus bzw. den Taxishof anschließt.
In kürzester Zeit haben die zum Wettbewerb herangezogenen Architekten ihre Pläne, Entwürfe und Grundrisse eingesandt, so dass die Jury bereits die einzelnen Entwürfe bewerten, mit Preisen auszeichnen und die Ausstellung der Entwürfe, die demnächst erfolgen wird, veranlassen konnte.
Zweihundert neue Kanzleien entstehen
Das wesentlichste Erfordernis für den Wettbewerb war der Bau eines Verwaltungsgebäudes, das rund 200 Kanzleiräume und Nebenräume, acht Sitzungszimmer, zwei große Säle, von denen einer durch zwei Stockwerke geht, einen Speisesaal, der auch als Gemeinschaftsraum dient und anderes mehr enthält.
Die örtliche Anlage des Erweiterungsbaues ist so gedacht, dass sich der neue Trakt östlich an den Taxishof anschließt und in leichtgeschwungener Frontlinie bis zur erweiterten Wilhelm-Greil-Straße reicht. Die Zufahrt zum neuen Erweiterungsbau würde durch die Wilhelm-Greil-Straße, bzw. von der Salurnerstraße her erfolgen, während für den Fußgängerverkehr von der Maria-Theresien-Straße her die Fuggergasse als "Laufstraße" dienen könnte.
Ein Ehrenmal für die Tiroler Blutzeugen
Vor der Front des Erweiterungsbaues wird ein größerer Platz entstehen. Im Mittelpunkt dieses Platzes, bzw. an seiner südlichen Abgrenzung, ist ein Ehrenmal für die gefallenen Kameraden der Bewegung des Gaues Tirol in Gestalt von zwei hohen steinernen Opferpylonen geplant.
Im ganzen sind acht Entwürfe eingelangt, die von der Jury sorgfältig geprüft und gewertet wurden. Der erste Preis wurde dem Entwurf 2 mit Kennziffer 568427 der Architekten Walter und Ewald Guth zuerkannt, der zweite Preis dem Projekt Nr. 3, Kennziffer 35041, des Architekten Ing. Willy Stigler. Das Projekt 7, Kennziffer 158938, des Architekten Dipl.-Ing. Viktor Stanger wurde zum Ankauf vorgeschlagen.
Wir bringen unseren Lesern heute im Bilde den Entwurf und Grundriß des mit dem ersten Preise ausgezeichneten Entwurfes der Architekten Gebrüder Guth, das aller Wahrscheinlichkeit nach zur Ausführung kommen wird. Ein Blick auf den Entwurf zeigt die vornehme, ruhige und doch großzügige Gestaltung des Erweiterungsbaues, der, obwohl reiner Zweckbau, sich doch städtebaulich als sehr vorteilhaft in die Umgebung eingliedern wird.
Dem Fachurteil der Jury über diesen Entwurf entnehmen wir folgende wesentliche Sätze:
"Der Bau als solcher und seine Gestaltung ist grundlegend nur als Zweckbau vorgesehen und hat sich einzig und allein in die bestehende Grundrißbildung des Regierungsgebäudeblockes als abschließende Bebauung gegen die noch derzeit offen stehende südliche Baulücke einzupassen, um im Zentrum der Stadt einen in sich abgeschlossenen Verwaltungsblock zu erstellen.
Innsbrucker Nachrichten vom 1. 9. 1941, S. 4
Bei der Anlage der Projektgrundrisse hielten sich die Verfasser des ersten Preises in großen Zügen an die zur Verfügung gestellten Grundlagen. Eine wesentliche Umgestaltung erfuhr der Anbau der Küche und des Gemeinschaftssaales im Erdgeschoß. Die Küche samt Nebenräumen wurde so angelegt, dass noch eine Einfahrt in den zweiten Lichthof möglich wurde. Die Küche wurde neben dem Saal angelegt und absichtlich nicht in das Tiefgeschoß gelegt, sondern als Küche für den Gemeinschaftsraum mit einfacher Speisenfolge angenommen. Wünschenswert erscheint auch die Anlage eines Bedienungsganges zwischen Saal und Küche, der eine raschere und übersichtlichere Bedienung gewährleistet und Belästigungen der Gäste durch Geruch und Lärm von der Küche geschickt verhindert.
Die Vorfahrt wurde wohl um einige Stufen höher gelegt, um einerseits eine bessere Platzübersicht zu haben, andererseits die Höhengewinnung zum Erdgeschoßfußboden im Innern des Hauses zu verringern. Ebenso wurde der Eingang durch die vorgezogene Massierung dominierend zum Ausdruck gebracht.
Der Portalaufbau als Mitteldominante des 85 Meter langen Südflügels zeigt als Haupteingang und Mittelachse des langgestreckten Gebäudes eine nach oben strebende repräsentative, vornehme klassische Ausgestaltung."
Die Oeffentlichkeit wird sich gelegentlich der Ausstellung der Entwürfe selbst ein Urteil über Schönheit und Zweckmäßigkeit der einzelnen Planungen bilden können.
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1938, [10.] September Innsbruck
Gauhaus- (Landhaus-) Neubau: Gauleiter Hofers erster Spatenstich
Innsbrucker Nachrichten vom 12. 9. 1938, S. 5
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1939, 6. Mai Innsbruck
Gauhaus- (Landhaus-) Neubau: Richtfeier
Mittagessen der Beteiligten im Gasthof Breinößl
Mit "Darbietungen der Kapelle" und "von den Wiltener Sängern gebrachten Liedern"
Das neue Gauhaus
Stolz und Wahrzeichen der Gauhauptstadt
Die Firstfeier am Neubau des Gauhauses Acht Monate nach dem ersten Spatenstich
In: Innsbrucker Nachrichten vom 8. Mai 1939, Seite 3
Signiert "F. O."
Innsbruck, 8. Mai.
Die Nachricht, daß am Neubau des Gauhauses bereits die Firstfeier stattgefunden hat (wir berichteten darüber kurz in der "N[euesten] Z[eitung]" vom 6. d[ieses] M[onats Mai]), überraschte nicht wenige Einwohner der Gauhauptstadt. Man hält es nicht für möglich, daß ein so gewaltiges Bauwerk, zu dem erst im September der erste Spatenstich durch unseren Gauleiter Hofer getan wurde, bereits im Rohbau fertiggestellt ist und mit raschen Schritten der Vollendung entgegengeht.
Der Bau stellt in jeder Beziehung hinsichtlich Planung, Ausführung und der Tatkraft, mit der er durchgeführt wurde, ein Musterbeispiel nationalsozialistischen Aufbauwillens dar, auf das jeder Einwohner unserer Stadt stolz sein darf. Das gewaltige Gebäude, das für die künftige bauliche Gestaltung Innsbrucks und seiner Bestimmung nach von größter Bedeutung sein wird, zeigt die Zielstrebigkeit, mit der wichtige Vorhaben in Angriff genommen und in rascher Folge ausgeführt werden. Mit der gleichen Schnelligkeit, mit der seinerzeit der Nationalsozialismus im Altreich ans Aufbauwerk geschritten ist, hat auch bei uns neues Schaffen eingesetzt, dessen Ergebnisse von Tag zu Tag sichtbarer in Erscheinung treten.
Die Richtfeier, die am Samstag [dem 6. 5. 1939] Gauleiter Hofer und die Vertreter von Partei, Staat und Stadt mit den Arbeitskameraden vom Bau vereinte, stand ebenfalls ganz im Zeichen enger Verbundenheit aller am Werk Beteiligten. Die Begrüßung, die Gauleiter Hofer durch die Arbeitskameraden zuteil wurde, zeigte die aufrichtige Anerkennung der Tatsache, daß hier gerade den Winter hindurch, wo sonst für die Bauarbeiter überhaupt kein Gedanke an Arbeit aufkommen konnte, geschafft wurde und wie, das bewies die Firstfeier selbst.
Die Größe des Werkes
Auch einige Zahlen, die der Bauführer, Ing. Kastner; in seiner Ansprache bei der Richtfeier bekanntgab, veranschaulichen die Größe des Werks, das hier vollbracht worden ist. 300.000 Arbeitsstunden wurden aufgewendet, 6500 Kubikmeter Kies, 3000 Kubikmeter Sand, 75 Waggons Zement mussten herbeigeschafft werden, und nicht weniger als zweieinhalb Millionen Ziegel wurden für den gewaltigen Bau vermauert. 320 Tonnen Eisen, im Vergleich zur früheren Bauweise allerdings eine verhältnismäßig beschiedene Menge, wurden verbraucht.
Wir erinnern uns, dass der Abbruch des Fuggerhauses, der heute noch nicht beendet ist, begonnen wurde, als bereits die Mauern des Gauhauses in die Höhe wuchsen. Gauleiter Hofer erinnerte in seiner Ansprache an die Arbeitskameraden daran, dass noch nie ein Bau in unserem Gau so schnell fortgeschritten ist. Gerade die Tatsache, daß die früher am Bauplatz gestandenen Bauwerke erst während des Baues abgerissen werden konnten, beweise die Schnelligkeit, mit der hier gearbeitet worden ist.
Neuer Geist im Bauen
Nach der früheren Auffassung vom Bauwesen, so sagte Gauleiter Hofer weiter, hätte sich nie ein Baumeister gefunden, der zu dieser Jahreszeit ein solches Bauvorhaben übernommen hätte. Nach früherer Auffassung, bei der der Verdienststandpunkt im Vordergrund stand, hätte der Baumeister nur an die angeblich verringerte Leistung der Gefolgschaft im Winter gedacht. Baumeister Hinteregger habe allen diesen Ansichten zum Trotz den Bau begonnen. So sei es möglich gewesen, den Bauarbeitern auch im Winter die Arbeit zu erhalten.
Gauleiter Hofer gab der Erwartung Ausdruck, daß bald alle Baumeister im Gau so denken werden.
Im Sinne der Idee unseres Führers gelte es weiterzuarbeiten, das Arbeitstempo noch mehr zu steigern und mitzuhelfen, Werte zu schaffen, die es dem Führer ermöglichen, der ganzen Welt zu trotzen. Dem Ersten Baumeister des Reiches, Adolf Hitler, galt das Sieg-Heil!, das die Arbeitskameraden begeistert ausbrachten.
Als erste Kolonne marschierte dann die Baugefolgschaft durch den freien Raum, der durch die Niederlegung des Fuggerhauses entstanden ist, und zog durch die Stadt zum Mittagessen und zu kameradschaftlichem Beisammensein in den Großgasthof "Breinößl", wo der Gauleiter und die Politischen Leiter seines Stabes mit den Architekten, Baumeistern, Handwerkern und Arbeitern bei den Darbietungen der Kapelle, den von den Wiltener Sängern gebrachten Liedern und humoristischen Vorträgen eines Gefolgschaftsmitgliedes längere Zeit verweilten.
Eine gewaltige Arbeitsleistung in 30 Wochen
Die bisherige Baugeschichte des Hauses gibt eine klare Vorstellung von dem Arbeitstempo, das seit dem Umbruch und der Heimkehr unserer Heimat ins Reich zur Regel geworden ist. Schon als im September die Feier des ersten Spatenstiches und am 15. Oktober v[origen] J[ahres, 1938] der tatsächliche Baubeginn erfolgte, hatten sich die bekannten großen Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Arbeitskräften und Material eingestellt, die den jähen Wirtschaftsaufschwung in der ganzen Ostmark begleitet haben. Trotzdem ist mit einer durchschnittlichen Gefolgschaft in der Stärke von 210 Mann eine Erdbewegung von 6500 Kubikmeter, ein Verbrauch von Kies und Sand von 9000 Kubikmeter und ein Zementverbrauch von nicht weniger als 75 Waggons oder dreiviertel Millionen Kilogramm bewältigt worden. Das Ziegelmauerwerk beläuft sich auf 5500 Kubikmeter und hat zweieinhalb Millionen Ziegel aufgenommen, an Betonmauerwerk wurden 3500 Kubikmeter hergestellt, der Verbrauch an Eisen betrug 320.000 Kilogramm, an Schnittholz 750 Kubikmeter.
Die gesamten Leistungen sind bereits belegt; die Gesamtrohrlängen der Heizungsleitungen betragen 5500, der elektrischen Leitungen 14.800 und der Rohrleitungen für sanitäre Anlagen 8300 laufende Meter, zusammen also 28.6 Kilometer, eine Strecke, die von Innsbruck bis weit über Telfs hinausreicht.
Und diese Arbeitsleistung, von der die vorstehend angeführten Ziffern einen eindrucksvollen Ueberblick vermitteln, wurde in der überraschend kurzen Zeit von nicht ganz dreißig Wochen ausgeführt.
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1941, Sommer - Innsbruck
Gauhaus- (Landhaus-) Neubau: Künstlerische Gestaltung des "Gemeinschaftsraumes" Fresken von Sepp Ringel zeigen einen Vorarlberger Schützen und Trommelbuben
Tiroler Kunsthandwerk im Gemeinschaftsraum
Fresken und Holzschnitzereien im Landhaus-Erweiterungsbau
Schönheit und Zweckmäßigkeit vereint
In: Innsbrucker Nachrichten vom 1. September 1941, Seite 4
Von Heinz Cornel Pfeifer
Im Innsbrucker Landhaus-Erweiterungsbau hat die Gauleitung der NSDAP. einen großen Saal als Gemeinschaftsraum eingerichtet, der sowohl als Gastraum für die Einnahme des Mittag- und Abendessens der Politischen Leiter, Reichsbeamten und Angestellten dient, als auch als Vortags- und Aufenthaltsraum für Veranstaltungen.
Die Decke des Saales, getragen von schweren, massiven Naturholzbalken, deren jeder in kunstvoller Schnitzerei ein anderes Ornament aufweist, besteht aus einem Holzfachwerk, das besondere akustische Vorteile bietet. Sechs hölzerne, mit gehämmerter Schmiedeeisenarbeit verzierte Kronleuchter verleihen dem Raum ein festliches Gepräge. Die eine Längsseite schmückte der bekannte heimische Freskenmaler Sepp Ringel [1904-1944] in verhaltenen Farben mit lebendigen Gestalten aus dem Brauchtum des Gaues. Die erste Gruppe zeigt in alter Schützentracht einen Vorarlberger Schützen, neben ihm rührt ein Bub die Trommel, während ein Tiroler Standschütze voll Kern und Kraft, die schwer Büchse über die Schulter gelegt, die Gruppe beschließt. Das Mittelstück stellt ein Hochzeitspaar aus Bruneck vor, die dritte Gruppe zeigt drei Bregenzerwälderinnen am Spinnrocken und an einer wunderschönen alten Wiege. Ein verbindendes Spruchband trägt die Worte: Wehrhaft und stark, dem Heimatbrauch treu, findet der Führer unser Volk stets einsatzbereit. Die naturgetreue Wiedergabe der schönen alten Trachten, die Haltung der Gruppen und der lebendige Ausdruck in den Gesichtern geben dem Kunstwerk eine besondere Eindruckskraft. Rund um den Saal verläuft ein zweieinhalb Meter hohes friesgekröntes Paneel in naturfarbenem Holz, deren senkrechte Gliederungsbalken wieder je ein anderes Ornament in kunstvoller Holzschnitzerei aufweisen. Die beiden Flügeltüren zeigen in ornamentaler Gestaltung Städtewappen des Gaues Tirol-Vorarlberg. Festgefügte, schwere Sessel umstehen die langen Tafeln und an der einen Stirnseite ist, von einer breiten Holzkarniese verborgen, die Leinwandfläche angebracht, die bei Filmvorführungen herabgelassen wird, während die gegenüberliegende Front die Ausnehmung für die Film- und Lichtbildapparate aufweist.
An diesen Saal, der vom Stiegenhaus des Landhaus-Erweiterungsbaues aus betreten wird, schließt sich eine elektrische Küchenanlage, die, von der Deutschen Arbeitsfront betreut, die Mahlzeiten für alle Mitarbeiter liefert. Der Entwurf der Inneneinrichtung stammt von Baumeister Bermoser, Baumeister, Maler, Handwerkerfirmen und Arbeiter sowie die Schüler der Staatsgewerbeschule haben in vorbildlicher Gemeinschaftsarbeit und mit größtem Fleiß, zum Teil außerhalb ihrer normalen Arbeitszeit und zusätzlich zu ihrer täglichen Berufsarbeit mit liebevoller Einfühlung an der Vollendung des Werkes mitgeholfen.
Innsbrucker Nachrichten vom 1. 9. 1941, S. 4
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1941, 19. September Gau Tirol-Vorarlberg
Bekanntgabe von Verwaltungsstrukturen
Die Verwaltung des Gaues Tirol-Vorarlberg
In: Innsbrucker Nachrichten vom 19. September 1941, Seite 4
NSG [Nationalsozialistischer Gauverlag]. Die Verwaltungsorganisation des Gaues Tirol-Vorarlberg ist im sogenannten Ostmarkgesetz festgelegt, das am 1. Mai 1939 in Kraft trat. Dieses Gesetz brachte neben der endgültigen gebietsmäßigen Regelung eine völlige Neuordnung des staatlichen Behördenaufbaues und die feste Einfügung der ehemaligen österreichischen Länder in den Aufbau des Reiches.
Die beiden ehemaligen Länder Tirol und Vorarlberg bildeten schon immer in der gebietlichen Gliederung der NSDAP. den Gau Tirol-Vorarlberg. In der staatlichen Verwaltung wurden sie ebenfalls entsprechend ihrer durch jahrhundertelange geschichtliche Entwicklung gegründeten Zusammengehörigkeit zum Reichsgau Tirol und Vorarlberg zusammengefaßt. Damit ist eine sinnlose, in der Verwirrung der Zeit nach dem Weltkrieg entstandene Binnengrenze gefallen.
Die Stellung des Gauleiters und Reichstatthalters
An der Spitze des Gaues steht der Gauleiter und Reichsstatthalter. Dieser ist als Gauleiter der Hoheitsträger der NSDAP. und als solcher dem Führer unmittelbar verantwortlich. Als Reichsstatthalter leitet er die gesamte staatliche Verwaltung und steht zugleich an der Spitze der Gauselbstverwaltung. Er hat ferner in allen Sonderverwaltungen mit Ausnahme der Reichsjustiz- und Reichsfinanz-, Reichsbahn- und Reichspostverwaltung die Stellung eines Behördenchefs; darüber hinaus ist er befugt, sich von den ebengenannten Behörden, die ihm nicht unmittelbar unterstellt sind, sowie von den Gliederungen der gewerblichen Wirtschaft und des Verkehrsgewerbes und allen öffentlichen rechtlichen Körperschaften unterrichten zu lassen und ihnen Weisungen zu geben. Unter dieses Weisungsrecht fallen zum Beispiel: der Deutsche Gemeindetag, die Industrie- und Handelskammer, die Wirtschaftsgruppen, die Aerztekammern, die Deutsche Jägerschaft und verschiedene andere. Durch diese Zusammenfassung und dieses weitgehende Weisungsrecht ist die Einheit der Verwaltung in einem bisher nicht gekannten Ausmaß verwirklicht worden. Der Reichsstatthalter ist der Bürge der Reichstreue seines Gaues dem Führer und dem Reich gegenüber und hat in allen Bereichen des öffentlichen Lebens auch die tatsächliche Macht, den Staatswillen durchzusetzen. Er ist in besondere Weise in der Lage, alle unvermeidbaren Interessengegensätze bereits in der Ebene des Reichsgaues, also in der Mittelinstanz, auszugleichen. Es ist nur noch in seltenen Ausnahmefällen notwendig, örtliche Probleme an die Zentralstellen heranzutragen.
Neben der Reichsverwaltung, die ihre fachlichen Weisungen von den verschiedenen Ministern erhält, sieht das Ostmarkgesetz einen weiteren Ausbau der Selbstverwaltung vor. Der Reichsgau ist nicht nur staatlicher Verwaltungsbezirk, sondern auch Selbstverwaltungskörperschaft, deren Leiter ebenfalls der Reichsstatthalter ist. Der Reichsgau als Selbstverwaltungskörperschaft oder, wie er in diesem Falle kurz genannt wird "die Gauselbstverwaltung" hat das Vermögen und die Aufgaben der ehemaligen Länder Tirol und Vorarlberg übernommen und darüber hinaus alle jene Aufgaben zugewiesen erhalten, die nicht unbedingt "von obenher" entschieden werden müssen und die, weil sie aus den Besonderheiten eines Bezirkes oder einer Landschaft herauswachsen, am besten durch eine weitgehende verantwortliche Mitarbeit der unmittelbar Beteiligten erfüllt werden können. Sie bearbeitet heute zum Beispiel Armen- und Gesundheitsfürsorge, Unterhaltung von Anstalten für geistig und körperlich Gebrechliche, von Arbeitshäusern, Energiewirtschaftsunternehmungen, Geldinstituten, Feuerversicherungsgesellschaften, Aufgaben der Landesplanung, des Wohnungsbaues und Siedlungswesens, Unterhaltung von Museen, Büchereien, Betreuung örtlicher Einrichtungen kultureller Art, Theater, Wanderausstellungen usw.; sie verwaltet staatliche Zuschüsse für kulturelle Zwecke und bearbeitet vor allem auch Fragen des Straßenbaues und Schulwesens. Verschiedene Arbeitsgebiete der Gauselbstverwaltung sind zur Zeit noch im Aufbau, im Endstadium soll sie tatsächlich alle den ganzen Gau angehenden landschaftlich bedingten Aufgabengebiete umfassen.
Die Vertreter des Gauleiters und Reichsstatthalters
Entsprechend den drei Hauptarbeitsgebieten stehen dem Gauleiter und Reichsstatthalter zur Erledigung der laufenden Arbeiten nach seinen grundsätzlichen Weisungen drei allgemeine Vertreter zur Seite:
Als Gauleiter der Stellvertretende Gauleiter, als Reichsstatthalter der Regierungspräsident, der in den Alpen- und Donaugauen nicht Behördenleiter, sondern für das Gebiet der inneren und allgemeinen Verwaltung sein ständiger Vertreter ist und der dem Regierungspräsidenten ranggleiche Gauhauptmann für alle Fragen der Gauselbstverwaltung.
In Anwendung seines Weisungsrechtes an Post, Bahn, Justiz, Finanzbehörde usw. kann sich der Reichsstatthalter nicht vertreten lassen.
Auf dem Gebiete der Arbeitseinsatz- und Treuhänderverwaltung ist der ständige Vertreter des Reichsstatthalters der Präsident des Landesarbeitsamtes.