Anmerkungen

1

Josef Eduard Ploner als Musikerzieher
Zu seinem zweiten Todestag am 23. Juni 1957
Artikel (anonym) in: Tiroler Tageszeitung vom 22. Juni 1957 zum 2. Todestag

Zu einer Deutung der Musikerpersönlichkeit Josef Eduard Ploners gehört neben der Beleuchtung seines kompositorischen Schaffens auch die seiner Tätigkeit als Musikerzieher, die er aus innerer Neigung und Berufung durch sein ganzes Leben durchführte. Schon in jungen Jahren beschäftigte er sich mit der "Psychologie des Musikunterrichtes". Auch von der eigenen musikalischen Praxis her wurde er immer wieder an musikerzieherische Probleme herangeführt. Er vermied es, ausgetretene Wege zu gehen, und betrachtete den Musikunterricht in erster Linie als wertvollsten Behelf, um musikalische Anregungen zu suchen und zu finden und an seine Schüler weiterzugeben.

Im Juli 1913 schrieb er in sein Tagebuch. "Der Autodidakt kann seine eigene Auffassung, seine seelische Empfindung bewahren. Die größten Denker, Dichter und Musiker waren Selbstlernende. Natürlich muß damit eine große Kraft verbunden sein, um zu arbeiten und nicht zu verzweifeln." Arnold Schönbergs Satz, daß Selbsterkenntnis der Schlüssel zu jeder Einsicht sei, wurde Ploner zur Richtschnur für das ganze Leben. Er haßte und verabscheute auch an sich selbst jede bloße Wissensbereicherung. Er bekennt von sich selber: "Wesentlich tiefer drangen meine Selbststudien des deutschen Volksliedes, der alten Meister und des von mir abgöttisch verehrten Großmeisters Johann Sebastian Bach. Daß ich zu den alten Meistern mit menschlicher und nicht bloß fachlicher Anteilnahme vordringen konnte, verdanke ich der musikalischen Jugendbewegung unter Fritz Jude [richtig: Jöde] und Walter Hensel, die mir manchen Fingerzeig und Anregung gegeben."

So wurde Josef Eduard Ploner durch die Arbeit an sich selbst schließlich zum Führer anderer. Der [Dieser?] arbeitete in verschiedenen Chorvereinigungen mit, aber erst in dem von ihm gegründeten Innsbrucker Kammerchor fand er die seiner Art gemäße Linie. Trotz größter Mühen und Widerwärtigkeiten gelang es ihm, diesen Chor zu einem Elitechor unserer Stadt zu machen. Viele und oft völlig unbekannte Werke brachte er zur Aufführung, und mit hinreißender eigener Begeisterung verstand er es, seine Sänger in Gehalt und Form der Werke einzuführen. Unter anderem gelang es ihm auch, die österreichische Erstaufführung der Johannespassion von Leonhard Lechner mit seinem Chore zu besorgen. Aber auch in dem ebenfalls von ihm gegründeten Evangelischen Kirchenchor bot sich ihm die Gelegenheit, einen weiteren Kreis von Menschen zu einem verinnerlichten Musikgestalten heranzubilden. Leider mußte Josef Eduard Ploner infolge seiner Schwerhörigkeit im Jahre 1935 alle öffentliche musikalische Arbeit aufgeben.

Seine musikerzieherische Tätigkeit führte er aber trotzdem bis zu seinem Tode weiter. Während des Krieges wurde er in der Musikarbeit der Lehrerbildungsanstalt eingesetzt; er war überall tätig, wo es galt, gute, saubrere Kulturarbeit mit der Jungend zu pflegen. Kompromißlos kämpfte er dabei vor allem um eine gesunde heimatliche Liedpflege. Nach dem Kriege war J. E. Ploner trotz seiner mittlerweile sehr fortgeschrittenen Schwerhörigkeit gezwungen, seinen Lebensunterhalt mit Privatstunden zu verdienen. Es war eine stille, aber um so intensivere Arbeit, die er da leistete. Er setzte in jedem Unterricht nicht nur sein überragendes Können und Wissen, sondern auch seine ganze künstlerische und schöpferische Persönlichkeit ein. So unterrichtete er in sorgenschwerer und unruhevoller Zeit viele, denen dieser Unterricht zu Lichtblicken und neuem musikalischem Aufschwung wurde.

Als dann der Tiroler Blasmusikverband für seine Kapellmeister im ganzen Land Kurse abhielt, stellte sich Josef Eduard Ploner begeistert für den Theorieunterricht zur Verfügung. Immer war er dabei bemüht, neben der theoretischen Grundschulung die Kapellmeister auf ihre große musikkulturelle Verantwortung im ganzen Lande aufmerksam zu machen. Ploners Ziel war eine Reformierung der Blasmusiken im Sinne einer dieser Instrumentalgattung gemäßen Literatur. Es war sich bewußt, daß es vorerst nur im kleinen Kreis gelingen konnte, für diese Gedanken Verständnis zu finden, um vielleicht später einmal einen durchgreifenden Erfolg zu erzielen.

Josef Eduard Ploners musikerzieherische Tätigkeit führte ihn auch hinaus in die Provinz. So besorgte er bis zuletzt den Klavier- und Theorieunterricht an der Imster Musikschule. Mit unverdrossenem Idealismus arbeitete er als Musikpädagoge, obwohl der Schatten des Todes schon über ihm lag. Bei einem improvisierten Schülerabend sprach er noch zu Eltern, Schülern und Gästen sehr eindringlich über den Sinn des Musikunterrichts und den inneren seelischen Wert der Musik für die Jugend gerade in unserer Zeit der Hast und Rekordsucht.

Josef Eduard Ploners musikerzieherische Tätigkeit erstreckte sich aber nicht nur auf seinen Unterricht; auch in seiner kompositorischen Arbeit widmete er so manches gute kleine Werk der musikbeflissenen Jugend. Es gibt eine Reihe solcher Werke, die trotz aller Schlichtheit eine innere Reife und Formgewandtheit zeigen, deren Drucklegung gerade bei dem Mangel an guter, leicht spielbarer zeitgenössischer Literatur für den Musikunterricht von hohem Wert wäre.

Josef Eduard Ploner ist nicht mehr. Möge aber neben seinem Werk auch seine musikerzieherische Tätigkeit weiterhin Früchte tragen: durch alle jene, die einst seine Schüler gewesen sind. Sie tragen die Verpflichtung in sich, weiterzuwirken gemäß seiner eigenen Zielsetzung: "Ich war seit jeher bemüht, mit meinem Kunstwollen nur dem Hohen und Reinen, dem Tiefen und Schönen, dem Klaren und Wahren zu dienen."

2

Laut anderer Quelle erfolgte der Parteiaustritt 1933.

3

Tiroler Landesarchiv, Innsbruck: LSR-1086 Ploner, Josef: Josef Ploner: Vorschlag zur Ernennung des Volksschullehrers Josef Ploner zum Oberschullehrer in der Reichsbesoldungsgruppe A4b2, undat. [Ende 1941?]. Alle nachstehenden Quellenzitate und -verweise entstammen dem Personalakt Ploner; sie werden hier daher nicht gesondert ausgewiesen.

4

Fachschaft der Komponisten in der [Tiroler] Reichsmusikkammer (Peter Marini) an Gauwalter für Erziehungswesen [recte: Gauwalter des NSLB] (Josef Prantl), Innsbruck, 27. 3. 1939.

5

Regierungspräsident Koch: Aktennotiz betrifft: Den Lehrer Josef Eduard Ploner, zur Zeit bei der Regierungsoberkasse , Innsbruck, 3. 12. 1940.

6

Regierungspräsident Koch: Aktennotiz betrifft: Den Lehrer Ploner , Innsbruck, 17. 12. 1940.

7

Aktenvermerk Tittel (Reichsstatthalterei Tirol-Vorarlberg/Abt. II) für Regierungsrat Neuner, Betrifft: Volksschullehrer Ploner , Innsbruck, 9. 6. 1941.

8

Vernehmungsniederschrift, aufgenommen im Amt des Landesschulrates für Tirol, Innsbruck, 17. 1. 1947.

9

Ploner an Gauleiter Hofer, Betrifft: Ansuchen um anderweitige Verwendung , Innsbruck, 26. 11. 1940. Das Rosenberg-Zitat (freilich als solches nicht gekennzeichnet) fand auch in Ploners Publikationen Eingang, so z. B. in seinen Artikel Weltanschauung und Tonkunst in der Deutschen Volkszeitung vom 27. 4. 1938: Nun will sich der Kammerchor mit neuer Tatkraft der Erreichung seines Zieles widmen und will seine durch Abwanderung und Flucht gelichteten Reihen auffüllen, um damit auf seinem Gebiet mitzuhelfen an der seelischen Untermauerung unseres Volkes.

10

Regierungspräsident Koch: Aktennotiz betrifft: Den Lehrer Josef Eduard Ploner, zur Zeit bei der Regierungsoberkasse , Innsbruck, 3. 12. 1940.

11

Bundesministerium für Unterricht (Zl. 34.020-IV/20a/54) an Landesschulrat für Tirol, betr. Josef Eduard Ploner, Komponist, Professortitel , undat. [Wien, Mitte März 1954].

12

Die Erstaufführung der Johannespassion von Leonhard Lechner (um 1553-1606) durch den Innsbrucker Kammerchor unter der Leitung von Josef Eduard Ploner am 26. März 1927 im Musikvereinssaal Innsbruck wurde mit einem Vortrag von Univ.- Prof. Dr. Wilhelm Fischer ("Die Entwicklung der Passionskomposition") eingeleitet. Im folgenden Jahr, am 6. April 1928, führte der Innsbrucker Kammerchor die Lechner-Passion im Rahmen der Karfreitagsliturgie in der evangelischen Christuskirche in Innsbruck auf. Ploner hatte zwischen die einzelnen Abschnitte der Passion Gemeindegesänge eingefügt. Am Beginn spielte er drei Orgelversetten von Samuel Scheidt über "Da Jesus an dem Kreuze stund" und zum Schluss das Choralvorspiel zu "Herzlich tut mich verlangen" von Johann Sebastian Bach. Der Segen beschloss die liturgische Feier (siehe Programme im Archiv Gilbert Ploner).


Über die Wiederentdeckung von Paul Hofhaimers Musik in Innsbruck berichtet Ehrentraud Straffner 1938:

Paul Hofhaimer, der Musikus Kaiser Maximilians
in: Neueste Zeitung Innsbruck vom 31. Jänner 1938

[...] So ist auch der Name Paul Hofhaimers, des weitberühmen Organisten Erzherzog Sigismunds und nachmaligen Hofmusikanten Kaiser Maximilians in Vergessenheit geraten und heute sogar manchem Musikhistoriker ein Name ohne Klang und Umriß. Dieser Paul Hofhaimer wirkte 1479 [richtig: 1480] bis 1490 in Innsbruck als Organist, erbaute in der damaligen Pfarrkirche eine vielgerühmte Orgel und kehrte im Gefolge Kaiser Maximilians auch später oftmals in der vom Kaiser so sehr geliebten Hauptstadt des Tiroler Landes ein. Seiner anlässlich der 400. Wiederkehr seines Todestages [1937] zu gedenken, war eine Ehrenpflicht der Urania, der sie sich nicht ohne Bedenken hinsichtlich der ideellen wie der finanziellen Seite einer solchen Veranstaltung unterzogen haben wird. Denn es ist ein Wagnis, eines Vergessenen zu gedenken. Aber das Wagnis gelang, und das dankt die Urania vor allem Professor Dr. Wilhelm Fischer, der es verstand, Schaffen und Persönlichkeit dieses Vergessenen in gefälligster Form lebendig zu machen, und einer Reihe von Mitwirkenden, die die Ausführungen des Vortragenden durch praktische Beispiele erläuterten.

Es ist nicht möglich, in wenigen Zeilen die wiedergewonnene Erinnerung an die Bedeutung Paul Hofhaimers, das Format seiner Persönlichkeit, sein Schaffen als Komponist, Organist und Improvisator, sein Leben als begünstigten Liebling mehrerer Fürstenhöfe zu umreißen. Wir müssen uns begnügen, auf den ausgezeichneten Vortag Professor Dr. Fischers zu verweisen, auf seine ebenso erschöpfenden wie humor- und temperamentvoll vorgebrachten Ausführungen, die in keiner Richtung einen Wunsch offen ließen. Daneben müssen wir dankbar der Vorträge des Innsbrucker Kammerchores, des akademischen Philologenchores, Dr. Gerhardingers und Dr. [Albert] Riesters sowie einer Reihe von unterstützenden Instrumentalisten gedenken [...].

13

Aus einem Interview von Manfred Schneider mit Prof. Peter Suitner am 11. April 2012 in Innsbruck
Peter Suitner (*1928) war unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg zu Ploner als Privatschüler gekommen. Der Kurs bei Ploner dauerte zweieinhalb Jahre.
Ploner unterrichtete über dessen ganze Dauer nach dem Lehrbuch eines jüdischen Autors:
Salomon Jadasohn, Lehrbuch der Harmonie, Leipzig 1920.
Von Politik wurde nie gesprochen. Ploner war ein "väterlicher Freund", der sich fürsorglich um seinen Schüler auch im außermusikalischen Bereich gekümmert hat. Er war ein einmalig gütiger und hilfsbereiter Mensch. Seine Schwäche war sein gelegentlich aufbrausendes Wesen.
Ploner sagte, er hätte drei Musiktalente als Schüler: Hanns Engl, Josef Tanzer und Peter Suitner.

14

Mit Gilbert Ploner in der Plonergasse
Von Herbert Buzas
In: Tiroler Tageszeitung vom 23. Januar 1975, Seite 8

Dem Tiroler Komponisten Josef Ploner (1894-1955) sind in seiner Heimat drei Straßen gewidmet. Eine in seinem Geburtsort Sterzing, die zweite in Lienz und die dritte in Innsbruck. Die Plonergasse [von Innsbruck] liegt in Pradl-Ost am Südring.

[In Lienz gab es seit 1952 eine "Prof.-Ploner-Straße", die 1994 in "Josef-Eduard-Ploner-Straße" umbenannt wurde und seit Juni 2012 aufgrund von Ploners kulturellem Engagement während der NS-Zeit wieder "Prof.-Ploner-Straße" heißt, nach dem Archäologen P. Innozenz Ploner OFM (1865 Villanders/Südtirol - Sanatorium Hocheppan 1914).]

Ploner war ein Tiroler mit verstärktem Rückgrat. Der beugte sich niemandem und verachtete nichts so sehr wie geschmeidige Anpassungsfähigkeit in jeglicher Erscheinungsform. Er war daher kein "bequemer" Mensch. Sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn trug ihm manchen Nachteil ein. Obwohl zu seinen Lebzeiten die Professoren-Inflation noch nicht in Schwung gekommen war, lehnte es Ploner ab, den ihm zugedachten Titel eines Professors h. c. anzunehmen. Ihm genügte es, Volksschullehrer, Musiklehrer, Musiktheoretiker, Begründer eines Chores, Organist in katholischen und evangelischen Gotteshäusern, zeitgenössischer Komponist und der Wiederentdecker alter Tiroler Liedschöpfer zu sein. Er hinterließ rund 250 Werke.

Wenn Ploner komponierte, überfiel es ihn wie ein Rausch. Er schrieb seine Einfälle unter starkem inneren Zwang nieder, in pausenloser Tag- und Nachtarbeit. Er komponierte, als er längst das Gehör verloren hatte. Mit heiterem Gesichtsausdruck saß er am Klavier, ohne zu hören, was er spielte. Doch sein inneres Ohr vernahm jede Schwingung. Ein Beethoven-Schicksal.

Ploner hinterließ seine Gattin Anna, die ausgebildete Sängerin ist, und zwei Söhne. Gilbert, der jüngere, hat die Musikalität seines Vaters in ihrer ganzen Fülle geerbt. Er betreut den Nachlaß Ploners und leitet den Hauensteiner-Chor, der sich vor allem dem original Tirolerlied widmet. Der 48 Jahre alte Brandschutztechniker zeichnete seinen Vater als einen Menschen, der das absolut herrschende Oberhaupt der Familie war. Vor konzertanten Aufführungen beschäftigte er Frau und Kinder mit dem Abschreiben von Partituren und Vervielfältigen der Stimme. "Wir waren eine aufeinander abgestimmte musikalische Familie."

Die Abtrennung seiner Heimat Südtirol hat Ploner nie überwunden. Ihm war die Einheit Tirols wahre Herzenssache. Und wohl darum ekelte ihn so sehr vor dem um sich greifenden Salontirolertum, vor dem ewig jodelnden, sich prostituierenden Brauchtumstypen.

Obwohl Ploner von der Musik bis ins Innerste erfüllt war, ritt er noch ein Steckenpferd. Er war ein begeisterter Freizeitmaler und in seinen jüngeren Jahren ein gewandter Turner und leidenschaftlicher Bergsteiger.

"Deine Musik ist nicht ein Versuch aus Eitelkeit, sondern die echte melodisch singende und sagende Stimme aus dem echoreichen Raume deiner eigenen Seele, aus dem des Volkes und des Landes." Mit diesen Worten würdigte Josef Georg Oberkofler seinen Landsmann Josef Eduard Ploner. In der Reihe "Schöpferisches Tirol" ist eine Biographie zu Ehren des Tiroler
Komponisten erschienen, der als einer der ersten die Bedeutung Arnold Schönbergs erkannt hat und darum von manchen Besserwissern bespöttelt wurde.

15

Norbert Wallner war schon früh ein begeisterter Anhänger des Nationalsozialismus gewesen. Im Rahmen der "Vereidigung der Innsbrucker Lehrerschaft" am 22. März 1938 war Norbert Wallner der Festredner. Auszüge dieser Ansprache sind wiedergegeben in den

Innsbrucker Nachrichten vom 24. März 1938, Seite 5 f.

[...] Dann führte Lehrer P[artei]g[enosse] Norbert Wallner u. a. aus: "Der Führer spricht: Für uns sind die drei Worte, die viele gedankenlos aussprechen, mehr als Schlagworte: Liebe, Glaube, Hoffnung. Wir wollen unser Vaterland lieben und lieben lernen, eifersüchtig lieben lernen, es allein und nichts anderes dulden. Wir kennen nur ein Interesse, das ist das unseres Volkes. Wir protestieren dagegen, daß jedes andere Volk ein Recht besitzen soll, aber das unsere nicht. Wir müssen den blinden Glauben lernen, den Glauben an die Notwendigkeit dem Recht zu dienen, dem der Sieg beschert sein muß. Aus dieser Liebe und aus diesem Glauben schält sich uns der Begriff der Hoffnung. Wenn andere an der Zukunft Deutschlands zweifeln und schwanken, wir zweifeln nicht, wir hoffen und glauben, daß Deutschland wieder groß und gewaltig wird und werden muß."

[...] Einem kurzen Rückblick auf diese Zeit [der Illegalität des Nationalsozialismus in Österreich], einem freudigen Bekenntnis zum nationalsozialistischen Großdeutschland galt auch der Vortrag von P[artei]g[enosse] Norbert Wallner, der im Mittelpunkt des Abends stand. "Wir haben Geschichte erlebt" führte Pg. Wallner aus, "wie sie sich seit Jahrhunderten nicht mehr ereignet hat. Unsere Enkel und Urenkel werden uns beneiden um das Erlebnis dieser Tage, um das Erlebnis dieses 13. März 1938, an dem Österreich wieder heimgekehrt ist ins Reich, an dem Deutschland erst in Wirklichkeit Deutschland geworden ist. Es sind Hunderte von Bildern, die angesichts dieser Tatsache vor den Augen jedes Deutschen aufsteigen und es sind Erinnerungen darunter, die den deutschen Oesterreicher stolz und froh machen können. Denn trotz der Aspirationen eines nur und ohne Wahrung grundlegender nationaler Prinzipien auf die Mehrung seiner Hausmacht bedachten Herrschergeschlechtes hat der deutsche Oesterreicher niemals sein Volkstum vergessen, hat er niemals die Aufgaben, Vorposten und Stoßtrupp des Deutschtums im Südosten zu sein, außer Acht gelassen.

Wir Österreicher können stolz sein auf die Bewährung unseres Volkstums an ausgesetztem und verantwortungsvollstem Posten. Wir kehren nicht als Geduldete, minder Geachtete heim ins Reich. Wir wissen, daß jeder von uns gefestigt ist in seinem Bekenntnis zur Nation, weil in jedem von uns seit Urväterzeiten das opfer- und kampfbereite Volksbewußtsein des Grenzlanddeutschen wach ist, weil wir stolz darauf sind, daß der Vertreter eben dieses volksbewußten österreichischen Deutschtums Adolf Hitler, der Schöpfer Großdeutschlands, geworden ist."

Mit dem Deutschlandlied und mit dem Horst-Wessel-Lied bekräftigten die Anwesenden das Bekenntnis zu Großdeutschland, das sie in den Ausführungen Pg. Wallners Wort für Wort, Satz für Satz aus freudig bewegtem Herzen mitempfunden hatten. Abschließend sprach Pg. Landesschulinspektor Leuprecht den Dank aller, die sich in dieser Stunde zu einem Bekenntnis für Großdeutschland versammelt hatten, an den Führer für seine Tat vom 13. März 1938 aus und schloß die Versammlung mit dem Gelöbnis, diesen Dank auch in der Tat zu beweisen, denn wir Österreicher wollen am 10. April [1938] Oesterreich hundertprozentig dem Führer bringen.


Die Kernlieder der nationalsozialistischen Bewegung wurden als besonders wertvolles, essenzielles Kulturgut angesehen, ähnlich den heutigen Nationalhymnen und waren so gesetzlich vor Missbrauch geschützt, vgl. eine Kurznotiz in den Innsbrucker Nachrichten vom 27. März 1940, S. 4:
Schutz des Liedes "Wir fahren gegen Engeland".
Durch die Verordnung zum Schutz der nationalen Symbole und Lieder, ist das Singen und Spielen vaterländischer Lieder und nationalsozialistischer Kampflieder in Vergnügungs- und Gaststätten im allgemeinen verboten. Ausgenommen sind Gelegenheiten, bei denen zum Singen und Spielen dieser Lieder eine besondere Veranlassung vorliegt. Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda weist darauf hin, daß unter den Schutz dieser Verordnung auch das Lied "Wir fahren gegen Engeland" fällt.



Im Sommer 1938 initiierte Norbert Wallner einen "Tirolerabend" in Innsbruck.
Hierzu erschien folgender Bericht in den
Innsbrucker Nachrichten vom 12. August 1938:

Tirol in Lied und Tanz
Die erste große Feierabend-Gestaltung der NS.-Gemeinschaft "Kraft durch Freude"

In dem Bestreben, unseren Gästen aus dem Altreich nicht nur Tirols landschaftliche und städtebauliche Schönheit zu vermitteln, sondern ihnen den Geist unseres echten, urdeutschen Volkslebens, seiner Sitten und Bräuche, Tänze und Lieder zu erschließen, veranstaltete die NS.-Gemeinschaft "K[raft] d[urch] F[reude]" gestern zum erstenmal im Großen Stadtsaal einen volkstümlichen Abend unter dem Kennwort "Tirol in Lied und Tanz".

Echtes Volksgut, nicht Kitsch
Rund 800 KdF.-Fahrer aus den Gauen Mecklenburg und Westfalen-Nord, die zur Zeit als Gäste im Oberinntal weilen, waren zu diesem Tiroler Abend eingeladen und füllten in fröhlichster, erwartungsvoller Stimmung den festlich geschmückten Stadtsaal.

Nach einem einleitenden Marsch der Mühlauer Musikkapelle und begrüßenden Worten des P[artei]g[enossen] Stahl deutete Pg. [Norbert] Wallner in sinnigen Worten den Zweck des Abends. Wir Tiroler sind aufs tiefste mit unserer Heimat verwachsen und bieten unser Bestes, wenn wir unverfälschtes Volksgut, so wie es wurzelecht und ursprünglich erstanden, wiedergeben. In diesem Sinn soll der heutige Abend den Gästen Tirol zeigen, wie es singt und jubelt, wie es tanzt und spielt, ganz aus heimischem Empfinden heraus, beseelt von Heimatliebe und Heimatstolz. So wie das schmucke Edelweiß, das auf steilem Felshang blüht, dem vom Gärtner künstlich in der Taltiefe gezogenen Edelweiß vorzuziehen ist, so soll unser echtes Volkslied, unser Volkstanz über modernisierte verkitschte unechte "Tiroler Darbietungen" siegen.

Tiroler Lied, Tanz und Musik
Es folgten nun in bunten Wechsel Volkslieder, Volkstänze, Volksmusik. Die unermüdlichen Mühlauer Musikanten wurden von der Mühlauer Sängervereinigung abgelöst, die aus dem Schatz unserer sangbaren Volkslieder die schönsten Perlen hob und in stimmungsvoller Wiedergabe zu Gehör brachte. So oft eines dieser Lieder aus dem Herzen unseres Alpenvolkes, das Ernst und Scherz, Schalk und Lebensfreude am liebsten im Lied ausströmen lässt, erklungen war, rauschte begeisterter Beifall durch den Saal, der besonders auch dem ausgezeichneten Jodler galt.

Ebenso erntete der Tanzkreis Mils, der auf einem Podium in der Mitte des Saales eine Auswahl von heimischen Volkstänzen mit ursprünglichem Temperament und vorzüglicher Schulung vorführte, stürmischen Beifall. Die Gäste aus dem Norden entzückte[n] der ländliche Rhythmus und die köstlichen Tanzfiguren des Siebenschritts, des Spinnradls, des Haxnschmeißers, des Achtertanzes und besonders natürlich die Schuhplattler.

Als dann auch unser "Maxl", der Meister des Kaiserjägerliedes Max Depolo, zur Laute griff und einige seiner heiteren mundartlichen Volkslieder zum Besten gab, war der Zweck des Abends, unseren Gästen von Tiroler Volkskunst in Lied und Tanz einige Proben zu geben und ihnen damit frohe Stunden von bleibender Erinnerung zu bieten, voll erreicht. Bis in späte Stunden erfüllte den Stadtsaal ein erhebendes Gemeinschaftsgefühl im Zeichen des Tiroler Volkslebens.


Für den Brixentaler Flurritt 1944 komponierte Norbert Wallner, der zu diesem Zeitpunkt die Funktion des Kreisamtsleiters des Kreises Kitzbühel innehatte, eigens ein "Flurrittlied" (siehe Innsbrucker Nachrichten vom 13. Juni 1944, S. 3).

Weitere Informationen zu Norbert Wallner

16

Die Funktion, das Gemeinschaftsgefühl zu wecken und die Zusammengehörigkeit zu stärken, erfüllten auch die sogenannten "Dorfgemeinschaftsabende". Sie dienten der Identitätsstiftung, hatten aber auch den Zweck der politischen und ideologischen Einflussnahme auf die Ortsbevölkerung durch regionale Parteifunktionäre. In späterer Zeit, ab ca. 1943, erweiterte sich ihre Zweckbestimmung zudem auf beruhigende Informationen und Erklärungen zum aktuellen Kriegsgeschehen.

Über den ersten Dorfgemeinschaftsabend im Alpbachtal 1941 veröffentlichten die
Innsbrucker Nachrichten vom 2. April 1941 (signiert "G.")
einen ausführlichen Bericht, mit dem Foto einer "Alpbachtalerin" in Tracht. Das ausgeklügelte Konzept einer Selbstdarstellung sollte gewissermaßen zur Nachahmung anregen:

Der erste Dorfgemeinschaftsabend im Alpbachtal
Altes Brauchtum in lebendiger Überlieferung Gäste aus allen deutschen Gauen Ein farbenfrohes Bild alter Trachten

Von Brixlegg gegen Süden weitet sich das liebliche Alpbachtal, das bis vor wenigen Jahren eines der weltabgeschiedensten unseres Alpenlandes war gab es doch nicht einmal eine ordentliche Straße seither aber rasch zu einem der beliebtesten Sommerfrisch- wie Wintersportplätze des Gaues geworden ist. Doch die Wellen großstädtischen Lebens, die jetzt besonders zur Hauptreisezeit bis ins ferne Alpbach hineinschlagen, können die Talbauern nicht mehr in ihrer fest gefügten, heimatverbundenen Art beirren. Sie wohnen einsam in ihren von Sonne und Wetter braungebeizten Holzhäusern auf den weiten Wiesenhängen, auf denen die Sonne scheint, so lange nur der Tag dauert. Und sie tragen auch noch wie vor ihre reiche Taltracht, die sie durch alle Geschmackswirren der letzten Jahrzehnte manch spöttischem Wort land- und volksfremder Gäste zum Trotz treu bewahrt haben und die sie jetzt, da Väterart und Vätersitte wieder gelten, mit besonderem Stolz zeigen. Auch mancher schöner Brauch, der in den geschäftigen Talorten fast in Vergessenheit geraten ist, wie das Perchtenlaufen oder das Anklöpfeln, wird hier noch treu gepflegt und in seinem tiefen Sinn lebendig erfaßt. Wenn eine Alpbacherin heiratet, muß ihr heute wie einst der Urahne [richtig: bei den Urahnen?] der Hausrat in streng geordneter Auswahl und Güte in das neue Haus vorausgefahren werden. Der bunt bemalte Kasten, das festgefügte Bett und das selbstgesponnene Leinen geben dabei Zeugnis von der Wohlhabenheit wie vom Fleiß der Braut, die nun mit festen Händen auf dem Hof des Mannes die Arbeit anpacken wird, wie sie es von Jugend auf von der Mutter gelernt hat. Die Einsamkeit hat aber die Alpbacher nicht zu Eigenbrötlern und Sonderlingen werden lassen, im Gegenteil, sie haben von jeher einen ausgeprägten Sinn für frohe Geselligkeit bekundet, die sie nach Tagen harter Arbeit zu frohen Feierstunden zusammenführt.

So war auch der kürzlich durchgeführte erste Dorfgemeinschaftsabend der Ortsgruppe Alpbach ein schöner Erfolg für die Veranstalter, also das ganze Dorf, das über 400 Köpfe stark daran teilnahm. Nach einem flotten Marsch der Alpbacher Trachtenkapelle eröffnete der Ortsgruppenleiter P[artei]g[enosse] Karl Weiß den Abend und begrüßte vorerst den Kreisleiter Pg. Ploner [nicht Josef Eduard] aus Kufstein, der zur großen Freude der Alpbacher an dem Abend teilnahm. Weiter konnte der Ortsgruppenleiter die Teilnehmerinnen des Reichslagers der Gaujugendgruppenführerinnen und des Reichslagers der Gaubeauftragten für die Werkfrauen herzlich willkommen heißen. Durch diese Gäste waren alle deutschen Gaue bei der Veranstaltung vertreten. Der Ortsgruppenleiter machte den Anwesenden den Sinn und Zweck der Dorfgemeinschaftsabende klar und wünschte dem ersten Versuch ein gutes Gelingen.

Dieser Wunsch ging auch in Erfüllung, denn die einheimischen Sänger, Schuhplattler, Brauchtumsgruppen (Anklöpfler, Perchten usw.), begleitet von der Alpbacher Trachtenmusik, boten Hervorragendes. Besonderen Beifall fand der Vortrag des Ortsgruppenpropagandaleiters Pg. Franz Margreiter über die Besiedlungsgeschichte des Tales. Staunen erregte bei den geladenen Gästen der beiden Reichslager die Feststellung, daß sechzehn Alpbacher Familien nachweisbar seit dem 16. Jahrhundert als freie deutsche Bauern die Scholle der Heimat in schwerer Arbeit bebauen. Ein Lichtbildervortrag der Bildberichterstatterin P[artei]g[enossi]n [Hilde] Brinckmann [-Schröder] zeigte in ausgezeichneten Bildern Arbeit, Brauchtum und Schönheit unseres Alpbachtales. Im späteren Verlaufe des Abends sprach Kreisleiter Pg. Ploner unter starkem Beifall über den Zusammenhang des heutigen Dorfgemeinschaftsabend mit unserer ganzen deutschen Volksgemeinschaft und wies daraufhin, daß wir durch jede Art von Gemeinschaftswirken unseren tapferen Soldaten den Endsieg erleichtern. Verschönt durch das farbenfrohe Bild der alten Trachten unserer Burschen und Dirndln, wurde dieser erste Dorfgemeinschaftsabend ein voller Erfolg.

Auch die Mauracher in froher Gemeinschaft
Die Ortsgruppe Maurach veranstaltete einen gut gelungenen Dorfgemeinschaftsabend, dem eine schlichte Feier vorangegangen war, in deren Rahmen die Ueberstellung der ältesten Jugend und Mädel der Jugendgruppe der NS.-Frauenschaft in das Deutsche Jungvolk und in den Jungmädelbund erfolgte. Anschließend wurde die Ausstellung der Schülerarbeiten zum Wettbewerb "Seefahrt tut not" besichtigt. Der Dorfgemeinschaftsabend wurde mit einem interessanten Vortrag des Pg. Hosp eingeleitet, der die Geschichte von Maurach, Eben und Pertisau schildert.

_____________________________________________________________________________
Dorfgemeinschaftsabend in Walchsee, März 1941

Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 27. März 1941, S. 6:

Walchsee. Dorfgemeinschaftsabend.
Die Ortsgruppe der NSDAP. veranstaltete einen Dorfgemeinschaftsabend, dessen reichhaltige Vortragsfolge größten Beifall fand. P[artei]g]enosse] Lukasser sprach einleitende Worte, in denen er darauf hinwies, daß im Dorfgemeinschaftsabend altes Brauchtum der Heimat gepflegt und neu erlebt werden soll. Der Dorfgemeinschaftsabend biete Stunden der Belehrung und Entspannung für alle Volksgenossen. Die Gestaltung der Vortragsfolge wurde zum größten Teil von der H[itler]-J[ugend] und [dem] B[und] D[eutscher] M[ädel] bestritten, außerdem waren volkstümliche Lieder im Viergesang zu hören und einige zufällig anwesende Hitlerjungen aus Rosenheim erfreuten durch heitere Vorträge.

_____________________________________________________________________________
Dorfgemeinschaftsabend in Kitzbühel, September 1941

Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 17. September 1941, S. 4:

Kitzbühel. Dorfgemeinschaftsabend.
Die Ortsgruppe Kitzbühel veranstaltete einen Dorfgemeinschaftsabend, dessen vorzüglich gestaltete Vortagsfolge zum größten Teil von der Trachten- und Brauchtumsgruppe sowie Musikkapelle des Standschützenverbandes bestritten wurde. Ortsgruppenleiter P[artei]g[enosse] Eberl eröffnete die Veranstaltung mit einer Ansprache, in der er Sinn und Zweck der Dorfgemeinschaftsabende darlegte und einen Überblick über die allgemeine politische Lage gab. Pg. E. Moser sprach über alte Sitten im Gebiet von Kitzbühel, insbesondere über althergebrachte Hochzeitsbräuche. Die Darbietungen der Musikkapelle, die bunten Liedvorträge und Volkstänze der Brauchtumsgruppe und die von Pg. Primus vorgetragenen Knittelverse nach der Art der "Schnitzelbank" wurden mit ungeteiltem Beifall aufgenommen. Die Veranstaltung bot Gelegenheit, das langjährige Mitglied des Standschützenverbandes, Nikolaus Zwicknagel und seine Gattin zur diamantenen Hochzeit öffentlich zu beglückwünschen.

_____________________________________________________________________________
1. Dorfgemeinschaftsabend in Pians, Oktober 1941

Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 1. November 1941, S. 6:

Pians. Dorfgemeinschaftsabend.
Die Ortsgruppe Pians veranstaltete ihren ersten Dorfgemeinschaftsabend, der überaus gut besucht war und einen vollen Erfolg hatte. Die flotten Weisen der Musikkapelle des Standschützenverbandes, die schönen Volkslieder und althergebrachten Volkstänze sowie ein lustiges Theaterstück wurden mit ungeteiltem Beifall aufgenommen. Großes Interesse fand auch der Vortrag über den kämpferischen Einsatz der Vorfahren bei den Freiheitskämpfen, die sich im Gebiet von Pians abspielten. Kreisleiter P[artei]g[enosse] Bernard, der mit mehreren Kreisstabsmitgliedern der Veranstaltung beiwohnte, wies in seiner Ansprache auf die Bedeutung der Brauchtumspflege hin.

_____________________________________________________________________________
1. Dorfgemeinschaftsabend in Leermoos, November 1941

Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 18. November 1941, S. 4:

Lermoos. Dorfgemeinschaftsabend.
Hier fand der erste Dorfgemeinschaftsabend statt. Der Ortsgruppenleiter Parteigenosse Singer konnte den Gauorganisationsleiter P[artei]g[enossen] Braunsdorff und als Vertreter des Kreisleiters Kreisamtsleiter Parteigenossen Kratky begrüßen. Dieser Abend zeigte die wahre Dorfgemeinschaft, denn alles, jung und alt, Männer und Frauen waren der Einladung gefolgt. Besonderen Beifall fand der beste Jodler des Dorfes, Pg. Josef Bader. Ein kurzer Farblichtbildervortrag von Pg. Linser über Standschützenschießstände und Trachten fand große Anerkennung. Zum Schluß sprach noch Kreisamtsleiter Pg. Kratky über die große bolschewistische Gefahr, die unser Führer mit seinen Soldaten nun beseitigt hat.

_____________________________________________________________________________
[Dorfgemeinschaftsabend] / Brauchtumsabend in Angath, November 1941

Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 28. November 1941, S. 4:

Angath. Brauchtumsabend und Ehrung.
Die Ortsgruppe Angath der NSDAP. lud die Ortsbevölkerung zu einem Brauchtumsabend ein. Ein reichhaltiges Programm füllte pausenlos den anregenden Abend. Besonders gefiel der von der Angather Laienbühne "Alpenrose" gebrachte Einakter. Ein Hilterjunge, als Ansager, brachte ín Gedichtform das Geschehen des Abends. Gut gefiel die Jugend-Schuhplattlergruppe, die vom Organisationsleiter der Ortsgruppe P[artei]g[enosse] Eder, geleitet wird. Eine B[und] D[eutscher] M[ädel]-Gruppe aus Wörgl führte schöne Volkstänze vor. Die Pausen wurden mit Musikvorträgen ausgefüllt. Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete die Ehrung verdienter Bäuerinnen und die Überreichung von Landarbeiterbriefen.

_____________________________________________________________________________
1. Dorfgemeinschaftsabend in Erl, Dezember 1941

Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 19. Dezember 1941, S. 4:

Erl. Dorfgemeinschaftsabend.
Zum erstenmal fand in unserer Gemeinde ein Dorfgemeinschaftsabend statt. Der Saal war zum Bersten voll. Nach der Eröffnung hielt Schulleiter Rupprechter einen Vortrag über die Dorfgeschichte, Ortsgruppenleiter P[artei]g[enosse] Schoiberer erörterte Sinn und Wesen der Dorfgemeinschaft. Tiroler Lieder, Volkstänze und Schuhplattler wechselten in bunter Reihenfolge. Das über 80 Jahre alte Ehepaar Waldegger erfreute die Zuhörer durch alte Volkslieder. Ein lustiger Einakter beschloß die Veranstaltung. Alt und jung hofft, bald wieder einen ähnlichen Brauchtumsabend zu erleben.

_____________________________________________________________________________
Dorfgemeinschaftsabend in Tarrenz, [Anfang Februar ?] 1942

Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 3. Februar 1942, S. 3:

Dorfgemeinschaftabend in Tarrenz
Ein frohes Bild der Gemeinschaft, wie es schöner nicht sein kann, war der am Sonntag in der Ortsgruppe Tarrenz durchgeführte Dorfgemeinschaftsabend. Schon der äußere Rahmen zeigte ein festliches Gepräge, waren doch die meisten Tarrenzer in ihren alten Trachten erschienen. Ortsgruppenleiter P[artei]g[enosse] Schatz sprach einleitend über Sinn und Zweck dieses Abends. Dann folgte in bunter Abwechslung die wirkungsvoll zusammengestellte Vortragsreihe. Pg. Greif erzählte aus der Dorfgeschichte, während Pg. Wörle Briefe von der Front zur Vorlesung brachte. Die Standschützenkapelle ließ flotte Weisen ertönen. Die Jugend-Schuhplattlergruppe musste ihre Darbietungen mehrmals wiederholen. Die kleine Sängerschar und das Wolf-Quartett sangen sich mit ihren Liedern und Jodlern in die Herzen der Zuschauer. Reichen Beifall fanden die Mädchen des Reichsarbeitsdienstes, die unter Leitung der Lagerführerin P[artei]g[enossi]n Hesse alte Volkstänze zeigten und ansprechende Volkslieder brachten. Die Laienspielschar brachte mit ihrem guten Einakter "Der Basl ihr Testament" die Lacher auf ihre Seite. Zum Schluß ergriff der Kreisleiter, Gauinspektor Mahnert das Wort und führte u. a. aus: Wenn wir heute im dritten Kriegsjahr einen Dorfgemeinschaftsabend durchführen, dann tun wir dies nicht, um das Kriegsgeschehen zu vergessen, sondern um zu erkennen, daß wir uns noch enger als bisher zusammenfinden müssen, um auch in der Heimat bestehen zu können.

_____________________________________________________________________________
Dorfgemeinschaftsabend in Kramsach, September 1943

Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 28. September 1943

Kramsach. Dorfgemeinschaftsabend.
In Gegenwart des Kreisleiters P[artei]g[enossen] Ploner und des Ortsgruppenleiters Pg. Gutmann kamen am vergangenen Samstag mehrere hundert Kramsacher Volksgenossen bei einem Dorfgemeinschaftsabend zusammen. Ritterkreuzträger SS-Unterscharführer Hans Thaler, über dessen Auszeichnung wir kürzlich berichtet haben, war mit seinen Angehörigen Gast des Abends. Der Kreisleiter nahm die Anwesenheit des Ritterkreuzträgers zum Anlaß, auf die hervorragenden Kampfleistungen unserer Soldaten und auf die Verpflichtungen, die sich daraus für die Haltung der Heimat ergeben, mit Nachdruck hinzuweisen. Im weiteren Verlauf wurde eine von den Standschützenmusikkapellen umrahmte abwechslungsreiche Vortragsfolge geboten, die von Darbietungen heimischen Brauchtums getragen war. Brauchtumsgemeinschaften des Standschützenverbandes aus Kramsach, Alpbach und Radfeld trugen hierzu hauptsächlich bei.

_____________________________________________________________________________
Zu weiteren Dorfgemeinschaftsabenden vgl. Berichte in den Innsbrucker Nachrichten:

1942
INr v. 12. 3. 1942, S. 4: Bichlbach

1943
INr v. 26. 2. 1943, S. 3: Hopfgarten;
INr v. 16. 3. 1942, S. 4: Ellbögen
INr v. 4. 5. 1943, S. 3: Grän

1944
INr v. 7. 4. 1944, S. 3: Ellmau
INr v. 10. 5. 1944, S. 3: Breitenbach
INr v. 25. 5. 1944, S. 3: Wörgl


______________________________________________________________________
Gemeinschaftsabende für die Südtiroler Umsiedler
1941, Januar Stams
Saal des Südtiroler Heims

Zum Dorfgemeinschaftsabend ein "flotter Marsch" der Standschützenkapelle Stams
Die "lustigen Dorfschrammeln auf den ältesten Instrumenten"
Ein Gstanzlsänger und "Meraner Figurentanz"
Gemeinschaftslieder und Volkstanz aller

Südtiroler erleben die Volksgemeinschaft
Dorfgemeinschaftsabend in Stams
In: Tiroler Landbote vom 31. Januar 1941, Seite 5

Nun hatte auch Stams seinen Dorfgemeinschaftsabend, zu dem sich als Gäste Gauorganisationsleiter P[artei]g[enosse] Braunsdorff mit dem Kreisleiter Gauinspektor Pg. Mahnert und dem Kreisgeschäftsführer Pg. v[on] Oelhafen eingefunden hatten. Etwa 600 Personen waren im Saale des Südtiroler Heimes in Stams erschienen und warteten auf die vielverheißende Vortragsfolge.

Mit einem flotten Marsch, gespielt von der Standschützenkapelle Stams, begann der Abend. Hernach begrüßte Ortsgruppenleiter Pg. Staudacher sämtliche Gäste. Daran schloß sich ein ausgezeichnet vorgetragener Vorspruch eines schneidigen Stamser Jungen, der in Versform Sinn und Zweck des Abends dartat. Besonders interessant waren die Ausführungen Dr. Speckbachers über die Dorfgeschichte von Stams, dessen Namen bereits 1065 zum erstenmale in der Geschichte auftauchte. Im Jahre 1273 wurde das Kloster Stams gegründet und hierbei sämtliche umliegende Gründe und Gehöfte enteignet, ein Unrecht, das erst jetzt wieder dadurch gutgemacht wurde, daß heute sowohl das ehemalige Kloster als auch die dazugehörigen Gründe und Höfe für unsere Südtiroler Umsiedler, also für die Volksgemeinschaft zur Verfügung gestellt wurden.

Mit besonders gut vorgetragenen Musik- und Volkstanzeinlagen verstanden es die Stamser, ältestes Volks- und Brauchtum wieder zu neuem Leben zu erwecken. Anschließend verlas Ortsbauernführer Pg. Christl einige Briefe von Frontsoldaten an die Ortsgruppe Stams, die so richtig die Verbundenheit von Front und Heimat und die unerschütterliche Siegeszuversicht eines jeden beweisen. Hierauf brachte eine BDM.-Gruppe Lieder und Gedichte und den lustigen Einakter "Der Jörg und s" Jörgele" ausgezeichnet zum Vortrag. Ganz besonderen Beifall ernteten die Bäuerinnen in der Spinnstube mit ihren Spinnrädern und der lustige Sänger, der in ulkigen Versen die Schwächen der einzelnen Anwesenden besang. Ein Meraner Figurentanz und die lustigen Dorfschrammeln, die auf den ältesten Instrumenten aufspielten, fanden ebenso ungeteilten Beifall. Gemeinsam gesungene Lieder und Volkstänze erweckten Begeisterung.

Es war bereits zu vorgerückter Stunde, als Gauinspektor Pg. Mahnert das Wort ergriff und alle aufforderte, auch in Zukunft und draußen im Leben dieselbe unzertrennliche Gemeinschaft hochzuhalten und zu pflegen, wie sie hier bei diesem Abend so richtig geschmiedet wurde.

_____________________________________________________________________________
1940, 14. Dezember Kufstein
Großer Eggersaal
Saal beim Neuwirt

Tirolerabend für Südtiroler Rückwanderer
"Stürmischer Beifall" für Auftritt der "Gebrüder Feiersinger" mit "Tiroler Liedln" und die "Wörgler Volkssängerin und Jodlerin"

Ein lustiger Tiroler Abend
In: Tiroler Volksblatt vom 18. Dezember 1940, Seite 3

Ein lustiger Tiroler Abend hat am Samstag, den 14. Dezember, im Auftrag der Kreisverwaltung der DAF., NSG. [Deutschen Arbeitsfront, Nationalsozialistischen Gemeinschaft] "Kraft durch Freude", für die in Kufstein weilenden Volksgenossen aus Südtirol stattgefunden, und zwar gleich in doppelter Auflage: im Großen Eggersaal und im Saal beim Neuwirt. Er hatte den Zweck, den Südtiroler Rückwanderern einmal wieder ein paar heitere Stunden zu bieten, und nach dem Verlauf dieses Abends darf man wohl sagen, daß dieses Ziel in jeder Hinsicht erreicht worden ist. Die Südtiroler, Männer, Frauen und Mädchen, haben sich vortrefflich unterhalten. Der heitere Teil des Abends wurde in der Hauptsache von den bekannten Gebrüdern Feiersinger und einer Wörgler Volksängerin und Jodlerin bestritten, die die schönsten ihrer Tiroler Liedln zum besten gaben und damit stürmischen Beifall fanden. Neben Bürgermeister Max Schierl hatte sich auch Kreisleiter Hans Ploner eingefunden, der an die Südtiroler herzliche Worte der Begrüßung richtete und ihnen die Versicherung gab, daß sich der nationalsozialistische Staat, die Partei, allzeit ihrer annehmen und immer trachten werde, ihnen das Leben in ihrer neuen Heimat schön zu machen. So verlief der Abend, bei dem den Erschienenen auch ein kleiner Imbiß gereicht werden konnte, an beiden Orten im Zeichen wahrer Volksgemeinschaft und fröhlicher Lebensbejahung, deren Betonung wir auch in diesem Kriege nicht verlernt haben.

_____________________________________________________________________________
1939: Das Abkommen über die Umsiedlung aus Südtirol

Aufgrund des Abkommens zwischen Hitler und Mussolini im Jahr 1939, die Brennergrenze als endgültig zu erklären, sollte Südtirol nach seiner im Jahr 1918 erfolgten Abtrennung auf Dauer ein Teil Italiens bleiben. Die deutschsprachige Bevölkerung Südtirols konnte sich nun dafür entscheiden, in das Deutsche Reich auszuwandern, was mit dem Versprechen einer adäquaten Entschädigung verbunden war, oder im Lande zu verbleiben und sich für Italien zu erklären. Im Zuge der geplanten Eroberungen im Osten sollte dann dort den deutschen Südtirolern eine neue Heimat zugewiesen werden.
Von den 245.000 Abstimmungsberechtigten optierten etwa 210.000 für Deutschland; wegen des Krieges wurden jedoch bis 1942 nur etwa 75.000 Personen umgesiedelt.

Abkommen über die Umsiedlung aus Südtirol
Regelung aller Fragen in freundschaftlichem Geiste
In: Tiroler Volksblatt vom 31. Oktober 1939, Seite 2

Rom, 21. Okt[ober 1939, Deutsches Nachrichten Büro] (DNB.) Der Minister für auswärtige Angelegenheiten, Graf G[aleazzo] Ciano, der deutsche Botschafter in Rom, [Hans Georg] von Mackensen, und Gesandter [Carl August] Clodius haben am Samstag das Abkommen über die Umsiedelung von Reichsdeutschen und Volksdeutschen aus Südtirol in das Deutsche Reich unterzeichnet.
Alle auftauchenden Schwierigkeiten wurden in freundschaftlichem Geiste geregelt. Das ist ein neuer beweis dafür, daß die beiden Regierungen in gemeinsamer Zusammenarbeit für die schwierigen Fragen, die in anderen europäischen Staaten zu schweren Konflikten geführt haben, eine befriedigende Lösung zu finden wissen.

Durch das am Samstag unterzeichnete Abkommen werden alle die Umsiedlung der Volksdeutschen aus Südtirol in das Deutsche Reich betreffenden Fragen im Sinne der kürzlichen Berliner Vereinbarungen geregelt, und zwar sowohl hinsichtlich der Rückwanderung als auch hinsichtlich der Mitnahme des beweglichen Eigentums und des Vermögens.

Grundsätzlich sollen die in Südtirol wohnhaften Reichsdeutschen innerhalb von drei Monaten nach Veröffentlichung der gemeinsam aufgestellten Richtlinien in das Deutsche Reich abwandern. Die Umsiedlung der Volksdeutschen ist freiwillig.

Das Abkommen sieht ferner vor, daß bis zum 31. Dezember 1939 alle in Südtirol wohnhaften oder aus diesem Gebiet stammenden Volksdeutschen frei und unbeeinflußt eine Erklärung abgeben, ob sie im Königreich Italien verbleiben und die italienische Staatsangehörigkeit behalten, oder ob sie die deutsche Reichsangehörigkeit annehmen und in das Deutsche Reich übersiedeln wollen.

Diese Erklärung ist endgültig und verbindlich. Die Umsiedlung jener Volksdeutschen, die die deutsche Reichsangehörigkeit annehmen, wird bis zum 31. Dezember 1942 durchgeführt.

Das Vermögen der Abwandernden kann auf dem freien Markt oder durch Vermittlung einer staatlichen Gesellschaft der "Entente Nazionale per le tre Venezie" veräußert werden. Es wurden die erforderlichen Maßnahmen vereinbart, um die Ueberweisung des Gegenwertes möglichst einfach und in kürzester Zeit unter weitestgehender Berücksichtigung der Interessen des einzelnen und der Gesamtheit vornehmen zu können.

Tiroler Landbote vom 18. 1. 1940, Seite 6

_____________________________________________________________________________
1941: Richtlinienerlass für Gemeinschaftshäuser
Zentren für Politik, Kultur, Sport, Gesundheit und Kinderbetreuung

Der Gedanke der Volksgemeinschaft war einer der Grundpfeiler nationalsozialistischer Ideologie. Alles, was dieser Idee dienen konnte, wurde nach Kräften gefördert. Das galt für das überkommene Brauchtum, für die gemeinschaftsbildende Kraft der Volksmusik und des Volkstanzes ebenso wie zum Beispiel für die Tracht als volksverbindende und Gemeinschaft kennzeichnende Kleidung. Wie in der Vergangenheit die Dorfkirche als Gotteshaus die Menschen zusammengeführt hat, so sollte künftig das Gemeinschaftshaus der Partei jener bis ins kleinste Detail geplante Ort sein, wo sich Volksgemeinschaft idealtypisch verwirklichen würde.

Das Gemeinschaftshaus der Partei
Für jede Ortsgruppe ein Gemeinschaftshaus Politischer, kultureller und sportlicher Mittelpunkt Die Richtlinien Dr. Leys
In: Tiroler Landbote vom 11. Februar 1941, Seite 4

Anschließend an die achte Wiederkehr des Tages der Machtübernahme veröffentlicht der Reichsorganisationsleiter der NSDAP. Dr. [Robert] Ley erstmalig Grundsätzliches über das Gemeinschaftshaus der NSDAP., das nach dem Befehl des Führers in jeder Ortsgruppe errichtet werden wird. In diesen Richtlinien sagt Dr. Ley:

Nach dem Willen des Führers sind (durch Verfügung des Stellvertreter des Führers) der Reichsorganisationsleiter der NSDAP., der Reichsschatzmeister der Partei und der Generalbauinspektor mit der Durchführung und Errichtung der Gemeinschaftshäuser beauftragt, wobei dem Reichsorganisationsleiter der NSDAP. die Federführung übertragen wird.

Zum besseren Verständnis über Sinn und Zweck der Gemeinschaftshäuser lasse ich nun die Richtlinien für die Errichtung von Gemeinschaftshäusern der NSDAP. in den Ortsgruppen, die von mir mit Genehmigung des Stellvertreters des Führers und im Einvernehmen mit dem Reichsschatzmeister der Partei und dem Generalbauinspektor verfaßt wurden und nun an die Gauleiter hinausgehen, folgen:

Die Gemeinschaftshäuser der NSDAP. dienen der Betreuung der Volksgenossen auf allen Gebieten des täglichen Lebens sowie der Vertiefung des Gemeinschaftslebens in den Ortsgruppen. Im Gemeinschaftshaus müssen daher diesen Aufgaben entsprechende Räume untergebracht werden. Das sind:

1. Die Dienststellen der Partei, Gliederungen und angeschlossene Verbände;
2. der Feierraum mit entsprechenden Nebenräumen;
3. die kleine Gaststätte mit Küche;
4. die Gesundheitsstation;
5. ein Kindergarten;
6. eine Sportanlage.

Im Laufe der kommenden Jahre soll in jeder Ortsgruppe ein solches Gemeinschaftshaus errichtet werden. In den neuen Wohn- und Siedlungsgebieten wird dabei fast immer das gesamte Bauprogramm erfüllt werden müssen, während in den alten Wohn- und Siedlungsgebieten jeweils an Ort und Stelle der Umfang des Bauprogramms bestimmt werden muß.

Auf jeden Fall ist bei allen diesen Ueberlegungen davon auszugehen, daß die Errichtung des Gemeinschaftshauses der NSDAP. in der Ortsgruppe die Zusammengehörigkeit der Gemeinschaft pflegen und fördern soll.

Zweck der Gemeinschaftshäuser
a) Zusammenfassung aller Dienststellen der Partei, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände;
b) Abhaltung von Kundgebungen, Mitgliederversammlungen, Appellen, Führerbesprechungen;
c) Durchführung von Feierstunden;
d) Durchführung kultureller Veranstaltungen, z. B. künstlerischer Darbietungen (Kraft durch Freude) und wissenschaftlicher Vorträge;
e) Veranstaltung von Filmabenden;
f) Durchführung von jeder Art Kursen des Volksbildungswerkes;
g) geselliges Beisammensein bei Spiel, Musik usw.;
h) vorsorgende ärztliche Betreuung der Volksgenossen;
i) gesundheitliche Betreuung der werdenden Mütter;
k) Reihenuntersuchungen;
l) Kinderbetreuung;
m) Durchführung jeder Art von Leibesübungen.

Damit wird das Gemeinschaftshaus der volkskulturelle, sportliche und gesellschaftliche Mittelpunkt der Ortsgruppe. Jeder Volksgenosse findet hier die Betreuung und Erholung, die er sucht.

Der Bau selbst muß im Mittelpunkt des Wohn- und Siedlungsgebietes einen beherrschenden Platz einnehmen. Seine Gestaltung muß Ausdruck der nationalsozialistischen Weltanschauung und nationalsozialistischer Baukunst sein.

In jedem neuen Wohn- und Siedlungsgebiet muß für die Errichtung des Gemeinschaftshauses ein geeignetes Gelände vorgesehen werden. Der Generalbauinspektor Pg. Professor [Albert] Speer, der mit Genehmigung des Stellvertreters des Führers gemeinsam mit dem Reichsorganisationsleiter und dem Reichsschatzmeister mit der Errichtung der Gemeinschaftshäuser beauftragt wurde, kann sich bei der Standortwahl und bei der Gestaltung des Lageplanes entscheidend einschalten. Die Größe und der Umfang des Bauprogramms sind aus den Richtlinien zu entnehmen. Er ist an Ort und Stelle mit dem zuständigen Hoheitsträger durchzusprechen und ungefähr festzulegen. Entsprechend diesen Ueberlegungen und Festlegungen ist dann genügend Platz für das Gemeinschaftshaus vorzusehen. Mit den zuständigen Stellen des Staates werden entsprechende Erlässe für die Freihaltung dieser Plätze vorbereitet.

Im Gemeinschaftshaus muß sich grundsätzlich auch die Dienststelle des örtlichen HJ.-Führers befinden. Ob dort, wo noch kein HJ.-Heim errichtet ist, in Zukunft auch dieses Haus am Platz des Gemeinschaftshauses errichtet werden soll, wird jeweils von den örtlichen Gegebenheiten sowie von der Möglichkeit der Unterbringung der für das Gemeinschaftshaus notwendigen Anlagen abhängig sein. Es besteht jedenfalls keine grundsätzliche Forderung, das HJ.-Heim an das Gemeinschaftshaus anzulehnen.

Ehrenhof für die Gefallenen
Die Ehrung der Gefallenen der Bewegung und der Gefallenen dieses Krieges, die im Kampf um die nationalsozialistische Revolution und den nationalsozialistischen Endsieg ihr Leben geopfert haben, ist Aufgabe der Partei. Es ist deshalb notwendig, einen würdigen Ehrenhof der Gefallenen bei der Anlage der Gemeinschaftshäuser vorzusehen. In den Gebäuden soll jedoch ein Ehrenhof nicht eingebaut werden.

Die baukünstlerische Gestaltung sämtlicher Gemeinschaftshäuser der Partei wird von dem Generalbauinspektor Pg. Prof. Speer vorgenommen. Die Finanzierung und Ausführung sowie spätere Verwaltung und Erhaltung der Gebäude erfolgt durch den Reichsschatzmeister als Bauherrn.

Die Dienststellen der Kreisleitungen werden in besonderen Häusern zusammengefaßt werden. Ueber Art und Umfang sowie Planung werden zu gegebener Zeit ebenfalls entsprechende Richtlinien durch den Reichsschatzmeister im Einvernehmen mit dem Reichsorganisationsleiter der NSDAP. und dem Generalbauinspektor Pg. Prof. Speer herausgegeben werden.

Es folgen alsdann weitere Richtlinien über den Raumbedarf, über die Errichtung der Gemeinschaftshäuser in Landortsgruppen und in Stadtortsgruppen, über Sportanlagen, Einzelheiten der Gesundheitsstation, Kindergärten usw.

Die ersten drei Gemeinschaftshäuser sind in der Planung fertiggestellt, genehmigt und werden soweit es die Bedürfnisse des Krieges erlauben in Angriff genommen. Die Planung weiterer 300 Gemeinschaftshäuser seht kurz vor dem Abschluß und es ist zu hoffen, daß mit Kriegsende großzügig wie es der Führer befiehlt der Bau dieser Gemeinschaftshäuser durchgeführt werden kann.

17

Erinnerungen an Josef Eduard Ploner
Von Wilhelm Lackinger
In: Tiroler Tageszeitung vom 23. Juni 1960, Seite 5

Die überragende Künstlerschaft des Tiroler Komponisten Josef Eduard Ploner, den ein unerbittliches Geschick im Jahre 1955 aus diesem Leben rief, steht heute angesichts seiner Werke unbestritten vor der Oeffentlichkeit.

Es war im Jahre 1939, als ich mit Ploner bekannt wurde. Anlaß war die Veranstaltung eines Vortragsabends, an dem musikalische und dichterische Werke, außer von Ploner auch noch von Friedrich Zelle, Josefine Urich und mir, zur Vorführung gelangen sollten. Die Vorbereitungen hiezu brachten uns vier in engere Fühlung miteinander, und das Gefallen, das wir dabei aneinander fanden, hielt unsere weitere Verbindung aufrecht.

Ploner hatte sich durch seine eifrige, ja übereifrige Kunstarbeit einen hochgeachteten Namen gemacht, der jenseits der Tiroler Grenzen da und dort sogar wesentlich mehr Klang und Geltung besaß als im Lande selbst. Das wog um so mehr, als Ploner durch nichts in der Welt (außer durch Einsicht) zu bewegen gewesen wäre, seine künstlerischen Grundsätze unter Konzessionen irgendwelcher Art zu beugen. War [Friedrich] Zelle das initiative Element unseres Kreises, so gab ihnen sehr oft Ploner eine Tiefe, die von einem häufig scheinbar nichtssagenden Tagesgeschehen kultureller Art aus in gradem Weg zum Grundsätzlichen vordrang und damit zur Wurzel unerwarteter Einsichten wurde. Es ist klar, daß unserer Runde jede öffentliche Aufführung Plonerscher Werke, sei es die herrliche Bühnenmusik zu dem Wenterschen Stücke "Michael Gaismayr", seien es Kammermusikschöpfungen oder Kompositionen zu Minnesängerliedern u. v. a., ein Fest des Kunsterlebens war.

An Gesprächsstoff fehlte es nie. Denn Sepp, der Streitbare, war in Opposition gegen das Kulturdiktat geraten, das die damalige politische Machthaberschaft, unterstützt durch die Kriegsgeschehen, auszuüben begonnen hatte. In nicht minder großem Gegensatz stand er aber ebenso sowohl gegen die andere, hypermoderne und traditionsfeindliche Seite wie auch gegen die kritiklosen Stützen des Hergekommenen, dessen Lebensquell nicht die Verwurzelung im Echten, sondern die gedankenlose, bequeme Gewöhnung an das Bestehende und von früher Anerkannte war.

Angesichts des Gesagten könnte es scheinen, als sei Ploner Opponent aus Grundsatz gegen alles gewesen. Nichts verfehlter als diese Meinung! Zu solcher Einstellung war der Mann nicht nur zu intelligent und rechtlich, sondern überhaupt zu geistig. Wohl verneinte er im ersten Affekt häufig ein ihm Neues auf kulturellem oder künstlerischem Gebiet. Aber er versäumte es nicht, dieses Neue trotzdem sorgsam zu prüfen. Kam er darauf, daß er zu Unrecht verneint hatte, so nahm er sein erstes Votum in fairer Weise zurück.

Die bitteren Erfahrungen, die er in seiner begegnisreichen Laufbahn mit den Menschen machte, nährten in ihm eine latente Neigung zu satirischem Witz, der er in mündlicher Unterhaltung gern die Zügel schießen ließ nicht immer zum Vorteil der Einschätzung seines Gesprächs. Und doch wäre dieses aller Beachtung wert gewesen. Denn Ploner war nicht nur Künstler, nicht auch bloß ein gewiegter und guter Pädagoge, sondern er durfte für einen recht universalen Denker gelten, wenn auch sein geistiger Mittelpunkt in der Kunst im allgemeinen und der Musik im besonderen lag. Ich stieß bei ihm oft zu meiner Ueberraschung auf ungewöhnliches Verständnis für Denkleistungen anderer, wobei es häufig eine auseinandersetzende Kritik gab oder ein Streben nach Aufklärung zutage trat, das beides durch seine Art allein schon die Tragweite des gedanklichen Folgenkönnens verriet.

Ploner begann sein eigenes Werk an zwei Angelpunkten seiner materiellen Existenz als Lehrer, nämlich bei der Kirchenmusik, insbesondere der Orgelmusik, und der Vokalmusik, zumal der Chormusik. Beides brachte dem theoretisch gründlich durchgebildeten Künstler die beherrschende Rolle der "Stimme", der musikalischen Linie, ihrer individuellen Selbständigkeit und organischen Bedeutung im Gefüge des ganzen auch praktisch scharf zum Bewußtsein. Das führte ihn zum Studium insbesondere der alten Polyphonie und ihrer Entwicklung bis zu dem Höhepunkt, der Joh[ann] Seb[astian] Bach heißt. Und "Studium" hieß für Ploner "praktische Anwendung". Er komponierte mit Vorliebe in "linear" gebauten Musikformen, und es ist ein Kennzeichen für den Plonerschen Genius, daß jenes vordringlich Mathematische, das die polyphone Kompositionsart bei den alten Meistern so leicht gewinnt, bei Ploner trotz tragender Bedeutung gewöhnlich unauffällig in den Hintergrund tritt: Aus der mathematischen Funktion im mechanischen wurde eine organische im biologischen Sinne.

Ploners kompositorisches Schaffen hatte seine Werte ebenso wohl im irrational Eingebungsmäßigen wie im intellektual Struktur- und Formmäßigen ein echtes Abbild seiner Geistigkeit. Die Echtheit ist in der Widerspruchslosigkeit beider genannten Komponenten gegeneinander besiegelt, und sie, diese Echtheit, war auch die unabdingbare Forderung, die Ploner an jedes Kunstwerk von wem immer stellte, gleichviel, ob es in der Linie seiner eigenen Kunst oder in irgendeiner anderen Richtung lag. War er dieser Echtheit sicher, so fand man ihn ungeachtet aller Widersprüche gegen seine eigene Art und Anschauung bereit, das Kunstwerk als solches anzuerkennen, mochte es ihm zusagen oder nicht (z. B. Hindemith). Diese Eigenart der Einstellung des Künstlers ist bestimmt auch vielen seiner Bekannten, ja seiner Verehrer nicht offenbar geworden, weil sie im Hinblick auf seine kämpferische Haltung allzu leicht zu übersehen ist.

Ploner war im Ersten Weltkrieg an der Front gewesen, dort, von einer Granate verschüttet worden und hatte eine schwere Schädigung in Stirnhöhlen, Nase und dem ganzen damit zusammenhängenden Organsystem davongetragen. Dies machte wiederholte Operationen erforderlich. Vermutlich hatte in diesem Geschehnis jenes Gehörleiden (Otosklerose) seine Wurzel, das ihn in schleichender Allmählichkeit seines seelisch wichtigsten Sinnes beraubte, so daß er schließlich nicht mehr imstande war, seinen Schullehrerberuf auszuüben. Später gesellte sich zur unentwegt zunehmenden Ertaubung eine Angina pectoris; sie drängte den an sich gesellig veranlagten, aber sich nunmehr seiner Ohnmacht im Verkehr schämenden Mann in eine selbst auferlegte Einsamkeit, deren träge Schwere er mit stoischer Haltung und erzwungener Heiterkeit trug. So ging er in verbissenem Schweigen seinem Ende zu wie ein nach tapferem Kampfe geschlagenes Heer seiner Heimat.

Am 23. Juni 1955 langte er in dieser an.

18

Im Zuge der Vorarbeiten zur geplanten Edition des Gauliederbuchs von Josef Eduard Ploner, trat Gauleiter Franz Hofer auch an die Südtiroler Kulturkommission heran, um Liedmaterial zu erhalten (vgl. Thomas Nußbaumer, Alfred Quellmalz und seine Südtiroler Feldforschungen (1940-42). Eine Studie zur musikalischen Volkskunde unter dem Nationalsozialismus (= Bibliotheca Musicologica, Band VI), Innsbruck etc. 2001, S. 219, Anm. 154).

Die Südtiroler Kulturkommission des SS-Ahnenerbes wurde gegründet, um im Zuge der geplanten Umsiedlung der Südtiroler Bevölkerung die "Aufnahme und Bearbeitung des gesamten dinglichen und geistigen Kulturgutes" zu bewerkstelligen, wie es in der Anordnung von Reichsführer-SS Heinrich Himmler lautete (Zitat bei Nußbaumer, S. 85). Die Umsiedlung war nach dem Abkommen Hitler-Mussolini, die Brennergrenze als endgültig anzuerkennen, notwendig geworden (Details bei Nußbaumer, S. 59 ff.). Die Südtiroler Kulturkommission unterstand direkt dem Reichsführer-SS Himmler. Zum Leiter wurde Wolfram Sievers bestellt. Der deutsche Musikwissenschaftler und Volksliedforscher Alfred Quellmalz erhielt die Aufgabe des Gruppenleiters für volksmusikalische Belange.

Quellmalz promovierte 1932 bei seinem Doktorvater Willibald Gurlitt. Gurlitt war ein begeisterter Anhänger Hitlers, seine Anschauung schlug sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit nieder, die teilweise auf die Erforschung des "Deutschtums in der Musik" abzielte (Nußbaumer, S. 23). Alfred Quellmalz" geistige Umgebung in seiner Studienzeit war weitgehend geprägt von der Ideologie des Nationalsozialismus. Zu der schon traditionell betont nationalistisch orientierten Volksliedforschung kam nun auch ihre planmäßige Instrumentalisierung für Zwecke der neuen Machthaber. Die meisten Forscher der damaligen Zeit haben sich diesen Selbstverständnis gefügt. Viele waren begeisterte dynamisch aktive Parteigänger, manche nur opportunistische Mitläufer.
Alfred Quellmalz war nach seiner Tätigkeit am Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg i. Br. 1935 nach Berlin als Leiter der Abteilung II (Volksmusik) des Staatlichen Instituts für Deutsche Musikforschung berufen worden (Nußbaumer, S. 24). Das Spektrum seiner Aufgaben reichte von der Erstellung von Liedmaterial für NS-Parteigliederungen bis hin zur fachlichen Beaufsichtigung der ostmärkischen Volksliedarchive. Im Zentrum seines Wirkens stand aber [ab 1940] die Südtirol-Expedition, in deren Umfeld auch die Indienstnahme der Volksmusik für ideologische Ziele, etwa als Mittel zur "Förderung des Deutschtums" oder zur "weltanschaulichen Erziehung" maßgeblich war (vgl. Nußbaumer, S. 15). Nach seinem Wechsel nach Berlin wurde Alfred Quellmalz 1937 Mitglied der NSDAP. Aufgrund vieler Belege kann man schließen, dass er diesen Schritt aus innerer Überzeugung vollzog und wirklich mit dem neuen Zeitalter berechtigte Hoffnungen insbesondere als Volksliedforscher verband. Quellmalz hatte sich wiederholt und überzeugend durch ideologisch konforme Statements ins Bild gesetzt: Im Volkslied spiegle sich "der künstlerische Schaffensdrang der völkischen Gemeinschaft am reinsten und unmittelbarsten", die Volksliedforschung sei für die "musikalische Stammes- und Rasseforschung unentbehrlich". Aus diesem Zusammenhang erwächst nach Quellmalz für die deutsche Volksmusikforschung, insbesondere für seine Abteilung Volksmusik und das Deutsche Volksliedarchiv, eine Verpflichtung im Hinblick auf die von der NSDAP und ihren Gliederungen kontrollierte Volksmusikpflege: Nur "in engster Zusammenarbeit" mit den NS-Kulturstellen, vorweg mit der Hitlerjugend und dem Bund deutscher Mädels, sollten sich die deutschen Volksliedarchive zu einem "verantwortlichen Mittelpunkt für alle volksmusikalischen Fragen" entfalten (Nußbaumer, S. 34). Die Sammel- und Archivierungstätigkeit war für Quellmalz nicht primär ein wissenschaftliches Anliegen, sondern die "Grundlage kulturell-praktischer Erziehungsarbeit" und "artgemäßer Kulturarbeit" (Nußbaumer, S. 35).

Um diese Ziele zu erreichen, wurde in München unter der Mitwirkung von Alfred Quellmalz im Zentralverlag der NSDAP 1939 Unser Liederbuch publiziert, mit dem Untertitel Lieder der Hitler-Jugend und "herausgegeben von der Reichsjugendführung". Wolfgang Stumme, Musikreferent der Reichsjugendführung, hatte den Liedteil "zusammengestellt und bearbeitet".
Es enthält Lieder der nationalsozialistischen Bewegung, aber auch zahlreiche Volkslieder (vgl. Nußbaumer, S. 37).



Alfred Quellmalz" Mitarbeit als Gruppenleiter (Volksmusik) der Südtiroler Kulturkommission fällt in die Jahre 1940-1942. Wegen seiner erfolgreichen Tätigkeit wird er auf Fürsprache seines unmittelbaren Vorgesetzten Wolfram Sievers am 4. August 1941 direkt vom Reichsführer-SS Heinrich Himmler zum "tätigen Mitglied" des Ahnenerbes ernannt (Nußbaumer, S. 189). Im April 1942 trat Alfred Quellmalz der Allgemeinen SS bei und wurde zum "SS-Untersturmführer" ernannt. Diese Ernennung erfolgte "als Anerkennung" für die Forschungstätigkeit in Südtirol (Nußbaumer, S. 190). Als SS-Untersturmführer ließ sich Quellmalz stolz porträtieren und hat sich in der Folge auch schriftlich wie mündlich Kollegen gegenüber erfreut über diese Beförderung geäußert.

"Die Karriere beim Ahnenerbe und die SS-Mitgliedschaft zogen noch weitere Vorteile und Ehrungen nach sich. Im Jänner 1943 wurde Quellmalz für wichtige volkspolitische Arbeiten im Rahmen der Kulturkommission [ ] bis auf weiteres uk.-gestellt . Er galt zu diesem Zeitpunkt immer noch zumindest offiziell als Mitglied der damals bereits weitgehend aufgelösten Südtiroler Kulturkommission. Daß die Südtiroler Forschungsexpedition tatsächlich als Kriegsdienstverpflichtung verstanden wurde, ist daraus zu ersehen, daß Quellmalz aufgrund der systematischen Bearbeitung des gesamten Vertragsgebietes [ ] trotz schwierigster Arbeitverhältnisse das Kriegsverdienstkreuz der Zweiten Klasse erhielt. Dem weiteren Aufstieg im Ahnenerbe, gipfelnd in der Beförderung zum Leiter der Forschungsstätte für indogermanisch-deutsche Musik im Jänner 1944, stand nichts mehr im Wege" (Nußbaumer, S. 190). Als Begründung für die neuerliche Beförderung wird angeführt Quellmalz" hervorragende, auch ideologisch funktionalisierbare Verdienste um die Volksmusikforschung in Südtirol (Nußbaumer, S. 294).

Mit 1. Jänner 1943 war Quellmalz in der Hierarchie des Ahnenerbes schon zum "teilnehmenden Mitglied" aufgestiegen. Er war somit "Angehöriger des Persönlichen Stabes Reichsführer-SS, Amt: Das Ahnenerbe"" für "wichtige volkspolitische Arbeiten" (Nußbaumer, S. 289). "Nach dem Krieg wollte auch Quellmalz nie etwas mit dem Ahnenerbe zu gehabt haben" (Nußbaumer, S. 14).


Dr. Thomas Nußbaumer hat als Kulturbeirat der Tiroler Landesregierung im Beirat Volkskultur im Mai 2009 den Vorschlag eingebracht, nach Alfred Quellmalz einen Tiroler Landespreis zu benennen, der insbesondere der Auszeichnung junger Volksmusikforscher gewidmet sein sollte. Dr. Sonja Ortner als weiteres Mitglied dieses Kulturbeirats hat zu diesem Ansinnen Bedenken geäußert, dass Quellmalz "während des Nationalsozialismus keine klar distanzierte Haltung" eingenommen hätte und sich deshalb dagegen ausgesprochen. Daraufhin hat Dr. Thomas Nußbaumer Frau Dr. Ortner die nachfolgende Mail geschickt, die auch mir zugekommen ist, weil ich in die Diskussion involviert wurde. Da dieser Sachverhalt einen damals öffentlichen Diskurs betrifft und zudem auch für die Interpretation von Ploners Engagement in der NS-Zeit von Bedeutung ist, wird die Mail hier wortgetreu und im Original wiedergegeben:



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Thomas NUSSBAUMER [mailto:Thomas.NUSSBAUMER@moz.ac.at]
Gesendet: Montag, 25. Mai 2009 16:57
An: Ortner Sonja
Betreff: Quellmalz und NS

Hallo Sonja!

Es ärgert mich sehr, wenn man Alfred Quellmalz undifferenziert ins
"braune Eck abschiebt, indem man davon abrät, einen offiziellen
"Alfred-Quellmalz-Preis zu stiften! Ich erinnere daran - und man kann
das in meiner Dissertation nachlesen -, dass Quellmalz weder mit
Holocaust, Kriegsverbrechen oder anderen Gräueltaten etwas zu tun hatte,
ja, dass er nicht einmal jemanden denunziert hat. Ich erinnere daran,
dass er sogar den "zum Abschuss freigegebenen Warschauer Kollegen
Julian von Pulikowski durch sein Gutachten zu schützen versuchte.
Ich erinnere daran, dass Richard Strauss Präsident der Reichmusikkammer
war, dem NS-System also wesentlich näher stand als Quellmalz; in München
gibt es heute zu Recht, sage ich, ein "Richard-Strauss-Konservatorium ,
denn er war ein großer Komponist. Ich erinnere daran, dass Wilhelm
Furtwängler und Herbert von Karajan regelmäßig vor dem Führer und vor
Nazibonzen aufspielten; sie waren große Dirigenten und insbesondere
Karajan wurde zu einem Aushängeschild des "Kulturlandes Österreich . In
Salzburg ist er nach wie vor allgegenwärtig, im Zentrum gibt es (vor der
Felsenreitschule) einen Herbert-von-Karajan-Platz - auch zu Recht, denn
er war ein Ausnahmedirigent, leistete viel für Salzburg und war kein
Naziverbrecher!
Ich erinnere an Carl Orff oder Hans Pfitzner die wesentlich stärker im
NS involviert waren als ein Quellmalz - und die heute mit Recht als
große Musiker geschätzt werden, auch wenn man offen über ihre Rolle
im NS redet. (Das tue ich übrigens in meinen Arbeiten über Quellmalz in
Bezug auf diesen ja auch.)
Denn all diese Persönlichkeiten sind "nicht nur Nazis gewesen, sondern
vollbrachten darüber hinaus bedeutende Leistungen. Und die Sammlung
Quellmalz ist nun einmal eine wichtige Leistung, auch wenn sie vom
SS-Ahnenerbe in Auftrag gegeben wurde. Sie ist unbedingt zu würdigen und
dazu muss man stehen! Und deshalb kann auch eine Landesregierung einen
Preis nach Quellmalz benennen.

Mit 16 fragte ich meinen Großvater naiv, weshalb er, wenn es schon
verboten war, sich gegen das Regime zu äußern, nicht ausgewandert ist.
Die Gegenfrage lautet: "Wohin hätten wir gehen sollen, und mit welchem
Geld? - All jene, die hier blieben und, so wie Quellmalz, Staatsbeamte

waren oder, wie die genannten Musiker, in der Öffentlichkeit wirkten,
kamen auf verschiedenste Weise mit dem NS in Berührung. Die Menschen
sind nicht schwarz oder weiß, sondern ihr Verhalten weist viele
Grauschattierungen auf. Oft ist nur der Kontext entscheidend.

Ich vermute Du weißt, dass Kurt Huber - 1943 hingerichtet als
Sympathisant der "Weißen Rose - kurze Zeit Quellmalz" unmittelbarer
Vorgesetzter in Berlin war.
Soll man, bei aller Hochachtung für Hubers Mut, Quellmalz wirklich
vorwerfen, dass er "sich nicht distanziert hat und kein Märtyrer
geworden ist?

Ich ersuche um einen differenzierteren Umgang mit der NS-Zeit und zu
unterscheiden, welche Nazis Verbrecher waren und welche mit dem Strom
mitschwammen, welche aus äußeren Zwängen mitlaufen mussten, sich
ideologisch irrten oder einfach verblendet waren!

Grüße,
Thomas

Thomas Nußbaumer (Ass.-Prof. Dr.)
Universität Mozarteum Salzburg
Abteilung für Musikwissenschaft
Abteilungsbereich Musikalische Volkskunde
Innrain 15
A-6020 Innsbruck
Tel. ++43-512-560319-6723 od. -3132
E-Mail:
thomas.nussbaumer@moz.ac.at

In diesem Zusammenhang erfolgt die Anregung, Josef Eduard Ploner zumindest in derselben Fairness zu begegnen wie Alfred Quellmalz. Ploner war kein Mitglied der SS, er war kein unmittelbarer Untergebener von Reichsführer-SS Heinrich Himmler und seines Adlaten Wolfram Sievers, der beim Nürnberger Ärzteprozess 1946/47 wegen seiner Verbrechen zum Tode verurteilt wurde, sondern einfaches Mitglied der NSDAP und als solches im kulturpolitischen Dienst der Partei engagiert tätig.

Diese Anregung ergeht insbesondere aus dem Grund, weil sich auch Herr Dr. Thomas Nußbaumer 2011/12 intensiv und wiederholt der Agitation gegen Josef Eduard Ploner angeschlossen hat.

19

"Josef Eduard Ploner In: Lebendiges Tirol. Beilage der Neuesten Zeitung vom 2. Oktober 1937
[Kurzbiographie, ohne Autor]

Tirol hat von jeher als ein Land gegolten, das auf dem Gebiete der Kunst, sei es Malerei, Bildhauerei oder Musik, schöpferisch begabte Menschen hervorbrachte, die im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl weit den Durchschnitt anderer Länder übertrafen. Es ist ein eigenartiges und eigenwilliges Volk, unsere Tiroler Künstler.

Von den heute lebenden Tiroler Tonschöpfern ist einer der eigenartigsten und eigenwilligsten, auch einer der besinnlichsten Josef Eduard Ploner. Er wurde geboren am 4. Februar 1894 zu Sterzing in Südtirol als achtes Kind eines Gerichtskanzlisten. Um sich möglichst bald sein Brot zu verdienen und die zahlreiche Familie zu entlasten, wandte er sich dem Lehrberuf zu, wohl auch in dem Empfinden, daß er dafür eine besondere Eignung mitbringe. Er besuchte die Innsbrucker Lehrerbildungsanstalt und war dann in mehreren Gemeinden Südtirols als Lehrer tätig. Im Krieg wurde er mehrmals schwer verwundet; besonders schwer traf es ihn, daß er sich auch noch ein Ohrenleiden zuzog.

Seine musikalische Veranlagung verdankt er seiner Mutter. Ein Erlebnis stillster und geheimnisvollster Art bringt ihn zur Erkenntnis, daß die Musik ihm Lebensbedürfnis wurde. An der Innsbrucker Lehrerbildungsanstalt wirkte damals Musiklehrer [Josef] Schwammel, der sich der musikalisch begabten Lehramtszöglinge in besonderer Weise annahm. Ihm verdankt Ploner nicht nur die Kenntnisse des Handwerklichen, sondern auch tieferes Einfühlen in das Wesen der Kunst. Später war es Musikdirektor [Emil] Schennich, bei dem Ploner seine musikalischen Kenntnisse, besonders in den theoretischen Fächern, erweiterte. Sein Studium setzte er in Wien bei Dr. Ludwig Kaiser und in Augsburg bei Albert Greiner fort. Seine musikalische Begabung wirkte er dann praktisch als Landorganist und Chorleiter aus. In Innsbruck, wo er dann endlich eine Anstellung als Lehrer erhielt, wirkte er als Chormeister verschiedener Gesangvereine, als Organist, Klavierbegleiter, war auch einige Zeit Gesanglehrer im Innsbrucker Musikverein, in dem er die Gesangmethode Greiner (Augsburg) einführte. Er gründete den Innsbrucker Kammerchor, den Evangelischen Kirchenchor und ein Männerquartett. Daß ihm dies alles trotz seiner Schwerhörigkeit möglich ist, verdankt er seiner ungewöhnlichen Tatkraft und seinem eisernen Willen, sein Leiden zu überwinden.

Hat sich Ploner als ausübender Musiker schon als ganzer Charakter erweisen, mehr noch erkennt man dies aus seinem Schöpfertum. Vor allem ist es seine Liebe zur Heimat, besonders zu seiner Südtiroler Heimat, und zu seinem Volk, die aus allen seinen Taten und Werken spricht. Aus dieser Liebe heraus strömen seine Gedanken und verdichten sich zu musikalischen Werken.

Ploner ist es eine heilige Aufgabe, seiner Heimat und seinem Volk als schöpferischer Mensch zu dienen. Dies ist auch die Quelle, aus der seine Schöpferkraft immer wieder neue Nahrung erhält. So ist es vor allem das Volkslied, auf das sich seine Kunst stützt. Seine Erfindung ist grundsätzlich volksliedmäßig getragen. Auch seine vielen Volksliederbearbeitungen sind aus diesem Gedanken entstanden. Das Linienhafte des Volksliedes, das sich an keine Farbe, an keine Fläche bindet, hat auch dazu beigetragen. In diesem Zusammenhange steht auch seine große Vorliebe für alte Formen, die er in glücklicher Weise, namentlich in seinen Orgelwerken, aber auch in seinen Klavier- und Kammermusikwerken, mit neuem Leben zu erfüllen versteht.

In ihm findet man eine eigenartige Verschmelzung von Kunst und Charakter: Ehrlichkeit, bis zur Selbstaufopferung gegenüber sich selbst und seiner Kunst; Treue, Gewissenhaftigkeit in menschlichen und künstlerischen Belangen, zu keinem Zugeständnis bereit. Diese bei Ploner in besonderem Maße in Erscheinung tretenden Anlagen sind wohl zum Teil auch durch seine Heimat und seine dort verlebte Kindheit bedingt.

Ploners Schöpfungen sein Werkverzeichnis enthält [1937] über neunzig Nummern sind vor allem Vokalwerke: Lieder (über fünfzig), Männerchöre, gemischte Chöre, Kantaten; auch eine beachtenswerte Reihe von Kammermusikwerken verschiedenster Art, Klavierstücke, in letzter Zeit auch Orchesterwerke, sind darunter. Bekannt sind besonders seine großzügigen Orgelwerke.

Seinen ersten größeren Erfolg errang er durch einen im Jahr 1924 vom Wiener Lehrer-a-cap[p]ella-Chor aufgeführten Männerchor. Auch das 1923 geschriebene "Weihnachtsspiel" nach altdeutschen Liedern hatte starken Erfolg. In Norddeutschland wurde er namentlich durch seine Orgelwerke bekannt.

Ploners herbe, besinnliche Musik eröffnet sich dem Zuhörer nicht gleich, zumal er auf jeden sogenannten "Effekt" verzichtet, ihm, wie es scheint, sogar absichtlich aus dem Wege geht. Wer sich aber mit seiner Eigenart vertraut macht, dem gibt seine Musik glückliche Stunden und bietet ihm viel innerliches, von Herzen kommendes und zu Herzen gehendes Erleben.


_____________________________________________________________________________
Sendung bei der RAVAG (Radio Verkehrs-AG)
mit ausschließlich Kompositionen von Josef Eduard Ploner am 21. 1. 1938

Eigensendung Josef Eduard Ploner in Radio-Wien
am Freitag, den 21. Jänner 1938
In: Tiroler Anzeiger vom 25. 1. 1938
Signiert "th"

Sich einen heimischen Tonsetzer nennen zu dürfen, ist nicht das Vorrecht eines jeden, der in Innsbruck musikalisch schaffend tätig ist. Zu heimischer Kunst gehört mehr als Können und Erfindung, gehört vor allem Verbundenheit mit dem Heimatboden, mit tirolischer Art, mit tirolischem Ausdrucksvermögen. Und gerade dieses meidet modische Wege, weil es noch viel von der Heimat und in der Sprache der Heimat zu sagen hat. Und die Tonsprache Tirols ist und bleibt festgegründet in der klaren Schlichtheit kerniger Diatonik, in jenem Ton des Volkes, der das Volkslied schuf, welches befruchtend auf Kirchen- und Tanzlied wirkte und auch dem instrumentalen Ausdruck immer wieder gesunde Prägung verleiht. Dieser Born ist noch lange nicht ausgeschöpft und wird ernsten Tondichtern genügend Anlaß zu eigenem Schaffen geben, aber auch den Weg weisen in das Land einer Musik, die nicht nur Ohren-, sondern auch Herzensangelegenheit ist.

Wir glauben damit Josef Eduard Ploners Eigenart von einer Seite aus hinreichend beleuchtet zu haben. Gerade der gesunde Sinn edlen tondichterischen Herkommens man fühlt aus seinen Werken, welche Meister er verehrt und vor allem das hohe Verantwortungsbewußtsein, das weder Musikstücke aus dem Aermel schüttelt noch deren Gestaltung ausklügelt, sondern den ewigen Gesetzen der Kunst folgend, tiefstes Ahnen um Gott, Liebe und Heimat in die gewählten Töne reifer Eingebung kleidet, rückt ihn in die Reihe der ernsten und ernst zu nehmenden Tonsetzer unserer Heimat. Und er dankt der Heimat für jene Kräfte, die sie ihm verliehen, indem er sie verherrlicht. Da klingen in seinen Klaviersätzen die Weisen Oswalds von Wolkenstein, Reigen und Tänze aus Zeiten, deren Volksmusik Juwelen waren. Da rauscht in seinen naturverbundenen Liedern der Sturm des Hochgebirges, der kräftige, knorrige Ausdruck von Tirols herber, packender Art. Und Ploner schlägt kühn die Brücke vom Sturm in der Natur zum stürmenden, kämpfenden Herzen, das im Banne einer wohlbegründeten Weltanschauung Halt und Frieden findet.

Man konnte es daher sehr zweckmäßig finden, daß die Ravag [Radio Verkehrs-AG] gerade Ploner als erstem eine eigene Sendestunde widmet, in der Herta Reiß Klavierstücke und Rudolf Steiner (Baß) Lieder des Meisters nach J[osef] G[eorg] Oberkofler, Franz Kranewitter und Adolf Pichler zum Vortrag brachte. Zum Können Ploners ist nachzutragen, daß besonders die Klavierbegleitung der Lieder vorbildlich gearbeitet ist und etwa gerade der schlichte Klaviersatz im "Reigen nach einer Liedweise Oswalds von Wolkenstein" bedingungslose Ablehnung von volks- und heimatfremder Satzweise ausspricht.

Einen so überzeugungstreuen, namhaften Eintreten für gesunde Art hat Tirol dankbar zu sein.


Die Phraseologie dieser Zeilen stammt noch aus der Zeit des Austrofaschismus und ist nahezu identisch mit Gedanken und Ausdrücken der in wenigen Wochen folgenden NS-Herrschaft.


_____________________________________________________________________________
Bericht zu einer Wiener Radiosendung am 22. April 1936, 17 Uhr
in Radio-Wien, 1936, Heft 30, S. 4
Josef Eduard Ploner
Von Dr. Hans Pless
[mit Fotoporträt]

[...] Sein Schaffen, das bis jetzt gegen 90 Werke umfaßt, spiegelt in seltener Reine den Menschen Ploner wieder. Als Brennpunkt seines Wesens erscheint mir die glühende Liebe zu seiner Heimat und seinem Volk. Aus ihr fließt auch seine hohe Auffassung von der Musik als einer nicht bloß persönlichen, sondern heiligen Sache und sein Wille, als Schaffender dem Menschentum und vor allem seinem Volk und dessen Musik zu dienen. Diese Liebe macht auch den Konservativismus verständlich, mit dem Ploner an den alten Formen und Formelementen der Musik ebenso hartnäckig festhält wie der Tiroler Bauer an den überkommenen Sitten und Gebräuchen. Damit stimmt auch überein, wenn er sich in der Nachkriegszeit der das ältere deutsche Volkslied zu neuem Leben erweckenden Jugendbewegung begeistert in die Arme wirft. Der Einfluß des Volksliedes, das Erleben Joh[ann] Seb[astian] Bachs und nicht zuletzt die eigene Selbstzucht haben wohl Ploners Kompositionsstil formen geholfen, der mehr auf Linie als auf Farbe geht [...].