Josef Eduard Ploner
Tiroler Landesarchiv Innsbruck (TLA)
Personalakt Josef Eduard Ploner,
Position LSR [Landesschulrat] 1086 Ploner Josef
1933, 24. Mai: Diensteid.
1939, 14. April: Fragebogen zur Personalkarte (siehe unten). Aus dem Fragebogen wird insbesondere ersichtlich, dass Ploner "bis 1932 Mitglied der Großdeutsch[en] Partei"" und ab 17. Mai 1933 Mitglied der NSDAP war. Ab Mai 1937 war Ploner "beeideter Schulungsleiter der Fachschaft der Komponisten".
Ploner erklärt sich am 14. April 1939 als "gottgläubig früher r[ömisch-] k[atholisch]".
1939, nach dem 15. April: Personalkarte für Lehrer Josef Ploner.
1938, 18. März: Diensteid.
1939, 27. März: Schreiben des Landeskulturwalters an den Gauwalter für Erziehungswesen. Darin wird die Empfehlung vermittelt, dass außer dem "Parteianwärter Arthur Kanetscheider" auch noch andere Mitglieder des nationalsozialistischen Lehrerbundes wie Gisbert Nisters, Josef Eduard Ploner, Albert Riester, Rüdiger und Josef Hermann Spiehs für parteikonforme Veranstaltungen "gerne zur Verfügung" stehen.
1939, 5. Mai: Bestätigung Ploners als Alter Kämpfer durch den Gaupersonalamtsleiter für die Behörde des Landeshauptmannes. Mit dieser ideellen "Beförderung" kam auch Josef Eduard Ploner in den Genuss der bereits seit 1939 von Gauleiter Franz Hofer initiierten "Aktion für Alte Kämpfer" und der damit verbundenen Verbesserung der beruflichen Position dieser elitären Parteimitglieder.
1939, Mai: Entwurf für ein Schreiben von Gauleiter Hofer an das Ministerium für innere und kulturelle Angelegenheiten in Wien "betreffend Antrag auf Beförderung des alten Kämpfers Volksschullehrer Josef Ploner".
1939, 22. Mai: Vermerk des "persönlichen Referenten des Landeshauptmanns" zum Gesuch.
Der Entwurf "betreffend Antrag auf Beförderung [ ]" wird vom "Landeshauptmann" (Gauleiter) zur Überarbeitung retourniert.
1939, 19. Juli: Schreiben von Gauleiter Franz Hofer an den Minister für innere und kulturelle Angelegenheiten in Wien um Beförderung Josef Eduard Ploners zum Studienrat.
Im Rahmen der "Aktion für alte Kämpfer" suchte Gauleiter Hofer für Ploner eine soziale und finanzielle Besserstellung zu erwirken. Dabei war Ploners Ernennung zum "Studienrat (Besoldungsgruppe A 2 c 2) an der Staats-Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt in Innsbruck" geplant.
Ploner sollte auf die Stelle nachrücken, die durch die Entlassung von Dr. Walter Senn, "wegen seiner politischen Unzuverlässigkeit vom Dienste enthoben" (siehe oben Entwurf vom Mai 1939), verfügbar geworden war.
In der Realität aber war wegen Ploners Schwerhörigkeit nicht intendiert, ihn für die Lehrtätigkeit tatsächlich einzusetzen, sondern er sollte "weiterhin wie bisher unter Beurlaubung vom Lehrdienste in seiner gegenwärtigen Verwendung bei der Landesbuchhaltung belassen werden".
1939, 4. September: Antwortschreiben aus dem Ministerium für innere und kulturelle Angelegenheiten in Wien an den Landsschulrat in Innsbruck.
Die "Abteilung II des Ministeriums für innere und kulturelle Angelegenheiten" schickt den Antrag zurück mit der Anmerkung, dass "in diesem Falle der Dienstweg nicht eingehalten wurde". Außerdem wird festgestellt, dass "nach der Aktenlage eine [zeitliche] Zurücksetzung [der Parteimitgliedschaft] des Ploner wegen seiner nationalsozialistischen Gesinnung nicht gegeben erscheint", er also nicht als "Alter Kämpfer" angesehen werden kann und infolgedessen für diese "Beförderungsaktion" nicht in Betracht kommt.
1940, 26. November: Ansuchen Josef Eduard Ploners bei Gauleiter Hofer "um anderweitige Verwendung".
Nachdem das Gesuch Gauleiter Hofers in Wien um die Beförderung Ploners zum Studienrat über ein Jahr erfolglos geblieben war, wandte sich Ploner erneut an Gauleiter Hofer. In seinem Schreiben versuchte er, den Gauleiter zu überzeugen, ihn für eine andere Dienstverwendung vorzusehen, die mehr seinen Fähigkeiten und damit der Allgemeinheit mehr zugute kommen könne. Ploner hatte sich zwischenzeitlich als Komponist einen Namen geschaffen, der vor allem auch durch die Aufführung der Schauspielmusik zu Michel Gaismair von Josef Wenter im Theater zu Innsbruck frisch in Erinnerung war.
Gauleiter Hofer wandte sich nur vier Tage später in einem Brief an den Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung in Berlin, um sich über den Fortgang des Beförderungsverfahrens zu informieren:
1940, 30. November: Der Reichsstatthalter in Tirol und Vorarlberg Franz Hofer an den Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung in Berlin, Bernhard Rust.
1940, 3. Dezember: Aktennotiz von Regierungspräsident Dr. Koch in Innsbruck über Josef Eduard Ploner.
Dr. Koch unterstützt Ploners Wunsch nach Versetzung. Er schlägt vor, ihn in der "Abteilung II der Reichsstatthalterei (Erziehung, Volksbildung, Kultur- und Gemeinschaftspflege)" oder bei dem "Gauarchiv" (Volksliedarchiv) zu verwenden. Er begründet dies, dass Ploner "sicher in der Lage [sei], auf dem Gebiete der Kultur- und Gemeinschaftspflege oder auch im allgemeinen Schulwesen mehr zu leisten, als in der rein schematischen Rechnungstätigkeit bei der Regierungsoberkasse".
In einer weiteren Aktennotiz vom 17. Dezember 1940 (siehe unten) hält Dr. Koch eine eventuelle neue Tätigkeit auch im Rahmen des "Standschützenmusikwesens" für nützlich, etwa in der Repertoiregestaltung der "Standschützenkapellen".
1940, 17. Dezember: Aktennotiz von Regierungspräsident Dr. Koch in Innsbruck über Josef Eduard Ploner.
Idee zu Ploners Verwendung im "Standschützenmusikwesen".
1941, 26. März: Mitteilung von Dr. Schuler im Auftrag von Gauleiter Hofer an Ploner, dass er ab 1. April 1941 beruflich der "Abteilung II" der Reichsstatthalterei zugeteilt ist.
1941, 31. Mai: Empfangsbestätigung Ploners für die Urkunde zu seiner "Ernennung zum Oberschullehrer auf Lebenszeit".
1941, 9. Juni: Aktennotiz von Dr. Tittel in der "Abteilung II".
Darin wird Ploners neue Dienstverwendung festgelegt: "Ploner wird auf eine Planstelle der Lehrerbildungsanstalt Innsbruck ernannt, gleichzeitig aber von der Ausübung des Lehrerdienstes beurlaubt und zur Dienstleistung bei der Abteilung II einberufen."
Dort hatte Ploner "Fragen des Musikunterrichtes an den Schulen, der Musikschulen und der allgemeinen Musikpflege [zu] bearbeiten".
1941, 25. Juni: Ploners "Ernennung zum Oberschullehrer und Dienstzuweisung" Konzept.
Texte für folgende Schriftstücke:
1. Ernennungsurkunde des Reichsstatthalters Franz Hofer.
2. Brief an Ploner mit Informationen zur Ernennung.
3.-5. Verständigung des Direktors der Lehrerbildungsanstalt, der Regierungsoberkasse und der "Abteilung I b".
1941, 19. Dezember: Schreiben des Direktors der LBA Dr. Baldauf an den Reichsstatthalter Franz Hofer.
Dr. Baldauf unterbreitet Gauleiter Hofer den Vorschlag, Ploner auf eine "Planstelle der Gruppe A 4 b 2" in der "Abteilung II" zu übernehmen, wo er tatsächlich tätig ist. Er selbst strebt eine Erweiterung des Lehrkörpers an, mit Fachkräften, die an der Schule insbesondere im Bereich der "musischen Erziehung" eingesetzt werden: "Da aber Herr Ploner als Musiklehrer an der Lehrerbildungsanstalt [wegen seines Gehörleidens] nie in Betracht kommen wird [...] werde ich unter anderem den Volksschullehrer Artur Kanetscheider zur Ernennung zum Oberschullehrer bez[iehungs]w[eise] Studienrat vorschlagen und seine Anweisung auf eine Planstelle beantragen."
1946, 30. Oktober: "Politischer Leumund" der Bundespolizeidirektion Innsbruck.
1946, 17. Dezember: Vorladung Ploners zur Rechtfertigung wegen "Übergenuß von Dienstbezügen".
1947, 17. Januar: "Vernehmungsniederschrift" zur Rechtfertigung wegen "Übergenuß von Dienstbezügen".
1947, 18. Januar: Der Landesschulrat für Tirol übermittelt dem Liquidator der Einrichtungen des Deutschen Reiches in der Republik Österreich den Personalakt Ploner.
Die Intention war, festzustellen, ob bei Ploner Verstöße gegen " 14 bzw. 20 Verbotsgesetz" vorliegen.
1947, 10. September: Der Landesschulrat für Tirol fragt bei der Registrierungsbehörde des Stadtmagistrats Innsbruck an betreffend die Einstufung Ploners nach " 17 Verbotsgesetz".
1947, 25. September: Die Registrierungsbehörde des Stadtmagistrats Innsbruck bescheinigt Ploners Zugehörigkeit zum "Personenkreis der Minderbelasteten" für den Landesschulrat für Tirol.
1947, 8. Oktober: Amtsärztliches Zeugnis des Gesundheitsamtes im Stadtmagistrat Innsbruck für Ploner.
1954, 10. März: Schreiben des Bundesministeriums für Unterricht an den Landesschulrat fürTirol um eine Stellungnahme zur Verleihung des Professorentitels.
1954, 1. April: Stellungnahme des Landesschulrats fürTirol für das Bundesministerium für Unterricht betreffend die Verleihung des Professorentitels.