Anmerkung

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Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 27. September 1941, S. 6
Unsigniert

40 Jahre deutscher Männergesangverein Innsbruck
Toni Fischer siebzig Jahre alt

Im Leben der Völker, in ihrer kulturellen Entfaltung, die mächtige Epochen umfaßt, sind 40 Jahre ein kurzer Zeitraum, für den einzelnen bilden vier Jahrzehnte die Brücke von hoffnungsfroher Jugend zu resignierendem Alter. Was aber hat sich alles gerade in diesen letzten 40 Jahren verändert! Wir durften weltgeschichtliches Geschehen erleben und wir sahen auch im kleinen manchen erst bescheidenen Keim zum kräftigen Baum sich gestalten.

Darum wollen wir uns heute einmal in Innsbruck umsehen, wie er im Jahre 1901 aussah und uns flüchtig einige Köpfe jener Zeit in Erinnerung rufen. Die Jugend hat das Recht, fürs Leben Pläne zu schmieden es kommt meist anders , das Alter kann nur auf frohe und leidvolle Tage zurückblicken.

Wenn man vor vierzig Jahren durch die Straßen unseres Städtchens wanderte, trat gerade zufällig aus dem Zambrahaus jetzt Café "Hiebl" die gedrungene Gestalt Direktor Pembaurs, des Führers des Musiklebens Innsbrucks, uns entgegen. Ein breites Gesicht und ein eindruckvoller Kopf, umrahmt von wallenden Locken, an einer Seite sein schmächtiger Sohn, der jetzt in allen Landen Europas bekannte Pianist Professor Josef Pembaur. Heftig sprechend und lebhaft gestikulierend begegnen wir dem Maler Albert Plattner; am Marmortisch im Café "Katzung" zeichnet mit vollendeter Künstlerschaft Christian Plattner, der Schöpfer der Tirolergruppe an der Ottoburg, einen prächtigen Kopf. Weiter um die Ecke treffen wir den blassen Lyriker Anton Renk mit seinen Kinderaugen und dunklem Bart. Dort taucht der Dramatiker Franz Kranewitter auf, mit zürnendem Blick und zerzaustem Kopfhaar. Arthur von Wallpach weilt noch unter uns, und wenn sich auch schon weiße Haare in seinen Bart schlichen, er blieb doch der junge.

Das waren so einige der markantesten Gestalten jener Zeit, eigenwillige Köpfe und Charaktere, von denen jeder für sich seinen Weg suchte. Doch allen, denen wir begegneten, war eines gemeinsam: Die Liebe zu ihrem Volk und ihr Ruf ins Volk, deutsch zu fühlen, deutsch zu handeln, für die Zukunft eines großen deutschen Vaterlandes zu wirken. Was schleuderten die Dichter dieser Zeit den internationalen Mächten zürnende, beißende Feuerbrände ins Gesicht! Was war verständlicher, als daß dieses Freiheitsfunken in der begeisterungsfähigen Jugend weiter Feuer fingen und tiefes Verständnis fanden!

In dieser gesamten geistigen Führung fehlte in Innsbruck ein Gesangverein, der sich offen zu diesen Hochzielen völkischer Gesinnung bekannte. Ganz unbemerkt von der Oeffentlichkeit sammelten sich Männer und schritten zur Schaffung des fehlenden Werkes, und genau vor vierzig Jahren, am 30. September 1901, fand die erste Sitzung des vorbereitenden Ausschusses zur Gründung des Deutschen Männergesangvereins Innsbruck statt.

Am 6. Dezember 1901 fand im großen Stadtsaal das erste Konzert statt; hierüber war in diesem Blatte zu lesen: Getragen von den Sympathien weiter Kreise, die sich in dem starken Besuch des Eröffnungsabends in beredter Weise äußerten, hat der Deutsche Männergesangverein auch durch seine Leistung gezeigt, daß er nicht damit zufrieden sein will, auf Grund des die ausübenden Sänger und teilnehmenden Mitglieder gemeinsam umschlingenden Bandes lebhaften Deutschbewußtseins sein Dasein als Geselligkeitsverein zu führen, sondern daß er höchsten künstlerischen Zielen zustrebt.

In den folgenden Jahren reiften weiter die künstlerischen Erfolge des DMI. [Deutschen Männergesangvereins Innsbruck] und in seinen Konzerten finden sich klingende Namen von Gästen, vor allem "unser" Komponist, Meister [Josef] Reiter, dann Martha Fuchs, Merz-Tunner, Kammersänger Fritz Feinhals, Richard Mayr und andere. Bei völkischen Veranstaltungen trat der Deutsche Männergesangverein stets gerne aufs Podium. In den vier Jahrzehnten führten den Verein seine Fahrten durch die Städtchen unserer engeren Heimat, aber auch hinaus ins Reich nach München, Augsburg, Lindau, Nürnberg, und man sah ihn bei den Sängerfesten in Wien und Breslau.

Manch leidvolle Stunden lagen auch über dem Verein, wenn sich wieder über den Grabhügel eines lieben Sangesbruders die Fahne senkte und das Lied erklang: Stumm schläft der Sänger Das letztemal galt dieses Lied dem Schöpfer echter Tirolerweisen, dem unvergesslichen Professor Dr. [Josef] Pöll.

Jetzt, Toni Fischer, kommst du dran! Du begehst dieser Tage den siebzigsten Geburtstag. Da mußt du erinnert werden, mit welcher Ausdauer du deine Sänger im Probezimmer des alten Stadtturmes geplagt hast, wie du deren Stimmen wiederholt als kreischendes Glaspapier bezeichnetest, wie du den bestgemeinten Stimmansatz mit einem Knödelwürgen verglichst, wie du in deiner musikalischen Brust aufs tiefste empört uns Grobheiten an den Kopf warfst, wenn es gar nicht klappen wollte. Du hattest in deine Arbeit stets deine ganze musikalische Seele hineingelegt und mit Dank und Stolz sahen die Sänger zu dir auf. Innige Wünsche deiner Sänger des Deutschen Männergesangvereins Innsbruck begleiten dich an deinem siebzigsten Geburtstag! Andere Männer arbeiten heute pflichtbewußt an deinem Platz und geben sich redlich Mühe, dein Erbe zu erwerben, um es zu besitzen.

Ist der Kampf gegen unsere Feinde siegreich beendet, werden sich auch wieder die gelichteten Reihen unserer Sängerschar dichter schließen und dann möge noch weitere Jahrzehnte der von Professor Dr. Karl Senn in so mannhaft kraftvoller Weise vertonte Wahlspruch des Vereines erklingen:

Brausend soll auf Liedesschwingen
Bis zum höchsten Firnenrand
Unser Sängerschwur erklingen:
Heil dir, deutsches Vaterland!

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Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 16. Juli 1938, S. 17
Unsigniert

Stolz und Freude beschwingen deutschen Sang
Stiftungsfest der Innsbrucker Liedertafel

Letzter Tage beging die Innsbrucker Liedertafel in ihrem Vereinsheim in der Bürgerstraße die Feier ihres 84jährigen Bestehens. Wie der kommissarische Leiter, Vereinsmitglied P[artei]g[enosse] Akademischer Maler und Graphiker Max Moser, ausführte, sind die alte Ueberlieferung der Liedertafel und die Pflege des deutschen Liedes in der endlich erreichten Freiheit zu Richtpunkten für die Zukunft geworden. Sich nun gemeinsam zu wissen mit Tausenden und Abertausenden von Sangesbrüdern des Altreiches, erfüllt uns mit Stolz und Freude und beschwingt auch das Können.

Viele waren gekommen, das Wiegenfest mitzumachen, Ehrenmitglieder (darunter die zwei Ehrenmitglieder Kiene und Metzler) Sänger, Frauen und Mädchen; SS-Hauptsturmführer Pg. Architekt Robert Hartwig bekundete neuerlich seine Verbundenheit als Sänger und Freund. Des Führers Büste (von Virgil Rainer), umgeben von den Sonnenradzeichen der Bewegung, sah das Zeichen der Parteizugehörigkeit ganze Reihen hindurch und die Uniformen der Formationen bekundeten auch deutlich die Wehrhaftigkeit manches Sängers.

Altgewohnt wurden auch die Ehrungen der Vereinsmitglieder beim Stiftungsfest vorgenommen. Direktor Wilhelm Schuster, langjähriger wohlverdienter zweiter Vorstand, erhielt den goldenen Ehrenring für 25jährige Mitgliedschaft. Pg. Albert Kranewitter wurde mit der Sängernadel für zehnjährige ausgezeichnet und die Herren Hermann Strele, Mycinsky, Duftner und Rauthe wurden für guten Probenbesuch belohnt.

Im Verlaufe der Vortragsordnung sang Vereinsmitglied Hermann Strele die Ansprache König Heinrichs aus "Lohengrin" und das Lied an den Abendstern aus "Tannhäuser" von Richard Wagner und später noch die Lieder "Horch auf du träumender Tannenforst" von [Max von] Weinzierl und "Sonst nichts" von [Franz von] Suppé. Das Lied "Deutschland, du mein Vaterland" von H[ans] Heinrichs ist schon lange zum Lieblingsscharlied aller Gesangsvereine geworden und Pg. Max Mosers "Sänger", worin er das Ende des Dichters der Heide, Hermann Löns, verherrlicht, ist ein Kleinod seiner Gefühlsmalerei.

Pg. Johann Duftner danke den vielen Mitgliedern der Innsbrucker Liedertafel, die in der illegalen Zeit ihren Mann stellten. Ehrenmitglied Altvorstand Ing. Alexander Hillisch, vor zwei Jahren nach Mödling verzogen, weilte wieder bei seinen Sangesbrüdern und wurde vom Ehrenmitglied Oberinspektor Robert Engelbrecht, dem ehemaligen Festleiter, launig begrüßt.

Lustige Vorträge des Vereinsmitgliedes Viktor Rauthe und eines Teiles des Handharmonikaorchesters Rauth, stets gern gesehene Gäste der Liedertafel, unter denen sich namentlich Herr Stolz in Einzelvorträgen bewährte, beschlossen den gediegenen Abend.

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Bericht in den Innsbrucker Nachrichten vom 15. November 1938, S. 8
Unsigniert

Ein Jahr Innsbrucker Liedertafel

Dieser Tage wurde unter dem Vorsitze des kommissarischen Vereinsleiters, Max Moser, die gutbesuchte Jahreshauptversammlung im Vereinsheim abgehalten.

Die Berichte des Schriftführers, des Schatzmeisters und des Hausverwalters über das abgelaufene Vereinsjahr wurden zur Kenntnis genommen, den Berichterstattern der Dank des Vereines ausgesprochen und dem Schatzmeister sowie dem Hausverwalter über Antrag der Rechnungsprüfer die Entlastung erteilt.

Eine Erklärung des bisherigen ersten Vorstandes, Gendarmeriegeneral Rudolf Walter, er könnte mit Rücksicht auf dienstliche Inanspruchnahme sein Amt nicht mehr ausüben, wurde mit Bedauern zur Kenntnis genommen. In Anerkennung seines langjährigen, verdienstvollen Wirkens als erster Vorstand wurde einstimmig der Beschluß gefaßt, ihn zum Ehrenmitgliede zu ernennen. Der bisherige zweite Vorstand, Finanzoberrevident Hermann Strele, überreichte General Walter die vom Vereinsmitgliede, akad. Maler Hans Zötsch kunstvoll ausgeführte Ehrenurkunde und sprach ihm namens der Vereinsleitung und der Sängerschaft den Dank aus. Nach herzlicher Erwiderung und der Zusicherung unwandelbarer Treue durch General Walter wurde der Wahlspruch der Innsbrucker Liedertafel gesungen und auf den Führer Adolf Hitler ein dreimaliges "Sieg Heil" ausgebracht.


Bei der Neuwahl der Vereinsführung wurde fast einstimmig der bisherige kommissarische Leiter der Innsbrucker Liedertafel, Pg. akad. Maler Max Moser, zum Vereinsführer und zu seinem Stellvertreter Kaufmann Adolf Hartmann gewählt. Der neugewählte Vereinsführer bestellte dann im Einvernehmen mit den Sängern zum Chormeister Pg. Musikdirektor Max Köhler, Chormeisterstellvertreter Musiklehrer W[enzel] Josef Meindl, Kassenwart Pg. Rechnungsrat Franz Böck, Schriftwart Genossenschaftssekretär i. R. Anton Rückl, Schriftwartstellvertreter Pg. Beamter Karl Leipert, Hausverwalter Pg. Buchhalter Anton Handler, Archivar Regierungsrat i. R. Julius Mayer, und in den Ausschuß für Veranstaltungen und Festlichkeiten die Herren: Pg. Reichsbahnoberinspektor i. R. Robert Engelbrecht, Pg. Juwelier Johann Duftner und Pg. akad. Maler Hans Zötsch.

Es wurde ferner beschlossen, die Mitgliedsbeiträge in der früheren Höhe zu belassen und die Geldüberschüsse auf neue Rechnung vorzutragen. Als ständiger Probentag wurde der Mittwoch jeder Woche festgesetzt.

Nachdem nun noch der abgetretenen Vereinsleitung und dem kleinen Chore der Innsbrucker Liedertafel, besonders dessen verdienstvollen Leiter Ferdinand Csayka der Dank ausgesprochen war, wurde die Hauptversammlung mit der Absingung der deutschen Hymnen beschlossen.